Kritik an Bio-Eier-Produzent reißt nicht ab Bericht: Knud ... - MDR
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<strong>Kritik</strong> <strong>an</strong> <strong>Bio</strong>-<strong>Eier</strong>-<strong>Produzent</strong> <strong>reißt</strong> <strong>nicht</strong> <strong>ab</strong> | M<strong>an</strong>uskript<br />
1<br />
<strong>Kritik</strong> <strong>an</strong> <strong>Bio</strong>-<strong>Eier</strong>-<strong>Produzent</strong> <strong>reißt</strong> <strong>nicht</strong> <strong>ab</strong><br />
<strong>Bericht</strong>: <strong>Knud</strong> Vetten<br />
Auslöser sind diese extremen Bilder aus einem <strong>Bio</strong>-Betrieb. Die Aufnahmen von<br />
Tierschützern zeigen Zustände beim größten deutschen <strong>Bio</strong>-<strong>Eier</strong>-<strong>Produzent</strong>en im<br />
niedersächsischen Bassum: der Firma Wiesengold L<strong>an</strong>dei, Geschäftsführer: Heinrich<br />
Tiem<strong>an</strong>n.<br />
Doch der Sk<strong>an</strong>dal ist größer, als bisher bek<strong>an</strong>nt. Das belegen unsere neuen Recherchen.<br />
Fahrt zum Verb<strong>an</strong>d Naturl<strong>an</strong>d, in dem der <strong>Bio</strong>-Betrieb von Heinrich Tiem<strong>an</strong>n zum Zeitpunkt<br />
des FAKT-Beitrags Mitglied ist. Immer wieder wurden ähnliche Missstände von Teilen der<br />
<strong>Bio</strong>-Br<strong>an</strong>che geleugnet, bagatellisiert oder einfach ignoriert. Geschäftsführer Steffen Reese<br />
erklärt sich zum Interview bereit:<br />
Steffen Reese, Naturl<strong>an</strong>d:<br />
"Das h<strong>ab</strong>e ich mir <strong>nicht</strong> vorstellen können, dass eine solche Missachtung von Tierwohl auf<br />
einem Naturl<strong>an</strong>dbetrieb stattfindet. Um das klar zu sagen, die Bilder, die wir da gesehen<br />
h<strong>ab</strong>en, sind vollständig inakzept<strong>ab</strong>el. Sie h<strong>ab</strong>en auf einem Naturl<strong>an</strong>dbetrieb oder<br />
Ökobetrieb nix zu suchen."<br />
Was zu den katastrophalen Zuständen geführt hat, erklärte Wiesengold L<strong>an</strong>dei öffentlich in<br />
einer Stellungnahme mit einer Erkr<strong>an</strong>kung, nämlich Rotlauf. Damit hätten sich die<br />
Legehennen infiziert, deswegen seien die Tiere kurz nach den Aufnahmen geschlachtet<br />
worden. M<strong>an</strong> bedauere, dass die Tiere so gehalten wurden. Beim zuständigen L<strong>an</strong>drat und<br />
einem Amtsveterinär gibt es allerdings Zweifel <strong>an</strong> der Rotlauf-Erklärung, denn als die<br />
Veterinäre die Tiere Ende Oktober im Schlachthof begutachteten, stellten sie keine Infektion<br />
fest.<br />
Thorsten Abeling, Veterinäramt Diepholz:<br />
"Dort g<strong>ab</strong> es keine Anzeichen oder Auffälligkeiten, dass m<strong>an</strong> hätte sagen können, da ist ein<br />
Infekt gewesen, sonstige Erkr<strong>an</strong>kung. Und schon gar <strong>nicht</strong> Rotlauf."<br />
Demzufolge war die Erklärung des Unternehmens, warum die Hennen auf den Bildern der<br />
Tierschützer so elend aussahen, schlicht falsch. Die Kr<strong>an</strong>kheit Rotlauf reicht als Begründung<br />
demnach <strong>nicht</strong> aus.<br />
Hinweis: Dieses M<strong>an</strong>uskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers<br />
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
<strong>Kritik</strong> <strong>an</strong> <strong>Bio</strong>-<strong>Eier</strong>-<strong>Produzent</strong> <strong>reißt</strong> <strong>nicht</strong> <strong>ab</strong> | M<strong>an</strong>uskript<br />
2<br />
Steffen Reese, Naturl<strong>an</strong>d:<br />
"Das klärt aus unserer Sicht <strong>nicht</strong>, warum das Tierwohl so in Mitleidenschaft gezogen<br />
worden ist. Uns ist kommuniziert worden, dass die Tiere schon mit der Aufstallung in<br />
einem schwierigen Zust<strong>an</strong>d waren."<br />
Demnach hatten die Tiere also von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> ein Problem. Später war in den Ställen <strong>nicht</strong>s<br />
mehr zu retten, erklärt uns der Agrarbiologe Clemens Arvay. Er recherchiert seit Jahren in<br />
der <strong>Bio</strong>-Br<strong>an</strong>che und hat Heinrich Tiem<strong>an</strong>n im September verg<strong>an</strong>genen Jahres besucht, also<br />
einen Monat vor den Aufnahmen der Tierschützer. Der Betreiber h<strong>ab</strong>e ihm zunächst seine<br />
Musterherde gezeigt. Doch Clemens Arvay best<strong>an</strong>d darauf, auch diese Anlagen zu sehen und<br />
war schockiert von den Missständen.<br />
Clemens G. Arvay, <strong>Bio</strong>-Experte:<br />
"M<strong>an</strong> muss auch dazu sagen, dass diese Zustände, die ich hier dokumentiert h<strong>ab</strong>e, schon<br />
länger in der Verg<strong>an</strong>genheit begonnen h<strong>ab</strong>en müssen, weil die Tiere sind ja bereits in<br />
einem hochdesolaten Zust<strong>an</strong>d. Die h<strong>ab</strong>en ja bereits eine l<strong>an</strong>ge Kr<strong>an</strong>kheitsgeschichte hinter<br />
sich. Ich würde sagen, das ist Tierquälerei pur, hat mit ökologischer L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />
überhaupt <strong>nicht</strong>s zu tun."<br />
Was <strong>ab</strong>er passierte mit den <strong>Eier</strong>n der geschundenen Kreaturen? Verbraucher, die <strong>Bio</strong>-<br />
Produkte kaufen, bringen ihr Frühstücksei mit solchen Zuständen sicher <strong>nicht</strong> in Verbindung.<br />
In der Stellungnahme des Tiem<strong>an</strong>n-Unternehmens heißt es Ende November:<br />
"Auch befinden sich keine <strong>Eier</strong> dieser Tiere mehr im H<strong>an</strong>del."<br />
Reine Augenwischerei, denn einen Monat nach der Schlachtung wären auch bei normalen<br />
Tieren die <strong>Eier</strong> längst verkauft gewesen. Entscheidend ist, wie l<strong>an</strong>ge noch produziert und<br />
verkauft wurde.<br />
Thorsten Abeling, Veterinäramt:<br />
"Meiner Kenntnis nach hat es bis zur Ausstallung die <strong>Eier</strong>produktion dort gegeben. Mir ist<br />
<strong>nicht</strong> bek<strong>an</strong>nt, dass es zwischenzeitlich irgendwelche Einstellungen geben hat. Darüber<br />
hinaus ist eine Vermarktung der <strong>Eier</strong> auch erfolgt."<br />
"Bis zum Schluss?"<br />
"Bis zum Schluss."<br />
"Das heißt, die Verbraucher h<strong>ab</strong>en diese <strong>Eier</strong> von diesen Tieren bekommen?"<br />
"Da gehe ich davon aus."<br />
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3<br />
Cord Bockhop, L<strong>an</strong>drat Diepholz:<br />
"Als Behörde müssen wir Recht und Gesetz <strong>an</strong>wenden und wenn die Voraussetzungen<br />
vorliegen, d<strong>an</strong>n ist eben auch das Lebensmittel weiter in Verkehr zu bringen, auch wenn<br />
die Produktionsumstände in diesen Einzelfällen wahrlich <strong>nicht</strong> schön waren"<br />
Ein Abnehmer der <strong>Eier</strong> war EDEKA. Ein Interview bekommen wir <strong>nicht</strong>. Schriftlich erklärt das<br />
Unternehmen, es h<strong>ab</strong>e keine Sperrung der Herde gegeben und somit sei der Vertrieb in<br />
Ordnung gewesen. Von Bedauern oder von Konsequenzen ist keine Rede. Was aus dem<br />
Fleisch der Tiere tatsächlich wurde, ist bis heute der Öffentlichkeit <strong>nicht</strong> bek<strong>an</strong>nt.<br />
Doch die FAKT-<strong>Bericht</strong>erstattung hat nun offenbar etwas Grundsätzliches in der Br<strong>an</strong>che<br />
<strong>an</strong>gestoßen. Der <strong>Bio</strong>verb<strong>an</strong>d Naturl<strong>an</strong>d kündigt eine Aufarbeitung der aufgedeckten<br />
Missstände <strong>an</strong>.<br />
Steffen Reese, Naturl<strong>an</strong>d:<br />
"Wir h<strong>ab</strong>en eine bestehende Checkliste für Tierwohl noch mal überarbeitet. Es ist<br />
umgehend die Naturl<strong>an</strong>d-Fachberatung auf sämtliche Betriebe gefahren über 3.000<br />
Legehennen. Das erfolgt aktuell, wie wir jetzt auch eine Schwachstellen<strong>an</strong>alyse<br />
grundsätzlich durchführen und wir werden d<strong>an</strong>n sehen, was für weitere Konsequenzen zu<br />
ziehen sind."<br />
Übrigens: Der Betrieb in Bassum hat bei Naturl<strong>an</strong>d seine Mitgliedschaft gekündigt. Die<br />
Staats<strong>an</strong>waltschaft ermittelt wegen des FAKT-<strong>Bericht</strong>es inzwischen gegen das Unternehmen.<br />
Verdacht: unter <strong>an</strong>derem Verstoß gegen den Tierschutz. Wie beim letzten <strong>Bericht</strong> h<strong>ab</strong>en wir<br />
Heinrich Tiem<strong>an</strong>n erneut nach einem Interview gefragt - er hielt es <strong>nicht</strong> für nötig zu<br />
<strong>an</strong>tworten.<br />
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