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Final Evaluationsbericht GGSE Leuphana Design - Fortbildung NRW

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<strong>Evaluationsbericht</strong> der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde<br />

Schule entwickeln“<br />

Juli 2013


<strong>Evaluationsbericht</strong> der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ 2007-2013<br />

Autoren des <strong>Evaluationsbericht</strong>es:<br />

• Prof. Dr. Peter Paulus<br />

• Prof. Dr. Lutz Schumacher<br />

• Prof. Dr. Bernhard Sieland<br />

Unter Mitwirkung der Projektmitarbeiterinnen:<br />

• Elena Burrows<br />

• Silke Rupprecht<br />

• Katrin Schwarzenberg


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung ............................................................................................................................................................. 1<br />

1.1 Projektrelevanz: Mit Gesundheit gute Schule entwickeln ............................................................................................. 1<br />

1.2 Eckdaten zur DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ ...................................................................... 3<br />

1.3 Aufbau des <strong>Evaluationsbericht</strong>s .................................................................................................................................. 3<br />

2. Beschreibung der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ .................................................... 4<br />

2.1 Ausrichtung der DAK-Initiative an den Vorgaben des Leitfadens Prävention .................................................................. 4<br />

2.2 Konzeption und Umsetzung der DAK-Initiative ................................................................................................................ 5<br />

2.2.1 Theoretische Grundannahmen ...................................................................................................................................... 5<br />

2.2.2 Prinzipien und Prämissen ............................................................................................................................................. 2<br />

2.2.3 Vorgehen nach dem Organisationsentwicklungszyklus ................................................................................................ 3<br />

2.2.4 Ablauf und Umsetzung des Projektes an den Schulen ................................................................................................................. 3<br />

2.2.5 Anpassungen des Konzeptes in der Projektlaufzeit ....................................................................................................... 7<br />

2.3 Arbeitsplan des Projektes ................................................................................................................................................ 9<br />

2.4 Die Projektschulen ......................................................................................................................................................... 11<br />

2.4.1 Auswahl der Schulen ................................................................................................................................................................. 11<br />

2.4.2 Übereinstimmung der Schulauswahl mit dem Leitfaden Prävention ......................................................................................... 11<br />

2.4.3 Beschreibung der Projektschulen .............................................................................................................................................. 11<br />

Die Schulen auf einen Blick .............................................................................................................................................................. 12<br />

3.1 Summative Evaluation................................................................................................................................................... 15<br />

3.2. Prozessevaluation ......................................................................................................................................................... 16<br />

3.2.1 Umsetzung des Projektes .......................................................................................................................................................... 16<br />

3.2.2 Identifizierung von Erfolgsfaktoren: Gelingensbedingungen von Schulentwicklungsprojekten ................................................... 16<br />

3.3 Evaluationsdesign ......................................................................................................................................................... 17<br />

Summative Evaluation: ...................................................................................................................................................................... 17<br />

Prozessevaluation: ............................................................................................................................................................................. 17<br />

3.3.1 Datenquellen ............................................................................................................................................................................. 17<br />

3.3.2 Rückläufe der Befragungen und Stichprobenbeschreibung ....................................................................................................... 19<br />

3.3.3 Vorgehen bei der Auswertung .................................................................................................................................................... 20<br />

4.1 Ergebnisse der summativen Evaluation ........................................................................................................................ 22<br />

4.1.1 ..................................................................... Inwieweit entwickeln sich die Projektschulen in Richtung gute gesunde Schule?<br />

................................................................................................................................................................................................... 22


4.1.2 .......................... Profitieren Schulen in strukturschwachen und strukturstarken Regionen gleichermaßen von dem Projekt?<br />

................................................................................................................................................................................................... 25<br />

4.1.3 .......................................................................................... Inwieweit wurde eine breite Partizipation der Beteiligten erreicht?<br />

................................................................................................................................................................................................... 26<br />

4.1.4 Wie erfolgreich war das Projekt aus Sicht der Beteiligten? ................................................................................................... 32<br />

4.1.5 Wie nachhaltig ist der Projekterfolg? ..................................................................................................................................... 37<br />

4.2. Ergebnisse der Prozessevaluation ................................................................................................................................ 40<br />

4.2.1 Umsetzung des Projekts .......................................................................................................................................................... 40<br />

4.2.2 Identifizierung von Erfolgsfaktoren: Gelingensbedingungen von Schulentwicklungsprojekten ............................................ 52


1. KOPFZEILE<br />

1. Einleitung<br />

1.1 Projektrelevanz: Mit Gesundheit gute Schule<br />

entwickeln<br />

Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Kontext sozialer<br />

Disparitäten<br />

Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen wächst den Ergebnissen<br />

der KIGGS-Studie (Robert Koch Institut & Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung 2008) zufolge in<br />

Deutschland gesund auf. Gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />

lassen sich dennoch in wichtigen Bereichen kindlicher<br />

Entwicklung verzeichnen. So sind beispielsweise 15 Prozent<br />

der 3-17jährigen übergewichtig, 6,3 Prozent von ihnen leiden<br />

unter Adipositas. 7,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen<br />

werden als psychisch auffällig eingeschätzt, weitere 7,6 Prozent<br />

entgehen dieser Einstufung nur knapp. Die Chance gesund<br />

aufwachsen zu können, ist dabei sozial ungleich verteilt.<br />

Kinder und Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus oder<br />

Migrationshintergrund zeigen in fast allen von der KIGGS-<br />

Studie erfassten Bereichen deutlich ungünstigere Ausprägungen,<br />

sind also beispielsweise häufiger übergewichtig oder<br />

psychisch auffällig, treiben weniger Sport und nehmen seltener<br />

an Früherkennungsuntersuchungen teil.<br />

Gerade die Kindheit bzw. das Jugendalter stellt aber für die<br />

Entwicklung gesundheitsbezogener Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

eine sensible und zugleich zentrale Phase dar.<br />

In dieser Zeit erworbene riskante Verhaltensweisen erweisen<br />

sich als äußerst persistent und beeinflussen dadurch die Gesundheitschancen<br />

bis ins Erwachsenenalter hinein. So haben<br />

laut der Deutschen Krebsgesellschaft beispielsweise 82 Prozent<br />

der erwachsenen Raucher_innen bereits vor ihrem 20.<br />

Lebensjahr das Rauchen begonnen. Wer im Jugendalter hingegen<br />

der Versuchung widersteht, bleibt mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

sein Leben lang Nichtraucher_in. Um präventiv<br />

wirksam sein zu können, sollten gesundheitsförderliche Maßnahmen<br />

daher so früh wie möglich ansetzen und über ihren<br />

Ansatz gerade auch sozial Benachteiligte erreichen. Bildungssettings<br />

wie die Schule oder Kindertageseinrichtungen<br />

stellen dabei neben der Familie zentrale Orte der Prävention<br />

und Gesundheitsförderung dar.<br />

Zunehmend mehr Studien verweisen auf die Bedeutung von<br />

Gesundheit für das Lehren und Lernen in der Schule sowie für<br />

die Organisation Schule insgesamt. Denn vielfach wird unterschätzt<br />

oder überhaupt nicht wahrgenommen, in welchem<br />

Umfang Gesundheit Bildungsprozesse und –ergebnisse<br />

nachhaltig beeinflusst und umgekehrt, in welchem Ausmaß<br />

gute Bildung Wissen um Gesundheit, gesundheitliche Verhaltensweisen<br />

und Einstellungen mitbestimmt (Suhrcke & de<br />

Paz Nieves 2011; Dadaczynski 2012) (vgl. Abb. 1). Nach diesen<br />

Erkenntnissen befördert psychische und physische Gesundheit<br />

Lern- und Bildungsprozesse. So konnte nachgewiesen<br />

werden, dass Kinder mit einer, durch ausreichend Bewegung<br />

erzielten, guten Körperkoordination sich besser konzentrieren<br />

können und somit leistungsfähiger sind (Graf et al.<br />

2004). Aktuelle Studien weisen darüber hinaus darauf hin,<br />

dass Übergewicht, Adipositas, mangelnde körperliche Bewegung<br />

und psychische Probleme einen negativen Einfluss auf<br />

die Schulleistung, die Schulanwesenheit und den Schulabschluss<br />

haben können. Kinder und Jugendliche, die hingegen<br />

in einer gesundheitsfördernden Umwelt aufwachsen, verfügen<br />

über eine größere Zufriedenheit und ein größeres Vertrauen<br />

in die eigenen Gestaltungskräfte und Fähigkeiten und<br />

können daher Bildungs- und Lebenschancen eher nutzen.<br />

Umgekehrt eröffnet Bildung den Zugang zu gesundheitsrelevantem<br />

Wissen und erhöht somit die Chancen für gesundheitsförderliches<br />

Verhalten. Weiterhin ebnet Bildung den Zugang<br />

zu erfüllenden Lebensbedingungen, zu einer sinnstiftenden<br />

Ausrichtung der Lebensführung und damit zu einer<br />

auch in gesundheitlicher Hinsicht höheren Lebensqualität.<br />

Menschen mit einem höheren Bildungsniveau beurteilen ihren<br />

subjektiven Gesundheitszustand in der Regel besser, haben<br />

seltener chronische Beschwerden oder Krankheiten und<br />

eine insgesamt höhere Lebenserwartung (Kuntz 2011; Lampert<br />

& Ziese 2005). Gesundheit stellt somit eine fundamentale<br />

Ressource im Bildungsprozess der Schüler_innen dar und<br />

muss von Schulen in den Blick genommen werden, wenn sie<br />

erfolgreich sein wollen.<br />

Bildung und Gesundheit bedingen einander<br />

Abbildung 1: Zusammenhang von Bildung und Gesundheit<br />

Titel 1


Herausforderungen für das Bildungssystem, das Gesundheitssystem<br />

und die Politik<br />

Nach den Zahlen des dritten Armuts- und Reichtumsberichtes<br />

der Bundesregierung von 2008 wächst fast jedes sechste<br />

in Kind in Armut auf. Zusammen mit der damit einhergehenden<br />

sozialen Benachteiligung führt dies für die betroffenen<br />

Kinder und Jugendlichen schon sehr früh in ihrem Leben zu<br />

einer Einschränkung ihrer Bildungs- und Gesundheitschancen<br />

und vermindert ihre Möglichkeiten zu gesellschaftlicher<br />

Teilhabe und persönlicher Erfüllung. Um Gesundheits- und<br />

Bildungschancen gerechter zu gestalten, werden mit Blick<br />

auf diese Entwicklung Bildungsimpulse und gesundheitsförderliche<br />

Maßnahmen außerhalb des familiären Zusammenhangs<br />

zunehmend bedeutsamer. Je früher und je nachhaltiger<br />

diese Maßnahmen in den Bildungssettings ansetzen, umso<br />

stärker können sie eine ausgleichende Wirkung auf die Gesundheits-<br />

und Bildungsbiografie der Kinder und Jugendlichen<br />

entfalten und ihnen damit Perspektiven für ein gelingendes<br />

produktives Leben eröffnen (Paulus & Zurhorst 2001;<br />

Robert Koch Institut & Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung 2008). Negativ verlaufende Bildungskarrieren, zu<br />

niedrige Bildungsabschlüsse und damit ein zu frühzeitiges<br />

Ausscheiden aus dem Bildungssystem können so eingedämmt<br />

werden.<br />

Die Bundesrepublik Deutschland wandelt sich wie andere<br />

Volkswirtschaften in Europa und Nordamerika hin zu einer<br />

Wissensgesellschaft, deren zentrale Ressourcen das Wissen<br />

und die Innovationskraft ihrer Bürger_innen sind. Eine solche<br />

Gesellschaft kann es sich nicht leisten, auf die kreativen und<br />

intellektuellen Potenziale gesellschaftlicher Gruppen zu verzichten.<br />

Jedes Kind, jeder Jugendliche ist wichtig, keine_r<br />

darf verloren gehen, jede_r muss gefördert werden. Gesundheit<br />

kann hier in den Bildungssettings einen wichtigen Beitrag<br />

leisten.<br />

Gesundheit von Lehrkräften<br />

Um Bildungs- und Gesundheitschancen von Kindern und Jugendlichen<br />

verbessern zu können, reicht der Blick allein auf<br />

die Schüler_innen nicht aus. Studien zur Lehrergesundheit<br />

belegen die starke psychische Beanspruchung durch die<br />

Lehrertätigkeit. So leiden Lehrkräfte im Vergleich zu anderen<br />

Erwerbstätigen häufiger unter Symptomen wie Erschöpfung,<br />

Nervosität, Reizbarkeit und Schlafstörungen (Lehr 2011). Affektive<br />

Störungen wie Depression oder Burnout sind in der<br />

Regel auch die Hauptursachen für ein frühzeitiges Ausscheiden<br />

aus dem Lehrerberuf. Den Hauptgrund für die krankheitsbedingte<br />

Pensionierung stellen psychische und Verhaltensstörungen<br />

dar (56 Prozent) gefolgt von Krankheiten des<br />

Muskel-Skelett-Systems (12 Prozent) (Weber et al. 2004).<br />

Diese Befunde sind in vielerlei Hinsicht alarmierend. Die betroffenen<br />

Lehrkräfte büßen Lebensqualität ein und sind oft<br />

nicht mehr in der Lage, ihren beruflichen Anforderungen in<br />

guter Qualität gerecht zu werden. Dies hat negative Folgen<br />

für die Schüler_innen und letztlich für die gesamte Gesellschaft:<br />

Eine Wissensgesellschaft benötigt leistungsstarke<br />

Schulen, die wiederum ohne gesunde und engagierte Lehrkräfte<br />

nicht denkbar sind. Die nachhaltige Förderung und<br />

Bewahrung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Lehrkräften<br />

ist daher ein Ziel von hoher gesellschaftlicher Relevanz.<br />

Gute gesunde Schulen<br />

Mit dem Konzept der guten gesunden Schule wurde ein Rahmen<br />

geschaffen, der Schulen die Möglichkeit bietet, Bildung<br />

und Gesundheit zusammenzudenken und Gesundheit auf innovative<br />

Weise in ihre Schulentwicklung zu integrieren (Paulus<br />

2010; Hundeloh 2012). Schulen sind gut und gesund,<br />

wenn sie 1) erfolgreich sind und 2) sich ihre Mitglieder wohl<br />

fühlen und gesund sind. Die Bedingungen dieser beiden Ziele<br />

lassen sich wie folgt beschreiben:<br />

1. Gemeinsame, transparente Überzeugungen, Werte, Regeln<br />

und Ziele bei den Lehrkräften einer Schule<br />

2. Vertrauensvolle und stabile soziale Beziehungen zwischen<br />

den Mitgliedern der Schule<br />

3. Gegenseitige Hilfe und soziale Unterstützung<br />

4. Gesundheitsförderliche und mitarbeiterorientierte Führung<br />

5. Identifikation der Lehrkräfte mit ihrer Schule und deren<br />

Zielen.<br />

(Schumacher 2012a)<br />

In guten und gesunden Schulen stellt Gesundheit eine Art Katalysator<br />

dar, durch den in allen schulischen Qualitätsbereichen<br />

Belastungen reduziert, die Gesundheit aller Beteiligten<br />

gefördert und die Bildungserfolge der Schüler_innen verbessert<br />

werden können. Gesundheitsförderung und Bildung gehen<br />

somit Hand in Hand. Prävention und Gesundheitsförderung<br />

stellen dementsprechend kein zusätzliches, vom Schulauftrag<br />

losgelöstes, Aufgabenfeld mehr dar. Vielmehr wird<br />

durch Prävention und Gesundheitsförderung unmittelbar ein<br />

Beitrag zur Erreichung von Bildungserfolgen und zur Steigerung<br />

der Schulqualität geleistet (Paulus 2010). Erstmals beschließt<br />

auch die Kultusministerkonferenz in ihrer Empfeh-<br />

2


lung vom 15.11.2012 1 , dass Gesundheitsförderung und Prävention<br />

integrale Bestandteile von Schulentwicklung sind.<br />

Schulen müssen also zukünftig Gesundheit im Rahmen von<br />

Schulentwicklungsprozessen mit denken.<br />

1.2 Eckdaten zur DAK-Initiative „Gemeinsam<br />

gesunde Schule entwickeln“<br />

Die DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“<br />

wurde als Settingprojekt mit dem Ziel der guten gesunden<br />

Schule von der DAK-Gesundheit initiiert und in Kooperation<br />

mit dem Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften<br />

(ZAG) und dem Institut für Psychologie der <strong>Leuphana</strong><br />

Universität Lüneburg durchgeführt. Gemäß der Zielsetzung<br />

der guten gesunden Schule, sollten die Projektschulen bei der<br />

Entwicklung zu gesundheitsfördernden und leistungsförderlichen<br />

Lebens- und Arbeitswelten begleitet werden. Leitziele<br />

waren die Verbesserung der Lehrer- und Schülergesundheit<br />

sowie die Steigerung der Schulqualität. Die Schulen sollten<br />

darüber hinaus befähigt werden, ihre Schulentwicklung nach<br />

Projektabschluss eigenständig fortführen zu können.<br />

Zielgruppe der DAK-Initiative waren Schulen aller Schulformen.<br />

Innerhalb der Schulen sollten die Lehrkräfte, Schüler_innen,<br />

Eltern als auch nicht-unterrichtende Personen erreicht<br />

werden. Im Projektzeitraum von 2007 bis 2013 nahmen<br />

insgesamt 30 Schulen aus 7 Bundesländern an der DAK-<br />

Initiative teil 2 .<br />

1.3 Aufbau des <strong>Evaluationsbericht</strong>s<br />

Der vorliegende <strong>Evaluationsbericht</strong> stellt die Vorgehensweise<br />

und Ergebnisse der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde<br />

Schule entwickeln“ für den Auftraggeber DAK-Gesundheit<br />

dar. Der Bericht verfolgt drei Ziele. Erstens soll überprüft<br />

werden, inwiefern die Projektziele erreicht werden konnten,<br />

d.h. wie wirksam das Projekt war. Zweitens soll die Art der<br />

Projektumsetzung reflektiert werden, d.h. wie gut das Projekt<br />

in den Schulen ankam und auf welche Resonanz es über die<br />

Schulen hinaus gestoßen ist. Drittens wird untersucht, unter<br />

welchen Bedingungen und Voraussetzungen, Schulentwicklungsprojekte<br />

wie die DAK-Initiative gelingen, so dass Erfolgsfaktoren<br />

identifiziert und Empfehlungen für Folgeprojekte<br />

abgeleitet werden können.<br />

1<br />

http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2012<br />

/2012_11_15-Gesundheitsempfehlung.pdf<br />

2<br />

Eine ausführlichere Darstellung der Initiative findet sich in Kapitel 2.<br />

Der <strong>Evaluationsbericht</strong> ist wie folgt aufgebaut:<br />

In der Einleitung wurde die Frage beantwortet, weshalb es<br />

sinnvoll ist, die Gesundheit von Schüler_innen und Lehrer_innen<br />

mit Hilfe von Schulentwicklungsmaßnahmen zu<br />

verbessern. Der Aufbau des Berichtes wird erläutert.<br />

In Kapitel 2 werden die Prämissen und das Vorgehen der<br />

DAK-Initiative erläutert. Es wird gegenübergestellt, inwiefern<br />

die Projektkonzeption mit dem Leitfaden Prävention übereinstimmt.<br />

Der Leitfaden legt verbindlich die Kriterien für die<br />

Leistungen der Krankenkassen in der schulischen Gesundheitsförderung<br />

fest. Die Projektschulen und wichtige Kennzahlen<br />

zum Projekt werden vorgestellt.<br />

In Kapitel 3 werden die Fragestellungen der Evaluation aufgelistet<br />

und das Evaluationsdesign, d.h. das Vorgehen bei<br />

der Datenauswertung, vorgestellt.<br />

Kapitel 4 stellt das Hauptkapitel der Evaluation dar und wird<br />

in summative Evaluation und Prozessevaluation unterteilt.<br />

Unter Punkt 4.1 werden die Ergebnisse der summativen Evaluation<br />

präsentiert. Hier wird die Frage gestellt: Konnten die<br />

Projektziele erreicht werden? Es werden sowohl subjektive als<br />

auch objektive Projektwirkungen untersucht. Objektive Projektwirkungen<br />

werden vor allem mit Hilfe von Längsschnitterhebungen<br />

(Pre- und Post-Erhebungen) erfasst. Zu den<br />

subjektiven Projektwirkungen zählt zum Beispiel der Projekterfolg<br />

aus Sicht der Schulen oder der Projektverantwortlichen.<br />

Unter Punkt 4.2. wird der Prozess evaluiert. Zum einen wird<br />

hier dargestellt, wie das Projekt an den Schulen umgesetzt<br />

wurde, z.B. woran die Schulen gearbeitet haben und welche<br />

Maßnahmen sie umgesetzt haben. Auch die Resonanz auf die<br />

im Rahmen des Projektes erschienenen Studien wird in diesem<br />

Punkt dargestellt. Zum zweiten wird untersucht, welche<br />

Bedingungen und Voraussetzungen an den Schulen zu einem<br />

hohen Projekterfolg beigetragen haben und welche eher<br />

nicht. Dabei handelt es sich teils um Startvoraussetzungen<br />

der Schulen, teils um Merkmale der Projektgestaltung. Die Erfolgsfaktoren<br />

aus Sicht der Projektverantwortlichen in den<br />

Schulen sowie der Projektgruppen werden hier ebenfalls berücksichtigt.<br />

In Kapitel 5 werden in der Executive Summary schließlich die<br />

wichtigsten Projekterkenntnisse kurz und knapp zusammengefasst<br />

sowie Handlungsempfehlungen für ein Folgeprojekt<br />

abgeleitet und erläutert.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 3


2. Beschreibung der DAK-Initiative „Gemeinsam<br />

gesunde Schule entwickeln“<br />

Die DAK-Initiative auf einen Blick:<br />

Auftraggeber: DAK-Gesundheit<br />

Durchführung und wissenschaftliche Begleitung: <strong>Leuphana</strong><br />

Universität Lüneburg<br />

Projektziele: Nachhaltige Gesundheitsförderung von Schüler_innen<br />

und Lehrer_innen, partizipativer Schulentwicklungsprozess,<br />

langfristige Sicherung der Entwicklungskompetenz<br />

von Schulen<br />

Zielgruppe: alle Schulformen<br />

Zielgruppen im Projekt: Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler,<br />

Eltern, nicht-unterrichtende Personen<br />

Anzahl beteiligter Schulen: 30<br />

Anzahl beteiligter Bundesländer: 7<br />

Laufzeit: 2007 - 2013<br />

Tabelle 1: Überblick über die DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule<br />

entwickeln“<br />

Konzeption auf der Basis von Vorgängerprojekten<br />

Die Konzeption der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde<br />

Schule entwickeln“ orientierte sich stark an den beiden Vorgängerprojekten,<br />

für deren Umsetzung die DAK-Gesundheit<br />

und andere Träger die <strong>Leuphana</strong> Universität im Laufe der<br />

letzten zehn Jahre beauftragte.<br />

Die Erfahrungen aus den Vorgängerprojekten wurden reflektiert,<br />

das Konzept entsprechend optimiert und an die Bedürfnisse<br />

der Schulen angepasst. Als eine Besonderheit wurde in<br />

der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“<br />

erstmals neben der Lehrergesundheit auch die Schülergesundheit<br />

in den Fokus gerückt und eine Partizipation der<br />

Schüler_innen am Projekt angestrebt. Tabelle 2 gibt einen<br />

Überblick über die Vorgängerprojekte.<br />

Tabelle 2: Vorgängerprojekte zur DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde<br />

Schule entwickeln“<br />

Vorgängerprojekte<br />

a) Modellprojekt 1 „Betriebliche Gesundheitsförderung in<br />

berufsbildenden Schulen – Entwicklung von Maßnahmen<br />

und Strategien“<br />

Auftraggeber: DAK-Gesundheit, Unfallkasse <strong>NRW</strong>, DGUV<br />

Durchführung und wissenschaftliche Begleitung: <strong>Leuphana</strong><br />

Universität Lüneburg<br />

Projektziel: Nachhaltige Gesundheitsförderung von Berufsschullehrkräften<br />

durch einen umfassenden Schulentwicklungsprozess<br />

Anzahl beteiligter Schulen: 4 (sowie 4 weitere Schulen als<br />

Kontrollgruppe)<br />

Laufzeit: 2003 – 2005<br />

b) Modellprojekt 2 „Gute gesunde Schule entwickeln – mit<br />

Lehrergesundheit Schulqualität sichern“<br />

Auftraggeber: DAK-Gesundheit, Unfallkasse <strong>NRW</strong><br />

Projektpartner: Bezirksregierung Münster<br />

Durchführung und wissenschaftliche Begleitung: <strong>Leuphana</strong><br />

Universität Lüneburg<br />

Projektziel: Unterstützung von allgemein bildenden und berufsbildenden<br />

Schulen bei ihrem Entwicklungsprozess hin zu<br />

guten gesunden Schulen, Förderung der Lehrergesundheit<br />

Anzahl beteiligter Schulen: 8<br />

Laufzeit: 2007 – 2009<br />

2.1 Ausrichtung der DAK-Initiative an den Vorgaben<br />

des Leitfadens Prävention<br />

In § 20 Abs. 1 SGB V wird als Zielsetzung formuliert, dass die<br />

Leistungen der Krankenkassen zur primären Prävention neben<br />

der Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes<br />

insbesondere einen Beitrag zur Verminderung der sozial<br />

bedingten Ungleichheit von Gesundheitschancen erbringen<br />

sollen. Um die Zugänge zu sozial benachteiligten Zielgruppen<br />

sicher zu stellen, werden Interventionen bevorzugt, die primär<br />

auf Lebensräume abzielen und durch die Verbesserung der<br />

strukturellen Bedingungen Gesundheit fördern (Setting-<br />

Ansatz). Die Schule eignet sich für Maßnahmen zur Primärprävention<br />

und Gesundheitsförderung, weil hier grundsätzlich<br />

alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden können.<br />

Im Leitfaden Prävention wird ausgeführt, wie solche Setting-<br />

Projekte konzipiert und umgesetzt werden sollten.<br />

Die DAK-Initiative setzte die Vorgaben des Leitfadens Prävention<br />

für die Gestaltung von Settingprojekten an Schulen um.<br />

Nachfolgend werden die Vorgaben des Leitfadens und das<br />

Vorgehen der DAK-Initiative dargestellt:<br />

4


Tabelle 3: Umsetzung des Leitfadens Prävention<br />

Vorgaben des Leitfadens Prävention für<br />

Setting-Projekte an Schulen<br />

Die Schule dient nicht nur als Zugangsweg<br />

zur Erreichung der Schülerinnen und Schüler,<br />

sondern ist selbst Gegenstand gesundheitsförderlicher<br />

Umgestaltung.<br />

Zielgruppen sind insbesondere die Schülerinnen<br />

und Schüler und deren Familien sowie<br />

Lehrkräfte unter Berücksichtigung der originären<br />

Zuständigkeiten der Schulträger.<br />

Der Bedarf der Zielgruppen an gesundheitsfördernden<br />

Interventionsmaßnahmen ist begründet<br />

– z. B. durch Daten der Gesundheitsberichterstattung<br />

oder eine schulische Unfall-<br />

und Fehlzeitenstatistik.<br />

Die Projektangebote werden von den Schulen<br />

tatsächlich nachgefragt.<br />

Konzeption in der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“<br />

• Neben der Verhaltensprävention wurde auch die Verhältnisprävention in<br />

den Blick genommen.<br />

• Zu Beginn wurde in jeder Schule eine umfassende Diagnose der gesundheitlichen<br />

Wirkung der Lern-, Arbeits- und Organisationsbedingungen vorgenommen,<br />

um auf dieser Basis gezielt Maßnahmen der Verhältnisprävention<br />

zu entwickeln.<br />

• Die Zielgruppen der DAK-Initiative waren hauptsächlich die Schüler_innen<br />

und Lehrer_innen sowie aktive Eltern.<br />

• Um die Zuständigkeit des Schulträgers zu sichern, wurde z.B. die Qualität<br />

des Unterrichts nicht erfasst und es wurden keine Angebote zur Unterrichtsverbesserung<br />

bereitgehalten.<br />

• Mit Hilfe einer fragebogengestützten Bedarfsanalyse wurden die Belastungen<br />

und Ressourcen der Schulen umfassend erhoben und der Veränderungsbedarf<br />

ermittelt.<br />

• Die Projektangebote wie z.B. Teilnahme an Schulungen, Steuerkreissitzungen<br />

etc. wurden von den Schulen genutzt. Nach Bedarf wurden auch zusätzliche<br />

Angebote entwickelt und vorgehalten.<br />

Umsetzung und Ergebnisse der Interventionen<br />

werden dokumentiert und evaluiert und den<br />

Partnern zur Verfügung gestellt.<br />

2.2 Konzeption und Umsetzung der DAK-Initiative<br />

Im Folgenden wird das Konzept der DAK-Initiative vorgestellt.<br />

Hierfür werden die theoretischen Grundlagen der Konzeption<br />

skizziert und die Umsetzung des Konzeptes in die Praxis anhand<br />

der zentralen Projektbausteine erläutert.<br />

2.2.1 Theoretische Grundannahmen<br />

Guten gesunden Schulen gelingt es, Qualitätsentwicklung<br />

gezielt mit Gesundheitsförderung zu verknüpfen. Auf diese<br />

• Die Projektgruppenarbeit wurde schulintern mit Hilfe von Protokollen dokumentiert.<br />

• Die Schulen erhielten zur Halbzeit auf Basis der Ergebnisse einer Lehrerbefragung<br />

eine Rückmeldung zum bisherigen Projektverlauf und -erfolg und<br />

konnten so ggf. ihr Vorgehen korrigieren.<br />

• Die Abschlussbefragung erfasste u.a. die Projektwirkungen, die Zufriedenheit<br />

mit den Projektgruppenergebnissen und dem Projekt insgesamt.<br />

• Der vorliegende Abschlussbericht dokumentiert den gesamten Projekterfolg<br />

und seine Bedingungen.<br />

Weise erreichen Schulen nicht nur ihre Leistungsziele, sondern<br />

bieten ihren Mitgliedern auch eine gesundheitsangemessene<br />

und bedürfnisgerechte Umwelt. Die Zielgrößen Gesundheit<br />

und Wohlbefinden, Schulqualität sowie die Erfüllung<br />

des Bildungs- und Erziehungsauftrags werden hierbei<br />

als Endpunkte eines komplexen Wirkzusammenhangs betrachtet,<br />

in dem neben individuellen Merkmalen schulische<br />

und organisationale Prozesse eine bedeutsame Rolle spielen.<br />

Grundlage der Initiative ist die Annahme, dass nachhaltige<br />

Verbesserungen in den genannten Zielgrößen nur dann erzielt<br />

werden können, wenn die Schule als Organisation einen umfassenden<br />

und systematischen Veränderungsprozess durch-<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 5


läuft. Hierfür müssen Schulen ihre Strukturen sowie Arbeitsund<br />

Kommunikationsprozesse in Frage stellen und neu gestalten<br />

– es ist ein tief greifender Wandel vonnöten. Dieser<br />

Wandelprozess muss die spezifischen Merkmale und damit<br />

einhergehenden Herausforderungen der Organisation Schule<br />

berücksichtigen. Diese zeigen sich u.a. darin, dass die Schulleitung,<br />

im Vergleich zu anderen Organisationen, eine eher<br />

geringe Steuerungs- und Durchgriffsmacht besitzt und für<br />

als notwendig erachtete Innovationen werben muss. Zugleich<br />

erschwert das Organisationsformat Schule eine Kooperation<br />

der Lehrkräfte und läuft Gefahr Einzelkämpfertum zu fördern<br />

(vgl. Schumacher 2012a). Für die Erreichung der Bildungsziele<br />

als auch für die Förderung von Gesundheit ist es jedoch<br />

unerlässlich, dass Lehrkräfte ihre Schule als ein Kollektiv begreifen,<br />

welches gemeinsam seine Ziele verfolgt, Orientierung<br />

und Schutz bietet, aber auch Engagement und Loyalität verlangt.<br />

Um dieser Zielvorstellung nahezukommen, bedarf es<br />

einer Veränderung der Schulkultur und des professionellen<br />

Selbstverständnisses von Lehrkräften.<br />

Das Konzept der Organisationsentwicklung bietet für die spezifischen<br />

Bedingungen der Organisation Schule ein Vorgehen,<br />

welches vor allem durch eine wirksamere und offenere Kommunikation<br />

und Kooperation eine nachhaltige Verbesserung<br />

der Problemlöse-, Lern- und Leistungsfähigkeit der Organisationen<br />

erreichen soll. Es wird davon ausgegangen, dass die<br />

Organisationsmitglieder bereit sind, Organisationsziele zu<br />

verfolgen und Probleme zu lösen, wenn sie verantwortlich<br />

mitwirken können. Weiterhin wird angenommen, dass durch<br />

gemeinsame Problemlöseprozesse und eine zielorientierte Zusammenarbeit<br />

die Entwicklung der Organisation befördert<br />

werden kann. Diese Methode ist daher für Schulentwicklungsprozesse<br />

generell, unabhängig von dem thematischen<br />

Schwerpunkt, empfehlenswert.<br />

Die erfolgreiche Durchführung von Veränderungsprozessen ist<br />

jedoch nicht nur von deren Gestaltung abhängig, sondern<br />

bedingt sich zugleich durch die Voraussetzungen der Organisationen.<br />

Ein kritischer Faktor in allen organisationalen Veränderungsprozessen<br />

ist die Veränderungsbereitschaft der<br />

Organisationsmitglieder. Lehrkräfte und ggf. Schüler_innen<br />

sowie Eltern müssen bereit sein, Neues zu erproben und sich<br />

für die Realisierung ihrer Ideen zu engagieren. Stehen nur<br />

wenige Mitglieder der Schule dem Veränderungsvorhaben positiv<br />

gegenüber und sind nur wenige bereit, sich zu engagieren,<br />

sind nachhaltige und umfassende Verbesserungen kaum<br />

zu erzielen.<br />

Um Schulen auf ihrem Weg zu guten gesunden Schulen zu<br />

unterstützen, ihre Entwicklungskompetenzen zu stärken und<br />

die Lehrer- und Schülergesundheit nachhaltig zu verbessern,<br />

entwickelte die DAK-Initiative auf Grundlage der vorangestellten<br />

Annahmen ein Konzept, bei dem Gesundheitsförderung<br />

nicht als ein Add-On realisiert, sondern konsequent mit<br />

der schulischen Qualitätsentwicklung verbunden wurde.<br />

2.2.2 Prinzipien und Prämissen<br />

Nachhaltigkeit<br />

Mit Nachhaltigkeit ist gemeint, dass Gesundheitsförderung<br />

sich als dauerhaftes Ziel in den Schulen etabliert und in allen<br />

Entwicklungsprozessen berücksichtigt wird. Strukturen<br />

und Prozesse sollen hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Auswirkungen<br />

analysiert und zukunftsfähige Strukturen für Gesundheitsförderung<br />

etabliert werden. Diese Leitidee ist als<br />

Kontrapunkt zu kurzfristigen, eng umrissenen und zumeist an<br />

der Verhaltensprävention orientierten Maßnahmen zu verstehen.<br />

Die Wirkung solcher punktuellen Maßnahmen ist zumeist<br />

nicht von Dauer. Eine nachhaltige Gesundheitsförderung bedeutet<br />

daher, die in einer Schule bestehenden Prozesse und<br />

Strukturen einer grundlegenden Prüfung hinsichtlich ihrer<br />

Gesundheitswirkung zu unterziehen und auf diesem Wege<br />

auch ein Bewusstsein von der Bedeutung einer Verhältnisprävention<br />

zu schaffen. Eine gute gesunde Schule analysiert<br />

die gesundheitsschädlichen und gesundheitsförderlichen<br />

Wirkungen von Kommunikations- und Kooperationsprozessen,<br />

hierarchischen Strukturen, Arbeitsbedingungen usw.<br />

und kann prospektiv die gesundheitlichen Implikationen von<br />

neuen Prozessen und Strukturen erkennen.<br />

Verhaltens- und Verhältnisprävention<br />

Eine nachhaltige Förderung der Gesundheit und Leistung von<br />

Lehrkräften sowie Schüler_innen kann nur erreicht werden,<br />

wenn neben Maßnahmen zur Stärkung individueller Ressourcen<br />

auch Maßnahmen zur Reduzierung gesundheits- und<br />

leistungsgefährdender Belastungen und zur Förderung organisationaler<br />

Ressourcen ergriffen werden. Es müssen Arbeitsbedingungen,<br />

Organisationsstrukturen sowie Kommunikations-<br />

und Arbeitsprozesse entwickelt werden, die sowohl<br />

eine effiziente Erreichung der Organisationsziele als auch eine<br />

Erfüllung der individuellen Bedürfnisse und Ziele ermöglichen.<br />

Forschungsergebnisse der Arbeits- und Organisationspsychologie<br />

und der Gesundheitswissenschaften zeigen, dass<br />

Wohlbefinden, Arbeitsmotivation, Engagement und Gesundheit<br />

gleichermaßen durch Arbeitsbedingungen gefördert werden<br />

können, die den Mitarbeiter_innen die Erfüllung ihrer<br />

Bedürfnisse und Ziele ermöglichen. Wohlbefinden und Ar-<br />

2


eitsmotivation werden durch Möglichkeiten, Mitgestaltung<br />

und Kompetenzerweiterung, soziale Unterstützung, Feedback<br />

usw. gefördert. Studien zur Lehrergesundheit zeigen, dass<br />

gerade diese Faktoren oft als defizitär erlebt werden (vgl.<br />

Schumacher, Nieskens, Bräuer & Sieland 2005; Rudow 1994;<br />

Schaarschmidt 2004).<br />

Partizipation<br />

Um Veränderungsvorhaben passgenau entwickeln und nachhaltig<br />

in die Schulentwicklung implementieren zu können,<br />

bedarf es partizipativer Ansätze (vgl. Schreyögg 2003). Gruppen<br />

fungieren dabei als Wandelmedium: Soziale Kontrolle, öffentliche<br />

Verpflichtung und wechselseitige Unterstützung<br />

tragen dazu bei, dass Hindernisse und Krisen eher überwunden<br />

und Veränderungsanstrengungen verstetigt werden.<br />

Durch das gemeinsame Arbeiten an Problemstellungen kann<br />

Gemeinsinn gefördert werden. Gleichzeitig können Lösungen<br />

entwickelt werden, die die Besonderheiten der jeweiligen<br />

Schule berücksichtigen und von den Beteiligten als ihre eigenen<br />

erlebt werden.<br />

2.2.3 Vorgehen nach dem Organisationsentwicklungszyklus<br />

Das Vorgehen im Projekt folgte dem Konzept der<br />

Organisationsentwicklung, bei dem durch eine zyklische<br />

Abfolge von Diagnose, Intervention und Evaluation ein<br />

zielgerichteter und systematischer Entwicklungsprozess<br />

ermöglicht wird (Abb. 2).<br />

Über die Ausrichtung an der individuellen Struktur einer<br />

Organisation ermöglicht dieses Vorgehen eine Bedarfs- und<br />

Bedürfnisorientierung, die sich sowohl an den Stärken als<br />

auch Schwächen der Organisation orientiert und diese<br />

gleichermaßen in dynamischen Prozessen für positive<br />

Veränderungen nutzt. Das Konzept sieht vor, dass die Mitglieder<br />

einer Organisation in Gruppen an konkreten, selbst<br />

gewählten Problemstellungen arbeiten. Hierdurch soll die Motivation<br />

der beteiligten Mitglieder gefördert und deren Kompetenzen<br />

genutzt werden. Weiterhin soll auf diesem Wege die<br />

Kooperation und Kommunikation in der Organisation gestärkt<br />

werden.<br />

Im Idealfall wird der Zyklus von Diagnose, Intervention und<br />

Evaluation kontinuierlich weitergeführt, so dass ein ständiger<br />

Lern- und Entwicklungsprozess besteht. Durch den systematischen<br />

Organisationsentwicklungsprozess wird die Chance<br />

erhöht, nachhaltig wirksame Lösungen zu entwickeln und<br />

Veränderungskompetenz zu erlernen.<br />

2.2.4 Ablauf und Umsetzung des Projektes an den Schulen<br />

Die Projektschulen wurden für je drei Jahre durch das<br />

Projektteam der <strong>Leuphana</strong> Universität begleitet. Je zehn<br />

Schulen starteten 2008, 2009 und 2010. Mit einer<br />

dreijährigen Projektlaufzeit erhielten die Schulen einen<br />

Zeithorizont, der einen tiefgreifenden Veränderungsprozess<br />

überhaupt erst ermöglicht.<br />

In Abbildung 3 wird dargestellt, welche Projektbestandteile<br />

fest an den Schulen durchgeführt wurden. Dem Projektzyklus<br />

vorgestellt waren Gespräche mit den Schulen, die u.a. der<br />

Auswahl der Schulen dienten. Alle Projektbausteine werden<br />

nachfolgend erläutert.<br />

Abbildung 2: Organisationsentwicklungsmodell der DAK-Initiative<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 3


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 3: Projektbestandteile der DAK-Initiative<br />

In einem Vorgespräch mit der Schule wurde das Projekt vorgestellt<br />

und die Erwartungen und Wünsche der Akteure geklärt.<br />

Um sich auf die DAK-Initiative zu bewerben, stimmte<br />

das gesamte Kollegium über die Teilnahme an dem Projekt<br />

ab. Eine Zwei-Drittel-Mehrheit für die Projektbeteiligung war<br />

eine Grundvoraussetzung für die Aufnahme der Schule in das<br />

Projekt 3 . Zuvor nahmen die Projektschulen einen Ressourcencheck<br />

vor, um zu prüfen, ob sie über die für das Projekt erforderlichen<br />

personellen und zeitlichen Kapazitäten verfügen. 4<br />

Das Vorgespräch sowie der Ressourcencheck stellen wichtige<br />

Grundlagen dar, um den Schulen die Voraussetzungen für ein<br />

erfolgreiches Projekt darzustellen und eine Eignung der Schule<br />

für die Projektteilnahme zu prüfen. Über das Kriterium der<br />

2/3-Mehrheit sollte sichergestellt werden, dass eine ausreichend<br />

hohe Bereitschaft zur Durchführung des Projektes gegeben<br />

ist.<br />

Zu Beginn der Projektdurchführung wurde ein Steuerkreis an<br />

der Schule gebildet und in einer Schulung auf seine Aufgaben<br />

vorbereitet. Schulen verfügen oft über wenig Verände-<br />

3<br />

Im 1. Jahrgang reichte die einfache Mehrheit für die Bewerbung der<br />

Schule aus. Ab dem 2.Jahrgang wurde die 2/3-Mehrheit als Kriterium<br />

eingeführt.<br />

4<br />

http://www.schulenentwickeln.de/tl_files/Dateien/Leitfaeden/<strong>GGSE</strong>_Ressourcencheck.pdf<br />

rungswissen. Der Steuerkreis nimmt hier eine wichtige Funktion<br />

als Koordinator und Begleiter der Schulentwicklungsprozesse<br />

ein. Der Steuerkreis ist für die Durchführung des Projektes<br />

vor Ort verantwortlich. Wie bei einer Schaltzentrale<br />

laufen alle Informationen bei ihm zusammen, so begleitet er<br />

den gesamten Veränderungsprozess.<br />

Zu den Aufgaben des Steuerkreises gehört es,<br />

• die Projektvision im Auge zu behalten,<br />

• die Projektgruppen bei der Entwicklung und Realisierung<br />

von Maßnahmen zu unterstützen,<br />

• die Nachhaltigkeit von entwickelten Maßnahmen sicherzustellen,<br />

z.B. durch die Übernahme von Inhalten in das<br />

Schulprogramm,<br />

• die Maßnahmen und den Gesamtprozess zu evaluieren,<br />

• Personen zu würdigen, die sich im Projekt engagieren<br />

und sie nach Möglichkeit an anderer Stelle zu entlasten,<br />

• innerhalb und außerhalb der Schule (Eltern, Partner,<br />

Gemeinde) für das Projekt zu werben, die Ergebnisse zu<br />

kommunizieren und über den Stand der Arbeit zu informieren.<br />

Um den Aufbau der Steuerkreise gezielt zu unterstützen, wurden<br />

die Steuerkreismitglieder ausgebildet. In der Schulung<br />

wurden Themen wie gelingendes Informations- und Projektmanagement<br />

vorgestellt und bearbeitet sowie theoretische<br />

Grundlagen zum Zusammenhang von Gesundheit und Schul-<br />

Titel 4


qualität vermittelt (vgl. Tabelle 4). In einem späteren Steuerkreisaustauschtreffen<br />

hatte ein Teil der Steuerkreismitglieder<br />

im 2. Projektjahr die Möglichkeit das bisherige Vorgehen<br />

zu reflektieren und sich mit anderen Projektschulen kohortenübergreifend<br />

auszutauschen und zu vernetzen.<br />

Ebenso wie die Ausbildung der Steuerkreismitglieder diente<br />

auch die Schulung der Moderator_innen dazu, die Schule<br />

dauerhaft zur Umsetzung von Schulentwicklungsprozessen zu<br />

befähigen. Die effiziente Arbeit der schulischen Projektgruppen<br />

hat einen großen Einfluss auf den Projekterfolg. Es wurden<br />

pro Schule bis zu acht überwiegend Lehrkräfte zu Moderator_innen<br />

ausgebildet. Die Moderator_innen hatten die<br />

Aufgabe, eine Zielklärung und –definition mit der Gruppe<br />

vorzunehmen, die Arbeit zu dokumentieren und auf ein effektives<br />

und effizientes Arbeiten zu achten. In einer Vertiefungsschulung<br />

hatten die Moderator_innen etwa ein halbes Jahr<br />

später die Gelegenheit, Fragen der Umsetzung zu besprechen<br />

und sich mit Moderator_innen aus anderen Schulen auszutauschen.<br />

Jede Schule nahm insgesamt an vier Schulungen teil 5 . Die<br />

nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die jeweiligen<br />

Zielsetzungen, die Dauer und die Zeitpunkte der Schulungen:<br />

5<br />

Eine Ausnahme bildeten Schulen der Kohorte 2, die sowohl zum<br />

Austauschtreffen der Steuerkreise 2010 und 2011 eingeladen wurden.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 5


1. KOPFZEILE<br />

Tabelle 4: Überblick über durchgeführte Schulungen<br />

Schulung Ziele und Inhalte Zielgruppe Dauer Zeitpunkt Durchführung<br />

Schulung Steuerkreismitglieder<br />

Grundlagen für die Arbeit im Steuerkreis: Informations-<br />

und Projektmanagement; Vermittlung<br />

theoretischer Grundlagen zum Zusammenhang<br />

von Gesundheit und Schulqualität;<br />

Förderung von Veränderungsbereitschaft;<br />

Umsetzung einer Feedback- und Würdigungskultur<br />

Steuerkreismitglieder<br />

1,5 Tage<br />

ca. 2 Monate<br />

nach Projektbeginn<br />

Projektteam<br />

Lüneburg<br />

Austauschtreffen<br />

Steuerkreismitglieder<br />

Austausch und Best-Practice-Beispiel zu Erfolgs-<br />

und Misslingensfaktoren, Partizipation<br />

und Nachhaltigkeit<br />

Steuerkreismitglieder<br />

1,5 Tage<br />

2. oder 3. Projektjahr<br />

Projektteam<br />

Lüneburg<br />

Moderatorenausbildung<br />

Grundmodul<br />

ca. 4 Monate<br />

nach Projektbeginn<br />

Moderatorenausbildung<br />

Vertiefung<br />

Erwerb von Moderations- und Gruppenleitungskompetenzen<br />

um die Arbeit der Projektgruppen<br />

begleiten zu können<br />

Reflektion bisheriger Erfahrungen;<br />

Lösungen für aufgetretene Schwierigkeiten,<br />

gezielter theoretischer Input<br />

hauptsächlich<br />

Lehrer_innen,<br />

bis zu 2 Schüler_innen<br />

und<br />

Eltern pro<br />

Schule<br />

hauptsächlich<br />

Lehrer_innen,<br />

bis zu 2 Schüler_innen<br />

und<br />

Eltern pro<br />

Schule<br />

2,5 Tage<br />

1,5 Tage<br />

ca. 6 Monate<br />

nach Grundmodul<br />

Projektteam<br />

Lüneburg<br />

und externe<br />

Trainerin<br />

Projektteam<br />

Lüneburg<br />

und externe<br />

Trainerin<br />

Während der gesamten Projektlaufzeit wurden insgesamt<br />

zehn Steuerkreissitzungen vom Projektteam Lüneburg vorbereitet<br />

sowie vor Ort begleitet und moderiert. Die in den Sitzungen<br />

behandelten Themen orientierten sich jeweils am Projektverlauf.<br />

Durch das mehrmalige Durchlaufen des Organisationsentwicklungszyklus<br />

(vgl. Abb. 2) sollte der Steuerkreis<br />

nachhaltig befähigt werden, dieses Vorgehen auch nach Ablauf<br />

der Projektzeit in der Schule selbstständig umsetzen zu<br />

können. Die externe Begleitung durch das Team der <strong>Leuphana</strong><br />

Universität unterstützte die Projektschulen über die zehn<br />

Sitzungen in allen Phasen des Veränderungsprozesses.<br />

Schwerpunkt der Prozessberatung bildeten Fragen der Projektsteuerung<br />

und der Projektumsetzung sowie die Beratung<br />

zu im Projektverlauf auftauchenden schulspezifischen<br />

Schwierigkeiten. Zur Unterstützung des eigenen Projektmanagements<br />

wurde den Schulen eine Reihe von Dokumentationsvorlagen<br />

zur Verfügung gestellt (z.B. Protokolle, Zielklärungen,<br />

Planungsunterlagen für Befragungen, Erfahrungsberichte<br />

der Projektgruppen u.v.m.), die vor allem den Informationsfluss<br />

sichern und Ergebnisse dokumentieren sollten.<br />

Zu drei Zeitpunkten wurden Befragungen an allen Projektschulen<br />

durchgeführt (ausführlichere Informationen siehe<br />

3.3.1 Datenquellen).<br />

Mit Hilfe einer fragebogengestützten Bedarfsanalyse wurden<br />

zu Beginn in der Eingangsbefragung die Belastungen und<br />

Ressourcen der Schulen umfassend erhoben und der Veränderungsbedarf<br />

ermittelt. Die Ergebnisse dienten später als<br />

Grundlage der Themenfindung für die Projektgruppenarbeit.<br />

Für alle Lehrkräfte gab es zusätzlich das Angebot einer individuellen<br />

Rückmeldung. Diese fokussierte das eigene Gesundheitsverhalten<br />

sowie die eigenen gesundheitsrelevanten<br />

Einstellungen. Um eine Einordnung der Ergebnisse zu ermöglichen,<br />

wurden die persönlichen Werte den Durchschnittswerten<br />

des restlichen Kollegiums sowie der Normstichprobe ver-<br />

Titel 6


gleichend gegenübergestellt. Die individuelle Rückmeldung<br />

sollte Lehrkräfte dazu motivieren, sich neben den Veränderungen,<br />

die auf schulischer Ebene angestoßen werden, auch<br />

auf individueller Ebene mit dem Thema auseinanderzusetzen.<br />

In der Zwischenbefragung wurden verschiedene Aspekte der<br />

Prozessgestaltung und Prozessbewertung erfasst. Die Ergebnisse<br />

dienten der Optimierung des laufenden Prozesses. Auf<br />

Grundlage der Ergebnisse formulierte der Steuerkreis seine<br />

Steuerungsziele für das dritte Projektjahr und nahm Weichenstellungen<br />

für einen erfolgreichen Projektabschluss vor.<br />

Im letzten Projektjahr wurde eine Abschlussbefragung<br />

durchgeführt, welche zentrale Bereiche aus der Eingangsbefragung<br />

(als Wiederholungsmessung) erneut erfasste und<br />

somit Veränderungsaussagen zuließ. Zusätzlich wurden die<br />

Bekanntheit und Akzeptanz der in der jeweiligen Schule<br />

durchgeführten Maßnahmen erfasst.<br />

Zur Rückmeldung der Befragungsergebnisse und Einbindung<br />

der Schulgemeinde in den Veränderungsprozess wurden im<br />

Anschluss an die Befragungen jeweils schulweite Großveranstaltungen<br />

an den Projektschulen durchgeführt. Der Kick-Off<br />

verfolgte als Startveranstaltung das Ziel, durch die Präsentation<br />

und Einordnung der Befragungsergebnisse die Notwendigkeit<br />

und Dringlichkeit des Veränderungsvorhabens zu verdeutlichen<br />

und hierüber auch die Veränderungsbereitschaft<br />

zu fördern. In einem mehrstufigen Prozess wurden die Handlungsfelder<br />

der Schule priorisiert und in Kleingruppen diskutiert.<br />

Zu den wichtigsten und dringlichsten Handlungsfeldern<br />

wurden abschließend Projektgruppen gebildet, die mit der<br />

Erarbeitung von Verbesserungsmaßnahmen beauftragt wurden.<br />

Mit der Abschlussveranstaltung wurde das Projekt in der<br />

Schule offiziell beendet. Der Fokus lag auf der Darstellung<br />

des Erreichten sowie der Würdigung der Projektaktiven. Der<br />

gesamte schulische Veränderungsprozess sollte noch einmal<br />

reflektiert und die weiterführenden Aktivitäten und Strukturen<br />

schulischer Gesundheitsförderung nach Projektabschluss<br />

vorgestellt werden.<br />

Die Projektgruppen erhielten auf dem Kick-Off den Auftrag,<br />

konkrete Ziele zu den jeweiligen ausgewählten Handlungsfeldern<br />

zu formulieren und anschließend Maßnahmenvorschläge<br />

zu erarbeiten. Bei der Entwicklung von Lösungsideen wurde<br />

nicht auf Standardmaßnahmen gesetzt, sondern es wurden<br />

vielmehr passgenaue Maßnahmen für die Situation an der<br />

jeweiligen Schule entwickelt. Alle Gruppen wurden jeweils von<br />

einem/r vorab ausgebildeten Moderator_in unterstützt. Die<br />

Effektivität und Effizienz der Projektgruppenarbeit wurden<br />

kontinuierlich durch die Steuergruppe überwacht. Bei Bedarf<br />

erhielten die Projektgruppen Unterstützung durch das Projektteam<br />

oder die Steuergruppe. Zudem wurde die Wirksamkeit<br />

des gesamten Projekts durch einen Vorher-Nachher-<br />

Vergleich überprüft.<br />

Über die bereits genannten Projektbestandteile hinaus<br />

konnten zusätzliche Steuerkreistreffen, schulspezifische<br />

Schulungen, sowie weitere Befragungen und<br />

Beratungsleistungen von den Schulen nach Bedarf abgerufen<br />

werden. Auf Antrag konnten die Projektschulen darüber hinaus<br />

finanzielle Zuschüsse für die Teilnahme an <strong>Fortbildung</strong>en,<br />

für externe Beratungen sowie Sachmittel erhalten (vgl.<br />

4.2.1.2). Zentrales Kriterium für die Bezuschussung war die<br />

Anbindung an eines der ausgewählten Themen. Die Schule<br />

musste den Handlungsbedarf sowie den erwarteten Nutzen<br />

der geplanten Maßnahme darlegen. Durch den Eigenanteil<br />

der Schule wurde einem „Mitnahmeeffekt“ entgegengewirkt,<br />

bei dem kostenlose Leistungen ohne Notwendigkeit in Anspruch<br />

genommen werden.<br />

2.2.5 Anpassungen des Konzeptes in der Projektlaufzeit<br />

Durch die Umsetzung des Konzeptes in die Praxis ergaben<br />

sich während der Projektlaufzeit zum Teil Anpassungen, die<br />

sich an den Bedarfen und Bedürfnissen der Schulen ausrichteten.<br />

Hierdurch wurde das Konzept zunehmend flexibilisiert<br />

und somit stärker auf die Bedürfnisse und auch Rahmenbedingungen<br />

der jeweiligen Projektschulen zugeschnitten. Damit<br />

einhergehend wurden neue Beratungsleistungen entwickelt,<br />

die anschließend auch anderen Schulen als Angebot<br />

unterbreitet wurden. So konnte beispielsweise an einer Schule<br />

mit dem gesamten Kollegium ein Leitbild entwickelt werden,<br />

welches die Schule als ein Ziel ihrer Projektteilnahme<br />

definiert hatte. Im Folgenden werden die wichtigsten Anpassungen<br />

des Konzeptes erläutert.<br />

Zwischenbilanzveranstaltung<br />

Geplant war zunächst, eine Eingangs- und Abschlussveranstaltung<br />

an jeder Schule durchzuführen. Auf Anregung einiger<br />

Projektschulen der ersten Kohorte wurde zusätzlich nach<br />

der Zwischenbefragung eine Zwischenbilanz durchgeführt.<br />

Die Zwischenbilanzveranstaltung wurde dann ab der zweiten<br />

Kohorte für alle Schulen als Standardangebot eingeführt.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 7


Ziele der Veranstaltung waren:<br />

• Förderung der Motivation bei den Projektaktiven und der<br />

Schulgemeinde<br />

• Werbung für eine aktive Beteiligung<br />

• Einordnung und Bewertung des bisherigen Projektverlaufes<br />

und Weichenstellung für die weitere Projektlaufzeit<br />

• Förderung des Informationsflusses<br />

• Erhöhung des Stellenwertes des Projektes an der Schule<br />

• Schaffung von Räumen für Austausch und Feedback<br />

Die Schulen wurden für die Umsetzung der Veranstaltung<br />

aufgefordert, eigene Ziele in Abhängigkeit von ihrem bisherigen<br />

Projektverlauf zu definieren und die Veranstaltung entsprechend<br />

dieser Zielsetzung auszurichten. Die Gestaltung<br />

der Veranstaltung enthielt dementsprechend feste Bestandteile<br />

wie auch optionale Elemente. Je nach aktuellem Bedarf<br />

und Gestaltungswunsch der Schule wurde die Veranstaltung<br />

in einem Zeitrahmen von 2-8 Stunden durchgeführt.<br />

Diesem Umstand wurde im Rahmen der Schulbegleitung<br />

Rechnung getragen und Beratungsangebote für die Schulleitungen<br />

entwickelt. So erhielten alle Schulleitungsmitglieder<br />

nach der Eingangsbefragung eine individuelle Rückmeldung<br />

zu ihrem Schulleitungshandeln. Diese umfasste die Bereiche<br />

Management und Verwaltung, Personalentwicklung sowie Organisationsentwicklung.<br />

Die Empfänger sollten angeregt<br />

werden die Rückmeldungen des Kollegiums aufzugreifen, sie<br />

mit ihren eigenen Einschätzungen zu vergleichen (Abb. 4)<br />

und sich im Rahmen der Projektlaufzeit eigene Entwicklungsziele<br />

zu setzen sowie diese zu verwirklichen.<br />

Feste Punkte der Zwischenbilanz:<br />

• Ansprache der Schulleitung<br />

• Vorstellung und Diskussion der Zwischenbefragungsergebnisse<br />

• Zwischenfazit des Steuerkreises<br />

• Weichenstellung für das letzte Projektjahr<br />

• Vorstellung und Diskussion der Projektgruppenergebnisse<br />

Optionale Elemente der Zwischenbilanz:<br />

• Großgruppenverfahren zur Bildung neuer Projektgruppen<br />

• Durchführung eines Gesundheitstages<br />

• <strong>Fortbildung</strong> zu gesundheitsrelevanten Themen mit Bezug<br />

zu den Arbeitsschwerpunkten der Schule<br />

Schulleitungsberatungen<br />

Die Unterstützung durch die Schulleitung spielt eine große<br />

Rolle für den Erfolg von jeglichen Schulentwicklungsprojekten.<br />

Darüber hinaus steht das Schulleitungshandeln in Zusammenhang<br />

mit der Gesundheit von Lehrkräften. In der<br />

DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studie 2011 wurde u.a. deutlich, dass Schulen<br />

mit effizienter Führung und hoher Mitarbeiterorientierung<br />

geringere Werte in der emotionalen Beanspruchung der Lehrkräfte<br />

aufweisen 6 .<br />

6<br />

http://www.schulen-entwickeln.de/studien.html<br />

8


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 4: Beispiel einer Ergebnisdarstellung aus der Schulleitungsrückmeldung: Die Lehrkräfte schätzen die Mitarbeiterorientierung ihrer Schulleitung<br />

im Vergleich zu den Kollegien der anderen Projektschulen eher gering ein.<br />

Nach Erhalt der individuellen Rückmeldung konnten alle Projektschulen<br />

eine Schulleitungsberatung in Anspruch nehmen.<br />

Schulleitungsteams konnten hier in einem strukturierten<br />

Beratungsprozess mit Unterstützung des Projektteams<br />

Lüneburg Lösungsansätze für schwierige Situationen erarbeiten.<br />

Darüber hinaus wurden Fragen angeregt wie: Wie können<br />

wir unser Führungsverhalten gesundheitsförderlicher gestalten?<br />

Was können wir tun, damit Schulentwicklung nicht auf<br />

Kosten der Gesundheit der Lehrkräfte erfolgt? Wie können wir<br />

als Schulleitung den erfolgreichen Fortgang des Projekts fördern?<br />

Bei Bedarf wurden auch mehrere Schulleitungsberatungen<br />

pro Schule angeboten.<br />

Zusätzlich fand ein regionales Schulleitungsaustauschtreffen<br />

mit fünf Projektschulen der 3. Kohorte statt. Dieses wurde<br />

schulübergreifend konzipiert um Austauschmöglichkeiten zu<br />

fördern, die regionale Vernetzung der Schulen zu stärken und<br />

die Hemmschwelle für die Teilnahme an einer Schulleitungsberatung<br />

zu senken. Weitere Ziele der Veranstaltung waren,<br />

die Reflexion des eigenen Führungsverhaltens zu fördern, die<br />

Bedeutung von Gesundheit für das Leitungshandeln, die<br />

Schulleitung als Person sowie für die Entwicklung der gesamten<br />

Schule zu verdeutlichen und praktische Übungen für<br />

den Einsatz im Alltag zu erlernen.<br />

2.3 Arbeitsplan des Projektes<br />

Mit dem Arbeitsplan wird dargestellt, wie der Projektablauf<br />

sich aus Sicht des Projektteams der <strong>Leuphana</strong> Universität<br />

gestaltete. Neben dem Kernauftrag, der wissenschaftlichen<br />

Begleitung und Beratung der Schulen, wurden Studien<br />

erstellt und Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht.<br />

Nachfolgend werden die wichtigsten Arbeitsbereiche<br />

dargestellt (Abb. 5).<br />

Titel 9


1. KOPFZEILE<br />

Bereich 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Konzeption<br />

Befragung<br />

Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Befragungsrückmeldung<br />

Allgemeine<br />

Schulbegleitung<br />

Entwicklung und Überarbeitung des Fragebogens, Schulberatung, Steuerkreissitzungsinhalte, Beratungskonzept,<br />

Beratungsleitbild, Überarbeitung Befragungsrückmeldung etc.<br />

IRM-<br />

Entwicklung,<br />

IRM K1<br />

Befragung K1<br />

IRM K2<br />

SL-RM<br />

Entwicklung,<br />

SL-RM K2<br />

Befragung K2<br />

IRM K3<br />

SL RM K3<br />

Abschlussbericht<br />

K1<br />

Austauchtreffen<br />

SL<br />

Abschlussbericht<br />

K2<br />

Abschlussbericht<br />

K3<br />

Steuerkreismoderation, Schulberatung, Projektgruppenberatung, Durchführung<br />

von Großveranstaltungen (Kick-Off, Zwischenbilanz, Abschluss)<br />

Moderatorenschulungen 1 und 2<br />

Befragung K3<br />

Schulungen<br />

Steuerkreisschulungen<br />

Abschlussveranstaltung<br />

Veröffentlichungen<br />

Projektevaluation<br />

Schulleitungsaustauschtreffen<br />

DAK-<strong>Leuphana</strong>-<br />

Studie 1<br />

SchulVerwaltung<br />

Spezial<br />

Steuerkreisaustauschtreffen<br />

DAK-<br />

<strong>Leuphana</strong>-<br />

Studien 2,3<br />

DAK-<br />

<strong>Leuphana</strong>-<br />

Studien 4,5<br />

DAK-<strong>Leuphana</strong>-<br />

Studie 6<br />

Pressearbeit Schulen<br />

Homepage-Relaunch<br />

Kooperation mit ZEIT für die<br />

Schule<br />

Projektfilm 1 Projektfilm 2<br />

HKM Prävention Lernchancen<br />

Abschlussbroschüre<br />

Gesundheitsreport<br />

Handbuch Journal für<br />

Kinder Spezial<br />

Lehrer-<br />

Gesundheits-<br />

Grundschule gesundheit förderung<br />

Praxisberichte<br />

Praxis-<br />

Praxis-berichte<br />

K1 berichte K2 K3<br />

Erfolgsfaktoren, Interviews mit<br />

Projektverantwortlichen<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong><br />

Abbildung 5: Arbeitsbereiche über die gesamte Projektlaufzeit<br />

Abkürzungen: K1-K3: Kohorte 1-3 (Startjahr der Projektschulen), IRM: schriftliche Individuelle Rückmeldung für alle Lehrkräfte, SL-RM: schriftliche Rückmeldung für alle Schulleitungsmitglieder,<br />

HKM: Broschüre für das Hessische Kultusministerium<br />

Titel 10


1. KOPFZEILE<br />

2.4 Die Projektschulen<br />

2.4.1 Auswahl der Schulen<br />

Die Bekanntmachung der DAK-Initiative erfolgte über Kultusministerien<br />

und Schulaufsichtsbehörden. Interessierte<br />

Schulen konnten sich für eine Teilnahme bewerben. In einem<br />

mehrstufigen Prozess wurden insgesamt 30 Schulen ausgewählt.<br />

Als Nachweis für eine breite Unterstützung und Zustimmung<br />

zur Projektteilnahme mussten die Schulen u.a. einen Beschluss<br />

der Schulkonferenz bzw. der Lehrerkonferenz vorlegen.<br />

Weitere Auswahlkriterien waren u.a. eine geringe Vorerfahrung<br />

der Schule mit systematischen Entwicklungsprozessen,<br />

soziale Benachteiligung der Schülerschaft, überdurchschnittliche<br />

Beanspruchung der Lehrkräfte, eine Bereitschaft<br />

zur aktiven Mitwirkung bei möglichst vielen Lehrkräften sowie<br />

die Zurückstellung anderer Veränderungsprojekte für die Projektlaufzeit.<br />

Bei der Auswahl der Schulen wurde ferner auf die<br />

Aufnahme von Schulen unterschiedlicher Schulformen geachtet<br />

und es wurden in jeder Kohorte jeweils andere Bundesländer<br />

als regionale Schwerpunkte ausgewählt.<br />

2.4.2 Übereinstimmung der Schulauswahl mit dem Leitfaden<br />

Prävention<br />

Entsprechend des Leitfadens Prävention ist bei Settingprojekten<br />

besonderes Augenmerk auf solche Zielgruppen zu richten,<br />

die sozialbedingt ungünstigere Gesundheitschancen<br />

aufweisen. Hierzu zählen beispielsweise Schulformen, in denen<br />

sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche erreicht<br />

werden können. Als in diesem Sinne geeignete Settings werden<br />

insbesondere Grund-, Haupt-, Gesamt-, Sonder- und Berufsschulen<br />

genannt. Der Anteil dieser Schulformen bei den<br />

Projektschulen lag bei 77 Prozent. Hierbei wurden die Regionalen<br />

Schulen mitgezählt, die in Mecklenburg-Vorpommern<br />

als eine Mischform anstelle von Haupt- und Realschulen angeboten<br />

werden.<br />

Darüber hinaus beschreibt der Leitfaden Prävention das<br />

Zielumfeld, in denen die Schulen liegen sollten als Kommunen/Stadtteile<br />

mit niedrigem durchschnittlichem Pro-Kopf-<br />

Einkommen bzw. hohem Arbeitslosen-, Sozialhilfeempfängeroder<br />

Migrantenanteil. Aktuelle Zahlen hierzu lagen dem Projektteam<br />

zum Aufnahmezeitpunkt für die Schulen nicht vor.<br />

Zur Beurteilung des sozioökonomischen Umfeldes der Schulen<br />

kann auf den INSM-Regionalrang zurückgegriffen werden.<br />

Der INSM-Regionalrang wurde 2009 von der Initiative Neue<br />

Soziale Marktwirtschaft für alle Kreise und kreisfreien Städte<br />

Deutschlands (mit Ausnahme von Hamburg und Bremen) berechnet.<br />

Dabei ist 1 der beste und 409 der schlechteste<br />

Rang. In das Ranking gehen insgesamt 39 Einzelindikatoren<br />

ein. Diese sind zu folgenden vier Bereichen zusammengefasst:<br />

• Wohlstand (Einkommen und Steuerkraft am Wohnort)<br />

• Arbeitsmarkt (Arbeitslosigkeit und Beschäftigung)<br />

• Standort (Arbeitskosten, Produktivität, Infrastruktur,<br />

Humankapital etc.)<br />

• Struktur (Wirtschaftskraft, sozio-ökonomische Struktur,<br />

öffentliche Haushalte)<br />

Die Bereiche werden in zwei Gruppen unterteilt. Unterschieden<br />

wird zwischen Zielgrößen (Wohlstand und Arbeitsmarkt)<br />

und Einflussfaktoren (Standort und Struktur), die mit einem<br />

Gewicht von je 50% in den Indikator eingehen. 7<br />

67 Prozent der Projektschulen befinden sich in Kreisen oder<br />

kreisfreien Städten mit unterdurchschnittlichem Regionalrang<br />

(>204). Den günstigsten Regionalrang erreicht die (vorzeitig<br />

ausgestiegene) Bischof-Neumann-Schule in Königstein<br />

i. Taunus im Hochtaunuskreis (Rang 3). Den ungünstigsten<br />

Rang unter unseren Projektschulen nehmen die Regionalen<br />

Schulen in Sassnitz, Prohn und Niepars ein, die zum Landkreis<br />

Nordvorpommern (Rang 399) gehören.<br />

Damit wurden vorrangig Schulen ausgewählt, mit denen sozial<br />

benachteiligte Kinder und Jugendliche erreicht werden<br />

konnten.<br />

2.4.3 Beschreibung der Projektschulen<br />

Im Projekt wurden 30 Schulen aufgenommen, über die direkt<br />

und indirekt insgesamt rund 1600 Lehrer_innen, 26.000<br />

Schüler_innen und 52.000 Eltern erreicht werden konnten<br />

(Abb. 6).<br />

7<br />

Mehr Informationen zur Methodik der Erstellung des Regionalrangs<br />

werden hier bereitgestellt: http://www.insmregionalranking.de/2009_methodik.html<br />

Titel 11


Es wurden Schulen aller Schulformen in das Projekt aufgenommen.<br />

Die größte Gruppe stellten die Haupt-/ Real- oder<br />

Regionalen Schulen mit einem Anteil von 30 Prozent.<br />

Abbildung 6: Reichweite der DAK-Initiative<br />

Von 2008 bis 2010 starteten pro Jahr je zehn Schulen. Die<br />

Schulen befanden sich in 7 verschiedenen Bundesländern:<br />

Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen,<br />

Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen. Um<br />

eine schulübergreifende Netzwerkbildung zu erleichtern, wurden<br />

jedes Jahr regionale Schwerpunkte gesetzt (Abb. 7).<br />

Abbildung 8: Anteil der Projektschulen nach Schulform<br />

Die Schulen auf einen Blick<br />

Die nachfolgende Tabelle stellt die Schulen in einer Übersicht<br />

mit wichtigen schulischen Eckdaten dar. Zur Beurteilung des<br />

sozioökonomischen Umfeldes der Schulen wurde auf das<br />

INSM-Regionalranking zurückgegriffen (vgl. 2.4.2).<br />

Abbildung 7: Verteilung der Projektschulen in Deutschland<br />

Tabelle 5: Projektschulen nach Kohorten<br />

Kohorte 1 (2008-2010)<br />

Schule Schulform Bundesland Ort<br />

Lehrer Schüler INSM<br />

_innen _innen Rang<br />

Andreas-Gordon-Schule Berufliche Schule TH Erfurt 96 2065 345<br />

Bischof-Neumann-Schule* Gymnasium HE Königstein i. Taunus 58 270 3<br />

Christian-Rauch-Schule Gymnasium HE Bad Arolsen 73 1013 217<br />

Elisabethschule Grundschule NDS Hildesheim 15 138 257<br />

Grundschule Halsbek Grundschule NDS Halsbek 15 167 216<br />

Hauptschule Sophienstraße* Hauptschule NDS Braunschweig 26 311 215<br />

12


IGS Wallrabenstein Gesamtschule HE<br />

Hünstetten-<br />

Wallrabenstein<br />

45 646 69<br />

Kardinal-von-Galen-Schule<br />

Haupt- und Realschule<br />

<strong>NRW</strong> Telgte 38 934 146<br />

Landrat-Gruber-Schule Berufliche Schule HE Dieburg 127 1637 96<br />

Weibelfeldschule Gesamtschule HE Dreieich 113 1584 90<br />

Kohorte 2 (2009-2011)<br />

Berufskolleg Neandertal Berufliche Schule <strong>NRW</strong> Mettmann 105 1835 106<br />

Eichenschule Gymnasium NDS Scheeßel 74 1090 218<br />

Fluxusschule Förderschule HE Wiesbaden 26 69 122<br />

Grundschule Klint Grundschule NDS Braunschweig 18 171 215<br />

Gymnasium Werlte Gymnasium NDS Werlte 26 342 222<br />

IGS Obere Aar Gesamtschule HE Taunusstein 58 799 69<br />

Lippe-Berufskolleg Berufliche Schule <strong>NRW</strong> Lippstadt 166 3700 211<br />

Maria-Stemme-Berufskolleg Berufliche Schule <strong>NRW</strong> Bielefeld 98 1645 234<br />

Schule an der Deilich<br />

Haupt- und Realschule<br />

NDS Bad Harzburg 25 398 302<br />

Von-Galen-Schule Förderschule <strong>NRW</strong> Brakel 27 80 258<br />

Kohorte 3 (2010-2012)<br />

Adolph-Diesterweg-Schule Regionale Schule MVP Stralsund 29 382 395<br />

Albert-Schweitzer-Gymnasium* Gymnasium TH Sömmerda 58 728 345<br />

Heisenberg-Gymnasium 8 Gymnasium HH Hamburg 54 748 58<br />

Johannes-Brahms-Schule Gymnasium SH Pinneberg 90 1137 109<br />

Karlschule Hauptschule <strong>NRW</strong> Hamm 31 301 338<br />

Kaufmannsschule I Berufliche Schule <strong>NRW</strong> Hagen 77 2146 289<br />

Regionale Schule „Am Wasserturm“<br />

Regionale Schule MVP Grevesmühlen 33 426 341<br />

Regionale Schule „An der Prohner<br />

Wiek“<br />

Regionale Schule MVP Prohn 25 178 399<br />

Regionale Schule „Prof.-Gustav-<br />

Pflugradt"<br />

Regionale Schule MVP Niepars 28 370 399<br />

Regionale Schule Sassnitz Regionale Schule MVP Sassnitz 26 331 399<br />

*Schule ist vorzeitig aus dem Projekt ausgestiegen.<br />

8<br />

Für den Stadtstaat Hamburg wurde wegen stark abweichender Strukturen kein Ranking vorgenommen. Für die Projektschule in Hamburg Harburg, wurde der<br />

Rang des angrenzenden Landkreises Harburg (Niedersachsen) verwendet.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 13


1. KOPFZEILE<br />

Drei Schulen beendeten ihre Projektteilnahme vorzeitig. Im 1.<br />

Jahrgang waren dies die Bischof-Neumann-Schule in Königstein<br />

sowie die Hauptschule Sophienstraße in Braunschweig,<br />

im 3. Jahrgang das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Sömmerda.<br />

An der Hauptschule Sophienstraße gestaltete sich die Situation<br />

etwas anders. Die Schule formulierte einen hohen Unterstützungsbedarf,<br />

die Beteiligungsquoten an den Befragungen<br />

waren zufriedenstellend. Die Situation an der Schule war<br />

aufgrund von langwährenden Konflikten im Kollegium als<br />

stark gesundheitsgefährdend einzustufen. Es wurden umfangreiche<br />

Unterstützungsleistungen initiiert und in Anspruch<br />

genommen, z.B. Schulleitungsberatungen, Konfliktsupervision<br />

mit dem Kollegium, mehrere pädagogische Tage<br />

zum Thema. Diese zeigten jedoch nicht den gewünschten Effekt<br />

oder wurden von Seiten der Schule oder der Berater_innen<br />

abgebrochen. Ein gemeinsames Arbeiten innerhalb<br />

des Kollegiums sowie zwischen Kollegium und Schulleitung<br />

war für Teile des Kollegiums nicht mehr möglich, Initiativen<br />

zur Verbesserung der Situation führten zu einer weiteren Eskalation<br />

der lange vorhandenen sozialen Konflikte. Die hierfür<br />

zuständige Schulaufsicht wurde informiert, die Schulbegleitung<br />

wurde zunächst für ein Jahr unterbrochen und nach Ablauf<br />

der Jahresfrist wurde die weitere Begleitung einvernehmlich<br />

eingestellt. Dieses Schulbeispiel zeigte, dass bei langjährigen<br />

Konfliktsituationen zwischen Schulleitung und Kollegium,<br />

ein auf breiter Partizipation angelegter Schulentwicklungsprozess<br />

vor allem dann nicht initiiert werden sollte,<br />

wenn keine gemeinsamen Ziele mehr formuliert werden können<br />

(vgl. 5.2).<br />

Gründe für den Ausstieg:<br />

Die Bischof-Neumann-Schule (BNS) und das Albert-<br />

Schweitzer-Gymnasium (ASG) beendeten das Projekt bereits<br />

nach der Eingangsbefragung. Grund hierfür waren geringe<br />

Rückläufe zur Eingangsbefragung, die eine geringe Bereitschaft,<br />

sich im Projekt zu engagieren, anzeigten. Beide Schulen<br />

gaben Überforderung durch eine Vielzahl konkurrierender<br />

Arbeitsschwerpunkte sowie eine unzureichende Motivation<br />

großer Teile des Kollegiums als Gründe für den Ausstieg an.<br />

Der Ausstieg dieser Schulen geschah entweder auf Initiative<br />

der Schulen oder wurde vom Projektteam vorgeschlagen. Die<br />

Erfahrung aus anderen Projekten zeigte, dass ein hoher Stellenwert<br />

des Projekts sowie die Identifikation des Kollegiums<br />

entscheidende Erfolgsfaktoren darstellen. Eine vorzeitige Beendigung<br />

des Projekts stellte hier eine sinnvolle Exit-<br />

Strategie dar, um Frustrationen oder eine Scheinbeteiligung<br />

zu vermeiden.<br />

Titel 14


3. Fragestellungen der Evaluation<br />

Die Evaluation der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde<br />

Schulen entwickeln“ soll zum einen prüfen, inwieweit die Projektziele<br />

erreicht und welche subjektiven und objektiven Wirkungen<br />

erzielt werden konnten. Zum anderen sollen die Art<br />

der Projektumsetzung reflektiert und die Bedingungen für einen<br />

hohen Projekterfolg eruiert werden. Die Darstellung der<br />

Projektwirkungen wird als summative Evaluation bezeichnet.<br />

Unter Prozessevaluation werden die Art der Umsetzung und<br />

die Erfolgsfaktoren des Projektes gefasst.<br />

3.1 Summative Evaluation<br />

Die summative Evaluation verfolgt das Ziel, die Wirkungen<br />

und den Nutzen der DAK-Initiative zu ermitteln. Zur Beurteilung<br />

des Erfolges des Projektes ist es wichtig, sowohl objektive<br />

als auch subjektive Erfolgskriterien einzubeziehen. Objektive<br />

Projektwirkungen können z.B. durch Längsschnitterhebungen<br />

erfasst werden, mit Hilfe derer Veränderungen zwischen<br />

der Eingangs- und Abschlussbefragung „objektiv“ abgebildet<br />

werden können. Subjektive Projektwirkungen werden<br />

zum Beispiel bei der Bewertung des Projekterfolges durch die<br />

Schulen dargestellt. Hier wurden die Befragungsteilnehmer_innen<br />

zur Abschlussbefragung gebeten, den Projekterfolg<br />

ihrer Schule einzuschätzen.<br />

Fragestellungen der summativen Evaluation<br />

1) Inwieweit entwickeln sich die Projektschulen in Richtung<br />

gute gesunde Schule?<br />

Die DAK-Initiative verfolgte das Ziel, Schulen auf dem Weg zu<br />

guten gesunden Schulen zu unterstützen. Um zu überprüfen,<br />

ob dieses Ziel erreicht werden konnte, wurden auf der Basis<br />

von theoretischen Modellen der guten gesunden Schule, Kriterien<br />

für die Erfassung des Status der Schulen entwickelt.<br />

Die Verbesserungen, die die Schulen in den sieben Bereichen<br />

der guten gesunden Schule erzielen konnten, werden hier<br />

dargestellt. Darüber hinaus sollte der Gesundheits(gefährdungs)status<br />

der Schulen vor und nach dem Projekt<br />

ermittelt werden.<br />

2) Profitieren Schulen in strukturschwachen und strukturstarken<br />

Regionen gleichermaßen von dem Projekt?<br />

Hier wird untersucht, ob der Projekterfolg an das Schulumfeld<br />

gekoppelt ist. Zielgruppe der DAK-Initiative waren, in Übereinstimmung<br />

mit den Vorgaben des Leitfadens Prävention,<br />

vor allem Schulen aus strukturschwachen Regionen. Mit Hilfe<br />

dieser Evaluationsfrage soll überprüft werden, ob diese das<br />

Projekt erfolgreich abschließen konnten.<br />

3) Inwieweit wurde eine breite Partizipation der Beteiligten<br />

erreicht?<br />

Gemeinsame Problemlöseprozesse und eine zielorientierte<br />

Zusammenarbeit können die Entwicklung von Organisationen<br />

befördern. Partizipation kann daher als eine zentrale Bedingung<br />

betrachtet werden, um Entwicklungskompetenzen von<br />

Schulen zu verbessern. Partizipation stellt zugleich eine<br />

wichtige Strategie des Empowerment dar, die das Potential<br />

besitzt Kompetenzen und Fähigkeiten der beteiligten Akteure<br />

zu fördern und hierüber sozial ausgleichend zu wirken. Eine<br />

breite Beteiligung am Projekt ist daher auch ein wichtiges Erfolgskriterium<br />

für die DAK-Initiative. Im Rahmen der summativen<br />

Evaluation werden hier neben der partizipativen Breitenwirkung<br />

auch die erzielten Verbesserungen in der Schülerund<br />

Lehrerpartizipation untersucht sowie deren gesundheitsförderliche<br />

Wirkungen.<br />

4) Wie erfolgreich war das Projekt aus Sicht der Beteiligten?<br />

Hier sollen die subjektiven Projektwirkungen dargestellt werden.<br />

Die subjektive Erfolgseinschätzung ist bedeutsam für<br />

die Zuversicht, auch zukünftig gemeinsam Schulziele erreichen<br />

zu können und damit für die Motivation, Schulentwicklungsprojekte<br />

fortzuführen. Neben der Einschätzung des allgemeinen<br />

Projekterfolges aus Sicht der beteiligten Eltern,<br />

Schüler_innen, Lehrer_innen und Schulleiter_innen wird<br />

auch die Zielerreichung aus Sicht der Schulen erfasst. In Abschlussinterviews<br />

wurden die Projektverantwortlichen (z.B.<br />

Steuerkreisleiter_innen oder Schulleiter_innen) gefragt, inwiefern<br />

die Schule ihre Projektziele erreichen konnte. Die Ergebnisse<br />

werden in einem durchschnittlichen Grad der Zielerreichung<br />

zusammengefasst.<br />

5) Inwieweit wurden an den Schulen Voraussetzungen für<br />

eine nachhaltige Verbesserung der Entwicklungskompetenz<br />

geschaffen?<br />

Maßnahmen der Gesundheitsförderung sind größtenteils wirkungslos,<br />

sofern sie nicht dauerhaft installiert werden können.<br />

Über Indikatoren der Nachhaltigkeit kann auch erfasst<br />

werden, ob eine Weiterentwicklung hin zur guten gesunden<br />

Schule bzw. eine Erhaltung des Erreichten wahrscheinlich ist.<br />

In der DAK-Initiative wurde daher Wert darauf gelegt, Veränderungswissen<br />

zum Beispiel durch <strong>Fortbildung</strong>en langfristig<br />

in der Schule zu verankern. Als ein objektives Kriterium der<br />

erfolgreichen Sicherung der Nachhaltigkeit wird dargestellt,<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 15


wie viele Personen ausgebildet wurden und wie viele Schulen<br />

die aufgebauten Strukturen beibehalten werden. Darüber<br />

hinaus schätzten die Projektverantwortlichen im Abschlussinterview<br />

ein, ob sie der Schule zutrauen, künftig selbstständig<br />

gesundheitsbezogene Schulentwicklung fortzuführen.<br />

3.2. Prozessevaluation<br />

Mit der Prozessevaluation wird zum einen die Art der Projektumsetzung<br />

in den Fokus gerückt. Die Themenschwerpunkte<br />

der Schulen, die durchgeführten Maßnahmen sowie die Einschätzung<br />

der Projektumsetzung und Projektbegleitung werden<br />

hier untersucht. Die Evaluation der Projektumsetzung<br />

umfasst auch die Bewertung der Reichweite des Projektes,<br />

z.B. die Sichtbarkeit der Projektschulen in der Presse sowie<br />

die Resonanz auf die Veröffentlichungen der DAK-<strong>Leuphana</strong>-<br />

Studien.<br />

Zweitens wird im Rahmen der Prozessevaluation untersucht,<br />

unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen das Projekt<br />

seine optimale Wirkung entfalten kann. Aus den identifizierten<br />

Erfolgsfaktoren lassen sich Empfehlungen für eine optimale<br />

Schulbegleitung in weiteren Projekten ableiten.<br />

Die zentralen Fragestellungen der Prozessevaluation lauten:<br />

3.2.1 Umsetzung des Projektes<br />

1) Welche Arbeitsschwerpunkte wählten die Schulen<br />

und welche Maßnahmen wurden umgesetzt?<br />

Im Prozess der Schulbegleitung konnten die Schulen ihre<br />

Themen auf der Basis der Eingangsbefragung selbst bestimmen.<br />

Dabei orientierten sich die Themen an den Kriterien<br />

der guten gesunden Schule. Zur Erfassung der Fragestellung<br />

werden die Themen der Projektgruppen zu Themenschwerpunkten<br />

zusammengefasst und anhand der drei Top-<br />

Themenbereiche die Vielfältigkeit der realisierten Maßnahmen<br />

exemplarisch skizziert.<br />

2) Wie gut entsprach das Projekt den Bedürfnissen<br />

der Schulen?<br />

Um die Schulen in ihrem gesundheitsförderlichen Schulentwicklungsprozess<br />

gut begleiten und unterstützen zu können,<br />

wurde das Vorgehen am Organisationsentwicklungszyklus<br />

ausgerichtet (vgl. 2.2.3) und hierfür verschiedene Projektbausteine<br />

entwickelt. Es wird der Frage nachgegangen, in<br />

wie fern das den Schulen unterbreitete Angebot den tatsächlichen<br />

Bedürfnissen der Projektschulen entsprach. Dabei wird<br />

die Einschätzung der Schulen zu einzelnen Projektbausteinen<br />

dargestellt.<br />

3) Inwieweit wurde die Öffentlichkeit über das Projekt<br />

und seine Ergebnisse informiert?<br />

Ergebnisse vorzustellen und über Aktivitäten zu berichten war<br />

ein wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit sowohl für<br />

die Projektschulen, die <strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg als<br />

auch die DAK-Gesundheit. Je nach Form der Öffentlichkeitsarbeit<br />

sollten verschiedene Zielgruppen erreicht werden. Es<br />

werden die Bandbreite und Inhalte der genutzten Formate für<br />

die Öffentlichkeitsarbeit dargestellt.<br />

4) Auf welche Medienresonanz stießen die Veröffentlichungen<br />

und die Pressearbeit der DAK-Initiative?<br />

Hier wird der Frage nachgegangen, welche Medienresonanz<br />

über die lokale Pressearbeit der Projektschulen sowie über die<br />

Veröffentlichung der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien, erzielt werden<br />

konnte. Sowohl die Reichweite der Studien als auch der hierdurch<br />

erzielte Werbeäquivalenzwert werden dargestellt.<br />

3.2.2 Identifizierung von Erfolgsfaktoren: Gelingensbedingungen<br />

von Schulentwicklungsprojekten<br />

1) Welchen Einfluss haben die schulischen Startbedingungen<br />

auf den Projekterfolg?<br />

Modelle zur Veränderungsbereitschaft zeigen, dass die Bereitschaft<br />

sich zu engagieren wesentlich durch drei Kriterien<br />

bestimmt ist: zum einen durch Merkmale der Person bzw. des<br />

Kollegiums (z.B. Arbeitszufriedenheit, kollektive Selbstwirksamkeit),<br />

durch Merkmale der Schule (z.B. gemeinsame pädagogische<br />

Vorstellungen) sowie durch die Bereitschaft zur<br />

Veränderung (z.B. wahrgenommene Notwendigkeit und Dringlichkeit<br />

der Veränderung). Bezugnehmend auf dieses Modell<br />

soll überprüft werden, welche schulischen Startbedingungen<br />

Einfluss auf den Erfolg der Projektschulen hatten. Dafür werden<br />

zum einen Aspekte der Veränderungsbereitschaft zwischen<br />

Schulen mit hohem und niedrigem Projekterfolg verglichen<br />

(vgl. 4.2.2.1). Zum anderen wird der Frage nachgegangen,<br />

ob es grundsätzlich verschiedene Typen von Lehrer_innen<br />

gibt und in welchem Zusammenhang diese mit<br />

dem Projekterfolg stehen (vgl. 4.2.2.2). Darüber hinaus wurde<br />

in der Praxis festgestellt, dass die Schulen sich hinsichtlich<br />

ihrer Voraussetzungen und Vorerfahrungen sowie ihres Beratungs-<br />

und Unterstützungsbedarfes voneinander unterscheiden.<br />

Daher soll überprüft werden, ob sich verschiedene Typen<br />

von Schulen identifizieren lassen, für die dann jeweils spezifische<br />

Empfehlungen für die Beratung abgeleitet werden<br />

können (vgl. 4.2.2.3).<br />

2) Welche Merkmale der Projektumsetzung nehmen<br />

Einfluss auf den Projekterfolg?<br />

16


Die Konzeption eines wirkungsvollen Modellprojektes hat einen<br />

wichtigen Anteil am Erfolg schulischer Gesundheitsförderung.<br />

Über die Konzeption hinaus bedarf es zugleich einer<br />

gelingenden Umsetzung in der Praxis. Daher wird in diesem<br />

Kapitel der Frage nachgegangen, in wie fern die konkrete<br />

Umsetzung des Projektes in der Schule Einfluss auf den Projekterfolg<br />

hatte. Hierfür werden zentrale Aspekte der Projektgestaltung<br />

auf ihren Zusammenhang mit dem Projekterfolg<br />

untersucht.<br />

3) Welche Merkmale der Projektsteuerung stehen in<br />

Zusammenhang mit dem Projekterfolg?<br />

Für eine gelingende Umsetzung des Projektes ist auch die<br />

Qualität der Steuerkreisarbeit von Bedeutung. Es werden daher<br />

Indikatoren guter Steuerkreisarbeit daraufhin untersucht,<br />

inwieweit sie mit dem Projekterfolg zusammenhängen.<br />

4) Wie trägt die Einschätzung der Projektgruppenarbeit<br />

zum Projekterfolg bei?<br />

Die Arbeit der Projektgruppen stellt das Kernstück der DAK-<br />

Initiative dar. In ihnen werden die dringlichen Themen der<br />

Schule bearbeitet, konkrete Maßnahmen geplant und umgesetzt.<br />

Es wird überprüft, in welchem Ausmaß die Gruppen<br />

und ihre Ergebnisse den Schulmitgliedern bekannt waren und<br />

wie zufrieden die Schulmitglieder mit den Ergebnissen der<br />

Gruppenarbeit waren. Dabei wird untersucht, ob es einen Zusammenhang<br />

zwischen diesen Faktoren und dem Projekterfolg<br />

gibt.<br />

5) Wie bewerten die Schulen die Zusammenarbeit<br />

mit dem Projektteam?<br />

Die Durchführung des Projektes ging mit der externen Begleitung<br />

der Schulen durch ein Team der <strong>Leuphana</strong> Universität<br />

einher. Es wird dargestellt, wie hoch die Zufriedenheit der<br />

Schulen mit der Begleitung und Unterstützung durch das<br />

Projektteam war und welcher Zusammenhang sich zwischen<br />

der Qualität der Beratung und dem Erfolg der Schulen ergibt.<br />

6) Was sind Einflussfaktoren auf den Projekterfolg<br />

aus Sicht der Schulen?<br />

In Ergänzung zu den Fragebogendaten wurden die Projektverantwortlichen<br />

im Abschlussgespräch nach den aus ihrer<br />

Sicht zentralen Faktoren gefragt, die zum Erfolg des Projektes<br />

beigetragen oder diesen auch behindert haben. Hier werden<br />

die zentralen Gelingens- und Misslingensfaktoren aus Sicht<br />

der Projektverantwortlichen dargestellt.<br />

3.3 Evaluationsdesign<br />

Im Folgenden wird das für die summative Evaluation und die<br />

Prozessevaluation gewählte Untersuchungsdesign kurz vorgestellt.<br />

Summative Evaluation:<br />

Zur Prüfung der Wirkungen wurde ein Längsschnitt-<strong>Design</strong><br />

mit einer Vorher-Nachher-Messung realisiert. Durch den Vergleich<br />

der Zielgrößen zu Projektbeginn und zum Projektende<br />

lassen sich objektive Wirkungen ermitteln. Für die Überprüfung<br />

subjektiv wahrgenommener Wirkungen wurde zusätzlich<br />

die Ausprägung zentraler Zielgrößen zum Projektende betrachtet.<br />

Prozessevaluation:<br />

Im Projektverlauf wurden kontinuierlich Daten zur Projektumsetzung<br />

erhoben und dokumentiert. Die Dokumentation<br />

erfolgte größtenteils durch das Projektteam, zum Teil erhielt<br />

das Projektteam auch Daten aus den Schulen in Kopie, z.B.<br />

die Sitzungsprotokolle der Projektgruppen.<br />

Für die Identifizierung von Erfolgsfaktoren wurden die Eingangsvoraussetzungen<br />

der Schulen sowie ausgewählte Prozessdaten<br />

auf Zusammenhänge mit dem abschließenden<br />

Projekterfolg überprüft.<br />

Eine nähere Erläuterung zu den erhobenen Daten erfolgt jeweils<br />

in den Ergebniskapiteln.<br />

3.3.1 Datenquellen<br />

Für die Evaluation wurden überwiegend bereits vorhandene<br />

Daten genutzt, die im Rahmen der DAK-Initiative erhoben<br />

worden sind. Schwerpunkt der Evaluation bilden die Daten<br />

aus den schriftlichen Befragungen, die an umfangreichen<br />

Stichproben in den Schulen durchgeführt wurden. Insbesondere<br />

für die Prozessevaluation wurden zusätzliche Dokumentationsunterlagen<br />

herangezogen, die im Verlauf kontinuierlich<br />

erstellt worden sind. In Ergänzung dieser vorhandenen<br />

Daten wurden für die Projektevaluation Abschlussgespräche<br />

mit Schlüsselpersonen aus den Projektschulen geführt.<br />

Tabelle 6 gibt eine Übersicht über die eingesetzten Erhebungsmethoden,<br />

Erhebungszeitpunkte sowie Zielsetzungen<br />

mit denen die Daten für die Evaluation ausgewertet wurden.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 17


Tabelle 6: Übersicht über die Erhebungen<br />

Datenquelle Erhebungszeitpunkt Zielsetzungen im Rahmen der Evaluation<br />

Eingangsbefragung Projektbeginn • Erfassung der Zielgrößen vor Beginn des Projekts<br />

• Erfassung möglicher Einflussfaktoren auf den Projektverlauf<br />

bzw. den Projekterfolg<br />

Zwischenbefragung<br />

Abschlussbefragung<br />

Dokumentationsunterlagen der<br />

schulischen Projektgruppen<br />

Dokumentationsunterlagen des<br />

Projektteams<br />

2. Projektjahr<br />

(ein Jahr nach der Eingangsbefragung)<br />

3. Projektjahr<br />

(zwei Jahre nach der<br />

Eingangsbefragung)<br />

fortlaufend<br />

fortlaufend<br />

• Erfassung möglicher Einflussfaktoren auf den Projektverlauf<br />

bzw. den Projekterfolg<br />

• Veränderungsmessung: Ermittlung objektiver Wirkungen<br />

durch Vergleich mit Daten der Eingangsbefragung<br />

• Ermittlung subjektiver Projektwirkungen<br />

• Dokumentation der Projektumsetzung<br />

• Überprüfung der Verbesserung der Entwicklungskompetenz<br />

der Schulen<br />

• Dokumentation der Projektumsetzung<br />

Abschlussgespräche Projektende • Ermittlung subjektiver Projektwirkungen<br />

• Ermittlung subjektiver Erfolgsfaktoren<br />

• Bewertung des Projektes<br />

3.3.1.1 Schriftliche Befragungen<br />

Befragte Personengruppen:<br />

Den Lehrerfragebogen erhielten jeweils alle Lehrkräfte, Schulleitungen<br />

sowie weitere pädagogische Fachkräfte (mit Unterrichtstätigkeit)<br />

einer Schule. Wenn im Bericht von „Lehrkräften“<br />

die Rede ist, sind Schulleitungen sowie weitere pädagogische<br />

Fachkräfte also immer enthalten. Die Lehrkräfte wurden<br />

als einzige Personengruppe im 2. Projektjahr zur Halbzeit<br />

des Projekts in einer Zwischenbefragung zu ihren Einschätzungen<br />

des bisherigen Projektverlaufs und der Projektgestaltung<br />

befragt, so dass es für diese Personengruppe insgesamt<br />

drei Befragungszeitpunkte gab.<br />

An den meisten Schulen konnten aufgrund großer Schülerzahlen<br />

nicht alle Schüler_innen befragt werden. Die Schulen<br />

wählten stattdessen einige Jahrgänge aus, die dann komplett<br />

befragt wurden. Die Empfehlung lautete, sowohl niedrigere<br />

als auch höhere Jahrgänge zu befragen, um die Einschätzungen<br />

jüngerer wie auch älterer Schüler_innen zu erfassen. In<br />

der Abschlussbefragung wurden erneut diejenigen Schüler_innen<br />

befragt, die bereits die Stichprobe der Eingangsbefragung<br />

gebildet hatten. Hatte eine Schule beispielsweise für<br />

die Eingangsbefragung die Jahrgänge 6 und 9 befragt, so<br />

führte sie für die Abschlussbefragung eine Erhebung in den<br />

Jahrgängen 8 und 11 durch.<br />

Bei beruflichen Schulen wurden anstelle von Jahrgängen jeweils<br />

ausgewählte Fachbereiche befragt. Schüler_innen von<br />

Grund- und Förderschulen wurden nicht befragt, da die Fragebögen<br />

nicht für diese Zielgruppen ausgelegt waren.<br />

Pro Kind konnte ein Elternteil an der Befragung teilnehmen.<br />

An den weiterführenden Schulen wurden jeweils diejenigen<br />

Eltern befragt, die ein Kind in einem der befragten Jahrgänge<br />

hatten. An den Grund- und Förderschulen wurden, analog<br />

dem Vorgehen bei den Schüler_innen, die Eltern ausgewählter<br />

Jahrgänge befragt. Oftmals war an diesen Schulformen<br />

aufgrund der geringen Schülerzahl sogar eine Vollerhebung<br />

bei den Eltern möglich. An beruflichen Schulen wurden die<br />

Eltern nicht befragt, da diese in der Regel wenig Kontakt zu<br />

der Schule haben und eine detaillierte Einschätzung des<br />

Schulgeschehens für sie somit schwierig ist.<br />

Wahrung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen<br />

Für sämtliche Befragungen lagen Genehmigungen der zuständigen<br />

Schulbehörden vor. Die Teilnahme an den Befragungen<br />

erfolgte auf freiwilliger Basis unter Wahrung der<br />

Anonymität der befragten Personen. Minderjährige Schüler_innen<br />

benötigten für die Teilnahme eine Genehmigung<br />

der Eltern.<br />

18


Für die Evaluation wurden z.T. nur die Daten von Wiederholungsteilnehmer_innen<br />

verwendet, da diese eine verlässlichere<br />

Abschätzung der Wirkungen, unbeeinflusst von Stichprobeneffekten,<br />

ermöglichen. Wiederholungsteilnehmer_innen<br />

sind definiert als Personen, die sowohl an der<br />

Eingangs- als auch an der Abschlussbefragung teilgenommen<br />

haben. Die Identifizierung von Wiederholungsteilnehmer_innen<br />

erfolgte anhand eines individuellen Codes, den<br />

die Befragten bei jeder Befragung nach einem vorgegebenen<br />

Algorithmus generierten. Der Code enthielt ausschließlich Informationen,<br />

die eine Anonymität der Befragungsteilnehmer_innen<br />

wahrten und für Außenstehende nicht reproduzierbar<br />

waren (Kombination aus Buchstaben und Geburtsdaten<br />

der eigenen Eltern).<br />

Bei der Ergebnisrückmeldung an die Schulen wurde darauf<br />

geachtet, dass zu keinem Zeitpunkt Rückschlüsse auf Personen<br />

möglich waren. Bei Veröffentlichungen wurde darüber<br />

hinaus die Anonymität der einzelnen Schulen gewahrt.<br />

3.3.1.2 Abschlussgespräche<br />

Zum Projektabschluss wurden mit den Schulen sogenannte<br />

Abschlussgespräche geführt. Dabei handelte es sich um leitfadenorientierte<br />

Interviews, die überwiegend face-to-face, in<br />

einigen Fällen auch telefonisch, geführt wurden. Die Abschlussgespräche<br />

wurden von einem Mitglied des Projektteams<br />

mit jeweils einer oder zwei Personen aus der Schule<br />

geführt. Als Gesprächspartner_innen aus den Schulen wurden<br />

Projektverantwortliche ausgewählt, welche entweder Mitglied<br />

der Schulleitung oder Leiter_in des Steuerkreises waren<br />

und eine zentrale Rolle in der Projektkoordination vor Ort innehatten.<br />

Insgesamt wurden Abschlussgespräche mit 23 Schulen geführt.<br />

Die Schulen des 1. Jahrgangs wurden erst ungefähr ein<br />

Jahr nachdem sie das Projekt beendet hatten kontaktiert, da<br />

das Abschlussgespräch erst im Verlauf des Projekts konzipiert<br />

worden war und zum Ende des 1. Jahrgangs noch nicht<br />

vorlag. Zu diesem Zeitpunkt erklärten sich noch vier Schulen<br />

zu einem Abschlussgespräch bereit. Die Abschlussgespräche<br />

mit den Schulen des 2. Jahrgangs erfolgten wenige Monate<br />

nach dem Projektabschluss. Die Schulen des 3. Jahrgangs<br />

wurden noch etwas früher, nämlich im letzten Quartal des 3.<br />

Projektjahrs interviewt, damit die Daten für die Gesamtevaluation<br />

rechtzeitig zur Verfügung standen. Aus dem 2. und 3.<br />

Jahrgang nahmen jeweils alle Schulen an dem Abschlussgespräch<br />

teil (Kohorte 2 = 10 Schulen, Kohorte 3 = 9 Schulen).<br />

3.3.2 Rückläufe der Befragungen und Stichprobenbeschreibung<br />

Die Teilnehmerzahlen und Rücklaufquoten wurden für die<br />

N=27 Schulen berechnet, die das Projekt ordnungsgemäß<br />

abgeschlossen haben. Abbildung 9 zeigt die Rücklaufquoten<br />

sämtlicher Befragungen. Die hohen Rückläufe der Eingangsbefragung<br />

wurden bei der Abschlussbefragung nicht mehr<br />

erreicht. Dennoch haben sich an der Abschlussbefragung<br />

rund zwei Drittel der Lehrer_innen und Schüler_innen beteiligt,<br />

was als ein gutes Ergebnis zu werten ist. Der relativ<br />

starke Rückgang bei dem Anteil der Eltern, die an der Befragung<br />

teilgenommen haben, ist möglicherweise auf die zu erwartende<br />

geringere Partizipation der Eltern am Projekt zurückzuführen.<br />

Abbildung 9: Rücklaufquoten bei der Eingangs- (EB), Zwischen- (ZB) und<br />

Abschlussbefragung (AB)<br />

Die absoluten Zahlen der befragten Personen sind in Tabelle<br />

7 aufgeführt. Ebenfalls aufgeführt sind die Matchquoten für<br />

die Wiederholungsteilnehmer_innen. Bei den Lehrkräften beträgt<br />

die Matchquote 52,1 Prozent, das bedeutet, dass rund<br />

die Hälfte der Lehrer_innen aus der Eingangsbefragung auch<br />

an der Abschlussbefragung teilgenommen hat. Die Matchquote<br />

bei den Schüler_innen beträgt für den Jahrgang A 45,9<br />

Prozent. Der Jahrgang A umfasst die Klassenstufen 5 und 6<br />

aus der Eingangsbefragung bzw. die Klassenstufen 7 und 8<br />

aus der Abschlussbefragung aus den weiterführenden Schulen.<br />

Der Jahrgang A wurde bei den Schüler_innen als Stichprobe<br />

für den <strong>Evaluationsbericht</strong> ausgewählt, da mit einer<br />

Ausnahme alle weiterführenden Schulen einen solchen Jahrgang<br />

in der Eingangs- und Abschlussbefragung befragt haben.<br />

Zu dieser Altersgruppe lagen somit aus N=15 Schulen<br />

Wiederholungsdaten vor. Für die Evaluation wurden die Daten<br />

der beiden Jahrgänge jeweils zusammengefasst. Die im vorliegenden<br />

Bericht dargestellten Wirkungen beruhen also auf<br />

der Auswertung der Veränderungen von Jahrgang 5/6 zu<br />

Jahrgang 7/8.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 19


1. KOPFZEILE<br />

Tabelle 7: Teilnehmerzahlen und Matchquoten der im Abschlussbericht verwendeten Stichproben<br />

Anzahl Teilnehmer_innen zur Eingangs-<br />

, Zwischen- und Abschlussbefragung<br />

Wiederholungsteilnehmer_innen<br />

(EB<br />

und AB) (Matchquoten)<br />

Personengruppe Anzahl Schulen EB ZB AB N % aus EB<br />

Lehrer_innen 27 1238 1033 1003 645 52,1%<br />

gesamt 16 6601<br />

3532<br />

Schüler_innen<br />

keine Zwi-<br />

Jahrgang A* 15 1332 schen-<br />

befragung<br />

979 611 45,9%<br />

Eltern 21 3654 1898<br />

* Jahrgang A = Jahrgang 5/6 (bei EB) bzw. 7/8 (bei AB)<br />

Alter und Geschlecht<br />

In der nachfolgenden Tabelle werden für die Stichprobe der<br />

Wiederholungsteilnehmer_innen (Schüler_innen und Lehrkräfte)<br />

der Altersdurchschnitt und das Geschlecht zum Zeitpunkt<br />

der Eingangsbefragung dargestellt. Das Durchschnittsalter<br />

der Lehrkräfte an den Projektschulen lag zwischen<br />

42 und 54 Jahren. Im Mittel waren die Lehrkräfte bei<br />

der Eingangsbefragung 46,6 Jahre alt. Im Durchschnitt aller<br />

Schulen waren 64 Prozent der Lehrkräfte weiblich.<br />

Die Schüler_innen des Jahrgangs A waren zum Zeitpunkt der<br />

Eingangsbefragung durchschnittlich 11,6 Jahre alt. Die<br />

Spannbreite beim Alter beruht auf der Tatsache, dass einige<br />

Schulen den Jahrgang 5 und damit jüngere Schüler_innen<br />

befragt hatten, andere Schulen hingegen den Jahrgang 6. Im<br />

Durchschnitt aller Schulen sind Jungen und Mädchen gleich<br />

häufig in der Stichprobe vertreten, der Anteil an Schülerinnen<br />

beträgt 49 Prozent.<br />

Personengruppe<br />

Altersdurchschnitt (Jahre)<br />

Min<br />

Max<br />

Tabelle 8: Altersmittelwert, Altersrange und Geschlechterverteilung in der Stichprobe der Wiederholungsteilnehmer_innen zum Zeitpunkt der Eingangserhebung<br />

Durchschnitt<br />

Durchschnitt<br />

Geschlecht, % weiblich<br />

Lehrer_innen 46,6 42,1 53,9 64,2 37,5 100,0<br />

Schüler_innen Jahrgang A 11,6 10,8 12,4 49,1 37,8 54,9<br />

3.3.3 Vorgehen bei der Auswertung<br />

Einige Begriffe, die in dem Bericht im Zusammenhang mit<br />

der Datenauswertung immer wieder verwendet werden und<br />

das damit verbundene Vorgehen bei der Datenauswertung,<br />

werden hier erläutert.<br />

Zustimmungswerte<br />

Alle Items und Skalen (mit Ausnahme der subjektiven Veränderungen)<br />

werden in einen Zustimmungswert umgerechnet.<br />

Der Zustimmungswert stellt die prozentuale Zustimmung zu<br />

einem Bereich dar. Dafür wird die Zustimmung oder Ablehnung<br />

zu einer Frage in einen Prozentwert umgerechnet. Eine<br />

völlige Zustimmung entspricht einem Zustimmungswert von<br />

Titel 20<br />

Min<br />

Max<br />

100 Prozent, eine völlige Ablehnung einem Zustimmungswert<br />

von 0 Prozent. Der mittlere Zustimmungswert beträgt 50 Prozent.<br />

Alle Werte über 50 Prozent zeigen an, dass es im Mittel<br />

eher eine Zustimmung zu diesem Bereich gibt. Ein Zustimmungswert<br />

von 70 Prozent und mehr stellt das Kriterium für<br />

eine hohe Zustimmung dar. Die Umrechnung hat z.B. den<br />

Vorteil, dass auch Items oder Bereiche mit unterschiedlich<br />

vielen Antwortmöglichkeiten miteinander verglichen werden<br />

können.<br />

Wiederholungsmessung<br />

Als Wiederholungsmessungen werden Erhebungen bezeichnet,<br />

die sowohl in der Eingangsbefragung als auch in der Abschlussbefragung<br />

identisch abgefragt wurden. Dadurch ist<br />

ein objektiver Vergleich der Antworten möglich. Der Veränderungswert<br />

ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Zu-


stimmungswert zur Abschlussbefragung und dem Zustimmungswert<br />

zur Eingangsbefragung.<br />

Subjektiv wahrgenommene Veränderungen (nur Lehrerbefragung)<br />

Einige Bereiche wurden in der Abschlussbefragung mit je einem<br />

Schlagwort erfasst. Die Befragten schätzten ein, ob sie<br />

diesbezüglich im letzten Jahr eine Verschlechterung, keine<br />

Veränderung oder eine Verbesserung festgestellt haben. Der<br />

Veränderungswert ergibt sich aus der Differenz von Verbesserung<br />

und Verschlechterung.<br />

Alterskorrigierter Veränderungswert (nur Schülerbefragung)<br />

Viele Bereiche der Schülerbefragung stehen in Zusammenhang<br />

mit dem Alter der Schüler_innen. Ein Beispiel: Mit zunehmendem<br />

Alter sinkt in der Regel die Partizipationsbereitschaft<br />

der Schüler_innen. Daher wurde ein korrigierter Veränderungswert<br />

errechnet, bei dem die Alterseffekte bereinigt<br />

sind (vgl. Tabelle 9). Die tatsächlich beobachtete Veränderung<br />

wird dabei um die allein aufgrund der Alterszunahme zu<br />

erwartende Veränderung korrigiert.<br />

Tabelle 9: Beispiel für die Alterskorrektur bei Schüler_innen<br />

Zustimmungswert<br />

der Schüler_innen<br />

Tatsächlicher Veränderungswert<br />

(AB minus EB)<br />

Durchschnittlich erwarteter<br />

Veränderungswert<br />

Alterskorrigierter Wert<br />

(erwarteter Wert minus tatsächlicher<br />

Veränderungswert)<br />

Partizipation<br />

zur EB<br />

Partizipation<br />

zur AB<br />

60,4 + 6,3<br />

66,7<br />

(Die Schülerpartizipation<br />

steigt an.)<br />

-9,4<br />

(Normalerweise nimmt die<br />

Partizipation mit zunehmendem<br />

Alter stark ab.)<br />

15,7<br />

(Nach Alterskorrektur wird der Anstieg höher<br />

bewertet.)<br />

Der korrigierte Veränderungswert steht für Veränderungen,<br />

die nicht durch das gestiegene Alter der Befragten zu erklären<br />

sind. Mögliche Einflussgrößen sind im Rahmen des Projektes<br />

durchgeführte Maßnahmen oder andere äußere Einflüsse.<br />

Nachfolgend wird das Vorgehen bei der Alterskorrektur in drei<br />

Schritten detailliert beschrieben.<br />

1. Bestimmung des erwarteten Veränderungswertes:<br />

• Die Zustimmungswerte (ZW) in den Bereichen der<br />

Eingangsbefragung in den Jahrgangsstufen A (5./6.<br />

Klasse) und B (7./.8.) Klasse wurden berechnet.<br />

• Jahrgang B zur Eingangsbefragung dient als Kontrollgruppe:<br />

Die Differenz der ZW aus JG B und JG A<br />

bilden den erwarteten Veränderungswert. Dieser<br />

Wert ist für alle Schulen gleich.<br />

2. Berechnung des tatsächlichen Veränderungswertes<br />

• Bestimmung der schulweisen Differenz aus Abschluss-<br />

und Eingangsbefragung der wiederholt befragten<br />

Klassenstufen des Jahrgangs A<br />

3. Korrektur des Veränderungswertes:<br />

• Differenz aus erwartetem und tatsächlichem Veränderungswert<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 21


4. Ergebnisse der Evaluation<br />

4.1 Ergebnisse der summativen Evaluation<br />

4.1.1 Inwieweit entwickeln sich die Projektschulen in<br />

Richtung gute gesunde Schule?<br />

Kriterien:<br />

a) Verbesserung in den Kriterien der guten gesunden<br />

Schule<br />

b) Anteil „guter gesunder Schulen“ vor und nach dem<br />

Projekt<br />

Datengrundlage:<br />

Die verwendete Stichprobe ist die Lehrerstichprobe der Eingangs-<br />

und Abschlussbefragung auf Schulebene aggregiert<br />

(N=27 Schulen). Da die Entwicklung zwischen beiden Befragungszeitpunkten<br />

dargestellt wird, wurden nur die Befragten<br />

aufgenommen, die zu beiden Messzeitpunkten teilgenommen<br />

haben (Wiederholungsteilnehmer_innen). Es wurden nur Daten<br />

der Lehrerbefragung berücksichtigt, da die Kriterien für<br />

alle Schulen gleich sein sollten und nicht an allen Schulen<br />

Schüler- und Elternbefragungen stattfinden konnten.<br />

Operationalisierung guter gesunder Schulen:<br />

Über welche Merkmale verfügen gute gesunde Schulen? Gute<br />

gesunde Schulen kennzeichnen gesundheits- und leistungsförderliche<br />

Lern- und Arbeitsbedingungen und damit optimale<br />

Bedingungen für das Lehren und Lernen (vgl. 1.1). Die Befragungsinstrumente<br />

der DAK-Initiative basierten auf dem<br />

Indikatormodell der guten gesunden Schule, das sich an die<br />

Schulqualitätsrahmen der Bundesländer anlehnt. In dem Modell<br />

wird unterschieden zwischen Voraussetzungen und Bedingungen,<br />

Merkmalen und Prozessen sowie Ergebnissen<br />

(Ditton 2000). Unter Voraussetzungen und Bedingungen werden<br />

die Rahmenbedingungen gefasst, unter denen die Lehrkräfte<br />

und Schüler_innen täglich arbeiten, z.B. die Verfügbarkeit<br />

und Ausstattung der Räumlichkeiten. Unter Merkmalen<br />

und Prozessen werden die Qualität der schulischen Abläufe<br />

und des Umgangs miteinander erfasst. Gesundheitsförderliche<br />

Merkmale und Prozesse einer Schule zeigen sich<br />

zum Beispiel in einem Schulklima, das von einem freundlichen<br />

Umgangston geprägt ist oder in einem lebendigen Lehrerkollegium,<br />

das gemeinsam die Ziele der Schule verfolgt<br />

und zusammenarbeitet. Diese Bereiche üben einen Einfluss<br />

auf die Ergebnisse und Zielgrößen aus – die Schulqualität<br />

und die Gesundheit der Schulmitglieder – und werden daher<br />

auch als Determinanten der Schulqualität und Gesundheit<br />

bezeichnet.<br />

Voraussetzungen und Bedingungen<br />

Arbeits- und Lernumfeld<br />

Merkmale und Prozesse<br />

Determinanten für Schulqualität und Gesundheit<br />

Gesundheitsförderliche Führung<br />

Tabelle 10 stellt die Bereiche dar, die in die Auswertungen<br />

zur Entwicklung der Projektschulen zu guten gesunden Schulen<br />

aufgenommen wurden.<br />

Gesundheitsförderliche Schulkultur<br />

Ergebnisse und Zielgrößen<br />

Schulqualität und Zufriedenheit<br />

• Räumliche Bedingungen<br />

• Lärmbelastung<br />

• Materielle Ausstattung<br />

• Mitarbeiterorientierung<br />

• Führungskompetenz und Informationsfluss<br />

• Zuständigkeiten und Koordination<br />

• allgemeiner Umgangston zwischen<br />

Schüler_innen und Lehrer_innen<br />

• Umgang der Schüler_innen untereinander<br />

• Lehrerpartizipation<br />

• Identifikation mit der Schule<br />

• Schulqualität<br />

• Arbeitszufriedenheit<br />

Wertschätzungskultur<br />

Gemeinsame Ziele und Zusammenarbeit<br />

Gesundheit der Lehrkräfte<br />

• Sozialklima im Kollegium<br />

• Anerkennung für schulbezogenes<br />

Engagement<br />

• Unterstützung durch Schüler_innen<br />

• Gemeinsame pädagogische Vorstellungen<br />

• Kollektive Selbstwirksamkeit<br />

• Zusammenarbeit der Lehrkräfte<br />

• Kognitive Beanspruchung<br />

• Resignationstendenz<br />

• Allgemeiner Gesundheitszustand<br />

Tabelle 10: Übersicht über die genutzten Variablen zur Bestimmung des Ausprägungsgrads guter gesunder Schulen<br />

Das Ergebnismodell der Gesundheitsförderung (Nutbeam<br />

2000) stellt dar, dass Maßnahmen der Gesundheitsprävention<br />

zunächst zu messbaren Veränderungen in den Determinanten<br />

der Gesundheit und Schulqualität führen und sich<br />

erst im nächsten Schritt und meist mit einer gewissen zeitlichen<br />

Verzögerung, auf die Gesundheit und Schulqualität<br />

selbst auswirken (Abb. 10).<br />

Im Anschluss an dieses Modell wird auch in der DAK-<br />

Initiative erwartet, dass sich Veränderungen in Richtung guter<br />

gesunder Schulen vor allem in dem Arbeits- und Lernum-<br />

22


feld sowie den Merkmalen und Prozessen der Projektschulen<br />

zeigen und sich seltener in der Schulqualität und Gesundheit<br />

direkt niederschlagen.<br />

Abbildung 10: Ergebnismodell der Gesundheitsförderung nach Nutbeam<br />

(2000)<br />

Vorgehen bei der Auswertung:<br />

Jeder der in Tabelle 9 aufgeführten Bereiche der guten gesunden<br />

Schule wurde anhand von drei Variablen erfasst, die<br />

für die Ergebnisdarstellung zu einem Wert zusammengefasst<br />

wurden.<br />

Um in der Veränderung als günstig eingestuft zu werden,<br />

musste eine Schule eines der beiden folgenden Kriterien erfüllen:<br />

1. Wie bei der Eingangsbefragung musste ein Zustimmungswert<br />

von mindestens 70 Prozent in mindesten<br />

zwei der drei Variablen pro Bereich erreicht werden<br />

und/oder<br />

2. Die Schule musste in zwei der drei Variablen deutliche<br />

Verbesserungen vorweisen - mindestens sieben<br />

Prozent bei Wiederholungsmessungen und zehn Prozent<br />

bei subjektiven Veränderungseinschätzungen<br />

(vgl. 3.3.3). Durch diese schulorientierte Bezugsnorm<br />

sollten auch jene Schulen Berücksichtigung<br />

finden, die bei ungünstigen Startvoraussetzungen<br />

sehr deutliche Verbesserungen erreicht hatten.<br />

Ergebnisse:<br />

a) Verbesserungen in den Kriterien der guten gesunden<br />

Schule<br />

Abbildung 11 zeigt den Anteil der Schulen, die zu Projektbeginn<br />

in dem jeweiligen Bereich als gesundheitsförderlich eingestuft<br />

wurden sowie den Anteil der Schulen, die sich bis<br />

zum dritten Erhebungszeitpunkt bedeutsam verbessern konnten.<br />

Der graue Balken stellt den Anteil der Schulen dar, die bereits<br />

zu Projektbeginn über eine günstige Ausprägung in diesem<br />

Bereich verfügten. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sich<br />

die Schulen in ihrer Ausprägung der Merkmale einer guten<br />

gesunden Schule unterscheiden. Es zeigen sich auch bestimmte<br />

Trends über alle Schulen hinweg. So verfügte etwa<br />

die Hälfte der Schulen bereits zu Projektbeginn über eine gesundheitsförderliche<br />

Führung. Weniger als jede fünfte Schule<br />

erfüllte jedoch zu Projektbeginn bei den gemeinsamen Werten,<br />

der Wertschätzungskultur und dem Arbeits- und Lernumfeld<br />

das Kriterium für eine gute gesunde Schule. Der insgesamt<br />

niedrige Prozentsatz von Schulen mit günstigen Ausgangsbedingungen<br />

verdeutlicht, dass schwerpunktmäßig jene<br />

Schulen aufgenommen wurden, die einen hohen Entwicklungsbedarf<br />

aufwiesen.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 23


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 11: Anteil der Projektschulen mit günstiger Ausprägung in den Dimensionen der guten gesunden Schule - vor und nach dem Projekt<br />

Der rote Balken in Abbildung 11 stellt den Anteil der Schulen<br />

dar, die nach dem Projekt das jeweilige Kriterium einer guten<br />

gesunden Schule nun erfüllen. Der Anteil der Schulen, die<br />

sich in den Qualitätsbereichen verbessern konnten, reicht von<br />

0 Prozent bei der Schulqualität und Zufriedenheit bis 67 Prozent<br />

beim Arbeits- und Lernumfeld. Vermutlich zeigt sich in<br />

den Ergebnissen auch der professionelle Anspruch der Lehrkräfte<br />

und die nicht von der Schule zu beeinflussende Belastung<br />

durch neue Aufgaben.<br />

Wie nach Nutbeam zu erwarten (vgl. Abb. 10), verändern sich<br />

die Zielgrößen Gesundheit und Schulqualität weniger stark<br />

als die Rahmenbedingungen sowie Merkmale und Prozesse<br />

(mit Ausnahme der Schulführung). Der Bereich Lehrergesundheit<br />

umfasst den allgemeinen Gesundheitszustand,<br />

eine geringe kognitive Beanspruchung und die Zuversicht,<br />

mit beruflichen Misserfolgen umgehen zu können. Zu Projektbeginn<br />

erfüllte keine Projektschule das Kriterium für gute Gesundheit.<br />

Dies weist auf die hohe gesundheitliche Belastung<br />

und Beanspruchung der Lehrkräfte hin. Jede fünfte Schule erzielte<br />

im Projektverlauf jedoch entscheidende Verbesserungen<br />

im Gesundheitsstatus der Lehrkräfte.<br />

Bei der Schulqualität wiesen mehr als die Hälfte der Projektschulen<br />

bereits zu Beginn günstige Werte auf. Hier wurde<br />

nach der Identifikation mit der Schule, der Arbeitszufriedenheit<br />

und der Einschätzung der Schulqualität gefragt. Keine<br />

Projektschule konnte sich jedoch entscheidend verbessern.<br />

Dies weist darauf hin, dass Einschätzungen von Variablen<br />

der Schulqualität und die damit verbundenen Idealvorstellungen<br />

der Lehrkräfte eher stabil sind und sich nur langsam<br />

ändern.<br />

b) Anteil „guter gesunder Schulen“ vor und nach dem Projekt<br />

Vorgehen bei der Auswertung:<br />

Um die Entwicklung zu guten gesunden Schulen kompakt<br />

darzustellen, wurden alle Bereiche der guten gesunden Schule<br />

zusammengefasst. Hierfür wurde die Anzahl der 21 Variablen<br />

summiert, in denen eine günstige Ausprägung erreicht<br />

werden konnte (vgl. Vorgehen bei der Auswertung). Als gute<br />

gesunde Schule wurde eine Schule eingestuft, wenn 14 Variablen<br />

(zwei Drittel) oder mehr eine gesundheitsförderliche<br />

Ausprägung vor oder nach dem Projekt erreichten bzw. sich<br />

deutlich verbesserten. Als teilweise gesundheitsfördernd<br />

wurden Schulen eingestuft, bei denen zwischen 7 und 13 Variablen<br />

den Kriterien entsprachen. Risikoschulen verfügten<br />

in weniger als sieben Variablen über gesundheits- und qualitätsförderliche<br />

Bedingungen (Abb. 12).<br />

Titel 24


• Die verwendete Stichprobe ist die Lehrerstichprobe<br />

der Eingangs- und Abschlussbefragung auf Schulebene<br />

aggregiert (N=27). Da die Entwicklung zwischen<br />

beiden Befragungszeitpunkten dargestellt<br />

wird, wurden nur die Befragten aufgenommen, die<br />

zu beiden Messzeitpunkten teilgenommen haben<br />

(Wiederholungsteilnehmer_innen).<br />

Abbildung 12: Zuordnung der Schulen nach Grad der Gesundheitsförderlichkeit<br />

und Qualität vor und nach dem Projekt<br />

Ergebnisse:<br />

Insgesamt weisen 85,1 Prozent der Schulen nach dem Projekt<br />

mindestens teilweise gesundheitsförderliche Arbeits- und<br />

Lernbedingungen auf, vor Projektbeginn waren es nur 40,7<br />

Prozent. Der Anteil der Schulen mit zumindest teilweise gesundheitsförderlichen<br />

Arbeits- und Lernbedingungen hat sich<br />

damit mehr als verdoppelt, der Anteil der guten gesunden<br />

Schulen ist mehr als fünfmal höher (7,4 Prozent zu Projektbeginn<br />

und 40,7 Prozent zum Projektende). Der Anteil der Risikoschulen<br />

hat im Projektverlauf deutlich abgenommen. 75<br />

Prozent der Risikoschulen konnten sich zu teilweise gesundheitsfördernden<br />

Schulen oder sogar zu guten gesunden Schulen<br />

entwickeln. Keine Projektschule hat sich verschlechtert.<br />

Fazit:<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass sich 18 der insgesamt 27 Schulen<br />

(66,7 Prozent) deutlich in Richtung zu einer guten gesunden<br />

Schule entwickelt haben und nach knapp drei Jahren 11<br />

der Schulen (40,7 Prozent) bereits als gute gesunde Schulen<br />

klassifiziert werden können. Damit hat die DAK-Initiative eine<br />

ihrer zentralen Zielsetzungen erreicht.<br />

4.1.2 Profitieren Schulen in strukturschwachen und<br />

strukturstarken Regionen gleichermaßen von dem<br />

Projekt?<br />

Kriterien:<br />

• Vergleich von Schulen mit niedrigem und hohen Regionalindex<br />

hinsichtlich der Anteile an guten gesunden<br />

Schulen, teilweise gesundheitsförderlichen<br />

Schulen und Risikoschulen vor und nach dem Projekt<br />

Datengrundlage:<br />

• INSM Regionalindex 2009<br />

Operationalisierung der Strukturstärke der Region:<br />

Die Strukturstärke der Regionen, in denen sich die Projektschulen<br />

befanden, wurde mit Hilfe des INSM Regionalindex<br />

ermittelt (vgl. Kapitel 2.5.2). Als Schulen mit Brennpunktstatus<br />

wurden diejenigen Schulen klassifiziert, die sich gemäß<br />

dem Regionalindex in strukturschwachen Kreisen oder kreisfreien<br />

Städten befanden. Dies waren 67 Prozent der Schulen.<br />

Es wurde überprüft, wie erfolgreich diese Zielsettings – im<br />

Sinne des Leitfadens Prävention – das Projekt abschließen<br />

konnten.<br />

Vorgehen bei der Auswertung:<br />

Die Schulen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Schulen mit<br />

günstigem und Schulen mit ungünstigem Regionalrang. Als<br />

Grenzwert wurde der mittlere Regionalrang von 204 verwendet,<br />

bei möglichen Rängen von 1 bis 409. In einem zweiten<br />

Schritt wurde überprüft, inwiefern sich der Anteil der guten<br />

gesunden, teilweise gesundheitsförderlichen und Risikoschulen<br />

vor dem Projekt unterscheidet und wie stark sich die<br />

Schulen in strukturstarken bzw. strukturschwachen Regionen<br />

verbessern konnten. Die Bedeutsamkeit der Verteilungsunterschiede<br />

zwischen den Gruppen vor und nach dem Projekt<br />

wurde mit einem Chi-Quadrat Test überprüft. Ein nicht signifikantes<br />

Ergebnis gibt an, dass der Unterschied zwischen den<br />

beiden Gruppen statistisch nicht bedeutsam ist.<br />

Ergebnisse:<br />

Abbildung 13 stellt für Schulen in strukturschwachen bzw.<br />

strukturstarken Regionen dar, inwiefern sie sich in ihren<br />

Startvoraussetzungen unterschieden und wie erfolgreich sie<br />

die Entwicklung zu guten gesunden Schulen gestalteten. Zu<br />

Projektbeginn wurde die Mehrheit der Schulen als Risikoschulen<br />

klassifiziert (vgl. 4.1.1). Dabei findet sich in der<br />

Gruppe der Schulen in Regionen mit ungünstigem Regionalrang<br />

(N=18) sogar ein geringerer Anteil an Risikoschulen als<br />

dies in privilegierteren Regionen der Fall ist (N=9). Diese Unterschiede<br />

sind jedoch statistisch nicht bedeutsam<br />

(x²(26)=1.125 p>.05, n.s.). Nach dem Projekt stieg in beiden<br />

Gruppen der Anteil der Schulen an, die als gute gesunde<br />

Schule bzw. teilweise gesundheitsförderliche Schule eingestuft<br />

werden können. Der Anteil der guten gesunden Schulen<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 25


ist nach dem Projekt bei den Schulen in strukturschwachen<br />

Regionen etwas höher– der Anteil an Risikoschulen allerdings<br />

auch. Auch hier erweisen sich die Unterschiede zwischen<br />

den Gruppen als statistisch nicht bedeutsam<br />

(x²(26)=.682, p>.05, n.s.).<br />

Abbildung 13: Entwicklung zu guten gesunden Schulen in Abhängigkeit vom Regionalindex vor und nach dem Projekt<br />

Fazit:<br />

Schulen in strukturschwachen Regionen können sich im Vergleich<br />

zu Schulen mit günstigeren sozioökonomischen Rahmenbedingungen<br />

mindestens genauso erfolgreich zu guten<br />

gesunden Schulen entwickeln. Der Projekterfolg steht nicht in<br />

Zusammenhang mit dem „Brennpunktstatus“ der Schulen.<br />

Die DAK-Initiative konnte durch ihr Vorgehen dementsprechend<br />

auch Schulen mit ungünstigen sozioökonomischen Bedingungen<br />

erfolgreich unterstützen.<br />

4.1.3 Inwieweit wurde eine breite Partizipation der Beteiligten<br />

erreicht?<br />

Partizipation wirkt in Veränderungsprozessen auf verschiedenen<br />

Zielebenen. Diese Wirkungen bedingen sich zum Teil gegenseitig<br />

und können über den Grad der Beteiligung in einem<br />

Veränderungsvorhaben beeinflusst werden (vgl. Abb. 13).<br />

1. Ebene der Organisation: Partizipation stärkt die Entwicklungskompetenz<br />

der Schule und ermöglicht das Erreichen<br />

gemeinsamer Organisationsziele. Eine gelingende Beteiligung<br />

schulischer Akteure an Veränderungsprozessen stellt<br />

damit eine wesentliche Bedingung gesundheitsförderlicher<br />

Schulentwicklung dar.<br />

2. Ebene der Beziehungen: Die Arbeit in Gruppen intensiviert<br />

und befördert Kooperationsprozesse und trägt somit zur Verbesserung<br />

des sozialen Zusammenhangs bei. Diese Wirkung<br />

kann sich soweit erstrecken, dass auch das Schulklima insgesamt<br />

positiv beeinflusst wird (Ebene der Organisation).<br />

3. Ebene des Individuums: Partizipation hat im Sinne des<br />

Empowerment-Ansatzes eine direkte gesundheitsförderliche<br />

Wirkung, da die Beteiligung an Veränderungsprozessen Kompetenzen<br />

und Fähigkeiten der einzelnen Akteure fördert, das<br />

Erleben von individueller und sozialer Selbstwirksamkeit ermöglicht<br />

und hierüber das Wohlbefinden und die Gesundheit<br />

beeinflusst.<br />

In der DAK-Initiative wurde eine breite Beteiligung von Lehrkräften,<br />

Schüler_innen und Eltern angestrebt. Das folgende<br />

Kapitel stellt dar, in welchem Ausmaß die Teilhabe der Zielgruppen<br />

am Projekt gelungen ist und welche Auswirkungen<br />

die Verbesserung der allgemeinen Partizipationskultur für die<br />

Schüler_innen, die Lehrer_innen und hierdurch die Schule<br />

insgesamt hatte.<br />

Kriterien:<br />

a) Partizipation von Eltern, Schüler_innen und Lehrer_innen<br />

im Projekt<br />

b) Anzahl der Schulen mit Anstieg der Schülerpartizipation<br />

und deren Auswirkungen<br />

c) Auswirkungen bei Anstieg der Lehrerpartizipation<br />

26


a) Partizipation von Eltern, Schüler_innen und Lehrer_innen<br />

im Projekt<br />

Datengrundlage:<br />

Um die Partizipation von Eltern, Schüler_innen und Lehrer_innen<br />

am Projekt zu erfassen, wurde zum einen auf Dokumentationsunterlagen<br />

zurückgegriffen (z.B. Teilnehmerlisten<br />

der Projektgruppen, Protokolle der Steuerkreissitzungen).<br />

Zum anderen wurden Fragebogenergebnisse berücksichtigt<br />

(z.B. der Anteil derjenigen, die sich zur Abschlussbefragung<br />

gut über das Projekt informiert fühlten). Schließlich wurden<br />

unter der Gesamtstichprobe alle potentiell erreichbaren<br />

Schulmitglieder gefasst, d.h. die Anzahl aller Lehrkräfte,<br />

Schüler_innen und Eltern der Projektschulen.<br />

Operationalisierung projektbezogener Partizipation:<br />

Nach der Ottawa Charta (1986) wird erlebte Selbstbestimmung<br />

als Kern der Gesundheitsförderung betrachtet 9 . Die<br />

Zielpersonen von Maßnahmen der Gesundheitsförderung sollen<br />

an deren Auswahl, Planung und Durchführung beteiligt<br />

werden. Hierdurch können sie sich zum einen als selbst handelnd<br />

erleben und Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen.<br />

Zum anderen erweisen sich Projekte als wirkungsvoller<br />

und nachhaltiger, wenn die Zielgruppen aktiv in das<br />

Veränderungsgeschehen einbezogen werden und dieses mitgestalten<br />

können. Partizipative Ansätze erhöhen dabei die<br />

Passgenauigkeit der Maßnahmen und sichern durch die Beteiligung<br />

der Zielgruppen die Akzeptanz der Interventionen.<br />

Fehlinvestitionen können somit verringert oder gar vermieden<br />

werden.<br />

Erklärtes Ziel partizipativer Ansätze ist die Einbindung der<br />

Zielgruppe in alle Phasen des Veränderungsprozesses. Dennoch<br />

sollte Partizipation nicht als Entweder-oder-Prinzip verstanden<br />

werden (vgl. Wright et al. 2010). Vielmehr gilt es zu<br />

prüfen, welche Formen der Beteiligung im Hinblick auf die<br />

Zielsetzungen und Bedingungen des Projektes sowie im Hinblick<br />

auf die (Lebens-)Bedingungen der Zielgruppe als sinnvoll<br />

und realisierbar erachtet werden. Um hier Unterscheidungen<br />

treffen zu können, bietet sich die Darstellung mittels<br />

eines Stufenmodells an (in Anlehnung an Michael Wright<br />

2007) (Abb.13).<br />

Ziel der Darstellung ist es, die verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten<br />

und Beteiligungsgrade im Projekt zu verdeutlichen.<br />

Zudem kann hierüber aufgezeigt werden, wie viele Personen<br />

letztlich direkt oder indirekt am Projekt beteiligt waren.<br />

Dabei ist es nicht auf jeder Stufe erwünscht eine möglichst<br />

breite Beteiligung zu erzielen. Beispielsweise sollen auf der<br />

Ebene der Steuerung nur wenige Personen mitarbeiten.<br />

Stufenmodell der Partizipation<br />

Als Vorstufen der Partizipation gelten nach Wright die Stufen<br />

der Information und Anhörung. In diesen wird die Zielgruppe<br />

in Entscheidungsprozesse indirekt mit eingebunden, erhält<br />

aber noch keinen wirklichen Einfluss auf die Prozesse (Wright<br />

2010). Die Weitergabe von Informationen kann als grundlegende<br />

Bedingung von Partizipation betrachtet werden. Nur<br />

wer über Informationen verfügt, hat überhaupt die Möglichkeit<br />

mitwirken zu können. Bei der Anhörung wird die Sichtweise<br />

der Zielgruppe erfragt, es besteht jedoch keine Garantie,<br />

dass diese auch berücksichtigt wird. Von Stufen ‚echter‘<br />

Partizipation spricht Wright, sobald die Zielgruppe eine formale<br />

und verbindliche Rolle in der Entscheidungsfindung innehat<br />

(Wright 2010). Beim DAK-Modell beinhaltet die Stufe<br />

der Mitwirkung diese Voraussetzung, da die Zielgruppen in<br />

den Entscheidungsprozess der Themenauswahl direkt mit<br />

einbezogen werden. Noch mehr Entscheidungsmacht haben<br />

auf der Stufe der Mitentscheidung die in den Projektgruppen<br />

aktiven Lehrkräfte, Schüler_innen und Eltern. Die Entscheidungsmacht<br />

liegt letztendlich, als oberste Stufe der Partizipation,<br />

beim Steuerkreis.<br />

Ergebnisse:<br />

Abbildung 14 stellt die Anzahl bzw. den Anteil der beteiligten<br />

Personen in der DAK-Initiative mit Hilfe eines Stufenmodells<br />

in Anlehnung an Wright (2007) dar.<br />

9<br />

Der Text der Ottawa Charta 1986 ist hier einsehbar:<br />

http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0006/129534/Ottawa_Charter<br />

_G.pdf. Auf den besonderen Stellenwert von Partizipation im Rahmen der<br />

Ottawa Charta wird hier eingegangen: http://www.partizipativequalitaetsentwicklung.de/?id=4<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 27


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 14: Stufen der Partizipation in der DAK-Initiative<br />

In der ersten Stufe Zielgruppe insgesamt wird die Gesamtstichprobe<br />

aller potentiell erreichbaren Lehrkräfte, Schüler_innen<br />

und ihrer Eltern dargestellt. Dieser Wert dient als<br />

Referenzwert für die weiteren Partizipationsstufen und spiegelt<br />

zugleich die Gesamtreichweite des Projektes wieder.<br />

Die zweite Stufe der Information stellt den Prozentsatz derjenigen<br />

dar, die zur Abschlussbefragung angaben, gut über<br />

das Projekt informiert gewesen zu sein. Zwei Drittel der Lehrkräfte<br />

aber nur jede_r fünfte Schüler_in und jedes dritte Elternteil<br />

gaben an, ausreichend gut informiert gewesen zu<br />

sein. Die Aussage stellt eine subjektive Einschätzung dar, bei<br />

der das Informationsmanagement des jeweiligen Steuerkreises<br />

bewertet wird. Die Zahl derer, die Informationen über das<br />

Projekt erhalten haben, wird hierdurch nicht abgebildet. Gutes<br />

Informationsmanagement stellt die Grundlage für jede<br />

Form von Partizipation dar. Denn nur wer über anstehende<br />

Projekte und Maßnahmen informiert ist, kann sich hierzu eine<br />

Meinung bilden und selbst aktiv werden.<br />

Die dritte Stufe der Anhörung erfasst alle, die zu Projektbeginn<br />

und zum Projektende befragt wurden, d.h. alle Lehrkräfte<br />

der Schule sowie eine Stichprobe der Schüler_innen und<br />

Eltern. Ihre Einschätzungen wurden bei der Auswahl der relevanten<br />

Themenbereiche berücksichtigt. Gemessen an der Gesamtstichprobe<br />

haben 77 Prozent der Lehrkräfte und 25 Prozent<br />

der Schüler_innen ihre Einschätzung mittels Fragebogen<br />

zurückgemeldet 10 . Darüber hinaus konnte eine Rückmeldung<br />

10 Durch den Referenzwert der Gesamtstichprobe erscheint die Beteiligung<br />

der Schüler_innen verhältnismäßig gering. Wird als Referenzwert die<br />

von 14 Prozent der Elternhaushalte erzielt werden 11 . Eine hohe<br />

Beteiligung bei der Befragung ist wichtig, um repräsentative<br />

Ergebnisse für die Schule zu erhalten. Diese Stufe kann<br />

darüber hinaus bereits eine starke Intervention darstellen:<br />

Viele Eltern haben nicht die Zeit (oder das Interesse), sich<br />

aktiv in der Schule zu engagieren, rechnen es der Schule aber<br />

hoch an, zu ihren Ansichten befragt zu werden. Dies könnte<br />

eine mögliche Erklärung für die positive Bewertung des Projekterfolges<br />

durch Eltern sein (vgl. 4.1.4).<br />

Als erste Stufe ‚echter‘ Partizipation wird unter Mitwirkung<br />

die Anzahl derjenigen dargestellt, die aktiv an den Kick-Off-<br />

Veranstaltungen teilgenommen haben. Mit rund 94 Prozent<br />

erweist sich die Beteiligung der Lehrkräfte als sehr hoch. Neben<br />

den Lehrkräften konnte immer nur ein Teil der Eltern und<br />

Schüler_innen teilnehmen und damit mitbestimmen, welche<br />

Themen ausgewählt werden. Hier wurden in der Regel die<br />

Schülervertreter_innen aller Klassen eingeladen. Dem Kick-<br />

Off kommt als Startveranstaltung eine besondere Bedeutung<br />

zu. Durch die Möglichkeit der Mitgestaltung des Tages und<br />

der Mitentscheidung bei der Themenauswahl werden die Beteiligten<br />

zur weiteren Mitarbeit motiviert und es entsteht<br />

‚Lust auf Veränderung‘ – eine wichtige Voraussetzung für einen<br />

gelingenden Veränderungsprozess.<br />

tatsächlich ausgewählte Stichprobe der Schüler_innen genommen,<br />

ergibt sich mit 75 Prozent eine ähnliche Rücklaufquote wie bei den<br />

Lehrkräften (vgl. auch 3.3.2).<br />

11<br />

Es wurde immer nur ein Fragebogen pro Haushalt/Familie ausgegeben,<br />

auch wenn beispielsweise in unterschiedlichen Klassenstufen zwei<br />

Kinder einer Familie befragt wurden.<br />

Titel 28


Die Stufe der Mitentscheidung beinhaltet neben einer teilweisen<br />

Entscheidungsmacht die aktive Planung und Umsetzung<br />

der Interventionen. Hier wurden all diejenigen erfasst,<br />

die in den Projektgruppen gearbeitet haben. Gemessen an der<br />

Stichprobe zur Eingangsbefragung engagierten sich 42 Prozent<br />

der Lehrkräfte, 3 Prozent der Schüler_innen und 2 Prozent<br />

der Eltern aktiv in den Projektgruppen. 12 Das Ausmaß<br />

des Engagements in den Projektgruppen kann Hinweise darauf<br />

geben, wie hoch der Stellenwert des Projektes an der<br />

Schule ist. Kann eine breite Beteiligung erzielt werden, erhöht<br />

sich in der Regel auch die Akzeptanz der Maßnahmen und die<br />

Wahrscheinlichkeit, Interventionen nachhaltig im Schulalltag<br />

zu verankern.<br />

Schließlich hatte der Steuerkreis, zusammen mit der Schulleitung,<br />

die Entscheidungsmacht über das Vorgehen an der<br />

Schule inne. Unter dieser Stufe werden all jene gefasst, die<br />

aktiv in den Steuerkreisen tätig waren. Hier wurde eine Beteiligung<br />

von bis zu zwei Schüler_innen (an weiterführenden<br />

Schulen) und einem/r Elternvertreter_in angestrebt. Bei den<br />

Lehrkräften richtete sich die Anzahl der Beteiligung nach der<br />

Schulgröße und Schulstruktur. Die Ergebnisse zeigen, dass<br />

sich durchschnittlich fünf Lehrkräfte sowie je ein_e Schülerund<br />

Elternvertreter_in im Steuerkreis der Schule engagierten.<br />

Dies entspricht der Empfehlung, die an die Projektschulen<br />

gegeben wurde.<br />

Fazit:<br />

Die Zahlen verdeutlichen, dass eine hohe Lehrerpartizipation<br />

erreicht wurde, die für eine wirksame und nachhaltige Implementierung<br />

von Veränderungsvorhaben unabdingbar ist.<br />

Hingegen scheint eine aktive Schüler- und Elternpartizipation<br />

ungleich schwerer realisierbar zu sein. Insbesondere an Beruflichen<br />

Schulen war der Grad der Schülereinbindung gering.<br />

Dies ist u.a. auf die vergleichsweise geringen Präsenzzeiten<br />

der Schüler_innen an ihrer Schule zurückzuführen.<br />

Lässt man Erfahrungen aus der Praxis in die Bewertung der<br />

Zahlen mit einfließen, so kann festgestellt werden, dass vor<br />

allem jüngere Schüler_innen deutlich seltener Schulentwicklungsvorhaben<br />

über einen längeren Zeitraum im Blick behalten.<br />

Dies zeigt sich u.a. auch daran, dass Maßnahmen, die<br />

im Projekt „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ umgesetzt<br />

wurden, nicht unbedingt mit dem Projekt in Verbindung<br />

12<br />

Die Stichprobe zur Eingangsbefragung wurde als Referenzwert<br />

verwendet, da viele Schüler_innen und Lehrkräfte nicht an den<br />

Befragungen teilgenommen haben und damit die angesprochene<br />

Zielgruppe kleiner war als die Population der beteiligten Schulen.<br />

gebracht worden sind. Es zeigte sich, dass die Wahrnehmung<br />

der Schüler_innen stärker auf den Rhythmus der Schuljahre<br />

ausgerichtet ist und es einfacher war Schüler_innen für kurzfristige<br />

Projekte zu motivieren, die im Verlaufe eines<br />

Schul(halb)jahres umgesetzt werden konnten.<br />

Schulen, die eine hohe Schülerpartizipation als ein explizites<br />

Ziel verfolgten, gelang dieses auch. In der Regel war hier eine<br />

spezifische Schüleransprache notwendig. Auch die Bearbeitung<br />

von Wunschthemen der Schüler_innen führte zu einer<br />

entsprechend höheren aktiven Beteiligung. Der höchste Anteil<br />

von Schüler_innen, die sich in den Projektgruppen einer<br />

Schule engagierten, lag bei 14 Prozent der Gesamtschülerschaft.<br />

Auch gestaltete sich eine kontinuierliche oder längerfristige<br />

Einbindung von Eltern als eher schwierig. Dort wo sich Eltern<br />

aktiv einbrachten, wurde von einer positiven Dynamik berichtet.<br />

Hier gelang oft eine kontinuierliche und längerfristige aktive<br />

Einbindung, von der die Schule stark profitierte und die<br />

eine positive Wirkung auch über die Projektgruppenarbeit<br />

hinaus zeigte.<br />

b) Anzahl der Schulen mit Anstieg der Schülerpartizipation<br />

und deren Auswirkungen<br />

Datengrundlage:<br />

Wiederholungsteilnehmer_innen (der Eingangs- und Abschlussbefragung)<br />

unter den Schüler_innen des Jahrgangs A<br />

(5./6. Klasse zur Eingangsbefragung). Die Veränderungswerte<br />

wurden alterskorrigiert, um mögliche Alterseffekte zu kontrollieren<br />

(vgl. 3.3.3).<br />

Operationalisierung von Schülerpartizipation:<br />

Wie bereits erläutert hat Partizipation drei für die Gesundheitsförderung<br />

bedeutsame Wirk- bzw. Zielebenen. Neben der<br />

Förderung der Entwicklungskompetenz von Schulen verfolgen<br />

partizipative Ansätze auch das Ziel, die Gesundheit der Einzelnen<br />

zu fördern sowie das Ziel schulische Kooperationsprozesse<br />

zu stärken und hierüber Verbesserungen im sozialen<br />

Zusammenhalt zu erwirken. Schulentwicklungsprozesse können<br />

daher allein durch ihren partizipativen Charakter schon<br />

eine starke gesundheitsförderliche Wirkung haben (Hundeloh<br />

2012). Dabei werden häufig der Ausbau von Kompetenzen<br />

und das Erleben von Selbstwirksamkeit genannt.<br />

Nach Nutbeam (2000) sind direkte Auswirkungen auf die Gesundheit<br />

der Akteure in langfristigen Veränderungsvorhaben<br />

erst mit zeitlicher Verzögerung zu erwarten (vgl. 4.1.1). Ver-<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 29


änderungen können allerdings zuvor bereits in den Determinanten<br />

der Gesundheit und Schulqualität, wie beispielsweise<br />

der Partizipation und anderen Aspekten der Schulkultur,<br />

nachgewiesen werden.<br />

Um Veränderungen in der allgemeinen Schülerpartizipation<br />

zu erheben, wurde der Fokus in der Auswertung nicht auf die<br />

Beteiligung der Schüler_innen im Projekt gelegt, sondern die<br />

Betrachtung auf die Schule insgesamt ausgeweitet. Dabei<br />

wurde erfasst, ob sich Schüler_innen gut über das Geschehen<br />

an der Schule informiert fühlen (Stufe Information), Kritik<br />

und Verbesserungsvorschläge äußern können (Stufe Anhörung)<br />

und im Allgemeinen an ihrer Schule Entscheidungen<br />

mit beeinflussen können (Stufe Mitentscheidung) (vgl.<br />

4.1.3a). Zu diesen drei Stufen gab es in den Befragungen<br />

drei Items, die zur Skala Partizipation zusammengefasst<br />

wurden.<br />

Vorgehen bei der Auswertung:<br />

Die alterskorrigierten Veränderungswerte der Skala Partizipation<br />

wurden auf Schulebene aggregiert. Um die Auswirkungen<br />

der Schülerpartizipation darzustellen, wurden die Schulen in<br />

zwei Gruppen eingeteilt: hohe Veränderung und niedrige (oder<br />

negative) Veränderung in der Schülerpartizipation. Die alterskorrigierten<br />

Veränderungen in Variablen der Schulkultur<br />

und der Schulqualität wurden gruppenweise ausgegeben.<br />

Ergebnisse:<br />

Abbildung 15 verdeutlicht die Veränderungen in der Partizipation<br />

an den Projektschulen, an denen Schülerbefragungen<br />

im Jahrgang A stattfanden. Als bedeutsame Veränderungen<br />

gelten Veränderungen von mehr als 7 Prozent. Jeder dritten<br />

Projektschule (5 Projektschulen) gelang eine deutliche Steigerung<br />

in der allgemeinen Schülerpartizipation. Diese Schulen<br />

erreichten im Mittel auch einen leicht höheren Grad der<br />

Schülereinbindung im Projekt als der Durchschnitt.<br />

Abbildung 15: Veränderungen in der Schülerpartizipation, Differenz der Abschluss- und Eingangsbefragung, N=15 Projektschulen, Jahrgang A (5./6. Klasse<br />

zu Projektbeginn), Alterseffekte wurden korrigiert<br />

Auswirkungen von Schülerpartizipation<br />

An Schulen, denen eine höhere Schülerpartizipation gelungen<br />

ist, ging die Aggressivität zwischen den Schüler_innen deutlich<br />

zurück. Außerdem nahm die Schulunlust der Schüler_innen<br />

deutlich ab. Positiv formuliert heißt das, dass sich<br />

der Umgangston zwischen den Schüler_innen verbesserte<br />

und das Wohlbefinden der Schüler_innen zunahm. Das sind<br />

zwei wichtige Voraussetzungen für Lernerfolge (OECD 2005).<br />

Gleichzeitig verbesserten sich an Schulen mit hoher Schülerpartizipation<br />

die Zielgrößen Identifikation (Verbundenheit)<br />

mit der Schule und Schulzufriedenheit. In der Vergleichsgruppe<br />

der zehn Schulen, an denen keine deutlichen Verbesserungen<br />

in der Schülerpartizipation erwirkt werden konnten,<br />

zeigten sich diese Effekte nicht. Bei den Zielgrößen zeichnete<br />

sich hier sogar eine leichte Verschlechterung ab (Abb. 16).<br />

Auf Gesundheitsparameter wie den Selbstwert oder die<br />

Selbstwirksamkeit der Schüler_innen übte die verbesserte<br />

Partizipation der Schüler_innen keinen nachweisbaren Einfluss<br />

aus. Resnick (1997) konnte aber zeigen, dass eine hohe<br />

Verbundenheit mit der Schule einen wichtigen Schutzfaktor<br />

gegenüber Gesundheitsrisikoverhalten darstellt.<br />

30


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 16: Auswirkungen der Schülerpartizipation auf das Erleben und Verhalten der Schüler_innen, Differenz der Abschluss- und Eingangsbefragung,<br />

N=15 Projektschulen, Jahrgang A (5./6. Klasse zu Projektbeginn), Alterseffekte wurden korrigiert<br />

Fazit:<br />

Eine höhere Schülerbeteiligung zahlt sich aus – für die Schule<br />

insgesamt wie auch die Schüler_innen selbst. Die aktive<br />

Teilhabe von Schüler_innen an ihrer Schule unterstützt die<br />

Verantwortungsübernahme für den eigenen Bildungserfolg<br />

und wirkt sich förderlich auf die gesamte Schulkultur aus.<br />

c) Auswirkungen bei Anstieg der Lehrerpartizipation<br />

Datengrundlage:<br />

Als Stichprobe dienten die Wiederholungsteilnehmer_innen<br />

der Lehrerbefragungen.<br />

Operationalisierung der Lehrerpartizipation:<br />

Wie bei den Schüler_innen stellt Partizipation auch für die<br />

Lehrkräfte eine bedeutsame Determinante der Gesundheit<br />

und Schulqualität dar. Partizipation fördert Kooperation und<br />

soziale Unterstützung und stärkt hierüber den sozialen Zusammenhalt<br />

sowie die eigene Gesundheit. Schaarschmidt<br />

(2004) rechnet dem Erleben sozialer Unterstützung gerade<br />

für Lehrkräfte eine wichtige protektive Funktion zu, da es dem<br />

Gefühl vorbeuge, als Einzelkämpfer_in auf verlassenem Posten<br />

zu stehen. Auf der anderen Seite wird eine mangelnde Kooperation<br />

unter Kolleg_innen oder zwischen Kollegium und<br />

der Schulleitung häufig als belastend erlebt (van Dick 2006).<br />

Partizipative Prozesse, die über die Arbeit in Gruppen vollzogen<br />

werden, können darüber hinaus einen Beitrag zur Erfüllung<br />

menschlicher Grundbedürfnisse nach Wertschätzung,<br />

Respekt und Anerkennung sowie Zugehörigkeit zu einer sozialen<br />

Gruppe leisten. Bei ihrem Einsatz zur Erreichung übergeordnete<br />

Organisationsziele können die Beteiligten sich darüber<br />

hinaus als einflussreich und bedeutsam erleben und in<br />

gewisser Weise Macht ausüben. Die Befriedigung solcher<br />

Grundbedürfnisse führt zur Steigerung des Wohlbefindens<br />

und wirkt sich damit ebenfalls positiv auf die Gesundheit aus<br />

(Schumacher 2012a).<br />

Um Veränderungen in der Lehrerpartizipation zu erheben,<br />

wurden die Lehrer_innen befragt, ob sie im Allgemeinen an<br />

ihrer Schule Entscheidungen mit beeinflussen können (Stufe<br />

Mitentscheidung) und Kritik und Verbesserungsvorschläge<br />

äußern können (Stufe Anhörung). Für die nachfolgend beschriebenen<br />

Analysen wurde die Skala Lehrerpartizipation<br />

verwendet, die zu den beiden Stufen je ein Item beinhaltet.<br />

Vorgehen bei der Auswertung:<br />

Zunächst wurde die Differenz der Partizipation auf Schulebene<br />

aggregiert. 37 Prozent der Projektschulen (=10 Projektschulen)<br />

konnten im Rahmen der Projektlaufzeit die Partizipation<br />

der Lehrer_innen bedeutsam steigern.<br />

Um die Auswirkungen der Veränderungen in der Lehrerpartizipation<br />

zu bestimmen, wurde eine Pfadanalyse gerechnet.<br />

Mit Hilfe einer Pfadanalyse können Beziehungen zwischen<br />

Variablen auf der Basis eines Pfadmodells abgetragen werden.<br />

Es wird angenommen, dass sich eine verbesserte<br />

Lehrerpartizipation auf die Schulkultur und die Zusammenarbeit<br />

auswirkt und diese sich wiederum (in Anlehnung an<br />

das Modell von Nutbeam 2000) auf die Zielgrößen Schulqualität<br />

und Gesundheit auswirken können. Es wird geprüft, ob<br />

das Modell zu den Daten passt (konfirmatorisch).<br />

Titel 31


Ergebnisse:<br />

37 Prozent der Projektschulen (=10 Projektschulen) konnten<br />

im Rahmen der Projektlaufzeit die Partizipation der Lehrer_innen<br />

bedeutsam steigern. Abbildung 17 verdeutlicht,<br />

dass die verbesserte Lehrerpartizipation sowohl mit einer<br />

Verbesserung von Variablen der Schulkultur als auch mit einer<br />

Verbesserung der Zielgrößen Gesundheit und Schulqualität<br />

zusammenhängen. Die Pfeile verdeutlichen die stärksten<br />

Zusammenhänge. So ging eine verbesserte Lehrerpartizipation<br />

deutlich mit einem besseren kollegialen Klima einher. Außerdem<br />

führte sie zu einer höheren kollektiven Selbstwirksamkeit,<br />

also der Zuversicht, gemeinsam mit dem Kollegium<br />

Veränderungen voranbringen zu können. Das bessere Klima<br />

führte zu einer deutlichen Abnahme der emotionalen Beanspruchung<br />

von Lehrkräften an einer Projektschule sowie zu<br />

einer höheren allgemeinen Zufriedenheit mit der Schulqualität.<br />

Die gesteigerte kollektive Selbstwirksamkeitserwartung<br />

zeigte einen positiven Zusammenhang mit der emotionalen<br />

Verbundenheit (affektive Identifikation) mit der Schule.<br />

4.1.4 Wie erfolgreich war das Projekt aus Sicht der Beteiligten?<br />

Kriterien:<br />

• Grad der subjektiven Zielerreichung<br />

a) Bewertung des Projekterfolges und Einteilung in Erfolgsgruppen<br />

Datengrundlage:<br />

Stichprobe sind alle Befragungsteilnehmer_innen der Abschlussbefragung.<br />

Es wurde nicht nur die Stichprobe der<br />

Wiederholungsteilnehmer_innen verwendet, da die Variable<br />

nur zur Abschlussbefragung erhoben wurde und es die Antwortmöglichkeit<br />

„kann ich nicht beurteilen“ gab.<br />

Operationalisierung des Projekterfolges:<br />

Lehrer_innen, Schüler_innen und Eltern konnten in der Abschlussbefragung<br />

den Erfolg des Projektes einschätzen. Das<br />

Item lautete für alle Befragungsgruppen: „Das Projekt war<br />

erfolgreich.“ Die fünf Antwortmöglichkeiten reichten von<br />

„trifft völlig zu“ bis „trifft überhaupt nicht zu“ sowie „kann<br />

ich nicht beurteilen“.<br />

Vorgehen bei der Auswertung:<br />

Die Einschätzungen wurden auf Schulebene in einem Zustimmungswert<br />

zusammengefasst. Dabei wurden diejenigen,<br />

die den Projekterfolg nicht beurteilen konnten, für die weiteren<br />

Berechnungen herausgefiltert.<br />

Abbildung 17: Zusammenhang zwischen Verbesserungen der Lehrerpartizipation<br />

und zentralen Variablen der Schulkultur, Schulzufriedenheit<br />

und Gesundheit<br />

Fazit:<br />

Über das Pfadmodell wird die komplexe Wirkungsweise von<br />

Partizipation sichtbar. Eine Verbesserung der Lehrerpartizipation<br />

steht dementsprechend in Zusammenhang mit Verbesserungen<br />

auf der Ebene des Individuums (weniger emotionale<br />

Beanspruchung), mit Verbesserungen auf der Ebene<br />

der Beziehungen (Steigerung des Sozialklimas im Kollegium)<br />

als auch mit Verbesserungen auf der Ebene der Organisation<br />

(Identifikation mit der Schule, Verbesserung der Schulqualität).<br />

Die Projektschulen sollten anhand der subjektiven Erfolgseinschätzungen<br />

in drei Erfolgsgruppen (hoher, mittlerer, niedriger<br />

Erfolg) eingeteilt werden. Ziel dieser Einteilung war es,<br />

zwei kleinere Extremgruppen und eine größere mittlere Gruppe<br />

zu bestimmen. Für die Einteilung wurde die Standardabweichung<br />

herangezogen. Die Standardabweichung (STD) gibt<br />

die Streuung einer Variablen um ihren Mittelwert an. Um die<br />

Grenzwerte für die Erfolgskategorien zu bestimmen, wird die<br />

STD bzw. ½ STD zum mittleren Zustimmungswert addiert o-<br />

der subtrahiert.<br />

Ergebnisse:<br />

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung der Zustimmungswerte<br />

zum Projekterfolg.<br />

32


1. KOPFZEILE<br />

Schulleiter_innen/<br />

Mitglieder der Schulleitung<br />

(N=27 Schulen)<br />

Lehrer_innen<br />

(N=27 Schulen)<br />

Schüler_innen<br />

(N=22 Schulen)<br />

Eltern<br />

(N=21 Schulen)<br />

Minimal 37,5 27,6 31,0 46,9<br />

Maximal 100,0 85,7 60,2 91,7<br />

Durchschnitt 67,5 54,6 44,0 64,4<br />

Anteil der Antwortkategorie<br />

„kann ich nicht beurteilen“ in %<br />

3,0 17,4 47,1 36,5<br />

Tabelle 11: Minimale, maximale und durchschnittliche Ausprägung des Zustimmungswertes zum Projekterfolg auf Schulebene aggregiert<br />

Die Schulleiter_innen und Eltern schätzen den Projekterfolg<br />

mit einem Zustimmungswert von durchschnittlich mehr als<br />

60 Prozent am höchsten ein, Schüler_innen mit 44 Prozent<br />

am niedrigsten. Am stärksten variieren bei den Lehrkräften<br />

die durchschnittlichen Einschätzungen zum Projekterfolg<br />

zwischen den Schulen. Die Einschätzung des Projekterfolges<br />

steht hier in deutlichem Zusammenhang mit der Schulgröße:<br />

An großen Schulen wie Gesamtschulen oder Beruflichen<br />

Schulen fällt die Einschätzung des Projekterfolgs durch die<br />

Lehrkräfte geringer aus (bivariate Korrelation: r(26)= -.642,<br />

p


Tabelle 12: Grenzwerte und Besetzung der Erfolgsgruppen<br />

Erfolgsgruppe Min Max Anzahl Schulen<br />

hoher Projekterfolg 61,7% 100% 7<br />

durchschnittlicher Projekterfolg 47,5% 61,6% 13<br />

niedriger Projekterfolg 0,0% 47,4% 7<br />

Ein Zustimmungswert über 61,6 Prozent entspricht demnach<br />

einem hohen Projekterfolg (N=7 Schulen), ein Zustimmungswert<br />

unter 47,5 Prozent einem niedrigen Projekterfolg (N=7<br />

Schulen). Schulen mit Werten zwischen 47,5 Prozent und 61,6<br />

Prozent (N=13 Schulen) bilden die Gruppe mit durchschnittlichem<br />

Projekterfolg.<br />

Um die Einschätzungen der Lehrkräfte zum Projekterfolg auf<br />

ihre Plausibilität prüfen zu können, wurde zusätzlich ein Expertenrating<br />

hinzugezogen. Hierfür brachten die Schulbegleiter_innen<br />

alle Schulen in eine Rangreihe des Projekterfolges.<br />

Die Experteneinschätzung stimmte sehr gut mit den Ergebnissen<br />

auf Basis des Items zum Projekterfolg überein (Rangkorrelation<br />

nach Spearman rho=.893).<br />

Abbildung 18 stellt die Einteilung der Gruppen grafisch dar.<br />

Nach subjektiver Einschätzung und Kategorisierung des Projekterfolges<br />

erreichen drei Viertel (74 Prozent) der Schulen einen<br />

mittleren oder hohen Projekterfolg. Ein Viertel der Schulen<br />

schätzt den Projekterfolg eher kritisch ein.<br />

Abbildung 18: Einteilung der Schulen nach dem von den Lehrkräften eingeschätzten Projekterfolg<br />

Um zu erklären, welche Startvoraussetzungen und Prozesse<br />

zu einem hohen oder niedrigen subjektiven Projekterfolg führen,<br />

wird diese Einteilung auch in den weiterführenden vertiefenden<br />

Analysen u.a. zu den Wirkfaktoren des Projekterfolges<br />

genutzt. Hierdurch sollen auch wichtige Empfehlungen<br />

für zukünftige Schulentwicklungsbegleitungen abgeleitet<br />

werden können.<br />

Fazit:<br />

Der Projekterfolg wird am günstigsten durch die Projektverantwortlichen<br />

und Eltern bewertet. Nach Lehrereinschätzung<br />

erreicht die Mehrheit der Schulen einen durchschnittlichen<br />

oder hohen Projekterfolg. Sieben Schulen bescheinigen sich<br />

selbst aber auch einen niedrigen Erfolg (26 Prozent). Vor dem<br />

Hintergrund von Forschungsergebnissen aus dem Bereich der<br />

Organisationsentwicklung in privatwirtschaftlichen Unternehmen,<br />

wonach die Mehrheit der Entwicklungsprozesse in<br />

Unternehmen scheitert (Stock-Homburg 2007), ist die Einschätzung<br />

von 74 Prozent durchschnittlichem bis hohem Projekterfolg<br />

durchaus positiv zu bewerten. Die subjektive Einschätzung<br />

und die messbaren Veränderungen stehen dabei<br />

in einem engen Zusammenhang.<br />

b) Zielerreichung aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />

Datengrundlage:<br />

Zum Projektende wurden Abschlussgespräche mit den Projektverantwortlichen<br />

geführt. Insgesamt fließen die Einschätzungen<br />

von 23 Schulen in die Auswertungen ein. 13<br />

13<br />

Die Abschlussgespräche wurden offiziell erst ab dem 2. Jahrgang<br />

34


Operationalisierung:<br />

Zum Eingangsgespräch formulierten die an einer Teilnahme<br />

interessierten Schulen erste übergeordnete Ziele, die sie im<br />

Rahmen des Projektes verfolgen wollten. Beim Abschlussgespräch<br />

wurden diese Ziele den Projektverantwortlichen (in der<br />

Regel Schulleitung und/oder Steuerkreisleitung) noch einmal<br />

vorgelegt. Zunächst wurden die Projektverantwortlichen danach<br />

befragt, ob noch weitere Ziele im Verlauf des Projekts<br />

hinzugekommen sind. Diese Ziele wurden nachträglich noch<br />

mit aufgenommen.<br />

Vorgehen:<br />

Die Projektschulen verfolgten je drei bis vier übergeordnete<br />

Ziele mit dem Projekt. Es ergaben sich acht Kategorien, denen<br />

die insgesamt 83 Ziele zugeordnet werden konnten (Abb.<br />

19). Diese Kategorien sind nicht ganz trennscharf, beispielsweise<br />

könnte die Förderung der Partizipation von Schüler_innen,<br />

Eltern und Lehrkräften auch der Schulkultur zugeordnet<br />

werden. Es wurde aber entschieden, die Förderung der<br />

Partizipation als eigene Zielkategorie zu berücksichtigen, da<br />

diese Zielsetzung mehrfach explizit genannt wurde.<br />

angebotes und der Ausstattung (N=14 Ziele) ging es mehrheitlich<br />

um die Verschönerung des Lebensraums Schule. Hier<br />

wurde auch zweimal die Verbesserung des Verpflegungsangebotes<br />

als explizites Ziel genannt. Viele Schulen äußerten<br />

das inhaltlich übergeordnete Ziel, Gesundheitsförderung und<br />

Schulentwicklung besser miteinander zu verknüpfen und<br />

nachhaltiger in der Umsetzung ihrer Gesundheitsprojekte zu<br />

werden (N=12 Ziele). Ein weiteres übergeordnetes Ziel war<br />

es, Gesundheit im Profil der Schule zu integrieren und dies im<br />

Schulprogramm/Leitbild auch deutlich zu machen (N=7 Ziele).<br />

Schließlich wurden der Schulkultur (N=10 Ziele) und der<br />

Partizipation an der Schule ein hoher gesundheitsrelevanter<br />

Stellenwert zugesprochen (N=5 Ziele). Der Umgang miteinander<br />

zwischen allen Schulbeteiligten, die Vermeidung von<br />

Mobbing und Aggression und die Förderung der Zusammenarbeit<br />

waren hier wichtige und häufig genannte Schulziele.<br />

Bei dem Wunsch nach mehr Partizipation wurden neben den<br />

Lehrkräften explizit auch die Schüler_innen und Eltern als<br />

Zielgruppe benannt.<br />

Die Projektverantwortlichen wurden darüber hinaus gebeten,<br />

für jedes Schulziel einzuschätzen, inwieweit dieses erreicht<br />

werden konnte. Die Einschätzung erfolgte anhand einer vierstufigen<br />

Antwortskala: „Ziel nicht erreicht“, „Ziel in Ansätzen<br />

erreicht“, „Ziel weitgehend erreicht“ und „Ziel erreicht“. Die<br />

vollständige Zielerreichung entspricht einem Zielerreichungsgrad<br />

von 100 Prozent, die weitgehende Zielerreichung<br />

einem Zielerreichungsgrad von 67 Prozent usw. Für die Auswertung<br />

wurde pro Schule der mittlere Zielerreichungsgrad<br />

bestimmt.<br />

Ergebnisse:<br />

Häufigkeiten in den Zielkategorien<br />

Am häufigsten wurden Ziele geäußert, die im Zusammenhang<br />

mit der Gesundheit der Lehrkräfte und Schüler_innen<br />

stehen (N=15 Ziele). Neben eher allgemeinen Nennungen<br />

wurden hier auch schon konkrete Zielvorstellungen formuliert,<br />

wie die Etablierung eines ganzheitlichen Ansatzes zur<br />

Suchtprävention bei den Schüler_innen oder die Reduktion<br />

des hohen Krankenanteils bei den Lehrkräften. Bei der Verbesserung<br />

der räumlichen Bedingungen, des Verpflegungsdurchgeführt<br />

– einige Schulen aus dem ersten Jahrgang konnten noch<br />

nachträglich interviewt werden. Die Interviews fanden telefonisch oder<br />

face-to-face statt. Sie wurden von der jeweiligen Schulbegleiterin<br />

durchgeführt und mit einem Audiogerät aufgezeichnet.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 35


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 19: Ziele der Schulen und Anzahl der Nennungen<br />

Grad der Zielerreichung aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />

Die Schulen konnten ihre Ziele im Mittel zu 66,7 Prozent erreichen.<br />

Abbildung 20 veranschaulicht die Unterschiede im<br />

Grad der Zielerreichung zwischen den Schulen. Während der<br />

überwiegende Teil der Projektverantwortlichen die Projektziele<br />

im Durchschnitt als zu mindestens 50 Prozent erreicht sah,<br />

mussten zwei Schulen am Ende bilanzieren, ihre Ziele nur in<br />

Ansätzen erreicht zu haben (durchschnittlicher Zielerreichungsgrad<br />

von unter 30 Prozent). Weitere Schulen wiesen<br />

einen Zielerreichungsgrad zwischen 33 und 50 Prozent auf.<br />

Abbildung 20: Grad der Projektzielerreichung aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />

Die Einschätzungen der Projektverantwortlichen zur Zielerreichung<br />

spiegeln sich auch in den Einschätzungen des Kollegiums<br />

zum Projekterfolg wieder (vgl. 4.1.4). Durchschnittlich<br />

erfolgreiche Schulen erreichten ihre Ziele im Mittel zu 66,4<br />

Prozent, erfolgreiche Projektschulen sogar zu mehr als 70<br />

Prozent (Abb. 21). Hingegen gaben Schulen, die (aus Sicht<br />

des Kollegiums) mit niedrigem Projekterfolg abschlossen<br />

auch an, ihre Projektziele eher nicht oder nur in Ansätzen erreicht<br />

zu haben.<br />

Titel 36


• Qualifikation von Multiplikator_innen in Moderationstechniken<br />

• Erhalt von Steuerungsstrukturen nach Projektende<br />

• Verstetigung entwickelter Maßnahmen (z.B. durch<br />

Übernahme ins Schulprogramm)<br />

• Schaffung eines Bewusstseins für die Bedeutung<br />

von Gesundheit und Qualität für Schule; Etablierung<br />

der Zielvorstellung einer guten gesunden Schule<br />

Abbildung 21: Grad der Projektzielerreichung in Abhängigkeit vom Projekterfolg<br />

Fazit:<br />

Die Bandbreite an Zielen verdeutlicht, dass sich die Bedürfnisse<br />

der Schulen, mit denen sie in das Projekt gestartet<br />

sind, in den Qualitätsbereichen der guten gesunden Schule<br />

wiederfinden lassen. Das Vorgehen nach dem Konzept der<br />

guten gesunden Schule sowie das darauf basierende Angebot<br />

der DAK-Initiative tragen somit den realen Bedürfnissen der<br />

Schulen Rechnung. Gesundheit wird darüber hinaus von der<br />

Mehrheit der Schulen bereits zu Beginn als sinnvolles und erstrebenswertes<br />

Ziel erkannt, welches auch zur Profilbildung<br />

beitragen kann.<br />

Die Ergebnisse zur Zielerreichung zeigen, dass die Wirksamkeit<br />

des Projektes für die Erreichung der Schulziele von den<br />

Projektverantwortlichen auch bei durchschnittlichem Projekterfolg<br />

als sehr hoch bewertet wurde. Mit einer durchschnittlichen<br />

Zielerreichung von 66,7 Prozent ziehen die Projektverantwortlichen<br />

eine außerordentlich positive Bilanz.<br />

4.1.5 Wie nachhaltig ist der Projekterfolg?<br />

Vielen Modellprojekten gelingt es nicht, nachhaltige Wirkungen<br />

zu erzielen. Die externe Schulbegleitung wirkt dann als<br />

eine Art Strohfeuer, das nach Projektende schnell erlischt.<br />

Dieses Vorgehen kann sich als Hypothek auf Folgeprojekte<br />

auswirken. Deshalb wird auch im Leitfaden Prävention der<br />

Aspekt der Nachhaltigkeit besonders betont. Die Sicherung<br />

der Ergebnisse und Kompetenzen war daher ein zentrales Ziel<br />

der DAK-Initiative, das durch folgende Strategien erreicht<br />

werden sollte:<br />

• Entwicklung bzw. Förderung von Steuerungskompetenzen<br />

an der Schule mit dem Ziel der selbstständigen<br />

Schulentwicklung<br />

Kriterien:<br />

a) Anzahl fortgebildeter „Change Agents“<br />

b) Nachhaltigkeit der Projektstrukturen<br />

c) Übernahme von Inhalten und Zielen ins Schulprogramm<br />

d) Einschätzung der Entwicklungskompetenz der Schulen<br />

nach Projektabschluss<br />

Datengrundlage:<br />

• Dokumentationsunterlagen des Projektteams<br />

• Abschlussgespräche<br />

Operationalisierung:<br />

Schulen verfügen oft über nur wenig Veränderungswissen<br />

und entsprechende Kompetenzen im Bereich Schulentwicklung<br />

und Projektmanagement. Die Ausbildung der Moderator_innen<br />

und Steuerkreismitglieder diente daher dazu, die<br />

Schule dauerhaft zur Steuerung und Umsetzung von Schulentwicklungsprozessen<br />

zu befähigen.<br />

Ziel des Projektes war es, Gesundheit dauerhaft als Ziel in<br />

den Schulen zu etablieren. Zum Projektende mussten die Projektschulen<br />

entscheiden, ob und in welcher Form eine Weiterarbeit<br />

von Steuerkreis und Projektgruppen für sie sinnvoll ist.<br />

Unsere Empfehlung war, den Steuerkreis als Einrichtung beizubehalten,<br />

um künftige Veränderungen zielgerichtet begleiten<br />

zu können. Die Projektgruppen sollten hingegen nicht<br />

grundsätzlich dauerhaft weiterarbeiten, denn sie waren zur<br />

Bearbeitung einer bestimmten Aufgabe mit begrenzter Dauer<br />

eingerichtet worden. Eine weitere Empfehlung bestand darin,<br />

dass inhaltliche Schwerpunkte und gesundheitsbezogene<br />

Ziele ins Schulprogramm übernommen werden sollten.<br />

Ergebnisse:<br />

a) Anzahl ausgebildeter „Change Agents“<br />

Insgesamt wurden 169 Personen aus den Projektschulen umfangreich<br />

als Moderator_innen ausgebildet (Abb. 22). Zwei<br />

Drittel von ihnen nahmen am Basis- und Aufbaumodul teil,<br />

ein Drittel entweder nur am Basismodul oder kamen als Neueinsteiger_in<br />

zum Aufbaumodul hinzu. Weitere 28 Personen<br />

wurden in selbstständig organisierten schulinternen Fortbil-<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 37


dungen zu Moderator_innen ausgebildet. Die überwiegende<br />

Mehrheit der Schulungsteilnehmer_innen waren Lehrkräfte.<br />

Das Austauschtreffen für die Steuerkreise wurde auf Wunsch<br />

der Schulen entwickelt und erstmalig im Jahr 2010 angeboten.<br />

Insgesamt haben 65 Personen an den Austauschtreffen<br />

teilgenommen. Bei der ersten Kohorte gab es zunächst noch<br />

Skepsis bzgl. des Nutzens eines solchen Austauschtreffens,<br />

später nahmen aber alle fast Schulen teil.<br />

Tabelle 13: Teilnahme an Schulungen für Steuerkreismitglieder<br />

Abbildung 22: Teilnehmerzahlen der Moderatorenschulungen<br />

Darüber hinaus wurden insgesamt 108 Steuerkreismitglieder<br />

in den Schulungen zu Projektbeginn für ihre Aufgaben vorbereitet.<br />

Im Unterschied zu den Moderator_innen nahm hier pro<br />

Schule immer mindestens ein Mitglied der Schulleitung an<br />

der Steuerkreisschulung teil, da die Schulleitung verpflichtend<br />

im Steuerkreis vertreten war. Schüler_innen und Eltern<br />

nahmen nur in Einzelfällen teil.<br />

Angebot Jahr Kohorten Anzahl<br />

Teilnehmer<br />

Steuerkreisschulung<br />

Austauschtreffen<br />

2010,<br />

2011,<br />

2012<br />

alle 108<br />

2010 K1 und K2 27<br />

2011 K2 und K3 38<br />

b) Nachhaltigkeit der Projektstrukturen<br />

Zwei Drittel der Schulen planten einen Steuerkreis als Gremium<br />

beizubehalten (Abb. 23). Das konnte in der Praxis bedeuten,<br />

dass der Steuerkreis in der gleichen Form beibehalten<br />

wird, mit einem bereits existierenden Steuerkreis der Schule<br />

fusioniert oder/und die Aufgaben nach Projektende an die<br />

weitere schulische Entwicklung angepasst werden.<br />

Abbildung 23: Geplante Weiterarbeit des Steuerkreises in den Schulen (N=27 Schulen)<br />

Die große Mehrheit der Schulen beabsichtigte auch eine Fortführung<br />

der Projektgruppenarbeit (Abb. 24). Ein häufiger<br />

Grund für die Weiterarbeit war, dass die Arbeit der Projektgruppen<br />

noch nicht abgeschlossen war und die Beteiligten<br />

die gesetzten Ziele noch erreichen wollten. Andere Projektgruppen<br />

wollten langfristig Verantwortung für ihr Thema<br />

übernehmen. Diesen Projektgruppen ging es weniger um die<br />

Planung weiterer Veränderungsmaßnahmen, sondern sie<br />

wollten vielmehr für die Beibehaltung der eingeführten Änderungen<br />

sorgen und allgemein als Ansprechpartner_in zum<br />

Thema zur Verfügung stehen.<br />

Abbildung 24: Weiterarbeit der Projektgruppen (N=27 Schulen) siehe oben<br />

c) Übernahme von Inhalten und Zielen ins Schulprogramm<br />

Gut die Hälfte der Schulen plante die Übernahme von<br />

Schwerpunkten und Zielen des Projekts in das Schulprogramm<br />

oder hatte dies bereits umgesetzt.<br />

38


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 25: Übernahme von Projektzielen in das Schulprogramm (N=24 Schulen)<br />

d) Einschätzung der Entwicklungskompetenz der Schulen<br />

nach Projektabschluss<br />

Mit nur einer Ausnahme trauten sich alle Schulen zu, nach<br />

Projektende gesundheitsbezogene Schulentwicklung selbstständig<br />

fortzuführen. Die Hälfte der Schulen war der Meinung,<br />

dass sie hierfür keine externe Begleitung benötigen,<br />

die übrigen Schulen wünschten sich zumindest punktuell eine<br />

Begleitung durch Externe (Abb. 26).<br />

Abbildung 26: Zutrauen in die Fähigkeit zur selbstständigen Schulentwicklung (Datenquelle: Abschlussgespräche mit N=23 Schulen)<br />

Die Schulen schätzten im Abschlussgespräch auch ihren Erfahrungsgrad<br />

mit Schulentwicklung vor Projektbeginn auf einer<br />

Skala von 1=unerfahren bis 4=sehr erfahren ein. Über je<br />

mehr Erfahrung die Schulen verfügten, desto eher trauten sie<br />

sich zu, nach Projektende selbstständig gesundheitsbezogene<br />

Schulentwicklung fortzuführen (Abb. 27). Aber auch die<br />

anfänglich unerfahrenen Schulen waren zum Projektende zuversichtlich,<br />

Schulentwicklung selbstständig betreiben zu<br />

können, wobei sie überwiegend eine punktuelle externer Begleitung<br />

für sinnvoll erachteten.<br />

Abbildung 27: Entwicklungskompetenz (N=Schulen) in Abhängigkeit von der Vorerfahrung (Datenquelle: Abschlussgespräche mit N=23 Schulen)<br />

Fazit:<br />

Die Sicherung der Nachhaltigkeit ist dem Projekt sehr gut gelungen.<br />

Durch die umfassende Ausbildung von Steuerkreismitgliedern<br />

und Moderator_innen wurden die Schulen befähigt,<br />

selbstständig Schulentwicklungsprozesse durchzuführen.<br />

Die Projektverantwortlichen selbst schätzen sich zum<br />

Projektende „empowered“ ein: Mehr als die Hälfte der Befragten<br />

traut der Schule zu, ohne externe Begleitung gesundheitsbezogene<br />

Schulentwicklung durchzuführen und etwa 40<br />

Prozent haben eine hohe Zuversicht, wenn punktuell auf externe<br />

Unterstützung zurückgegriffen werden kann. Zwei Drittel<br />

der Schulen hatten sich zu Projektende bereits entschieden,<br />

mit den etablierten Steuerungsstrukturen an den Schulzielen<br />

weiterzuarbeiten.<br />

Titel 39


4.2. Ergebnisse der Prozessevaluation<br />

4.2.1 Umsetzung des Projekts<br />

4.2.1.1 Welche Arbeitsschwerpunkte wählten die Schulen<br />

und welche Maßnahmen wurden umgesetzt?<br />

Kriterien:<br />

a) Darstellung der Arbeitsbereiche der Projektgruppen<br />

b) Auflistung der umgesetzten Maßnahmen in den drei Top-<br />

Bereichen<br />

Datengrundlage:<br />

• Dokumentations-Unterlagen der Schulen<br />

Operationalisierung:<br />

zu a) Die Schulen konnten basierend auf den Ergebnissen der<br />

Bedarfsanalyse zur Eingangsbefragung ihre Themen selbstständig<br />

auswählen. Es wurde erfasst, wie viele Projektgruppen<br />

sich an den Schulen bildeten und welche Schwerpunkte<br />

diese in ihrer Arbeit setzten. Die Arbeitsschwerpunkte wurden<br />

den Bereichen der guten gesunden Schule zugeordnet (vgl.<br />

auch das Rahmenmodell der guten gesunden Schule nach<br />

Ditton unter 4.1.1). Unter Input werden diejenigen Bedingungen<br />

und Voraussetzungen aufgeführt, die an der Schule relativ<br />

gegeben und z.T. nur schwer beeinflussbar sind (beispielsweise<br />

räumliche Bedingungen). Auf der Ebene der Prozesse<br />

finden sich verschiedene Determinanten von Schulqualität<br />

und Gesundheit, die in einem gesundheitsförderlichen<br />

Schulentwicklungsprozess einfacher bearbeitet werden können.<br />

Bereichen umgesetzt wurden, wurden für den Abschlussbericht<br />

in Kategorien zusammengefasst.<br />

Ergebnisse:<br />

a) Darstellung der Arbeitsbereiche der Projektgruppen<br />

Die Projektschulen arbeiteten sowohl an den Rahmen- und<br />

Arbeitsbedingungen (Verhältnisprävention) als auch an der<br />

Verbesserung des Gesundheitsverhaltens von Schüler_innen<br />

und Lehrer_innen (Verhaltensprävention). Es zeigten sich<br />

deutliche Schwerpunkte in der Themenauswahl (Tab. 14):<br />

Fast jede Projektschule hat während der Projektlaufzeit mit<br />

mindestens einer Gruppe am Gesundheitsverhalten der Schüler_innen<br />

oder/und Lehrkräfte gearbeitet. Knapp zwei Drittel<br />

der Schulen haben die räumlichen Bedingungen ihrer Schule<br />

in den Blick genommen und ebenfalls knapp zwei Drittel der<br />

Schulen haben an der Verbesserungen ihrer Schulkultur gearbeitet.<br />

zu b) Die Projektgruppen erarbeiteten nach einer ausführlichen<br />

Zielklärung 14 ihre eigenen Lösungen, z.T. mit externer<br />

Unterstützung (vgl. 4.2.1.2). Dabei wurde nicht auf Standardlösungen<br />

gesetzt, sondern passgenaue Maßnahmen für<br />

die Situation an der jeweiligen Schule entwickelt. Auf der Projekthomepage<br />

kann der Prozess der Themenbearbeitung in<br />

vielen Praxisbeispielen eingesehen werden. 15 Die Ergebnisse<br />

der Gruppenarbeit wurden von den Gruppen selbst dokumentiert.<br />

Die Maßnahmen, die von Gruppen in den drei Top-<br />

14<br />

http://www.schulenentwickeln.de/tl_files/Dateien/Leitfaeden/<strong>GGSE</strong>_Aushang%20zur%20<br />

Zielklaerung.pdf<br />

15<br />

http://schulen-entwickeln.de/gesundheitsthemen-bearbeiten.html<br />

40


1. KOPFZEILE<br />

Tabelle 14: Thematische Arbeitsschwerpunkte in den Projektgruppen / Schulen klassifiziert nach dem Rahmenmodell der guten gesunden Schule<br />

Input<br />

Voraussetzungen<br />

und Bedingungen<br />

Räumliche Bedingungen<br />

18 Schulen<br />

27 Projektgruppen<br />

Arbeitsbedingungen<br />

8 Schulen<br />

8 Projektgruppen<br />

Schulkultur<br />

18 Schulen<br />

27 Projektgruppen<br />

Prozesse: Determinanten der Schulqualität und Gesundheit<br />

Schulische Qualitätsprozesse<br />

Anerkennung undUnterstützung<br />

3 Schulen<br />

3 Projektgruppen<br />

Pro Schule bildeten sich zwischen 3 und 9 Projektgruppen. Im<br />

Durchschnitt arbeiteten 5,3 Projektgruppen an jeder Schule.<br />

Insgesamt waren 143 Projektgruppen tätig. Die Top 3 Themenbereiche<br />

der Gruppen waren:<br />

• Gesundheitsverhalten der Schüler_innen<br />

• Räumliche Bedingungen (Arbeits- und Lernumfeld)<br />

• Schulkultur<br />

b) Auflistung der umgesetzten Maßnahmen in den drei Top-<br />

Bereichen<br />

Ziele und Zusammenarbeit<br />

5 Schulen<br />

8 Projektgruppen<br />

Schulführung<br />

11 Schulen<br />

13 Projektgruppen<br />

Gesundheitsrelevantes Verhalten<br />

Gesundheitsverhalten der Lehrkräfte<br />

13 Schulen<br />

13 Projektgruppen<br />

Gesundheitsverhalten der Schüler_innen<br />

24 Schulen<br />

45 Gruppen<br />

Nachfolgend wird exemplarisch die Vielfalt der realisierten<br />

Maßnahmen anhand der drei Top-Themenbereiche der Schulen<br />

verdeutlicht. Die Maßnahmen der Projektgruppen in den<br />

Bereichen Gesundheitsverhalten der Schüler_innen, Arbeitsund<br />

Lernumfeld sowie Schulkultur veranschaulichen, was die<br />

Schulen ganz konkret umgesetzt haben. Dabei können die<br />

dargestellten Maßnahmen auch von mehreren Schulen umgesetzt<br />

worden sein.<br />

(1) Gesundheitsverhalten der Schüler_innen stärken<br />

Dieser Arbeitsschwerpunktwurde von 89 Prozent der Projektschulen<br />

bearbeitet. Insgesamt wurden 45 Projektgruppen zu<br />

verschiedenen Themen aus dem Bereich gebildet.<br />

Tabelle 15: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Gesundheitsverhalten der Schüler_innen<br />

Gesundheit allgemein<br />

• Durchführung von Gesundheitstagen für Schüler_innen<br />

Ernährung<br />

• Verbesserung des Essensangebotes in der Mensa/Cafeteria<br />

• Aufstellen von Kriterien für eine gesunde Ernährung in der<br />

Mensa<br />

• Regelmäßige Ernährungsberatung für Schüler_innen<br />

• Einrichtung von Koch-AGs für Schüler_innen<br />

• Obst und Wasser im Klassenzimmer<br />

Stärkung von Schutzfaktoren<br />

• Handreichung und kindgerechter Aushang zur Bedeutung<br />

von Resilienz und Möglichkeiten der Stärkung von Resili-<br />

Sport und Bewegung<br />

• Erweiterung des Bewegungsangebotes in Regenpausen<br />

• Bewegungsangebote im Unterricht<br />

• <strong>Fortbildung</strong>en der Lehrkräfte zu Bewegungsangeboten im<br />

Unterricht<br />

• Anschaffung von Spielekisten für Pausen<br />

• Entwicklung eines Ausleihsystems für Sportgeräte in der<br />

Pause<br />

• Bildung neuer Sport-AGs<br />

• Sportfeste<br />

• Einführung eines Fitness-Passes<br />

Psychosoziale Unterstützungsangebote<br />

• Einrichtung von Kummerkästen<br />

Titel 41


enz<br />

• Einführung eines Schulfaches: "Kompetenzcoaching“<br />

• Förderung des sozialen Lernens<br />

• Zusammenstellung von Möglichkeiten der Kompetenzstärkung<br />

durch Lehrkräfte<br />

(2) Räumliche Bedingungen (Arbeits- und Lernumfeld) verbessern<br />

• Befragung zu Schülerängsten<br />

Dieser Arbeitsschwerpunktwurde von 67 Prozent der Projektschulen<br />

ausgewählt. Dabei bildeten sich insgesamt 27 Projektgruppen<br />

an den Projektschulen.<br />

Tabelle 16: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Arbeits- und Lernumfeld<br />

Verbesserung der Ausstattung<br />

• Medienausstattung in Klassenräumen erweitert<br />

• Spielekisten für Kinder<br />

• Sportmaterial für die Hofpause<br />

• ergonomische Arbeitsplätze für Lehrkräfte und Schüler_innen<br />

• Lärmampeln für den Einsatz in Pause und Unterricht<br />

Einrichtung neuer Räume<br />

• Einrichtung eines Raums der guten Lösungen – für Konfliktlösungen<br />

zwischen Schüler_innen<br />

• Ruheräume für Lehrkräfte<br />

• Ruhe- und Wohlfühlräume für Schüler_innen<br />

• Einrichtung von Lehrerarbeitsplätzen<br />

Umgestaltung der Schule<br />

• Umgestaltung von Unterrichtsräumen durch Schüler_innen<br />

(z.B. Einrichtung von Ruheecken, farbliche Umgestaltung,<br />

ansprechendere Innengestaltung)<br />

• Umgestaltung, farbliche Gestaltung von Lehrerzimmern,<br />

Klassenzimmern, Toiletten, Schulhöfen, Cafeteria usw.<br />

• Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit<br />

• Bewegungsfreundliche Umgestaltung des Schulhofes, z.B.<br />

Klettergerüst, Balltrichter, Hüpfkasten<br />

Verbesserung der Orientierung<br />

• Gestaltung des Eingangsforums<br />

• Erstellung einer Lehrerfotowand<br />

• Scherenschnitte der Klassenlehrer_innen an den Räumen<br />

• Farbleitsystem zur besseren Orientierung im Schulhaus<br />

(3) Schulkultur gesundheitsförderlich gestalten<br />

Den Arbeitsschwerpunkt Schulkultur wählten 67 Prozent der Projektschulen. Hier bildeten sich insgesamt 27 Projektgruppen.<br />

Tabelle 17: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Schulkultur<br />

Regeln und Regeleinhaltung<br />

• Formulierung und Kommunikation von verbindlichen Schul-/<br />

Pausen-/ Klassenregeln<br />

• Überlegungen zu einheitlichen Maßnahmen bei Regelverstößen<br />

• Abstimmung eines einheitlichen Umgangs mit Beschwerden<br />

von Seiten der Eltern<br />

Mentoring<br />

• Einführung von Mentorenprogrammen/ Schülerpatenschaften<br />

von älteren für jüngere Schüler_innen<br />

• Lernpatenschaften<br />

42


Schülerpartizipation und Schülersozialklima<br />

• <strong>Fortbildung</strong>en zu und Einführung von Anti-Mobbing-<br />

Programmen<br />

• Einrichtung/Wiederbelebung von Schüler_innen-<br />

Schlichtergruppen zur Streitschlichtung auf dem Schulhof<br />

• Maßnahmen zur besseren Integration der Schülervertretung<br />

• Einführung/ Wahl von Schulformsprechern<br />

• Wettbewerb "Schüler_innen gestalten Ihre Schule“<br />

Identifikation mit Schule<br />

• Gestaltung schuleigener Hausaufgabenhefte<br />

• Facebook-Auftritt der Schule<br />

• Einführung des Wahlpflichtfaches „Schülerzeitung“<br />

• Einführung von Kollegiumsausflügen& gemeinsamen<br />

Mittagessen der Lehrkräfte<br />

• Organisation und nachhaltige Implementierung von<br />

Schulfesten, Sportfesten, Feiern<br />

• Einführung zusätzlicher Sprechstunden für Eltern<br />

Fazit:<br />

Die Schwerpunkte der Themenwahl fallen recht eindeutig<br />

aus: Das Gesundheitsverhalten der Schüler_innen wurde von<br />

fast allen Projektschulen als wichtig bewertet und in Projektgruppen<br />

bearbeitet. Dieser Schwerpunkt macht deutlich,<br />

dass das Projekt von vielen Schulenzielgerichtet zur Förderung<br />

der Schülergesundheit genutzt wurde. Themen aus den<br />

Bereichen ‚Anerkennung und Unterstützung‘ sowie ‚Ziele und<br />

Zusammenarbeit‘ wurden hingegen deutlich seltener ausgewählt.<br />

Das könnte u.a. daran liegen, dass Veränderungen in<br />

den Bereichen Anerkennung/Unterstützung sowie Ziele/Zusammenarbeit<br />

zum Teil im Zuständigkeitsbereich der<br />

Schulleitung liegen. Ziele in diesen Bereichen wurden daher<br />

eher auf Projektebene formuliert und durch die Steuerkreise<br />

und Schulleitungen bearbeitet (vgl. 4.1.4 b).<br />

Die Auflistung der umgesetzten Maßnahmen in den 3 TOP-<br />

Bereichen verdeutlicht, wie vielfältig und zugleich schulspezifisch<br />

die Ansatzpunkte der Schulen waren. Die Umsetzung<br />

von Maßnahmen zur Verhaltens- als auch Verhältnisprävention<br />

in allen drei TOP-Bereichen zeigt, dassder DAK-Initiative<br />

die Umsetzung eines ganzheitlichen Ansatzes gelungen ist.<br />

4.2.1.2 Wie gut entsprach das Projekt den Bedürfnissen der<br />

Schulen?<br />

Datengrundlage:<br />

• Abschlussgespräche mit den Projektverantwortlichen<br />

von N=23 Projektschulen<br />

Operationalisierung:<br />

Die Projektverantwortlichen wurden zum Abschlussgespräch<br />

gebeten, ihre Einschätzung zu der Passung der Projektangebote<br />

mit der Situation an ihrer Schule abzugeben. Dafür wurde<br />

ihnen eine Liste von Projektbestandteilenvorgelesen (vgl.<br />

2.2.4). Die Gesprächsteilnehmer_innen wurden dann gebeten,<br />

einzuschätzen, inwiefern das Angebot den Bedürfnissen<br />

der Schule entsprach. Abschließend wurde zu jedem Projektbestandteil<br />

nach Rücksprache mit dem Projektverantwortlichen<br />

die Passung als genau richtig, teilweise passend oder<br />

nicht passend zusammengefasst. Dargestellt wird der Anteil<br />

der Schulen, die das jeweilige Projektelement als „genau<br />

richtig“ einschätzten. Die Erläuterungen beziehen sich auf<br />

Aussagen der Projektverantwortlichen.<br />

Ergebnisse:<br />

Der Anteil von Schulen, die ein Angebot als „nicht passend“<br />

einordneten, war insgesamt sehr gering. Der höchste Anteil<br />

von je 8,7 Prozent der Schulen (entspricht 2 Schulen), die ein<br />

Angebot als nicht passend bewerteten, fand sich bei dem<br />

Austausch und der Vernetzung mit anderen Schulen, den Dokumentationshilfen<br />

und der freien Themenbearbeitung.<br />

Kriterien:<br />

• Passung einzelner Projektelemente<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 43


1. KOPFZEILE<br />

Teilweise gute Passung:<br />

Abbildung 28: Anteil der Projektschulen die den jeweiligen Projektbaustein<br />

als „genau richtig“ für die eigene Schule einordneten<br />

Nachfolgend werden die Ergebnisse mit den Erläuterungen<br />

der Projektverantwortlichen aus den Abschlussgesprächen<br />

dargestellt:<br />

Besonders gute Passung:<br />

• Die Moderatorenschulungen wurden von den Projektverantwortlichen<br />

in nahezu vollständiger Übereinstimmung<br />

als nutzbringend für die Schule eingestuft. Obwohl die<br />

Projektverantwortlichen selten selbst an den Schulungen<br />

teilgenommen haben, wurden die Schulungen für das<br />

Vorankommen der Projektgruppenarbeit (und auch darüber<br />

hinaus, z.B. für die eigene Unterrichtsgestaltung)<br />

positiv eingeschätzt.<br />

• Auch die Steuerkreisschulung wurdevon einem Großteil<br />

der Schulen als genau richtig eingeschätzt.<br />

• Fast drei Viertel der Schulen schätzten diemoderierten<br />

Großveranstaltungen wie Kick-Off, Zwischenbilanz und<br />

Abschlussveranstaltung als genau richtig für die Schule<br />

ein. In dem Gespräch gaben die Projektverantwortlichen<br />

häufig an, dass der Austausch zwischen Lehrer_innen,<br />

Schüler_innen und Eltern als gewinnbringend für die<br />

Schule erlebt wurde.<br />

• Bei der freien Themenbearbeitung wurde der Wunsch<br />

nach „mehr Orientierung“ geäußert, sowie die Gefahr,<br />

dass man „ins Schwimmen kommen kann“. Einige Schulen<br />

wiesen auf die Bedeutung einer klaren Zielvorgabe<br />

für die Gruppen hin, damit keine Ressourcen verschwendet<br />

werden.<br />

• Die Steuerkreismoderation war für 52 Prozent der Schulen<br />

genau richtig. An kleineren Grundschulen wurden<br />

Steuerkreise zum Teil aufgelöst, die Treffen fanden<br />

stattdessen mit dem ganzen Kollegium statt. Der zeitliche<br />

Umfang wurde häufig angemerkt: für einige war er<br />

genau richtig, für andere hätten die Sitzungen häufiger<br />

stattfinden können oder der zeitliche Umfang kürzer sein<br />

können. Wichtig sei auch, dass die externe Begleitung<br />

zur Schule passt.<br />

• Zur Projektdauer gab es ebenfalls unterschiedliche Auffassungen:<br />

Ein Teil der Schulen hätte sich eine längere<br />

Bearbeitungszeit gewünscht, bei einem Teil der Schulen<br />

sank die Motivation nach den ersten Erfolgen. Hier wäre<br />

eine kürzere Laufzeit auch passend gewesen.<br />

• Die Dokumentationshilfen wie die Protokolle der Projektgruppen<br />

zu ihren Arbeitsfortschritten, wurden von einigen<br />

Schulen als zu umfangreich und „formalistisch“ erachtet.<br />

Hier wurde im Projektverlauf eine Kurzversion<br />

entwickelt, die sich bewährte.<br />

• Keine Schule schätzte die Befragungen als nicht passend<br />

ein – die Befragungen wurden aber überwiegend<br />

als teilweise passend erachtet (57 Prozent). Die Kritik<br />

bezog sich zumeist auf den Umfang der Befragung: Viele<br />

Schulen hätten sich eine weniger umfangreiche Befragung<br />

gewünscht.<br />

• Am seltensten wurden die Angebote zur Vernetzung und<br />

zum Austausch als genau passend erachtet. Die Bedeutsamkeit<br />

der Vernetzung wurde ambivalent bewertet: Einige<br />

Schulen nutzten die Angebote der Vernetzung außerhalb<br />

der schulübergreifenden <strong>Fortbildung</strong>en nicht,<br />

hatten daran aber auch explizit kein Interesse. Andere<br />

Schulen wünschten sich hier mehr Angebote, z.B. in<br />

Form von weiteren Schulungen, Austauschtreffen oder<br />

auch eine gezielte Vernetzung mit den Schulen, die an<br />

gleichen Themen arbeiten.<br />

Fazit:<br />

Die Einschätzungen zur Passung der Projektbausteine verdeutlichen,<br />

dass die Projektbestandteile insgesamt als sehr<br />

unterstützend und sinnvoll bewertet wurden. Es wird auch<br />

klar, dass alle Schulen einen unterschiedlichen Beratungs-<br />

Titel 44


und Unterstützungsbedarf haben (vgl. Kapitel 4.2.2). Dieser<br />

sollte im Projektverlauf Berücksichtigung finden. Von nahezu<br />

allen Schulen wurde die <strong>Fortbildung</strong> der Change Agents als<br />

passend eingeschätzt – hier zeigt sich der hohe Bedarf an<br />

Veränderungswissen und Veränderungskompetenzen in den<br />

Schulen.<br />

4.2.1.3 Inwieweit wurde die Öffentlichkeit über das Projekt<br />

und seine Ergebnisse informiert?<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit der DAK-Initiative wurde über verschiedene<br />

Formate und Medien betrieben. Neben der Unterstützung<br />

der schulischen Pressearbeit wurden zusätzlich<br />

DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien erstellt und eine Veranstaltung zum<br />

Projektabschluss organisiert. Darüber hinaus wurden Vorträge<br />

auf Tagungen gehalten und Artikel in Fachzeitschriften<br />

publiziert. Eine Plattform, die über das Projektende hinaus<br />

bestehen bleiben soll, ist die 2011 komplett überarbeitete<br />

Projekthomepage.<br />

Kriterien:<br />

a) Anzahl Presseartikel zum Projekt und zu projektbezogenen<br />

Aktivitäten der Projektschulen<br />

b) Anzahl erstellter DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />

c) Anzahl Fachartikel und Teilnahme an Ausschreibungen<br />

d) Begleitende Tagungen/Symposien/Konferenzen<br />

e) Abschlussveranstaltung: Zielgruppen, Teilnehmerzahl<br />

Datengrundlage:<br />

Zur Erfassung der Pressartikel wurde auf Daten des PMG<br />

Presse-Monitors zurückgegriffen. Diese wurden dem Projektteam<br />

von der Presseabteilung der DAK-Gesundheit zur Verfügung<br />

gestellt und wurden seit 2010 erfasst.<br />

Ergebnisse:<br />

a) Anzahl Presseartikel zum Projekt und zu projektbezogenen<br />

Aktivitäten der Projektschulen<br />

Die Schulen wurden in der Pressearbeit in eigener Sache vom<br />

Projektteam mit Pressemitteilungen unterstützt. Wie häufig<br />

die Schulen in der Presse ihre Themen platzieren konnten,<br />

stand in Zusammenhang mit regionalen Unterschieden<br />

(Schulen in größeren Städten erhielten in der Regel weniger<br />

mediales Interesse, da sie mit anderen Schulen konkurrieren),<br />

bestehenden Pressekontakten und schließlich auch mit<br />

dem Eigeninteresse der Schulen. Die Pressemitteilungen<br />

wurden teilweise nahezu identisch übernommen, teilweise<br />

nahmen Pressevertreter_innen auch persönlich an den Veranstaltungen<br />

teil und verfassten eigene Meldungen oder Artikel.<br />

Insgesamt wurden 144 umfangreichere Artikel über die<br />

Projektaktivitäten der Schulen dokumentiert, weitere Artikel<br />

wurden über den PMG Presse-Monitor registriert (vgl.<br />

4.2.1.5). Die maximal erreichte Veröffentlichungsanzahl lag<br />

bei 14; im Durchschnitt gelang es den Schulen fünfmal in der<br />

Presse zu erscheinen.<br />

In der Regel wurde der/die zuständige Regionalvertreter_in<br />

der DAK-Gesundheit mit abgebildet und mit einem Zitat genannt.<br />

Abbildung 30 zeigt, dass das größte mediale Interesse<br />

bei der Rahmenvereinbarung und den Kick-Off-Veranstaltung<br />

geweckt werden konnte. Die Rahmenvereinbarung wurde bei<br />

dem ersten Treffen der Projektbegleitung mit dem schulischen<br />

Steuerkreis von der Schulleitung, dem/der regionalen<br />

DAK-Vertreter_in sowie einem Mitglied des Projektteams unterschrieben.<br />

Unter “Zusätzliche Pressemitteilungen“ verbergen<br />

sich in der Regel zusätzliche Gesundheitstage, Sporttage<br />

oder ähnliches, die von den Schulen initiiert wurden und mit<br />

einer schulspezifischen Pressemitteilung begleitet wurden.<br />

Abbildung 29: Anzahl der veröffentlichten Artikel zu den Projektanlässen<br />

b) Pressearbeit zu den DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />

Ziel dieser Studien war es, relevante Gesundheitsthemen<br />

aufzugreifen, Befunde in Kennzahlen darzustellen und<br />

Handlungsempfehlungen abzuleiten. Im Rahmen der Projektlaufzeit<br />

wurden sieben DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien erstellt.<br />

Die Daten der Studien basieren auf den Eingangsbefragungen<br />

der Schüler_innen bzw. der Lehrer_innen.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 45


Alle Studien und Pressemitteilungen sind auf der Projekthomepage<br />

einsehbar und können heruntergeladen werden. 16<br />

Tabelle 20 stellt die Studien in einer Übersicht dar.<br />

Tabelle 18: Übersicht über die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien 2009-2012<br />

DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Medienkonsum von Schülerinnen<br />

und Schülern. Zusammenhänge mit<br />

Schulleistungen und Freizeitverhalten.<br />

Lehrergesundheit. Was hält Lehrkräfte<br />

gesund?<br />

Depressive Stimmungen bei Schülerinnen<br />

und Schülern. Personale und<br />

schulische Risikofaktoren und Ansatzpunkte<br />

zur Prävention und Intervention.<br />

Alkoholkonsum von Schülerinnen<br />

und Schülern. Konsumgewohnheiten<br />

und Einflussfaktoren.<br />

Zusatzauswertung zur DAK-<br />

<strong>Leuphana</strong> Studie „Schülergesundheit“:<br />

Wie häufig frühstücken Schüler<br />

zu Hause?<br />

Subjektive Gesundheitsbeschwerden<br />

von Schülern<br />

Veröffentlichungsdatum<br />

29.02.2012<br />

04.10.2011<br />

28.04.2011<br />

11.10.2010<br />

04.02.2010<br />

14.01.2010<br />

7 Mobbing und Gewalt an Schulen 16.06.2009<br />

c) Anzahl Fachartikel und Teilnahme an Ausschreibungen<br />

Fachartikel<br />

Auch die veröffentlichten Fachartikel bezogen sich bislang<br />

häufig auf die Ergebnisse der Studien sowie Erkenntnisse<br />

aus dem Projekt. Veröffentlichungen über die Ergebnisse der<br />

Projektevaluation stehen noch aus.<br />

• Schwarzenberg, K. (2013): Welche Erfahrungen haben<br />

wir gemacht und was haben wir daraus gelernt?<br />

In: Journal für Gesundheitsförderung, Nr. 1,<br />

S.34-35<br />

• Sieland, B. (2013). Wer eine zukunftsfähige Schule<br />

will, muss die Gesundheit des Schulpersonals fördern.<br />

In Hamburg macht Schule 1/2013 S. 32-35<br />

• Eckert, M., Rupprecht, S., Sieland, B. (2012): Wertschätzung<br />

und Lehrergesundheit. In J. Kahlert u. U.<br />

Multrus (Hrsg.). Ethik – Didaktik für die Grundschule.<br />

Berlin: Cornelsen Verlag S. 156 - 168<br />

• DAK-Gesundheit & Unfallkasse <strong>NRW</strong> (Hrsg.) (2012):<br />

Handbuch Lehrergesundheit – Impulse für die Entwicklung<br />

guter gesunder Schulen. Köln: Carl Link.<br />

• Rupprecht, S., Schwarzenberg, K. & Thomas, H.<br />

(2012): Wie gute gesunde Schule gelingen kann.<br />

Erfahrungen aus einer DAK-Initiative. In:<br />

Lernchancen, Nr. 87/88, S. 40-43<br />

• Burrows, E. (2011): Gemeinsam gesunde Schule<br />

entwickeln. In: Prävention. Zeitschrift für Gesundheitsförderung,<br />

Nr. 4, S. 109-112<br />

• Richardt, A. & Burrows, E. (2010): DAK-Initiative<br />

„Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“, Hessisches<br />

Kultusministerium: Wiesbaden.<br />

• Rupprecht, S. & Paulus, P. (2010): Psychosomatische<br />

Beschwerden junger Menschen als Neue Morbidität:<br />

Prävalenz, Risiko und Schutzfaktoren In:<br />

Kinder-Spezial, Nr. 37, S. 12-15<br />

• Rupprecht, S. & Schumacher, L. (2010): Gesundheitsreport<br />

Grundschule. Belastungen und psychosomatische<br />

Beschwerden von Grundschulkindern.<br />

In: Grundschule, Nr. 10, S. 6-8<br />

• Sieland, B. & Rupprecht, S. (2009): Was hat<br />

(Selbst-)Wertschätzung mit (Lehrer-) Gesundheit<br />

zu tun? In: SchulVerwaltung Spezial, Nr. 3, S. 12-<br />

15<br />

Ausschreibungen<br />

Das Projekt hat an vier Ausschreibungen teilgenommen:<br />

• „dfg Award 2013“ Kategorie 2 „Herausragende Innovation<br />

für das Gesundheitswesen“, Dienst für<br />

Gesellschaftspolitik<br />

• „Ideenpark Gesundheitswirtschaft 2012“, Financial<br />

Times Deutschland<br />

• „Transferpreis 2012“, <strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg<br />

• „Gesundheitspreis Nordrhein-Westfalen 2010“,<br />

Landesinitiative Gesundes Land <strong>NRW</strong><br />

Mit der Bewerbung um den Gesundheitspreis Nordrhein-<br />

Westfahren 2010“ wurde die DAK-Initiative als „innovatives<br />

und qualitätsgesichertes Projekt“ in die Datenbank der Lan-<br />

16 http://www.schulen-entwickeln.de/studien.html<br />

46


desinitiative Gesundes Land Nordrhein-Westfalen aufgenommen<br />

17 .<br />

Abbildung 30: Logo der Landesinitiative Gesundes Land <strong>NRW</strong><br />

a) Begleitende Tagungen/Symposien/Konferenzen<br />

Die DAK-Initiative wurde in einer Reihe von nationalen und<br />

internationalen Tagungen/ Symposien und Konferenzen vorgestellt:<br />

• Vortrag auf der Tagung „Was kann gesundheitsförderliche<br />

Schulen verändern?“ Veranstalter: Fonds gesundes<br />

Österreich, Ort: Wien, Österreich, 14.06.2012<br />

• Vorträge und Workshops auf der Tagung: „Health and<br />

Wellbeing at Salem“, Ausrichter: Schule Schloss Salem,<br />

Ort: Heiligkreuztal, 23.10.-26.10.2011<br />

• Vortrag auf der Tagung: „Gesund sein, gesund bleiben<br />

– Gesundheit von Schüler/innen und Lehrkräften“, Veranstalter:<br />

Hessisches Kultusministerium: Amt für Lehrerbildung,<br />

Ort: Frankfurt a.M., 27.08.2011<br />

• Vortrag auf dem Aktionstag „Balance in der Veränderung“,<br />

Ausrichter: Behörde für Schule und Berufsbildung,<br />

Ort: Hamburg 29.10.2009<br />

• Vortrag auf der Third European Conference on Health<br />

Promoting Schools, Veranstalter: Schools for Health<br />

Promotion in Europe (SHHE), Ort: Vilnius, Litauen, 15.-<br />

17.09.2009<br />

• Kurzvortrag beim 18. Koordinierungsgespräch zwischen<br />

den Referentinnen und Referenten für Gesundheitserziehung<br />

/-förderung und der BZgA Ort: Köln, 19.03.2009<br />

entsprechend an unterschiedliche Zielgruppen: Sowohl<br />

Schulen, die Fachöffentlichkeit wie Wissenschaftler_innen<br />

und Professor_innen, Vertreter_innen aus der Politik (z.B.<br />

als zukünftige Kooperationspartner_innen), lokale wie auch<br />

nationale Pressevertreter_innen sowie Praktiker_innen aus<br />

den Bereichen Gesundheitsförderung und Schulentwicklung<br />

sollten über die Veranstaltung angesprochen werden. Insgesamt<br />

nahmen mehr als 160 Personen an der Tagung teil.<br />

Als Gäste sowie Redner_innen der Veranstaltung konnten<br />

der niedersächsische Kultusminister Dr. Bernd Althusmann,<br />

der Universitätspräsident Prof. (HSG) Dr. Sascha Spoun sowie<br />

Thomas Bodmer als Vorstandsmitglied der DAK-<br />

Gesundheit gewonnen werden.<br />

Neben Impulsvorträgen der Projektleiter und Projektmitarbeiterinnen<br />

wurden in einer Marktplatzphase Best-Practice-<br />

Beispiele von den Projektschulen der DAK-Initiative vorgestellt.<br />

Abschließend wurde in einer Podiumsdiskussion der<br />

Frage nachgegangen, was in Zukunft getan werden muss,<br />

damit mehr gute gesunde Schulen entstehen können.<br />

Eine ausführliche Dokumentation der Veranstaltung mit einem<br />

kurzen Film, Fotos, sowie den Vorträgen der Referent_innen<br />

sind auf der Projekthomepage einsehbar. 18<br />

e) Abschlussveranstaltung: Zielgruppen, Teilnehmerzahl<br />

Am 16. Januar 2013 fand die offizielle Abschlussveranstaltung<br />

der DAK-Initiative unter dem Titel „Mit Gesundheit gute<br />

Schule machen?!“ in der Lüneburger Ritterakademie statt.<br />

Zielder Veranstaltung war es,das Projekt-Konzept, dessen<br />

Umsetzung sowie die erzielten Ergebnisse zu präsentieren.<br />

Es sollte deutlich werden welche Schulen gute gesunde<br />

Schule werden können und wie eine solche Umsetzung gelingen<br />

kann. Mit der Veranstaltung sollte ein Beitrag zur<br />

Diskussion über die Verknüpfung von Gesundheit und Schulentwicklung<br />

geleistet und die Politik sowie Geldgeber angeregt<br />

werden in gesundheitsförderliche Schulentwicklungsprojekte<br />

zu investieren. Die Veranstaltung richtete sich dem-<br />

17<br />

www.GesundesLand.<strong>NRW</strong>.de<br />

18<br />

http://www.schulen-entwickeln.de/abschlussveranstaltung.html<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 47


Impressionen der Abschlussveranstaltung<br />

48


<strong>Evaluationsbericht</strong> 49


Fazit:<br />

Die Öffentlichkeit wurde mittelsunterschiedlicher Formate<br />

und Medien über die DAK-Initiative und ihre Ergebnisse informiert.<br />

Dabei konnten verschiedenen Zielgruppen erreicht<br />

werden: von Schüler_innen, Lehrkräften und Eltern, über<br />

Vertreter_innen der Wissenschaft und Politik bis hin zu<br />

Praktiker_innen der Gesundheitsförderung und Schulentwicklung.<br />

Über die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien, die Fachartikel<br />

und Pressemitteilungen konnten auch explizit Personen erreicht<br />

werden, die nicht zum Setting der Schule gehören. Die<br />

Reichweite der Öffentlichkeitsarbeit kann daher insgesamt<br />

von regional bis international als sehr weit eingeschätzt<br />

werden. Ein besonderes Highlight war die ausgebuchte Abschlussveranstaltung,<br />

die im Januar 2013 noch einmal großes<br />

Interesse und viel Aufmerksamkeit für die DAK-Initiative<br />

hervorrief.<br />

die Resonanz und Bedeutsamkeit der Studien dar. In Abbildung<br />

32 erfolgt die Darstellung der Resonanz monatsweise.<br />

Die Resonanz auf die Studie Mobbing/ Gewalt kann nicht<br />

dargestellt werden, da diese bereits 2009 – vor Erfassung<br />

durch den Presse-Monitor – veröffentlicht wurde.<br />

4.2.1.4 Auf welche Medienresonanz stießen die Veröffentlichungen<br />

und die Pressearbeit der DAK-Initiative?<br />

Kriterien:<br />

a) Medienresonanz auf die lokale Pressearbeit<br />

b) Medienresonanz auf die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />

Datengrundlage:<br />

• Auswertungen des PMG Presse-Monitors 19 von<br />

2010-2012<br />

Ergebnisse:<br />

a) Medienresonanzauf die lokale Pressarbeit zum Projekt<br />

Der PMG Presse-Monitor zählte ab Beginn der Erfassung im<br />

Januar 2010 bis Dezember 2012 insgesamt 363 Veröffentlichungen<br />

im Zusammenhang mit der Arbeit an den Projektschulen<br />

mit einer Auflage von 28,6 Mio. und einem Werbeäquivalenzwert<br />

von 833.000 €. Es ist von einem insgesamt<br />

deutlich höheren Werbeäquivalenzwert auszugehen, da der<br />

erste Schuljahrgang mit zehn Schulen bereits 2008 startete.<br />

b) Medienresonanzauf die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />

Die Studien waren Anlass für Pressemitteilungen, die von<br />

der DAK-Gesundheit erstellt wurden und in der Regel über<br />

die dpa und Verteiler der <strong>Leuphana</strong> Universität und der DAK-<br />

Gesundheit kommuniziert wurden. Ab dem Jahr 2010 wurden<br />

die Anzahl der Artikel zu den jeweiligen Studien sowie der errechnete<br />

Werbeäquivalenzwert über den PMG Presse-Monitor<br />

erhoben. Die nachfolgende Tabelle stellt in einer Übersicht<br />

19<br />

http://www.pressemonitor.de/<br />

50


1. KOPFZEILE<br />

Tabelle 19: Reichweite der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />

Studie<br />

Anzahl veröffentlichter Artikel<br />

Auflage/ Visits<br />

Medienkonsum 178 10.600.000 256.000 €<br />

Lehrergesundheit 435 15.400.000 355.000 €<br />

Depressive Stimmungen 570 17.800.000 307.000 €<br />

Alkoholkonsum 760 53.000.000 1.001.001 €<br />

Frühstücksverhalten 54 5.300.000 127.000 €<br />

Errechneter Werbeäquivalenzwert<br />

Schulstress 177 16.900.000 417.000 €<br />

Mobbing/ Gewalt<br />

nicht erfasst<br />

Abbildung 31: Resonanz auf die DAK-<strong>Leuphana</strong> Studien zum Zeitpunkt der Veröffentlichung<br />

Tabelle 20: Gesamtresonanz auf Aktivitäten der DAK-Initiative nach<br />

Jahren<br />

2010 2011 2012 Gesamt<br />

Die jährliche Gesamtresonanz auf Studien und projektbezogene<br />

Aktivitäten wird in Tabelle 22 dargestellt. Darüber hinaus<br />

wurde eine Vielzahl von Radiointerviews geführt, sowie<br />

an Radiodiskussionsrunden und Fernsehinterviews teilgenommen.<br />

Beiträge 872 1.285 370 2.527<br />

Auflage/ Visits<br />

(in Mio.)<br />

57,6 65,9 22,3 145,8<br />

Werbeäquivalenz-wert<br />

(in<br />

Mio. €)<br />

1,7 1,2 0,4 3,3<br />

Reichweite der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />

Titel 51


In den Printmedien, wie auch im Radio und Fernsehen, stießen<br />

die veröffentlichten Studien jeweils auf ein großes Interesse.<br />

Hierbei wurden auch Entscheidungsträger_innen in<br />

Politik und Gesellschaft erreicht, welche Verantwortung für<br />

die Gesundheit von Lehrkräften und Schüler_innen tragen.<br />

Beispielsweise wurden die Ergebnisse der Studie zum Alkoholkonsum<br />

im Drogen- und Suchtbericht 2011 des Bundesministeriums<br />

für Gesundheit zitiert. Die Studie zu depressiven<br />

Stimmungen wurde in den Infodienst der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aufgenommen und<br />

in dem zugehörigen Fachnewsletter verlinkt. Das Kultusministerium<br />

in Mecklenburg-Vorpommern beabsichtigte, die<br />

Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Studie zur<br />

Lehrergesundheit in Programme zur Förderung der Lehrergesundheit<br />

einfließen zu lassen. Die Studie Medienkonsum<br />

wurde von einem Medienprojekt des Landesmedienzentrums<br />

Baden-Württemberg online empfohlen. Auf den Schülerseiten<br />

des Schulministeriums Nordrhein-Westfalen wurden Ergebnisse<br />

und Empfehlungen der Mobbingstudie veröffentlicht.<br />

Die Studienergebnisse wurden in die Bibliothek der<br />

Kriminologischen Zentralstelle e.V. in Wiesbaden aufgenommen.<br />

Über die Anfragen aus Ministerien und Behörden bei der<br />

DAK-Gesundheit und dem Projektzentrum der <strong>Leuphana</strong> Universität<br />

hinaus, wurde auch mit politischen Stellungnahmen<br />

von Parteien auf die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien reagiert. Einzelne<br />

Forderungen konnten bereits erfolgreich in Maßnahmen<br />

umgesetzt werden. Zu diesen gehört beispielsweise das<br />

neu eingeführte Schulobstprogramm an Lüneburger Ganztagsschulen,<br />

welches in der Reaktion auf die Zusatzauswertung<br />

der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studie „Subjektive Gesundheitsbeschwerden<br />

von Schülern“ zum Frühstücksverhalten von<br />

Schülern entstand.<br />

Schließlich stellten die Studien (außer zur Lehrergesundheit)<br />

die Grundlage von Arbeitsblättern für Schüler_innen dar, die<br />

im Rahmen einer Kooperation zwischen der DAK-Gesundheit,<br />

der <strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg und der ‚ZEIT für die<br />

Schule‘ erstellt wurden.<br />

Fazit:<br />

Die Medienresonanz auf die Projektaktivitäten sowie die veröffentlichten<br />

Studien war insgesamt sehr hoch. Durch die<br />

Veröffentlichung der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien konnten zudem<br />

Entscheidungsträger_innen aus Politik und Gesellschaft erreicht<br />

werden. Diese sorgten zum einen für eine noch breitere<br />

Rezeption der Studien und ließen deren Ergebnisse in ihre<br />

weitere Arbeit einfließen.<br />

4.2.2 Identifizierung von Erfolgsfaktoren: Gelingensbedingungen<br />

von Schulentwicklungsprojekten<br />

Warum profitieren Schulen unterschiedlich stark von dem<br />

Projekt? Ausgehend von der Beobachtung, dass die teilnehmenden<br />

Schulen mit unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen<br />

in das Projekt gestartet sind und dass sie darüber<br />

hinaus den konkreten Projektverlauf recht unterschiedlich<br />

gestaltet hatten, wird analysiert, inwieweit die unterschiedlichen<br />

Startbedingungen und die Art der Prozessgestaltung<br />

mit dem letztlichen Erfolg des Schulentwicklungsprojekts<br />

zusammenhängen.<br />

Veränderungsbereitschaft als erfolgskritischer Faktor<br />

Die Forschung zeigt, dass die Bereitschaft zur Veränderung<br />

und Innovation von verschiedenen Einflussfaktoren bestimmt<br />

wird. Holt et al. (2007) unterscheiden in ihrem Rahmenmodell<br />

(vgl. Abb. 33) zwischen relativ stabilen Einflussfaktoren<br />

auf die Veränderungsbereitschaft und solchen Einflussfaktoren,die<br />

mit der Gestaltung und den Inhalten des<br />

jeweiligen Veränderungsvorhabenszusammenhängen. Sowohl<br />

Merkmale der Organisation als auch der Personen haben<br />

sich über längere Zeit entwickelt und sind nicht unmittelbar<br />

und kurzfristig zu ändern. Sie bilden gleichermaßendie<br />

Startbedingungen für ein Veränderungsvorhaben. Daher<br />

ist zu Beginn eines jeden Veränderungsprojekts zu prüfen,<br />

wie die grundlegende Veränderungsbereitschaft der Organisation<br />

und der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

ausgeprägt ist und wovon diese geprägt wird oder wurde.<br />

Neben den vergleichsweise stabilen Einflussfaktoren nehmen<br />

auch die Gestaltungdes Veränderungsvorhabens und<br />

dessen Inhalte Einfluss auf die Veränderungsbereitschaft.Diese<br />

Faktoren können in stärkerem Maße gesteuert<br />

werden und bergen daher die Chance, die Aufgeschlossenheit<br />

gegenüber dem Veränderungsvorhaben und das Engagement<br />

für dessen Realisierung zu fördern.<br />

52


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 32: Integratives Modell zur Veränderungsbereitschaft in Anlehnung an Holt et al. (2007)<br />

Die gezielte Diagnose erfolgskritischer Bedingungen sollzukünftig<br />

als Grundlage für die Entscheidung dienen, ob ein<br />

Projekt durchgeführt wird bzw. wie das Projekt vorbereitet<br />

und gestaltet werden soll.<br />

Im Folgenden wird zunächst der Frage nachgegangen, welche<br />

Merkmale von Organisationen und Personen im Zusammenhang<br />

mit einem hohen Projekterfolg stehen (vgl.<br />

2.2.2.1-3). Anschließend werden Merkmale der Prozessgestaltung,<br />

–umsetzung und -begleitung untersucht (vgl.<br />

4.2.2.4-7) und der Frage nachgegangen, welche Faktoren<br />

aus Sicht der Projektleitung Einfluss auf den Projekterfolg<br />

hatten (4.2.2.8). Im Fazit werden jeweils entsprechende<br />

Empfehlungen zu den Gelingensbedingungen abgeleitet.<br />

4.2.2.1 Welchen Einfluss hat die Veränderungsbereitschaft<br />

zu Beginn auf den Projekterfolg?<br />

Personen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer grundlegenden<br />

Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit. Während die<br />

einen große Offenheit gegenüber Veränderungen aufweisen,<br />

Veränderungsbedarfe frühzeitig erkennen und selbstbewusst<br />

und voller Zuversicht Änderungsvorhaben initiieren, erleben<br />

andere Veränderungsvorhaben als Bedrohung und Überforderung<br />

oder sehen keine Notwendigkeit für Veränderungen.<br />

Die jeweilige Veränderungsbereitschaft hängt u.a. mit Vorerfahrungen<br />

der Personen, deren Persönlichkeit und grundlegenden<br />

Einstellungen zusammen.<br />

Kriterien:<br />

• Aspekte der Veränderungsbereitschaft zu Projektbeginn<br />

Datengrundlage:<br />

• Alle Lehrkräfte, die an der Eingangsbefragung teilgenommen<br />

haben.<br />

Operationalisierung:<br />

Zu Beginn eines Veränderungsvorhabens hängt die Veränderungsbereitschaftwesentlich<br />

davon ab, wie die Betroffenen<br />

die Erfolgschancen des Vorhabenseinschätzen. Glauben die<br />

Lehrkräfte, dass das Projekt zu einer Verbesserung dereigenen<br />

Situation und/oder einer Verbesserung der Situation der<br />

Schule führt? Ist dies nicht der Fall, wäre eine Investition<br />

von Zeit und Energie sinnlos. Zudem beeinflusst die Einschätzung<br />

der Notwendigkeit der geplanten Veränderung die<br />

Veränderungsbereitschaft. Kommt eine Lehrkraft zu der<br />

Überzeugung, dass die Ziele eines Veränderungsvorhabens<br />

keine hohe Priorität und Dringlichkeit besitzen, wird sie ein<br />

Engagement als wenig lohnenswert erachten (vgl. Abb. 34).<br />

Leidensdruck bzw. Unzufriedenheit mit dem Status quo sowie<br />

eine positive Bewertung der Ziele und die Erfolgszuversicht<br />

sind wichtige Quellen der Veränderungsbereitschaft.<br />

Titel 53


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 33: Einflussfaktoren der Veränderungsbereitschaft zu Beginn eines Veränderungsvorhabens<br />

Vorgehensweise:<br />

Die Ausprägung von Aspekten der Veränderungsbereitschaft<br />

sowie der Bereitschaft zum Engagement zu Projektbeginn<br />

wird zwischen den Gruppen der erfolgreichen und wenig erfolgreichen<br />

Schulen verglichen.<br />

Ergebnisse:<br />

Den Veränderungsbedarf schätzen Kollegien in beiden Erfolgsgruppen<br />

als hoch ein, weniger erfolgreiche Schulen im<br />

Durchschnitt sogar noch etwas höher. Allerdings sind die<br />

Lehrer_innen in den weniger erfolgreichen Schulen skeptischer<br />

bezüglich der Erfolgsaussichten und weniger bereit,<br />

sich persönlich zu engagieren (Abb. 35). Die beste Vorhersage<br />

für den erfolgreichen Projektverlauf liefert die Erfolgszuversicht<br />

bereits zu Projektbeginn. Hier unterscheiden sich<br />

erfolgreiche von weniger erfolgreichen Schulen im Mittel um<br />

14 Prozent. Das weist darauf hin, dass die Lehrkräfte über<br />

eine klare Einschätzung hinsichtlich der Erfolgswahrscheinlichkeit<br />

verfügen. Diese stärkt oder schwächt ihre Bereitschaft<br />

zum Engagement (vgl. Abb. 34).<br />

Abbildung 34: Aspekte der Veränderungsbereitschaft zu Projektbeginn (N=14 Schulen)<br />

Fazit und Empfehlungen für die Schulbegleitung:<br />

Die Erfolgszuversicht zu Projektbeginn stellt einen guten<br />

Prädiktor für den tatsächlichen Projekterfolg dar. Mit Hilfe<br />

dieses Items können Bedenken abgeleitet und anschließend<br />

diskutiert werden, die den Projekterfolg behindern könnten.<br />

In Beratungssituationen sollte insbesondere die Kombination<br />

hohe wahrgenommene Veränderungsnotwendigkeit, ge-<br />

Titel 54


inge Erfolgszuversicht und geringe Bereitschaft zum Engagement<br />

ernst genommen werden. Diese Einschätzung kann<br />

auf bisherige Erfahrungen mit Projekten oder eine individuelle<br />

Überforderungssituation zurückzuführen sein. Da der<br />

Projekterfolg hier als gefährdet einzustufen ist, sind zunächst<br />

vorbereitende Maßnahmen zu ergreifen, bevor mit<br />

dem Projekt begonnen werden kann. Hier wäre eine vertiefende<br />

Auftrags- und Erwartungsklärung empfehlenswert<br />

sowie die Auswertung bisheriger Projekte und deren Misslingensbedingungen.<br />

Ein Teil dieser Bedingungen ist vermutlich<br />

vom Kollegium selbst nicht beeinflussbar und müsste<br />

durch die oberste Schulbehörde verbessert werden.<br />

4.2.2.2 Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Zusammensetzung<br />

des Lehrerkollegiums und dem Projekterfolg?<br />

Die in der Veränderungsbereitschaft gefundenen Unterschiede<br />

in den Merkmalen der Person führten zu der Frage,<br />

ob es zwischen den Lehrerschaften von Schulen nicht nur<br />

graduelle Unterschiede sondern möglicherweise grundsätzlich<br />

verschiedene Typen von Lehrer_innen gibt, die einem<br />

neuen Projekt auf ganz unterschiedliche Weise begegnen.<br />

In der praxisorientierten Change-Management Literatur finden<br />

sich immer wieder plakative Beschreibungen von Mitarbeitertypen<br />

mit unterschiedlichen Reaktionen auf Veränderungsvorhaben.<br />

Solche Typisierungen, die nicht auf systematischen<br />

empirischen Untersuchungen beruhen, laufen jedoch<br />

Gefahr bequeme Vorurteile zu bedienen und Eigenschaften<br />

der verschiedenen Typen als stabile Persönlichkeitsmerkmale<br />

zu beschreiben. Folgt man solchen Typologisierungen<br />

wäre prinzipiell nur eine Minderheit von Mitgliedern<br />

einer Organisation in der Lage oder willens, sich für inhaltliche<br />

Ziele von Veränderungsvorhaben zu begeistern und<br />

sich für deren Realisierung einzusetzen.<br />

Die in der DAK-Initiative entwickelte Typologie basiert auf<br />

theoretischen Überlegungen und ist empirisch gestützt. Die<br />

abgeleiteten Typen werden dabei nicht als Persönlichkeitsbeschreibung<br />

verstanden, sondern als Reaktionsmuster, die<br />

durch situative Determinanten und Erfahrungen bedingt<br />

sind. Folglich können diese Reaktionsmuster durch spezifische<br />

Interventionen auch verändert werden.<br />

Kriterien:<br />

a) Lassen sich verschiedene Lehrergruppen bzgl. ihrer<br />

Bewertung eines Schulentwicklungsprojektes und<br />

ihrer Motivation, sich zu engagieren, differenzieren?<br />

b) Hängt die Verteilung der Typen mit dem Projekterfolg<br />

zusammen?<br />

Datengrundlage:<br />

Als Datenbasis dienten alle Lehrkräfte, die an der Eingangsbefragung<br />

teilgenommen haben.<br />

Operationalisierung:<br />

Der Frage wurde mithilfe einer Clusteranalyse (Clusterzentrenanalyse)<br />

nachgegangen. Bei der Auswahl der Clustervariablen<br />

20 war das Modell der Veränderungsbereitschaft<br />

handlungsleitend. Ziel war es, sowohl Variablen zu zentralen<br />

Komponenten der Veränderungsbereitschaft aufzunehmen<br />

als auch Variablen zu personalen Merkmalen, die Einfluss<br />

auf die Veränderungsbereitschaft nehmen (vgl. Tabelle 23).<br />

Die Gesamtzahl der Variablen sollte möglichst gering sein,<br />

um später ein ökonomisches Verfahren zur Bestimmung der<br />

Typen zu entwickeln.<br />

Tabelle 21: Variablen in der Clusteranalyse zur Lehrertypologie<br />

Variable<br />

1. Item „allgemeiner<br />

Gesundheitszustand“<br />

2. Item „Arbeitszufriedenheit“<br />

3. Skala „wahrgenommene<br />

Veränderungsnotwendigkeit“<br />

4. Skala „Erfolgszuversicht“<br />

5. Item „Bereitschaft<br />

zum Engagement“<br />

Ergebnisse:<br />

Erläuterung<br />

Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes<br />

Zufriedenheit mit der Arbeitstätigkeit<br />

Einschätzung, dass Maßnahmen<br />

zur Verbesserung der<br />

Schulqualität und zur Förderung<br />

der Gesundheit von<br />

Lehrkräften und Schüler_innen<br />

dringend notwendig<br />

sind<br />

Überzeugung, dass die Schule<br />

von dem Projekt profitieren<br />

wird<br />

Bereitschaft in einem Schulentwicklungsprojekt<br />

zur Förderung<br />

der Gesundheit und<br />

Schulqualität mitzuwirken<br />

a) Lassen sich verschiedene Lehrertypen bzgl. ihrer Bewertung<br />

eines Schulentwicklungsprojektes und ihrer<br />

Motivation, sich zu engagieren, differenzieren?<br />

20<br />

Die Korrelationen zwischen den Items liegen alle unter 0.5. Diese sind<br />

für die Durchführung einer Clusteranalyse als unkritisch einzustufen.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 55


Es ließen sich drei Cluster, also drei Lehrertypen, identifizieren.<br />

Die Cluster sind mit je etwa einem Drittel der Lehrer_innen<br />

in etwa gleich stark besetzt. Abbildung 36 gibt einen<br />

Überblick über die Ausprägungen der Lehrertypen auf<br />

den Clustervariablen. Es fällt auf, dass ähnliche Ausprägungen<br />

auf bestimmten Variablen mit ganz unterschiedlichen<br />

Ausprägungen in anderen Variablen einhergehen können.<br />

Daher ist es sinnvoll, die Variablen in Kombination zu<br />

betrachten, also Lehrertypen zu bilden. Zwei Beispiele sollen<br />

dies verdeutlichen:<br />

• Eine gute Gesundheit und eine hohe Arbeitszufriedenheit<br />

können zu unterschiedlichen Einstellungen gegenüber<br />

Veränderungsprozessen führen: der Lehrertyp der<br />

„Progressiven“ hält weitere Neuerungen für erforderlich<br />

und ist bereit, diese aktiv zu unterstützen. Der Lehrertyp<br />

der „Desinteressierten“ hingegen sieht wenig Anlass<br />

etwas zu verändern und hält sich mit zusätzlichem Engagement<br />

zurück.<br />

• Lehrer_innen, die einen hohen Veränderungsbedarf sehen,<br />

ziehen in Abhängigkeit von ihren individuellen Voraussetzungen<br />

oder ihren bisherigen Erfahrungen an<br />

der Schule ganz unterschiedliche Konsequenzen: Während<br />

der Typ der „Resignierten“ für die notwenigen Veränderungen<br />

nur geringe Erfolgsaussichten sieht und<br />

daher auch wenig bereit ist sich zu engagieren, ist der<br />

Typ der „Progressiven“ hochmotiviert persönlich aktiv<br />

zu werden und vom Erfolg überzeugt.<br />

Abbildung 35: Lehrertypen und die Bewertung neuer Projekte (N=942 Lehrer)<br />

Die aus der Clusteranalyse abgeleiteten Lehrertypen lassen<br />

sich wie folgt beschreiben:<br />

Typ 1: gesunde und zufriedene Progressive (37%): Diese<br />

Lehrkräfte schätzen ihre Gesundheit als vergleichsweise gut<br />

ein und sind mit ihrer Arbeitssituation zufrieden. Sie sehen<br />

die Notwendigkeit, dass ihre Schule sich weiterentwickeln<br />

muss und sind zuversichtlich, dass eine Teilnahme am Projekt<br />

zum Erfolg führen wird. Dementsprechend zeigen sie<br />

auch eine hohe Bereitschaft, an dem Projekt aktiv mitzuwirken.<br />

Typ 2: gesunde und zufriedene Desinteressierte (32%):<br />

Auch diese Gruppe von Lehrkräften schätzt ihre Gesundheit<br />

gut ein und ist mit der Arbeitssituation zufrieden. Im Gegensatz<br />

zur ersten Gruppe sehen diese Lehrkräfte jedoch keine<br />

Notwendigkeit für ihre Schule sich zu verändern. Damit einhergehend<br />

wird der Teilnahme an einem Schulentwicklungsprojekt<br />

kein Nutzen bzw. Erfolg zugeschrieben und die Bereitschaft<br />

sich zu engagieren ist äußerst gering ausgeprägt.<br />

Typ 3: belastete und unzufriedene Resignierte (31%): Diese<br />

Lehrkräfte sind mir ihrer aktuellen Situation unzufrieden:<br />

Sie weisen eine geringe Arbeitszufriedenheit auf und schät-<br />

56


zen ihren Gesundheitszustand eher kritisch ein. Aus ihrer<br />

Sicht ist es daher zwingend notwendig, dass ihre Schule<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit aller Schulbeteiligten<br />

sowie zur Förderung der Schulqualität ergreift.<br />

Gleichzeitig besteht eine große Skepsis, ob ein solches Vorhaben<br />

gelingen wird. Dementsprechend ist auch die eigene<br />

Bereitschaft sich zu engagieren nur moderat ausgeprägt.<br />

b) Hängt die Verteilung der Typen mit dem Projekterfolg<br />

zusammen?<br />

Im Anschluss an die Typenbildung wurde die Verteilung der<br />

drei Lehrertypen in den Schulen mit hohem, durchschnittlichem<br />

und geringem Projekterfolg betrachtet (Abb. 37). Aus<br />

den Ergebnissen lassen sich folgende Schlussfolgerungen<br />

ziehen:<br />

• An Schulen mit hohem Projekterfolg überwiegt der<br />

Lehrertyp der „Progressiven“. Ein hoher Anteil an<br />

Lehrkräften dieses Typs scheint also für den Projekterfolg<br />

besonders förderlich zu sein.<br />

• Schulen mit geringem Projekterfolg weisen den<br />

größten Anteil an „Desinteressierten“ auf. Ein zu<br />

hoher Anteil an zufrieden-desinteressierten Lehrer_innen<br />

stellt also einen Risikofaktor für einen<br />

erfolgreichen Projektverlauf dar.<br />

Abbildung 36: Anteil von Lehrertypen in Prozent an Schulen mit unterschiedlichem Projekterfolg (PE)<br />

Fazit und Empfehlungen für die Schulbegleitung:<br />

Schulen mit einem hohen Anteil an „Progressiven“ bringen<br />

gute Voraussetzungen für die Durchführung eines Veränderungsvorhabens<br />

mit. Die Beratung kann sich hier von Beginn<br />

an auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren.<br />

Wenn der Anteil der „Resignierten“ hoch ist, gilt es sich zunächst<br />

dieser Personengruppe anzunehmen. Ziel ist es, die<br />

gesundheitlichen Ressourcen der „Resignierten“ zu verbessern,<br />

so dass auch diese Lehrer_innen sich aktiv in ein neues<br />

Projekt einbringen können – ohne dabei gesundheitlichen<br />

Schaden zu nehmen. Die zumindest moderate Bereitschaft<br />

zum Engagement und die hohe Veränderungsmotivation der<br />

„Resignierten“ sind günstige Merkmale dieses Lehrertyps<br />

und sollten bewahrt und gestärkt werden. Zur Stärkung der<br />

Erfolgszuversicht empfiehlt es sich, gleich zu Projektbeginn<br />

erste Erfolgserlebnisse („quick wins“) zu ermöglichen und<br />

diese ausreichend zu würdigen. Am wichtigsten ist hier die<br />

Stärkung der Erfolgszuversicht.<br />

Bei einem hohen Anteil von „Desinteressierten“ sollte<br />

überprüft werden, woher das Desinteresse rührt: Gibt es im<br />

Moment zu viele Projekte an der Schule? Fühlen sich die<br />

Lehrer_innen Veränderungen nicht gewachsen? Verliefen in<br />

der Vergangenheit Projekte immer im Sande oder wurde das<br />

zusätzliche Engagement nicht ausreichend gewürdigt? Vor<br />

dem Beginn eines Veränderungsvorhabens sollte an Schulen<br />

mit vielen „Desinteressierten“ immer die Förderung der Motivation<br />

stehen. Der mögliche Nutzen von Veränderungen<br />

sollte klar werden, vorhandene Ängste oder Überforderungsgefühle<br />

angesprochen und abgebaut werden.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 57


Es ist davon auszugehen, dass die drei Gruppen von Lehrkräften<br />

unterschiedliche Einschätzungen über die Verursachung<br />

des Änderungsbedarfes und die daraus resultierenden<br />

änderungswirksamen Maßnahmen und änderungsverantwortlichen<br />

Instanzen haben. Deshalb sollten diese Punkte<br />

mit den betroffenen Personen besonders gründlich diskutiert<br />

werden.<br />

Die oben beschriebenen Empfehlungen sind in der folgenden<br />

Tabelle zusammengefasst.<br />

Tabelle 22: Beratungsempfehlungen für Schulen in Abhängigkeit vom<br />

vorherrschenden Lehrertyp<br />

Lehrertyp<br />

gesunde und zufriedene<br />

Progressive<br />

belastete und unzufriedene<br />

Resignierte<br />

gesunde und zufriedene<br />

Desinteressierte<br />

Empfehlung<br />

Fokus auf inhaltliche Arbeit<br />

Gesundheitsressourcen stärken<br />

Änderungstheorien reflektieren<br />

Motivation fördern<br />

Änderungstheorien reflektieren<br />

4.2.2.3 Welche Typen von Schulen lassen sich unterscheiden<br />

und wie erfolgreich sind diese im Projekt?<br />

Im Laufe der Projektbegleitung wurde deutlich, dass die<br />

Schulen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und<br />

Vorerfahrungen in das Projekt starteten und sie einen unterschiedlichen<br />

Beratungs- und Unterstützungsbedarf hatten.<br />

Es stellte sich die Frage, ob sich verschiedene Typen von<br />

Schulen identifizieren lassen, für die dann jeweils spezifische<br />

Empfehlungen für die Beratung abgeleitet werden<br />

könnten. Dadurch soll die Wahrscheinlichkeit für einen hohen<br />

Projekterfolg für jeden dieser unterschiedlichen Typen<br />

von Schulen maximiert werden.<br />

Operationalisierung:<br />

Um zu klären, ob sich die Schulen in ihren Startbedingungen<br />

hinreichend unterscheiden, wurde mit den auf Schulebene<br />

aggregierten Daten eine Clusteranalyse durchgeführt. 21<br />

In Tabelle 25 werden die Variablen dargestellt, die in die<br />

Clusteranalyse eingegangen sind. Bei der Auswahl der Clustervariablen<br />

war das Modell der Veränderungsbereitschaft<br />

handlungsleitend. Ziel war es, sowohl Variablen zu zentralen<br />

Komponenten der Veränderungsbereitschaft aufzunehmen<br />

als auch Variablen zu schulischen Merkmalen, die Einfluss<br />

auf die Veränderungsbereitschaft nehmen. Die Gesamtzahl<br />

der Variablen sollte möglichst gering sein, um später ein<br />

ökonomisches Verfahren zur Bestimmung der Schultypen zu<br />

entwickeln.<br />

Die Einschätzung der Schulqualität auf Schulebene stellte<br />

sich als ein guter Prädiktor für viele Dimensionen der Schulqualität<br />

heraus. Beispielsweise korrelieren Skalen zum Führungsverhalten<br />

sehr hoch mit der allgemeinen Schulqualität.<br />

Die Skala kognitive Beanspruchung wurde ausgewählt,<br />

um die durchschnittliche gesundheitliche Beanspruchung<br />

der Lehrkräfte einer Schule zu erfassen. Die Erfolgszuversicht<br />

ist ein Aspekt der Veränderungsbereitschaft und die<br />

Bereitschaft zum Engagement eine wichtige Grundvoraussetzung<br />

für das partizipative Projekt.<br />

Kriterien:<br />

a) Lassen sich verschiedene Schultypen differenzieren?<br />

b) Hängt die Verteilung der Typen mit dem Projekterfolg<br />

zusammen?<br />

Datengrundlage:<br />

Als Datenbasis dienten alle Lehrkräfte, die an der Eingangsbefragung<br />

teilgenommen haben, aggregiert auf Schulebene<br />

(N=27).<br />

21<br />

Es handelte sich um hierarchische Clusteranalyse nach dem Ward-<br />

Verfahren.<br />

58


1. KOPFZEILE<br />

Tabelle 23: Variablen in der Clusteranalyse zur Schultypologie<br />

Variable<br />

Erläuterungen<br />

1. Item „Schulqualität“ Die Lehrkräfte wurden um die Einschätzung der Qualität der Schule gebeten.<br />

2. Skala „Kognitive Beanspruchung“<br />

3. Skala „Erfolgszuversicht“<br />

4. Item „Bereitschaft<br />

zum Engagement“<br />

Ergebnisse:<br />

Diese Skala erfasst, ob die Lehrkräfte in ihrer Freizeit abschalten können und eine ausreichende<br />

Distanzierungsfähigkeit aufweisen.<br />

Hier wurde erfasst, ob die Lehrkräfte glauben, dass ihre Schule von dem Projekt profitieren wird.<br />

Bereitschaft in dem Schulentwicklungsprojekt zur Förderung der Gesundheit und Schulqualität<br />

mitzuwirken<br />

a) Lassen sich verschiedene Schultypen differenzieren?<br />

Es lassen sich Schultypen identifizieren. Die Ergebnisse ließen<br />

eine Lösung mit fünf Clustern am sinnvollsten erscheinen.<br />

Für die fünf Cluster bzw. Typen wurden jeweils Namen<br />

vergeben, die das Gemeinsame und Charakteristische dieser<br />

Schulen beschreiben. Abb. 38 zeigt die Ausprägungen der<br />

Schultypen auf den vier Variablen.<br />

Abbildung 37: Schultypen (vertikale Achsenbeschriftung)<br />

Profile der Schultypen:<br />

Die lernende Schule zeichnet sich durch eine<br />

hohe Veränderungsbereitschaft und die im Vergleich<br />

höchste Zufriedenheit mit der Schulqualität aus. Weiterentwicklung<br />

ist für diese Schule Programm, so dass die<br />

Lehrkräfte auch glauben Veränderungsvorhaben in der Zukunft<br />

erfolgreich bewältigen zu können. Die Lehrkräfte dieser<br />

Schule sind kaum beansprucht, so dass man hier auch von<br />

einer guten gesunden Schule sprechen kann.<br />

Die unachtsame Erfolgsschule besitzt ebenfalls<br />

eine hohe Schulqualität, die jedoch mit einer hohen<br />

Beanspruchung der Lehrkräfte einhergeht. Die Bereitschaft<br />

zu weiterem Engagement ist eher mittelmäßig ausgeprägt,<br />

die Erfolgszuversicht allerdings hoch. Die Kombination<br />

dieser Variablen könnte auf Erschöpfungssymptome<br />

hindeuten, die sich durch ein hohes Engagement in der Vergangenheit<br />

ergeben haben. Wenngleich Projekte in der Vergangenheit<br />

erfolgreich abgeschlossen werden konnten,<br />

scheint dies zum Teil auch auf Kosten der Gesundheit erfolgt<br />

zu sein.<br />

Die träge-zufriedene Schule weist eine hohe Schulqualität<br />

und eine vergleichsweise geringe Beanspruchung<br />

der Lehrkräfte auf. Offenbar sind die Lehrkräfte<br />

dieser Schule mit ihrer Situation zufrieden und<br />

sehen keine Notwendigkeit für Veränderungen. Ein Projekt<br />

zur Förderung der Gesundheit und Schulqualität erscheint<br />

aus ihrer Sicht wenig erfolgversprechend, entsprechend gering<br />

fällt auch die Bereitschaft zum Engagement der Lehrkräfte<br />

aus.<br />

Titel 59


Die motivierte Problemschule weist eine mittlere<br />

Schulqualität auf während die Beanspruchung<br />

der Lehrkräfte vergleichsweise hoch ist. Das Kollegium erhofft<br />

sich Verbesserungen durch die Teilnahme an einem<br />

gesundheitsförderlichen Schulentwicklungsprojekt. Die<br />

Lehrkräfte sind daher relativ zuversichtlich, dass das Projekt<br />

erfolgreich sein kann und sind auch bereit, sich dafür zu<br />

engagieren.<br />

Die resignierte Problemschule kennzeichnet<br />

sich durch eine niedrige Schulqualität und weist<br />

zugleich die höchsten Werte für die kognitive Beanspruchung<br />

der Lehrkräfte auf. Das Kollegium ist bezüglich<br />

der Erfolgsaussichten eines Projektes skeptisch und nur in<br />

geringem Umfang bereit sich zu engagieren.<br />

möglich, mit Ausnahme der „träge-zufriedenen Schulen“.<br />

Lernende Schulen gelangten in der DAK-Initiative immer zu<br />

einem hohem Erfolg, was angesichts ihrer guten Voraussetzungen<br />

nicht überrascht. Dass bis auf die „trägezufriedenen<br />

Schulen“ alle anderen Schultypen die Möglichkeit<br />

haben einen hohen Projekterfolg zu erzielen, ist als Beleg<br />

dafür zu werten, dass der Erfolg nicht allein von den Voraussetzungen<br />

abhängt, sondern dass vielmehr auch Merkmale<br />

der Prozessgestaltung auf den letztlichen Erfolg einer<br />

SchuleEinfluss nehmen (vgl. Abb. 33 nach Holt et al.).<br />

b) Hängt die Verteilung der Typen mit dem Projekterfolg<br />

zusammen?<br />

Als nächstes wurde der Zusammenhang des Schultyps mit<br />

dem Projekterfolg untersucht (Tab. 26). Die „lernenden<br />

Schulen“ weisen mit 76,6 Prozent im Durchschnitt den<br />

höchsten Projekterfolg auf. Den zweitbesten Durchschnittswert<br />

haben die „unachtsamen Erfolgsschulen“, gefolgt von<br />

den „motivierten Problemschulen“. Den geringsten Projekterfolg<br />

weisen die „resignierten Problemschulen“ und die<br />

„träge-zufriedenen Schulen“ auf. Die Spannbreite des Projekterfolgs<br />

ist innerhalb der Schultypen teils beträchtlich,<br />

die größten Unterschiede finden sich innerhalb der „resignierten<br />

Problemschulen“.<br />

Tabelle 24: Projekterfolg der Schultypen<br />

Schultyp N Durchschnitt Min Max<br />

Die lernende<br />

Schule<br />

3 76,6 - sehr hoch 70,0 85,7<br />

Die unachtsame<br />

Erfolgsschule<br />

4 63,5 - hoch 56,8 70,5<br />

Die trägezufriedene<br />

Schu-<br />

9<br />

43,5 - am niedrigstele<br />

30,1 55,0<br />

Die motivierte<br />

Problemschule<br />

Die resignierte<br />

Problemschule<br />

7<br />

52,6 - durchschnittlich<br />

42,2 67,1<br />

4 47,3 - niedrig 27,6 66,2<br />

Abbildung 38: Darstellung eines hohen Projekterfolges in Abhängigkeit<br />

von den Schultypen<br />

Fazit und Empfehlungen für die Schulbegleitung:<br />

Die Ergebnisse machen deutlich, dass Schulen in Abhängigkeit<br />

von ihren Ausgangsbedingungen Veränderungsvorhaben<br />

unterschiedlich angehen müssen um erfolgreich sein zu<br />

können. Im Folgenden werden basierend auf den skizzierten<br />

Erkenntnissen und den Erfahrungen aus der Praxis Stärken<br />

und Risiken der jeweiligen Schultypen bei der Durchführung<br />

von Schulentwicklungsprojekten dargestellt. Aus diesen<br />

werden zugleich für jeden Schultyp spezifische Empfehlungen<br />

für die Gestaltung von Schulentwicklungsprojekten abgeleitet<br />

(Tabelle 27).<br />

Abbildung 39 stellt die Häufigkeiten der Schultypen für einen<br />

hohen Projekterfolg dar. Die entscheidende Erkenntnis<br />

ist: Grundsätzlich ist für jeden Typ ein hoher Projekterfolg<br />

60


Tabelle 25: Übersicht Schultypen mit Beratungsempfehlungen<br />

Schultyp<br />

Stärken / Chancen<br />

Schwächen /<br />

Risiken<br />

Themen und Empfehlungen<br />

• erfolgreiche Schulentwicklung in der<br />

Vergangenheit: Erfahrungen und<br />

Kompetenzen sind vorhanden<br />

• da die Schule über Kompetenzen in der<br />

Schulentwicklung verfügt und motiviert ist,<br />

bedarf es weniger externer Unterstützung<br />

Die lernende<br />

Schule<br />

• positive Einschätzung des zu erwartenden<br />

Nutzens des Projekts (Erfolgszuversicht)<br />

• hoch engagierte Lehrkräfte, die<br />

gleichzeitig auf ihre Ressourcen achten<br />

keine<br />

• Beratung nach Bedarf<br />

• Auch komplexe Themen können angegangen<br />

werden<br />

• viel Freiraum gewähren<br />

• erfolgreiche Schulentwicklung in der<br />

Vergangenheit: Kompetenzen und Erfahrungen<br />

sind vorhanden<br />

• Absinken der Mitwirkungsbereit-schaft<br />

ist zu beobachten<br />

• Anregung einer Diskussion in der Schulgemeinschaft<br />

über die Notwendigkeit und<br />

Sinnhaftigkeit des neuen Projekts<br />

Die unachtsame<br />

Erfolgsschule<br />

• positive Einschätzung des zu erwartenden<br />

Nutzen des Projekts (Erfolgszuversicht)<br />

aufgrund ihrer vielfältigen Aktivitäten<br />

genießt die Schule ein hohes Ansehen<br />

• Die Gesundheit der Lehrkräfte<br />

wurde bisher nicht<br />

oder wenig berücksichtigt<br />

und ist langfristig gefährdet.<br />

• Eine übergeordnete Schulentwicklungs-strategie<br />

fehlt häufig.<br />

• Gefahr der Projektitis thematisieren<br />

• Neues Projekt nur starten, wenn andere<br />

Projekte vorher beendigt werden<br />

• Klärung der Ziele + Vision der Schule<br />

• Klärung des Verhältnisses von Wünschenswertem<br />

und Machbarem<br />

• Projekt eher kleiner dimensionieren, Konzentration<br />

auf wenige Ziele<br />

• Prüfen, ob erst eine Phase der Erholung /<br />

Konsolidierung eingelegt werden soll, bevor<br />

mit dem Projekt begonnen wird.<br />

• Schulentwicklung fokussieren<br />

• Themen: Lehrergesundheit, Profilbildung<br />

und Schulprogrammarbeit<br />

Die trägezufriedene<br />

Schule<br />

• erfolgreiche Schulentwicklung in der<br />

Vergangenheit: Kompetenzen und Erfahrungen<br />

vorhanden<br />

• Zufriedenheit mit Schulqualität und<br />

vergleichsweise geringe psychische<br />

Beanspruchung der Lehrkräfte<br />

• geringer Leidensdruck<br />

geringe Bereitschaft<br />

zum Engagement im Projekt<br />

• Chancen einer externen<br />

Begleitung werden oft<br />

nicht gesehen, der Nutzen<br />

des Projekts daher vergleichsweise<br />

gering eingeschätzt<br />

die Schule könnte<br />

ihren Arbeitsschwerpunkt<br />

bei anderen Themen<br />

haben<br />

• Möglicherweise mangelhafte<br />

interne Kommunikation<br />

• Schulen sollten (noch) nicht mit dem Projekt<br />

starten.<br />

Zur Klärung ob eine Teilnahme der Schule<br />

Sinn macht:<br />

• Verdeutlichung der Notwendigkeit und des<br />

Nutzens des Projekts<br />

• Verdeutlichen, warum Veränderungen notwendig<br />

sind<br />

• Diskussion über Ziele, Stärken und Schwächen<br />

der Schule Sensibilisierung für<br />

mögliche Probleme der Schule<br />

Wenn der Nutzens des Projekts weiterhin<br />

nicht gesehen wird, sollte das Projekt<br />

nicht gestartet werden<br />

• Themen: Motivation/ Bedarf, Themenfindung,<br />

Informationsfluss<br />

Die motivierte<br />

Problemschule<br />

• hohe Veränderungsmotivation<br />

• moderate Einschätzung des zu erwartenden<br />

Nutzens des Projekts (Erfolgszuversicht)<br />

• die bestehenden Probleme<br />

sind oft komplex<br />

• durchschnittliche Schulqualität,<br />

bei relativer hoher<br />

• Intensive Begleitung des Schulentwicklungsprozesses<br />

/ schulspezifische Beratung<br />

und Unterstützung<br />

• Projektstrukturen aufbauen und Projektma-<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 61


psychischer Beanspruchung<br />

des Kollegiums<br />

• gemischte Erfahrungen mit<br />

vorherigen Schulentwicklungs-projekten:<br />

Kompetenzen<br />

fraglich<br />

• Gefahr einer weiteren<br />

Schwächung der Motivation,<br />

wenn Erfolge ausbleiben<br />

nagement etablieren<br />

• Ziel- und Erwartungsklärung/ Auftragsklärung<br />

zu Beginn<br />

• Intensive Analyse der Ausgangssituation<br />

(Stärken und Schwächen der Schule)<br />

• Festlegen realistischer Projektziele und genaue<br />

Prozessplanung (Meilensteine)<br />

• Regelmäßige Reflektion des Entwicklungsprozesses<br />

und der erreichten Fortschritte<br />

• wenige, besonders erfolgsversprechende<br />

Themen auswählen Erzielen schneller<br />

Erfolge<br />

• stark auf Transparenz achten, Bedenken<br />

ernst nehmen<br />

Die resignierte<br />

Problemschule<br />

62<br />

• moderate Bereitschaft zum Engagement<br />

im Projekt, getrieben vom Leidensdruck<br />

4.2.2.4 Welche Merkmale der Projektumsetzung nehmen Einfluss<br />

auf den Projekterfolg?<br />

Neben den Startbedingungen wirkt sich auch die Gestaltung<br />

des Prozesses auf die Veränderungsbereitschaft der Beteiligten<br />

aus. In welchem Zusammenhang die jeweiligen<br />

Merkmale der Projektumsetzung auch mit dem konkreten Erfolg<br />

der Schule stehen, soll im Folgenden untersucht werden.<br />

Die Beratung der Schulen beinhaltete konkrete Empfehlungen<br />

zur Projektgestaltung. Die Umsetzung dieser Empfehlungen<br />

lag größtenteils beim Steuerkreis und/oder der<br />

• Schlechte Schulqualität<br />

und hohe psychische Beanspruchung<br />

der Lehrkräfte<br />

• Lehrkräfte zweifeln am Erfolg<br />

des geplanten Projekts<br />

(Resignationstendenz)<br />

• vorherige Schulentwicklungsprojekte<br />

sind häufig<br />

gescheitert<br />

• oft bestehen Defizite bei<br />

der Schulleitung bzw. Probleme<br />

im Verhältnis von Kollegium<br />

und Schulleitung,<br />

diese sind von den Lehrkräften<br />

nur bedingt beeinflussbar<br />

• Schulen sollten nur starten, wenn eine sehr<br />

enge Zusammenarbeit mit Leitungsebene<br />

sichergestellt ist.<br />

• von Projektgruppenarbeit zunächst absehen<br />

• bei Konflikten im Kollegium bzw. zwischen<br />

Kollegium und Schulleitung müssen diese<br />

zunächst geklärt werden, bevor mit dem<br />

Projekt begonnen wird<br />

• Enge externe Begleitung der Schule und<br />

schulspezifische Beratung und Unterstützung<br />

Sind die oben genannten Bedingungen erfüllt,<br />

empfiehlt sich:<br />

• sorgfältige Analyse der Ist-Situation: Stärken<br />

und Schwächen der Schule und deren<br />

Ursachen<br />

• Auswertung bisheriger Projekte: Warum<br />

sind diese gescheitert? Was kann in Zukunft<br />

besser gemacht werden?<br />

• Regelmäßige Reflektion des Entwicklungsprozesses<br />

und der erreichten Fortschritte<br />

• Themen; Schulleitbild, Konfliktmoderation,<br />

Einzel-/ Gruppencoaching<br />

Schulleitung, unterstützt wurden diese Gremien fortlaufend<br />

durch die Schulbegleiterinnen. Den Schulen wurde u.a. die<br />

Bedeutung folgender Gestaltungsmerkmale für den Projekterfolg<br />

aufgezeigt, deren Umsetzungsgüte in der Abschlussbefragung<br />

durch die Lehrkräfte eingeschätzt wurde:<br />

• Verdeutlichung der Ziele des Projektes sowie des<br />

erwarteten Nutzens, damit alle den Sinn und den<br />

Zweck des Projektes verstehen,<br />

• Kontinuierliches Informationsmanagement: Unterrichtung<br />

der Schulgemeinde (in angemessener<br />

Weise) über den Fortgang des Projekts,


• Schaffung einer hohen Bedeutung bzw. eines hohen<br />

Stellenwertes für das Projekt, andere Aufgaben<br />

müssen entsprechend reduziert werden,<br />

• Würdigung der Projektaktiven und Angebot von Unterstützung<br />

bei Bedarf<br />

• Rechtzeitige Einbeziehung der betroffenen Personengruppen<br />

bei wichtigen EntscheidungensowieTransparenz<br />

von Entscheidungsprozessen<br />

• Ermöglichung einer breiten Beteiligung, u.a. durch<br />

das Aufzeigen von Möglichkeiten, wie sich verschiedenen<br />

Personen(gruppen) einbringen können<br />

Kriterien:<br />

a) durchschnittliche Qualität der Projektumsetzung<br />

b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />

Datengrundlage:<br />

Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf der<br />

Stichprobe aller Wiederholungsteilnehmer_innen der Lehrkräfte<br />

aggregiert auf Schulebene.<br />

Schulleitung als Entscheidungsinstanz enorm wichtig für<br />

den letztlichen Projekterfolg.<br />

Der durchschnittliche Zustimmungswert zum Stellenwert<br />

des Projektes in der Schule fällt mit 62 Prozent deutlich geringer<br />

aus, was ein Hinweis darauf sein kann, dass der DAK-<br />

Initiative nicht an allen Schulen höchste Priorität eingeräumt<br />

werden konnte.<br />

Betont wurde seitens der Schulbegleitung immer wieder, wie<br />

wichtig es ist, das Engagement derer, die aktiv an der Umsetzung<br />

des Projekts mitwirken, anzuerkennen, um eine<br />

langfristige Motivation zu unterstützen. In der Wahrnehmung<br />

der Projektaktiven ist dies in hinreichendem, wenn<br />

auch nicht optimalem Maße gelungen, der entsprechende<br />

Zustimmungswert beträgt 61,9 Prozent.<br />

Operationalisierung:<br />

Um die Qualität der Projektumsetzung zu erfassen, werden<br />

fünf Items zur Projektgestaltung als Indikatoren dargestellt.<br />

Diese werden anschließend auf ihren Zusammenhang mit<br />

dem Projekterfolg hin untersucht.<br />

Ergebnisse:<br />

a) durchschnittliche Qualität der Projektumsetzung<br />

Die Zustimmungswerte zu zentralen Qualitätsmerkmalen der<br />

Projektgestaltung sind mit Werten zwischen 62 und 82 Prozent<br />

als sehr gut zu bewerten (Abb. 40). Die Lehrkräfte gaben<br />

an, sehr gut über die Projektaktivitäten informiert gewesen<br />

zu sein (Zustimmungswert: 74,2 Prozent). Zur Unterstützung<br />

der Informationspolitik hatten die Schulen eine Reihe<br />

von Materialien erhalten, z. B. Vorlagen für die Bekanntmachung<br />

der Ziele und Ergebnisse der Projektgruppen, Informationsschreiben<br />

an die Eltern sowie ein schulspezifisches<br />

Projekt-Plakat zum Aushang im Schulgebäude. Gemäß der<br />

Einschätzung einer guten Informiertheit passt auch in das<br />

Bild, dass den Lehrkräften die übergeordneten Ziele der<br />

DAK-Initiative größtenteils klar waren (Zustimmungswert:<br />

75,4 Prozent).<br />

Die Förderung des Projekts durch die Schulleitung wird im<br />

Durchschnitt als sehr hoch eingeschätzt (Zustimmungswert<br />

81,5 Prozent). Gerade was die Umsetzung von Veränderungsmaßnahmen<br />

angeht, ist eine Unterstützung durch die<br />

Abbildung 39: Qualitätsmerkmale der Projektgestaltung<br />

b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />

Die Qualität der Projektumsetzung steht in Zusammenhang<br />

mit dem Projekterfolg. Der Vergleich der drei Erfolgsgruppen<br />

zeigt, dass die Schulen mit hohem Projekterfolg in den<br />

Merkmalen der Projektumsetzung jeweils die besten Werte<br />

erreichen, Schulen mit geringem Projekterfolg jeweils die<br />

schlechtesten (Abb. 41). Die dargestellten Unterschiede sind<br />

durchweg zwischen allen drei Gruppen statistisch signifikant.<br />

Während das Informationsmanagement im Projekt in<br />

allen drei Gruppen gut funktioniert hat, zeigen sich besonders<br />

deutliche Unterschiede zwischen den erfolgreichen und<br />

wenig erfolgreichen Schulen beim Stellenwert, den das Projekt<br />

in der Schule einnimmt und der Anerkennung, die die<br />

Aktiven vom Kollegium und der Schulleitung erfahren haben.<br />

Beide Merkmale korrelieren hoch miteinander (r=.756), d.h.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 63


ein hoher Stellenwert des Projektes geht mit der Würdigung<br />

der Aktiven Hand in Hand. Die Unterschiede zwischen den<br />

Erfolgsgruppen zeigen sich auch deutlich bei der nicht dargestellten<br />

Förderung des Projektes durch die Schulleitung,<br />

wobei die Zustimmungswerte hier mit 90 Prozent bei hohem<br />

Projekterfolg und 73 Prozent bei niedrigem Projekterfolg insgesamt<br />

günstiger ausfallen. Die Projektziele waren auch an<br />

nicht erfolgreichen Schulen mit 74 Prozent relativ klar, der<br />

Zusammenhang dieses Items mit dem Projekterfolg ist<br />

schwach ausgeprägt.<br />

Abbildung 40: Qualität der Projektumsetzung: Mittelwerte der Erfolgsgruppen<br />

Fazit:<br />

Die Projektumsetzung ist den Schulen zum größten Teil sehr<br />

gut gelungen: Die Zustimmungswerte bei der Informiertheit,<br />

der Zielklarheit und der Unterstützung des Projektes durch<br />

die Schulleitung sind durchschnittlich sehr hoch. Die relevantesten<br />

Hinweise für einen Einfluss der Projektumsetzung<br />

auf den Projekterfolg liefern die Einschätzung zum Stellenwert<br />

des Projektes sowie zur Anerkennung für das Engagement.<br />

Je höher der Stellenwert des Projektes war, desto höher<br />

war auch die Würdigung der Engagierten und desto höher<br />

war ebenfalls der Projekterfolg. Dies weist auf die Bedeutsamkeit<br />

hin, einem umfassenden Schulentwicklungsprojekt<br />

wie der DAK-Initiative für einen bestimmten Zeitraum<br />

Priorität einzuräumen.<br />

4.2.2.5 Welche Merkmale der Projektsteuerung stehen in Zusammenhang<br />

mit dem Projekterfolg?<br />

Kriterien:<br />

a) durchschnittliche Qualität der Steuerkreisarbeit<br />

b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />

Datengrundlage:<br />

Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf der<br />

Stichprobe aller Wiederholungsteilnehmer_innen der Lehrkräfte<br />

aggregiert auf Schulebene.<br />

Operationalisierung:<br />

Um die Qualität der Projektsteuerung zu erfassen, werden<br />

Qualitätsmerkmale guter Steuerkreisarbeit über fünf Items<br />

dargestellt sowie ein weiteres Item zur Gesamteinschätzung<br />

der Steuerkreisarbeit hinzugezogen. Für die Darstellung der<br />

Steuerkreisarbeit in Zusammenhang mit dem Projekterfolg<br />

wurden die Items auswählt, in denen sich die Erfolgsgruppen<br />

am deutlichsten unterscheiden und/oder die in engem<br />

Zusammenhang mit der Gesamteinschätzung des Steuerkreises<br />

stehen.<br />

Ergebnisse:<br />

a) durchschnittliche Qualität der Steuerkreisarbeit<br />

Den Steuerkreisen wurde von den Lehrkräften eine grundsätzlich<br />

gute Arbeit bescheinigt. Die durchschnittliche Zufriedenheit<br />

lag bei 73 Prozent. Die einzelnen Aspekte der<br />

Steuerkreisarbeit wurden alle ähnlich mit Werten zwischen<br />

71,1 und 76,6 Prozent bewertet (vgl. Abb. 42).<br />

64


deutlichsten mit dem Projekterfolg in Zusammenhang stehen.<br />

Abbildung 41: Qualität der Steuerkreisarbeit<br />

b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />

Schulen mit hohem Projekterfolg sind am zufriedensten mit<br />

der Steuerkreisarbeit insgesamt. Statistisch signifikant sind<br />

dabei jeweils die Mittelwertunterschiede zwischen den Schulen<br />

mit hohem und niedrigem Projekterfolg. In Abbildung 43<br />

werden zusätzlich zur Gesamteinschätzung zwei Merkmale<br />

der Steuerkreisarbeit dargestellt, in denen sich die Erfolgsgruppen<br />

bedeutsam unterscheiden und die die größte Bedeutung<br />

für die Gesamtzufriedenheit mit dem Steuerkreis<br />

haben.<br />

4.2.2.6 Wie trägt die Einschätzung der Projektgruppenarbeit<br />

zum Projekterfolg bei?<br />

Die Arbeit in Gruppen stellt ein zentrales Gestaltungselement<br />

von Organisationsentwicklungsprozessen dar. Können<br />

Veränderungsvorhaben mitgestaltet werden, erhöht sich deren<br />

Akzeptanz und die Zufriedenheit bei den Beteiligten. In<br />

der Konzeption der DAK-Initiative wurden die schulischen<br />

Entwicklungsthemen daher in Projektgruppen bearbeitet, die<br />

auf der Startveranstaltung gegründet wurden. Unter Einbeziehung<br />

der gesamten Schulgemeinde wurden in den Gruppen<br />

Maßnahmen geplant und umgesetzt. Nachfolgend soll<br />

überprüft werden, welche Aspekte im Zusammenhang mit<br />

der Projektgruppenarbeit einen nachweislichen Einfluss auf<br />

den Erfolg der Schule haben.<br />

Kriterien:<br />

a) Durchschnittliche Bekanntheit der Projektgruppen<br />

und Projektgruppenergebnisse sowie Zufriedenheit<br />

mit den Ergebnissen<br />

b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />

c) Zusammenhang zwischen der Bewertung der Projektgruppenarbeit<br />

durch deren Mitglieder und dem<br />

Projekterfolg<br />

Datengrundlage:<br />

Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf der<br />

Stichprobe aller Lehrkräfte der Abschlussbefragung, aggregiert<br />

auf Schulebene (Kriterium a und b).<br />

a) Durchschnittliche Bekanntheit der Projektgruppen<br />

und Projektgruppenergebnisse sowie Zufriedenheit<br />

mit den Ergebnissen<br />

Abbildung 42: Qualität der Steuerkreisarbeit: Mittelwerte der Erfolgsgruppen<br />

Fazit:<br />

Die Steuerkreise haben insgesamt, den Einschätzungen der<br />

Lehrkräfte zufolge, eine gute Arbeit geleistet. Die Transparenz<br />

von Entscheidungsprozessen und das wahrgenommene<br />

Bemühen des Steuerkreises, andere zu einer Beteiligung zu<br />

motivieren, sind die Aspekte der Steuerkreisarbeit, die am<br />

Operationalisierung:<br />

Gelingt das Informationsmanagement einer Schule können<br />

wichtige Voraussetzungen für Partizipation geschaffen werden:<br />

Wer über Pläne, Aktivitäten und Ergebnisse von laufenden<br />

Prozessen informiert ist, erhält die Möglichkeit sich seine<br />

Meinung zu bilden, Veränderungen mitzugestalten und<br />

sich mit den Veränderungen an seiner Schule zu identifizieren.<br />

Bei der Abschlussbefragung konnten die Lehrer_innen für<br />

jede Projektgruppe der Schule einschätzen, ob sie die Gruppe<br />

und deren Arbeitsergebnisse kennen und wenn ja, wie zufrieden<br />

sie mit den Ergebnissen sind. Dafür wurde jedem<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 65


Fragebogen ein Blatt beigelegt, auf dem die schulischen<br />

Projektgruppen aufgelistet wurden. Als Kriterien wurde zujeder<br />

Gruppe gefragt, ob a) diese Gruppe bekannt ist, b) ob<br />

die Ergebnisse der Gruppe bekannt sind und c) wie zufrieden<br />

die befragte Person mit den Ergebnissen ist.<br />

Vorgehen bei der Auswertung:<br />

Um eine Verzerrung der Ergebnisse zu vermeiden, wurden für<br />

alle Analysen die Angaben der Projektgruppenmitglieder zu<br />

ihrer eigenen Gruppe herausgefiltert.<br />

Für die Bekanntheit der Gruppen wurde der prozentuale Anteil<br />

der Lehrkräfte ermittelt, die zur Abschlussbefragung angaben,<br />

die jeweiligen Projektgruppen der Schule zu kennen.<br />

Bei der Zufriedenheit mit den Projektgruppenergebnissen<br />

wurden nur diejenigen Lehrkräfte berücksichtigt, die die<br />

Gruppe kennen. Von dieser Teilstichprobe wurde für jede<br />

Lehrkraft ein Mittelwert über alle Gruppen der Schule hinweg<br />

errechnet. Der Mittelwert wurde dann in einen Zustimmungswert<br />

umgerechnet. Dargestellt wird somit der Zustimmungswert<br />

zur Zufriedenheit mit den Ergebnissen.<br />

Ergebnisse:<br />

Bekanntheit der Gruppen an den Schulen<br />

Der durchschnittliche Bekanntheitsgrad der Projektgruppen<br />

lag bei 84 Prozent. Der Bekanntheitsgrad von 69 Prozent in<br />

der 1. Kohorte konnte im zweiten und dritten Projektjahr auf<br />

etwa 90 Prozent deutlich gesteigert werden. Grund hierfür<br />

war eine Verbesserung des Informationsflusses zwischen<br />

Steuerkreis und Schulgemeinschaft, die von der Schulbegleitung<br />

durch die <strong>Leuphana</strong> Universität initiiert wurden. An<br />

den meisten Schulen wurde nun regelmäßig von den Projektgruppenergebnissen<br />

berichtet.<br />

Bekanntheit der Gruppenergebnisse an den Schulen<br />

In einem zweiten Schritt wurde eingeschätzt, ob die Ergebnisse<br />

der Gruppen bekannt sind. Hier sind starke innerschulische<br />

Schwankungen zu verzeichnen, d.h. die Bekanntheit<br />

der Gruppenergebnisse wurde an den Schulen von Gruppe zu<br />

Gruppe z.T. sehr unterschiedlich eingeschätzt. Diese Unterschiede<br />

sind darauf zurückzuführen, dass die Gruppen a)<br />

unterschiedlich produktiv waren oder b) die Ergebnisse unterschiedlich<br />

gut kommuniziert wurden. Der durchschnittliche<br />

Bekanntheitsgrad der Ergebnisse betrug 54 Prozent, d.h.<br />

dass die Lehrkräfte durchschnittlich 54 Prozent der Gruppenergebnisse<br />

kannten. Dabei gab es eine große Spanne<br />

zwischen den Schulen von 23 bis 84 Prozent.<br />

Zufriedenheit mit den Gruppenergebnissen an den Schulen<br />

In einem dritten Schritt wurde für jede Projektgruppe einzeln<br />

eingeschätzt, wie zufrieden die Lehrer_innen mit den Gruppenergebnissen<br />

sind. Die fünfstufigen Antwortmöglichkeiten<br />

reichten von sehr unzufrieden bis sehr zufrieden. Es wurde<br />

ein mittlerer Zufriedenheitswert für alle Gruppen einer Schule<br />

errechnet, der in einen Prozentwert (Zustimmungswert)<br />

umgewandelt wurde. Tab. 28 stellt die Ergebnisse dar.<br />

Tabelle 26: Zufriedenheit mit den Projektgruppenergebnissen auf<br />

Schulebene<br />

Schule mit niedrigster<br />

Zufriedenheit<br />

Schule mit<br />

höchster Zufriedenheit<br />

Durchschnitt aller<br />

Projektschulen<br />

(N=27)<br />

45,8 % 84,4 % 64,3 %<br />

Mit einer durchschnittlichen Zufriedenheit von 64 Prozent<br />

kann der Erfolg der Projektgruppen als durchaus hoch eingeschätzt<br />

werden. Dabei sind auch große Unterschiedein der<br />

Zufriedenheit mit den Ergebnissen zu berücksichtigen, die<br />

allein innerhalb einer Schule auftreten, wenn die jeweiligen<br />

Gruppen sehr unterschiedlich bewertet wurden.<br />

b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />

Ergebnisse:<br />

Der Bekanntheitsgrad der Projektgruppen steht nicht in Zusammenhang<br />

mit dem Projekterfolg. Die Bekanntheit und<br />

Zufriedenheit mit den Ergebnissen aber schon (vgl. Abb.<br />

44). Vor allem die durchschnittliche Bekanntheit der Ergebnisse<br />

wirkt sich auf den Projekterfolg aus. Die Gründe hierfür<br />

müssten von Schule zu Schule gezielt analysiert werden:<br />

Mal können tatsächlich ausbleibende Erfolge der Gruppen<br />

für einen niedrigen Durchschnittswert verantwortlich sein,<br />

oder die Gruppenergebnisse wurden weniger gut kommuniziert<br />

und sind den Schulmitgliedern nicht bekannt.<br />

66


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 43: Bekanntheit der Projektgruppen und -ergebnisse sowie Zufriedenheit mit den Ergebnissen im Zusammenhang mit dem Projekterfolg, Darstellung<br />

von Prozentwerten der Lehrkräfte (ohne Projektgruppenmitglieder)<br />

c) Zusammenhang zwischen der Bewertung der Projektgruppenarbeit<br />

durch die deren Mitglieder und dem Projekterfolg<br />

Datengrundlage:<br />

Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf der<br />

Stichprobe aller Mitglieder von Projektgruppen der Abschlussbefragung.<br />

Operationalisierung:<br />

Um die eigene Arbeit in einer Projektgruppe zu reflektieren,<br />

enthielt die Abschlussbefragung nur für die Mitglieder von<br />

Projektgruppen dreizehn Items zur Bewertung ihrerGruppenarbeit.<br />

Diese dreizehn Items wurden mittels Faktorenanalyse<br />

in drei Gruppen zusammengefasst:<br />

1. Arbeitsweise: Hier wird die Qualität der Zusammenarbeit,<br />

das Engagement der Gruppenmitglieder<br />

und das systematischen Vorgehen bei der Lösungsentwicklung<br />

für die eigene Gruppe eingeschätzt.<br />

2. Unterstützung für die Projektgruppe: Dieser Faktor<br />

erfasst, inwieweit die Projektgruppe seitens der<br />

Schulleitung und des Kollegiums Unterstützung<br />

oder Ablehnung erfahren hat.<br />

3. Fehlende Ressourcen: Zeitmangel. Hier wird erfasst,<br />

ob die Mitglieder ihrer Einschätzung nach ausreichend<br />

Zeit für die Arbeit in ihrer Gruppe hatten.<br />

Für die weiteren Analysen wurde aus dem ersten und zweiten<br />

Faktor jeweils eine Skala gebildet. Der dritte Faktor umfasst<br />

nur das Item „Zeitmangel“, da die Skala „fehlende Ressourcen“<br />

weder inhaltlich noch von ihren Kennwerten her zufriedenstellend<br />

war. Die Projektgruppenmitglieder bewerteten<br />

zusätzlich zu den 13 Einzelaspekten auch die Produktivität<br />

ihrer Projektgruppe sowie die Stimmung bei den Gruppentreffen.<br />

Mithilfe eines Pfadmodells wurde überprüft, welche<br />

Zusammenhänge es zwischen den einzelnen Komponenten<br />

gibtund inwieweit sich die Erfolgsgruppen unterscheiden<br />

Ergebnisse:<br />

Das Pfadmodell liefert eine stimmige Erklärung für die Daten<br />

(Chi 2 = 5.4, df=3, p = .15). Die Ergebnisse werden in der<br />

Abbildung 45 dargestellt. Es zeigt sich, dass ein Mangel an<br />

Zeit negative Auswirkungen auf die Arbeitsweise der Gruppe<br />

hat. Erfahren die Gruppen hingegen Unterstützung seitens<br />

des Kollegiums und auch der Schulleitung, wirkt sich dies<br />

positiv auf die Arbeitsweise aus. Darüber hinaus steht die<br />

Unterstützung der Gruppen in einem hohen Zusammenhang<br />

mit dem Projekterfolg der Schule. Die Unterstützung der Projektgruppe<br />

bildet somit die wichtigste direkte Determinante<br />

des Projekterfolges.<br />

Titel 67


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 44: Wirkmodell Arbeit der Projektgruppen und schulischer Projekterfolg<br />

Fazit:<br />

Die Projektgruppenarbeit stellt das Kernstück des Projektes<br />

und der Bearbeitung schulischer Entwicklungsbereiche dar.<br />

Es ist gelungen, die Gruppen in den meisten Schulen bekannt<br />

zu machen. Bei der Bekanntheit der Ergebnisse gab<br />

es deutliche Unterschiede zwischen den Schulen, die auch<br />

darin begründet sind, dass Gruppen unterschiedlich erfolgreich<br />

arbeiteten. Es zeigt sich aber auch, dass der durchschnittliche<br />

Bekanntheitsgrad der Projektgruppenergebnisse<br />

in Zusammenhang mit dem Projekterfolg steht. Daraus lässt<br />

sich ableiten, dass erfolgreiche Schulen darauf achten, dass<br />

die Mehrheit der Gruppen gut vorankommt und ihre Ergebnisse<br />

in der Schulgemeinschaft bekannt gemacht werden.<br />

Werden die Projektgruppen in ihrer Arbeit durch die Schulleitung<br />

unterstützt und erhalten sie eine positive Rückmeldung<br />

durch das Kollegium, zeigt dies zugleich positive Zusammenhänge<br />

mit dem Projekterfolg. Dies macht deutlich, dass<br />

eine erfolgreiche Arbeit nicht ausschließlich vom Engagement<br />

der Aktiven lebt, sondern inunterstützende Strukturen<br />

eingebunden sein muss. Dafür ist es unabdingbar, dass die<br />

Schulleitung hinter dem Projekt steht und dieses aktiv fördert.<br />

Gleichzeitig sollte die gesamte Schulgemeinde durch<br />

Information, Feedback und Abstimmungen kontinuierlich<br />

und in angemessener Weise in die Arbeit der Projektgruppen<br />

einbezogen werden.<br />

4.2.2.7 Wie bewerten die Schulen die Zusammenarbeit mit<br />

dem Lüneburger Projektteam?<br />

Viele Schulen verfügen selbst nicht über ausreichende Veränderungskompetenzen.<br />

Externe Beratung kann dann hilfreich<br />

sein um Schulen bei ihrer Selbstreflexion zu unterstützen<br />

und entsprechende Kompetenzen im Bildungssetting<br />

aufzubauen (Rolff 1998). Dabei bleiben die Schulen im Prozess<br />

Experten für ihre Situation und sind verantwortlich für<br />

die Umsetzung des Vorhabens.<br />

Eine Begleitung von Schulentwicklungsprozessen ist u.a.<br />

dann nützlich, wenn sie<br />

• Die einzelne Schule und ihre Entwicklung zum<br />

Thema macht,<br />

• die an der Schule beteiligten Menschen in den Mittelpunkt<br />

stellt,<br />

• Lernprozesse des Kollegiums und der Schulleitung<br />

fördert,<br />

• von unabhängiger Seite Anregungen bietet,<br />

• ermöglicht, von den Erfahrungen anderer zu lernen<br />

und<br />

• spezielles Wissen zur Verfügung stellt, das der<br />

Schule fehlt, um ein Problem erfolgreich zu lösen.<br />

(Rolff, 1998)<br />

Kriterien:<br />

a) Durchschnittliche Zufriedenheit mit der Begleitung<br />

durch das Projektteam<br />

b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />

Datengrundlage:<br />

Die Einschätzungen zur Zusammenarbeit mit dem Projektteam<br />

wurden nur bei den Projektaktiven erhoben. Die Stichprobe<br />

der Projektaktiven, die entweder im Steuerkreis o-<br />

der/und in einer Projektgruppe aktiv waren, umfasst 516<br />

Lehrkräfte.<br />

Titel 68


Operationalisierung:<br />

Die Projektschulen der DAK-Initiative wurden über einen<br />

Zeitraum von jeweils drei Jahren durch Mitarbeiter_innen<br />

des Projektteams Lüneburg begleitet. Diese moderierten die<br />

Steuerkreissitzungen vor Ort und unterstützen die Schulen in<br />

allen Phasen des Veränderungsprozesses. Die Umsetzung<br />

des Schulentwicklungsprojektes erfolgte durch die Steuerkreise<br />

der Projektschulen. Schwerpunkt der Prozessberatung<br />

bildeten Fragen zum Projektmanagement, zur Steuerung von<br />

Organisationsentwicklungsprozessen und zur Sicherung der<br />

Nachhaltigkeit unter Berücksichtigung der jeweiligen schulischen<br />

Situation. Dabei wurden Best-Practice-Beispiele aus<br />

anderen Schulen vorgestellt, neue Sichtweisen durch das<br />

Projektteam angeregt sowie schulspezifische Lösungsstrategien<br />

entwickelt. Neben der Prozessberatung stand das<br />

Projektteam auch als Ansprechpartner_in zu spezifischen<br />

Fragen und inhaltlichen Bereichen der Gesundheitsförderung<br />

und Prävention zur Verfügung. Das Projektteam Lüneburg<br />

unterstützte in seiner Arbeit überwiegend den Steuerkreis<br />

der Schule, in Abhängigkeit von den Bedarfen darüber<br />

hinaus auch die Schulleitung und die Projektgruppen der<br />

Schule. Neben der direkten Unterstützung vor Ort hatten die<br />

Schulen jederzeit die Möglichkeit das Projektteam auch per<br />

E-Mail oder telefonisch zu erreichen.<br />

Die Zufriedenheit mit dem Projektteam Lüneburg wurde in<br />

der Abschlussbefragung mit einem Item zur Gesamtzufriedenheit<br />

sowie sieben Items zu verschiedenen Teilaspekten<br />

abgefragt. Für die Darstellung des Zusammenhangs mit<br />

dem Projekterfolg wurden diese in drei Bereichenzusammengefasst<br />

(Faktorenanalyse):<br />

1. Informationsfluss und Erreichbarkeit: Zufriedenheit<br />

mit der Erreichbarkeit per Telefon oder Mail, der<br />

Reaktionszeit bei Fragen und Wünschen der Schule<br />

sowie dem Informationsfluss vom Projektteam zur<br />

Schule<br />

2. Eingehen auf Bedürfnisse der Schule: Zufriedenheit<br />

mit der Kommunikationskompetenz, dem Eingehen<br />

auf konkrete Bedürfnisse der Schule sowie der Offenheit<br />

für Kritik und Anregungen<br />

3. Zufriedenheit mit der fachlichen Kompetenz<br />

Ergebnisse:<br />

a) Durchschnittliche Zufriedenheit mit der Begleitung<br />

durch das Projektteam<br />

Die Zustimmungswerte fallen alle sehr ähnlich und recht<br />

hoch aus, sie liegen fast durchweg über 70 Prozent. Die Ergebnisse<br />

sind im Detail in Abbildung 46 dargestellt. Am<br />

günstigen wurden die Erreichbarkeit (Zustimmungswert<br />

76,6 Prozent) sowie die fachliche Kompetenz des Projektteams<br />

(Zustimmungswert 74,4 Prozent) eingeschätzt. Der<br />

niedrigste Zustimmungswert liegt bei 65,1 Prozent, der die<br />

Berücksichtigung der konkreten Situation an der Schule einschätzt.<br />

Die Ergebnisse machen eine hohe Zufriedenheit mit<br />

der Unterstützung durch das Projektteam Lüneburg deutlich,<br />

bei der die Schulen sich kompetent beraten fühlten und bei<br />

Fragen und Anliegen das Projektteam schnell erreichen<br />

konnten. Eine gute Unterstützung ist in Anbetracht der unterschiedlichen<br />

Ausgangsvoraussetzungen der Schulen<br />

wichtig und ermöglicht auch Schulen mit wenig Vorerfahrung<br />

komplexe Schulentwicklungsprozesse in Angriff zu<br />

nehmen. Eine hohe Erreichbarkeit stellt sicher, dass die<br />

Schulen bei auftretenden Fragen und Schwierigkeiten im<br />

Prozess schnell Unterstützung erhalten und dementsprechend<br />

auch selbst zügig agieren können.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 69


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 45: Zufriedenheit mit dem Projektteam Lüneburg<br />

b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />

Es zeigt sich auch hier durchweg ein Zusammenhang mit<br />

dem schulischen Projekterfolg: Je besser diese Qualitätsmerkmale<br />

aus Sicht der befragten Lehrkräfte erfüllt sind,<br />

desto größer der Erfolg der jeweiligen Schule. Insbesondere<br />

die Einschätzung der fachlichen Kompetenz wirkt sich dabei<br />

auf die Gesamtbeurteilung der Schulbegleitung aus.<br />

Abbildung 46: Zufriedenheit mit Projektteam: Mittelwerte der Erfolgsgruppen<br />

Fazit:<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass insgesamt eine hohe Beratungsqualität<br />

gewährleistet werden konnte. Neben einer guten<br />

Erreichbarkeit des Projektteams fällt die hohe Einschätzung<br />

der fachlichen Kompetenz auf, die sich auf die Gesamtzufriedenheit<br />

mit der Schulbegleitung auswirkt und<br />

maßgeblich zum Projekterfolg beiträgt. Da Schulen mit einem<br />

hohen Projekterfolg alle Aspekte der Schulbegleitung im<br />

Durchschnitt besser einschätzten als weniger erfolgreiche<br />

Schulen, ist es zugleich auch denkbar, dass bei erfolgreichem<br />

Projektabschluss die Arbeit der Schulbegleitung insgesamt<br />

positiver bewertet wird.<br />

Das Eingehen auf die schulischen Bedürfnisse erhält in der<br />

Einschätzung die niedrigsten Zustimmungswerte. Betrachtet<br />

Titel 70


man die unterschiedlichen Startvoraussetzungen der Schulen<br />

und den sich hieraus ergebenden Beratungs- und Unterstützungsbedarf<br />

(vgl. 4.2.2.3), so unterstreicht dieses Ergebnis<br />

die Annahme, dass ein Vorgehen mit festen Projektbestandteilen<br />

nicht für alle Schulen gleichermaßen zu einem<br />

hohen Projekterfolg führen kann. Das Vorgehen an der jeweiligen<br />

Schule sollte daher zukünftig noch stärker an deren<br />

Bedürfnissenausgerichtet werden.<br />

4.2.2.8 Was sind Einflussfaktoren auf den Projekterfolg aus<br />

Sicht der Schulen?<br />

Bislang wurde der Frage nachgegangen, welche empirisch<br />

belegbaren Zusammenhänge zwischen dem Projekterfolg der<br />

Schulen und deren Startvoraussetzungen, Aspekten der Projektgestaltung<br />

sowie der externen Begleitung bestehen. In<br />

Ergänzung zu den Fragebogendaten wurden in einem Abschlussgespräch<br />

die Projektverantwortlichen explizit nach<br />

den aus ihrer Sicht zentralen Gelingens- bzw. Misslingensfaktoren<br />

für das Projekt gefragt. Projektverantwortliche sind<br />

für die Umsetzung verantwortlich und haben Expertenwissen<br />

zum Projektgeschehen. Es wird überprüft ob die Einschätzung<br />

der Expert_innen in Übereinstimmung mit den vorherigen<br />

Erkenntnissen zu den Gelingensbedingungen stehen o-<br />

der andere (ggf. schulspezifische) Faktoren aus Sicht der<br />

Projektverantwortlichen zum Erfolg der Schule beigetragen<br />

haben.<br />

Kriterien:<br />

a) Gelingensfaktoren aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />

b) Misslingensfaktoren aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />

Datengrundlage:<br />

Datenbasis stellen die Abschlussgespräche mit den Projektverantwortlichen<br />

(Steuerkreisleiter_in und/oder ein Mitglied<br />

der Schulleitung) dar, die zu Projektende an N=23 Schulen<br />

durchgeführt wurden.<br />

Operationalisierung:<br />

Im Gespräch wurden zur Erfassung der subjektiven Erfolgsfaktoren<br />

folgende Fragen gestellt:<br />

• Was hat besonders zum Projekterfolg beigetragen?<br />

• Was hat den Projekterfolg möglicherweise behindert?<br />

Häufigkeiten für diejenigen Faktoren, die von mehr als zwei<br />

Schulen genannt wurden.<br />

Ergebnisse:<br />

a) Gelingensfaktoren aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />

An erster Stelle wurden die verschiedenen <strong>Fortbildung</strong>sangebote<br />

sowie andere zusätzliche Veranstaltungen im Projektverlauf<br />

als Gelingensfaktoren genannt. In diese Kategorie<br />

gehen sowohl Standardangebote wie die Steuerkreis- und<br />

die Moderatorenschulung ein, als auch schulspezifische<br />

<strong>Fortbildung</strong>en und Aktionstage. Nicht mitgezählt sind hier<br />

die Standardveranstaltungen, die jeweils nach den Befragungen<br />

an allen Schulen stattfanden. Der Kick-Off und die<br />

Zwischenbilanz oder auch „Großveranstaltungen insgesamt“<br />

wurden von vielen Schulen nochmals separat als Gelingensfaktoren<br />

genannt. Die externe Begleitung an sich<br />

wurde von zwölf Schulen (52 Prozent) und damit am zweithäufigsten<br />

als Erfolgsfaktor genannt. Die Schulen empfanden<br />

vor allem das Vorgehen nach dem Organisationsentwicklungszyklus<br />

und das professionelle Projektmanagement<br />

als hilfreich. Eine breite Beteiligung und das Engagement<br />

der Projektaktiven wurden von sechs Schulen als wichtige<br />

Gelingensbedingungen aufgeführt. Recht häufig genannt<br />

wurde zusätzlich noch einmal die Bedeutung einzelner Personen<br />

oder Personengruppen für das Vorankommen im Prozess<br />

(je fünf Schulen). Hier wurden u.a. Projektleiter_innen,<br />

Moderator_innen, ganze Projektgruppen undauch Beteiligungsgruppen<br />

wie Eltern oder Schüler_innen genannt.<br />

Vorgehensweise bei der Auswertung:<br />

Da sich positive und negative Faktoren inhaltlich überlappen,<br />

wurden die Antworten zunächst gemeinsam ausgewertet<br />

und nachträglich zugeordnet. Dargestellt werden die<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 71


Abbildung 47: Gelingensfaktoren aus Sicht der Schulen (Datenquelle:<br />

N=23 Abschlussgespräche)<br />

b) Misslingensfaktoren aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />

Die größte Behinderung des Projekterfolgs stellten aus Sicht<br />

der Schulen konkurrierende Projekte dar, die zeitliche und<br />

personelle Ressourcen von der DAK-Initiative abgezogen<br />

hatten (39,1 Prozent der Schulen). Der Punkt Zeitmangel im<br />

Allgemeinen wurde von 30,4 Prozent der Schulen nochmals<br />

gesondert genannt und rangiert an zweiter Stelle der Misslingensfaktoren.<br />

Ein mangelhaftes Engagement der Lehrkräfte<br />

gefährdete aus Sicht der Schulen weiterhin den Projekterfolg.<br />

Jede fünfte Schule nannte diesen Misslingensfaktor.<br />

Einige Schulen (N=4), die sich explizit um eine breite<br />

Partizipation bemüht hatten, schätzen diese Bemühungen<br />

im Nachgang eher als hinderlich ein, weil sie – vor allem die<br />

Zielgruppe der Schüler_innen betreffend – viel Zeit gekostet<br />

hatten und das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen unbefriedigend<br />

war.<br />

Abbildung 48:Misslingensfaktoren aus Sicht der Schulen (Datenquelle:<br />

N=23 Abschlussgespräche) (s.o.)<br />

Fazit:<br />

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die von den Projektverantwortlichen<br />

genannten Ge- und Misslingensfaktoren<br />

einige zentrale und empirisch belegte Erfolgsfaktoren wiederspiegeln.<br />

Einen ganz entscheidenden positiven Einfluss wird den verschiedenen<br />

<strong>Fortbildung</strong>sangeboten sowie anderen zusätzlichen<br />

Veranstaltungen im Projektverlauf eingeräumt. Durch<br />

diese konnte Veränderungswissen verankert und gesundheitsrelevante<br />

Kompetenzen an den Schulen aufgebaut werden.<br />

<strong>Fortbildung</strong>en, Aktionstage, Workshops und die im<br />

Rahmen des Projektes angebotenen Großveranstaltungen<br />

schaffen darüber hinaus einen Rahmen für Austausch und<br />

gemeinsame Aktivitäten. Hierdurch kann bei den Schulbeteiligten<br />

Gemeinsinn gefördert werden. Die Bedeutung von Gemeinsinn<br />

für Veränderungsvorhaben zeigt sich u.a. darin,<br />

dass als weitere Gelingensfaktoren eine gute Kooperation im<br />

Kollegium, die Arbeit in Gruppen sowie ein gemeinsames<br />

schulisches Veränderungsanliegen genannt wurden. Als am<br />

zweithäufigsten genannter Faktor trägt aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />

die professionelle Unterstützung durch<br />

die externe Begleitung zum Projekterfolg bei. Daraus lässt<br />

sich schließen, dass die externe Begleitung von den Schulen<br />

als hilfreich und unterstützend erlebt wurde.<br />

72


Die geäußerten Misslingensfaktoren unterstreichen die Bedeutung<br />

günstiger Startbedingungen bzw. die Schaffung<br />

guter Voraussetzungen zu Projektbeginn: Ohne ausreichende<br />

zeitliche und personelle Kapazitäten sollte kein größeres<br />

schulisches Entwicklungsvorhaben begonnen werden. Auch<br />

eine mangelnde Veränderungsbereitschaft (mangelndes Engagement)<br />

zeigte einen negativen Einfluss auf den Projekterfolg.<br />

Darüber hinaus sollten realistische Erwartungen und<br />

Ziele formuliert und Themen ausgewählt werden, auf die<br />

auch tatsächlich Einfluss genommen werden kann.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 73


5. Executive Summary<br />

Inhalt:<br />

(1) Erkenntnisse der Evaluation<br />

• Die sieben wichtigsten Projektergebnisse<br />

• Die sechs wichtigsten Gelingensbedingungen<br />

(2) Schlussfolgerungen für Folgeprojekte<br />

(3) Qualität, Bedeutsamkeit und Wert des Projektes<br />

Ungleich verteilte Bildungs- und Gesundheitschancen bei<br />

Kindern und Jugendlichen, eine zunehmende psychische Beanspruchung<br />

der Lehrkräfte sowie stetig steigende Anforderungen<br />

an die Organisation Schule prägen das Bild gegenwärtiger<br />

Entwicklungen. Um den an Schule gerichteten Bildungs-<br />

und Erziehungsauftrag erfüllen zu können, bedarf es<br />

innovativer Ansätze, die sowohl die Qualität von Schule als<br />

auch die Gesundheit ihrer Mitglieder in ihrer wechselseitigen<br />

Bedingtheit betrachten und fördern. Ein Ansatz, der die<br />

Wirkzusammenhänge von Bildung und Gesundheit ins Zentrum<br />

seines Handelns rückt, ist die gute gesunde Schule. Auf<br />

Grundlage dieses Ansatzes unterstützte und begleitete die<br />

DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“<br />

bundesweit 30 Schulen für jeweils drei Jahre. Die von der<br />

DAK-Gesundheit initiierte und in Kooperation mit der<br />

<strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg durchgeführt Initiative erreichte<br />

in 7 Bundesländern direkt und indirekt rund 26.000<br />

Schüler_innen, 1.600 Lehrkräfte und 52.000 Eltern.<br />

Die Umsetzung erfolgte nach den folgenden Prinzipien:<br />

• Beratung nach dem Organisationsentwicklungsmodell:<br />

Gesundheitsförderung wurde nicht als ein weiteres<br />

„Add-on“ zu den eigentlichen Aufgaben realisiert, sondern<br />

konsequent mit der schulischen Qualitätsentwicklung<br />

verbunden.<br />

• Ganzheitlichkeit: Es wurden Maßnahmen umgesetzt,<br />

die auf eine Verbesserung der Arbeits- und Lernbedingungen<br />

zielen und die die Kompetenzen und Ressourcen<br />

von Schüler_innen und Lehrkräften stärken (Verhältnisund<br />

Verhaltensprävention).<br />

• Selbststeuerung und Partizipation: Eine breite Beteiligung<br />

der Schulgemeinde und eine Befähigung zur<br />

Selbststeuerung in allen Phasen des Projekts waren<br />

zentrale Prämissen: Die Schule wählte ihre wichtigsten<br />

Themen aus, entwickelt passgenaue Maßnahmen und<br />

wurde in die Prozess- und Ergebnisevaluation mit einbezogen.<br />

• Nachhaltigkeit: Durch die Umsetzung eines tief greifenden<br />

systematischen Veränderungsprozesses wurden<br />

die Entwicklungskompetenzen der Schulen gestärkt und<br />

die Schulen nachhaltig befähigt, ihre Schulentwicklung<br />

nach Projektabschluss selbstständig weiterführen zu<br />

können.<br />

Die Vorgabe des Leitfadens Prävention für die Gestaltung<br />

von Setting-Projekten wurde in der Umsetzung der DAK-<br />

Initiative in vollem Umfang erfüllt:<br />

• Zielgruppen der DAK-Initiative waren Schüler_innen,<br />

Lehrkräfte und Eltern. Dabei wurden besonders Schulen<br />

in strukturschwachen Regionen bei der Auswahl berücksichtigt.<br />

Es wurden verhaltenspräventive Maßnahmen<br />

durchgeführt, die die Gesundheit der Zielgruppen<br />

förderten und verhältnispräventive Maßnahmen umgesetzt,<br />

die auf der Ebene der Organisation die Arbeitsund<br />

Lernbedingungen der Zielgruppen gesundheitsförderlicher<br />

gestalteten. Die Schule diente dementsprechend<br />

nicht nur als Zugangsweg zur Erreichung von<br />

(benachteiligten) Schüler_innen, sondern war selbst<br />

Gegenstand gesundheitsförderlicher Umgestaltung.<br />

Darüber hinaus konnten über die Einbindung der Zielgruppen<br />

in den gesamten Veränderungsprozess deren<br />

Kompetenzen und Fähigkeiten gefördert werden.<br />

• Der Bedarf der Zielgruppen wurde zu Beginn mit einer<br />

fragebogengestützten Analyse umfassend erhoben und<br />

der Veränderungsbedarf gezielt daraus abgeleitet.<br />

• Die umgesetzten Maßnahmen sowie der gesamte Prozess<br />

wurden evaluiert, nachhaltig in die schulischen<br />

Strukturen implementiert und in den Schulen dokumentiert.<br />

• Bestehende Angebote für die Schulen wurden bereits<br />

während der Projektlaufzeit evaluiert und weiterentwickelt.<br />

Zusätzliche Angebote wurden nach Bedarf entwickelt<br />

und anschließend allen Projektschulen zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse der Evaluation<br />

dargestellt und gezeigt, dass über das Vorgehen der DAK-<br />

Initiative tief greifende schulische Entwicklungsprozesse gelungen<br />

sind. Anschließend werden Schlussfolgerungen für<br />

Folgeprojekte aus den zentralen Erkenntnissen abgeleitet<br />

und die Bedeutung des Projektes herausgestellt.<br />

74


5.1 Erkenntnisse der Evaluation<br />

Zwei Arten von Projektergebnissen sind zu unterscheiden:<br />

Die Veränderungserfolge auf Seiten der Projektschulen (s.u.<br />

5.1.1) und die im Projekt entwickelten Erkenntnisse und Diagnoseverfahren<br />

über Prädiktoren des Projekterfolges (s.u.<br />

5.1.2). Letztere sind deshalb so wichtig, weil sie die Gelingensfaktoren<br />

und damit Effizienz von Folgeprojekten an allen<br />

Schulen vorhersagen und optimieren können.<br />

5.1.1 Die sieben wichtigsten Projektergebnisse<br />

War das Projekt erfolgreich und konnten die gewünschten<br />

Wirkungen erzielt werden? Zentrales Erfolgskriterium der<br />

DAK-Initiative war es, die Schulen in der Entwicklung zu guten<br />

und gesunden Schulen zu unterstützen. Leitziele waren<br />

die Förderung der Lehrer- und Schülergesundheit sowie die<br />

Verbesserung der Schulqualität. Darüber hinaus sollten die<br />

Schulen nachhaltig befähigt werden, ihre Schulentwicklung<br />

nach Projektabschluss selbstständig fortführen zu können.<br />

Um zu überprüfen in wie fern die Ziele der DAK-Initiative erreicht<br />

werden konnten und welche Wirkungen sich zeigen,<br />

wurden in der Evaluation folgende Fragen beantwortet:<br />

• Wie erfolgreich war das Projekt aus Sicht der Beteiligten?<br />

• Durch welche Wirkungen konnte ein Beitrag zur Förderung<br />

der Lehrer- und Schülergesundheit geleistet werden?<br />

• Inwieweit entwickelten sich die Projektschulen in Richtung<br />

gute gesunde Schule?<br />

• Profitierten Schulen in strukturschwachen und strukturstarken<br />

Regionen gleichermaßen von dem Projekt?<br />

• Inwieweit wurde eine breite Partizipation der Beteiligten<br />

erreicht und welche Wirkungen konnten darüber erzielt<br />

werden? Und:<br />

• Inwieweit wurden an den Schulen Voraussetzungen für<br />

eine nachhaltige Verbesserung der Entwicklungskompetenz<br />

geschaffen?<br />

(vgl. Abb. 51). Bei keiner der Projektschulen lässt sich eine<br />

Verschlechterung der gesundheitsrelevanten Arbeits- und<br />

Organisationsbedingungen feststellen. 66,7 Prozent der<br />

Schulen haben bedeutsame Veränderungen erzielt, 40,7 Prozent<br />

haben sich zu guten gesunden Schulen entwickelt.<br />

Abbildung 50: Zuordnung der Schulen nach Grad der Gesundheitsförderlichkeit<br />

und Qualität vor und nach dem Projekt<br />

2. Auch Brennpunktschulen schneiden erfolgreich ab:<br />

Gesundheitsressourcen sind in Deutschland ungleich verteilt,<br />

daher waren Schulen in regionalen Brennpunkten eine<br />

explizite Zielgruppe der DAK-Initiative (67 Prozent der Projektschulen).<br />

Die Schulen aus Regionen mit geringerer Wirtschaftskraft<br />

und überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit waren<br />

nicht weniger erfolgreich als Schulen in besseren Umfeldern.<br />

Hier zeigt sich, dass die DAK-Initiative auch an Schulen<br />

funktioniert, die ungünstigere Rahmenbedingungen,<br />

auch in Bezug auf die Schülerschaft, aufweisen (Abb. 52).<br />

Antworten gibt die folgende Zusammenfassung der wichtigsten<br />

Ergebnisse:<br />

1. Gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen entscheidend<br />

reduziert: Der Anteil der Risikoschulen mit erheblichen<br />

Gesundheitsrisiken für Lehrkräfte und Schüler_innen<br />

hat im Projektverlauf von 60 Prozent auf 15 Prozent<br />

deutlich abgenommen. 56 Prozent dieser Risikoschulen<br />

konnten sich zu in Ansätzen gesundheitsfördernden Schulen<br />

und 19 Prozent sogar zu guten gesunden Schulen entwickeln<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 75


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 51: Entwicklung zu guten gesunden Schulen in Abhängigkeit<br />

vom Regionalindex vor und nach dem Projekt<br />

Schulen rund zwei Drittel der gesetzten Projektziele bereits<br />

nach 2,5 Jahren erreicht haben (vgl. Abb. 50).<br />

3. Die Schulen konnten den Großteil ihrer Ziele erreichen:<br />

Die Schulleitungen geben im Mittel an, dass ihre<br />

Abbildung 49: Grad der Projektzielerreichung aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />

Der durchschnittliche Zustimmungswert der Lehrkräfte zur<br />

Zufriedenheit mit den Projektgruppenergebnissen lag bei 64<br />

Prozent, das entspricht einer Einschätzung von mittel bis<br />

eherzufriedenen.<br />

4. Projekterfolg von Schulleiter_innen und Eltern am<br />

höchsten eingeschätzt: Schulleitungen beurteilen das<br />

Projekt mit einem Zustimmungswert von durchschnittlich<br />

mehr als 60 Prozent als sehr erfolgreich, ähnlich die Lehrkräfte<br />

und Eltern. Die Schüler_innen schätzen den Projekterfolg<br />

zurückhaltender ein. Daraus lässt sich schlussfolgern,<br />

dass die Eltern die Beschäftigung der Schule mit Gesundheit<br />

und Schulqualität begrüßen und die Schulleitungen das<br />

Projekt als gewinnbringend für die Schule bewerten.<br />

5. Schüler- und Lehrerpartizipation steigen – Schulklima<br />

und Gesundheit verbessern sich: Durch das Projekt<br />

sollten der Gemeinsinn gestärkt sowie die kollektive Arbeit<br />

an der Entwicklung der eigenen Schule gefördert werden.<br />

Gelingt dies, können bei den Beteiligten wesentliche<br />

Titel 76


Schutzfaktoren bzw. Ressourcen wie eine höhere Identifikation<br />

mit der Schule, mehr Unterstützung und soziale Einbindung,<br />

gestärkt werden. Mit 48 Prozent konnte knapp die<br />

Hälfte der Schulen (N=13) die Beteiligung von Schüler_innen<br />

oder/und Lehrkräften an der Schulentwicklung<br />

verbessern und damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung<br />

ihrer Schule und ihrer Schulmitglieder leisten.<br />

An Schulen, denen eine höhere Schülerpartizipation gelungen<br />

ist (N=5), ging die Aggressivität zwischen den Schüler_innen<br />

deutlich zurück. Außerdem nahm die Schulunlust<br />

der Schüler_innen deutlich ab (vgl. Abb. 53). Schulfreude<br />

und ein gutes Klassenklima sind zwei wichtige Bedingungen<br />

für gute Lernerfolge. Gleichzeitig verbesserten sich an Schulen<br />

mit hoher Schülerpartizipation die Identifikation (Verbundenheit)<br />

mit der Schule und die Schulzufriedenheit.<br />

Abbildung 52: Auswirkungen der Schülerpartizipation auf das Erleben<br />

und Verhalten der Schüler_innen, Differenz der Abschluss- und Eingangsbefragung,<br />

N=15 Projektschulen, Jahrgang A (5./6. Klasse zu Projektbeginn),<br />

Alterseffekte wurden korrigiert<br />

Eine verbesserte Lehrerpartizipation wirkte sich sowohl auf<br />

die Schulkultur als auch auf die Zielgrößen Gesundheit und<br />

Schulqualität aus. So ging eine verbesserte Lehrerpartizipation<br />

(N=10 Schulen) deutlich mit einem besseren kollegialen<br />

Klima einher. Das bessere Klima steht in Zusammenhang<br />

mit einer geringeren psychischen Beanspruchung von Lehrkräften<br />

sowie mit einer höheren allgemeinen Zufriedenheit<br />

mit der Schule. Außerdem führten Verbesserungen in der<br />

Partizipation zu einer höheren Erfolgszuversicht, gemeinsam<br />

mit dem Kollegium Veränderungen voranzubringen. Diese<br />

kollektive Selbstwirksamkeitserwartung zeigte positive Auswirkungen<br />

auf die emotionale Verbundenheit mit der Schule.<br />

Abbildung 53: Auswirkungen von Verbesserung der Lehrerpartizipation<br />

auf zentrale Variablen der Schulkultur, Schulzufriedenheit und Gesundheit<br />

6. Nachhaltigkeit ist gesichert: Insgesamt 270 Schulmitglieder<br />

wurden als Change Agents in Moderatoren- oder<br />

Steuerkreisschulungen fortgebildet. Die Mehrheit der Schulen<br />

plant nach Projektende eine Beibehaltung des Steuerkreises<br />

sowie eine Fortführung der Projektgruppenarbeit.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 77


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 54: Geplante Weiterarbeit des Steuerkreises in den Schulen (N=27 Schulen)<br />

7. Schulen wurden zur selbstständigen Schulentwicklung<br />

befähigt: 96 Prozent der Schulen trauten sich zu,<br />

nach Projektende gesundheitsbezogene Schulentwicklung<br />

selbstständig fortzuführen, 40 Prozent der Schulen wünschen<br />

sich dabei punktuelle externe Unterstützung. Damit<br />

wurde ein zentrales Ziel der Gesundheitsförderung erreicht:<br />

die Fähigkeit der Schulen zur gezielten eigenen Entwicklung<br />

zu stärken (Hilfe zur Selbsthilfe).<br />

Abbildung 55: Zutrauen in die Fähigkeit zur selbstständigen Schulentwicklung (Datenquelle: Abschlussgespräche mit N=23 Schulen)<br />

5.1.2 Die fünf wichtigsten Gelingensbedingungen<br />

Die Ergebnisse der Evaluation zeigen: Das Projekt verlief an<br />

den Schulen insgesamt sehr erfolgreich. Dieser große Erfolg<br />

ist aus zwei Gründen besonders beachtlich. Zum einen, weil<br />

viele Schulen während der Projektlaufzeit weitere z.T. großkalibrige<br />

Schulentwicklungsprozesse und –aufgaben wie<br />

etwa die Umwandlung in Ganztagsschulen bewältigen<br />

mussten. Zum anderen, weil vergleichbare Prozesse in privatwirtschaftlichen<br />

Unternehmen mehrheitlich scheitern!<br />

Aus der Forschung ist bekannt, dass für das Gelingen eines<br />

tiefgreifenden Entwicklungsvorhabens ein hohes Maß an<br />

Veränderungsakzeptanz und Veränderungsbereitschaft seitens<br />

der Organisation wie auch ihrer Mitglieder gegeben<br />

sein muss. Eine unabdingbare Voraussetzung ist hier, dass<br />

das Veränderungsvorhaben von den Organisationsmitgliedern<br />

als notwendig und dringlich erachtet wird. Gleichzeitig<br />

braucht es Personen, die bereit sind, ihre Zeit und Kompetenzen<br />

in das Entwicklungsvorhaben einzubringen. Die Bereitschaft<br />

für ein solches Engagement wird zum einen durch<br />

Merkmale der Organisation sowie Merkmale der Person, und<br />

zugleich durch die Gestaltung des Veränderungsvorhabens<br />

beeinflusst (vgl. Abb. 57).<br />

Titel 78


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 56: Integratives Modell zur Veränderungsbereitschaft in Anlehnung an Holt et al. (2007)<br />

Die im Folgenden dargestellten Gelingensbedingungen zeigen<br />

auf, inwieweit die unterschiedlichen Startbedingungen<br />

und die Art der Projektgestaltung mit dem letztlichen Erfolg<br />

des Schulentwicklungsprozesses zusammenhängen. Dabei<br />

werden die Fragen beantwortet, ob sich bei Schulen oder<br />

auch Lehrkräften verschiedene Typen unterscheiden lassen,<br />

die im Zusammenhang mit dem Erfolg der Schule stehen<br />

und welche Merkmale der Projektgestaltung sowie der externen<br />

Begleitung sich auf den Projekterfolg auswirken.<br />

Die gezielte Diagnose erfolgskritischer Bedingungen soll zukünftig<br />

als Grundlage für die Entscheidung dienen, ob die<br />

für einen tiefgreifenden Wandel notwendigen Bedingungen<br />

an einer Schule bereits gegeben sind,welche Voraussetzungen<br />

zunächst entwickelt werden müssen und wie ein Projekt<br />

in seiner Durchführung gestaltet sein muss, um erfolgreich<br />

sein zu können.<br />

Die sechs wichtigsten Gelingensbedingungen:<br />

1. Veränderungsbereite Lehrer_innen: In der Evaluation<br />

des Projektes gelang es,drei Typen von Lehrer_innen methodisch<br />

zu identifizieren, die sich in ihrer Haltung gegenüber<br />

Veränderungsvorhaben in ihrer Schule wesentlich unterscheiden:<br />

(1) gesunde und zufrieden Progressive, (2) belastete<br />

und unzufrieden Resignierte und (3) gesunde und<br />

zufriedene Desinteressierte (Abb. 58).Je höher der Anteil der<br />

motivierten und aufgeschlossenen Lehrkräfte ist und je geringer<br />

der Anteil von desinteressierten und resignierten Kolleg_innen,<br />

umso wahrscheinlicher ist ein hoher Projekterfolg.<br />

Abbildung 57: Anteil von Lehrertypen an Schulen mit unterschiedlichem Projekterfolg (PE)<br />

2. Schulspezifische Beratung:Auch auf der Ebene der<br />

Organisation lassen sich Unterschiede in den Startbedingungen<br />

finden, die im Zusammenhang mit dem Projekterfolg<br />

stehen. In der Evaluation der DAK-Initiative gelang es,<br />

fünf Schultypen zu identifizieren, die mit jeweils spezifischen<br />

Stärken und Schwächen in einen Entwicklungsprozess<br />

starteten und die einen unterschiedlichen Beratungsbedarf<br />

haben (vgl. Abb. 59).<br />

Titel 79


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 58: Schultypen<br />

Profile der Schultypen:<br />

Die lernende Schulezeichnet sich durch eine hohe<br />

Veränderungsbereitschaft und die im Vergleich<br />

höchste Zufriedenheit mit der Schulqualität aus.<br />

Weiterentwicklung ist für diese Schule Programm,<br />

so dass die Lehrkräfte auch glauben, Veränderungsvorhaben<br />

in der Zukunft erfolgreich bewältigen<br />

zu können. Die Lehrkräfte dieser Schule sind<br />

kaum beansprucht, so dass man hier auch von einer<br />

guten gesunden Schule sprechen kann.<br />

Die unachtsame Erfolgsschulebesitzt ebenfalls eine<br />

hohe Schulqualität, die jedoch mit einer hohen<br />

Beanspruchung der Lehrkräfte einhergeht. Die Bereitschaft<br />

zu weiterem Engagement ist eher mittelmäßig<br />

ausgeprägt, die Erfolgszuversicht allerdings<br />

hoch. Die Kombination dieser Variablen<br />

könnte auf Erschöpfungssymptome hindeuten, die<br />

sich durch ein hohes Engagement in der Vergangenheit<br />

ergeben haben. Wenngleich Projekte in der<br />

Vergangenheit erfolgreich abgeschlossen werden<br />

konnten, scheint dies zum Teil auch auf Kosten der<br />

Gesundheit erfolgt zu sein.<br />

Die träge-zufriedene Schule weist eine hohe<br />

Schulqualität und eine vergleichsweise geringe Beanspruchung<br />

der Lehrkräfte auf. Offenbar sind die<br />

Lehrkräfte dieser Schule mit ihrer Situation zufrieden<br />

und sehen keine Notwendigkeit für Veränderungen.<br />

Ein Projekt zur Förderung der Gesundheit<br />

und Schulqualität erscheint aus ihrer Sicht wenig<br />

erfolgversprechend, entsprechend gering fällt auch<br />

die Bereitschaft zum Engagement der Lehrkräfte<br />

aus.<br />

Die motivierte Problemschule weist eine mittlere<br />

Schulqualität auf, während die Beanspruchung der<br />

Lehrkräfte vergleichsweise hoch ist. Das Kollegium<br />

erhofft sich Verbesserungen durch die Teilnahme<br />

an einem gesundheitsförderlichen Schulentwicklungsprojekt.<br />

Die Lehrkräfte sind daher relativ zuversichtlich,<br />

dass das Projekt erfolgreich sein kann<br />

und sind auch bereit, sich dafür zu engagieren.<br />

Die resignierte Problemschule ist gekennzeichnet<br />

durch eine niedrige Schulqualität und weist zugleich<br />

die höchsten Werte für die kognitive Beanspruchung<br />

der Lehrkräfte auf. Das Kollegium ist<br />

bezüglich der Erfolgsaussichten eines Projektes<br />

skeptisch und nur in geringem Umfang bereit, sich<br />

zu engagieren.<br />

Die Skalen und Items zur Einschätzung der Schultypenzugehörigkeit<br />

ermöglichen es, die Startbedingungen von Schule<br />

vorab zu prüfen, gegebenenfalls zu verbessern und damit<br />

die Frustration vergeblicher Hoffnungen zu vermeiden.<br />

3. <strong>Fortbildung</strong>en: Die angebotenen <strong>Fortbildung</strong>en wurden<br />

von den Schulen, bezogen auf ihre Bedürfnisse, als sehr<br />

passend wahrgenommen. Mit 95 Prozent schätzten fast alle<br />

Schulen die Moderatorenschulungen als genau passend ein,<br />

68 Prozent der Schulen empfanden auch die Steuerkreisschulungen<br />

als genau richtig (vgl. Abb. 11). <strong>Fortbildung</strong>en<br />

stehen darüber hinaus bei den subjektiv genannten Gelingensfaktoren<br />

für den Projekterfolg zusammen mit Aktionstagen,<br />

Workshops und anderen zusätzlichen Veranstaltungen<br />

Titel 80


an erster Stelle (vgl. Abb. 12). Durch diese Einschätzungen<br />

wird deutlich, dass Schulen einen hohen Bedarf an organisationalem<br />

Veränderungswissen und Projektmanagementkenntnissen<br />

haben, der durch die Angebote der DAK-<br />

Initiative bedient wurde.<br />

Abbildung 60: Gelingensfaktoren aus Sicht der Schulen (Datenquelle:<br />

N=23 Abschlussgespräche)<br />

Abbildung 59: Anteil der Projektschulen, die den jeweiligen Projektbaustein<br />

als „genau richtig“ für die eigene Schule einordneten, Datenquelle:<br />

Abschlussgespräche N=23 Schulen.<br />

4. Externe Begleitung: Als ein wesentlicher Erfolgsfaktor<br />

bei der Umsetzung wurde von den Projektverantwortlichen<br />

der Schulen die externe Projektbegleitung genannt (Abb. 12).<br />

Die Schulen empfanden vor allem das Vorgehen nach dem<br />

Organisationsentwicklungszyklus und das professionelle<br />

Projektmanagement als hilfreich.Die Auswertung der Abschlussbefragung<br />

zeigt, dass sich insbesondere die Einschätzung<br />

der fachlichen Kompetenz auf die Gesamtbeurteilung<br />

der Schulbegleitung auswirkte und in Zusammenhang<br />

mit einem hohen Projekterfolg steht (vgl. Abb. 13).<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 81


1. KOPFZEILE<br />

Abbildung 61: Zufriedenheit mit Projektteam: Mittelwerte der Erfolgsgruppen<br />

5. Hoher Projektstellenwert und Anerkennung für Aktive:<br />

Der Vergleich der erfolgreichen mit den weniger erfolgreichen<br />

Schulen offenbart entscheidende Unterschiede in<br />

der Umsetzung und Gestaltung des Projekts: In erfolgreichen<br />

Schulen besitzt das Projekt einen deutlich höheren Stellenwert<br />

und die im Projekten Engagierten erfahren mehr Anerkennung<br />

von Seiten des Kollegiums und der Schulleitung für<br />

ihre Arbeit (vgl. Abb. 63). Beide Merkmale korrelieren hoch<br />

miteinander (r=.756), d. h. ein hoher Stellenwert des Projektes<br />

geht mit der Würdigung der Aktiven Hand in Hand.<br />

Abbildung 62: Qualität der Projektumsetzung, Mittelwerte der Erfolgsgruppen<br />

5. Breite Beteiligung und Transparenz: Als ein wesentlicher<br />

Aspekt der Projektsteuerungsteht auch die Qualität<br />

der Steuerkreisarbeit im Zusammenhang mit dem schulischen<br />

Projekterfolg: Schulen mit hohem Projekterfolg sind<br />

deutlich zufriedener mit der Arbeit des Steuerkreises als weniger<br />

erfolgreiche Schulen. Dabei wirken sich besonders das<br />

Bemühen um eine breite Beteiligung und die Transparenz<br />

von Entscheidungsprozessen positiv auf den Projekterfolg<br />

aus.<br />

5.2 Schlussfolgerungen für Folgeprojekte<br />

Auf der Grundlage der Evaluationsergebnisse sowie der<br />

praktischen Erfahrungen aus den Modellprojekten lassen<br />

sich folgende Empfehlungen für Folgeprojekte ableiten:<br />

1. Schulspezifische Beratung<br />

• Über ein Vorabscreening werden die Ausgangsbedingungen<br />

und der Entwicklungsstand der Schulen<br />

erfasst.<br />

Titel 82


• Die Beratung und Begleitung der Schulen erfolgt<br />

auf der Grundlage der aus den Schultypen abgeleiteten<br />

Beratungsempfehlungen.<br />

2. Flexibilisierung des Angebotes<br />

• Entwicklung eines Angebotes mit flexiblen Programmbausteinen.<br />

Die Programmbausteine können<br />

von den unterschiedlichen Schultypen auf Grundlage<br />

der Beratungsempfehlungen individuell genutzt<br />

werden.<br />

• Die Projektlaufzeit passt sich an den Bedarf und<br />

Entwicklungsstand der Schule an. Ein vorzeitiger<br />

Ausstieg (aus vorab definierten,stark projektbehindernden<br />

Gründen) wird ermöglicht.<br />

3. Steigerung der Effizienz durch Modularisierung<br />

• Aufbereitung themenspezifischer Module, die von<br />

den Schulen abgerufen werden können: Die Module<br />

werden anschließend auf die schulische Situation<br />

übertragen.<br />

• Durch das Angebot von Modulen werden schulische<br />

Ressourcen (Zeit, Personal, Geld) entlastet.<br />

4. Den Anfang gezielt gestalten<br />

• Prüfung der Veränderungsbereitschaft der Lehrkräfte<br />

zu Projektbeginn: Aus den Ergebnissen werden<br />

gezielt Maßnahmen zur Förderung der Veränderungsbereitschaft<br />

abgeleitet.<br />

• Durchführung einer Ziel- und Auftragsklärung vor<br />

Projektstart mit der Schulleitung und dem Steuerungsgremium<br />

der Schule.<br />

• Schulen werden erst nach erfolgtem Vorabscreening<br />

und der erfolgreichen Ziel- und Auftragsklärung<br />

in das Projekt aufgenommen.<br />

• Die Einbindung der Schulleitungund deren Bereitschaft<br />

zur aktiven Unterstützung des Projekteswerden<br />

zu Beginn sichergestellt.<br />

5. Ausbildung von Gesundheitsmanager_innen<br />

• Steigerung der Nachhaltigkeit und Kompetenzentwicklung<br />

an den Schulen durch die Ausbildung<br />

schulinterner Gesundheitsmanager_innen. Die Gesundheitsmanager_innen<br />

sind in der Schule für<br />

die Umsetzung des Veränderungsprozesses verantwortlich<br />

und werden für ihre Aufgaben geschult<br />

und im Prozess begleitet.<br />

6. Gestaltung und Steuerung des Prozesses in den<br />

Schulen<br />

• Das Vorgehen erfolgt nach dem Organisationsentwicklungszyklus.<br />

• Die Projektrelevanz und Würdigung der Projektaktiven<br />

durch Schulleitung und Kollegium wird laufend<br />

sichergestellt.<br />

• Die Projektverantwortlichen sorgen für eine breite<br />

Beteiligung in der Umsetzung und sorgen für<br />

Transparenz in ihrem Vorgehen.<br />

• Großveranstaltungen sind Teil der Projektarchitektur<br />

und werden als Räume für Information, Austausch<br />

und Beteiligung genutzt.<br />

7. Externe Begleitung<br />

• Die Umsetzung des Prozesses wird externbegleitet.<br />

Die externe Begleitung zeichnet sich durch ihre<br />

fachliche Expertise aus und steht als Ansprechpartner_in<br />

für Fragen der Prozessgestaltung und<br />

als Expert_in für Gesundheitsförderung zur Verfügung.<br />

• Schulen mit sehr wenig Schulentwicklungserfahrung<br />

oder/und bestehenden Konflikten (z.B. motivierte<br />

oder resignierte Problemschulen) werden intensiv<br />

begleitet. Hier empfiehlt sich zunächst ein<br />

stärker steuerndes Vorgehen durch die externe Begleitung.<br />

8. Vernetzung stärken<br />

• Zur Förderung der Nachhaltigkeit werden regionale<br />

Schwerpunkte gebildet und die Schulen in einen<br />

stärkeren Austausch miteinander gebracht.<br />

9. Einbindung externer Partner_innen<br />

• Schulische Gesundheitsförderung ist eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe und kann nicht allein<br />

von Schulen und Krankenkassen geleistet werden.<br />

Gesellschaftliche Akteure, die Entwicklungsanforderungen<br />

an Schulen stellen, Rahmenbedingungen<br />

von Schulen gestalten und Interesse an der Gesundheit<br />

der Schulmitglieder haben, sind wichtige<br />

Partner_innen und sollten daher in gesundheitsförderliche<br />

Schulentwicklungsprojekte eingebunden<br />

sein.<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 83


5.3 Qualität, Bedeutsamkeit und Wert des Projektes<br />

Die Ergebnisse des Berichtes zeigen auf, dass die DAK-<br />

Initiative wirksam war.<br />

‣ Förderung der Gesundheit: Gesundheitsgefährdende<br />

Arbeitsbedingungen konnten entscheidend reduziert<br />

werden. Ein beachtlicher Prozentsatz an Risikoschulen<br />

hat sich zu im Ansatz gesundheitsfördernden Schulen<br />

entwickelt. Hierüber konnte Einfluss auf die Gesundheit<br />

der Schulbeteiligten genommen werden.<br />

‣ Nachhaltigkeit: An den Projektschulen konnten Kompetenzen<br />

aufgebaut und das Vorgehen nachhaltig in den<br />

schulischen Strukturen verankert werden.<br />

‣ Wissenschaftliche Erkenntnisse: Durch die Entwicklung<br />

einer Typologie von Lehrkräften sowie der Typologisierung<br />

von Schulen wurden neue wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

gewonnen, die ein noch effektiveres und effizienteres<br />

Vorgehen in Folgeprojekten ermöglichen. Der<br />

Projekterfolg liegt nicht alleine in den konstruktiven<br />

Veränderungen auf Seiten der Projektschulen. Er liegt<br />

vor allem auch in einem Zuwachs an empirisch gesichertem<br />

Änderungswissen über die Bedingungsfaktoren<br />

von mehr oder weniger erfolgreicher Entwicklungsarbeit<br />

an Schulen. Die Fortschritte in der Aufklärung von Bedingungsfaktoren<br />

und deren Messbarkeit sind für die<br />

zukünftige Gestaltung von ähnlichen Projekten von unschätzbarem<br />

Wert und zwar sowohl für Schulen, die<br />

sich auf den Weg machen wollen als auch für Projektträger,<br />

die die Erfolgswahrscheinlichkeit von Projekten<br />

abschätzen und gezielt unterstützen wollen.<br />

Die DAK-Initiative war in ihrer Konzeption und Durchführung<br />

einmalig und aus folgenden Gründen in besonderer Weise<br />

innovativ.<br />

‣ Wissensbasierung: Die DAK-Initiative baute in konsequenter<br />

Weise auf den Erkenntnissen auf, die zur Wirksamkeit<br />

schulischer Gesundheitsförderung im Setting-<br />

Ansatz der Gesundheitsfördernden Schule vorliegen<br />

(Paulus 2010; DAK-Gesundheit & Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />

2012).<br />

‣ Verknüpfung mit schulischer Qualitätsentwicklung:<br />

Die DAK-Initiative führte den Ansatz der Gesundheitsfördernden<br />

Schule weiter und integrierte ihn in die<br />

schulische Qualitätsentwicklung. Damit konnte die Brücke<br />

zum „Kerngeschäft“ von Schule geschlagen werden.<br />

Durch die Verbindung von Gesundheit und Bildung wurden<br />

die Voraussetzungen geschaffen, dass Gesundheitsförderung<br />

in der Schule nachhaltig integriert werden<br />

kann und Bestandteil des schulischen Alltags und<br />

der Organisationsentwicklung wird. Damit nahm die<br />

DAK-Initiative auf das System Schule Einfluss und trug<br />

zur Systemveränderung bei. Dieser, im Konzept der „guten<br />

gesunden Schule“ beschriebene Ansatz, stellt einen<br />

eindeutigen Qualitätsfortschritt in der schulischen Gesundheitsförderung<br />

dar.<br />

‣ Datengestütztes Vorgehen: Im Unterschied zu vielen<br />

anderen Projekten schulischer Gesundheitsförderung<br />

lieferte die DAK-Initiativeumfangreiche empirische Daten,<br />

die mit komplexen statistischen Verfahren deskriptiv<br />

ausgewertet wurden.<br />

‣ Partizipationsansatz:Anders als in herkömmlichen Projektenging<br />

die DAK-Initiative bedarfs- und bedürfnisorientiertvor,<br />

analog zum Organisationsentwicklungszyklus,<br />

der sich an der individuellen Ausgangssituation der<br />

jeweiligen Schule mit ihren Stärken und Schwächen orientiert.In<br />

den Entwicklungsprozess der Schule wurden<br />

alle Personengruppen mit eingebunden. In Deutschland<br />

gibt es kein anderes Projekt, bei dem die Begleitung von<br />

Schulen so intensiv erfolgte und dabei so individuell<br />

auf die schulischen Bedarfe und Bedürfnisse abgestimmt<br />

ist.<br />

‣ Selbststeuerung: Die Schulen haben im Projekt gelernt,<br />

ihren Entwicklungsprozess systematisch selbst zu steuern<br />

und ihn nach Ende der Projektlaufzeit selbstständig<br />

fortzuführen. So wurde die Veränderungs- und Problemlösekompetenz<br />

der Organisation nachhaltig gestärkt.<br />

‣ Soziale Benachteiligung: Schulen in sozial benachteiligten<br />

Kommunen konnten erreicht werden und haben<br />

vom Projekt profitiert<br />

Damit sind die wesentlichen Zielsetzungen, die der § 20<br />

SGB Vvorgibt, in dem Projekt erreicht. Zusätzlich wird die<br />

Verknüpfung der schulischen Gesundheitsförderung mit der<br />

Qualitätsentwicklung der Schulen hergestellt. Dies ist ein<br />

entscheidendes Innovationsmerkmal.<br />

84


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Zustandes. Weinheim: Beltz.<br />

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durch Organisationsentwicklung. In Bundesanstalt<br />

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– Praxisrelevante Modelle zur nachhaltigen Gesundheitsförderung<br />

von Lehrern auf dem Prüfstand, Bremerhaven:<br />

Wirtschaftsverlag, 75-90.<br />

Schumacher, L. (2012a). Wege zu einer guten gesunden<br />

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<strong>Evaluationsbericht</strong> 85


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– Wann sollte ein Veränderungsvorhaben<br />

begonnen und wie sollte es gestaltet werden? In.<br />

DAK-Gesundheit/ Unfallkasse <strong>NRW</strong> (Hrsg.). Handbuch<br />

Lehrergesundheit – Impulse für die Entwicklung guter gesunder<br />

Schulen. Köln: Carl-Link, 129-150<br />

Schwarzer, R.; Schmitz, G. S. (1999). Kollektive Selbstwirksamkeitserwartung<br />

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(Hrsg.). Kollegialität und Kooperation in der Schule.<br />

Theoretische Konzepte und empirische Befunde. Wiesbaden:<br />

VS-Verlag.<br />

86


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Zusammenhang von Bildung und Gesundheit . 1<br />

Abbildung 2: Organisationsentwicklungsmodell der DAK-<br />

Initiative .............................................................................. 3<br />

Abbildung 3: Projektbestandteile der DAK-Initiative ............. 4<br />

Abbildung 4: Beispiel einer Ergebnisdarstellung aus der<br />

Schulleitungsrückmeldung: Die Lehrkräfte schätzen die<br />

Mitarbeiterorientierung ihrer Schulleitung im Vergleich zu<br />

den Kollegien der anderen Projektschulen eher gering ein. ... 9<br />

Abbildung 5: Arbeitsbereiche über die gesamte<br />

Projektlaufzeit .................................................................... 10<br />

Abbildung 6: Reichweite der DAK-Initiative ........................ 12<br />

Abbildung 7: Verteilung der Projektschulen in Deutschland<br />

.......................................................................................... 12<br />

Abbildung 8: Anteil der Projektschulen nach Schulform ..... 12<br />

Abbildung 9: Rücklaufquoten bei der Eingangs- (EB),<br />

Zwischen- (ZB) und Abschlussbefragung (AB) ................... 19<br />

Abbildung 10: Ergebnismodell der Gesundheitsförderung<br />

nach Nutbeam (2000) ........................................................ 23<br />

Abbildung 11: Anteil der Projektschulen mit günstiger<br />

Ausprägung in den Dimensionen der guten gesunden Schule<br />

- vor und nach dem Projekt ................................................ 24<br />

Abbildung 12: Zuordnung der Schulen nach Grad der<br />

Gesundheitsförderlichkeit und Qualität vor und nach dem<br />

Projekt ................................................................................ 25<br />

Abbildung 13: Entwicklung zu guten gesunden Schulen in<br />

Abhängigkeit vom Regionalindex vor und nach dem Projekt<br />

.......................................................................................... 26<br />

Abbildung 14: Stufen der Partizipation in der DAK-Initiative<br />

.......................................................................................... 28<br />

Abbildung 15: Veränderungen in der Schülerpartizipation,<br />

Differenz der Abschluss- und Eingangsbefragung, N=15<br />

Projektschulen, Jahrgang A (5./6. Klasse zu Projektbeginn),<br />

Alterseffekte wurden korrigiert ........................................... 30<br />

Abbildung 16: Auswirkungen der Schülerpartizipation auf<br />

das Erleben und Verhalten der Schüler_innen, Differenz der<br />

Abschluss- und Eingangsbefragung, N=15 Projektschulen,<br />

Jahrgang A (5./6. Klasse zu Projektbeginn), Alterseffekte<br />

wurden korrigiert ................................................................ 31<br />

Abbildung 17: Zusammenhang zwischen Verbesserungen<br />

der Lehrerpartizipation und zentralen Variablen der<br />

Schulkultur, Schulzufriedenheit und Gesundheit ................ 32<br />

Abbildung 18: Einteilung der Schulen nach dem von den<br />

Lehrkräften eingeschätzten Projekterfolg ........................... 34<br />

Abbildung 19: Ziele der Schulen und Anzahl der Nennungen<br />

.......................................................................................... 36<br />

Abbildung 20: Grad der Projektzielerreichung aus Sicht der<br />

Projektverantwortlichen ..................................................... 36<br />

Abbildung 21: Grad der Projektzielerreichung in<br />

Abhängigkeit vom Projekterfolg ......................................... 37<br />

Abbildung 22: Teilnehmerzahlen der Moderatorenschulungen<br />

.......................................................................................... 38<br />

Abbildung 23: Geplante Weiterarbeit des Steuerkreises in<br />

den Schulen (N=27 Schulen) ............................................. 38<br />

Abbildung 24: Weiterarbeit der Projektgruppen (N=27<br />

Schulen) siehe oben ........................................................... 38<br />

Abbildung 25: Übernahme von Projektzielen in das<br />

Schulprogramm (N=24 Schulen) ....................................... 39<br />

Abbildung 26: Zutrauen in die Fähigkeit zur selbstständigen<br />

Schulentwicklung (Datenquelle: Abschlussgespräche mit<br />

N=23 Schulen) .................................................................. 39<br />

Abbildung 27: Entwicklungskompetenz (N=Schulen) in<br />

Abhängigkeit von der Vorerfahrung (Datenquelle:<br />

Abschlussgespräche mit N=23 Schulen) ........................... 39<br />

<strong>Evaluationsbericht</strong> 87


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Überblick über die DAK-Initiative „Gemeinsam<br />

gesunde Schule entwickeln“ ................................................ 4<br />

Tabelle 2: Vorgängerprojekte zur DAK-Initiative „Gemeinsam<br />

gesunde Schule entwickeln“ ................................................ 4<br />

Tabelle 3: Umsetzung des Leitfadens Prävention ................. 5<br />

Tabelle 4: Überblick über durchgeführte Schulungen ........... 6<br />

Tabelle 5: Projektschulen nach Kohorten ............................ 12<br />

Tabelle 6: Übersicht über die Erhebungen .......................... 18<br />

Tabelle 7: Teilnehmerzahlen und Matchquoten der im<br />

Abschlussbericht verwendeten Stichproben ....................... 20<br />

Tabelle 8: Altersmittelwert, Altersrange und<br />

Geschlechterverteilung in der Stichprobe der<br />

Wiederholungsteilnehmer_innen zum Zeitpunkt der<br />

Eingangserhebung ............................................................. 20<br />

Tabelle 9: Beispiel für die Alterskorrektur bei Schüler_innen<br />

.......................................................................................... 21<br />

Tabelle 10: Übersicht über die genutzten Variablen zur<br />

Bestimmung des Ausprägungsgrads guter gesunder Schulen<br />

.......................................................................................... 22<br />

Tabelle 11: Minimale, maximale und durchschnittliche<br />

Ausprägung des Zustimmungswertes zum Projekterfolg auf<br />

Schulebene aggregiert ....................................................... 33<br />

Tabelle 12: Grenzwerte und Besetzung der Erfolgsgruppen 34<br />

Tabelle 13: Teilnahme an Schulungen für<br />

Steuerkreismitglieder ......................................................... 38<br />

Tabelle 14: Thematische Arbeitsschwerpunkte in den<br />

Projektgruppen / Schulen klassifiziert nach dem<br />

Rahmenmodell der guten gesunden Schule ....................... 41<br />

Tabelle 15: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich<br />

Gesundheitsverhalten der Schüler_innen ........................... 41<br />

Tabelle 16: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Arbeits- und<br />

Lernumfeld ......................................................................... 42<br />

Tabelle 17: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Schulkultur<br />

.......................................................................................... 42<br />

Tabelle 18: Übersicht über die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien 2009-<br />

2012 .................................................................................. 46<br />

Tabelle 19: Reichweite der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien ............ 51<br />

Tabelle 20: Gesamtresonanz auf Aktivitäten der DAK-<br />

Initiative nach Jahren ........................................................ 51<br />

Tabelle 21: Variablen in der Clusteranalyse zur<br />

Lehrertypologie ................................................................... 55<br />

Tabelle 22: Beratungsempfehlungen für Schulen in<br />

Abhängigkeit vom vorherrschenden Lehrertyp .................... 58<br />

Tabelle 23: Variablen in der Clusteranalyse zur<br />

Schultypologie .................................................................... 59<br />

Tabelle 24: Projekterfolg der Schultypen ............................ 60<br />

Tabelle 25: Übersicht Schultypen mit<br />

Beratungsempfehlungen ................................................... 61<br />

Tabelle 26: Zufriedenheit mit den<br />

Projektgruppenergebnissen auf Schulebene ...................... 66<br />

88


TEAM & IMPRESSUM<br />

Autoren des <strong>Evaluationsbericht</strong>es:<br />

• Prof. Dr. Peter Paulus<br />

• Prof. Dr. Lutz Schumacher<br />

• Prof. Dr. Bernhard Sieland<br />

Unter Mitwirkung der Projektmitarbeiterinnen:<br />

• Elena Burrows<br />

• Silke Rupprecht<br />

• Katrin Schwarzenberg<br />

Ort: Lüneburg, <strong>Leuphana</strong> Universität, Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften<br />

(ZAG)<br />

2013<br />

DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“<br />

Projektträger: DAK-Gesundheit<br />

<strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg:<br />

• Verantwortliche Projektleiter<br />

o Prof. Dr. Peter Paulus<br />

o Prof. Dr. Lutz Schumacher<br />

o Prof. Dr. Bernhard Sieland<br />

• Projektteam (in wechselnder Zusammensetzung):<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Projektmanagerinnen: Silke Rupprecht, Anica Richardt (bis 2010), Elena<br />

Burrows (bis 2008)<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Elena Burrows, Ina Cramer, Anica<br />

Richardt, Silke Rupprecht, Katrin Schwarzenberg, Merle Strigl, Nadine Zeipelt<br />

Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte: Frederike Frahm, Ralph<br />

Koglin, Caroline Linke, Bettina Sievers<br />

Sekretariat: Christel Amirmontaghemi, Doreen Stahl<br />

Homepage: www.gemeinsam-gesunde-schule-entwickeln.de<br />

Kontakt: info@schulen-entwickeln.de

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