Final Evaluationsbericht GGSE Leuphana Design - Fortbildung NRW
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<strong>Evaluationsbericht</strong> der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde<br />
Schule entwickeln“<br />
Juli 2013
<strong>Evaluationsbericht</strong> der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ 2007-2013<br />
Autoren des <strong>Evaluationsbericht</strong>es:<br />
• Prof. Dr. Peter Paulus<br />
• Prof. Dr. Lutz Schumacher<br />
• Prof. Dr. Bernhard Sieland<br />
Unter Mitwirkung der Projektmitarbeiterinnen:<br />
• Elena Burrows<br />
• Silke Rupprecht<br />
• Katrin Schwarzenberg
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung ............................................................................................................................................................. 1<br />
1.1 Projektrelevanz: Mit Gesundheit gute Schule entwickeln ............................................................................................. 1<br />
1.2 Eckdaten zur DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ ...................................................................... 3<br />
1.3 Aufbau des <strong>Evaluationsbericht</strong>s .................................................................................................................................. 3<br />
2. Beschreibung der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ .................................................... 4<br />
2.1 Ausrichtung der DAK-Initiative an den Vorgaben des Leitfadens Prävention .................................................................. 4<br />
2.2 Konzeption und Umsetzung der DAK-Initiative ................................................................................................................ 5<br />
2.2.1 Theoretische Grundannahmen ...................................................................................................................................... 5<br />
2.2.2 Prinzipien und Prämissen ............................................................................................................................................. 2<br />
2.2.3 Vorgehen nach dem Organisationsentwicklungszyklus ................................................................................................ 3<br />
2.2.4 Ablauf und Umsetzung des Projektes an den Schulen ................................................................................................................. 3<br />
2.2.5 Anpassungen des Konzeptes in der Projektlaufzeit ....................................................................................................... 7<br />
2.3 Arbeitsplan des Projektes ................................................................................................................................................ 9<br />
2.4 Die Projektschulen ......................................................................................................................................................... 11<br />
2.4.1 Auswahl der Schulen ................................................................................................................................................................. 11<br />
2.4.2 Übereinstimmung der Schulauswahl mit dem Leitfaden Prävention ......................................................................................... 11<br />
2.4.3 Beschreibung der Projektschulen .............................................................................................................................................. 11<br />
Die Schulen auf einen Blick .............................................................................................................................................................. 12<br />
3.1 Summative Evaluation................................................................................................................................................... 15<br />
3.2. Prozessevaluation ......................................................................................................................................................... 16<br />
3.2.1 Umsetzung des Projektes .......................................................................................................................................................... 16<br />
3.2.2 Identifizierung von Erfolgsfaktoren: Gelingensbedingungen von Schulentwicklungsprojekten ................................................... 16<br />
3.3 Evaluationsdesign ......................................................................................................................................................... 17<br />
Summative Evaluation: ...................................................................................................................................................................... 17<br />
Prozessevaluation: ............................................................................................................................................................................. 17<br />
3.3.1 Datenquellen ............................................................................................................................................................................. 17<br />
3.3.2 Rückläufe der Befragungen und Stichprobenbeschreibung ....................................................................................................... 19<br />
3.3.3 Vorgehen bei der Auswertung .................................................................................................................................................... 20<br />
4.1 Ergebnisse der summativen Evaluation ........................................................................................................................ 22<br />
4.1.1 ..................................................................... Inwieweit entwickeln sich die Projektschulen in Richtung gute gesunde Schule?<br />
................................................................................................................................................................................................... 22
4.1.2 .......................... Profitieren Schulen in strukturschwachen und strukturstarken Regionen gleichermaßen von dem Projekt?<br />
................................................................................................................................................................................................... 25<br />
4.1.3 .......................................................................................... Inwieweit wurde eine breite Partizipation der Beteiligten erreicht?<br />
................................................................................................................................................................................................... 26<br />
4.1.4 Wie erfolgreich war das Projekt aus Sicht der Beteiligten? ................................................................................................... 32<br />
4.1.5 Wie nachhaltig ist der Projekterfolg? ..................................................................................................................................... 37<br />
4.2. Ergebnisse der Prozessevaluation ................................................................................................................................ 40<br />
4.2.1 Umsetzung des Projekts .......................................................................................................................................................... 40<br />
4.2.2 Identifizierung von Erfolgsfaktoren: Gelingensbedingungen von Schulentwicklungsprojekten ............................................ 52
1. KOPFZEILE<br />
1. Einleitung<br />
1.1 Projektrelevanz: Mit Gesundheit gute Schule<br />
entwickeln<br />
Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Kontext sozialer<br />
Disparitäten<br />
Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen wächst den Ergebnissen<br />
der KIGGS-Studie (Robert Koch Institut & Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung 2008) zufolge in<br />
Deutschland gesund auf. Gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />
lassen sich dennoch in wichtigen Bereichen kindlicher<br />
Entwicklung verzeichnen. So sind beispielsweise 15 Prozent<br />
der 3-17jährigen übergewichtig, 6,3 Prozent von ihnen leiden<br />
unter Adipositas. 7,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen<br />
werden als psychisch auffällig eingeschätzt, weitere 7,6 Prozent<br />
entgehen dieser Einstufung nur knapp. Die Chance gesund<br />
aufwachsen zu können, ist dabei sozial ungleich verteilt.<br />
Kinder und Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus oder<br />
Migrationshintergrund zeigen in fast allen von der KIGGS-<br />
Studie erfassten Bereichen deutlich ungünstigere Ausprägungen,<br />
sind also beispielsweise häufiger übergewichtig oder<br />
psychisch auffällig, treiben weniger Sport und nehmen seltener<br />
an Früherkennungsuntersuchungen teil.<br />
Gerade die Kindheit bzw. das Jugendalter stellt aber für die<br />
Entwicklung gesundheitsbezogener Einstellungen und Verhaltensweisen<br />
eine sensible und zugleich zentrale Phase dar.<br />
In dieser Zeit erworbene riskante Verhaltensweisen erweisen<br />
sich als äußerst persistent und beeinflussen dadurch die Gesundheitschancen<br />
bis ins Erwachsenenalter hinein. So haben<br />
laut der Deutschen Krebsgesellschaft beispielsweise 82 Prozent<br />
der erwachsenen Raucher_innen bereits vor ihrem 20.<br />
Lebensjahr das Rauchen begonnen. Wer im Jugendalter hingegen<br />
der Versuchung widersteht, bleibt mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
sein Leben lang Nichtraucher_in. Um präventiv<br />
wirksam sein zu können, sollten gesundheitsförderliche Maßnahmen<br />
daher so früh wie möglich ansetzen und über ihren<br />
Ansatz gerade auch sozial Benachteiligte erreichen. Bildungssettings<br />
wie die Schule oder Kindertageseinrichtungen<br />
stellen dabei neben der Familie zentrale Orte der Prävention<br />
und Gesundheitsförderung dar.<br />
Zunehmend mehr Studien verweisen auf die Bedeutung von<br />
Gesundheit für das Lehren und Lernen in der Schule sowie für<br />
die Organisation Schule insgesamt. Denn vielfach wird unterschätzt<br />
oder überhaupt nicht wahrgenommen, in welchem<br />
Umfang Gesundheit Bildungsprozesse und –ergebnisse<br />
nachhaltig beeinflusst und umgekehrt, in welchem Ausmaß<br />
gute Bildung Wissen um Gesundheit, gesundheitliche Verhaltensweisen<br />
und Einstellungen mitbestimmt (Suhrcke & de<br />
Paz Nieves 2011; Dadaczynski 2012) (vgl. Abb. 1). Nach diesen<br />
Erkenntnissen befördert psychische und physische Gesundheit<br />
Lern- und Bildungsprozesse. So konnte nachgewiesen<br />
werden, dass Kinder mit einer, durch ausreichend Bewegung<br />
erzielten, guten Körperkoordination sich besser konzentrieren<br />
können und somit leistungsfähiger sind (Graf et al.<br />
2004). Aktuelle Studien weisen darüber hinaus darauf hin,<br />
dass Übergewicht, Adipositas, mangelnde körperliche Bewegung<br />
und psychische Probleme einen negativen Einfluss auf<br />
die Schulleistung, die Schulanwesenheit und den Schulabschluss<br />
haben können. Kinder und Jugendliche, die hingegen<br />
in einer gesundheitsfördernden Umwelt aufwachsen, verfügen<br />
über eine größere Zufriedenheit und ein größeres Vertrauen<br />
in die eigenen Gestaltungskräfte und Fähigkeiten und<br />
können daher Bildungs- und Lebenschancen eher nutzen.<br />
Umgekehrt eröffnet Bildung den Zugang zu gesundheitsrelevantem<br />
Wissen und erhöht somit die Chancen für gesundheitsförderliches<br />
Verhalten. Weiterhin ebnet Bildung den Zugang<br />
zu erfüllenden Lebensbedingungen, zu einer sinnstiftenden<br />
Ausrichtung der Lebensführung und damit zu einer<br />
auch in gesundheitlicher Hinsicht höheren Lebensqualität.<br />
Menschen mit einem höheren Bildungsniveau beurteilen ihren<br />
subjektiven Gesundheitszustand in der Regel besser, haben<br />
seltener chronische Beschwerden oder Krankheiten und<br />
eine insgesamt höhere Lebenserwartung (Kuntz 2011; Lampert<br />
& Ziese 2005). Gesundheit stellt somit eine fundamentale<br />
Ressource im Bildungsprozess der Schüler_innen dar und<br />
muss von Schulen in den Blick genommen werden, wenn sie<br />
erfolgreich sein wollen.<br />
Bildung und Gesundheit bedingen einander<br />
Abbildung 1: Zusammenhang von Bildung und Gesundheit<br />
Titel 1
Herausforderungen für das Bildungssystem, das Gesundheitssystem<br />
und die Politik<br />
Nach den Zahlen des dritten Armuts- und Reichtumsberichtes<br />
der Bundesregierung von 2008 wächst fast jedes sechste<br />
in Kind in Armut auf. Zusammen mit der damit einhergehenden<br />
sozialen Benachteiligung führt dies für die betroffenen<br />
Kinder und Jugendlichen schon sehr früh in ihrem Leben zu<br />
einer Einschränkung ihrer Bildungs- und Gesundheitschancen<br />
und vermindert ihre Möglichkeiten zu gesellschaftlicher<br />
Teilhabe und persönlicher Erfüllung. Um Gesundheits- und<br />
Bildungschancen gerechter zu gestalten, werden mit Blick<br />
auf diese Entwicklung Bildungsimpulse und gesundheitsförderliche<br />
Maßnahmen außerhalb des familiären Zusammenhangs<br />
zunehmend bedeutsamer. Je früher und je nachhaltiger<br />
diese Maßnahmen in den Bildungssettings ansetzen, umso<br />
stärker können sie eine ausgleichende Wirkung auf die Gesundheits-<br />
und Bildungsbiografie der Kinder und Jugendlichen<br />
entfalten und ihnen damit Perspektiven für ein gelingendes<br />
produktives Leben eröffnen (Paulus & Zurhorst 2001;<br />
Robert Koch Institut & Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung 2008). Negativ verlaufende Bildungskarrieren, zu<br />
niedrige Bildungsabschlüsse und damit ein zu frühzeitiges<br />
Ausscheiden aus dem Bildungssystem können so eingedämmt<br />
werden.<br />
Die Bundesrepublik Deutschland wandelt sich wie andere<br />
Volkswirtschaften in Europa und Nordamerika hin zu einer<br />
Wissensgesellschaft, deren zentrale Ressourcen das Wissen<br />
und die Innovationskraft ihrer Bürger_innen sind. Eine solche<br />
Gesellschaft kann es sich nicht leisten, auf die kreativen und<br />
intellektuellen Potenziale gesellschaftlicher Gruppen zu verzichten.<br />
Jedes Kind, jeder Jugendliche ist wichtig, keine_r<br />
darf verloren gehen, jede_r muss gefördert werden. Gesundheit<br />
kann hier in den Bildungssettings einen wichtigen Beitrag<br />
leisten.<br />
Gesundheit von Lehrkräften<br />
Um Bildungs- und Gesundheitschancen von Kindern und Jugendlichen<br />
verbessern zu können, reicht der Blick allein auf<br />
die Schüler_innen nicht aus. Studien zur Lehrergesundheit<br />
belegen die starke psychische Beanspruchung durch die<br />
Lehrertätigkeit. So leiden Lehrkräfte im Vergleich zu anderen<br />
Erwerbstätigen häufiger unter Symptomen wie Erschöpfung,<br />
Nervosität, Reizbarkeit und Schlafstörungen (Lehr 2011). Affektive<br />
Störungen wie Depression oder Burnout sind in der<br />
Regel auch die Hauptursachen für ein frühzeitiges Ausscheiden<br />
aus dem Lehrerberuf. Den Hauptgrund für die krankheitsbedingte<br />
Pensionierung stellen psychische und Verhaltensstörungen<br />
dar (56 Prozent) gefolgt von Krankheiten des<br />
Muskel-Skelett-Systems (12 Prozent) (Weber et al. 2004).<br />
Diese Befunde sind in vielerlei Hinsicht alarmierend. Die betroffenen<br />
Lehrkräfte büßen Lebensqualität ein und sind oft<br />
nicht mehr in der Lage, ihren beruflichen Anforderungen in<br />
guter Qualität gerecht zu werden. Dies hat negative Folgen<br />
für die Schüler_innen und letztlich für die gesamte Gesellschaft:<br />
Eine Wissensgesellschaft benötigt leistungsstarke<br />
Schulen, die wiederum ohne gesunde und engagierte Lehrkräfte<br />
nicht denkbar sind. Die nachhaltige Förderung und<br />
Bewahrung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Lehrkräften<br />
ist daher ein Ziel von hoher gesellschaftlicher Relevanz.<br />
Gute gesunde Schulen<br />
Mit dem Konzept der guten gesunden Schule wurde ein Rahmen<br />
geschaffen, der Schulen die Möglichkeit bietet, Bildung<br />
und Gesundheit zusammenzudenken und Gesundheit auf innovative<br />
Weise in ihre Schulentwicklung zu integrieren (Paulus<br />
2010; Hundeloh 2012). Schulen sind gut und gesund,<br />
wenn sie 1) erfolgreich sind und 2) sich ihre Mitglieder wohl<br />
fühlen und gesund sind. Die Bedingungen dieser beiden Ziele<br />
lassen sich wie folgt beschreiben:<br />
1. Gemeinsame, transparente Überzeugungen, Werte, Regeln<br />
und Ziele bei den Lehrkräften einer Schule<br />
2. Vertrauensvolle und stabile soziale Beziehungen zwischen<br />
den Mitgliedern der Schule<br />
3. Gegenseitige Hilfe und soziale Unterstützung<br />
4. Gesundheitsförderliche und mitarbeiterorientierte Führung<br />
5. Identifikation der Lehrkräfte mit ihrer Schule und deren<br />
Zielen.<br />
(Schumacher 2012a)<br />
In guten und gesunden Schulen stellt Gesundheit eine Art Katalysator<br />
dar, durch den in allen schulischen Qualitätsbereichen<br />
Belastungen reduziert, die Gesundheit aller Beteiligten<br />
gefördert und die Bildungserfolge der Schüler_innen verbessert<br />
werden können. Gesundheitsförderung und Bildung gehen<br />
somit Hand in Hand. Prävention und Gesundheitsförderung<br />
stellen dementsprechend kein zusätzliches, vom Schulauftrag<br />
losgelöstes, Aufgabenfeld mehr dar. Vielmehr wird<br />
durch Prävention und Gesundheitsförderung unmittelbar ein<br />
Beitrag zur Erreichung von Bildungserfolgen und zur Steigerung<br />
der Schulqualität geleistet (Paulus 2010). Erstmals beschließt<br />
auch die Kultusministerkonferenz in ihrer Empfeh-<br />
2
lung vom 15.11.2012 1 , dass Gesundheitsförderung und Prävention<br />
integrale Bestandteile von Schulentwicklung sind.<br />
Schulen müssen also zukünftig Gesundheit im Rahmen von<br />
Schulentwicklungsprozessen mit denken.<br />
1.2 Eckdaten zur DAK-Initiative „Gemeinsam<br />
gesunde Schule entwickeln“<br />
Die DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“<br />
wurde als Settingprojekt mit dem Ziel der guten gesunden<br />
Schule von der DAK-Gesundheit initiiert und in Kooperation<br />
mit dem Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften<br />
(ZAG) und dem Institut für Psychologie der <strong>Leuphana</strong><br />
Universität Lüneburg durchgeführt. Gemäß der Zielsetzung<br />
der guten gesunden Schule, sollten die Projektschulen bei der<br />
Entwicklung zu gesundheitsfördernden und leistungsförderlichen<br />
Lebens- und Arbeitswelten begleitet werden. Leitziele<br />
waren die Verbesserung der Lehrer- und Schülergesundheit<br />
sowie die Steigerung der Schulqualität. Die Schulen sollten<br />
darüber hinaus befähigt werden, ihre Schulentwicklung nach<br />
Projektabschluss eigenständig fortführen zu können.<br />
Zielgruppe der DAK-Initiative waren Schulen aller Schulformen.<br />
Innerhalb der Schulen sollten die Lehrkräfte, Schüler_innen,<br />
Eltern als auch nicht-unterrichtende Personen erreicht<br />
werden. Im Projektzeitraum von 2007 bis 2013 nahmen<br />
insgesamt 30 Schulen aus 7 Bundesländern an der DAK-<br />
Initiative teil 2 .<br />
1.3 Aufbau des <strong>Evaluationsbericht</strong>s<br />
Der vorliegende <strong>Evaluationsbericht</strong> stellt die Vorgehensweise<br />
und Ergebnisse der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde<br />
Schule entwickeln“ für den Auftraggeber DAK-Gesundheit<br />
dar. Der Bericht verfolgt drei Ziele. Erstens soll überprüft<br />
werden, inwiefern die Projektziele erreicht werden konnten,<br />
d.h. wie wirksam das Projekt war. Zweitens soll die Art der<br />
Projektumsetzung reflektiert werden, d.h. wie gut das Projekt<br />
in den Schulen ankam und auf welche Resonanz es über die<br />
Schulen hinaus gestoßen ist. Drittens wird untersucht, unter<br />
welchen Bedingungen und Voraussetzungen, Schulentwicklungsprojekte<br />
wie die DAK-Initiative gelingen, so dass Erfolgsfaktoren<br />
identifiziert und Empfehlungen für Folgeprojekte<br />
abgeleitet werden können.<br />
1<br />
http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2012<br />
/2012_11_15-Gesundheitsempfehlung.pdf<br />
2<br />
Eine ausführlichere Darstellung der Initiative findet sich in Kapitel 2.<br />
Der <strong>Evaluationsbericht</strong> ist wie folgt aufgebaut:<br />
In der Einleitung wurde die Frage beantwortet, weshalb es<br />
sinnvoll ist, die Gesundheit von Schüler_innen und Lehrer_innen<br />
mit Hilfe von Schulentwicklungsmaßnahmen zu<br />
verbessern. Der Aufbau des Berichtes wird erläutert.<br />
In Kapitel 2 werden die Prämissen und das Vorgehen der<br />
DAK-Initiative erläutert. Es wird gegenübergestellt, inwiefern<br />
die Projektkonzeption mit dem Leitfaden Prävention übereinstimmt.<br />
Der Leitfaden legt verbindlich die Kriterien für die<br />
Leistungen der Krankenkassen in der schulischen Gesundheitsförderung<br />
fest. Die Projektschulen und wichtige Kennzahlen<br />
zum Projekt werden vorgestellt.<br />
In Kapitel 3 werden die Fragestellungen der Evaluation aufgelistet<br />
und das Evaluationsdesign, d.h. das Vorgehen bei<br />
der Datenauswertung, vorgestellt.<br />
Kapitel 4 stellt das Hauptkapitel der Evaluation dar und wird<br />
in summative Evaluation und Prozessevaluation unterteilt.<br />
Unter Punkt 4.1 werden die Ergebnisse der summativen Evaluation<br />
präsentiert. Hier wird die Frage gestellt: Konnten die<br />
Projektziele erreicht werden? Es werden sowohl subjektive als<br />
auch objektive Projektwirkungen untersucht. Objektive Projektwirkungen<br />
werden vor allem mit Hilfe von Längsschnitterhebungen<br />
(Pre- und Post-Erhebungen) erfasst. Zu den<br />
subjektiven Projektwirkungen zählt zum Beispiel der Projekterfolg<br />
aus Sicht der Schulen oder der Projektverantwortlichen.<br />
Unter Punkt 4.2. wird der Prozess evaluiert. Zum einen wird<br />
hier dargestellt, wie das Projekt an den Schulen umgesetzt<br />
wurde, z.B. woran die Schulen gearbeitet haben und welche<br />
Maßnahmen sie umgesetzt haben. Auch die Resonanz auf die<br />
im Rahmen des Projektes erschienenen Studien wird in diesem<br />
Punkt dargestellt. Zum zweiten wird untersucht, welche<br />
Bedingungen und Voraussetzungen an den Schulen zu einem<br />
hohen Projekterfolg beigetragen haben und welche eher<br />
nicht. Dabei handelt es sich teils um Startvoraussetzungen<br />
der Schulen, teils um Merkmale der Projektgestaltung. Die Erfolgsfaktoren<br />
aus Sicht der Projektverantwortlichen in den<br />
Schulen sowie der Projektgruppen werden hier ebenfalls berücksichtigt.<br />
In Kapitel 5 werden in der Executive Summary schließlich die<br />
wichtigsten Projekterkenntnisse kurz und knapp zusammengefasst<br />
sowie Handlungsempfehlungen für ein Folgeprojekt<br />
abgeleitet und erläutert.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 3
2. Beschreibung der DAK-Initiative „Gemeinsam<br />
gesunde Schule entwickeln“<br />
Die DAK-Initiative auf einen Blick:<br />
Auftraggeber: DAK-Gesundheit<br />
Durchführung und wissenschaftliche Begleitung: <strong>Leuphana</strong><br />
Universität Lüneburg<br />
Projektziele: Nachhaltige Gesundheitsförderung von Schüler_innen<br />
und Lehrer_innen, partizipativer Schulentwicklungsprozess,<br />
langfristige Sicherung der Entwicklungskompetenz<br />
von Schulen<br />
Zielgruppe: alle Schulformen<br />
Zielgruppen im Projekt: Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler,<br />
Eltern, nicht-unterrichtende Personen<br />
Anzahl beteiligter Schulen: 30<br />
Anzahl beteiligter Bundesländer: 7<br />
Laufzeit: 2007 - 2013<br />
Tabelle 1: Überblick über die DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule<br />
entwickeln“<br />
Konzeption auf der Basis von Vorgängerprojekten<br />
Die Konzeption der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde<br />
Schule entwickeln“ orientierte sich stark an den beiden Vorgängerprojekten,<br />
für deren Umsetzung die DAK-Gesundheit<br />
und andere Träger die <strong>Leuphana</strong> Universität im Laufe der<br />
letzten zehn Jahre beauftragte.<br />
Die Erfahrungen aus den Vorgängerprojekten wurden reflektiert,<br />
das Konzept entsprechend optimiert und an die Bedürfnisse<br />
der Schulen angepasst. Als eine Besonderheit wurde in<br />
der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“<br />
erstmals neben der Lehrergesundheit auch die Schülergesundheit<br />
in den Fokus gerückt und eine Partizipation der<br />
Schüler_innen am Projekt angestrebt. Tabelle 2 gibt einen<br />
Überblick über die Vorgängerprojekte.<br />
Tabelle 2: Vorgängerprojekte zur DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde<br />
Schule entwickeln“<br />
Vorgängerprojekte<br />
a) Modellprojekt 1 „Betriebliche Gesundheitsförderung in<br />
berufsbildenden Schulen – Entwicklung von Maßnahmen<br />
und Strategien“<br />
Auftraggeber: DAK-Gesundheit, Unfallkasse <strong>NRW</strong>, DGUV<br />
Durchführung und wissenschaftliche Begleitung: <strong>Leuphana</strong><br />
Universität Lüneburg<br />
Projektziel: Nachhaltige Gesundheitsförderung von Berufsschullehrkräften<br />
durch einen umfassenden Schulentwicklungsprozess<br />
Anzahl beteiligter Schulen: 4 (sowie 4 weitere Schulen als<br />
Kontrollgruppe)<br />
Laufzeit: 2003 – 2005<br />
b) Modellprojekt 2 „Gute gesunde Schule entwickeln – mit<br />
Lehrergesundheit Schulqualität sichern“<br />
Auftraggeber: DAK-Gesundheit, Unfallkasse <strong>NRW</strong><br />
Projektpartner: Bezirksregierung Münster<br />
Durchführung und wissenschaftliche Begleitung: <strong>Leuphana</strong><br />
Universität Lüneburg<br />
Projektziel: Unterstützung von allgemein bildenden und berufsbildenden<br />
Schulen bei ihrem Entwicklungsprozess hin zu<br />
guten gesunden Schulen, Förderung der Lehrergesundheit<br />
Anzahl beteiligter Schulen: 8<br />
Laufzeit: 2007 – 2009<br />
2.1 Ausrichtung der DAK-Initiative an den Vorgaben<br />
des Leitfadens Prävention<br />
In § 20 Abs. 1 SGB V wird als Zielsetzung formuliert, dass die<br />
Leistungen der Krankenkassen zur primären Prävention neben<br />
der Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes<br />
insbesondere einen Beitrag zur Verminderung der sozial<br />
bedingten Ungleichheit von Gesundheitschancen erbringen<br />
sollen. Um die Zugänge zu sozial benachteiligten Zielgruppen<br />
sicher zu stellen, werden Interventionen bevorzugt, die primär<br />
auf Lebensräume abzielen und durch die Verbesserung der<br />
strukturellen Bedingungen Gesundheit fördern (Setting-<br />
Ansatz). Die Schule eignet sich für Maßnahmen zur Primärprävention<br />
und Gesundheitsförderung, weil hier grundsätzlich<br />
alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden können.<br />
Im Leitfaden Prävention wird ausgeführt, wie solche Setting-<br />
Projekte konzipiert und umgesetzt werden sollten.<br />
Die DAK-Initiative setzte die Vorgaben des Leitfadens Prävention<br />
für die Gestaltung von Settingprojekten an Schulen um.<br />
Nachfolgend werden die Vorgaben des Leitfadens und das<br />
Vorgehen der DAK-Initiative dargestellt:<br />
4
Tabelle 3: Umsetzung des Leitfadens Prävention<br />
Vorgaben des Leitfadens Prävention für<br />
Setting-Projekte an Schulen<br />
Die Schule dient nicht nur als Zugangsweg<br />
zur Erreichung der Schülerinnen und Schüler,<br />
sondern ist selbst Gegenstand gesundheitsförderlicher<br />
Umgestaltung.<br />
Zielgruppen sind insbesondere die Schülerinnen<br />
und Schüler und deren Familien sowie<br />
Lehrkräfte unter Berücksichtigung der originären<br />
Zuständigkeiten der Schulträger.<br />
Der Bedarf der Zielgruppen an gesundheitsfördernden<br />
Interventionsmaßnahmen ist begründet<br />
– z. B. durch Daten der Gesundheitsberichterstattung<br />
oder eine schulische Unfall-<br />
und Fehlzeitenstatistik.<br />
Die Projektangebote werden von den Schulen<br />
tatsächlich nachgefragt.<br />
Konzeption in der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“<br />
• Neben der Verhaltensprävention wurde auch die Verhältnisprävention in<br />
den Blick genommen.<br />
• Zu Beginn wurde in jeder Schule eine umfassende Diagnose der gesundheitlichen<br />
Wirkung der Lern-, Arbeits- und Organisationsbedingungen vorgenommen,<br />
um auf dieser Basis gezielt Maßnahmen der Verhältnisprävention<br />
zu entwickeln.<br />
• Die Zielgruppen der DAK-Initiative waren hauptsächlich die Schüler_innen<br />
und Lehrer_innen sowie aktive Eltern.<br />
• Um die Zuständigkeit des Schulträgers zu sichern, wurde z.B. die Qualität<br />
des Unterrichts nicht erfasst und es wurden keine Angebote zur Unterrichtsverbesserung<br />
bereitgehalten.<br />
• Mit Hilfe einer fragebogengestützten Bedarfsanalyse wurden die Belastungen<br />
und Ressourcen der Schulen umfassend erhoben und der Veränderungsbedarf<br />
ermittelt.<br />
• Die Projektangebote wie z.B. Teilnahme an Schulungen, Steuerkreissitzungen<br />
etc. wurden von den Schulen genutzt. Nach Bedarf wurden auch zusätzliche<br />
Angebote entwickelt und vorgehalten.<br />
Umsetzung und Ergebnisse der Interventionen<br />
werden dokumentiert und evaluiert und den<br />
Partnern zur Verfügung gestellt.<br />
2.2 Konzeption und Umsetzung der DAK-Initiative<br />
Im Folgenden wird das Konzept der DAK-Initiative vorgestellt.<br />
Hierfür werden die theoretischen Grundlagen der Konzeption<br />
skizziert und die Umsetzung des Konzeptes in die Praxis anhand<br />
der zentralen Projektbausteine erläutert.<br />
2.2.1 Theoretische Grundannahmen<br />
Guten gesunden Schulen gelingt es, Qualitätsentwicklung<br />
gezielt mit Gesundheitsförderung zu verknüpfen. Auf diese<br />
• Die Projektgruppenarbeit wurde schulintern mit Hilfe von Protokollen dokumentiert.<br />
• Die Schulen erhielten zur Halbzeit auf Basis der Ergebnisse einer Lehrerbefragung<br />
eine Rückmeldung zum bisherigen Projektverlauf und -erfolg und<br />
konnten so ggf. ihr Vorgehen korrigieren.<br />
• Die Abschlussbefragung erfasste u.a. die Projektwirkungen, die Zufriedenheit<br />
mit den Projektgruppenergebnissen und dem Projekt insgesamt.<br />
• Der vorliegende Abschlussbericht dokumentiert den gesamten Projekterfolg<br />
und seine Bedingungen.<br />
Weise erreichen Schulen nicht nur ihre Leistungsziele, sondern<br />
bieten ihren Mitgliedern auch eine gesundheitsangemessene<br />
und bedürfnisgerechte Umwelt. Die Zielgrößen Gesundheit<br />
und Wohlbefinden, Schulqualität sowie die Erfüllung<br />
des Bildungs- und Erziehungsauftrags werden hierbei<br />
als Endpunkte eines komplexen Wirkzusammenhangs betrachtet,<br />
in dem neben individuellen Merkmalen schulische<br />
und organisationale Prozesse eine bedeutsame Rolle spielen.<br />
Grundlage der Initiative ist die Annahme, dass nachhaltige<br />
Verbesserungen in den genannten Zielgrößen nur dann erzielt<br />
werden können, wenn die Schule als Organisation einen umfassenden<br />
und systematischen Veränderungsprozess durch-<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 5
läuft. Hierfür müssen Schulen ihre Strukturen sowie Arbeitsund<br />
Kommunikationsprozesse in Frage stellen und neu gestalten<br />
– es ist ein tief greifender Wandel vonnöten. Dieser<br />
Wandelprozess muss die spezifischen Merkmale und damit<br />
einhergehenden Herausforderungen der Organisation Schule<br />
berücksichtigen. Diese zeigen sich u.a. darin, dass die Schulleitung,<br />
im Vergleich zu anderen Organisationen, eine eher<br />
geringe Steuerungs- und Durchgriffsmacht besitzt und für<br />
als notwendig erachtete Innovationen werben muss. Zugleich<br />
erschwert das Organisationsformat Schule eine Kooperation<br />
der Lehrkräfte und läuft Gefahr Einzelkämpfertum zu fördern<br />
(vgl. Schumacher 2012a). Für die Erreichung der Bildungsziele<br />
als auch für die Förderung von Gesundheit ist es jedoch<br />
unerlässlich, dass Lehrkräfte ihre Schule als ein Kollektiv begreifen,<br />
welches gemeinsam seine Ziele verfolgt, Orientierung<br />
und Schutz bietet, aber auch Engagement und Loyalität verlangt.<br />
Um dieser Zielvorstellung nahezukommen, bedarf es<br />
einer Veränderung der Schulkultur und des professionellen<br />
Selbstverständnisses von Lehrkräften.<br />
Das Konzept der Organisationsentwicklung bietet für die spezifischen<br />
Bedingungen der Organisation Schule ein Vorgehen,<br />
welches vor allem durch eine wirksamere und offenere Kommunikation<br />
und Kooperation eine nachhaltige Verbesserung<br />
der Problemlöse-, Lern- und Leistungsfähigkeit der Organisationen<br />
erreichen soll. Es wird davon ausgegangen, dass die<br />
Organisationsmitglieder bereit sind, Organisationsziele zu<br />
verfolgen und Probleme zu lösen, wenn sie verantwortlich<br />
mitwirken können. Weiterhin wird angenommen, dass durch<br />
gemeinsame Problemlöseprozesse und eine zielorientierte Zusammenarbeit<br />
die Entwicklung der Organisation befördert<br />
werden kann. Diese Methode ist daher für Schulentwicklungsprozesse<br />
generell, unabhängig von dem thematischen<br />
Schwerpunkt, empfehlenswert.<br />
Die erfolgreiche Durchführung von Veränderungsprozessen ist<br />
jedoch nicht nur von deren Gestaltung abhängig, sondern<br />
bedingt sich zugleich durch die Voraussetzungen der Organisationen.<br />
Ein kritischer Faktor in allen organisationalen Veränderungsprozessen<br />
ist die Veränderungsbereitschaft der<br />
Organisationsmitglieder. Lehrkräfte und ggf. Schüler_innen<br />
sowie Eltern müssen bereit sein, Neues zu erproben und sich<br />
für die Realisierung ihrer Ideen zu engagieren. Stehen nur<br />
wenige Mitglieder der Schule dem Veränderungsvorhaben positiv<br />
gegenüber und sind nur wenige bereit, sich zu engagieren,<br />
sind nachhaltige und umfassende Verbesserungen kaum<br />
zu erzielen.<br />
Um Schulen auf ihrem Weg zu guten gesunden Schulen zu<br />
unterstützen, ihre Entwicklungskompetenzen zu stärken und<br />
die Lehrer- und Schülergesundheit nachhaltig zu verbessern,<br />
entwickelte die DAK-Initiative auf Grundlage der vorangestellten<br />
Annahmen ein Konzept, bei dem Gesundheitsförderung<br />
nicht als ein Add-On realisiert, sondern konsequent mit<br />
der schulischen Qualitätsentwicklung verbunden wurde.<br />
2.2.2 Prinzipien und Prämissen<br />
Nachhaltigkeit<br />
Mit Nachhaltigkeit ist gemeint, dass Gesundheitsförderung<br />
sich als dauerhaftes Ziel in den Schulen etabliert und in allen<br />
Entwicklungsprozessen berücksichtigt wird. Strukturen<br />
und Prozesse sollen hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Auswirkungen<br />
analysiert und zukunftsfähige Strukturen für Gesundheitsförderung<br />
etabliert werden. Diese Leitidee ist als<br />
Kontrapunkt zu kurzfristigen, eng umrissenen und zumeist an<br />
der Verhaltensprävention orientierten Maßnahmen zu verstehen.<br />
Die Wirkung solcher punktuellen Maßnahmen ist zumeist<br />
nicht von Dauer. Eine nachhaltige Gesundheitsförderung bedeutet<br />
daher, die in einer Schule bestehenden Prozesse und<br />
Strukturen einer grundlegenden Prüfung hinsichtlich ihrer<br />
Gesundheitswirkung zu unterziehen und auf diesem Wege<br />
auch ein Bewusstsein von der Bedeutung einer Verhältnisprävention<br />
zu schaffen. Eine gute gesunde Schule analysiert<br />
die gesundheitsschädlichen und gesundheitsförderlichen<br />
Wirkungen von Kommunikations- und Kooperationsprozessen,<br />
hierarchischen Strukturen, Arbeitsbedingungen usw.<br />
und kann prospektiv die gesundheitlichen Implikationen von<br />
neuen Prozessen und Strukturen erkennen.<br />
Verhaltens- und Verhältnisprävention<br />
Eine nachhaltige Förderung der Gesundheit und Leistung von<br />
Lehrkräften sowie Schüler_innen kann nur erreicht werden,<br />
wenn neben Maßnahmen zur Stärkung individueller Ressourcen<br />
auch Maßnahmen zur Reduzierung gesundheits- und<br />
leistungsgefährdender Belastungen und zur Förderung organisationaler<br />
Ressourcen ergriffen werden. Es müssen Arbeitsbedingungen,<br />
Organisationsstrukturen sowie Kommunikations-<br />
und Arbeitsprozesse entwickelt werden, die sowohl<br />
eine effiziente Erreichung der Organisationsziele als auch eine<br />
Erfüllung der individuellen Bedürfnisse und Ziele ermöglichen.<br />
Forschungsergebnisse der Arbeits- und Organisationspsychologie<br />
und der Gesundheitswissenschaften zeigen, dass<br />
Wohlbefinden, Arbeitsmotivation, Engagement und Gesundheit<br />
gleichermaßen durch Arbeitsbedingungen gefördert werden<br />
können, die den Mitarbeiter_innen die Erfüllung ihrer<br />
Bedürfnisse und Ziele ermöglichen. Wohlbefinden und Ar-<br />
2
eitsmotivation werden durch Möglichkeiten, Mitgestaltung<br />
und Kompetenzerweiterung, soziale Unterstützung, Feedback<br />
usw. gefördert. Studien zur Lehrergesundheit zeigen, dass<br />
gerade diese Faktoren oft als defizitär erlebt werden (vgl.<br />
Schumacher, Nieskens, Bräuer & Sieland 2005; Rudow 1994;<br />
Schaarschmidt 2004).<br />
Partizipation<br />
Um Veränderungsvorhaben passgenau entwickeln und nachhaltig<br />
in die Schulentwicklung implementieren zu können,<br />
bedarf es partizipativer Ansätze (vgl. Schreyögg 2003). Gruppen<br />
fungieren dabei als Wandelmedium: Soziale Kontrolle, öffentliche<br />
Verpflichtung und wechselseitige Unterstützung<br />
tragen dazu bei, dass Hindernisse und Krisen eher überwunden<br />
und Veränderungsanstrengungen verstetigt werden.<br />
Durch das gemeinsame Arbeiten an Problemstellungen kann<br />
Gemeinsinn gefördert werden. Gleichzeitig können Lösungen<br />
entwickelt werden, die die Besonderheiten der jeweiligen<br />
Schule berücksichtigen und von den Beteiligten als ihre eigenen<br />
erlebt werden.<br />
2.2.3 Vorgehen nach dem Organisationsentwicklungszyklus<br />
Das Vorgehen im Projekt folgte dem Konzept der<br />
Organisationsentwicklung, bei dem durch eine zyklische<br />
Abfolge von Diagnose, Intervention und Evaluation ein<br />
zielgerichteter und systematischer Entwicklungsprozess<br />
ermöglicht wird (Abb. 2).<br />
Über die Ausrichtung an der individuellen Struktur einer<br />
Organisation ermöglicht dieses Vorgehen eine Bedarfs- und<br />
Bedürfnisorientierung, die sich sowohl an den Stärken als<br />
auch Schwächen der Organisation orientiert und diese<br />
gleichermaßen in dynamischen Prozessen für positive<br />
Veränderungen nutzt. Das Konzept sieht vor, dass die Mitglieder<br />
einer Organisation in Gruppen an konkreten, selbst<br />
gewählten Problemstellungen arbeiten. Hierdurch soll die Motivation<br />
der beteiligten Mitglieder gefördert und deren Kompetenzen<br />
genutzt werden. Weiterhin soll auf diesem Wege die<br />
Kooperation und Kommunikation in der Organisation gestärkt<br />
werden.<br />
Im Idealfall wird der Zyklus von Diagnose, Intervention und<br />
Evaluation kontinuierlich weitergeführt, so dass ein ständiger<br />
Lern- und Entwicklungsprozess besteht. Durch den systematischen<br />
Organisationsentwicklungsprozess wird die Chance<br />
erhöht, nachhaltig wirksame Lösungen zu entwickeln und<br />
Veränderungskompetenz zu erlernen.<br />
2.2.4 Ablauf und Umsetzung des Projektes an den Schulen<br />
Die Projektschulen wurden für je drei Jahre durch das<br />
Projektteam der <strong>Leuphana</strong> Universität begleitet. Je zehn<br />
Schulen starteten 2008, 2009 und 2010. Mit einer<br />
dreijährigen Projektlaufzeit erhielten die Schulen einen<br />
Zeithorizont, der einen tiefgreifenden Veränderungsprozess<br />
überhaupt erst ermöglicht.<br />
In Abbildung 3 wird dargestellt, welche Projektbestandteile<br />
fest an den Schulen durchgeführt wurden. Dem Projektzyklus<br />
vorgestellt waren Gespräche mit den Schulen, die u.a. der<br />
Auswahl der Schulen dienten. Alle Projektbausteine werden<br />
nachfolgend erläutert.<br />
Abbildung 2: Organisationsentwicklungsmodell der DAK-Initiative<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 3
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 3: Projektbestandteile der DAK-Initiative<br />
In einem Vorgespräch mit der Schule wurde das Projekt vorgestellt<br />
und die Erwartungen und Wünsche der Akteure geklärt.<br />
Um sich auf die DAK-Initiative zu bewerben, stimmte<br />
das gesamte Kollegium über die Teilnahme an dem Projekt<br />
ab. Eine Zwei-Drittel-Mehrheit für die Projektbeteiligung war<br />
eine Grundvoraussetzung für die Aufnahme der Schule in das<br />
Projekt 3 . Zuvor nahmen die Projektschulen einen Ressourcencheck<br />
vor, um zu prüfen, ob sie über die für das Projekt erforderlichen<br />
personellen und zeitlichen Kapazitäten verfügen. 4<br />
Das Vorgespräch sowie der Ressourcencheck stellen wichtige<br />
Grundlagen dar, um den Schulen die Voraussetzungen für ein<br />
erfolgreiches Projekt darzustellen und eine Eignung der Schule<br />
für die Projektteilnahme zu prüfen. Über das Kriterium der<br />
2/3-Mehrheit sollte sichergestellt werden, dass eine ausreichend<br />
hohe Bereitschaft zur Durchführung des Projektes gegeben<br />
ist.<br />
Zu Beginn der Projektdurchführung wurde ein Steuerkreis an<br />
der Schule gebildet und in einer Schulung auf seine Aufgaben<br />
vorbereitet. Schulen verfügen oft über wenig Verände-<br />
3<br />
Im 1. Jahrgang reichte die einfache Mehrheit für die Bewerbung der<br />
Schule aus. Ab dem 2.Jahrgang wurde die 2/3-Mehrheit als Kriterium<br />
eingeführt.<br />
4<br />
http://www.schulenentwickeln.de/tl_files/Dateien/Leitfaeden/<strong>GGSE</strong>_Ressourcencheck.pdf<br />
rungswissen. Der Steuerkreis nimmt hier eine wichtige Funktion<br />
als Koordinator und Begleiter der Schulentwicklungsprozesse<br />
ein. Der Steuerkreis ist für die Durchführung des Projektes<br />
vor Ort verantwortlich. Wie bei einer Schaltzentrale<br />
laufen alle Informationen bei ihm zusammen, so begleitet er<br />
den gesamten Veränderungsprozess.<br />
Zu den Aufgaben des Steuerkreises gehört es,<br />
• die Projektvision im Auge zu behalten,<br />
• die Projektgruppen bei der Entwicklung und Realisierung<br />
von Maßnahmen zu unterstützen,<br />
• die Nachhaltigkeit von entwickelten Maßnahmen sicherzustellen,<br />
z.B. durch die Übernahme von Inhalten in das<br />
Schulprogramm,<br />
• die Maßnahmen und den Gesamtprozess zu evaluieren,<br />
• Personen zu würdigen, die sich im Projekt engagieren<br />
und sie nach Möglichkeit an anderer Stelle zu entlasten,<br />
• innerhalb und außerhalb der Schule (Eltern, Partner,<br />
Gemeinde) für das Projekt zu werben, die Ergebnisse zu<br />
kommunizieren und über den Stand der Arbeit zu informieren.<br />
Um den Aufbau der Steuerkreise gezielt zu unterstützen, wurden<br />
die Steuerkreismitglieder ausgebildet. In der Schulung<br />
wurden Themen wie gelingendes Informations- und Projektmanagement<br />
vorgestellt und bearbeitet sowie theoretische<br />
Grundlagen zum Zusammenhang von Gesundheit und Schul-<br />
Titel 4
qualität vermittelt (vgl. Tabelle 4). In einem späteren Steuerkreisaustauschtreffen<br />
hatte ein Teil der Steuerkreismitglieder<br />
im 2. Projektjahr die Möglichkeit das bisherige Vorgehen<br />
zu reflektieren und sich mit anderen Projektschulen kohortenübergreifend<br />
auszutauschen und zu vernetzen.<br />
Ebenso wie die Ausbildung der Steuerkreismitglieder diente<br />
auch die Schulung der Moderator_innen dazu, die Schule<br />
dauerhaft zur Umsetzung von Schulentwicklungsprozessen zu<br />
befähigen. Die effiziente Arbeit der schulischen Projektgruppen<br />
hat einen großen Einfluss auf den Projekterfolg. Es wurden<br />
pro Schule bis zu acht überwiegend Lehrkräfte zu Moderator_innen<br />
ausgebildet. Die Moderator_innen hatten die<br />
Aufgabe, eine Zielklärung und –definition mit der Gruppe<br />
vorzunehmen, die Arbeit zu dokumentieren und auf ein effektives<br />
und effizientes Arbeiten zu achten. In einer Vertiefungsschulung<br />
hatten die Moderator_innen etwa ein halbes Jahr<br />
später die Gelegenheit, Fragen der Umsetzung zu besprechen<br />
und sich mit Moderator_innen aus anderen Schulen auszutauschen.<br />
Jede Schule nahm insgesamt an vier Schulungen teil 5 . Die<br />
nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die jeweiligen<br />
Zielsetzungen, die Dauer und die Zeitpunkte der Schulungen:<br />
5<br />
Eine Ausnahme bildeten Schulen der Kohorte 2, die sowohl zum<br />
Austauschtreffen der Steuerkreise 2010 und 2011 eingeladen wurden.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 5
1. KOPFZEILE<br />
Tabelle 4: Überblick über durchgeführte Schulungen<br />
Schulung Ziele und Inhalte Zielgruppe Dauer Zeitpunkt Durchführung<br />
Schulung Steuerkreismitglieder<br />
Grundlagen für die Arbeit im Steuerkreis: Informations-<br />
und Projektmanagement; Vermittlung<br />
theoretischer Grundlagen zum Zusammenhang<br />
von Gesundheit und Schulqualität;<br />
Förderung von Veränderungsbereitschaft;<br />
Umsetzung einer Feedback- und Würdigungskultur<br />
Steuerkreismitglieder<br />
1,5 Tage<br />
ca. 2 Monate<br />
nach Projektbeginn<br />
Projektteam<br />
Lüneburg<br />
Austauschtreffen<br />
Steuerkreismitglieder<br />
Austausch und Best-Practice-Beispiel zu Erfolgs-<br />
und Misslingensfaktoren, Partizipation<br />
und Nachhaltigkeit<br />
Steuerkreismitglieder<br />
1,5 Tage<br />
2. oder 3. Projektjahr<br />
Projektteam<br />
Lüneburg<br />
Moderatorenausbildung<br />
Grundmodul<br />
ca. 4 Monate<br />
nach Projektbeginn<br />
Moderatorenausbildung<br />
Vertiefung<br />
Erwerb von Moderations- und Gruppenleitungskompetenzen<br />
um die Arbeit der Projektgruppen<br />
begleiten zu können<br />
Reflektion bisheriger Erfahrungen;<br />
Lösungen für aufgetretene Schwierigkeiten,<br />
gezielter theoretischer Input<br />
hauptsächlich<br />
Lehrer_innen,<br />
bis zu 2 Schüler_innen<br />
und<br />
Eltern pro<br />
Schule<br />
hauptsächlich<br />
Lehrer_innen,<br />
bis zu 2 Schüler_innen<br />
und<br />
Eltern pro<br />
Schule<br />
2,5 Tage<br />
1,5 Tage<br />
ca. 6 Monate<br />
nach Grundmodul<br />
Projektteam<br />
Lüneburg<br />
und externe<br />
Trainerin<br />
Projektteam<br />
Lüneburg<br />
und externe<br />
Trainerin<br />
Während der gesamten Projektlaufzeit wurden insgesamt<br />
zehn Steuerkreissitzungen vom Projektteam Lüneburg vorbereitet<br />
sowie vor Ort begleitet und moderiert. Die in den Sitzungen<br />
behandelten Themen orientierten sich jeweils am Projektverlauf.<br />
Durch das mehrmalige Durchlaufen des Organisationsentwicklungszyklus<br />
(vgl. Abb. 2) sollte der Steuerkreis<br />
nachhaltig befähigt werden, dieses Vorgehen auch nach Ablauf<br />
der Projektzeit in der Schule selbstständig umsetzen zu<br />
können. Die externe Begleitung durch das Team der <strong>Leuphana</strong><br />
Universität unterstützte die Projektschulen über die zehn<br />
Sitzungen in allen Phasen des Veränderungsprozesses.<br />
Schwerpunkt der Prozessberatung bildeten Fragen der Projektsteuerung<br />
und der Projektumsetzung sowie die Beratung<br />
zu im Projektverlauf auftauchenden schulspezifischen<br />
Schwierigkeiten. Zur Unterstützung des eigenen Projektmanagements<br />
wurde den Schulen eine Reihe von Dokumentationsvorlagen<br />
zur Verfügung gestellt (z.B. Protokolle, Zielklärungen,<br />
Planungsunterlagen für Befragungen, Erfahrungsberichte<br />
der Projektgruppen u.v.m.), die vor allem den Informationsfluss<br />
sichern und Ergebnisse dokumentieren sollten.<br />
Zu drei Zeitpunkten wurden Befragungen an allen Projektschulen<br />
durchgeführt (ausführlichere Informationen siehe<br />
3.3.1 Datenquellen).<br />
Mit Hilfe einer fragebogengestützten Bedarfsanalyse wurden<br />
zu Beginn in der Eingangsbefragung die Belastungen und<br />
Ressourcen der Schulen umfassend erhoben und der Veränderungsbedarf<br />
ermittelt. Die Ergebnisse dienten später als<br />
Grundlage der Themenfindung für die Projektgruppenarbeit.<br />
Für alle Lehrkräfte gab es zusätzlich das Angebot einer individuellen<br />
Rückmeldung. Diese fokussierte das eigene Gesundheitsverhalten<br />
sowie die eigenen gesundheitsrelevanten<br />
Einstellungen. Um eine Einordnung der Ergebnisse zu ermöglichen,<br />
wurden die persönlichen Werte den Durchschnittswerten<br />
des restlichen Kollegiums sowie der Normstichprobe ver-<br />
Titel 6
gleichend gegenübergestellt. Die individuelle Rückmeldung<br />
sollte Lehrkräfte dazu motivieren, sich neben den Veränderungen,<br />
die auf schulischer Ebene angestoßen werden, auch<br />
auf individueller Ebene mit dem Thema auseinanderzusetzen.<br />
In der Zwischenbefragung wurden verschiedene Aspekte der<br />
Prozessgestaltung und Prozessbewertung erfasst. Die Ergebnisse<br />
dienten der Optimierung des laufenden Prozesses. Auf<br />
Grundlage der Ergebnisse formulierte der Steuerkreis seine<br />
Steuerungsziele für das dritte Projektjahr und nahm Weichenstellungen<br />
für einen erfolgreichen Projektabschluss vor.<br />
Im letzten Projektjahr wurde eine Abschlussbefragung<br />
durchgeführt, welche zentrale Bereiche aus der Eingangsbefragung<br />
(als Wiederholungsmessung) erneut erfasste und<br />
somit Veränderungsaussagen zuließ. Zusätzlich wurden die<br />
Bekanntheit und Akzeptanz der in der jeweiligen Schule<br />
durchgeführten Maßnahmen erfasst.<br />
Zur Rückmeldung der Befragungsergebnisse und Einbindung<br />
der Schulgemeinde in den Veränderungsprozess wurden im<br />
Anschluss an die Befragungen jeweils schulweite Großveranstaltungen<br />
an den Projektschulen durchgeführt. Der Kick-Off<br />
verfolgte als Startveranstaltung das Ziel, durch die Präsentation<br />
und Einordnung der Befragungsergebnisse die Notwendigkeit<br />
und Dringlichkeit des Veränderungsvorhabens zu verdeutlichen<br />
und hierüber auch die Veränderungsbereitschaft<br />
zu fördern. In einem mehrstufigen Prozess wurden die Handlungsfelder<br />
der Schule priorisiert und in Kleingruppen diskutiert.<br />
Zu den wichtigsten und dringlichsten Handlungsfeldern<br />
wurden abschließend Projektgruppen gebildet, die mit der<br />
Erarbeitung von Verbesserungsmaßnahmen beauftragt wurden.<br />
Mit der Abschlussveranstaltung wurde das Projekt in der<br />
Schule offiziell beendet. Der Fokus lag auf der Darstellung<br />
des Erreichten sowie der Würdigung der Projektaktiven. Der<br />
gesamte schulische Veränderungsprozess sollte noch einmal<br />
reflektiert und die weiterführenden Aktivitäten und Strukturen<br />
schulischer Gesundheitsförderung nach Projektabschluss<br />
vorgestellt werden.<br />
Die Projektgruppen erhielten auf dem Kick-Off den Auftrag,<br />
konkrete Ziele zu den jeweiligen ausgewählten Handlungsfeldern<br />
zu formulieren und anschließend Maßnahmenvorschläge<br />
zu erarbeiten. Bei der Entwicklung von Lösungsideen wurde<br />
nicht auf Standardmaßnahmen gesetzt, sondern es wurden<br />
vielmehr passgenaue Maßnahmen für die Situation an der<br />
jeweiligen Schule entwickelt. Alle Gruppen wurden jeweils von<br />
einem/r vorab ausgebildeten Moderator_in unterstützt. Die<br />
Effektivität und Effizienz der Projektgruppenarbeit wurden<br />
kontinuierlich durch die Steuergruppe überwacht. Bei Bedarf<br />
erhielten die Projektgruppen Unterstützung durch das Projektteam<br />
oder die Steuergruppe. Zudem wurde die Wirksamkeit<br />
des gesamten Projekts durch einen Vorher-Nachher-<br />
Vergleich überprüft.<br />
Über die bereits genannten Projektbestandteile hinaus<br />
konnten zusätzliche Steuerkreistreffen, schulspezifische<br />
Schulungen, sowie weitere Befragungen und<br />
Beratungsleistungen von den Schulen nach Bedarf abgerufen<br />
werden. Auf Antrag konnten die Projektschulen darüber hinaus<br />
finanzielle Zuschüsse für die Teilnahme an <strong>Fortbildung</strong>en,<br />
für externe Beratungen sowie Sachmittel erhalten (vgl.<br />
4.2.1.2). Zentrales Kriterium für die Bezuschussung war die<br />
Anbindung an eines der ausgewählten Themen. Die Schule<br />
musste den Handlungsbedarf sowie den erwarteten Nutzen<br />
der geplanten Maßnahme darlegen. Durch den Eigenanteil<br />
der Schule wurde einem „Mitnahmeeffekt“ entgegengewirkt,<br />
bei dem kostenlose Leistungen ohne Notwendigkeit in Anspruch<br />
genommen werden.<br />
2.2.5 Anpassungen des Konzeptes in der Projektlaufzeit<br />
Durch die Umsetzung des Konzeptes in die Praxis ergaben<br />
sich während der Projektlaufzeit zum Teil Anpassungen, die<br />
sich an den Bedarfen und Bedürfnissen der Schulen ausrichteten.<br />
Hierdurch wurde das Konzept zunehmend flexibilisiert<br />
und somit stärker auf die Bedürfnisse und auch Rahmenbedingungen<br />
der jeweiligen Projektschulen zugeschnitten. Damit<br />
einhergehend wurden neue Beratungsleistungen entwickelt,<br />
die anschließend auch anderen Schulen als Angebot<br />
unterbreitet wurden. So konnte beispielsweise an einer Schule<br />
mit dem gesamten Kollegium ein Leitbild entwickelt werden,<br />
welches die Schule als ein Ziel ihrer Projektteilnahme<br />
definiert hatte. Im Folgenden werden die wichtigsten Anpassungen<br />
des Konzeptes erläutert.<br />
Zwischenbilanzveranstaltung<br />
Geplant war zunächst, eine Eingangs- und Abschlussveranstaltung<br />
an jeder Schule durchzuführen. Auf Anregung einiger<br />
Projektschulen der ersten Kohorte wurde zusätzlich nach<br />
der Zwischenbefragung eine Zwischenbilanz durchgeführt.<br />
Die Zwischenbilanzveranstaltung wurde dann ab der zweiten<br />
Kohorte für alle Schulen als Standardangebot eingeführt.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 7
Ziele der Veranstaltung waren:<br />
• Förderung der Motivation bei den Projektaktiven und der<br />
Schulgemeinde<br />
• Werbung für eine aktive Beteiligung<br />
• Einordnung und Bewertung des bisherigen Projektverlaufes<br />
und Weichenstellung für die weitere Projektlaufzeit<br />
• Förderung des Informationsflusses<br />
• Erhöhung des Stellenwertes des Projektes an der Schule<br />
• Schaffung von Räumen für Austausch und Feedback<br />
Die Schulen wurden für die Umsetzung der Veranstaltung<br />
aufgefordert, eigene Ziele in Abhängigkeit von ihrem bisherigen<br />
Projektverlauf zu definieren und die Veranstaltung entsprechend<br />
dieser Zielsetzung auszurichten. Die Gestaltung<br />
der Veranstaltung enthielt dementsprechend feste Bestandteile<br />
wie auch optionale Elemente. Je nach aktuellem Bedarf<br />
und Gestaltungswunsch der Schule wurde die Veranstaltung<br />
in einem Zeitrahmen von 2-8 Stunden durchgeführt.<br />
Diesem Umstand wurde im Rahmen der Schulbegleitung<br />
Rechnung getragen und Beratungsangebote für die Schulleitungen<br />
entwickelt. So erhielten alle Schulleitungsmitglieder<br />
nach der Eingangsbefragung eine individuelle Rückmeldung<br />
zu ihrem Schulleitungshandeln. Diese umfasste die Bereiche<br />
Management und Verwaltung, Personalentwicklung sowie Organisationsentwicklung.<br />
Die Empfänger sollten angeregt<br />
werden die Rückmeldungen des Kollegiums aufzugreifen, sie<br />
mit ihren eigenen Einschätzungen zu vergleichen (Abb. 4)<br />
und sich im Rahmen der Projektlaufzeit eigene Entwicklungsziele<br />
zu setzen sowie diese zu verwirklichen.<br />
Feste Punkte der Zwischenbilanz:<br />
• Ansprache der Schulleitung<br />
• Vorstellung und Diskussion der Zwischenbefragungsergebnisse<br />
• Zwischenfazit des Steuerkreises<br />
• Weichenstellung für das letzte Projektjahr<br />
• Vorstellung und Diskussion der Projektgruppenergebnisse<br />
Optionale Elemente der Zwischenbilanz:<br />
• Großgruppenverfahren zur Bildung neuer Projektgruppen<br />
• Durchführung eines Gesundheitstages<br />
• <strong>Fortbildung</strong> zu gesundheitsrelevanten Themen mit Bezug<br />
zu den Arbeitsschwerpunkten der Schule<br />
Schulleitungsberatungen<br />
Die Unterstützung durch die Schulleitung spielt eine große<br />
Rolle für den Erfolg von jeglichen Schulentwicklungsprojekten.<br />
Darüber hinaus steht das Schulleitungshandeln in Zusammenhang<br />
mit der Gesundheit von Lehrkräften. In der<br />
DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studie 2011 wurde u.a. deutlich, dass Schulen<br />
mit effizienter Führung und hoher Mitarbeiterorientierung<br />
geringere Werte in der emotionalen Beanspruchung der Lehrkräfte<br />
aufweisen 6 .<br />
6<br />
http://www.schulen-entwickeln.de/studien.html<br />
8
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 4: Beispiel einer Ergebnisdarstellung aus der Schulleitungsrückmeldung: Die Lehrkräfte schätzen die Mitarbeiterorientierung ihrer Schulleitung<br />
im Vergleich zu den Kollegien der anderen Projektschulen eher gering ein.<br />
Nach Erhalt der individuellen Rückmeldung konnten alle Projektschulen<br />
eine Schulleitungsberatung in Anspruch nehmen.<br />
Schulleitungsteams konnten hier in einem strukturierten<br />
Beratungsprozess mit Unterstützung des Projektteams<br />
Lüneburg Lösungsansätze für schwierige Situationen erarbeiten.<br />
Darüber hinaus wurden Fragen angeregt wie: Wie können<br />
wir unser Führungsverhalten gesundheitsförderlicher gestalten?<br />
Was können wir tun, damit Schulentwicklung nicht auf<br />
Kosten der Gesundheit der Lehrkräfte erfolgt? Wie können wir<br />
als Schulleitung den erfolgreichen Fortgang des Projekts fördern?<br />
Bei Bedarf wurden auch mehrere Schulleitungsberatungen<br />
pro Schule angeboten.<br />
Zusätzlich fand ein regionales Schulleitungsaustauschtreffen<br />
mit fünf Projektschulen der 3. Kohorte statt. Dieses wurde<br />
schulübergreifend konzipiert um Austauschmöglichkeiten zu<br />
fördern, die regionale Vernetzung der Schulen zu stärken und<br />
die Hemmschwelle für die Teilnahme an einer Schulleitungsberatung<br />
zu senken. Weitere Ziele der Veranstaltung waren,<br />
die Reflexion des eigenen Führungsverhaltens zu fördern, die<br />
Bedeutung von Gesundheit für das Leitungshandeln, die<br />
Schulleitung als Person sowie für die Entwicklung der gesamten<br />
Schule zu verdeutlichen und praktische Übungen für<br />
den Einsatz im Alltag zu erlernen.<br />
2.3 Arbeitsplan des Projektes<br />
Mit dem Arbeitsplan wird dargestellt, wie der Projektablauf<br />
sich aus Sicht des Projektteams der <strong>Leuphana</strong> Universität<br />
gestaltete. Neben dem Kernauftrag, der wissenschaftlichen<br />
Begleitung und Beratung der Schulen, wurden Studien<br />
erstellt und Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht.<br />
Nachfolgend werden die wichtigsten Arbeitsbereiche<br />
dargestellt (Abb. 5).<br />
Titel 9
1. KOPFZEILE<br />
Bereich 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />
Konzeption<br />
Befragung<br />
Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Befragungsrückmeldung<br />
Allgemeine<br />
Schulbegleitung<br />
Entwicklung und Überarbeitung des Fragebogens, Schulberatung, Steuerkreissitzungsinhalte, Beratungskonzept,<br />
Beratungsleitbild, Überarbeitung Befragungsrückmeldung etc.<br />
IRM-<br />
Entwicklung,<br />
IRM K1<br />
Befragung K1<br />
IRM K2<br />
SL-RM<br />
Entwicklung,<br />
SL-RM K2<br />
Befragung K2<br />
IRM K3<br />
SL RM K3<br />
Abschlussbericht<br />
K1<br />
Austauchtreffen<br />
SL<br />
Abschlussbericht<br />
K2<br />
Abschlussbericht<br />
K3<br />
Steuerkreismoderation, Schulberatung, Projektgruppenberatung, Durchführung<br />
von Großveranstaltungen (Kick-Off, Zwischenbilanz, Abschluss)<br />
Moderatorenschulungen 1 und 2<br />
Befragung K3<br />
Schulungen<br />
Steuerkreisschulungen<br />
Abschlussveranstaltung<br />
Veröffentlichungen<br />
Projektevaluation<br />
Schulleitungsaustauschtreffen<br />
DAK-<strong>Leuphana</strong>-<br />
Studie 1<br />
SchulVerwaltung<br />
Spezial<br />
Steuerkreisaustauschtreffen<br />
DAK-<br />
<strong>Leuphana</strong>-<br />
Studien 2,3<br />
DAK-<br />
<strong>Leuphana</strong>-<br />
Studien 4,5<br />
DAK-<strong>Leuphana</strong>-<br />
Studie 6<br />
Pressearbeit Schulen<br />
Homepage-Relaunch<br />
Kooperation mit ZEIT für die<br />
Schule<br />
Projektfilm 1 Projektfilm 2<br />
HKM Prävention Lernchancen<br />
Abschlussbroschüre<br />
Gesundheitsreport<br />
Handbuch Journal für<br />
Kinder Spezial<br />
Lehrer-<br />
Gesundheits-<br />
Grundschule gesundheit förderung<br />
Praxisberichte<br />
Praxis-<br />
Praxis-berichte<br />
K1 berichte K2 K3<br />
Erfolgsfaktoren, Interviews mit<br />
Projektverantwortlichen<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong><br />
Abbildung 5: Arbeitsbereiche über die gesamte Projektlaufzeit<br />
Abkürzungen: K1-K3: Kohorte 1-3 (Startjahr der Projektschulen), IRM: schriftliche Individuelle Rückmeldung für alle Lehrkräfte, SL-RM: schriftliche Rückmeldung für alle Schulleitungsmitglieder,<br />
HKM: Broschüre für das Hessische Kultusministerium<br />
Titel 10
1. KOPFZEILE<br />
2.4 Die Projektschulen<br />
2.4.1 Auswahl der Schulen<br />
Die Bekanntmachung der DAK-Initiative erfolgte über Kultusministerien<br />
und Schulaufsichtsbehörden. Interessierte<br />
Schulen konnten sich für eine Teilnahme bewerben. In einem<br />
mehrstufigen Prozess wurden insgesamt 30 Schulen ausgewählt.<br />
Als Nachweis für eine breite Unterstützung und Zustimmung<br />
zur Projektteilnahme mussten die Schulen u.a. einen Beschluss<br />
der Schulkonferenz bzw. der Lehrerkonferenz vorlegen.<br />
Weitere Auswahlkriterien waren u.a. eine geringe Vorerfahrung<br />
der Schule mit systematischen Entwicklungsprozessen,<br />
soziale Benachteiligung der Schülerschaft, überdurchschnittliche<br />
Beanspruchung der Lehrkräfte, eine Bereitschaft<br />
zur aktiven Mitwirkung bei möglichst vielen Lehrkräften sowie<br />
die Zurückstellung anderer Veränderungsprojekte für die Projektlaufzeit.<br />
Bei der Auswahl der Schulen wurde ferner auf die<br />
Aufnahme von Schulen unterschiedlicher Schulformen geachtet<br />
und es wurden in jeder Kohorte jeweils andere Bundesländer<br />
als regionale Schwerpunkte ausgewählt.<br />
2.4.2 Übereinstimmung der Schulauswahl mit dem Leitfaden<br />
Prävention<br />
Entsprechend des Leitfadens Prävention ist bei Settingprojekten<br />
besonderes Augenmerk auf solche Zielgruppen zu richten,<br />
die sozialbedingt ungünstigere Gesundheitschancen<br />
aufweisen. Hierzu zählen beispielsweise Schulformen, in denen<br />
sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche erreicht<br />
werden können. Als in diesem Sinne geeignete Settings werden<br />
insbesondere Grund-, Haupt-, Gesamt-, Sonder- und Berufsschulen<br />
genannt. Der Anteil dieser Schulformen bei den<br />
Projektschulen lag bei 77 Prozent. Hierbei wurden die Regionalen<br />
Schulen mitgezählt, die in Mecklenburg-Vorpommern<br />
als eine Mischform anstelle von Haupt- und Realschulen angeboten<br />
werden.<br />
Darüber hinaus beschreibt der Leitfaden Prävention das<br />
Zielumfeld, in denen die Schulen liegen sollten als Kommunen/Stadtteile<br />
mit niedrigem durchschnittlichem Pro-Kopf-<br />
Einkommen bzw. hohem Arbeitslosen-, Sozialhilfeempfängeroder<br />
Migrantenanteil. Aktuelle Zahlen hierzu lagen dem Projektteam<br />
zum Aufnahmezeitpunkt für die Schulen nicht vor.<br />
Zur Beurteilung des sozioökonomischen Umfeldes der Schulen<br />
kann auf den INSM-Regionalrang zurückgegriffen werden.<br />
Der INSM-Regionalrang wurde 2009 von der Initiative Neue<br />
Soziale Marktwirtschaft für alle Kreise und kreisfreien Städte<br />
Deutschlands (mit Ausnahme von Hamburg und Bremen) berechnet.<br />
Dabei ist 1 der beste und 409 der schlechteste<br />
Rang. In das Ranking gehen insgesamt 39 Einzelindikatoren<br />
ein. Diese sind zu folgenden vier Bereichen zusammengefasst:<br />
• Wohlstand (Einkommen und Steuerkraft am Wohnort)<br />
• Arbeitsmarkt (Arbeitslosigkeit und Beschäftigung)<br />
• Standort (Arbeitskosten, Produktivität, Infrastruktur,<br />
Humankapital etc.)<br />
• Struktur (Wirtschaftskraft, sozio-ökonomische Struktur,<br />
öffentliche Haushalte)<br />
Die Bereiche werden in zwei Gruppen unterteilt. Unterschieden<br />
wird zwischen Zielgrößen (Wohlstand und Arbeitsmarkt)<br />
und Einflussfaktoren (Standort und Struktur), die mit einem<br />
Gewicht von je 50% in den Indikator eingehen. 7<br />
67 Prozent der Projektschulen befinden sich in Kreisen oder<br />
kreisfreien Städten mit unterdurchschnittlichem Regionalrang<br />
(>204). Den günstigsten Regionalrang erreicht die (vorzeitig<br />
ausgestiegene) Bischof-Neumann-Schule in Königstein<br />
i. Taunus im Hochtaunuskreis (Rang 3). Den ungünstigsten<br />
Rang unter unseren Projektschulen nehmen die Regionalen<br />
Schulen in Sassnitz, Prohn und Niepars ein, die zum Landkreis<br />
Nordvorpommern (Rang 399) gehören.<br />
Damit wurden vorrangig Schulen ausgewählt, mit denen sozial<br />
benachteiligte Kinder und Jugendliche erreicht werden<br />
konnten.<br />
2.4.3 Beschreibung der Projektschulen<br />
Im Projekt wurden 30 Schulen aufgenommen, über die direkt<br />
und indirekt insgesamt rund 1600 Lehrer_innen, 26.000<br />
Schüler_innen und 52.000 Eltern erreicht werden konnten<br />
(Abb. 6).<br />
7<br />
Mehr Informationen zur Methodik der Erstellung des Regionalrangs<br />
werden hier bereitgestellt: http://www.insmregionalranking.de/2009_methodik.html<br />
Titel 11
Es wurden Schulen aller Schulformen in das Projekt aufgenommen.<br />
Die größte Gruppe stellten die Haupt-/ Real- oder<br />
Regionalen Schulen mit einem Anteil von 30 Prozent.<br />
Abbildung 6: Reichweite der DAK-Initiative<br />
Von 2008 bis 2010 starteten pro Jahr je zehn Schulen. Die<br />
Schulen befanden sich in 7 verschiedenen Bundesländern:<br />
Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen,<br />
Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen. Um<br />
eine schulübergreifende Netzwerkbildung zu erleichtern, wurden<br />
jedes Jahr regionale Schwerpunkte gesetzt (Abb. 7).<br />
Abbildung 8: Anteil der Projektschulen nach Schulform<br />
Die Schulen auf einen Blick<br />
Die nachfolgende Tabelle stellt die Schulen in einer Übersicht<br />
mit wichtigen schulischen Eckdaten dar. Zur Beurteilung des<br />
sozioökonomischen Umfeldes der Schulen wurde auf das<br />
INSM-Regionalranking zurückgegriffen (vgl. 2.4.2).<br />
Abbildung 7: Verteilung der Projektschulen in Deutschland<br />
Tabelle 5: Projektschulen nach Kohorten<br />
Kohorte 1 (2008-2010)<br />
Schule Schulform Bundesland Ort<br />
Lehrer Schüler INSM<br />
_innen _innen Rang<br />
Andreas-Gordon-Schule Berufliche Schule TH Erfurt 96 2065 345<br />
Bischof-Neumann-Schule* Gymnasium HE Königstein i. Taunus 58 270 3<br />
Christian-Rauch-Schule Gymnasium HE Bad Arolsen 73 1013 217<br />
Elisabethschule Grundschule NDS Hildesheim 15 138 257<br />
Grundschule Halsbek Grundschule NDS Halsbek 15 167 216<br />
Hauptschule Sophienstraße* Hauptschule NDS Braunschweig 26 311 215<br />
12
IGS Wallrabenstein Gesamtschule HE<br />
Hünstetten-<br />
Wallrabenstein<br />
45 646 69<br />
Kardinal-von-Galen-Schule<br />
Haupt- und Realschule<br />
<strong>NRW</strong> Telgte 38 934 146<br />
Landrat-Gruber-Schule Berufliche Schule HE Dieburg 127 1637 96<br />
Weibelfeldschule Gesamtschule HE Dreieich 113 1584 90<br />
Kohorte 2 (2009-2011)<br />
Berufskolleg Neandertal Berufliche Schule <strong>NRW</strong> Mettmann 105 1835 106<br />
Eichenschule Gymnasium NDS Scheeßel 74 1090 218<br />
Fluxusschule Förderschule HE Wiesbaden 26 69 122<br />
Grundschule Klint Grundschule NDS Braunschweig 18 171 215<br />
Gymnasium Werlte Gymnasium NDS Werlte 26 342 222<br />
IGS Obere Aar Gesamtschule HE Taunusstein 58 799 69<br />
Lippe-Berufskolleg Berufliche Schule <strong>NRW</strong> Lippstadt 166 3700 211<br />
Maria-Stemme-Berufskolleg Berufliche Schule <strong>NRW</strong> Bielefeld 98 1645 234<br />
Schule an der Deilich<br />
Haupt- und Realschule<br />
NDS Bad Harzburg 25 398 302<br />
Von-Galen-Schule Förderschule <strong>NRW</strong> Brakel 27 80 258<br />
Kohorte 3 (2010-2012)<br />
Adolph-Diesterweg-Schule Regionale Schule MVP Stralsund 29 382 395<br />
Albert-Schweitzer-Gymnasium* Gymnasium TH Sömmerda 58 728 345<br />
Heisenberg-Gymnasium 8 Gymnasium HH Hamburg 54 748 58<br />
Johannes-Brahms-Schule Gymnasium SH Pinneberg 90 1137 109<br />
Karlschule Hauptschule <strong>NRW</strong> Hamm 31 301 338<br />
Kaufmannsschule I Berufliche Schule <strong>NRW</strong> Hagen 77 2146 289<br />
Regionale Schule „Am Wasserturm“<br />
Regionale Schule MVP Grevesmühlen 33 426 341<br />
Regionale Schule „An der Prohner<br />
Wiek“<br />
Regionale Schule MVP Prohn 25 178 399<br />
Regionale Schule „Prof.-Gustav-<br />
Pflugradt"<br />
Regionale Schule MVP Niepars 28 370 399<br />
Regionale Schule Sassnitz Regionale Schule MVP Sassnitz 26 331 399<br />
*Schule ist vorzeitig aus dem Projekt ausgestiegen.<br />
8<br />
Für den Stadtstaat Hamburg wurde wegen stark abweichender Strukturen kein Ranking vorgenommen. Für die Projektschule in Hamburg Harburg, wurde der<br />
Rang des angrenzenden Landkreises Harburg (Niedersachsen) verwendet.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 13
1. KOPFZEILE<br />
Drei Schulen beendeten ihre Projektteilnahme vorzeitig. Im 1.<br />
Jahrgang waren dies die Bischof-Neumann-Schule in Königstein<br />
sowie die Hauptschule Sophienstraße in Braunschweig,<br />
im 3. Jahrgang das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Sömmerda.<br />
An der Hauptschule Sophienstraße gestaltete sich die Situation<br />
etwas anders. Die Schule formulierte einen hohen Unterstützungsbedarf,<br />
die Beteiligungsquoten an den Befragungen<br />
waren zufriedenstellend. Die Situation an der Schule war<br />
aufgrund von langwährenden Konflikten im Kollegium als<br />
stark gesundheitsgefährdend einzustufen. Es wurden umfangreiche<br />
Unterstützungsleistungen initiiert und in Anspruch<br />
genommen, z.B. Schulleitungsberatungen, Konfliktsupervision<br />
mit dem Kollegium, mehrere pädagogische Tage<br />
zum Thema. Diese zeigten jedoch nicht den gewünschten Effekt<br />
oder wurden von Seiten der Schule oder der Berater_innen<br />
abgebrochen. Ein gemeinsames Arbeiten innerhalb<br />
des Kollegiums sowie zwischen Kollegium und Schulleitung<br />
war für Teile des Kollegiums nicht mehr möglich, Initiativen<br />
zur Verbesserung der Situation führten zu einer weiteren Eskalation<br />
der lange vorhandenen sozialen Konflikte. Die hierfür<br />
zuständige Schulaufsicht wurde informiert, die Schulbegleitung<br />
wurde zunächst für ein Jahr unterbrochen und nach Ablauf<br />
der Jahresfrist wurde die weitere Begleitung einvernehmlich<br />
eingestellt. Dieses Schulbeispiel zeigte, dass bei langjährigen<br />
Konfliktsituationen zwischen Schulleitung und Kollegium,<br />
ein auf breiter Partizipation angelegter Schulentwicklungsprozess<br />
vor allem dann nicht initiiert werden sollte,<br />
wenn keine gemeinsamen Ziele mehr formuliert werden können<br />
(vgl. 5.2).<br />
Gründe für den Ausstieg:<br />
Die Bischof-Neumann-Schule (BNS) und das Albert-<br />
Schweitzer-Gymnasium (ASG) beendeten das Projekt bereits<br />
nach der Eingangsbefragung. Grund hierfür waren geringe<br />
Rückläufe zur Eingangsbefragung, die eine geringe Bereitschaft,<br />
sich im Projekt zu engagieren, anzeigten. Beide Schulen<br />
gaben Überforderung durch eine Vielzahl konkurrierender<br />
Arbeitsschwerpunkte sowie eine unzureichende Motivation<br />
großer Teile des Kollegiums als Gründe für den Ausstieg an.<br />
Der Ausstieg dieser Schulen geschah entweder auf Initiative<br />
der Schulen oder wurde vom Projektteam vorgeschlagen. Die<br />
Erfahrung aus anderen Projekten zeigte, dass ein hoher Stellenwert<br />
des Projekts sowie die Identifikation des Kollegiums<br />
entscheidende Erfolgsfaktoren darstellen. Eine vorzeitige Beendigung<br />
des Projekts stellte hier eine sinnvolle Exit-<br />
Strategie dar, um Frustrationen oder eine Scheinbeteiligung<br />
zu vermeiden.<br />
Titel 14
3. Fragestellungen der Evaluation<br />
Die Evaluation der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde<br />
Schulen entwickeln“ soll zum einen prüfen, inwieweit die Projektziele<br />
erreicht und welche subjektiven und objektiven Wirkungen<br />
erzielt werden konnten. Zum anderen sollen die Art<br />
der Projektumsetzung reflektiert und die Bedingungen für einen<br />
hohen Projekterfolg eruiert werden. Die Darstellung der<br />
Projektwirkungen wird als summative Evaluation bezeichnet.<br />
Unter Prozessevaluation werden die Art der Umsetzung und<br />
die Erfolgsfaktoren des Projektes gefasst.<br />
3.1 Summative Evaluation<br />
Die summative Evaluation verfolgt das Ziel, die Wirkungen<br />
und den Nutzen der DAK-Initiative zu ermitteln. Zur Beurteilung<br />
des Erfolges des Projektes ist es wichtig, sowohl objektive<br />
als auch subjektive Erfolgskriterien einzubeziehen. Objektive<br />
Projektwirkungen können z.B. durch Längsschnitterhebungen<br />
erfasst werden, mit Hilfe derer Veränderungen zwischen<br />
der Eingangs- und Abschlussbefragung „objektiv“ abgebildet<br />
werden können. Subjektive Projektwirkungen werden<br />
zum Beispiel bei der Bewertung des Projekterfolges durch die<br />
Schulen dargestellt. Hier wurden die Befragungsteilnehmer_innen<br />
zur Abschlussbefragung gebeten, den Projekterfolg<br />
ihrer Schule einzuschätzen.<br />
Fragestellungen der summativen Evaluation<br />
1) Inwieweit entwickeln sich die Projektschulen in Richtung<br />
gute gesunde Schule?<br />
Die DAK-Initiative verfolgte das Ziel, Schulen auf dem Weg zu<br />
guten gesunden Schulen zu unterstützen. Um zu überprüfen,<br />
ob dieses Ziel erreicht werden konnte, wurden auf der Basis<br />
von theoretischen Modellen der guten gesunden Schule, Kriterien<br />
für die Erfassung des Status der Schulen entwickelt.<br />
Die Verbesserungen, die die Schulen in den sieben Bereichen<br />
der guten gesunden Schule erzielen konnten, werden hier<br />
dargestellt. Darüber hinaus sollte der Gesundheits(gefährdungs)status<br />
der Schulen vor und nach dem Projekt<br />
ermittelt werden.<br />
2) Profitieren Schulen in strukturschwachen und strukturstarken<br />
Regionen gleichermaßen von dem Projekt?<br />
Hier wird untersucht, ob der Projekterfolg an das Schulumfeld<br />
gekoppelt ist. Zielgruppe der DAK-Initiative waren, in Übereinstimmung<br />
mit den Vorgaben des Leitfadens Prävention,<br />
vor allem Schulen aus strukturschwachen Regionen. Mit Hilfe<br />
dieser Evaluationsfrage soll überprüft werden, ob diese das<br />
Projekt erfolgreich abschließen konnten.<br />
3) Inwieweit wurde eine breite Partizipation der Beteiligten<br />
erreicht?<br />
Gemeinsame Problemlöseprozesse und eine zielorientierte<br />
Zusammenarbeit können die Entwicklung von Organisationen<br />
befördern. Partizipation kann daher als eine zentrale Bedingung<br />
betrachtet werden, um Entwicklungskompetenzen von<br />
Schulen zu verbessern. Partizipation stellt zugleich eine<br />
wichtige Strategie des Empowerment dar, die das Potential<br />
besitzt Kompetenzen und Fähigkeiten der beteiligten Akteure<br />
zu fördern und hierüber sozial ausgleichend zu wirken. Eine<br />
breite Beteiligung am Projekt ist daher auch ein wichtiges Erfolgskriterium<br />
für die DAK-Initiative. Im Rahmen der summativen<br />
Evaluation werden hier neben der partizipativen Breitenwirkung<br />
auch die erzielten Verbesserungen in der Schülerund<br />
Lehrerpartizipation untersucht sowie deren gesundheitsförderliche<br />
Wirkungen.<br />
4) Wie erfolgreich war das Projekt aus Sicht der Beteiligten?<br />
Hier sollen die subjektiven Projektwirkungen dargestellt werden.<br />
Die subjektive Erfolgseinschätzung ist bedeutsam für<br />
die Zuversicht, auch zukünftig gemeinsam Schulziele erreichen<br />
zu können und damit für die Motivation, Schulentwicklungsprojekte<br />
fortzuführen. Neben der Einschätzung des allgemeinen<br />
Projekterfolges aus Sicht der beteiligten Eltern,<br />
Schüler_innen, Lehrer_innen und Schulleiter_innen wird<br />
auch die Zielerreichung aus Sicht der Schulen erfasst. In Abschlussinterviews<br />
wurden die Projektverantwortlichen (z.B.<br />
Steuerkreisleiter_innen oder Schulleiter_innen) gefragt, inwiefern<br />
die Schule ihre Projektziele erreichen konnte. Die Ergebnisse<br />
werden in einem durchschnittlichen Grad der Zielerreichung<br />
zusammengefasst.<br />
5) Inwieweit wurden an den Schulen Voraussetzungen für<br />
eine nachhaltige Verbesserung der Entwicklungskompetenz<br />
geschaffen?<br />
Maßnahmen der Gesundheitsförderung sind größtenteils wirkungslos,<br />
sofern sie nicht dauerhaft installiert werden können.<br />
Über Indikatoren der Nachhaltigkeit kann auch erfasst<br />
werden, ob eine Weiterentwicklung hin zur guten gesunden<br />
Schule bzw. eine Erhaltung des Erreichten wahrscheinlich ist.<br />
In der DAK-Initiative wurde daher Wert darauf gelegt, Veränderungswissen<br />
zum Beispiel durch <strong>Fortbildung</strong>en langfristig<br />
in der Schule zu verankern. Als ein objektives Kriterium der<br />
erfolgreichen Sicherung der Nachhaltigkeit wird dargestellt,<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 15
wie viele Personen ausgebildet wurden und wie viele Schulen<br />
die aufgebauten Strukturen beibehalten werden. Darüber<br />
hinaus schätzten die Projektverantwortlichen im Abschlussinterview<br />
ein, ob sie der Schule zutrauen, künftig selbstständig<br />
gesundheitsbezogene Schulentwicklung fortzuführen.<br />
3.2. Prozessevaluation<br />
Mit der Prozessevaluation wird zum einen die Art der Projektumsetzung<br />
in den Fokus gerückt. Die Themenschwerpunkte<br />
der Schulen, die durchgeführten Maßnahmen sowie die Einschätzung<br />
der Projektumsetzung und Projektbegleitung werden<br />
hier untersucht. Die Evaluation der Projektumsetzung<br />
umfasst auch die Bewertung der Reichweite des Projektes,<br />
z.B. die Sichtbarkeit der Projektschulen in der Presse sowie<br />
die Resonanz auf die Veröffentlichungen der DAK-<strong>Leuphana</strong>-<br />
Studien.<br />
Zweitens wird im Rahmen der Prozessevaluation untersucht,<br />
unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen das Projekt<br />
seine optimale Wirkung entfalten kann. Aus den identifizierten<br />
Erfolgsfaktoren lassen sich Empfehlungen für eine optimale<br />
Schulbegleitung in weiteren Projekten ableiten.<br />
Die zentralen Fragestellungen der Prozessevaluation lauten:<br />
3.2.1 Umsetzung des Projektes<br />
1) Welche Arbeitsschwerpunkte wählten die Schulen<br />
und welche Maßnahmen wurden umgesetzt?<br />
Im Prozess der Schulbegleitung konnten die Schulen ihre<br />
Themen auf der Basis der Eingangsbefragung selbst bestimmen.<br />
Dabei orientierten sich die Themen an den Kriterien<br />
der guten gesunden Schule. Zur Erfassung der Fragestellung<br />
werden die Themen der Projektgruppen zu Themenschwerpunkten<br />
zusammengefasst und anhand der drei Top-<br />
Themenbereiche die Vielfältigkeit der realisierten Maßnahmen<br />
exemplarisch skizziert.<br />
2) Wie gut entsprach das Projekt den Bedürfnissen<br />
der Schulen?<br />
Um die Schulen in ihrem gesundheitsförderlichen Schulentwicklungsprozess<br />
gut begleiten und unterstützen zu können,<br />
wurde das Vorgehen am Organisationsentwicklungszyklus<br />
ausgerichtet (vgl. 2.2.3) und hierfür verschiedene Projektbausteine<br />
entwickelt. Es wird der Frage nachgegangen, in<br />
wie fern das den Schulen unterbreitete Angebot den tatsächlichen<br />
Bedürfnissen der Projektschulen entsprach. Dabei wird<br />
die Einschätzung der Schulen zu einzelnen Projektbausteinen<br />
dargestellt.<br />
3) Inwieweit wurde die Öffentlichkeit über das Projekt<br />
und seine Ergebnisse informiert?<br />
Ergebnisse vorzustellen und über Aktivitäten zu berichten war<br />
ein wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit sowohl für<br />
die Projektschulen, die <strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg als<br />
auch die DAK-Gesundheit. Je nach Form der Öffentlichkeitsarbeit<br />
sollten verschiedene Zielgruppen erreicht werden. Es<br />
werden die Bandbreite und Inhalte der genutzten Formate für<br />
die Öffentlichkeitsarbeit dargestellt.<br />
4) Auf welche Medienresonanz stießen die Veröffentlichungen<br />
und die Pressearbeit der DAK-Initiative?<br />
Hier wird der Frage nachgegangen, welche Medienresonanz<br />
über die lokale Pressearbeit der Projektschulen sowie über die<br />
Veröffentlichung der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien, erzielt werden<br />
konnte. Sowohl die Reichweite der Studien als auch der hierdurch<br />
erzielte Werbeäquivalenzwert werden dargestellt.<br />
3.2.2 Identifizierung von Erfolgsfaktoren: Gelingensbedingungen<br />
von Schulentwicklungsprojekten<br />
1) Welchen Einfluss haben die schulischen Startbedingungen<br />
auf den Projekterfolg?<br />
Modelle zur Veränderungsbereitschaft zeigen, dass die Bereitschaft<br />
sich zu engagieren wesentlich durch drei Kriterien<br />
bestimmt ist: zum einen durch Merkmale der Person bzw. des<br />
Kollegiums (z.B. Arbeitszufriedenheit, kollektive Selbstwirksamkeit),<br />
durch Merkmale der Schule (z.B. gemeinsame pädagogische<br />
Vorstellungen) sowie durch die Bereitschaft zur<br />
Veränderung (z.B. wahrgenommene Notwendigkeit und Dringlichkeit<br />
der Veränderung). Bezugnehmend auf dieses Modell<br />
soll überprüft werden, welche schulischen Startbedingungen<br />
Einfluss auf den Erfolg der Projektschulen hatten. Dafür werden<br />
zum einen Aspekte der Veränderungsbereitschaft zwischen<br />
Schulen mit hohem und niedrigem Projekterfolg verglichen<br />
(vgl. 4.2.2.1). Zum anderen wird der Frage nachgegangen,<br />
ob es grundsätzlich verschiedene Typen von Lehrer_innen<br />
gibt und in welchem Zusammenhang diese mit<br />
dem Projekterfolg stehen (vgl. 4.2.2.2). Darüber hinaus wurde<br />
in der Praxis festgestellt, dass die Schulen sich hinsichtlich<br />
ihrer Voraussetzungen und Vorerfahrungen sowie ihres Beratungs-<br />
und Unterstützungsbedarfes voneinander unterscheiden.<br />
Daher soll überprüft werden, ob sich verschiedene Typen<br />
von Schulen identifizieren lassen, für die dann jeweils spezifische<br />
Empfehlungen für die Beratung abgeleitet werden<br />
können (vgl. 4.2.2.3).<br />
2) Welche Merkmale der Projektumsetzung nehmen<br />
Einfluss auf den Projekterfolg?<br />
16
Die Konzeption eines wirkungsvollen Modellprojektes hat einen<br />
wichtigen Anteil am Erfolg schulischer Gesundheitsförderung.<br />
Über die Konzeption hinaus bedarf es zugleich einer<br />
gelingenden Umsetzung in der Praxis. Daher wird in diesem<br />
Kapitel der Frage nachgegangen, in wie fern die konkrete<br />
Umsetzung des Projektes in der Schule Einfluss auf den Projekterfolg<br />
hatte. Hierfür werden zentrale Aspekte der Projektgestaltung<br />
auf ihren Zusammenhang mit dem Projekterfolg<br />
untersucht.<br />
3) Welche Merkmale der Projektsteuerung stehen in<br />
Zusammenhang mit dem Projekterfolg?<br />
Für eine gelingende Umsetzung des Projektes ist auch die<br />
Qualität der Steuerkreisarbeit von Bedeutung. Es werden daher<br />
Indikatoren guter Steuerkreisarbeit daraufhin untersucht,<br />
inwieweit sie mit dem Projekterfolg zusammenhängen.<br />
4) Wie trägt die Einschätzung der Projektgruppenarbeit<br />
zum Projekterfolg bei?<br />
Die Arbeit der Projektgruppen stellt das Kernstück der DAK-<br />
Initiative dar. In ihnen werden die dringlichen Themen der<br />
Schule bearbeitet, konkrete Maßnahmen geplant und umgesetzt.<br />
Es wird überprüft, in welchem Ausmaß die Gruppen<br />
und ihre Ergebnisse den Schulmitgliedern bekannt waren und<br />
wie zufrieden die Schulmitglieder mit den Ergebnissen der<br />
Gruppenarbeit waren. Dabei wird untersucht, ob es einen Zusammenhang<br />
zwischen diesen Faktoren und dem Projekterfolg<br />
gibt.<br />
5) Wie bewerten die Schulen die Zusammenarbeit<br />
mit dem Projektteam?<br />
Die Durchführung des Projektes ging mit der externen Begleitung<br />
der Schulen durch ein Team der <strong>Leuphana</strong> Universität<br />
einher. Es wird dargestellt, wie hoch die Zufriedenheit der<br />
Schulen mit der Begleitung und Unterstützung durch das<br />
Projektteam war und welcher Zusammenhang sich zwischen<br />
der Qualität der Beratung und dem Erfolg der Schulen ergibt.<br />
6) Was sind Einflussfaktoren auf den Projekterfolg<br />
aus Sicht der Schulen?<br />
In Ergänzung zu den Fragebogendaten wurden die Projektverantwortlichen<br />
im Abschlussgespräch nach den aus ihrer<br />
Sicht zentralen Faktoren gefragt, die zum Erfolg des Projektes<br />
beigetragen oder diesen auch behindert haben. Hier werden<br />
die zentralen Gelingens- und Misslingensfaktoren aus Sicht<br />
der Projektverantwortlichen dargestellt.<br />
3.3 Evaluationsdesign<br />
Im Folgenden wird das für die summative Evaluation und die<br />
Prozessevaluation gewählte Untersuchungsdesign kurz vorgestellt.<br />
Summative Evaluation:<br />
Zur Prüfung der Wirkungen wurde ein Längsschnitt-<strong>Design</strong><br />
mit einer Vorher-Nachher-Messung realisiert. Durch den Vergleich<br />
der Zielgrößen zu Projektbeginn und zum Projektende<br />
lassen sich objektive Wirkungen ermitteln. Für die Überprüfung<br />
subjektiv wahrgenommener Wirkungen wurde zusätzlich<br />
die Ausprägung zentraler Zielgrößen zum Projektende betrachtet.<br />
Prozessevaluation:<br />
Im Projektverlauf wurden kontinuierlich Daten zur Projektumsetzung<br />
erhoben und dokumentiert. Die Dokumentation<br />
erfolgte größtenteils durch das Projektteam, zum Teil erhielt<br />
das Projektteam auch Daten aus den Schulen in Kopie, z.B.<br />
die Sitzungsprotokolle der Projektgruppen.<br />
Für die Identifizierung von Erfolgsfaktoren wurden die Eingangsvoraussetzungen<br />
der Schulen sowie ausgewählte Prozessdaten<br />
auf Zusammenhänge mit dem abschließenden<br />
Projekterfolg überprüft.<br />
Eine nähere Erläuterung zu den erhobenen Daten erfolgt jeweils<br />
in den Ergebniskapiteln.<br />
3.3.1 Datenquellen<br />
Für die Evaluation wurden überwiegend bereits vorhandene<br />
Daten genutzt, die im Rahmen der DAK-Initiative erhoben<br />
worden sind. Schwerpunkt der Evaluation bilden die Daten<br />
aus den schriftlichen Befragungen, die an umfangreichen<br />
Stichproben in den Schulen durchgeführt wurden. Insbesondere<br />
für die Prozessevaluation wurden zusätzliche Dokumentationsunterlagen<br />
herangezogen, die im Verlauf kontinuierlich<br />
erstellt worden sind. In Ergänzung dieser vorhandenen<br />
Daten wurden für die Projektevaluation Abschlussgespräche<br />
mit Schlüsselpersonen aus den Projektschulen geführt.<br />
Tabelle 6 gibt eine Übersicht über die eingesetzten Erhebungsmethoden,<br />
Erhebungszeitpunkte sowie Zielsetzungen<br />
mit denen die Daten für die Evaluation ausgewertet wurden.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 17
Tabelle 6: Übersicht über die Erhebungen<br />
Datenquelle Erhebungszeitpunkt Zielsetzungen im Rahmen der Evaluation<br />
Eingangsbefragung Projektbeginn • Erfassung der Zielgrößen vor Beginn des Projekts<br />
• Erfassung möglicher Einflussfaktoren auf den Projektverlauf<br />
bzw. den Projekterfolg<br />
Zwischenbefragung<br />
Abschlussbefragung<br />
Dokumentationsunterlagen der<br />
schulischen Projektgruppen<br />
Dokumentationsunterlagen des<br />
Projektteams<br />
2. Projektjahr<br />
(ein Jahr nach der Eingangsbefragung)<br />
3. Projektjahr<br />
(zwei Jahre nach der<br />
Eingangsbefragung)<br />
fortlaufend<br />
fortlaufend<br />
• Erfassung möglicher Einflussfaktoren auf den Projektverlauf<br />
bzw. den Projekterfolg<br />
• Veränderungsmessung: Ermittlung objektiver Wirkungen<br />
durch Vergleich mit Daten der Eingangsbefragung<br />
• Ermittlung subjektiver Projektwirkungen<br />
• Dokumentation der Projektumsetzung<br />
• Überprüfung der Verbesserung der Entwicklungskompetenz<br />
der Schulen<br />
• Dokumentation der Projektumsetzung<br />
Abschlussgespräche Projektende • Ermittlung subjektiver Projektwirkungen<br />
• Ermittlung subjektiver Erfolgsfaktoren<br />
• Bewertung des Projektes<br />
3.3.1.1 Schriftliche Befragungen<br />
Befragte Personengruppen:<br />
Den Lehrerfragebogen erhielten jeweils alle Lehrkräfte, Schulleitungen<br />
sowie weitere pädagogische Fachkräfte (mit Unterrichtstätigkeit)<br />
einer Schule. Wenn im Bericht von „Lehrkräften“<br />
die Rede ist, sind Schulleitungen sowie weitere pädagogische<br />
Fachkräfte also immer enthalten. Die Lehrkräfte wurden<br />
als einzige Personengruppe im 2. Projektjahr zur Halbzeit<br />
des Projekts in einer Zwischenbefragung zu ihren Einschätzungen<br />
des bisherigen Projektverlaufs und der Projektgestaltung<br />
befragt, so dass es für diese Personengruppe insgesamt<br />
drei Befragungszeitpunkte gab.<br />
An den meisten Schulen konnten aufgrund großer Schülerzahlen<br />
nicht alle Schüler_innen befragt werden. Die Schulen<br />
wählten stattdessen einige Jahrgänge aus, die dann komplett<br />
befragt wurden. Die Empfehlung lautete, sowohl niedrigere<br />
als auch höhere Jahrgänge zu befragen, um die Einschätzungen<br />
jüngerer wie auch älterer Schüler_innen zu erfassen. In<br />
der Abschlussbefragung wurden erneut diejenigen Schüler_innen<br />
befragt, die bereits die Stichprobe der Eingangsbefragung<br />
gebildet hatten. Hatte eine Schule beispielsweise für<br />
die Eingangsbefragung die Jahrgänge 6 und 9 befragt, so<br />
führte sie für die Abschlussbefragung eine Erhebung in den<br />
Jahrgängen 8 und 11 durch.<br />
Bei beruflichen Schulen wurden anstelle von Jahrgängen jeweils<br />
ausgewählte Fachbereiche befragt. Schüler_innen von<br />
Grund- und Förderschulen wurden nicht befragt, da die Fragebögen<br />
nicht für diese Zielgruppen ausgelegt waren.<br />
Pro Kind konnte ein Elternteil an der Befragung teilnehmen.<br />
An den weiterführenden Schulen wurden jeweils diejenigen<br />
Eltern befragt, die ein Kind in einem der befragten Jahrgänge<br />
hatten. An den Grund- und Förderschulen wurden, analog<br />
dem Vorgehen bei den Schüler_innen, die Eltern ausgewählter<br />
Jahrgänge befragt. Oftmals war an diesen Schulformen<br />
aufgrund der geringen Schülerzahl sogar eine Vollerhebung<br />
bei den Eltern möglich. An beruflichen Schulen wurden die<br />
Eltern nicht befragt, da diese in der Regel wenig Kontakt zu<br />
der Schule haben und eine detaillierte Einschätzung des<br />
Schulgeschehens für sie somit schwierig ist.<br />
Wahrung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen<br />
Für sämtliche Befragungen lagen Genehmigungen der zuständigen<br />
Schulbehörden vor. Die Teilnahme an den Befragungen<br />
erfolgte auf freiwilliger Basis unter Wahrung der<br />
Anonymität der befragten Personen. Minderjährige Schüler_innen<br />
benötigten für die Teilnahme eine Genehmigung<br />
der Eltern.<br />
18
Für die Evaluation wurden z.T. nur die Daten von Wiederholungsteilnehmer_innen<br />
verwendet, da diese eine verlässlichere<br />
Abschätzung der Wirkungen, unbeeinflusst von Stichprobeneffekten,<br />
ermöglichen. Wiederholungsteilnehmer_innen<br />
sind definiert als Personen, die sowohl an der<br />
Eingangs- als auch an der Abschlussbefragung teilgenommen<br />
haben. Die Identifizierung von Wiederholungsteilnehmer_innen<br />
erfolgte anhand eines individuellen Codes, den<br />
die Befragten bei jeder Befragung nach einem vorgegebenen<br />
Algorithmus generierten. Der Code enthielt ausschließlich Informationen,<br />
die eine Anonymität der Befragungsteilnehmer_innen<br />
wahrten und für Außenstehende nicht reproduzierbar<br />
waren (Kombination aus Buchstaben und Geburtsdaten<br />
der eigenen Eltern).<br />
Bei der Ergebnisrückmeldung an die Schulen wurde darauf<br />
geachtet, dass zu keinem Zeitpunkt Rückschlüsse auf Personen<br />
möglich waren. Bei Veröffentlichungen wurde darüber<br />
hinaus die Anonymität der einzelnen Schulen gewahrt.<br />
3.3.1.2 Abschlussgespräche<br />
Zum Projektabschluss wurden mit den Schulen sogenannte<br />
Abschlussgespräche geführt. Dabei handelte es sich um leitfadenorientierte<br />
Interviews, die überwiegend face-to-face, in<br />
einigen Fällen auch telefonisch, geführt wurden. Die Abschlussgespräche<br />
wurden von einem Mitglied des Projektteams<br />
mit jeweils einer oder zwei Personen aus der Schule<br />
geführt. Als Gesprächspartner_innen aus den Schulen wurden<br />
Projektverantwortliche ausgewählt, welche entweder Mitglied<br />
der Schulleitung oder Leiter_in des Steuerkreises waren<br />
und eine zentrale Rolle in der Projektkoordination vor Ort innehatten.<br />
Insgesamt wurden Abschlussgespräche mit 23 Schulen geführt.<br />
Die Schulen des 1. Jahrgangs wurden erst ungefähr ein<br />
Jahr nachdem sie das Projekt beendet hatten kontaktiert, da<br />
das Abschlussgespräch erst im Verlauf des Projekts konzipiert<br />
worden war und zum Ende des 1. Jahrgangs noch nicht<br />
vorlag. Zu diesem Zeitpunkt erklärten sich noch vier Schulen<br />
zu einem Abschlussgespräch bereit. Die Abschlussgespräche<br />
mit den Schulen des 2. Jahrgangs erfolgten wenige Monate<br />
nach dem Projektabschluss. Die Schulen des 3. Jahrgangs<br />
wurden noch etwas früher, nämlich im letzten Quartal des 3.<br />
Projektjahrs interviewt, damit die Daten für die Gesamtevaluation<br />
rechtzeitig zur Verfügung standen. Aus dem 2. und 3.<br />
Jahrgang nahmen jeweils alle Schulen an dem Abschlussgespräch<br />
teil (Kohorte 2 = 10 Schulen, Kohorte 3 = 9 Schulen).<br />
3.3.2 Rückläufe der Befragungen und Stichprobenbeschreibung<br />
Die Teilnehmerzahlen und Rücklaufquoten wurden für die<br />
N=27 Schulen berechnet, die das Projekt ordnungsgemäß<br />
abgeschlossen haben. Abbildung 9 zeigt die Rücklaufquoten<br />
sämtlicher Befragungen. Die hohen Rückläufe der Eingangsbefragung<br />
wurden bei der Abschlussbefragung nicht mehr<br />
erreicht. Dennoch haben sich an der Abschlussbefragung<br />
rund zwei Drittel der Lehrer_innen und Schüler_innen beteiligt,<br />
was als ein gutes Ergebnis zu werten ist. Der relativ<br />
starke Rückgang bei dem Anteil der Eltern, die an der Befragung<br />
teilgenommen haben, ist möglicherweise auf die zu erwartende<br />
geringere Partizipation der Eltern am Projekt zurückzuführen.<br />
Abbildung 9: Rücklaufquoten bei der Eingangs- (EB), Zwischen- (ZB) und<br />
Abschlussbefragung (AB)<br />
Die absoluten Zahlen der befragten Personen sind in Tabelle<br />
7 aufgeführt. Ebenfalls aufgeführt sind die Matchquoten für<br />
die Wiederholungsteilnehmer_innen. Bei den Lehrkräften beträgt<br />
die Matchquote 52,1 Prozent, das bedeutet, dass rund<br />
die Hälfte der Lehrer_innen aus der Eingangsbefragung auch<br />
an der Abschlussbefragung teilgenommen hat. Die Matchquote<br />
bei den Schüler_innen beträgt für den Jahrgang A 45,9<br />
Prozent. Der Jahrgang A umfasst die Klassenstufen 5 und 6<br />
aus der Eingangsbefragung bzw. die Klassenstufen 7 und 8<br />
aus der Abschlussbefragung aus den weiterführenden Schulen.<br />
Der Jahrgang A wurde bei den Schüler_innen als Stichprobe<br />
für den <strong>Evaluationsbericht</strong> ausgewählt, da mit einer<br />
Ausnahme alle weiterführenden Schulen einen solchen Jahrgang<br />
in der Eingangs- und Abschlussbefragung befragt haben.<br />
Zu dieser Altersgruppe lagen somit aus N=15 Schulen<br />
Wiederholungsdaten vor. Für die Evaluation wurden die Daten<br />
der beiden Jahrgänge jeweils zusammengefasst. Die im vorliegenden<br />
Bericht dargestellten Wirkungen beruhen also auf<br />
der Auswertung der Veränderungen von Jahrgang 5/6 zu<br />
Jahrgang 7/8.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 19
1. KOPFZEILE<br />
Tabelle 7: Teilnehmerzahlen und Matchquoten der im Abschlussbericht verwendeten Stichproben<br />
Anzahl Teilnehmer_innen zur Eingangs-<br />
, Zwischen- und Abschlussbefragung<br />
Wiederholungsteilnehmer_innen<br />
(EB<br />
und AB) (Matchquoten)<br />
Personengruppe Anzahl Schulen EB ZB AB N % aus EB<br />
Lehrer_innen 27 1238 1033 1003 645 52,1%<br />
gesamt 16 6601<br />
3532<br />
Schüler_innen<br />
keine Zwi-<br />
Jahrgang A* 15 1332 schen-<br />
befragung<br />
979 611 45,9%<br />
Eltern 21 3654 1898<br />
* Jahrgang A = Jahrgang 5/6 (bei EB) bzw. 7/8 (bei AB)<br />
Alter und Geschlecht<br />
In der nachfolgenden Tabelle werden für die Stichprobe der<br />
Wiederholungsteilnehmer_innen (Schüler_innen und Lehrkräfte)<br />
der Altersdurchschnitt und das Geschlecht zum Zeitpunkt<br />
der Eingangsbefragung dargestellt. Das Durchschnittsalter<br />
der Lehrkräfte an den Projektschulen lag zwischen<br />
42 und 54 Jahren. Im Mittel waren die Lehrkräfte bei<br />
der Eingangsbefragung 46,6 Jahre alt. Im Durchschnitt aller<br />
Schulen waren 64 Prozent der Lehrkräfte weiblich.<br />
Die Schüler_innen des Jahrgangs A waren zum Zeitpunkt der<br />
Eingangsbefragung durchschnittlich 11,6 Jahre alt. Die<br />
Spannbreite beim Alter beruht auf der Tatsache, dass einige<br />
Schulen den Jahrgang 5 und damit jüngere Schüler_innen<br />
befragt hatten, andere Schulen hingegen den Jahrgang 6. Im<br />
Durchschnitt aller Schulen sind Jungen und Mädchen gleich<br />
häufig in der Stichprobe vertreten, der Anteil an Schülerinnen<br />
beträgt 49 Prozent.<br />
Personengruppe<br />
Altersdurchschnitt (Jahre)<br />
Min<br />
Max<br />
Tabelle 8: Altersmittelwert, Altersrange und Geschlechterverteilung in der Stichprobe der Wiederholungsteilnehmer_innen zum Zeitpunkt der Eingangserhebung<br />
Durchschnitt<br />
Durchschnitt<br />
Geschlecht, % weiblich<br />
Lehrer_innen 46,6 42,1 53,9 64,2 37,5 100,0<br />
Schüler_innen Jahrgang A 11,6 10,8 12,4 49,1 37,8 54,9<br />
3.3.3 Vorgehen bei der Auswertung<br />
Einige Begriffe, die in dem Bericht im Zusammenhang mit<br />
der Datenauswertung immer wieder verwendet werden und<br />
das damit verbundene Vorgehen bei der Datenauswertung,<br />
werden hier erläutert.<br />
Zustimmungswerte<br />
Alle Items und Skalen (mit Ausnahme der subjektiven Veränderungen)<br />
werden in einen Zustimmungswert umgerechnet.<br />
Der Zustimmungswert stellt die prozentuale Zustimmung zu<br />
einem Bereich dar. Dafür wird die Zustimmung oder Ablehnung<br />
zu einer Frage in einen Prozentwert umgerechnet. Eine<br />
völlige Zustimmung entspricht einem Zustimmungswert von<br />
Titel 20<br />
Min<br />
Max<br />
100 Prozent, eine völlige Ablehnung einem Zustimmungswert<br />
von 0 Prozent. Der mittlere Zustimmungswert beträgt 50 Prozent.<br />
Alle Werte über 50 Prozent zeigen an, dass es im Mittel<br />
eher eine Zustimmung zu diesem Bereich gibt. Ein Zustimmungswert<br />
von 70 Prozent und mehr stellt das Kriterium für<br />
eine hohe Zustimmung dar. Die Umrechnung hat z.B. den<br />
Vorteil, dass auch Items oder Bereiche mit unterschiedlich<br />
vielen Antwortmöglichkeiten miteinander verglichen werden<br />
können.<br />
Wiederholungsmessung<br />
Als Wiederholungsmessungen werden Erhebungen bezeichnet,<br />
die sowohl in der Eingangsbefragung als auch in der Abschlussbefragung<br />
identisch abgefragt wurden. Dadurch ist<br />
ein objektiver Vergleich der Antworten möglich. Der Veränderungswert<br />
ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Zu-
stimmungswert zur Abschlussbefragung und dem Zustimmungswert<br />
zur Eingangsbefragung.<br />
Subjektiv wahrgenommene Veränderungen (nur Lehrerbefragung)<br />
Einige Bereiche wurden in der Abschlussbefragung mit je einem<br />
Schlagwort erfasst. Die Befragten schätzten ein, ob sie<br />
diesbezüglich im letzten Jahr eine Verschlechterung, keine<br />
Veränderung oder eine Verbesserung festgestellt haben. Der<br />
Veränderungswert ergibt sich aus der Differenz von Verbesserung<br />
und Verschlechterung.<br />
Alterskorrigierter Veränderungswert (nur Schülerbefragung)<br />
Viele Bereiche der Schülerbefragung stehen in Zusammenhang<br />
mit dem Alter der Schüler_innen. Ein Beispiel: Mit zunehmendem<br />
Alter sinkt in der Regel die Partizipationsbereitschaft<br />
der Schüler_innen. Daher wurde ein korrigierter Veränderungswert<br />
errechnet, bei dem die Alterseffekte bereinigt<br />
sind (vgl. Tabelle 9). Die tatsächlich beobachtete Veränderung<br />
wird dabei um die allein aufgrund der Alterszunahme zu<br />
erwartende Veränderung korrigiert.<br />
Tabelle 9: Beispiel für die Alterskorrektur bei Schüler_innen<br />
Zustimmungswert<br />
der Schüler_innen<br />
Tatsächlicher Veränderungswert<br />
(AB minus EB)<br />
Durchschnittlich erwarteter<br />
Veränderungswert<br />
Alterskorrigierter Wert<br />
(erwarteter Wert minus tatsächlicher<br />
Veränderungswert)<br />
Partizipation<br />
zur EB<br />
Partizipation<br />
zur AB<br />
60,4 + 6,3<br />
66,7<br />
(Die Schülerpartizipation<br />
steigt an.)<br />
-9,4<br />
(Normalerweise nimmt die<br />
Partizipation mit zunehmendem<br />
Alter stark ab.)<br />
15,7<br />
(Nach Alterskorrektur wird der Anstieg höher<br />
bewertet.)<br />
Der korrigierte Veränderungswert steht für Veränderungen,<br />
die nicht durch das gestiegene Alter der Befragten zu erklären<br />
sind. Mögliche Einflussgrößen sind im Rahmen des Projektes<br />
durchgeführte Maßnahmen oder andere äußere Einflüsse.<br />
Nachfolgend wird das Vorgehen bei der Alterskorrektur in drei<br />
Schritten detailliert beschrieben.<br />
1. Bestimmung des erwarteten Veränderungswertes:<br />
• Die Zustimmungswerte (ZW) in den Bereichen der<br />
Eingangsbefragung in den Jahrgangsstufen A (5./6.<br />
Klasse) und B (7./.8.) Klasse wurden berechnet.<br />
• Jahrgang B zur Eingangsbefragung dient als Kontrollgruppe:<br />
Die Differenz der ZW aus JG B und JG A<br />
bilden den erwarteten Veränderungswert. Dieser<br />
Wert ist für alle Schulen gleich.<br />
2. Berechnung des tatsächlichen Veränderungswertes<br />
• Bestimmung der schulweisen Differenz aus Abschluss-<br />
und Eingangsbefragung der wiederholt befragten<br />
Klassenstufen des Jahrgangs A<br />
3. Korrektur des Veränderungswertes:<br />
• Differenz aus erwartetem und tatsächlichem Veränderungswert<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 21
4. Ergebnisse der Evaluation<br />
4.1 Ergebnisse der summativen Evaluation<br />
4.1.1 Inwieweit entwickeln sich die Projektschulen in<br />
Richtung gute gesunde Schule?<br />
Kriterien:<br />
a) Verbesserung in den Kriterien der guten gesunden<br />
Schule<br />
b) Anteil „guter gesunder Schulen“ vor und nach dem<br />
Projekt<br />
Datengrundlage:<br />
Die verwendete Stichprobe ist die Lehrerstichprobe der Eingangs-<br />
und Abschlussbefragung auf Schulebene aggregiert<br />
(N=27 Schulen). Da die Entwicklung zwischen beiden Befragungszeitpunkten<br />
dargestellt wird, wurden nur die Befragten<br />
aufgenommen, die zu beiden Messzeitpunkten teilgenommen<br />
haben (Wiederholungsteilnehmer_innen). Es wurden nur Daten<br />
der Lehrerbefragung berücksichtigt, da die Kriterien für<br />
alle Schulen gleich sein sollten und nicht an allen Schulen<br />
Schüler- und Elternbefragungen stattfinden konnten.<br />
Operationalisierung guter gesunder Schulen:<br />
Über welche Merkmale verfügen gute gesunde Schulen? Gute<br />
gesunde Schulen kennzeichnen gesundheits- und leistungsförderliche<br />
Lern- und Arbeitsbedingungen und damit optimale<br />
Bedingungen für das Lehren und Lernen (vgl. 1.1). Die Befragungsinstrumente<br />
der DAK-Initiative basierten auf dem<br />
Indikatormodell der guten gesunden Schule, das sich an die<br />
Schulqualitätsrahmen der Bundesländer anlehnt. In dem Modell<br />
wird unterschieden zwischen Voraussetzungen und Bedingungen,<br />
Merkmalen und Prozessen sowie Ergebnissen<br />
(Ditton 2000). Unter Voraussetzungen und Bedingungen werden<br />
die Rahmenbedingungen gefasst, unter denen die Lehrkräfte<br />
und Schüler_innen täglich arbeiten, z.B. die Verfügbarkeit<br />
und Ausstattung der Räumlichkeiten. Unter Merkmalen<br />
und Prozessen werden die Qualität der schulischen Abläufe<br />
und des Umgangs miteinander erfasst. Gesundheitsförderliche<br />
Merkmale und Prozesse einer Schule zeigen sich<br />
zum Beispiel in einem Schulklima, das von einem freundlichen<br />
Umgangston geprägt ist oder in einem lebendigen Lehrerkollegium,<br />
das gemeinsam die Ziele der Schule verfolgt<br />
und zusammenarbeitet. Diese Bereiche üben einen Einfluss<br />
auf die Ergebnisse und Zielgrößen aus – die Schulqualität<br />
und die Gesundheit der Schulmitglieder – und werden daher<br />
auch als Determinanten der Schulqualität und Gesundheit<br />
bezeichnet.<br />
Voraussetzungen und Bedingungen<br />
Arbeits- und Lernumfeld<br />
Merkmale und Prozesse<br />
Determinanten für Schulqualität und Gesundheit<br />
Gesundheitsförderliche Führung<br />
Tabelle 10 stellt die Bereiche dar, die in die Auswertungen<br />
zur Entwicklung der Projektschulen zu guten gesunden Schulen<br />
aufgenommen wurden.<br />
Gesundheitsförderliche Schulkultur<br />
Ergebnisse und Zielgrößen<br />
Schulqualität und Zufriedenheit<br />
• Räumliche Bedingungen<br />
• Lärmbelastung<br />
• Materielle Ausstattung<br />
• Mitarbeiterorientierung<br />
• Führungskompetenz und Informationsfluss<br />
• Zuständigkeiten und Koordination<br />
• allgemeiner Umgangston zwischen<br />
Schüler_innen und Lehrer_innen<br />
• Umgang der Schüler_innen untereinander<br />
• Lehrerpartizipation<br />
• Identifikation mit der Schule<br />
• Schulqualität<br />
• Arbeitszufriedenheit<br />
Wertschätzungskultur<br />
Gemeinsame Ziele und Zusammenarbeit<br />
Gesundheit der Lehrkräfte<br />
• Sozialklima im Kollegium<br />
• Anerkennung für schulbezogenes<br />
Engagement<br />
• Unterstützung durch Schüler_innen<br />
• Gemeinsame pädagogische Vorstellungen<br />
• Kollektive Selbstwirksamkeit<br />
• Zusammenarbeit der Lehrkräfte<br />
• Kognitive Beanspruchung<br />
• Resignationstendenz<br />
• Allgemeiner Gesundheitszustand<br />
Tabelle 10: Übersicht über die genutzten Variablen zur Bestimmung des Ausprägungsgrads guter gesunder Schulen<br />
Das Ergebnismodell der Gesundheitsförderung (Nutbeam<br />
2000) stellt dar, dass Maßnahmen der Gesundheitsprävention<br />
zunächst zu messbaren Veränderungen in den Determinanten<br />
der Gesundheit und Schulqualität führen und sich<br />
erst im nächsten Schritt und meist mit einer gewissen zeitlichen<br />
Verzögerung, auf die Gesundheit und Schulqualität<br />
selbst auswirken (Abb. 10).<br />
Im Anschluss an dieses Modell wird auch in der DAK-<br />
Initiative erwartet, dass sich Veränderungen in Richtung guter<br />
gesunder Schulen vor allem in dem Arbeits- und Lernum-<br />
22
feld sowie den Merkmalen und Prozessen der Projektschulen<br />
zeigen und sich seltener in der Schulqualität und Gesundheit<br />
direkt niederschlagen.<br />
Abbildung 10: Ergebnismodell der Gesundheitsförderung nach Nutbeam<br />
(2000)<br />
Vorgehen bei der Auswertung:<br />
Jeder der in Tabelle 9 aufgeführten Bereiche der guten gesunden<br />
Schule wurde anhand von drei Variablen erfasst, die<br />
für die Ergebnisdarstellung zu einem Wert zusammengefasst<br />
wurden.<br />
Um in der Veränderung als günstig eingestuft zu werden,<br />
musste eine Schule eines der beiden folgenden Kriterien erfüllen:<br />
1. Wie bei der Eingangsbefragung musste ein Zustimmungswert<br />
von mindestens 70 Prozent in mindesten<br />
zwei der drei Variablen pro Bereich erreicht werden<br />
und/oder<br />
2. Die Schule musste in zwei der drei Variablen deutliche<br />
Verbesserungen vorweisen - mindestens sieben<br />
Prozent bei Wiederholungsmessungen und zehn Prozent<br />
bei subjektiven Veränderungseinschätzungen<br />
(vgl. 3.3.3). Durch diese schulorientierte Bezugsnorm<br />
sollten auch jene Schulen Berücksichtigung<br />
finden, die bei ungünstigen Startvoraussetzungen<br />
sehr deutliche Verbesserungen erreicht hatten.<br />
Ergebnisse:<br />
a) Verbesserungen in den Kriterien der guten gesunden<br />
Schule<br />
Abbildung 11 zeigt den Anteil der Schulen, die zu Projektbeginn<br />
in dem jeweiligen Bereich als gesundheitsförderlich eingestuft<br />
wurden sowie den Anteil der Schulen, die sich bis<br />
zum dritten Erhebungszeitpunkt bedeutsam verbessern konnten.<br />
Der graue Balken stellt den Anteil der Schulen dar, die bereits<br />
zu Projektbeginn über eine günstige Ausprägung in diesem<br />
Bereich verfügten. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sich<br />
die Schulen in ihrer Ausprägung der Merkmale einer guten<br />
gesunden Schule unterscheiden. Es zeigen sich auch bestimmte<br />
Trends über alle Schulen hinweg. So verfügte etwa<br />
die Hälfte der Schulen bereits zu Projektbeginn über eine gesundheitsförderliche<br />
Führung. Weniger als jede fünfte Schule<br />
erfüllte jedoch zu Projektbeginn bei den gemeinsamen Werten,<br />
der Wertschätzungskultur und dem Arbeits- und Lernumfeld<br />
das Kriterium für eine gute gesunde Schule. Der insgesamt<br />
niedrige Prozentsatz von Schulen mit günstigen Ausgangsbedingungen<br />
verdeutlicht, dass schwerpunktmäßig jene<br />
Schulen aufgenommen wurden, die einen hohen Entwicklungsbedarf<br />
aufwiesen.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 23
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 11: Anteil der Projektschulen mit günstiger Ausprägung in den Dimensionen der guten gesunden Schule - vor und nach dem Projekt<br />
Der rote Balken in Abbildung 11 stellt den Anteil der Schulen<br />
dar, die nach dem Projekt das jeweilige Kriterium einer guten<br />
gesunden Schule nun erfüllen. Der Anteil der Schulen, die<br />
sich in den Qualitätsbereichen verbessern konnten, reicht von<br />
0 Prozent bei der Schulqualität und Zufriedenheit bis 67 Prozent<br />
beim Arbeits- und Lernumfeld. Vermutlich zeigt sich in<br />
den Ergebnissen auch der professionelle Anspruch der Lehrkräfte<br />
und die nicht von der Schule zu beeinflussende Belastung<br />
durch neue Aufgaben.<br />
Wie nach Nutbeam zu erwarten (vgl. Abb. 10), verändern sich<br />
die Zielgrößen Gesundheit und Schulqualität weniger stark<br />
als die Rahmenbedingungen sowie Merkmale und Prozesse<br />
(mit Ausnahme der Schulführung). Der Bereich Lehrergesundheit<br />
umfasst den allgemeinen Gesundheitszustand,<br />
eine geringe kognitive Beanspruchung und die Zuversicht,<br />
mit beruflichen Misserfolgen umgehen zu können. Zu Projektbeginn<br />
erfüllte keine Projektschule das Kriterium für gute Gesundheit.<br />
Dies weist auf die hohe gesundheitliche Belastung<br />
und Beanspruchung der Lehrkräfte hin. Jede fünfte Schule erzielte<br />
im Projektverlauf jedoch entscheidende Verbesserungen<br />
im Gesundheitsstatus der Lehrkräfte.<br />
Bei der Schulqualität wiesen mehr als die Hälfte der Projektschulen<br />
bereits zu Beginn günstige Werte auf. Hier wurde<br />
nach der Identifikation mit der Schule, der Arbeitszufriedenheit<br />
und der Einschätzung der Schulqualität gefragt. Keine<br />
Projektschule konnte sich jedoch entscheidend verbessern.<br />
Dies weist darauf hin, dass Einschätzungen von Variablen<br />
der Schulqualität und die damit verbundenen Idealvorstellungen<br />
der Lehrkräfte eher stabil sind und sich nur langsam<br />
ändern.<br />
b) Anteil „guter gesunder Schulen“ vor und nach dem Projekt<br />
Vorgehen bei der Auswertung:<br />
Um die Entwicklung zu guten gesunden Schulen kompakt<br />
darzustellen, wurden alle Bereiche der guten gesunden Schule<br />
zusammengefasst. Hierfür wurde die Anzahl der 21 Variablen<br />
summiert, in denen eine günstige Ausprägung erreicht<br />
werden konnte (vgl. Vorgehen bei der Auswertung). Als gute<br />
gesunde Schule wurde eine Schule eingestuft, wenn 14 Variablen<br />
(zwei Drittel) oder mehr eine gesundheitsförderliche<br />
Ausprägung vor oder nach dem Projekt erreichten bzw. sich<br />
deutlich verbesserten. Als teilweise gesundheitsfördernd<br />
wurden Schulen eingestuft, bei denen zwischen 7 und 13 Variablen<br />
den Kriterien entsprachen. Risikoschulen verfügten<br />
in weniger als sieben Variablen über gesundheits- und qualitätsförderliche<br />
Bedingungen (Abb. 12).<br />
Titel 24
• Die verwendete Stichprobe ist die Lehrerstichprobe<br />
der Eingangs- und Abschlussbefragung auf Schulebene<br />
aggregiert (N=27). Da die Entwicklung zwischen<br />
beiden Befragungszeitpunkten dargestellt<br />
wird, wurden nur die Befragten aufgenommen, die<br />
zu beiden Messzeitpunkten teilgenommen haben<br />
(Wiederholungsteilnehmer_innen).<br />
Abbildung 12: Zuordnung der Schulen nach Grad der Gesundheitsförderlichkeit<br />
und Qualität vor und nach dem Projekt<br />
Ergebnisse:<br />
Insgesamt weisen 85,1 Prozent der Schulen nach dem Projekt<br />
mindestens teilweise gesundheitsförderliche Arbeits- und<br />
Lernbedingungen auf, vor Projektbeginn waren es nur 40,7<br />
Prozent. Der Anteil der Schulen mit zumindest teilweise gesundheitsförderlichen<br />
Arbeits- und Lernbedingungen hat sich<br />
damit mehr als verdoppelt, der Anteil der guten gesunden<br />
Schulen ist mehr als fünfmal höher (7,4 Prozent zu Projektbeginn<br />
und 40,7 Prozent zum Projektende). Der Anteil der Risikoschulen<br />
hat im Projektverlauf deutlich abgenommen. 75<br />
Prozent der Risikoschulen konnten sich zu teilweise gesundheitsfördernden<br />
Schulen oder sogar zu guten gesunden Schulen<br />
entwickeln. Keine Projektschule hat sich verschlechtert.<br />
Fazit:<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass sich 18 der insgesamt 27 Schulen<br />
(66,7 Prozent) deutlich in Richtung zu einer guten gesunden<br />
Schule entwickelt haben und nach knapp drei Jahren 11<br />
der Schulen (40,7 Prozent) bereits als gute gesunde Schulen<br />
klassifiziert werden können. Damit hat die DAK-Initiative eine<br />
ihrer zentralen Zielsetzungen erreicht.<br />
4.1.2 Profitieren Schulen in strukturschwachen und<br />
strukturstarken Regionen gleichermaßen von dem<br />
Projekt?<br />
Kriterien:<br />
• Vergleich von Schulen mit niedrigem und hohen Regionalindex<br />
hinsichtlich der Anteile an guten gesunden<br />
Schulen, teilweise gesundheitsförderlichen<br />
Schulen und Risikoschulen vor und nach dem Projekt<br />
Datengrundlage:<br />
• INSM Regionalindex 2009<br />
Operationalisierung der Strukturstärke der Region:<br />
Die Strukturstärke der Regionen, in denen sich die Projektschulen<br />
befanden, wurde mit Hilfe des INSM Regionalindex<br />
ermittelt (vgl. Kapitel 2.5.2). Als Schulen mit Brennpunktstatus<br />
wurden diejenigen Schulen klassifiziert, die sich gemäß<br />
dem Regionalindex in strukturschwachen Kreisen oder kreisfreien<br />
Städten befanden. Dies waren 67 Prozent der Schulen.<br />
Es wurde überprüft, wie erfolgreich diese Zielsettings – im<br />
Sinne des Leitfadens Prävention – das Projekt abschließen<br />
konnten.<br />
Vorgehen bei der Auswertung:<br />
Die Schulen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Schulen mit<br />
günstigem und Schulen mit ungünstigem Regionalrang. Als<br />
Grenzwert wurde der mittlere Regionalrang von 204 verwendet,<br />
bei möglichen Rängen von 1 bis 409. In einem zweiten<br />
Schritt wurde überprüft, inwiefern sich der Anteil der guten<br />
gesunden, teilweise gesundheitsförderlichen und Risikoschulen<br />
vor dem Projekt unterscheidet und wie stark sich die<br />
Schulen in strukturstarken bzw. strukturschwachen Regionen<br />
verbessern konnten. Die Bedeutsamkeit der Verteilungsunterschiede<br />
zwischen den Gruppen vor und nach dem Projekt<br />
wurde mit einem Chi-Quadrat Test überprüft. Ein nicht signifikantes<br />
Ergebnis gibt an, dass der Unterschied zwischen den<br />
beiden Gruppen statistisch nicht bedeutsam ist.<br />
Ergebnisse:<br />
Abbildung 13 stellt für Schulen in strukturschwachen bzw.<br />
strukturstarken Regionen dar, inwiefern sie sich in ihren<br />
Startvoraussetzungen unterschieden und wie erfolgreich sie<br />
die Entwicklung zu guten gesunden Schulen gestalteten. Zu<br />
Projektbeginn wurde die Mehrheit der Schulen als Risikoschulen<br />
klassifiziert (vgl. 4.1.1). Dabei findet sich in der<br />
Gruppe der Schulen in Regionen mit ungünstigem Regionalrang<br />
(N=18) sogar ein geringerer Anteil an Risikoschulen als<br />
dies in privilegierteren Regionen der Fall ist (N=9). Diese Unterschiede<br />
sind jedoch statistisch nicht bedeutsam<br />
(x²(26)=1.125 p>.05, n.s.). Nach dem Projekt stieg in beiden<br />
Gruppen der Anteil der Schulen an, die als gute gesunde<br />
Schule bzw. teilweise gesundheitsförderliche Schule eingestuft<br />
werden können. Der Anteil der guten gesunden Schulen<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 25
ist nach dem Projekt bei den Schulen in strukturschwachen<br />
Regionen etwas höher– der Anteil an Risikoschulen allerdings<br />
auch. Auch hier erweisen sich die Unterschiede zwischen<br />
den Gruppen als statistisch nicht bedeutsam<br />
(x²(26)=.682, p>.05, n.s.).<br />
Abbildung 13: Entwicklung zu guten gesunden Schulen in Abhängigkeit vom Regionalindex vor und nach dem Projekt<br />
Fazit:<br />
Schulen in strukturschwachen Regionen können sich im Vergleich<br />
zu Schulen mit günstigeren sozioökonomischen Rahmenbedingungen<br />
mindestens genauso erfolgreich zu guten<br />
gesunden Schulen entwickeln. Der Projekterfolg steht nicht in<br />
Zusammenhang mit dem „Brennpunktstatus“ der Schulen.<br />
Die DAK-Initiative konnte durch ihr Vorgehen dementsprechend<br />
auch Schulen mit ungünstigen sozioökonomischen Bedingungen<br />
erfolgreich unterstützen.<br />
4.1.3 Inwieweit wurde eine breite Partizipation der Beteiligten<br />
erreicht?<br />
Partizipation wirkt in Veränderungsprozessen auf verschiedenen<br />
Zielebenen. Diese Wirkungen bedingen sich zum Teil gegenseitig<br />
und können über den Grad der Beteiligung in einem<br />
Veränderungsvorhaben beeinflusst werden (vgl. Abb. 13).<br />
1. Ebene der Organisation: Partizipation stärkt die Entwicklungskompetenz<br />
der Schule und ermöglicht das Erreichen<br />
gemeinsamer Organisationsziele. Eine gelingende Beteiligung<br />
schulischer Akteure an Veränderungsprozessen stellt<br />
damit eine wesentliche Bedingung gesundheitsförderlicher<br />
Schulentwicklung dar.<br />
2. Ebene der Beziehungen: Die Arbeit in Gruppen intensiviert<br />
und befördert Kooperationsprozesse und trägt somit zur Verbesserung<br />
des sozialen Zusammenhangs bei. Diese Wirkung<br />
kann sich soweit erstrecken, dass auch das Schulklima insgesamt<br />
positiv beeinflusst wird (Ebene der Organisation).<br />
3. Ebene des Individuums: Partizipation hat im Sinne des<br />
Empowerment-Ansatzes eine direkte gesundheitsförderliche<br />
Wirkung, da die Beteiligung an Veränderungsprozessen Kompetenzen<br />
und Fähigkeiten der einzelnen Akteure fördert, das<br />
Erleben von individueller und sozialer Selbstwirksamkeit ermöglicht<br />
und hierüber das Wohlbefinden und die Gesundheit<br />
beeinflusst.<br />
In der DAK-Initiative wurde eine breite Beteiligung von Lehrkräften,<br />
Schüler_innen und Eltern angestrebt. Das folgende<br />
Kapitel stellt dar, in welchem Ausmaß die Teilhabe der Zielgruppen<br />
am Projekt gelungen ist und welche Auswirkungen<br />
die Verbesserung der allgemeinen Partizipationskultur für die<br />
Schüler_innen, die Lehrer_innen und hierdurch die Schule<br />
insgesamt hatte.<br />
Kriterien:<br />
a) Partizipation von Eltern, Schüler_innen und Lehrer_innen<br />
im Projekt<br />
b) Anzahl der Schulen mit Anstieg der Schülerpartizipation<br />
und deren Auswirkungen<br />
c) Auswirkungen bei Anstieg der Lehrerpartizipation<br />
26
a) Partizipation von Eltern, Schüler_innen und Lehrer_innen<br />
im Projekt<br />
Datengrundlage:<br />
Um die Partizipation von Eltern, Schüler_innen und Lehrer_innen<br />
am Projekt zu erfassen, wurde zum einen auf Dokumentationsunterlagen<br />
zurückgegriffen (z.B. Teilnehmerlisten<br />
der Projektgruppen, Protokolle der Steuerkreissitzungen).<br />
Zum anderen wurden Fragebogenergebnisse berücksichtigt<br />
(z.B. der Anteil derjenigen, die sich zur Abschlussbefragung<br />
gut über das Projekt informiert fühlten). Schließlich wurden<br />
unter der Gesamtstichprobe alle potentiell erreichbaren<br />
Schulmitglieder gefasst, d.h. die Anzahl aller Lehrkräfte,<br />
Schüler_innen und Eltern der Projektschulen.<br />
Operationalisierung projektbezogener Partizipation:<br />
Nach der Ottawa Charta (1986) wird erlebte Selbstbestimmung<br />
als Kern der Gesundheitsförderung betrachtet 9 . Die<br />
Zielpersonen von Maßnahmen der Gesundheitsförderung sollen<br />
an deren Auswahl, Planung und Durchführung beteiligt<br />
werden. Hierdurch können sie sich zum einen als selbst handelnd<br />
erleben und Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen.<br />
Zum anderen erweisen sich Projekte als wirkungsvoller<br />
und nachhaltiger, wenn die Zielgruppen aktiv in das<br />
Veränderungsgeschehen einbezogen werden und dieses mitgestalten<br />
können. Partizipative Ansätze erhöhen dabei die<br />
Passgenauigkeit der Maßnahmen und sichern durch die Beteiligung<br />
der Zielgruppen die Akzeptanz der Interventionen.<br />
Fehlinvestitionen können somit verringert oder gar vermieden<br />
werden.<br />
Erklärtes Ziel partizipativer Ansätze ist die Einbindung der<br />
Zielgruppe in alle Phasen des Veränderungsprozesses. Dennoch<br />
sollte Partizipation nicht als Entweder-oder-Prinzip verstanden<br />
werden (vgl. Wright et al. 2010). Vielmehr gilt es zu<br />
prüfen, welche Formen der Beteiligung im Hinblick auf die<br />
Zielsetzungen und Bedingungen des Projektes sowie im Hinblick<br />
auf die (Lebens-)Bedingungen der Zielgruppe als sinnvoll<br />
und realisierbar erachtet werden. Um hier Unterscheidungen<br />
treffen zu können, bietet sich die Darstellung mittels<br />
eines Stufenmodells an (in Anlehnung an Michael Wright<br />
2007) (Abb.13).<br />
Ziel der Darstellung ist es, die verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten<br />
und Beteiligungsgrade im Projekt zu verdeutlichen.<br />
Zudem kann hierüber aufgezeigt werden, wie viele Personen<br />
letztlich direkt oder indirekt am Projekt beteiligt waren.<br />
Dabei ist es nicht auf jeder Stufe erwünscht eine möglichst<br />
breite Beteiligung zu erzielen. Beispielsweise sollen auf der<br />
Ebene der Steuerung nur wenige Personen mitarbeiten.<br />
Stufenmodell der Partizipation<br />
Als Vorstufen der Partizipation gelten nach Wright die Stufen<br />
der Information und Anhörung. In diesen wird die Zielgruppe<br />
in Entscheidungsprozesse indirekt mit eingebunden, erhält<br />
aber noch keinen wirklichen Einfluss auf die Prozesse (Wright<br />
2010). Die Weitergabe von Informationen kann als grundlegende<br />
Bedingung von Partizipation betrachtet werden. Nur<br />
wer über Informationen verfügt, hat überhaupt die Möglichkeit<br />
mitwirken zu können. Bei der Anhörung wird die Sichtweise<br />
der Zielgruppe erfragt, es besteht jedoch keine Garantie,<br />
dass diese auch berücksichtigt wird. Von Stufen ‚echter‘<br />
Partizipation spricht Wright, sobald die Zielgruppe eine formale<br />
und verbindliche Rolle in der Entscheidungsfindung innehat<br />
(Wright 2010). Beim DAK-Modell beinhaltet die Stufe<br />
der Mitwirkung diese Voraussetzung, da die Zielgruppen in<br />
den Entscheidungsprozess der Themenauswahl direkt mit<br />
einbezogen werden. Noch mehr Entscheidungsmacht haben<br />
auf der Stufe der Mitentscheidung die in den Projektgruppen<br />
aktiven Lehrkräfte, Schüler_innen und Eltern. Die Entscheidungsmacht<br />
liegt letztendlich, als oberste Stufe der Partizipation,<br />
beim Steuerkreis.<br />
Ergebnisse:<br />
Abbildung 14 stellt die Anzahl bzw. den Anteil der beteiligten<br />
Personen in der DAK-Initiative mit Hilfe eines Stufenmodells<br />
in Anlehnung an Wright (2007) dar.<br />
9<br />
Der Text der Ottawa Charta 1986 ist hier einsehbar:<br />
http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0006/129534/Ottawa_Charter<br />
_G.pdf. Auf den besonderen Stellenwert von Partizipation im Rahmen der<br />
Ottawa Charta wird hier eingegangen: http://www.partizipativequalitaetsentwicklung.de/?id=4<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 27
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 14: Stufen der Partizipation in der DAK-Initiative<br />
In der ersten Stufe Zielgruppe insgesamt wird die Gesamtstichprobe<br />
aller potentiell erreichbaren Lehrkräfte, Schüler_innen<br />
und ihrer Eltern dargestellt. Dieser Wert dient als<br />
Referenzwert für die weiteren Partizipationsstufen und spiegelt<br />
zugleich die Gesamtreichweite des Projektes wieder.<br />
Die zweite Stufe der Information stellt den Prozentsatz derjenigen<br />
dar, die zur Abschlussbefragung angaben, gut über<br />
das Projekt informiert gewesen zu sein. Zwei Drittel der Lehrkräfte<br />
aber nur jede_r fünfte Schüler_in und jedes dritte Elternteil<br />
gaben an, ausreichend gut informiert gewesen zu<br />
sein. Die Aussage stellt eine subjektive Einschätzung dar, bei<br />
der das Informationsmanagement des jeweiligen Steuerkreises<br />
bewertet wird. Die Zahl derer, die Informationen über das<br />
Projekt erhalten haben, wird hierdurch nicht abgebildet. Gutes<br />
Informationsmanagement stellt die Grundlage für jede<br />
Form von Partizipation dar. Denn nur wer über anstehende<br />
Projekte und Maßnahmen informiert ist, kann sich hierzu eine<br />
Meinung bilden und selbst aktiv werden.<br />
Die dritte Stufe der Anhörung erfasst alle, die zu Projektbeginn<br />
und zum Projektende befragt wurden, d.h. alle Lehrkräfte<br />
der Schule sowie eine Stichprobe der Schüler_innen und<br />
Eltern. Ihre Einschätzungen wurden bei der Auswahl der relevanten<br />
Themenbereiche berücksichtigt. Gemessen an der Gesamtstichprobe<br />
haben 77 Prozent der Lehrkräfte und 25 Prozent<br />
der Schüler_innen ihre Einschätzung mittels Fragebogen<br />
zurückgemeldet 10 . Darüber hinaus konnte eine Rückmeldung<br />
10 Durch den Referenzwert der Gesamtstichprobe erscheint die Beteiligung<br />
der Schüler_innen verhältnismäßig gering. Wird als Referenzwert die<br />
von 14 Prozent der Elternhaushalte erzielt werden 11 . Eine hohe<br />
Beteiligung bei der Befragung ist wichtig, um repräsentative<br />
Ergebnisse für die Schule zu erhalten. Diese Stufe kann<br />
darüber hinaus bereits eine starke Intervention darstellen:<br />
Viele Eltern haben nicht die Zeit (oder das Interesse), sich<br />
aktiv in der Schule zu engagieren, rechnen es der Schule aber<br />
hoch an, zu ihren Ansichten befragt zu werden. Dies könnte<br />
eine mögliche Erklärung für die positive Bewertung des Projekterfolges<br />
durch Eltern sein (vgl. 4.1.4).<br />
Als erste Stufe ‚echter‘ Partizipation wird unter Mitwirkung<br />
die Anzahl derjenigen dargestellt, die aktiv an den Kick-Off-<br />
Veranstaltungen teilgenommen haben. Mit rund 94 Prozent<br />
erweist sich die Beteiligung der Lehrkräfte als sehr hoch. Neben<br />
den Lehrkräften konnte immer nur ein Teil der Eltern und<br />
Schüler_innen teilnehmen und damit mitbestimmen, welche<br />
Themen ausgewählt werden. Hier wurden in der Regel die<br />
Schülervertreter_innen aller Klassen eingeladen. Dem Kick-<br />
Off kommt als Startveranstaltung eine besondere Bedeutung<br />
zu. Durch die Möglichkeit der Mitgestaltung des Tages und<br />
der Mitentscheidung bei der Themenauswahl werden die Beteiligten<br />
zur weiteren Mitarbeit motiviert und es entsteht<br />
‚Lust auf Veränderung‘ – eine wichtige Voraussetzung für einen<br />
gelingenden Veränderungsprozess.<br />
tatsächlich ausgewählte Stichprobe der Schüler_innen genommen,<br />
ergibt sich mit 75 Prozent eine ähnliche Rücklaufquote wie bei den<br />
Lehrkräften (vgl. auch 3.3.2).<br />
11<br />
Es wurde immer nur ein Fragebogen pro Haushalt/Familie ausgegeben,<br />
auch wenn beispielsweise in unterschiedlichen Klassenstufen zwei<br />
Kinder einer Familie befragt wurden.<br />
Titel 28
Die Stufe der Mitentscheidung beinhaltet neben einer teilweisen<br />
Entscheidungsmacht die aktive Planung und Umsetzung<br />
der Interventionen. Hier wurden all diejenigen erfasst,<br />
die in den Projektgruppen gearbeitet haben. Gemessen an der<br />
Stichprobe zur Eingangsbefragung engagierten sich 42 Prozent<br />
der Lehrkräfte, 3 Prozent der Schüler_innen und 2 Prozent<br />
der Eltern aktiv in den Projektgruppen. 12 Das Ausmaß<br />
des Engagements in den Projektgruppen kann Hinweise darauf<br />
geben, wie hoch der Stellenwert des Projektes an der<br />
Schule ist. Kann eine breite Beteiligung erzielt werden, erhöht<br />
sich in der Regel auch die Akzeptanz der Maßnahmen und die<br />
Wahrscheinlichkeit, Interventionen nachhaltig im Schulalltag<br />
zu verankern.<br />
Schließlich hatte der Steuerkreis, zusammen mit der Schulleitung,<br />
die Entscheidungsmacht über das Vorgehen an der<br />
Schule inne. Unter dieser Stufe werden all jene gefasst, die<br />
aktiv in den Steuerkreisen tätig waren. Hier wurde eine Beteiligung<br />
von bis zu zwei Schüler_innen (an weiterführenden<br />
Schulen) und einem/r Elternvertreter_in angestrebt. Bei den<br />
Lehrkräften richtete sich die Anzahl der Beteiligung nach der<br />
Schulgröße und Schulstruktur. Die Ergebnisse zeigen, dass<br />
sich durchschnittlich fünf Lehrkräfte sowie je ein_e Schülerund<br />
Elternvertreter_in im Steuerkreis der Schule engagierten.<br />
Dies entspricht der Empfehlung, die an die Projektschulen<br />
gegeben wurde.<br />
Fazit:<br />
Die Zahlen verdeutlichen, dass eine hohe Lehrerpartizipation<br />
erreicht wurde, die für eine wirksame und nachhaltige Implementierung<br />
von Veränderungsvorhaben unabdingbar ist.<br />
Hingegen scheint eine aktive Schüler- und Elternpartizipation<br />
ungleich schwerer realisierbar zu sein. Insbesondere an Beruflichen<br />
Schulen war der Grad der Schülereinbindung gering.<br />
Dies ist u.a. auf die vergleichsweise geringen Präsenzzeiten<br />
der Schüler_innen an ihrer Schule zurückzuführen.<br />
Lässt man Erfahrungen aus der Praxis in die Bewertung der<br />
Zahlen mit einfließen, so kann festgestellt werden, dass vor<br />
allem jüngere Schüler_innen deutlich seltener Schulentwicklungsvorhaben<br />
über einen längeren Zeitraum im Blick behalten.<br />
Dies zeigt sich u.a. auch daran, dass Maßnahmen, die<br />
im Projekt „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ umgesetzt<br />
wurden, nicht unbedingt mit dem Projekt in Verbindung<br />
12<br />
Die Stichprobe zur Eingangsbefragung wurde als Referenzwert<br />
verwendet, da viele Schüler_innen und Lehrkräfte nicht an den<br />
Befragungen teilgenommen haben und damit die angesprochene<br />
Zielgruppe kleiner war als die Population der beteiligten Schulen.<br />
gebracht worden sind. Es zeigte sich, dass die Wahrnehmung<br />
der Schüler_innen stärker auf den Rhythmus der Schuljahre<br />
ausgerichtet ist und es einfacher war Schüler_innen für kurzfristige<br />
Projekte zu motivieren, die im Verlaufe eines<br />
Schul(halb)jahres umgesetzt werden konnten.<br />
Schulen, die eine hohe Schülerpartizipation als ein explizites<br />
Ziel verfolgten, gelang dieses auch. In der Regel war hier eine<br />
spezifische Schüleransprache notwendig. Auch die Bearbeitung<br />
von Wunschthemen der Schüler_innen führte zu einer<br />
entsprechend höheren aktiven Beteiligung. Der höchste Anteil<br />
von Schüler_innen, die sich in den Projektgruppen einer<br />
Schule engagierten, lag bei 14 Prozent der Gesamtschülerschaft.<br />
Auch gestaltete sich eine kontinuierliche oder längerfristige<br />
Einbindung von Eltern als eher schwierig. Dort wo sich Eltern<br />
aktiv einbrachten, wurde von einer positiven Dynamik berichtet.<br />
Hier gelang oft eine kontinuierliche und längerfristige aktive<br />
Einbindung, von der die Schule stark profitierte und die<br />
eine positive Wirkung auch über die Projektgruppenarbeit<br />
hinaus zeigte.<br />
b) Anzahl der Schulen mit Anstieg der Schülerpartizipation<br />
und deren Auswirkungen<br />
Datengrundlage:<br />
Wiederholungsteilnehmer_innen (der Eingangs- und Abschlussbefragung)<br />
unter den Schüler_innen des Jahrgangs A<br />
(5./6. Klasse zur Eingangsbefragung). Die Veränderungswerte<br />
wurden alterskorrigiert, um mögliche Alterseffekte zu kontrollieren<br />
(vgl. 3.3.3).<br />
Operationalisierung von Schülerpartizipation:<br />
Wie bereits erläutert hat Partizipation drei für die Gesundheitsförderung<br />
bedeutsame Wirk- bzw. Zielebenen. Neben der<br />
Förderung der Entwicklungskompetenz von Schulen verfolgen<br />
partizipative Ansätze auch das Ziel, die Gesundheit der Einzelnen<br />
zu fördern sowie das Ziel schulische Kooperationsprozesse<br />
zu stärken und hierüber Verbesserungen im sozialen<br />
Zusammenhalt zu erwirken. Schulentwicklungsprozesse können<br />
daher allein durch ihren partizipativen Charakter schon<br />
eine starke gesundheitsförderliche Wirkung haben (Hundeloh<br />
2012). Dabei werden häufig der Ausbau von Kompetenzen<br />
und das Erleben von Selbstwirksamkeit genannt.<br />
Nach Nutbeam (2000) sind direkte Auswirkungen auf die Gesundheit<br />
der Akteure in langfristigen Veränderungsvorhaben<br />
erst mit zeitlicher Verzögerung zu erwarten (vgl. 4.1.1). Ver-<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 29
änderungen können allerdings zuvor bereits in den Determinanten<br />
der Gesundheit und Schulqualität, wie beispielsweise<br />
der Partizipation und anderen Aspekten der Schulkultur,<br />
nachgewiesen werden.<br />
Um Veränderungen in der allgemeinen Schülerpartizipation<br />
zu erheben, wurde der Fokus in der Auswertung nicht auf die<br />
Beteiligung der Schüler_innen im Projekt gelegt, sondern die<br />
Betrachtung auf die Schule insgesamt ausgeweitet. Dabei<br />
wurde erfasst, ob sich Schüler_innen gut über das Geschehen<br />
an der Schule informiert fühlen (Stufe Information), Kritik<br />
und Verbesserungsvorschläge äußern können (Stufe Anhörung)<br />
und im Allgemeinen an ihrer Schule Entscheidungen<br />
mit beeinflussen können (Stufe Mitentscheidung) (vgl.<br />
4.1.3a). Zu diesen drei Stufen gab es in den Befragungen<br />
drei Items, die zur Skala Partizipation zusammengefasst<br />
wurden.<br />
Vorgehen bei der Auswertung:<br />
Die alterskorrigierten Veränderungswerte der Skala Partizipation<br />
wurden auf Schulebene aggregiert. Um die Auswirkungen<br />
der Schülerpartizipation darzustellen, wurden die Schulen in<br />
zwei Gruppen eingeteilt: hohe Veränderung und niedrige (oder<br />
negative) Veränderung in der Schülerpartizipation. Die alterskorrigierten<br />
Veränderungen in Variablen der Schulkultur<br />
und der Schulqualität wurden gruppenweise ausgegeben.<br />
Ergebnisse:<br />
Abbildung 15 verdeutlicht die Veränderungen in der Partizipation<br />
an den Projektschulen, an denen Schülerbefragungen<br />
im Jahrgang A stattfanden. Als bedeutsame Veränderungen<br />
gelten Veränderungen von mehr als 7 Prozent. Jeder dritten<br />
Projektschule (5 Projektschulen) gelang eine deutliche Steigerung<br />
in der allgemeinen Schülerpartizipation. Diese Schulen<br />
erreichten im Mittel auch einen leicht höheren Grad der<br />
Schülereinbindung im Projekt als der Durchschnitt.<br />
Abbildung 15: Veränderungen in der Schülerpartizipation, Differenz der Abschluss- und Eingangsbefragung, N=15 Projektschulen, Jahrgang A (5./6. Klasse<br />
zu Projektbeginn), Alterseffekte wurden korrigiert<br />
Auswirkungen von Schülerpartizipation<br />
An Schulen, denen eine höhere Schülerpartizipation gelungen<br />
ist, ging die Aggressivität zwischen den Schüler_innen deutlich<br />
zurück. Außerdem nahm die Schulunlust der Schüler_innen<br />
deutlich ab. Positiv formuliert heißt das, dass sich<br />
der Umgangston zwischen den Schüler_innen verbesserte<br />
und das Wohlbefinden der Schüler_innen zunahm. Das sind<br />
zwei wichtige Voraussetzungen für Lernerfolge (OECD 2005).<br />
Gleichzeitig verbesserten sich an Schulen mit hoher Schülerpartizipation<br />
die Zielgrößen Identifikation (Verbundenheit)<br />
mit der Schule und Schulzufriedenheit. In der Vergleichsgruppe<br />
der zehn Schulen, an denen keine deutlichen Verbesserungen<br />
in der Schülerpartizipation erwirkt werden konnten,<br />
zeigten sich diese Effekte nicht. Bei den Zielgrößen zeichnete<br />
sich hier sogar eine leichte Verschlechterung ab (Abb. 16).<br />
Auf Gesundheitsparameter wie den Selbstwert oder die<br />
Selbstwirksamkeit der Schüler_innen übte die verbesserte<br />
Partizipation der Schüler_innen keinen nachweisbaren Einfluss<br />
aus. Resnick (1997) konnte aber zeigen, dass eine hohe<br />
Verbundenheit mit der Schule einen wichtigen Schutzfaktor<br />
gegenüber Gesundheitsrisikoverhalten darstellt.<br />
30
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 16: Auswirkungen der Schülerpartizipation auf das Erleben und Verhalten der Schüler_innen, Differenz der Abschluss- und Eingangsbefragung,<br />
N=15 Projektschulen, Jahrgang A (5./6. Klasse zu Projektbeginn), Alterseffekte wurden korrigiert<br />
Fazit:<br />
Eine höhere Schülerbeteiligung zahlt sich aus – für die Schule<br />
insgesamt wie auch die Schüler_innen selbst. Die aktive<br />
Teilhabe von Schüler_innen an ihrer Schule unterstützt die<br />
Verantwortungsübernahme für den eigenen Bildungserfolg<br />
und wirkt sich förderlich auf die gesamte Schulkultur aus.<br />
c) Auswirkungen bei Anstieg der Lehrerpartizipation<br />
Datengrundlage:<br />
Als Stichprobe dienten die Wiederholungsteilnehmer_innen<br />
der Lehrerbefragungen.<br />
Operationalisierung der Lehrerpartizipation:<br />
Wie bei den Schüler_innen stellt Partizipation auch für die<br />
Lehrkräfte eine bedeutsame Determinante der Gesundheit<br />
und Schulqualität dar. Partizipation fördert Kooperation und<br />
soziale Unterstützung und stärkt hierüber den sozialen Zusammenhalt<br />
sowie die eigene Gesundheit. Schaarschmidt<br />
(2004) rechnet dem Erleben sozialer Unterstützung gerade<br />
für Lehrkräfte eine wichtige protektive Funktion zu, da es dem<br />
Gefühl vorbeuge, als Einzelkämpfer_in auf verlassenem Posten<br />
zu stehen. Auf der anderen Seite wird eine mangelnde Kooperation<br />
unter Kolleg_innen oder zwischen Kollegium und<br />
der Schulleitung häufig als belastend erlebt (van Dick 2006).<br />
Partizipative Prozesse, die über die Arbeit in Gruppen vollzogen<br />
werden, können darüber hinaus einen Beitrag zur Erfüllung<br />
menschlicher Grundbedürfnisse nach Wertschätzung,<br />
Respekt und Anerkennung sowie Zugehörigkeit zu einer sozialen<br />
Gruppe leisten. Bei ihrem Einsatz zur Erreichung übergeordnete<br />
Organisationsziele können die Beteiligten sich darüber<br />
hinaus als einflussreich und bedeutsam erleben und in<br />
gewisser Weise Macht ausüben. Die Befriedigung solcher<br />
Grundbedürfnisse führt zur Steigerung des Wohlbefindens<br />
und wirkt sich damit ebenfalls positiv auf die Gesundheit aus<br />
(Schumacher 2012a).<br />
Um Veränderungen in der Lehrerpartizipation zu erheben,<br />
wurden die Lehrer_innen befragt, ob sie im Allgemeinen an<br />
ihrer Schule Entscheidungen mit beeinflussen können (Stufe<br />
Mitentscheidung) und Kritik und Verbesserungsvorschläge<br />
äußern können (Stufe Anhörung). Für die nachfolgend beschriebenen<br />
Analysen wurde die Skala Lehrerpartizipation<br />
verwendet, die zu den beiden Stufen je ein Item beinhaltet.<br />
Vorgehen bei der Auswertung:<br />
Zunächst wurde die Differenz der Partizipation auf Schulebene<br />
aggregiert. 37 Prozent der Projektschulen (=10 Projektschulen)<br />
konnten im Rahmen der Projektlaufzeit die Partizipation<br />
der Lehrer_innen bedeutsam steigern.<br />
Um die Auswirkungen der Veränderungen in der Lehrerpartizipation<br />
zu bestimmen, wurde eine Pfadanalyse gerechnet.<br />
Mit Hilfe einer Pfadanalyse können Beziehungen zwischen<br />
Variablen auf der Basis eines Pfadmodells abgetragen werden.<br />
Es wird angenommen, dass sich eine verbesserte<br />
Lehrerpartizipation auf die Schulkultur und die Zusammenarbeit<br />
auswirkt und diese sich wiederum (in Anlehnung an<br />
das Modell von Nutbeam 2000) auf die Zielgrößen Schulqualität<br />
und Gesundheit auswirken können. Es wird geprüft, ob<br />
das Modell zu den Daten passt (konfirmatorisch).<br />
Titel 31
Ergebnisse:<br />
37 Prozent der Projektschulen (=10 Projektschulen) konnten<br />
im Rahmen der Projektlaufzeit die Partizipation der Lehrer_innen<br />
bedeutsam steigern. Abbildung 17 verdeutlicht,<br />
dass die verbesserte Lehrerpartizipation sowohl mit einer<br />
Verbesserung von Variablen der Schulkultur als auch mit einer<br />
Verbesserung der Zielgrößen Gesundheit und Schulqualität<br />
zusammenhängen. Die Pfeile verdeutlichen die stärksten<br />
Zusammenhänge. So ging eine verbesserte Lehrerpartizipation<br />
deutlich mit einem besseren kollegialen Klima einher. Außerdem<br />
führte sie zu einer höheren kollektiven Selbstwirksamkeit,<br />
also der Zuversicht, gemeinsam mit dem Kollegium<br />
Veränderungen voranbringen zu können. Das bessere Klima<br />
führte zu einer deutlichen Abnahme der emotionalen Beanspruchung<br />
von Lehrkräften an einer Projektschule sowie zu<br />
einer höheren allgemeinen Zufriedenheit mit der Schulqualität.<br />
Die gesteigerte kollektive Selbstwirksamkeitserwartung<br />
zeigte einen positiven Zusammenhang mit der emotionalen<br />
Verbundenheit (affektive Identifikation) mit der Schule.<br />
4.1.4 Wie erfolgreich war das Projekt aus Sicht der Beteiligten?<br />
Kriterien:<br />
• Grad der subjektiven Zielerreichung<br />
a) Bewertung des Projekterfolges und Einteilung in Erfolgsgruppen<br />
Datengrundlage:<br />
Stichprobe sind alle Befragungsteilnehmer_innen der Abschlussbefragung.<br />
Es wurde nicht nur die Stichprobe der<br />
Wiederholungsteilnehmer_innen verwendet, da die Variable<br />
nur zur Abschlussbefragung erhoben wurde und es die Antwortmöglichkeit<br />
„kann ich nicht beurteilen“ gab.<br />
Operationalisierung des Projekterfolges:<br />
Lehrer_innen, Schüler_innen und Eltern konnten in der Abschlussbefragung<br />
den Erfolg des Projektes einschätzen. Das<br />
Item lautete für alle Befragungsgruppen: „Das Projekt war<br />
erfolgreich.“ Die fünf Antwortmöglichkeiten reichten von<br />
„trifft völlig zu“ bis „trifft überhaupt nicht zu“ sowie „kann<br />
ich nicht beurteilen“.<br />
Vorgehen bei der Auswertung:<br />
Die Einschätzungen wurden auf Schulebene in einem Zustimmungswert<br />
zusammengefasst. Dabei wurden diejenigen,<br />
die den Projekterfolg nicht beurteilen konnten, für die weiteren<br />
Berechnungen herausgefiltert.<br />
Abbildung 17: Zusammenhang zwischen Verbesserungen der Lehrerpartizipation<br />
und zentralen Variablen der Schulkultur, Schulzufriedenheit<br />
und Gesundheit<br />
Fazit:<br />
Über das Pfadmodell wird die komplexe Wirkungsweise von<br />
Partizipation sichtbar. Eine Verbesserung der Lehrerpartizipation<br />
steht dementsprechend in Zusammenhang mit Verbesserungen<br />
auf der Ebene des Individuums (weniger emotionale<br />
Beanspruchung), mit Verbesserungen auf der Ebene<br />
der Beziehungen (Steigerung des Sozialklimas im Kollegium)<br />
als auch mit Verbesserungen auf der Ebene der Organisation<br />
(Identifikation mit der Schule, Verbesserung der Schulqualität).<br />
Die Projektschulen sollten anhand der subjektiven Erfolgseinschätzungen<br />
in drei Erfolgsgruppen (hoher, mittlerer, niedriger<br />
Erfolg) eingeteilt werden. Ziel dieser Einteilung war es,<br />
zwei kleinere Extremgruppen und eine größere mittlere Gruppe<br />
zu bestimmen. Für die Einteilung wurde die Standardabweichung<br />
herangezogen. Die Standardabweichung (STD) gibt<br />
die Streuung einer Variablen um ihren Mittelwert an. Um die<br />
Grenzwerte für die Erfolgskategorien zu bestimmen, wird die<br />
STD bzw. ½ STD zum mittleren Zustimmungswert addiert o-<br />
der subtrahiert.<br />
Ergebnisse:<br />
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung der Zustimmungswerte<br />
zum Projekterfolg.<br />
32
1. KOPFZEILE<br />
Schulleiter_innen/<br />
Mitglieder der Schulleitung<br />
(N=27 Schulen)<br />
Lehrer_innen<br />
(N=27 Schulen)<br />
Schüler_innen<br />
(N=22 Schulen)<br />
Eltern<br />
(N=21 Schulen)<br />
Minimal 37,5 27,6 31,0 46,9<br />
Maximal 100,0 85,7 60,2 91,7<br />
Durchschnitt 67,5 54,6 44,0 64,4<br />
Anteil der Antwortkategorie<br />
„kann ich nicht beurteilen“ in %<br />
3,0 17,4 47,1 36,5<br />
Tabelle 11: Minimale, maximale und durchschnittliche Ausprägung des Zustimmungswertes zum Projekterfolg auf Schulebene aggregiert<br />
Die Schulleiter_innen und Eltern schätzen den Projekterfolg<br />
mit einem Zustimmungswert von durchschnittlich mehr als<br />
60 Prozent am höchsten ein, Schüler_innen mit 44 Prozent<br />
am niedrigsten. Am stärksten variieren bei den Lehrkräften<br />
die durchschnittlichen Einschätzungen zum Projekterfolg<br />
zwischen den Schulen. Die Einschätzung des Projekterfolges<br />
steht hier in deutlichem Zusammenhang mit der Schulgröße:<br />
An großen Schulen wie Gesamtschulen oder Beruflichen<br />
Schulen fällt die Einschätzung des Projekterfolgs durch die<br />
Lehrkräfte geringer aus (bivariate Korrelation: r(26)= -.642,<br />
p
Tabelle 12: Grenzwerte und Besetzung der Erfolgsgruppen<br />
Erfolgsgruppe Min Max Anzahl Schulen<br />
hoher Projekterfolg 61,7% 100% 7<br />
durchschnittlicher Projekterfolg 47,5% 61,6% 13<br />
niedriger Projekterfolg 0,0% 47,4% 7<br />
Ein Zustimmungswert über 61,6 Prozent entspricht demnach<br />
einem hohen Projekterfolg (N=7 Schulen), ein Zustimmungswert<br />
unter 47,5 Prozent einem niedrigen Projekterfolg (N=7<br />
Schulen). Schulen mit Werten zwischen 47,5 Prozent und 61,6<br />
Prozent (N=13 Schulen) bilden die Gruppe mit durchschnittlichem<br />
Projekterfolg.<br />
Um die Einschätzungen der Lehrkräfte zum Projekterfolg auf<br />
ihre Plausibilität prüfen zu können, wurde zusätzlich ein Expertenrating<br />
hinzugezogen. Hierfür brachten die Schulbegleiter_innen<br />
alle Schulen in eine Rangreihe des Projekterfolges.<br />
Die Experteneinschätzung stimmte sehr gut mit den Ergebnissen<br />
auf Basis des Items zum Projekterfolg überein (Rangkorrelation<br />
nach Spearman rho=.893).<br />
Abbildung 18 stellt die Einteilung der Gruppen grafisch dar.<br />
Nach subjektiver Einschätzung und Kategorisierung des Projekterfolges<br />
erreichen drei Viertel (74 Prozent) der Schulen einen<br />
mittleren oder hohen Projekterfolg. Ein Viertel der Schulen<br />
schätzt den Projekterfolg eher kritisch ein.<br />
Abbildung 18: Einteilung der Schulen nach dem von den Lehrkräften eingeschätzten Projekterfolg<br />
Um zu erklären, welche Startvoraussetzungen und Prozesse<br />
zu einem hohen oder niedrigen subjektiven Projekterfolg führen,<br />
wird diese Einteilung auch in den weiterführenden vertiefenden<br />
Analysen u.a. zu den Wirkfaktoren des Projekterfolges<br />
genutzt. Hierdurch sollen auch wichtige Empfehlungen<br />
für zukünftige Schulentwicklungsbegleitungen abgeleitet<br />
werden können.<br />
Fazit:<br />
Der Projekterfolg wird am günstigsten durch die Projektverantwortlichen<br />
und Eltern bewertet. Nach Lehrereinschätzung<br />
erreicht die Mehrheit der Schulen einen durchschnittlichen<br />
oder hohen Projekterfolg. Sieben Schulen bescheinigen sich<br />
selbst aber auch einen niedrigen Erfolg (26 Prozent). Vor dem<br />
Hintergrund von Forschungsergebnissen aus dem Bereich der<br />
Organisationsentwicklung in privatwirtschaftlichen Unternehmen,<br />
wonach die Mehrheit der Entwicklungsprozesse in<br />
Unternehmen scheitert (Stock-Homburg 2007), ist die Einschätzung<br />
von 74 Prozent durchschnittlichem bis hohem Projekterfolg<br />
durchaus positiv zu bewerten. Die subjektive Einschätzung<br />
und die messbaren Veränderungen stehen dabei<br />
in einem engen Zusammenhang.<br />
b) Zielerreichung aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />
Datengrundlage:<br />
Zum Projektende wurden Abschlussgespräche mit den Projektverantwortlichen<br />
geführt. Insgesamt fließen die Einschätzungen<br />
von 23 Schulen in die Auswertungen ein. 13<br />
13<br />
Die Abschlussgespräche wurden offiziell erst ab dem 2. Jahrgang<br />
34
Operationalisierung:<br />
Zum Eingangsgespräch formulierten die an einer Teilnahme<br />
interessierten Schulen erste übergeordnete Ziele, die sie im<br />
Rahmen des Projektes verfolgen wollten. Beim Abschlussgespräch<br />
wurden diese Ziele den Projektverantwortlichen (in der<br />
Regel Schulleitung und/oder Steuerkreisleitung) noch einmal<br />
vorgelegt. Zunächst wurden die Projektverantwortlichen danach<br />
befragt, ob noch weitere Ziele im Verlauf des Projekts<br />
hinzugekommen sind. Diese Ziele wurden nachträglich noch<br />
mit aufgenommen.<br />
Vorgehen:<br />
Die Projektschulen verfolgten je drei bis vier übergeordnete<br />
Ziele mit dem Projekt. Es ergaben sich acht Kategorien, denen<br />
die insgesamt 83 Ziele zugeordnet werden konnten (Abb.<br />
19). Diese Kategorien sind nicht ganz trennscharf, beispielsweise<br />
könnte die Förderung der Partizipation von Schüler_innen,<br />
Eltern und Lehrkräften auch der Schulkultur zugeordnet<br />
werden. Es wurde aber entschieden, die Förderung der<br />
Partizipation als eigene Zielkategorie zu berücksichtigen, da<br />
diese Zielsetzung mehrfach explizit genannt wurde.<br />
angebotes und der Ausstattung (N=14 Ziele) ging es mehrheitlich<br />
um die Verschönerung des Lebensraums Schule. Hier<br />
wurde auch zweimal die Verbesserung des Verpflegungsangebotes<br />
als explizites Ziel genannt. Viele Schulen äußerten<br />
das inhaltlich übergeordnete Ziel, Gesundheitsförderung und<br />
Schulentwicklung besser miteinander zu verknüpfen und<br />
nachhaltiger in der Umsetzung ihrer Gesundheitsprojekte zu<br />
werden (N=12 Ziele). Ein weiteres übergeordnetes Ziel war<br />
es, Gesundheit im Profil der Schule zu integrieren und dies im<br />
Schulprogramm/Leitbild auch deutlich zu machen (N=7 Ziele).<br />
Schließlich wurden der Schulkultur (N=10 Ziele) und der<br />
Partizipation an der Schule ein hoher gesundheitsrelevanter<br />
Stellenwert zugesprochen (N=5 Ziele). Der Umgang miteinander<br />
zwischen allen Schulbeteiligten, die Vermeidung von<br />
Mobbing und Aggression und die Förderung der Zusammenarbeit<br />
waren hier wichtige und häufig genannte Schulziele.<br />
Bei dem Wunsch nach mehr Partizipation wurden neben den<br />
Lehrkräften explizit auch die Schüler_innen und Eltern als<br />
Zielgruppe benannt.<br />
Die Projektverantwortlichen wurden darüber hinaus gebeten,<br />
für jedes Schulziel einzuschätzen, inwieweit dieses erreicht<br />
werden konnte. Die Einschätzung erfolgte anhand einer vierstufigen<br />
Antwortskala: „Ziel nicht erreicht“, „Ziel in Ansätzen<br />
erreicht“, „Ziel weitgehend erreicht“ und „Ziel erreicht“. Die<br />
vollständige Zielerreichung entspricht einem Zielerreichungsgrad<br />
von 100 Prozent, die weitgehende Zielerreichung<br />
einem Zielerreichungsgrad von 67 Prozent usw. Für die Auswertung<br />
wurde pro Schule der mittlere Zielerreichungsgrad<br />
bestimmt.<br />
Ergebnisse:<br />
Häufigkeiten in den Zielkategorien<br />
Am häufigsten wurden Ziele geäußert, die im Zusammenhang<br />
mit der Gesundheit der Lehrkräfte und Schüler_innen<br />
stehen (N=15 Ziele). Neben eher allgemeinen Nennungen<br />
wurden hier auch schon konkrete Zielvorstellungen formuliert,<br />
wie die Etablierung eines ganzheitlichen Ansatzes zur<br />
Suchtprävention bei den Schüler_innen oder die Reduktion<br />
des hohen Krankenanteils bei den Lehrkräften. Bei der Verbesserung<br />
der räumlichen Bedingungen, des Verpflegungsdurchgeführt<br />
– einige Schulen aus dem ersten Jahrgang konnten noch<br />
nachträglich interviewt werden. Die Interviews fanden telefonisch oder<br />
face-to-face statt. Sie wurden von der jeweiligen Schulbegleiterin<br />
durchgeführt und mit einem Audiogerät aufgezeichnet.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 35
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 19: Ziele der Schulen und Anzahl der Nennungen<br />
Grad der Zielerreichung aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />
Die Schulen konnten ihre Ziele im Mittel zu 66,7 Prozent erreichen.<br />
Abbildung 20 veranschaulicht die Unterschiede im<br />
Grad der Zielerreichung zwischen den Schulen. Während der<br />
überwiegende Teil der Projektverantwortlichen die Projektziele<br />
im Durchschnitt als zu mindestens 50 Prozent erreicht sah,<br />
mussten zwei Schulen am Ende bilanzieren, ihre Ziele nur in<br />
Ansätzen erreicht zu haben (durchschnittlicher Zielerreichungsgrad<br />
von unter 30 Prozent). Weitere Schulen wiesen<br />
einen Zielerreichungsgrad zwischen 33 und 50 Prozent auf.<br />
Abbildung 20: Grad der Projektzielerreichung aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />
Die Einschätzungen der Projektverantwortlichen zur Zielerreichung<br />
spiegeln sich auch in den Einschätzungen des Kollegiums<br />
zum Projekterfolg wieder (vgl. 4.1.4). Durchschnittlich<br />
erfolgreiche Schulen erreichten ihre Ziele im Mittel zu 66,4<br />
Prozent, erfolgreiche Projektschulen sogar zu mehr als 70<br />
Prozent (Abb. 21). Hingegen gaben Schulen, die (aus Sicht<br />
des Kollegiums) mit niedrigem Projekterfolg abschlossen<br />
auch an, ihre Projektziele eher nicht oder nur in Ansätzen erreicht<br />
zu haben.<br />
Titel 36
• Qualifikation von Multiplikator_innen in Moderationstechniken<br />
• Erhalt von Steuerungsstrukturen nach Projektende<br />
• Verstetigung entwickelter Maßnahmen (z.B. durch<br />
Übernahme ins Schulprogramm)<br />
• Schaffung eines Bewusstseins für die Bedeutung<br />
von Gesundheit und Qualität für Schule; Etablierung<br />
der Zielvorstellung einer guten gesunden Schule<br />
Abbildung 21: Grad der Projektzielerreichung in Abhängigkeit vom Projekterfolg<br />
Fazit:<br />
Die Bandbreite an Zielen verdeutlicht, dass sich die Bedürfnisse<br />
der Schulen, mit denen sie in das Projekt gestartet<br />
sind, in den Qualitätsbereichen der guten gesunden Schule<br />
wiederfinden lassen. Das Vorgehen nach dem Konzept der<br />
guten gesunden Schule sowie das darauf basierende Angebot<br />
der DAK-Initiative tragen somit den realen Bedürfnissen der<br />
Schulen Rechnung. Gesundheit wird darüber hinaus von der<br />
Mehrheit der Schulen bereits zu Beginn als sinnvolles und erstrebenswertes<br />
Ziel erkannt, welches auch zur Profilbildung<br />
beitragen kann.<br />
Die Ergebnisse zur Zielerreichung zeigen, dass die Wirksamkeit<br />
des Projektes für die Erreichung der Schulziele von den<br />
Projektverantwortlichen auch bei durchschnittlichem Projekterfolg<br />
als sehr hoch bewertet wurde. Mit einer durchschnittlichen<br />
Zielerreichung von 66,7 Prozent ziehen die Projektverantwortlichen<br />
eine außerordentlich positive Bilanz.<br />
4.1.5 Wie nachhaltig ist der Projekterfolg?<br />
Vielen Modellprojekten gelingt es nicht, nachhaltige Wirkungen<br />
zu erzielen. Die externe Schulbegleitung wirkt dann als<br />
eine Art Strohfeuer, das nach Projektende schnell erlischt.<br />
Dieses Vorgehen kann sich als Hypothek auf Folgeprojekte<br />
auswirken. Deshalb wird auch im Leitfaden Prävention der<br />
Aspekt der Nachhaltigkeit besonders betont. Die Sicherung<br />
der Ergebnisse und Kompetenzen war daher ein zentrales Ziel<br />
der DAK-Initiative, das durch folgende Strategien erreicht<br />
werden sollte:<br />
• Entwicklung bzw. Förderung von Steuerungskompetenzen<br />
an der Schule mit dem Ziel der selbstständigen<br />
Schulentwicklung<br />
Kriterien:<br />
a) Anzahl fortgebildeter „Change Agents“<br />
b) Nachhaltigkeit der Projektstrukturen<br />
c) Übernahme von Inhalten und Zielen ins Schulprogramm<br />
d) Einschätzung der Entwicklungskompetenz der Schulen<br />
nach Projektabschluss<br />
Datengrundlage:<br />
• Dokumentationsunterlagen des Projektteams<br />
• Abschlussgespräche<br />
Operationalisierung:<br />
Schulen verfügen oft über nur wenig Veränderungswissen<br />
und entsprechende Kompetenzen im Bereich Schulentwicklung<br />
und Projektmanagement. Die Ausbildung der Moderator_innen<br />
und Steuerkreismitglieder diente daher dazu, die<br />
Schule dauerhaft zur Steuerung und Umsetzung von Schulentwicklungsprozessen<br />
zu befähigen.<br />
Ziel des Projektes war es, Gesundheit dauerhaft als Ziel in<br />
den Schulen zu etablieren. Zum Projektende mussten die Projektschulen<br />
entscheiden, ob und in welcher Form eine Weiterarbeit<br />
von Steuerkreis und Projektgruppen für sie sinnvoll ist.<br />
Unsere Empfehlung war, den Steuerkreis als Einrichtung beizubehalten,<br />
um künftige Veränderungen zielgerichtet begleiten<br />
zu können. Die Projektgruppen sollten hingegen nicht<br />
grundsätzlich dauerhaft weiterarbeiten, denn sie waren zur<br />
Bearbeitung einer bestimmten Aufgabe mit begrenzter Dauer<br />
eingerichtet worden. Eine weitere Empfehlung bestand darin,<br />
dass inhaltliche Schwerpunkte und gesundheitsbezogene<br />
Ziele ins Schulprogramm übernommen werden sollten.<br />
Ergebnisse:<br />
a) Anzahl ausgebildeter „Change Agents“<br />
Insgesamt wurden 169 Personen aus den Projektschulen umfangreich<br />
als Moderator_innen ausgebildet (Abb. 22). Zwei<br />
Drittel von ihnen nahmen am Basis- und Aufbaumodul teil,<br />
ein Drittel entweder nur am Basismodul oder kamen als Neueinsteiger_in<br />
zum Aufbaumodul hinzu. Weitere 28 Personen<br />
wurden in selbstständig organisierten schulinternen Fortbil-<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 37
dungen zu Moderator_innen ausgebildet. Die überwiegende<br />
Mehrheit der Schulungsteilnehmer_innen waren Lehrkräfte.<br />
Das Austauschtreffen für die Steuerkreise wurde auf Wunsch<br />
der Schulen entwickelt und erstmalig im Jahr 2010 angeboten.<br />
Insgesamt haben 65 Personen an den Austauschtreffen<br />
teilgenommen. Bei der ersten Kohorte gab es zunächst noch<br />
Skepsis bzgl. des Nutzens eines solchen Austauschtreffens,<br />
später nahmen aber alle fast Schulen teil.<br />
Tabelle 13: Teilnahme an Schulungen für Steuerkreismitglieder<br />
Abbildung 22: Teilnehmerzahlen der Moderatorenschulungen<br />
Darüber hinaus wurden insgesamt 108 Steuerkreismitglieder<br />
in den Schulungen zu Projektbeginn für ihre Aufgaben vorbereitet.<br />
Im Unterschied zu den Moderator_innen nahm hier pro<br />
Schule immer mindestens ein Mitglied der Schulleitung an<br />
der Steuerkreisschulung teil, da die Schulleitung verpflichtend<br />
im Steuerkreis vertreten war. Schüler_innen und Eltern<br />
nahmen nur in Einzelfällen teil.<br />
Angebot Jahr Kohorten Anzahl<br />
Teilnehmer<br />
Steuerkreisschulung<br />
Austauschtreffen<br />
2010,<br />
2011,<br />
2012<br />
alle 108<br />
2010 K1 und K2 27<br />
2011 K2 und K3 38<br />
b) Nachhaltigkeit der Projektstrukturen<br />
Zwei Drittel der Schulen planten einen Steuerkreis als Gremium<br />
beizubehalten (Abb. 23). Das konnte in der Praxis bedeuten,<br />
dass der Steuerkreis in der gleichen Form beibehalten<br />
wird, mit einem bereits existierenden Steuerkreis der Schule<br />
fusioniert oder/und die Aufgaben nach Projektende an die<br />
weitere schulische Entwicklung angepasst werden.<br />
Abbildung 23: Geplante Weiterarbeit des Steuerkreises in den Schulen (N=27 Schulen)<br />
Die große Mehrheit der Schulen beabsichtigte auch eine Fortführung<br />
der Projektgruppenarbeit (Abb. 24). Ein häufiger<br />
Grund für die Weiterarbeit war, dass die Arbeit der Projektgruppen<br />
noch nicht abgeschlossen war und die Beteiligten<br />
die gesetzten Ziele noch erreichen wollten. Andere Projektgruppen<br />
wollten langfristig Verantwortung für ihr Thema<br />
übernehmen. Diesen Projektgruppen ging es weniger um die<br />
Planung weiterer Veränderungsmaßnahmen, sondern sie<br />
wollten vielmehr für die Beibehaltung der eingeführten Änderungen<br />
sorgen und allgemein als Ansprechpartner_in zum<br />
Thema zur Verfügung stehen.<br />
Abbildung 24: Weiterarbeit der Projektgruppen (N=27 Schulen) siehe oben<br />
c) Übernahme von Inhalten und Zielen ins Schulprogramm<br />
Gut die Hälfte der Schulen plante die Übernahme von<br />
Schwerpunkten und Zielen des Projekts in das Schulprogramm<br />
oder hatte dies bereits umgesetzt.<br />
38
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 25: Übernahme von Projektzielen in das Schulprogramm (N=24 Schulen)<br />
d) Einschätzung der Entwicklungskompetenz der Schulen<br />
nach Projektabschluss<br />
Mit nur einer Ausnahme trauten sich alle Schulen zu, nach<br />
Projektende gesundheitsbezogene Schulentwicklung selbstständig<br />
fortzuführen. Die Hälfte der Schulen war der Meinung,<br />
dass sie hierfür keine externe Begleitung benötigen,<br />
die übrigen Schulen wünschten sich zumindest punktuell eine<br />
Begleitung durch Externe (Abb. 26).<br />
Abbildung 26: Zutrauen in die Fähigkeit zur selbstständigen Schulentwicklung (Datenquelle: Abschlussgespräche mit N=23 Schulen)<br />
Die Schulen schätzten im Abschlussgespräch auch ihren Erfahrungsgrad<br />
mit Schulentwicklung vor Projektbeginn auf einer<br />
Skala von 1=unerfahren bis 4=sehr erfahren ein. Über je<br />
mehr Erfahrung die Schulen verfügten, desto eher trauten sie<br />
sich zu, nach Projektende selbstständig gesundheitsbezogene<br />
Schulentwicklung fortzuführen (Abb. 27). Aber auch die<br />
anfänglich unerfahrenen Schulen waren zum Projektende zuversichtlich,<br />
Schulentwicklung selbstständig betreiben zu<br />
können, wobei sie überwiegend eine punktuelle externer Begleitung<br />
für sinnvoll erachteten.<br />
Abbildung 27: Entwicklungskompetenz (N=Schulen) in Abhängigkeit von der Vorerfahrung (Datenquelle: Abschlussgespräche mit N=23 Schulen)<br />
Fazit:<br />
Die Sicherung der Nachhaltigkeit ist dem Projekt sehr gut gelungen.<br />
Durch die umfassende Ausbildung von Steuerkreismitgliedern<br />
und Moderator_innen wurden die Schulen befähigt,<br />
selbstständig Schulentwicklungsprozesse durchzuführen.<br />
Die Projektverantwortlichen selbst schätzen sich zum<br />
Projektende „empowered“ ein: Mehr als die Hälfte der Befragten<br />
traut der Schule zu, ohne externe Begleitung gesundheitsbezogene<br />
Schulentwicklung durchzuführen und etwa 40<br />
Prozent haben eine hohe Zuversicht, wenn punktuell auf externe<br />
Unterstützung zurückgegriffen werden kann. Zwei Drittel<br />
der Schulen hatten sich zu Projektende bereits entschieden,<br />
mit den etablierten Steuerungsstrukturen an den Schulzielen<br />
weiterzuarbeiten.<br />
Titel 39
4.2. Ergebnisse der Prozessevaluation<br />
4.2.1 Umsetzung des Projekts<br />
4.2.1.1 Welche Arbeitsschwerpunkte wählten die Schulen<br />
und welche Maßnahmen wurden umgesetzt?<br />
Kriterien:<br />
a) Darstellung der Arbeitsbereiche der Projektgruppen<br />
b) Auflistung der umgesetzten Maßnahmen in den drei Top-<br />
Bereichen<br />
Datengrundlage:<br />
• Dokumentations-Unterlagen der Schulen<br />
Operationalisierung:<br />
zu a) Die Schulen konnten basierend auf den Ergebnissen der<br />
Bedarfsanalyse zur Eingangsbefragung ihre Themen selbstständig<br />
auswählen. Es wurde erfasst, wie viele Projektgruppen<br />
sich an den Schulen bildeten und welche Schwerpunkte<br />
diese in ihrer Arbeit setzten. Die Arbeitsschwerpunkte wurden<br />
den Bereichen der guten gesunden Schule zugeordnet (vgl.<br />
auch das Rahmenmodell der guten gesunden Schule nach<br />
Ditton unter 4.1.1). Unter Input werden diejenigen Bedingungen<br />
und Voraussetzungen aufgeführt, die an der Schule relativ<br />
gegeben und z.T. nur schwer beeinflussbar sind (beispielsweise<br />
räumliche Bedingungen). Auf der Ebene der Prozesse<br />
finden sich verschiedene Determinanten von Schulqualität<br />
und Gesundheit, die in einem gesundheitsförderlichen<br />
Schulentwicklungsprozess einfacher bearbeitet werden können.<br />
Bereichen umgesetzt wurden, wurden für den Abschlussbericht<br />
in Kategorien zusammengefasst.<br />
Ergebnisse:<br />
a) Darstellung der Arbeitsbereiche der Projektgruppen<br />
Die Projektschulen arbeiteten sowohl an den Rahmen- und<br />
Arbeitsbedingungen (Verhältnisprävention) als auch an der<br />
Verbesserung des Gesundheitsverhaltens von Schüler_innen<br />
und Lehrer_innen (Verhaltensprävention). Es zeigten sich<br />
deutliche Schwerpunkte in der Themenauswahl (Tab. 14):<br />
Fast jede Projektschule hat während der Projektlaufzeit mit<br />
mindestens einer Gruppe am Gesundheitsverhalten der Schüler_innen<br />
oder/und Lehrkräfte gearbeitet. Knapp zwei Drittel<br />
der Schulen haben die räumlichen Bedingungen ihrer Schule<br />
in den Blick genommen und ebenfalls knapp zwei Drittel der<br />
Schulen haben an der Verbesserungen ihrer Schulkultur gearbeitet.<br />
zu b) Die Projektgruppen erarbeiteten nach einer ausführlichen<br />
Zielklärung 14 ihre eigenen Lösungen, z.T. mit externer<br />
Unterstützung (vgl. 4.2.1.2). Dabei wurde nicht auf Standardlösungen<br />
gesetzt, sondern passgenaue Maßnahmen für<br />
die Situation an der jeweiligen Schule entwickelt. Auf der Projekthomepage<br />
kann der Prozess der Themenbearbeitung in<br />
vielen Praxisbeispielen eingesehen werden. 15 Die Ergebnisse<br />
der Gruppenarbeit wurden von den Gruppen selbst dokumentiert.<br />
Die Maßnahmen, die von Gruppen in den drei Top-<br />
14<br />
http://www.schulenentwickeln.de/tl_files/Dateien/Leitfaeden/<strong>GGSE</strong>_Aushang%20zur%20<br />
Zielklaerung.pdf<br />
15<br />
http://schulen-entwickeln.de/gesundheitsthemen-bearbeiten.html<br />
40
1. KOPFZEILE<br />
Tabelle 14: Thematische Arbeitsschwerpunkte in den Projektgruppen / Schulen klassifiziert nach dem Rahmenmodell der guten gesunden Schule<br />
Input<br />
Voraussetzungen<br />
und Bedingungen<br />
Räumliche Bedingungen<br />
18 Schulen<br />
27 Projektgruppen<br />
Arbeitsbedingungen<br />
8 Schulen<br />
8 Projektgruppen<br />
Schulkultur<br />
18 Schulen<br />
27 Projektgruppen<br />
Prozesse: Determinanten der Schulqualität und Gesundheit<br />
Schulische Qualitätsprozesse<br />
Anerkennung undUnterstützung<br />
3 Schulen<br />
3 Projektgruppen<br />
Pro Schule bildeten sich zwischen 3 und 9 Projektgruppen. Im<br />
Durchschnitt arbeiteten 5,3 Projektgruppen an jeder Schule.<br />
Insgesamt waren 143 Projektgruppen tätig. Die Top 3 Themenbereiche<br />
der Gruppen waren:<br />
• Gesundheitsverhalten der Schüler_innen<br />
• Räumliche Bedingungen (Arbeits- und Lernumfeld)<br />
• Schulkultur<br />
b) Auflistung der umgesetzten Maßnahmen in den drei Top-<br />
Bereichen<br />
Ziele und Zusammenarbeit<br />
5 Schulen<br />
8 Projektgruppen<br />
Schulführung<br />
11 Schulen<br />
13 Projektgruppen<br />
Gesundheitsrelevantes Verhalten<br />
Gesundheitsverhalten der Lehrkräfte<br />
13 Schulen<br />
13 Projektgruppen<br />
Gesundheitsverhalten der Schüler_innen<br />
24 Schulen<br />
45 Gruppen<br />
Nachfolgend wird exemplarisch die Vielfalt der realisierten<br />
Maßnahmen anhand der drei Top-Themenbereiche der Schulen<br />
verdeutlicht. Die Maßnahmen der Projektgruppen in den<br />
Bereichen Gesundheitsverhalten der Schüler_innen, Arbeitsund<br />
Lernumfeld sowie Schulkultur veranschaulichen, was die<br />
Schulen ganz konkret umgesetzt haben. Dabei können die<br />
dargestellten Maßnahmen auch von mehreren Schulen umgesetzt<br />
worden sein.<br />
(1) Gesundheitsverhalten der Schüler_innen stärken<br />
Dieser Arbeitsschwerpunktwurde von 89 Prozent der Projektschulen<br />
bearbeitet. Insgesamt wurden 45 Projektgruppen zu<br />
verschiedenen Themen aus dem Bereich gebildet.<br />
Tabelle 15: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Gesundheitsverhalten der Schüler_innen<br />
Gesundheit allgemein<br />
• Durchführung von Gesundheitstagen für Schüler_innen<br />
Ernährung<br />
• Verbesserung des Essensangebotes in der Mensa/Cafeteria<br />
• Aufstellen von Kriterien für eine gesunde Ernährung in der<br />
Mensa<br />
• Regelmäßige Ernährungsberatung für Schüler_innen<br />
• Einrichtung von Koch-AGs für Schüler_innen<br />
• Obst und Wasser im Klassenzimmer<br />
Stärkung von Schutzfaktoren<br />
• Handreichung und kindgerechter Aushang zur Bedeutung<br />
von Resilienz und Möglichkeiten der Stärkung von Resili-<br />
Sport und Bewegung<br />
• Erweiterung des Bewegungsangebotes in Regenpausen<br />
• Bewegungsangebote im Unterricht<br />
• <strong>Fortbildung</strong>en der Lehrkräfte zu Bewegungsangeboten im<br />
Unterricht<br />
• Anschaffung von Spielekisten für Pausen<br />
• Entwicklung eines Ausleihsystems für Sportgeräte in der<br />
Pause<br />
• Bildung neuer Sport-AGs<br />
• Sportfeste<br />
• Einführung eines Fitness-Passes<br />
Psychosoziale Unterstützungsangebote<br />
• Einrichtung von Kummerkästen<br />
Titel 41
enz<br />
• Einführung eines Schulfaches: "Kompetenzcoaching“<br />
• Förderung des sozialen Lernens<br />
• Zusammenstellung von Möglichkeiten der Kompetenzstärkung<br />
durch Lehrkräfte<br />
(2) Räumliche Bedingungen (Arbeits- und Lernumfeld) verbessern<br />
• Befragung zu Schülerängsten<br />
Dieser Arbeitsschwerpunktwurde von 67 Prozent der Projektschulen<br />
ausgewählt. Dabei bildeten sich insgesamt 27 Projektgruppen<br />
an den Projektschulen.<br />
Tabelle 16: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Arbeits- und Lernumfeld<br />
Verbesserung der Ausstattung<br />
• Medienausstattung in Klassenräumen erweitert<br />
• Spielekisten für Kinder<br />
• Sportmaterial für die Hofpause<br />
• ergonomische Arbeitsplätze für Lehrkräfte und Schüler_innen<br />
• Lärmampeln für den Einsatz in Pause und Unterricht<br />
Einrichtung neuer Räume<br />
• Einrichtung eines Raums der guten Lösungen – für Konfliktlösungen<br />
zwischen Schüler_innen<br />
• Ruheräume für Lehrkräfte<br />
• Ruhe- und Wohlfühlräume für Schüler_innen<br />
• Einrichtung von Lehrerarbeitsplätzen<br />
Umgestaltung der Schule<br />
• Umgestaltung von Unterrichtsräumen durch Schüler_innen<br />
(z.B. Einrichtung von Ruheecken, farbliche Umgestaltung,<br />
ansprechendere Innengestaltung)<br />
• Umgestaltung, farbliche Gestaltung von Lehrerzimmern,<br />
Klassenzimmern, Toiletten, Schulhöfen, Cafeteria usw.<br />
• Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit<br />
• Bewegungsfreundliche Umgestaltung des Schulhofes, z.B.<br />
Klettergerüst, Balltrichter, Hüpfkasten<br />
Verbesserung der Orientierung<br />
• Gestaltung des Eingangsforums<br />
• Erstellung einer Lehrerfotowand<br />
• Scherenschnitte der Klassenlehrer_innen an den Räumen<br />
• Farbleitsystem zur besseren Orientierung im Schulhaus<br />
(3) Schulkultur gesundheitsförderlich gestalten<br />
Den Arbeitsschwerpunkt Schulkultur wählten 67 Prozent der Projektschulen. Hier bildeten sich insgesamt 27 Projektgruppen.<br />
Tabelle 17: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Schulkultur<br />
Regeln und Regeleinhaltung<br />
• Formulierung und Kommunikation von verbindlichen Schul-/<br />
Pausen-/ Klassenregeln<br />
• Überlegungen zu einheitlichen Maßnahmen bei Regelverstößen<br />
• Abstimmung eines einheitlichen Umgangs mit Beschwerden<br />
von Seiten der Eltern<br />
Mentoring<br />
• Einführung von Mentorenprogrammen/ Schülerpatenschaften<br />
von älteren für jüngere Schüler_innen<br />
• Lernpatenschaften<br />
42
Schülerpartizipation und Schülersozialklima<br />
• <strong>Fortbildung</strong>en zu und Einführung von Anti-Mobbing-<br />
Programmen<br />
• Einrichtung/Wiederbelebung von Schüler_innen-<br />
Schlichtergruppen zur Streitschlichtung auf dem Schulhof<br />
• Maßnahmen zur besseren Integration der Schülervertretung<br />
• Einführung/ Wahl von Schulformsprechern<br />
• Wettbewerb "Schüler_innen gestalten Ihre Schule“<br />
Identifikation mit Schule<br />
• Gestaltung schuleigener Hausaufgabenhefte<br />
• Facebook-Auftritt der Schule<br />
• Einführung des Wahlpflichtfaches „Schülerzeitung“<br />
• Einführung von Kollegiumsausflügen& gemeinsamen<br />
Mittagessen der Lehrkräfte<br />
• Organisation und nachhaltige Implementierung von<br />
Schulfesten, Sportfesten, Feiern<br />
• Einführung zusätzlicher Sprechstunden für Eltern<br />
Fazit:<br />
Die Schwerpunkte der Themenwahl fallen recht eindeutig<br />
aus: Das Gesundheitsverhalten der Schüler_innen wurde von<br />
fast allen Projektschulen als wichtig bewertet und in Projektgruppen<br />
bearbeitet. Dieser Schwerpunkt macht deutlich,<br />
dass das Projekt von vielen Schulenzielgerichtet zur Förderung<br />
der Schülergesundheit genutzt wurde. Themen aus den<br />
Bereichen ‚Anerkennung und Unterstützung‘ sowie ‚Ziele und<br />
Zusammenarbeit‘ wurden hingegen deutlich seltener ausgewählt.<br />
Das könnte u.a. daran liegen, dass Veränderungen in<br />
den Bereichen Anerkennung/Unterstützung sowie Ziele/Zusammenarbeit<br />
zum Teil im Zuständigkeitsbereich der<br />
Schulleitung liegen. Ziele in diesen Bereichen wurden daher<br />
eher auf Projektebene formuliert und durch die Steuerkreise<br />
und Schulleitungen bearbeitet (vgl. 4.1.4 b).<br />
Die Auflistung der umgesetzten Maßnahmen in den 3 TOP-<br />
Bereichen verdeutlicht, wie vielfältig und zugleich schulspezifisch<br />
die Ansatzpunkte der Schulen waren. Die Umsetzung<br />
von Maßnahmen zur Verhaltens- als auch Verhältnisprävention<br />
in allen drei TOP-Bereichen zeigt, dassder DAK-Initiative<br />
die Umsetzung eines ganzheitlichen Ansatzes gelungen ist.<br />
4.2.1.2 Wie gut entsprach das Projekt den Bedürfnissen der<br />
Schulen?<br />
Datengrundlage:<br />
• Abschlussgespräche mit den Projektverantwortlichen<br />
von N=23 Projektschulen<br />
Operationalisierung:<br />
Die Projektverantwortlichen wurden zum Abschlussgespräch<br />
gebeten, ihre Einschätzung zu der Passung der Projektangebote<br />
mit der Situation an ihrer Schule abzugeben. Dafür wurde<br />
ihnen eine Liste von Projektbestandteilenvorgelesen (vgl.<br />
2.2.4). Die Gesprächsteilnehmer_innen wurden dann gebeten,<br />
einzuschätzen, inwiefern das Angebot den Bedürfnissen<br />
der Schule entsprach. Abschließend wurde zu jedem Projektbestandteil<br />
nach Rücksprache mit dem Projektverantwortlichen<br />
die Passung als genau richtig, teilweise passend oder<br />
nicht passend zusammengefasst. Dargestellt wird der Anteil<br />
der Schulen, die das jeweilige Projektelement als „genau<br />
richtig“ einschätzten. Die Erläuterungen beziehen sich auf<br />
Aussagen der Projektverantwortlichen.<br />
Ergebnisse:<br />
Der Anteil von Schulen, die ein Angebot als „nicht passend“<br />
einordneten, war insgesamt sehr gering. Der höchste Anteil<br />
von je 8,7 Prozent der Schulen (entspricht 2 Schulen), die ein<br />
Angebot als nicht passend bewerteten, fand sich bei dem<br />
Austausch und der Vernetzung mit anderen Schulen, den Dokumentationshilfen<br />
und der freien Themenbearbeitung.<br />
Kriterien:<br />
• Passung einzelner Projektelemente<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 43
1. KOPFZEILE<br />
Teilweise gute Passung:<br />
Abbildung 28: Anteil der Projektschulen die den jeweiligen Projektbaustein<br />
als „genau richtig“ für die eigene Schule einordneten<br />
Nachfolgend werden die Ergebnisse mit den Erläuterungen<br />
der Projektverantwortlichen aus den Abschlussgesprächen<br />
dargestellt:<br />
Besonders gute Passung:<br />
• Die Moderatorenschulungen wurden von den Projektverantwortlichen<br />
in nahezu vollständiger Übereinstimmung<br />
als nutzbringend für die Schule eingestuft. Obwohl die<br />
Projektverantwortlichen selten selbst an den Schulungen<br />
teilgenommen haben, wurden die Schulungen für das<br />
Vorankommen der Projektgruppenarbeit (und auch darüber<br />
hinaus, z.B. für die eigene Unterrichtsgestaltung)<br />
positiv eingeschätzt.<br />
• Auch die Steuerkreisschulung wurdevon einem Großteil<br />
der Schulen als genau richtig eingeschätzt.<br />
• Fast drei Viertel der Schulen schätzten diemoderierten<br />
Großveranstaltungen wie Kick-Off, Zwischenbilanz und<br />
Abschlussveranstaltung als genau richtig für die Schule<br />
ein. In dem Gespräch gaben die Projektverantwortlichen<br />
häufig an, dass der Austausch zwischen Lehrer_innen,<br />
Schüler_innen und Eltern als gewinnbringend für die<br />
Schule erlebt wurde.<br />
• Bei der freien Themenbearbeitung wurde der Wunsch<br />
nach „mehr Orientierung“ geäußert, sowie die Gefahr,<br />
dass man „ins Schwimmen kommen kann“. Einige Schulen<br />
wiesen auf die Bedeutung einer klaren Zielvorgabe<br />
für die Gruppen hin, damit keine Ressourcen verschwendet<br />
werden.<br />
• Die Steuerkreismoderation war für 52 Prozent der Schulen<br />
genau richtig. An kleineren Grundschulen wurden<br />
Steuerkreise zum Teil aufgelöst, die Treffen fanden<br />
stattdessen mit dem ganzen Kollegium statt. Der zeitliche<br />
Umfang wurde häufig angemerkt: für einige war er<br />
genau richtig, für andere hätten die Sitzungen häufiger<br />
stattfinden können oder der zeitliche Umfang kürzer sein<br />
können. Wichtig sei auch, dass die externe Begleitung<br />
zur Schule passt.<br />
• Zur Projektdauer gab es ebenfalls unterschiedliche Auffassungen:<br />
Ein Teil der Schulen hätte sich eine längere<br />
Bearbeitungszeit gewünscht, bei einem Teil der Schulen<br />
sank die Motivation nach den ersten Erfolgen. Hier wäre<br />
eine kürzere Laufzeit auch passend gewesen.<br />
• Die Dokumentationshilfen wie die Protokolle der Projektgruppen<br />
zu ihren Arbeitsfortschritten, wurden von einigen<br />
Schulen als zu umfangreich und „formalistisch“ erachtet.<br />
Hier wurde im Projektverlauf eine Kurzversion<br />
entwickelt, die sich bewährte.<br />
• Keine Schule schätzte die Befragungen als nicht passend<br />
ein – die Befragungen wurden aber überwiegend<br />
als teilweise passend erachtet (57 Prozent). Die Kritik<br />
bezog sich zumeist auf den Umfang der Befragung: Viele<br />
Schulen hätten sich eine weniger umfangreiche Befragung<br />
gewünscht.<br />
• Am seltensten wurden die Angebote zur Vernetzung und<br />
zum Austausch als genau passend erachtet. Die Bedeutsamkeit<br />
der Vernetzung wurde ambivalent bewertet: Einige<br />
Schulen nutzten die Angebote der Vernetzung außerhalb<br />
der schulübergreifenden <strong>Fortbildung</strong>en nicht,<br />
hatten daran aber auch explizit kein Interesse. Andere<br />
Schulen wünschten sich hier mehr Angebote, z.B. in<br />
Form von weiteren Schulungen, Austauschtreffen oder<br />
auch eine gezielte Vernetzung mit den Schulen, die an<br />
gleichen Themen arbeiten.<br />
Fazit:<br />
Die Einschätzungen zur Passung der Projektbausteine verdeutlichen,<br />
dass die Projektbestandteile insgesamt als sehr<br />
unterstützend und sinnvoll bewertet wurden. Es wird auch<br />
klar, dass alle Schulen einen unterschiedlichen Beratungs-<br />
Titel 44
und Unterstützungsbedarf haben (vgl. Kapitel 4.2.2). Dieser<br />
sollte im Projektverlauf Berücksichtigung finden. Von nahezu<br />
allen Schulen wurde die <strong>Fortbildung</strong> der Change Agents als<br />
passend eingeschätzt – hier zeigt sich der hohe Bedarf an<br />
Veränderungswissen und Veränderungskompetenzen in den<br />
Schulen.<br />
4.2.1.3 Inwieweit wurde die Öffentlichkeit über das Projekt<br />
und seine Ergebnisse informiert?<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit der DAK-Initiative wurde über verschiedene<br />
Formate und Medien betrieben. Neben der Unterstützung<br />
der schulischen Pressearbeit wurden zusätzlich<br />
DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien erstellt und eine Veranstaltung zum<br />
Projektabschluss organisiert. Darüber hinaus wurden Vorträge<br />
auf Tagungen gehalten und Artikel in Fachzeitschriften<br />
publiziert. Eine Plattform, die über das Projektende hinaus<br />
bestehen bleiben soll, ist die 2011 komplett überarbeitete<br />
Projekthomepage.<br />
Kriterien:<br />
a) Anzahl Presseartikel zum Projekt und zu projektbezogenen<br />
Aktivitäten der Projektschulen<br />
b) Anzahl erstellter DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />
c) Anzahl Fachartikel und Teilnahme an Ausschreibungen<br />
d) Begleitende Tagungen/Symposien/Konferenzen<br />
e) Abschlussveranstaltung: Zielgruppen, Teilnehmerzahl<br />
Datengrundlage:<br />
Zur Erfassung der Pressartikel wurde auf Daten des PMG<br />
Presse-Monitors zurückgegriffen. Diese wurden dem Projektteam<br />
von der Presseabteilung der DAK-Gesundheit zur Verfügung<br />
gestellt und wurden seit 2010 erfasst.<br />
Ergebnisse:<br />
a) Anzahl Presseartikel zum Projekt und zu projektbezogenen<br />
Aktivitäten der Projektschulen<br />
Die Schulen wurden in der Pressearbeit in eigener Sache vom<br />
Projektteam mit Pressemitteilungen unterstützt. Wie häufig<br />
die Schulen in der Presse ihre Themen platzieren konnten,<br />
stand in Zusammenhang mit regionalen Unterschieden<br />
(Schulen in größeren Städten erhielten in der Regel weniger<br />
mediales Interesse, da sie mit anderen Schulen konkurrieren),<br />
bestehenden Pressekontakten und schließlich auch mit<br />
dem Eigeninteresse der Schulen. Die Pressemitteilungen<br />
wurden teilweise nahezu identisch übernommen, teilweise<br />
nahmen Pressevertreter_innen auch persönlich an den Veranstaltungen<br />
teil und verfassten eigene Meldungen oder Artikel.<br />
Insgesamt wurden 144 umfangreichere Artikel über die<br />
Projektaktivitäten der Schulen dokumentiert, weitere Artikel<br />
wurden über den PMG Presse-Monitor registriert (vgl.<br />
4.2.1.5). Die maximal erreichte Veröffentlichungsanzahl lag<br />
bei 14; im Durchschnitt gelang es den Schulen fünfmal in der<br />
Presse zu erscheinen.<br />
In der Regel wurde der/die zuständige Regionalvertreter_in<br />
der DAK-Gesundheit mit abgebildet und mit einem Zitat genannt.<br />
Abbildung 30 zeigt, dass das größte mediale Interesse<br />
bei der Rahmenvereinbarung und den Kick-Off-Veranstaltung<br />
geweckt werden konnte. Die Rahmenvereinbarung wurde bei<br />
dem ersten Treffen der Projektbegleitung mit dem schulischen<br />
Steuerkreis von der Schulleitung, dem/der regionalen<br />
DAK-Vertreter_in sowie einem Mitglied des Projektteams unterschrieben.<br />
Unter “Zusätzliche Pressemitteilungen“ verbergen<br />
sich in der Regel zusätzliche Gesundheitstage, Sporttage<br />
oder ähnliches, die von den Schulen initiiert wurden und mit<br />
einer schulspezifischen Pressemitteilung begleitet wurden.<br />
Abbildung 29: Anzahl der veröffentlichten Artikel zu den Projektanlässen<br />
b) Pressearbeit zu den DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />
Ziel dieser Studien war es, relevante Gesundheitsthemen<br />
aufzugreifen, Befunde in Kennzahlen darzustellen und<br />
Handlungsempfehlungen abzuleiten. Im Rahmen der Projektlaufzeit<br />
wurden sieben DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien erstellt.<br />
Die Daten der Studien basieren auf den Eingangsbefragungen<br />
der Schüler_innen bzw. der Lehrer_innen.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 45
Alle Studien und Pressemitteilungen sind auf der Projekthomepage<br />
einsehbar und können heruntergeladen werden. 16<br />
Tabelle 20 stellt die Studien in einer Übersicht dar.<br />
Tabelle 18: Übersicht über die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien 2009-2012<br />
DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Medienkonsum von Schülerinnen<br />
und Schülern. Zusammenhänge mit<br />
Schulleistungen und Freizeitverhalten.<br />
Lehrergesundheit. Was hält Lehrkräfte<br />
gesund?<br />
Depressive Stimmungen bei Schülerinnen<br />
und Schülern. Personale und<br />
schulische Risikofaktoren und Ansatzpunkte<br />
zur Prävention und Intervention.<br />
Alkoholkonsum von Schülerinnen<br />
und Schülern. Konsumgewohnheiten<br />
und Einflussfaktoren.<br />
Zusatzauswertung zur DAK-<br />
<strong>Leuphana</strong> Studie „Schülergesundheit“:<br />
Wie häufig frühstücken Schüler<br />
zu Hause?<br />
Subjektive Gesundheitsbeschwerden<br />
von Schülern<br />
Veröffentlichungsdatum<br />
29.02.2012<br />
04.10.2011<br />
28.04.2011<br />
11.10.2010<br />
04.02.2010<br />
14.01.2010<br />
7 Mobbing und Gewalt an Schulen 16.06.2009<br />
c) Anzahl Fachartikel und Teilnahme an Ausschreibungen<br />
Fachartikel<br />
Auch die veröffentlichten Fachartikel bezogen sich bislang<br />
häufig auf die Ergebnisse der Studien sowie Erkenntnisse<br />
aus dem Projekt. Veröffentlichungen über die Ergebnisse der<br />
Projektevaluation stehen noch aus.<br />
• Schwarzenberg, K. (2013): Welche Erfahrungen haben<br />
wir gemacht und was haben wir daraus gelernt?<br />
In: Journal für Gesundheitsförderung, Nr. 1,<br />
S.34-35<br />
• Sieland, B. (2013). Wer eine zukunftsfähige Schule<br />
will, muss die Gesundheit des Schulpersonals fördern.<br />
In Hamburg macht Schule 1/2013 S. 32-35<br />
• Eckert, M., Rupprecht, S., Sieland, B. (2012): Wertschätzung<br />
und Lehrergesundheit. In J. Kahlert u. U.<br />
Multrus (Hrsg.). Ethik – Didaktik für die Grundschule.<br />
Berlin: Cornelsen Verlag S. 156 - 168<br />
• DAK-Gesundheit & Unfallkasse <strong>NRW</strong> (Hrsg.) (2012):<br />
Handbuch Lehrergesundheit – Impulse für die Entwicklung<br />
guter gesunder Schulen. Köln: Carl Link.<br />
• Rupprecht, S., Schwarzenberg, K. & Thomas, H.<br />
(2012): Wie gute gesunde Schule gelingen kann.<br />
Erfahrungen aus einer DAK-Initiative. In:<br />
Lernchancen, Nr. 87/88, S. 40-43<br />
• Burrows, E. (2011): Gemeinsam gesunde Schule<br />
entwickeln. In: Prävention. Zeitschrift für Gesundheitsförderung,<br />
Nr. 4, S. 109-112<br />
• Richardt, A. & Burrows, E. (2010): DAK-Initiative<br />
„Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“, Hessisches<br />
Kultusministerium: Wiesbaden.<br />
• Rupprecht, S. & Paulus, P. (2010): Psychosomatische<br />
Beschwerden junger Menschen als Neue Morbidität:<br />
Prävalenz, Risiko und Schutzfaktoren In:<br />
Kinder-Spezial, Nr. 37, S. 12-15<br />
• Rupprecht, S. & Schumacher, L. (2010): Gesundheitsreport<br />
Grundschule. Belastungen und psychosomatische<br />
Beschwerden von Grundschulkindern.<br />
In: Grundschule, Nr. 10, S. 6-8<br />
• Sieland, B. & Rupprecht, S. (2009): Was hat<br />
(Selbst-)Wertschätzung mit (Lehrer-) Gesundheit<br />
zu tun? In: SchulVerwaltung Spezial, Nr. 3, S. 12-<br />
15<br />
Ausschreibungen<br />
Das Projekt hat an vier Ausschreibungen teilgenommen:<br />
• „dfg Award 2013“ Kategorie 2 „Herausragende Innovation<br />
für das Gesundheitswesen“, Dienst für<br />
Gesellschaftspolitik<br />
• „Ideenpark Gesundheitswirtschaft 2012“, Financial<br />
Times Deutschland<br />
• „Transferpreis 2012“, <strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg<br />
• „Gesundheitspreis Nordrhein-Westfalen 2010“,<br />
Landesinitiative Gesundes Land <strong>NRW</strong><br />
Mit der Bewerbung um den Gesundheitspreis Nordrhein-<br />
Westfahren 2010“ wurde die DAK-Initiative als „innovatives<br />
und qualitätsgesichertes Projekt“ in die Datenbank der Lan-<br />
16 http://www.schulen-entwickeln.de/studien.html<br />
46
desinitiative Gesundes Land Nordrhein-Westfalen aufgenommen<br />
17 .<br />
Abbildung 30: Logo der Landesinitiative Gesundes Land <strong>NRW</strong><br />
a) Begleitende Tagungen/Symposien/Konferenzen<br />
Die DAK-Initiative wurde in einer Reihe von nationalen und<br />
internationalen Tagungen/ Symposien und Konferenzen vorgestellt:<br />
• Vortrag auf der Tagung „Was kann gesundheitsförderliche<br />
Schulen verändern?“ Veranstalter: Fonds gesundes<br />
Österreich, Ort: Wien, Österreich, 14.06.2012<br />
• Vorträge und Workshops auf der Tagung: „Health and<br />
Wellbeing at Salem“, Ausrichter: Schule Schloss Salem,<br />
Ort: Heiligkreuztal, 23.10.-26.10.2011<br />
• Vortrag auf der Tagung: „Gesund sein, gesund bleiben<br />
– Gesundheit von Schüler/innen und Lehrkräften“, Veranstalter:<br />
Hessisches Kultusministerium: Amt für Lehrerbildung,<br />
Ort: Frankfurt a.M., 27.08.2011<br />
• Vortrag auf dem Aktionstag „Balance in der Veränderung“,<br />
Ausrichter: Behörde für Schule und Berufsbildung,<br />
Ort: Hamburg 29.10.2009<br />
• Vortrag auf der Third European Conference on Health<br />
Promoting Schools, Veranstalter: Schools for Health<br />
Promotion in Europe (SHHE), Ort: Vilnius, Litauen, 15.-<br />
17.09.2009<br />
• Kurzvortrag beim 18. Koordinierungsgespräch zwischen<br />
den Referentinnen und Referenten für Gesundheitserziehung<br />
/-förderung und der BZgA Ort: Köln, 19.03.2009<br />
entsprechend an unterschiedliche Zielgruppen: Sowohl<br />
Schulen, die Fachöffentlichkeit wie Wissenschaftler_innen<br />
und Professor_innen, Vertreter_innen aus der Politik (z.B.<br />
als zukünftige Kooperationspartner_innen), lokale wie auch<br />
nationale Pressevertreter_innen sowie Praktiker_innen aus<br />
den Bereichen Gesundheitsförderung und Schulentwicklung<br />
sollten über die Veranstaltung angesprochen werden. Insgesamt<br />
nahmen mehr als 160 Personen an der Tagung teil.<br />
Als Gäste sowie Redner_innen der Veranstaltung konnten<br />
der niedersächsische Kultusminister Dr. Bernd Althusmann,<br />
der Universitätspräsident Prof. (HSG) Dr. Sascha Spoun sowie<br />
Thomas Bodmer als Vorstandsmitglied der DAK-<br />
Gesundheit gewonnen werden.<br />
Neben Impulsvorträgen der Projektleiter und Projektmitarbeiterinnen<br />
wurden in einer Marktplatzphase Best-Practice-<br />
Beispiele von den Projektschulen der DAK-Initiative vorgestellt.<br />
Abschließend wurde in einer Podiumsdiskussion der<br />
Frage nachgegangen, was in Zukunft getan werden muss,<br />
damit mehr gute gesunde Schulen entstehen können.<br />
Eine ausführliche Dokumentation der Veranstaltung mit einem<br />
kurzen Film, Fotos, sowie den Vorträgen der Referent_innen<br />
sind auf der Projekthomepage einsehbar. 18<br />
e) Abschlussveranstaltung: Zielgruppen, Teilnehmerzahl<br />
Am 16. Januar 2013 fand die offizielle Abschlussveranstaltung<br />
der DAK-Initiative unter dem Titel „Mit Gesundheit gute<br />
Schule machen?!“ in der Lüneburger Ritterakademie statt.<br />
Zielder Veranstaltung war es,das Projekt-Konzept, dessen<br />
Umsetzung sowie die erzielten Ergebnisse zu präsentieren.<br />
Es sollte deutlich werden welche Schulen gute gesunde<br />
Schule werden können und wie eine solche Umsetzung gelingen<br />
kann. Mit der Veranstaltung sollte ein Beitrag zur<br />
Diskussion über die Verknüpfung von Gesundheit und Schulentwicklung<br />
geleistet und die Politik sowie Geldgeber angeregt<br />
werden in gesundheitsförderliche Schulentwicklungsprojekte<br />
zu investieren. Die Veranstaltung richtete sich dem-<br />
17<br />
www.GesundesLand.<strong>NRW</strong>.de<br />
18<br />
http://www.schulen-entwickeln.de/abschlussveranstaltung.html<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 47
Impressionen der Abschlussveranstaltung<br />
48
<strong>Evaluationsbericht</strong> 49
Fazit:<br />
Die Öffentlichkeit wurde mittelsunterschiedlicher Formate<br />
und Medien über die DAK-Initiative und ihre Ergebnisse informiert.<br />
Dabei konnten verschiedenen Zielgruppen erreicht<br />
werden: von Schüler_innen, Lehrkräften und Eltern, über<br />
Vertreter_innen der Wissenschaft und Politik bis hin zu<br />
Praktiker_innen der Gesundheitsförderung und Schulentwicklung.<br />
Über die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien, die Fachartikel<br />
und Pressemitteilungen konnten auch explizit Personen erreicht<br />
werden, die nicht zum Setting der Schule gehören. Die<br />
Reichweite der Öffentlichkeitsarbeit kann daher insgesamt<br />
von regional bis international als sehr weit eingeschätzt<br />
werden. Ein besonderes Highlight war die ausgebuchte Abschlussveranstaltung,<br />
die im Januar 2013 noch einmal großes<br />
Interesse und viel Aufmerksamkeit für die DAK-Initiative<br />
hervorrief.<br />
die Resonanz und Bedeutsamkeit der Studien dar. In Abbildung<br />
32 erfolgt die Darstellung der Resonanz monatsweise.<br />
Die Resonanz auf die Studie Mobbing/ Gewalt kann nicht<br />
dargestellt werden, da diese bereits 2009 – vor Erfassung<br />
durch den Presse-Monitor – veröffentlicht wurde.<br />
4.2.1.4 Auf welche Medienresonanz stießen die Veröffentlichungen<br />
und die Pressearbeit der DAK-Initiative?<br />
Kriterien:<br />
a) Medienresonanz auf die lokale Pressearbeit<br />
b) Medienresonanz auf die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />
Datengrundlage:<br />
• Auswertungen des PMG Presse-Monitors 19 von<br />
2010-2012<br />
Ergebnisse:<br />
a) Medienresonanzauf die lokale Pressarbeit zum Projekt<br />
Der PMG Presse-Monitor zählte ab Beginn der Erfassung im<br />
Januar 2010 bis Dezember 2012 insgesamt 363 Veröffentlichungen<br />
im Zusammenhang mit der Arbeit an den Projektschulen<br />
mit einer Auflage von 28,6 Mio. und einem Werbeäquivalenzwert<br />
von 833.000 €. Es ist von einem insgesamt<br />
deutlich höheren Werbeäquivalenzwert auszugehen, da der<br />
erste Schuljahrgang mit zehn Schulen bereits 2008 startete.<br />
b) Medienresonanzauf die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />
Die Studien waren Anlass für Pressemitteilungen, die von<br />
der DAK-Gesundheit erstellt wurden und in der Regel über<br />
die dpa und Verteiler der <strong>Leuphana</strong> Universität und der DAK-<br />
Gesundheit kommuniziert wurden. Ab dem Jahr 2010 wurden<br />
die Anzahl der Artikel zu den jeweiligen Studien sowie der errechnete<br />
Werbeäquivalenzwert über den PMG Presse-Monitor<br />
erhoben. Die nachfolgende Tabelle stellt in einer Übersicht<br />
19<br />
http://www.pressemonitor.de/<br />
50
1. KOPFZEILE<br />
Tabelle 19: Reichweite der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />
Studie<br />
Anzahl veröffentlichter Artikel<br />
Auflage/ Visits<br />
Medienkonsum 178 10.600.000 256.000 €<br />
Lehrergesundheit 435 15.400.000 355.000 €<br />
Depressive Stimmungen 570 17.800.000 307.000 €<br />
Alkoholkonsum 760 53.000.000 1.001.001 €<br />
Frühstücksverhalten 54 5.300.000 127.000 €<br />
Errechneter Werbeäquivalenzwert<br />
Schulstress 177 16.900.000 417.000 €<br />
Mobbing/ Gewalt<br />
nicht erfasst<br />
Abbildung 31: Resonanz auf die DAK-<strong>Leuphana</strong> Studien zum Zeitpunkt der Veröffentlichung<br />
Tabelle 20: Gesamtresonanz auf Aktivitäten der DAK-Initiative nach<br />
Jahren<br />
2010 2011 2012 Gesamt<br />
Die jährliche Gesamtresonanz auf Studien und projektbezogene<br />
Aktivitäten wird in Tabelle 22 dargestellt. Darüber hinaus<br />
wurde eine Vielzahl von Radiointerviews geführt, sowie<br />
an Radiodiskussionsrunden und Fernsehinterviews teilgenommen.<br />
Beiträge 872 1.285 370 2.527<br />
Auflage/ Visits<br />
(in Mio.)<br />
57,6 65,9 22,3 145,8<br />
Werbeäquivalenz-wert<br />
(in<br />
Mio. €)<br />
1,7 1,2 0,4 3,3<br />
Reichweite der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien<br />
Titel 51
In den Printmedien, wie auch im Radio und Fernsehen, stießen<br />
die veröffentlichten Studien jeweils auf ein großes Interesse.<br />
Hierbei wurden auch Entscheidungsträger_innen in<br />
Politik und Gesellschaft erreicht, welche Verantwortung für<br />
die Gesundheit von Lehrkräften und Schüler_innen tragen.<br />
Beispielsweise wurden die Ergebnisse der Studie zum Alkoholkonsum<br />
im Drogen- und Suchtbericht 2011 des Bundesministeriums<br />
für Gesundheit zitiert. Die Studie zu depressiven<br />
Stimmungen wurde in den Infodienst der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aufgenommen und<br />
in dem zugehörigen Fachnewsletter verlinkt. Das Kultusministerium<br />
in Mecklenburg-Vorpommern beabsichtigte, die<br />
Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Studie zur<br />
Lehrergesundheit in Programme zur Förderung der Lehrergesundheit<br />
einfließen zu lassen. Die Studie Medienkonsum<br />
wurde von einem Medienprojekt des Landesmedienzentrums<br />
Baden-Württemberg online empfohlen. Auf den Schülerseiten<br />
des Schulministeriums Nordrhein-Westfalen wurden Ergebnisse<br />
und Empfehlungen der Mobbingstudie veröffentlicht.<br />
Die Studienergebnisse wurden in die Bibliothek der<br />
Kriminologischen Zentralstelle e.V. in Wiesbaden aufgenommen.<br />
Über die Anfragen aus Ministerien und Behörden bei der<br />
DAK-Gesundheit und dem Projektzentrum der <strong>Leuphana</strong> Universität<br />
hinaus, wurde auch mit politischen Stellungnahmen<br />
von Parteien auf die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien reagiert. Einzelne<br />
Forderungen konnten bereits erfolgreich in Maßnahmen<br />
umgesetzt werden. Zu diesen gehört beispielsweise das<br />
neu eingeführte Schulobstprogramm an Lüneburger Ganztagsschulen,<br />
welches in der Reaktion auf die Zusatzauswertung<br />
der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studie „Subjektive Gesundheitsbeschwerden<br />
von Schülern“ zum Frühstücksverhalten von<br />
Schülern entstand.<br />
Schließlich stellten die Studien (außer zur Lehrergesundheit)<br />
die Grundlage von Arbeitsblättern für Schüler_innen dar, die<br />
im Rahmen einer Kooperation zwischen der DAK-Gesundheit,<br />
der <strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg und der ‚ZEIT für die<br />
Schule‘ erstellt wurden.<br />
Fazit:<br />
Die Medienresonanz auf die Projektaktivitäten sowie die veröffentlichten<br />
Studien war insgesamt sehr hoch. Durch die<br />
Veröffentlichung der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien konnten zudem<br />
Entscheidungsträger_innen aus Politik und Gesellschaft erreicht<br />
werden. Diese sorgten zum einen für eine noch breitere<br />
Rezeption der Studien und ließen deren Ergebnisse in ihre<br />
weitere Arbeit einfließen.<br />
4.2.2 Identifizierung von Erfolgsfaktoren: Gelingensbedingungen<br />
von Schulentwicklungsprojekten<br />
Warum profitieren Schulen unterschiedlich stark von dem<br />
Projekt? Ausgehend von der Beobachtung, dass die teilnehmenden<br />
Schulen mit unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen<br />
in das Projekt gestartet sind und dass sie darüber<br />
hinaus den konkreten Projektverlauf recht unterschiedlich<br />
gestaltet hatten, wird analysiert, inwieweit die unterschiedlichen<br />
Startbedingungen und die Art der Prozessgestaltung<br />
mit dem letztlichen Erfolg des Schulentwicklungsprojekts<br />
zusammenhängen.<br />
Veränderungsbereitschaft als erfolgskritischer Faktor<br />
Die Forschung zeigt, dass die Bereitschaft zur Veränderung<br />
und Innovation von verschiedenen Einflussfaktoren bestimmt<br />
wird. Holt et al. (2007) unterscheiden in ihrem Rahmenmodell<br />
(vgl. Abb. 33) zwischen relativ stabilen Einflussfaktoren<br />
auf die Veränderungsbereitschaft und solchen Einflussfaktoren,die<br />
mit der Gestaltung und den Inhalten des<br />
jeweiligen Veränderungsvorhabenszusammenhängen. Sowohl<br />
Merkmale der Organisation als auch der Personen haben<br />
sich über längere Zeit entwickelt und sind nicht unmittelbar<br />
und kurzfristig zu ändern. Sie bilden gleichermaßendie<br />
Startbedingungen für ein Veränderungsvorhaben. Daher<br />
ist zu Beginn eines jeden Veränderungsprojekts zu prüfen,<br />
wie die grundlegende Veränderungsbereitschaft der Organisation<br />
und der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
ausgeprägt ist und wovon diese geprägt wird oder wurde.<br />
Neben den vergleichsweise stabilen Einflussfaktoren nehmen<br />
auch die Gestaltungdes Veränderungsvorhabens und<br />
dessen Inhalte Einfluss auf die Veränderungsbereitschaft.Diese<br />
Faktoren können in stärkerem Maße gesteuert<br />
werden und bergen daher die Chance, die Aufgeschlossenheit<br />
gegenüber dem Veränderungsvorhaben und das Engagement<br />
für dessen Realisierung zu fördern.<br />
52
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 32: Integratives Modell zur Veränderungsbereitschaft in Anlehnung an Holt et al. (2007)<br />
Die gezielte Diagnose erfolgskritischer Bedingungen sollzukünftig<br />
als Grundlage für die Entscheidung dienen, ob ein<br />
Projekt durchgeführt wird bzw. wie das Projekt vorbereitet<br />
und gestaltet werden soll.<br />
Im Folgenden wird zunächst der Frage nachgegangen, welche<br />
Merkmale von Organisationen und Personen im Zusammenhang<br />
mit einem hohen Projekterfolg stehen (vgl.<br />
2.2.2.1-3). Anschließend werden Merkmale der Prozessgestaltung,<br />
–umsetzung und -begleitung untersucht (vgl.<br />
4.2.2.4-7) und der Frage nachgegangen, welche Faktoren<br />
aus Sicht der Projektleitung Einfluss auf den Projekterfolg<br />
hatten (4.2.2.8). Im Fazit werden jeweils entsprechende<br />
Empfehlungen zu den Gelingensbedingungen abgeleitet.<br />
4.2.2.1 Welchen Einfluss hat die Veränderungsbereitschaft<br />
zu Beginn auf den Projekterfolg?<br />
Personen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer grundlegenden<br />
Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit. Während die<br />
einen große Offenheit gegenüber Veränderungen aufweisen,<br />
Veränderungsbedarfe frühzeitig erkennen und selbstbewusst<br />
und voller Zuversicht Änderungsvorhaben initiieren, erleben<br />
andere Veränderungsvorhaben als Bedrohung und Überforderung<br />
oder sehen keine Notwendigkeit für Veränderungen.<br />
Die jeweilige Veränderungsbereitschaft hängt u.a. mit Vorerfahrungen<br />
der Personen, deren Persönlichkeit und grundlegenden<br />
Einstellungen zusammen.<br />
Kriterien:<br />
• Aspekte der Veränderungsbereitschaft zu Projektbeginn<br />
Datengrundlage:<br />
• Alle Lehrkräfte, die an der Eingangsbefragung teilgenommen<br />
haben.<br />
Operationalisierung:<br />
Zu Beginn eines Veränderungsvorhabens hängt die Veränderungsbereitschaftwesentlich<br />
davon ab, wie die Betroffenen<br />
die Erfolgschancen des Vorhabenseinschätzen. Glauben die<br />
Lehrkräfte, dass das Projekt zu einer Verbesserung dereigenen<br />
Situation und/oder einer Verbesserung der Situation der<br />
Schule führt? Ist dies nicht der Fall, wäre eine Investition<br />
von Zeit und Energie sinnlos. Zudem beeinflusst die Einschätzung<br />
der Notwendigkeit der geplanten Veränderung die<br />
Veränderungsbereitschaft. Kommt eine Lehrkraft zu der<br />
Überzeugung, dass die Ziele eines Veränderungsvorhabens<br />
keine hohe Priorität und Dringlichkeit besitzen, wird sie ein<br />
Engagement als wenig lohnenswert erachten (vgl. Abb. 34).<br />
Leidensdruck bzw. Unzufriedenheit mit dem Status quo sowie<br />
eine positive Bewertung der Ziele und die Erfolgszuversicht<br />
sind wichtige Quellen der Veränderungsbereitschaft.<br />
Titel 53
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 33: Einflussfaktoren der Veränderungsbereitschaft zu Beginn eines Veränderungsvorhabens<br />
Vorgehensweise:<br />
Die Ausprägung von Aspekten der Veränderungsbereitschaft<br />
sowie der Bereitschaft zum Engagement zu Projektbeginn<br />
wird zwischen den Gruppen der erfolgreichen und wenig erfolgreichen<br />
Schulen verglichen.<br />
Ergebnisse:<br />
Den Veränderungsbedarf schätzen Kollegien in beiden Erfolgsgruppen<br />
als hoch ein, weniger erfolgreiche Schulen im<br />
Durchschnitt sogar noch etwas höher. Allerdings sind die<br />
Lehrer_innen in den weniger erfolgreichen Schulen skeptischer<br />
bezüglich der Erfolgsaussichten und weniger bereit,<br />
sich persönlich zu engagieren (Abb. 35). Die beste Vorhersage<br />
für den erfolgreichen Projektverlauf liefert die Erfolgszuversicht<br />
bereits zu Projektbeginn. Hier unterscheiden sich<br />
erfolgreiche von weniger erfolgreichen Schulen im Mittel um<br />
14 Prozent. Das weist darauf hin, dass die Lehrkräfte über<br />
eine klare Einschätzung hinsichtlich der Erfolgswahrscheinlichkeit<br />
verfügen. Diese stärkt oder schwächt ihre Bereitschaft<br />
zum Engagement (vgl. Abb. 34).<br />
Abbildung 34: Aspekte der Veränderungsbereitschaft zu Projektbeginn (N=14 Schulen)<br />
Fazit und Empfehlungen für die Schulbegleitung:<br />
Die Erfolgszuversicht zu Projektbeginn stellt einen guten<br />
Prädiktor für den tatsächlichen Projekterfolg dar. Mit Hilfe<br />
dieses Items können Bedenken abgeleitet und anschließend<br />
diskutiert werden, die den Projekterfolg behindern könnten.<br />
In Beratungssituationen sollte insbesondere die Kombination<br />
hohe wahrgenommene Veränderungsnotwendigkeit, ge-<br />
Titel 54
inge Erfolgszuversicht und geringe Bereitschaft zum Engagement<br />
ernst genommen werden. Diese Einschätzung kann<br />
auf bisherige Erfahrungen mit Projekten oder eine individuelle<br />
Überforderungssituation zurückzuführen sein. Da der<br />
Projekterfolg hier als gefährdet einzustufen ist, sind zunächst<br />
vorbereitende Maßnahmen zu ergreifen, bevor mit<br />
dem Projekt begonnen werden kann. Hier wäre eine vertiefende<br />
Auftrags- und Erwartungsklärung empfehlenswert<br />
sowie die Auswertung bisheriger Projekte und deren Misslingensbedingungen.<br />
Ein Teil dieser Bedingungen ist vermutlich<br />
vom Kollegium selbst nicht beeinflussbar und müsste<br />
durch die oberste Schulbehörde verbessert werden.<br />
4.2.2.2 Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Zusammensetzung<br />
des Lehrerkollegiums und dem Projekterfolg?<br />
Die in der Veränderungsbereitschaft gefundenen Unterschiede<br />
in den Merkmalen der Person führten zu der Frage,<br />
ob es zwischen den Lehrerschaften von Schulen nicht nur<br />
graduelle Unterschiede sondern möglicherweise grundsätzlich<br />
verschiedene Typen von Lehrer_innen gibt, die einem<br />
neuen Projekt auf ganz unterschiedliche Weise begegnen.<br />
In der praxisorientierten Change-Management Literatur finden<br />
sich immer wieder plakative Beschreibungen von Mitarbeitertypen<br />
mit unterschiedlichen Reaktionen auf Veränderungsvorhaben.<br />
Solche Typisierungen, die nicht auf systematischen<br />
empirischen Untersuchungen beruhen, laufen jedoch<br />
Gefahr bequeme Vorurteile zu bedienen und Eigenschaften<br />
der verschiedenen Typen als stabile Persönlichkeitsmerkmale<br />
zu beschreiben. Folgt man solchen Typologisierungen<br />
wäre prinzipiell nur eine Minderheit von Mitgliedern<br />
einer Organisation in der Lage oder willens, sich für inhaltliche<br />
Ziele von Veränderungsvorhaben zu begeistern und<br />
sich für deren Realisierung einzusetzen.<br />
Die in der DAK-Initiative entwickelte Typologie basiert auf<br />
theoretischen Überlegungen und ist empirisch gestützt. Die<br />
abgeleiteten Typen werden dabei nicht als Persönlichkeitsbeschreibung<br />
verstanden, sondern als Reaktionsmuster, die<br />
durch situative Determinanten und Erfahrungen bedingt<br />
sind. Folglich können diese Reaktionsmuster durch spezifische<br />
Interventionen auch verändert werden.<br />
Kriterien:<br />
a) Lassen sich verschiedene Lehrergruppen bzgl. ihrer<br />
Bewertung eines Schulentwicklungsprojektes und<br />
ihrer Motivation, sich zu engagieren, differenzieren?<br />
b) Hängt die Verteilung der Typen mit dem Projekterfolg<br />
zusammen?<br />
Datengrundlage:<br />
Als Datenbasis dienten alle Lehrkräfte, die an der Eingangsbefragung<br />
teilgenommen haben.<br />
Operationalisierung:<br />
Der Frage wurde mithilfe einer Clusteranalyse (Clusterzentrenanalyse)<br />
nachgegangen. Bei der Auswahl der Clustervariablen<br />
20 war das Modell der Veränderungsbereitschaft<br />
handlungsleitend. Ziel war es, sowohl Variablen zu zentralen<br />
Komponenten der Veränderungsbereitschaft aufzunehmen<br />
als auch Variablen zu personalen Merkmalen, die Einfluss<br />
auf die Veränderungsbereitschaft nehmen (vgl. Tabelle 23).<br />
Die Gesamtzahl der Variablen sollte möglichst gering sein,<br />
um später ein ökonomisches Verfahren zur Bestimmung der<br />
Typen zu entwickeln.<br />
Tabelle 21: Variablen in der Clusteranalyse zur Lehrertypologie<br />
Variable<br />
1. Item „allgemeiner<br />
Gesundheitszustand“<br />
2. Item „Arbeitszufriedenheit“<br />
3. Skala „wahrgenommene<br />
Veränderungsnotwendigkeit“<br />
4. Skala „Erfolgszuversicht“<br />
5. Item „Bereitschaft<br />
zum Engagement“<br />
Ergebnisse:<br />
Erläuterung<br />
Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes<br />
Zufriedenheit mit der Arbeitstätigkeit<br />
Einschätzung, dass Maßnahmen<br />
zur Verbesserung der<br />
Schulqualität und zur Förderung<br />
der Gesundheit von<br />
Lehrkräften und Schüler_innen<br />
dringend notwendig<br />
sind<br />
Überzeugung, dass die Schule<br />
von dem Projekt profitieren<br />
wird<br />
Bereitschaft in einem Schulentwicklungsprojekt<br />
zur Förderung<br />
der Gesundheit und<br />
Schulqualität mitzuwirken<br />
a) Lassen sich verschiedene Lehrertypen bzgl. ihrer Bewertung<br />
eines Schulentwicklungsprojektes und ihrer<br />
Motivation, sich zu engagieren, differenzieren?<br />
20<br />
Die Korrelationen zwischen den Items liegen alle unter 0.5. Diese sind<br />
für die Durchführung einer Clusteranalyse als unkritisch einzustufen.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 55
Es ließen sich drei Cluster, also drei Lehrertypen, identifizieren.<br />
Die Cluster sind mit je etwa einem Drittel der Lehrer_innen<br />
in etwa gleich stark besetzt. Abbildung 36 gibt einen<br />
Überblick über die Ausprägungen der Lehrertypen auf<br />
den Clustervariablen. Es fällt auf, dass ähnliche Ausprägungen<br />
auf bestimmten Variablen mit ganz unterschiedlichen<br />
Ausprägungen in anderen Variablen einhergehen können.<br />
Daher ist es sinnvoll, die Variablen in Kombination zu<br />
betrachten, also Lehrertypen zu bilden. Zwei Beispiele sollen<br />
dies verdeutlichen:<br />
• Eine gute Gesundheit und eine hohe Arbeitszufriedenheit<br />
können zu unterschiedlichen Einstellungen gegenüber<br />
Veränderungsprozessen führen: der Lehrertyp der<br />
„Progressiven“ hält weitere Neuerungen für erforderlich<br />
und ist bereit, diese aktiv zu unterstützen. Der Lehrertyp<br />
der „Desinteressierten“ hingegen sieht wenig Anlass<br />
etwas zu verändern und hält sich mit zusätzlichem Engagement<br />
zurück.<br />
• Lehrer_innen, die einen hohen Veränderungsbedarf sehen,<br />
ziehen in Abhängigkeit von ihren individuellen Voraussetzungen<br />
oder ihren bisherigen Erfahrungen an<br />
der Schule ganz unterschiedliche Konsequenzen: Während<br />
der Typ der „Resignierten“ für die notwenigen Veränderungen<br />
nur geringe Erfolgsaussichten sieht und<br />
daher auch wenig bereit ist sich zu engagieren, ist der<br />
Typ der „Progressiven“ hochmotiviert persönlich aktiv<br />
zu werden und vom Erfolg überzeugt.<br />
Abbildung 35: Lehrertypen und die Bewertung neuer Projekte (N=942 Lehrer)<br />
Die aus der Clusteranalyse abgeleiteten Lehrertypen lassen<br />
sich wie folgt beschreiben:<br />
Typ 1: gesunde und zufriedene Progressive (37%): Diese<br />
Lehrkräfte schätzen ihre Gesundheit als vergleichsweise gut<br />
ein und sind mit ihrer Arbeitssituation zufrieden. Sie sehen<br />
die Notwendigkeit, dass ihre Schule sich weiterentwickeln<br />
muss und sind zuversichtlich, dass eine Teilnahme am Projekt<br />
zum Erfolg führen wird. Dementsprechend zeigen sie<br />
auch eine hohe Bereitschaft, an dem Projekt aktiv mitzuwirken.<br />
Typ 2: gesunde und zufriedene Desinteressierte (32%):<br />
Auch diese Gruppe von Lehrkräften schätzt ihre Gesundheit<br />
gut ein und ist mit der Arbeitssituation zufrieden. Im Gegensatz<br />
zur ersten Gruppe sehen diese Lehrkräfte jedoch keine<br />
Notwendigkeit für ihre Schule sich zu verändern. Damit einhergehend<br />
wird der Teilnahme an einem Schulentwicklungsprojekt<br />
kein Nutzen bzw. Erfolg zugeschrieben und die Bereitschaft<br />
sich zu engagieren ist äußerst gering ausgeprägt.<br />
Typ 3: belastete und unzufriedene Resignierte (31%): Diese<br />
Lehrkräfte sind mir ihrer aktuellen Situation unzufrieden:<br />
Sie weisen eine geringe Arbeitszufriedenheit auf und schät-<br />
56
zen ihren Gesundheitszustand eher kritisch ein. Aus ihrer<br />
Sicht ist es daher zwingend notwendig, dass ihre Schule<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit aller Schulbeteiligten<br />
sowie zur Förderung der Schulqualität ergreift.<br />
Gleichzeitig besteht eine große Skepsis, ob ein solches Vorhaben<br />
gelingen wird. Dementsprechend ist auch die eigene<br />
Bereitschaft sich zu engagieren nur moderat ausgeprägt.<br />
b) Hängt die Verteilung der Typen mit dem Projekterfolg<br />
zusammen?<br />
Im Anschluss an die Typenbildung wurde die Verteilung der<br />
drei Lehrertypen in den Schulen mit hohem, durchschnittlichem<br />
und geringem Projekterfolg betrachtet (Abb. 37). Aus<br />
den Ergebnissen lassen sich folgende Schlussfolgerungen<br />
ziehen:<br />
• An Schulen mit hohem Projekterfolg überwiegt der<br />
Lehrertyp der „Progressiven“. Ein hoher Anteil an<br />
Lehrkräften dieses Typs scheint also für den Projekterfolg<br />
besonders förderlich zu sein.<br />
• Schulen mit geringem Projekterfolg weisen den<br />
größten Anteil an „Desinteressierten“ auf. Ein zu<br />
hoher Anteil an zufrieden-desinteressierten Lehrer_innen<br />
stellt also einen Risikofaktor für einen<br />
erfolgreichen Projektverlauf dar.<br />
Abbildung 36: Anteil von Lehrertypen in Prozent an Schulen mit unterschiedlichem Projekterfolg (PE)<br />
Fazit und Empfehlungen für die Schulbegleitung:<br />
Schulen mit einem hohen Anteil an „Progressiven“ bringen<br />
gute Voraussetzungen für die Durchführung eines Veränderungsvorhabens<br />
mit. Die Beratung kann sich hier von Beginn<br />
an auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren.<br />
Wenn der Anteil der „Resignierten“ hoch ist, gilt es sich zunächst<br />
dieser Personengruppe anzunehmen. Ziel ist es, die<br />
gesundheitlichen Ressourcen der „Resignierten“ zu verbessern,<br />
so dass auch diese Lehrer_innen sich aktiv in ein neues<br />
Projekt einbringen können – ohne dabei gesundheitlichen<br />
Schaden zu nehmen. Die zumindest moderate Bereitschaft<br />
zum Engagement und die hohe Veränderungsmotivation der<br />
„Resignierten“ sind günstige Merkmale dieses Lehrertyps<br />
und sollten bewahrt und gestärkt werden. Zur Stärkung der<br />
Erfolgszuversicht empfiehlt es sich, gleich zu Projektbeginn<br />
erste Erfolgserlebnisse („quick wins“) zu ermöglichen und<br />
diese ausreichend zu würdigen. Am wichtigsten ist hier die<br />
Stärkung der Erfolgszuversicht.<br />
Bei einem hohen Anteil von „Desinteressierten“ sollte<br />
überprüft werden, woher das Desinteresse rührt: Gibt es im<br />
Moment zu viele Projekte an der Schule? Fühlen sich die<br />
Lehrer_innen Veränderungen nicht gewachsen? Verliefen in<br />
der Vergangenheit Projekte immer im Sande oder wurde das<br />
zusätzliche Engagement nicht ausreichend gewürdigt? Vor<br />
dem Beginn eines Veränderungsvorhabens sollte an Schulen<br />
mit vielen „Desinteressierten“ immer die Förderung der Motivation<br />
stehen. Der mögliche Nutzen von Veränderungen<br />
sollte klar werden, vorhandene Ängste oder Überforderungsgefühle<br />
angesprochen und abgebaut werden.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 57
Es ist davon auszugehen, dass die drei Gruppen von Lehrkräften<br />
unterschiedliche Einschätzungen über die Verursachung<br />
des Änderungsbedarfes und die daraus resultierenden<br />
änderungswirksamen Maßnahmen und änderungsverantwortlichen<br />
Instanzen haben. Deshalb sollten diese Punkte<br />
mit den betroffenen Personen besonders gründlich diskutiert<br />
werden.<br />
Die oben beschriebenen Empfehlungen sind in der folgenden<br />
Tabelle zusammengefasst.<br />
Tabelle 22: Beratungsempfehlungen für Schulen in Abhängigkeit vom<br />
vorherrschenden Lehrertyp<br />
Lehrertyp<br />
gesunde und zufriedene<br />
Progressive<br />
belastete und unzufriedene<br />
Resignierte<br />
gesunde und zufriedene<br />
Desinteressierte<br />
Empfehlung<br />
Fokus auf inhaltliche Arbeit<br />
Gesundheitsressourcen stärken<br />
Änderungstheorien reflektieren<br />
Motivation fördern<br />
Änderungstheorien reflektieren<br />
4.2.2.3 Welche Typen von Schulen lassen sich unterscheiden<br />
und wie erfolgreich sind diese im Projekt?<br />
Im Laufe der Projektbegleitung wurde deutlich, dass die<br />
Schulen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und<br />
Vorerfahrungen in das Projekt starteten und sie einen unterschiedlichen<br />
Beratungs- und Unterstützungsbedarf hatten.<br />
Es stellte sich die Frage, ob sich verschiedene Typen von<br />
Schulen identifizieren lassen, für die dann jeweils spezifische<br />
Empfehlungen für die Beratung abgeleitet werden<br />
könnten. Dadurch soll die Wahrscheinlichkeit für einen hohen<br />
Projekterfolg für jeden dieser unterschiedlichen Typen<br />
von Schulen maximiert werden.<br />
Operationalisierung:<br />
Um zu klären, ob sich die Schulen in ihren Startbedingungen<br />
hinreichend unterscheiden, wurde mit den auf Schulebene<br />
aggregierten Daten eine Clusteranalyse durchgeführt. 21<br />
In Tabelle 25 werden die Variablen dargestellt, die in die<br />
Clusteranalyse eingegangen sind. Bei der Auswahl der Clustervariablen<br />
war das Modell der Veränderungsbereitschaft<br />
handlungsleitend. Ziel war es, sowohl Variablen zu zentralen<br />
Komponenten der Veränderungsbereitschaft aufzunehmen<br />
als auch Variablen zu schulischen Merkmalen, die Einfluss<br />
auf die Veränderungsbereitschaft nehmen. Die Gesamtzahl<br />
der Variablen sollte möglichst gering sein, um später ein<br />
ökonomisches Verfahren zur Bestimmung der Schultypen zu<br />
entwickeln.<br />
Die Einschätzung der Schulqualität auf Schulebene stellte<br />
sich als ein guter Prädiktor für viele Dimensionen der Schulqualität<br />
heraus. Beispielsweise korrelieren Skalen zum Führungsverhalten<br />
sehr hoch mit der allgemeinen Schulqualität.<br />
Die Skala kognitive Beanspruchung wurde ausgewählt,<br />
um die durchschnittliche gesundheitliche Beanspruchung<br />
der Lehrkräfte einer Schule zu erfassen. Die Erfolgszuversicht<br />
ist ein Aspekt der Veränderungsbereitschaft und die<br />
Bereitschaft zum Engagement eine wichtige Grundvoraussetzung<br />
für das partizipative Projekt.<br />
Kriterien:<br />
a) Lassen sich verschiedene Schultypen differenzieren?<br />
b) Hängt die Verteilung der Typen mit dem Projekterfolg<br />
zusammen?<br />
Datengrundlage:<br />
Als Datenbasis dienten alle Lehrkräfte, die an der Eingangsbefragung<br />
teilgenommen haben, aggregiert auf Schulebene<br />
(N=27).<br />
21<br />
Es handelte sich um hierarchische Clusteranalyse nach dem Ward-<br />
Verfahren.<br />
58
1. KOPFZEILE<br />
Tabelle 23: Variablen in der Clusteranalyse zur Schultypologie<br />
Variable<br />
Erläuterungen<br />
1. Item „Schulqualität“ Die Lehrkräfte wurden um die Einschätzung der Qualität der Schule gebeten.<br />
2. Skala „Kognitive Beanspruchung“<br />
3. Skala „Erfolgszuversicht“<br />
4. Item „Bereitschaft<br />
zum Engagement“<br />
Ergebnisse:<br />
Diese Skala erfasst, ob die Lehrkräfte in ihrer Freizeit abschalten können und eine ausreichende<br />
Distanzierungsfähigkeit aufweisen.<br />
Hier wurde erfasst, ob die Lehrkräfte glauben, dass ihre Schule von dem Projekt profitieren wird.<br />
Bereitschaft in dem Schulentwicklungsprojekt zur Förderung der Gesundheit und Schulqualität<br />
mitzuwirken<br />
a) Lassen sich verschiedene Schultypen differenzieren?<br />
Es lassen sich Schultypen identifizieren. Die Ergebnisse ließen<br />
eine Lösung mit fünf Clustern am sinnvollsten erscheinen.<br />
Für die fünf Cluster bzw. Typen wurden jeweils Namen<br />
vergeben, die das Gemeinsame und Charakteristische dieser<br />
Schulen beschreiben. Abb. 38 zeigt die Ausprägungen der<br />
Schultypen auf den vier Variablen.<br />
Abbildung 37: Schultypen (vertikale Achsenbeschriftung)<br />
Profile der Schultypen:<br />
Die lernende Schule zeichnet sich durch eine<br />
hohe Veränderungsbereitschaft und die im Vergleich<br />
höchste Zufriedenheit mit der Schulqualität aus. Weiterentwicklung<br />
ist für diese Schule Programm, so dass die<br />
Lehrkräfte auch glauben Veränderungsvorhaben in der Zukunft<br />
erfolgreich bewältigen zu können. Die Lehrkräfte dieser<br />
Schule sind kaum beansprucht, so dass man hier auch von<br />
einer guten gesunden Schule sprechen kann.<br />
Die unachtsame Erfolgsschule besitzt ebenfalls<br />
eine hohe Schulqualität, die jedoch mit einer hohen<br />
Beanspruchung der Lehrkräfte einhergeht. Die Bereitschaft<br />
zu weiterem Engagement ist eher mittelmäßig ausgeprägt,<br />
die Erfolgszuversicht allerdings hoch. Die Kombination<br />
dieser Variablen könnte auf Erschöpfungssymptome<br />
hindeuten, die sich durch ein hohes Engagement in der Vergangenheit<br />
ergeben haben. Wenngleich Projekte in der Vergangenheit<br />
erfolgreich abgeschlossen werden konnten,<br />
scheint dies zum Teil auch auf Kosten der Gesundheit erfolgt<br />
zu sein.<br />
Die träge-zufriedene Schule weist eine hohe Schulqualität<br />
und eine vergleichsweise geringe Beanspruchung<br />
der Lehrkräfte auf. Offenbar sind die Lehrkräfte<br />
dieser Schule mit ihrer Situation zufrieden und<br />
sehen keine Notwendigkeit für Veränderungen. Ein Projekt<br />
zur Förderung der Gesundheit und Schulqualität erscheint<br />
aus ihrer Sicht wenig erfolgversprechend, entsprechend gering<br />
fällt auch die Bereitschaft zum Engagement der Lehrkräfte<br />
aus.<br />
Titel 59
Die motivierte Problemschule weist eine mittlere<br />
Schulqualität auf während die Beanspruchung<br />
der Lehrkräfte vergleichsweise hoch ist. Das Kollegium erhofft<br />
sich Verbesserungen durch die Teilnahme an einem<br />
gesundheitsförderlichen Schulentwicklungsprojekt. Die<br />
Lehrkräfte sind daher relativ zuversichtlich, dass das Projekt<br />
erfolgreich sein kann und sind auch bereit, sich dafür zu<br />
engagieren.<br />
Die resignierte Problemschule kennzeichnet<br />
sich durch eine niedrige Schulqualität und weist<br />
zugleich die höchsten Werte für die kognitive Beanspruchung<br />
der Lehrkräfte auf. Das Kollegium ist bezüglich<br />
der Erfolgsaussichten eines Projektes skeptisch und nur in<br />
geringem Umfang bereit sich zu engagieren.<br />
möglich, mit Ausnahme der „träge-zufriedenen Schulen“.<br />
Lernende Schulen gelangten in der DAK-Initiative immer zu<br />
einem hohem Erfolg, was angesichts ihrer guten Voraussetzungen<br />
nicht überrascht. Dass bis auf die „trägezufriedenen<br />
Schulen“ alle anderen Schultypen die Möglichkeit<br />
haben einen hohen Projekterfolg zu erzielen, ist als Beleg<br />
dafür zu werten, dass der Erfolg nicht allein von den Voraussetzungen<br />
abhängt, sondern dass vielmehr auch Merkmale<br />
der Prozessgestaltung auf den letztlichen Erfolg einer<br />
SchuleEinfluss nehmen (vgl. Abb. 33 nach Holt et al.).<br />
b) Hängt die Verteilung der Typen mit dem Projekterfolg<br />
zusammen?<br />
Als nächstes wurde der Zusammenhang des Schultyps mit<br />
dem Projekterfolg untersucht (Tab. 26). Die „lernenden<br />
Schulen“ weisen mit 76,6 Prozent im Durchschnitt den<br />
höchsten Projekterfolg auf. Den zweitbesten Durchschnittswert<br />
haben die „unachtsamen Erfolgsschulen“, gefolgt von<br />
den „motivierten Problemschulen“. Den geringsten Projekterfolg<br />
weisen die „resignierten Problemschulen“ und die<br />
„träge-zufriedenen Schulen“ auf. Die Spannbreite des Projekterfolgs<br />
ist innerhalb der Schultypen teils beträchtlich,<br />
die größten Unterschiede finden sich innerhalb der „resignierten<br />
Problemschulen“.<br />
Tabelle 24: Projekterfolg der Schultypen<br />
Schultyp N Durchschnitt Min Max<br />
Die lernende<br />
Schule<br />
3 76,6 - sehr hoch 70,0 85,7<br />
Die unachtsame<br />
Erfolgsschule<br />
4 63,5 - hoch 56,8 70,5<br />
Die trägezufriedene<br />
Schu-<br />
9<br />
43,5 - am niedrigstele<br />
30,1 55,0<br />
Die motivierte<br />
Problemschule<br />
Die resignierte<br />
Problemschule<br />
7<br />
52,6 - durchschnittlich<br />
42,2 67,1<br />
4 47,3 - niedrig 27,6 66,2<br />
Abbildung 38: Darstellung eines hohen Projekterfolges in Abhängigkeit<br />
von den Schultypen<br />
Fazit und Empfehlungen für die Schulbegleitung:<br />
Die Ergebnisse machen deutlich, dass Schulen in Abhängigkeit<br />
von ihren Ausgangsbedingungen Veränderungsvorhaben<br />
unterschiedlich angehen müssen um erfolgreich sein zu<br />
können. Im Folgenden werden basierend auf den skizzierten<br />
Erkenntnissen und den Erfahrungen aus der Praxis Stärken<br />
und Risiken der jeweiligen Schultypen bei der Durchführung<br />
von Schulentwicklungsprojekten dargestellt. Aus diesen<br />
werden zugleich für jeden Schultyp spezifische Empfehlungen<br />
für die Gestaltung von Schulentwicklungsprojekten abgeleitet<br />
(Tabelle 27).<br />
Abbildung 39 stellt die Häufigkeiten der Schultypen für einen<br />
hohen Projekterfolg dar. Die entscheidende Erkenntnis<br />
ist: Grundsätzlich ist für jeden Typ ein hoher Projekterfolg<br />
60
Tabelle 25: Übersicht Schultypen mit Beratungsempfehlungen<br />
Schultyp<br />
Stärken / Chancen<br />
Schwächen /<br />
Risiken<br />
Themen und Empfehlungen<br />
• erfolgreiche Schulentwicklung in der<br />
Vergangenheit: Erfahrungen und<br />
Kompetenzen sind vorhanden<br />
• da die Schule über Kompetenzen in der<br />
Schulentwicklung verfügt und motiviert ist,<br />
bedarf es weniger externer Unterstützung<br />
Die lernende<br />
Schule<br />
• positive Einschätzung des zu erwartenden<br />
Nutzens des Projekts (Erfolgszuversicht)<br />
• hoch engagierte Lehrkräfte, die<br />
gleichzeitig auf ihre Ressourcen achten<br />
keine<br />
• Beratung nach Bedarf<br />
• Auch komplexe Themen können angegangen<br />
werden<br />
• viel Freiraum gewähren<br />
• erfolgreiche Schulentwicklung in der<br />
Vergangenheit: Kompetenzen und Erfahrungen<br />
sind vorhanden<br />
• Absinken der Mitwirkungsbereit-schaft<br />
ist zu beobachten<br />
• Anregung einer Diskussion in der Schulgemeinschaft<br />
über die Notwendigkeit und<br />
Sinnhaftigkeit des neuen Projekts<br />
Die unachtsame<br />
Erfolgsschule<br />
• positive Einschätzung des zu erwartenden<br />
Nutzen des Projekts (Erfolgszuversicht)<br />
aufgrund ihrer vielfältigen Aktivitäten<br />
genießt die Schule ein hohes Ansehen<br />
• Die Gesundheit der Lehrkräfte<br />
wurde bisher nicht<br />
oder wenig berücksichtigt<br />
und ist langfristig gefährdet.<br />
• Eine übergeordnete Schulentwicklungs-strategie<br />
fehlt häufig.<br />
• Gefahr der Projektitis thematisieren<br />
• Neues Projekt nur starten, wenn andere<br />
Projekte vorher beendigt werden<br />
• Klärung der Ziele + Vision der Schule<br />
• Klärung des Verhältnisses von Wünschenswertem<br />
und Machbarem<br />
• Projekt eher kleiner dimensionieren, Konzentration<br />
auf wenige Ziele<br />
• Prüfen, ob erst eine Phase der Erholung /<br />
Konsolidierung eingelegt werden soll, bevor<br />
mit dem Projekt begonnen wird.<br />
• Schulentwicklung fokussieren<br />
• Themen: Lehrergesundheit, Profilbildung<br />
und Schulprogrammarbeit<br />
Die trägezufriedene<br />
Schule<br />
• erfolgreiche Schulentwicklung in der<br />
Vergangenheit: Kompetenzen und Erfahrungen<br />
vorhanden<br />
• Zufriedenheit mit Schulqualität und<br />
vergleichsweise geringe psychische<br />
Beanspruchung der Lehrkräfte<br />
• geringer Leidensdruck<br />
geringe Bereitschaft<br />
zum Engagement im Projekt<br />
• Chancen einer externen<br />
Begleitung werden oft<br />
nicht gesehen, der Nutzen<br />
des Projekts daher vergleichsweise<br />
gering eingeschätzt<br />
die Schule könnte<br />
ihren Arbeitsschwerpunkt<br />
bei anderen Themen<br />
haben<br />
• Möglicherweise mangelhafte<br />
interne Kommunikation<br />
• Schulen sollten (noch) nicht mit dem Projekt<br />
starten.<br />
Zur Klärung ob eine Teilnahme der Schule<br />
Sinn macht:<br />
• Verdeutlichung der Notwendigkeit und des<br />
Nutzens des Projekts<br />
• Verdeutlichen, warum Veränderungen notwendig<br />
sind<br />
• Diskussion über Ziele, Stärken und Schwächen<br />
der Schule Sensibilisierung für<br />
mögliche Probleme der Schule<br />
Wenn der Nutzens des Projekts weiterhin<br />
nicht gesehen wird, sollte das Projekt<br />
nicht gestartet werden<br />
• Themen: Motivation/ Bedarf, Themenfindung,<br />
Informationsfluss<br />
Die motivierte<br />
Problemschule<br />
• hohe Veränderungsmotivation<br />
• moderate Einschätzung des zu erwartenden<br />
Nutzens des Projekts (Erfolgszuversicht)<br />
• die bestehenden Probleme<br />
sind oft komplex<br />
• durchschnittliche Schulqualität,<br />
bei relativer hoher<br />
• Intensive Begleitung des Schulentwicklungsprozesses<br />
/ schulspezifische Beratung<br />
und Unterstützung<br />
• Projektstrukturen aufbauen und Projektma-<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 61
psychischer Beanspruchung<br />
des Kollegiums<br />
• gemischte Erfahrungen mit<br />
vorherigen Schulentwicklungs-projekten:<br />
Kompetenzen<br />
fraglich<br />
• Gefahr einer weiteren<br />
Schwächung der Motivation,<br />
wenn Erfolge ausbleiben<br />
nagement etablieren<br />
• Ziel- und Erwartungsklärung/ Auftragsklärung<br />
zu Beginn<br />
• Intensive Analyse der Ausgangssituation<br />
(Stärken und Schwächen der Schule)<br />
• Festlegen realistischer Projektziele und genaue<br />
Prozessplanung (Meilensteine)<br />
• Regelmäßige Reflektion des Entwicklungsprozesses<br />
und der erreichten Fortschritte<br />
• wenige, besonders erfolgsversprechende<br />
Themen auswählen Erzielen schneller<br />
Erfolge<br />
• stark auf Transparenz achten, Bedenken<br />
ernst nehmen<br />
Die resignierte<br />
Problemschule<br />
62<br />
• moderate Bereitschaft zum Engagement<br />
im Projekt, getrieben vom Leidensdruck<br />
4.2.2.4 Welche Merkmale der Projektumsetzung nehmen Einfluss<br />
auf den Projekterfolg?<br />
Neben den Startbedingungen wirkt sich auch die Gestaltung<br />
des Prozesses auf die Veränderungsbereitschaft der Beteiligten<br />
aus. In welchem Zusammenhang die jeweiligen<br />
Merkmale der Projektumsetzung auch mit dem konkreten Erfolg<br />
der Schule stehen, soll im Folgenden untersucht werden.<br />
Die Beratung der Schulen beinhaltete konkrete Empfehlungen<br />
zur Projektgestaltung. Die Umsetzung dieser Empfehlungen<br />
lag größtenteils beim Steuerkreis und/oder der<br />
• Schlechte Schulqualität<br />
und hohe psychische Beanspruchung<br />
der Lehrkräfte<br />
• Lehrkräfte zweifeln am Erfolg<br />
des geplanten Projekts<br />
(Resignationstendenz)<br />
• vorherige Schulentwicklungsprojekte<br />
sind häufig<br />
gescheitert<br />
• oft bestehen Defizite bei<br />
der Schulleitung bzw. Probleme<br />
im Verhältnis von Kollegium<br />
und Schulleitung,<br />
diese sind von den Lehrkräften<br />
nur bedingt beeinflussbar<br />
• Schulen sollten nur starten, wenn eine sehr<br />
enge Zusammenarbeit mit Leitungsebene<br />
sichergestellt ist.<br />
• von Projektgruppenarbeit zunächst absehen<br />
• bei Konflikten im Kollegium bzw. zwischen<br />
Kollegium und Schulleitung müssen diese<br />
zunächst geklärt werden, bevor mit dem<br />
Projekt begonnen wird<br />
• Enge externe Begleitung der Schule und<br />
schulspezifische Beratung und Unterstützung<br />
Sind die oben genannten Bedingungen erfüllt,<br />
empfiehlt sich:<br />
• sorgfältige Analyse der Ist-Situation: Stärken<br />
und Schwächen der Schule und deren<br />
Ursachen<br />
• Auswertung bisheriger Projekte: Warum<br />
sind diese gescheitert? Was kann in Zukunft<br />
besser gemacht werden?<br />
• Regelmäßige Reflektion des Entwicklungsprozesses<br />
und der erreichten Fortschritte<br />
• Themen; Schulleitbild, Konfliktmoderation,<br />
Einzel-/ Gruppencoaching<br />
Schulleitung, unterstützt wurden diese Gremien fortlaufend<br />
durch die Schulbegleiterinnen. Den Schulen wurde u.a. die<br />
Bedeutung folgender Gestaltungsmerkmale für den Projekterfolg<br />
aufgezeigt, deren Umsetzungsgüte in der Abschlussbefragung<br />
durch die Lehrkräfte eingeschätzt wurde:<br />
• Verdeutlichung der Ziele des Projektes sowie des<br />
erwarteten Nutzens, damit alle den Sinn und den<br />
Zweck des Projektes verstehen,<br />
• Kontinuierliches Informationsmanagement: Unterrichtung<br />
der Schulgemeinde (in angemessener<br />
Weise) über den Fortgang des Projekts,
• Schaffung einer hohen Bedeutung bzw. eines hohen<br />
Stellenwertes für das Projekt, andere Aufgaben<br />
müssen entsprechend reduziert werden,<br />
• Würdigung der Projektaktiven und Angebot von Unterstützung<br />
bei Bedarf<br />
• Rechtzeitige Einbeziehung der betroffenen Personengruppen<br />
bei wichtigen EntscheidungensowieTransparenz<br />
von Entscheidungsprozessen<br />
• Ermöglichung einer breiten Beteiligung, u.a. durch<br />
das Aufzeigen von Möglichkeiten, wie sich verschiedenen<br />
Personen(gruppen) einbringen können<br />
Kriterien:<br />
a) durchschnittliche Qualität der Projektumsetzung<br />
b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />
Datengrundlage:<br />
Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf der<br />
Stichprobe aller Wiederholungsteilnehmer_innen der Lehrkräfte<br />
aggregiert auf Schulebene.<br />
Schulleitung als Entscheidungsinstanz enorm wichtig für<br />
den letztlichen Projekterfolg.<br />
Der durchschnittliche Zustimmungswert zum Stellenwert<br />
des Projektes in der Schule fällt mit 62 Prozent deutlich geringer<br />
aus, was ein Hinweis darauf sein kann, dass der DAK-<br />
Initiative nicht an allen Schulen höchste Priorität eingeräumt<br />
werden konnte.<br />
Betont wurde seitens der Schulbegleitung immer wieder, wie<br />
wichtig es ist, das Engagement derer, die aktiv an der Umsetzung<br />
des Projekts mitwirken, anzuerkennen, um eine<br />
langfristige Motivation zu unterstützen. In der Wahrnehmung<br />
der Projektaktiven ist dies in hinreichendem, wenn<br />
auch nicht optimalem Maße gelungen, der entsprechende<br />
Zustimmungswert beträgt 61,9 Prozent.<br />
Operationalisierung:<br />
Um die Qualität der Projektumsetzung zu erfassen, werden<br />
fünf Items zur Projektgestaltung als Indikatoren dargestellt.<br />
Diese werden anschließend auf ihren Zusammenhang mit<br />
dem Projekterfolg hin untersucht.<br />
Ergebnisse:<br />
a) durchschnittliche Qualität der Projektumsetzung<br />
Die Zustimmungswerte zu zentralen Qualitätsmerkmalen der<br />
Projektgestaltung sind mit Werten zwischen 62 und 82 Prozent<br />
als sehr gut zu bewerten (Abb. 40). Die Lehrkräfte gaben<br />
an, sehr gut über die Projektaktivitäten informiert gewesen<br />
zu sein (Zustimmungswert: 74,2 Prozent). Zur Unterstützung<br />
der Informationspolitik hatten die Schulen eine Reihe<br />
von Materialien erhalten, z. B. Vorlagen für die Bekanntmachung<br />
der Ziele und Ergebnisse der Projektgruppen, Informationsschreiben<br />
an die Eltern sowie ein schulspezifisches<br />
Projekt-Plakat zum Aushang im Schulgebäude. Gemäß der<br />
Einschätzung einer guten Informiertheit passt auch in das<br />
Bild, dass den Lehrkräften die übergeordneten Ziele der<br />
DAK-Initiative größtenteils klar waren (Zustimmungswert:<br />
75,4 Prozent).<br />
Die Förderung des Projekts durch die Schulleitung wird im<br />
Durchschnitt als sehr hoch eingeschätzt (Zustimmungswert<br />
81,5 Prozent). Gerade was die Umsetzung von Veränderungsmaßnahmen<br />
angeht, ist eine Unterstützung durch die<br />
Abbildung 39: Qualitätsmerkmale der Projektgestaltung<br />
b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />
Die Qualität der Projektumsetzung steht in Zusammenhang<br />
mit dem Projekterfolg. Der Vergleich der drei Erfolgsgruppen<br />
zeigt, dass die Schulen mit hohem Projekterfolg in den<br />
Merkmalen der Projektumsetzung jeweils die besten Werte<br />
erreichen, Schulen mit geringem Projekterfolg jeweils die<br />
schlechtesten (Abb. 41). Die dargestellten Unterschiede sind<br />
durchweg zwischen allen drei Gruppen statistisch signifikant.<br />
Während das Informationsmanagement im Projekt in<br />
allen drei Gruppen gut funktioniert hat, zeigen sich besonders<br />
deutliche Unterschiede zwischen den erfolgreichen und<br />
wenig erfolgreichen Schulen beim Stellenwert, den das Projekt<br />
in der Schule einnimmt und der Anerkennung, die die<br />
Aktiven vom Kollegium und der Schulleitung erfahren haben.<br />
Beide Merkmale korrelieren hoch miteinander (r=.756), d.h.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 63
ein hoher Stellenwert des Projektes geht mit der Würdigung<br />
der Aktiven Hand in Hand. Die Unterschiede zwischen den<br />
Erfolgsgruppen zeigen sich auch deutlich bei der nicht dargestellten<br />
Förderung des Projektes durch die Schulleitung,<br />
wobei die Zustimmungswerte hier mit 90 Prozent bei hohem<br />
Projekterfolg und 73 Prozent bei niedrigem Projekterfolg insgesamt<br />
günstiger ausfallen. Die Projektziele waren auch an<br />
nicht erfolgreichen Schulen mit 74 Prozent relativ klar, der<br />
Zusammenhang dieses Items mit dem Projekterfolg ist<br />
schwach ausgeprägt.<br />
Abbildung 40: Qualität der Projektumsetzung: Mittelwerte der Erfolgsgruppen<br />
Fazit:<br />
Die Projektumsetzung ist den Schulen zum größten Teil sehr<br />
gut gelungen: Die Zustimmungswerte bei der Informiertheit,<br />
der Zielklarheit und der Unterstützung des Projektes durch<br />
die Schulleitung sind durchschnittlich sehr hoch. Die relevantesten<br />
Hinweise für einen Einfluss der Projektumsetzung<br />
auf den Projekterfolg liefern die Einschätzung zum Stellenwert<br />
des Projektes sowie zur Anerkennung für das Engagement.<br />
Je höher der Stellenwert des Projektes war, desto höher<br />
war auch die Würdigung der Engagierten und desto höher<br />
war ebenfalls der Projekterfolg. Dies weist auf die Bedeutsamkeit<br />
hin, einem umfassenden Schulentwicklungsprojekt<br />
wie der DAK-Initiative für einen bestimmten Zeitraum<br />
Priorität einzuräumen.<br />
4.2.2.5 Welche Merkmale der Projektsteuerung stehen in Zusammenhang<br />
mit dem Projekterfolg?<br />
Kriterien:<br />
a) durchschnittliche Qualität der Steuerkreisarbeit<br />
b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />
Datengrundlage:<br />
Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf der<br />
Stichprobe aller Wiederholungsteilnehmer_innen der Lehrkräfte<br />
aggregiert auf Schulebene.<br />
Operationalisierung:<br />
Um die Qualität der Projektsteuerung zu erfassen, werden<br />
Qualitätsmerkmale guter Steuerkreisarbeit über fünf Items<br />
dargestellt sowie ein weiteres Item zur Gesamteinschätzung<br />
der Steuerkreisarbeit hinzugezogen. Für die Darstellung der<br />
Steuerkreisarbeit in Zusammenhang mit dem Projekterfolg<br />
wurden die Items auswählt, in denen sich die Erfolgsgruppen<br />
am deutlichsten unterscheiden und/oder die in engem<br />
Zusammenhang mit der Gesamteinschätzung des Steuerkreises<br />
stehen.<br />
Ergebnisse:<br />
a) durchschnittliche Qualität der Steuerkreisarbeit<br />
Den Steuerkreisen wurde von den Lehrkräften eine grundsätzlich<br />
gute Arbeit bescheinigt. Die durchschnittliche Zufriedenheit<br />
lag bei 73 Prozent. Die einzelnen Aspekte der<br />
Steuerkreisarbeit wurden alle ähnlich mit Werten zwischen<br />
71,1 und 76,6 Prozent bewertet (vgl. Abb. 42).<br />
64
deutlichsten mit dem Projekterfolg in Zusammenhang stehen.<br />
Abbildung 41: Qualität der Steuerkreisarbeit<br />
b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />
Schulen mit hohem Projekterfolg sind am zufriedensten mit<br />
der Steuerkreisarbeit insgesamt. Statistisch signifikant sind<br />
dabei jeweils die Mittelwertunterschiede zwischen den Schulen<br />
mit hohem und niedrigem Projekterfolg. In Abbildung 43<br />
werden zusätzlich zur Gesamteinschätzung zwei Merkmale<br />
der Steuerkreisarbeit dargestellt, in denen sich die Erfolgsgruppen<br />
bedeutsam unterscheiden und die die größte Bedeutung<br />
für die Gesamtzufriedenheit mit dem Steuerkreis<br />
haben.<br />
4.2.2.6 Wie trägt die Einschätzung der Projektgruppenarbeit<br />
zum Projekterfolg bei?<br />
Die Arbeit in Gruppen stellt ein zentrales Gestaltungselement<br />
von Organisationsentwicklungsprozessen dar. Können<br />
Veränderungsvorhaben mitgestaltet werden, erhöht sich deren<br />
Akzeptanz und die Zufriedenheit bei den Beteiligten. In<br />
der Konzeption der DAK-Initiative wurden die schulischen<br />
Entwicklungsthemen daher in Projektgruppen bearbeitet, die<br />
auf der Startveranstaltung gegründet wurden. Unter Einbeziehung<br />
der gesamten Schulgemeinde wurden in den Gruppen<br />
Maßnahmen geplant und umgesetzt. Nachfolgend soll<br />
überprüft werden, welche Aspekte im Zusammenhang mit<br />
der Projektgruppenarbeit einen nachweislichen Einfluss auf<br />
den Erfolg der Schule haben.<br />
Kriterien:<br />
a) Durchschnittliche Bekanntheit der Projektgruppen<br />
und Projektgruppenergebnisse sowie Zufriedenheit<br />
mit den Ergebnissen<br />
b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />
c) Zusammenhang zwischen der Bewertung der Projektgruppenarbeit<br />
durch deren Mitglieder und dem<br />
Projekterfolg<br />
Datengrundlage:<br />
Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf der<br />
Stichprobe aller Lehrkräfte der Abschlussbefragung, aggregiert<br />
auf Schulebene (Kriterium a und b).<br />
a) Durchschnittliche Bekanntheit der Projektgruppen<br />
und Projektgruppenergebnisse sowie Zufriedenheit<br />
mit den Ergebnissen<br />
Abbildung 42: Qualität der Steuerkreisarbeit: Mittelwerte der Erfolgsgruppen<br />
Fazit:<br />
Die Steuerkreise haben insgesamt, den Einschätzungen der<br />
Lehrkräfte zufolge, eine gute Arbeit geleistet. Die Transparenz<br />
von Entscheidungsprozessen und das wahrgenommene<br />
Bemühen des Steuerkreises, andere zu einer Beteiligung zu<br />
motivieren, sind die Aspekte der Steuerkreisarbeit, die am<br />
Operationalisierung:<br />
Gelingt das Informationsmanagement einer Schule können<br />
wichtige Voraussetzungen für Partizipation geschaffen werden:<br />
Wer über Pläne, Aktivitäten und Ergebnisse von laufenden<br />
Prozessen informiert ist, erhält die Möglichkeit sich seine<br />
Meinung zu bilden, Veränderungen mitzugestalten und<br />
sich mit den Veränderungen an seiner Schule zu identifizieren.<br />
Bei der Abschlussbefragung konnten die Lehrer_innen für<br />
jede Projektgruppe der Schule einschätzen, ob sie die Gruppe<br />
und deren Arbeitsergebnisse kennen und wenn ja, wie zufrieden<br />
sie mit den Ergebnissen sind. Dafür wurde jedem<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 65
Fragebogen ein Blatt beigelegt, auf dem die schulischen<br />
Projektgruppen aufgelistet wurden. Als Kriterien wurde zujeder<br />
Gruppe gefragt, ob a) diese Gruppe bekannt ist, b) ob<br />
die Ergebnisse der Gruppe bekannt sind und c) wie zufrieden<br />
die befragte Person mit den Ergebnissen ist.<br />
Vorgehen bei der Auswertung:<br />
Um eine Verzerrung der Ergebnisse zu vermeiden, wurden für<br />
alle Analysen die Angaben der Projektgruppenmitglieder zu<br />
ihrer eigenen Gruppe herausgefiltert.<br />
Für die Bekanntheit der Gruppen wurde der prozentuale Anteil<br />
der Lehrkräfte ermittelt, die zur Abschlussbefragung angaben,<br />
die jeweiligen Projektgruppen der Schule zu kennen.<br />
Bei der Zufriedenheit mit den Projektgruppenergebnissen<br />
wurden nur diejenigen Lehrkräfte berücksichtigt, die die<br />
Gruppe kennen. Von dieser Teilstichprobe wurde für jede<br />
Lehrkraft ein Mittelwert über alle Gruppen der Schule hinweg<br />
errechnet. Der Mittelwert wurde dann in einen Zustimmungswert<br />
umgerechnet. Dargestellt wird somit der Zustimmungswert<br />
zur Zufriedenheit mit den Ergebnissen.<br />
Ergebnisse:<br />
Bekanntheit der Gruppen an den Schulen<br />
Der durchschnittliche Bekanntheitsgrad der Projektgruppen<br />
lag bei 84 Prozent. Der Bekanntheitsgrad von 69 Prozent in<br />
der 1. Kohorte konnte im zweiten und dritten Projektjahr auf<br />
etwa 90 Prozent deutlich gesteigert werden. Grund hierfür<br />
war eine Verbesserung des Informationsflusses zwischen<br />
Steuerkreis und Schulgemeinschaft, die von der Schulbegleitung<br />
durch die <strong>Leuphana</strong> Universität initiiert wurden. An<br />
den meisten Schulen wurde nun regelmäßig von den Projektgruppenergebnissen<br />
berichtet.<br />
Bekanntheit der Gruppenergebnisse an den Schulen<br />
In einem zweiten Schritt wurde eingeschätzt, ob die Ergebnisse<br />
der Gruppen bekannt sind. Hier sind starke innerschulische<br />
Schwankungen zu verzeichnen, d.h. die Bekanntheit<br />
der Gruppenergebnisse wurde an den Schulen von Gruppe zu<br />
Gruppe z.T. sehr unterschiedlich eingeschätzt. Diese Unterschiede<br />
sind darauf zurückzuführen, dass die Gruppen a)<br />
unterschiedlich produktiv waren oder b) die Ergebnisse unterschiedlich<br />
gut kommuniziert wurden. Der durchschnittliche<br />
Bekanntheitsgrad der Ergebnisse betrug 54 Prozent, d.h.<br />
dass die Lehrkräfte durchschnittlich 54 Prozent der Gruppenergebnisse<br />
kannten. Dabei gab es eine große Spanne<br />
zwischen den Schulen von 23 bis 84 Prozent.<br />
Zufriedenheit mit den Gruppenergebnissen an den Schulen<br />
In einem dritten Schritt wurde für jede Projektgruppe einzeln<br />
eingeschätzt, wie zufrieden die Lehrer_innen mit den Gruppenergebnissen<br />
sind. Die fünfstufigen Antwortmöglichkeiten<br />
reichten von sehr unzufrieden bis sehr zufrieden. Es wurde<br />
ein mittlerer Zufriedenheitswert für alle Gruppen einer Schule<br />
errechnet, der in einen Prozentwert (Zustimmungswert)<br />
umgewandelt wurde. Tab. 28 stellt die Ergebnisse dar.<br />
Tabelle 26: Zufriedenheit mit den Projektgruppenergebnissen auf<br />
Schulebene<br />
Schule mit niedrigster<br />
Zufriedenheit<br />
Schule mit<br />
höchster Zufriedenheit<br />
Durchschnitt aller<br />
Projektschulen<br />
(N=27)<br />
45,8 % 84,4 % 64,3 %<br />
Mit einer durchschnittlichen Zufriedenheit von 64 Prozent<br />
kann der Erfolg der Projektgruppen als durchaus hoch eingeschätzt<br />
werden. Dabei sind auch große Unterschiedein der<br />
Zufriedenheit mit den Ergebnissen zu berücksichtigen, die<br />
allein innerhalb einer Schule auftreten, wenn die jeweiligen<br />
Gruppen sehr unterschiedlich bewertet wurden.<br />
b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />
Ergebnisse:<br />
Der Bekanntheitsgrad der Projektgruppen steht nicht in Zusammenhang<br />
mit dem Projekterfolg. Die Bekanntheit und<br />
Zufriedenheit mit den Ergebnissen aber schon (vgl. Abb.<br />
44). Vor allem die durchschnittliche Bekanntheit der Ergebnisse<br />
wirkt sich auf den Projekterfolg aus. Die Gründe hierfür<br />
müssten von Schule zu Schule gezielt analysiert werden:<br />
Mal können tatsächlich ausbleibende Erfolge der Gruppen<br />
für einen niedrigen Durchschnittswert verantwortlich sein,<br />
oder die Gruppenergebnisse wurden weniger gut kommuniziert<br />
und sind den Schulmitgliedern nicht bekannt.<br />
66
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 43: Bekanntheit der Projektgruppen und -ergebnisse sowie Zufriedenheit mit den Ergebnissen im Zusammenhang mit dem Projekterfolg, Darstellung<br />
von Prozentwerten der Lehrkräfte (ohne Projektgruppenmitglieder)<br />
c) Zusammenhang zwischen der Bewertung der Projektgruppenarbeit<br />
durch die deren Mitglieder und dem Projekterfolg<br />
Datengrundlage:<br />
Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf der<br />
Stichprobe aller Mitglieder von Projektgruppen der Abschlussbefragung.<br />
Operationalisierung:<br />
Um die eigene Arbeit in einer Projektgruppe zu reflektieren,<br />
enthielt die Abschlussbefragung nur für die Mitglieder von<br />
Projektgruppen dreizehn Items zur Bewertung ihrerGruppenarbeit.<br />
Diese dreizehn Items wurden mittels Faktorenanalyse<br />
in drei Gruppen zusammengefasst:<br />
1. Arbeitsweise: Hier wird die Qualität der Zusammenarbeit,<br />
das Engagement der Gruppenmitglieder<br />
und das systematischen Vorgehen bei der Lösungsentwicklung<br />
für die eigene Gruppe eingeschätzt.<br />
2. Unterstützung für die Projektgruppe: Dieser Faktor<br />
erfasst, inwieweit die Projektgruppe seitens der<br />
Schulleitung und des Kollegiums Unterstützung<br />
oder Ablehnung erfahren hat.<br />
3. Fehlende Ressourcen: Zeitmangel. Hier wird erfasst,<br />
ob die Mitglieder ihrer Einschätzung nach ausreichend<br />
Zeit für die Arbeit in ihrer Gruppe hatten.<br />
Für die weiteren Analysen wurde aus dem ersten und zweiten<br />
Faktor jeweils eine Skala gebildet. Der dritte Faktor umfasst<br />
nur das Item „Zeitmangel“, da die Skala „fehlende Ressourcen“<br />
weder inhaltlich noch von ihren Kennwerten her zufriedenstellend<br />
war. Die Projektgruppenmitglieder bewerteten<br />
zusätzlich zu den 13 Einzelaspekten auch die Produktivität<br />
ihrer Projektgruppe sowie die Stimmung bei den Gruppentreffen.<br />
Mithilfe eines Pfadmodells wurde überprüft, welche<br />
Zusammenhänge es zwischen den einzelnen Komponenten<br />
gibtund inwieweit sich die Erfolgsgruppen unterscheiden<br />
Ergebnisse:<br />
Das Pfadmodell liefert eine stimmige Erklärung für die Daten<br />
(Chi 2 = 5.4, df=3, p = .15). Die Ergebnisse werden in der<br />
Abbildung 45 dargestellt. Es zeigt sich, dass ein Mangel an<br />
Zeit negative Auswirkungen auf die Arbeitsweise der Gruppe<br />
hat. Erfahren die Gruppen hingegen Unterstützung seitens<br />
des Kollegiums und auch der Schulleitung, wirkt sich dies<br />
positiv auf die Arbeitsweise aus. Darüber hinaus steht die<br />
Unterstützung der Gruppen in einem hohen Zusammenhang<br />
mit dem Projekterfolg der Schule. Die Unterstützung der Projektgruppe<br />
bildet somit die wichtigste direkte Determinante<br />
des Projekterfolges.<br />
Titel 67
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 44: Wirkmodell Arbeit der Projektgruppen und schulischer Projekterfolg<br />
Fazit:<br />
Die Projektgruppenarbeit stellt das Kernstück des Projektes<br />
und der Bearbeitung schulischer Entwicklungsbereiche dar.<br />
Es ist gelungen, die Gruppen in den meisten Schulen bekannt<br />
zu machen. Bei der Bekanntheit der Ergebnisse gab<br />
es deutliche Unterschiede zwischen den Schulen, die auch<br />
darin begründet sind, dass Gruppen unterschiedlich erfolgreich<br />
arbeiteten. Es zeigt sich aber auch, dass der durchschnittliche<br />
Bekanntheitsgrad der Projektgruppenergebnisse<br />
in Zusammenhang mit dem Projekterfolg steht. Daraus lässt<br />
sich ableiten, dass erfolgreiche Schulen darauf achten, dass<br />
die Mehrheit der Gruppen gut vorankommt und ihre Ergebnisse<br />
in der Schulgemeinschaft bekannt gemacht werden.<br />
Werden die Projektgruppen in ihrer Arbeit durch die Schulleitung<br />
unterstützt und erhalten sie eine positive Rückmeldung<br />
durch das Kollegium, zeigt dies zugleich positive Zusammenhänge<br />
mit dem Projekterfolg. Dies macht deutlich, dass<br />
eine erfolgreiche Arbeit nicht ausschließlich vom Engagement<br />
der Aktiven lebt, sondern inunterstützende Strukturen<br />
eingebunden sein muss. Dafür ist es unabdingbar, dass die<br />
Schulleitung hinter dem Projekt steht und dieses aktiv fördert.<br />
Gleichzeitig sollte die gesamte Schulgemeinde durch<br />
Information, Feedback und Abstimmungen kontinuierlich<br />
und in angemessener Weise in die Arbeit der Projektgruppen<br />
einbezogen werden.<br />
4.2.2.7 Wie bewerten die Schulen die Zusammenarbeit mit<br />
dem Lüneburger Projektteam?<br />
Viele Schulen verfügen selbst nicht über ausreichende Veränderungskompetenzen.<br />
Externe Beratung kann dann hilfreich<br />
sein um Schulen bei ihrer Selbstreflexion zu unterstützen<br />
und entsprechende Kompetenzen im Bildungssetting<br />
aufzubauen (Rolff 1998). Dabei bleiben die Schulen im Prozess<br />
Experten für ihre Situation und sind verantwortlich für<br />
die Umsetzung des Vorhabens.<br />
Eine Begleitung von Schulentwicklungsprozessen ist u.a.<br />
dann nützlich, wenn sie<br />
• Die einzelne Schule und ihre Entwicklung zum<br />
Thema macht,<br />
• die an der Schule beteiligten Menschen in den Mittelpunkt<br />
stellt,<br />
• Lernprozesse des Kollegiums und der Schulleitung<br />
fördert,<br />
• von unabhängiger Seite Anregungen bietet,<br />
• ermöglicht, von den Erfahrungen anderer zu lernen<br />
und<br />
• spezielles Wissen zur Verfügung stellt, das der<br />
Schule fehlt, um ein Problem erfolgreich zu lösen.<br />
(Rolff, 1998)<br />
Kriterien:<br />
a) Durchschnittliche Zufriedenheit mit der Begleitung<br />
durch das Projektteam<br />
b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />
Datengrundlage:<br />
Die Einschätzungen zur Zusammenarbeit mit dem Projektteam<br />
wurden nur bei den Projektaktiven erhoben. Die Stichprobe<br />
der Projektaktiven, die entweder im Steuerkreis o-<br />
der/und in einer Projektgruppe aktiv waren, umfasst 516<br />
Lehrkräfte.<br />
Titel 68
Operationalisierung:<br />
Die Projektschulen der DAK-Initiative wurden über einen<br />
Zeitraum von jeweils drei Jahren durch Mitarbeiter_innen<br />
des Projektteams Lüneburg begleitet. Diese moderierten die<br />
Steuerkreissitzungen vor Ort und unterstützen die Schulen in<br />
allen Phasen des Veränderungsprozesses. Die Umsetzung<br />
des Schulentwicklungsprojektes erfolgte durch die Steuerkreise<br />
der Projektschulen. Schwerpunkt der Prozessberatung<br />
bildeten Fragen zum Projektmanagement, zur Steuerung von<br />
Organisationsentwicklungsprozessen und zur Sicherung der<br />
Nachhaltigkeit unter Berücksichtigung der jeweiligen schulischen<br />
Situation. Dabei wurden Best-Practice-Beispiele aus<br />
anderen Schulen vorgestellt, neue Sichtweisen durch das<br />
Projektteam angeregt sowie schulspezifische Lösungsstrategien<br />
entwickelt. Neben der Prozessberatung stand das<br />
Projektteam auch als Ansprechpartner_in zu spezifischen<br />
Fragen und inhaltlichen Bereichen der Gesundheitsförderung<br />
und Prävention zur Verfügung. Das Projektteam Lüneburg<br />
unterstützte in seiner Arbeit überwiegend den Steuerkreis<br />
der Schule, in Abhängigkeit von den Bedarfen darüber<br />
hinaus auch die Schulleitung und die Projektgruppen der<br />
Schule. Neben der direkten Unterstützung vor Ort hatten die<br />
Schulen jederzeit die Möglichkeit das Projektteam auch per<br />
E-Mail oder telefonisch zu erreichen.<br />
Die Zufriedenheit mit dem Projektteam Lüneburg wurde in<br />
der Abschlussbefragung mit einem Item zur Gesamtzufriedenheit<br />
sowie sieben Items zu verschiedenen Teilaspekten<br />
abgefragt. Für die Darstellung des Zusammenhangs mit<br />
dem Projekterfolg wurden diese in drei Bereichenzusammengefasst<br />
(Faktorenanalyse):<br />
1. Informationsfluss und Erreichbarkeit: Zufriedenheit<br />
mit der Erreichbarkeit per Telefon oder Mail, der<br />
Reaktionszeit bei Fragen und Wünschen der Schule<br />
sowie dem Informationsfluss vom Projektteam zur<br />
Schule<br />
2. Eingehen auf Bedürfnisse der Schule: Zufriedenheit<br />
mit der Kommunikationskompetenz, dem Eingehen<br />
auf konkrete Bedürfnisse der Schule sowie der Offenheit<br />
für Kritik und Anregungen<br />
3. Zufriedenheit mit der fachlichen Kompetenz<br />
Ergebnisse:<br />
a) Durchschnittliche Zufriedenheit mit der Begleitung<br />
durch das Projektteam<br />
Die Zustimmungswerte fallen alle sehr ähnlich und recht<br />
hoch aus, sie liegen fast durchweg über 70 Prozent. Die Ergebnisse<br />
sind im Detail in Abbildung 46 dargestellt. Am<br />
günstigen wurden die Erreichbarkeit (Zustimmungswert<br />
76,6 Prozent) sowie die fachliche Kompetenz des Projektteams<br />
(Zustimmungswert 74,4 Prozent) eingeschätzt. Der<br />
niedrigste Zustimmungswert liegt bei 65,1 Prozent, der die<br />
Berücksichtigung der konkreten Situation an der Schule einschätzt.<br />
Die Ergebnisse machen eine hohe Zufriedenheit mit<br />
der Unterstützung durch das Projektteam Lüneburg deutlich,<br />
bei der die Schulen sich kompetent beraten fühlten und bei<br />
Fragen und Anliegen das Projektteam schnell erreichen<br />
konnten. Eine gute Unterstützung ist in Anbetracht der unterschiedlichen<br />
Ausgangsvoraussetzungen der Schulen<br />
wichtig und ermöglicht auch Schulen mit wenig Vorerfahrung<br />
komplexe Schulentwicklungsprozesse in Angriff zu<br />
nehmen. Eine hohe Erreichbarkeit stellt sicher, dass die<br />
Schulen bei auftretenden Fragen und Schwierigkeiten im<br />
Prozess schnell Unterstützung erhalten und dementsprechend<br />
auch selbst zügig agieren können.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 69
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 45: Zufriedenheit mit dem Projektteam Lüneburg<br />
b) Zusammenhang mit Projekterfolg<br />
Es zeigt sich auch hier durchweg ein Zusammenhang mit<br />
dem schulischen Projekterfolg: Je besser diese Qualitätsmerkmale<br />
aus Sicht der befragten Lehrkräfte erfüllt sind,<br />
desto größer der Erfolg der jeweiligen Schule. Insbesondere<br />
die Einschätzung der fachlichen Kompetenz wirkt sich dabei<br />
auf die Gesamtbeurteilung der Schulbegleitung aus.<br />
Abbildung 46: Zufriedenheit mit Projektteam: Mittelwerte der Erfolgsgruppen<br />
Fazit:<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass insgesamt eine hohe Beratungsqualität<br />
gewährleistet werden konnte. Neben einer guten<br />
Erreichbarkeit des Projektteams fällt die hohe Einschätzung<br />
der fachlichen Kompetenz auf, die sich auf die Gesamtzufriedenheit<br />
mit der Schulbegleitung auswirkt und<br />
maßgeblich zum Projekterfolg beiträgt. Da Schulen mit einem<br />
hohen Projekterfolg alle Aspekte der Schulbegleitung im<br />
Durchschnitt besser einschätzten als weniger erfolgreiche<br />
Schulen, ist es zugleich auch denkbar, dass bei erfolgreichem<br />
Projektabschluss die Arbeit der Schulbegleitung insgesamt<br />
positiver bewertet wird.<br />
Das Eingehen auf die schulischen Bedürfnisse erhält in der<br />
Einschätzung die niedrigsten Zustimmungswerte. Betrachtet<br />
Titel 70
man die unterschiedlichen Startvoraussetzungen der Schulen<br />
und den sich hieraus ergebenden Beratungs- und Unterstützungsbedarf<br />
(vgl. 4.2.2.3), so unterstreicht dieses Ergebnis<br />
die Annahme, dass ein Vorgehen mit festen Projektbestandteilen<br />
nicht für alle Schulen gleichermaßen zu einem<br />
hohen Projekterfolg führen kann. Das Vorgehen an der jeweiligen<br />
Schule sollte daher zukünftig noch stärker an deren<br />
Bedürfnissenausgerichtet werden.<br />
4.2.2.8 Was sind Einflussfaktoren auf den Projekterfolg aus<br />
Sicht der Schulen?<br />
Bislang wurde der Frage nachgegangen, welche empirisch<br />
belegbaren Zusammenhänge zwischen dem Projekterfolg der<br />
Schulen und deren Startvoraussetzungen, Aspekten der Projektgestaltung<br />
sowie der externen Begleitung bestehen. In<br />
Ergänzung zu den Fragebogendaten wurden in einem Abschlussgespräch<br />
die Projektverantwortlichen explizit nach<br />
den aus ihrer Sicht zentralen Gelingens- bzw. Misslingensfaktoren<br />
für das Projekt gefragt. Projektverantwortliche sind<br />
für die Umsetzung verantwortlich und haben Expertenwissen<br />
zum Projektgeschehen. Es wird überprüft ob die Einschätzung<br />
der Expert_innen in Übereinstimmung mit den vorherigen<br />
Erkenntnissen zu den Gelingensbedingungen stehen o-<br />
der andere (ggf. schulspezifische) Faktoren aus Sicht der<br />
Projektverantwortlichen zum Erfolg der Schule beigetragen<br />
haben.<br />
Kriterien:<br />
a) Gelingensfaktoren aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />
b) Misslingensfaktoren aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />
Datengrundlage:<br />
Datenbasis stellen die Abschlussgespräche mit den Projektverantwortlichen<br />
(Steuerkreisleiter_in und/oder ein Mitglied<br />
der Schulleitung) dar, die zu Projektende an N=23 Schulen<br />
durchgeführt wurden.<br />
Operationalisierung:<br />
Im Gespräch wurden zur Erfassung der subjektiven Erfolgsfaktoren<br />
folgende Fragen gestellt:<br />
• Was hat besonders zum Projekterfolg beigetragen?<br />
• Was hat den Projekterfolg möglicherweise behindert?<br />
Häufigkeiten für diejenigen Faktoren, die von mehr als zwei<br />
Schulen genannt wurden.<br />
Ergebnisse:<br />
a) Gelingensfaktoren aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />
An erster Stelle wurden die verschiedenen <strong>Fortbildung</strong>sangebote<br />
sowie andere zusätzliche Veranstaltungen im Projektverlauf<br />
als Gelingensfaktoren genannt. In diese Kategorie<br />
gehen sowohl Standardangebote wie die Steuerkreis- und<br />
die Moderatorenschulung ein, als auch schulspezifische<br />
<strong>Fortbildung</strong>en und Aktionstage. Nicht mitgezählt sind hier<br />
die Standardveranstaltungen, die jeweils nach den Befragungen<br />
an allen Schulen stattfanden. Der Kick-Off und die<br />
Zwischenbilanz oder auch „Großveranstaltungen insgesamt“<br />
wurden von vielen Schulen nochmals separat als Gelingensfaktoren<br />
genannt. Die externe Begleitung an sich<br />
wurde von zwölf Schulen (52 Prozent) und damit am zweithäufigsten<br />
als Erfolgsfaktor genannt. Die Schulen empfanden<br />
vor allem das Vorgehen nach dem Organisationsentwicklungszyklus<br />
und das professionelle Projektmanagement<br />
als hilfreich. Eine breite Beteiligung und das Engagement<br />
der Projektaktiven wurden von sechs Schulen als wichtige<br />
Gelingensbedingungen aufgeführt. Recht häufig genannt<br />
wurde zusätzlich noch einmal die Bedeutung einzelner Personen<br />
oder Personengruppen für das Vorankommen im Prozess<br />
(je fünf Schulen). Hier wurden u.a. Projektleiter_innen,<br />
Moderator_innen, ganze Projektgruppen undauch Beteiligungsgruppen<br />
wie Eltern oder Schüler_innen genannt.<br />
Vorgehensweise bei der Auswertung:<br />
Da sich positive und negative Faktoren inhaltlich überlappen,<br />
wurden die Antworten zunächst gemeinsam ausgewertet<br />
und nachträglich zugeordnet. Dargestellt werden die<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 71
Abbildung 47: Gelingensfaktoren aus Sicht der Schulen (Datenquelle:<br />
N=23 Abschlussgespräche)<br />
b) Misslingensfaktoren aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />
Die größte Behinderung des Projekterfolgs stellten aus Sicht<br />
der Schulen konkurrierende Projekte dar, die zeitliche und<br />
personelle Ressourcen von der DAK-Initiative abgezogen<br />
hatten (39,1 Prozent der Schulen). Der Punkt Zeitmangel im<br />
Allgemeinen wurde von 30,4 Prozent der Schulen nochmals<br />
gesondert genannt und rangiert an zweiter Stelle der Misslingensfaktoren.<br />
Ein mangelhaftes Engagement der Lehrkräfte<br />
gefährdete aus Sicht der Schulen weiterhin den Projekterfolg.<br />
Jede fünfte Schule nannte diesen Misslingensfaktor.<br />
Einige Schulen (N=4), die sich explizit um eine breite<br />
Partizipation bemüht hatten, schätzen diese Bemühungen<br />
im Nachgang eher als hinderlich ein, weil sie – vor allem die<br />
Zielgruppe der Schüler_innen betreffend – viel Zeit gekostet<br />
hatten und das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen unbefriedigend<br />
war.<br />
Abbildung 48:Misslingensfaktoren aus Sicht der Schulen (Datenquelle:<br />
N=23 Abschlussgespräche) (s.o.)<br />
Fazit:<br />
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die von den Projektverantwortlichen<br />
genannten Ge- und Misslingensfaktoren<br />
einige zentrale und empirisch belegte Erfolgsfaktoren wiederspiegeln.<br />
Einen ganz entscheidenden positiven Einfluss wird den verschiedenen<br />
<strong>Fortbildung</strong>sangeboten sowie anderen zusätzlichen<br />
Veranstaltungen im Projektverlauf eingeräumt. Durch<br />
diese konnte Veränderungswissen verankert und gesundheitsrelevante<br />
Kompetenzen an den Schulen aufgebaut werden.<br />
<strong>Fortbildung</strong>en, Aktionstage, Workshops und die im<br />
Rahmen des Projektes angebotenen Großveranstaltungen<br />
schaffen darüber hinaus einen Rahmen für Austausch und<br />
gemeinsame Aktivitäten. Hierdurch kann bei den Schulbeteiligten<br />
Gemeinsinn gefördert werden. Die Bedeutung von Gemeinsinn<br />
für Veränderungsvorhaben zeigt sich u.a. darin,<br />
dass als weitere Gelingensfaktoren eine gute Kooperation im<br />
Kollegium, die Arbeit in Gruppen sowie ein gemeinsames<br />
schulisches Veränderungsanliegen genannt wurden. Als am<br />
zweithäufigsten genannter Faktor trägt aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />
die professionelle Unterstützung durch<br />
die externe Begleitung zum Projekterfolg bei. Daraus lässt<br />
sich schließen, dass die externe Begleitung von den Schulen<br />
als hilfreich und unterstützend erlebt wurde.<br />
72
Die geäußerten Misslingensfaktoren unterstreichen die Bedeutung<br />
günstiger Startbedingungen bzw. die Schaffung<br />
guter Voraussetzungen zu Projektbeginn: Ohne ausreichende<br />
zeitliche und personelle Kapazitäten sollte kein größeres<br />
schulisches Entwicklungsvorhaben begonnen werden. Auch<br />
eine mangelnde Veränderungsbereitschaft (mangelndes Engagement)<br />
zeigte einen negativen Einfluss auf den Projekterfolg.<br />
Darüber hinaus sollten realistische Erwartungen und<br />
Ziele formuliert und Themen ausgewählt werden, auf die<br />
auch tatsächlich Einfluss genommen werden kann.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 73
5. Executive Summary<br />
Inhalt:<br />
(1) Erkenntnisse der Evaluation<br />
• Die sieben wichtigsten Projektergebnisse<br />
• Die sechs wichtigsten Gelingensbedingungen<br />
(2) Schlussfolgerungen für Folgeprojekte<br />
(3) Qualität, Bedeutsamkeit und Wert des Projektes<br />
Ungleich verteilte Bildungs- und Gesundheitschancen bei<br />
Kindern und Jugendlichen, eine zunehmende psychische Beanspruchung<br />
der Lehrkräfte sowie stetig steigende Anforderungen<br />
an die Organisation Schule prägen das Bild gegenwärtiger<br />
Entwicklungen. Um den an Schule gerichteten Bildungs-<br />
und Erziehungsauftrag erfüllen zu können, bedarf es<br />
innovativer Ansätze, die sowohl die Qualität von Schule als<br />
auch die Gesundheit ihrer Mitglieder in ihrer wechselseitigen<br />
Bedingtheit betrachten und fördern. Ein Ansatz, der die<br />
Wirkzusammenhänge von Bildung und Gesundheit ins Zentrum<br />
seines Handelns rückt, ist die gute gesunde Schule. Auf<br />
Grundlage dieses Ansatzes unterstützte und begleitete die<br />
DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“<br />
bundesweit 30 Schulen für jeweils drei Jahre. Die von der<br />
DAK-Gesundheit initiierte und in Kooperation mit der<br />
<strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg durchgeführt Initiative erreichte<br />
in 7 Bundesländern direkt und indirekt rund 26.000<br />
Schüler_innen, 1.600 Lehrkräfte und 52.000 Eltern.<br />
Die Umsetzung erfolgte nach den folgenden Prinzipien:<br />
• Beratung nach dem Organisationsentwicklungsmodell:<br />
Gesundheitsförderung wurde nicht als ein weiteres<br />
„Add-on“ zu den eigentlichen Aufgaben realisiert, sondern<br />
konsequent mit der schulischen Qualitätsentwicklung<br />
verbunden.<br />
• Ganzheitlichkeit: Es wurden Maßnahmen umgesetzt,<br />
die auf eine Verbesserung der Arbeits- und Lernbedingungen<br />
zielen und die die Kompetenzen und Ressourcen<br />
von Schüler_innen und Lehrkräften stärken (Verhältnisund<br />
Verhaltensprävention).<br />
• Selbststeuerung und Partizipation: Eine breite Beteiligung<br />
der Schulgemeinde und eine Befähigung zur<br />
Selbststeuerung in allen Phasen des Projekts waren<br />
zentrale Prämissen: Die Schule wählte ihre wichtigsten<br />
Themen aus, entwickelt passgenaue Maßnahmen und<br />
wurde in die Prozess- und Ergebnisevaluation mit einbezogen.<br />
• Nachhaltigkeit: Durch die Umsetzung eines tief greifenden<br />
systematischen Veränderungsprozesses wurden<br />
die Entwicklungskompetenzen der Schulen gestärkt und<br />
die Schulen nachhaltig befähigt, ihre Schulentwicklung<br />
nach Projektabschluss selbstständig weiterführen zu<br />
können.<br />
Die Vorgabe des Leitfadens Prävention für die Gestaltung<br />
von Setting-Projekten wurde in der Umsetzung der DAK-<br />
Initiative in vollem Umfang erfüllt:<br />
• Zielgruppen der DAK-Initiative waren Schüler_innen,<br />
Lehrkräfte und Eltern. Dabei wurden besonders Schulen<br />
in strukturschwachen Regionen bei der Auswahl berücksichtigt.<br />
Es wurden verhaltenspräventive Maßnahmen<br />
durchgeführt, die die Gesundheit der Zielgruppen<br />
förderten und verhältnispräventive Maßnahmen umgesetzt,<br />
die auf der Ebene der Organisation die Arbeitsund<br />
Lernbedingungen der Zielgruppen gesundheitsförderlicher<br />
gestalteten. Die Schule diente dementsprechend<br />
nicht nur als Zugangsweg zur Erreichung von<br />
(benachteiligten) Schüler_innen, sondern war selbst<br />
Gegenstand gesundheitsförderlicher Umgestaltung.<br />
Darüber hinaus konnten über die Einbindung der Zielgruppen<br />
in den gesamten Veränderungsprozess deren<br />
Kompetenzen und Fähigkeiten gefördert werden.<br />
• Der Bedarf der Zielgruppen wurde zu Beginn mit einer<br />
fragebogengestützten Analyse umfassend erhoben und<br />
der Veränderungsbedarf gezielt daraus abgeleitet.<br />
• Die umgesetzten Maßnahmen sowie der gesamte Prozess<br />
wurden evaluiert, nachhaltig in die schulischen<br />
Strukturen implementiert und in den Schulen dokumentiert.<br />
• Bestehende Angebote für die Schulen wurden bereits<br />
während der Projektlaufzeit evaluiert und weiterentwickelt.<br />
Zusätzliche Angebote wurden nach Bedarf entwickelt<br />
und anschließend allen Projektschulen zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse der Evaluation<br />
dargestellt und gezeigt, dass über das Vorgehen der DAK-<br />
Initiative tief greifende schulische Entwicklungsprozesse gelungen<br />
sind. Anschließend werden Schlussfolgerungen für<br />
Folgeprojekte aus den zentralen Erkenntnissen abgeleitet<br />
und die Bedeutung des Projektes herausgestellt.<br />
74
5.1 Erkenntnisse der Evaluation<br />
Zwei Arten von Projektergebnissen sind zu unterscheiden:<br />
Die Veränderungserfolge auf Seiten der Projektschulen (s.u.<br />
5.1.1) und die im Projekt entwickelten Erkenntnisse und Diagnoseverfahren<br />
über Prädiktoren des Projekterfolges (s.u.<br />
5.1.2). Letztere sind deshalb so wichtig, weil sie die Gelingensfaktoren<br />
und damit Effizienz von Folgeprojekten an allen<br />
Schulen vorhersagen und optimieren können.<br />
5.1.1 Die sieben wichtigsten Projektergebnisse<br />
War das Projekt erfolgreich und konnten die gewünschten<br />
Wirkungen erzielt werden? Zentrales Erfolgskriterium der<br />
DAK-Initiative war es, die Schulen in der Entwicklung zu guten<br />
und gesunden Schulen zu unterstützen. Leitziele waren<br />
die Förderung der Lehrer- und Schülergesundheit sowie die<br />
Verbesserung der Schulqualität. Darüber hinaus sollten die<br />
Schulen nachhaltig befähigt werden, ihre Schulentwicklung<br />
nach Projektabschluss selbstständig fortführen zu können.<br />
Um zu überprüfen in wie fern die Ziele der DAK-Initiative erreicht<br />
werden konnten und welche Wirkungen sich zeigen,<br />
wurden in der Evaluation folgende Fragen beantwortet:<br />
• Wie erfolgreich war das Projekt aus Sicht der Beteiligten?<br />
• Durch welche Wirkungen konnte ein Beitrag zur Förderung<br />
der Lehrer- und Schülergesundheit geleistet werden?<br />
• Inwieweit entwickelten sich die Projektschulen in Richtung<br />
gute gesunde Schule?<br />
• Profitierten Schulen in strukturschwachen und strukturstarken<br />
Regionen gleichermaßen von dem Projekt?<br />
• Inwieweit wurde eine breite Partizipation der Beteiligten<br />
erreicht und welche Wirkungen konnten darüber erzielt<br />
werden? Und:<br />
• Inwieweit wurden an den Schulen Voraussetzungen für<br />
eine nachhaltige Verbesserung der Entwicklungskompetenz<br />
geschaffen?<br />
(vgl. Abb. 51). Bei keiner der Projektschulen lässt sich eine<br />
Verschlechterung der gesundheitsrelevanten Arbeits- und<br />
Organisationsbedingungen feststellen. 66,7 Prozent der<br />
Schulen haben bedeutsame Veränderungen erzielt, 40,7 Prozent<br />
haben sich zu guten gesunden Schulen entwickelt.<br />
Abbildung 50: Zuordnung der Schulen nach Grad der Gesundheitsförderlichkeit<br />
und Qualität vor und nach dem Projekt<br />
2. Auch Brennpunktschulen schneiden erfolgreich ab:<br />
Gesundheitsressourcen sind in Deutschland ungleich verteilt,<br />
daher waren Schulen in regionalen Brennpunkten eine<br />
explizite Zielgruppe der DAK-Initiative (67 Prozent der Projektschulen).<br />
Die Schulen aus Regionen mit geringerer Wirtschaftskraft<br />
und überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit waren<br />
nicht weniger erfolgreich als Schulen in besseren Umfeldern.<br />
Hier zeigt sich, dass die DAK-Initiative auch an Schulen<br />
funktioniert, die ungünstigere Rahmenbedingungen,<br />
auch in Bezug auf die Schülerschaft, aufweisen (Abb. 52).<br />
Antworten gibt die folgende Zusammenfassung der wichtigsten<br />
Ergebnisse:<br />
1. Gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen entscheidend<br />
reduziert: Der Anteil der Risikoschulen mit erheblichen<br />
Gesundheitsrisiken für Lehrkräfte und Schüler_innen<br />
hat im Projektverlauf von 60 Prozent auf 15 Prozent<br />
deutlich abgenommen. 56 Prozent dieser Risikoschulen<br />
konnten sich zu in Ansätzen gesundheitsfördernden Schulen<br />
und 19 Prozent sogar zu guten gesunden Schulen entwickeln<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 75
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 51: Entwicklung zu guten gesunden Schulen in Abhängigkeit<br />
vom Regionalindex vor und nach dem Projekt<br />
Schulen rund zwei Drittel der gesetzten Projektziele bereits<br />
nach 2,5 Jahren erreicht haben (vgl. Abb. 50).<br />
3. Die Schulen konnten den Großteil ihrer Ziele erreichen:<br />
Die Schulleitungen geben im Mittel an, dass ihre<br />
Abbildung 49: Grad der Projektzielerreichung aus Sicht der Projektverantwortlichen<br />
Der durchschnittliche Zustimmungswert der Lehrkräfte zur<br />
Zufriedenheit mit den Projektgruppenergebnissen lag bei 64<br />
Prozent, das entspricht einer Einschätzung von mittel bis<br />
eherzufriedenen.<br />
4. Projekterfolg von Schulleiter_innen und Eltern am<br />
höchsten eingeschätzt: Schulleitungen beurteilen das<br />
Projekt mit einem Zustimmungswert von durchschnittlich<br />
mehr als 60 Prozent als sehr erfolgreich, ähnlich die Lehrkräfte<br />
und Eltern. Die Schüler_innen schätzen den Projekterfolg<br />
zurückhaltender ein. Daraus lässt sich schlussfolgern,<br />
dass die Eltern die Beschäftigung der Schule mit Gesundheit<br />
und Schulqualität begrüßen und die Schulleitungen das<br />
Projekt als gewinnbringend für die Schule bewerten.<br />
5. Schüler- und Lehrerpartizipation steigen – Schulklima<br />
und Gesundheit verbessern sich: Durch das Projekt<br />
sollten der Gemeinsinn gestärkt sowie die kollektive Arbeit<br />
an der Entwicklung der eigenen Schule gefördert werden.<br />
Gelingt dies, können bei den Beteiligten wesentliche<br />
Titel 76
Schutzfaktoren bzw. Ressourcen wie eine höhere Identifikation<br />
mit der Schule, mehr Unterstützung und soziale Einbindung,<br />
gestärkt werden. Mit 48 Prozent konnte knapp die<br />
Hälfte der Schulen (N=13) die Beteiligung von Schüler_innen<br />
oder/und Lehrkräften an der Schulentwicklung<br />
verbessern und damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung<br />
ihrer Schule und ihrer Schulmitglieder leisten.<br />
An Schulen, denen eine höhere Schülerpartizipation gelungen<br />
ist (N=5), ging die Aggressivität zwischen den Schüler_innen<br />
deutlich zurück. Außerdem nahm die Schulunlust<br />
der Schüler_innen deutlich ab (vgl. Abb. 53). Schulfreude<br />
und ein gutes Klassenklima sind zwei wichtige Bedingungen<br />
für gute Lernerfolge. Gleichzeitig verbesserten sich an Schulen<br />
mit hoher Schülerpartizipation die Identifikation (Verbundenheit)<br />
mit der Schule und die Schulzufriedenheit.<br />
Abbildung 52: Auswirkungen der Schülerpartizipation auf das Erleben<br />
und Verhalten der Schüler_innen, Differenz der Abschluss- und Eingangsbefragung,<br />
N=15 Projektschulen, Jahrgang A (5./6. Klasse zu Projektbeginn),<br />
Alterseffekte wurden korrigiert<br />
Eine verbesserte Lehrerpartizipation wirkte sich sowohl auf<br />
die Schulkultur als auch auf die Zielgrößen Gesundheit und<br />
Schulqualität aus. So ging eine verbesserte Lehrerpartizipation<br />
(N=10 Schulen) deutlich mit einem besseren kollegialen<br />
Klima einher. Das bessere Klima steht in Zusammenhang<br />
mit einer geringeren psychischen Beanspruchung von Lehrkräften<br />
sowie mit einer höheren allgemeinen Zufriedenheit<br />
mit der Schule. Außerdem führten Verbesserungen in der<br />
Partizipation zu einer höheren Erfolgszuversicht, gemeinsam<br />
mit dem Kollegium Veränderungen voranzubringen. Diese<br />
kollektive Selbstwirksamkeitserwartung zeigte positive Auswirkungen<br />
auf die emotionale Verbundenheit mit der Schule.<br />
Abbildung 53: Auswirkungen von Verbesserung der Lehrerpartizipation<br />
auf zentrale Variablen der Schulkultur, Schulzufriedenheit und Gesundheit<br />
6. Nachhaltigkeit ist gesichert: Insgesamt 270 Schulmitglieder<br />
wurden als Change Agents in Moderatoren- oder<br />
Steuerkreisschulungen fortgebildet. Die Mehrheit der Schulen<br />
plant nach Projektende eine Beibehaltung des Steuerkreises<br />
sowie eine Fortführung der Projektgruppenarbeit.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 77
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 54: Geplante Weiterarbeit des Steuerkreises in den Schulen (N=27 Schulen)<br />
7. Schulen wurden zur selbstständigen Schulentwicklung<br />
befähigt: 96 Prozent der Schulen trauten sich zu,<br />
nach Projektende gesundheitsbezogene Schulentwicklung<br />
selbstständig fortzuführen, 40 Prozent der Schulen wünschen<br />
sich dabei punktuelle externe Unterstützung. Damit<br />
wurde ein zentrales Ziel der Gesundheitsförderung erreicht:<br />
die Fähigkeit der Schulen zur gezielten eigenen Entwicklung<br />
zu stärken (Hilfe zur Selbsthilfe).<br />
Abbildung 55: Zutrauen in die Fähigkeit zur selbstständigen Schulentwicklung (Datenquelle: Abschlussgespräche mit N=23 Schulen)<br />
5.1.2 Die fünf wichtigsten Gelingensbedingungen<br />
Die Ergebnisse der Evaluation zeigen: Das Projekt verlief an<br />
den Schulen insgesamt sehr erfolgreich. Dieser große Erfolg<br />
ist aus zwei Gründen besonders beachtlich. Zum einen, weil<br />
viele Schulen während der Projektlaufzeit weitere z.T. großkalibrige<br />
Schulentwicklungsprozesse und –aufgaben wie<br />
etwa die Umwandlung in Ganztagsschulen bewältigen<br />
mussten. Zum anderen, weil vergleichbare Prozesse in privatwirtschaftlichen<br />
Unternehmen mehrheitlich scheitern!<br />
Aus der Forschung ist bekannt, dass für das Gelingen eines<br />
tiefgreifenden Entwicklungsvorhabens ein hohes Maß an<br />
Veränderungsakzeptanz und Veränderungsbereitschaft seitens<br />
der Organisation wie auch ihrer Mitglieder gegeben<br />
sein muss. Eine unabdingbare Voraussetzung ist hier, dass<br />
das Veränderungsvorhaben von den Organisationsmitgliedern<br />
als notwendig und dringlich erachtet wird. Gleichzeitig<br />
braucht es Personen, die bereit sind, ihre Zeit und Kompetenzen<br />
in das Entwicklungsvorhaben einzubringen. Die Bereitschaft<br />
für ein solches Engagement wird zum einen durch<br />
Merkmale der Organisation sowie Merkmale der Person, und<br />
zugleich durch die Gestaltung des Veränderungsvorhabens<br />
beeinflusst (vgl. Abb. 57).<br />
Titel 78
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 56: Integratives Modell zur Veränderungsbereitschaft in Anlehnung an Holt et al. (2007)<br />
Die im Folgenden dargestellten Gelingensbedingungen zeigen<br />
auf, inwieweit die unterschiedlichen Startbedingungen<br />
und die Art der Projektgestaltung mit dem letztlichen Erfolg<br />
des Schulentwicklungsprozesses zusammenhängen. Dabei<br />
werden die Fragen beantwortet, ob sich bei Schulen oder<br />
auch Lehrkräften verschiedene Typen unterscheiden lassen,<br />
die im Zusammenhang mit dem Erfolg der Schule stehen<br />
und welche Merkmale der Projektgestaltung sowie der externen<br />
Begleitung sich auf den Projekterfolg auswirken.<br />
Die gezielte Diagnose erfolgskritischer Bedingungen soll zukünftig<br />
als Grundlage für die Entscheidung dienen, ob die<br />
für einen tiefgreifenden Wandel notwendigen Bedingungen<br />
an einer Schule bereits gegeben sind,welche Voraussetzungen<br />
zunächst entwickelt werden müssen und wie ein Projekt<br />
in seiner Durchführung gestaltet sein muss, um erfolgreich<br />
sein zu können.<br />
Die sechs wichtigsten Gelingensbedingungen:<br />
1. Veränderungsbereite Lehrer_innen: In der Evaluation<br />
des Projektes gelang es,drei Typen von Lehrer_innen methodisch<br />
zu identifizieren, die sich in ihrer Haltung gegenüber<br />
Veränderungsvorhaben in ihrer Schule wesentlich unterscheiden:<br />
(1) gesunde und zufrieden Progressive, (2) belastete<br />
und unzufrieden Resignierte und (3) gesunde und<br />
zufriedene Desinteressierte (Abb. 58).Je höher der Anteil der<br />
motivierten und aufgeschlossenen Lehrkräfte ist und je geringer<br />
der Anteil von desinteressierten und resignierten Kolleg_innen,<br />
umso wahrscheinlicher ist ein hoher Projekterfolg.<br />
Abbildung 57: Anteil von Lehrertypen an Schulen mit unterschiedlichem Projekterfolg (PE)<br />
2. Schulspezifische Beratung:Auch auf der Ebene der<br />
Organisation lassen sich Unterschiede in den Startbedingungen<br />
finden, die im Zusammenhang mit dem Projekterfolg<br />
stehen. In der Evaluation der DAK-Initiative gelang es,<br />
fünf Schultypen zu identifizieren, die mit jeweils spezifischen<br />
Stärken und Schwächen in einen Entwicklungsprozess<br />
starteten und die einen unterschiedlichen Beratungsbedarf<br />
haben (vgl. Abb. 59).<br />
Titel 79
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 58: Schultypen<br />
Profile der Schultypen:<br />
Die lernende Schulezeichnet sich durch eine hohe<br />
Veränderungsbereitschaft und die im Vergleich<br />
höchste Zufriedenheit mit der Schulqualität aus.<br />
Weiterentwicklung ist für diese Schule Programm,<br />
so dass die Lehrkräfte auch glauben, Veränderungsvorhaben<br />
in der Zukunft erfolgreich bewältigen<br />
zu können. Die Lehrkräfte dieser Schule sind<br />
kaum beansprucht, so dass man hier auch von einer<br />
guten gesunden Schule sprechen kann.<br />
Die unachtsame Erfolgsschulebesitzt ebenfalls eine<br />
hohe Schulqualität, die jedoch mit einer hohen<br />
Beanspruchung der Lehrkräfte einhergeht. Die Bereitschaft<br />
zu weiterem Engagement ist eher mittelmäßig<br />
ausgeprägt, die Erfolgszuversicht allerdings<br />
hoch. Die Kombination dieser Variablen<br />
könnte auf Erschöpfungssymptome hindeuten, die<br />
sich durch ein hohes Engagement in der Vergangenheit<br />
ergeben haben. Wenngleich Projekte in der<br />
Vergangenheit erfolgreich abgeschlossen werden<br />
konnten, scheint dies zum Teil auch auf Kosten der<br />
Gesundheit erfolgt zu sein.<br />
Die träge-zufriedene Schule weist eine hohe<br />
Schulqualität und eine vergleichsweise geringe Beanspruchung<br />
der Lehrkräfte auf. Offenbar sind die<br />
Lehrkräfte dieser Schule mit ihrer Situation zufrieden<br />
und sehen keine Notwendigkeit für Veränderungen.<br />
Ein Projekt zur Förderung der Gesundheit<br />
und Schulqualität erscheint aus ihrer Sicht wenig<br />
erfolgversprechend, entsprechend gering fällt auch<br />
die Bereitschaft zum Engagement der Lehrkräfte<br />
aus.<br />
Die motivierte Problemschule weist eine mittlere<br />
Schulqualität auf, während die Beanspruchung der<br />
Lehrkräfte vergleichsweise hoch ist. Das Kollegium<br />
erhofft sich Verbesserungen durch die Teilnahme<br />
an einem gesundheitsförderlichen Schulentwicklungsprojekt.<br />
Die Lehrkräfte sind daher relativ zuversichtlich,<br />
dass das Projekt erfolgreich sein kann<br />
und sind auch bereit, sich dafür zu engagieren.<br />
Die resignierte Problemschule ist gekennzeichnet<br />
durch eine niedrige Schulqualität und weist zugleich<br />
die höchsten Werte für die kognitive Beanspruchung<br />
der Lehrkräfte auf. Das Kollegium ist<br />
bezüglich der Erfolgsaussichten eines Projektes<br />
skeptisch und nur in geringem Umfang bereit, sich<br />
zu engagieren.<br />
Die Skalen und Items zur Einschätzung der Schultypenzugehörigkeit<br />
ermöglichen es, die Startbedingungen von Schule<br />
vorab zu prüfen, gegebenenfalls zu verbessern und damit<br />
die Frustration vergeblicher Hoffnungen zu vermeiden.<br />
3. <strong>Fortbildung</strong>en: Die angebotenen <strong>Fortbildung</strong>en wurden<br />
von den Schulen, bezogen auf ihre Bedürfnisse, als sehr<br />
passend wahrgenommen. Mit 95 Prozent schätzten fast alle<br />
Schulen die Moderatorenschulungen als genau passend ein,<br />
68 Prozent der Schulen empfanden auch die Steuerkreisschulungen<br />
als genau richtig (vgl. Abb. 11). <strong>Fortbildung</strong>en<br />
stehen darüber hinaus bei den subjektiv genannten Gelingensfaktoren<br />
für den Projekterfolg zusammen mit Aktionstagen,<br />
Workshops und anderen zusätzlichen Veranstaltungen<br />
Titel 80
an erster Stelle (vgl. Abb. 12). Durch diese Einschätzungen<br />
wird deutlich, dass Schulen einen hohen Bedarf an organisationalem<br />
Veränderungswissen und Projektmanagementkenntnissen<br />
haben, der durch die Angebote der DAK-<br />
Initiative bedient wurde.<br />
Abbildung 60: Gelingensfaktoren aus Sicht der Schulen (Datenquelle:<br />
N=23 Abschlussgespräche)<br />
Abbildung 59: Anteil der Projektschulen, die den jeweiligen Projektbaustein<br />
als „genau richtig“ für die eigene Schule einordneten, Datenquelle:<br />
Abschlussgespräche N=23 Schulen.<br />
4. Externe Begleitung: Als ein wesentlicher Erfolgsfaktor<br />
bei der Umsetzung wurde von den Projektverantwortlichen<br />
der Schulen die externe Projektbegleitung genannt (Abb. 12).<br />
Die Schulen empfanden vor allem das Vorgehen nach dem<br />
Organisationsentwicklungszyklus und das professionelle<br />
Projektmanagement als hilfreich.Die Auswertung der Abschlussbefragung<br />
zeigt, dass sich insbesondere die Einschätzung<br />
der fachlichen Kompetenz auf die Gesamtbeurteilung<br />
der Schulbegleitung auswirkte und in Zusammenhang<br />
mit einem hohen Projekterfolg steht (vgl. Abb. 13).<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 81
1. KOPFZEILE<br />
Abbildung 61: Zufriedenheit mit Projektteam: Mittelwerte der Erfolgsgruppen<br />
5. Hoher Projektstellenwert und Anerkennung für Aktive:<br />
Der Vergleich der erfolgreichen mit den weniger erfolgreichen<br />
Schulen offenbart entscheidende Unterschiede in<br />
der Umsetzung und Gestaltung des Projekts: In erfolgreichen<br />
Schulen besitzt das Projekt einen deutlich höheren Stellenwert<br />
und die im Projekten Engagierten erfahren mehr Anerkennung<br />
von Seiten des Kollegiums und der Schulleitung für<br />
ihre Arbeit (vgl. Abb. 63). Beide Merkmale korrelieren hoch<br />
miteinander (r=.756), d. h. ein hoher Stellenwert des Projektes<br />
geht mit der Würdigung der Aktiven Hand in Hand.<br />
Abbildung 62: Qualität der Projektumsetzung, Mittelwerte der Erfolgsgruppen<br />
5. Breite Beteiligung und Transparenz: Als ein wesentlicher<br />
Aspekt der Projektsteuerungsteht auch die Qualität<br />
der Steuerkreisarbeit im Zusammenhang mit dem schulischen<br />
Projekterfolg: Schulen mit hohem Projekterfolg sind<br />
deutlich zufriedener mit der Arbeit des Steuerkreises als weniger<br />
erfolgreiche Schulen. Dabei wirken sich besonders das<br />
Bemühen um eine breite Beteiligung und die Transparenz<br />
von Entscheidungsprozessen positiv auf den Projekterfolg<br />
aus.<br />
5.2 Schlussfolgerungen für Folgeprojekte<br />
Auf der Grundlage der Evaluationsergebnisse sowie der<br />
praktischen Erfahrungen aus den Modellprojekten lassen<br />
sich folgende Empfehlungen für Folgeprojekte ableiten:<br />
1. Schulspezifische Beratung<br />
• Über ein Vorabscreening werden die Ausgangsbedingungen<br />
und der Entwicklungsstand der Schulen<br />
erfasst.<br />
Titel 82
• Die Beratung und Begleitung der Schulen erfolgt<br />
auf der Grundlage der aus den Schultypen abgeleiteten<br />
Beratungsempfehlungen.<br />
2. Flexibilisierung des Angebotes<br />
• Entwicklung eines Angebotes mit flexiblen Programmbausteinen.<br />
Die Programmbausteine können<br />
von den unterschiedlichen Schultypen auf Grundlage<br />
der Beratungsempfehlungen individuell genutzt<br />
werden.<br />
• Die Projektlaufzeit passt sich an den Bedarf und<br />
Entwicklungsstand der Schule an. Ein vorzeitiger<br />
Ausstieg (aus vorab definierten,stark projektbehindernden<br />
Gründen) wird ermöglicht.<br />
3. Steigerung der Effizienz durch Modularisierung<br />
• Aufbereitung themenspezifischer Module, die von<br />
den Schulen abgerufen werden können: Die Module<br />
werden anschließend auf die schulische Situation<br />
übertragen.<br />
• Durch das Angebot von Modulen werden schulische<br />
Ressourcen (Zeit, Personal, Geld) entlastet.<br />
4. Den Anfang gezielt gestalten<br />
• Prüfung der Veränderungsbereitschaft der Lehrkräfte<br />
zu Projektbeginn: Aus den Ergebnissen werden<br />
gezielt Maßnahmen zur Förderung der Veränderungsbereitschaft<br />
abgeleitet.<br />
• Durchführung einer Ziel- und Auftragsklärung vor<br />
Projektstart mit der Schulleitung und dem Steuerungsgremium<br />
der Schule.<br />
• Schulen werden erst nach erfolgtem Vorabscreening<br />
und der erfolgreichen Ziel- und Auftragsklärung<br />
in das Projekt aufgenommen.<br />
• Die Einbindung der Schulleitungund deren Bereitschaft<br />
zur aktiven Unterstützung des Projekteswerden<br />
zu Beginn sichergestellt.<br />
5. Ausbildung von Gesundheitsmanager_innen<br />
• Steigerung der Nachhaltigkeit und Kompetenzentwicklung<br />
an den Schulen durch die Ausbildung<br />
schulinterner Gesundheitsmanager_innen. Die Gesundheitsmanager_innen<br />
sind in der Schule für<br />
die Umsetzung des Veränderungsprozesses verantwortlich<br />
und werden für ihre Aufgaben geschult<br />
und im Prozess begleitet.<br />
6. Gestaltung und Steuerung des Prozesses in den<br />
Schulen<br />
• Das Vorgehen erfolgt nach dem Organisationsentwicklungszyklus.<br />
• Die Projektrelevanz und Würdigung der Projektaktiven<br />
durch Schulleitung und Kollegium wird laufend<br />
sichergestellt.<br />
• Die Projektverantwortlichen sorgen für eine breite<br />
Beteiligung in der Umsetzung und sorgen für<br />
Transparenz in ihrem Vorgehen.<br />
• Großveranstaltungen sind Teil der Projektarchitektur<br />
und werden als Räume für Information, Austausch<br />
und Beteiligung genutzt.<br />
7. Externe Begleitung<br />
• Die Umsetzung des Prozesses wird externbegleitet.<br />
Die externe Begleitung zeichnet sich durch ihre<br />
fachliche Expertise aus und steht als Ansprechpartner_in<br />
für Fragen der Prozessgestaltung und<br />
als Expert_in für Gesundheitsförderung zur Verfügung.<br />
• Schulen mit sehr wenig Schulentwicklungserfahrung<br />
oder/und bestehenden Konflikten (z.B. motivierte<br />
oder resignierte Problemschulen) werden intensiv<br />
begleitet. Hier empfiehlt sich zunächst ein<br />
stärker steuerndes Vorgehen durch die externe Begleitung.<br />
8. Vernetzung stärken<br />
• Zur Förderung der Nachhaltigkeit werden regionale<br />
Schwerpunkte gebildet und die Schulen in einen<br />
stärkeren Austausch miteinander gebracht.<br />
9. Einbindung externer Partner_innen<br />
• Schulische Gesundheitsförderung ist eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe und kann nicht allein<br />
von Schulen und Krankenkassen geleistet werden.<br />
Gesellschaftliche Akteure, die Entwicklungsanforderungen<br />
an Schulen stellen, Rahmenbedingungen<br />
von Schulen gestalten und Interesse an der Gesundheit<br />
der Schulmitglieder haben, sind wichtige<br />
Partner_innen und sollten daher in gesundheitsförderliche<br />
Schulentwicklungsprojekte eingebunden<br />
sein.<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 83
5.3 Qualität, Bedeutsamkeit und Wert des Projektes<br />
Die Ergebnisse des Berichtes zeigen auf, dass die DAK-<br />
Initiative wirksam war.<br />
‣ Förderung der Gesundheit: Gesundheitsgefährdende<br />
Arbeitsbedingungen konnten entscheidend reduziert<br />
werden. Ein beachtlicher Prozentsatz an Risikoschulen<br />
hat sich zu im Ansatz gesundheitsfördernden Schulen<br />
entwickelt. Hierüber konnte Einfluss auf die Gesundheit<br />
der Schulbeteiligten genommen werden.<br />
‣ Nachhaltigkeit: An den Projektschulen konnten Kompetenzen<br />
aufgebaut und das Vorgehen nachhaltig in den<br />
schulischen Strukturen verankert werden.<br />
‣ Wissenschaftliche Erkenntnisse: Durch die Entwicklung<br />
einer Typologie von Lehrkräften sowie der Typologisierung<br />
von Schulen wurden neue wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
gewonnen, die ein noch effektiveres und effizienteres<br />
Vorgehen in Folgeprojekten ermöglichen. Der<br />
Projekterfolg liegt nicht alleine in den konstruktiven<br />
Veränderungen auf Seiten der Projektschulen. Er liegt<br />
vor allem auch in einem Zuwachs an empirisch gesichertem<br />
Änderungswissen über die Bedingungsfaktoren<br />
von mehr oder weniger erfolgreicher Entwicklungsarbeit<br />
an Schulen. Die Fortschritte in der Aufklärung von Bedingungsfaktoren<br />
und deren Messbarkeit sind für die<br />
zukünftige Gestaltung von ähnlichen Projekten von unschätzbarem<br />
Wert und zwar sowohl für Schulen, die<br />
sich auf den Weg machen wollen als auch für Projektträger,<br />
die die Erfolgswahrscheinlichkeit von Projekten<br />
abschätzen und gezielt unterstützen wollen.<br />
Die DAK-Initiative war in ihrer Konzeption und Durchführung<br />
einmalig und aus folgenden Gründen in besonderer Weise<br />
innovativ.<br />
‣ Wissensbasierung: Die DAK-Initiative baute in konsequenter<br />
Weise auf den Erkenntnissen auf, die zur Wirksamkeit<br />
schulischer Gesundheitsförderung im Setting-<br />
Ansatz der Gesundheitsfördernden Schule vorliegen<br />
(Paulus 2010; DAK-Gesundheit & Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />
2012).<br />
‣ Verknüpfung mit schulischer Qualitätsentwicklung:<br />
Die DAK-Initiative führte den Ansatz der Gesundheitsfördernden<br />
Schule weiter und integrierte ihn in die<br />
schulische Qualitätsentwicklung. Damit konnte die Brücke<br />
zum „Kerngeschäft“ von Schule geschlagen werden.<br />
Durch die Verbindung von Gesundheit und Bildung wurden<br />
die Voraussetzungen geschaffen, dass Gesundheitsförderung<br />
in der Schule nachhaltig integriert werden<br />
kann und Bestandteil des schulischen Alltags und<br />
der Organisationsentwicklung wird. Damit nahm die<br />
DAK-Initiative auf das System Schule Einfluss und trug<br />
zur Systemveränderung bei. Dieser, im Konzept der „guten<br />
gesunden Schule“ beschriebene Ansatz, stellt einen<br />
eindeutigen Qualitätsfortschritt in der schulischen Gesundheitsförderung<br />
dar.<br />
‣ Datengestütztes Vorgehen: Im Unterschied zu vielen<br />
anderen Projekten schulischer Gesundheitsförderung<br />
lieferte die DAK-Initiativeumfangreiche empirische Daten,<br />
die mit komplexen statistischen Verfahren deskriptiv<br />
ausgewertet wurden.<br />
‣ Partizipationsansatz:Anders als in herkömmlichen Projektenging<br />
die DAK-Initiative bedarfs- und bedürfnisorientiertvor,<br />
analog zum Organisationsentwicklungszyklus,<br />
der sich an der individuellen Ausgangssituation der<br />
jeweiligen Schule mit ihren Stärken und Schwächen orientiert.In<br />
den Entwicklungsprozess der Schule wurden<br />
alle Personengruppen mit eingebunden. In Deutschland<br />
gibt es kein anderes Projekt, bei dem die Begleitung von<br />
Schulen so intensiv erfolgte und dabei so individuell<br />
auf die schulischen Bedarfe und Bedürfnisse abgestimmt<br />
ist.<br />
‣ Selbststeuerung: Die Schulen haben im Projekt gelernt,<br />
ihren Entwicklungsprozess systematisch selbst zu steuern<br />
und ihn nach Ende der Projektlaufzeit selbstständig<br />
fortzuführen. So wurde die Veränderungs- und Problemlösekompetenz<br />
der Organisation nachhaltig gestärkt.<br />
‣ Soziale Benachteiligung: Schulen in sozial benachteiligten<br />
Kommunen konnten erreicht werden und haben<br />
vom Projekt profitiert<br />
Damit sind die wesentlichen Zielsetzungen, die der § 20<br />
SGB Vvorgibt, in dem Projekt erreicht. Zusätzlich wird die<br />
Verknüpfung der schulischen Gesundheitsförderung mit der<br />
Qualitätsentwicklung der Schulen hergestellt. Dies ist ein<br />
entscheidendes Innovationsmerkmal.<br />
84
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<strong>Evaluationsbericht</strong> 85
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DAK-Gesundheit/ Unfallkasse <strong>NRW</strong> (Hrsg.). Handbuch<br />
Lehrergesundheit – Impulse für die Entwicklung guter gesunder<br />
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(Hrsg.). Kollegialität und Kooperation in der Schule.<br />
Theoretische Konzepte und empirische Befunde. Wiesbaden:<br />
VS-Verlag.<br />
86
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Zusammenhang von Bildung und Gesundheit . 1<br />
Abbildung 2: Organisationsentwicklungsmodell der DAK-<br />
Initiative .............................................................................. 3<br />
Abbildung 3: Projektbestandteile der DAK-Initiative ............. 4<br />
Abbildung 4: Beispiel einer Ergebnisdarstellung aus der<br />
Schulleitungsrückmeldung: Die Lehrkräfte schätzen die<br />
Mitarbeiterorientierung ihrer Schulleitung im Vergleich zu<br />
den Kollegien der anderen Projektschulen eher gering ein. ... 9<br />
Abbildung 5: Arbeitsbereiche über die gesamte<br />
Projektlaufzeit .................................................................... 10<br />
Abbildung 6: Reichweite der DAK-Initiative ........................ 12<br />
Abbildung 7: Verteilung der Projektschulen in Deutschland<br />
.......................................................................................... 12<br />
Abbildung 8: Anteil der Projektschulen nach Schulform ..... 12<br />
Abbildung 9: Rücklaufquoten bei der Eingangs- (EB),<br />
Zwischen- (ZB) und Abschlussbefragung (AB) ................... 19<br />
Abbildung 10: Ergebnismodell der Gesundheitsförderung<br />
nach Nutbeam (2000) ........................................................ 23<br />
Abbildung 11: Anteil der Projektschulen mit günstiger<br />
Ausprägung in den Dimensionen der guten gesunden Schule<br />
- vor und nach dem Projekt ................................................ 24<br />
Abbildung 12: Zuordnung der Schulen nach Grad der<br />
Gesundheitsförderlichkeit und Qualität vor und nach dem<br />
Projekt ................................................................................ 25<br />
Abbildung 13: Entwicklung zu guten gesunden Schulen in<br />
Abhängigkeit vom Regionalindex vor und nach dem Projekt<br />
.......................................................................................... 26<br />
Abbildung 14: Stufen der Partizipation in der DAK-Initiative<br />
.......................................................................................... 28<br />
Abbildung 15: Veränderungen in der Schülerpartizipation,<br />
Differenz der Abschluss- und Eingangsbefragung, N=15<br />
Projektschulen, Jahrgang A (5./6. Klasse zu Projektbeginn),<br />
Alterseffekte wurden korrigiert ........................................... 30<br />
Abbildung 16: Auswirkungen der Schülerpartizipation auf<br />
das Erleben und Verhalten der Schüler_innen, Differenz der<br />
Abschluss- und Eingangsbefragung, N=15 Projektschulen,<br />
Jahrgang A (5./6. Klasse zu Projektbeginn), Alterseffekte<br />
wurden korrigiert ................................................................ 31<br />
Abbildung 17: Zusammenhang zwischen Verbesserungen<br />
der Lehrerpartizipation und zentralen Variablen der<br />
Schulkultur, Schulzufriedenheit und Gesundheit ................ 32<br />
Abbildung 18: Einteilung der Schulen nach dem von den<br />
Lehrkräften eingeschätzten Projekterfolg ........................... 34<br />
Abbildung 19: Ziele der Schulen und Anzahl der Nennungen<br />
.......................................................................................... 36<br />
Abbildung 20: Grad der Projektzielerreichung aus Sicht der<br />
Projektverantwortlichen ..................................................... 36<br />
Abbildung 21: Grad der Projektzielerreichung in<br />
Abhängigkeit vom Projekterfolg ......................................... 37<br />
Abbildung 22: Teilnehmerzahlen der Moderatorenschulungen<br />
.......................................................................................... 38<br />
Abbildung 23: Geplante Weiterarbeit des Steuerkreises in<br />
den Schulen (N=27 Schulen) ............................................. 38<br />
Abbildung 24: Weiterarbeit der Projektgruppen (N=27<br />
Schulen) siehe oben ........................................................... 38<br />
Abbildung 25: Übernahme von Projektzielen in das<br />
Schulprogramm (N=24 Schulen) ....................................... 39<br />
Abbildung 26: Zutrauen in die Fähigkeit zur selbstständigen<br />
Schulentwicklung (Datenquelle: Abschlussgespräche mit<br />
N=23 Schulen) .................................................................. 39<br />
Abbildung 27: Entwicklungskompetenz (N=Schulen) in<br />
Abhängigkeit von der Vorerfahrung (Datenquelle:<br />
Abschlussgespräche mit N=23 Schulen) ........................... 39<br />
<strong>Evaluationsbericht</strong> 87
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Überblick über die DAK-Initiative „Gemeinsam<br />
gesunde Schule entwickeln“ ................................................ 4<br />
Tabelle 2: Vorgängerprojekte zur DAK-Initiative „Gemeinsam<br />
gesunde Schule entwickeln“ ................................................ 4<br />
Tabelle 3: Umsetzung des Leitfadens Prävention ................. 5<br />
Tabelle 4: Überblick über durchgeführte Schulungen ........... 6<br />
Tabelle 5: Projektschulen nach Kohorten ............................ 12<br />
Tabelle 6: Übersicht über die Erhebungen .......................... 18<br />
Tabelle 7: Teilnehmerzahlen und Matchquoten der im<br />
Abschlussbericht verwendeten Stichproben ....................... 20<br />
Tabelle 8: Altersmittelwert, Altersrange und<br />
Geschlechterverteilung in der Stichprobe der<br />
Wiederholungsteilnehmer_innen zum Zeitpunkt der<br />
Eingangserhebung ............................................................. 20<br />
Tabelle 9: Beispiel für die Alterskorrektur bei Schüler_innen<br />
.......................................................................................... 21<br />
Tabelle 10: Übersicht über die genutzten Variablen zur<br />
Bestimmung des Ausprägungsgrads guter gesunder Schulen<br />
.......................................................................................... 22<br />
Tabelle 11: Minimale, maximale und durchschnittliche<br />
Ausprägung des Zustimmungswertes zum Projekterfolg auf<br />
Schulebene aggregiert ....................................................... 33<br />
Tabelle 12: Grenzwerte und Besetzung der Erfolgsgruppen 34<br />
Tabelle 13: Teilnahme an Schulungen für<br />
Steuerkreismitglieder ......................................................... 38<br />
Tabelle 14: Thematische Arbeitsschwerpunkte in den<br />
Projektgruppen / Schulen klassifiziert nach dem<br />
Rahmenmodell der guten gesunden Schule ....................... 41<br />
Tabelle 15: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich<br />
Gesundheitsverhalten der Schüler_innen ........................... 41<br />
Tabelle 16: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Arbeits- und<br />
Lernumfeld ......................................................................... 42<br />
Tabelle 17: Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Schulkultur<br />
.......................................................................................... 42<br />
Tabelle 18: Übersicht über die DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien 2009-<br />
2012 .................................................................................. 46<br />
Tabelle 19: Reichweite der DAK-<strong>Leuphana</strong>-Studien ............ 51<br />
Tabelle 20: Gesamtresonanz auf Aktivitäten der DAK-<br />
Initiative nach Jahren ........................................................ 51<br />
Tabelle 21: Variablen in der Clusteranalyse zur<br />
Lehrertypologie ................................................................... 55<br />
Tabelle 22: Beratungsempfehlungen für Schulen in<br />
Abhängigkeit vom vorherrschenden Lehrertyp .................... 58<br />
Tabelle 23: Variablen in der Clusteranalyse zur<br />
Schultypologie .................................................................... 59<br />
Tabelle 24: Projekterfolg der Schultypen ............................ 60<br />
Tabelle 25: Übersicht Schultypen mit<br />
Beratungsempfehlungen ................................................... 61<br />
Tabelle 26: Zufriedenheit mit den<br />
Projektgruppenergebnissen auf Schulebene ...................... 66<br />
88
TEAM & IMPRESSUM<br />
Autoren des <strong>Evaluationsbericht</strong>es:<br />
• Prof. Dr. Peter Paulus<br />
• Prof. Dr. Lutz Schumacher<br />
• Prof. Dr. Bernhard Sieland<br />
Unter Mitwirkung der Projektmitarbeiterinnen:<br />
• Elena Burrows<br />
• Silke Rupprecht<br />
• Katrin Schwarzenberg<br />
Ort: Lüneburg, <strong>Leuphana</strong> Universität, Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften<br />
(ZAG)<br />
2013<br />
DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“<br />
Projektträger: DAK-Gesundheit<br />
<strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg:<br />
• Verantwortliche Projektleiter<br />
o Prof. Dr. Peter Paulus<br />
o Prof. Dr. Lutz Schumacher<br />
o Prof. Dr. Bernhard Sieland<br />
• Projektteam (in wechselnder Zusammensetzung):<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Projektmanagerinnen: Silke Rupprecht, Anica Richardt (bis 2010), Elena<br />
Burrows (bis 2008)<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Elena Burrows, Ina Cramer, Anica<br />
Richardt, Silke Rupprecht, Katrin Schwarzenberg, Merle Strigl, Nadine Zeipelt<br />
Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte: Frederike Frahm, Ralph<br />
Koglin, Caroline Linke, Bettina Sievers<br />
Sekretariat: Christel Amirmontaghemi, Doreen Stahl<br />
Homepage: www.gemeinsam-gesunde-schule-entwickeln.de<br />
Kontakt: info@schulen-entwickeln.de