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Man muss nicht in die Kirche gehen, um Christ zu sein? Oder - Was ...

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<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em distanzierten Verhältnis stehen. Da<strong>zu</strong> gab es immer wieder nachvollziehbare<br />

Gründe. Nur, davon unberührt ist <strong>die</strong> bleibende biblische Wahrheit, dass Gottes Geist den<br />

Glauben durch se<strong>in</strong> Wort, empfangen <strong>in</strong> Predigt und Sakrament, schenkt. Und <strong>die</strong>s geschieht<br />

dort, wo "das Evangeli<strong>um</strong> re<strong>in</strong> gepredigt und <strong>die</strong> Sakramente laut dem Evangeli<strong>um</strong> gereicht<br />

werden." (CA VII) Dies geschieht im Gottes<strong>die</strong>nst, der so <strong>zu</strong>nächst und <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Gottes<br />

Dienst am Menschen ist und erst dann e<strong>in</strong>e kirchliche Veranstaltung.<br />

Dieser Glaube hat, so verborgen er ist, Wirkungen nach außen. Er äußert sich <strong>in</strong> der Praxis<br />

christlicher Frömmigkeit: im Hören auf Gottes Wort, <strong>in</strong> der Beschäftigung mit biblischen<br />

Texten, im Lob Gottes und im Gebet, <strong>in</strong> der Selbstprüfung und Vergewisserung des eigenen<br />

Glaubens im Gespräch mit anderen, im persönlichen Bekenntnis und Zeugnis <strong>in</strong> der Öffentlichkeit,<br />

<strong>in</strong> Taten der Liebe und <strong>in</strong> der Wahrnehmung öffentlicher Verantwortung - im<br />

"vernünftigen Gottes<strong>die</strong>nst", wie Paulus das alltägliche christliche Leben - Gottes<strong>die</strong>nst im<br />

Alltag der Welt also - nennt (Röm 12,1). 10 Übere<strong>in</strong>stimmend halten <strong>die</strong> <strong>Kirche</strong>n der<br />

Leuenberger <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>schaft fest, dass das christliche Leben und das Leben der<br />

erfahrbaren <strong>Kirche</strong> zwar <strong>nicht</strong> e<strong>in</strong>fach <strong>zu</strong>sammenfallen, das christliche Leben aber nur durch<br />

<strong>die</strong> Sammlung <strong>um</strong> Wort und Sakrament sich an se<strong>in</strong>en Ursprung hält, "durch den es se<strong>in</strong>e<br />

Identität und Konkretheit als Leben <strong>in</strong> der communio sanctor<strong>um</strong> gew<strong>in</strong>nt." 11<br />

E<strong>in</strong> exegetischer Exkurs<br />

In den neutestamentlichen Schriften spiegelt sich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive kirchliche Lebenswelt. Die<br />

Geme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> der sie entstanden s<strong>in</strong>d, wird immer mitbedacht. Die Forschung sprach<br />

10 Leitl<strong>in</strong>ien S. 7<br />

11 Die <strong>Kirche</strong> Jesu <strong>Christ</strong>i, Leuenberger Texte 1, Frankfurt 1995, S. 30. Die Stu<strong>die</strong> formuliert unter der<br />

Überschrift Identität und Relevanz: "Das christliche Leben und das Leben der erfahrbaren <strong>Kirche</strong> fallen <strong>nicht</strong><br />

e<strong>in</strong>fach <strong>zu</strong>sammen, obwohl sie konstitutiv <strong>zu</strong>sammengehören: Das christliche Leben <strong>um</strong>faßt das ganze Lebenszeugnis<br />

aller Glaubenden. Es erstreckt sich über den Bereich der erfahrbaren <strong>Kirche</strong> h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> den gesamten Alltag<br />

der <strong>Christ</strong>en und damit weit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Leben der Gesellschaft. Freilich schließt es auch das Halten der<br />

Gebote der ersten Tafel e<strong>in</strong>: <strong>die</strong> Bezeugung des Evangeli<strong>um</strong>s durch Wort und Sakrament. Dadurch gew<strong>in</strong>nt <strong>die</strong><br />

erfahrbare <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong>nerhalb des christlichen Lebens Gestalt. Insofern ist das christliche Leben selbst grundlegend<br />

für <strong>die</strong> konkrete Gestalt der <strong>Kirche</strong>. Umgekehrt bleibt das christliche Leben selbst auf Wort und Sakrament<br />

und auf ihre Pflege und Ausgestaltung angewiesen. Nur durch <strong>die</strong> Sammlung <strong>um</strong> Wort und Sakrament hält sich<br />

das christliche Leben an se<strong>in</strong>en Ursprung, durch den es se<strong>in</strong>e Identität und Konkretheit als Leben <strong>in</strong> der<br />

communio sanctor<strong>um</strong> gew<strong>in</strong>nt. Dadurch wird es auch für <strong>die</strong> Gesellschaft identifizierbar. Indem reformatorische<br />

Theologie stets an der Bedeutung der rechten Predigt des Evangeli<strong>um</strong>s und der evangeli<strong>um</strong>sgemäßen<br />

Darreichung der Sakramente als den fundamentalen Kennzeichen der <strong>Kirche</strong> festgehalten hat, wird dem<br />

weitverbreiteten und irreführenden Mißverständnis e<strong>in</strong> für allemal widersprochen, als werde das wahre<br />

<strong>Christ</strong>ent<strong>um</strong> identifizierbar durch gute Taten, <strong>die</strong> alle Welt für solche hält. <strong>Man</strong> muß also sagen: So wie Wort<br />

und Sakramente <strong>die</strong> ersten, d. h. <strong>die</strong> ursprünglichen und elementaren Kennzeichen der wahren <strong>Kirche</strong> s<strong>in</strong>d, so ist<br />

<strong>die</strong> Teilhabe an der erfahrbaren <strong>Kirche</strong> als dem Ort der Sammlung <strong>um</strong> das Wort und Sakrament das erste unverwechselbare<br />

Kennzeichen des christlichen Lebens. Identitätsverlust christlichen Lebens und Relevanzverlust<br />

kirchlicher Verkündigung weisen stets darauf h<strong>in</strong>, daß der Zusammenhang zwischen der Verkündigung des<br />

Evangeli<strong>um</strong>s und der Feier der Sakramente e<strong>in</strong>erseits mit dem christlichen Leben im Alltag der Gesellschaft<br />

andererseits gestört ist." aaO, S. 29f<br />

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