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Wege der Unterstützung von Selbsthilfegruppen im ...

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ZUKÜNFTIG E WEG E<br />

Welche zukünftigen <strong>Wege</strong> zeichnen sich bereits heute ab? -<br />

Im folgenden werden die Einschätzungen <strong>der</strong> Trends, Konfliktfel<strong>der</strong> und Kooperationsmöglichkeiten durch die<br />

befragten ExpertInnen sowie die Wünsche <strong>der</strong> <strong>Selbsthilfegruppen</strong>vertreterInnen wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

GENERELLE TRENDS.<br />

Fortschritt <strong>der</strong> Medizin<br />

&<br />

mehr ältere Menschen<br />

erwartete<br />

Verschlechterung des<br />

Gesundheits- und<br />

Sozialsystems<br />

Es gibt eindeutige gesellschaftliche Trends, die bereits heute aufzeigen, dass <strong>Selbsthilfegruppen</strong><br />

in 10 Jahren mehr Einfluss haben werden: Die Medizin wird besser und<br />

damit einhergehend werden die Menschen <strong>im</strong>mer älter. Akutkrankheiten sind heute<br />

besser kontrollierbar, und es wird mehr chronisch Erkrankte geben. Man prognostiziert,<br />

dass 2035 österreichweit nicht mehr 30 % <strong>der</strong> Bevölkerung (wie in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> neunziger<br />

Jahre) über 60 Jahre sind, son<strong>der</strong>n rund 60 %. Für die Bundeslän<strong>der</strong> Burgenland<br />

und Steiermark wird fast ein dreifacher Anstieg erwartet. In Wien wird die Quote unter<br />

dem österreichweitem Durchschnitt bleiben. Damit einhergehend wird eine Verschiebung<br />

<strong>im</strong> Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens stattfinden, in dem <strong>der</strong> Ambulanzbereich<br />

ausgebaut werden wird, um institutionalisierte Versorgungsebenen zu entlasten.<br />

53<br />

Der Großteil <strong>der</strong> befragten ExpertInnen meint, dass die bestehenden Sicherungsinstrumente<br />

<strong>der</strong> Sozialversicherung und vor allem das umfassende Solidaritätsprinzip stark in<br />

Frage gestellt werden. Darüber hinaus wird vermutet, dass eine eher konservative Regierung<br />

in Richtung Selbstvorsorge intervenieren wird, und dass die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen vor allem chronisch kranke Menschen treffen werden.<br />

„Das, so glaube ich, ist auch zukünftig ein Aufgabenfeld, dem wir uns widmen müssen,<br />

weil eben <strong>der</strong> Staat sich aus <strong>der</strong> klassischen Vollzugsarbeit mit zusätzlichen Leistungen<br />

sicher zurückzieht. Aber auch das ist die an<strong>der</strong>e Seite <strong>der</strong> Zivilgesellschaft, o<strong>der</strong><br />

wenn man so will des empowerments, wo ja die Frage <strong>der</strong> individuellen Verantwortung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anspruch an die Bürger in dem Land, die Dinge selbst in die Hand zu<br />

nehmen, ja auch formuliert wird.“<br />

<strong>Selbsthilfegruppen</strong> als<br />

Versorgungseinrichtungen<br />

Vertiefung des<br />

Selbsthilfegedankens<br />

Die Versorgungshierarchien <strong>im</strong> Gesundheitsbereich sind durch drei Sektoren gekennzeichnet:<br />

Ambulanter Sektor (nie<strong>der</strong>gelassene ÄrztInnen, Ambulatorien, Tageskliniken),<br />

Spitalsambulanzen, stationärer Bereich. 54 Als vierte Säule ist <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> eigenständigen<br />

Gesundheitsvorsorge ebenso miteinzubeziehen. Die klassischen drei Sektoren sind<br />

vor allem durch einen fremdbest<strong>im</strong>mten und kurativen Bezug zu PatientInnen geprägt.<br />

Zukünftig wird aber selbstbest<strong>im</strong>mte und präventive Versorgung mehr Gewicht erlangen.<br />

Dabei sind gesundheitsför<strong>der</strong>liche, staatliche Maßnahmen ebenso wie die Selbsthilfe<br />

gemeint. Das heißt, die Selbsthilfe-Bewegung wird vermehrt in das Gesundheits- und<br />

Sozialsystem eingebunden werden; und aus diesem Grund wird es <strong>von</strong> allen InterviewpartnerInnen<br />

als unbedingt notwendig erachtet, über allgemein anerkannte Interessensvertretungsorgane<br />

zu verfügen.<br />

Durch die Wandlung <strong>von</strong> tradierten Strukturen, sei es <strong>im</strong> familiären Bereich o<strong>der</strong> am<br />

Arbeitsplatz und auch durch den Zuwachs an Komplexität und Vielfältigkeit, werden<br />

Menschen den Kontakt zu an<strong>der</strong>en suchen, mit denen man sich über ähnliche Lebenssituationen<br />

austauschen kann. Dies wird sowohl für den psychosozialen als auch für den<br />

handlungsaktiven Freizeitbereich erwartet. Es wird angenommen, dass die Bereitschaft<br />

zum Zusammenschluss <strong>von</strong> Menschen in gleichgelagerten Lebenssituationen und auch<br />

die Notwendigkeit <strong>der</strong> Vergemeinschaftung <strong>von</strong> krankheitsbezogenen Problemlagen zu<br />

einem größeren individuellen Identitätsgewinn führen wird. Damit einhergehend wird<br />

auf verschiedenen Ebenen eine Vertiefung des Selbsthilfegedankens erwartet.<br />

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