201 - Ãsterreichische Mathematische Gesellschaft
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Klassischer Geschmack.<br />
Der Philosoph Heinrich<br />
Gomperz, gezeichnet<br />
von Egon Schiele.<br />
Gomperz taucht auch in<br />
der Autobiografie von<br />
Elias Canetti auf, der im<br />
selben Gebäude und zur<br />
selben Zeit wie Gödel<br />
studierte (allerdings<br />
Chemie) und später<br />
mit dem Nobelpreis für<br />
Literatur ausgezeichnet<br />
wurde.<br />
Grund zu bezweifeln, dass Gödel im Alter von neunzehn bereits Platoniker war<br />
und in dieser Überzeugung niemals ins Schwanken geriet (Feferman 1984).<br />
Karl Menger, der Wiener Geometrie-Professor, der kaum vier Jahre älter als Kurt<br />
Gödel war und für viele Jahre dessen Mentor wurde, schreibt, dass sich Gödel bei<br />
allgemeinen Debatten selten äußerte, aber seinen Widerspruch durch eine kaum<br />
merkbare Kopfbewegung andeutete (Menger 1994). Die Sitzungen des Wiener<br />
Kreises gaben ihm dazu viel Gelegenheit mit ihren Diskussionen über Wittgenstein<br />
oder Russell. Die meisten der jüngeren Mitglieder des Wiener Kreises scheinen<br />
gegenüber den älteren einen gesunden, wenngleich diskreten Skeptizismus an<br />
den Tag gelegt zu haben. Aus Gödels Korrespondenz geht hervor, dass seine besten<br />
Freunde in jenen Tagen Marcel Natkin und Herbert Feigl waren, zwei Studenten<br />
der Mathematik und Philosophie, die ihre Dissertation bei Schlick schrieben.<br />
Beide verehrten ihren Professor, aber konnten sich auch über ihn lustig machen.<br />
Zum Trost schicke ich dir Schlicks Aufsatz, ein Beispiel, dass man nur über<br />
”<br />
Unsinn sinnvoll reden kann“, schrieb Marcel Natkin an Kurt Gödel in den Sommerferien<br />
1928. Ich weiß nicht, ob Dir Feigl erzählt hat von der Unterhaltung<br />
”<br />
Schlicks mit Wittgenstein, in der sie sich stundenlang über Unsagbares gut unterhalten<br />
haben?“<br />
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