201 - Ãsterreichische Mathematische Gesellschaft
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Der Stempel des Erfolgs. ”<br />
An die Stadt Wien<br />
habe ich natürlich sehr nett geantwortet, in<br />
dem Sinn, dass ich ja andrerseits meine Ausbildung<br />
der Stadt Wien verdanke“, schrieb<br />
Gödel seiner Mutter. Er hatte an seiner Alma<br />
Mater wunderbare Lehrer, aber auch lästige<br />
Beamte kennen gelernt. Während seiner Zeit<br />
als Privatdozent war er meist beurlaubt, entweder<br />
in Princeton oder in einem Sanatorium,<br />
und las nur drei Semester lang.<br />
head, die er sich noch als Student gekauft hatte. Gödels Nachlass, der dem IAS<br />
gehört und in der Firestone Library der Universität von Princeton aufbewahrt wird,<br />
bietet eine Schatzmine für derlei Souvenirs, aber auch für bedeutsamere Informationen.<br />
Gödels Biograf John Dawson, der den Nachlass wie kein anderer kennt,<br />
übernahm freundlicherweise die Aufgabe, mir bei den Vorbereitungen zur Ausstellung<br />
beizustehen. Seine Erlebnisse mit dem Nachlass beschrieb er in den ”<br />
Notices“<br />
der AMS.<br />
Der einzige andere Ort mit zahlreichen wichtigen Unterlagen über Kurt Gödel<br />
ist Wien (vgl. Köhler et al, 2002). Das Universitätsarchiv enthält viel über seine<br />
Habilitation und über die sinistre Korrespondenz zwischen Würdenträgern der<br />
Universität und NS-Ministerialbeamten nach 1938, von der Gödel selbst nie etwas<br />
erfuhr. Gödel gelang es zweimal nach dem ”<br />
Anschluß“, Österreich zu verlassen,<br />
das erste Mal knapp nach dem Münchener Abkommen und das zweite Mal<br />
während des so genannten Sitzkriegs. Lange nachdem sich Gödel endgültig in<br />
den USA niedergelassen hatte, schickte ihm das Ministerium für Bildung, Wissenschaft<br />
und Volkserziehung an die Adresse der Universität Wien ein opulentes<br />
Diplom mit seiner Ernennung zum ”<br />
Dozenten neuer Ordnung“ und der Garantie<br />
des ”<br />
besonderen Schutzes des Führers“. Das Dokument wurde nie abgeholt.<br />
Die neben der Universität reichhaltigste Quelle zu Gödel findet sich im Wiener<br />
Rathaus: die Handschriftensammlung der Stadt- und Landesbibliothek erwarb<br />
hunderte von Briefen, die Gödel in den zwanzig Jahren nach Kriegsende seiner<br />
Mutter schrieb. Sie wurden dank Werner Schimanovich den Erben von Gödels<br />
Bruder Rudolf abgelöst. Leider sind die Briefe, die Gödel in den dreißiger Jahren<br />
während seiner Princeton-Aufenthalte nachhause geschrieben haben muss,<br />
bis heute unauffindbar; und die Briefe, die Gödels Mutter ihrem berühmten Sohn<br />
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