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Montag, 20. Januar 2014<br />
4. Programmwoche | 18.01.2014 bis 24.01.2014 <strong>MDR</strong> FIGARO<br />
Frauen treten in sein Leben und verschwinden, nicht rasch genug. Er wird<br />
Vater. Mehrere Umzüge sind zu stemmen. 1971 stirbt in Sangerhausen der<br />
Vater nach längerer Krankheit. Danach scheint die Verbindung zur Mutter<br />
etwas einfacher und noch enger zu werden. 1976 verlässt Schleef die DDR -<br />
mit tiefgreifenden Folgen auch für die Verbindung zu Gertrud, die im<br />
ferngerückten Osten zurückbleibt, während der Sohn bald darauf dieses<br />
Entfernen in einem Gewalt- und Geniestreich kassiert, indem er selber<br />
Gertrud wird, um "Gertrud", einen der bedeutendsten deutsch-deutschen<br />
Romane, zu schreiben<br />
Gertrud Schleef, geb. Hoffmann, 1908 als siebentes Kind einer<br />
Proletarierfamilie in Sangerhausen geboren, Deutsche Jugendmeisterin im<br />
100m-Lauf, Näherin, Heirat mit dem aus Frankfurt am Main stammenden<br />
Architekten Wilhelm Schleef, zwei Söhne, Hans-Reiner (*1937) und Einar<br />
(*1944), beide Flucht in den Westen, Witwe seit 1971, allein lebend bis zu<br />
ihrem Tod 1993.<br />
Einar Schleef, 1944 in Sangerhausen geboren, erkrankte als Schulkind an<br />
TBC, musste ins Kinderheim Frankenhausen und die 7. Klasse wiederholen,<br />
1958 Konfirmation, 1959 Jugendweihe, erlitt 1960 einen schweren<br />
Eisenbahnunfall mit der Folge einer lebenslangen Sprachstörung, ab 1963<br />
mit Unterbrechung Studium Malerei und Bühnenbild. 1971-1973<br />
Meisterschüler bei Karl von Appen an der Akademie der Künste. Zusammen<br />
mit B.K. Tragelehn Regie zu verschiedenen Inszenierungen am Berliner<br />
Ensemble. 1975 Absetzung der Strindberg-Inszenierung "Fräulein Julie".<br />
1976 Übersiedlung in die BRD. Arbeitete und lebte als Autor, Maler und<br />
Fotograf in Frankfurt am Main und Berlin (West). Er schrieb mehrere<br />
Theaterstücke, Hörspiele und Romane, führte aber auch Regie, nach der<br />
Maueröffnung wieder am Berliner Ensemble, etwa bei Rolf Hochhuths<br />
"Wessis in Weimar". 2001 stirbt Einar Schleef in Berlin. Der Bühnentext<br />
"Totentrompeten" aus Motiven seines Romans "Gertrud" (1980/84) wurde<br />
1995 vom <strong>MDR</strong> als Hörspiel produziert.<br />
Jutta Hoffmann, 1941 in Halle geboren, spielte in der legendären<br />
Inszenierung von "Fräulein Julie" am Berliner Ensemble 1975 die Titelrolle<br />
und 1990 wieder am BE in Schleefs Version von "Herr Puntila und sein<br />
Knecht Matti". Für ihre darstellerische Leistung in Schleefs letzter<br />
Inszenierung "Verratenes Volk" 2000 am Deutschen Theater in Berlin erhielt<br />
sie den "Kritikerpreis" der Berliner Zeitung.<br />
Thomas Thieme, 1948 in Weimar geboren, erlebte Einar Schleef bereits an<br />
Schauspielschule in Ost-Berlin und wirkte in mehreren Schleef-<br />
Inszenierungen während dessen Zeit am Schauspiel in Frankfurt am Main<br />
(1985-90) mit - so z.B. in Schleefs "Mütter" und Feuchtwangers<br />
"Neunzehnhundertachtzehn".<br />
Regie: Matthias Thalheim<br />
Bearbeitung: Matthias Thalheim<br />
Produktion: <strong>MDR</strong> 2009<br />
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