Die Existenz in der Polarität und ihre Bedeutung
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alles entstehen <strong>und</strong> handelt doch nicht ("wu-wei"). Se<strong>in</strong>e Kraft, das<br />
Te, ist das, was die Ersche<strong>in</strong>ungen vom Tao erhalten <strong>und</strong> sie zu dem<br />
macht, was sie s<strong>in</strong>d". 45 <strong>Die</strong> Wurzel <strong>der</strong> Vorstellung von e<strong>in</strong>em "Höchsten<br />
E<strong>in</strong>en" geht auf den ch<strong>in</strong>. Schamanismus zurück. In den "Neun Gesängen"<br />
(Chiu-ko), die schamanistisches Gedankengut aus dem 4. u. 3. Jh.v.Chr.<br />
enthalten, werden dem Höchsten E<strong>in</strong>en schon Opfergaben beigebracht. Im<br />
Kap.42 des Tao-te ch<strong>in</strong>g heißt es: "Das Tao br<strong>in</strong>gt E<strong>in</strong>s hervor, E<strong>in</strong>s<br />
brachte Zwei hervor, Zwei brachte Drei hervor, Drei brachte die<br />
Zehntausend D<strong>in</strong>ge hervor". In Kap.14 wird das Tao als unsichtbar,<br />
unhörbar, unergründlich, ewig <strong>und</strong> durch ke<strong>in</strong>e äußeren E<strong>in</strong>flüsse<br />
verän<strong>der</strong>bar beschrieben. "Im Chuang-tzu begegnen wir dem Begriff Taii.<br />
(Das Höchste E<strong>in</strong>e). Etwas später heißt es im Lü-shih chüu: Tai-i<br />
br<strong>in</strong>gt die zwei Formen hervor; die zwei Formen lassen "Y<strong>in</strong> <strong>und</strong> Yang"<br />
entstehen. Auf philosophischer Ebene stellt die Idee des Tai-i den<br />
Versuch dar, e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Vielfalt aller Ersche<strong>in</strong>ungen zugr<strong>und</strong>e liegende<br />
E<strong>in</strong>heit zu f<strong>in</strong>den". 46<br />
5.4.2 Y<strong>in</strong> <strong>und</strong> Yang<br />
Y<strong>in</strong> <strong>und</strong> Yang s<strong>in</strong>d die polaren Manifestationen des Tao. Ihre konkreten<br />
Ersche<strong>in</strong>ungen s<strong>in</strong>d Erde <strong>und</strong> Himmel. Aus <strong>der</strong> Vermischung von Y<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
Yang gehen die fünf Elemente hervor; diese wie<strong>der</strong>um s<strong>in</strong>d die Gr<strong>und</strong>lage<br />
für das entstehen <strong>der</strong> Zehntausend D<strong>in</strong>ge. <strong>Die</strong>ser Prozeß des<br />
Hervorbr<strong>in</strong>gens aller Ersche<strong>in</strong>ungen wird zyklisch gesehen, als endloses<br />
Entstehen <strong>und</strong> Vergehen, <strong>in</strong> dem alles <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Gegenpol umschlägt,<br />
wenn es se<strong>in</strong>e extreme Ausbildung erreicht hat. <strong>Die</strong>se ständige Wandlung<br />
hervorzubr<strong>in</strong>gen, ist die Gr<strong>und</strong>eigenschaft von Y<strong>in</strong> <strong>und</strong> Yang. Der Wandel<br />
ist die Bewegung des Tao. Ursprünglich bezeichnete <strong>der</strong> Begriff Y<strong>in</strong> den<br />
nördlichen, von <strong>der</strong> Sonne abgewandten Hang e<strong>in</strong>es Berges <strong>und</strong> wurde mit<br />
kaltem trüben Wetter <strong>und</strong> wolkenbedecktem Himmel assoziiert. Yang<br />
bezeichnete den <strong>der</strong> Sonne zugewandten Hang <strong>und</strong> wurde mit Helligkeit<br />
<strong>und</strong> Wärme verb<strong>und</strong>en. Im System <strong>der</strong> Entsprechungen zwischen Mikro- <strong>und</strong><br />
Makrokosmos werden Y<strong>in</strong> <strong>und</strong> Yang verschiedene weitere Eigenschaften <strong>und</strong><br />
Ersche<strong>in</strong>ungen zugeordnet.<br />
Y<strong>in</strong>-Symbole s<strong>in</strong>d: Yang-Symbole s<strong>in</strong>d:<br />
Erde Himmel<br />
Mond Sonne<br />
Nacht Tag<br />
W<strong>in</strong>ter Sommer<br />
Feuchte Trockenheit<br />
Kühle Wärme<br />
Inneres Oberfläche<br />
"Seit alters her repräsentieren die beiden Pole <strong>der</strong> Natur auch<br />
männlich <strong>und</strong> weiblich, fest <strong>und</strong> nachgiebig, oben <strong>und</strong> unten. Yang die<br />
starke schöpferische Kraft, wurde mit Himmel assoziiert, Y<strong>in</strong>, das<br />
dunkle, empfangende, weibliche Element, dagegen mit Erde. Der Himmel<br />
ist oben <strong>und</strong> voller Bewegung, die Erde - nach alter geozentrischer<br />
Anschauung - unten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Ruhe. Im Reich <strong>der</strong> Gedanken ist Y<strong>in</strong> die<br />
komplexe, weibliche <strong>in</strong>tuitive Denkweise, Yang <strong>der</strong> rationale männliche<br />
Intellekt. Y<strong>in</strong> ist die stille, nachdenkliche Ruhe des Weisen, Yang die<br />
starke schöpferische Tatkraft des Königs". 47<br />
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