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201 - Österreichische Mathematische Gesellschaft

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Ähnliches gilt übrigens für Mozart. Wie der Zufall es will, wird Mozart heuer<br />

250. Und Freud 150 – eine beachtliche Konkurrenz!<br />

Ausstellungen sind kostspielig. Schon ein oder zwei Prozent der Summe zu verlangen,<br />

die Berlin im Jahr 2005 für die wunderbare Albert Einstein-Ausstellung<br />

aufgewandt hat, ist keine Kleinigkeit. Gott sei Dank fand ich in Ministerien und<br />

Magistratsabteilungen mehrere hilfsbereite Enthusiasten, echte Krypto-Gödelianer,<br />

die das Herz am rechten Fleck hatten. Ich stieß auch auf einige Beamte, die<br />

noch nie etwas von Kurt Gödel gehört hatten: aber sobald ich erwähnte, dass das<br />

Time Magazin Gödel unter die hundert wichtigsten Persönlichkeiten des zwanzigsten<br />

Jahrhunderts gereiht hatte, wurde die Gesprächsatmosphäre merklich entspannter.<br />

Wer auch immer diese Liste aufgestellt hat, verdient einen Orden!<br />

Ausstellungen brauchen auch einen passenden Ort. Vom Wien-Museum am Karlsplatz<br />

wurde mir beschieden, dass dieses Thema zu wenig kulturelle Relevanz<br />

hätte. Diesem Standpunkt konnte ich nichts abgewinnen. Schließlich schrumpfte<br />

die Liste der möglichen Ausstellungsorte auf drei Kandidaten zusammen. Da war<br />

zunächst das Hauptgebäude der Universität Wien, wo in der Woche von Gödels<br />

Geburtstag (am 28. April) hunderte von Experten für Mengenlehre und mathematische<br />

Logik durch den Arkadenhof schlendern werden, zusätzlich zur so genannten<br />

Laufkundschaft, dem tagtäglichen Strom der Studierenden. Leider haben<br />

viele andere Wiener eine gewisse Scheu, die Universitätstreppe zu beschreiten.<br />

Die zweite Örtlichkeit ist das Palais Palffy am Josefsplatz, dem schönsten Platz<br />

der Stadt, gegenüber der Hofburg und Nationalbibliothek gelegen. Da dies der Ort<br />

zahlreicher Konferenzen in der ersten Jahreshälfte 2006 sein wird (wo Österreich<br />

die Ratspräsidentschaft innehat), steht zu hoffen, dass einige der Gäste auch einen<br />

Blick auf Gödel werfen können. Schließlich gibt es auch noch das Museumsquartier,<br />

wunderschön um Taschners math.space herum gelegen, mit Barockräumen,<br />

die in den Sommermonaten frei sind, wenn tausende von Touristen herumflanieren<br />

zwischen dem Kunsthistorischen Museum, dem Leopold Museum mit seinen<br />

Klimts und Schieles und einer vitalen Szene von Bars und Restaurants. Schließlich<br />

wurde dank des Rats für Forschung und Technologie entschieden, dass die Gödel-<br />

Ausstellung alle drei Orte in verschieden Inkarnationen besuchen wird, von Ende<br />

April bis Mitte August 2006.<br />

Was lässt sich in einer Kurt-Gödel Ausstellung zeigen? Sein Werk war abstrakt<br />

und sein Leben zurückgezogen. Es gibt nichts, was der Couch von Sigmund Freud<br />

oder der Geige Albert Einsteins entspricht. Nicht einmal Gödels berühmte Brillen<br />

scheinen erhalten zu sein. Immerhin hat seine Brillenverschreibung aus dem Jahr<br />

1925 überlebt. Gödel, der von Kindesbeinen an ein Markensammler war, hatte<br />

sich frühzeitig angewöhnt, nichts leichtfertig wegzuwerfen. Er hob die Rechnung<br />

seines Hochzeitsessens auf (das natürlich im Rathauskeller stattfand), ebenso wie<br />

die etwas schroffe Mahnung von Helmut Hasse, Schatzmeister der DMV, endlich<br />

seinen Mitgliedsbeitrag einzuzahlen. Gödel trennte sich auch nicht von der<br />

Buchhändlerrechnung für die ”<br />

Principia Mathematica“ von Russell und White-<br />

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