Berliner Bestell-Fax für Themenhefte - Der Paritätische Berlin
Berliner Bestell-Fax für Themenhefte - Der Paritätische Berlin
Berliner Bestell-Fax für Themenhefte - Der Paritätische Berlin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Einwanderung<br />
formation über das deutsche Gesundheitssystem und<br />
entsprechende Unterstützungsleistungen hätten. Erst<br />
wenn der Notfall einträte, würde oft erst der Arzt kontaktiert<br />
werden. „Hier spielt die kulturelle Besonderheit<br />
eine große Rolle. Familienmitglieder haben Angst davor,<br />
dem Vater oder der Mutter nicht helfen zu können. Sie<br />
gehen von Arzt zu Arzt, was natürlich hohe Kosten im<br />
Gesundheitssystem verursacht“, sagte Ulrika Zabel, Leiterin<br />
des Kompetenz-Zentrums Interkulturelle Öffnung<br />
der Altenhilfe.<br />
Man müsse die Familie mit den Patienten als gesamtes<br />
System begreifen, forderte daher Zabel. „Bei vielen Einwanderern<br />
stehen individuelle Bedürfnisse oft nicht im<br />
Vordergrund. Erst wenn wir lernen, die Familienmitglieder<br />
in der Betreuung und schon in der Anamnese<br />
einzubeziehen, können wir einen vertrauensvollen Zugang<br />
zum Patienten schaffen.“<br />
Erfolgsmodell gefällig? <strong>Der</strong>ya Wrobel zeigte, dass bestehende<br />
Pflegeinstitutionen, die sich auf kulturelle<br />
Bedürfnisse einlassen, auch funktionieren können.<br />
Wrobel hatte vor neun Jahren die Idee, die Moschee<br />
als Ort der Aufklärung über Demenz zu nutzen und<br />
Frauen als Multiplikatorinnen einzusetzen die „Mund<br />
zu Mund“ über die Krankheit aufklären und das Projekt<br />
empfehlen. Das gemeinsame Zusammensein bei<br />
Festen, zum Beispiel Ramadan, wurde und wird genutzt,<br />
um viele Menschen zu erreichen – gute Gelegenheiten,<br />
das Projekt IdeM vorzustellen und Tabuthemen<br />
anzusprechen.<br />
Erfolgsmodell: Demenz-WG <strong>für</strong> Einwanderer aus<br />
der Türkei<br />
Heute gibt es erfolgreiche Demenzwohngemeinschaften<br />
in <strong>Berlin</strong>, in denen türkische Gastarbeiter der ersten<br />
Generation leben. „Wir betonen, dass es sich um keine<br />
Pflegeeinrichtung handelt, sondern um eine Wohnung<br />
im Westteil der Stadt“, so Wrobel. Hier arbeiten Pflegerinnen<br />
und Pfleger mit türkischem Hintergrund. Sie<br />
sprechen die Sprache, singen ihre Lieder und zu essen<br />
gibt es Kulinarisches aus der Heimat.<br />
„Kulturell bedingt, kümmern sich oft die Kinder um<br />
ihre Eltern oder um Onkel und Tante, dies wird sich<br />
künftig ändern“, betonte Aydan Özuguz, Integrationsbeauftragte<br />
der SPD-Bundestagsfraktion. Viele Migrantinnen<br />
und Migranten haben keine Großfamilien mehr<br />
in Deutschland. Hier müsse sich die Politik stärker darum<br />
kümmern, dass sich die bestehenden Institutionen<br />
im Gesundheitssystem auf die kulturellen Bedürfnisse<br />
von Migranten einstellen. Zudem müssten Wege gefunden<br />
werden, das Gesundheitssystem leichter <strong>für</strong> Menschen<br />
mit Einwanderungserfahrungen verständlich und<br />
damit zugänglich zu machen.<br />
Dass man die Qualität einer Gesellschaft auch daran<br />
messen kann, was bei der Abschiedskultur getan wird,<br />
betonte der SPD-Bundestagsabgeordnete und Alt-Vizekanzler<br />
Franz Müntefering. Die Politik hoffe hierbei auf<br />
weitere Impulse der Experten aus der Pflege und der<br />
Sozialarbeit.<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von<br />
diesseits.de, Online-Magazin <strong>für</strong> weltlichen Humanismus<br />
Die Jahrestagung Asyl findet in diesem Jahr vom<br />
22. bis 23. März in <strong>Berlin</strong> statt. Im Mittelpunkt<br />
der Tagung werden die Themen Familie, Resettlement,<br />
Psychosoziale Betreuung von Flüchtlingen<br />
stehen. Die diesjährige Jahrestagung Asyl wird<br />
sich schwerpunktmäßig mit familienpolitischen<br />
Aspekten der Flüchtlingspolitik bzw. Flüchtlingsaufnahme<br />
befassen. Anhand aufenthalts- und sozialrechtlicher<br />
Fragestellungen wird überprüft, wie<br />
der Schutz von Ehe und Familie <strong>für</strong> Flüchtlinge<br />
umgesetzt ist und welcher Handlungsbedarf hier<br />
noch besteht. Thematisiert wird zudem die Frage,<br />
wie eine umfassende therapeutische Begleitung<br />
von traumatisierten Flüchtlingen in Deutschland<br />
zukünftig sichergestellt werden kann.<br />
www.der-paritaetische.de/fachinfos/migration/fluechtlingsarbeit<br />
70 Prozent der jungen Menschen im Alter von<br />
18-35 Jahren aus Zuwandererfamilien identifizieren<br />
sich mit ihrem Stadtteil oder Kiez. Das ist ein<br />
höherer Wert als bei den „Einheimischen“. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt eine europäische Vergleichsstudie<br />
zur Integration von Zuwanderern der zweiten<br />
Generation (Ties). Gleichzeitig zeigt die Studie<br />
auch, dass die zweite Generation der sogenannten<br />
damaligen „Gastarbeiter“ in anderen europäischen<br />
Ländern wesentlich bessere Bildungsabschlüsse<br />
erzielt als in Deutschland – vor allem, weil es hier<br />
nicht gelang, den Bildungserfolg vom elterlichen<br />
Bildungsniveau und der elterlichen Unterstützung<br />
abzukoppeln. In Deutschland hatten Befragte<br />
aus türkischen Familien mit niedrigem elterlichen<br />
Bildungsniveau und wenig Unterstützung praktisch<br />
keine Chance, einen Hochschulabschluss zu<br />
erreichen, während dies <strong>für</strong> bis zu 40 Prozent der<br />
Befragten in anderen Ländern gilt. Auffällig sei,<br />
dass die zweite „jugoslawische“ Generation sich<br />
überraschend stark an die Kontrollgruppe ohne<br />
Migrationshintergrund annähert, während die<br />
befragten Türkeistämmigen deutlich schlechtere<br />
Bildungsabschlüsse erreicht haben.<br />
http://www.imis.uni-osnabrueck.de/PUBLI-<br />
KAT/imiszeitschrift.html<br />
März 2012 29