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Dezember - Ausseerland Pfarren

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Angelika Döller<br />

Schon als Kind kam ich vielfältig mit Musik in Berührung, habe ich<br />

doch eine Mutter, die Klavierlehrerin war. Sonntags, wenn sie entspannt<br />

war, liebte sie es sich ans Klavier zu setzen und zu singen.<br />

Mich holte sie dazu. Wir hatten beide keine begnadeten Stimmen,<br />

aber es machte uns Freude. Und weil ich mich mit der Zeit mittels<br />

Instrumenten musikalisch ausdrücken konnte (besonders das Cello<br />

hatte es mir angetan - man sagt, es käme der menschlichen Stimme<br />

am nächsten), rückte der Gesang in den Hintergrund.<br />

Erst als ich Josef kennenlernte – wir studierten zu dieser Zeit beide<br />

an der Musikhochschule in Wien – und er sich vom Musikstudenten<br />

zum Chorleiter entwickelte, sang ich wieder. Ich erinnere<br />

mich an sehr intensive und berührende Momente zusammen mit<br />

dem Wiener Neustädter Domchor. Auch mein Glaubensweg führte<br />

damals in ungeahnte Tiefen … Es war wunderbar, die geistliche<br />

Musik im Chor kennenzulernen und zu studieren und dann im Orchester<br />

mitzuspielen und so den Gottesdienst zu feiern. Und das<br />

alles zusammen mit meinem Ehemann! Die Welt war gut – und oft<br />

verbunden mit der Ewigkeit!<br />

Musik und Glaube, beide sind zum Anker in stürmischen Zeiten<br />

geworden. Bis zum heutigen Tag und sicher darüber hinaus bin<br />

ich dankbar für diese Gaben, die zum Fundament wurden für mein<br />

Leben und das Leben meiner Familie.<br />

Beruflich folgte ich den Fußstapfen meiner Mutter: Ich war und<br />

bin Musiklehrerin mit Leib und Seele.<br />

Josef Döller<br />

Singen und Musizieren gehörte in meiner frühen Kindheit zur<br />

wichtigsten Freizeitbeschäftigung: In unserer 10köpfigen Familie<br />

wurde Geige, Klavier, Orgel … gespielt. Das Singen in der Familie<br />

gehört zu den schönsten Kindheitserinnerungen. Der Gesang in der<br />

Kirche, die Lieder mit ihren kirchenjahrspezifischen Farben wurden<br />

für mich das wichtigste und emotional stärkste Musikerlebnis.<br />

Nichts war erhebender und weckte die weihnachtliche Vorfreude<br />

THEMA 3<br />

Lebensmittel Musik<br />

© Döller<br />

mehr als das dreimalige, jeweils einen Ton höher angestimmte<br />

„Sieh, der Herr kommt in Herrlichkeit“ in den Roraten …<br />

Der Gleichklang zwischen Leben und Kirchenjahr verstärkte sich<br />

in der Zeit im Sängerknaben-Internat des Benediktinerstiftes Altenburg.<br />

Singen und Orgelspiel wurden noch vor der Schule zum<br />

wichtigsten „Lebensinhalt“. Wenn ich z. B. in der Studierzeit noch<br />

lange Orgel übte, stellte unser Präfekt den leeren Stuhl auf meinen<br />

Tisch, um mitzuteilen: Lernen solltest du auch noch!<br />

Das instrumentale Musizieren weitete ich neben Klavier und Orgel<br />

auf die Oboe aus. Wichtig dabei war und ist mir der kommunikative<br />

Aspekt in der Musik. Nicht gleich zu Studienbeginn war mir<br />

klar, dass mir die Kirchenmusik eine Art Berufung sein würde. Die<br />

Entscheidung zwischen Naturwissenschaft und Musik fiel unvermeidlicher<br />

Weise auf letzteres.<br />

In der Studienzeit lernte ich Angelika kennen, und wir genossen<br />

das Schöne am gemeinsamen Musizieren (Cello/Orgel). Die Musik<br />

schafft bis heute eine starke Verbindung und der gleiche Beruf<br />

bringt viele schöne Gemeinsamkeiten ‒ obwohl es nicht immer gut<br />

für Paare sein muss, im gleichen Bereich zu arbeiten …<br />

Gleich nach Studien-Ende durfte ich als Kapellmeister bei den<br />

Wiener Sängerknaben arbeiten, deren künstlerischer Leiter Hans<br />

Gillesberger mein Lehrer an der Hochschule gewesen war und für<br />

mein künftiges Musikerleben zu meinem Mentor wurde. Seine Art,<br />

die geistliche Musik zur Verkündigung zu machen, ist für mein<br />

Leben Leitlinie geworden und geblieben. Meine Entscheidung für<br />

die Kirchenmusik war gefallen – bestärkt auch durch die Mitarbeit<br />

in der Hofburgkapelle, wo die Sängerknaben regelmäßig singen.<br />

Nach der Zeit bei den Sängerknaben begann die kirchenmusikalische<br />

Selbstständigkeit, zunächst in Wiener Neustadt, dann am<br />

Grazer Dom. Dort waren für mich jene Jahre besonders schön, als<br />

unsere Kinder im Kinderchor und bei den Sternsingern, die ich<br />

betreue, mitsangen.<br />

Das Musizieren mit den vielen Menschen, mit denen ich in der<br />

Dommusik, an der Kunst-Universität, bei Chortagen und Singwochen<br />

im In- und Ausland arbeiten darf, macht mich reich. Immer<br />

trachte ich, die Freude an jeder Art von Musik und an der Schönheit<br />

der Liturgie wach zu halten – mit der Freude, mit der ich als<br />

Kind in den Roraten sang …<br />

Es gibt aber auch einen sehr vertiefenden Zugang zur Musik durch<br />

leidvolle Lebenserfahrung. Auch an der Wiege des Leides stand<br />

der Gesang – das ist gerade in der Sakralmusik ein wichtiger Aspekt.<br />

Nun freue ich mich schon sehr auf das neue GOTTESLOB, weil<br />

uns das wieder viele neue Möglichkeiten für gute Liturgie-Gestaltung<br />

bietet. Die geistliche Musik ‒ die großen Oratorien ebenso<br />

wie die vielen schönen Kirchenlieder – stiftet Sinn, bereichert meine<br />

Spiritualität und ist Hilfe in meinem persönlichen Glaubensleben.<br />

Dass mit dieser Musik auch Verkündigung geschieht, ist ihr<br />

besonderer Reichtum.<br />

Angelika Döller ist Mitglied des Grazer Domorchesters, spielt<br />

Klavier, Gitarre und Cello; sie hat Musikpädagogik studiert und<br />

das Konzertfach Violoncello.<br />

Domkapellmeister Josef Döller leitet seit 1984 die Grazer<br />

Dommusik, ist Univ.Doz. am Inst. f. Kirchenmusik der KUG und<br />

Träger des Josef-Krainer-Heimatpreises 2002

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