Folien 06 (pdf, 165KB) - Institut für öffentliches Recht
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Öffentliches <strong>Recht</strong> I: Einführung in das Verwaltungsrecht 1<br />
<strong>06</strong> / 25.03.2013<br />
Bewilligungen (§ 8)<br />
Themen<br />
1. Begriff, Funktion und Arten der Bewilligung<br />
2. Zulässigkeit der Bewilligungspflicht<br />
3. Erteilung, Verlängerung und Übertragung der Bewilligung<br />
4. Insbesondere 1: Arten von ordentlichen Bewilligungen<br />
5. Insbesondere 2: Ausnahmebewilligung<br />
Lernziele<br />
Begriff und Funktion der Bewilligung kennen<br />
Arten der Bewilligung unterscheiden können<br />
1. Begriff, Funktion und Arten der Bewilligung (§ 8/I) 2<br />
1. Begriff, Funktion und Arten der Bewilligung<br />
Begriff der Bewilligung<br />
Die Bewilligung …<br />
• ist eine Verfügung mit dem Zweck, eine bestimmte private Tätigkeit (ein<br />
bestimmtes privates Vorhaben) in Übereinstimmung mit der gesetzlichen<br />
Ordnung zu erlauben;<br />
• wird nur auf Gesuch hin erteilt (mitwirkungsbedürftige Verfügung);<br />
• kann mit Nebenbestimmungen versehen werden (Befristungen,<br />
Bedingungen, Auflagen).<br />
Funktion der Bewilligung<br />
Das Instrument der Bewilligung …<br />
• ermöglicht der Behörde die präventive Kontrolle privater Tätigkeiten oder<br />
Vorhaben (≈ Grundfunktion).<br />
Je nach Bewilligungsart treten spezifische Funktionen hinzu ( Ziff. 4).<br />
1
1. Begriff, Funktion und Arten der Bewilligung (§ 8/I) 3<br />
Arten von Bewilligungen (Übersicht)<br />
Kriterium: Übereinstimmung der privaten Tätigkeit<br />
mit den anwendbaren Bewilligungsvoraussetzungen<br />
[ ordentliche Bewilligungen ] Ausnahmebewilligungen<br />
Bewilligungen …<br />
• werden erteilt, wenn die jeweiligen<br />
Voraussetzungen erfüllt sind.<br />
Andernfalls sind sie zu verweigern.<br />
• Vorbehalten bleibt die Möglichkeit<br />
einer Ausnahmebewilligung:<br />
Einzelne Arten:<br />
• Polizeibewilligung;<br />
• wirtschaftspolitische Bewilligung;<br />
• B. für gesteigerten Gemeingebrauch.<br />
Ausnahmebewilligungen …<br />
• erlauben eine private Tätigkeit in<br />
Abweichung von den ordentlichen<br />
Bewilligungsvoraussetzungen;<br />
• dienen zur Bewältigung gesetzlich<br />
nicht erfasster Sondersituationen;<br />
• können bei allen Arten der ordentlichen<br />
Bewilligung vorkommen;<br />
• sind praktisch aber vor allem bei<br />
Polizeibewilligungen bedeutsam.<br />
2. Zulässigkeit der Bewilligungspflicht (§ 8/II) 4<br />
2. Zulässigkeit der Bewilligungspflicht<br />
2.1 Bewilligungspflicht und Bewilligungserteilung<br />
2.2 Gesetzliche Grundlage<br />
2.3 Öffentliches Interesse<br />
2.4 Verhältnismässigkeit<br />
2
2. Zulässigkeit der Bewilligungspflicht (§ 8/II) 5<br />
2.1 Bewilligungspflicht und Bewilligungserteilung<br />
Es ist zu unterscheiden zwischen …<br />
Einführung der Bewilligungspflicht …<br />
• Bewilligungspflichten sind grundsätzlich durch <strong>Recht</strong>ssatz einzuführen.<br />
• Prüfmassstab bildet BV 36 (wenn Grundrechte berührt sind) bzw. BV 5<br />
(wenn keine Grundrechte berührt sind).<br />
Näher dazu Ziff. 2.2−2.4.<br />
… und Erteilung der Bewilligung im Einzelfall<br />
• Die Erteilung/Verweigerung einer Bewilligung im Einzelfall ergeht als<br />
Verfügung (<strong>Recht</strong>sanwendungsakt).<br />
• Prüfmassstab bilden vorweg die Bewilligungsvoraussetzungen gemäss<br />
Sachgesetz.<br />
Näher dazu Ziff. 3−5.<br />
2. Zulässigkeit der Bewilligungspflicht (§ 8/II) 6<br />
Art. 22 RPG Baubewilligung<br />
1<br />
Bauten und Anlagen dürfen nur mit behördlicher Bewilligung errichtet oder geändert<br />
werden.<br />
2<br />
Voraussetzung einer Bewilligung ist, dass<br />
a. die Bauten und Anlagen dem Zweck der Nutzungszone entsprechen und<br />
b. das Land erschlossen ist.<br />
3<br />
Die übrigen Voraussetzungen des Bundesrechts und des kantonalen <strong>Recht</strong>s bleiben<br />
vorbehalten.<br />
Art. 30e USG Ablagerung<br />
1<br />
Abfälle dürfen nur auf Deponien abgelagert werden.<br />
2<br />
Wer eine Deponie errichten oder betreiben will, braucht eine Bewilligung des Kantons;<br />
sie wird ihm nur erteilt, wenn er nachweist, dass die Deponie nötig ist. In der<br />
Bewilligung werden die zur Ablagerung zugelassenen Abfälle umschrieben.<br />
3
2. Zulässigkeit der Bewilligungspflicht (§ 8/II) 7<br />
2.2 Gesetzliche Grundlage<br />
Die Einführung einer Bewilligungspflicht bildet häufig (aber nicht immer!) einen<br />
Grundrechtseingriff.<br />
Regel<br />
• Bewilligungspflichten benötigen eine ausdrückliche gesetzliche Grundlage.<br />
• Dabei ist regelmässig eine Grundlage im formellen Gesetz verlangt.<br />
• Einzelheiten können durch Verordnung geregelt werden.<br />
Ausnahme<br />
Das Erfordernis der ausdrücklichen formellgesetzlichen Grundlage kann<br />
ersetzt werden …<br />
• durch die polizeiliche Generalklausel (in Fällen schwerer, unmittelbar<br />
drohender und nicht anders abwendbarer Gefahr für Polizeigüter);<br />
• durch die Sachherrschaft des Gemeinwesens über die öffentlichen Sachen<br />
im Gemeingebrauch wie Strassen, Plätze, Gewässer (BGer‐Praxis, in der<br />
Lehre umstritten).<br />
2. Zulässigkeit der Bewilligungspflicht (§ 8/II) 8<br />
2.3 Öffentliches Interesse<br />
Zulässige öffentliche Interessen<br />
• Schutz bestimmter Polizeigüter;<br />
• Erfüllung bestimmter Staatsaufgaben.<br />
Sonderfall: Wirtschaftspolitische Interessen; vgl. Folie 15.<br />
Das jeweils beanspruchte öffentliche Interesse …<br />
• ergibt sich durch Auslegung des anwendbaren Sachgesetzes;<br />
• wird meist aus den Ziel‐ und Zweckartikeln des Sachgesetzes ersichtlich.<br />
Art. 1 LMG Zweck<br />
Dieses Gesetz bezweckt:<br />
a. die Konsumenten vor Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen zu schützen,<br />
welche die Gesundheit gefährden können;<br />
b. den hygienischen Umgang mit Lebensmitteln sicherzustellen; …<br />
Art. 17a LMG Bewilligungs- und Meldepflicht<br />
1<br />
Betriebe, die Lebensmittel tierischer Herkunft herstellen, behandeln oder lagern,<br />
bedürfen einer Betriebsbewilligung des Kantons ...<br />
4
2. Zulässigkeit der Bewilligungspflicht (§ 8/II) 9<br />
2.4 Verhältnismässigkeit<br />
Die Verhältnismässigkeit einer Bewilligungsnorm ist doppelt zu prüfen:<br />
Verhältnismässigkeit der Bewilligungspflicht<br />
Die Verhältnismässigkeitsprüfung bezieht sich auf das Instrument an sich<br />
(das «Ob» mit Blick auf das zu verfolgende öffentliche Interesse).<br />
• Insbesondere: Würden auch Meldepflichten oder periodische Kontrollen<br />
ausreichen?<br />
Verhältnismässigkeit der Bewilligungsvoraussetzungen<br />
Die Verhältnismässigkeitsprüfung bezieht sich auf die Ausgestaltung des<br />
Instruments (das «Wie» mit Blick auf das zu verfolgende öffentliche<br />
Interesse).<br />
• Insbesondere: Stehen die persönlichen/sachlichen Bewilligungsvoraussetzungen<br />
in einem objektiven Zusammenhang mit der bewilligungspflichtigen<br />
Tätigkeit?<br />
3. Erteilung, Verlängerung und Übertragung der Bewilligung (§ 8/III) 10<br />
3. Erteilung, Verlängerung, Übertragung der Bewilligung<br />
Erteilung<br />
• Nur auf entsprechendes Gesuch hin, sofern die sachgesetzlichen Voraussetzungen<br />
erfüllt sind.<br />
Als Voraussetzungen kommen je nach Sachgesetz in Betracht:<br />
• persönliche Voraussetzungen wie Fahrtüchtigkeit, Leumund, Fähigkeiten;<br />
• sachliche Voraussetzungen wie Zonenkonformität (einer Baute),<br />
gesundheitliche Unbedenklichkeit (eines Produkts) oder Typenkonformität<br />
(eines Fahrzeugs).<br />
Art. 11 SVG Fahrzeugausweis<br />
1<br />
Der Fahrzeugausweis darf nur erteilt werden, wenn das Fahrzeug den Vorschriften<br />
entspricht, verkehrssicher ist und wenn die vorgeschriebene Haftpflichtversicherung<br />
besteht.<br />
Art. 14 SVG Lernfahr- und Führerausweis<br />
1<br />
Der Führerausweis wird erteilt, wenn die amtliche Prüfung ergeben hat, dass der<br />
Bewerber die Verkehrsregeln kennt und Fahrzeuge der Kategorie, für die der<br />
Ausweis gilt, sicher zu führen versteht ...<br />
5
3. Erteilung, Verlängerung und Übertragung der Bewilligung (§ 8/III) 11<br />
Verlängerung<br />
Ausgangslage: Gewisse Bewilligungen (z.B. Betriebsbewilligungen) werden<br />
oft befristet, um eine periodische Überprüfung der Tätigkeit zu ermöglichen.<br />
• Die Frist ist so festzusetzen, dass allenfalls nötige Dispositionen des<br />
Adressaten angemessen berücksichtigt werden.<br />
Verlängerung: Eine Verlängerung wird wiederum auf Gesuch hin durch<br />
Verfügung gewährt.<br />
• Dabei prüft die Behörde, ob die ursprüngliche Bewilligung noch gesetzeskonform<br />
ist.<br />
• Falls nein, wird die Verlängerung verweigert bzw. die ursprüngliche<br />
Bewilligung angepasst.<br />
Übertragung<br />
Die Übertragung einer Bewilligung ist …<br />
• zulässig bei sachbezogenen Bewilligungen;<br />
• unzulässig bei personenbezogenen Bewilligungen.<br />
4. Insbesondere 1: Arten von Regelbewilligungen (§ 8/IV−VI) 12<br />
4. Insbesondere 1: Arten von ordentlichen Bewilligungen<br />
4.1 Polizeibewilligung (Kontrollerlaubnis)<br />
4.2 Wirtschaftspolitische Bewilligung<br />
4.3 Bewilligung für gesteigerten Gemeingebrauch<br />
6
4. Insbesondere 1: Arten von Regelbewilligungen (§ 8/IV−VI) 13<br />
4.1 Polizeibewilligung (Kontrollerlaubnis)<br />
Begriff<br />
Die Polizeibewilligung …<br />
• bestätigt, dass eine beabsichtigte private Tätigkeit mit den gesetzlichen<br />
Vorschriften im Einklang steht;<br />
• hebt das Verbot, die Tätigkeit ohne vorgängige behördliche Erlaubnis<br />
aufzunehmen, im Einzelfall auf («Verbot mit Erlaubnisvorbehalt»).<br />
Funktion<br />
• Ausschliesslich präventive Kontrolle (Grundfunktion aller Bewilligungen;<br />
Polizeibewilligung als Grundform der Bewilligung).<br />
• «Polizei»bewilligungen heissen aus historischen Gründen so; heute dienen<br />
sie aber nicht nur dem Schutz von Polizeigütern.<br />
4. Insbesondere 1: Arten von Regelbewilligungen (§ 8/IV−VI) 14<br />
<strong>Recht</strong>liche Bedeutung<br />
• Vorkommen: sehr verbreitet.<br />
• Trotz blosser Kontrollfunktion ist die Polizeibewilligung keine Feststellungs‐,<br />
sondern echte Gestaltungsverfügung (positive Verfügung).<br />
Voraussetzungen der Bewilligungserteilung<br />
• Massgeblich ist das anwendbare Sachgesetz.<br />
• Bei erfüllten Voraussetzungen besteht <strong>Recht</strong>sanspruch auf Erteilung der<br />
Bewilligung.<br />
7
4. Insbesondere 1: Arten von Regelbewilligungen (§ 8/IV−VI) 15<br />
4.2 Wirtschaftspolitische Bewilligung<br />
Begriff<br />
Die wirtschaftspolitische Bewilligung …<br />
• erlaubt eine private Tätigkeit, sofern ein entsprechendes Kontingent<br />
verfügbar ist oder eine entsprechendes Bedürfnis besteht;<br />
• kann daher nur zahlenmässig beschränkt erteilt werden.<br />
Funktion<br />
• (Präventive Kontrolle +) Wirtschaftslenkung.<br />
Einschränkungen zur Verfolgung wirtschaftspolitischer Interessen<br />
sind nur zulässig, wenn sie in der BV vorgesehen sind (BV 94.4; Hauptstudium).<br />
<strong>Recht</strong>liche Bedeutung<br />
• Vorkommen: eher selten (Ausländerrecht, Landwirtschaftsrecht).<br />
4. Insbesondere 1: Arten von Regelbewilligungen (§ 8/IV−VI) 16<br />
Voraussetzungen der Bewilligungserteilung<br />
• Allfällige <strong>Recht</strong>sansprüche auf Erteilung der Bewilligung stehen unter dem<br />
Vorbehalt des verfügbaren Kontingents oder des Bedürfnisnachweises.<br />
Art. 104 BV Landwirtschaft<br />
2<br />
Ergänzend zur zumutbaren Selbsthilfe der Landwirtschaft und nötigenfalls abweichend<br />
vom Grundsatz der Wirtschaftsfreiheit fördert der Bund die bodenbewirtschaftenden<br />
bäuerlichen Betriebe.<br />
Art. 30 LWG Milchkontingentierung<br />
1<br />
Der Bundesrat beschränkt die Produktion von Verkehrsmilch, indem er für die einzelnen<br />
Produzenten und Produzentinnen Kontingente vorsieht.<br />
Art. 36 LWG Abgabe für Kontingentsüberschreitungen<br />
1<br />
Für die Milch, die ein Produzent oder eine Produzentin über die Kontingentsmenge<br />
hinaus, die ihm oder ihr insgesamt nach den Artikeln 30, 33 und 34 zusteht,<br />
in Verkehr bringt, ist eine Abgabe zu bezahlen ...<br />
8
4. Insbesondere 1: Arten von Regelbewilligungen (§ 8/IV−VI) 17<br />
4.3 Bewilligung für gesteigerten Gemeingebrauch<br />
Begriff<br />
Die Bewilligung für gesteigerten Gemeingebrauch …<br />
• erlaubt die Inanspruchnahme öffentlicher Strassen und Plätze für eine<br />
private Tätigkeit, die über den allgemein üblichen Gebrauch hinausgeht.<br />
Als gesteigerter Gemeingebrauch gilt ein Gebrauch,<br />
• der nicht mehr bestimmungsgemäss ist, weil er dem primären<br />
Nutzungszweck einer Strasse/eines Platzes widerspricht, oder<br />
• der nicht mehr gemeinverträglich ist, weil er andere Nutzer einer<br />
Strasse/eines Platzes erheblich behindert.<br />
Funktion<br />
• (Präventive Kontrolle +) Koordination der Nutzungen im öffentlichen Raum.<br />
<strong>Recht</strong>liche Bedeutung<br />
• Vorkommen: verbreitet (z.B. für Marktstände, Kundgebungen, Veranstaltungen).<br />
4. Insbesondere 1: Arten von Regelbewilligungen (§ 8/IV−VI) 18<br />
Voraussetzungen der Bewilligungserteilung<br />
• Sofern die private Tätigkeit in den Schutzbereich eines Grundrechts fällt<br />
(z.B. Wirtschaftsfreiheit, Versammlungsfreiheit), besteht ein bedingter<br />
<strong>Recht</strong>sanspruch auf Erteilung der Bewilligung.<br />
• «Bedingt» heisst: Unter Vorbehalt genügender Kapazitäten betr. Ort und<br />
Zeit sowie nach Abwägung mit den Interessen der anderen Nutzer.<br />
Art. 1 KgR Gegenstand<br />
1<br />
Dieses Reglement [= Gesetz im formellen Sinn auf kommunaler Stufe] regelt die<br />
Bewilligungs- und Meldepflicht (Art. 2 und 3) für Kundgebungen auf öffentlichem<br />
Grund der Stadt Bern (Stadt) ...<br />
Art. 2 KgR Grundsatz der Bewilligungspflicht<br />
1<br />
Kundgebungen auf öffentlichem Grund sind nur mit vorgängiger Bewilligung der<br />
Stadt zulässig. Vorbehalten bleibt Artikel 3 (Spontankundgebungen).<br />
2<br />
Die Bewilligung wird erteilt, wenn ein geordneter Ablauf der Kundgebung gesichert<br />
und die Beeinträchtigung der anderen Benutzerinnen und Benutzer des öffentlichen<br />
Grundes zumutbar erscheint.<br />
9
5. Insbesondere 2: Ausnahmebewilligung (§ 8/VII) 19<br />
5. Insbesondere 2: Ausnahmebewilligung<br />
Begriff<br />
Die Ausnahmebewilligung …<br />
• erlaubt die Ausübung einer bestimmten bewilligungsbedürftigen Tätigkeit<br />
in Abweichung von den regulär geltenden Vorschriften.<br />
Funktion<br />
• Vermeidung gesetzlich nicht gewollter Härten.<br />
<strong>Recht</strong>liche Bedeutung<br />
• Vorkommen: Vor allem im Bau‐ und Planungsrecht.<br />
Art. 26 BauG-BE Ausnahmen 1. Im allgemeinen 1.1. Grundsätze<br />
1<br />
Ausnahmen von einzelnen Bauvorschriften können gewährt werden, wenn besondere<br />
Verhältnisse es rechtfertigen und keine öffentlichen Interessen beeinträchtigt<br />
werden.<br />
5. Insbesondere 2: Ausnahmebewilligung (§ 8/VII) 20<br />
Voraussetzungen der Bewilligungserteilung<br />
Massgeblich ist vorab das Sachgesetz. Die folgenden Prüfpunkte sind soweit<br />
erforderlich ergänzend beizuziehen.<br />
1. Gesetzliche Grundlage<br />
• Das Sachgesetz muss die Möglichkeit, Ausnahmen zu gewähren,<br />
ausdrücklich vorsehen.<br />
2. Ausnahmesituation, keine Normkorrektur<br />
• Es muss ein wirklicher Sonderfall vorliegen (singuläre Lage, seltenes<br />
Vorkommnis; keine Ausnahmekumulation).<br />
• Die Ausnahmebewilligung darf die Regelordnung weder allgemein<br />
fortbilden noch sie in grundlegender Weise durchbrechen.<br />
3. Interessenabwägung<br />
• Ausnahmebewilligungen dürfen erst nach Abwägung aller erheblichen<br />
Interessen erteilt werden.<br />
10