BEST OF Otto Brenner Preis 2011 - Otto Brenner Shop
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Begründung der Jury<br />
Stellen Sie sich vor, der Chef eines Unternehmens, das wegen einer Reihe von Fehl -<br />
investitionen ums Überleben kämpft, hat Ärger mit der Presse und entwickelt darum<br />
paranoide Züge. Also heuert er eine große Detektei an, die Journalisten und andere<br />
Kritiker ausspähen soll. Weil er außerdem einen Vorstandskollegen verdächtigt, der<br />
hätte geheime Informationen an die Medien weitergeleitet, setzen der Boss und sein<br />
Justiziar ihren Privatgeheimdienst auf ihn an, um ihn auszuforschen. Und als dessen<br />
Agenten nichts finden, akquirieren die privaten Ermittler einen technisch versierten<br />
Handlanger, der eine E-Mail so frisiert, dass es so aussieht, als hätte der Mann tatsächlich<br />
Firmengeheimnisse verraten. Der Unternehmenschef geht damit zum Aufsichtsrat,<br />
und der zu Unrecht verdächtigte Manager verliert daraufhin seinen Job.<br />
Aber er ist nicht das einzige Opfer der Paranoia in der Chefetage. Auch der Leiter der<br />
New Yorker Filiale ist dem Boss im Wege. Darum setzt er einen skrupellosen Privatschnüffler<br />
auf ihn an, der dem Mann kurzerhand Kinderpornos auf seinen Computer<br />
speichert, die bei einer von der Konzernleitung angeordneten Durchsuchung auch<br />
prompt gefunden werden. Natürlich wird auch der Manager in New York gefeuert.<br />
Und mit dem Vorwurf, ein Kinderschänder zu sein, ist sein Leben gleich ganz ruiniert.<br />
Das alles klingt so plump, dass es als Plot für einen Krimi vermutlich nicht durchgehen<br />
würde. Aber bei der staatseigenen HSH-Nordbank passierte unter Leitung ihres außer<br />
Kontrolle geratenen Chefs Dirk Jens Nonnenmacher genau das. Zum Glück hatten die<br />
beiden Opfer den Rechtsstaat auf ihrer Seite. Beide wurden rehabilitiert und – auf<br />
Kosten der Steuerzahler – mit hohen Millionenbeträgen entschädigt.<br />
Aber, und das war der fast genauso große Skandal: Wäre es nach den Verantwortlichen<br />
der Landesregierungen in Schleswig-Holstein und Hamburg sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
Hilmar Kopper gegangen, dann hätte die Öffentlichkeit von den ungeheuerlichen<br />
Vorgängen vielleicht nie oder nur unzureichend erfahren und Nonnenmacher<br />
wäre womöglich gar nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Dass sie damit nicht<br />
durchkamen, das verdanken wir den drei Kollegen Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch<br />
und Jörg Schmitt vom SPIEGEL. Sie haben mit einer wahrlich grandiosen Recherche -<br />
arbeit den Wahn von Nonnenmacher und die Machenschaften seiner Helfershelfer in<br />
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