Innovation - Carl Zeiss - Carl Zeiss International
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Im Fokus<br />
High Throughput Screening<br />
Christof Fattinger<br />
Bild 1:<br />
Zellkern (blau), virales<br />
Protein im Endoplasmatischen<br />
Retikulum (rot),<br />
virales Protein an der<br />
Zelloberfläche (grün).<br />
Aufnahme: Urban Liebel,<br />
EMBL Heidelberg.<br />
4<br />
Die Zukunft der modernen pharmazeutischen<br />
Forschung und Wirkstoffsuche<br />
basiert auf der millionenfachen<br />
optischen Analyse von<br />
Molekülaktivitäten in biologischen,<br />
mikroskopisch kleinen Proben.<br />
Erkenntniszuwachs<br />
durch Automatisierung<br />
Die wohl aufregendste <strong>Innovation</strong><br />
dieser Tage liegt im enormen Erkenntniszuwachs<br />
durch vollständig<br />
automatisierte Experimente in extrem<br />
kleinen biologischen Proben. Die<br />
neuen Erkenntnisse werden mittels<br />
hochentwickelter, integrierter Hardund<br />
Softwaresysteme erzielt. Diese<br />
neuartigen Werkzeuge erlauben der<br />
biologischen, medizinischen und pharmazeutischen<br />
Forschung die Untersuchung<br />
und Charakterisierung der biologischen<br />
Aktivität kleiner, organischer<br />
Moleküle in umfangreichen chemi-<br />
schen Substanzsammlungen, die einige<br />
Millionen Verbindungen beinhalten.<br />
Hinzu kommen bahnbrechende<br />
Fortschritte in der Fluoreszenzproben-<br />
Technologie. Sie bieten dem Forscher<br />
die Möglichkeit, Wechselwirkungen<br />
synthetischer Moleküle mit Proteinen,<br />
die als Zielmolekül für ein potenzielles<br />
Medikament identifiziert wurden,<br />
punktgenau qualitativ und quantitativ<br />
zu untersuchen. Die Kombinationen<br />
von Molekularbiologie, medizinischer<br />
Chemie, molekularer Analytik<br />
durch Automation mit modernster<br />
Prozess-Steuerung und Datenerfassung<br />
beeinflussen und verändern<br />
ganz entscheidend die Arbeitsweisen<br />
in allen Bereichen der Wissenschaften<br />
vom Leben, den „life sciences“. Besonders<br />
erfolgreich erweist sich die<br />
Technologie in der pharmazeutischen<br />
Forschung und Wirkstoffsuche.<br />
Das Ziel der<br />
Wirkstoffsuche<br />
Ein beeindruckendes Beispiel für die<br />
Leistungsfähigkeit automatisierter Analysesysteme<br />
ist die Entschlüsselung<br />
des menschlichen Genoms im letzten<br />
Jahrzehnt. Der medizinischen Forschung<br />
steht heute die vollständige<br />
Liste aller Gene und Proteine, die die<br />
Biologie des Menschen ausmachen,<br />
zur Verfügung. Allerdings gibt diese<br />
Auflistung dem Forscher wenige bis<br />
gar keine Hinweise, welches Protein<br />
tatsächlich moduliert werden muss,<br />
um eine Krankheit behandeln zu können.<br />
Erst das Verständnis der Funktion<br />
eines spezifischen Gens oder<br />
Proteins und die Erklärung der molekularen<br />
Wechselwirkung, die der untersuchten<br />
Krankheit zu Grunde liegt<br />
oder sie auslöst, führt zur Identifikation<br />
des Angriffspunkts für ein Medikament.<br />
Das mit der Krankheit assoziierte<br />
Protein wird als Zielmolekül<br />
oder Drug-Target bezeichnet. Der<br />
erste, kritische Schritt bei der Erforschung<br />
eines neuen Medikaments ist<br />
die Identifizierung und Bewertung<br />
eines spezifischen, pharmazeutisch re-<br />
levanten Proteins. Ziel der Forscher ist<br />
es, dieses Protein zu modulieren, um<br />
die entsprechende Krankheit behandeln<br />
zu können.<br />
Moderne Chemie<br />
in der Medizin<br />
Auch die Methodik der medizinischen<br />
Chemie hat sich in den letzten Jahren<br />
gewandelt. Chemiker synthetisierten<br />
früher relativ große Mengen reiner<br />
Substanzen, die dann in komplexen<br />
und hoch entwickelten biologischen<br />
Systemen ausgetestet wurden. Die<br />
Zusammenführung von chemischer<br />
Synthese, Automation und Informationsverarbeitung<br />
führte zu einem<br />
neuen Denkansatz in der Medizinalchemie:<br />
Die Mannigfaltigkeit der synthetisierten<br />
Verbindungen ist wichtiger<br />
als die Substanzmenge. Neue,<br />
parallel laufende Synthesen und die<br />
Kombinatorik der modernen Chemie<br />
lassen neue, fassettenreiche Substanzbibliotheken<br />
von potenziellen Wirkstoffen<br />
entstehen.<br />
Analyse von mikroskopisch<br />
kleinen Proben<br />
Screening heißt der erste Schritt im<br />
Entdeckungsprozess eines neuen Medikaments.<br />
Darunter versteht man<br />
heute die automatisierte Erforschung<br />
und Testung der Aktivität chemisch<br />
synthetisierter Moleküle in biologischen,<br />
mikroskopisch kleinen Proben.<br />
Die untersuchten Proben können von<br />
ganz unterschiedlicher Natur und<br />
Herkunft sein. Meist sind es Lösungen<br />
von Proteinen, die das Zielmolekül<br />
enthalten. Es können aber auch<br />
spezifische Zelllinien sein, die das zu<br />
untersuchende Zielmolekül produzieren.<br />
Die Analyse der molekularen<br />
Wechselwirkungen in der biologischen<br />
Probe erfolgt mit Hilfe eines<br />
optischen Signals, dessen Eigenschaften<br />
vom molekularen Bindungszustand<br />
in der untersuchten Probe<br />
abhängen. Analysiert wird z.B. die optische<br />
Absorption, die Fluoreszenzin-<br />
<strong>Innovation</strong> 12, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, 2002