Jahresbericht 2012 (pdf) - neunerHAUS
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Besondere Aufmerksamkeit erfordern auch PatientInnen mit paranoiden Krankheitsbildern, die<br />
durch negative Äußerungen über andere PatientInnen und/oder Einrichtungen ein hohes Konfliktpotenzial<br />
in die Ordination tragen. Deeskalation hat hier oberste Priorität.<br />
Die Zahnarztpraxis zeichnet sich in all diesen Fällen durch einen individuellen zielgruppenorientierten<br />
Ansatz aus. So musste ein Klient mit Sozialphobie für die Dauer der Wartezeit auf die Straße geschickt<br />
werden, da er aufgrund seiner Erkrankung die Zeit bis zur Behandlung nicht im Wartezimmer<br />
überbrücken konnte. Als er zur Behandlung an der Reihe war, wurde er heraufgebeten.<br />
Menschen mit derartigen Belastungen gelten im Regelsystem häufig als nicht behandelbar, da die<br />
Zeitressourcen für eine patientInnenenorientierte Behandlung aufgrund der vorliegenden Finanzierungsstrukturen<br />
meist nicht vorhanden sind.<br />
BARRIEREN IM GESUNDHEITSWESEN FÜR UNSERE PATIENTINNEN<br />
Die PatientInnenzahlen der Zahnarztpraxis zeigen, dass dieses Angebot häufig die einzige Anlaufstelle<br />
für zahnmedizinische Versorgung für die Betroffenen ist. In der neunerhaus Zahnarztpraxis<br />
werden obdach- und wohnungslose Menschen unabhängig von ihrem Versicherungsstatus behandelt.<br />
Herausforderungen des täglichen Ordinationsbetriebs in der neunerhaus Zahnarztpraxis betreffen<br />
insbesondere die Themen Versicherungslücken sowie Kostenbeiträge für zahnmedizinische<br />
Behandlung und verweisen dabei auf strukturelle Probleme des regulären Gesundheitswesens.<br />
Versicherungslücken: Von einem fehlenden Leistungsanspruch sind nicht ausschließlich nichtanspruchsberechtigte<br />
Personen betroffen, wie häufig angenommen wird. Auch bei anspruchsberechtigten<br />
PatientInnen kommt es immer wieder zu einem temporären Versicherungsverlust. Die<br />
Gründe sind unterschiedlich und reichen von einer verspäteten Antragstellung für eine Bedarfsorientierte<br />
Mindestsicherung über Lücken im AMS-Bezug bis hin zu Phasen gesundheitlicher bzw. psychiatrischer<br />
Belastung, die es Menschen verunmöglicht, sich zu einem spezifischen Zeitpunkt selbständig<br />
um ihre sozialrechtlichen Angelegenheiten zu kümmern.<br />
Ausblick<br />
Im Jahr 2013 wird in der Zahnarztpraxis der/die 2.000 PatientIn behandelt werden. Die stetig steigenden<br />
Zahlen zeigen den Bedarf an niederschwellig zugänglichem Zugang zu medizinischer Versorgung<br />
und spiegeln auch die steigende Zahl an Betroffenen wider.<br />
Die 2013 startende allgemeinmedizinische Arztpraxis stellt ein weiteres niederschwelliges Versorgungsangebot<br />
dar und wird am gleichen Standort eröffnen wie die neunerhaus Zahnarztpraxis. Anmeldung<br />
und Warteraum werden gemeinsam genutzt werden, was logistische Herausforderungen<br />
mit sich bringen, gleichzeitig aber auch Synergien für PatientInnen ermöglichen wird.<br />
Nach wie vor werden ehrenamtliche ZahnärztInnen gesucht, welche die neunerhaus Zahnarztpraxis<br />
durch die Übernahme von Diensten unterstützen möchten.<br />
neunerhaus-<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> 30/45