Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz - Ãsterreichische ...
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N E W S L E T T E R<br />
Vertragspartner II<br />
Nummer<br />
Datum<br />
15/09<br />
19.3.2009<br />
<strong>Landes</strong>-<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kinderklinik</strong> <strong>Linz</strong>:<br />
Gefährlich <strong>und</strong> oft unerkannt: „Sek<strong>und</strong>en-<br />
Aussetzer“ bei Kindern<br />
Bei Klein- <strong>und</strong> Schulkindern sind die sogenannten „Absencen“ jene Form von<br />
epileptischen Anfällen, die am häufigsten auftreten. Dabei kommt es zu einer kurzen<br />
Abwesenheit. Die Kinder sind weder ansprechbar, noch erinnern sie sich an den Anfall.<br />
Die <strong>Landes</strong>- <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kinderklinik</strong> (LFKK) setzt nun auf verstärkte Aufklärung, da<br />
diese Krankheit oft unerkannt bleibt <strong>und</strong> die betroffenen Kinder in Gefahr geraten<br />
können – zum Beispiel im Straßenverkehr. Voraussetzung für eine entsprechende<br />
Aufklärung der Symptome ist eine exakte Diagnose, die besonders bei nächtlichen<br />
Anfällen schwierig ist. An der LFKK gibt es zu diesem Zweck eine Video-EEG-Anlage.<br />
Damit ist eine Überwachung r<strong>und</strong> um die Uhr möglich.<br />
Weil Absencen meist nur zehn bis 20 Sek<strong>und</strong>en dauern <strong>und</strong> die Betroffenen sie selbst nicht<br />
wahrnehmen, bleiben sie oft lange unbemerkt. Manchmal werden sie vor allem in der Schule<br />
als Unaufmerksamkeit oder Leistungsschwäche der PatientInnen missverstanden, denn im<br />
Unterricht halten sie bei einem Anfall kurz inne, verlieren die Zeile beim Schreiben, lassen<br />
Buchstaben <strong>und</strong> Wörter aus oder machen für sie untypische Fehler. Betroffen sind vor allem<br />
Kinder zwischen dem fünften <strong>und</strong> dem zehnten Lebensjahr. Mehrmals täglich treten tagsüber<br />
<strong>und</strong> bei Müdigkeit Absencen auf. Sie beginnen <strong>und</strong> enden plötzlich. Eine Tätigkeit wird<br />
plötzlich unterbrochen <strong>und</strong> hinterher genauso plötzlich fortgeführt. Automatisierte<br />
Bewegungen können im Rahmen kurzer Absencen manchmal fortgesetzt werden, die<br />
PatientInnen reagieren dabei aber nicht adäquat auf ihre Umwelt. Vor allem im<br />
Straßenverkehr kann das sehr gefährlich sein.<br />
Während einer „einfachen“, typischen Absence nehmen die Betroffenen ihre Umgebung nicht<br />
wahr, wirken benommen oder verträumt <strong>und</strong> verharren meist reglos, zeigen ansonsten aber<br />
keine sichtbaren Symptome. Bei einer „komplexen“ Absence kommt es zusätzlich zu<br />
Symptomen wie etwa einem rhythmischen Augenblinzeln, Herabsinken von Kopf <strong>und</strong> Armen<br />
oder M<strong>und</strong>bewegungen („Automatismen“). Während oder nach der Pubertät kann es bei den<br />
Kindern zusätzlich zu generalisierten tonisch-klonischen-Anfällen kommen. Bei diesen<br />
„großen“ Anfällen verlieren die Betroffenen das Bewusstsein, sie stürzen <strong>und</strong> zucken<br />
rhythmisch mit Armen <strong>und</strong> Beinen. Meistens treten diese Anfälle in den frühen<br />
Morgenst<strong>und</strong>en auf <strong>und</strong> betreffen Mädchen etwa doppelt so oft, wie Jungen.
Es kommt aber auch vor, dass Absencen erstmals nach dem zehnten Lebensjahr auftreten.<br />
Meist gehen sie gemeinsam mit sogenannten juvenilen myoklonischen- oder tonischklonischen-Anfällen<br />
einher. Bei juvenilen myoklonischen Anfällen bleibt das Bewusstsein der<br />
PatientInnen erhalten <strong>und</strong> es kommt zu plötzlichen Muskelzuckungen der Schultern <strong>und</strong><br />
Arme. Die Betroffenen empfinden diese Anfälle meist wie einen elektrischen Schlag. Die<br />
Anfallshäufigkeit ist allerdings viel niedriger, als bei jüngeren Schulkindern <strong>und</strong> Mädchen <strong>und</strong><br />
Jungen sind gleichermaßen davon betroffen.<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit typischen Absencen sind, abgesehen von den Anfällen, meist<br />
völlig unauffällig. Sowohl beim körperlichen Untersuchungsbef<strong>und</strong>, als auch bei der geistigen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit zeigen sich keine Abweichungen zu Kindern <strong>und</strong><br />
Jugendlichen, die nicht unter Epilepsie leiden. „Im Elektroenzephalogramm, dem EEG, finden<br />
sich bei kindlichen Abscenen jedoch ein regelmäßig auftretendes Muster. In jeder Sek<strong>und</strong>e<br />
treten jeweils dreimal hintereinander Spitzen <strong>und</strong> langsame Wellen auf. Bei juvenilen<br />
Absencen sind die EEG- Veränderungen rascher <strong>und</strong> weniger regelmäßig“, sagt OA Dr.<br />
Rudolf Schwarz von der Abteilung für Kinder- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e von der <strong>Landes</strong>- <strong>Frauen</strong><strong>und</strong><br />
<strong>Kinderklinik</strong>.<br />
Mit der Video-EEG-Anlage der LFKK ist eine Überwachung der PatientInnen r<strong>und</strong> um die Uhr<br />
möglich. Dadurch können auch nächtliche Anfälle erkannt werden. 1100 Betroffene wurden<br />
bisher untersucht, bei 15 bis 20 Prozent der Beobachteten konnte eine Epilepsieerkrankung<br />
nach der Untersuchung ausgeschlossen werden. Wird die Krankheit diagnostiziert, werden an<br />
der LFKK PatientInnen vom Neugeborenenalter bis zu 18 Jahren behandelt. Die Epilepsie<strong>und</strong><br />
Anfallambulanz der Klinik ist eine der größten Spezialambulanzen Österreichs. OA Dr.<br />
Rudolf Schwarz betreut mit OA Dr. Ulrike Rossegg <strong>und</strong> OA Dr. Ariane Biebl ca. 900<br />
PatientInnen ständig.<br />
Der Verlauf von typischen Absencen-Epilepsien ist insgesamt sehr günstig. Erste-Hilfe-<br />
Maßnahmen während einer typischen Absence sind dabei nicht erforderlich. Bei Absence-<br />
Epilepsien im Schulalter können Medikamente nach zwei- bis dreijähriger Anfallsfreiheit<br />
langsam abgesetzt werden. „Bei juveniler Absence-Epilepsie haben hinzutretende tonischklonische-<br />
oder myoklonische - Anfälle auf die weitere Behandlung Einfluss. Aber auch hier<br />
werden fast 90 Prozent der Patientinnen <strong>und</strong> Patienten anfallsfrei“, weiß OA Dr. Schwarz. Um<br />
eine bessere Behandlung von Absencen im Schulalter zu ermöglichen, wird vermehrt mit<br />
Schulärzten zusammengearbeitet. Sie werden vermehrt über das Thema aufgeklärt, damit sie<br />
Anzeichen für Absence-Epilepsie erkennen <strong>und</strong> betroffene Kinder in die LFKK überweisen<br />
können. Dies ist auch schon vielfach geschehen.<br />
Additivfach Neuropädiatrie:<br />
Vor einem Jahr wurde in der Kinderfacharztausbildung das Additivfach Neuropädiatrie -<br />
Neurologie im Kindesalter - eingeführt. Kinderneurologen betreuen Kinder- <strong>und</strong> Jugendliche<br />
mit cerebralen Krampfanfällen, Nerven- <strong>und</strong> Muskelerkrankungen, entzündlichen<br />
Erkrankungen des Nervensystems, chronische Kopfschmerzen <strong>und</strong> MigränepatientInnen,<br />
Kinder mit Entwicklungsstörungen sowie zahlreichen angeborenen Erkrankungen mit<br />
Beteiligung des Nervensystems.