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in progress. Werke aus der mumok Sammlung Wandtext/exhibition text

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Ebene -3<br />

Der dritte Teil <strong>der</strong> Ausstellung zeigt Hauptwerke <strong>der</strong> neueren Kunst, die sich mit <strong>der</strong><br />

Bedeutung des medialen Bilds für die Dokumentation und die Fiktionalisierung <strong>der</strong><br />

Gegenwart und <strong>der</strong> Geschichte beschäftigen. Den historischen Ausgangspunkt<br />

hierfür bilden die Fotografien von Bernd und Hilla Becher, die mit größtmöglichem<br />

Neutralitätsanspruch mo<strong>der</strong>ne Industriemonumente darstellen. Deren sche<strong>in</strong>bar<br />

objektiver Charakter wurde ab den 1980er-Jahren durch ihre Schüler an <strong>der</strong><br />

Düsseldorfer Akademie, zu denen unter an<strong>der</strong>en Thomas Ruff und Andreas Gursky<br />

gehörten, h<strong>in</strong>terfragt und relativiert. Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> ist die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

mo<strong>der</strong>nistischer Sachlichkeit auch im Werk von Christopher Williams von zentraler<br />

Bedeutung. In sieben Ansichten zeigt dieser e<strong>in</strong>en Schweizer Staudamm, dem Jean-<br />

Luc Godard se<strong>in</strong>en ersten, sozialkritischen Kurzfilm widmete. Williams unterstreicht<br />

die Bedeutung des historischen Kon<strong>text</strong>s, des Blickpunkts und des Lichts für die<br />

fotografische Wahrnehmung e<strong>in</strong>es verme<strong>in</strong>tlich neutralen Industriemonuments und<br />

br<strong>in</strong>gt so das Konzept fotografischer Objektivität und Zeitlosigkeit nachhaltig <strong>in</strong>s<br />

Wanken. Die Fotoserie verweist <strong>in</strong> ihrer nahezu filmischen Qualität zudem auf<br />

Übergangsphänomene <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitgenössischen Kunst, bei denen Fotografie sich<br />

ihrer bewegten Schwester, dem Film, annähert o<strong>der</strong> das Laufbild mit räumlichen<br />

Fragestellungen korrespondiert. Film und filmischer Apparat werden beispielsweise<br />

bei Untitled von Nadim Vardag o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Florian Pumhösls Entwurf für e<strong>in</strong>en Raum mit<br />

mehr als e<strong>in</strong>er Videoprojektion mit skulpturalen o<strong>der</strong> <strong>in</strong>stallativen Inszenierungen<br />

verknüpft.<br />

Die Installation Pumhösls steht zudem <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Arbeiten von KünstlerInnen<br />

wie Andrea Fraser, David Goldblatt, Lisl Ponger o<strong>der</strong> Christopher Williams, denen die<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Phänomenen <strong>der</strong> Globalisierung, <strong>der</strong> Migration und des<br />

Kolonialismus geme<strong>in</strong>sam ist.<br />

Während Pumhösl e<strong>in</strong> selektives Stadtportrat von Ugandas Hauptstadt Kampala<br />

zeichnet und dabei auch <strong>der</strong>en mo<strong>der</strong>nistische architektonische Grundlagen zur<br />

Sprache br<strong>in</strong>gt, zeigt etwa <strong>der</strong> Südafrikaner David Goldblatt die kulturellen<br />

Bruchl<strong>in</strong>ien se<strong>in</strong>es vom Apartheidregime geprägten Landes. Andrea Fraser stellt <strong>in</strong><br />

ihrer 82-teiligen Fotoarbeit White People <strong>in</strong> West Africa die Verhaltensmuster weiser<br />

TouristInnen <strong>aus</strong> westlichen Lan<strong>der</strong>n dar, und Lisl Ponger h<strong>in</strong>terfragt <strong>in</strong> Wild Places<br />

die Rolle von KünstlerInnen im H<strong>in</strong>blick auf die westliche Aneignung frem<strong>der</strong><br />

Kulturen und e<strong>in</strong>e damit verbundene Sehnsucht nach authentischer körperlicher<br />

Erfahrung.<br />

Die Arbeiten von Omer Fast und <strong>der</strong> Atlas Group rund um Walid Raad unterstreichen<br />

nochmals den E<strong>in</strong>fluss medialer Bil<strong>der</strong> auf kollektive Er<strong>in</strong>nerung und die Vermittlung<br />

von Geschichte. Omer Fast widmet sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Video<strong>in</strong>stallation The Cast<strong>in</strong>g mit<br />

Interviews, e<strong>in</strong>er Probensituation und Darstellungen <strong>aus</strong> dem Irakkrieg verschiedenen<br />

Formen <strong>der</strong> Fiktionalisierung und medialen Inszenierung. Die Atlas Group<br />

beschäftigt sich <strong>in</strong> ihrer archivarischen Arbeit mit religiös motivierten Autobombenattentaten<br />

im Nahen Osten. Ihre dokumentarisch anmutende Materialsammlung wird<br />

bei genauerer Betrachtung mehr als fragwürdig. So werden <strong>in</strong> My Neck Is Th<strong>in</strong>ner<br />

13 <strong>in</strong> <strong>progress</strong>. <strong>Wand<strong>text</strong></strong> / <strong>exhibition</strong> <strong>text</strong>, 7. Juni 2013

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