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Wer im Aostatal ankommen möchte, sollte gelben Markierungen folgen. Der heimliche Star des Tals ist der Fontina- Käse. Er darf nur unter speziellen Bedingungen gefertigt werden. Schön eingebettet: der Loie-See, im Hintergrund das Mont-Blanc-Massiv und Gressoney-La-Trinité, wo im Winter Ski gefahren wird (in Breul-Cervinia auch im Sommer), sind die Liftanlagen häufig auch im Sommer in Betrieb. Hier können Wanderer, aber auch Mountainbiker zu gondelgestützten Gipfelstürmen auf brechen. Einen 360-Grad- Rundum-Panoramablick genießen jene Bergsteiger, die den Mont Fallère nordwestlich von Aosta erklimmen: Von dem 3090 Meter hohen Berg kann man die Parade sämtlicher Viertausender im Norden, Westen und Süden abnehmen. Dass das Besteigen hoher Berggipfel hungrig macht, muss man keinem Wanderer erklären. Die deftige Küche des Aostatals kann indes auch den großen Hunger sehr müder Bergsteiger stillen. Speck und Schinken spielen eine gewichtige Rolle. Der »Lard d’Arnad«, ein mehrere Monate gereifter, fast weißer Schweinespeck, und der »Jambon de Bosses«, ein Schinken aus Saint-Rhémy-en- Bosses im Großen-Sankt-Bernhard-Tal, werden mit Bergkräutern gewürzt und tragen das Siegel DOP (Denominazione di Origine Protetta). Die Mocetta dagegen ist ein mageres, luftgetrocknetes Rindfleisch, das besonders lange haltbar ist. Früher wurde die Mocetta auch aus Gämsen- fleisch hergestellt. Und sogar DOC-Qualitätswein (Denominazione di Origine Controllata) wird im Aostatal angebaut. Der »Enfer d’Arvier« beispielsweise ist ein eleganter, samtiger Rotwein, der überwiegend aus der Reb- Ziel erreicht: Aus der Schweiz führt der Große Walserweg ins Aostatal. Auch außerhalb des Tals bekannt: Fontina-Käse aus roher Kuhmilch 6 Bergsteiger extra
info Hoch über dem Aosta-Tal Fotos: Camisasca, Marco Spataro, Enrico Romanzi, Tina Warte, Fremdenverkehrsamt Aostatal sorte »Petit Rouge« hergestellt wird. Die Trauben reifen auf den Hängen rund um Arvier auf rund 1000 Metern. Und den trockenen »Nus Rouge« wusste angeblich schon Pontius Pilatus zu schätzen. Der heimliche Star aber ist der »Fontina«: Er ist auch außerhalb des Tals berühmt. Hier oben, am Ende des Valpelline-Tals in Bionaz, produzieren Chantal und Leo Bétemps auf ihrem Hof den würzigen Käse aus roher Kuhmilch mit der geschützten Ursprungsbezeichnung DOP. Das heißt, dass Fontina nur im Aostatal unter ganz bestimmten Bedingungen gefertigt werden darf. Der kleine Familienbetrieb der Bétemps beherrscht dies wie kaum ein zweiter: Für seinen zart schmelzenden, goldgelb leuchtenden Käse hat das Ehepaar schon viele Auszeichnungen bekommen. In den Sommermonaten lebt die fünfköpfige Familie mit Kühen und Ziegen auf der Alm in gut 2000 Metern Höhe. »Wir melken zweimal täglich«, sagt Chantal Bétemps, »anschließend machen wir den Fontina.« Im kühlen Keller reifen die Acht-Kilo-Laibe. Anfangs werden sie jeden Tag mit Salzlake abgewaschen, später noch zweimal die Woche. Die Produktion von Käse ist sehr aufwendig, doch Chantal Bétemps sagt, sie könne sich kein anderes Leben vorstellen. Und Gourmets und hungrige Bergsteiger können dankbar sein, dass es Menschen wie Chantal und Leo gibt. ◀ Man braucht ziemlich viel Zeit, vor allem aber braucht man ordentlich Kondition und Muskeln in den Beinen: Wer sich das komplette Aostatal auf den Höhenwegen Nr. 1 und 2 erwandern will, der schafft das nicht in einer Woche und auch nicht in zweien. Aus 17 Etappen besteht der Höhenweg 1, der »Weg der Riesen«, der sich von Donnas über Gressoney-St.-Jean und Ollomont nach Courmayeur schlängelt. Der Höhenweg 2, der als »Weg der Naturschönheiten« bezeichnet wird und von Courmayeur im Süden über La Thuile, Cogne und Champorcher nach Donnas verläuft, hat weitere 14 Etappen. Insgesamt dauert es also viereinhalb Wochen, das Aostatal im Schatten der faszinierenden Viertausender wie Mont Blanc, Monte Rosa oder Matterhorn einmal zu umrunden – ohne Rasttag. 330 Kilometer sind die beiden Höhenwege insgesamt lang, meist verlaufen sie in einer Höhe von 2000 bis 3000 Metern, in Ausnahmen windet sich der Weg sogar auf 3300 Meter hoch. Dabei überwinden sie insgesamt rund 24 000 Höhenmeter in alpiner Landschaft, durchmessen wilde Naturparks mit seltener Tier- und Pflanzenwelt und führen vorbei an pittoresken Dörfern und historischen Berghütten. Begehbar ist die Strecke nur in der warmen Jahreszeit, abhängig von der Witterung. Weniger geübte Wanderer sollten sich zunächst Einzeletappen vornehmen. Einmal im Jahr indes folgt den auffälligen gelben Dreiecksmarkierungen eilig eine Schar Menschen, die keinen Blick für die Naturschönheiten und faszinierenden Bergkulissen der Gegend hat. Beim Ultra-Berglauf »Tor des Géants« (www.tordesgeants. it/de, 8. bis 15. 9. 2013) bleiben den 550 Teilnehmern maximal 150 Stunden Zeit, um sämtliche Etappen der Runde zu absolvieren. Der Sieger benötigte 2012 gerade mal die Hälfte dieser Zeit: Er kam schon nach 75 Stunden ins Ziel. Bergsteiger extra 7
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