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Begründung der Jury<br />

Stellen Sie sich vor, der Chef eines Unternehmens, das wegen einer Reihe von Fehl -<br />

investitionen ums Überleben kämpft, hat Ärger mit der Presse und entwickelt darum<br />

paranoide Züge. Also heuert er eine große Detektei an, die Journalisten und andere<br />

Kritiker ausspähen soll. Weil er außerdem einen Vorstandskollegen verdächtigt, der<br />

hätte geheime Informationen an die Medien weitergeleitet, setzen der Boss und sein<br />

Justiziar ihren Privatgeheimdienst auf ihn an, um ihn auszuforschen. Und als dessen<br />

Agenten nichts finden, akquirieren die privaten Ermittler einen technisch versierten<br />

Handlanger, der eine E-Mail so frisiert, dass es so aussieht, als hätte der Mann tatsächlich<br />

Firmengeheimnisse verraten. Der Unternehmenschef geht damit zum Aufsichtsrat,<br />

und der zu Unrecht verdächtigte Manager verliert daraufhin seinen Job.<br />

Aber er ist nicht das einzige Opfer der Paranoia in der Chefetage. Auch der Leiter der<br />

New Yorker Filiale ist dem Boss im Wege. Darum setzt er einen skrupellosen Privatschnüffler<br />

auf ihn an, der dem Mann kurzerhand Kinderpornos auf seinen Computer<br />

speichert, die bei einer von der Konzernleitung angeordneten Durchsuchung auch<br />

prompt gefunden werden. Natürlich wird auch der Manager in New York gefeuert.<br />

Und mit dem Vorwurf, ein Kinderschänder zu sein, ist sein Leben gleich ganz ruiniert.<br />

Das alles klingt so plump, dass es als Plot für einen Krimi vermutlich nicht durchgehen<br />

würde. Aber bei der staatseigenen HSH-Nordbank passierte unter Leitung ihres außer<br />

Kontrolle geratenen Chefs Dirk Jens Nonnenmacher genau das. Zum Glück hatten die<br />

beiden Opfer den Rechtsstaat auf ihrer Seite. Beide wurden rehabilitiert und – auf<br />

Kosten der Steuerzahler – mit hohen Millionenbeträgen entschädigt.<br />

Aber, und das war der fast genauso große Skandal: Wäre es nach den Verantwortlichen<br />

der Landesregierungen in Schleswig-Holstein und Hamburg sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

Hilmar Kopper gegangen, dann hätte die Öffentlichkeit von den ungeheuerlichen<br />

Vorgängen vielleicht nie oder nur unzureichend erfahren und Nonnenmacher<br />

wäre womöglich gar nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Dass sie damit nicht<br />

durchkamen, das verdanken wir den drei Kollegen Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch<br />

und Jörg Schmitt vom SPIEGEL. Sie haben mit einer wahrlich grandiosen Recherche -<br />

arbeit den Wahn von Nonnenmacher und die Machenschaften seiner Helfershelfer in<br />

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