Wege der Unterstützung von Selbsthilfegruppen im ...

tung zu bringen. Das wird als fast nicht möglich beschrieben.
Viele Selbsthilfeorganisationen betreiben Lobbyarbeit in eigener Sache, aber vor allem
für außerhalb der vernetzten Bewegung stehende Akteure ist es wichtig, einige wenige,
konkrete und legitimierte Ansprechpartner zu haben.
Interessensvertretung –
Politik
politische
Vereinnahmung
Es wird die Vermutung geäußert, dass die Gründung einer starken Interessensvertretung
der Selbsthilfegruppen von politischer Seite bisher unerwünscht war, obwohl die Gruppen
bereits mehrmals den Wunsch dazu äußerten. („Ich glaube halt eben, es ist politisch
unterdrückt worden.“) Dementsprechend wird die jetzige Situation als Gegenreaktion zu
bisherigen Versäumnissen bezeichnet.
Auch hinsichtlich einer zukünftigen Selbsthilfeunterstützungsstelle und deren Finanzierung
wird gemeint, dass es aufgrund der Notwendigkeit der finanziellen Unterstützung
zu einem Abhängigkeitsverhältnis kommen kann, indem versucht wird, vermehrt
Einfluss zu gewinnen.
KOOPERATIONEN.
Effekte durch
Kooperation mit
Selbsthilfegruppen
VertreterInnen des Gesundheitssystems beschreiben vor allem drei positive Effekte
durch die Kooperation mit Selbsthilfegruppen:
1. Einsparung:
Das Wissen der Selbsthilfegruppen, vor allem hinsichtlich geeigneter therapeutischer
Maßnahmen sollte unbedingt in das Gesundheitssystem einfließen, und
als positiver Effekt wird dabei die Einsparung von nicht benötigten oder falsch
eingesetzten Medikamenten und Maßnahmen beschrieben.
2. Wissensverbesserung:
Durch das Engagement der Selbsthilfegruppen wird das Wissen der ÄrztInnen
verbessert: „Ich behaupte, die Gruppen kennen sich um vieles besser aus als so
mancher niedergelassene Arzt.“
3. Bewusstseinsbildung:
Selbsthilfegruppen sind ein glaubwürdiger Informationsvermittler und werden
für die bewusstseinsbildende Gesundheitsförderung vermehrt eingebunden. Es
wird erwartet, dass dadurch auch ein anderer und besserer Umgang mit erkrankten
Menschen entsteht.
Wege der Kooperation
„EntscheidungsträgerInnen in Politik und Verwaltung wollen meistens den Weg der
Mitbestimmung von oben weg gehen, und dabei wird nach großen oder politischen
Vertretungsorganen gesucht.“ Die momentanen (weiter unten beschriebenen) Initiativen
versuchen einen anderen Weg zu gehen, indem sie direkt mit Selbsthilfeorganisationen
Kontakt aufnehmen, da ihnen der unmittelbare Informationszugang für ihr Anliegen
geeigneter erscheint und ein etabliertes Vertretungsorgan nicht wahrgenommen wird.
Die Landschaft der Selbsthilfegruppen steht in engem Zusammenhang mit dem jeweiligen
sozialen Klima und mit der Sozial- und Gesundheitspolitik. Wien wird dabei als
positive Ausnahme beschrieben, da man versucht, die Politik in diesem Bereich in
Abstimmung mit den Selbsthilfeeinrichtungen zu machen. Auch mit den Sozialversicherungsträgern
gibt es laufende Gespräche, wobei formale Wege der Zusammenarbeit
noch zu etablieren sind, weil auch kleine Gruppen mehr Einflussmöglichkeiten besitzen
wollen.
- 48 -