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Seminarheft Kernobst 9.pdf - Obstbau

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Neue Sorten ohne Clubkonzept Opal und Sirius<br />

- Opal und Sirius - die gelben Kinder von Topaz -<br />

Dr. Franz Rueß, LVWO Weinsberg<br />

In letzter Zeit sind einige gelbschalige Neuzüchtungen mit hervorragender Fruchtqualität<br />

auf den Markt gekommen, die auch den Vorteil der Schorfresistenz bieten. Dadurch sind<br />

sie für den ökologischen <strong>Obstbau</strong> interessant, in dessen Standardsortiment noch keine<br />

gelbschalige Sorte vertreten ist, da sich Golden Delicious unter unseren ökologischen Anbaubedingungen<br />

kaum befriedigend produzieren lässt und die schorfresistente Sorte<br />

GoldRush aufgrund ihres hohen Wärmeanspruchs nur in guten Weinbaulagen angebaut<br />

werden kann.<br />

Aus der Vielzahl an gelbschaligen Neuzüchtungen stechen besonders Opal und Sirius<br />

hervor. Beide entstammen einer Kreuzungsserie von Golden Delicious x Topaz , die an<br />

der Universität Prag von Prof. Tupy auf der Versuchsstation Strizovice durchgeführt wurde.<br />

Phänologische Daten<br />

Austrieb<br />

Vollblüte<br />

Ernte<br />

Tagwert<br />

Topaz Opal Sirius<br />

29.03.<br />

26.04.<br />

03.10.<br />

157<br />

30.03.<br />

26.04.<br />

24.09.<br />

148<br />

03.04.<br />

01.05.<br />

04.10.<br />

153<br />

Krankheitsanfälligkeit<br />

Schorf<br />

Mehltau<br />

1,0<br />

1,4<br />

1,0<br />

1,3<br />

1,0<br />

1,3<br />

Ertragsvermögen hoch Sehr hoch hoch<br />

Alternanzneigung gering gering ? (wenig Erfahrung)<br />

Wuchs mittel mittel bis stark Mittel<br />

Fruchtgewicht<br />

Pack Out (70-85 mm)<br />

Berostungstendenz<br />

147 g<br />

78%<br />

gering<br />

136 g<br />

54,4%<br />

mittel bis stark<br />

184 g<br />

82,4%<br />

gering<br />

Lagerfähigkeit Gut (wird weich) Sehr gut Gut (wird weich)<br />

Innere Werte zur Ernte<br />

Festigkeit<br />

Zuckergehalt<br />

Stärkewert<br />

Gesamtsäure<br />

Zucker-/Säure-Verhältnis<br />

8,1 kg/cm 2<br />

14% Brix<br />

5,8<br />

10,7 g/Liter<br />

13,1 : 1<br />

8,4 kg/cm 2<br />

14,2% Brix<br />

6,2<br />

7,3 g/Liter<br />

19,5 : 1<br />

7,9 kg/cm 2<br />

14,9% Brix<br />

7,3<br />

8,8 g/Liter<br />

16,9 : 1<br />

Tab.1: Leistungswerte von Opal und Sirius im Vergleich zu Topaz<br />

Die in Tabelle 1 aufgeführten Leistungswerte entstammen einem Prüfstufe I Versuch ohne<br />

Einsatz von Fungiziden, der auf dem Obstversuchsgut Heuchlingen der Staatlichen Lehr-<br />

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27. Bundeskernobstseminar 2007<br />

www.dlr-rheinpfalz.rlp.de<br />

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und Versuchsanstalt für Wein- und <strong>Obstbau</strong> Weinsberg (LVWO) in der Neckarregion<br />

durchgeführt wurde. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt dort 9,3 Grad Celsius, die<br />

jährlichen Niederschläge 632 mm mit Tendenz zur Sommertrockenheit. Die Bodenqualität<br />

des Standorts ist mit einer lehmigen Parabraunerde und einer Bodenzahl von 60-80 als<br />

gut bis sehr gut einzustufen. Die Versuchsergebnisse sind vor diesem Hintergrund zu bewerten<br />

und müssen an anderen Standorten entsprechend anders eingestuft werden.<br />

Im Vergleich zur Standardsorte Topaz reift Opal eine Woche früher, d.h. diese beiden Sorten<br />

können sich im Betriebsablauf ergänzen, indem die Pflücktermine abgewechselt werden.<br />

Die Pflanzengesundheit von Opal ist als sehr gut einzustufen. Schorfbefall ist bisher<br />

an diesen Sorten noch nicht aufgetreten, die Vf-Resistenz ist auf dem Versuchsbetrieb<br />

allerdings auch noch nicht durchbrochen. Lediglich an einem Baum ist bisher Krebsbefall<br />

aufgetreten. Analog zur Muttersorte Topaz trat mehlige Apfellaus auf, allerdings in einem<br />

wesentlich geringeren Ausmaß. Das Ertragsvermögen von Opal ist höher als das von Topaz<br />

einzustufen, Alternanz ist bisher (5 Standjahre) trotzdem nicht aufgetreten. Unter den<br />

hohen Erträgen leidet allerdings etwas die Fruchtgröße. Ohne Fruchtausdünnung wurde<br />

ein Einzelfruchtgewicht von 136 Gramm erreicht und der Pack Out (Sortierung 70-85 mm)<br />

beträgt lediglich 54%. Die Sorte erfordert daher Fruchtausdünnung.<br />

Bei der Ernte muss darauf geachtet werden, dass die Grundfarbe goldgelb ist (Topaz-<br />

Gelb). Dazu sind mehrere Pflücken erforderlich. Opal entfaltet dann seinen typischen hervorragenden<br />

Geschmack und unterscheidet sich dadurch von allen anderen gelbschaligen<br />

Sorten. Die sehr gute Lagerfähigkeit und die Fruchtfleischfestigkeit leiden nicht unter späteren<br />

Pflückterminen. Im Gegensatz zu Topaz wird Opal im Lager nicht weich. Als problematisch<br />

ist die Berostungsneigung einzustufen, die analog zu Golden Delicious beste Anbaulagen<br />

erfordert. Die Sorte wird daher klimatisch begünstigten Regionen vorbehalten<br />

bleiben.<br />

Sirius ist eine triploide Apfelsorte, die deswegen mit 184 Gramm Fruchtgewicht auch die<br />

größten Früchte hervorbringt. Das Sortierergebnis ist mit einem Pack Out von 82% als<br />

sehr gut einzustufen. Die Blüte ist deutlich später als bei Topaz, was aufgrund der Blütenfrostanfälligkeit<br />

von triploiden Sorten eher günstig ist. Der Erntetermin der 1. Pflücke ist<br />

zeitgleich mit Topaz, d.h. diese beiden Sorten konkurrieren im Betriebsablauf unmittelbar<br />

miteinander. Sirius besticht durch seine innere Fruchtqualität. Der hohe Zuckergehalt (14,9<br />

% Brix) ist mit einem gleichfalls hohen Säurewert verbunden (8,8 Gramm/Liter), was ein<br />

Zucker/Säure-Verhältnis von 17:1 ergibt, wie es auch Rubinette und Braeburn besitzen.<br />

Der Geschmack ist daher sehr gut. Allein aufgrund der Inhaltsstoffe ist diese Apfelsorte<br />

vermutlich auch für den Obstbrenner interessant. Leider lässt die Fruchtfleischfestigkeit<br />

analog zu Topaz im Kühllager rasch nach. Die Sorte sollte daher sofort CA gelagert werden.<br />

Sirius ist deutlich weniger berostet als Opal, besitzt aber ebenfalls die typische Stielgrubenberostung<br />

der Vatersorte Topaz. Die Standortansprüche dieser Sorte sind geringer<br />

einzustufen, als die von Opal.<br />

Die beiden vorgestellten Neuzüchtungen stellen interessante Bereicherungen des Apfelsortiments<br />

dar. Ihre Anbaueignung dürfte speziell im Bioanbau liegen, wo es noch keine<br />

geeigneten gelbschaligen Sorten gibt und der Kunde gegenüber Neuzüchtungen aufgeschlossener<br />

ist. Im konventionellen Anbau ist die optische Ähnlichkeit zu Golden Delicious<br />

zu groß und damit auch dessen Negativ-Image . Hinsichtlich der Kulturführung im Bioanbau<br />

muss wie bei allen gelbschaligen Sorten mit der Regenflecken-Krankheit gerechnet<br />

und entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt werden.<br />

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