Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen - Money Trend
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<strong>Ungewöhnliche</strong> <strong>und</strong> <strong>irreguläre</strong> <strong>Römermünzen</strong> · 17. Teil: Constantinische Zeit (II)<br />
wiedergegeben <strong>und</strong> jener Drache durch die Vorsehung des<br />
höchsten Gottes <strong>und</strong> meine Mitwirkung aus der Leitung der<br />
öffentlichen Angelegenheiten vertrieben“. Er kann kaum jemand<br />
andern gemeint haben als Licinius I., den Mitkaiser (<strong>und</strong><br />
Schwager, der sich nach dem Bürgerkrieg von 324 ergeben hatte,<br />
dem Schonung versprochen, der aber dann nach (angeblicher?)<br />
Konspiration mit den Goten 325 hingerichtet worden<br />
war. (Ob man das Chi-Rho-Monogramm allgemein verstanden<br />
hat? Es ist hier Schutzzeichen gegen die „böse Schlange“ <strong>und</strong><br />
war auch auf Helm <strong>und</strong> Schild ein Schutzmittel. Schwer verständliche<br />
Schutzzeichen wurden bei vielen Gelegenheiten gebraucht.)<br />
Als im Jahr 326 auch der Kronprinz Crispus <strong>und</strong> die<br />
Kaisergattin Fausta in den Strudel von Verdächtigung, Verrat<br />
<strong>und</strong> Verurteilung hineingezogen <strong>und</strong> umgebracht worden waren,<br />
dürfte die seltsame Botschaft der Münze im Volk auf negative<br />
Resonanz gestoßen sein. Von dem Drachentöter-Typ konnte<br />
Bruun jedenfalls nur 3 Exemplare finden, gegen 136 vom<br />
gleichzeitigen Typ CONSTANTINIANA DAFNE <strong>und</strong> 72 von<br />
GLORIA ROMANORVM (Arctos 1962 S. 22).<br />
Es gibt aus der Zeit einige interessante Stücke, die zeigen,<br />
wie auch Graveure außerhalb der regulären Münzstätten den<br />
Kaiser die Seinen gesehen haben. Die Münze Abb. 27 hat im<br />
Abschnitt, soviel man sieht, P AR, sie scheint nach einem Vorbild<br />
von Arles geschnitten, wo es ähnliche Stücke mit P A Mondsichel<br />
RL gibt. Av.: CONSTAN-TINVS AV, Büste mit Lorbeer<br />
nach rechts. Revers: VIRTV-S AVGG, Tor mit 2 Türmen <strong>und</strong><br />
darüber Stern. In Arles wäre zu der Inschrift ein Tor mit 4 Türmen<br />
<strong>und</strong> mit Türen zu erwarten. Es könnte eine Prägung sein,<br />
die die Lücke zu füllen hatte, die es für die Versorgung mit<br />
Kleingeld nach der Schließung von London <strong>und</strong> Lyon gab (cf.<br />
RIC VII, 160f). Bei Abb. 28 (aus dem gleichen F<strong>und</strong> wie das<br />
vorige Stück) ist im Abschnitt zu lesen R Q, aber dem Typ nach<br />
gehört das Stück auch eher nach Arles. Avers: CONSTANTIN-<br />
VS IVN NOB C, drapierte <strong>und</strong> gepanzerte Büste mit Lorbeer<br />
nach links. Revers: VIRTVS - CAESS, Tor mit 4 Türmen <strong>und</strong><br />
geöffneten Türen <strong>und</strong> Stern. Etwas abgegriffen, also längere<br />
Zeit umgelaufen ist die hybride Prägung Abb. 29: CONSTAN-<br />
TINVS AVG, Büste mit Lorbeer nach rechts. Rv.: PROVIDEN-<br />
TIAE CAESS, Lagertor mit 2 Türmen <strong>und</strong> Stern. Im Abschnitt<br />
P TR Punkt in Mondsichel. Die Stempel könnten dem Stil nach<br />
aus Trier sein. Abb. 30: CONSTAN –TINVS AVG, Büste mit<br />
Lorbeer nach rechts. Rv.: PROVIDEN-TIAE AVCC, Lagertor<br />
wie vorher, aber die oberste Steinreihe mit Punkten. Unten: S<br />
TRE. Das Portrait kann nicht vom regulären Graveur sein.<br />
Abb. 31. CONSTAN-TINVS AVG, Kaiser mit dem Blick<br />
nach oben. (In manchen Katalogen mit schiefem Hals statt mit<br />
dem Himmelsblick abgebildet:) Er trägt ein Diademband um<br />
das Haupt, darauf 3 Kreise <strong>und</strong> jeweils dazwischen 2 Lorbeerblätter.<br />
Rv.: D N CONSTANTINVS MAX AVG um Kranz mit<br />
VOT / / XXX. Im Abschnitt: S M H B. Eusebius schreibt in der<br />
Vita IV,15 (von Goldmünzen): „Er ließ sein eigenes Bild so darstellen,<br />
dass es schien, er blicke nach oben wie einer, der innig zu<br />
Gott betet.“ Man kann da allerdings auch einen „alexanderhaften<br />
aufwärts blickenden Kaiser“ sehen (K. Kraft, Das Silbermedaillon<br />
Constantins, JNG, 1954/ 55, 153). Bei einer Münze des<br />
Constantius II. (Abb. 32) fällt das erwachsene Portrait des zur<br />
Zeit der Prägung erst 12 oder 13 Jahre alten Caesaren auf. FL<br />
IVL CONSTANTIVS NOB X, drapierte <strong>und</strong> gepanzerte Büste<br />
mit Lorbeer nach rechts. Rv.: PROVIDEN-TIAE CAESS, Lagertor<br />
mit 2 Türmen, unten eine Basis (wie in RIC bei Nr. 39<br />
angegeben), die oberste Stein-Reihe mit Schlangenlinie <strong>und</strong><br />
Punkten, darüber Stern, im Feld links Sigma (für die 6. Offizin),<br />
unten CONS Stern. Der Schritt hin zum Maximus Augustus mit<br />
dem Attribut des Diadems statt des Kranzes geht in Cyzicus<br />
nicht ganz einfach vor sich. Das Stück Abb. 33 hat die Legende<br />
CONSTANTI-NVS MAX AVG, zur drapierten Büste (ohne<br />
Pteryges des Panzers) hat es noch deutlich einen Lorbeerkranz,<br />
Abb. 21: Fausta, Arles, 326, RIC 300 var. (Reversbild)<br />
19,5-21,3 mm, 2,66 g, 6h<br />
Abb. 22: Constantius II., irregulär, 326, Typ Trier, zu RIC 484,<br />
17,5-19,2 mm, 12,31 g, 6h<br />
Abb. 23: Helena, Trier, 327/328, RIC 515,<br />
17,4–18,1 mm, 3,27 g, 5h<br />
Abb. 24: Fausta, hybrid, Cyzicus, 326/ 327, zu RIC 49,<br />
18,1-19,1 mm, 3,13 g, 6h<br />
Abb. 25: Crispus, Nicomedia, 326, RIC Anm. zu 122,<br />
17,8–18,0 mm, 2,86 g, 5h<br />
168 mt 10/2011