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in progress. Werke aus der mumok Sammlung Wandtext/exhibition text

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1960er-Jahren die Maler des Wiener Aktionismus zur performativen Arbeit mit<br />

„reale“ Materialien und Körpern über. Sie zielten damit auf e<strong>in</strong>e Intensivierung <strong>der</strong><br />

physischen wie psychischen Erfahrung und for<strong>der</strong>ten <strong>in</strong> ihrer Exzessivität die<br />

Ordnungsbestrebungen von Staat und Gesellschaft her<strong>aus</strong>.<br />

Hermann Nitsch arbeitete im Rahmen se<strong>in</strong>es Orgien Mysterien Theaters an <strong>der</strong><br />

Abreaktion verdrängter Energien und <strong>der</strong> Vermittlung synästhetischer<br />

Wirklichkeitserfahrungen. Dar<strong>in</strong> berief er sicher immer wie<strong>der</strong> auf christliche<br />

Mysterien und kultische Handlungen, die auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bil<strong>der</strong>n wie Kle<strong>in</strong>er<br />

Existenzaltar nachvollziehbar s<strong>in</strong>d.<br />

Günter Brus erweiterte die Malerei durch Ausdehnung <strong>in</strong> den Raum. In se<strong>in</strong>er frühen<br />

Aktion Selbstbemalung übertrug er das Agieren mit Farbe und Le<strong>in</strong>wand –<br />

konstituierte Elemente <strong>der</strong> Malerei – auf den eigenen Körper, <strong>der</strong> zum Malgrund,<br />

Material und Gegenstand <strong>der</strong> Analyse wird.<br />

ANA war die erste Aktion von Brus, geme<strong>in</strong>sam mit se<strong>in</strong>er Frau. In e<strong>in</strong>em weiß<br />

<strong>aus</strong>gemalten Raum rollte er über den Boden, se<strong>in</strong> Körper <strong>in</strong> weiße Tücher<br />

e<strong>in</strong>gewickelt. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt bemalte er den Körper se<strong>in</strong>er Frau, um dar<strong>aus</strong><br />

e<strong>in</strong> lebendiges Bild zu schaffen und die Malerei auf den ganzen Raum <strong>aus</strong>zudehnen.<br />

Raum und Körper werden zur weißen Le<strong>in</strong>wand, <strong>in</strong>s Dreidimensionale erweitert.<br />

Durch Zerreißen, Zertrümmern und Verschnüren sprengte Otto Muehl das<br />

Aktionsfeld <strong>der</strong> Bildfläche. Materialbild Ölsard<strong>in</strong>e gehört zu den Gerümpelbil<strong>der</strong>n, die<br />

mit Dreck, Schmutz und Abfall des Alltags die Integrität des klassischen Tafelbildes<br />

im wörtlichen wie übertragenen S<strong>in</strong>n zersetzen.<br />

Die im Aktionismus zum Ausdruck gebrachte Kritik an <strong>in</strong>direkten Darstellungsformen<br />

als Instrumente staatlicher Kontrolle korrespondierte eng mit e<strong>in</strong>em im<br />

Experimentalfilm entwickelten Materialbewusstse<strong>in</strong>. Die FilmemacherInnen des<br />

Wiener Un<strong>der</strong>ground befreiten den Film von se<strong>in</strong>er gängigen Abbildfunktion. In <strong>der</strong><br />

Trennung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Elemente <strong>der</strong> K<strong>in</strong>oapparatur – Licht, Le<strong>in</strong>wand, Ton –<br />

werden diese als eigenständige Ausdrucksmittel vorgestellt und damit die „Gesetze<br />

manipulierter Ästhetik“ und <strong>der</strong> Zeichencharakter des Mediums offengelegt. In<br />

abstrakt film no. 1 von VALIE EXPORT wirft e<strong>in</strong> angestrahlter Spiegel, über den<br />

fortwährend verschiedene Flüssigkeiten fließen, e<strong>in</strong> abstraktes Bild auf die<br />

Le<strong>in</strong>wand. Diese Realprojektion ist die direkte Lichtspur <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge selbst, ohne<br />

vermittelndes Zelluloid.<br />

Level -1<br />

<strong>in</strong> <strong>progress</strong> presents the highlights of <strong>mumok</strong>’s permanent collection. The dist<strong>in</strong>ctive<br />

profi le of Austria’s largest collection of mo<strong>der</strong>n and contemporary art dat<strong>in</strong>g from<br />

1890 to the present is reflected by outstand<strong>in</strong>g works spread over three separate<br />

levels. This section of the <strong>exhibition</strong> focuses on the 1960s and 1970s and<br />

movements such as Pop Art, Vienna Actionism, and Nouveau Réalisme that explored<br />

the nature of reality and society. Alongside some rather unexpected associations and<br />

perspectives on the history of art, it <strong>in</strong>cludes a comparison of less well-known<br />

graphic works by Bruno Gironcoli, Dieter Roth, and Joseph Beuys.<br />

5 <strong>in</strong> <strong>progress</strong>. <strong>Wand<strong>text</strong></strong> / <strong>exhibition</strong> <strong>text</strong>, 7. Juni 2013

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