10 Jahre „neusässer“ - MH Bayern
10 Jahre „neusässer“ - MH Bayern
10 Jahre „neusässer“ - MH Bayern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Stadtleben<br />
Hexen, Lausbuben und die Leiden der Bürokratie<br />
LiteraTour: Neusäß veranstaltete erste literarische Tour mit 300 begeisterten Zuhörern<br />
Bürgerreporterin<br />
Sonja Hefele: Neusäß<br />
erlebte die erste<br />
Literatur-Tour,<br />
und diese Litera-<br />
Tour wurde von den ca. 300 Zuhörern<br />
hochgelobt. Dass der eine<br />
oder andere Schwierigkeiten hatte,<br />
die Waldhütte in Hainhofen<br />
zu finden, ist bedauerlich. Aber<br />
die Organisatorin lernt immer<br />
gern dazu. Sollte wieder eine LiteraTour<br />
stattfinden, so wird sie<br />
dafür sorgen, dass alle Leseorte<br />
leicht zu finden sein werden.<br />
Momentaufnahmen zur<br />
LiteraTour<br />
Mit hochrotem Kopf kämpft sich<br />
eine Radlerin den langansteigenden<br />
Panoramaweg in Hainhofen<br />
empor zur Waldhütte, wo<br />
Getrud Bauer mit den beiden Kinder<br />
Lena Blümelhuber und Paul<br />
Glas im (un)heimelig beleuchteten<br />
„Hexenhaus“ alle halbe<br />
Stunde das Grimm‘sche Märchen<br />
„Hänsel und Gretel“ vorlesen. Sie<br />
kommt gerade recht zur 18-Uhr-<br />
Lesung. Eine Gruppe von Zuhören,<br />
die teilweise mit einem der<br />
beiden im Rundkurs fahrenden<br />
ACO-Neunsitzern hinaufgebracht<br />
wurde, wartet schon. Aufmerksam<br />
taucht das Publikum ins<br />
grausige Geschehen ein. Nachdem<br />
die Hexe im Ofen verbrannt<br />
ist, begibt sich die Gruppe zum<br />
nächsten individuellen Leseort<br />
8 | Stadtleben<br />
– per pedes, per Velo oder mit<br />
einem der ACO-Busse.<br />
Lukas Jonathan Brügmann alias<br />
Goethes Zauberlehrling ist nicht<br />
zu sehen. Außer den schottischen<br />
Hochlandrindern, die großes<br />
Interesse an dem nachmittäglichen<br />
Spektakel haben, finden<br />
sich immer mehr Zuschauer am<br />
Wasserhaus beim Kneippbecken<br />
in Täfertingen ein. Die Spannung<br />
steigt. Die szenische Darbietung<br />
ist erstklassig, auch wenn nach<br />
15 Minuten alles vorbei ist. Das<br />
Publikum klatscht begeistert und<br />
sucht sich den Weg zum nächsten<br />
Ort. Der Schauspieler hat<br />
nun eine Viertelstunde Zeit, sich<br />
für den nächsten Auftritt vorzubereiten.<br />
Brechts „Leben des Galilei“ wird<br />
im Eingangsbereich von Schloss<br />
Hammel vorgestellt. Die beiden<br />
Schauspieler Svenja Schulmeister<br />
und Werner Härle entführen<br />
ihr Publikum in die Welt der wissenschaftlichen<br />
Entdeckungen<br />
im Zwiespalt mit der damaligen<br />
Kirche.<br />
In der Dienststelle des ACO geht<br />
es ganz gemütlich zu. In einem<br />
Ledersessel sitzt Barbara Oswald<br />
und liest aus Ludwig Thomas<br />
„Lausbubengeschichten“ die Episode<br />
des vornehmen Knaben vor.<br />
Um sie herum lauschen, bequem<br />
sitzend, die Zuhörer. Herzhaftes<br />
Lachen unterbricht immer wieder<br />
die wunderbar gelesene Geschichte.<br />
Kaum zu bändigen ist der Ansturm<br />
im Rathaus. Die ersten drei<br />
Lesungen bestreitet mit Bravour<br />
der Bürgermeister höchstpersönlich,<br />
danach wird die Geschichte<br />
des Buchbinders Wanninger<br />
von Wolfgang Hugo Ritter gelesen.<br />
An diesem Ort hat es das<br />
geneigte Publikum nicht leicht.<br />
Am eigenen Leibe erfährt es die<br />
Leiden des armen Buchbinders,<br />
der bürokratische Hürden zu<br />
überwinden hat. Ins Dienstzimmer<br />
des Bürgermeisters schafft<br />
es nur, wer einen in der richtigen<br />
Farbe abgestempelten Berechtigungsschein<br />
vorweisen kann.<br />
Dass dieser nicht einfach zu bekommen<br />
ist, dafür sorgen mit<br />
diebischem Vergnügen Susanne<br />
Holl, Carola Nagel und Marianne<br />
Petermann.<br />
In der Alten Schule von<br />
Schlipsheim werden die Besucher<br />
von Pünktchen (Anne Fischer)<br />
und dem Erzähler Bernhard Vogt<br />
begrüßt. In Emil Kästners „Pünktchen<br />
und Anton“ geht es nicht um<br />
Streiche, sondern um Klassenunterschiede.<br />
Die Ratschläge, die zu<br />
hören sind, könnten Eltern, Lehrer<br />
und Schüler von heute auch<br />
noch beherzigen.<br />
Feurig geht‘s zu in der Feuer-<br />
wehrwache Neusäß. Paul Fischer<br />
und Mahir Turkmen bieten den<br />
Gästen eine glänzende Vorstellung.<br />
Die schauspielerische Leistung<br />
der beiden Protagonisten<br />
ist hervorzuheben. Passend zum<br />
Ambiente wird ein Ausschnitt<br />
aus „Biedermann und die Brandstifter“<br />
von Max Frisch dargeboten.<br />
Zahlreiche Helfer<br />
Für die Zusammenstellung der<br />
Texte zeichnet die Leiterin der<br />
Schauspielgruppe Neusäß, Sigrid<br />
Ihlenfeld, verantwortlich. „Es war<br />
eine Mordsarbeit, die aber auch<br />
Spaß machte“ – so ihr Resümee.<br />
Nicht vergessen darf man auch<br />
die vielen ehrenamtlichen Helfer,<br />
ohne die eine solche Veranstaltung<br />
nicht möglich gewesen<br />
wäre. Dank gebührt den beiden<br />
Fahren Markus Eher und Tobias<br />
Gus vom ACO-Verein, den Vorstandsmitgliedern<br />
des Fördervereins<br />
Freiwilligen Zentrum und<br />
Mitarbeitern des FuN, der Freiwilligen<br />
Feuerwehr in Neusäß<br />
und Schlipsheim sowie nichtorganisierten<br />
freiwilligen Helfern.<br />
Last but not least gebührt allen<br />
Dank, die uns die Leseorte<br />
zur Verfügung gestellt bzw. den<br />
Zutritt ermöglicht haben. Zum<br />
Beitrag: http://www.myheimat.<br />
de/2550840/