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Man muss nicht in die Kirche gehen, um Christ zu sein? Oder - Was ...

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transportiert wird, werden unausgesprochen Kategorien wie Heuchler, Bigotterie und<br />

ähnliches <strong>zu</strong>geschrieben. Ihre eigene Distanz z<strong>um</strong> regelhaften Gottes<strong>die</strong>nstbesuch, bzw. z<strong>um</strong><br />

äußerlich erkennbar werden lassen, dass man <strong>zu</strong>r <strong>Kirche</strong> geht, wird mit der Würdigung des<br />

Zöllners durch Jesu begründet. Das heißt, der sich mit dem Zöllner des Gleichnisses<br />

selbstidentifizierend Distanz Wahrende, bezieht das Urteil Jesu auf sich. Übersehen wird<br />

allerd<strong>in</strong>gs, dass dem Zöllner <strong>in</strong> der Begegnung mit Jesus <strong>die</strong> Fraglichkeit se<strong>in</strong>er eigenen<br />

Existenzgründe deutlich wird und er sich aus <strong>die</strong>ser Fraglichkeit eben <strong>nicht</strong> an sich selbst,<br />

sondern an den barmherzigen Gott wendet. <strong>Man</strong>che Zurückhaltung im "<strong>zu</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>gehen</strong>"<br />

wird so noch immer <strong>in</strong> bewusster Diffamierung derer, <strong>die</strong> <strong>zu</strong>r "<strong>Kirche</strong> <strong>gehen</strong>" begründet.<br />

In me<strong>in</strong>er hessischen Heimat, fanden und f<strong>in</strong>den sich sonntagabends sicher 80-100 Menschen<br />

im Vere<strong>in</strong>shaus e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem sie ihre "Stunde" hielten und halten. In <strong>die</strong> <strong>Kirche</strong> g<strong>in</strong>gen <strong>gehen</strong><br />

viele von ihnen <strong>nicht</strong> oder <strong>nicht</strong> mehr - sie haben e<strong>in</strong> (neue) geistliche Heimat gefunden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs heißt es jetzt: wer <strong>Christ</strong> se<strong>in</strong> will, <strong>muss</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> Stunde <strong>gehen</strong>. Hier hat sich aus der<br />

alten Pflicht e<strong>in</strong>e neue gebildet.<br />

Ich begegne auch <strong>in</strong>nerhalb der <strong>Kirche</strong> Menschen, <strong>die</strong> sich sehr bewusst e<strong>in</strong>er neuen<br />

Spiritualität <strong>zu</strong>wenden, <strong>die</strong> <strong>nicht</strong> selten mit östlichen Religionserfahrungen, mit meditativer<br />

Praxis und mystischen Momenten erfüllt ist. Die als festgefügt er<strong>in</strong>nerten evangelischen<br />

Gottes<strong>die</strong>nste, der geordneten Liturgie folgend, lasse für <strong>die</strong> Erfahrungen des Geistes Gottes<br />

ke<strong>in</strong>en Ra<strong>um</strong>, heißt es. Auch bestimmte charismatische Gruppen, durchaus <strong>in</strong>nerhalb der<br />

<strong>Kirche</strong>, distanzieren sich vom Gottes<strong>die</strong>nst <strong>die</strong>ser Gründe wegen. Selbstverantwortete und<br />

selbstbestimmte Religiosität, Wahlfreiheit, letztendlich Autonomie des Individu<strong>um</strong>s auch und<br />

gerade <strong>in</strong> Fragen der Religion werden praktiziert.<br />

Erstes Ergebnis:<br />

"In Europa ist <strong>zu</strong>erst von christlichen Gruppen, dann von der Aufklärung e<strong>in</strong> langer Kampf<br />

<strong>um</strong> Glaubens- und Gewissensfreiheit geführt worden. Daraus ist <strong>die</strong> Demokratie mit ihrer verfassungsmäßig<br />

garantierten Freiheit der Überzeugung und des Lebensstils erwachsen. So -<br />

leben wir heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen Gesellschaft, <strong>in</strong> der uns e<strong>in</strong>e Vielzahl von Welt- und Lebensdeutungen<br />

begegnet. Zwar suchen <strong>die</strong> Menschen auch <strong>in</strong> unserer offenen Gesellschaft nach<br />

Lebenss<strong>in</strong>n und Geme<strong>in</strong>schaft. Doch erwarten viele <strong>die</strong> Hilfe da<strong>zu</strong> <strong>nicht</strong> nur von den <strong>Kirche</strong>n.<br />

Sie orientieren sich an den vielfältigen Angeboten weltanschaulicher, religiöser oder esoterischer<br />

Strömungen oder e<strong>in</strong>fach an Me<strong>die</strong>n und Werbung. Weder <strong>die</strong> <strong>Kirche</strong>n noch der<br />

christliche Glaube verfügen hier über e<strong>in</strong>e gesellschaftliche Monopolstellung." 2<br />

2 Leitl<strong>in</strong>ien, S. 5<br />

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