Stimmen des Mittelstandes - Mittelstands- und ...

Stimmen des Mittelstandes
MIT Tübingen:
Handel hat Zukunft – Plädoyer
für inhabergeführte Geschäfte
Über Herausforderungen für den inhabergeführten Einzelhandel im Internet-Zeitalter
sprach der Rottenburger Unternehmer und HGV-Vertreter
Dieter Zeiher bei der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung unlängst im
Tübinger „Casino“.
In ihrem Erscheinungsbild gleichten sich die Innenstädte
bezüglich Einzelhandel und Gastronomie durch die Ausbreitung
von Filialketten wie Deichmann, Douglas oder Mc-
Donalds einander immer mehr an, so Zeiher. Sie würden dadurch
immer austauschbarer und verlören an Individualität.
Deshalb sieht Zeiher, selbst Inhaber dreier Rottenburger
Optikergeschäfte, es als Aufgabe der örtlichen Einzelhändler
an, mit dem zu überzeugen, was ihre Stärken sind: Individualität
und persönliche Ansprache der häufig langjährigen
Kunden. Nicht ohne Grund besäßen die inhabergeführten
Geschäfte, die ihre Kundschaft noch mit Namen kennen,
das Vertrauen ihrer Kunden. Dies sei allerdings kein Anlass,
sich zurückzulehnen. Der Kunde müsse immer wieder aufs
Neue „erobert“ werden. Insbesondere die Beratung müsse
so gut sein, dass der Kunde wisse,
wofür er bezahle. „Nur im Zusammenschluss,
zum Beispiel als HGV, können
wir es in Zusammenarbeit mit der
Stadt hinbekommen“, sagte Zeiher,
der nicht nur Mitglied, sondern auch
Sprecher für den Einzelhandelsbereich
beim Rottenburger HGV ist.
Der örtliche Einzelhandel ist aber
auch auf die Sensibilität der Stadtverwaltung
angewiesen, sagte Zeiher –
etwa, wenn es darum geht, dass sich in
Gewerbegebieten keine Geschäfte mit innenstadtrelevantem
Sortiment ansiedeln. Anderenfalls würde die Stadt ausbluten.
Der zweite direkte Gegner der örtlichen Einzelhändler, neben
den Einzelhandelsketten, ist für Zeiher das Internet:
„Nirgends herrscht eine solche Preistransparenz und Produktvielfalt
wie im World Wide Web“. Allerdings seien Kunden
bei einer Vielzahl von Produkten darauf angewiesen,
beraten zu werden, weil ohne eine gute Beratung eine richtige
Kaufentscheidung gar nicht gefällt werden könne. Die
gute Beratung aber sei eine Stärke vor allem der inhabergeführten
Einzelhandelsgeschäfte.
Zeihers Fazit: Der örtliche Einzelhandel hat eine Zukunft,
muss sich aber stärker als bisher an den Kunden orientieren.
Dazu gehörten gut geschulte, motivierte Mitarbeiter ebenso
wie am Bedarf der Kunden ausgerichtete Sortimente –
sowie ein besonderes Einkaufserlebnis: „Das kann das Internet
nicht bieten, geschweige denn ein Kaufhaus oder Filialist“.
Die Mittelstandsvereinigung wählte außerhalb der öffentlichen
Veranstaltung schließlich noch einen Teil ihres Kreisvorstandes
neu. Als MIT-Kreisvorsitzender wurde Jost Brimo,
als stellvertretender Kreisvorsitzender Joachim Braun
und als Schatzmeister Dr. Hans-Jürgen Hoheisel wieder gewählt.
Gisela Raasch, die bereits bisher dem MIT-Kreisvorstand
angehörte, wechselte in das Amt einer stellvertretenden
Kreisvorsitzenden. Jost Brimo, MIT-Kreisvorsitzender
38 WIRTSCHAFTSFORUM 09/2013