PSC as World Maritime Police Force - Nautischer Verein zu Bremen ...
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<strong>Nautischer</strong> <strong>Verein</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />
5. Seminar<br />
28. Februar 1998<br />
SCHIFFSSICHERHEIT<br />
Positionsbestimmung: Wo stehen wir?<br />
HAFENSTAATKONTROLLE<br />
IN EUROPA<br />
( UND IN ÜBERSEE )<br />
SIND HAFENSTAATKONTROLLSYSTEME GLEICHZUSETZEN MIT<br />
EINER WELTSCHIFFAHRTSPOLIZEI?<br />
FÜHRT DAS ANHALTEN VON SCHIFFEN ZUR EINSICHT UND<br />
DAMIT ZU MEHR SCHIFFSSICHERHEIT?<br />
IST PORT STATE CONTROL EIN SPRACHROHR DER KAPITÄNE<br />
UND BESATZUNGEN?<br />
GIBT ES SCHLUPFLÖCHER FÜR REEDER, DER<br />
HAFENSTAATKONTROLLE ZU ENTRINNEN UND WENN JA, WIE<br />
KÖNNEN SIE GESTOPFT WERDEN ?<br />
von<br />
Kapt. Gerhard Kiehne<br />
See-Berufsgenossenschaft<br />
Hamburg
HAFENSTAATKONTROLLE IN EUROPA (UND IN ÜBERSEE)<br />
D<strong>as</strong> Pariser Übereinkommen über die Hafenstaatkontrolle (Paris-MOU) arbeitet<br />
seit nunmehr 15 Jahren. In anderen Regionen sind weitere Memoranden<br />
entstanden oder in Vorbereitung. Deshalb sind folgende Fragen von Interesse:<br />
• Sind Hafenstaatkontrollsysteme gleich<strong>zu</strong>setzen mit einer Weltschiffahrtspolizei?<br />
• Führt d<strong>as</strong> Anhalten von Schiffen <strong>zu</strong>r Einsicht und damit <strong>zu</strong> mehr<br />
Schiffssicherheit?<br />
• Ist Port State Control ein Sprachrohr der Kapitäne und Besat<strong>zu</strong>ngen?<br />
• Gibt es Schlupflöcher für Reeder, der Hafenstaatkontrolle <strong>zu</strong> entrinnen und<br />
wenn ja, wie können sie gestopft werden?<br />
Hier soll versucht werden, die vorstehenden Fragen <strong>zu</strong> beantworten.<br />
D<strong>as</strong> Pariser Memorandum of Understanding on Port State Control (<strong>PSC</strong>) trat<br />
am 1. Juli 1982 in Kraft. Die Verwaltungsvereinbarung, damals zwischen den 14,<br />
jetzt 18 europäischen Schiffahrtsverwaltungen, b<strong>as</strong>ierend auf dem Internationalen<br />
Übereinkommen <strong>zu</strong>m Schutze des menschlichen Lebens auf See, SOLAS , Kap. I<br />
Regel 19 geschlossen, wurde durch die am 1. Juli 1996 in Kraft getretene EU-<br />
Richtlinie 95/21 EG des Rates, <strong>zu</strong> einem von der Rechtsqualität her,<br />
höherwertigen Instrument. Die Richtlinie wurde gemäß EU-Recht von allen<br />
Mitgliedsstaaten in die nationale Gesetzgebung übernommen. Die Nicht-EU-<br />
Mitglieder des Paris Memorandum haben sich parallel da<strong>zu</strong> gegenüber der EU-<br />
Kommission verpflichtet, die Richtlinie im gleichen Umfang an<strong>zu</strong>wenden, so daß<br />
von daher eine einheitliche Durchführung gewährleistet ist.<br />
Die Entwicklung der Hafenstaatkontrolle, (Port State Control) oder kurz <strong>PSC</strong>, war<br />
stufenweise geplant, mit dem Ziel, innerhalb von drei Jahren durch Ausbildung und<br />
Einsatz der notwendigen Besichtiger die Soll-Kontrollzahl von 25% <strong>zu</strong> erreichen.<br />
2
Diese Zahl b<strong>as</strong>iert auf der Anzahl der Einmal-Ankünfte aller Fracht- und<br />
Fahrg<strong>as</strong>tschiffe in dem jeweiligen Mitgliedsland.<br />
In Deutschland wird sie aus der Lotsstatistik ermittelt, alle drei Jahre überprüft und<br />
die neue Soll-Zahl danach festgesetzt. Man kalkulierte damals, damit ca. 80% aller<br />
im Europaverkehr operierenden Schiffe kontrollieren <strong>zu</strong> können.<br />
D<strong>as</strong> 25%-Soll wurde in den letzten Jahren erreicht. Dabei konnten<br />
Besichtigungsdefizite einzelner Länder von anderen zahlenmäßig ausgeglichen<br />
werden.<br />
Nach der erfolgreichen Einführung des Paris-MOU und den daraus resultierenden<br />
„Abwanderungen“ der Problemschiffe in den <strong>as</strong>iatischen und südamerikanischen<br />
Raum wurde von der International <strong>Maritime</strong> Organization (I M O) die weltweite<br />
Einführung der Hafenstaatkontrolle durch die Resolution A.681 (17) propagiert, um<br />
dieses Problem unter Kontrolle <strong>zu</strong> bekommen. Inzwischen sind entstanden:<br />
• D<strong>as</strong> Viña del Mar Agreement in Südamerika, im Aufbau seit dem 1. Januar<br />
1993.<br />
• D<strong>as</strong> Tokio -Memorandum on Port State Control, in Kraft seit April 1994 im<br />
<strong>as</strong>iatisch-pazifischen Raum mit den Signatarstaaten: Australia, Canada, China,<br />
Fiji, Hong Kong, Indonesia, Japan, Korea (South), Malaysia, New Zealand, Papua<br />
New Guinea, Philippines, Russian Federation, Singapore, Solomon Islands,<br />
Thailand, Vanuatu, Viet Nam.<br />
• D<strong>as</strong> Caribbean Memorandum mit neun Karibik-Staaten und den fünf „British<br />
Dependent Territories“ trat im Januar 1997 in Kraft.<br />
• D<strong>as</strong> Mittelmeer-Memorandum ist im Juli 1997 von Algerien, Ägypten, Israel,<br />
Malta, Marokko, Tunesien, Türkei und Zypern vereinbart worden.<br />
3
• Für den Bereich um Indien und die Ostküste Afrika gibt es erste Schritte, ein<br />
<strong>PSC</strong>-System auf<strong>zu</strong>bauen, bei dem Neuseeland und Südafrika Hilfe leisten.<br />
• Im Iran, Persischer Golf, hat die IMO 1996 erfolgreich ein <strong>PSC</strong>-Seminar<br />
durchgeführt. Man ist bemüht, in der Region ebenfalls ein Port State System<br />
auf<strong>zu</strong>bauen.<br />
• Weiter leistet die IMO Überzeugungsarbeit, um eine Region Westafrika<br />
auf<strong>zu</strong>bauen.<br />
Die europäischen MOU-Staaten beobachten diese Versuche <strong>zu</strong>rückhaltend.<br />
Hintergrund dieser weltweiten Aktivitäten ist der Wille der IMO, bei den schlechten<br />
Flaggenstaaten über den Umweg "Technische Hilfe", durch den Aufbau von<br />
funktionierenden Schiffahrtsverwaltungen inklusive der dafür notwendigen<br />
Kontrolldienste, den Standard <strong>zu</strong> verbessern. (Diese Kontrolldienste sollen ihre<br />
praktischen Erfahrungen unter Anleitung ausländischer Experten, vornehmlich auf<br />
Schiffen der eigenen Flagge sammeln und erst in zweiter Linie der<br />
Hafenstaatkontrolle dienen ).<br />
Die Memoranden der einzelnen Regionen gleichen dem Paris Memorandum<br />
weitgehend, da die B<strong>as</strong>istexte aus dem Paris-MOU stammen.<br />
Schon jetzt besteht eine gute Kooperation zwischen dem Tokyo- und dem Paris-<br />
Memorandum. Beispielsweise werden Schiffe, die in Europa einem „Banning“<br />
unterliegen, also ein Anlaufverbot für europäische Häfen haben, an d<strong>as</strong> Tokyo-<br />
Memorandum gemeldet.<br />
Mit den anderen Regionen ist ebenfalls eine gute Zusammenarbeit <strong>zu</strong> erwarten.<br />
Deren Datenbanken werden die Besichtigungsergebnisse nach dem gleichen<br />
Schlüsselsystem erf<strong>as</strong>sen. Dadurch wird sichergestellt, daß die Ergebnisse<br />
vergleichbar bleiben und von der IMO ausgewertet werden können.<br />
4
Mittelfristig ist geplant, die Besichtigungsdaten den jeweils anderen Regionen <strong>zu</strong>r<br />
Information <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen. Damit würde d<strong>as</strong> Netz der Kontrollen für die<br />
schlechten Schiffe, soweit sie Europa anlaufen, erheblich engm<strong>as</strong>chiger.<br />
Sind Hafenstaatkontrollsysteme gleich<strong>zu</strong>setzen mit einer<br />
Weltschiffahrtspolizei?<br />
• Wer ist für die Sicherheit der Schiffe verantwortlich?<br />
• Welche Aufgaben hat die Hafenstaatkontrolle?<br />
Der Flaggenstaat ist durch Unterzeichnung der Internationalen <strong>Verein</strong>barungen<br />
"Vertragspartner" der IMO und damit für die Einhaltung der in den Konventionen<br />
vereinbarten Sicherheitsstandards verantwortlich. Der Reeder ist dem<br />
Flaggenstaat gegenüber verantwortlich. Der Flaggenstaat hat die erforderlichen<br />
Maßnahmen <strong>zu</strong> treffen um die Einhaltung der Standards <strong>zu</strong> gewährleisten.<br />
Bekanntlich geschieht dies nicht immer.<br />
Von den Paris-MOU-Staaten wird deshalb d<strong>as</strong> <strong>PSC</strong>-System als "Second Line Of<br />
Defence" angesehen. Die IMO sagt in ihren Resolutionen, z.B. in Res.A.466(XII),<br />
ergänzt durch Res.A.597(15) im ANNEX "Procedures For The Port State Control" in<br />
Abschnitt 1.3:<br />
"The following control procedures should be regarded <strong>as</strong> complementary<br />
to national me<strong>as</strong>ures taken by Administrations of flag States in their<br />
countries and abroad and are intended to <strong>as</strong>sist flag State Administrations<br />
in securing compliance with convention provisions in safeguarding the<br />
safety of crew, p<strong>as</strong>sengers and ships."<br />
Damit wird d<strong>as</strong> oben Gesagte bestätigt.<br />
Die Hafenstaaten h e l f e n den Flaggenstaaten durch die Kontrollen, ihren<br />
Verpflichtungen aus den internationalen <strong>Verein</strong>barungen nach<strong>zu</strong>kommen.<br />
5
Erhebliche Defizite bestehen bei manchen Staaten in der Kontrolle ihrer Schiffe, weil<br />
sie keine eigene Schiffahrtverwaltung unterhalten und deshalb ihre Aufgaben an<br />
Dritte delegiert haben.<br />
Aufgabe der Hafenstaatkontrolle ist die Eliminierung von unternormigen Schiffen.<br />
Zur Bewältigung dieser Aufgabe werden Besichtiger, Port State Control Officers,<br />
(<strong>PSC</strong>O’s), geschult, die d<strong>as</strong> Instrumentarium der internationalen <strong>Verein</strong>barungen bei<br />
der Überprüfung der Schiffe anwenden und bei der Feststellung von Mängeln<br />
sachgerecht die notwendigen Maßnahmen veranl<strong>as</strong>sen. In Europa wird der<br />
Kontrollkatalog aus der Res. A.787 (19) ergänzt durch die EU-Richtlinie, die neben<br />
dem Anhalten von Schiffen auch den Abbruch von Kontrollen bis <strong>zu</strong>r vollständigen<br />
Mängelabstellung unter Aufsicht des Flaggenstaates, oder in besonderen Fällen, bei<br />
Nichtbeachtung von Auflagen, d<strong>as</strong> Anlaufverbot für europäische Häfen <strong>zu</strong>r Folge<br />
haben kann.<br />
Bekanntlich verfügt d<strong>as</strong> Paris-MOU-System über eine Datenbank, die in ihrer<br />
Funktionalität ab 1. Januar 1998 erweitert und verbessert wurde. Eine Mail Box ist<br />
der Datenbank angeschlossen. Alle Besichtigungsergebnisse werden in dieser<br />
Datenbank gespeichert und sind dann sofort abrufbereit.<br />
Die Hafenstaatkontrollen richten sich ausschließlich auf die Mängelabstellung<br />
<strong>zu</strong>r Wiederherstellung der in den relevanten Schiffssicherheitszeugnissen jeweils<br />
bescheinigten ordnungsgemäßen Zustände, nicht aber auf eine Strafverfolgung<br />
wegen eventueller Versäumnisse. Bekannt ist, daß diese Kontrollen <strong>zu</strong>r<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng des Flaggenstaates erfolgen.<br />
Es sei aber darauf hingewiesen, daß es in jeder Schiffahrtsnation<br />
nationale Vorschriften (unabhängig von der Hafenstaatkontrolle) gibt,<br />
nach denen bestimmte Verstöße geahndet werden (z.B.<br />
Unterbeset<strong>zu</strong>ng, Freibordunterschreitung, Einhaltung bestimmter<br />
Forderungen wegen Gefahrgut etc.).<br />
6
Es kann durchaus gesagt werden, d<strong>as</strong> <strong>PSC</strong>-System funktioniert. Es trägt<br />
europaweit <strong>zu</strong>r Verbesserung der Schiffssicherheit bei, weil die schlechten Schiffe<br />
in der Regel im Netz des <strong>PSC</strong>-Systems hängen bleiben. Durch Anordnung <strong>zu</strong>r<br />
Ergän<strong>zu</strong>ng von Ausrüstungsteilen oder von Reparaturen werden sie dann wieder<br />
auf einen vertretbaren Sicherheitsstandard gebracht.<br />
Mit Recht darf gesagt werden, selbst wenn d<strong>as</strong> <strong>PSC</strong>-System in Europa 80% aller<br />
Europa anlaufenden Schiffe erfaßt und die anderen Memoranden teilweise schon<br />
arbeiten, kann aus dem Verständnis der <strong>PSC</strong>Os und aus der Aufgabenstellung<br />
der Memoranden sicher nicht von einer Weltschiffahrtspolizei gesprochen<br />
werden.<br />
Richtiger könnte man, wie die Statistiken belegen, von der notwendige<br />
AUFSICHT, insbesondere gegenüber "schlechten Flaggen" (denen aus der<br />
"Rolling List") und "schlechten Schiffen" sprechen.<br />
Führt d<strong>as</strong> Anhalten von Schiffen <strong>zu</strong>r Einsicht<br />
und damit <strong>zu</strong> mehr Schiffssicherheit?<br />
Ist Port State Control (vielleicht) ein Sprachrohr der Kapitäne?<br />
Die Antwort läßt sich - leider - eindeutig aus der Mängelstatistik ablesen und muß<br />
von daher <strong>zu</strong> beiden Fragen mit einem klaren NEIN beantwortet werden.<br />
Die überwiegende Zahl, auch schwerer Mängel, fallen eindeutig in den Bereich,<br />
der von der Schiffsleitung, sei es nun Deck oder M<strong>as</strong>chine, <strong>zu</strong> vertreten ist.<br />
Bei 16.070 Kontrollen im Jahr 1996 wurden in 8.666 Fällen Mängel<br />
festgestellt, d<strong>as</strong> entspricht einer Mängelrate von 53,95 %.<br />
Die Rangfolge der Häufigkeit der Mängel sollte <strong>zu</strong>m Nachdenken anregen, da<br />
sie die Schiffssicherheit unmittelbar betreffen. Sie verteilten sich wie folgt:<br />
7
1. Rettungsmittel 12.123 Mängel<br />
2. Brandschutzeinrichtungen und Ausrüstungen 7.813 Mängel<br />
3. Sicherheit im Allgemeinen (Unfall-/Arbeitsschutz) 7.026 Mängel<br />
4. Navigation 6.323 Mängel<br />
5. Meeresumweltschutz MARPOL Annex I 3.934 Mängel<br />
6. Sicherheitszeugnisse 3.056 Mängel<br />
7. Freibord 2.899 Mängel<br />
8. Antrieb 2.357 Mängel<br />
und 16 weitere Gruppen.<br />
Die Rangfolge und die Häufigkeit der Mängel hat sich im Laufe der Berichtsjahre<br />
nur unwesentlich geändert. Ein direkter Vergleich ist jedoch nicht angebracht, weil<br />
die Ausbildung der <strong>PSC</strong>Os ständig verbessert wurde, w<strong>as</strong> sich natürlich in den<br />
Kontrollergebnissen zeigt.<br />
Trotzdem kann gesagt werden, bei denen, auf die die Kontrollen besonders<br />
zielen, gab es kaum einen Lerneffekt.<br />
Oft genug werden selbst Mängel, die die Schiffssicherheit aufs Schwerste<br />
beeinträchtigen, übersehen, oder als "normale" Betriebsfehler einfach nicht<br />
beachtet.<br />
Andererseits geschieht es schon gelegentlich, daß Schiffsleitungen erleichtert<br />
aufatmen, wenn <strong>PSC</strong>Os schwere Mängel feststellen und folgerichtig deren<br />
sofortige Abstellung durchsetzen.<br />
Daraus läßt sich folgern, Port State Control ist nicht d<strong>as</strong> Sprachrohr der<br />
Schiffsleitungen, dient aber den Menschen an Bord, durch Aufrechterhaltung<br />
oder Wiederherstellung der erforderlichen Sicherheitsstandards, dem<br />
Meeresumweltschutz.<br />
8
Folgt man diesem Gedanken, kann man extrapolieren: Port State Control erreicht<br />
mittels Durchset<strong>zu</strong>ng der internationalen Schiffahrtsvorschriften höhere<br />
Schiffssicherheit und Unfallschutz und bewirkt damit gleichzeitig auch einen<br />
besserer Gesamt<strong>zu</strong>stand der Schiffe. D<strong>as</strong> kann bedeuten, weniger<br />
Prämienzahlung für die Versicherungen, wobei dieser Vorteil durch den Einsatz<br />
finanzieller Mittel für die Kontrolltätigkeit von den Hafenstaaten erbracht<br />
wurde.<br />
Gibt es Schlupflöcher für den Reeder, der Port State Control <strong>zu</strong> entrinnen?<br />
Wie eingangs gesagt, sollte rechnerisch eine 80%ige Kontrolle aller<br />
einkommenden Schiffe erreicht werden.<br />
Durch die praktische Erfahrung, gestützt auf die Auswertung der <strong>zu</strong> diesem Zweck<br />
erfaßten statistischen Daten der SIRENAC-Datenbank, wurde sehr schnell<br />
festgestellt, wo Kontrollschwerpunkte nach Schiffstypen, Alter, Flagge und<br />
Mängeln <strong>zu</strong> setzen waren.<br />
Ursprünglich sollte jedes Schiff wenigstens alle 6 Monate einmal kontrolliert<br />
werden. Dieses Prinzip wurde teilweise, infolge des Lord-Donaldson-Reports,<br />
insbesondere aber auf Betreiben der EU-Kommission, die einen Prioritätenkatalog<br />
im <strong>PSC</strong>-Memorandum und der EU-Richtlinie einführte, aufgegeben. Stattdessen<br />
wurde der Target Factor (TF) wurde eingeführt, der die Auswahl der Schiffe<br />
erleichtern soll. Der TF gibt in seiner Summe für jedes individuelle Schiff die für<br />
den Schiffstyp, d<strong>as</strong> Schiffsalter, die Flagge, die Kl<strong>as</strong>sifikationsgesellschaft und<br />
seine früheren <strong>PSC</strong>-Ergebnisse erteilten, addierten Punkte wieder. Außerdem<br />
erhält der TF des Schiffes, dessen letzte Kontrolle über sechs Monate <strong>zu</strong>rückliegt,<br />
einen Zuschlag von 10 Punkten, nach weiteren 6 Monaten nochmals zehn Punkte,<br />
(die nach einer Besichtigung automatisch gelöscht werden). Auf diese Weise<br />
gelangen selbst in der Regel „gute“ Schiffe, z.B. große Containerschiffe, nach<br />
einem Jahr, allein durch den stufenweisen Punkte<strong>zu</strong>wachs in die Auswahlgruppe<br />
mit „interessantem“ (höherem) TF. Ergänzend da<strong>zu</strong> muß gesagt werden, bei<br />
9
guten Besichtigungsergebnissen, also ohne Mängel, gibt es automatisch einen<br />
Punktebonus.<br />
Bei der Auswahl der Schiffe wird aber, wie schon erwähnt, die praktische<br />
Erfahrung, d<strong>as</strong> "professional judgement" des <strong>PSC</strong>O’s , der als Nautiker oder<br />
Ingenieur an Bord seine Erfahrungen sammelte, den Ausschlag geben. Schlechte<br />
Schiffe, wenn einmal erkannt, haben kaum eine Chance, dem Netz <strong>zu</strong> entgehen,<br />
dessen M<strong>as</strong>chen durch <strong>zu</strong>sätzliche Maßnahmen, nicht <strong>zu</strong>letzt auch durch die<br />
bevorstehende Einführung des ISM-Codes, immer enger werden.<br />
Auch d<strong>as</strong> Ausweichen in außereuropäische Fahrtgebiete wird <strong>zu</strong>künftig weniger<br />
Erfolg haben, da die im Aufbau befindlichen Port State Regionen <strong>zu</strong>nehmend<br />
effektiver arbeiten werden.<br />
Nach Aufnahme des mittelfristig geplanten Zugriffs aller PCSOs auf die<br />
Kontrolldaten der anderen Regionen werden diese Schlupflöcher im Idealfall<br />
endgültig gestopft sein.<br />
Für Mitte März 1998 ist in Vancouver, Kanada, eine "Gemeinsame<br />
Ministerkonferenz über die Hafenstaatkontrolle" der Paris-MOU-Minister und der<br />
Tokyou-MOU-Minister mit dem Arbeitstitel und Untertitel<br />
"Tightening The Net"<br />
>INTER-REGIONAL ACTION TO ELIMINATE SUB-STANDARD SHIPPING<<br />
anberaumt.<br />
Die Ministerkonferenz hat d<strong>as</strong> erklärte Ziel, der Weltöffentlichkeit und<br />
insbesondere der Schiffahrtsindustrie, ein deutliches Signal <strong>zu</strong> setzen, damit<br />
Schiffahrt endlich wieder mit dem Sicherheitsstandard betrieben wird, den man mit<br />
Fug und Recht als "Safety Culture" bezeichnen kann.<br />
Reeder und Flaggenstaaten werden ihren Verpflichtungen aus den internationalen<br />
Übereinkommen in Zukunft besser nachkommen müssen. Die Reeder um<br />
wirtschaftlichen Nachteilen, z.B. durch Verluste aus dem Anhalten ihrer Schiffe <strong>zu</strong><br />
10
vermeiden, die Flaggenstaaten, um dem Stigma der schlechten Flagge, d<strong>as</strong> mit<br />
ihrem Erscheinen in der dreijährigen „Rolling List“ oder auch der jährlichen "Rolling<br />
List" verbunden ist, <strong>zu</strong> entgehen.<br />
Die Chance für schlechte Schiffe, dem Netz der Hafenstaatkontrolle <strong>zu</strong><br />
entgehen, wird immer geringer.<br />
Die I M O ist bereit, durch Vermittlung von Experten und mit der Durchführung von<br />
Lehrgängen, den Aufbau von funktionstüchtigen Schiffahrtsverwaltungen <strong>zu</strong><br />
unterstützen, damit diese Staaten ihren Verpflichtungen aus den internationalen<br />
Schiffsvereinbarungen in allen Teilen nachkommen können.<br />
Die Hafenstaatkontrolle wird aber auch in Zukunft, weil es immer schwarze Schafe<br />
geben wird, die "Second Line Of Defence" bleiben.<br />
--<br />
11
"Port State Control : An update"; entnommen : IMO News No. 4 - 1997, S. 34<br />
Paris MOU Acuerdo de Viña del Mar Tokyo MOU<br />
Participating<br />
countries and<br />
Associate Members<br />
18<br />
Belgium, Canada, Croatia,<br />
Denmark, Finland, France,<br />
Germany, Greece, Ireland,<br />
Italy, Netherlands, Norway,<br />
Poland, Portugal, Russian<br />
Federation, Spain,<br />
Sweden, United Kingdom<br />
11<br />
Argentina, Brazil, Chile,<br />
Colombia, Cuba, Ecuador,<br />
Mexico, Panama, Peru,<br />
Uruguay, Vene<strong>zu</strong>ela<br />
18<br />
Australia, Canada, China,<br />
Fiji, Indonesia, Japan,<br />
Republic of Korea,<br />
Malaysia, New Zealand,<br />
Papua New Guinea,<br />
Philippines, Russian<br />
Federation, Singapore,<br />
Solomon Islands*, Hong<br />
Kong (China)<br />
Observers Japan, Iceland, United<br />
States, IMO, ILO, Tokyo<br />
MOU, IMO, CEPAL<br />
IMO, CEPAL<br />
United States, IMO, ILO,<br />
ESCAP, Paris MOU<br />
Target<br />
rate<br />
inspection<br />
25 % annual inspection<br />
rate per country within 3<br />
years<br />
15 % annual inspection<br />
rate per country within 3<br />
years<br />
50 % annual regional<br />
inspection rate by the year<br />
2000 (achieved in 1996)<br />
Relevant<br />
instruments<br />
LL 1966 and<br />
LL PROT 1988<br />
SOLAS 1974<br />
SOLAS PROT 1978, 1988<br />
MARPOL 73/78<br />
STCW 1978<br />
COLREG 1972<br />
TONNAGE 69<br />
ILO Convention No. 147<br />
LL 1966<br />
SOLAS 1974<br />
SOLAS PROT 1978<br />
MARPOL 73/78<br />
STCW 1978<br />
COLREG 1972<br />
LL 1966<br />
SOLAS 1974<br />
SOLAS PROT 1978<br />
MARPOL 73/78<br />
STCW 1978<br />
COLREG 1972<br />
TONNAGE 69<br />
ILO Convention No. 147<br />
Special attention − Ships subject to<br />
expanded inspection<br />
(i.e.: p<strong>as</strong>senger ships,<br />
ro-ro ships, bulk<br />
carriers, oil, g<strong>as</strong> and<br />
chemical carriers)<br />
− ships which may<br />
present a special<br />
hazard<br />
− ships visiting a port of a<br />
state for the first time or<br />
after an absence of 12<br />
months or more<br />
− ships which have been<br />
permitted to leave the<br />
port of a state with<br />
deficiencies to be<br />
rectified<br />
− ships flying the flag of a<br />
State appearing in the<br />
3-year rolling average<br />
table of delays and<br />
detentions<br />
− ships which have not<br />
been inspected by an<br />
Authority within 6<br />
months<br />
− ships suspended from<br />
− p<strong>as</strong>senger ships, ro-ro<br />
ships, bulk carriers<br />
− ships which may<br />
present a special<br />
hazard<br />
− ships which have had<br />
several recent<br />
deficiencies<br />
− ships which have not<br />
been inspected by an<br />
Authority within 6<br />
months<br />
− p<strong>as</strong>senger ships, ro-ro<br />
ships, bulk carriers<br />
− ships which may<br />
present a special<br />
hazard<br />
− ships which have had<br />
several recent<br />
deficiencies<br />
− ships flying the flag of a<br />
State appearing in the<br />
3-year rolling average<br />
table of delays and<br />
detentions<br />
− ships which have not<br />
been inspected by an<br />
Authority within 6<br />
months<br />
(The list is being<br />
completely revised)<br />
12
cl<strong>as</strong>s in the preceding 6<br />
months<br />
Information Centre Centre administratif des<br />
affaires maritimes (CAAM),<br />
Saint-Malo, France<br />
Committee<br />
a representative of each of<br />
the authorities and the EC<br />
Commission<br />
Centro de información del<br />
acuerdo latinoamericano<br />
(CIALA), Prefectura Naval<br />
Argentina, Buenos Aires<br />
a representative of each of<br />
the authorities<br />
Asia-Pacific Computerized<br />
Information System<br />
(APCIS), Ottawa, Canada<br />
a representative of each of<br />
the authorities<br />
Secretariat provided by the provided by the Prefectura Tokyo, Japan<br />
Netherlands Ministry of Naval Argentina, office in<br />
Transport and Public Buenos Aires<br />
Works, office in The Hague<br />
(The Netherlands)<br />
Signed 1 July 1982 5 November 1992 2 December 1993<br />
Official languages English, French Spanish, Portuguese English<br />
13
Caribbean MOU<br />
Mediterranean MOU<br />
Participating<br />
countries and<br />
Associate Members<br />
20<br />
Anguilla, Antigua and Barbuda, Aruba,<br />
Baham<strong>as</strong>, Barbados, Bermuda*, British<br />
Virgin Islands, Cayman Islands,<br />
Dominica, Grenada, Guyana, Jamaica,<br />
Montserrat, Netherlands Antilles, Saint<br />
Kitts & Nevis*, Saint Lucia*, Saint<br />
Vincent & the Grenadines*, Suriname,<br />
Trinidad & Tobago, Turks and Caicos<br />
Islands<br />
10<br />
Algeria, Cyprus, Egypt, Israel,<br />
Malta, Lebanon*, Morocco, Tunisia,<br />
Turkey, Palestinian Authorities*<br />
Observers<br />
IMO, ILO, CARICOM, IACS, Canada,<br />
USA, Netherlands<br />
IMO, ILO, EC<br />
Target<br />
rate<br />
inspection<br />
15 % annual inspection rate per country<br />
within 3 years<br />
15 % annual inspection rate per<br />
country within 3 years<br />
Relevant<br />
instruments<br />
LL 1966<br />
SOLAS 1974<br />
SOLAS PROT 1978<br />
MARPOL 73/78<br />
STCW 1978<br />
COLREG 1972<br />
ILO Convention No. 147<br />
LL1966<br />
SOLAS 1974<br />
SOLAS PROT 1978<br />
MARPOL 73/78<br />
STCW 1978<br />
COLREG 1972<br />
ILO Convention No. 147<br />
Special attention − p<strong>as</strong>senger ships, ro-ro ships, bulk<br />
carriers<br />
− ships which may present a special<br />
hazard<br />
− ships which have had several recent<br />
deficiencies<br />
− ships flying the flag of<br />
− a state appearing in the 3-year rolling<br />
average table of delays and<br />
detentions<br />
− ships below 500 gross tonnage<br />
Information Centre Information Centre Curaçao,<br />
Netherlands Antilles**<br />
Committee a representative of each of the<br />
authorities<br />
− ships visiting a port of a state<br />
for the first time or after an<br />
absence of 12 months or more<br />
− ships which have been<br />
permitted to leave the port of a<br />
State with deficiencies to be<br />
rectified<br />
− ships which may present a<br />
special hazard<br />
− ships which have been detained<br />
in the preceding 6 months<br />
Information Centre C<strong>as</strong>ablanca,<br />
Morocco**<br />
a representative of each of the<br />
authorities<br />
Secretariat St. Michael, Barbados Alexandria, Egypt**<br />
Signed 9 February 1996 11 July 1997<br />
Official languages English English, French and Arabic<br />
14
Übersicht der Teilnehmerländer in den <strong>PSC</strong>-Regionen<br />
Karibik-<br />
Memorandum<br />
Mittelmeer-<br />
Memorandum*<br />
Paris-<br />
Memorandum<br />
Tokio-<br />
Agreement<br />
Viña del Mar<br />
Agreement<br />
Anguilla Ägypten Belgien Australien Argentinien<br />
Antigua & Barbuda Algerien Dänemark China Br<strong>as</strong>ilien<br />
Aruba Israel Deutschland Fidschi Chile<br />
Baham<strong>as</strong> Malta Finnland Hongkong, China Kolumbien<br />
Barbados Marokko Frankreich Indonesien Ecuador<br />
Bermud<strong>as</strong> Tunseien Griechenland Japan Mexiko<br />
Cayman-Inseln Türkei Irland Kanada, Westseite Panama<br />
Dominica Zypern Island** Korea, Süd Peru<br />
Grenada Italien Malaysia Uruguay<br />
Guyana Kanada, Ostseite Neuseeland Vene<strong>zu</strong>ela<br />
Jamaika Kroatien Papua-Neuguinea<br />
Jungferninseln Niederlande Philippinen<br />
Montserrat Norwegen Rußland, Ostseite<br />
Niederländiche<br />
Polen<br />
Salomonen**<br />
Ant.<br />
Saint Kitts u. Nevis Portugal Singapur<br />
Saint Lucia<br />
Rußland,<br />
Thailand<br />
Westseite<br />
Saint Vincent und<br />
Schweden Vietnam**<br />
Grenadinen<br />
Suriname Spanien Vanuatu<br />
Trinidad u.<br />
Tobago, Turks,<br />
Caicos Inseln<br />
Estland***<br />
Stand Januar 1998<br />
* Memorandum in Vorbereitung<br />
** Länder sind beitrittswillig, haben noch „Observer-Status<br />
*** Eingeschränkter Observerstatus<br />
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