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in progress. Werke aus der mumok Sammlung Wandtext/exhibition text

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Bauh<strong>aus</strong><br />

Die 1919 von Walter Gropius <strong>in</strong> Weimar begründete Kunsthochschule Bauh<strong>aus</strong><br />

suchte im Zusammenwirken aller Künste e<strong>in</strong>e Synthese <strong>aus</strong> Kunst, Handwerk und<br />

<strong>in</strong>dustrieller Serienproduktion zu schaffen, die <strong>der</strong> Kunst <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Lebenswelt e<strong>in</strong>en Platz gibt. Unter den Maximen „Sachlichkeit“, „Funktionalität“ und<br />

„soziale Verantwortung“ fanden sich Lehrer wie Wassily Kand<strong>in</strong>sky, Lyonel Fe<strong>in</strong><strong>in</strong>ger,<br />

Paul Klee, Oskar Schlemmer, Ludwig Mies van <strong>der</strong> Rohe und Herbert Bayer<br />

zusammen. Seit 1925 <strong>in</strong> Dessau und seit 1932 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ansässig, wurde das<br />

Bauh<strong>aus</strong> 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen.<br />

Ab 1922 unterrichtete Wassily Kand<strong>in</strong>sky am Bauh<strong>aus</strong> als Meister für Wandmalerei<br />

und allgeme<strong>in</strong>e Formenlehre. Trotzig (1933) zeigt Kand<strong>in</strong>skys Vorbehalt gegenüber<br />

<strong>der</strong> Verabsolutierung re<strong>in</strong> konstruktivistischer Bildpr<strong>in</strong>zipien, wie sie am Bauh<strong>aus</strong><br />

propagiert wurden. Die Abstraktion war für Kand<strong>in</strong>sky Ausdruck e<strong>in</strong>er geistigen<br />

Ordnung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Farben und Formen <strong>in</strong> Entsprechung zur Musik wie Klänge<br />

harmonisch o<strong>der</strong> dissonant aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt s<strong>in</strong>d. In Trotzig schweben auf<br />

e<strong>in</strong>em roten Grund fe<strong>in</strong> nuancierte geometrische Flächen <strong>in</strong> rhythmischer<br />

Ausgewogenheit. Alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildtitel suggeriert e<strong>in</strong>e gegenständliche Referenz:<br />

Trotzig sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Tier se<strong>in</strong>en Kopf von e<strong>in</strong>em roten Himmelskörper abzuwenden. In<br />

Anlehnung an Paul Klee überführt Kand<strong>in</strong>sky se<strong>in</strong>e abstrakten Formen <strong>in</strong>s Intuitiv-<br />

Poetische und ironisiert damit den rational-abstrakten Ansatz des Bauh<strong>aus</strong>es.<br />

Boote und Klippen entsteht 1927, während Paul Klee am Dessauer Bauh<strong>aus</strong> als<br />

Lehrer wirkt. Es trägt die typischen Züge des strengen Konstruktivismus, <strong>der</strong> jedoch<br />

durch Klees Gespür für Humor und Poesie entschärft wird. Sich immer wie<strong>der</strong><br />

überkreuzende L<strong>in</strong>ien umschreiben entlang <strong>der</strong> Berührungsl<strong>in</strong>ie zweier horizontaler<br />

Farbbän<strong>der</strong> geometrische Flächen, die <strong>in</strong> leuchtenden Farben <strong>aus</strong>gefüllt s<strong>in</strong>d. Die<br />

spielerisch anmutende Gestaltungsweise verweist auf die Vorstellung vom<br />

unbewussten, <strong>aus</strong> dem <strong>in</strong>neren Impuls geborenen Schöpfungsakt, den Klee als<br />

Analogie zur Weltschöpfung versteht. Der Titel ist poetischer Kommentar und schafft<br />

e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen selbstständigen, re<strong>in</strong> bildnerischen Mitteln und<br />

gegenständlicher Assoziation.<br />

Zwischen 1920 und 1928 lehrt Oskar Schlemmer am Bauh<strong>aus</strong>, zunächst als Leiter<br />

<strong>der</strong> Werkstatt für Wandmalerei, dann für Ste<strong>in</strong>bildhauerei und Bühne. Im Mittelpunkt<br />

dieses vielfältigen Wirkens steht Schlemmers Bemühen um die menschliche Figur <strong>in</strong><br />

ihrer Beziehung zum Raum. Dabei strebt er e<strong>in</strong>en ideal mo<strong>der</strong>nen und zeitlosen<br />

Menschentypus an. Abstrakte Figur (1921) ist Schlemmers e<strong>in</strong>zige figürliche Plastik.<br />

Die im eleganten Wechselspiel von Schale und Kern auf geometrische Grundformen<br />

reduzierte Figur ersche<strong>in</strong>t wie e<strong>in</strong> Idol, als zeichenhafter Typus des mo<strong>der</strong>nen<br />

Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von Technik und Rationalität bestimmten Zeit. Die Ausführung <strong>in</strong><br />

vernickelter Bronze erzeugt e<strong>in</strong>e glänzende, das Licht reflektierende Oberfläche,<br />

welche die Figur alles Materiellen enthebt und <strong>in</strong>s Zeitlose entrückt.<br />

17 <strong>in</strong> <strong>progress</strong>. <strong>Wand<strong>text</strong></strong> / <strong>exhibition</strong> <strong>text</strong>, 7. Juni 2013

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