spezial - Einblick-archiv.dgb.de - DGB
spezial - Einblick-archiv.dgb.de - DGB
spezial - Einblick-archiv.dgb.de - DGB
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kurzarbeitergeld<br />
Arbeitszeitkonten in Gefahr<br />
Arbeitszeitkonten erfreuen sich<br />
wachsen<strong>de</strong>r Beliebtheit. Nicht nur<br />
bei <strong>de</strong>n Beschäftigten. Auch Bun<strong>de</strong>sregierung,<br />
Arbeitgeber und Gewerkschaften<br />
sind von ihnen begeistert,<br />
das Bündnis für Arbeit for<strong>de</strong>rte<br />
noch Anfang März die Tarif- und<br />
Betriebsparteien zur „Schaffung von<br />
Jahres-, Langzeit- und Lebensarbeitszeitkonten“<br />
auf. Ein Zeitsparbuch<br />
bietet in <strong>de</strong>r Tat allen etwas:<br />
Produktionsschwankungen können<br />
damit ausgeglichen und Entlassungen<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />
erhöhen Zeitguthaben die Zeitsouveränität<br />
<strong>de</strong>r ArbeitnehmerInnen.<br />
Das sollen sie zumin<strong>de</strong>st.<br />
Als jedoch <strong>de</strong>r Arbeitgeberverband<br />
Stahl eine Empfehlung zur<br />
Einführung von Langzeitkonten<br />
herausgeben wollte, tauchte ein<br />
Problem auf, das die allgemeine<br />
Freu<strong>de</strong> dämpfen und die weitere<br />
Verbreitung von Zeitkonten behin<strong>de</strong>rn<br />
könnte. Das Arbeitsamt kann<br />
nämlich vor Zahlung von Kurzarbeitergeld<br />
diese Konten plün<strong>de</strong>rn. Im<br />
Fall von Kurzzeitkonten ist das<br />
durchaus im Sinne <strong>de</strong>r Beschäftigten,<br />
weil sie dann weiter Lohn und<br />
Gehalt kassieren.<br />
plusminusBERLIN<br />
Im Fall von Langzeitkonten sieht<br />
die Sache an<strong>de</strong>rs aus. Sie wer<strong>de</strong>n<br />
von Beschäftigten angelegt, um<br />
sich für längere Zeit von <strong>de</strong>r Arbeit<br />
freistellen zu lassen. Zum Beispiel<br />
zu Fortbildungszwecken, um sich<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rerziehung widmen o<strong>de</strong>r<br />
-<br />
gewerkschaftlicher Info-Service vom 19.03.2001<br />
Beliebt<br />
Verbreitung von Arbeitszeitkonten<br />
(in Prozent)<br />
100<br />
Quelle: WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung<br />
1999/2000<br />
Arbeitszeitkonten existieren<br />
bereits in 78 Prozent <strong>de</strong>r privatwirtschaftlichen<br />
und in 72 Prozent <strong>de</strong>r<br />
öffentlichen Betriebe mit 20 und<br />
mehr Beschäftigten. In 69 bzw. 55<br />
Prozent dieser Betriebe führen alle<br />
Beschäftigten ein Zeitkonto.<br />
Hansjörg Schäfer, Aids- Marita Sehn, weinbaupolitische<br />
Sprecherin<br />
+ Berichterstatter <strong>de</strong>r<br />
SPD-Fraktion, unterstützt die <strong>de</strong>r FDP-Fraktion, for<strong>de</strong>rt<br />
Abgabe preiswerter Medikamente<br />
an Aids-Patienten in weinsteuer. Eine Regierung,<br />
die Abschaffung <strong>de</strong>r Schaum-<br />
Südafrika. 41 Pharma-Firmen „die sich mit <strong>de</strong>m Pazifismus<br />
haben dagegen geklagt. schmückt“, könne nicht auf<br />
Schäfer for<strong>de</strong>rte Bayer, „Relikte <strong>de</strong>s preußischen<br />
Boehringer, Aventis, Merck Militarismus“ zurückgreifen.<br />
und Roche auf, die Klage Die Sektsteuer war ursprünglich<br />
eine „umgehend“ zurückzuziehen.<br />
Kriegssteuer.<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
78<br />
0<br />
privatwirtschaftliche<br />
Betriebe<br />
72<br />
öffentliche<br />
Betriebe<br />
<strong>DGB</strong> einblick / Nachdruck frei<br />
5/01<br />
um ein Haus bauen zu können. Vor<br />
<strong>de</strong>m Zugriff <strong>de</strong>s Arbeitsamtes sind<br />
allerdings nur die Konten geschützt,<br />
die „ausschließlich“ dazu<br />
bestimmt sind, dass <strong>de</strong>r Kontoinhaber<br />
vorzeitig in Rente gehen<br />
kann. So steht’s in Paragraph 170<br />
Sozialgesetzbuch (SGB) III. Fehlt<br />
diese Zweckbestimmung, kann das<br />
Arbeitsamt zuschlagen. Geschützt<br />
sind Zeitguthaben dann nur, soweit<br />
sie zehn Prozent <strong>de</strong>r Jahresarbeitszeit<br />
übersteigen o<strong>de</strong>r länger als ein<br />
Jahr unverän<strong>de</strong>rt bestan<strong>de</strong>n haben.<br />
Diese gesetzliche Bestimmung sei<br />
„lei<strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utig“, sagt Robert Sadowsky,<br />
Tarifexperte <strong>de</strong>s IG Metall-<br />
Bezirks Nordrhein-Westfalen. Hinnehmen<br />
mag er das nicht: „Diese<br />
Konten wer<strong>de</strong>n zu ganz bestimmten,<br />
individuellen Zwecken aufgebaut<br />
– und sollen gefälligst auch<br />
dafür genutzt wer<strong>de</strong>n können.“<br />
Im Bun<strong>de</strong>sarbeitsministerium<br />
(BMA) ist man sich dieses Problems<br />
durchaus bewusst, verteidigt aber<br />
zunächst die gelten<strong>de</strong> Rechtslage.<br />
Zum einen könne die Versichertengemeinschaft<br />
erwarten, dass vor<br />
Auszahlung von Leistungen wie<br />
<strong>de</strong>m Kurzarbeitergeld die Begünstigten<br />
einen zumutbaren Eigenanteil<br />
leisten. Zum an<strong>de</strong>ren solle die<br />
Reichweite <strong>de</strong>r Zugriffsmöglichkeit<br />
<strong>de</strong>s Arbeitsamtes nicht überbewertet<br />
wer<strong>de</strong>n. Zumal Kurzarbeit <strong>de</strong>rzeit<br />
ein relativ geringes Problem<br />
sei. Dennoch wird die Kritik nicht<br />
völlig von <strong>de</strong>r Hand gewiesen.<br />
BMA-Sprecher Martin Weiland: „Wir<br />
stehen, was die Verbreitung von<br />
Langzeitkonten betrifft, erst ganz am<br />
Anfang. Sollte sich herausstellen,<br />
dass die Zugriffsmöglichkeit <strong>de</strong>s<br />
Arbeitsamtes ein echtes Hin<strong>de</strong>rnis<br />
darstellt, wird man das Gesetz gegebenenfalls<br />
än<strong>de</strong>rn müssen.“ •<br />
inhalt<br />
_____________<br />
Der Surf-Tipp<br />
fürs Internet<br />
www.jobpara<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
Infos, Bil<strong>de</strong>r und ein<br />
E-Mail-Newsletter zur<br />
Job Para<strong>de</strong> in Schwerin<br />
am 1. Mai 2001 inklusive<br />
Quick-Link zur ersten Job<br />
Para<strong>de</strong> NRW in Dortmund<br />
(www.jobpara<strong>de</strong>nrw.<strong>de</strong>)<br />
Im Faxabruf<br />
0211 / 43 01 673<br />
<strong>DGB</strong>-Stellungnahme zur<br />
Reform <strong>de</strong>s Betriebsverfassungsgesetzes<br />
(Kabinettsbeschluss)<br />
_______<br />
Betriebliche<br />
Altersversorgung<br />
Tarifliche Pensionsfonds<br />
könnten <strong>de</strong>r Betriebsrente<br />
zum Durchbruch verhelfen<br />
_____________ Seite 5 _______<br />
Been<strong>de</strong>t die<br />
Closed-Shop-Politik!<br />
Im Osten Deutschlands überaltern<br />
die Betriebe, warnt<br />
Hanjo Lucassen. Arbeitgeber<br />
und Betriebsräte verhin<strong>de</strong>rn<br />
gemeinsam Neueinstellungen<br />
SPEZIAL: ver.di<br />
Seite 3<br />
■ Der Kongress <strong>de</strong>r Superlative:<br />
Tränen zum Abschied<br />
■ Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming:<br />
Ohne Brüche geht es nicht<br />
■ Kommunikation für<br />
Dienstleister: Vernetzt in<br />
die Zukunft<br />
einblick 5/01
5/01<br />
POLITIK AKTUELL<br />
Standort Deutschland<br />
Mitbestimmung kein<br />
Investitionshemmnis<br />
Die Mitbestimmung in Deutschland<br />
ist kein negativer Standortfaktor.<br />
Das ergab eine Studie <strong>de</strong>s Wissenschaftszentrums<br />
Berlin im Auftrag<br />
von Bertelsmann- und Hans-<br />
Böckler-Stiftung. Befragt wur<strong>de</strong>n die<br />
Manager <strong>de</strong>r 400 größten <strong>de</strong>utschen<br />
Töchter ausländischer Unternehmen.<br />
Die Studie belegt, dass we<strong>de</strong>r<br />
das System <strong>de</strong>r Arbeitsbeziehungen<br />
noch die Mitbestimmungspraxis<br />
hierzulan<strong>de</strong> Investitionsentschei-<br />
wiewardiewoche ?<br />
dungen hemmen. Beson<strong>de</strong>rs positiv<br />
schätzen die Manager die Möglichkeit<br />
ein, Betriebsvereinbarungen<br />
abschließen zu können. Die<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Betriebsräten<br />
bewerten die meisten als<br />
gut bis sehr gut. Steuerpolitik und<br />
Energiekosten wer<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n<br />
Standort Deutschland negativer<br />
beurteilt als das System <strong>de</strong>r Arbeitsbeziehungen.<br />
•<br />
www.bertelsmann-stiftung.<strong>de</strong><br />
Nur je<strong>de</strong>s Zweite hat ihn<br />
Transnationale Unternehmen mit und<br />
ohne Euro-Betriebsrat (in Prozent)<br />
seit 1996<br />
gegrün<strong>de</strong>t<br />
vor 1996<br />
gegrün<strong>de</strong>t<br />
10<br />
27<br />
in Verhandlung<br />
9<br />
ohne Euro-<br />
Betriebsrat<br />
54<br />
Stand: Anfang 2000; Quelle: Lecher/Platzer/<br />
Rüb/Weiner: „Verhan<strong>de</strong>lte Europäisierung”,<br />
Schriften <strong>de</strong>r Hans-Böckler-Stiftung, Band 48,<br />
Nomos-Verlag, Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n 2001<br />
<strong>DGB</strong> einblick / Nachdruck frei<br />
Von 1650 transnationalen Unternehmen<br />
in Europa haben 54 Prozent<br />
noch keinen Euro-Betriebsrat.<br />
Europäische Betriebsräte<br />
(EBR) können in Firmen<br />
gegrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r EU<br />
plus Norwegen, Liechtenstein und<br />
Island min<strong>de</strong>stens 1000 ArbeitnehmerInnen<br />
und min<strong>de</strong>stens je 150<br />
Beschäftigte in zwei Län<strong>de</strong>rn haben.<br />
Fast ein Drittel <strong>de</strong>r Euro-Betriebsräte<br />
sind auf freiwilliger Basis vor<br />
In-Kraft-Treten <strong>de</strong>r EBR-Richtlinie<br />
im September 1996 gegrün<strong>de</strong>t<br />
wor<strong>de</strong>n. Artikel 13 <strong>de</strong>r Richtlinie<br />
sichert ihnen Bestandsschutz zu.<br />
Nur ein Zehntel <strong>de</strong>r Euro-Betriebsräte<br />
konstituierte sich nach Einführung<br />
<strong>de</strong>r Richtlinie, die Zusammensetzung<br />
sowie Anhörungs-<br />
und Unterrichtungsrechte <strong>de</strong>r Euro-Betriebsräte regelt. In weiteren neun<br />
Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen wur<strong>de</strong> Anfang 2000 über die Einrichtung eines<br />
Euro-Betriebsrates verhan<strong>de</strong>lt.<br />
Weitere Infos: www.igmetall.<strong>de</strong>/betriebsraete/eurobr/englisch/eurobr_liste.html<br />
Claudia Schröppel, 27, Verwaltungsfachangestellte<br />
und ÖTV-Mitglied, hat gemeinsam mit<br />
an<strong>de</strong>ren Studieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Arbeit<br />
(AdA) in Frankfurt/M. eine Solidaritätsaktion zu<br />
Gunsten <strong>de</strong>r streiken<strong>de</strong>n Arbeiter <strong>de</strong>s spanischen<br />
Telefonunternehmens Sintel gestartet.<br />
Auf unserer Studienfahrt nach Madrid haben wir<br />
zufällig vom Arbeitskampf <strong>de</strong>r Sintel-Beschäftigten<br />
gehört, sind hingefahren und haben sie vor Ort besucht. Erst mussten<br />
wir uns mit Hän<strong>de</strong>n und Füßen und unseren drei Brocken Spanisch<br />
verständigen. Später kam uns ein Englisch sprechen<strong>de</strong>r Arbeiter zu<br />
Hilfe. Es ist unglaublich: Seit En<strong>de</strong> Januar kampieren 1200 Streiken<strong>de</strong><br />
vor <strong>de</strong>m Ministerium für Industrie und Energie, weil sie seit über sieben<br />
Monaten keinen Lohn mehr bekommen haben.<br />
Der Konflikt hat mit <strong>de</strong>r Privatisierung <strong>de</strong>s spanischen Telefonmarktes<br />
zu tun. Vor ein paar Jahren hat Sintel noch 3700 Menschen beschäftigt,<br />
heute sind es nur noch 1800. Die Firma ist aus <strong>de</strong>m ehemals<br />
staatlichen Telekommunikationsunternehmen Téléfonica ausgeglie<strong>de</strong>rt<br />
wor<strong>de</strong>n, um die Löhne drücken zu können. Gekauft wor<strong>de</strong>n ist<br />
Sintel von Mas Canosa, einem Freund <strong>de</strong>s spanischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />
José Maria Aznar. Canosa ist aber nur an <strong>de</strong>n Sintel-Beteiligungen<br />
in Südamerika interessiert, um einen problemlosen Zugang zu<br />
diesem riesigen Markt zu haben. Die Beschäftigten haben das Nachsehen.<br />
In Spanien wird dieser Skandal weitgehend totgeschwiegen,<br />
weil Téléfonica, mitverantwortlich für diesen Konflikt, Mitbesitzerin<br />
vieler Medien ist und kein Interesse daran hat, <strong>de</strong>n Fall publik zu machen.<br />
Die spanischen KollegInnen sind auf Solidarität angewiesen.<br />
Es kann doch nicht sein, dass in einem Land, das europäische Sozialstandards<br />
anerkennt, Arbeiter ohne Lohn auf <strong>de</strong>r Straße leben. Deshalb<br />
berichten wir in Deutschland über diesen Arbeitskampf. Wir<br />
rufen zur Unterstützung auf. Hilfreich wäre zum Beispiel ein Protest-<br />
Fax an die Spanische Botschaft: 030 / 25 79 95 57. Darin sollte die<br />
spanische Regierung aufgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, darauf hinzuwirken, dass<br />
die Verantwortlichen bei Sintel und Téléfonica <strong>de</strong>n Konflikt im Sinne<br />
<strong>de</strong>r Betroffenen beilegen. Wir informieren laufend weiter – unter<br />
www.transnet.g<strong>de</strong>d.<strong>de</strong>/sintel/sintelhome.html<br />
Betriebsverfassung<br />
Aktionstag<br />
am 5. April<br />
Anlässlich <strong>de</strong>r ersten Bun<strong>de</strong>stags-Lesung<br />
<strong>de</strong>r Novelle <strong>de</strong>s Betriebsverfassungsgesetzes<br />
(BetrVG)<br />
am 5. April rufen <strong>de</strong>r <strong>DGB</strong> und seine<br />
Gewerkschaften zu einem bun<strong>de</strong>sweiten<br />
betrieblichen Aktionstag<br />
auf. An diesem Tag, so <strong>DGB</strong>-Vize<br />
Ursula Engelen-Kefer, „wer<strong>de</strong>n sich<br />
die Beschäftigten in <strong>de</strong>n Betrieben<br />
und Verwaltungen zu Wort mel<strong>de</strong>n<br />
und die anstehen<strong>de</strong> Novellierung<br />
auf Betriebsversammlungen, in <strong>de</strong>n<br />
Pausen und allen ihnen möglichen<br />
Zusammenhängen diskutieren“.<br />
Gestartet hat <strong>de</strong>r <strong>DGB</strong> auch eine<br />
Postkartenaktion an die Adresse<br />
<strong>de</strong>r Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>. Mit <strong>de</strong>r<br />
Aktion „Ihr spinnt doch, Leute“<br />
will <strong>de</strong>r <strong>DGB</strong> <strong>de</strong>n Arbeitgebern<br />
<strong>de</strong>monstrieren, dass viele Beschäftigte<br />
hinter <strong>de</strong>r Reform stehen. Die<br />
Postkarten wer<strong>de</strong>n En<strong>de</strong> März über<br />
die <strong>DGB</strong>-Kreise und Gewerkschaften<br />
in <strong>de</strong>n Betrieben verteilt, gesammelt<br />
und Anfang Juni vom <strong>DGB</strong><br />
<strong>de</strong>n Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>n übergeben.<br />
Auf <strong>de</strong>n Karten können die<br />
Absen<strong>de</strong>r begrün<strong>de</strong>n, warum die<br />
BetrVG-Reform notwendig ist. •<br />
www.mitbestimmung.<strong>dgb</strong>.<strong>de</strong><br />
geplant ●●●<br />
➜beschlossen<br />
Der Geschäftsführen<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>svorstand (GBV) und<br />
<strong>de</strong>r Betriebsrat <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svorstandsverwaltung<br />
<strong>de</strong>s<br />
<strong>DGB</strong> haben eine Betriebsvereinbarung<br />
zur Teleheimarbeit<br />
abgeschlossen. Die<br />
Vereinbarung sieht vor, dass<br />
je<strong>de</strong>r Beschäftigte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svorstandsverwaltung<br />
einen Antrag auf Einrichtung<br />
eines Teleheimarbeitsplatzes<br />
stellen kann. Über Einrichtung<br />
von Teleheimarbeitsplätzen<br />
muss Einvernehmen<br />
zwischen <strong>de</strong>m Beschäftigten<br />
und <strong>de</strong>m GBV bestehen. Der<br />
<strong>DGB</strong> stellt analog <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>svorstandsverwaltung<br />
gelten<strong>de</strong>n Standard die<br />
technische Ausstattung für<br />
<strong>de</strong>n Heimarbeitsplatz zur<br />
Verfügung und beteiligt sich<br />
mit einer Pauschale von 120<br />
Mark/Monat an <strong>de</strong>n Raumkosten.<br />
Zu<strong>de</strong>m sieht die Vereinbarung<br />
vor, dass Beschäftigte<br />
nicht wegen Teleheimarbeit<br />
benachteiligt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Vereinbarung muss noch<br />
vom GBV bestätigt wer<strong>de</strong>n.<br />
2
POLITIK AKTUELL<br />
Tarifliche<br />
Altersvorsorge<br />
Betriebliche Altersversorgung<br />
Vor <strong>de</strong>m Durchbruch?<br />
Die betriebliche Altersvorsorge ist die schwächste Säule <strong>de</strong>r Altersversorgung.<br />
Das könnte sich dank Bündnis für Arbeit und Rentenreform radikal än<strong>de</strong>rn. Vor allem<br />
die geplante Einführung von Pensionsfonds bietet die Chance zur Trendwen<strong>de</strong>.<br />
So <strong>de</strong>utlich hat sich das Bündnis<br />
für Arbeit noch nie zum Thema<br />
Betriebsrente geäußert: In <strong>de</strong>r gemeinsamen<br />
Erklärung <strong>de</strong>s jüngsten<br />
Spitzentreffens am 4. März heißt<br />
es, die Bündnispartner erwarteten<br />
von <strong>de</strong>n Tarifpartnern noch „vor <strong>de</strong>r<br />
nächsten Tarifrun<strong>de</strong>“ Vorschläge<br />
für eine Fortentwicklung <strong>de</strong>r tarifvertraglichen<br />
Möglichkeiten zur<br />
Altersvorsorge. Denn „in <strong>de</strong>n neuen<br />
gesetzlichen Möglichkeiten zur<br />
kapitalge<strong>de</strong>ckten Altersvorsorge“ –<br />
gemeint ist das geplante Altersvermögensgesetz,<br />
das noch <strong>de</strong>r Zustimmung<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates bedarf –<br />
steckten „Chancen für eine Stärkung<br />
<strong>de</strong>r betrieblichen Altersvorsorge“.<br />
Für die I<strong>de</strong>e, noch vor <strong>de</strong>r Tarifrun<strong>de</strong><br />
2002 mit <strong>de</strong>n Arbeitgebern<br />
über <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r betrieblichen<br />
Altersversorgung zu verhan<strong>de</strong>ln,<br />
warb <strong>DGB</strong>-Chef Dieter Schulte<br />
schon vor <strong>de</strong>m Bündnistreffen:<br />
„Mit <strong>de</strong>r Verabschiedung <strong>de</strong>r Rentenreform<br />
geht jetzt die Post ab“,<br />
erklärte er <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsblatt, „und<br />
wir müssen schauen, dass wir vorne<br />
auf <strong>de</strong>m Zug sind.“<br />
Für seinen Vorstoß erntete <strong>de</strong>r<br />
<strong>DGB</strong>-Vorsitzen<strong>de</strong> prompt Kritik.<br />
Sein Vorgehen entspreche „nicht<br />
<strong>de</strong>m Diskussionsstand in <strong>de</strong>r Metallindustrie“,<br />
sagte Hartmut Meine,<br />
IG Metall-Bezirksleiter von Nie<strong>de</strong>rsachsen.<br />
Und Werner Bischoff,Tarifpolitiker<br />
im Vorstand <strong>de</strong>r IG Bergbau,<br />
Chemie, Energie (IG BCE), legte<br />
nach: „Bei aller Kollegialität –<br />
für Tarifverträge sind die Einzelgewerkschaften<br />
zuständig und nicht<br />
<strong>de</strong>r <strong>DGB</strong>.“<br />
Auch Arbeitgeberpräsi<strong>de</strong>nt Dieter<br />
Hundt bezeichnete Schultes<br />
Auffor<strong>de</strong>rung, rasch über die Altersvorsorge<br />
zu verhan<strong>de</strong>ln, als „völlig<br />
unakzeptabel“. Dennoch erklärte<br />
auch er sich Tage später in <strong>de</strong>r Berliner<br />
Bündnisrun<strong>de</strong> bereit, aufs<br />
Tempo zu drücken.<br />
Dieter Schulte unterstützt zu<strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>n Vorschlag <strong>de</strong>s DAG-Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
Roland Issen, professionell<br />
gemanagte Kapitalsammelstellen<br />
nach <strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>r gewerkschaftlichen<br />
US-Pensionsfonds zu<br />
grün<strong>de</strong>n. Die Führung solcher<br />
Schlusslicht Deutschland<br />
Anteil <strong>de</strong>r Alterseinkommen aus <strong>de</strong>r<br />
betrieblichen Altersvorsorge (in Prozent)<br />
Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />
Schweiz<br />
Großbritannien<br />
USA<br />
Deutschland<br />
5<br />
13<br />
25<br />
32<br />
Quelle: Deutsches Institut für Altersvorsorge 1999<br />
Verschwin<strong>de</strong>nd gering ist <strong>de</strong>r<br />
Anteil <strong>de</strong>r Betriebsrenten am<br />
Einkommen von Zwei-Personen-<br />
Rentnerhaushalten – er beträgt<br />
gera<strong>de</strong> mal 5 Prozent. In <strong>de</strong>n<br />
Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n sind es dagegen<br />
40 Prozent<br />
40<br />
<strong>DGB</strong> einblick / Nachdruck frei<br />
Fonds soll Finanzmarktprofis überlassen<br />
bleiben. Denn die Gewerkschaften<br />
haben aus <strong>de</strong>r Geschichte<br />
<strong>de</strong>r Gemeinwirtschaft gelernt: „Wir<br />
brauchen keine zweite Neue Heimat“,<br />
versichert <strong>DGB</strong>-Vize Ursula<br />
Engelen-Kefer.<br />
Bezogen auf die von Rot-Grün<br />
gewollten Pensionsfonds legt <strong>de</strong>r<br />
<strong>DGB</strong> beson<strong>de</strong>ren Wert auf höchstmögliche<br />
Sicherheit <strong>de</strong>r geleisteten<br />
Einzahlungen: „Sicherheit muss vor<br />
Rendite gehen“, so <strong>DGB</strong>-Vorstand<br />
Heinz Putzhammer, spekulative Anlagegeschäfte<br />
seien bei <strong>de</strong>r betrieblichen<br />
Altersvorsorge fehl am Platz.<br />
Wohin die Reise gehen könnte,<br />
macht VW vor. Das Unternehmen<br />
finanziert seine Betriebsrenten künftig<br />
– statt über Rückstellungen –<br />
über einen Pensionsfonds. Es hat<br />
<strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>n VW Pension Trust gegrün<strong>de</strong>t,<br />
<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Kapitalmarkt<br />
Vermögenszuwächse erwirtschaften<br />
soll und eine Verzinsung <strong>de</strong>r<br />
eingezahlten Gel<strong>de</strong>r von 3 Prozent<br />
pro Jahr garantiert. Falls die externen<br />
Treuhän<strong>de</strong>r eine höhere Rendite<br />
erwirtschaften, wer<strong>de</strong>n die MitarbeiterInnen<br />
daran beteiligt. „Das<br />
Risiko“, sagt VW-Gesamtbetriebsratsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
Klaus Volkert, „ist<br />
durch die Langfristigkeit <strong>de</strong>r Anlagen<br />
beherrschbar.“<br />
Die Rentenreform soll <strong>de</strong>n Tarifparteien<br />
ab 2002 Möglichkeiten<br />
bieten, die betriebliche Altersvorsorge<br />
zu för<strong>de</strong>rn. Existiert ein Pensionsfonds,<br />
darf <strong>de</strong>r individuelle<br />
Anspruch <strong>de</strong>r Beschäftigten auf Betriebsrente<br />
durch Entgeltumwandlung<br />
auf <strong>de</strong>n Fonds beschränkt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Einzahlungen in <strong>de</strong>n<br />
Fonds bleiben bis zur Höhe von 4<br />
Prozent <strong>de</strong>r Beitragsbemessungsgrenze<br />
– zurzeit 8600 Mark/Monat<br />
(West) und 7300 Mark/Monat (Ost)<br />
– dauerhaft steuer- und sozialabgabenfrei.<br />
Renten aus <strong>de</strong>m Pensionsfonds<br />
unterliegen <strong>de</strong>r nachgelagerten<br />
Besteuerung.<br />
Den ArbeitnehmerInnen bieten<br />
diese externen Träger <strong>de</strong>r betrieblichen<br />
Altersvorsorge <strong>de</strong>n Vorteil,<br />
ihre Ansprüche bei einem Wechsel<br />
<strong>de</strong>s Arbeitgebers mitnehmen zu<br />
können. Für die auf <strong>de</strong>r Basis von<br />
Entgeltumwandlung erworbenen<br />
Anwartschaften gilt sofortige gesetzliche<br />
Unverfallbarkeit.<br />
Bisherige tarifliche Altersvorsorge-Mo<strong>de</strong>lle<br />
– das prominenteste<br />
Beispiel bietet die chemische Industrie<br />
– nutzen <strong>de</strong>n Tatbestand,<br />
dass tarifliche Einmalzahlungen<br />
wie vermögenswirksame Leistungen<br />
weitgehend steuer- und sozialabgabenfrei<br />
in Rentenansprüche<br />
umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n können. Das<br />
aber will <strong>de</strong>r Gesetzgeber nur noch<br />
bis En<strong>de</strong> 2008 zulassen. •<br />
Tariflich geregelte Zusatzversorgungssysteme<br />
existieren<br />
schon seit Jahrzehnten: im<br />
Baugewerbe, in <strong>de</strong>r Landund<br />
Forstwirtschaft, in <strong>de</strong>r<br />
➜<br />
Brot- und Backwarenindustrie<br />
sowie in Zeitungsverlagen.<br />
Die Tarifverträge sind<br />
allgemeinverbindlich erklärt,<br />
gelten also für alle ArbeitnehmerInnen<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Branche. Das Leistungsniveau<br />
fällt sehr unterschiedlich<br />
aus. Die bestausgestattete<br />
Zusatzversorgung<br />
existiert im öffentlichen<br />
Dienst. Dort können die<br />
Beschäftigten eine Gesamtversorgung<br />
von bis zu knapp<br />
92 Prozent <strong>de</strong>s letzten Nettoeinkommens<br />
erreichen.<br />
Im west<strong>de</strong>utschen Bauhauptgewerbe<br />
kann je nach Alter<br />
eine Zusatzrente von 90 bis<br />
190 Mark monatlich erzielt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />
bieten Tarifverträge vermehrt<br />
die Möglichkeit, vermögenswirksame<br />
Leistungen<br />
o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rzahlungen<br />
zum Aufbau einer zusätzlichen<br />
Altersvorsorge einzusetzen.<br />
Das ist <strong>de</strong>r Fall im<br />
Banken- und Versicherungsgewerbe,<br />
in <strong>de</strong>r Eisen- und<br />
Stahlindustrie sowie in <strong>de</strong>r<br />
chemischen Industrie. Dort<br />
können seit Jahresanfang<br />
sogar 1200 Mark Entgelt<br />
umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
Künftig, so WSI-Tarifexperte<br />
Reinhard Bispinck, wer<strong>de</strong><br />
die Tarifrente „vor allem<br />
eine Ersatzfunktion“ für die<br />
Kürzung <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Rente haben.<br />
3<br />
einblick 5/01
5/01<br />
PROJEKTE UND PARTNER<br />
Hans-Böckler-Stiftung<br />
Hearing zur<br />
Mitbestimmung<br />
Die von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
beschlossene Novellierung <strong>de</strong>s Betriebsverfassungsgesetzes<br />
hat in<br />
Unternehmen und Gewerkschaften<br />
heftige Kontroversen ausgelöst. Der<br />
<strong>DGB</strong>-Bun<strong>de</strong>svorstand unterstützt<br />
die Ziele <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung, hält<br />
aber Ergänzungen für notwendig.<br />
Unter <strong>de</strong>m Titel „Berichte aus <strong>de</strong>r<br />
Praxis <strong>de</strong>r betrieblichen Mitbestimmung“<br />
fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>shalb am 29. März<br />
in Berlin ein Experten-Hearing statt.<br />
Arbeitsdirektoren und Betriebsräte<br />
berichten über neue Formen <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsorganisation, Entlohnungssysteme<br />
und Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung.Veranstalter<br />
ist die Hans-Böckler-Stiftung, die<br />
Vertreter <strong>de</strong>s <strong>DGB</strong>, <strong>de</strong>r Arbeitgeberverbän<strong>de</strong><br />
sowie Bun<strong>de</strong>stagsabgeordnete<br />
eingela<strong>de</strong>n hat. Das Hearing<br />
beginnt um 10 Uhr im Berliner<br />
Rathaus Schöneberg. •<br />
Hans-Böckler-Stiftung<br />
Elisabeth Bernhardt<br />
Bertha-von-Suttner-Platz 1<br />
40227 Düsseldorf<br />
Fax 0211 / 77 78 120<br />
Jobbörsen<br />
Stellensuche<br />
im Internet<br />
Die Unternehmensberatung<br />
Adcore Deutschland hat eine Studie<br />
zu Online-Jobbörsen vorgelegt.<br />
Darin stellt sie große Unterschie<strong>de</strong><br />
hinsichtlich Nutzerfreundlichkeit<br />
interregio<br />
••• Die <strong>DGB</strong>-Jugend Saar veranstaltet<br />
unter <strong>de</strong>m Motto „kreativ<br />
statt primitiv“ einen Plakat- und<br />
Multimedia-Wettbewerb. Jugendliche,<br />
Jugendgruppen und<br />
Schulklassen sollen sich mit <strong>de</strong>m<br />
Thema Rechtsextremismus auseinan<strong>de</strong>r<br />
setzen. Teilnahmeschluss ist<br />
<strong>de</strong>r 1. Juli. Die besten Kunstwerke<br />
und Effektivität fest: „Die Qualität<br />
einer Online-Jobbörse erweist sich<br />
spätestens bei <strong>de</strong>r unmittelbaren<br />
Suche nach einem bestimmten<br />
Stellen- und Mitarbeiterprofil.“ •<br />
Online-Jobbörse:<br />
kommentierte Link-Liste unter<br />
www.einblick.<strong>dgb</strong>.<strong>de</strong><br />
Freiwilligen-Jahr<br />
Wer ist sozial<br />
engagiert?<br />
Das Bun<strong>de</strong>sfamilienministerium<br />
hat eine Erhebung über freiwilliges<br />
Engagement durchführen lassen.<br />
Auf einer Fachtagung am 29./30.<br />
März in Bonn sollen die wichtigsten<br />
Befun<strong>de</strong> vorgestellt und diskutiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Hintergrund: Die Vereinten<br />
Nationen haben das Jahr 2001 zum<br />
Jahr <strong>de</strong>r Freiwilligen erklärt. Die<br />
Teilnehmerzahl ist begrenzt. •<br />
Institut für sozialwissenschaftliche<br />
Analysen und Beratung (ISAB)<br />
Fax 0221 / 41 20 94<br />
isab@isab-institut.<strong>de</strong><br />
Arbeitszeit<br />
Bildung<br />
managen<br />
Eine flexible Arbeitswelt erfor<strong>de</strong>rt<br />
kontinuierliche berufliche<br />
Qualifikation. Lebenslanges Lernen<br />
contra täglicher Arbeitszeit? Am<br />
29./30. März versucht <strong>de</strong>r vom Berliner<br />
Senat initiierte Kongress „Der<br />
flexible Mensch“, Lösungen zu fin<strong>de</strong>n.Teilnahmegebühr:<br />
170 DM. •<br />
Anmeldung und Informationen:<br />
tagungen@bbj.<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n prämiert. Die öffentliche<br />
Preisverleihung fin<strong>de</strong>t am 1. September<br />
statt. Mehr Infos: Holger<br />
Meuler, Tel. 0681/4000124<br />
80 Prozent <strong>de</strong>r Schnittblumen für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />
Markt wer<strong>de</strong>n importiert. Zur Hälfte aus Län<strong>de</strong>rn,<br />
in <strong>de</strong>nen Kin<strong>de</strong>rarbeit und <strong>de</strong>r Einsatz<br />
von Pestizi<strong>de</strong>n alltäglich sind. Importeure,<br />
Produzenten und Gewerkschaften in <strong>de</strong>n Herkunftslän<strong>de</strong>rn<br />
haben <strong>de</strong>shalb das Flower-Label-<br />
Programm (FLP) gestartet. Blumen mit FLP-Siegel<br />
garantieren soziale und ökologische Produktionsmetho<strong>de</strong>n.<br />
Die Einhaltung <strong>de</strong>r Kriterien wer<strong>de</strong>n von Menschenrechtsorganisationen<br />
wie FIAN (Food First Informations- und Aktions-Netzwerk)<br />
vor Ort kontrolliert. Die Blumen kosten pro Stück fünf bis zehn Pfennig<br />
mehr. <strong>DGB</strong> und IG BAU unterstützen das Projekt.<br />
Geschäfte, die Blumen mit FLP-Siegel führen: www.fian.<strong>de</strong>/blumen/haendler.php3<br />
Arbeitsschutz<br />
Leitfa<strong>de</strong>n für<br />
Kleinbetriebe<br />
Über 1,5 Millionen Arbeitsunfälle<br />
wer<strong>de</strong>n jährlich <strong>de</strong>n Berufsgenossenschaften<br />
und Versicherungen<br />
gemel<strong>de</strong>t. Hilfe für Betriebsräte<br />
vermittelt <strong>de</strong>r Leitfa<strong>de</strong>n „Werkzeugkasten<br />
– Arbeitsschutz im<br />
Kleinbetrieb“ <strong>de</strong>r Beratungsgesellschaft<br />
IQ-Consult. Das Heft enthält<br />
Checklisten, Musterbriefe und Konzepte.<br />
Preis: 49,90 Mark. •<br />
IQ-Consult<br />
Fax 0211 / 43 01 398<br />
Öffnungszeiten<br />
Kun<strong>de</strong>n kontra<br />
Beschäftigte?<br />
Ob und wie Arbeits- und Öffnungszeiten<br />
auf die Bedürfnisse von<br />
Kun<strong>de</strong>n eingehen können, ohne<br />
dabei die Interessen <strong>de</strong>r Beschäftigten<br />
zu vernachlässigen, ist Thema<br />
<strong>de</strong>s Workshops „Was du nicht willst,<br />
das man dir tut... – Arbeitszeitgestaltung<br />
im Zwiespalt zwischen<br />
••• Der Deutsche Gewerkschaftsbund<br />
hat mit <strong>de</strong>m Land<br />
Nordrhein-Westfalen über eine<br />
Einbindung <strong>de</strong>r Ruhrfestspiele<br />
in die „Ruhr-Triennale“ verhan<strong>de</strong>lt.<br />
Die Festspiele in Recklinghausen<br />
wür<strong>de</strong>n „Herzstück“ <strong>de</strong>r<br />
Triennale. Ihre Eigenständigkeit und<br />
Tradition sollen jedoch erhalten<br />
bleiben. Das Triennale-Konzept<br />
sieht vor, ab 2003 Kulturevents wie<br />
die Ruhrfestspiele auf die gesamte<br />
Ruhrregion auszu<strong>de</strong>hnen. Mehr Infos:<br />
www.ruhr-triennale.<strong>de</strong><br />
Kun<strong>de</strong>n und Beschäftigteninteressen“.<br />
Die Veranstaltung fin<strong>de</strong>t am<br />
26. April in Wuppertal statt. Veranstalter<br />
sind das Wirtschaftsund<br />
Sozialwissenschaftliche Institut<br />
(WSI) in <strong>de</strong>r Hans Böckler Stiftung<br />
und das Arbeitsministerium Nordrhein-Westfalen.<br />
•<br />
WSI<br />
Tel. 0211/ 77 78 259<br />
Svenja-Pfahl@boeckler.<strong>de</strong><br />
Verbraucher-Ratgeber<br />
Richtig<br />
versichert?<br />
Verständliche Informationen,<br />
Tipps und Beispiele aus <strong>de</strong>r Praxis<br />
liefert <strong>de</strong>r neue Ratgeber „Versicherungsvertrag“.<br />
Preis: 16,50 Mark.<br />
Herausgeber ist die Verbraucher-<br />
Zentrale Nordrhein-Westfalen. •<br />
Verbraucher-Zentrale<br />
Fax 0211 / 38 09 235<br />
publikationen@vz-nrw.<strong>de</strong><br />
Neues WSI-Angebot<br />
Das Abc <strong>de</strong>s<br />
Tarifvertrags<br />
Was ist ein Tarifvertrag? Warum<br />
überhaupt Tarifverträge? Wie entsteht<br />
ein Tarifvertrag? Auf diese<br />
und weitere Fragen geben die neuen<br />
Internetseiten <strong>de</strong>s Wirtschaftsund<br />
Sozialwissenschaftlichen Instituts<br />
in <strong>de</strong>r Hans-Böckler-Stiftung<br />
(WSI) Auskunft: eine knappe Einführung<br />
in das Tarifsystem, geeignet<br />
für alle, die sich rasch einen<br />
Überblick verschaffen wollen. •<br />
www.tarifvertrag.<strong>de</strong><br />
4
MEINUNG<br />
Jugendarbeitslosigkeit im Osten<br />
Been<strong>de</strong>t die Closed-Shop-Politik!<br />
Bei <strong>de</strong>r Jugendarbeitslosigkeit gibt es eine erste Trendwen<strong>de</strong>, hat HBS-Experte<br />
Winfried Hei<strong>de</strong>mann im Februar im einblick geschrieben (Ausgabe 3/01). Der<br />
Osten ist davon noch weit entfernt, hält Hanjo Lucassen entgegen. Er for<strong>de</strong>rt ein<br />
Um<strong>de</strong>nken von Arbeitgebern und Betriebsräten in Ost<strong>de</strong>utschland: Wer nur auf<br />
die Stammbelegschaften schielt, rennt in die <strong>de</strong>mographische Falle.<br />
Während in West<strong>de</strong>utschland die Jugendarbeitslosigkeit<br />
zurückgeht, steigt ihr Anteil im Osten im<br />
zweistelligen Bereich. Den stärksten Anstieg verzeichnete<br />
im vergangenen Jahr Thüringen mit 16<br />
Prozent, Sachsen hatte 13 Prozent Zuwachs bei <strong>de</strong>n<br />
jungen Arbeitslosen. Derzeit sind im Osten 164 000<br />
Jugendliche ohne Arbeit, das sind 17,2 Prozent. Betroffen<br />
sind zunehmend die 20- bis 25-Jährigen, die<br />
nach <strong>de</strong>r Ausbildung keine dauerhafte Anstellung<br />
fin<strong>de</strong>n. Ein Trend, <strong>de</strong>n auch das ohne Zweifel erfolgreiche<br />
Sofortprogramm Jump (Jugend mit Perspektive)<br />
nicht aufhalten konnte, obwohl im Osten im<br />
vergangenen Jahr 50,7 Prozent aller Jump-Mittel für<br />
Lohnkostenzuschüsse genutzt wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Jugend reagiert auf ihre dramatische Situation<br />
verständlich: Zunehmend gehen gera<strong>de</strong> die gut ausgebil<strong>de</strong>ten<br />
Jugendlichen nach West<strong>de</strong>utschland, wo<br />
feste Arbeitsplätze und bessere Verdienstaussichten<br />
locken. Ein Exodus, <strong>de</strong>r zum Teil sogar durch das<br />
Arbeitsamt unmittelbar geför<strong>de</strong>rt wird. Eine Umfrage<br />
<strong>de</strong>r Leipziger Volkszeitung hat ergeben, dass je<strong>de</strong>r<br />
Dritte zwischen 18 und 29 Jahren vorhat, <strong>de</strong>n Osten<br />
zu verlassen. Und 53 Prozent <strong>de</strong>r Befragten sehen<br />
ihre Lebensperspektive eher im Westen. Die Älteren,<br />
so die Untersuchung, haben Verständnis dafür.<br />
Derzeit drängen auch im Osten die geburtenstarken<br />
Jahrgänge ins Arbeitsleben. Die Industrie<br />
setzt <strong>de</strong>n beginnen<strong>de</strong>n Aufschwung aber<br />
nicht in Arbeitsplätze um. Im vergangenen<br />
Jahr ging die Zahl <strong>de</strong>r Erwerbstätigen im Osten abermals<br />
zurück, um ein Prozent. Gleichzeitig verringerte<br />
sich die Zahl <strong>de</strong>r offenen Stellen sogar um sieben<br />
Prozent. Die Zahlen offenbaren ein neues Versäumnis:<br />
Viele Betriebe haben keine ausreichen<strong>de</strong> mittelfristige<br />
Personalplanung.<br />
Die Belegschaften in <strong>de</strong>n ost<strong>de</strong>utschen Betrieben<br />
sind im Durchschnitt älter als die im Westen. Die Entlassungswellen<br />
nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> haben im Osten zu<br />
Belegschaften geführt, in <strong>de</strong>nen es kaum Ältere gab.<br />
Doch das ist jetzt fast zehn Jahre her.<br />
Nach <strong>de</strong>m großen Personalabbau in <strong>de</strong>n Betrieben<br />
rückte im Osten die Konsolidierung in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Arbeitgeber und Betriebsräte haben hier<br />
bis heute ein gemeinsames Ziel: Die Stammbelegschaft,<br />
die eine schwierige Zeit überwun<strong>de</strong>n hat,<br />
muss zusammengehalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Neue Kräfte wären<br />
zwar grundsätzlich sinnvoll,<br />
aber bei<strong>de</strong> Seiten scheuen die Festeinstellung. Die<br />
Angst vor möglichen wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten verstellt <strong>de</strong>n Blick auf die<br />
Notwendigkeiten <strong>de</strong>r Zukunft. Hausgemachte<br />
Probleme verhin<strong>de</strong>rn so <strong>de</strong>n innerbetrieblichen<br />
Austausch von Wissen und Erfahrung.<br />
Die Folge: Der zusätzliche Personalbedarf wird<br />
nicht über Neueinstellungen, son<strong>de</strong>rn mit Überstun<strong>de</strong>n<br />
und Leiharbeitnehmern abge<strong>de</strong>ckt. Ausbildung<br />
als Teil einer kontinuierlichen Personalentwicklung<br />
wird vernachlässigt. Immer mehr ost<strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />
wer<strong>de</strong>n so zu „Closed Shops“. Eine Gefahr<br />
für die Beschäftigungsentwicklung in <strong>de</strong>n Betrieben<br />
wird dabei übersehen: In fünf bis zehn Jahren wer<strong>de</strong>n<br />
die heutigen Leistungsträger in <strong>de</strong>n Ruhestand<br />
gehen. Die jetzigen Stammbelegschaften wer<strong>de</strong>n<br />
sich auflösen. Nachrücken<strong>de</strong> jüngere Leistungsträger<br />
sind in <strong>de</strong>n Betrieben dann aber zu wenig vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Schlimmer noch: Zum gleichen Zeitpunkt wird<br />
durch <strong>de</strong>n wen<strong>de</strong>bedingten Geburtenknick eine riesige<br />
Lücke bei <strong>de</strong>n Nachwachsen<strong>de</strong>n gerissen.<br />
Ab 2006 wird in <strong>de</strong>n ost<strong>de</strong>utschen Betrieben ein<br />
historisch beispielloser Geburtenrückgang wirksam<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r die Zahl <strong>de</strong>r Ausbildungsbewerber halbiert.<br />
Der größte Personalbedarf zur Kompensation<br />
<strong>de</strong>r Altersabgänge wird in einer Zeit eintreten, in <strong>de</strong>r<br />
es zu wenig junge Menschen gibt, die ins Erwerbsleben<br />
eintreten. Deshalb müssen Arbeitgeber und<br />
Betriebsräte jetzt um<strong>de</strong>nken. 2001 muss das Jahr<br />
<strong>de</strong>r Einstellung und <strong>de</strong>r Ausbildung wer<strong>de</strong>n.<br />
Nur wenn es gelingt, die jüngeren Menschen<br />
jetzt in das Erwerbsleben im Osten zu integrieren,<br />
kann die <strong>de</strong>mographische Falle abgemil<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Nur dann müssen die jungen Menschen nicht weiter<br />
in <strong>de</strong>n Westen abwan<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn können in ihren<br />
Heimatregionen Arbeit fin<strong>de</strong>n. •<br />
Foto: Herbst<br />
Hanjo Lucassen,<br />
56,<br />
ist Lan<strong>de</strong>sbezirksvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s <strong>DGB</strong><br />
Sachsen.<br />
Go West<br />
Gegensätzlicher könnte die<br />
Entwicklung kaum sein:<br />
Während die Arbeitslosigkeit<br />
in West<strong>de</strong>utschland in<br />
<strong>de</strong>n vergangenen fünf Jahren<br />
zumin<strong>de</strong>st geringfügig<br />
um ein halbes Prozent<br />
gesunken ist, von 8,3 auf<br />
7,8 Prozent, ist die ohnehin<br />
höhere Arbeitslosigkeit im<br />
➜<br />
Osten noch gestiegen: von<br />
14 Prozent 1995 auf 17,8<br />
Prozent im Jahr 2000. Und<br />
sie steigt weiter: Im Februar<br />
2001 lag die Arbeitslosenquote<br />
im Osten bereits bei<br />
18,9 Prozent. Und mit ihr<br />
sinkt die Erwerbsquote. Während<br />
im Westen <strong>de</strong>r Anteil<br />
<strong>de</strong>r Erwerbstätigen in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen fünf Jahren<br />
von 466 auf 480 je 1000<br />
Einwohner gestiegen ist,<br />
sank er im Osten von 432<br />
auf 427 je 1000 Einwohner.<br />
Verlierer dieser Entwicklung<br />
sind vor allem die Jüngeren.<br />
Ihnen bleibt oft nichts an<strong>de</strong>res,<br />
als in immer größerer<br />
Zahl in <strong>de</strong>n Westen zu gehen.<br />
Mehr als 1,7 Millionen<br />
Menschen haben seit <strong>de</strong>r<br />
Wen<strong>de</strong> <strong>de</strong>n neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>n Rücken gekehrt.<br />
Viele für immer.<br />
Doch wirklich dramatisch ist<br />
eine an<strong>de</strong>re Zahl: die wachsen<strong>de</strong><br />
Abwan<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Jungen und Leistungsfähigen,<br />
die in nur wenigen<br />
Jahren die überalterte<br />
Schicht <strong>de</strong>r jetzigen Facharbeiter<br />
und Leistungsträger<br />
im Osten ersetzen sollen.<br />
30 000 von ihnen sind 1998<br />
in <strong>de</strong>n Westen gegangen.<br />
1999 waren es bereits 43 000<br />
und im vergangenen Jahr<br />
fast 50 000.<br />
5 einblick 5/01
5/01<br />
GEWERKSCHAFTEN<br />
kurz&bündig<br />
Der mit 20 000 Mark<br />
dotierte „Otto-Brenner-Preis“<br />
soll in diesem<br />
Jahr an junge Menschen<br />
verliehen wer<strong>de</strong>n,<br />
die „mutiges Verhalten gegen<br />
Rechtsextremismus“<br />
gezeigt haben. Bewerbungen<br />
bis zum 30 Juni an:<br />
Otto-Brenner-Stiftung,<br />
Heike Kauls, Alte Jakobstr.<br />
149, 10969 Berlin.<br />
Die DPG-Jugend<br />
konnte mit <strong>de</strong>r<br />
Werbekampagne<br />
„Wer drin ist, ist fein raus“<br />
im vergangenen Jahr 4000<br />
neue Mitglie<strong>de</strong>r gewinnen.<br />
Damit wur<strong>de</strong> erstmals wie<strong>de</strong>r<br />
nicht nur <strong>de</strong>r Verlust im<br />
Jugendbereich gestoppt,<br />
son<strong>de</strong>rn die Mitglie<strong>de</strong>rzahl<br />
real gesteigert.<br />
Der Vertrag von ARD<br />
und ZDF mit <strong>de</strong>r<br />
Kirch-Gruppe über<br />
die Übertragung <strong>de</strong>r Fußballweltmeisterschaft<br />
2002<br />
und 2006 sind für die IG<br />
Medien „eine populistische<br />
Imagekampagne <strong>de</strong>r Politiker<br />
gegenüber fußballbegeisterten<br />
Zuschauern“.<br />
Für die Übertragungsrechte<br />
2002 zahlten die öffentlichrechtlichen<br />
Anstalten<br />
„Wucherpreise“, für 2006<br />
gebe es lediglich „ungewisse<br />
Zusagen“, kritisiert<br />
die Gewerkschaft.<br />
Die IG BAU hat <strong>de</strong>n<br />
Arbeitgebern ein<br />
„Bündnis gegen<br />
Dumping am Bau“ vorgeschlagen.<br />
Die Einhaltung<br />
von Min<strong>de</strong>stlöhnen könne<br />
nicht das einzige Kriterium<br />
für Tariftreue sein. Vielmehr<br />
müsse die „gesamte<br />
Tariftabelle“ Richtschnur<br />
für die Arbeitgeber sein.<br />
Sozialplan für <strong>de</strong>n <strong>DGB</strong><br />
Umzug nicht ausgeschlossen<br />
Geschäftsführen<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svorstand<br />
(GBR) und Gesamtbetriebsrat<br />
<strong>de</strong>s <strong>DGB</strong> (GBV) haben einen Sozialplan<br />
zur Umsetzung <strong>de</strong>r Organisaztionsreform<br />
entworfen. Das Ziel:<br />
Trotz Zusammenlegung <strong>de</strong>r 139<br />
<strong>DGB</strong>-Kreise zu 94 Regionen und<br />
<strong>de</strong>r Reduzierung <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r <strong>DGB</strong>-<br />
Beschäftigten von 961 auf 750 in<br />
<strong>de</strong>n nächsten zwei Jahren sollen<br />
betriebsbedingte Kündigungen vermie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Beschäftigten, <strong>de</strong>ren Arbeitsplatz<br />
als Folge <strong>de</strong>r Organisationsreform<br />
wegfällt, soll ein „wirtschaftlich<br />
gleichwertiger o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />
angemessener Arbeitsplatz“ beim<br />
<strong>DGB</strong> angeboten wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r allerdings<br />
„auch an einem an<strong>de</strong>ren<br />
EU-Osterweiterung<br />
Nur mit<br />
Vergabegesetzen<br />
Ort“ liegen kann. Zu<strong>de</strong>m will <strong>de</strong>r<br />
<strong>DGB</strong> sich dafür einsetzen, dass alle<br />
frei wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stellen bei <strong>de</strong>n<br />
Mitgliedsgewerkschaften und <strong>de</strong>n<br />
gewerkschaftsnahen Einrichtungen<br />
vor einer Ausschreibung <strong>de</strong>n <strong>DGB</strong>-<br />
Beschäftigten angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />
Beschäftige, <strong>de</strong>nen kein Ersatzarbeitsplatz<br />
angeboten wer<strong>de</strong>n<br />
kann, erhalten eine Abfindung von<br />
maximal 18 Monatsgehältern. Die<br />
Abfindung erhöht sich bei vorzeitigem<br />
Ausschei<strong>de</strong>n um bis zu 20 000<br />
Mark. Zu<strong>de</strong>m sieht <strong>de</strong>r Sozialplan<br />
vor, dass <strong>DGB</strong>-Beschäftigte, die<br />
betriebsbedingt umziehen müssen,<br />
einen Umzugkostenzuschuss erhalten<br />
sowie einen zeitlich befristeter<br />
Ausgleich für eine doppelte Haus-<br />
Die EU-Osterweiterung muss<br />
sozial flankiert wer<strong>de</strong>n – unter an<strong>de</strong>rem<br />
mit Vergabegesetzen für öffentliche<br />
Aufträge. Das haben die<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gewerkschaften<br />
ÖTV, Frank Bsirske, IG BAU, Klaus<br />
Wiesehügel und NGG, Franz-Josef<br />
Möllenberg, gemeinsam vor <strong>de</strong>r<br />
Presse erklärt. Längst überfällig seien<br />
Bun<strong>de</strong>s- und Lan<strong>de</strong>sgesetze,<br />
„die für die Vergabe öffentlicher Aufträge<br />
soziale und technische Standards<br />
festlegen“. Außer<strong>de</strong>m bedürfe<br />
es Übergangsfristen von min<strong>de</strong>stens<br />
zehn Jahren insbeson<strong>de</strong>re für<br />
das In-Kraft-Treten <strong>de</strong>r Dienstleistungsfreiheit<br />
für die Beitrittsstaaten.<br />
Ansonsten könnten die Firmen<br />
aus diesen Län<strong>de</strong>rn in Deutschland<br />
Dienstleistungen zu ihren erheblich<br />
niedrigeren heimischen Beschäftigungs-<br />
und Steuerbedingungen anbieten.<br />
Von <strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>r<br />
EU-Osterweiterung sei <strong>de</strong>r gesamte<br />
Dienstleistungsbereich betroffen: die<br />
Bauwirtschaft genauso wie <strong>de</strong>r Personennahverkehr<br />
o<strong>de</strong>r die Schlachthöfe.<br />
Die Gewerkschaftsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />
betonen, dass in <strong>de</strong>r Dienstleistungsbranche<br />
mit ihrem hohen Personalkostenanteil<br />
die Versuchung<br />
beson<strong>de</strong>rs groß sei, durch Billiglöhne<br />
Wettbewerbsvorteile zu erschleichen.<br />
Zwar handle es sich bei<br />
Dienstleistungen um ein Gut, das<br />
immer vor Ort erbracht wer<strong>de</strong>n<br />
muss. Da dafür aber keine Fabrikhallen<br />
benötigt wer<strong>de</strong>n, sei die<br />
Beweglichkeit <strong>de</strong>s Dienstleisters<br />
ungleich größer als in <strong>de</strong>r Produktion.<br />
Deshalb müsse sichergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass die Tarifverträge <strong>de</strong>s<br />
Ortes gelten, an <strong>de</strong>m die Dienstleistung<br />
erbracht wird. •<br />
Gebäu<strong>de</strong>reinigung<br />
Bau und Bahn<br />
kooperieren<br />
IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG<br />
BAU) und Transnet arbeiten in <strong>de</strong>r<br />
Reinigungsbranche künftig zusammen,<br />
um die negativen Folgen von<br />
Tarifflucht, Eigentümerwechsel und<br />
Ausglie<strong>de</strong>rung für die Beschäftigten<br />
zu reduzieren. Das haben die<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>r Gewerkschaften<br />
vereinbart. Gemeinsames Ziel ist<br />
haltsführung. Wenn eine einvernehmliche<br />
Versetzung mit einer Abgruppierung<br />
verbun<strong>de</strong>n ist, soll das<br />
Gehalt zu<strong>de</strong>m erst in Stufen abgeschmolzen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Der GBR hat <strong>de</strong>m Sozialplan am<br />
12. März zugestimmt. Ausschlaggebend<br />
ist für ihn, „dass <strong>de</strong>r Stellenabbau<br />
beim <strong>DGB</strong> so abgefe<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n kann, dass betriebsbedingte<br />
Kündigungen möglichst vermie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n“, so GBR-Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
Heiner Schäffer. Demgegenüber<br />
verweist Personalvorstand Günter<br />
Dickhausen auf die Mobilitätskomponente.<br />
Wegen <strong>de</strong>r Konzentration<br />
<strong>de</strong>r <strong>DGB</strong>-Standorte wer<strong>de</strong> es in Einzelfällen<br />
„nicht ohne Umzug gehen“.<br />
Wichtiger sei das Ziel, <strong>de</strong>n<br />
Beschäftigten „<strong>de</strong>n Gang zum<br />
Arbeitsamt zu ersparen“. Im GBV<br />
steht <strong>de</strong>r Sozialplan am 19. März<br />
auf <strong>de</strong>r Tagesordnung. •<br />
die Harmonisierung <strong>de</strong>r Tarifstandards<br />
in <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>reinigung.<br />
Auch die Laufzeiten <strong>de</strong>r Tarifverträge<br />
sollen vereinheitlicht wer<strong>de</strong>n. Für<br />
die Reinigungsbranche bleibt die IG<br />
BAU zuständig, für die Betriebe <strong>de</strong>r<br />
Bahnreinigung Transnet. •<br />
Auf Sparkurs<br />
<strong>DGB</strong>-Haushalt 2001<br />
(Angaben in Mio. DM)<br />
<strong>DGB</strong>-Rechtsschutz<br />
GmbH<br />
112,4<br />
28,7<br />
überregionale<br />
Ausgaben*<br />
105,4<br />
Gesamt:<br />
281,5<br />
Bun<strong>de</strong>svorstandsverwaltung<br />
35,0<br />
Lan<strong>de</strong>sbezirke<br />
und<br />
Kreise<br />
* z. B. für <strong>DGB</strong>-Bildungswerk, Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Arbeit<br />
und internationale Mitgliedsorganisationen;<br />
Quelle: <strong>DGB</strong><br />
<strong>DGB</strong> einblick / Nachdruck frei<br />
Der <strong>DGB</strong>-Haushalt 2001 hat ein Volumen<br />
von 281,5 Millionen Mark; das<br />
sind 2 Millionen Mark o<strong>de</strong>r 0,7 Prozent<br />
weniger als im Vorjahr. „Wir<br />
bleiben weiter strikt auf Sparkurs“,<br />
so Norbert Haak, Bereichsleiter<br />
Finanzen <strong>de</strong>s <strong>DGB</strong>. Die Arbeitsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Gewerkschaftsbun<strong>de</strong>s sei<br />
gesichert, seine Reorganisation und<br />
Mo<strong>de</strong>rnisierung wür<strong>de</strong>n fortgeführt.<br />
6
SPEZIAL:[ ]<br />
ver.di-Gründung: Tränen zum Abschied<br />
Foto:Action Press<br />
„ver.di kommt.“ Mit dieser optimistischen Botschaft sind die Gewerkschaftsvorsitzen<strong>de</strong>n Roland Issen (DAG),<br />
Margret Mönig-Raane (HBV), Frank Bsirske (ÖTV), Kurt van Haaren (DPG) und IG Medien-Vorstand Frank Werneke<br />
wenige Tage vor <strong>de</strong>n Verschmelzungskongressen in Berlin vor die Presse getreten.<br />
1000 Delegierte und fast 4000<br />
Gast<strong>de</strong>legierte, JournalistInnen und<br />
KongressbeobachterInnen nehmen<br />
vom 19. bis 21. März am ver.di-<br />
Gründungskongress in Berlin teil.<br />
Der Kongress soll mit <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s<br />
ver.di-Vorstands die im Oktober<br />
1997 eingeleitete Verschmelzung<br />
von zunächst sieben, nach <strong>de</strong>m<br />
Ausstieg von GEW und Transnet<br />
noch fünf Gewerkschaften zur Vereinten<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
(ver.di) vollen<strong>de</strong>n. Ein Kongress <strong>de</strong>r<br />
Superlative, <strong>de</strong>r die ver.di-Gründung<br />
vor allem symbolisch wi<strong>de</strong>rspiegeln<br />
soll, <strong>de</strong>nn entschie<strong>de</strong>n<br />
wird woan<strong>de</strong>rs: von <strong>de</strong>n Delegierten<br />
<strong>de</strong>r zuvor tagen<strong>de</strong>n Verschmelzungskongresse<br />
<strong>de</strong>r fünf Gewerkschaften<br />
(16. bis 18. März), die<br />
ihre Auflösung beschließen müssen,<br />
und von <strong>de</strong>r parallel tagen<strong>de</strong>n<br />
Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>r Gründungsorganisation<br />
ver.di (Go<br />
ver.di), die bis zur Eintragung von<br />
ver.di ins Vereinsregister als Übergangsorganisation<br />
die fünf Gewerkschaften<br />
formal aufnehmen<br />
muss.<br />
Vier Monate nach <strong>de</strong>r verheeren<strong>de</strong>n<br />
Abstimmungsnie<strong>de</strong>rlage<br />
<strong>de</strong>r ver.di-Befürworter auf <strong>de</strong>m<br />
ÖTV-Kongress in Leipzig geben sich<br />
alle Beteiligten optimistisch, dass<br />
die erfor<strong>de</strong>rlichen Mehrheiten stehen.<br />
Nicht ob ver.di kommt, son<strong>de</strong>rn<br />
die Frage, wie schnell es <strong>de</strong>r<br />
neuen Gewerkschaft gelingt, die<br />
komplexe Matrixstruktur, die die<br />
Fachbereiche mit <strong>de</strong>n ver.di-Ebenen<br />
verbin<strong>de</strong>t, mit Leben zu füllen, ist<br />
in <strong>de</strong>n letzten Wochen in <strong>de</strong>n<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund gerückt.<br />
Dass die Delegierten <strong>de</strong>s ver.di-<br />
Gründungskongresses faktisch<br />
kaum etwas entschei<strong>de</strong>n können,<br />
liegt auch am <strong>de</strong>utschen Vereinsrecht.<br />
Um <strong>de</strong>n Fortbestand <strong>de</strong>r von<br />
<strong>de</strong>n fünf Gründungsgewerkschaften<br />
abgeschlossenen Tarifverträge<br />
nicht zu gefähr<strong>de</strong>n, dürfen die<br />
bereits im November vereinbarten<br />
Verschmelzungsverträge zum jetzigen<br />
Zeitpunkt nicht mehr verän<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Delegierten <strong>de</strong>r Verschmelzungskongresse<br />
können sie<br />
nur noch als Paket annehmen o<strong>de</strong>r<br />
ablehnen.<br />
Auch für <strong>de</strong>n Gründungskongress<br />
gelten etliche Beson<strong>de</strong>rheiten:<br />
Zwar sind die Delegierten in ihrer<br />
Entscheidung frei, ob sie <strong>de</strong>m<br />
zwischen <strong>de</strong>n Gewerkschaften ausgehan<strong>de</strong>lten<br />
Vorschlag für <strong>de</strong>n<br />
ver.di-Vorstand folgen, aber für die<br />
Gründungsphase haben die fünf<br />
beteiligten Gewerkschaften ein<br />
beson<strong>de</strong>res Vorschlagsverfahren für<br />
Wahlen vereinbart, das sicherstellen<br />
soll, dass in <strong>de</strong>r Anfangsphase<br />
keine Gewerkschaft von einer an<strong>de</strong>ren<br />
majorisiert wird: Analog zur<br />
Mitglie<strong>de</strong>rzahl liegt das Vorschlagsrecht<br />
bei Wahlfunktion im Verhältnis<br />
48 (ÖTV) zu 16 zu 16 zu 16<br />
(DAG; DPG; HBV) zu 8 (IG Medien)<br />
bei <strong>de</strong>n fünf Gründungsgewerkschaften.<br />
Auch die Programm<strong>de</strong>batte,<br />
sonst Herzstück <strong>de</strong>r meisten<br />
Gewerkschaftskongresse, dürfte in<br />
Berlin kaum eine Rolle spielen.<br />
Zwar liegt <strong>de</strong>n Delegierten dazu ein<br />
ganzes Dutzend Leitanträge vor,<br />
die <strong>de</strong>n Start <strong>de</strong>r Programm<strong>de</strong>batte<br />
in ver.di bil<strong>de</strong>n sollen, aber für eine<br />
echte Programm<strong>de</strong>batte bleibt auf<br />
<strong>de</strong>m Gründungskongress kaum<br />
Zeit. Nicht nur weil die Verpflegung<br />
von fast 5000 KongressteilnehmerInnen<br />
die Verantwortlichen vor<br />
große logistische und zeitliche Probleme<br />
stellt, son<strong>de</strong>rn auch, weil am<br />
En<strong>de</strong> einer ganzen Kongresswoche<br />
die Luft für eine tief greifen<strong>de</strong> politische<br />
Debatte raus ist. Im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
steht statt<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r Gründungsakt<br />
<strong>de</strong>r neuen Gewerkschaft<br />
und die vorangehen<strong>de</strong> Auflösung<br />
<strong>de</strong>r zum Teil über einhun<strong>de</strong>rt Jahre<br />
alten Gründungsgewerkschaften.<br />
Ein Aufbruch, bei <strong>de</strong>m auch Tränen<br />
fließen wer<strong>de</strong>n. •<br />
Neuer Machtfaktor<br />
Mitglie<strong>de</strong>r und Zusammensetzung<br />
<strong>de</strong>r 13 ver.di-Lan<strong>de</strong>sbezirke<br />
Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern<br />
187 098<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen-Bremen<br />
328 855<br />
Berlin/Bran<strong>de</strong>nburg<br />
270 269<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
118 004<br />
Hessen<br />
227 581<br />
Sachsen<br />
167 461<br />
Bayern<br />
293 162<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
282 163<br />
Hamburg<br />
119 728<br />
Saar<br />
49 655<br />
Sachsen-Anhalt<br />
99 883<br />
Thüringen<br />
72 992<br />
DAG* DPG HBV<br />
IG Medien ÖTV Mitglie<strong>de</strong>r<br />
* ohne angeschlossene e Verbän<strong>de</strong><br />
Quelle: Mitglie<strong>de</strong>rstatistik tik MIP <strong>de</strong>r ver.di-<br />
Gewerkschaften; Stand: Februar 2001;<br />
671 631<br />
Mit ver.di entsteht ein neuer<br />
Machtfaktor. In Berlin/Bran<strong>de</strong>nburg,<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Bayern<br />
und Nie<strong>de</strong>rsachsen–Bremen hat<br />
die neue Gewerkschaft jeweils<br />
mehr als 270 000 Mitglie<strong>de</strong>r, in<br />
Nordrhein-Westfalen sind es sogar<br />
670 000. Das sind mehr Mitglie<strong>de</strong>r,<br />
als vier <strong>de</strong>r fünf Gründungsgewerkschaften<br />
haben.<br />
<strong>DGB</strong> einblick / Nachdruck frei<br />
7 einblick 5/01
5/01<br />
SPEZIAL:[<br />
]<br />
2 731 228<br />
Wenig Junge<br />
ver.di-Mitglie<strong>de</strong>r<br />
nach Herkunftsgewerkschaft<br />
DAG *<br />
DPG<br />
HBV<br />
IG Medien<br />
ÖTV<br />
157 254<br />
Mitglie<strong>de</strong>r ab 28 Mitglie<strong>de</strong>r bis 28<br />
* ohne angeschlossene Verbän<strong>de</strong><br />
Quelle: Mitglie<strong>de</strong>rstatistik MIP <strong>de</strong>r ver.di-<br />
Gewerkschaften, Stand: Februar 2001<br />
Nur 157 000 <strong>de</strong>r 2,9 Millionen ver.di-<br />
Mitglie<strong>de</strong>r sind unter 28 Jahre.<br />
Das sind 5,4 Prozent. Schlusslicht<br />
bei <strong>de</strong>n Jüngeren ist die ÖTV:<br />
Zwar kommt je<strong>de</strong>s dritte ver.di-<br />
2 047 922<br />
Erwerbstätige<br />
* ohne angeschlossene Verbän<strong>de</strong><br />
** Schüler, Stu<strong>de</strong>nten, TeilnehmerInnen in Ausbildungsgängen etc.<br />
Quelle: Mitglie<strong>de</strong>rstatistik MIP <strong>de</strong>r ver.di-Gewerkschaften; Stand: Februar 2001;<br />
Mitglied unter 28 von <strong>de</strong>r ÖTV,<br />
bei ihr liegt <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r unter<br />
28-Jährigen aber unter 4 Prozent.<br />
Beim Spitzenreiter DAG sind<br />
es 8,2 Prozent.<br />
Offen für Rentner und Arbeitslose<br />
ver.di-Mitglie<strong>de</strong>r nach Beschäftigtenstatus<br />
DAG *<br />
DPG<br />
HBV<br />
IG Medien<br />
ÖTV<br />
481 434<br />
224 590<br />
134 536<br />
Senioren Arbeitslose Sonstige**<br />
<strong>DGB</strong> einblick / Nachdruck frei<br />
Nach <strong>de</strong>n Erwerbstätigen sind die<br />
Senioren mit 481 434 Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
die zweitgrößte Mitglie<strong>de</strong>rgruppe<br />
in ver.di. Aber auch Arbeitslose<br />
sind in <strong>de</strong>r Gewerkschaft organisiert:<br />
Je<strong>de</strong>s zehnte ver.di-Mitglied<br />
ist zurzeit ohne Job.<br />
Statistisch kaum ins Gewicht fällt<br />
dagegen die Gruppe <strong>de</strong>r freiberuflich<br />
Tätigen. Obwohl nicht nur Journalisten<br />
zunehmend diese Form<br />
<strong>de</strong>r Erwerbsarbeit wählen, son<strong>de</strong>rn<br />
zum Beispiel auch die Inhaber <strong>de</strong>r<br />
von <strong>de</strong>r DPG betreuten Postagenturen,<br />
weist nur die IG Medien die<br />
Selbstständigen in <strong>de</strong>r Statistik<br />
aus. Bei ihr sind immerhin 22 849<br />
Mitglie<strong>de</strong>r selbstständig.<br />
ver.di call back<br />
„Sprechen Sie mit uns. Wir beraten<br />
Sie gerne“ – unter diesem Motto<br />
hat ver.di eine neue Service-Hotline<br />
eingerichtet. Ab <strong>de</strong>m 22. März<br />
ist die neue Dienstleistungsgewerkschaft<br />
von montags bis freitags von<br />
7 bis 21 Uhr unter <strong>de</strong>r Servicenummer<br />
0180 /22 22 27 erreichbar.<br />
In Vorbereitung ist zu<strong>de</strong>m ein<br />
Rückrufservice, bei <strong>de</strong>m Internetsurfer<br />
angeben können, wann und<br />
wo sie zu bestimmten Fragen von<br />
ver.di-MitarbeiterInnen zurückgerufen<br />
wer<strong>de</strong>n wollen.<br />
www.verdi-net.<strong>de</strong><br />
(<strong>de</strong>mnächst: www.ver-di.<strong>de</strong>)<br />
Die Imagekampagne<br />
Zehn Millionen Mark ist <strong>de</strong>n<br />
ver.di-Gewerkschaften ihre Imagekampagne<br />
wert, die auf <strong>de</strong>m Gründungskongress<br />
vorgestellt wird.<br />
Den Zuschlag für die Kampagne<br />
hat die Agentur O<strong>de</strong>on Zwo erhalten.<br />
Die Werbeagentur mit Sitz in<br />
Hannover und Berlin war unter an<strong>de</strong>rem<br />
verantwortlich für Schrö<strong>de</strong>rs<br />
letzte Landtagswahlkampagne in<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen und hat auch bereits<br />
für Gewerkschaften gearbeitet:<br />
So hat sie das IG BCE-Logo entwickelt<br />
und die Fusion <strong>de</strong>r IG Medien<br />
mit einer Kampagne unterstützt.<br />
Die Mitgift <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r<br />
Eigenkapital und Rücklagen <strong>de</strong>r ver.di-Gewerkschaften* (in TDM)<br />
DAG<br />
DPG<br />
521 478<br />
582 260<br />
HBV<br />
IG Medien<br />
ÖTV<br />
66 770<br />
44 900<br />
* Planbilanzen zum 31.12.2000; ohne Rückstellungen für die Pensionsverpflichtungen<br />
sowie sonstige Verbindlichkeiten<br />
Quelle: Gemeinsamer Verschmelzungsbericht <strong>de</strong>r ver.di-Gewerkschaften, November 2000<br />
713 769<br />
<strong>DGB</strong> einblick / Nachdruck frei<br />
Auf knapp 1,9 Milliar<strong>de</strong>n Mark<br />
addiert sich das Vermögen, das<br />
die fünf ver.di-Gewerkschaften<br />
in die neue Dienstleistungsgewerkschaft<br />
einbringen. 300 Millionen<br />
davon fließen in die Aufstockung<br />
<strong>de</strong>r Rückstellungen, mit <strong>de</strong>nen<br />
Verpflichtungen aus <strong>de</strong>m gewerkschaftseigenen<br />
Betriebsrentensystem<br />
eingelöst wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Während IG Medien und HBV<br />
lediglich über ein Vermögen<br />
von 45 bzw. 67 Millionen Mark<br />
verfügen, bringen DPG und DAG,<br />
verglichen mit ihrem Mitglie<strong>de</strong>ranteil,<br />
das größte Vermögen in<br />
die neue Dienstleistungsgewerkschaft<br />
ein.<br />
8
?...nachgefragt<br />
Foto: Cordula Kropke<br />
Anfang März hat Martin Kempe, 57, Mitbegrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r linken Tageszeitung<br />
(taz), freier Journalist und Buchautor, die Aufgabe übernommen,<br />
als Kommunikationsmanager die Medienaktivitäten <strong>de</strong>r ver.di-Gewerkschaften<br />
zu integrieren. Die Bün<strong>de</strong>lung aller Öffentlichkeitsarbeit in dieser<br />
Funktion ist ein Ergebnis eines Kommunikationsprojektes von ÖTV und<br />
Bertelsmann-Stiftung (einblick 9/00). Die Kommunikation von fünf<br />
Gewerkschaften zusammenzuführen, ist kein leichter Job. Was steht<br />
ganz oben auf <strong>de</strong>r Agenda? Das hat einblick Martin Kempe gefragt.<br />
Zunächst – ich bin sozusagen<br />
<strong>de</strong>r erste ver.di-Mensch, zwar erst mal<br />
beim Hauptvorstand <strong>de</strong>r ÖTV angestellt, aber<br />
ich wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Perspektive ver.di eingestellt.<br />
Der Grundgedanke <strong>de</strong>s neuen Konzeptes ist,<br />
die verschie<strong>de</strong>nen Zweige medialer Vermittlung<br />
gewerkschaftlicher Inhalte zu verknüpfen<br />
und Öffentlichkeitsarbeit, Printmedien, Internet<br />
o<strong>de</strong>r Kampagnen-Medien in einer großen<br />
Kommunikationseinheit im Vorstandsbereich<br />
1, Vorsitzen<strong>de</strong>r, zusammenzuführen. Das Ziel:<br />
ver.di soll mit einer Stimme sprechen. Noch<br />
nicht entschie<strong>de</strong>n ist, wie <strong>de</strong>r Bereich Werbung<br />
integriert wird. Ich halte <strong>de</strong>n Ansatz, <strong>de</strong>n<br />
Bereich Kommunikation in einer Abteilung zu<br />
organisieren, für sehr effektiv – insbeson<strong>de</strong>re<br />
im Verschmelzungsprozess. Er ermöglicht eine<br />
Kommunikation <strong>de</strong>r kurzen Wege. ver.di muss<br />
bei zentralen Themen wie Bündnis für Arbeit<br />
o<strong>de</strong>r EU-Osterweiterung einheitliche Akzente<br />
in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit setzen.<br />
Nach <strong>de</strong>r ver.di-Gründung sollten die fünf<br />
Gewerkschaften als Einheit auftreten. Eine<br />
ver.di-Homepage gibt es bereits, jetzt gilt es,<br />
schnell ein publizistisches Konzept für die<br />
ver.di-Mitglie<strong>de</strong>rzeitung zu entwickeln. Der<br />
Zeitdruck ist enorm: Zwar erscheinen die bisherigen<br />
Medien – ergänzt durch eine ver.di-<br />
Beilage – noch bis En<strong>de</strong> 2001. Doch schon im<br />
Januar 2002 soll das neue Medium auf <strong>de</strong>m<br />
Markt sein. Im März und April müssen die Weichen<br />
für die Konzeptphase gestellt wer<strong>de</strong>n und<br />
die Arbeitsstrukturen stehen. Das ist <strong>de</strong>rzeit<br />
meine vorrangige Aufgabe. Immerhin wird die<br />
neue Mitglie<strong>de</strong>rzeitung mit einer Auflage von<br />
knapp drei Millionen das wichtigste ver.di-<br />
Medium – in <strong>de</strong>r Außendarstellung und für die<br />
I<strong>de</strong>ntitätsbildung. Es soll ein lebendiges, offenes<br />
Medium wer<strong>de</strong>n, das gewerkschaftliche<br />
Positionen darstellt, sich aber auch allgemeinpolitischen<br />
Themen widmet – sehr diskursiv<br />
und diskussionsfreudig, nicht propagandistisch.<br />
Ergänzt wer<strong>de</strong>n soll das zentrale Medium<br />
durch Fachbereichspublikationen. Das könnten<br />
die vorhan<strong>de</strong>nen Medien sein, die ver.di-I<strong>de</strong>ntität<br />
muss aber schon vom Format her sichtbar<br />
sein. Neun Monate sind eine kurze Zeit für ein<br />
solch ambitioniertes Projekt – es müssen nicht<br />
nur ein überzeugen<strong>de</strong>s Konzept erarbeitet und<br />
ein, zwei Null-Nummern produziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch die Redaktion muss aufgebaut wer<strong>de</strong>n –<br />
mit RedakteurInnen <strong>de</strong>r bisherigen Mitglie<strong>de</strong>rorgane,<br />
sicher auch mit Externen. Ich bin fest<br />
entschlossen, eine Frau an die Spitze zu stellen,<br />
schließlich ist ver.di auch die größte Frauenorganisation<br />
<strong>de</strong>r Republik.
5/01<br />
SPEZIAL:[<br />
]<br />
Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming: Ohne Brüche geht es nicht<br />
Mit ver.di entsteht nicht nur die größte Gewerkschaft <strong>de</strong>r Welt, son<strong>de</strong>rn<br />
auch die größte Frauenorganisation in Deutschland. 1 466 155 Männer<br />
stehen in ver.di 1 422 327 Frauen gegenüber. Margret Mönig-Raane,<br />
<strong>de</strong>signierte stellvertreten<strong>de</strong> ver.di-Vorsitzen<strong>de</strong>, will Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
zu einem Grundprinzip <strong>de</strong>r neuen Gewerkschaft machen.<br />
Die HBV-Vorsitzen<strong>de</strong><br />
Margret<br />
Mönig-Raane, 52,<br />
soll als einzige<br />
Frau eine <strong>de</strong>r vier<br />
stellvertreten<strong>de</strong>n<br />
ver.di-Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
■ ver.di ist die Frauengewerkschaft<br />
schlechthin – mit einem Frauenanteil<br />
von fast 50 Prozent.<br />
■ Ich hoffe, dass ver.di eine<br />
Gewerkschaft wird, die Männer<br />
und Frauen in ihren jeweiligen<br />
Realitäten annimmt und adäquatere<br />
Antworten auf ihre<br />
Lebensentwürfe fin<strong>de</strong>t, als Gewerkschaften<br />
und Gesellschaft<br />
dies in <strong>de</strong>r Vergangenheit getan<br />
haben. Deshalb haben wir Gen<strong>de</strong>r<br />
Mainstreaming in <strong>de</strong>r Satzung<br />
verankert: Wir wollen,<br />
dass alle Projekte und Maßnahmen<br />
aus <strong>de</strong>r Perspektive von<br />
Männern und Frauen betrachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Wir wollen in unserer<br />
Politik die Folgen berücksichtigen,<br />
die sie für bei<strong>de</strong> Geschlechter<br />
hat. Insofern hoffe ich nicht,<br />
dass ver.di eine Frauengewerkschaft<br />
wird, son<strong>de</strong>rn eine Gewerkschaft,<br />
in <strong>de</strong>r Frauen einen<br />
gleichberechtigten Platz haben.<br />
Daran wer<strong>de</strong>n sich dann an<strong>de</strong>re<br />
messen lassen müssen. Für<br />
mo<strong>de</strong>rne Organisationen ist die<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>s Gen<strong>de</strong>r-<br />
Prinzips eine Überlebensfrage.<br />
■ Gleichberechtigung ist auch eine<br />
Machtfrage.<br />
■ Das wird auch in ver.di nicht<br />
ohne Brüche gehen. Es geht<br />
nicht um eine theoretische Betrachtung,<br />
was Gleichberechtigung<br />
be<strong>de</strong>utet, son<strong>de</strong>rn um<br />
handfeste Interessen. Deshalb<br />
haben wir in <strong>de</strong>r Satzung eine<br />
Quotierung festgeschrieben. Das<br />
heißt, dass ein Mann auch einmal<br />
seinen Platz räumen muss.<br />
Sicher wollen wir, dass alle Aktiven<br />
aktiv bleiben können. Aber<br />
bei <strong>de</strong>n Machtpositionen wird<br />
es zu Einschnitten kommen.<br />
■ Für die Gründungsphase gilt die<br />
Quotierung nicht.<br />
■ Sie gilt auch für die Gründungsphase,<br />
allerdings gibt es<br />
Ausnahmen. Es gibt Realitäten,<br />
die wir nicht wegzaubern<br />
können: Im hauptamtlichen<br />
Bereich, insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n<br />
Wahlfunktionen, bringt je<strong>de</strong><br />
Gewerkschaft ihre Geschichte<br />
mit. Diese Funktionen sind<br />
überwiegend von Männern besetzt,<br />
und das kann man nicht<br />
von heute auf morgen än<strong>de</strong>rn.<br />
Aber es gibt für ver.di ein Personalentwicklungskonzept,<br />
und<br />
bis zum 2. or<strong>de</strong>ntlichen Kongress<br />
2007 muss die Quotierung<br />
auch bei <strong>de</strong>n Wahlfunktionen<br />
vollzogen sein.<br />
■ Wie soll die Quote durchgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
■ Dazu ist eine gezielte<br />
Einstellungs- und För<strong>de</strong>rungspolitik<br />
notwendig,<br />
für Männer und<br />
Frauen wohlgemerkt.<br />
Wir wollen sicherstellen,<br />
dass sich ausreichend<br />
Kolleginnen um Wahlfunktionen<br />
bewerben,<br />
damit wir nicht mehr<br />
Kolleginnen suchen<br />
müssen, die Funktionen<br />
übernehmen können.<br />
Wir brauchen auch bei<br />
<strong>de</strong>n Frauen eine Wahlmöglichkeit.<br />
Erst dann<br />
haben wir <strong>de</strong>n Normalzustand<br />
erreicht.<br />
■ Gen<strong>de</strong>r ist mehr als<br />
Quotierung. Wie soll es zu<br />
einem Grundprinzip <strong>de</strong>s<br />
täglichen Han<strong>de</strong>lns wer<strong>de</strong>n?<br />
■ Wir haben das noch nicht zu<br />
En<strong>de</strong> diskutiert. Aber wir wollen<br />
in allen Abteilungen Gen<strong>de</strong>r-<br />
Beauftragte einsetzen, nicht<br />
nur in <strong>de</strong>r Abteilung Frauenund<br />
Gleichstellungspolitik. Und<br />
es wird ein Gen<strong>de</strong>r-Controlling<br />
geben, das in <strong>de</strong>r Abteilung Planung<br />
und Controlling beim Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
angesie<strong>de</strong>lt ist, damit<br />
Gen<strong>de</strong>r zu einer Aufgabe <strong>de</strong>r<br />
Gesamtorganisation wird.<br />
■ Bei <strong>de</strong>r Verteilung von Kompetenzen<br />
geht es auch um Macht. In<br />
2000 ist hart zwischen Gründungsgewerkschaften<br />
gefochten wor<strong>de</strong>n.<br />
Was bleibt davon hängen?<br />
■ An Bitterkeit nichts. Was noch<br />
nicht hinreichend gelöst ist, ist<br />
das Problem ehrenamtlicher<br />
KollegInnen, <strong>de</strong>ren bisheriger<br />
Wirkungskreis praktisch zerlegt<br />
wird, die sozusagen eine völlig<br />
neue Gewerkschaftskarriere<br />
starten müssen. Ich fürchte, das<br />
wer<strong>de</strong>n nicht alle wollen. Aber<br />
es ist unsere Aufgabe, alle ins<br />
Boot zu holen und ihnen zu signalisieren,<br />
dass wir sie brauchen<br />
und dass es wichtige Aufgaben<br />
für sie gibt – wenn auch<br />
nicht in <strong>de</strong>n alten Funktionen.<br />
Stark im Kommen<br />
Anteil <strong>de</strong>r Frauen in <strong>de</strong>n ver.di-Gewerkschaften<br />
im Vergleich zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Männer<br />
ver.di<br />
DAG*<br />
DPG<br />
HBV<br />
IG Medien<br />
ÖTV<br />
1 422 327<br />
215 097<br />
191 831<br />
286 825<br />
55 704<br />
672 870<br />
Frauen<br />
1 466 155<br />
168 226<br />
252 207<br />
145 798<br />
117 092<br />
782 832<br />
Männer<br />
* ohne angeschlossene Verbän<strong>de</strong><br />
Quelle: Mitglie<strong>de</strong>rstatistik MIP <strong>de</strong>r ver.di-Gewerkschaften<br />
ver.di<br />
DAG*<br />
DPG<br />
HBV<br />
IG Medien<br />
ÖTV<br />
Trotz niedrigerer Erwerbsbeteiligung ist <strong>de</strong>r Anteil<br />
<strong>de</strong>r Frauen in <strong>de</strong>r Dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di fast so hoch wie <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Männer. Bei DAG<br />
und HBV gibt es sogar mehr Frauen als Männer.<br />
■ Wie kann erreicht wer<strong>de</strong>n, dass<br />
ver.di mehr ist als die Addition von<br />
politischen Gruppeninteressen, also<br />
die Betriebsräte <strong>de</strong>r Kernkraftwerke<br />
sagen, dass <strong>de</strong>r Castor-Transport<br />
wie<strong>de</strong>r rollen soll, und die Verkäuferinnen<br />
<strong>de</strong>r HBV entschei<strong>de</strong>n, wie<br />
lange die Lä<strong>de</strong>n geöffnet bleiben?<br />
■ Das wird die gelebte Matrix<br />
entschei<strong>de</strong>n. Es wird gemeinsame<br />
Positionen geben, die nicht<br />
allen Fachgruppen o<strong>de</strong>r Fachbereichen<br />
gefallen, und umgekehrt<br />
müssen die Fachbereiche<br />
die Möglichkeit haben, ihre<br />
Interessen zu äußern. Das wird<br />
sich manchmal wi<strong>de</strong>rsprüchlich<br />
anhören, aber das muss man<br />
dann aushalten. Allerdings sollte<br />
das nicht das permanente<br />
Bild sein.<br />
■ Nach <strong>de</strong>r Satzung gibt es einen<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>n und vier Stellvertreter.<br />
Du kandidierst für einen Stellvertreterposten.<br />
Kannst du dir auch vorstellen,<br />
zweite Vorsitzen<strong>de</strong> zu sein?<br />
■ Diese Frage stellt sich nicht.<br />
Bis 2007 haben wir vier stellvertreten<strong>de</strong><br />
Vorsitzen<strong>de</strong>.<br />
■ Aber du bist in diesem Gremium<br />
die einzige Frau. Unter Gen<strong>de</strong>r-<br />
Aspekten ist da noch einiges zu tun.<br />
■ Wohl wahr.<br />
■ Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Doppelspitze<br />
wäre eher „gegen<strong>de</strong>rt“ gewesen.<br />
■ Ja. Aber man muss sehr<br />
sorgfältig sehen, wann man<br />
welchen Schritt macht. Und<br />
mit <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s <strong>de</strong>signierten<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>n ist ver.di<br />
<strong>DGB</strong> einblick / Nachdruck frei<br />
gut beraten. Zu<strong>de</strong>m war es<br />
für die ÖTV sehr wichtig,<br />
dass sie <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
stellt. Denn für sie war es<br />
mit am schwersten, sich auf<br />
einen Prozess <strong>de</strong>r gleichberechtigten<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r<br />
neuen Gewerkschaft einzulassen.<br />
Aber spätestens 2007<br />
sieht das unter <strong>de</strong>m Gen<strong>de</strong>r-Aspekt<br />
an<strong>de</strong>rs aus. •<br />
Langfassung <strong>de</strong>s Interviews:<br />
www.einblick.<strong>dgb</strong>.<strong>de</strong><br />
Faxabruf 0211 / 43 01 675<br />
10
Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath<br />
5/01<br />
DIES&DAS<br />
die<strong>DGB</strong>grafik<br />
GELDVERMÖGEN: Super-Reiche legen zu<br />
Die Zahl <strong>de</strong>r Super-Reichen in Deutschland<br />
mit mehr als 1 Million Euro Geldvermögen<br />
ist in <strong>de</strong>n Jahren 1996 bis<br />
1999 um 52 000 auf 365 000 gestiegen.<br />
Das entspricht einer jährlichen Zunahme<br />
von 5 Prozent. Im selben Zeitraum<br />
wuchs ihr Geldvermögen von insgesamt<br />
1720 auf 2000 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
(4 000 000 000 000 Mark). Diese Super-<br />
Reichen stellen 0,5 Prozent <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />
Sie besitzen 26 Prozent <strong>de</strong>s<br />
gesamten <strong>de</strong>utschen Geldvermögens.<br />
Nur 3700 von ihnen nennen 612 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro ihr eigen.<br />
14TAGE<br />
Vermögensentwicklung <strong>de</strong>r Reichen (in Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />
Gesamt<br />
Ost<br />
West<br />
1720<br />
150<br />
1570<br />
1810<br />
158<br />
1652<br />
1900<br />
166<br />
1734<br />
2000<br />
170<br />
1830<br />
1996 1997 1998 1999<br />
Quelle: German Wealth Report 2000<br />
personalien<br />
.<br />
Tipp<br />
soviel Prozent <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung …<br />
0,5<br />
… hatten 1999 soviel Prozent<br />
<strong>de</strong>s Geldvermögens<br />
26<br />
<strong>DGB</strong> einblick / Nachdruck frei<br />
19.-21.3. Gründungskongress<br />
••• Sabine Nehls, 43, Pressesprecherin<br />
Buch: Jeremy Waddington,<br />
<strong>de</strong>r Vereinten Dienstlei-<br />
stungsgewerkschaft (ver.di), Berlin <strong>de</strong>s <strong>DGB</strong>-Bun<strong>de</strong>svor-<br />
stands in Berlin, wechselt als Abteilungsleiterin<br />
Reiner Hoffmann (Hrsg.),<br />
Zwischen Kontinuität und<br />
21.3. <strong>DGB</strong> Nord, Foren<br />
Öffentlichkeitsarbeit Mo<strong>de</strong>rnisierung: Gewerk-<br />
zum Internationalen Tag gegen<br />
Rassismus, Kiel und Schwerin<br />
zur Hans-Böckler-Stiftung. Sie folgt<br />
Ditmar Gatzmaga, 49, <strong>de</strong>r seit<br />
schaftliche Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
in Europa, Verlag<br />
22.3. <strong>DGB</strong> Sachsen, „Arbeit,Ausbildung,<br />
November vergangenen Jahres Leiter<br />
Westfälisches Dampfboot,<br />
Mitbestimmung“,<br />
Podiumsdiskussion mit <strong>de</strong>m <strong>DGB</strong>- <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>svertretung Nord-<br />
rhein-Westfalen in Berlin ist.<br />
Münster 2000, 482 Seiten,<br />
68 Mark<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>n Dieter Schulte, Dres<strong>de</strong>n ••• Ulrich Klotz, 52, Koordinator<br />
Globalisierung, verän<strong>de</strong>rte<br />
22./23.3. IG BAU, Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Technologie- und Umwelt-<br />
Produktionsweisen, Wertewan-<br />
Forst und Naturschutz,<br />
Mag<strong>de</strong>burg<br />
politik beim Vorstand <strong>de</strong>r IG Metall,<br />
ist für das laufen<strong>de</strong> Semester als<br />
<strong>de</strong>l: Um mit <strong>de</strong>n tief greifen<strong>de</strong>n<br />
gesellschaftlichen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
24.3. <strong>DGB</strong> Hessen, Lan<strong>de</strong>sfrauenkonferenz,<br />
Gastprofessor an die Offenbacher<br />
Schritt halten zu können,<br />
Frankfurt/M. Hochschule für Gestaltung berufen müssen sich die Gewerkschaften<br />
25.3. Landtagswahlen wor<strong>de</strong>n. Um die von <strong>de</strong>r Leitner in Europa mo<strong>de</strong>rnisieren – programmatisch<br />
in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg und Rheinland-Pfalten<br />
GmbH finanzierte Gastprofessur hatschaftsinstitut<br />
und strukturell. Der<br />
sich 17 Hochschulen beworben. vom Europäischen Gewerk-<br />
(EGI) herausgegebene<br />
Band informiert über <strong>de</strong>n<br />
Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: <strong>DGB</strong> Verlag:<br />
einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian<br />
Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger (verantwortlich für diese Ausgabe),<br />
Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift:<br />
Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497,<br />
Internet: www.einblick.<strong>dgb</strong>.<strong>de</strong>, E-Mail: red.einblick@t-online.<strong>de</strong> Büro Berlin:<br />
Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Bettina Mützel, Tel.: 030 / 85 99 46 24, Fax:<br />
030 / 85 99 90 92, E-Mail: bettina.muetzel@berlin.<strong>de</strong> Layout: Zang Grafik Design,<br />
Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck<br />
gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38<br />
Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689<br />
Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren.<br />
Schlusspunkt●<br />
Stand gewerkschaftlicher Reformbemühungen<br />
in sechzehn<br />
Län<strong>de</strong>rn. Je<strong>de</strong>r Beitrag enthält<br />
vier Schwerpunkte: das Verhältnis<br />
von betrieblicher, regionaler,<br />
nationaler und europäischer Interessenvertretung;<br />
neue Formen<br />
gewerkschaftlicher Repräsentation<br />
am Arbeitsplatz; die<br />
Bemühungen, „neue“ Arbeitnehmergruppen<br />
zu organisieren;<br />
<strong>de</strong>r Entwicklungsstand gewerkschaftlicher<br />
Fusionen und Restrukturierungen.<br />
Ergänzt wer<strong>de</strong>n<br />
die fakten- und kenntnisreichen<br />
Län<strong>de</strong>r-Porträts durch einen<br />
Beitrag über europäische Gewerkschaftsstrukturen<br />
und die<br />
Perspektiven europäischer Arbeitsbeziehungen.<br />
„Warum stellt man nicht einfach Leute ein, die diese<br />
zwei Milliar<strong>de</strong>n Überstun<strong>de</strong>n abfeiern?“<br />
Der Kabarettist Kalle Pohl in <strong>de</strong>r RTL-Sendung „7 Tage – 7 Köpfe“ am<br />
9. März<br />
12