Stimmen des Mittelstandes - Mittelstands- und ...
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<strong>Stimmen</strong> aus Europa<br />
Europa für globalen<br />
Wettbewerb fit machen<br />
Interview mit Günther H. Oettinger, EU-Kommissar für Energie<br />
Guten Tag Herr Oettinger. Wir erwischen<br />
Sie ja in Ihrer Präsenzwoche<br />
oder auch „Sommerpermanence“ in<br />
Brüssel. Wie darf man sich den Alltag<br />
<strong>des</strong> EU-Kommissars vorstellen?<br />
Der Mittwoch einer Arbeitswoche ist<br />
immer im Ablauf gleich. Wir haben um<br />
neun Uhr die wöchentliche Sitzung<br />
der Kommissionen, davor Büroarbeit<br />
oder vorbereitende Gespräche. Die<br />
Sitzung geht dann bis circa 14 Uhr, bei<br />
der alle Kommissionsmitglieder anwesend<br />
sind. Den Rest <strong>des</strong> Tages kann<br />
man dann für bilaterale Besprechungen<br />
nutzen, um Gesprächspartner zu<br />
empfangen oder für Empfänge, Konferenzen<br />
<strong>und</strong> dienstliche Aben<strong>des</strong>sen.<br />
Man trifft sich an diesem Tag<br />
hauptsächlich mit unterschiedlichsten<br />
Verbänden, nationalen Abgeordneten<br />
oder Regierungsvertretern der Mitgliedsstaaten<br />
– darunter natürlich<br />
auch Vertreter deutscher Bun<strong>des</strong>länder.<br />
Die anderen Arbeitstage sind sehr unterschiedlich.<br />
Für mich stehen viele<br />
Dienstreisen in europäische Hauptstädte<br />
oder Großstädte auf dem Programm<br />
<strong>und</strong> auch vermehrt in die Länder<br />
<strong>und</strong> Regionen, die uns mit Gas <strong>und</strong><br />
Öl beliefern. Das wären Russland, Algerien,<br />
Norwegen, der Mittlere Osten,<br />
der Kaspische Raum. Dazu kommen<br />
noch solche, mit denen wir intensive<br />
Forschungspartnerschaften pflegen<br />
wie China, Japan, Korea <strong>und</strong> die USA.<br />
Alles in allem kann man sagen, dass<br />
meine Arbeitszeit zwischen Montag<br />
<strong>und</strong> Freitag insgesamt arbeitsintensiver<br />
ist als früher als Ministerpräsident.<br />
Aber der Sonntag ist frei, was natürlich<br />
sehr angenehm ist. Somit kann ich<br />
diese Tage nutzen, um auch einmal in<br />
aller Ruhe die Annehmlichkeiten von<br />
Brüssel oder auch Stuttgart nutzen zu<br />
können. Das schließt zwar immer auch<br />
ein wenig Büroarbeit mit ein, aber<br />
man kann schon eher die sonntägliche<br />
Freizeit genießen als früher.<br />
Vermissen Sie die Aufgaben <strong>des</strong> Ministerpräsidenten?<br />
Ich war sehr gerne in Baden-Württemberg<br />
in jeder Funktion tätig – sei es als<br />
Lan<strong>des</strong>vorsitzender der Jungen Union,<br />
als Abgeordneter <strong>des</strong> Landtages, als<br />
Fraktionschef <strong>und</strong> natürlich als Ministerpräsident.<br />
Aber ich trauere keiner<br />
Aufgabe nach. Ich bin gerne freiwillig<br />
<strong>und</strong> aus freien Stücken nach Brüssel<br />
gegangen <strong>und</strong> habe das nie bereut. Ich<br />
fühle mich hier sehr wohl. Trotzdem<br />
bleibt Baden-Württemberg natürlich<br />
meine Heimat <strong>und</strong> die CDU für mich<br />
die Partei, in der ich groß geworden<br />
bin <strong>und</strong> in der ich auch heute noch viele<br />
gute politische <strong>und</strong> einige persönliche<br />
Fre<strong>und</strong>e habe.<br />
Nach den Sommerferien läuft die<br />
heiße Phase <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tagswahlkampfes<br />
an, doch die Wähler stehen<br />
der Energiewende sehr kritisch gegenüber.<br />
Jahrzehntelang wurde sie<br />
uns als eine nationale Kernaufgabe<br />
verkauft, nun wird sie zum europäischen<br />
Anliegen. Welche Veränderungen<br />
sind damit verb<strong>und</strong>en? Und welche<br />
Vorteile bzw. auch Risiken folgen<br />
aus diesem Wandel?<br />
10 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013