Klebebinden – - Bindereport

MENSCHEN
INTERVIEW
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planbar. Denn auf ein wunderbares Frühjahr
– niemals vorher hatten wir einen
Auftragsvorlauf von zwei Monaten! –
folgte ein bitterböser Sommer, der
Herbst begann phänomenal, und dann
dümpelte es bis Jahresende weiter. Indessen
hat man immer so ein mulmiges
Gefühl, man weiß nicht, ob noch etwas
kommt, oder ob es schon alles war. Eigentlich
haben wir uns bis 2008 darüber
gar keine Gedanken gemacht.
Reiner Vettermann: Liebend gern hätten
wir eine gleichmäßige saisonale Auslastung,
doch wir können bei der Auftragserwartung
kaum mehrere Wochen
voraus und erst recht nicht in die Glaskugel
schauen.
bindereport: Inwieweit hat sich Ihr Tagesgeschäft
im Jahr 2012 verändert?
PORTFOLIO
Buchbinderei Schaumann (Darmstadt)
Ulrike und Reiner Vettermann sowie Jürgen
Blitz sind Geschäftsführer der Buchbinderei
Schaumann GmbH (Darmstadt), die sich binnen
fünf Jahrzehnten zu einem namhaften Weiterverarbeiter
von Büchern und Broschuren
profilieren konnte. Derzeit sind 55 Mitarbeiter
im Zweischichtbetrieb beschäftigt, die Hardcover
(60 %) und Softcover (40 %) in unterschiedlichen
Formaten, Ausführungen und Verfahren
für Industrie- und Verlagskunden als
Schwerpunkt ihres Portfolios sehen.
Aktuell liegen die durchschnittlichen Auflagen
zwischen 4000 und 8000 Exemplaren.
Hierbei reicht das Produktspektrum von der
Klebebindung mit Dispersion, PUR oder Hotmelt,
über die eigene Buchdecken-Fertigung
inklusive Prägungen, bis zu besonders dünnen
und dicken Büchern oder Ausgaben in qualitativ
hochwertiger Ausstattung etwa mit Leder-
Einband. Spezialisiert ist die Buchbinderei
Schaumann auf Hardcover mit Fadenheftung.
Indessen versteht sich das Unternehmen als
Innovationsanbieter, das immer versucht,
scheinbar unlösbare Kundenwünsche
lösbar zu machen. Beweis für die Leistungsfähigkeit
ist die Tatsache, dass preisgekrönte
„Schönste deutsche Bücher“ aus dem Wettbewerb
der Stiftung Buchkunst immer wieder
auch im Darmstädter Unternehmen verarbeitet
wurden.
Ferner ist die Buchbinderei Schaumann
eines von sieben Mitgliedern in dem seit
2010 bestehenden Unternehmens-Netzwerk
Bind I Net, das als individuelle Kontakt-Plattform
für bedarfsgerechte, ausgewählte oder
ganzheitliche Leistungen der Druckverarbeitung
agiert. Zudem schaut das hessische Unternehmen
in diesem Jahr auf ein besonderes
Jubiläum zurück, denn es besteht anno 2013
seit mittlerweile 50 Jahren.
FB
Ulrike Vettermann: Voriges
Jahr hatten wir ungewöhnlich
viele Aufträge
über Hardcover-
Bücher. Meistens
dominieren bei uns Geschäftsberichte
und
Kataloge. Manche
wiederkehrenden Broschuren-Aufträge
sind auf hochwertige
und zusätzliche Exklusiv-Ausstattung mit
passenden Schubern und Zeichenbändern
umgestellt worden. Zunehmend
produzieren wir die beliebten Kalenderund
Notizbücher mit Gummibändern und
Stiftschlaufen. Leider haben wir nicht
immer so viel Zeit, die das jeweilige
Produkt vom Aufwand verdienen würde.
bindereport: Welche Bedeutung hat
für Sie die Kooperation im Netzwerk
Bind I Net?
Ulrike Vettermann: Diese Idee eines
Netzwerks ging ursprünglich aus der
Verbandsarbeit hervor. Menschlich
haben wir uns mit den heutigen Bind I
Net-Mitgliedern immer gut verstanden
und mit einigen auch Kollegenhilfe ausgeführt.
Unsere Entscheidung für das
Netzwerk rührt daher, dass wir einig
sind, uns gegenseitig mit Erfahrung
und Know-how zu unterstützen, weil ein
einzelner Betrieb nicht in der Form wahrgenommen
wird.
bindereport: Werden derzeit
bestimmte Marketing-Aktivitäten
geplant?
Ulrike Vettermann: Bei einer Agentur-
Offensive im Jahr 2013 wollen wir aufzeigen,
welche industriellen Dienstleistungen
unsere Mitglieder erbringen
können. Bind I Net kann 95 Prozent der
möglichen Buchbindereileistungen
abdecken, und deshalb steht auch die
Kollegenhilfe obenan im Portfolio. Zudem
pflegen wir fachlichen Erfahrungsaustausch
zu unterschiedlichen Themen.
Somit haben wir unser eigenes Problem
mit einem Vorsatzpapier in einem bestimmten
Formatbereich gelöst. Ferner
stellen wir uns der Frage, auf welche
Weise wir geeignete Azubis finden.
„Leider hat der
menschlich faire
Umgang in der
Branche gelitten“
bindereport: Innerhalb des Netzwerks
ist demnach viel Offenheit erforderlich?
Ulrike Vettermann: Eigentlich setzen
heute die wenigsten Menschen auf
Offenheit – doch gerade diese Transparenz
ist bei uns gegeben. Daher soll man
auch ruhig zugeben: Das ist nicht meine
Stärke. Oder: Dafür habe ich jetzt keine
Idee, ich bin mit meinem Latein am Ende.
Vielleicht können wir eure Erfahrungen
einbringen? Hierfür muss man Mut aufbringen
und auch immer
wieder Know-how
preisgeben. Unser
Vorteil ist die Offenheit,
weil alle Mitglieder
von Bind I Net
inhaber- und familiengeführte,
seriöse Unternehmen
sind. Damit
spielt die starke Identifikation mit dem eigenen
Unternehmen eine nicht zu unterschätzende
Rolle. Vorwürfe kartellähnlicher
Preisabsprachen wird niemand
bestätigt finden.
bindereport: Dürfte es auch in Zukunft
immer nur um den günstigen Preis
gehen?
Reiner Vettermann: Sicher muss man
sich heute schon fragen, ob es eigentlich
„den“ richtigen Preis noch gibt.
Natürlich können wir uns als einstufige
Buchbinderei bei der Preisgestaltung
nicht immer mit einem mehrstufigen
Betrieb vergleichen. Unser Vorteil im
Netzwerk besteht aber darin, größere
Aufträge gemeinsam realisieren zu
können, die wir allein nicht bekommen
und auch nicht geschafft hätten.
bindereport: Besonders für größere
Aufträge ist eine fachliche Beratung
erforderlich.
Reiner Vettermann: Letztlich wollen
wir bei der Agentur-Offensive im Jahr
2013 erwirken, dass Agenturen von
unserem Netzwerk Bind I Net stets eine
kompetente Beratung bekommen, und
dass sie möglicherweise für diesen
Know-how-Transfer auch bezahlen.
Diese umfassende Beratung sollte dazu
führen, dass Agenturen und andere
Kunden ihre entsprechenden Aufträge
auch bei Bind I Net platzieren.
Kürzlich hat mir ein Schweizer
Gestalter gesagt: Bücher will ich nur
mit dir machen, mit niemand anderem.
Du musst mir nur noch eine Druckerei
besorgen.
Ulrike Vettermann: Unser größter Wunsch
ist, dass die Agentur sagt: Jetzt will
ich vor der Auftragsvergabe mit allen
Beteiligten, der Druckerei und der Buchbinderei
an den „runden Tisch“. Denn
Bind I Net will das Optimum herausholen.
Genau so gilt das auch für unseren
Betrieb: Aufträge wollen wir so günstig,
so optimal wie möglich im Sinne der
technischen Lösungen produzieren,
jedoch nicht billig.
bindereport: Herzlichen Dank für das
Interview.
Informationen:
www.buchbinderei-schaumann.de
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