Fußball live und für alle - MS und Ich
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Nr. 16 – Dezember 2013<br />
Freizeit & Leben<br />
50<br />
Schreibtherapie:<br />
Mit Stift <strong>und</strong> Papier auf kreativer Spurensuche<br />
Schreiben ... das ist Kopfkino aktiv<br />
mitgestalten, in andere Welten<br />
verreisen <strong>und</strong> die Gedanken treiben<br />
lassen. Das führt Schritt <strong>für</strong> Schritt an<br />
die eigene Kreativität <strong>und</strong> Identität heran,<br />
hilft Unbewusstes aufzudecken,<br />
Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse zu erkennen<br />
<strong>und</strong> Sorgen loszuwerden, indem sie<br />
auf Papier gebannt werden. Denn in<br />
der Schreibtherapie geht es nicht um<br />
das Verfassen von Bestsellern <strong>und</strong> die<br />
folgenden Übungen sind auch nicht<br />
dazu gedacht. Vielmehr helfen sie, einen<br />
Anstoß zu ersten Kreativübungen<br />
14. Schreibimpuls:<br />
Jetzt reicht’s aber!<br />
Wenn eine bestimmte unangenehme Situation dir über den<br />
Kopf wächst <strong>und</strong> du am liebsten abhauen möchtest, aber nicht<br />
weißt, wohin, dann suche dir eine der folgenden Überschriften<br />
aus, <strong>und</strong> schreibe eine Geschichte darüber.<br />
Mögliche Überschriften:<br />
<strong>Ich</strong> fliege zum Mond<br />
<strong>Ich</strong> strande auf einer Insel<br />
<strong>Ich</strong> ziehe in eine einsame Hütte im Wald<br />
<strong>Ich</strong> gehe in die Wüste<br />
<strong>Ich</strong> verziehe mich in ein Kloster<br />
<strong>Ich</strong> fliehe zu den Indianern<br />
<strong>Ich</strong> segle über den Atlantik<br />
Variation:<br />
Du kannst deine Geschichte variieren, indem du nur drei Dinge<br />
mit auf deine Reise nehmen darfst. Was nimmst du mit? Schreibe<br />
auch darüber eine oder mehrere Geschichten.<br />
Erfahrungen:<br />
26<br />
Ein Text ist kein starres Gefüge,<br />
er ist dehnbar, streichfähig<br />
<strong>und</strong> veränderbar.<br />
In einem solchen Cluster kannst du Gedankenspuren entdecken,<br />
die dich zu einer Schreibidee hinführen. Vielleicht landest<br />
du vom Ausgangswort »Licht« nachher bei »Turnschuh«<br />
Schreibtipps<br />
<strong>und</strong> weitere Übungen in:<br />
oder »Steinbruch«. Lass all das geschehen. So eröffnet sich<br />
dir ein Weg zu außergewöhnlichen Zusammenhängen, die<br />
Ruth Maria Wegner<br />
in deine Geschichte einfließen können. Schreiben mit Bildern:<br />
Gib vor dem Schreiben eines neuen Textes Ein kreativer dieser kreativen Workshop<br />
Schirner Verlag<br />
Übung immer wieder ein paar Minuten Zeit.<br />
ISBN 978-3-8434-3001-2<br />
14,95 7<br />
Wir begannen unsere Schreibr<strong>und</strong>e am nächsten Morgen mit<br />
einem Cluster <strong>und</strong> entschieden uns <strong>für</strong> das Wort »Glück«. Natürlich<br />
kann man auch jedes x-beliebige andere Wort wählen.<br />
zu geben <strong>und</strong> sich auf das Schreiben<br />
an sich einzulassen. Denn dieses kann<br />
jeder <strong>und</strong> diese Übungen geben einen<br />
Impuls dazu. Da<strong>für</strong> brauchen Sie lediglich<br />
Stift, Papier <strong>und</strong> die Bereitschaft,<br />
sich auf eine schriftliche Reise zu begeben.<br />
Die Übungen sind als Einstieg<br />
gedacht, können aber natürlich jederzeit<br />
weiterentwickelt <strong>und</strong> ausgeweitet<br />
werden. Wer weiß, vielleicht entsteht<br />
aus einem Cluster ja bald ein ganzer<br />
Text <strong>und</strong> aus einem kurzen Impuls eine<br />
längere Geschichte?<br />
7. gendeine Schreibübung: Art von Wasserstelle findest. Vielleicht entdeckst du<br />
einen Springbrunnen<br />
Cluster<br />
oder einen Wassergraben, selbst eine<br />
Pfütze ist gut. Möglicherweise machst du dich auch ganz gezielt<br />
auf den ein Weg beliebiges in ein abgeschiedenes Wort in die Mitte Tal – eines dort gibt leeren es fast Blattes.<br />
Schreibe<br />
Male immer einen einen Kreis Bach, um den dein du Wort, entlangwandern <strong>und</strong> lasse jetzt kannst. deiner Oder Assoziation du<br />
fährst an einem Wochenende an einen<br />
freien<br />
See<br />
Lauf,<br />
in deiner<br />
indem<br />
Nähe.<br />
du das<br />
Sicher warst du auch schon mal am<br />
ganze<br />
Meer. Betrachte<br />
Blatt vollschreibst<br />
<strong>alle</strong>s,<br />
was mit Wasser zu tun hat, genau. Selbst über einen dreckigen<br />
Tümpel oder einen verschmutzten Weiher kannst<br />
mit Wörtern, die dir dazu<br />
einf<strong>alle</strong>n – in diesem Fall<br />
du schreiben. Wie wäre es mit einem Moor (Moorleichen)<br />
zum Wort Glück. Verbinde<br />
oder einem Stausee (vor einer hohen, dicken Mauer)? Achte<br />
stets <strong>alle</strong> eingekringelten<br />
auch auf die Gefühle, die du dabei hast. Wo geht es dir gut,<br />
Wörter mit anderen.<br />
wo willst du länger bleiben, wo gleich wieder weggehen?<br />
Lasse bereits gemachte Erfahrungen in deinen Text einfließen.<br />
21. Schreibimpuls:<br />
Wege<br />
Erstelle zuerst ein Cluster, in dessen Zentrum das Wort »Weg«<br />
steht. Was begegnet dir auf einem Weg, einer Straße, einer Autobahn,<br />
einem Bergpfad? Das Thema »Weg« ist schier unendlich –<br />
entdecke immer wieder »neue Wege« zum Schreiben!<br />
Dorothea hatte ihren Text vorgelesen, <strong>und</strong> <strong>alle</strong> staunten über<br />
Im Alten Testament wird uns von der vierzigjährigen Wanderung<br />
des Volkes Israel berichtet. In einer ausgetrockneten<br />
ihre ungewöhnliche Idee, doch Ilse meinte: »Na ja, die ist<br />
auch Lehrerin, die kann halt schreiben.«<br />
Wüstengegend waren die Israeliten ständig auf der Suche<br />
Sich<br />
»Das tut nichts<br />
etwas<br />
zur Sache«, erwiderte<br />
von<br />
ich.<br />
der<br />
»Nicht jeder,<br />
Seele<br />
der<br />
schreiben ...<br />
nach Wasser. Moses, ihr Anführer, schlug mit seinem Stab gegen<br />
einen Felsen, wie es ihm sein Gott Jehova geboten hatte.<br />
WGermanistik oder Literaturwissenschaften studiert hat,<br />
ie hilfreich schreiben auch in Bezug<br />
auf die Krankheit <strong>MS</strong> sein pastoral zu schwafeln, sondern<br />
Hörfunksendungen: nicht abgehoben wie es ist, mit Krankheit oder Behinderung<br />
kann deswegen auch kreative Texte verfassen. Im Gegenteil,<br />
Es floss genug<br />
Akzente<br />
des christlichen Glaubens <strong>für</strong> den oder bei anderen miterlebt. Sie er-<br />
Wasser <strong>für</strong> ein ganzes<br />
zu leben<br />
Volk heraus<br />
– selbst<br />
…<br />
betroffen<br />
manchmal stört das sogar.«<br />
kann, das zeigt Andrea Schneiders<br />
Buch „Eigentlich kernges<strong>und</strong>“. Lange Alltag zu setzen. 70 Worte zu finden, wo zählen von Menschen, die krank sind<br />
schon arbeitet Sie als R<strong>und</strong>funkpastorin,<br />
– <strong>und</strong> doch eigentlich kernges<strong>und</strong>. Sie<br />
Referentin, Autorin <strong>und</strong> Moderato-<br />
fragen danach, was trägt – wenn der<br />
rin <strong>und</strong> lebt seit 2002 mit der Diagnose<br />
Boden unter den Füßen wegbricht.<br />
<strong>MS</strong>. Wichtig ist ihr, die <strong>MS</strong> nicht zu verstecken<br />
Und sie erzählen […] – starke Worte,<br />
<strong>und</strong> offen <strong>und</strong> frei damit um-<br />
die zum Vertrauen einladen.“<br />
zugehen. Das zeigt sie auch in ihrem<br />
neuen Buch.<br />
Andrea Schneider über das Schreiben:<br />
„Sich etwas von der Seele schreiben<br />
– das kann eine gute Therapie sein. Für<br />
mich als R<strong>und</strong>funkpastorin ist Schreiben<br />
auch Teil meiner beruflichen Tätigkeit:<br />
Sozusagen Gott <strong>und</strong> Glauben<br />
in den Medien „zur Sprache zu bringen“.<br />
Das habe ich versucht in meiner<br />
langjährigen Tätigkeit als „Wort zum<br />
Sonntag“-Sprecherin in der ARD <strong>und</strong><br />
versuche ich auch heute in kirchlichen<br />
es Menschen die Sprache verschlagen<br />
hat. Mutmach-Geschichten zu schreiben.<br />
Dabei finde ich es wichtig, sich selbst<br />
nicht zu verstecken, sondern sich auch<br />
persönlich zu zeigen. Das tut einem<br />
selbst gut. Das gilt auch <strong>für</strong> mein kleines<br />
Buch „Eigentlich kernges<strong>und</strong>“. <strong>Ich</strong><br />
erzähle da von eigenen Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> denen anderer. Das Nachdenken<br />
<strong>und</strong> Schreiben wurde so auch <strong>für</strong> mich<br />
selbst eine bereichernde Erfahrung.<br />
Und übrigens: Ab <strong>und</strong> zu mal zu<br />
schmunzeln beim Schreiben <strong>und</strong> Lesen,<br />
auch über sich selbst – auch das<br />
kann eine gute Therapie sein …“<br />
Aus „Eigentlich kernges<strong>und</strong>“:<br />
„Die kurzen Geschichten schildern,<br />
Buchtipp<br />
Andrea Schneider<br />
Eigentlich kernges<strong>und</strong><br />
Mit Hindernissen<br />
mutig leben<br />
SCM Hänssler<br />
12,95 7<br />
ISBN:<br />
978-3-7751-5461-1<br />
++ Was ist eigentlich … ++<br />
Schreibtherapie?<br />
Wer kennt das nicht? Manchmal<br />
würde man sich am liebsten <strong>alle</strong>s<br />
von der Seele schreiben. Viele tun<br />
dies auch – z. B. in einem Tagebuch.<br />
Oder auch in den neuen Medien: Seiten<br />
wie der Online-Blog oder sogar<br />
Twitter sind mittlerweile zum schriftlichen<br />
Mitteilungsorgan geworden <strong>und</strong><br />
werden von einer breiten Masse intensiv<br />
genutzt.<br />
Sich etwas von der Seele schreiben<br />
... das macht sich auch die so genannte<br />
Schreibtherapie zunutze. Sie<br />
ist Hilfe zur Selbsthilfe <strong>und</strong> kann <strong>alle</strong>in,<br />
zuhause oder auch in der Therapie in<br />
Gruppen oder mit einer Betreuungsperson<br />
durchgeführt werden. Ihr Ziel<br />
ist das Entdecken des inneren Selbst,<br />
die Analyse eigener Probleme oder<br />
Lebensumstände <strong>und</strong> die schriftliche<br />
Selbstreflexion. Dies verbindet sich<br />
auch mit der Lust am Schreiben <strong>und</strong><br />
der schriftlichen Rekapitulation. Die<br />
Idee dahinter ist, dass durch Schreiben<br />
der Gefühlszustand einer Person verbessert<br />
<strong>und</strong> Sorgen erleichtert werden<br />
können. Schreiben ist hier eine schriftliche<br />
Spurensuche nach dem ausgeglichenen<br />
<strong>Ich</strong>. Dies soll vor <strong>alle</strong>m spontan<br />
geschehen: Die Schreibtherapie hat<br />
nicht den perfekt ausformulierten Roman<br />
zum Ziel. Viel eher geht es ihr um<br />
den kreativen, heilenden Prozess <strong>und</strong><br />
das intuitive Schreiben im Moment.<br />
Wer schreibt, entdeckt oft Dinge an<br />
sich, die sonst unbewusst <strong>und</strong> verborgen<br />
bleiben. Und der große Vorteil daran:<br />
Was einmal aufgeschrieben wurde,<br />
kann jederzeit wieder gelesen werden.<br />
So gehen Gedanken nicht verloren <strong>und</strong><br />
helfen, den eigenen Selbstfindungsprozess<br />
schriftlich nachverfolgen zu<br />
können.<br />
Die Schreibtherapie ist Teil der so<br />
genannten kreativen Therapien, zu denen<br />
u. a. auch die Musik- <strong>und</strong> die Maltherapie<br />
gehören. Ob man <strong>für</strong> sich <strong>alle</strong>in<br />
oder <strong>für</strong> andere schreiben möchte,<br />
bleibt dabei jedem selbst überlassen.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.schreibtherapie.com<br />
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