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Ästhetische Medizin - Park Klinik Weißensee

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Ästhetische <strong>Medizin</strong><br />

eBook<br />

ARTIKELSAMMLUNG<br />

zum Thema<br />

„Faltenbehandlung im Gesicht“<br />

o n l i n e<br />

eBook<br />

www.zwp-online.info


1. Injektions-<br />

Therapien<br />

_Botulinumtoxin<br />

_Botulinumtoxin/Filler<br />

_Filler


Fachbeitrag _ Botox<br />

15 Jahre Erfahrungen<br />

mit Botulinumtoxin<br />

A-Behandlungen<br />

Autorin _ Dr. Doris Grablowitz, Wien<br />

_Die Wirkung von Botulinumtoxin A (BT A), um Falten<br />

zu unterspritzen, ist heute unumstritten. Trotzdem<br />

haben Befürchtungen um Antikörperbildung<br />

und systemische Nebenwirkungen, schlecht aus -<br />

gebildete Anwender sowie reißerische Artikel der<br />

Regenbogenpresse der BT-Faltenbehandlung einen<br />

schlechten Beigeschmack vermittelt. Ein Überblick<br />

über 15 Jahre BT-Behandlungen und alle BT A-Produkte<br />

soll über einen objektiven Status quo Aufschluss<br />

geben.<br />

_Einführung<br />

Als ich vor 15 Jahren mit den ersten BT A-Behandlungen<br />

in Österreich begann, stürzte sich die gesamte<br />

Laienpresse auf das „Gift gegen Falten“ und<br />

versuchte die Leserzahl durch unseriöse Artikel, wie<br />

„Faltentod durch Mascarpone verseuchtes Tiramisu“<br />

oder „Faltenglättung mit Schlangengift“, anzuheben.<br />

Nicht selten warnten unwissende Kollegen<br />

vor tödlichen Komplikationen, wenn BT A während<br />

des Injizierens in die Blutbahn gebracht wird.<br />

Als die ersten „Botoxpartys“ in London mit Champagner,<br />

Lachsbrötchen und Glabella-Injektionen<br />

die restlich verbliebene Seriosität der Subs tanz infrage<br />

stellten, verglich die Boulevardpresse das medizinische<br />

Präparat mit dem biologischen Kampfgift<br />

im Kriegseinsatz. Bei dieser Reputation war es<br />

kein Wunder, dass sich negative Pressegerüchte<br />

und schlechte Mundpropaganda so lange hartnäckig<br />

halten konnten.<br />

<strong>Medizin</strong>isch-wissenschaftlich gesehen wird BT seit<br />

1984 zur Behandlung von Dystonien, anderen Muskel-Überaktivitätssyndromen,<br />

lokaler Hyperhidrose<br />

sowie speziellen Schmerzsyndromen eingesetzt.<br />

1982 entdeckte das Ehepaar Carruthers, dass beim<br />

Einsatz von BT A gegen Schielen die Falten im lateralen<br />

Augenbereich reduziert wurden. Fünf Jahre später<br />

konnten beide schon auf mehr als 10.000 Eingriffe<br />

zurückblicken, bei denen weder systemische<br />

Reaktionen noch irreversible Nebenwirkungen aufgetreten<br />

sind.<br />

Diese Eigenschaft sowie der Umstand, endlich ein<br />

kostengünstiges Mittel zu besitzen, das kaum<br />

schmerzt, rasch einsetzenden Erfolg zeigt und dessen<br />

spärliche Nebenwirkungen in zwei bis 21 Tagen wieder<br />

gänzlich abgeklungen sind, ließ BT A sehr rasch einen<br />

wichtigen Platz in der Behandlung von Gesichtsfalten<br />

erobern (Tab. 1).<br />

_BT A-Effekte<br />

Ein sinnvoll ästhetischer Einsatz von BT A sollte sich<br />

auf übermäßige Schweißbeseitigung axillär, palmar<br />

und plantar sowie auf die Faltenreduktion<br />

im Gesicht, am Hals und Dekolleté beschränken. Im<br />

Besonderen sollten nur jene Muskeln miteinbezogen<br />

werden, deren einzelne Anteile nicht unterschiedliche<br />

Funktionen abdecken. Versuche, zum Beispiel an<br />

den Muskeln der Nasolabialfalte, wurden rasch wieder<br />

aufgegeben, weil sich die Muskeltätigkeiten in<br />

diesem Areal sehr vielfältig gestalten und deren teilweises<br />

Ausschalten zu einem unnatürlichen mimischen<br />

Bild führte.<br />

Andere Versuche, wie zum Beispiel Heben der Brust<br />

durch Injizieren des M. pectoralis m., scheiterten an<br />

der Wirkungslosigkeit und an den dadurch<br />

zu recht verärgerten Patienten.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Botox<br />

Tab.1_Anwendung von BT A in der<br />

klinischen Praxis, Nebenwirkungen<br />

bei 753 Eingriffen (Grablowitz D.,<br />

Studie 1996–1998). 1<br />

Tabelle 1<br />

European Academy of Cosmetic Surgery, Austrian Division<br />

Application of Botulinumtoxin in clinical office, side effects with 753 applications<br />

Number of patients 340<br />

Male 6<br />

Female 334<br />

Average age 47,6<br />

Oldest patient 87<br />

Youngest patient 17<br />

Number of treatments 753<br />

Average single dose<br />

0,45 ml<br />

Highest single dose<br />

1 ml<br />

Non responders 1<br />

Side effects 63<br />

Hematoma 4,91% 37<br />

Headache 1,32% 10<br />

Pressure forhead, upper eyelids 1,32% 10<br />

Ptosis 0,28% 2<br />

„diabolical eyebrows“ 0,53% 4<br />

_Botox® – Vistabel® –<br />

Dysport® – Xeomin®<br />

Für welches BT A-Produkt sich ein neuer Anwender<br />

entscheiden soll, hängt sicherlich nicht nur von der<br />

Qualität der einzelnen Präparate ab. Sowohl<br />

Botox® (Fa. Allergan) als auch Dysport® (Fa. Ipsen)<br />

eignen sich hervorragend für ästhetische Zwecke. In<br />

Kanada, USA und Brasilien wurde Botox unter dem<br />

Namen Botox Cosmetic®, bei uns unter dem Namen<br />

Vistabel® zugelassen. Vistabel® unterscheidet sich<br />

von Botox® nur in der Menge der BT-Einheiten<br />

pro Verpackungseinheit. Statt mit 100 IU, sind die<br />

Vistabel® Fläschchen nur mit der Hälfte, also mit<br />

50 IU ausgestattet.<br />

Auch das letzte am Markt erschienene BT A-Produkt<br />

Xeomin® (Fa. Merz) steht den anderen BT A-Produkten<br />

in keiner Weise nach. Meine im August 2007<br />

begonnene Vergleichsstudie lässt jetzt schon<br />

erkennen, dass die Erfolgsrate von Xeomin® den Ergebnissen<br />

der Konkurrenzpräparate mindest ebenbürtig<br />

ist. Die Herstellerfirma von Xeomin® weist vor<br />

allem auf die unkomplizierte Aufbewahrung bei<br />

Raumtemperatur, die hohe spezifische Aktivität und<br />

den minimalen bakteriellen Proteingehalt des ge -<br />

reinigten BT-Neurotoxins bei Entfernung seiner<br />

Komplexproteine hin.<br />

Im Gegensatz zu Vistabel®, Botox® und Xeomin® besitzt<br />

Dysport® ein anderes Zählsystem der BT-Einheiten,<br />

das nicht selten zu Verwechslungen führt. So besitzt<br />

das Fläschchen Dysport 500 IU, das Fläschchen<br />

Botox nur 100 IU, was aber nicht bedeutet, das<br />

Dysport 5x so stark wie Botox wirkt. Die Herstellerfirma<br />

beteuert trotzdem, dass ein Fläschchen<br />

Dysport dem Fläschchen Botox an Kraft und Erfolg<br />

überlegen ist (Tab. 2).<br />

_Herstellen der Lösungen<br />

Eine gewisse Unsicherheit haben auch die verschiedenen<br />

Lösungsvorschläge mit sich gebracht. Während<br />

die Carruthers (Kanada) 100 IU Botox® Trockenpulver<br />

in nur 1ml NaCl auflösen (sehr konzentriert,<br />

teuer für den Patienten), verwendet Keen<br />

(New York) für 100 IU BT 20ml NaCl (weniger Erfolg,<br />

große NaCl-Beulen nach der Unterspritzung). Ich<br />

ziehe die Menge von 2,5ml NaCl pro Flasche vor, da<br />

diese Lösung ausgezeichnete Resultate aufweist.<br />

Außerdem entspricht bei Verwendung von 1ml Insulinspritzen<br />

mit 40 Teilstrichen eine Einheit Insulin<br />

genau einer Einheit BT. Dies hat sich besonders für<br />

Anfänger bewährt, die ohne komplizierte Umrechnungen<br />

die gespritzten Einheiten direkt an der Skala<br />

ablesen können.<br />

Eine sehr interessante Studie meiner amerikanischen<br />

Arbeitsgruppe aus dem Jahre 1992 hat gezeigt, dass<br />

Lösungen bis zu 5 IU/ml NaCl sinnvoll sind, bei weniger<br />

IU/ml NaCl die Erfolgskurve jedoch steil abfällt<br />

(Tab. 3).<br />

_Aufregungen mit BT<br />

Aufregungen über die Behandlungen mit BT werden<br />

vor allem immer durch die Regenbogenpresse aus-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Botox<br />

Tabelle 2<br />

BTA A – Comparison<br />

Tab.2_Vergleich aller sich derzeit am<br />

Markt befindlichen BT A-Präparate.<br />

Pro Vial Botox ® Vistabel ® Dysport ® Xeomin ®<br />

100 U, ca. 5 ng 50 U, ca. 2,5 ng 500 U, ca. 5 ng 100 U, ca. 0,6 ng<br />

Komplex Komplex Komplex Neurotoxin<br />

Rekonstitutions- 0,9% NaCl- 0,9% NaCl- 0,9% NaCl- 0,9% NaClprep<br />

solution, steril solution, steril solution, steril solution, steril<br />

additionals NaCl NaCl Lactose Saccharose<br />

substances HSA HSA HSA HSA<br />

pH-value 5–7 5–7 5–7 5–7<br />

storage 2–8°C or 2–8°C 2–8°C roomtemperature<br />

freezing<br />

(25°C)<br />

duration 36 months 24 months 24 months 36 months<br />

after opening 24h, 2–8°C 24h, 2–8°C 24h, 2–8°C 24h, 2–8°C<br />

gelöst. Im April 2008 beschrieb ein Journalist eine<br />

Studie mit Ratten, die durch BT elendiglich dahindarben.<br />

Die Tatsache, dass bei dieser Studie nicht ein<br />

Standard BT verwendet wurde, sondern eine „Labor-<br />

Variante“, in einer, auf den Menschen umgerechneten<br />

87.500-fachen Dosis und diese außerdem noch<br />

direkt in das Hirn gespritzt wurde, hat die Leser nicht<br />

wirklich interessiert.<br />

Der neueste Schock: Laut Septemberausgabe einer<br />

bekannten Zeitschrift wurden der EMEA (Euro päische<br />

Arzneimittelbehörde) 600 Nebenwirkungen sowie 28<br />

Todesfälle gemeldet.<br />

Dass dieser EMEA-Bericht wahrscheinlich gar nicht<br />

existiert (bis jetzt gab es noch keine offizielle Bestätigung<br />

der EMEA), und manche Zahlen aus dem<br />

Buch: „Gute Pillen, Schlechte Pillen“ eines deutschen<br />

Pharmakritikers kommen, geht in der Aufregung<br />

unter. Auch, dass die Todesfälle überhaupt<br />

nichts mit Faltenunterspritzungen zu tun haben,<br />

sondern zum Beispiel mit schweren Erkrankungen,<br />

bei denen man nach der Todesursache forscht und<br />

in deren Krankengeschichte unter anderem auch BT<br />

gegen Krämpfe eingesetzt wurde. Die Schuld von<br />

BT ist übrigens in keinem der Fälle bewiesen.<br />

Tabelle 3<br />

European Academy of Cosmetic Surgery, Austrian Division<br />

Concentration<br />

100<br />

Tab.3_Die Auswirkung verschie -<br />

dener Mischungsverhältnisse auf<br />

die BT A-Erfolgsrate. Während<br />

Mischungen bis zu 10IU/ml noch<br />

in der Erfolgsgruppe konkurrieren<br />

können, fallen Mischungen ab<br />

5IU/ml deutlich nach unten ab.<br />

80<br />

% Denervation<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

2 4 6 8 10 12 14<br />

Time (weeks)<br />

g 100 units/ml g 20 units/ml g 10 units/ml g 5 units/ml<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Botox<br />

Abb. 1a<br />

Abb. 1a–b_Erstmalige Behandlung:<br />

Injektion von zwei Einheiten, verteilt<br />

auf sieben Punkt, a before, b after.<br />

Abb. 1b<br />

_Unsicherheitsfaktor Arzt<br />

Da es keine übergeordnete Prüfungsinstanz und Qualitätskontrolle<br />

auf dem Gebiet der Ästhetischen <strong>Medizin</strong><br />

gibt, schlüpfen mehr denn je unwissende Kollegen<br />

nach kurzen halbtäglichen Workshops als angeblich<br />

professionelle Behandler durch. Da bekannterweise<br />

auch die schlimmsten Nebenwirkungen<br />

nach ein paar Wochen verschwunden sind, der zeitliche<br />

Aufwand gering und das Honorar befriedigend<br />

erscheint, ist das rasche Eingliedern von BT-<br />

Behandlungen in den täglich angebotenen Praxis -<br />

plan sehr verlockend. Mit einer neuen ästhetischen<br />

Behandlung sollte aber erst dann begonnen werden,<br />

wenn der Arzt über alle möglichen Nebenwirkungen<br />

Bescheid weiß, sie erkennt und schnell beseitigen<br />

kann. Dies setzt nicht nur gründliche theoretische<br />

Kenntnisse der Anatomie und Wirkungsweise von<br />

BT voraus, sondern auch eine seriöse praktische<br />

Grundausbildung, die mit einmaligen Wochenendkursen<br />

wenig zu tun hat.<br />

Bei professioneller Anwendung werden die BT-Injektionspunkte<br />

individuell auf das Muskelmuster des<br />

Patienten abgestimmt und nicht nach einem vorgefertigten<br />

Punkteschema eines Schnellwork shops<br />

eingespritzt (Abb.1).<br />

Entsprechend positiv schaut die letzte große 2007<br />

mit 4.103 Behandlungen abgeschlossene deutschösterreichische<br />

Studie von Rzany et al. aus, bei der<br />

sich viele erfahrene Ärzte beteiligt haben. Durch sie<br />

sollte die Wirksamkeit und Sicherheit von wiederholten<br />

Injektionen (mindest drei aufei nanderfolgende,<br />

dokumentierte Behandlungszyklen) mit BT A im oberen<br />

Gesichtsbereich zur Reduzierung von Falten beurteilt<br />

werden. In den meisten Fällen (93,9%) wurde<br />

die Glabella behandelt, wobei die Mehrzahl der Patienten<br />

(81,5%) eine Behandlung in mehr als einem<br />

Gesichtsbereich erhielt. Die Behandlung mit BT A<br />

wurde in 57,5% der Fälle mit anderen ästhetischen<br />

Eingriffen kombiniert, meist mit Füllsubstanzen<br />

(31,7%). Es gab keine Hinweise auf eine Tachyphylaxie:<br />

Die verabreichte Dosis, der Zeitraum zwischen<br />

den Behandlungen und die Zufriedenheit mit den Ergebnissen<br />

blieben über den Behandlungsverlauf stabil.<br />

Unerwünschte Ereignisse waren solche, die unter<br />

einer Behandlung mit BT A zu erwarten sind. Am häufigsten<br />

lokale Blutergüsse und eine Ptose, in allen Fällen<br />

nur leicht bis mittelschwer ausgeprägt. Es gab<br />

keine Hinweise auf kumulative Nebenwirkungen.<br />

Tatsächlich nahm die Rate an unerwünschten Ereignissen<br />

in späteren Behandlungszyklen ab.<br />

_Konklusion<br />

Langfristige wiederholte BT A-Injektionen zur Faltenreduktion<br />

im Gesichtsbereich liefern im realen <strong>Klinik</strong>alltag<br />

eine dauerhaft hohe Zufriedenheit und<br />

Wirksamkeit. 2 In der Hand des Erfahrenen eröffnet<br />

die Faltenbehandlung mit BT eine für den Patienten<br />

sichere, erschwingliche, schmerzfreie, effektive und<br />

nebenwirkungsarme Therapieform in der ambulanten<br />

ästhetischen <strong>Medizin</strong>._<br />

Literaturliste<br />

[1] Doris Grablowitz „Plastisch ästhetische Indikationen im Gesichtsbereich“,<br />

Kap. aus „Botulinumtoxin-Therapie im Kopf-<br />

Hals-Bereich“, Rainer Laskawi, Peter Roggenkämper, 2. Auflage<br />

2004, Urban&Vogel<br />

[2] Berthold Rzany, MD, ScM, Dorothee Dil-Müller, MD, Doris<br />

Grablowitz. MD et al. „Wiederholte Injektionen von Botuli -<br />

num Toxin A zur Behandlung von Falten im oberen Gesichts -<br />

bereich: Eine retrospektive Studie an 4.103 Behandlungen bei<br />

945 Patienten.“ Dermatologic Surgery, Volume 33, Nummer 1,<br />

Januar 2007<br />

_Kontakt<br />

Dr. Doris Grablowitz<br />

Facharzt für Dermatologie und Venerologie<br />

Präsidentin der European Academy of Cosmetic<br />

Surgery<br />

<strong>Medizin</strong>isch Ästhetisches Zentrum Wien<br />

Seilerstätte 7, III. Etage, 1010 Wien<br />

E-Mail: ordi.dg@grablowitz.at<br />

www.grablowitz.at<br />

face<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Studie<br />

Faltentherapie mit neuem<br />

komplexproteinfreien<br />

Botulinumtoxin A<br />

Autor_Dr. med. Ramin Khorram, Stuttgart<br />

_Einleitung<br />

Die Therapie von mimischen Falten mit Botulinumtoxin<br />

A ist ein etabliertes Verfahren. Seit dem<br />

1. Juli 2005 gibt es neben den beiden bereits etablierten<br />

Botulinumtoxinen vom Typ A Botox® (Vistabel®<br />

stellt die identische Präparationen dar) und Dysport®<br />

mit Xeomin® ein weiteres Botulinumtoxin A-Präparat.<br />

Botulinumtoxin A-Präparate weisen alle den<br />

gleichen Wirkmechanismus auf. Die Wirkung geht<br />

ausschließlich vom 150 Kilo Dalton Toxinmolekül aus<br />

und sie ist bei dem Allergan Produkt (Botox®) und<br />

dem Merz Produkt identisch, wie im Übrigen auch klinische<br />

Studien gezeigt haben. Aufgrund dieser Tatsache<br />

sollte auch der erzielbare Effekt und die Wirkdauer<br />

bei diesen Präparaten bei gleicher Dosierung<br />

vergleichbar sein.<br />

Das Ziel der im folgenden beschriebenen Untersuchung<br />

war es, zu klären, inwieweit mit dem neusten<br />

Botulinumtoxin A vergleichbare Ergebnisse in der<br />

Faltenbehandlung zu den bisher erhältlich Botulinumtoxin-Präparaten<br />

erreicht werden können. Es<br />

werden die Erfahrungen mit dem neuen Komplexproteinfreien<br />

Botulinumtoxin A (Xeomin®) bei 40<br />

Patienten vorgestellt. Xeomin® enthält als einziges<br />

Botulinumtoxin-Präparat nur das wirksame Neurotoxin<br />

und somit wird neben der guten Verträglichkeit<br />

ein geringes Risiko der Antikörperbildung als Vorteil<br />

postuliert. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass<br />

dieses Präparat bei Raumtemperatur gelagert und<br />

transportiert werden kann.<br />

_Methode<br />

40 Patienten (37 Frauen, 3 Männer) im Alter von<br />

40,8±8,6 Jahren wurden nach der Injektion über acht<br />

Monate beobachtet. Von diesen Patienten wurden<br />

bereits 29 schon früher mit Botox® behandelt. Wir<br />

wenden eine relativ hohe Verdünnung und eine Vielpunktetechnik<br />

der Botulinumtoxin-Injektion an. 100<br />

E (Einheiten) des bei Raumtemperatur gelagerten<br />

Xeomin® wurden mit 5 ml NaCl 0,9 Prozent aufgelöst.<br />

Für die Behandlung der Glabellafalten wurden 10 Injektionspunkte<br />

gewählt. Die Stirnquerfalten wurden<br />

mittels 8–10 Injektionspunkten, die seitlichen Orbitafalten<br />

je an 3–5 Injektionspunkten, die seitlichen<br />

Nasenwurzelfalten (Bunny Lines) an 2 Injektionspunkten<br />

und Oberlippenfalten mit 3 Injektionspunkten<br />

behandelt.<br />

Die Injektionen wurden immer durch den gleichen<br />

Behandler (Facharzt für Plastische und Ästhetische<br />

Chirurgie) durchgeführt. Wir injizierten an relativ<br />

vielen Injektionspunkten. So gingen wir sicher, dass<br />

wir das Medikament an die gewünschten Stellen eingebracht<br />

hatten und spekulierten auf keine Diffusion.<br />

Nach der Injektion mussten die Patienten die Injektionsstellen<br />

10–15 Minuten lang komprimieren<br />

und durften nicht massieren. Sportliche Betätigun-<br />

Injektionsschema von Xeomin ®<br />

nach Khorram<br />

Standarddosis: Glabella 20 E,<br />

Quere Stirnfalten 10–20 E,<br />

Krähenfüße 6–10 E je Seite.<br />

_Männer höhere Dosis.<br />

_Injektion intramuskulär.<br />

_Injektion Lachfalten am<br />

Orbitarand subcutan.<br />

_Besser mehr Injektionspunkte.<br />

_ Immer 1cm vom Orbitarand<br />

entfernt bleiben.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Studie<br />

Botulinumtoxin A-Präparate<br />

Xeomin ® Botox ® Dysport ®<br />

Hersteller Merz Allergan Ipsen<br />

Dosis pro Ampulle (MU Einheiten) 100 100 500<br />

Äquivalentdosis 1 1 3-4<br />

Komplexproteine nein ja ja<br />

Bakt. Proteingehalt 0,6 ng 4,8 ng 5 ng<br />

H-Albumin/Amp 1 mg 0,5 mg 0,25 mg<br />

Lagerung (°C) Raumtemp. 2–8 2–8<br />

Lösung haltbar 24 h 4 h 8 h<br />

Ergebnisse Xeomin ® bei 40 Patienten<br />

Glabella Stirn Orbita Nase Oberlippe<br />

quer<br />

seitlich<br />

Anzahl 37 31 28 5 1<br />

Behandlungen<br />

Dosis (E) 20,9 ± 2,6 14,6 ± 2,6 8,9 ± 2,2 5,2 ± 1,8 8<br />

Patienten- 1,36 ± 0,48 1,38 ± 0,49 1,96 ± 0,69 1,8 ± 0,44 1<br />

zufriedenheit<br />

Range 1–2 Range 1–2 Range 1–3 Range 1–2<br />

Nebenwirkungen/Komplikationen<br />

Schmerz nach der Therapie 0<br />

Schwellung > 6 Stunden 0<br />

Kleines Hämatom<br />

2 (Orbita)<br />

Rötung > 6 Stunden 0<br />

passagerer Kopfschmerz 2<br />

passagere störende Läh- 0<br />

mungen (z.B. Ptosis)<br />

Allergie 0<br />

Übelkeit 0<br />

Infekt 0<br />

Resistenz 0<br />

andere 0<br />

gen und Saunabesuche waren drei Tage nach der<br />

Behandlung untersagt. So wollten wir sichergehen,<br />

dass sich möglichst wenig Substanz unkontrolliert<br />

verteilt.<br />

Die Behandlungsdaten wurden in der Patientenakte<br />

dokumentiert. Bei der Wiedervorstellung zur nächsten<br />

Behandlung wurden die Patienten mittels Fragebogen<br />

bezüglich der Wirkung der Behandlung befragt.<br />

Die Zufriedenheit bezogen auf den Behandlungseffekt<br />

(d.h. Mimik und Faltenwirkung) beurteilten<br />

die Patienten nach dem Schulnotensystem. Es<br />

wurde der Behandlungseffekt für die verschiedenen<br />

Regionen und auch der Gesamteffekt beurteilt.<br />

Außerdem wurde nach Komplikationen gefragt. Zusätzlich<br />

sollten die Patienten Wünsche bezüglich einer<br />

Behandlungsoptimierung angeben. Hier sollten<br />

die Wirkdauer, der Schmerz und die Behandlungskosten<br />

beurteilt werden.<br />

_Ergebnisse<br />

Alle Patienten zeigten sich mit der Behandlung<br />

mittels Xeomin® sehr zufrieden und stellten sich wieder<br />

aus eigener Initiative im Mittel nach 136,5±49,4<br />

Tagen zur nächsten Behandlung vor. Bei keinem Patienten<br />

war eine frühe Nachinjektion zur Verbesserung<br />

des Ergebnisses erforderlich. Die schon früher<br />

mit Botox® behandelten Patienten (n=29) konnten<br />

keinen Unterschied zu ihren früheren Behandlungen<br />

feststellen.<br />

Die mittlere verabreichte Gesamtdosis von<br />

Xeomin® betrug 43±15 E pro Patient. Die häufigste<br />

Behandlungsregion (n=37) war die Glabella. Hier<br />

wurde im Mittel 20,9 E injiziert. Am zweithäufigsten<br />

behandelten wir Stirnquerfalten mit im Mittel 14,6 E.<br />

Bei 28 Patienten wurden Orbitafalten mit im Mittel<br />

8,9 E pro Seite behandelt. Seltener war die Behandlung<br />

von Falten an der Nasenseite und der Oberlippe<br />

(siehe Tabelle).<br />

Die höchste Zufriedenheit zeigte sich bei der Behandlung<br />

der Glabellafalten mit der mittleren Benotung<br />

von 1,36, gefolgt von den Stirnquerfalten mit<br />

1,38. Bei den Orbitafalten gab es als schlechteste Einzelbeurteilung<br />

auch die Note 3, im Mittel aber ergab<br />

sich eine 1,96.<br />

Es traten keine Komplikationen ein. Lediglich zwei<br />

Patienten berichteten über ein sehr kleines Hämatom<br />

an einem Orbitarand. Zwei Patienten berichteten<br />

über kurze Kopfschmerzen in der anfänglichen Wirkphase.<br />

Als positive Nebenwirkung berichteten dagegen<br />

fünf Patienten über die Besserung ihrer chronischen<br />

Kopfschmerzen. Bei vier Patienten wurde nach<br />

ausreichender Schwächung der Muskelaktion eine<br />

Faltenunterspritzung mit Hyaluronsäure (Belotero®)<br />

durchgeführt. Drei der Patienten gehörten zu der<br />

Gruppe der erwähnten fünf Kopfschmerzpatienten.<br />

35 Prozent der Patienten wünschten sich eine noch<br />

weniger invasive Behandlung und gaben an, unter<br />

den Injektionsnadelstichen zu leiden. 87,5 Prozent<br />

wünschten eine längere Wirkdauer der Faltenbehandlung.<br />

Unterschiede zu früheren Behandlungen<br />

konnten sie aber nicht feststellen. 95 Prozent der Patienten<br />

erhofften für die Zukunft geringere Behandlungskosten.<br />

Trotzdem waren alle Patienten sehr zufrieden<br />

und führten die Behandlung weiter, da sie<br />

keine Behandlungsalternativen für ihre ästhetischen<br />

Wunschvorstellungen sahen.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Studie<br />

_Diskussion<br />

Unterschiedliche Ergebnisse nach der Anwendung<br />

von Botulinumtoxin-Präparaten können sowohl mit<br />

der Injektionstechnik, der injizierten Menge des Toxins<br />

sowie dem Verdünnungsgrad zusammenhängen.<br />

Auch können Antikörper gegen das Botulinumtoxin,<br />

die auch nach ästhetischer Anwendung gebildet werden<br />

können, für ein schlechtes Ergebnis verantwortlich<br />

sein. Für ein erfolgreiches Behandlungskonzept<br />

sind ebenfalls die ausreichende Patientenaufklärung<br />

und das Versprechen eines realistischen Behandlungsergebnisses<br />

entscheidend.<br />

Bei der Behandlung mit Botulinumtoxin kann laut Literatur<br />

grundsätzlich nicht von einer 100-prozentigen<br />

Responderrate ausgegangen werden. Ebenso kann die<br />

Dauer der Wirkung variieren. Beschrieben ist dieser<br />

Sachverhalt zum Beispiel auch in der Fachinformation<br />

von Vistabel ® . Dort werden die erhobenen klinischen<br />

Daten u.a. folgendermaßen beschrieben: „30 Tage<br />

nach der Injektion hatten nach Auffassung der Prüfärzte<br />

80 Prozent (325 von 405) der mit Vistabel ® behandelten<br />

Patienten auf die Behandlung reagiert.“ 20<br />

Prozent der Patienten waren also nach Auffassung der<br />

Ärzte auch in dieser Studie Nonresponder. Die Ursache<br />

hierfür ist nicht genau bekannt, möglicherweise begründet<br />

sich die Nonresponse durch die Injektionstechnik<br />

oder auch durch eine Antikörperbildung.<br />

Im eigenen Patientengut haben wir noch keinen Therapieversager<br />

erlebt. Dies gilt für die Anwendung von den<br />

beiden bereits lang etablierten Botulinumtoxinen vom<br />

Typ A Botox ® und Dysport ® sowie ebenfalls für die Anwendung<br />

des neuen Botulinumtoxin A-Präparates Xeomin<br />

® . Nach unserer Meinung ist die Verteilung einer<br />

ausreichenden Menge der Substanz auf viele Injektionspunkte<br />

für eine erfolgreiche Therapie entscheidend.<br />

Die Verteilung der Substanz ist hiermit genauer<br />

möglich, da durch die aktive Verteilung auf viele Injektionspunkte<br />

der unkalkulierbare Faktor der Diffusion als<br />

Zufallsfaktor begrenzt wird. Eine relativ hohe Verdünnung<br />

vereinfacht hierbei die präzise Injektion.<br />

Die Therapie mit Xeomin ® kann erfolgreich analog unserem<br />

Behandlungskonzept mit Botox ® durchgeführt<br />

werden. Die Faltenbehandlung mit Xeomin ® zeigt sich<br />

mit unserem Therapieschema als sicher und zuverlässig.<br />

Die Lagerung und der Transport bei normalen<br />

Raumtemperaturen vereinfacht das Handling mit dem<br />

Präparat. Dass die gelöste Substanz laut den offi-<br />

Therapie der Stirnfalten mit<br />

16 E Xeomin ®<br />

Abb. 1<br />

Abb. 1_Vorher, maximale<br />

Anspannung.<br />

Abb. 2_Vorher, Entspannung.<br />

Abb. 3_Nach vier Wochen.<br />

Abb. 2 Abb. 3<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Studie<br />

Faltentherapie Glabella mit<br />

Xeomin ® und Filler (Belotero ® )<br />

Abb. 1–3_Vorher.<br />

Abb. 4–6_Nach 8 Wochen 26 E<br />

Xeomin ® /4 Wochen 0,5ml Belotero ® .<br />

Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3<br />

Abb. 4<br />

Abb. 5 Abb. 6<br />

ziellen Herstellerangaben bei einer Kühlung zwischen<br />

2–8 Grad Celsius über 24 Stunden anwendbar ist, hat<br />

sich ebenfalls als Vorteil herausgestellt. Vom 1. Juli<br />

2005 bis 31. März 2007 führten wir in unserer <strong>Klinik</strong><br />

über 350 Behandlungen mit Xeomin® durch. Bis heute<br />

konnten wir noch keine negativen Nebenwirkungen,<br />

Resistenzen oder Therapieversager beobachten. Ob<br />

langfristig die Tendenz zur Antikörperbildung verringert<br />

ist, muss in Langzeitstudien evaluiert werden._<br />

Literaturliste<br />

[1] Jost WH, Kohl A, Brinkmann S, Commes G (2005) Efficacy and<br />

tolerabiltiy of a botulinum toxin type A free of complexing proteins<br />

(NT 201) compared with commercially available botulinum<br />

toxin type A (Botox ® ) in healthy volunteers. J Neural<br />

Transm 112: 905–913<br />

[2] Dressler D (2006) Pharmakologische Aspekte therapeutischer<br />

Botulinumtoxin-Präparationen. Nervenarzt 77: 912–921<br />

[3] Truong DD, Jost WH (2006) Botulinum toxin: Clinical use. <strong>Park</strong>inson<br />

Disorders 12: 331 and Related – 355<br />

_Kontakt<br />

Dr. med. Ramin Khorram<br />

Leitender Facharzt für<br />

Plastische und Ästhetische Chirurgie<br />

c/o Apollo <strong>Klinik</strong> Stuttgart GmbH<br />

Hohenzollernstr. 7–9, 70178 Stuttgart<br />

E-Mail: plast@apollo-klinik.de<br />

www.apollo-klinik.de<br />

face<br />

Faltenbehandlung der Stirn<br />

mit Xeomin ®<br />

Abb. 1a–b_Vorher, maximale<br />

Anspannung.<br />

Abb. 1c_Vorher, Entspannung.<br />

Abb. 2a_Nach vier Wochen, maximale<br />

Anspannung.<br />

Abb. 2b_Nach vier Wochen, Entspannung.<br />

Abb. 1a<br />

Abb. 2a<br />

Abb. 1b<br />

Abb. 1c<br />

Abb. 2b<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Dentalfiller<br />

Entwicklung auf dem<br />

Dermalfillermarkt in den<br />

letzten 20 Jahren<br />

Autorin_Dr. med. Marianne Wolters, Frankfurt am Main<br />

_Schon seit weit über 100 Jahren versuchte man,<br />

Gesichtsfalten zu kaschieren und mit Füllmaterialien<br />

verschiedenster Art aufzufüllen. Neben menschlichem<br />

Fett wurde vor allem Paraffin Anfang des<br />

20. Jahrhunderts sehr populär. Mitte des Jahrhunderts<br />

wurde dann Silikonöl der häufigste Faltenfüller,<br />

aber extreme Nebenwirkungen führten 1965 zu<br />

einem Verbot des Silikonöls „medical grade“ der<br />

Firma Dow Corning durch die FDA. In den frühen<br />

70ern begannen die Forschungsarbeiten mit einem<br />

injizierbaren Implantat aus Rinderkollagen in<br />

Stanford/Kalifornien. Diese führten letztlich zur<br />

Entwicklung und Zulassung des ersten resorbierbaren<br />

Dermalfillers Zyderm® durch die FDA 1977. Die<br />

Kollageninjektion wurde laut Angaben der ASAPS<br />

1997 die häufigste minimalinvasive Prozedur weltweit.<br />

Seit 1981 wurden Kollagenfiller in Europa zugelassen<br />

und vertrieben und waren auch hier Goldstandard<br />

der Faltenbehandlung. Nachteil der Produkte<br />

war zum einen die erforderliche Vortestung<br />

wegen einer möglichen immunogenen Reaktion<br />

und zum anderen die relativ kurze Wirkdauer. Verschiedenste<br />

Präparate aus humanem Kollagen sollten<br />

die Allergenität der Dermalfiller reduzieren und<br />

machten eine Vortestung überflüssig, konnten sich<br />

aber dauerhaft nicht auf dem Dermalfillermarkt<br />

durchsetzen. 1 Injizierbare Kollagenprodukte hatten<br />

mit der Entwicklung und Vermarktung der porcinen<br />

KollagenfillerEvolence® und Evolence Breeze® von<br />

2004 bis 2009 noch einmal ein kurzes Comeback auf<br />

dem Fillermarkt. Aber trotz Zulassung durch die FDA<br />

in den USA 2007 und guter ästhetischer Ergebnisse<br />

ohne nennenswerte Komplikationen wurde dieses<br />

Produkt vom Markt genommen. Steigende Nachfrage<br />

nach Alternativprodukten, zunehmendes<br />

Interesse an minimalinvasiver Gesichtsverjüngung<br />

und letztendlich die BSE-Krise in den frühen 90ern<br />

haben dann letztendlich dazu geführt, dass Hyaluronsäurefiller<br />

den Markt eroberten.<br />

Hyaluronsäure (HA) ist neben dem Kollagen eine<br />

wesentliche Komponente des Bindewebes und im<br />

Gegensatz zu diesem kein Eiweiß, sondern ein Zuckerderivat<br />

und deshalb nicht immunogen. Bereits<br />

1934 wurde HA aus dem Glaskörper des Rinderauges<br />

isoliert, medizinische Anwendungen erfolgten<br />

zunächst in der Ophthalmochirurgie, später in verschiedenen<br />

Bereichen sowie vor allem in der Orthopädie<br />

zur intraartikulären Injektion bei Arthrosen<br />

(Synvisc®). Eine Pilotstudie zur Anwendung eines<br />

hyaluronsäurebasierten Produktes zur Behandlung<br />

altersbedingter Hautveränderungen mit einer Modifikation<br />

von Synvisc® wurde bereits 1990 von der<br />

Firma Biomatrix/Schweden durchgeführt und 1996<br />

kam unter dem Handelsnamen Hylaform® das erste<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Dentalfiller<br />

Hyaluronsäureprodukt auf Basis des Hylan B auf<br />

den Markt. 2<br />

Nachdem sich die wesentlich geringere Allergenität<br />

des hyaluronsäurebasierten Dermalfillers gegenüber<br />

der kollagenbasierten Produkte bestätigte und<br />

dazu noch eine deutlich bessere Haltbarkeit zeigte,<br />

erfolgte eine rasche Entwicklung weiterer Produkte<br />

auf HA-Basis. Neben dem aviären Ursprung aus<br />

dem Hahnenkamm, wie bei Hylaform®, wurde für<br />

die folgenden Produkte die HA aus bakterieller<br />

Quelle (Streptococcus equi) gewonnen und der<br />

Begriff NASHA (non animal stabilized hyaluronic<br />

acid) für die Produkte der schwedischen Firma Q-<br />

med wurde geprägt. Außerdem wurde der chemische<br />

Quervernetzer Divinylsulfon (DVS), der bei<br />

Hylaform® verwendet wurde, ersetzt durch 1,4-<br />

Butanediol-Diglycidylether (BDDE) und es resultierte<br />

ein injizierbares Hydrogel mit viskoelastischen<br />

Eigenschaften, das 1996 unter dem Handelsnamen<br />

Restylane® als Produkt der zweiten Generation<br />

auf den europäischen Markt kam. 2 Erst im<br />

Dezember 2003 wurde Restylane® als erster HA-Filler<br />

in den USA von der FDA zugelassen. Spätestens<br />

seit diesem Zeitpunkt wurden HA-Filler weltweit<br />

marktbeherrschend bei der minimalinvasiven Gesichts-<br />

und Körperbehandlung.<br />

Weitere Entwicklungen galten der Verbesserung der<br />

Verträglichkeit und der Verlängerung der Wirksamkeit<br />

der HA-Filler. Dazu wurden sowohl neue Quervernetzer<br />

als auch neue Vernetzungstechniken als<br />

auch steigende Hyaluronsäurekonzentrationen<br />

eingesetzt. Bei der dritten Generation der HA-Filler<br />

wurde z.B. wurde mit dem Quervernetzer 1,2,7,8<br />

Diepoxyoktan (DEO) die Stabilität erneut gesteigert<br />

durch zwei unterschiedliche chemische Brücken<br />

zwischen den HA-Ketten; diese Technik wird<br />

als doppelte Quervernetzung bezeichnet und<br />

kommt z.B. bei dem Produkt Puragen® zum Einsatz,<br />

das 2001 zugelassen wurde. Eine wesentliche Neuerung<br />

war dann zuletzt die Entwicklung eines<br />

monophasischen Gels, nachdem alle vorherigen aus<br />

HA-Partikeln in einer Lösung bestanden, also biphasisch<br />

waren. 2004 wurde diese vierte Generation der<br />

HA-Filler in der Schweiz entwickelt von der Firma<br />

Anteis S.A. Das monophasische Gel, BDDE-vernetzt,<br />

bildet durch eine spezielle Technik Zonen festerer<br />

und weniger fester Konsistenz, die sog. kohäsive<br />

polydense Matrix (CPM), die es auch im Gewebe<br />

beibehält. Vorteil dabei ist, dass das Gel deutlich<br />

geringere viskoelastische Eigenschaften hat als<br />

die Vorgänger und deshalb durch enge Kanülen injiziert<br />

werden kann, ohne vorher zerkleinert zu werden.<br />

In Deutschland und Europa wurde dieser erste<br />

monophasische Filler 2005 unter dem Handelsnamen<br />

Belotero® eingeführt. 2 In den USA erhielt 2006<br />

Juvederm® als erster monophasischer Filler die Zulassung<br />

durch die FDA.<br />

Mittlerweile ist eine unüberschaubare Palette an<br />

Produkten auf HA-Basis auf dem europäischen<br />

Markt erhältlich und jährlich kommen etliche neue<br />

Produkte dazu. Im Wesentlichen handelt es sich um<br />

Modifikationen der vier Generationen, die Unter-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Dentalfiller<br />

schiede aufweisen in Vernetzungsmittel, Vernetzungstechnik,<br />

Hyaluronsäurekonzentration und<br />

Viskoelastizität. 3 Eine Studie, die einen Vergleich anstellte<br />

zwischen den gängigsten quervernetzten Hyaluronsärefillern<br />

in den USA, zeigte, dass die klinische<br />

Effektivität, also die Fillerpersistenz, eng korrelierte<br />

mit der Konzentration der Hyaluronsäure und<br />

etwas weniger mit der prozentualen Elastizität. D.h.,<br />

dass bei der Entwicklung zukünftiger effektiverer,<br />

sprich langanhaltenderer HA-Filler die Steigerung<br />

der Konzentration und der Elastizität erfolgen<br />

muss. Das Produkt mit der höchsten HA-Konzentration<br />

ist zurzeit Vario Fill® Bodycontour mit 33 mg/ml<br />

der Firma Adoderm GmbH, das im Juli 2010 auf den<br />

Markt kam. Höhere HA-Konzentrationen sind zurzeit<br />

problematisch, ebenso wie die Erhöhung der<br />

Konzentration der gängigen Quervernetzer, da sie<br />

toxisch werden. Es müssen deshalb neue Techniken<br />

der Quervernetzung oder neue Vernetzungsmittel<br />

gefunden werden, um die Haltbarkeit der Produkte<br />

zu verlängern, ohne die Nebenwirkungen zu erhöhen.<br />

Zur Reduktion der Schmerzhaftigkeit beim Injizieren<br />

setzte die Firma Allergan 2008 seinen Juvederm®<br />

ultra-Produkten 0,3 % Lidocain zu. Dadurch<br />

wurde eine wesentlich komfortablere Behandlung<br />

vor allem sensibler Gesichtsareale möglich ohne<br />

vorherige Anästhesie und viele Patienten bevorzugen<br />

natürlich diese schmerzlosere Variante.Eine Beeinträchtigung<br />

der Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit<br />

der Präparate durch den Lidocainzusatz konnte<br />

nicht festgestellt werden, 10 sodass etliche andere<br />

Produkte zwischenzeitlich ebenso mit Lidocain versetzt<br />

wurden.<br />

Lange Jahre wurden unterschiedliche HA-Filler zur<br />

einfachen Faltenunterspritzung eingesetzt. Seit<br />

drei Jahren aber ist das ganzheitliche Behandlungskonzept<br />

mit Volumenrestaurierung und flächenhafter<br />

Hautverbesserung als minimalinvasive Behandlungsmethode<br />

des alternden Gesichtes auf<br />

dem Vormarsch. Die verbesserten Injektionstechniken<br />

mit abgerundeten Kanülen können großflächigen<br />

Ersatz des geschwundenen subkutanen Fettgewebes<br />

sowohl in der tiefen als auch in der oberflächlichen<br />

Weichteilschicht mit verschieden viskösen<br />

HA-Fillern schaffen und erstaunliche Erfolge<br />

erzielen. 11 Die Firma Q-med hat mit der Entwicklung<br />

der stumpfen, flexiblen Pix’L TM Kanüle gezeigt, dass<br />

sie sich nicht nur um die Produkte, sondern auch<br />

um neue Techniken und Konzepte kümmert. Das<br />

Nachziehen aller anderen Anbieter mit dieser<br />

Behandlungsmethode zeigt, dass dies der richtige<br />

Weg in die Zukunft ist.<br />

Jahrtausends kamen auch etliche nichtresorbierbare<br />

Fillersubstanzen auf den Markt, die durch Versprechungen<br />

über Unbedenklichkeit und Langlebigkeit<br />

vor allem um die Jahrtausendwende viele<br />

Behandler zu ihrer Anwendung verleiteten. Es handelte<br />

sich um nichtresorbierbare Grundsubstanzen<br />

oder aber um permanente Partikel, gelöst in Hyaluronsäure<br />

oder Kollagen, die vorwiegend im Gesicht<br />

angewendet wurden und z.T. verheerende Komplikationen<br />

auch noch nach Jahren hervorriefen.<br />

Zahlreiche Veröffentlichungen über Komplikationen<br />

mit permanenten Dermalfillern und der extrem<br />

schwierigen Behandlung der mit schwersten Entzündungen,<br />

Verhärtungen, Fistelbildungen und<br />

Materialverschiebung einhergehenden Entstellungen<br />

haben mittlerweile sämtliche ästhetischen<br />

Fachgesellschaften dazu veranlasst, sich gegen die<br />

Verwendung nichtresorbierbarer Dermalfiller auszusprechen.<br />

4, 5 Aufgrund der anhaltenden Komplikationen<br />

nach permanenten Dermalfillern wurden<br />

Anfang des Jahrtausends Zentralregister für Fillerkomplikationeneingerichtet,<br />

bei denen die Substanz,<br />

die die Komplikation auslöste, genau bestimmt<br />

werden konnte und die dadurch vor allem<br />

auch bei forensischen Fragestellungen wichtig<br />

wurden. Aber auch die resorbierbaren Filler verursachten<br />

in unterschiedlicher Häufigkeit Komplikationen,<br />

die durch diese Zentralregister allen zugänglich<br />

gemacht werden konnten und die Behandlung<br />

der Komplikationen wurde standardisiert.<br />

Vor allem C. Lenzen, der als erster ein Zentralregister<br />

aufbaute, gab frühzeitig einen breiten Überblick<br />

über die Möglichkeiten der Diagnostik, Behandlung<br />

und vor allem der Vermeidung solcher unerwünschter<br />

Nebenwirkungen 6 und machte auf die<br />

Existenz des BfArM und die Meldepflicht solcher<br />

Komplikationen aufmerksam. Mittlerweile können<br />

alle Anwender und Patienten sich an drei Stellen<br />

über Komplikationen und Therapiemöglichkeiten<br />

informieren und registrieren lassen:<br />

_Nichtresorbierbare Substanzen<br />

Mit dem steigenden Interesse nach nichtoperativen<br />

Prozeduren Ende des letzten und Anfang dieses<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Dentalfiller<br />

_ www.zentralregister-filler.de (Leiter Dr. Dr. med.<br />

C. Lenzen)<br />

_ www.derma-filler.de (Register für Füllmaterialnebenwirkungen,<br />

Charité-Universitätsmedizin<br />

Berlin, Leiter Prof. Dr. med. B. Rzany)<br />

_ www.fillerwelt.de (Portal der GÄCD)<br />

_Andere, nicht permanente<br />

Fillersubstanzen<br />

Obwohl HA-Filler mit Abstand am häufigsten weltweit<br />

zum Einsatz kommen, sollen einige wichtige<br />

Substanzen hier genannt werden, ohne dass eine<br />

weitere Aufzählung aller Produkte, wie in vielen Veröffentlichungen,<br />

erfolgen soll.<br />

Es handelt sich um synthetische Kollagenstimulanzien<br />

wie die Produkte Sculptra® und Radiesse®,<br />

die in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen<br />

haben und vermehrt eingesetzt werden.<br />

Sculptra® ist ein synthetisches Poly-L-Milchsäure-<br />

Produkt, das bereits seit 1999 in Europa auf dem<br />

Markt ist, damals unter dem Namen Newfill®. Es<br />

wurde zunächt zur Behandlung der fazialen Lipoatrophie<br />

bei HIV-Patienten eingesetzt und in mehreren<br />

Studien wurde die Neokollagenese des Produktes<br />

nachgewiesen. 7 Es handelt sich um ein Pulver,<br />

das rekonstituiert werden muss, und dessen<br />

Anwendung sowohl in der Vorbereitung als auch in<br />

der Verabreichung komplett anders erfolgen muss als<br />

bei den sogenannten Dermalfillern. 2004 erhielt das<br />

Produkt, nun unter dem Handelsnamen Sculptra®,<br />

die FDA Anerkennung in den USA und durch die Erkenntnis,<br />

dass Volumenverlust einen Hauptfaktor<br />

der Gesichtsalterung darstellt, gewann das Produkt<br />

nach sorgfältiger Überarbeitung der Anwendungsempfehlungen<br />

zunehmend an Bedeutung und Beliebtheit.<br />

8 Heute hat es seinen festen Platz in der<br />

Behandlung des alternden Gesichtes und wurde als<br />

erstes Produkt für das sog. „Liquid Lifting“ eingesetzt.<br />

Radiesse® ist ebenso ein synthetisches Kollagenstimulanz,<br />

das seit 2004 auf dem europäischen Markt<br />

ist und 2010 von der Firma Merz Aesthetics übernommen<br />

wurde. Das Produkt wurde 2006 von der<br />

FDA zur Behandlung von Gesichtsfalten zugelassen<br />

und der Vorbesitzer, die amerikanische Firma Bioform<br />

Medical, hatte in mehreren Studien die Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit von Radiesse nachgewiesen.<br />

9 Es handelt sich um synthetische Calciumhydroxylapatit-Mikrosphären<br />

in einem wässrigen<br />

Gelträger. Das Produkt gibt nach Injektion sofortiges<br />

Volumen, aber stimuliert zusätzlich die Kollagenneogenese<br />

und sorgt dadurch für einen länger<br />

anhaltenden Effekt. Ungeeignet ist Radiesse® für<br />

die Injektion ins Lippenrot und in die oberflächlichen<br />

Hautschichten.<br />

Zum Schluss einige Überlegungen: Die Situation<br />

auf dem Markt der dermalen Filler ist nach wie vor<br />

heiß umkämpft.<br />

Obwohl<br />

in den letzten zehn<br />

Jahren enorme Entwicklungen<br />

stattfanden, ist<br />

der ideale Filler noch nicht<br />

gefunden und vielleicht soll<br />

er auch gar nicht gefunden werden.<br />

Der immerwährende Wunsch<br />

nach weiterer Verbesserung, längerer Haltbarkeit<br />

und weniger Kosten wird immer neue Filler auf den<br />

Markt bringen. Dabei sind vor allem Versprechungen<br />

die Drahtzieher, die die Patienten und Anwender<br />

dazu bringen, neue Produkte zu testen. Es dauert<br />

mindestens ein Jahr, um einen Filler als Anwender<br />

ausreichend beurteilen zu können und ob ein<br />

Wechsel von einem guten vertrauten Produkt auf<br />

ein innovativeres gerechtfertigt ist. In der Vergangenheit<br />

wurden bekannte Substanzen oft in neuer<br />

Form und Funktion und unter neuem Namenpräsentiert,<br />

ohne dass nur die geringste Änderung am<br />

Produkt selbst stattgefunden hatte. Ebenso tauchten<br />

neue Namen für alte Substanzen auf, die sehr<br />

komplikationsbelastetwaren und erst nach längeren<br />

Recherchen konnte demonstriert werden, dass<br />

es sich um ein und dasselbe Produkt handelte. Durch<br />

Firmenaufkäufe und Fusionen wurden letzt-endlich<br />

etliche Namen miteinander vermischt und der<br />

Dschungel der Präparate wurde undurchschaubar.<br />

Es ist deshalb immer wieder verwunderlich, dass<br />

man als Behandler auf einem Kongress plötzlich mit<br />

neuen Produkten konfrontiert wird, die anhand von<br />

teuren Broschüren mit makellosen Gesichtern kostengünstige<br />

Faltenfreiheit und lange Haltbarkeit<br />

versprechen, aber keinerlei Angaben zu HA-Konzentration,<br />

Vernetzungsmittel oder -technik machen<br />

und die vor allem keinerlei klinische Studien<br />

nachweisen können. Kosten werden aber immer<br />

verursacht durch die Qualität und Konzentration<br />

der Inhaltsstoffe, sei es die Hyaluronsäure oder das<br />

Vernetzungsmittel und durch ein mögliches neues<br />

Vernetzungsverfahren, das entwickelt wurde. Und<br />

vor allem werden Kosten auch durch klinische Studien<br />

verursacht, die nur wenige Anbieter vorweisen<br />

können. Zu viele sogenannte „Trittbrettfahrer“ versuchen<br />

mit vielversprechenden Formulierungen<br />

und abgekupferten Phrasen solche Studien zu umgehen,<br />

um ihre Kunden durch kostengünstige Pro-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Dentalfiller<br />

dukte zu gewinnen. Seriöse Hersteller bieten ihren<br />

Anwendern „Hands-on“-Workshops mit ihren<br />

Produkten an, wo neben theoretischem Wissen von<br />

einem erfahrenen Anwender die produkteigene Injektionstechnik<br />

erlernt und erprobt werden kann. In<br />

den letzten Jahren nehmen auf allen ästhetischen<br />

Kongressen solche Workshops mit hoher Qualität<br />

einen beträchtlichen Teil des Programmes ein und<br />

neben der Fortbildungsmöglichkeit ist die Bezahlbarkeit<br />

der Kongresse durch den Einsatz der Industrie<br />

dadurch gewährleistet.<br />

Die Suche nach dem idealen Filler wird weitergehen.<br />

Es wird neue Substanzen geben, die erprobt<br />

werden und alte Substanzen werden modifiziert.<br />

Wie schwierig es ist, ein neues Produkt zu entwickeln<br />

und zu etablieren, zeigte die kurze „Karriere“<br />

des Novabel®, das von der Firma Merz Aesthetics im<br />

Januar 2010 auf den Markt gebracht wurde. Der<br />

vielversprechende Alginatfiller war seit 11/2007 in<br />

einer klinischen Studie getestet worden. In sieben<br />

Ländern Europas wurde der neue Filler nur in Hände<br />

von vorher geschulten Anwendern abgegeben. Aber<br />

bereits am 1. Juli 2010 wurden Verkauf und Marketing<br />

gestoppt, da Komplikationen vor allem im infraorbitalen<br />

Bereich aufgetreten waren. Es handelte<br />

sich zwar „nur“ um 70 Fälle bei 24.000 verkauften<br />

Ampullen, entsprechend 0,3 %, aber wirksame Behandlungsoptionen<br />

konnten nicht angeboten werden.<br />

Dieses schnelle Handeln ist der Firma Merz<br />

hoch anzurechnen. Es zeigt, dass der Umgang mit<br />

Komplikationen nicht mehr allein auf dem Rücken<br />

der Patienten ausgetragen wird wie bei den frühen<br />

Fällen vor allem mit Dermalife®, die heute noch in<br />

langwierigen Prozessen zu ihrem Recht kommen<br />

wollen, sondern dass auch die Hersteller Verantwortlichkeit<br />

zeigen.<br />

Die Behandlung mit Dermalfillern ist nicht mehr<br />

wegzudenken aus der ästhetischen Gesichtsbehandlung.<br />

Genau wie zum Erlernen einer operativen<br />

Maßnahme sind spezielle Voraussetzungen wie<br />

anatomische Kenntnisse, Kentnisse über die unterschiedlichen<br />

Füllmaterialien und die richtige Handhabung<br />

sowie Indikation erforderlich und ausreichend<br />

Kenntnisse beim Management unerwünschter<br />

Reaktionen. Die Gruppe um B. Rzany hat durch<br />

ihre Forschung in der Division of Evidence Based<br />

Medicine in der <strong>Klinik</strong> für Dermatologie, Charité-<br />

Universitätsmedizin Berlin, Richtlinien zur Fehlervermeidung<br />

bei der Anwendung von injizierbaren<br />

Füllmaterialien aufgestellt. 11 Darin wird allen Anwendern<br />

empfohlen, Füllmaterialien zu verwenden,<br />

deren Wirksamkeit und Sicherheit in guten klinischen<br />

Studien nachgewiesen wurde. Das sind bei<br />

den resorbierbaren Materialien Sculptra® und Radiesse®<br />

und bei den HA-Fillern Belotero®Basic,<br />

Emervel® Classic und Emervel® Deep, Restylane®,<br />

Restylane® Perlane und Teosyal® Deep Lines. Außerdem<br />

wird wenig erfahrenen Behandlern der Einstieg<br />

mit HA-Fillern empfohlen, weil im Falle einer Überkorrektur<br />

oder eines unerwünschten Ergebnisses<br />

mit Hyaluronidase ein „Gegenmittel“ zur Verfügung<br />

steht, 11 was bei den anderen Materialien nicht<br />

der Fall ist.<br />

_Fazit<br />

Hyaluronsäurebasierte Dermalfiller sind marktbeherrschend.<br />

In den letzten 20 Jahren hat sich die<br />

Qualität der Produkte enorm gebessert, die Einsatzmöglichkeiten<br />

vervielfältigt und die Komplikationsrate<br />

bei fachgerechter Anwendung minimiert. Vor<br />

allem in der Kombination mit BTX-A Behandlungen<br />

hat sich die breite Palette sicherer und effektiver<br />

Produkte zu einer optimalen minimalinvasiven Behandlungsmethode<br />

des alternden Gesichts entwickelt,<br />

die immer häufiger von unseren Patienten gewünscht<br />

wird. Die subdermale Platzierung der Produkte<br />

zum großflächigen Volumenaufbau muss<br />

sich noch in ihrer Langzeitwirkung bewähren, da<br />

hohe Sicherheitsstandards bisher vorwiegend<br />

durch intradermale Applikation festgestellt wurden.<br />

Bei dem unüberschaubaren Angebot der verschiedenen<br />

HA-Filler gibt es erhebliche Unterschiede<br />

in Konzentration, Vernetzungsart, Vernetzungsgrad,<br />

Kohäsivität, Viskoelastizität, Partikelgröße,<br />

Injektionstiefe, Injektionsdruck, Haltbarkeit<br />

und Verträglichkeit. Es wird empfohlen, Präparate<br />

mit klinischen Studien einzusetzen und sich ein umfassendes<br />

Wissen über die Techniken und Produkte<br />

anzueignen, um die Qualität und Sicherheit der Behandlungen<br />

zu gewährleisten._<br />

Literaturliste<br />

[1] Fagien, S., Klein, A.W. A brief overview and history of temporary fillers:<br />

evolution, advantages, and limitations, PRS, Vol. 120, 6S,<br />

8–16S, 2007<br />

[2] Reinmüller, J. Auf der Suche nach dem ultimativen Filler, J Ästhet.<br />

Chir 2009. 2: 9–14<br />

[3] Falcone SJ, Berg RA. Crosslinked hyaluronic acid dermal fillers: a<br />

comparison of rheological properties, J Biomed Mater Res 87A:<br />

264–271, 2008<br />

[4] Wiest, L.G. Spektrum der Komplikationen nach Behandlung mit injizierbaren<br />

Füllmaterialien, MKG-Chirurg 2009. 2:192–201<br />

[5] Montanari, M., Arens, A., Liebau, J. Komplikationen durch permanente<br />

Filler im Gesicht-Alternativen, Plast. Chir. 2010, 2: 109–114<br />

[6] Lenzen, C, Faltenunterspritzung im Gesicht, Arzt und Ästhetik<br />

2007, 2 : 6–13<br />

[7] Valantin MA, et al. Polylactic acid implants (Newfill) to correct facial<br />

lipoatrophy in HIV- infected patients: results oft the open-label study<br />

VEGA. AIDS 17 2003:2471–2477<br />

[8] Wolters, M. Volumenaufbau im Gesicht mit Poly-L-Milchsäure,<br />

Plast. Chir. 2008. 1: 38–42<br />

[9] Graivier, M.H. et al. Calcuimhydroxylapatite (Radiesse) for correction<br />

of the mid- and lower face: consensus recommendations, PRS,<br />

Vol.120, 6S, 55–66S, 2007<br />

[10] Raspaldo et al. Longevity of effects of hyaluronic acid plus lidocaine<br />

facial filler, J Cosmet Dermatol 2010; 9 (1):1–15<br />

[11] Hartmann, V., Bachmann, F., Erdmann, R., Rzany, B. Fehlervermeidung<br />

bei der Anwendung von injizierbaren Füllmaterialien, Kosmetische<br />

<strong>Medizin</strong> 2.11, 52–58, 2011<br />

_Kontakt<br />

face<br />

Dr. med.<br />

Marianne Wolters<br />

Plastische Chirurgin<br />

Privatarztpraxis<br />

Liebigstraße 8<br />

60323 Frankfurt am Main<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Minimalinvasive Therapien<br />

Botox, Filler, Chirurgie –<br />

wo sind die „Schnittstellen“<br />

Autor_Prof. Dr. Hans Behrbohm, Berlin<br />

Abb. 1_ Sagging of the face: Schematische<br />

Darstellung der Vektoren,<br />

die bei der Alterung des Gesichtes<br />

wirken und zu den typischen<br />

Veränderungen führen: Brauenptose,<br />

Blepharochalasis,Tränensäcke,<br />

Hängewangen, tiefe Nasolabialfalten,<br />

Marionetten- und Plissaefalten,<br />

Elastose, Platysmabanding.<br />

Abb. 2_ Hände einer 70-jährigen Patientin<br />

mit typischen Veränderungen<br />

einzelner Gewebetypen.<br />

Abb. 2<br />

Abb. 1<br />

Kräfte des<br />

Alterungsvorganges<br />

_Was hat die Zeit mit uns gemacht, was ist denn<br />

bloß aus uns geworden. Ein eisiger Wind treibt uns<br />

nach Norden … ich will da nicht hin …, so beschreibt<br />

es Udo L. in einer seiner Balladen von der letzten LP<br />

„Stark Wie Zwei“.<br />

Die sichtbaren Spuren des Alterns sind individuell<br />

sehr unterschiedlich und werden zugleich auch sehr<br />

verschieden wahrgenommen, bewertet und erlebt.<br />

Durch Selbstwahrnehmung und Selbstwertgefühl<br />

vieler junger Menschen, aber nicht nur dieser, werden<br />

retuschierte Bilder von phänotypisch idealisierten<br />

Personen beeinflusst. Nicht selten werden diese Bilder<br />

als Leitbild oder Maßstab angenommen. Daraus<br />

entstehen Zerrbilder von ewiger Jugend und Schönheit,<br />

denen immer mehr Menschen entsprechen<br />

möchten. Der Widerspruch zwischen jugendlichem<br />

Lebensgefühl und sichtbaren Zeichen des Alters bzw.<br />

des Alterns erzeugt eine Nachfrage an Maßnahmen,<br />

die die Zeichen des Alterungsprozesses aufhalten<br />

bzw. die „Zeit anhalten“. Neben den sichtbaren „morphologischen“<br />

Veränderungen führen z.B. Behandlungen<br />

mit Botulinumtoxin darüber hinaus bei neun<br />

von zehn Frauen nach aktuellen Studien zu einer signifikanten<br />

Verbesserung der Stimmungslage. 1 Dennoch<br />

sollte jedes Gesicht, ganz besonders im Alter,<br />

seine Fähigkeit bewahren, Stimmungen, Reaktionen<br />

und Gefühle auszudrücken. Als Spiegel der Seele ist<br />

Mimik zentraler Bestandteil von Gebärdenspiel und<br />

Körpersprache.<br />

Alter, Erlebnisse und Krankheiten verändern das Gesicht<br />

und den Gesichtsausdruck. Früher konnten<br />

Ärzte anhand autochthoner Zeichen im Gesichtsausdruck<br />

von Kranken, allein durch eine Analyse des Gesichtsausdrucks,<br />

zu konkreten Diagnosen kommen. 2<br />

Nicht zuletzt spiegelt sich ein Leben in einem Gesicht<br />

wider und hinterlässt in diesem Sinne „Spuren“ oder,<br />

wenn gar nicht, wird es Stoff von Romanen, wie im<br />

„Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde.<br />

Der Alterungsprozess betrifft das gesamte Gesicht<br />

mit allen verschiedenen Gewebetypen und erfordert<br />

immer ein sehr individuelles Konzept auf der Grundlage<br />

einer Analyse, die neben dem Haut- und Bindegewebstyp<br />

auch die Mimik und Motorik, den Typ und<br />

das Naturell des Patienten berücksichtigt. Typische<br />

Veränderungen während des Alterungsprozesses im<br />

Gesicht sind gekennzeichnet von einem Elastizitätsverlust<br />

der Haut, einer Umverteilung von subkutanem<br />

Fett und einem Dynamitätsverlust der Haut. Es<br />

resultiert das sog. „Sagging of the face“ (Abb. 1).<br />

Die Haut reagiert in Abhängigkeit vom Typ mit Texturveränderungen,<br />

Verlust von Turgor, Dehydratation<br />

und z.B. Elastose. Das Bindegewebe verliert an<br />

Elastizität, Knorpel ossifizieren und werden rigide,<br />

die Knochen demineralisieren und werden spröde,<br />

Gefäße sklerosieren (Abb. 2).<br />

Neben den Veränderungen der einzelnen Gewebe<br />

kommt es im Laufe des Alterungsprozesses zu deutlichen<br />

Gewebeverlagerungen und Proportionsveränderungen.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Minimalinvasive Therapien<br />

Abb. 3<br />

Trichion<br />

Nasion<br />

Rhinion<br />

Porion<br />

Pronasale<br />

Subnasale<br />

Pogonium<br />

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach minimalinvasiven<br />

Verfahren der Anti-Aging-<strong>Medizin</strong> stark<br />

angestiegen.<br />

Anforderungen an minimalinvasive Verfahren<br />

der Anti-Aging-<strong>Medizin</strong><br />

Eine kurze Downtime<br />

Ein geringes Komplikationsrisiko<br />

Eine ambulante Durchführbarkeit<br />

Ein optimales und lang andauerndes Ergebnis<br />

Voraussetzung für jede gesichtskonturierende und<br />

rejuvenative Behandlung ist eine genaue Analyse des<br />

Gesichts als Gesamtheit. Es schließt sich ein Behandlungsplan<br />

an, der mit der/dem Patientin/en erörtert<br />

wird und alle individuellen morphologischen und<br />

psychologischen Gegebenheiten berücksichtigt. In<br />

der Regel stehen Behandlungen mit Botulinumtoxin<br />

und resorbierbaren Fillern verschiedener Vernetzungsgrade<br />

am Anfang der Behandlung. Sie haben<br />

bei sachgerechter Anwendung und Kenntnis der Eigenschaften<br />

der Filler und der Injektionstechniken<br />

ein sehr geringes Risiko. Während noch vor Jahren<br />

das Prinzip Relax, Refill und Redrape als chronologischer<br />

Fahrplan der Rejuvenation proklamiert wurde,<br />

stehen heute auch nach Empfehlung der Facial Aesthetic<br />

Consensus Group Faculty mehrdimensionale<br />

Konzepte mit dosierter muskulärer Entspannung,<br />

Volumenauffüllung und Rekonturierung des Gesichtes<br />

im Vordergrund. 3 Positive synergistische Effekte<br />

zwischen Botulinumtoxin und Fillern bestehen sowohl<br />

in der Beseitigung oder Verminderung von Falten<br />

durch Schwächung muskulärer Aktivität als auch<br />

in der Verlängerung der Wirkung der Filler an Orten<br />

verminderter Mobilität und Resorption.<br />

Der Wunsch nach Veränderung begegnet uns bereits<br />

bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.<br />

Abb. 3_ Für die Lippengröße gilt die<br />

im Profil messbare Formel: Abstand<br />

Lippenrot – Subnasale = Abstand<br />

Subnasale – Lobulus-<br />

Columella-Übergang. Grafik aus<br />

Behrbohm: Ästhetische Gesichtschirurgie<br />

– ein Ratgeber für Patienten,<br />

Endopress, Tuttlingen 2008.<br />

Abb. 4_ Augmentation des Volumens<br />

der Oberlippe und Aufrichten der<br />

Mundwinkel a) vor und b) unmittelbar<br />

nach Injektion der Hyaluronsäure,<br />

Belotero intense.<br />

Abb. 4a<br />

Abb. 4b<br />

Abb. 4c<br />

Abb. 4d<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _Minimalinvasive Therapien<br />

Hier stehen Nasen-, Kinn- oder komplexe Profilkorrekturen<br />

des Gesichtes an der Spitze. Über die Zeitpunkte<br />

der frühestmöglichen Operationen und die<br />

Voraussetzungen informieren die aktuellen<br />

AWMF-Leitlinien. 4<br />

_Minimalinvasive Verfahren<br />

Exemplarisch sollen einige minimalinvasive Verfahren<br />

dargestellt werden:<br />

Abb. 5a<br />

Abb. 6a<br />

Abb. 7a<br />

Abb. 5b<br />

Abb. 6b<br />

Abb. 7b<br />

• Lippenkorrekturen<br />

Auch jüngere Frauen wünschen immer häufiger<br />

Veränderungen von Lippenform und -volumen.<br />

Volle, schön geschwungene Lippen gehören zu den<br />

wichtigen Attributen des Gesichtes einer Frau.<br />

Absolute geometrische Regeln gibt es nur für die<br />

Größe der Lippen im Profil. Es muss im Kontext mit<br />

den benachbarten ästhetischen Einheiten bzw. des<br />

ganzen Gesichtes entschieden werden, ob und welche<br />

Veränderung der Lippe einen Gewinn darstellt<br />

(Abb. 3).<br />

Bevor andere Maßnahmen empfohlen werden,<br />

sollte die Augmentation der Lippen je nach Ausgangsbefund<br />

zunächst mit einem resorbierbaren<br />

Filler erfolgen. Es hat sich hier Hyaluronsäure Belotero<br />

intense als multiquervernetzte, monophasische<br />

Hyaluronsäure bzw. Belotero basic als multivernetzte<br />

Hyaluronsäure in Abhängigkeit vom Ausgangsbefund<br />

bewährt. In linearer Technik kann das<br />

Volumen selbst augmentiert und die obere Lippenrotkante<br />

gezielt aufgestellt werden (Abb. 4–6).<br />

Die Lippenaugmentation mit autologem Fettgewebe<br />

birgt die Chance eines dauerhaften Resultates, wenn<br />

ein Großteil der transplantierten Fellzellen wirklich<br />

integriert werden und „anwachsen“. Es ist durchaus<br />

mit einer teilweisen Resorption zu rechnen. Dann<br />

können Irregularitäten z.B. an der Lippenrotkante<br />

verbleiben.<br />

Tiefe Plissaefalten und Marionettenfalten in Kombination<br />

sind nicht selten. Auch hier kann die Ober-<br />

Abb. 5_ Volumenvergrößerung der<br />

Oberlippe a) vor und b) nach Injektion<br />

mit Belotero basic.<br />

Abb. 6_ Diskrete periorale Volumensubstitution<br />

a) vor und b) nach Injektion<br />

von Hyaluronsäure.<br />

Abb. 7_ Aufrichten der Lippenrotkante<br />

der Oberlippe, Augmentation des Philtrums<br />

und Unterspritzen der Nasolabialfalte<br />

bds. a) vor und b) drei Wochen<br />

nach der Augmentation.<br />

Abb. 8a–d_ Behandlung von typischen<br />

Platysmabandings a) und c) vor und b)<br />

und d) zwei Wochen nach Behandlung<br />

mit Xeomin. Einzeldosis 2 IE in die<br />

Stränge, Gesamtdosis 14 IE je Seite.<br />

Abb. 8a<br />

Abb. 8b<br />

Abb. 8c<br />

Abb. 8d<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Minimalinvasive Therapien<br />

Abb. 9a<br />

Abb. 9b<br />

Abb. 9_ Kombinationsbehandlung<br />

der Stirn und Glabellaregion<br />

mit Xeomin und Augmentation<br />

mit Belotero basic und soft zum<br />

Ausgleich von Falten, Plateaus und<br />

einer OP-Narbe.<br />

lippe augmentiert und die Lippenrotkante aufgestellt<br />

werden. Es empfiehlt sich immer, das Philtrum<br />

durch intradermale Injektionen zu modellieren und<br />

die Nasolabialfalte zu heben. Besonders wichtig ist<br />

das nasolabiale Dreieck. Es geht in dieser Region oft<br />

• Oberlidkorrektur /Kombinationsoperationen<br />

Die Haut der Lider ist besonders dünn, die Muskulatur<br />

zart. Schlupflider sind daher die ersten nur chirurgisch<br />

behandelbaren Zeichen des Alterungsprozesses<br />

und entstehen durch Elastizitätsverlust der<br />

Haut und Tonusverlust der Muskulatur. Je nach Befund<br />

verfolgt die Operation drei Ziele: Entfernen<br />

Abb. 10_ Kombinationsbehandlung<br />

Glabella mit Xeomin und der<br />

Nasolabialregion mit Belotero basic.<br />

Abb. 10c<br />

Abb. 10a<br />

Abb. 10b<br />

Abb. 10d<br />

nicht um das Glätten von Falten, sondern um den<br />

Ausgleich von „Plateau“-Bildungen mit Niveau-<br />

Unterschieden.<br />

• Platysmabanding<br />

Ein typisches Problem der Halsveränderung stellt das<br />

Platysmabanding dar. Gezielte Injektionen von jeweils<br />

2 IU Xeomin in die Stränge in ca. 2 cm Abständen<br />

führen zu deutlichen Effekten (Abb. 8).<br />

• Kombinationsbehandlung mit Botulinumtoxin<br />

und Hyaluronsäure<br />

Zunächst erfolgt die Behandlung der Zornes- und<br />

Sorgenfalten mit Botulinumtoxin. Im Intervall von<br />

7–10 Tagen erfolgt dann die Augmentation kleiner<br />

Falten der Stirn z.B. mit Belotero soft und die Augmentation<br />

der Nasolabialfalten mit Belotero basic<br />

(Abb. 9 und 10).<br />

Sind die minimalinvasiven Techniken der Rejuvenation<br />

„ausgereizt“, sind folgende wenig invasiven<br />

Operationen die ersten, die nach eigenen Erfahrungen<br />

in Betracht kommen:<br />

Oberlid-, je nach Befund mit Unterlidkorrektur,<br />

Mittelgesichtslifting, Stirn-Brauenlifting. Sehr häufig<br />

sind Kombinationsoperationen, in unserer<br />

Sprechstunde mit Nasenkorrekturen.<br />

überschüssiger Haut, „Straffen“ des Lidmuskels und<br />

das Abtragen von prolabiertem Fett (Abb. 11).<br />

• Midfacelift<br />

Das Absinken der Gesichtsweichteile der Wange<br />

kann zu typischen Hängewangen, Nasolabialfalten,<br />

hängenden Mundwinkeln und einer deutlichen Kon-<br />

Abb. 11<br />

Abb. 12<br />

Abb. 11_ Planung einer Blepharoplastik<br />

der Oberlider mit dem<br />

Planungszirkel n. Behrbohm, Storz.<br />

Abb. 12_ Prinzip und Zugänge zum<br />

minimalinvasiven Mittelgesichtslifting<br />

MGL. Grafik aus Behrbohm:<br />

Ästhetische Gesichts chirurgie,<br />

Endopress, 2007.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _Minimalinvasive Therapien<br />

Abb. 13a<br />

Abb. 13b<br />

Abb. 13c<br />

Abb. 13d<br />

Abb. 15<br />

Abb. 14a<br />

Abb. 13a–d_ 50-jährige Patientin<br />

mit Blepharochalasis beidseits und<br />

Höckernase a) und b) und ein Jahr<br />

c) und d) nach Blepharoplastik,<br />

Rhinoplastik und MGL ein Jahr nach<br />

dem Kombinationseingriff.<br />

Abb. 14_ Patientin vor a) und<br />

b) ein Jahr nach endoskopischem<br />

Brauen-Lifting.<br />

Abb. 15_ Prinzip der Gesichts-<br />

Rekonturierung durch Trimmen<br />

des SMAS, „dynamic SMAS“ und<br />

Konturierung des Fettgewebes.<br />

Abb. 16a–c_ a) Patientin präoperativ,<br />

b) ein Jahr postoperativ und<br />

c) zehn Jahre postoperativ.<br />

Abb. 14b<br />

turveränderung und Erschlaffung des Mittelgesichts<br />

führen (Abb. 12).<br />

Über die gezeigten Zugänge erfolgt eine Präparation<br />

entlang der Fascie des M. temporalis bis zum Arcus<br />

zygomaticus. Danach erfolgt entweder eine oberflächliche<br />

oder tiefe, endoskopische Präparation in<br />

Bezug zur Fascia temporoparietalis mit letztlich einem<br />

subperiostalen Zugang zum Wangenfettkörper.<br />

Unterstützt wird die Präparation, das Heben und<br />

Anschlingen duch je eine bukkale Inzision (Abb. 13).<br />

• Stirnbrauenlift<br />

Entscheidend ist oft bereits das Stellen der richtigen<br />

Indikation, z.B. zu einer Hebung der Brauen bzw. zu einem<br />

Stirnlifting. Viele Patienten stellen sich mit der<br />

festen Erwartung einer Lidkorrektur vor. Diese bringt<br />

allein nichts, wenn es durch ein Nachlassen der Dynamik<br />

der Stirnmuskulatur zu einem Absinken der<br />

Stirn-Brauen-Partie mit Pseudoblepharochalasis der<br />

Oberlider gekommen ist. Ob ein subkutaner Stirn-<br />

Brauen-Schläfen-Lift oder eine endoskopische Operation<br />

im Einzelfall von Vorteil ist, hängt von dem aktuellen<br />

Befund und den Erfahrungen des Operateurs<br />

mit der jeweiligen Technik ab. Eine weitere Indikation<br />

zum Stirnlift sind Zustände nach Fazialisparesen oder<br />

besondere anatomische Konstellationen (Abb. 14).<br />

• Wangen-Hals-Lifting<br />

Eine verstrichene Hals- und Unterkieferkontur mit<br />

deutlichen Erschlaffungszeichen von Gesichts- und<br />

Halsmuskulatur und Zeichen des „Sagging of the<br />

face“ ist eine Indikation zu einem Wangen-Hals-Liftings<br />

evtl. auch im Rahmen eines Face-Liftings. Die<br />

Methode der Wahl ist die Präparation des SMAS mit<br />

dynamischer Straffung und kontrollierter Reduktion<br />

und Formung des subkutanen Fettgewebes. 5 Dadurch<br />

lässt sich ein deutlicher Verjüngungseffekt<br />

erreichen mit allen psychologischen und psychosozialen<br />

Auswirkungen, die bei gelungener Operation<br />

besonders von Patientinnen oft ganz treffend als<br />

„geschenkte Jahre“ bezeichnet werden. Ab dem<br />

Zeitpunkt der Operation setzt natürlich erneut ein<br />

Alterungsprozess ein, jedoch um Jahre verschoben<br />

(Abb. 15 und16)._<br />

_Kontakt<br />

face<br />

Abb. 16a<br />

Abb. 16b<br />

Abb. 16c<br />

Prof. Dr. Hans Behrbohm<br />

Privatpraxis am Kurfürstendamm 61<br />

10707 Berlin<br />

www.ku61.de<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Dermafiller<br />

Hyaluronsäure mit<br />

Langzeiteffekt<br />

Autor _ Dr. Michael J. Weidmann, Augsburg<br />

_Einleitung<br />

Da die Patienten längere berufliche Ausfallszeiten<br />

zunehmend ablehnen, erfolgte in den letzten Jahren<br />

ein stetiger Wandel im Bereich der ästhetischen<br />

<strong>Medizin</strong> hin zu minimalinvasiven Eingriffen.<br />

Hierzu zählen: Die Anwendung von Augmentationsverfahren,<br />

Botulinumtoxin A, Peeling, Lasersysteme,<br />

Aptosfäden, kleine operative Korrekturen<br />

und die Anwendung der entsprechend ergänzenden<br />

Externa. Durch die individuelle<br />

Kombination der Verfahren<br />

können hier für den Patienten<br />

optimale Konzepte über<br />

Jahre erarbeitet werden, die in<br />

der Summe ähnliche Ergebnisse<br />

wie vormals große operative Eingriffe<br />

erbringen können. Dabei<br />

werden im Laufe des Alterungsprozesses<br />

die jeweils in der<br />

spezifischen Situation erforderlichen<br />

Therapieschritte angewandt,<br />

ohne dass für den Patienten<br />

z.B. durch einen invasiven<br />

operativen Eingriff eine endgültige<br />

Situation geschaffen wird.<br />

Der Patient kann dem Alterungsprozess<br />

mit sich ständig verbessernden<br />

Therapien begegnen.<br />

Hierzu ist es erforderlich, dass<br />

der betreuende Arzt alle Techniken<br />

beherrscht, um den Patienten<br />

optimal für die jeweilige Situation<br />

zu beraten. Aber auch<br />

die minimalinvasiven Methoden<br />

haben Nebenwirkungen und<br />

Kontraindikationen, die im Einzelfall<br />

Berücksichtigung finden<br />

und über die umfangreich aufgeklärt<br />

werden muss.<br />

_Filler im Vergleich<br />

Trotz jahrzehntelanger Anwendung<br />

von Fillersubstanzen und vielen<br />

Neuentwicklungen auf diesem Sektor<br />

scheint die ideale Substanz noch<br />

nicht gefunden. Die Permanentfiller<br />

mit Polyacrylatbestandteilen<br />

sind in den letzten Jahren aufgrund<br />

der Entwicklung von Granulomen<br />

zunehmend umstritten.<br />

Bovines Kollagen und reine Hyaluronsäure<br />

sind in der Anwendung<br />

sowie der Komplikationsrate weitgehend<br />

problemlos. Selbstverständlich<br />

ist bei der Anwendung<br />

von bovinem Kollagen eine Allergietestung<br />

erforderlich.<br />

Der Nachteil der Hyaluronsäuren<br />

liegt in einer kurzen bis<br />

sehr kurzen Wirkdauer. In Anwendungsbeobachtungen<br />

mit profilometrischen<br />

Auswertungen konn-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Dermafiller<br />

ten wir bei Hyaluronsäuren der ersten und zweiten<br />

Generation nur eine mittlere Wirkdauer von drei<br />

bis vier Monaten feststellen. In den letzten Jahren kam<br />

es daher zu einer nahezu unüberschaubaren Anzahl<br />

von „neuen Hyaluronsäuren“. Einerseits ergab sich hier<br />

aber häufig kein ersichtlicher Vorteil, andererseits<br />

wurde das Risiko durch Zusätze erhöht. Bei den bisher<br />

bekannten Hyaluronsäuren wurde ein mäßig bis<br />

mittelgradig vernetzter Anteil in nicht vernetzter Hyaluronsäure<br />

suspendiert, um eine Injektionsfähigkeit<br />

der Substanz zu erzielen. Die neuesten Entwicklungen<br />

haben es ermöglicht, eine hochgradig kreuzvernetzte<br />

Hyaluronsäure auch ohne Suspension zu injizieren.<br />

_Hyaluronsäure mit Langzeiteffekt<br />

Der Markt der Hyaluronsäuren ist mit über 60 Präparaten<br />

unübersichtlich und für den einzelnen Anwender<br />

nahezu nicht überschaubar. Insbesondere die Entscheidung,<br />

ob eine „neue“ Hyaluronsäure wirklich<br />

durch eine innovative Herstellungstechnik entstanden<br />

ist oder ob nur der Name oder die Firma sich geändert<br />

hat, ist für den Arzt häufig schwierig zu erkennen.<br />

Da die Permanentfiller, und hier insbesondere die<br />

Acrylate von den führenden Anwendern, aufgrund des<br />

Granulomrisikos zunehmend kritisch beurteilt werden,<br />

ist die Entwicklung von neuen Hyaluronsäuren<br />

mit Langzeiteffekt und gutem Sicherheitsprofil ein<br />

wichtiger Baustein im Bereich der Filler. Knötchen und<br />

Verhärtungen sind hier in der Regel durch fehlerhafte<br />

Injektionstechniken bedingt und histologisch keine<br />

Granulome. Eine Therapie kann hier mit der intranodalen<br />

Injektion von Hyaluronidase erfolgen. Der Einsatz<br />

von Steroiden mit einem entsprechenden Atrophierisiko<br />

ist nicht erforderlich. Insgesamt konnte mit<br />

Varioderm® (Fa. Adoderm) eine neuartige Hyaluronsäure<br />

mit gutem Volumeneffekt, guter Adaption an<br />

das Gewebe und lang anhaltender Augmentation und<br />

gutem Sicherheitsprofil getestet werden. Zur objektiveren<br />

Beurteilung sollten hier multizentrische Anwendungsbeobachtungen<br />

unter standardisierten Bedingungen<br />

stattfinden, wie sie von der Herstellungsfirma<br />

bereits eingeleitet wurden.<br />

_Klinische Anwendung<br />

Ab April 2006 bis Juni 2007 erfolgte die Anwendung des<br />

neuen Fillers Varioderm®. Insgesamt wurden 34 Patienten<br />

mit unterschiedlichsten Indikationsstellungen<br />

behandelt. Die Injektionstiefen waren Subkutis<br />

und tiefe Dermis. Als Injektionskanüle verwendeten<br />

wir eine 26G Nadel. Die Injektion von Varioderm® subkutan<br />

wurde hauptsächlich zur Behandlung von tiefen<br />

Nasolabial- und Marionettenfalten verwendet.<br />

Der Spritzendruck war angenehm und Akutreaktionen<br />

wie Schwellungen, Rötungen oder Schmerzen waren<br />

nur minimal oder gar nicht vorhanden. Auffällig waren<br />

der ausgeprägte Volumeneffekt und die gute Anpassung<br />

an das Gewebe, sodass auch sehr scharf konturierte<br />

Falten augmentiert werden konnten. Komplikationen<br />

traten weder kurzfristig noch bei den Kontrollen<br />

nach drei, sechs oder neun Monaten auf. Der<br />

Behandlungseffekt lag in der Regel bei neun Monaten.<br />

Im Bereich der mittleren Dermis sowie für die Lippenbehandlung<br />

erfolgte die Injektion (Varioderm®) mit einer<br />

30G Nadel. Die Injektion war ebenfalls technisch<br />

einfach, auffällig war eine geringgradig verstärkte lokale<br />

Entzündungsreaktion, die in Einzelfällen insbesondere<br />

bei der Lippenaugmentation stärker ausgeprägt<br />

sein konnte. Mittelfristige Komplikationen traten<br />

nur bei einer einzigen Patientin auf, hier kam es bei der<br />

Behandlung der Nasolabialfalten nach vier Wochen zu<br />

entzündlichen nodösen Hautveränderungen, die sich<br />

nach der Injektion von Hyaluronidase in zwei Sitzungen<br />

zurückbildeten. Insgesamt war bei dieser Patientin<br />

auffällig, dass multiple Vorbehandlungen erfolgt sind.<br />

Die Anwendung von Permanentfillern wurde jedoch<br />

verneint. Ansonsten zeigte sich bei der Anwendung ein<br />

hohes Sicherheitsprofil. Der Augmentationseffekt war<br />

kürzer als bei Varioderm® subkutan, bei den behandelten<br />

Patienten war jedoch nach sechs Monaten noch<br />

eine deutliche Augmentation nachweisbar.<br />

Varioderm® Fineline wurde oberflächlich (obere Dermis)<br />

mit einer 30G Nadel injiziert, bei verstärkter Lokalreaktion<br />

wurde Varioderm® Fineline auch zur Lippenaugmentation<br />

verwendet. Auffällig war hier, ein<br />

im Vergleich zu anderen Finelinpräparaten, ein deutlich<br />

erhöhter Spritzendruck, der bei späteren Chargen<br />

verbessert wurde. Initial zeigte sich bei einigen Patienten<br />

eine verstärkte Entzündungsreaktion, die sich jedoch<br />

innerhalb von ein bis zwei Stunden komplett zurückbildete.<br />

Die Anpassung an das Gewebe war sehr<br />

gut und sowohl im perioralen wie auch im periokulären<br />

Bereich war eine suffiziente Faltenbehandlung<br />

möglich. Der Behandlungseffekt hielt ca. vier bis fünf<br />

Monate an.<br />

_Fazit<br />

Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Produkt sind<br />

vielversprechend, zur objektiveren Beurteilung sollten<br />

hier multizentrische Anwendungsbeobachtungen<br />

unter standardisierten Bedingungen stattfinden, wie<br />

sie von der Herstellungsfirma bereits eingeleitet wurden._<br />

_Kontakt<br />

Dr. med. Michael J. Weidmann<br />

Praxisgemeinschaft/Ärztliche Leitung<br />

<strong>Klinik</strong> am Forsterpark in Partnerschaft<br />

Willy-Brandt-Platz 3<br />

86153 Augsburg<br />

face<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Dermafiller<br />

Monophasischer Hyaluronsäurefiller<br />

zur Faltenaugmentation<br />

Autorin_Dr. med. Sabine Zenker, München<br />

_Der Trendzu minimalinvasiven Eingriffen ist auch in<br />

der Ästhetischen Dermatologie ungebrochen: Hyaluronsäurepräparate<br />

zur Faltenbehandlung sind aufgrund<br />

ihrer hohen Biokompatibilität zur Injektionsbehandlung<br />

besonders geeignet. Jetzt steht eine neue<br />

Generation von Fillern auf Hyaluronsäurebasis zur<br />

Verfügung, mittels derer eine Augmentation mit weichen<br />

Übergängen zwischen behandeltem und nicht<br />

behandeltem Areal erzielt werden kann: Dank eines innovativen<br />

Herstellungsprozesses (CPM-Technologie®)<br />

wird ein monophasisches Gel gewonnen, welches<br />

sich aufgrund der durch diese Herstellung erreichbaren<br />

Konsistenz besonders gut an das zu augmentierende<br />

Gewebe anpasst und somit ein sehr<br />

natürliches kosmetisches Ergebnis gewährt.<br />

_Der Hyaluronsäureanteil in der Haut<br />

Hyaluronsäure (HA) ist bei Mensch und Tier identisch.<br />

Beim Menschen kommt sie in der höchsten Konzentration<br />

in der Haut vor. Hierbei handelt es sich um ein<br />

lineares Kettenmolekül mit repetitiven Disaccharid-<br />

Einheiten (N-Acetylglucosamin-Glucuronsäure). Im<br />

Laufe des Lebens nimmt der Hyaluronsäureanteil in der<br />

Haut ab, folglich nehmen Elastizität und Hautturgor ab.<br />

Der Wunsch nach Faltenaugmentation zur Unterstützung<br />

und/oder Wiederherstellung eines natürlichen<br />

Aussehens ist ungebrochen. Hierzu stehen uns vielfältige<br />

Materialien zur Verfügung: Die Vorreiter waren<br />

noch aviär hergestellte Hyaluronsäurepräparate, sehr<br />

langkettige Hyaluronsäuremoleküle aus dem Hahnenkamm,<br />

die durch Quervernetzung mit Vinylsulfon haltbarer<br />

gemacht wurden als die native, nicht vernetzte<br />

Hyaluronsäure. Diese langkettigen Moleküle mussten<br />

dann, um sie mit einer feinen Nadel in die Haut injizieren<br />

zu können, in Mikropartikel zerkleinert und in ein<br />

Lubricans von unvernetzter Hyaluronsäure eingebracht<br />

werden. So entstanden sogenannte biphasische<br />

Produkte wie zum Beispiel Hylaform®. 4<br />

Im Folgenden wurde Hyaluronsäure bakteriell-fermentativ<br />

gewonnen (Streptokokken) und mittels<br />

BDDE (1,4 Butandiol-Diglycidylether) quervernetzt<br />

und damit stabiler gemacht. Auch diese Hyaluronsäure<br />

musste, um injizierbar zu werden, fragmentiert<br />

und mit unvernetzter, nur kurz haltbarer Hyaluronsäure<br />

gemischt werden. Ein so entstandenenes Partikel-Produkt<br />

in unvernetzter Hyaluronsäure ist zum<br />

Beispiel Restylane®. Die Entwicklung schritt weiter<br />

voran und biphasische Hyaluronsäurepräparate wurden<br />

mithilfe der Doppelquervernetzung versucht<br />

haltbarer zu machen. Hier ist Puragen® zu nennen.<br />

Die Hyaluronsäurefiller der nun vierten Generation,<br />

dessen Vertreter Belotero® ist, stehen seit Kurzem zur<br />

Verfügung. Hierbei handelt es sich sowohl in der Herstellung<br />

als auch der Art des Fillers um eine komplett<br />

neue Technologie: Belotero® ist ein monophasischer<br />

Filler, das heißt nicht ein Partikel-Filler, sondern ein kohärentes<br />

Gel, welches sich aufgrund seiner besonderen<br />

Eigenschaften besonders gut an das natürliche<br />

Gewebe anpasst. Die CPM®-Technologie (CPM®: Cohesive<br />

Polydensified Matrix), mit der dieser neue Filler<br />

hergestellt wird, ermöglicht die Herstellung eines kohäsiven<br />

Gels. Im Unterschied zu den Partikelfillern<br />

wird dieses Hyaluronsäuregel in zwei Schritten mittels<br />

BDDE (1,4 Butandiol-Diglycidylether) quervernetzt.<br />

Hierdurch erhält man eine zusammenhängende Matrix<br />

mit Zonen unterschiedlicher Vernetzungsdichte, 2<br />

das heißt Anteile mit stärkerer und solche mit weniger<br />

starker Vernetzung. Das Resultat ist ein hoch elastisches<br />

Gel mit unterschiedlichen viskoelastischen<br />

Eigenschaften, das insbesondere durch die üblichen<br />

engen Kanülen leicht intradermal applizierbar ist.<br />

_Der Petrischalen-Test<br />

Den Unterschied zwischen mono- und biphasischen<br />

Hyaluronsäuregelen kann man in einem Petrischalen-<br />

Abb. 1 Abb. 2<br />

Abb. 1_Biphasische Filler. Ergebnis<br />

nach Schütteln mit einer Farbstofflösung:<br />

die unzusammenhängende<br />

Matrix zerfällt in Partikel.<br />

Abb. 2_Monophasisch dank CPM ® .<br />

Ergebnis nach Schütteln mit einer<br />

Farbstofflösung: Belotero ® bleibt in<br />

zusammenhängender Matrix stabil.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Dermafiller<br />

Abb. 3_Herkömmlicher Filler: Großschollige<br />

Verteilung eines herkömmlichen<br />

Implantates in der Dermis.<br />

Abb. 4_Belotero ® : Komplette Füllung<br />

der intradermalen Spalträume durch<br />

Belotero ® .<br />

Abb. 3 Abb. 4<br />

Test sichtbar machen: Gibt man jeweils 1ml der unterschiedlichen<br />

Präparate mit 10ml Wasser in eine Petrischale,<br />

so zerfallen biphasische Hyaluronsäurepräparate<br />

in multiple Teile, wohingegen monophasische<br />

Präparate wie Belotero® in ihrer Konsistenz intakt und<br />

in sich konsistent bleiben (Abb. 1 und 2).<br />

Somit verhält sich ein monophasischer Filler wie Belotero®<br />

dann auch in vivo anders als ein Partikelfiller.<br />

Durch seine hohe Viskoelastizität passt sich der Filler<br />

ideal den Gewebsspalten an, da die niedrig viskösen,<br />

gering quervernetzten Anteile auch die kleineren<br />

Spalträume füllen können, die höher viskösen die entsprechend<br />

größeren Spalträumen. Das Ergebnis ist<br />

eine gleichmäßige Verteilung des monophasischen<br />

Präparates im Gewebe. Das zusammenhängende Gel<br />

schafft weiche und natürliche Übergänge zwischen<br />

behandelten und nicht behandelten Arealen.<br />

Diese Kompetenz des monophasischen Fillers, sich optimal<br />

im Gewebe zu verteilen, konnte auch in histologischen<br />

Befunden menschlicher Haut durch Reinmüller<br />

nachgewiesen werden. 1 Während sich der Partikelfüller<br />

grobschollig ablagert, füllt der monophasische<br />

Füller die intradermalen Spalträume im Injektionsbereich<br />

gleichmäßig aus (Abb. 3 und 4).<br />

_Die Injektionseigenschaften<br />

Weiter zeigen sich deutliche Unterschiede in den<br />

Injektionseigenschaften. Auch ein biphasischer<br />

Filler verteilt sich natürlich in den Spalträumen des<br />

Bindegewebes der Dermis. Allerdings ist die Verteilung<br />

im Gewebe letztlich durch die Partikelgröße<br />

und die begrenzte Flexibilität der unregelmäßig<br />

geformten Partikel limitiert. Biphasische Filler<br />

kommen aufgrund dieser Eigenschaften typischerweise<br />

im Stichkanal zu liegen und heben somit<br />

die Hautoberfläche des behandelten Areals<br />

punktuell oder im kürzeren Verlauf an. Hingegen<br />

glätten monophasische Filler wie zum Beispiel Belotero®<br />

Oberflächen. Weiter kann ein monophasischer<br />

Filler mit wesentlich leichterem Stempeldruck<br />

intradermal platziert werden, da die Fließeigenschaften<br />

dieser Filler optimiert sind, das Material<br />

sich besser auch in kleinste Spalträume unter<br />

der Falte verteilt. Zudem muss bei Partikelfillern<br />

das Material im Stichkanal platziert werden. Diesen<br />

erhält man durch Tunnellieren mit der Kanüle;<br />

durch den anschließend erheblich höheren hydrostatischen<br />

Druck „knackt“ man mithilfe der injizierten<br />

Partikel sozusagen die interfibrillären<br />

Strukturen des Bindegewebes auf, was zudem<br />

schmerzhafter ist, als bei einem Material, das sich<br />

besser in die anatomischen Strukturen einpasst.<br />

Ein mittels CPM-Technologie® hergestellter Filler<br />

verteilt sich geschmeidiger wie ein „Hof“ im<br />

Gewebe (Abb. 5 und 6).<br />

_Zusammenfassung<br />

Neueste Markterhebungen, wie die aktuelle GfK-<br />

HealthCare-Studie aus dem Herbst 2006, bestätigten,<br />

dass sich Belotero® als innovativer Hyaluron-Filler der<br />

neuen Generation etabliert hat. 3 Sowohl in Bezug auf<br />

das kosmetische Ergebnis, das Handling als auch in Be-<br />

Abb. 5_Herkömmlicher Filler: Die<br />

Ausbreitung biplastischer Gele ist<br />

durch Größe und Unförmigkeit der<br />

Partikel limitiert.<br />

Abb. 6_Belotero ® : Die niedrig viskösen<br />

Anteile von Belotero ® füllen auch<br />

sehr enge Spalträume, höher visköse<br />

verbleiben in größeren Spalträumen.<br />

Abb. 5 Abb. 6<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Dermafiller<br />

Abb. 7 Abb. 8<br />

zug auf die Verträglichkeit schafft es mit seinem Nutzen-<br />

und Sicherheitsprofil Vertrauen. 5 Die befragten<br />

Dermatologen und plastischen Chirurgen bewerteten<br />

das Behandlungsergebnis nach Belotero® in 86,8%<br />

als kosmetisch sehr gut und gut. Gleich nach seiner Implantation<br />

war die Verträglichkeit bei 97% aller<br />

bewerteten Areale sehr gut und gut, nach drei Monaten<br />

war diese Verträglichkeit noch bei 92%.<br />

Es lässt sich feststellen, dass die alternde Haut mit den<br />

sich immer mehr einprägenden Gesichtszügen mit<br />

monophasischen Produkten wie Belotero® ideal auf<br />

natürliche Weise behandelt werden kann. Übergänge<br />

erscheinen nach der Behandlung weicher und natürlicher,<br />

Falten-Areale werden geglättet, Granulombildung<br />

ist nach dem momentanen Stand für Belotero®<br />

nicht beschrieben. Der Dermalfiller ist indessen sehr<br />

leicht zu applizieren und gut zu handhaben. Belotero®<br />

gibt es in zwei Varianten: erstens für mittlere bis tiefe<br />

Falten wie zum Beispiel Nasolabial-, Marionettenoder<br />

Glabellafalten sowie zur Volumen- beziehungsweise<br />

Lippenaugmentation und zweitens zur periorbitalen<br />

und perioralen Anwendung. Grundsätzlich lässt<br />

sich konkludieren, dass monophasische Filler biphasische<br />

Präparate nicht komplett ersetzen werden. Gerade<br />

zur Augmentation tieferer Falten, wo eine strangförmige<br />

Gewebeanhebung erwünscht ist, haben biphasische<br />

Präparate ihre Indikation. Im Rahmen des<br />

Kongresses der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft<br />

in Dresden (DDG) im April 2007 wurden die aktuellsten<br />

Studiendaten vorgestellt. Auf deren Veröffentlichung<br />

dürfen wir – auch insbesondere was die<br />

Haltbarkeit von Belotero® angeht – gespannt sein._<br />

Literaturliste beim Verlag erhältlich.<br />

_Autorin<br />

face<br />

Dr. med. Sabine Zenker<br />

Dermatologische<br />

Privatpraxis<br />

Maximilianstr. 32<br />

80539 München<br />

Tel.: 089 552769-0<br />

Fax: 089 552769-11<br />

E-Mail: kontakt@dr-zenker.de,<br />

www.dr-zenker.de<br />

Studium: Ludwig-Maximilians-Uni München.<br />

Staatsexamen: Okt. ’95. Promotion: Aug. ’97.<br />

Approbation als Ärztin in Bayern. Werdegang: Innere<br />

<strong>Medizin</strong> University College London Medical<br />

School; <strong>Medizin</strong>ische <strong>Klinik</strong> LMU München; Gynäkologie:<br />

Groupe Hospitaliér Pitié – Salpêtrière<br />

Paris; Chirurgie: Memorial Sloan-Kettering Cancer<br />

Center New York und Chirurgische <strong>Klinik</strong><br />

Nußbaumstraße LMU, München; Anästhesie<br />

und Rettungsdienst: Institut für Anästhesiologie<br />

LMU München; Unternehmensberatung: Ernst +<br />

Young München. Facharztausbildung: <strong>Klinik</strong> und<br />

Poliklinik für Dermatologie LMU München. April<br />

2003: Fachärztin Dermatologie. Ästhetische<br />

Dermatologie bei Dr. med. Luitgard Wiest, München.<br />

Januar 2004: Gründung Dermatologische<br />

Privatpraxis mit Schwerpunkt Ästhetische<br />

Dermatologie. Seit 2006: „Beratende Dermatologin<br />

L'Oréal Paris“.<br />

Abb. 7_Krähenfüße vor<br />

Belotero ® -Implantation.<br />

Abb. 8_Krähenfüße nach<br />

Belotero ® -Implantation.<br />

Abb. 9_Nasolabialfalte vor<br />

Belotero ® -Implantation.<br />

Abb. 10_Nasolabialfalte nach<br />

Belotero ® -Implantation.<br />

Abb. 9 Abb. 10<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Extraorale Ästhetik<br />

Extraorale Ästhetik –<br />

Ergänzung zur prothetischen<br />

Versorgung<br />

Autor_ Dr. Peter K. Filzmayer, Neu-Isenburg<br />

_Fallbeispiel<br />

Abb. 4<br />

Abb. 1_ Aspekt vor prothetischer<br />

Versorgung.<br />

Abb. 2_ Intraoraler Status.<br />

Abb. 3_ Aspekt nach prothetischer<br />

Versorgung.<br />

Abb. 4_ Frontalansicht nach extraoraler<br />

ästhetischer Therapie.<br />

Abb. 5_ Seitliche Ansicht vor<br />

extraoraler ästhetischer Therapie.<br />

Abb. 6_ Seitliche Ansicht nach<br />

extraoraler ästhetischer Therapie.<br />

Abb. 1<br />

Abb. 2<br />

Abb. 3<br />

Abb. 5<br />

Abb. 6<br />

_Die extraorale Ästhetik gewinnt<br />

immer mehr an Bedeutung. Die Behandlung<br />

von perioralen Falten und<br />

atrophischen Lippen mit sog. „Dermafillern“<br />

ist für den ästhetisch orientierten<br />

Zahnarzt ein zusätzliches Instrument<br />

zur kosmetischen Vervollständigung<br />

seiner prothetischen Arbeit.<br />

Wie eindrucksvoll die Ergebnisse einer<br />

Faltenunterspritzung und eines dezenten<br />

Lippenaufbaus sein können<br />

zeigen die Abbildungen. Eine erst 44-<br />

jährige Patientin blieb nach vollständigem<br />

Zahnverlust über mehrere<br />

Jahre unbehandelt (Abb. 1), bevor<br />

sie sich, mit mittlerweile stark atrophiertem<br />

Kiefer, zu einer prothetischen<br />

Versorgung (Abb. 2) entschließen<br />

konnte.<br />

Das gute Ergebnis (Abb. 3), man muss<br />

es „Zwischenergebnis“ nennen,<br />

konnte durch die anschließende Behandlung<br />

der perioralen Falten und<br />

der Oberlippe mit Hyaluronsäure<br />

noch ganz entscheidend verbessert<br />

werden. Das Auffüllen der Nasolabialfalten<br />

und das Anheben der<br />

Mundwinkel mit einer speziellen<br />

Technik vervollständigte hier eine<br />

umfangreiche Arbeit zu einem für<br />

Patient und Behandler sehr zu -<br />

friedenstellendem Ergebnis (Abb. 4<br />

bis 6).<br />

Auch ohne Zahnverlust tritt eine<br />

natürliche Alterung der Haut mit<br />

entsprechender Faltenbildung ein.<br />

Die Leistungen der Faltenunterspritzung<br />

werden gerade in Zahnarztpraxen<br />

vermehrt nachgefragt,<br />

das Vertrauen der Patienten in die<br />

manuelle Geschicklichkeit und die<br />

anatomischen Kenntnisse des Arztes<br />

besteht ja bereits.<br />

Der Autor ist niedergelassener<br />

Chirurg in Neu-Isenburg und leitet<br />

Seminare mit Workshops zur extraoralen<br />

Ästhetik. Kontakt per Fax:<br />

0 61 02/2 69 03 oder im Internet<br />

unter www.peridental.de_<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Extraorale Ästhetik<br />

Ästhetikvision für<br />

erfolgreiche Praxen<br />

Autor_ Dr. med. dent. Martin Jörgens, Düsseldorf<br />

_Das ästhetische Empfindendes Menschen hat sich<br />

in den letzten Jahren stark verändert. Während die<br />

geschmackliche Einordnung von Kunstwerken nach<br />

wie vor eher von universellen und zeitlosen Kriterien<br />

abhängig ist, steht die moderne Ästhetik in unserem<br />

täglichen Leben dagegen mehr und mehr unter dem<br />

Einfluss von gesellschaftlichen und kulturellen Faktoren.<br />

Das ästhetische Empfinden hat dementsprechend<br />

auch einen neuen Stellenwert im Zusammenhang<br />

von Schönheit und Gesundheit eingenommen.<br />

Das Bewusstsein für einen gesunden, schönen Körper<br />

wird zunehmend größer und steht daher unmittelbar<br />

im Zusammenhang mit den verbesserten<br />

medizinischen Voraussetzungen.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt sollte die Ästhetik des<br />

Patienten auch bei zahnmedizinischen Behandlungen<br />

zentral mit einbezogen werden. Insbesondere bei<br />

der Planung von prothetischen Rekonstruktionen, im<br />

Bereich der Parodontologie, der konservierenden<br />

Zahnheilkunde und der Implantologie ist die Berück -<br />

sichtigung ästhetischer Faktoren unabdingbar.<br />

Ein Patient, der heute in die Praxis kommt, setzt nicht<br />

mehr allein auf die zahnärztliche Kompetenz seines<br />

Zahnarztes, sondern er sucht vielmehr einen vertrauensvollen<br />

Partner, der ihn fachübergreifend berät<br />

und neben der rein medizinischen Therapie auch ästhetische<br />

Vorschläge zur Verbesserungen und Optimierungen<br />

anbieten kann.<br />

Leider sind viele Kollegen mit diesem neu orientierten<br />

Patientenanspruch in der täglichen Praxis verständlicherweise<br />

überfordert, was nicht zuletzt damit zu<br />

tun hat, dass die eng gefassten Kassenrichtlinien zunächst<br />

einmal nur eine rein wirtschaftliche und<br />

zweckmäßige Behandlungsplanung zulassen.<br />

Die Frage ist nur, welcher mündige und selbstbe -<br />

wusste Patient möchte sich unter diesen Umständen<br />

heute überhaupt noch behandeln lassen und wie<br />

können wir diese überholten Strukturen aufbrechen,<br />

um die hervorragenden zahnmedizinischen Fortschritte<br />

endlich auch in vollem Umfang nutzen zu<br />

können.<br />

Der Patient hat auf jeden Fall ein Recht auf eine Komplettleistung,<br />

die auch seine ästhetische Erscheinung<br />

und Ausstrahlung um ein Vielfaches potenzieren<br />

kann. Insofern sollte der Patient mit seinen persönlichen<br />

und individuellen Wünschen im Mittelpunkt<br />

der Behandlung stehen.<br />

Erst wenn die Zielsetzung für seine ästhetische Gesamtrekonstruktion<br />

steht, geht man daran, entsprechend<br />

der individuellen Versicherungssituation Sanierungspläne<br />

zu schreiben,welche die medizinisch<br />

notwendigen Leistungen enthalten. Darüber hinausgehende,<br />

rein ästhetische Therapien sind natürlich<br />

als Verlangensleistungen nach § 2, Abs. 3 GOZ aufzuführen.<br />

Wer als Arzt oder Zahnarzt in Zukunft diese Bereiche<br />

der Ästhetik lapidar übergeht, wird übrigens auch<br />

mit erheblichen forensischen Problemen zu rechnen<br />

haben.<br />

Deshalb ist es zwingend notwendig, dass die Aufklärung<br />

über ästhetische Versorgungen und Behandlungsalternativen<br />

heute zur forensisch gesicherten<br />

Behandlungsplattform unbedingt dazu gehören.<br />

Bestes Beispiel hierfür sind die zahlreichen Urteile in<br />

jüngster Zeit gegen Kollegen, die Patienten nur nach<br />

gesetzlichen Kassenrichtlinien behandelt haben.<br />

Diesen Kollegen ist es wohl entgangen, dass jeder<br />

Arzt und Zahnarzt die Verpflichtung hat, seine Patienten<br />

umfassend und gänzlich über mögliche<br />

Alternativbehandlungen aufzuklären.<br />

Nach einer ausführlichen Information durch den jeweiligen<br />

Arzt kann der Patient dann selbst entscheiden,<br />

was ihm die Behandlung wert ist und ob er bereit<br />

ist, für eventuelle Sonderleistungen etwas tiefer<br />

in die eigene Tasche zu greifen oder nicht. Es kann<br />

aber nicht sein, dass der Patient aus Unwissenheit um<br />

diese Entscheidungsmöglichkeit gebracht wird.<br />

In einem solchen Fall macht sich der Arzt oder Zahnarzt<br />

schadensersatzpflichtig wegen nicht ausreichender<br />

Aufklärung über Behandlungsalternativen.<br />

Erwähnt sei hier das Urteil des Landgerichts Stuttgart,<br />

das einen Zahnarztkollegen zu Schmerzensgeld<br />

und Erstattung der Behandlungskosten verurteilte,<br />

da er es unterließ, einem gesetzlich versicherten Patienten<br />

bei der Fertigung von Zahnersatz funktionsanalytische<br />

Leistungen anzubieten.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Extraorale Ästhetik<br />

Abb. 1 _ Ästhetische Ausgangssitu -<br />

ation nach prothetischer Versorgung<br />

mit Coverdenture-Teleskopprothese<br />

im Unterkiefer nach zweimonatiger<br />

Tragezeit und einer Bisshebung von<br />

10 mm.<br />

Abb. 2 _ Individueller Aufbau der<br />

Vestibulumaußenkonturen zur Anprobe<br />

in Wachs.<br />

Abb. 3 _ Berücksichtigung der ausgeprägten<br />

muskulären Situation im<br />

direkten Seitenvergleich.<br />

Abb. 4 _ Individuelles Therapiekonzept<br />

für Eigenfettentnahme und<br />

-unterspritzung durch ästhetischen<br />

Chirurgen.<br />

Abb. 5 _ Präoperativer Situs mit<br />

deutlicher Restfaltenpersistenz.<br />

Abb. 6 _ Eigenfettentnahme aus der<br />

Innenknieregion beidseitig.<br />

Der gefertigte Zahnersatz entsprach nicht den funktionellen<br />

Vorstellungen des Patienten.<br />

Es kam zu zahlreichen Nachbesserungen in Form von<br />

Einschleifmaßnahmen.<br />

Aufgrund der persistierenden Beschwerden sah man<br />

sich letztendlich vor Gericht wieder.<br />

Der beauftragte Gutachter stellte fest, dass es bei<br />

entsprechenden funktionsanalytischen Leistungen<br />

im Vorfeld nicht zu diesem Beschwerdebild gekommen<br />

wäre.<br />

Der Zahnarzt führte aus, er hätte den Patienten nach<br />

den gültigen gesetzlichen Bestimmungen für gesetzlich<br />

Versicherte versorgt und es sei ihm kein Vorwurf<br />

zu machen.<br />

Dies sah das Gericht aber gänzlich anders. Es verurteilte<br />

den Kollegen rechtskräftig, da er auch als Kassenarzt<br />

die Pflicht hat, seine Patienten über Behandlungsalternativen<br />

und Therapien zur Vermeidung,<br />

beziehungsweise Linderung von Beschwerden aufzuklären.<br />

In einem anderen Fall erging das Urteil gegen eine<br />

Privatklinik, die dem Begehren eines männlichen Patienten<br />

stattgegeben hatte, das Lächeln von Tom<br />

Cruise nachzurekonstruieren. Die durchgeführte Arbeit<br />

entsprach letztendlich nicht den Vorstellungen<br />

des Patienten, und die Forderung sollte auf gerichtlichem<br />

Wege durchgesetzt werden.<br />

Der Gutachter musste feststellen, dass die Arbeit<br />

zwar perfekt gefertigt war, aber leider nicht viel mit<br />

Tom Cruise zu tun hatte. Daraufhin wurde trotz<br />

funktioneller Perfektion und auch ästhetischer Ausstrahlung<br />

die Forderung für nichtig erklärt.<br />

Ein weiteres aktuelles Beispiel aus der Praxis für die<br />

sich ändernden Voraussetzungen hinsichtlich Planung<br />

und Fertigung von prothetischen Rekonstruktionen.<br />

Abgesehen von der rein zahnärztlichen, ästhetischen<br />

Planung kann es in Zukunft nur durch die<br />

interdisziplinäre Kooperation im Spezialistenteam<br />

zu Topergebnissen kommen. Die Erwartungen der<br />

Patienten an eine Verbesserung der Gesamtästhetik<br />

_Fallbeispiel<br />

Abb. 4<br />

Abb. 1<br />

Abb. 2 Abb. 3 Abb. 5 Abb. 6<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Extraorale Ästhetik<br />

werden durch die gezielte Medienlancierung im Bereich<br />

der ästhetischen und plastischen Chirurgie zunehmend<br />

forciert. Diese Entwicklung ist durchweg als<br />

Chance auch für die Zahnmedizin zu sehen und daher<br />

sollte ihr jeder Arzt mit Professionalität begegnen.<br />

Der gut ausgebildete Zahnarzt kann sich dementsprechend<br />

in diesem Marktsegment in Zukunft als Spezialist<br />

für orale und periorale Ästhetik positionieren.<br />

Unter Berücksichtigung seiner erlernten Tätigkeitsfelder<br />

wie etwa Parodontologie, Prothetik, konservierender<br />

Zahnheilkunde, sollte er in Zukunft die Kollegen<br />

der Fachdisziplinen Kieferorthopädie, Implantologie<br />

und der Ästhetischen Chirurgie in seinen Planungsbestrebungen<br />

verstärkt mit einbeziehen.<br />

Erst diese interdisziplinäre Sicht- und Arbeitsweise<br />

kann etwas verändern und die Weichen für die Zukunft<br />

stellen. Teamkooperation unter Fachspezialis -<br />

ten ist das Stichwort für optimale medizinische und<br />

ästhetische Lösungen. Auch für den ästhetischen<br />

Chirurgen kann ein dem entsprechendes Umdenken<br />

neue Möglichkeiten hin zu besseren Endergebnissen<br />

bieten: Berücksichtigt dieser etwa bei Teil- oder Totalprothesenträgern<br />

in interdisziplinärer Beratung und<br />

Zusammenarbeit die möglichen Änderungen der<br />

Bisslage und deren Auswirkungen auf die Längenverhältnisse<br />

des Gesichts, kann er beim Facelift zu deutlich<br />

besseren Ergebnissen kommen. Ebenso spielen<br />

diese Faktoren eine Rolle bei Lippenkorrekturen,<br />

Spaltoperationen und allen chirurgischen Veränderungen<br />

an Nasolabialfalte und Nase.<br />

Gleiches gilt für die sinnvolle Kooperation des Zahnarztes<br />

mit einem Kieferorthopäden. Wie häufig treten<br />

beispielsweise Fälle überdicker Keramikveneers im<br />

Frontzahnbereich oder übergangener, möglicher<br />

Profiländerungen durch eine Verschiebung der Vertikalebene<br />

auf?<br />

Erst wenn der Behandlungsplan von beiden Seiten<br />

gemeinsam erarbeitet wird, können<br />

solche Probleme ausgeschlossen<br />

werden und ein optimales Ergebnis<br />

für den Patienten dabei herauskommen.<br />

Bei interdisziplinären Kooperationen ist es<br />

ratsam, die zeitliche Reihenfolge der einzelnen<br />

Behandlungsschritte festzulegen. Folgende<br />

Auflistung zeigt klar die möglichen Abfolgen:<br />

1. Zahnmedizinische Grobsanierung kariöser Defekte<br />

und Herdbeseitigung<br />

2. Parodontologische Therapie und Sicherung<br />

3. Änderungen der Zahnfarbe durch Bleaching<br />

4. Versorgung mit Langzeitprovisorien<br />

5. Bisslageänderungen<br />

6. Endodontisches Behandlungsintervall<br />

7. Ästhetisch-chirurgisches Behandlungsintervall<br />

8. Logopädisches Behandlungsintervall<br />

9. Kieferorthopädisches Behandlungsintervall<br />

10. Implantologisches Behandlungsintervall<br />

11. Eingliederung definitiver Rekonstruktionen.<br />

Erst nach Abschluss der gesamten oralen und peri -<br />

oralen Therapien und einer ausreichenden, sicheren<br />

Beurteilungsphase sollten die definitiven Rekons -<br />

truktionen und mögliche ästhetisch-chirurgische<br />

Abschlusskorrekturen vorgenommen werden.<br />

Das Endergebnis einer solchen Teamarbeit spricht in<br />

den meisten Fällen für sich:<br />

Das optimierte, ästhetische Gesamtbild führt in den<br />

meisten Fällen zu einer verblüffenden, positiven<br />

Veränderung des Patienten. Ein gestärktes Selbstbewusstsein,<br />

sicheres Auftreten und größere Kommunikationsbereitschaft<br />

sind die angenehmen<br />

und nicht zu unterschätzenden<br />

Randerscheinungen solcher<br />

interdisziplinären Behandlungen.<br />

Ein Ergebnis,<br />

das letzt endlich unbezahlbar<br />

und in keinem<br />

Verhältnis zum Aufwand<br />

steht.<br />

Gerade in den letzten<br />

Jahren ist immer wieder<br />

festzustellen, dass der Patient<br />

durchaus die Komplexität<br />

einer solchen interdisziplinären<br />

Kooperation zu schätzen<br />

weiß und somit auch bereit ist, diese<br />

Sonderleistungen entsprechend<br />

aufzubringen. Erfahrungs-<br />

Abb. 7_ Fettwaschung und Fetttrennung<br />

innerhalb der Entnahmespritze.<br />

Abb. 8 _ Begutachtung des<br />

Resultats.<br />

Abb. 9 _ Umfüllen auf kleinere<br />

Injektionsspritzen.<br />

Abb. 10 _ Injektion des Eigenfetts zur<br />

Faltenreduktion.<br />

Abb. 11 _ Injektion des Eigenfetts in<br />

die Lippen.<br />

Abb. 12 _ Patientin nach der Lippenunterspritzung<br />

mit Eigenfett.<br />

Abb. 8<br />

Abb. 7 Abb. 9 Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Extraorale Ästhetik<br />

_Autor<br />

cosmetic<br />

dentistry<br />

Dr. med. dent.<br />

Martin Jörgens<br />

Abb. 13<br />

Abb. 13 _ Behandlungsteam mit Patientin. ZTM Guido Wolters,<br />

Krefeld, die Patientin, ästhetischer Chirurg Dr. Afschin Fatemi,<br />

Kaiserswerth, Dr. Martin Jörgens, Kaiserswerth.<br />

werte zeigen deutlich, dass Patienten bei einer umfassenden<br />

Betreuung immer häufiger die Kosten für<br />

das bestmögliche Ziel auf sich nehmen, da die ästhetische<br />

Bedeutung heute immer mehr an Wert gewinnt.<br />

Mit konsequenter Integration dieser teamgesteuerten<br />

Maßnahmen ergeben sich für die Zukunft erstklassige<br />

Voraussetzungen für zufriedenere, schönere<br />

Patienten und zufriedenere Behandler.<br />

Der gezeigte Fall dokumentiert die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

zwischen Zahnarzt, Zahntechniker<br />

und ästhetischem Chirurgen._<br />

1989 Abschluss des Zahnmedizinstudiums<br />

an der<br />

WWU zu Münster, 1990 Promotion<br />

zum Dr. med. dent.<br />

an der WWU Münster, 1992<br />

Eröffnung einer eigenen<br />

Zahnarztpraxis in Düsseldorf-Kaiserswerth, 1995<br />

Referententätigkeiten in den Bereichen Lasermedizin,<br />

Bleaching, Esthetic Dentistry,Patientenkommunikation,<br />

Marketing, Abrechnung, 1997 Begleitarzttätigkeit<br />

für alle internationalen Landrover-Events,<br />

1999 Gastdozent für Aesthetic Laser Medicine der<br />

Universität Greifswald, 1999 Ausbildungspartner der<br />

Universität Greifswald für den postgraduierten Studiengang.<br />

Aesthetic Laser Medicine mit zahlreichen<br />

Laserkursen in der Praxis, 2002 Zahnmedizinische<br />

Konsiliartätigkeit für den WDR, 2003 Marketingpreis<br />

IBE 2003 für „Moderne Patientenkommunikation<br />

und hochspezialisierte Behandlungsmethoden in der<br />

Praxis“.<br />

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„Marketing in der Zahnarztpraxis“<br />

Teil 1<br />

„Nasenkorrekturen – Mikrochirurgie<br />

zwischen Ästhetik und Funktion“<br />

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„Knochenregeneration und<br />

Weichgewebsmanagement“<br />

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„Der Zahnarzt als Unternehmer“<br />

Teil 1<br />

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„Faltenbehandlung im Gesicht“<br />

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2. Alternative<br />

Therapien<br />

_Radiofrequenztherapie<br />

_Lasertherapie<br />

_Mesotherapie<br />

_Nahrungsergänzungsmittel<br />

_Hormontherapie


Fachbeitrag _ Periorale Faltentherapie<br />

Periorale Falten –<br />

die Herausforderung eines<br />

jeden Plastischen Chirurgen<br />

Autor _ Dr. med. Jürgen Hermann Reus, Karlsruhe<br />

_Wenn man die periorale Zone inklusive der Lippen<br />

betrachtet, stehen volle, feuchte, wohlgeformte,<br />

weiche Lippen im Vordergrund, die durch<br />

ihre feine Randkonturierung sinnlich und weiblich<br />

wirken. Oft werden bereits kleine Abweichungen<br />

vom Schönheitsideal in Farbe, Form und Proportion<br />

als unschön und störend empfunden. Insbesondere<br />

ist eine vorgealterte Erscheinung des perioralen<br />

Hautgebietes Grund für die Konsultation<br />

beim Plastischen Chirurgen. Die Ästhetisch-Plastische<br />

Chirurgie kann mit gutem Erfolg durch moderne<br />

Techniken helfen dieses Erscheinungsbild zu<br />

verbessern. Grundlage einer jeden ästhetischen<br />

Maßnahme ist das klare Verständnis zwischen Arzt<br />

und Patient, welches durch ein ausführliches Beratungs-<br />

und Aufklärungsgespräch hergestellt werden<br />

sollte. Bestandteil dieses Gespräches muss<br />

auch die Abwägung unterschiedlicher Techniken<br />

und deren Risiken und Komplikationen sein.<br />

In der perioralen Region wirkt die vorgealterte<br />

Haut ergraut und volumenarm. Durch Rauchen<br />

und Mimik zeichnen sich unterschiedlich starke<br />

radiäre Fältchen ab. Das Volumen der Oberlippe<br />

nimmt ab. Ziel ist es, die typischen Lippenkonturen<br />

zu akzentuieren und Auffälligkeiten zu minimieren.<br />

Die ästhetische Korrektur der Haut von Gesichtsfalten,<br />

Altersflecken oder Sonnenschäden ist<br />

heute mehr als je zuvor gefragt. Außer Kosmetik,<br />

Botox, Laser, Facelift oder Hyaluronsäure stehen<br />

uns heute wirksame und nebenwirkungsarme<br />

technische Behandlungsverfahren zur Verfügung.<br />

Die fachkundige Auswahl des geeigneten Verfahrens<br />

und dessen routinierte Anwendung stellen<br />

die Kunst in der Plastischen Chirurgie dar. Eine<br />

sanfte Faltenbehandlung nach Stufenplan erspart<br />

in der Hand des Facharztes für Plastische Chirurgie<br />

und Ästhetische Chirurgie oftmals eine invasivere<br />

Maßnahme oder kann dieser ergänzend zugutekommen.<br />

Falten entstehen mit dem Alterungsprozess. Unsere<br />

Veranlagung und unser Lebensstil entscheiden<br />

über deren Ausprägung.<br />

Aktinische Falten sind Witterungsschäden, die<br />

hauptsächlich durch Licht bzw. Strahlung entstehen.<br />

Wir finden sie an lichtexponierten Stellen des<br />

Körpers: Gesicht, Hals, Dekolleté, Hände.<br />

Mimische Falten entstehen durch die Gesichtsmimik:<br />

Lachfalten, Krähenfüße, Zornesfalten,<br />

Stirnfalten, Nasolabialfalten, periorale Falten,<br />

Kinnfalten<br />

Schwerkraftinduzierte (orthostatische) Falten<br />

durch die nachlassende Festigkeit von Haut und<br />

Bindegewebe folgen diese Strukturen der Schwerkraft.<br />

Diese Falten erkennt man vor allem als „Hängebäckchen“,<br />

hängende Mundwinkel oder an Kinn<br />

und Hals.<br />

Die perioralen Falten stellen eine Mischform zwischen<br />

aktinischen Falten, mimischen Falten und<br />

der allgemeinen Altershaut dar. Die verantwortliche<br />

Mimik ist das Rauchen und das Küssen – deshalb<br />

werden sie auch Kussfalten oder Raucherfalten<br />

genannt. Ein weiterer Begriff beschreibt bildlich,<br />

wie die direkt unter der Haut liegende Muskulatur<br />

(M. periorbicularis) die Haut wie einen<br />

Tabaksbeutel zusammenzieht und dabei die entsprechenden<br />

Plisseefalten hinterlässt. Die bei die-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Periorale Faltentherapie<br />

sen Bewegungen entstehenden Falten, die sich als<br />

radiäre Fältchen sternförmig rund um die Oberund<br />

Unterlippe abbilden, werden dann problematisch,<br />

wenn man sie immer noch sieht, auch, wenn<br />

die dazugehörige Mimik nicht mehr ausgeübt<br />

wird.<br />

Diese Problematik kommt dann verstärkt zum Tragen,<br />

wenn auch noch die Haut durch Sonne, Solarium,<br />

Wind und Wetter vorgeschädigt ist, Nikotin<br />

zuverlässig über Jahre das Seine getan hat und das<br />

Alter sich durch den Verlust von Gluko s -<br />

aminoglykanen in der dermalen Matrix abzeichnet.<br />

Letztendlich kommt nicht selten noch ein<br />

Volumenverlust im Bereich der subkutanen Fettschicht<br />

als ungünstiger Faktor erschwerend hin -<br />

zu. Handelt es sich um postmenopausale Frauen<br />

mit Östrogenmangelfolgeerscheinungen, so ist<br />

das Szenario für die Entstehung von perioralen<br />

Falten perfekt.<br />

Oberlippe<br />

Unterlippe<br />

Philtrum<br />

Cupidusbogen<br />

Lichtreflex<br />

Lippenrot<br />

Was ist machbar –<br />

Welche Behandlungsoptionen gibt es?<br />

Die Patienten wünschen sich eine glatte, elastische<br />

voluminöse und jugendliche Haut. Jeder Faltentyp<br />

erfordert eine individuelle Behandlung. Zu<br />

den Möglichkeiten zählen: Kosmetik, Unterspritzung,<br />

Botox, Peeling, Microdermabrasion, Dermabrasion,<br />

Laser-Therapie, Radiofrequenz-Resurfacing,<br />

Straffungsoperationen.<br />

_Herkömmliche Techniken<br />

Kosmetische Techniken: Im Rahmen der Darstellung<br />

des schönen Mundes hat die Kosmetik vor allen<br />

anderen Techniken ihren Stellenwert. Vom Lipliner<br />

zum Lippenstift, über Gloss zum Volume-Maximizer<br />

ist jede dieser Alternativen weniger inva -<br />

siv als eine Injektion oder Operation. Permanent<br />

Make-up und Tätowiertechniken in Verbindung<br />

mit der richtigen Kosmetik können optisch große<br />

Erfolge landen.<br />

Techniken zur Lippenkorrektur und Perioralkorrektur:<br />

Eine Variante der Lippenkorrektur ist<br />

das Aufpolstern der Lippen und der Perioralregion<br />

durch Stoffe, die entweder körpereigen, biologische<br />

Substanzen oder Kunststoffe sind. Den biologischen<br />

Füllstoffen gemeinsam ist, dass sie über<br />

kurz oder lang vom Körper abgebaut werden.<br />

Dies hat allerdings den Vorteil, dass diese Präparate<br />

keine Langzeitfolgen nach sich ziehen. Die<br />

Füllmaterialien sind mit einer großen Produktpalette<br />

am Schönheitsmarkt vertreten. Je nach Art<br />

des unterspritzten Materials hält das Ergebnis ein<br />

halbes bis fünf Jahre lang. Ein Hyaluronsäurenimplantat<br />

hält etwa fünf bis sechs Monate, da der<br />

Körper das Material abbaut. Mit Eigenfett kann<br />

man länger anhaltende Ergebnisse erzielen.<br />

Operative Verfahren: Die meisten Lippenkorrekturen<br />

und Korrekturen der Perioralregion können<br />

ambulant vorgenommen werden. Sie dauern selten<br />

länger als eine Stunde. Lokalanästhesie ggf.<br />

in Kombination mit Dämmerschlaf sorgen für<br />

Schmerzfreiheit. Eine operative Korrektur der Lippen<br />

ist zwar dauerhaft und ein relativ ungefährlicher<br />

Eingriff, hinterlässt aber kleine Narben. Das<br />

ist in dieser Region des Gesichtes unerwünscht, da<br />

kleinste Unebenheiten bereits sehr auffällig sein<br />

können. Beispiele operativer Techniken sind der<br />

Lip Lift (Hochziehen der Oberlippe), Oberlippenverkürzung<br />

(„Bullhornexzision“ plus VY-Plastik),<br />

Mundwinkelanhebung, Dermabrasion.<br />

Radiofrequenz-Resurfacing zur Behandlung<br />

des perioralen Faltenproblems<br />

Operative und auch Injektionstechniken erzielen<br />

akzeptable Ergebnisse, erreichen aber nicht oder<br />

nur teilweise die Perioralregion. Diese Zone im Gesicht<br />

ist nur der Dermabrasion oder dem Laser oder<br />

der Radiofrequenzablation zugängig. Die Radiofrequenzablation<br />

im Einsatz beim Resur facing<br />

bietet eine neue Methode zur flächigen Korrektur.<br />

Material und Methoden<br />

Bei der Radiofrequenzchirurgie (RF-Chirurgie)<br />

handelt es sich um eine gewebeschonende Methode<br />

des Schneidens und Koagulierens von weichem<br />

Gewebe durch Radiowellen – der kalte<br />

Schnitt. Der Gewebewiderstand gegen die Ausbreitung<br />

von Radiowellen erzeugt Hitze im Zell -<br />

inneren, was eine Verdampfung der Zelle zur Folge<br />

hat. Im Gegensatz zu elektrochirurgischen Systemen,<br />

die eine niedrigere Frequenz entwickeln, ist<br />

die laterale Erhitzung minimal. Dadurch wird benachbartes<br />

Gewebe thermisch nicht geschädigt.<br />

Die Elektrode aus Wolframdraht selbst bleibt stets<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Periorale Faltentherapie<br />

Haake/Wehrheim). Diese Energie ist an der Elektrodenspitze<br />

konzentriert. Sobald Kontakt mit dem<br />

Gewebe hergestellt wird, verdampft die Zelle. Dies<br />

geschieht dadurch, dass sich die Zellflüssigkeit<br />

ausdehnt, die Zelle explodiert und verdampft. Der<br />

Schneid- oder Koagulationseffekt setzt bei Ge -<br />

räten, die im Megahertzbereich arbeiten, sehr<br />

schnell ein, das umgebende Gebiet wird deshalb<br />

thermisch nicht geschädigt. Die Elektrode selbst<br />

ist nur der Leiter für den Hochfrequenzstrom und<br />

erhitzt sich selbst nicht. Es stehen drei Energiequalitäten<br />

zur Verfügung:<br />

Schneiden: Mit diesem Strom arbeitet man alternativ<br />

zum Skalpell, um feine Schnitte zu erzielen.<br />

Schneiden und Koagulieren: Diese Energie<br />

schneidet und koaguliert zugleich, ohne nekrotische<br />

Veränderungen hervorzurufen. Da bei dieser<br />

Stromart etwas mehr laterale Hitze erzeugt wird,<br />

verdampfen etwas mehr Zellschichten als beim<br />

Schneidstrom.<br />

Koagulieren – monopolar und bipolar: Diese<br />

Energie ist zur Blutstillung geeignet und hat nur<br />

eine geringe Schneidfähigkeit. Eine weitere Option<br />

ist das Resurfacing bzw. das Abtragen sehr<br />

dünner Hautschichten, wie beispielsweise Altersflecken<br />

oder Hautfältchen.<br />

_Technik<br />

kalt, daher spricht man vom „cold knife“. Außer den<br />

Schneideigenschaften der RF ist es möglich, flächige<br />

Areale zu behandeln, indem durch plane<br />

Anwendung der Energie Oberflächen abgetragen<br />

werden.<br />

Radiofrequenz ist eine Energie, die im angewandten<br />

Fall mit einer Frequenz von 2,2 MHz<br />

erzeugt wird (radioSURG® 2200, Firma Meyer-<br />

Im Modus „Mono Coagulation“ ist es möglich, mit<br />

sanfter Einstellung Oberflächen zu planieren.<br />

Hierzu muss die Oberfläche stets feucht gehalten<br />

werden. An der monopolaren Elektrode treten die<br />

Wellen aus und dringen in das Gewebe ein. Die Ableitung<br />

der Wellen erfolgt über die Neutralelektrode.<br />

Die Einstellungen sind individuell unterschiedlich<br />

zu wählen. Die Vorgehensweise ist präzise<br />

und gleichmäßig. Die Prozedur erfolgt grundsätzlich<br />

in Leitungsanästhesie. Der Eingriff selbst<br />

erfolgt unter Applikation von Hautschutzgel, um<br />

Verbrennungen zu vermeiden.<br />

Vor der Resurfacingprozedur erfolgt die Vorbereitung<br />

im Sinne einer optimalen Hautfeuchte -<br />

regeneration und Aufsättigung durch die Kos -<br />

metikerin. Nach der Prozedur erfolgt zunächst die<br />

Behandlung mit einem Hautantibiotikum (Fuci -<br />

dinesalbe) für fünf Tage. Anschließend setzt die<br />

Kosmetik wie zur Vorbereitung erneut ein.<br />

_Vorteile von RF gegenüber Laser<br />

Der Laserstrahl entwickelt gewebeschädigende<br />

Hitze, die umliegendes Gewebe weiträumig zerstört.<br />

Dieser Vorgang wird Karbonisation genannt.<br />

Verbrennungen und erhöhte Vernarbungstendenz<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


sind die Folge. Die bei der RF-Chirurgie erreichten Temperaturen liegen bei guten<br />

Geräten um die 60 °C.<br />

_Ergebnisse<br />

Wir haben in den letzten 24 Monaten zwölf Patienten auf diese Art behandelt. Alle<br />

Patienten waren weiblich. Davon unterzogen sich fünf Patienten ein zweites Mal<br />

der Prozedur zur Ergebnisoptimierung. Eine Wiederholung des Verfahrens bis zu<br />

drei Sitzungen wird mit allen Patienten im Bezug auf das Erreichen des gewünschten<br />

Endergebnisses vorab besprochen.<br />

Es handelt sich um schwer messbare Endergebnisse. Eher ist die Ergebnisqualität<br />

aus Sicht der Patienten zu beurteilen. Alle Patienten berichteten über eine Veränderung.<br />

Neun von zwölf berichteten über eine Verbesserung. Darunter befanden<br />

sich auch die fünf Patienten, bei denen die Prozedur ein zweites Mal durchgeführt<br />

wurde. Unter diesen fünf Patienten befanden sich drei, die das Ergebnis als sehr<br />

gut bewerteten, und die übrigen zwei bewerteten sechs Monate nach der Behandlung<br />

das Ergebnis als gut. Bei einer Patientin mit extremem Faltenrelief kam<br />

es zu einem ungleichmäßigen Ergebnis mit Korrekturbedarf. Die sichtbaren Effekte<br />

beschreiben eine Reduzierung der Faltentiefe, eine Tiefengewebsstraffung<br />

mit Volumengewinn und eine Verbesserung des Hauterscheinungsbildes in Farbe<br />

und insgesamt ist die Patientenzufriedenheit als hoch zu bezeichnen.<br />

<br />

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cosmetic<br />

ISSN 1612-7390 Entgelt bezahlt: 63398 Preis: € 10,00 zzgl. MwSt. 9. Jahrgang • Februar • 1/2011<br />

dentistry _ beauty & science<br />

1 2011<br />

_Fachbeitrag<br />

Keramische Veneers – Empfehlungen<br />

zur indikationsgerechten Präparation<br />

_Spezial<br />

Der interessante Patient – Teil V:<br />

Körperdysmorphophobie –<br />

Schönheitsfehler, die keiner sieht<br />

_Lifestyle<br />

Südgeorgien – zauberhafte Inselund<br />

Tierwelt im Südpolarmeer<br />

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_Ausblick<br />

Die Radiofrequenz-Technologie eignet sich nach unseren Erfahrungen auch hervorragend<br />

zur Tiefengewebsstraffung an Hals und Dekolleté. So bietet sie eine<br />

interessante Alternative oder Ergänzungstechnik zum Facelift und ähnlichen<br />

Straffungsoperationen.<br />

_Zusammenfassung<br />

Bei der Behandlung des perioralen Faltenproblems unter Anwendung von Radiofrequenz-Chirurgie<br />

handelt es sich um ein gut dosierbares sicheres Verfahren, welches<br />

aufgrund seiner Wiederholbarkeit auch für kompliziertere Situationen anwendbar<br />

ist. Die Positiveffekte bieten in ihrer Summe eine attraktive Methode zur<br />

Problemlösung zum akzeptablen Preis. Eine solche Anwendung kostet zwischen<br />

650 und 900 Euro zzgl. MwSt.<br />

Der gut ausgebildete Facharzt für plastische Chirurgie sollte außer exzellenten<br />

anatomischen Kenntnissen auch weitreichende technisch-physikalische Kenntnisse<br />

haben und sich wissenschaftlich stets auf der Höhe des „State of the Art“<br />

halten. Manuelles Geschick und klare Zielvorstellungen in der Anwendung lassen<br />

beste Ergebnisse mit minimaler Schädigung des Gewebes zu. Dies entspricht dem<br />

ersten Grundsatz der Chirurgie „nihil nocere“ – auf keinen Fall zu schaden. Diesem<br />

Grundsatz entspricht die Radiofrequenzablationstechnik._<br />

Bestellung auch online möglich unter:<br />

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Dr. med. Jürgen Hermann Reus<br />

Plastische Chirurgie Reus<br />

Gritznerstraße 11<br />

76227 Karlsruhe-Durlach<br />

Sekretariat: 0721 4091-7050<br />

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Spezial _ Radiofrequenztherapie<br />

Radiage – Eine revolutionäre<br />

Radiofrequenztherapie zur<br />

nichtinvasiven Hautstraffung<br />

Autor _ Dr. med. Kai Rezai, Münster<br />

_Der Wunsch, so jung auszusehen wie man sich<br />

fühlt, ist so alt wie die Menschheit selbst. Schon im<br />

alten Ägypten gab es ausgedehnte ästhetische Anwendungen,<br />

um dieses zu erreichen. 1 Die heutige Generation<br />

ist bezüglich Gesundheit und des äußeren<br />

Erscheinungsbildes schon in frühen Jahren sehr sensibel.<br />

Hierbei stören häufig beginnende kleinere Fältchen<br />

im Gesicht und Halsbereich. Die meisten Patienten<br />

wünschen sich nichtinvasive und nichtoperative<br />

Behandlungsformen mit sehr geringen, oder besser<br />

keinen Ausfallzeiten und sichtbaren Nebenwirkungen.<br />

Das Ergebnis der Behandlung soll trotzdem eine<br />

eindeutige Verbesserung zeigen.<br />

Zu den wichtigsten Kriterien bei der Auswahl von ästhetischen<br />

Eingriffen, neben dem Erfolg selber, zählt<br />

heute immer häufiger die Zeitspanne, bis man wieder<br />

am sozialen Leben teilnehmen kann. 4 Seit ei nigen Jahren<br />

versucht die medizinische Laserindustrie Verfahren<br />

zu entwickeln, welche den Patienten diesen<br />

Wunsch erfüllen, ohne sichtbare Behandlungsspuren<br />

zu hinterlassen. Trotz verbesserter Systeme und Behandlungsformen<br />

wird ein ansprechendes Ergebnis<br />

trotzdem nur mit einigen Tagen Abheilungsphase erreicht.<br />

Auf diesem Gebiet hat die Radiofrequenztherapie<br />

in jüngster Zeit deutliche Fortschritte gemacht<br />

und stellt somit eine echte Alternative dar. 3<br />

_Behandlung<br />

Um ein gewünschtes Shrinking und somit die Straffung<br />

der Haut zu erreichen, muss die Schicht der tiefen<br />

Dermis (Abb. 1) auf mindestens 48°C erhitzt werden.<br />

Ultrakurze Erhitzungen auf 60°C verbessern nochmals<br />

das Ergebnis. Dabei werden zwei Prozesse der<br />

Verjüngung angestoßen: 1. Es kommt durch die Hitze<br />

zu einem Zusammenziehen (Shrinking) des Kollagens<br />

in dieser Schicht. Der Effekt ist sofort sichtbar. 2. Des<br />

Weiteren werden kontrolliert Mikronarben in der<br />

Fibroblastenschicht gesetzt, welche diese dann anregen<br />

neues Kollagen zu bilden. Dieser Effekt kann<br />

dann bis mehrere Monate nach der Therapie Ver -<br />

besserungen zeigen. Beides führt zur Straffung und<br />

Verjüngung der Haut. 2 Idealerweise sollte hierbei die<br />

Epidermis von Hitze nahezu verschont bleiben, um<br />

keinen Schaden zu nehmen.<br />

Laser benutzen für diese Prozedur energiereiches<br />

Licht, welches durch selektive Photothermolyse Energie<br />

an die Haut abgibt. Die Eindringtiefe wird durch<br />

Abb. 1_Hautmodell.<br />

Abb. 2_Surgitron 4,0 Dual RF<br />

der Firma Ellman.*<br />

Abb. 1 Abb. 2<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Radiofrequenztherapie<br />

Abb. 3_Schematische Darstellung<br />

der Radiage-Methode.*<br />

Abb. 3<br />

die Stärke der Energie des Lichtes, der Wellenlänge<br />

und der Einwirkzeit gesteuert.<br />

Bislang gibt es allerdings kein System, welches die<br />

Dermis erreicht, ohne einen großen Teil der Energie an<br />

die Epidermis abzugeben. Hierauf beruhen die meisten<br />

sichtbaren Nebenwirkungen der Lasertherapie.<br />

Die Radiofrequenztherapie basiert auf einem gänzlich<br />

anderen Behandlungsprinzip als die Lasertherapie.<br />

11 Sie nutzt die physikalische Eigenschaft von Radiowellen,<br />

die Energie und somit Hitze am Ort des<br />

höchsten Widerstandes freizusetzen. 7, 8<br />

Der höchste Widerstand ist an der Haut optimaler<br />

Weise die tiefe Dermis mit Grenze zur subkutanen<br />

Fettschicht. Also genau die Schicht, welche man selektiv<br />

auch zur Hautstraffung behandeln möchte.<br />

Zusätzlich kann die Eindringtiefe der Energie durch<br />

die Frequenz der Radiowellen und Größe der<br />

Elektrode gesteuert werden. Je höher die Frequenz<br />

und größer die Elektrode, desto tiefer ist die Eindringtiefe<br />

der Energie. Das Gerät Surgitron 4,0 Dual<br />

RF (Abb. 2) der Firma Ellman, mit der die Radiage TM<br />

durchgeführt wird, arbeitet mit der patentgeschützten<br />

optimalen Frequenz von 4 MHz. Diese Frequenz<br />

ist auf die Hitzeausbreitung an der unteren<br />

Dermis optimiert. In Abbildung 3 ist die Behandlung<br />

schematisch dargestellt. Konventionelle Elektrochirurgiegeräte<br />

arbeiten mit Frequenzen zwischen<br />

360kHz und 1,7MHz (Abb. 4). Sie sind durch ihre<br />

hohe Wärmeentwicklung direkt an der Elektrode bis<br />

hin zur Karbonisierung für eine optimale Wirkung<br />

nur an der Dermis ungeeignet.<br />

Der thermale Effekt der Behandlungen am Gewebe<br />

kann durch die Formeln in Abbildung 5 dargestellt<br />

14, 10<br />

werden.<br />

Die Radiage-Behandlung wird ambulant durchgeführt<br />

und erfordert praktisch keine Abheilungsphase.<br />

Radiage sollte ohne jegliche Anästhesie angewendet<br />

werden und wird von den Patienten sehr gut toleriert.<br />

Die Behandlung erfolgt mit speziellen Handstücken<br />

(Domes) (Abb. 6). Man fährt die zu behandelnden Areale<br />

in mehreren Pases langsam ab, wobei die Stärke der<br />

Energie und die Größe der Domes (Abb. 6) je nach Areal<br />

individuell gewählt werden. Bei der Behandlung fühlen<br />

die Patienten eine kurze moderate Erwärmung des<br />

behandelten Areals, welche durch ein patentiertes<br />

Kühlgel (Abb. 7) gleichzeitig gemildert wird und die<br />

Epidermis vor Überhitzung schützt.<br />

Nach der Behandlung sieht man einen sofortigen Effekt,<br />

welcher für etwa 36–72 Stunden anhält. 12 Nach<br />

etwa sieben bis zehn Tagen beginnt die Kontraktion des<br />

Elastins und die Neubildung von Kollagen 9 und somit<br />

eine weitere Straffung des Gewebes.<br />

Die Abbildung 8 zeigt ein typisches Anwendungsbeispiel.<br />

Hervorragende Ergebnisse werden im Gesicht und<br />

am Hals erzielt. Kleine Fältchen am Unterlid und Falten<br />

am Hals sind eine Domäne der Radiage, 5, 13 da<br />

Abb. 4_Frequenztabelle.*<br />

Abb. 4<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Radiofrequenztherapie<br />

Abb. 5_Formeln für thermale Effekte<br />

bei Anwendung von Elektrochirurgie.<br />

Abb. 6_Verschiedene Dome-<br />

Handstücke.*<br />

Abb. 7_Radiage-Gel.<br />

Abb. 8_Radiage-Anwendungsbeispiel.<br />

Abgegebene Energie (J) = I x R x T<br />

(I = Wärmestrom (Watt), R = Widerstand der Dermis,<br />

T = Zeit der Applikation)<br />

Laterale Hitze LH = T x I x W x S<br />

F<br />

Abb. 7<br />

(LH = laterale Hitze, T = Zeit, I = Intensität (Watt),<br />

W = Wellenform, S = Auflagefläche, F = Frequenz)<br />

Abb. 5<br />

Abb. 6<br />

Abb. 8<br />

Abb. 9_Patientin mit Wangenfalten<br />

vor der Behandlung.<br />

Abb. 10_Gleiche Patientin nach<br />

drei Radiage-Behandlungen.<br />

Abb. 11_Patientin mit Falten<br />

im Halsbereich.<br />

Abb. 12_Gleiche Patientin nach<br />

einer Radiage-Behandlung<br />

Abb. 13_Schnittkanten in<br />

Ab hängigkeit von der verwendeten<br />

Radiofrequenz.*<br />

diese mit anderen Therapien meist nur ungenügend<br />

erfolgreich behandelt werden können. Die Behandlung<br />

eignet sich auch hervorragend, um hängende<br />

Wangen zu straffen. Die Therapie kann aber auch an<br />

anderen Bereichen des Körpers, wie zum Beispiel am<br />

Bauch oder den Beinen eingesetzt werden.<br />

Nach der Behandlung ist praktisch keine Abheilung,<br />

wie es nach invasiven kosmetischen Operationen notwendig<br />

ist, erforderlich. Alle Aktivitäten können sofort<br />

wieder aufgenommen werden. Auch Sonnenlicht<br />

muss zum Beispiel nach der Therapie nicht gemieden<br />

werden. Leichte Rötungen sind meistens kürzer als<br />

eine Stunde, nie länger als ein bis zwei Tage, sichtbar.<br />

Es sollten zwei bis drei Behandlungen im Abstand von<br />

drei bis vier Wochen 9 erfolgen. Der volle Effekt der Behandlung<br />

entwickelt sich noch über einige Monate<br />

nach der Behandlung und hält ein bis drei Jahre an.<br />

Dieses variiert von Patient zu Patient. Wie bei allen ästhetischen<br />

Anwendungen schwindet der Effekt langsam<br />

über die Zeit. Weitere Behandlungen können nach<br />

Belieben zu jeder Zeit wiederholt werden. Die Abbildungen<br />

9–12 zeigen einige Behandlungs beispiele.<br />

_Fazit<br />

Radiage ist eine neue und sehr vielversprechende<br />

Alternative zur nichtinvasiven Hautstraffung. Die Ergebnisse<br />

sind teilweise mit chirurgischen Eingriffen<br />

vergleichbar. Das Procedere ist sowohl für den Arzt als<br />

auch für die Patienten sehr angenehm. Die meisten<br />

Patienten sind mit dem Ergebnis hochzufrieden. In der<br />

Hand eines geübten Anwenders ist es eine sehr sichere<br />

und effektive Methode zu Hautverjüngung und<br />

eingeschränkt zur Cellulite- und Striae-Behandlung.<br />

Ein Pluspunkt ist, dass das Gerät Surgitron 4,0 Dual RF<br />

auch zusätzlich ein vollwertiges Radiofrequenz<br />

Elektrochirurgie Gerät darstellt. Man kann sowohl per<br />

Radiofrequenz atraumatisch schneiden (Abb. 13) und<br />

Abtragungen vornehmen sowie mono polar als auch<br />

bipolar kauterisieren oder Blutstillungen vornehmen.<br />

360 KHz 1,7 MHz 4,0 MHz<br />

Abb. 9 Abb. 10<br />

50 100<br />

Hz Hz<br />

250 500 600<br />

KHz KHz KHz<br />

1,0 4,0 5,0 50<br />

MHz MHz MHz MHz<br />

2500<br />

MHz<br />

1 Photon<br />

GHz Energy<br />

RANGE OF FREQUENCIES<br />

Lateral Heat =<br />

TxIxWxE<br />

Frequency<br />

Abb. 11 Abb. 12 Abb. 13<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


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Somit kann das Gerät von chirurgisch tätigen Kollegen auch für zahlreiche andere Einsatzgebiete<br />

verwendet werden. 6 _<br />

Fußnote<br />

* Mit Dank an die Firma Ellman für die Bereitstellung der Illustrationen.<br />

Literaturliste<br />

[1] Ebbell B. (1937) The Papyrus Ebers: The Greatest Egyptian Medical Document. Copenhagen: Levin &<br />

Munksgaard 1937<br />

[2] England L.J.; Tan M.H.; Shumaker P.R.; Egbert B.M.; Pittelko K.; Orentreich D.; Pope K. (2005) Effects<br />

of mono polar radiofrequency treatment over soft tissue fillers in an animal model. Lasers. Surg. Med. Part<br />

1 37: 356–365<br />

[3] Gold M.H. (2007) Aesthetic Practice Trends: Tissue Tightening: A Hot Topic Utilizing Deep Dermal<br />

Heating J. of. Drugs in Dermatol. Vol. 6 Issue 12 Dez.: 1238–1242<br />

[4] Grund A. (2007) Hochfrequente Radiomikrochirurgie in der kosmetischen Gesichtschirurgie face 1/07:<br />

44–47<br />

[5] Javate R. (2006) Nonablative Radiofrequency Treatment for Periorbital Rhytides and Midface Laxity. Poster<br />

presented at Asian/Phillipine Academy of Ophthalmology Nov. 2006<br />

[6] Keefe M.W.; Rasouli A.; Telenkov S.A.; Karamzadeh A.M.; Milner T.E.; Crumley R.L.; Wong B.J.F. (2003)<br />

Radiofrequency Cartilage Reshaping Efficacy, Biophysical Measurements, and Tissue Viability Arch.<br />

Facial. Plast. Surg. 5: 46–52<br />

[7] Kalkwarf K.L.; Krejci R.F.; Edison A.R.; Reinhardt R.A. (1983) Subjacent heat production during tissue<br />

excision with electrosurgery. J. Oral Maxillofac. Surg. Vol. 4: 653–657<br />

[8] Krejci R.F.; Kalkwarf K.L.; Hohenstein K. (1987) Electrosurgery – a biological approach. J. Clin. Periodontol,<br />

Vol. 14: 557–563<br />

[9] Narins D.J.; Narins R.S. (2003) Non-surgical radiofrequency facelift. J. Drugs. Dermatol. 2(5) Okt.:<br />

495–500<br />

[10] Niamtu J. (2003) 4.0 MHZ Radio Wave Applications in Cosmetic Facial Surgery Cosm. Dermatol. Vol.<br />

16 Issue 11 Nov.: 33–46<br />

[11] Pollack S.V.; Carruthers A.; Grekin R.C. (2000) The history of electrosurgery. Dermatol. Surg. Vol. 26:<br />

904–908<br />

[12] Rusciani A.; Curinga G.; Menichini G.; Alfano C.; Rusciani L. (2007) Nonsurgical Tightening of Skin<br />

Laxity: A New Radiofrequency Approach J. of. Drugs in Dermatol. Vol. 6 Issue 12 Dez.: 1238–1242<br />

[13] Sappachang W.; Jerasutus S. (2006) Sucessful treatment of periorbital rhytides with non ablative technique<br />

using a simple radiosurgery device. Am. Acad. of Dermatol. 64 th Annual Meeting: March 3–7,<br />

2006<br />

[14] Tunnel J.W.; Pham I., Stern R.A., et al. (2002) Mathematical model of nonablative RF heating of skin.<br />

Lasers Surg Med 14 Suppl: 318<br />

<br />

<br />

Implantologie ab Seite 56<br />

Wirtschaft |<br />

Social Media für<br />

die Praxis – aber wie<br />

ab Seite 14<br />

17. Jahrgang • Februar 2011 1+2<br />

ISSN 1617-5077 • www.oemus.com • Preis: € 6,50 | sFr 10,– zzgl. MwSt.<br />

Zahnmedizin |<br />

Der Zahnarzt als<br />

Heilpraktiker<br />

ab Seite 104<br />

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Das führende<br />

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schriftlich gekündigt wird (Poststempel genügt).<br />

_Kontakt<br />

Dr. med. Kai Rezai<br />

Institut für ästhetische Dermatologie Münster<br />

Windthorststraße 16<br />

48143 Münster<br />

Tel.: 0251 42052<br />

E-Mail: rezai@hautarzt-muenster.de<br />

www.hautarzt-muenster.de<br />

face<br />

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Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig<br />

Tel.: 03 41/4 84 74-0, Fax: 03 41/4 84 74-2 90<br />

eBook Faltenbehandlung 2011


Fachbeitrag _ Lichtbasiertes Verfahren<br />

Hautverjüngung in 3-D<br />

Autorin_Dr. Dr. Christiane Gutsche, Düsseldorf<br />

_Immer mehr Patientenkommen mit dem Wunsch,<br />

durch minimalinvasive Behandlungsmethoden jünger<br />

und frischer auszusehen – ohne lange Ausfallzeiten.<br />

Mit zunehmendem Alter stellen die Imperfektionen<br />

des Hautbildes im wahrsten Sinne des Wortes ein<br />

vielschichtiges Problem dar. Diese „Mehrschichten-<br />

Herausforderung“ bedeutet die Therapie multipler<br />

Indikationen: Probleme der Hautoberfläche, der papillaren<br />

Dermis und der tiefen Dermis. Hautton,<br />

Hauttextur und Hautspannkraft, diese drei Indikatoren<br />

bestimmen, wie jugendlich die Haut aussieht.<br />

3-D heißt das Konzept, das sich der vielschichtigen<br />

Haut annimmt. Es vereint drei lichtbasierte Verfahren<br />

und führt so zu einer umfassenden Besserung<br />

verschiedenster Hautprobleme. Diese 3-D-Skin-<br />

Rejuvenation ist ein nichtablatives, schmerzfreies<br />

Verfahren, um eine sichtbare Verbesserung des<br />

Hauttonus, der Textur und der Hautstraffung zu<br />

erreichen.<br />

_Technologie und Anwendung<br />

Der 3-D-Effekt wird durch die Kombination von drei<br />

separaten, sich gegenseitig ergänzenden lichtbasierten<br />

Verfahren erzielt: Intelligent gepulstes Licht,<br />

Laser und Infrarot in einem Gerät. Jedes Handstück<br />

ist mit Echtzeitkalibrierung – jeder Puls wird in sei-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Lichtbasiertes Verfahren<br />

Abb. 1_Nichtinvasive und<br />

schmerzarme Behandlung zur<br />

Hautverjüngung.<br />

Abb. 1<br />

ner Ausgangsleistung genau überwacht – sowie einer<br />

integrierten Hautkühlung für konsistente und<br />

reproduzierbare Behandlungsergebnisse ausgestattet.<br />

Das Verfahren kann an Hals und Gesicht angewendet<br />

werden, aber auch an Händen, Armen, Bauch und<br />

anderen Körperstellen.<br />

_Fallbeschreibung<br />

Die fotografische Gegenüberstellung zeigt eine<br />

56-jährige Patientin vor und nach einer 3-D-Behandlung.<br />

Die Patientin wollte eine merkbare Hautauffrischung<br />

im Gesicht, insbesondere die Nasolabialfalten,<br />

Fältchen um den Mund sowie Rötungen<br />

sollten behandelt werden. Da sich die Patientin<br />

aus beruflichen Gründen keine lange Auszeit leisten<br />

kann, kommt für sie ein chirurgisches Lifting<br />

nicht infrage. Daher die Entscheidung für 3-D-Rejuvenation.<br />

Im ersten Behandlungsschritt wurden 15 Pulse mit<br />

dem IPL 560 (13 J/cm 2 ) appliziert und epidermale<br />

rote sowie braune Chromophore behandelt, wodurch<br />

eine Verbesserung des Hauttonus angestrebt<br />

wurde und vaskuläre und pigmentierte<br />

Hautveränderungen entfernt wurden. Die Patien-<br />

Fallbeispiel 1<br />

Abb. 1a–b_Patientin vor und nach<br />

3-D-Behandlung in drei Schritten.<br />

Abb. 1c_Ergebnis bei der Nachkontrolle<br />

nach acht Monaten.<br />

_Fallbeispiel 1<br />

Abb. 1a Abb. 1b Abb. 1c<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Lichtbasiertes Verfahren<br />

Fallbeispiel 2<br />

_Fallbeispiel 2<br />

Abb. 2a_Vorher.<br />

Abb. 2b_Nachher: Patientin direkt<br />

nach der ersten Therapie.<br />

Abb. 2a<br />

Abb. 2b<br />

tin spürte ein kurzes, leichtes Prickeln auf der Haut,<br />

wenn der Lichtpuls auf die Haut auftrifft, welches<br />

durch die Kühlung als angenehm empfunden<br />

wurde.<br />

Beim nächsten Schritt, der Laser Rejuvenation, findet<br />

ein Mikrosekunden gepulster 1.064nm Laser Anwendung,<br />

der 1,5cm oberhalb der Hautoberfläche<br />

geführt wird. Ziele sind Hämoglobin und Wasser in<br />

der papillaren Dermis. Die Absorption des Lichts im<br />

oberen vaskulären Plexus und die Wasserabsorption<br />

in der oberen Dermis stimulieren die Kollagenneogenese.<br />

Es kommt zur Verringerung der Porengröße, einer<br />

Reduktion diffuser Hautrötungen und einer Verbesserung<br />

der Hauttextur.<br />

Es wurde Energie von 13 J/cm 2 bei einer Pulsdauer<br />

von 0,3 ms und einer Spotgröße von 5mm verwendet.<br />

Die Frequenz beträgt 5 bis 10Hz. Diese Behandlung<br />

war sanft und wohltuend für die Patientin. Sie<br />

spürte während der Sitzung eine Reihe warmer Pulse<br />

auf der Haut.<br />

Im dritten Schritt wurde das Titan-Handstück eingesetzt.<br />

Es besitzt ein Infrarot-Spektrum mit Wellenlängen<br />

zwischen 1.100 und 1.800nm zur Behandlung<br />

erschlaffter Haut. Durch eine kontinuierliche<br />

Kühlung während des Behandlungszyklus wird die<br />

Hautoberfläche geschont. Auf einen kühlen Puls<br />

spürte die Patientin eine kurze Erwärmung, gefolgt<br />

von einer angenehmen Kühlung.<br />

Das Infrarot-Spektrum erzeugt eine gezielte Erhitzung<br />

in der Dermis (1–3mm Tiefe) aufgrund der Absorption<br />

des Lichts im Wasser. Hierdurch kommt es<br />

zu einer sofortigen Kollagenkontraktion und zu einer<br />

langzeitigen Kollagenstimulation (4–6 Monate). Die<br />

verwendete Energie beträgt in diesem Fall im Gesicht<br />

32 J/cm 2 , an anderen Körperarealen können 37–<br />

47 J/cm 2 eingesetzt werden.<br />

Nach der Behandlung hatte die Patientin eine leichte<br />

Hautrötung, die sofort abgedeckt werden kann und<br />

innerhalb weniger Stunden wieder vergeht. Sie berichtete<br />

von dem Gefühl eines leichten Sonnenbrandes.<br />

Hinsichtlich besonderer Verhaltensregeln nach<br />

der Therapie wird lediglich der Verzicht auf direkte<br />

Sonnenbestrahlung für zwei Wochen ausgesprochen.<br />

Bei dieser Patientin sind die Ergebnisse vier Wochen<br />

nach der Behandlung sehr gut sichtbar. Besonders<br />

Fallbeispiel 3<br />

_Fallbeispiel 3<br />

Abb. 3a_Vorher.<br />

Abb. 3b_Nachher: Patientin direkt<br />

nach der ersten Therapie.<br />

Abb. 3a<br />

Abb. 3b<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Fachbeitrag _ Lichtbasiertes Verfahren<br />

_Fallbeispiel 4<br />

Fallbeispiel 4<br />

Abb. 4a_Patientin vor und …<br />

Abb. 4b_… drei Wochen nach<br />

einer 3-D-Behandlung.<br />

(Fotos: Mary Boaglio, RN.)<br />

Abb. 4a<br />

Abb. 4b<br />

erfreulich sind weitere Verbesserungen, die sich<br />

auch noch im Laufe mehrerer darauffolgender Monate<br />

„wie von Zauberhand“ eingestellt haben und<br />

das Rad der Hautalterung zurückdrehen.<br />

_Autorin<br />

face<br />

Dr. Dr. Christiane Gutsche<br />

_Zusammenfassung<br />

Durch die multimodale Anwendung von drei lichtbasierten<br />

Verfahren können alle Hautschichten erreicht<br />

werden. Die synergistischen Effekte führen,<br />

gleichzeitig in einer Sitzung für den Patienten<br />

schmerzfrei und nichtablativ einsetzbar, zu einer<br />

Verbesserung des Hauttonus und der Hauttextur bei<br />

gleichzeitiger Reduktion rötlicher und pigmentierter<br />

Hautoberfläche.<br />

Das 3-D-Verfahren stellt keine Alternative zur chirurgischen<br />

Faltenbehandlung dar. Es nimmt eine Position<br />

zwischen einer Behandlung mit Fillern und<br />

dem chirurgischen Facelifting ein. Die 3-D-Skinrejuvenation<br />

(Cutera-Technologie) ist meines Erachtens<br />

eine sehr effektive und innovative Behandlungsmethode,<br />

die durch keinerlei Ausfallzeiten nach der Behandlung<br />

überzeugt._<br />

Gräulinger Straße 120<br />

40625 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 28003104<br />

E-Mail: ch.gutsche@<br />

kliniken-duesseldorf.de<br />

www.face-and-harmonie.de<br />

1985 <strong>Medizin</strong>studium. 1991<br />

Promotion Humanmedizin. 1997 Promotion Zahnmedizin.<br />

Praktisches Jahr und AIP im Krankenhaus Gerresheim<br />

sowie in <strong>Klinik</strong> in Johannesburg (Südafrika). Vor<br />

ihrer Rückkehr als leitende Ärztin der Abteilung für<br />

MKG-Chirurgie/Plastische und Ästhetische Operationen<br />

nach Gerresheim 2006 Oberärztin in Abt. MKG-<br />

Chirurgie/Plastische Operationen im St. Josefshospital<br />

Krefeld-Uerdingen. 2005: Anerkennung der Zusatzbezeichnungen<br />

„Plastische und ästhetische Operationen“<br />

und als Fachärztin für Oralchirurgie.<br />

_Fallbeispiel 5<br />

Fallbeispiel 5<br />

Abb. 5a_Patientin vor und …<br />

Abb. 5b_… vier Wochen nach einer<br />

3-D-Behandlung.<br />

Abb. 5a<br />

Abb. 5b<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


News _ Produktinformation<br />

Schönheit und Gesundheit<br />

durch ein nichtinvasives<br />

Verfahren<br />

Autorin _ Frau Dr. med. K. Komender-Spira, Darmstadt<br />

_Diese alternative und unterstützende Maßnahme<br />

der ästhetischen <strong>Medizin</strong> und Chirurgie basiert auf<br />

einem multiplen Verfahren zur Verschönerung der<br />

Haut und des Körpers. Frauen wollen sich in erster Linie<br />

selbst gefallen und ihrem Alter entsprechend gut<br />

aussehen, anstatt künstlich sexy zu wirken. Um diese<br />

Natürlichkeit zu erreichen, ziehen sie immer öfter<br />

nichtinvasive, sanfte Methoden einem operativen<br />

Eingriff vor. Denn entscheidend ist das Ergebnis: typgerecht,<br />

dezent und natürlich soll es in jedem Fall<br />

sein.<br />

Auf der Suche nach sanften Methoden und alternativen<br />

Techniken für Gesichts- und Körperbehandlungen<br />

hat Frau Dr. med. K. Komender-Spira mit dem SKIN<br />

JET MESOLASTIC®-Verfahren eine nichtinvasive, alternative<br />

und überzeugende Behandlungsmethode<br />

entwickelt. Dieses neue und hochtechnologische,<br />

pro- und postoperative Verfahren ist umfangreich<br />

und vielseitig anwendbar. Das multifunktionale Gesamtkonzept<br />

kann in folgenden Bereichen angewendet<br />

werden:<br />

Naturlifting, Mesotherapie, Anti-Falten-Behandlungen,<br />

Face- & Body-Treatment, spezielles Eye-<br />

Treatment, Problemhaut, Anti-Aging, Energy-Fit,<br />

Anti-Schmerz, pre- und postoperativ.<br />

Die nichtinvasive Methode ermöglicht eine intensive<br />

Skin-Rejuvenation mit dem Ergebnis glatter und<br />

straffender Effekte. Darüber hinaus kann es für die<br />

Fettreduktion sowie Körpermodellage und als Anti-<br />

Schmerz- und Anti-Stress-Methode angewendet<br />

werden.<br />

Das intelligente, kompatible präparative und apparative<br />

System basiert auf einem synergetischen Gesamtkonzept<br />

der SKIN JET-Gerätesysteme, die auf<br />

den Prinzipien des Sphäro-Meso-Transfers und der<br />

Micropulsation aufgebaut sind. Dem Behandlungserfolg<br />

zugrunde liegt die wissenschaftlich korrekte<br />

Handhabung der Gerätesysteme in Kombination mit<br />

SKIN JET-Cosmeceuticals. Dieses kombinierte Verfahren<br />

ist in der Kinesiotherapie, Osteopathie, Chiro -<br />

praktik, QI der Chinesischen <strong>Medizin</strong> und Akupunktur<br />

verankert.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


News _ Produktinformation<br />

_Vorbereitung<br />

Eine Indikationsgruppe für MESOLASTIC®-Behandlungen<br />

sind nicht krankhafte Erscheinungen, die jedoch<br />

für die Betroffenen oftmals belastend sind und<br />

daher einer Therapie bedürfen. Mit der Mesotherapie<br />

lassen sich Cellulite, Haarausfall, Bindegewebsschwäche<br />

und Falten behandeln. Bei der Therapie wird durch<br />

intensivierte Blut- und Lymphzirkulation, Gewebeentschlackung<br />

und Geweberegeneration ein verbessertes<br />

Erscheinungsbild ohne operative Eingriffe erreicht.<br />

Vor jedem therapeutischen Behandlungsbeginn ist es<br />

notwendig, die körperliche und seelische Verfassung<br />

des Patienten zu berücksichtigen. Das SKIN JET-Verfahren<br />

wird mit der Vorbereitung des Körpers und der<br />

Haut auf die optimierte Aufnahme von Wirkstoffen<br />

und der Tiefenreaktion durch eine Leberdetoxikation<br />

und Nierenaktivierung nach der Methode von Dr.<br />

med. K. Komender-Spira eingeleitet. Eine Maßnahme<br />

übrigens, die grundsätzlich vor jeder Behandlung<br />

stattfinden sollte, insbesondere auch bei Anti-Aging,<br />

um das Gewebe aufzulockern und weitere Behandlungsschritte<br />

positiv zu aktivieren.<br />

Diese Methode verläuft parallel zu den Behandlungen<br />

am Gesicht oder Körper. Gleichzeitig werden individuelle<br />

körperliche Leiden, viele Schmerzarten,<br />

Muskelverspannungen, auch Kopfschmerzen etc.<br />

der jeweiligen Person berücksichtig und optimal behandelt.<br />

Ganz nach dem Motto „Nur ein lockerer und<br />

vom Schmerz befreiter Körper kann positive Impulse<br />

aufnehmen“ werden die physikalischen Prozesse, die<br />

Chakrazentren und Energiefelder positiv beeinflusst<br />

und in der Reaktion verstärkt.<br />

Um die Aufnahme und den Transfer von Mole külen<br />

vorzubereiten, sollte jede Haut anschließend mit dem<br />

Microdermabrasio-System vorbereitet werden, um<br />

abgestorbene Hautzellen gleichmäßig und unblutig<br />

abzutragen.<br />

_Funktionsweise<br />

Aufgebaut auf die SKIN JET Sphäro-Meso-Transfer-<br />

Technologie mit der Unterstützung der Micro-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


ANZEIGE<br />

<br />

<br />

Dermaceuticals. Dabei werden aufgrund mehrerer systemisch abgestimmten Behandlungsschritte<br />

die Zellen gleichzeitig aktiviert, beeinflusst und in eine sogenannte<br />

„Schockphase“ versetzt.<br />

_Behandlung mit Micropulsen<br />

<br />

<br />

Bestellung auch online möglich unter:<br />

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Firma<br />

Straße<br />

Während der kurzen Behandlungszeit mit MESOLASTIC®-Micropuls lockert sich das<br />

Gewebe im Bruchteil von Sekunden, was zur Verbesserung und Aktivierung der biochemischen<br />

und physiologischen Prozesse führt. Die dadurch erreichte intensive Stimulation<br />

der Lymphzirkulation sowie die Aktivierung der Mikrozirkulation in Arterien und<br />

Venen, der sofortige Schadstoffabtransport und die bessere Sauerstoffzufuhr bei<br />

gleichzeitiger Aktivierung der Angiogenese führen zur harmonischen Wiederher -<br />

stellung der Bindegewebsstruktur und fördern das Gleichgewicht der Zellen.<br />

Aufgrund der Kraft der transdermalen Schwingungsreaktionen und der Wirkung der<br />

horizontalen und diagonalen Impulse wird die Hautbarriere durchlässiger. Da die Transportkanäle<br />

geöffnet werden, entsteht ein sogenannter Porototionsprozess, wodurch<br />

das Feuchtigkeitspotenzial bei gleichzeitiger Muskelstimulation des Tonus intensiviert<br />

wird.<br />

_Ultraschall im Magnetfeld<br />

Der Quarz-Ultraschall im Magnetfeld mit Rot- und Blaulicht bietet parallel verlaufende<br />

und gegenseitig unterstützende multiplizierende Nieder- und Hochfrequenzen, was zur<br />

Verstärkung einer transdermalen Reaktion und dem Transfer der mikromolekularen<br />

Struktur mit speziellen Wirkstoffen führt. Dahinter verbergen sich gleichzeitig oberflächlich<br />

und tief wirksame multiplizierte Frequenzen, die lokal bzw. großflächig die gewünschten<br />

Reaktionen erzielen. Die Kombination aus Nieder- und Hoch frequenz kann<br />

aufgrund der Ionen-Verschiebung im menschlichen Organismus und der Aktivierung<br />

der Natrium-Kalium-Pumpe optimale Reaktionen bei unterschiedlichen Therapieformen<br />

aufweisen. Auch die sofortige und gleichzeitige Reaktion von Magnetfeldern und<br />

Quarz-US auf die Physiologie der Zellen weist schneller als bisher positive Ergebnisse auf.<br />

_Wirkstoffcocktail<br />

Ein dem Problem angepasster Derma-Wirkstoffcocktail unterstützt das apparative System<br />

und damit den Behandlungserfolg. Aufgrund von energetischen Schwingungen<br />

können die biologischen Informationen und die Wirkung der Botenstoffe auf Nerven<br />

und Immunsystem weitervermittelt werden.<br />

_Resümee<br />

Die Wirksamkeit dieses Verfahrens, basierend auf der Aktivierung der Lymphbahnen, des<br />

Schadstoff abtransports, der Öffnung der Kanäle, der sofortigen Entspannung des Gewebes<br />

und schließlich dem optimalen Transport von Molekülen ermöglicht die Behandlung<br />

auch schwieriger Gewebeareale wie Augenzone, Mimikfalten oder Lippenbereich.<br />

Darüber hinaus ist die SKIN JET-Wundheilungsmethode nicht nur im postoperativen Verfahren<br />

anwendbar._<br />

<br />

PLZ/Ort/Land<br />

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Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 48474-0<br />

Fax: +49 341 48474-290<br />

E-Mail: grasse@oemus-media.de<br />

_Kontakt<br />

Frau Dr. med. K. Komender-Spira<br />

Präsidentin, SKIN JET GmbH<br />

Holzhofallee 1, 64283 Darmstadt<br />

Tel.: 06151 39118-0<br />

Fax: 06151 39118-20<br />

E-Mail: info@skin-jet.com, www.skin-jet.com<br />

face


Spezial _ Haut und Ernährung<br />

Möglichkeiten und<br />

Grenzen für Nahrungsergänzungsmittel<br />

Autor_ Dr. Jürgen Reimann, München<br />

_Nahrungsergänzungsmittel werden gemäß<br />

Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung vom<br />

24.05.2004 wie folgt definiert: „Nahrungsergänzungsmittel“<br />

sind Lebensmittel, die dazu bestimmt<br />

sind, die normale Ernährung zu ergänzen<br />

und Konzentrat von Nährstoffen oder sonstigen<br />

Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer<br />

Wirkung allein oder in Zusammensetzung<br />

darstellen und in dosierter Form in den Verkehr<br />

gebracht werden, d.h. in Form von z.B. Kapseln,<br />

Pastillen, Tabletten, Pillen und anderen ähnlichen<br />

Darreichungsformen.<br />

Betrachten wir zunächst noch einmal die Wirkstoffgruppen,<br />

die für Nahrungsergänzungsmittel<br />

ganz allgemein geeignet sind:<br />

– Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente)<br />

– Öle (Fisch-, Pflanzenöle sowie die ungesättigten<br />

Fettsäuren)<br />

– Pro- und Präbiotika (diese sind im Augenblick von<br />

besonderem Interesse)<br />

– Aminosäuren<br />

– Pflanzenextrakte<br />

– Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe (Polyphenole<br />

allgemein, speziell Anthocyane und Procyanidine,<br />

sog. OPCs [z.B. aus Beeren, Wein und grünem<br />

Tee], Flavonole, Flavane, Catechine, Phytoöstrogene)<br />

– Algen (Jod).<br />

Folgende Funktionen stehen dabei im Vordergrund:<br />

_ Schutzschild des Körpers gegen die Umwelt<br />

_ Schutzschild vor Hitze und Kälte<br />

_ Schutzhülle gegen Krankheitserreger und Strahlung<br />

_ Speicher für Nährstoffe und Wasser<br />

_ Ausscheidungsorgan für Abbauprodukte des<br />

Stoffwechsels<br />

_ Sinnesorgan.<br />

Die Haut ist daher für den Menschen von besonderer<br />

Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden und sie<br />

wird daher nicht zu Unrecht häufig als der Spiegel der<br />

Seele bezeichnet. Redensarten wie: „das geht einem<br />

unter die Haut“, „vor Scham errötet“ oder „aus der Haut<br />

fahren“ zeigen, wie sehr Haut und Seele miteinander<br />

verbunden sind. Deshalb ist eine gesunde Haut für<br />

den Menschen von besonderer Bedeutung.<br />

Was kann oder muss man tun, um die Haut frisch und<br />

jugendlich zu erhalten, außer der täglichen Reinigung<br />

und Pflege? Lange Zeit glaubte man, dass weitere<br />

Maßnahmen nicht nötig und auch nicht möglich sind.<br />

Durch die Fortschritte in der Ernährungsmedizin<br />

_Die Haut: Spiegel der Seele<br />

Die Haut ist unser größtes und sicherlich mit<br />

das wichtigste Organ für den Menschen.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Haut und Ernährung<br />

Antioxidantien<br />

_ Vitamin E, Vitamin C, Carotinoide mit Beta-Carotin,<br />

Lutein, Lycopen Zeaxanthin und Astaxanthin,<br />

Selen, Coenzym Q10<br />

_ Zink: Dieses Spurenelement nimmt eine<br />

Sonderstellung für die Haut ein (insbesondere<br />

bei Akne).<br />

_ B Vitamine: Biotin, Folsäure, Nikotinamid und<br />

Dexpanthenol<br />

_ Vitamin A<br />

_ Silizium, Eisen, Mangan, Molybdän, Kupfer.<br />

Die ungesättigten Fettsäuren<br />

_ Omega-6-Fettsäuren wie z.B. in Borretschöl,<br />

Nachtkerzenöl<br />

_ Omega-3-Fettsäuren wie z.B. in Fischöl, Leinöl,<br />

Perillaöl.<br />

haben wir jedoch erfahren, wie wichtig eine gesunde<br />

ausgewogene Ernährung auch für eine gesunde,<br />

junge und frische Haut ist. Da aber eine ausgewogene<br />

Ernährung häufig nicht realisiert wird oder<br />

nicht möglich ist, spielen heute sinnvolle Nahrungsergänzungsmittel<br />

immer mehr eine Rolle. Neben<br />

der Ernährung kommen die zusätzlichen Belastungen<br />

der Haut durch:<br />

_ zu intensives und häufiges Reinigen mit Agentien,<br />

die die Haut schädigen können<br />

_ Umweltbelastungen durch Rauchen, Smog und<br />

Ozonbelastung<br />

_ erhöhte UV-Belastungen und vorzeitiges Photo-<br />

Ageing.<br />

Insbesondere mit dem Thema Photo-Ageing beschäftigen<br />

sich die Dermatologen und Ernährungswissenschaftler<br />

seit geraumer Zeit intensiv.<br />

Wir wissen heute, welche Auswirkungen eine erhöhte<br />

UV-Belastung auf unsere Haut haben kann.<br />

Neben der Tatsache, dass UV-Belastung zu Veränderungen<br />

der Lipidstruktur, Nukleoproteine, bestimmter<br />

Eiweißkörper und zu Veränderungen der<br />

Aminosäure-Strukturen führen können, sind eine<br />

Reihe weiterer schädigender Eigenschaften bekannt.<br />

_Die Bedeutung der Mikronährstoffe<br />

Zahlreiche Arbeitskreise (Packer, Thiele, Weber,<br />

Azzi, Biesalski, Gollnick, Gehrig und Sies) haben<br />

gezeigt, dass die Mikronährstoffe, wie Vitamine,<br />

Mineralstoffe und Spurenelemente, für gesunde<br />

Hautfunktionen von essenzieller Bedeutung sind<br />

und zudem ausgeprägte Schutzfunktionen ausüben<br />

können. Im Blickpunkt der Wissenschaft stehen<br />

dabei folgende Wirkstoffe:<br />

Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe<br />

Polyphenole, z.B. aus grünem Tee, Weintrauben<br />

(Kerne und Schalen), Kiefernrinde, Blaubeeren und<br />

die wichtigen Phytoöstrogene – Algen (Jodgehalt).<br />

_Welche Produktkonzepte<br />

gibt es bereits?<br />

Auf dem Markt gibt es bereits zahlreiche Produkte,<br />

die zum Teil durchaus sinnvoll zusammengesetzt<br />

sind. Entscheidend ist jedoch, ob dazu entsprechende<br />

Literatur oder wissenschaftliche Studien<br />

vorliegen, die die Wirksamkeit zum Beispiel bei vorzeitiger<br />

Hautalterung durch Photo-Ageing bestätigen.<br />

Leider ist dies häufig nicht der Fall.<br />

Ganz allgemein kann jedoch für die nachfolgend<br />

aufgeführten Nährstoffe eine positive Wirkung<br />

auf verschiedene Hautfunktionen und vorzeitige<br />

Hautalterung als gesichert angesehen werden:<br />

Vitamin A<br />

Vitamin reguliert Wachstum und Differenzierung<br />

verschiedenster Zellen und Gewebe. Besteht<br />

ein Vitamin A-Mangel über längere Zeit, so<br />

resultiert eine Plattenepithelmetablasie. Die<br />

wiederum als Präkanzerose angesehen wird. Für<br />

die Haut ist sicherlich der Einfluss von Vitamin A<br />

auf die Zelldifferenzierung von größter Bedeutung.<br />

Die typische Mangelerscheinung im fortgeschrittenen<br />

Vitamin A-Stadium ist die Xerophtalmie,<br />

bei der es zu Hornhauttrübungen, Nekrosen<br />

der Hornhaut und unbehandelt zur Erblindung<br />

kommt. Daneben können Veränderungen<br />

von Haut und Schleimhäuten auftreten, die sich<br />

in erhöhter Infektanfälligkeit äußern können.<br />

Weitere Anzeichen können trockene, schuppende<br />

Haut sein. Die tägliche Zufuhr an Vitamin<br />

A sollte bei etwa 3.000 Einheiten liegen, entsprechend<br />

1mg Retinoläquivalent (1 i.E. = 0,3µg<br />

Retinol).<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Haut und Ernährung<br />

Vitamin B2<br />

Auch hier ist ein isolierter Mangel relativ selten.<br />

Trotzdem gibt es, insbesondere bei älteren Menschen,<br />

Hinweise auf das sogenannte Oro-Oculo-<br />

Genital-Syndrom sowie<br />

_ eine Neigung zur Zungenatrophie,<br />

_ Mundwinkelrhagaden,<br />

_ Entzündungen der Mundschleimhaut und der<br />

Zunge und<br />

_ einem Bild, das dem seborrhoischen Ekzem sehr<br />

ähnlich ist.<br />

Riboflavin<br />

Riboflavin ist ein Baustein der Coenzyme Flavin,<br />

Adenin, Binucleotid (FAD) und Flavinmononucloitid<br />

(FMN = Riboflavinphosphat), die als Bestandteile<br />

von Dehydrogenasen und Oxigenasen eine<br />

zentrale Rolle im oxidativen Stoffwechsel spielen.<br />

Mit der Nahrung werden freies Riboflavin sowie<br />

FAD und FMN aufgenommen. Die beiden Coenzyme<br />

werden im proximalen Dünndarm aufgespalten.<br />

Absorbiert wird freies Riboflavin in niedriger<br />

Konzentration aktiv mit einer Sättigungskinetik<br />

und in höheren Konzentrationen durch<br />

passive Diffusion. Die Deutsche Gesellschaft für<br />

Ernährung empfiehlt eine Zufuhr von täglich<br />

1,3mg Riboflavin.<br />

Nicotinamid (Niacin)<br />

Niacin ist als Bestandteil der Coenzyme NAD (Nicotinamid–Adenindinucleotid)<br />

und NADP (Nicotinamid-Adenindinucleotid-Phosphat)<br />

am Hydridionentransfer<br />

zahlreicher Hydrogenasen beteiligt.<br />

In diesen biologischen Redox, Reaktionen,<br />

die in allen Zellen des Organismus ablaufen, wirken<br />

NAD und NADP als Wasserstoff-Donatoren<br />

oder Akzeptoren. Niacin ist auf diese Weise am<br />

Auf- und Abbau von Kohlenhydraten, Fettsäuren<br />

und Aminosäuren beteiligt. Darüber hinaus wird<br />

NAD in Nichtredoxreaktionen bei der DNA Replikation<br />

und Reparatur sowie der Kalziummobilisation<br />

benötigt. Die Deckung des Niacinbedarfs erfolgt<br />

nicht nur durch die Niacinaufnahme, sondern<br />

auch durch eine körpereigene Biosynthese<br />

aus der essenziellen Aminosäure Tryptophan in<br />

der Leber und der Niere. Dies ist bei den Empfehlungen<br />

und Zufuhrberechnungen zu berücksichtigen.<br />

Nicht benötigtes Tryptophan wird dabei<br />

im Organismus des Körpers zur Synthese von<br />

Nikotinsäureamid verwendet. Aus 60mg Tryptophan<br />

wird etwa 1 mg Niacin gebildet.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt<br />

eine tägliche Zufuhr von 15 mg Niacinäquivalent<br />

(1mg Niacinäquivalent entspricht 60mg Tryptophan).<br />

Vitamin B6<br />

In seinen Coenzymformen Pyridoxalphosphat<br />

(PLP) und Pyridoxaminphosphat (PNP) ist Vitamin<br />

B6 an über 50 enzymatischen Umsetzungen, vorwiegend<br />

im Stoffwechsel der Aminosäuren, beteiligt.<br />

Besonders erwähnenswert ist hier seine<br />

Rolle als Coenzym im Homocysteinstoffwechsel.<br />

Ein schwerer Vitamin B6-Mangel äußert sich<br />

in Form einer seborrhoischen Dermatitis im Nasen-,<br />

Augen-, Mundbereich, einer eisenresistenten<br />

Anämie sowie in neurologischen Störungen.<br />

Die Zufuhrempfehlung für Vitamin B6 liegt bei<br />

1,5mg pro Tag.<br />

Vitamin B12<br />

Als Vitamin B12 (Cobalamine) werden verschiedene<br />

Verbindungen zusammengefasst, die ein<br />

Kobaltatom im Zentrum eines porphyrinähnlichen<br />

Ringsystems enthalten. Die in der Nahrung<br />

vorkommenden oder als Medikamente zugeführten<br />

Cobalamine werden vom Organismus<br />

in die aktiven Coenzyme Adenosyl- und Methylcobalamin<br />

umgebaut, die für die intramolekulare<br />

Umlagerung von Acrylresten beim Abbau<br />

ungeradzahliger und verzweigt-kettiger Fettsäuren<br />

(Adenosylcobalamin) sowie für die (zum<br />

Teil folatabhängige) Übertragung von Methylgruppen<br />

verantwortlich sind. Dadurch spielt Vitamin<br />

B12 eine wesentliche Rolle bei der Überführung<br />

der Speicher- und Transportformen der<br />

Folsäure in ihre Wirkform. Beim älteren Menschen<br />

sind Vitamin B12-Mangelzustände als<br />

Folge von Schleimhautatrophien des Magens<br />

häufiger als bei jungen Menschen. Der ergiebigste<br />

Vitamin B12-Lieferant ist die Leber. Die<br />

Zufuhrempfehlung für Vitamin B12 beträgt 3µg<br />

pro Tag.<br />

Biotin<br />

Biotinabhängige Enzyme (Carboxylasen) haben<br />

Schlüsselfunktionen in der Glukomyogenese, im<br />

Abbau von vier essenziellen Aminosäuren (Methionin,<br />

Isoleucin, Threonin, Valin) und in der<br />

Fettsäurebiosynthese. Als typische Biotin-Mangelerscheinungen<br />

gelten eine seborrhoische Dermatitis,<br />

Konjunktivitis, Schwäche, Anorexie und<br />

Übelkeit. Da Biotin zu einem gewissen Prozentsatz<br />

auch intestinal gebildet werden<br />

kann, kann der alimentäre<br />

Biotinbedarf nach wie<br />

vor nicht zuverlässig<br />

angeben werden. Die<br />

Schätzwerte für<br />

eine angemessene<br />

Zufuhr liegen daher<br />

bei 30–60µg<br />

Biotin pro Tag.<br />

Pantothensäure<br />

Anzeichen eines<br />

Pantothensäure-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Haut und Ernährung<br />

mangels können Taubheit und Brennen in den<br />

Unterschenkeln und Fußgelenkschmerzen sein,<br />

aber auch ein Ausbleichen der Haarfarbe.<br />

Pantothensäure wird im Körper sofort in eine aktive<br />

Form verwandelt, das sogenannte Coenzym A.<br />

Pantothensäure spielt als Teil von Coenzym A eine<br />

zentrale Rolle im Energiemetabolismus der Zelle,<br />

da es an über 100 Reaktionen beteiligt ist, die den<br />

Abbau von Kohlehydraten und Fetten, und damit<br />

die Entstehung der Zellenergie bewirken. Die Zufuhr<br />

von Pantothensäure soll nach der Deutschen<br />

Gesellschaft für Ernährung bei 6 mg pro Tag liegen.<br />

Antioxidantien<br />

Die Zufuhr der Antioxidantien sollte mindestens<br />

in der Höhe von 10–30mg Vitamin E, 100mg Vitamin<br />

C, 2mg Beta-Carotin (aus rechtlichen Gründen<br />

nicht höher), 3–5mg Lycopen, Zeaxanthin<br />

und Astaxanthin und 30–50µg Coenzym Q10<br />

liegen.<br />

Zink<br />

Zink ist an über 100 zinkabhängigen enzymatischen<br />

Reaktionen beteiligt und ist damit unentbehrlich<br />

für den Nukleinsäure- und Proteinmetabolismus<br />

und damit für die normale Zellproliferation<br />

und ganz allgemein für Entwicklungs-,<br />

Wachstums- und Regenerationsprozesse. Zusätzlich<br />

zu den enzymkatalytischen und proteinstrukturellen<br />

Funktionen besitzt Zink antioxidative<br />

Eigenschaften. Für Haut, Haare und Nägel ist<br />

es essenziell.<br />

Zink ist für die dermalen Umwandlungsprozesse<br />

vom Stratum germinativum zum Stratum corneum<br />

erforderlich. Dazu gehört auch seine Beteiligung<br />

an der Dehydrierung von Linol zu Linolensäure,<br />

die für eine geregelte Verhornung der<br />

Haut von Bedeutung ist. Zink spielt eine wesentliche<br />

Rolle im Stoffwechsel des Cysteins, der<br />

wichtigsten Aminosäure für den Aufbau des<br />

Haarkeratins. Bei Zinkmangel ist das Haar häufig<br />

dünn, farblos und brüchig. An den Nägeln zeigen<br />

sich meist weiße Flecken. Eine ausreichende Proteinsynthese<br />

ist Voraussetzung für alle Zellteilungs-<br />

und Wachstumsvorgänge. Von einem<br />

Zinkmangel sind daher vor allem Zellsysteme mit<br />

hoher Zellteilungsrate wie Hautzellen, Haarwurzelzellen<br />

und immunkompetente Zellen betroffen.<br />

Einige Studien belegen die positive Wirkung einer<br />

oralen Zinktherapie bei der Behandlung von Akne.<br />

Zink und Vitamin A sind für eine normale Epithelisierung<br />

essenziell. Zudem ist Zink für den Vitamin<br />

A-Stoffwechsel unentbehrlich; es hemmt die<br />

Talksekretion und das Wachstum vom Propionibakterium<br />

Acnes und Staphylococcus aureus. Die<br />

5-Alpha-Reduktase in der Haut wird gehindert<br />

und damit die Umwandlung von Testosteron<br />

in das talgdrüsenstimulierende Hormon<br />

5-Dehydrotestosteron. Bei Neurodermitis und<br />

Psoriasis gilt der Einfluss von Zink als gesichert.<br />

Bei beiden Erkrankungen liegt eine Störung des<br />

Prostaglandinstoffwechsels vor. Die tägliche<br />

Zufuhr von Zink nach den Empfehlungen der<br />

Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte<br />

10mg betragen.<br />

Silizium<br />

Silizium ist ein notwendiger Bestandteil der Mukopolisaccharide<br />

in Epithelien und Bindegewebe.<br />

Orale Siliziumgaben verbessern die Dicke und den<br />

Turgor der Haut sowie die Beschaffenheit brüchiger<br />

Nägel und Haare.<br />

Im Tierversuch treten bei einem Siliziummangel<br />

Störungen an Knochen, Knorpel, Haut, Haaren,<br />

Nägeln und Bindegewebe auf. Da Silizium nicht<br />

als essenziell gilt, gibt es auch keine Schätzwerte<br />

für eine wünschenswerte Zufuhr. Berechnungen<br />

gehen jedoch davon aus, dass die tägliche Aufnahme<br />

zwischen 20 und 50mg liegt. Die tatsächlich<br />

resorbierte Menge wird auf ca. 9mg pro Tag<br />

geschätzt.<br />

Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren<br />

Die Wirkungsweise dieser Fettsäuren liegt sicherlich<br />

auch in der Beeinflussung des Prostaglandinstoffwechsels.<br />

Polyphenole<br />

Für die Polyphenole gibt es keine Zufuhrempfehlungen;<br />

100mg zum Beispiel eines Grünteeextraktes<br />

standardisiert auf Polyphenole erscheint jedoch<br />

durchaus sinnvoll.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Haut und Ernährung<br />

Phytoöstrogene<br />

Unter Phytoöstrogenen werden in erster Linie<br />

die Isoflavone aus Soja und Rotklee verstanden.<br />

Bei den Phytoöstrogenen handelt es sich um<br />

schwach wirkende Östrogene, deren Wirkung<br />

deutlich weniger stark ausgeprägt ist als die der<br />

körpereigenen Östrogene. Sie besetzen jedoch die<br />

gleichen Hormonrezeptoren.<br />

Bei einem Östrogenmangel wirken sie daher vergleichbar<br />

mit schwachen Hormonersatzpräparaten,<br />

die an den Rezeptoren ihre östrogenartige<br />

Wirkung entfalten. Bei übermäßig hohen Östrogenspiegeln<br />

wirken Phytoöstrogene dagegen wie<br />

Hormonblocker, die die Östrogenrezeptoren besetzt<br />

halten, sodass die wesentlich stärkeren körpereigenen<br />

Östrogene ihre Wirkung nicht entfalten<br />

können. Die positiven Wirkungen der Phytoöstrogene<br />

speziell auf die vorzeitig gealterte Haut<br />

bei Frauen sind durch zahlreiche Studien<br />

belegt. Die Zufuhr dieser Phytoöstrogene sollte<br />

jedoch nicht über 80mg pro Tag liegen.<br />

_Allgemeine Nährstoffzufuhrempfehlungen<br />

für Hautprobleme<br />

Trockene Haut<br />

Erhöhung der Zufuhr an Vitamin E und an Gamma<br />

Linolensäure (Omega-6 Fettsäuren): z.B. Nachtkerzenöl,<br />

Borretschöl.<br />

Akne<br />

Vitamin E, Zink, Gamma Linolensäure und Selen.<br />

Ekzeme<br />

Vitamin C, Zink, Gamma Linolensäure und Omega-3-<br />

Fettsäuren.<br />

Nägel<br />

Vitamin C, Calcium, Zink, Biotin und die Aminosäure<br />

L-Cystein.<br />

Haare<br />

Vitamin E, Vitamin C, Gamma Linolensäure, Biotin,<br />

Cystein, Bockshornsamen.<br />

Vorzeitige Hautalterung<br />

Antioxidantien wie die Cartinoide: Beta-Carotin, Lycopen,<br />

Astaxanthin und Zeaxanthin, Vitamin C, Vitamin<br />

E, die Spurenelemente Zink und Selen, die B Vitamine<br />

Biotin, Pantothensäure, Niacin, Vitamin B2 und<br />

speziell für Frauen die Phytoöstrogene auf der Basis<br />

von Soja- oder Rotklee-Konzentraten._<br />

Literatur (Auswahl)<br />

[1] Anne-Katrin Greul et al.; Photoprotection of UV-Iirridiated Human<br />

Skin: An Antioxidative Combination of Vitamins E and C, Carotenoids,<br />

Selenium and Proanthocyanidins; Skin Pharmacol Appl.<br />

Skin Physiol 2002, Karger AG Basel.<br />

[2] Wolf Nürnberg et al.; Einfluss von Vitalstoffen auf den Alterungsprozess<br />

der Haut; Ernährung & <strong>Medizin</strong> 2002.<br />

[3] Roberta Riccialrelli et al.; Age-Dependent Increase Of Collagenase<br />

Expression Can Be Reduced By -Tocopherol Via Protein Kinase<br />

C Inhibition; Free Radical Biology & Medicine, Vol.27, Nos.<br />

7/8 pp. 729–737, 1999.<br />

[4] Mauricio Podda et al.; UV-Irradiation Depletes Antioxidants and<br />

Causes Oxidative Damage In A Model Of Human Skin; Free Radical<br />

Biology & Medicine, Vol.24, No. 1, pp. 55–65, 1998.<br />

[5] Jens J. Thiele et al.; Depletion of Human Stratum Corneum Vitamin<br />

E: An Early and Sensitive In Vivo Marker of UV Induced Photo-<br />

Oxidation; Society for Investigative Dermatology, Inc. 1998.<br />

[6] Hans Konrad Biesalski et.al. ; Effects on Controlled Exposure of<br />

Sunlight on Plasma and Skin Levels of ß-carotene; Free Rad. Res.,<br />

Vol 24, No. 3 pp. 215–224.<br />

[7] Alois Kretz et al.; Vitamins; Copyright 2001 Marcel Dekker Inc.<br />

_Autor<br />

Dr. Jürgen Reimann<br />

Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger<br />

für Abgrenzung Arzneimittel/Lebensmittel,<br />

Nahrungsergänzungsmittel und diätetische<br />

Lebensmittel.<br />

Fachapotheker für Arzneimittelinformationen und<br />

pharmazeutische Analytik. Lehrbeauftragter an den<br />

Universitäten München und Regensburg.<br />

Pöckingerstr.12a<br />

81475 München<br />

Tel.: 089 7556662<br />

Fax: 089 74575456<br />

E-Mail: dr.juergen.reimann@t-online.de<br />

face<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Endokrinologie<br />

Ästhetische<br />

Endokrinologie<br />

Der topische Einsatz von Steroidhormonen zur<br />

Erzielung kosmetischer Effekte<br />

Autor _ Dr. med. Bernd Kleine-Gunk, Fürth<br />

Die positive Wirkung weiblicher Geschlechtshormone auf Haut, Schleimhäute und Haare ist seit Langem bekannt. Über viele<br />

Jahre hinweg waren diese Wirkungen jedoch allenfalls ein zwar erwünschter, jedoch keinesfalls primär intendierter Nebeneffekt<br />

einer systemischen Hormontherapie. Mit dem Aufkommen der Anti-Aging-<strong>Medizin</strong> und einer immer stärkeren Betonung<br />

ästhetischer Aspekte erlangt jedoch auch die topische Applikation von Steroidhormonen zur Erzielung kosmetischer<br />

Effekte (Hormonkosmetik) eine zunehmende Bedeutung.<br />

_Es gibt nicht wenige Kritiker, die in der allgegenwärtigen<br />

Propagierung kaum erreichbarer Schönheitsideale<br />

eine bedenkliche Entwicklung des Zeitgeistes<br />

sehen („Beauty-Terrorismus“). Auch Ärzte<br />

werden kritisiert, wenn sie ihre Kunst statt in die Behandlung<br />

von Erkrankungen in die Optimierung von<br />

Schönheit investieren. Bei allen sicherlich zu Recht<br />

angeprangerten Auswüchsen des gegenwärtigen<br />

Schönheitswahnes bleibt jedoch festzuhalten: Das<br />

Verlangen, insbesondere des weiblichen Teils der<br />

Menschheit, sich mithilfe externer Wirkstoffe (Kosmetika)<br />

zu verschönern, ist wahrscheinlich so alt wie<br />

die zivilisierte Menschheit selbst. So findet sich z.B.<br />

bereits im alten Ägypten ein geradezu exzessiver Gebrauch<br />

von Kosmetika. Und auch Ärzte haben sich<br />

schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt auf ästhetischem<br />

Gebiet engagiert. So findet sich bereits im<br />

4. Jahrhundert v. Chr. in den Abhandlungen des Hippokrates<br />

über Frauenkrankheiten ein umfangreiches<br />

Kapitel mit kosmetischen Rezepturen, u.a. „zur Glättung<br />

von Runzeln“ oder auch „um dem Gesicht ein<br />

schöneres Aussehen zu verleihen“. Auch der zweite<br />

Stammvater der antiken <strong>Medizin</strong>, Galenus von Pergamon<br />

(129–199 n.Chr.) beschäftigte sich intensiv<br />

mit kosmetischen Zubereitungen. Die berühmte<br />

„Kaltcreme“ (Unguentum refrigerans) des Begrün-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Als wichtigster Pathomechanismus des Photo-<br />

Agings gilt die Bildung von freien Radikalen in der<br />

Haut mit nachfolgender oxidativer Schädigung diverser<br />

Zellstrukturen. 3 Dies wirkt sich vor allem im<br />

Bereich der Dermis (Lederhaut) aus. Hier führt die<br />

oxidative Belastung zu einer Degeneration und Desintegration<br />

von dermalen, extrazellulären Fasern.<br />

Über die Induktion von Matrix-Metalloproteinasen<br />

(MMPs) kommt es zu einem übermäßigen Abbau<br />

hauptsächlich von Typ 1-Kollagen, aber auch zu einer<br />

Akkumulation und Ablagerung von pathologischem,<br />

„elastotischem“ Material. 4 Das typische klinische<br />

Bild einer extrinsischen Voralterung ist daher<br />

die „lederartige gegerbte Haut“ mit ihren tiefen Falten<br />

und Furchen. Das histologische Korrelat ist das<br />

einer Elastose.<br />

_Intrinsische Hautalterung<br />

ders der Galenik war wohl der erste kosmetische Verkaufserfolg<br />

der Antike. 1 Wir sehen: Lifestylemedizin<br />

und ästhetisches Anti-Aging sind durchaus keine<br />

Erfindung des ausgehenden 20. Jahrhunderts.<br />

Der Kampf gegen Falten, Fältchen und eine dünner<br />

werdende Haut ist letztlich ein Kampf gegen Alterungsprozesse,<br />

die an unserem größten Organ, der<br />

Haut, in besonderer Weise sichtbar werden. Fundierte<br />

Kenntnisse über den Alterungsprozess im Allgemeinen<br />

und den der Haut im Besonderen sind daher<br />

Voraussetzung für wirksame Therapieansätze.<br />

_Extrinsische Hautalterung<br />

Die Haut altert doppelt. Im Allgemeinen wird zwischen<br />

einer extrinsischen und einer intrinsischen<br />

Hautalterung unterschieden. Zu den äußeren Faktoren,<br />

die für die extrinsische Alterung verantwortlich<br />

sind, gehören UV-Strahlung, Rauchen, Umweltnoxen<br />

sowie Ernährungs- und Lebensstilfaktoren. Der<br />

bei Weitem wichtigste Faktor ist die UV-Strahlung,<br />

die für nahezu 80 Prozent der extrinsischen Hautalterungsprozesse<br />

verantwortlich gemacht wird. 2 Aus<br />

diesem Grund hat sich für die extrinsische Hautalterung<br />

auch der Begriff „Photo-Aging“ eingebürgert.<br />

Ganz anders verläuft der Mechanismus bei der intrinsischen<br />

Hautalterung. Sie wird bestimmt durch die genetische<br />

Veranlagung sowie durch diverse innere Einflüsse,<br />

wobei Veränderungen des Hormonhaushaltes<br />

die entscheidende Rolle spielen. Charakteristisch für<br />

die intrinsische Hautalterung ist eine Atrophisierung<br />

der Haut in allen drei Schichten (Epidermis, Dermis,<br />

Sucutis) einschließlich ihrer Hautanhangsgebilde<br />

(Haarfollikel, Talgdrüsen etc.) 5 (Abb. 1). Sowohl die<br />

Anzahl der Keratozyten der Epidermis als auch der<br />

Fibroblasten in der Dermis nehmen mit dem Alter ab.<br />

Die Tatsache, dass beide Zellarten sowohl Östrogenals<br />

auch Androgenrezeptoren aufweisen, deutet auf<br />

die Hormonabhängigkeit dieses Prozesses hin. 6<br />

Mehr noch als die Abnahme der zellulären Bestandteile<br />

sind jedoch Veränderungen der extrazellulären<br />

Matrix für das Erscheinungsbild der intrinsischen<br />

Hautalterung verantwortlich. So kommt es bereits in<br />

den ersten fünf Jahren nach der Menopause zu einer<br />

Abnahme der dermalen Kollagenfasern um etwa 30<br />

Prozent. 7 Auch andere Bestandteile der dermalen<br />

Grundsubstanz, wie z.B. die für die Wasserbindung<br />

entscheidende Hyaluronsäure, finden sich in<br />

einer Hormonmangelsituation deutlich vermindert<br />

(Tab. 1). 8 Die Folge ist das klinische Bild einer dünnen,<br />

eher trockenen Haut mit Ausbildung sehr viel feinerer<br />

Fältchen als sie bei der extrinsischen Hautalterung<br />

zu beobachten sind. 9<br />

Tabelle 1<br />

Folgen des Östrogenmangels für die Haut<br />

– Verdünnung der Haut<br />

– Feuchtigkeitsverlust<br />

– Verminderte Elastizität<br />

– Verminderte Vaskularisation<br />

– Verminderte Kollagenneosynthese<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Endokrinologie<br />

Wenn es um den Einsatz von Hormonen geht, ist jedoch<br />

nicht nur der Nachweis einer entsprechenden<br />

Wirkung von Bedeutung, sondern ebenso der Ausschluss<br />

unerwünschter Nebenwirkungen. So wissen<br />

wir aus der systemischen Hormonersatztherapie seit<br />

Langem, dass die Haut nicht nur Zielorgan von Östrogenen<br />

ist, sondern auch ein geeignetes Medium,<br />

diese zu inkorporieren – eine Tatsache, die man sich<br />

im Rahmen der transdermalen Hormonsubstitution<br />

seit Langem zunutze macht.<br />

Abb. 1a Abb. 1b Abb. 1c<br />

_Auswahl der richtigen<br />

Östrogene entscheidend<br />

Abb. 1a_Prämenopausale Haut.<br />

Abb. 1b_Peri- und<br />

postmenopausale Haut.<br />

Abb. 1c_Senile Haut.<br />

Die kosmetische Industrie hat in den letzten Jahren<br />

hohe Summen in die Erforschung der Hautalterung<br />

sowie in die Entwicklung neuer Hautpflegeprodukte<br />

und „Anti-Aging-Substanzen“ gesteckt. Das gilt für<br />

den Bereich von Feuchthaltesubstanzen (Moisturizern)<br />

ebenso wie für verbesserte topische Lichtschutzfaktoren<br />

und Antioxidantien. Für all diese Produkte<br />

gilt jedoch: Sie beeinflussen ausschließlich die<br />

extrinsische Hautalterung, das Photo-Aging. Die Tatsache,<br />

dass es so gut wie keine Präparate zur Behandlung<br />

der intrinsischen Hautalterung gibt, hat<br />

einen relativ einfachen Grund. Die intrinsische Hautalterung<br />

ist im Wesentlichen hormonmangelbedingt<br />

und lässt sich effektiv auch nur durch die Zufuhr der<br />

fehlenden Hormone behandeln. Hormone sind jedoch<br />

als medizinische Inhaltsstoffe klassifiziert und<br />

somit für die kosmetische Industrie nicht zugänglich.<br />

Ihre Verschreibung – auch in topischer Form – bleibt<br />

in der Hand des Arztes, die Zubereitung in der des<br />

Apothekers.<br />

_Wirkung von Östrogenen auf der Haut<br />

Der Beleg, dass die intrinsische Hautalterung durch<br />

den Einsatz von Steroidhormonen weitgehend reversibel<br />

ist, wurde inzwischen im Rahmen einer ganzen<br />

Reihe von Untersuchungen erbracht. So weisen postmenopausale<br />

Frauen unter einer systemischen Hormonersatztherapie<br />

gegenüber einer unbehandelten<br />

Vergleichsgruppe eine höhere Hautdicke undfeuchtigkeit<br />

sowie einen signifikant höheren Kollagen-<br />

und Elastingehalt der Haut auf. 10 Diese Veränderungen<br />

lassen sich nicht nur histologisch nachweisen,<br />

sondern haben einen sicht- und messbaren<br />

Effekt auf die Häufigkeit und Tiefe von Falten<br />

(Abb. 2). 11<br />

Ganz ähnliche Effekte lassen sich an der Haut aber<br />

auch im Rahmen einer topischen Behandlung mit<br />

den entsprechenden Hormonen erzielen. Auch hier<br />

konnte in mehreren Studien ein positiver Effekt auf<br />

die entscheidenden Faktoren der Hautalterung<br />

wie Kollagengehalt, Hyaluronsäurekonzentration,<br />

Hautdicke und Hornschichtfeuchtigkeit belegt werden.<br />

12<br />

Von außerordentlicher Wichtigkeit ist daher bei<br />

hormonkosmetischen Rezepturen die Auswahl des<br />

richtigen Östrogens. Die Verwendung von 17--<br />

Östradiol, wie sie noch immer in älteren Rezepturen<br />

für Hormonkosmetika empfohlen wird, muss heute<br />

als obsolet betrachtet werden. 17--Östradiol wird<br />

nach topischer Applikation in hohem Maße resorbiert<br />

und entfaltet systemische Wirkungen, vor allem<br />

auf das Endometrium. Die Auslösung irregulärer<br />

uteriner Blutungen kann aber nicht das Ziel einer<br />

hormonkosmetischen Behandlung sein. Die<br />

Substanz der Wahl im Rahmen der Hormonkosmetik<br />

ist daher das Östriol, das insgesamt gegenüber<br />

dem 17--Östradiol zwar eine deutlich geringere<br />

Wirkung aufweist, dessen Effekt auf die Haut jedoch<br />

nahezu gleichwertig ist. Allenfalls das 17--<br />

Östradiol, das ebenfalls keine proliferierende Wirkung<br />

auf das Endometrium ausübt, kann neben dem<br />

Östriol in topischen Präparaten zum Einsatz kommen.<br />

Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen:<br />

Wer 17--Östradiol topisch appliziert, betreibt<br />

keine Hormonkosmetik, sondern eine transdermale<br />

Hormonsubstitution. Das Ziel einer lokalen Therapie<br />

ist es aber gerade, keine systemischen Wirkungen<br />

hervorzurufen.<br />

_Wirkung der Gestagene<br />

Neben den Östrogenen weisen aber auch die Gestagene<br />

dermatotrope Effekte auf. Allerdings ist hier<br />

die Studienlage deutlich dünner. Die wohl interessanteste<br />

Wirkung der Gestagene ist ihre Beeinflussung<br />

der internen Regulation der Kollagenasen, die<br />

vor allem für das körpereigene Progesteron nachgewiesen<br />

werden konnte. 13<br />

Kollagenasen gehören zur Gruppe der Matrix-<br />

Metalloproteinasen (MMPs) einer Gruppe von proteolytischen<br />

Enzymen, die Kollagen, Elastin und<br />

weitere Bindegewebsproteine abbauen können und<br />

die somit essenziell für das Remodelling des dermalen<br />

Bindegewebes sind. 14 Dieses Remodelling ist ein<br />

physiologischer und notwendiger Prozess. Eine vermehrte<br />

Aktivität der MMPs, wie sie im Alter, aber<br />

auch induziert durch exogene Faktoren wie UV-Be-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Endokrinologie<br />

strahlung und Nikotinabusus gesehen wird, führt<br />

allerdings zu einem unphysiologischen Kollagenund<br />

Bindegewebsabbau. Als effektiver MMP-Hemmer<br />

ist das Progesteron somit ein wichtiger Bestandteil<br />

hormonkosmetischer Rezepturen. 15<br />

Unter den synthetischen Gestagenen sind vor allen<br />

jene mit antiandrogener Wirkung von Interesse. Der<br />

Einsatz im Rahmen von antiandrogenen Ovulationshemmern<br />

(Belara®, Diane 35®, Valette®) ist ein<br />

überaus wirksamer Behandlungsansatz der Akne<br />

vulgaris. Allerdings verbietet sich dieser Therapieansatz<br />

bei Frauen mit Kinderwunsch und natürlich<br />

bei Männern, die in ihrer Jugend ja häufig besonders<br />

intensiv von Akne betroffen sind. Antiandrogene<br />

Gestagene, wie z.B. das Cyproteronacetat, sind jedoch<br />

ebenfalls topisch wirksam, sodass ihre Anwendung<br />

in Form von Gelen auch in diesen Fällen<br />

möglich ist. 16 Als additive Maßnahme können sie<br />

darüber hinaus die Wirkung einer entsprechenden<br />

Ovulationshemmerbehandlung wirksam unterstützen.<br />

_Wirkung der Androgene<br />

Die Wirkung von Androgenen auf die weibliche<br />

Haut wird zumeist mit eher unerwünschten Effekten<br />

wie Seborrhoe, Akne oder Hypertrichose in Verbindung<br />

gebracht. Allerdings zeigen Androgene im<br />

dermalen Bereich durchaus auch erwünschte Wirkungen.<br />

So führen sie zu einer vermehrten Vernetzung<br />

des dermalen Bindegewebes und einer Beeinflussung<br />

der Mikroarchitektur des subkutanen Fettgewebes.<br />

Diesen Effekt macht man sich vor allem in<br />

der Behandlung der Cellulite zunutze.<br />

Die Cellulite (Dermopanniculosis deformans) ist<br />

eine typische geschlechtsspezifische Veränderung<br />

des subkutanen Fettgewebes. Die Tatsache, dass<br />

diese Veränderung ausschließlich Frauen (und eunuchoide<br />

Männer) betrifft, ist bedingt durch Unterschiede<br />

im Aufbau der bindegewebigen Septen der<br />

Subcutis. Während bei Männern die bindegewebigen<br />

Septen reichlich Quervernetzungen aufweisen,<br />

sind sie bei Frauen säulenartig angeordnet.<br />

Füllen sich die Kammern dieser Septen mit Fettzellen<br />

und kommt erschwerend noch ein Lipödem<br />

hinzu, so resultiert daraus das bekannte Phänomen<br />

einer Orangen- oder Matratzenhaut, hauptsächlich<br />

im Bereich der gluteofemoralen Region (Abb. 3).<br />

<strong>Medizin</strong>isch ist das zwar ohne jede Bedeutung, kosmetisch<br />

wird es jedoch von vielen Frauen als Makel<br />

empfunden.<br />

_Topisch wirksame Androgene<br />

Abb. 2a<br />

Abb. 2b<br />

Eine wirksame Behandlung besteht in der lokalen<br />

Anwendung von Androgenen, die zu einer Modifikation<br />

des subkuten Fettgewebes im Sinne einer<br />

vermehrten Quervernetzung führen und somit einen<br />

kausalen Therapieansatz darstellen. Aber auch<br />

hier ist die Auswahl des richtigen Androgens von<br />

entscheidender Bedeutung. Ähnlich wie das 17--<br />

Östradiol wird auch das Testosteron perkutan resorbiert<br />

und entfaltet dann systemische Wirkungen.<br />

Da die meisten Frauen mit Cellulite keine Zeichen<br />

eines allgemeinen Androgenmangels aufweisen,<br />

ist dieser Effekt eher unerwünscht. Ein<br />

weiterer Aspekt kommt hinzu: Die Androgene sollen<br />

vor allem im Bereich der Subcutis wirken. Subkutanes<br />

Fettgewebe enthält jedoch große Mengen<br />

an Fettgewebsaromatase, also jenem Enzym, das<br />

durch Aromatisierung Androgene in Östrogene<br />

weitermetabolisiert. Die topische Applikation von<br />

Testosteron führt so letztlich nur zu einer Erhöhung<br />

der Östrogenspiegel im behandelten Bereich,<br />

also dem genauen Gegenteil der intendierten Wirkung.<br />

Daraus folgt, dass die zur Therapie des männlichen<br />

Androgenmangels erhältlichen Testosterongele<br />

zur Behandlung der weiblichen Cellulite<br />

nicht geeignet sind. Das Androgen der Wahl ist vielmehr<br />

das Andros tanolon, dessen systemische Wirkung<br />

minimal ist und das zu den nicht aromatisierbaren<br />

Androgenen gehört. 17 Begleitende Maßnahmen<br />

wie eine allgemeine Fettgewebsreduktion und<br />

die gezielte Behandlung des Lipödems können den<br />

Erfolg einer hormonkosmetischen Therapie der<br />

Cellulite wirksam unterstützen.<br />

Wie bereits erwähnt dürfen Hormone in freiverkäuflichen<br />

Kosmetika nicht verwendet werden,<br />

da diese dadurch zu Arzneimitteln würden. Umgekehrt<br />

ist es allerdings durchaus möglich, Hormonkosmetika<br />

mit zusätzlichen Pflegestoffen anzureichern.<br />

Durch die Einarbeitung von topischen Antioxidanzien<br />

und Moisturizern ist somit auch eine<br />

Beeinflussung der extrinsischen Hautalterung<br />

möglich. Zu den topisch wirksamen Antioxidanzien<br />

gehören z.B. die Vitamine C und E sowie Vitamin A-<br />

Derivate (Retinol). Insbesondere die Wirkung der<br />

Vitamin A-Säure (Tretinoin, Retinsäure) ist wissenschaftlich<br />

gut untersucht und belegt. So gehört die<br />

Abb. 2a–b_Cellulite – Geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede in<br />

der Mikroarchitektur des subkutanen<br />

Fettgewebes (a: weiblich,<br />

b: männlich).<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Spezial _ Endokrinologie<br />

Abb. 3a<br />

Abb. 3a–b_Klinischer Effekt durch<br />

0,3% Östriolsalbe (a: Vor Therapie,<br />

b: Nach zwölf Wochen Behandlung).<br />

Retinsäure zu den wenigen Substanzen, die einen<br />

tatsächlichen Einfluss auf die Kollagenneosynthese<br />

haben. Bezüglich weiterer dermatokosmetischer<br />

Wirkstoffe sei auf die einschlägige Fachliteratur<br />

verwiesen. 18<br />

_Galenik entscheidet<br />

Für einen erfolgreichen Einsatz von Hormonkosmetika<br />

ist nicht zuletzt aber auch die Galenik von entscheidender<br />

Bedeutung. Natürliche Steroidhormone<br />

lösen sich am besten in Alkohol, Äther und<br />

Aceton oder auch in fetten Ölen. Beides ist unter<br />

hautpflegerischen Gesichtspunkten wenig ideal.<br />

Alkohol und Aceton trocknen die Haut aus, fettende<br />

Salben schmieren und verleihen der Haut ein unangenehmes<br />

Glänzen.<br />

Tabelle 2<br />

Abb. 3b<br />

Beispiel einer hormonkosmetischen Rezeptur<br />

– Progesteron . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,00<br />

– Androstanolon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,10<br />

– Estriol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,50<br />

– 17--Estradiol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,10<br />

– RonaCare ® VTA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,00<br />

– Emblica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,05<br />

– Allantoin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,00<br />

– Nachtkerzenöl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,00<br />

– Propylenglycol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,00<br />

– Jojobaöl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,00<br />

– Span 80 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,50<br />

– Tween 20 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,50<br />

– Tocopherolacetat . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,25<br />

– Hydrocotyl Extrakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,00<br />

– Ol. Carot. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,10<br />

– Aromaöl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . q.s.<br />

– Carbomer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,28<br />

– Hyaluronsäure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,03<br />

– D-Panthenol 50P . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,84<br />

– NaOH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,85<br />

– Phenoxyethanol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,21<br />

– Aqua purificata . . . . . . . . . . . . . . . . . ad 50,00<br />

M.f. Fluid<br />

Eine Möglichkeit, dieses zu vermeiden, bietet die<br />

Vorlösung der Hormone in dem für sie am besten geeigneten<br />

Öl. Für Östriol ist das Nachtkerzenöl gut<br />

geeignet, das Progesteron löst sich gut in Jojobaöl.<br />

Die optimale Grundlage für das Androstanolon sind<br />

Centella asiatica-Extrakte unter Zugabe von Protylenglycol.<br />

Die genannten Vorlösungen der Hormone<br />

passieren ohne Wärmezufuhr, also bei Raumtemperatur.<br />

Auf diese Weise wird eine Auskristallisation<br />

der Hormone beim Abkühlen verhindert und die<br />

chemische Stabilität der Hormonstrukturen bleibt<br />

erhalten. Die so vorgelösten natürlichen Steroidhormone<br />

werden dann sukzessive in die eigens für<br />

die Hormonkosmetik hergestellten Grundlagen eingearbeitet<br />

(Tab. 2).<br />

Schon aus diesen wenigen Ausführungen wird ersichtlich,<br />

wie anspruchsvoll die Galenik guter Hormonkosmetika<br />

ist. Aus diesem Grunde empfiehlt<br />

sich für den auf diesem Gebiet tätigen Arzt unbedingt<br />

die Zusammenarbeit mit einer entsprechend<br />

spezialisierten Apotheke. Das einfache Einrühren der<br />

entsprechenden Hormone in eine wie auch immer<br />

geartete „Basiscreme“ führt nicht zu Produkten, die<br />

Frauen auf Dauer als Pflegemittel akzeptieren.<br />

_Zukunftsmarkt Hormonkosmetik<br />

Der Bereich des ästhetischen Anti-Aging wird auch<br />

in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Da ein<br />

gesundes und jugendliches Aussehen vor allen über<br />

den Hautzustand kommuniziert wird, steigt die<br />

Nachfrage nach effektiven Maßnahmen zur Ver -<br />

besserung des Hautzustandes. Im Gegensatz zur<br />

kosmetischen Industrie haben Ärzte dabei die Möglichkeit,<br />

mit wesentlich wirksameren Inhaltsstoffen<br />

zu arbeiten und somit an der Haut Effekte zu erzielen,<br />

die mit klassischen Kosmetika niemals erreichbar<br />

sind._<br />

Literaturliste beim Verlag erhältlich.<br />

_Kontakt<br />

Dr. med. Bernd Kleine-Gunk<br />

Europaallee 1<br />

90763 Fürth<br />

www.kleine-gunk.de<br />

Weitere Informationen und Rezepturen:<br />

Apotheke Breitscheidstraße<br />

Rudolf-Breitscheid-Straße 41<br />

90762 Fürth<br />

www.a-b-f.de<br />

face<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


3. Recht<br />

Beiträge geordnet nach<br />

Erscheinungstermin<br />

(aktuelle Artikel vor älteren Beiträgen)


Information _ Recht<br />

Umsatzsteuerpflicht von<br />

Schönheitsoperationen<br />

Autorin _ RA Nadja Döscher, LL.M., Marlies Schreiber-Aderhold, Dipl.-Oec., Steuerberaterin, Chemnitz<br />

_Recht<br />

_Kontakt faceI 2_2008<br />

Nadja Döscher<br />

LL.M. Rechtsanwältin<br />

An der Markthalle 6<br />

09111 Chemnitz<br />

Tel.: 0371 66607-233<br />

Fax: 0371 66607-266<br />

E-Mail:<br />

info@kanzlei-doescher.de<br />

www.kanzlei-doescher.de<br />

Dipl.-Oec. Marlies<br />

Schreiber-Aderhold<br />

Steuerberaterin<br />

Activ Treuhand Chemnitz<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

mbH<br />

An der Markthalle 6<br />

09111 Chemnitz<br />

_Grundsätzlich sind ärztliche Leistungen von der<br />

Umsatzsteuer befreit. Bekannt ist aber: Kein Grundsatz<br />

ohne Ausnahme. Als zweiter Schritt ist daher zu<br />

prüfen, ob tatsächlich alle Umsätze unter die Steuerbefreiung<br />

fallen.<br />

Unter Beachtung der Rechtsprechung des Euro -<br />

päischen Gerichtshofs (EuGH) sind Heilbehandlungen<br />

im Sinne des Artikels 132 Abs. 1 Buchstabe c der<br />

Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie Tätigkeiten, die zum<br />

Zweck der Vorbeugung, Diagnose, Behandlung und,<br />

soweit möglich, der Heilung von Krankheiten oder<br />

Gesundheitsstörungen bei Menschen vorgenommen<br />

werden. Die befreiten Leistungen müssen dem Schutz<br />

der Gesundheit des Betroffenen dienen (Urteile des<br />

EuGH vom 20. 11. 2003, Rechtssache C-212/01 sowie<br />

vom 20. 11. 2003, Rechtssache C-307/01).<br />

Auch das deutsche Umsatzsteuerrecht, dass „ärztliche<br />

Heilbehandlungen” bzw. „Heilbehandlungen im Bereich<br />

der Humanmedizin” von der Umsatzsteuer<br />

befreit, ist im Sinne der EuGH-Rechtsprechung auszulegen.<br />

Dies gilt unabhängig davon, um welche konkrete heilberufliche<br />

Leistung es sich handelt (Untersuchung,<br />

Attest, Gutachten etc), für wen sie erbracht wird (Patient,<br />

Gericht, Sozialversicherung etc.) und wer sie erbringt<br />

(freiberuflicher oder angestellter Arzt, Heilpraktiker,<br />

Physiotherapeut, Unternehmer, der ähnliche<br />

heilberufliche Tätigkeiten nach § 4 Nr. 14 Umsatzsteuergesetz<br />

ausübt sowie Krankenhäuser, <strong>Klinik</strong>en etc).<br />

Heilberufliche Leistungen sind daher nur steuerfrei,<br />

wenn bei der Tätigkeit ein therapeutisches Ziel im<br />

Vordergrund steht, wobei auch die Leistungen der vorbeugenden<br />

Gesundheitspflege zur Ausübung der<br />

Heilkunde gehören. Bei Schönheitsoperationen stellt<br />

sich daher die Frage, ob die Leistungen zur „Heilung<br />

oder Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden<br />

beim Menschen“ dienen. Ist diese Frage zu bejahen,<br />

handelt es sich um umsatzsteuerfreie Leistungen.<br />

Dient dieselbe Maßnahme lediglich ästhetischen oder<br />

kosmetischen Aspekten und ein therapeutisches Ziel<br />

steht nicht im Vordergrund, muss die Leistung mit<br />

Umsatzsteuer berechnet werden. Ein Indiz hierfür<br />

kann sein, dass die Kosten regelmäßig nicht durch<br />

Krankenversicherungen übernommen werden (Urteil<br />

des Bundesfinanzhofs vom 15.07. 2004, V R 27/03). Es<br />

ist jedoch immer nach den Umständen des Einzelfalls<br />

zu prüfen, ob eine medizinische Indikation vorliegt.<br />

Diese Sichtweise war nicht immer so. Auch die Finanzverwaltung<br />

hatte bundesweit keine einheitliche<br />

Rechtsauffassung. Noch in einer Verfügung der Oberfinanzdirektion<br />

Karlsruhe und Stuttgart von 2002<br />

wurden die Leistungen der Schönheitschirurgen generell<br />

als steuerbefreit behandelt, weil sie nur durch<br />

einen Arzt durchgeführt werden konnten; ohne<br />

Rücksicht auf ihre medizinische Indikation, also dem<br />

therapeutischem Ziel der ästhetisch-plastischen<br />

Leistung.<br />

Gegenwärtig muss jedoch zwingend davon aus -<br />

gegangen werden, dass für eine steuerfreie Leistung<br />

das therapeutische Ziel der Schönheitsoperation im<br />

Vordergrund stehen muss. Macht aber eine psychische<br />

Erkrankung (Depression oder Angst, sich vor Leuten zu<br />

zeigen) eine ästhetische Operation erforderlich, ist<br />

keine Umsatzsteuer fällig. Zu denken ist etwa an Hautprobleme,<br />

wie Akne oder Schwangerschaftsstreifen<br />

sowie unästhetisch aussehendes Narbengewebe, die<br />

schwere psychische Belastungen nach sich ziehen<br />

können. Auch die Entfernung von Krampfadern gehört<br />

zu Eingriffen, die neben dem ästhetischen Aspekt<br />

auch eine medizinische Indikation aufweisen. Die<br />

Grenze zwischen therapeutischen Leistungen und<br />

(reinen) Schönheitsoperationen bleibt dabei fraglich.<br />

Die Entscheidung, ob eine Schönheitsoperation oder<br />

-behandlung therapeutischen Zwecken dient oder<br />

nicht, muss letztlich aber der Arzt treffen. In der Finanzverwaltung<br />

gibt es hierzu keine klaren Aussagen,<br />

nach welchen Kriterien die Abgrenzung zwischen<br />

steuerfreien therapeutischen Leistungen und steuerpflichtigen<br />

Schönheitsoperationen gezogen werden<br />

kann. Aus diesem Grund wird empfohlen in der Patientenkartei<br />

genau zu dokumentieren, dass es sich im<br />

entsprechenden Fall um eine therapeutische Maßnahme<br />

gehandelt hat._<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

Faltenunterspritzung:<br />

Bundeszahnärztekammer versus<br />

europäisches Recht<br />

Autor_Dr. Thomas Ratajczak, Sindelfingen<br />

_Mit der Frage, was ein Zahnarzt kosmetisch tun<br />

darf, befassen sich zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen.<br />

Großer Beliebtheit erfreuen sich Kurse<br />

zur Lippen- und Faltenunterspritzung. Dabei werden<br />

– auch gezielt für Zahnärzte – Unterspritzungstechniken<br />

für den gesamten Gesichts- und Halsbereich<br />

gelehrt.<br />

Das Verwaltungsgericht (VG) Münster hat nun in einem<br />

wohl noch nicht rechtskräftigen Urteil vom<br />

19.04.2011 – 7 K 338/09 – das Unterspritzen von Falten<br />

oder zu anderen kosmetischen Maßnahmen im<br />

Gesicht außerhalb der Lippen als nicht durch die<br />

zahnärztliche Approbation gedeckt bezeichnet. Das<br />

Urteil hat zu einer Abmahnwelle seitens einer für<br />

diesen Bereich in Deutschland nicht bekannten<br />

Schweizer Firma über eine – für diesen Bereich auch<br />

nicht weiter bekannte – Freiburger Anwaltskanzlei<br />

geführt. Trat man dieser Abmahnung allerdings dezidiert<br />

entgegen, hörte man nichts mehr. Dabei hätte<br />

uns schon als Kanzlei gar zu sehr interessiert, was<br />

denn die Schweizer Abmahnfirma mit ihren deutschen<br />

Vertragspartnern für Verträge hat, wenn sie<br />

glaubt, daraus eigene Schadensersatzansprüche ableiten<br />

zu können.<br />

Der Ausgangspunkt des Urteils ist zweifellos richtig,<br />

wenn es feststellt, dass sich bei jeglichem zahnärztlichen<br />

Handeln die Frage stellt, ob es von der Approbation<br />

gedeckt ist. Das Urteil ist aber falsch, soweit<br />

es die Zahnheilkunde extraoral nur auf den Bereich<br />

der Lippen, also das Lippenrot erstrecken will.<br />

Die Zahnheilkunde wird durch europäisches Recht<br />

näher bestimmt. Nr. 22 Satz 2 der Erwägungen zur<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

Richtlinie 2005/36/EG vom 07.09.2005 erklärt (in<br />

leichter Abweichung von der deutschen Fassung<br />

der aufgehobenen Richtlinie 78/687/EWG vom<br />

25.07.1978 – dort verwendet Art. 5 Satz 1 den Begriff<br />

Gewebe im Singular):<br />

„Die Mitgliedstaaten sollten sicherstellen, dass dem<br />

Zahnarzt in seiner Ausbildung die erforderlichen Fähigkeiten<br />

zur Ausübung aller Tätigkeiten der Verhütung,<br />

Diagnose und Behandlung von Anomalien und<br />

Krankheiten von Zähnen, Mund und Kiefer sowie der<br />

dazugehörigen Gewebe vermittelt werden.“<br />

In der englisch- sowie der französischsprachigen<br />

Fassung der Richtlinie ist – übereinstimmend mit<br />

den entsprechenden Textfassungen der Richtlinie<br />

78/687/EWG – von „associated tissues“ bzw. „tissus<br />

attenants“, also von den „umgebenden Geweben“<br />

die Rede. Dieses umgebende Gewebe definiert sich<br />

also nach Zähnen, Mund und Ober- und Unterkiefer<br />

und meint damit den Gesichts- und nicht den Kauschädel.<br />

Umgebende Gewebe sind nicht nur „innen“,<br />

sondern auch „außen“.<br />

1950 gründete sich der „Facharztverband für Zahn,<br />

Mund- und Kieferkrankheiten“ wieder. Dieser Facharztverband<br />

beinhaltete die damaligen Mund- und<br />

Kieferchirurgen. In einem Aufsatz von Hoffmann-<br />

Axthelm, Die geschichtliche Entwicklung der Mund,<br />

Kiefer- und Gesichtschirurgie, veröffentlicht in dem<br />

von Karl Schuchhardt herausgegebenen Jahrbuch<br />

Fortschritte der Kiefer- und Gesichts-Chirurgie,<br />

Band 21, 1976, S. 1 [7] heißt es dazu:<br />

„Bereits auf der Tagung am 25. und 26. November<br />

1950 dieses Verbandes schlug daher ... Wassmund<br />

in einem ausführlichen Grundsatzreferat den Titel<br />

Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtskrankheiten<br />

vor.“ –„Die Nennung von Gesichtskrankheiten im<br />

Fachtitel“, so argumentierte er damals „ist berechtigt<br />

und notwendig, da die Mundhöhle und Kieferknochen<br />

sich nicht trennen lassen von den deckenden<br />

Weichteilen.“ Dies belegte er an den unspezifischen<br />

und spezifischen Entzündungen, bei Frakturen, Tumoren<br />

und Spaltbildungen. Letztere leiteten über<br />

zum Thema Gesichtsplastik. Diese „wird immer mehr<br />

zu einer unbestrittenen Domäne unseres Faches,<br />

schon deswegen, weil der Allgemeinchirurg und<br />

auch der Hals-, Nasen- und Ohrenarzt die zahnärztlich-orthopädischen<br />

Verbandsmittel und Stützapparaturen<br />

nicht beherrscht, ohne die man die Gesichtsplastik<br />

erfolgreich nicht ausführen kann“. Ausdrücklich<br />

stelle Prof. Dr. Dr. Wassmund fest, dass dieser<br />

Fachchirurg „aus der Zahnheilkunde gewachsen<br />

ist und auch weiterhin auf dem Mutterboden der<br />

Zahnheilkunde wachsen muss“.<br />

Die Bezeichnung Zahnheilkunde ist eine nicht ganz<br />

korrekte Verkürzung der zahnärztlichen Disziplinen<br />

auf den Mund(innen)bereich. Der Begriff der Zahnheilkunde<br />

umfasst die Krankheiten der Zähne, des<br />

Mundes und der Kiefer einschließlich der sich umgebenden<br />

bzw. der dazugehörenden Gewebe ohne Beschränkung<br />

auf die „unmittelbare“ Umgebung wie<br />

z.B. die Lippen.<br />

Zähne, Mund und Kiefer bilden den sog. Gesichtsschädel.<br />

Dieser umfasst jedenfalls die beiden Kieferbereiche<br />

Mandibula und Maxilla. Inwieweit die Orbita<br />

dazugehört, ist vor allem für die Frage von Bedeutung,<br />

welche Le-Fort-Operationen zur Zahnheilkunde<br />

gehören. M.E. wird man die Grenze mit dem<br />

Maxillaknochen ziehen müssen, sodass Faltenunterspritzungen<br />

der Naso-Labialfalte zur Zahnheilkunde<br />

gehören, Faltenunterspritzungen im Augenliderbereich<br />

aber nicht mehr, im Halsbereich nur<br />

sehr bedingt.<br />

Die Bundeszahnärztekammer vertritt allerdings in<br />

einem Beschluss vom 13.04.2011 eine restriktivere<br />

Ansicht:<br />

„Bei der Augmentation der Lippen und/oder perioraler<br />

Falten handelt es sich um kosmetische Eingriffe,<br />

die ärztliches, diagnostisches Fachwissen erfordern,<br />

um einer Gesundheitsgefährdung durch den Eingriff<br />

vorzubeugen. Die Eingriffe sind daher als Heilkunde<br />

anzusehen. Ausübung der Zahnheilkunde ist<br />

die berufsmäßige auf zahnärztlich-wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse gegründete Feststellung und Behandlung<br />

von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten.<br />

Der von der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde umfass-te<br />

Bereich erfasst das zum Mund gehörende<br />

Gewebe, d.h. den Mundinnenraum, begrenzt durch<br />

das Lippenrot. Die Lippenunterspritzung ist deshalb<br />

vom Begriff der Zahnheilkunde umfasst und darf<br />

von Zahnärzten ausgeführt werden. Die Behandlung<br />

der Gesichtsoberfläche, insbesondere der perioralen<br />

Falten oder der Naso-Labial-Falten gehört<br />

dagegen grundsätzlich nicht zu den der Zahnheilkunde<br />

zugewiesenen Körperbereichen.“<br />

Der Beschluss verkennt, dass das Lippenrot nicht die<br />

Zahnheilkunde begrenzt. Es bleibt abzuwarten, wie<br />

die Gerichte die Frage schlussendlich entscheiden<br />

werden._<br />

_Kontakt<br />

cosmetic<br />

dentistry<br />

Dr. Thomas Ratajczak<br />

Rechtsanwalt, Fachanwalt für <strong>Medizin</strong>recht,<br />

Fachanwalt für Sozialrecht, Justitiar des BDIZ EDI<br />

Kanzlei RATAJCZAK & PARTNER Rechtsanwälte<br />

Berlin · Düsseldorf · Essen · Freiburg im Breisgau ·<br />

Köln · Meißen · München · Sindelfingen<br />

Posener Str. 1<br />

71065 Sindelfingen<br />

Tel.: 07031 9505-18 (Frau Balda)<br />

Fax: 07031 9505-99<br />

E-Mail: ratajczak@rpmed.de<br />

www.rpmed.de<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

Botox – ein echtes<br />

Wettbewerbsgift?<br />

Autoren_Rechtsanwalt Dr. Sebastian Berg, Rechtsanwalt Dennis Hampe, LL.M., Friederike Stiller, Bielefeld<br />

_Im Bereich des Gesichtes wird es besonders deutlich:<br />

die Grenzen zwischen verschiedenen medizinischen<br />

Bereichen verschwimmen immer mehr und<br />

eine interdisziplinäre Arbeit wird für einen erfolgreichen<br />

Behandlungsverlauf zunehmend wichtig.<br />

Wo es früher eine klare Trennung zwischen dem<br />

ärztlichen Behandlungsspielraum und der zahnärztlichen<br />

Tätigkeit gab, sind solche Grenzen im<br />

Zeitalter von Plastischer Chirurgie, Implantologie<br />

und Oralchirurgie zunehmend verschwommen. Ein<br />

neues Urteil des Verwaltungsgerichts Münster hat<br />

dem versucht entgegenzuwirken und Behandlungsspielräume<br />

zwischen den verschiedenen Berufen<br />

klarer und damit im Einklang mit der zahnärztlichen<br />

und ärztlichen Berufsordnung zu definieren.<br />

Besonders für das Werberecht ist diese<br />

Unterscheidung zwischen den verschiedenen Fachbereichen<br />

von entscheidender Bedeutung. Im Folgenden<br />

soll daher die Relevanz des neuen Urteils für<br />

die tägliche Praxis sowohl von Zahnmedizinern als<br />

auch Plastischen Chirurgen aufgezeigt und mit weiteren<br />

praxisrelevanten Beispielen verdeutlicht wer-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

den. Insbesondere soll hierbei auf unerlaubte, irreführende<br />

Werbung im Bereich von kosmetischen<br />

Behandlungen hingewiesen werden.<br />

Die Musterberufsordnung für Zahnärzte sowie<br />

auch das Zahnheilkundegesetz (ZHG) schreiben vor,<br />

dass der Beruf des Zahnarztes kein Gewerbe ist und<br />

somit auch die Möglichkeiten für Werbung dementsprechend<br />

ausgerichtet sein müssen. Ähnliches<br />

gilt für die Musterberufsordnung der Ärzte. Zwar<br />

dürfen sowohl Ärzte als auch Zahnärzte prinzipiell<br />

alle Werbemedien nutzen, wie zum Beispiel Praxisschilder,<br />

Briefbögen, Rezeptaufdrucke oder Internetauftritte,<br />

es gelten hierfür jedoch strenge Regeln.<br />

So darf sowohl zahnärztliche als auch ärztliche<br />

Werbung nicht anpreisend, irreführend, herabsetzend<br />

oder vergleichend sein. Genaueres ist im<br />

Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)<br />

sowie im Heilmittelwerbegesetz (HWG) geregelt.<br />

Im Zeitalter des Internets, welches Ärzten und<br />

Zahnärzten die Möglichkeiten einer grafischen Darstellung<br />

ihrer Behandlungsräume- und -leistungen<br />

bietet, ist eine klare Trennung zwischen erlaubter<br />

und nicht erlaubter Werbung jedoch trotz der bestehenden<br />

Rechtsgrundlagen zunehmend problematisch<br />

geworden. Insbesondere das Verbot einer<br />

irreführenden Werbung hat bereits vermehrt zu<br />

langwierigen Rechtsstreitigkeiten geführt und ist<br />

daher in der Praxis unbedingt zu beachten. Als irreführende<br />

Werbung gilt solche, die Angaben enthält,<br />

die bei einem Patienten Fehlvorstellungen über die<br />

Person des Arztes, über die Praxis oder deren Behandlungsmethoden<br />

hervorrufen könnte. Dies geht<br />

sowohl aus der Berufsordnung der Zahnärzte und<br />

Ärzte als auch dem UWG hervor. Beispiele für irreführende<br />

Werbung reichen von der Darstellung einer<br />

Einzelpraxis als „<strong>Klinik</strong>“ bis zur Aufzählung von<br />

Therapiemöglichkeiten auf der Internetseite eines<br />

Arztes, die nicht dem tatsächlichen Therapiespektrum<br />

oder zugelassenen Leistungsangebot<br />

der Praxis entspricht. Solche Fälle<br />

können durchaus auch wettbewerbsrechtliche<br />

Konsequenzen haben, wie eine uns bekannte<br />

Abmahnwelle von in Deutschland tätigen,<br />

approbierten Zahnärzten durch eine<br />

Schweizer Firma zeigt. Der Abmahnwelle<br />

liegt ein Fall des Verwaltungsgerichts Münster<br />

zugrunde, in dem es sich mit der Frage,<br />

ob Zahnärzte kosmetische Behandlungen<br />

durchführen dürfen, beschäftigte. Der Fall<br />

gibt wichtige Aufschlüsse über die Grenzen<br />

zwischen der ärztlichen und zahnärztlichen<br />

Tätigkeit, sowohl im Werberecht als auch in<br />

der ärztlichen Praxis.<br />

Der am 19.04.2011 am Verwaltungsgericht<br />

Münster verhandelte Fall beschäftigte sich<br />

vor allem mit der Frage, inwiefern Zahnärzte<br />

im Rahmen ihrer Approbation kosmetische<br />

Behandlungen im Bereich des Gesichtes<br />

durchführen dürfen. Konkret hatte die behandelnde<br />

Zahnärztin bei einer Patientin im Mund- und Naso-<br />

Labialbereich Falten unterspritzt und dies mit ihrer<br />

Berechtigung, im Rahmen ihrer zahnärztlichen Zulassung<br />

Behandlungen im Bereich der Zähne, des<br />

Mundes und des Kiefers durchzuführen, begründet.<br />

Nach Ansicht der Zahnärztin sei der Behandlungsraum<br />

eines Zahnarztes nicht auf den intraoralen Bereich<br />

beschränkt, sondern lasse auch extraorale,<br />

kosmetische Behandlungen zu. Dem widersprach<br />

das Gericht und bestätigte damit die vom ZHG und<br />

der Musterberufsordnung der Zahnärzte auferlegten<br />

Grenzen der zahnärztlichen Behandlungstätigkeit.<br />

Zahnärzten ist zwar eine kosmetische Behandlung<br />

mit Botox oder ähnlichen Mitteln im Bereich<br />

der Zähne erlaubt, nicht aber eine weitergehende<br />

kosmetische Behandlung des Gesichtes, z.B. wie hier<br />

im Rahmen einer kosmetischen Faltenbehandlung.<br />

Diese erfordere eine gesonderte Qualifikation und<br />

Zulassung als Arzt oder Heilpraktiker.<br />

Das Urteil bestätigte damit unter anderem ein<br />

Urteil des Oberlandesgericht Zweibrücken vom<br />

21.08.1998, in dem das Gericht bereits auf die Grenzen<br />

zwischen der Heilpraktiker- und Zahnarzttätigkeit<br />

im Rahmen des ZHG hinwies. Das Gericht betonte<br />

hier, dass Zahnärzte allgemein zur Aufnahme<br />

und Ausübung der Tätigkeiten der Verhütung, Diagnose<br />

und Behandlung von Anomalien und Krankheiten<br />

der Zähne, des Mundes und des Kiefers sowie<br />

des dazugehörigen Gewebes berechtigt seien, nicht<br />

aber zur Versorgung von Gesichtswunden nach Unfällen,<br />

soweit diese nicht im Rahmen der Behandlung<br />

von Kieferbrüchen erfolgt. Einen ähnlichen<br />

Ansatz vertrat auch das Bundesverwaltungsgericht<br />

in einem Beschluss vom 25.06.2007, in welchem es<br />

darauf hinwies, dass die Einordnung der Faltenunterspritzung<br />

als Ausübung der Heilkunde im<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

Wesentlichen von der Einschätzung der mit dieser<br />

Tätigkeit verbundenen Risiken abhängt. Das Gericht<br />

stellte hier fest, dass das durch die Klägerin durchgeführte<br />

Faltenunterspritzen weit über das im Rahmen<br />

der zahnärztlichen Approbation zugelassene<br />

Aufspritzen der Lippen hinausging.<br />

Das neue Urteil des Verwaltungsgerichts Münster<br />

bestätigt diese Herangehensweise und betont, dass<br />

Zahnärzte eine kosmetische Behandlung, die über<br />

den unmittelbaren Bereich der Lippen hinausgeht,<br />

nur mit einer zusätzlich erworbenen Heilkundeausbildung<br />

durchführen dürfen. Es stehe jedem Zahnarzt<br />

frei, eine solche Zusatzqualifikation zu erwerben<br />

und im Rahmen dieser Qualifikation tätig zu<br />

werden. Anderes gilt für Mund,- Kiefer- und Gesichtschirurgen,<br />

die mit ihrer Doppelapprobation<br />

weiterhin sowohl ärztlich als auch zahnärztlich im<br />

Bereich des Gesichtes tätig sein dürfen. Indem das<br />

Urteil eine klare Trennung der zahnärztlichen und<br />

ärztlichen Tätigkeit zieht und dem Verschwimmen<br />

der verschiedenen Fachbereiche entgegenwirkt,<br />

leistet es somit einen wichtigen Beitrag zum rechtlichen<br />

Verständnis der medizinischen Praxis.<br />

Hervorzuheben sind besonders die werberechtlichen<br />

Konsequenzen dieses Urteils. Insbesondere<br />

geht aus dem Urteil deutlich hervor, dass Werbung<br />

von Zahnärzten für kosmetische Behandlungen, die<br />

über den unmittelbaren Bereich des Mundes, des<br />

Kiefers und der Zähne hinausgehen, nicht ZHGkonform<br />

ist und auch als solches geahndet wird. Es<br />

wirft somit ein neues Licht auf bisherige Werbepraktiken<br />

von Zahnärzten, wie insbesondere eine<br />

Reihe von auf dieses Urteil folgenden Fällen bezüglich<br />

der Werbeauftritte von verschiedenen deutschen<br />

Zahnärzten durch eine Schweizer Firma zeigt.<br />

Seit Urteilsverkündung im April 2011 gingen<br />

wiederholt Abmahnungen von einer Schweizer<br />

Firma bei einer Reihe von deutschen Zahnärzten ein,<br />

auf deren Internetseiten sich Hinweise auf Botoxbehandlungen<br />

finden lassen. Die Zahnärzte hatten in<br />

ihrem Internetauftritt einen Lexikoneintrag verwendet,<br />

der, so die Schweizer Firma, dem Patienten<br />

irreführend suggerierte, die Zahnärzte würden kosmetische<br />

Behandlungen wie das Unterspritzen von<br />

Falten im Gesicht durchführen und somit nicht im<br />

Sinne der zahnärztlichen Approbation handeln. Sich<br />

auf das Urteil vom Verwaltungsgericht stützend<br />

mahnte die Firma an, die Zahnärzte hätten sich nicht<br />

ZHG- und wettbewerbsrechtlich konform verhalten.<br />

Die Firma stellt infolgedessen Schadensersatzansprüche<br />

in nicht unerheblicher Höhe. Da die<br />

Sach- und Rechtslage bei solchen Abmahnungen<br />

stets von den Details im Einzelfall abhängt, ist betroffenen<br />

Zahnärzten zu raten, anwaltliche Hilfe zur<br />

Prüfung der Rechtslage herbeizuziehen und in jedem<br />

Fall von einer sofortigen Zahlung des geforderten<br />

Schadensersatzbetrages abzusehen.<br />

Sowohl das im April diesen Jahres erlassene Urteil<br />

des Verwaltungsgerichts Münster als auch die seit<br />

dem bei Zahnärzten eingegangene Abmahnwelle<br />

zeigen, dass der werberechtliche Rahmen der zahnärztlichen<br />

und kosmetischen ärztlichen Tätigkeit<br />

durchaus nicht immer klar für juristische Laien<br />

nachvollziehbar ist. Insbesondere im Bereich der<br />

kosmetischen Behandlung im Gesicht gibt es Überschneidungen<br />

zwischen den verschiedenen Fachbereichen,<br />

die aus den zuständigen Berufsordnungen<br />

und Gesetzestexten (ZHG, HWG) nicht immer<br />

eindeutig hervorgehen. Das Verwaltungsgericht<br />

Münster hat hier mit seinem Urteil zwar die Grenzen<br />

zwischen der zahnärztlichen und ärztlichen/heilkundlichen<br />

Tätigkeit bestätigt und vertieft, die Berührungspunkte<br />

werden jedoch im Zuge der zunehmenden<br />

Verschmelzung der Fachbereiche nicht abnehmen.<br />

Zahnärzten ist daher von Tätigkeiten abzuraten,<br />

die sich möglicherweise zu sehr in der<br />

Grauzone zur kosmetischen <strong>Medizin</strong> befinden. Es ist<br />

zu beachten, dass die Approbation Zahnärzte nur zu<br />

kosmetischen Behandlungen im unmittelbaren Bereich<br />

des Mundes, der Zähne und des Kiefers, einschließlich<br />

der Lippen, berechtigt. Dies sollte auch in<br />

der Werbung reflektiert werden. Neben dem weiterhin<br />

geltenden Verbot gegen anpreisende, vergleichende<br />

und irreführende Werbung ist deshalb darauf<br />

zu achten, dass Werbeprofile keinerlei Hinweise<br />

auf nicht zulassungskonforme Behandlungsmethoden<br />

beinhalten. Wie die beschriebene Abmahnwelle<br />

zeigt, sollten sowohl Ärzte als auch Zahnärzte<br />

werberechtlichen Grauzonen aus dem Weg gehen<br />

um unnötige und langwierige Rechtstreitigkeiten<br />

zu vermeiden. Auch eine vorherige Prüfung des<br />

Werbeauftrittes durch einen qualifizierten Anwalt<br />

ist durchaus ratsam._<br />

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Dennis Hampe, LL.M.<br />

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Dr. Sebastian Berg<br />

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Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

Werbung für „Faltenbehandlung<br />

mit Botox“<br />

zulässig?<br />

Autor_ Christian Schuler, Hamburg<br />

_Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (Urteil<br />

vom 31.08.2006, Az: 6 U 118/05) hatte eine Werbeanzeige<br />

eines Arztes für „Faltenbehandlung mit Botox“<br />

für unzulässig, da wettbewerbswidrig, erachtet.<br />

Die Entscheidung dürfte den beklagten Arzt überrascht<br />

haben, so das Bundesverfassungsgericht<br />

(BVerfG) noch im Jahre 2004 (Az: 1 BvR 2334/03) entschieden<br />

hatte, dass im Regelfall eine Werbung mit<br />

dieser Faltenbehandlung zulässig ist.<br />

_Die Unterschiede der<br />

Entscheidungen sind fein<br />

Der Entscheidung des BVerfG lag der Fall zugrunde,<br />

dass ein Arzt auf seiner Homepage das von ihm<br />

durchgeführte „biologische Facelifting“ mit dem Präparat<br />

Botox vorstellte. Nach dem Heilmittelwerbegesetz<br />

(HWG) ist es jedoch verboten, mit verschreibungspflichtigen<br />

Arzneimitteln außerhalb der Fachkreise<br />

zu werben. Dieses grundsätzliche Werbeverbot<br />

ist jedoch mit dem gesetzlich geschützten Recht der<br />

Ärzte auf Selbstdarstellung durch Werbung in Einklang<br />

zu bringen. Dies ist zu erreichen, indem dem<br />

HWG, das eine Verleitung zur Selbstbehandlung bestimmter<br />

Krankheiten und Leiden entgegenwirken<br />

soll, im Bereich des Selbstdarstellungsrechts der Ärzte<br />

keine eigenständige Bedeutung beigemessen wird.<br />

Deswegen ist es zweifelhaft, ob dieses Werbeverbot<br />

auf die Selbstdarstellung eines Arztes, der über die Behandlung<br />

mit einem bestimmten Medikament informiert,<br />

Anwendung finden kann, solange der Arzt<br />

nicht den Erwerb bestimmter Mittel empfiehlt. Nur<br />

bei einem Einfluss auf das Kaufverhalten der Patienten<br />

durch eine Werbung ist diese als unzulässig einzustufen.<br />

Hierauf soll aber das Werbeverbot mit Arzneimitteln<br />

dann keine Anwendung finden, wenn<br />

sachangemessene Informationen, die den möglichen<br />

Patienten nicht verunsichern, die Darstellung einer<br />

Faltenbehandlung mit Botox prägen. Ein Arzt kann<br />

grundsätzlich seine Behandlung bewerben. Die Behandlung<br />

mit dem Wirkstoff Botulinumtoxin wird<br />

entschieden durch die Wahl des Wirkstoffes, nicht<br />

durch Besonderheiten einer Behandlungsmethode,<br />

geprägt. Verbietet man dem Arzt die Werbung mit<br />

dem Wirkstoff, wird ihm eine sinnvolle Darstellung<br />

der von ihm angebotenen Behandlung unmöglich gemacht.<br />

Außerdem hatte der Arzt im Internet geworben,<br />

also auf einer Plattform, die in der Regel nur von<br />

interessierten Personen auf der Suche nach ganz bestimmten<br />

Informationen aufgesucht wird. Die Wer-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

bung des Arztes hat sich daher nicht der<br />

breiten Öffentlichkeit unvorbereitet aufgedrängt.<br />

Letztendlich soll auch nicht die<br />

Gefahr einer Selbstmedikation bestehen, da<br />

es sich bei Botox um ein Präparat handelt,<br />

das ins Gesicht gespritzt wird.<br />

_Recht des Arztes zur Selbstdarstellung<br />

dadurch nicht eingeschränkt<br />

Das Bundesverfassungsgericht hat sich zu der<br />

Frage der Zulässigkeit der Werbung für eine<br />

Faltenbehandlung unter Nennung des Arzneimittels<br />

Botox nicht abschließend festgelegt<br />

und den Gerichten aufgegeben, anhand der genannten<br />

Grundsätze zu prüfen, in welcher Fallkonstellation<br />

nicht das Recht auf Selbstdarstellung<br />

gegenüber dem Zweck des Werbeverbots<br />

nach dem HWG überwiegt. Dieser Prüfungskompetenz<br />

ist das Oberlandesgericht Frankfurt am<br />

Main in dem von ihm zu entscheidenden Fall nachgekommen.<br />

In diesem Fall hatte der Arzt eine Werbeanzeige<br />

in einer Zeitschrift aufgegeben, in der er<br />

neben anderen Behandlungsmethoden eine „Faltenbehandlung<br />

mit Botox“ aufführte. Diese Art der<br />

Werbung ist nach Ansicht des Gerichtes unzulässig.<br />

Die Werbung ist darauf angelegt, die Aufmerksamkeit<br />

potenzieller Kunden zu erregen, deren Interesse<br />

zu wecken und damit den Absatz von Waren<br />

und Leistung zu fördern. Zwar ist Bezugspunkt der<br />

Werbung des Arztes nicht der Absatz des verschreibungspflichtigen<br />

Arzneimittels, da er eine Dienstleistung<br />

anbietet. Dennoch fördert er damit den<br />

Verbrauch und den Verkauf des Arzneimittels Botox,<br />

weil die angebotene Faltenbehandlung den<br />

Einsatz von Botox notwendig macht. Allein eine<br />

Maßnahme, die den Verbrauch und den Verkauf von<br />

Arzneimitteln fördert, fällt unter das Werbeverbot<br />

des § 10 Abs. 1 HWG.<br />

Gegen seine Entscheidung spricht nach Ansicht des<br />

Oberlandesgerichts Frankfurt am Main auch nicht<br />

die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />

aus dem Jahre 2004, da das Recht des Arztes auf<br />

Selbstdarstellung hierdurch nicht unverhältnismäßig<br />

eingeschränkt ist. Denn der Arzt hat sich in dieser<br />

Anzeige darauf beschränkt, plakativ einige Behandlungsmethoden<br />

mit unterschiedlichster Zielsetzung<br />

zu bewerben. Er hat es dabei unterlassen,<br />

seine Befähigung zur Durchführung dieser Behandlungen<br />

im Einzelnen darzulegen oder sachlich über<br />

die einzelnen Behandlungsmethoden zu informieren.<br />

Die Anzeige des Arztes enthielt abgesehen von<br />

der reinen Aufzählung verschiedenster Behandlungsformen<br />

keine Selbstdarstellung seiner Person.<br />

Deswegen überwiegt das Recht auf Selbstdarstellung<br />

nicht dem Zweck des Werbeverbots für Arzneimittel,<br />

das nicht nur darauf gerichtet ist, der Gefahr<br />

einer Selbstmedikation zu begegnen, sondern auch<br />

erreichen will, dass im Vertrauensverhältnis zwischen<br />

Arzt und Patient ein Konflikt wegen von der<br />

Werbung getragene Patientenwünsche vermieden<br />

wird.<br />

Der Arzt hat anders als in dem der Entscheidung des<br />

Bundesverfassungsgerichts zugrunde liegenden<br />

Fall die Faltenbehandlung mit Botox offensiv in einer<br />

Zeitungsanzeige beworben und ist damit an die<br />

breite Öffentlichkeit getreten und nicht nur auf zu<br />

diesem Thema Informationssuchende.<br />

Die Entscheidung des Oberlandesgerichtes wird im<br />

Hinblick auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />

nicht die letzte zu dieser Frage sein.<br />

Sicherlich kann der gleiche Fall auch vollständig anders<br />

entschieden werden, sodass es wünschenswert<br />

wäre, wenn der Bundesgerichtshof alsbald zu dieser<br />

Frage Stellung beziehen kann. Bis dahin gilt es, bei<br />

Werbung für eine Faltenbehandlung unter Nennung<br />

des Arzneimittels Botox Vorsicht walten zu<br />

lassen._<br />

_Kontakt faceI 2_2007<br />

Christian Schuler<br />

Rechtsanwalt, Fachanwalt für <strong>Medizin</strong>recht<br />

Kanzlei Roggelin/Witt/Wurm/Dieckert<br />

Hamburg, Schwerin, Berlin, Dresden,<br />

Frankfurt am Main<br />

Alte Rabenstraße 32<br />

20148 Hamburg<br />

E-Mail: christian.schuler@rwwd.de<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

Urteil des<br />

Bundesgerichtshofs<br />

Die Gebührenordnung für Ärzte<br />

gilt für kosmetische Eingriffe<br />

Autor_Dr. Maike Erbsen, Sindelfingen<br />

_Bislang war es im Bereich medizinisch nicht indizierter<br />

kosmetischer Eingriffe üblich, Pauschalhonorare<br />

zu verlangen. Dieser Praxis hat der III. Zivilsenat<br />

des Bundesgerichtshofs (BGH) in einem kürzlich verkündeten<br />

Urteil vom 23.03.2006 – III ZR 223/05 –<br />

einen Riegel vorgeschoben: Ein Arzt ist auch bei der<br />

Abrechnung rein kosmetischer Eingriffe an die Regelungen<br />

und das Gebührenverzeichnis der GOÄ<br />

gebunden.<br />

Der beklagte Facharzt für Chirurgie/plastische Chi -<br />

rurgie, der eine Privatklinik für kosmetische Operationen<br />

betreibt, hatte für eine Brustverkleinerung<br />

oder Bruststraffung einen Pauschalpreis von knapp<br />

9.500 € verlangt. Die Patientin, die – was in diesen<br />

Fällen die seltene Ausnahme ist – über eine Kostenzusage<br />

ihrer privaten Krankenversicherung verfügte,<br />

hatte den Betrag gezahlt und forderte im Nachhinein<br />

einen erheblichen Teil der Summe zurück, weil eine<br />

Berechnung nach den Regeln der GOÄ zu einem<br />

deutlich niedrigeren Rechnungsbetrag geführt<br />

hätte.<br />

Der BGH entschied, dass die GOÄ auch in Fällen medizinisch<br />

nicht notwendiger kosmetischer Operationen<br />

zwingend anzuwenden ist. Er begründet dies mit<br />

der Regelung in § 1 GOÄ, wonach sich die Vergütungen<br />

für „die beruflichen Leistungen der Ärzte“ nach<br />

dieser Verordnung bestimmen. Abweichungen hiervon<br />

seien nur in den engen Grenzen der GOÄ auf<br />

Grund einer Honorarvereinbarung nach § 2 GOÄ<br />

möglich. Der Begriff der „beruflichen Leistungen der<br />

Ärzte“ im Sinne von § 1 GOÄ sei weit zu verstehen und<br />

gehe inhaltlich über den Bereich der medizinisch indizierten<br />

Heilbehandlung hinaus. Er erfasse auch<br />

Maßnahmen „am gesunden Menschen“, wenn<br />

„diese“, so der BGH, „ihrer Methode nach der ärztlichen<br />

Krankenbehandlung gleichkommen und ärztliche<br />

Fachkenntnisse voraussetzen sowie gesundheitliche<br />

Schädigungen verursachen können“. Der<br />

BGH sieht die medizinische Notwendigkeit einer Behandlung<br />

nicht als zwingendes Erfordernis für den<br />

Anwendungsbereich der GOÄ an. Zur Begründung<br />

verweist er auf die Regelungen in § 1 Abs. 2 Satz 2 und<br />

§ 12 Abs. 3 Satz 5 GOÄ, die die Möglichkeit zur Berechnung<br />

von Leistungen, die über das Maß einer<br />

medizinisch notwendigen Versorgung hinausgehen,<br />

voraussetzten und diese lediglich von einem Verlangen<br />

des Patienten abhängig machten. Eine Unterscheidung<br />

zwischen medizinisch notwendigen und<br />

nur kosmetisch veranlassten Eingriffen zur Klärung<br />

der Abrechnungsmodalitäten würde, so der BGH,<br />

„vermeidbare Unsicherheiten in das Behandlungsverhältnis<br />

hineintragen, da die Übergänge unter Be-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


ISSN 1864-4279 Entgelt bezahlt: 74677 Preis: € 10,00 zzgl. MwSt. 5. Jahrgang • März • 1/2011<br />

<br />

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rücksichtigung auch der psychischen Befindlichkeit der Patienten fließend sind.“ Aus<br />

diesem Grund soll für alle beruflichen Leistungen der Ärzte, gleich ob sie medizinisch<br />

indiziert oder nicht indiziert sind, die gesetzliche Gebührenordnung gelten.<br />

Unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten – die durch das Grundgesetz geschützte<br />

Berufsfreiheit des Art. 12 Abs. 1 GG schützt auch die Freiheit, das Entgelt für<br />

berufliche Leistungen selbst festzusetzen oder mit dem Vertragspartner auszuhandeln<br />

– verteidigt der BGH die Einschränkung der freien Honorarvereinbarung mit Gesichtspunkten<br />

des Verbraucherschutzes. Die Abrechnung nach der GOÄ erhöhe im Interesse<br />

der zahlungspflichtigen Patienten die Transparenz privatärztlicher Liquidationen und<br />

ziele auf eine angemessene, leistungsgerechte Vergütung. Eine unverhältnismäßige<br />

Belastung des Arztes sei damit nicht verbunden. Dem Arzt stehe es frei, im Rahmen des<br />

§ 2 GOÄ eine abweichende Honorarvereinbarung zu treffen. Das erlaube zwar keinen<br />

Pauschalpreis, lasse aber Raum für eine Vervielfachung des Gebührensatzes.<br />

Die rechtliche Beurteilung des BGH ist angreifbar. Die GOÄ ist nach ihrem Wortlaut nur<br />

auf die Abrechnung medizinisch notwendiger (§ 1 Abs. 2 Satz 1) oder mehr als medizinisch<br />

notwendiger (§ 1 Abs. 2 Satz 2), nicht aber medizinisch nicht notwendiger Leis -<br />

tungen ausgerichtet. Kosmetische Leistungen sind gerade keine medizinisch notwendigen<br />

Leistungen und damit erst recht nicht „mehr als medizinisch notwendig“. Außerdem<br />

ist das Argument des Verbraucherschutzes nicht überzeugend. Warum besteht<br />

bei einem rein kosmetischen Eingriff das Bedürfnis nach einer transparenten und angemessenen<br />

Vergütung? Solche Eingriffe werden frei nach dem Wunsch des Patienten,<br />

der hier besser Kunde genannt werden sollte, ausgeführt. Dieser kauft sich eine<br />

Dienstleistung ein, die ihm wichtig erscheint, ohne dass irgendeine Notwendigkeit<br />

etwa in Form eines Leidensdrucks dazu bestünde.<br />

Man kann nur hoffen, dass der vom BGH zur Rückzahlung verurteilte Arzt gegen die<br />

Entscheidung Verfassungsbeschwerde einlegen wird. Ansonsten wird man mit dieser<br />

Entscheidung – bis zu einem anders lautenden BGH-Urteil – leben müssen und diese<br />

im Ergebnis sehr weitgehende Entscheidung des BGH auch auf das zahnärztliche Gebührenrecht<br />

übertragen müssen. Die Entscheidung führt dazu, dass die bisher im Bereich<br />

der kosmetischen Eingriffe üblichen Pauschalhonorarvereinbarungen unwirksam<br />

sind. Das kann innerhalb der gesetzlichen Verjährungsfrist von drei Jahren (ab<br />

Kenntnis der Patienten von der fehlerhaften Abrechnung!) eine Flut von Rückforderungsansprüchen<br />

der Patienten nach sich ziehen. Die (Zahn)Ärzte, die bisher (in gutem<br />

Glauben) Pauschalhonorare in Ansatz gebracht haben, sollten sich daher rasch überlegen,<br />

welche analogen Gebührenpositionen stattdessen zur Anwendung kommen<br />

können – und im Übrigen rigoros Honorarvereinbarungen abschließen. Der Weg,<br />

nachträglich über eine Faktorerhöhung über den 3,5-fachen Steigerungsfaktor hinaus<br />

zu einer angemessenen Vergütung zu kommen, ist versperrt, da die Voraussetzungen<br />

des § 2 Abs. 2 GOÄ/GOZ (Vereinbarung vor Erbringung der [zahn]ärztlichen<br />

Leistung) im Nachhinein nicht mehr geschaffen werden können.<br />

Die Bindung an die GOÄ gilt allerdings nur für den Fall, dass die (Zahn)Ärzte selbst abgerechnet<br />

haben. Wird die Behandlung als Leistung einer Privatklinik abgerechnet und<br />

ist der Behandlungsvertrag ausschließlich mit der <strong>Klinik</strong> abgeschlossen worden, gilt<br />

die GOÄ nicht, da die <strong>Klinik</strong> kein (Zahn)Arzt im Sinne des Gebührenrechts ist. In diesem<br />

Fall können nach wie vor Pauschalhonorare vereinbart und eine Behandlung von Vorauszahlungen<br />

(Vorkasse) abhängig gemacht werden. Das könnte zu einer Renaissance<br />

des <strong>Klinik</strong>gedankens führen._<br />

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E-Mail: grasse@oemus-media.de


Information _ Recht<br />

Umsatzsteuerpflicht für<br />

Schönheitsoperationen<br />

Autoren_ Dr. Thomas Ratajczak, Birgitta Radermacher, Köln<br />

_Recht<br />

_Für die Umsatzsteuerfreiheit von Schönheitsoperationen<br />

nach § 4 Nr.14 UstG 1993 reicht es nicht<br />

mehr aus, dass die Operationen nur von einem Arzt<br />

ausgeführt werden können, vielmehr müssen sie der<br />

medizinischen Behandlung einer Krankheit oder einer<br />

anderen Gesundheitsstörung und damit dem<br />

Schutz der menschlichen Gesundheit dienen, also<br />

medizinisch indiziert sein. Dies hat nach dem Europäischen<br />

Gerichtshof nun auch der Bundesfinanzhof<br />

(BFH) am 15.07.2004 – V R 27/03 – entschieden. Bis<br />

zu der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs<br />

(EuGH) ging man in Deutschland davon aus, dass es<br />

für die Umsatzsteuerfreiheit ausreicht, dass die Behandlung<br />

durch einen Arzt durchgeführt wird.<br />

Geklagt hatte ein Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg.<br />

Im Rahmen von Privatliquidationen führt er<br />

medizinisch nicht indizierte Schönheitsoperationen<br />

durch. Weder berechnete er den Patienten die Mehrwertsteuer<br />

noch führte er Umsatzsteuer an das Finanzamt<br />

ab. Er ist nunmehr vom Finanzamt für drei<br />

volle Kalenderjahre nachversteuert worden. Der BFH<br />

bestätigte den Standpunkt des Finanzamtes.<br />

Grundsätzlich sind nach § 4 Nr. 14 Satz 1 UStG die<br />

Umsätze aus der Tätigkeit als Arzt, Zahnarzt etc. umsatzsteuerfrei.<br />

Diese Vorschrift wird mittlerweile res -<br />

triktiv ausgelegt, sodass nur medizinisch indizierte<br />

Tätigkeiten der Diagnose, Behandlung und Heilung<br />

von Krankheiten oder Gesundheitsstörungen umsatzsteuerfrei<br />

sind.<br />

Demnach fallen z.B. nicht unter die Steuerbefreiung:<br />

_ Untersuchungen in Vaterschaftsprozessen,<br />

_ Ausstellen von ärztlichen Bescheinigungen für<br />

Kriegsrentenansprüche,<br />

_ Erstellung von Gutachten für Haftungsfragen, bei<br />

ärztlichen Behandlungsfehlern etc.<br />

Dasselbe gilt nun auch für medizinisch nichtindizierte,<br />

sondern rein kosmetisch indizierte Schönheitsoperationen,<br />

deren Zweck also nicht zumindest auch der<br />

Schutz oder die Verbesserung der Gesundheit des Patienten<br />

ist. Dabei ist der Arzt in einem Dilemma. Rechnet<br />

er die Operation ohne weiteres nach GOÄ ab, bejaht<br />

er die medizinische Notwendigkeit und muss dafür<br />

keine Umsatzsteuer ansetzen. Will er lieber – wie dies<br />

bei Schönheitsoperationen üblich und nach unserer<br />

Auffassung zulässig ist – Honorarpauschalen abrechnen,<br />

muss er dafür Umsatzsteuer ansetzen.<br />

Die auf der neueren Rechtsprechung des EuGH basierende<br />

Rechtsauffassung der Finanzverwaltung ist<br />

nunmehr auch vom BFH bestätigt worden. Ästhetisch-plastische<br />

Leistungen eines Chirurgen sind<br />

steuerpflichtig, wenn nicht nach den Umständen des<br />

Einzelfalles eine medizinische Indikation vorliegt.<br />

Der Arzt muss gegenüber dem Finanzamt im Zweifel<br />

nachweisen, dass eine medizinisch indizierte Ausübung<br />

der Heilkunde vorliegt. Im zu entscheidenden<br />

Fall waren die Operationen nach Ansicht der Finanzverwaltung<br />

nicht medizinisch indiziert, was die Verwaltung<br />

schon daraus entnommen hatte, dass die<br />

Sozialversicherungsträger die Kosten nicht getragen<br />

haben.<br />

Letztlich findet durch dieses neue Urteil eine Umkehr<br />

der Beweislast statt, denn nun muss der Arzt die medizinische<br />

Indikation feststellen und dokumentieren<br />

und ggf. auch dem Patienten bei der Geltendmachung<br />

der Ersatzansprüche gegenüber der Krankenkasse<br />

oder privaten Krankenversicherung beistehen,<br />

um seine eigene Umsatzsteuerfreiheit zu erhalten<br />

oder es muss die die derzeit noch 16 % Umsatzsteuer<br />

dem Patienten in Rechnung stellen.<br />

Es gibt vielleicht einen Ausweg für die Vergangenheit:<br />

Wer vom Finanzamt für die Vergangenheit mit<br />

solchen Umsatzsteuernachforderungen konfrontiert<br />

wird, sollte nach § 163 AO (Abgabenordnung) einen<br />

Antrag auf Festsetzung der Umsatzsteuerschuld<br />

aus Billigkeitsgründen auf 0,– € (null Euro!) stellen.<br />

Nachdem die sog. herrschende Meinung lange Zeit<br />

davon ausging, dass diese Behandlungen umsatzsteuerfrei<br />

sind, trifft den Arzt die Nachversteuerung<br />

als unbillige Härte.<br />

Für die Zukunft gilt dagegen: Im Zweifel muss die<br />

Mehrwertsteuer aufgeschlagen werden._<br />

_Kontakt<br />

Birgitta Radermacher<br />

cosmetic<br />

dentistry 1_2008<br />

Rechtsanwältin,<br />

Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Köln<br />

Wiener Platz 4<br />

51065 Köln<br />

Tel.: 0221 962160<br />

Kanzlei Ratajczak Wellmann & Partner<br />

Berlin – Sindelfingen – Köln<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

Augmentation der Lippen<br />

und perioraler Falten<br />

für Zahnärzte zulässig<br />

Autor_ Dr. Stefan Stelzl, Sindelfingen<br />

_Eine Lippenaugmentation durch Zahnärzte ist<br />

zulässig. Gleiches gilt für die Unterspritzung von<br />

perioralen Falten, solange eine enge örtliche<br />

Grenzziehung vorgenommen wird.<br />

Die ergibt sich aus den folgenden Erwägungen: Es<br />

stellt sich zunächst die Frage, ob die oben genannten<br />

Maßnahmen „Heilkunde“ am Menschen darstellen<br />

oder rein kosmetischer Art sind. Liegt eine<br />

heilkundliche Behandlung vor, darf diese nur<br />

durch einen approbierten Arzt oder durch einen<br />

Heilpraktiker durchgeführt werden (§ 1 Abs. 1<br />

Heilpraktikergesetz, HPG). Handelt es sich dagegen<br />

um eine kosmetische Behandlung, darf diese<br />

grundsätzlich von jedermann durchgeführt werden.<br />

Liegt eine heilkundliche Tätigkeit vor, so stellt sich<br />

die Frage, ob die oben genannten Maßnahmen<br />

auch der „Zahnheilkunde“ gem. § 1 Abs. 3 Zahnheilkundegesetz<br />

(ZHG) zugerechnet werden können.<br />

Nur dann dürfen sie auch von Zahnärzten erbracht<br />

werden.<br />

1. Abgrenzung Heilkunde/kosmetischer Eingriff<br />

1.1. Der Heilkundebegriff ist (nur) in § 1 Abs. 2 HPG<br />

definiert:<br />

„Ausübung der Heilkunde im Sinne dieses Gesetzes<br />

ist jede berufs- oder gewerbsmäßig vorgenommene<br />

Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder<br />

Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden<br />

bei Menschen, auch wenn sie im Dienste<br />

von anderen ausgeübt wird.“<br />

Zahnärzte sind nicht berechtigt, in den Bereich der<br />

Heilkunde überzugreifen und Patienten etwa<br />

wegen angenommener Auswirkungen von Amalgam<br />

auf andere Körperbereiche auch insoweit<br />

diag nostisch oder therapeutisch zu behandeln.<br />

1.2. Das Gebiet der Kosmetik fällt grundsätzlich<br />

nicht unter die Legaldefinition der Heilkunde. Die<br />

aus rein kosmetischen Zwecken beseitigten „Ano -<br />

malien“ stellen weder eine Krankheit noch ein Leiden<br />

oder einen Körperschaden dar.<br />

1.2.1. Das Bundesverwaltungsgericht hat allerdings<br />

entschieden, dass § 1 Abs. 2 HPG auf kosmetische<br />

Behandlungen,<br />

_ die in die körperliche Integrität eingreifen,<br />

_ die ihrer Methode nach der ärztlichen Krankenbehandlung<br />

gleichkommen und ärztliche Fachkenntnisse<br />

voraussetzen,<br />

_ die gesundheitliche Schädigungen verursachen<br />

können,<br />

analog anzuwenden ist.<br />

Das Gericht hat deshalb „Schönheitsoperationen“<br />

wie Nasenkorrekturen und Brustplastiken als Heilkunde<br />

eingestuft.<br />

Wenig später hat das BVerwG den Anwendungsbereich<br />

des § 1 Abs. 2 HPG noch weiter ausgedehnt,<br />

und zwar auch auf kosmetische Eingriffe, bei denen<br />

die Behandlung selbst zwar keine medizinischen<br />

Kenntnisse voraussetzt, jedoch die Frage, ob sie im<br />

einzelnen Fall begonnen werden darf, ärztliches diagnostisches<br />

Fachwissen erfordert, um einer Gesundheitsgefährdung<br />

durch den Eingriff vorzubeugen.<br />

1.2.2. Man könnte nun der Auffassung sein, dass die<br />

Unterspritzung von Falten im Mundbereich oder die<br />

Lippenaugmentation weder so schwierig sind wie<br />

eine chirurgische Nasenkorrektur, noch eine besondere<br />

Differenzialdiagnostik erfordert und deshalb<br />

als kosmetische Behandlung ohne die Erlaubnis<br />

nach § 1 Abs. 2 HPG möglich sei.<br />

1.2.2.1. Betrachtet man allerdings, was in der Rechtsprechung<br />

ansonsten noch unter den Heilkundebegriff<br />

gefasst wird, so wird man wohl kaum umhinkommen,<br />

die Faltenunterspritzung und Lippenaugmentation<br />

als Heilkunde am Menschen bezeichnen<br />

zu müssen. Wegen mehr oder weniger großer Gefahrenmomente<br />

wurde die eigenverantwortlichselbstständige<br />

Anwendung folgender Verfahren als<br />

Ausübung der Heilkunde angesehen:<br />

_ die Chiropraktik<br />

_ Manuelle Therapie<br />

_ die Fuß-Reflexzonen-Massage<br />

_ Shiatsu/Akkupressur<br />

_ Psychotherapeutische Behandlungen<br />

_ „Wunderheilung“ durch Handauflegen oder Be-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

streichen eines kranken Körperteils. Der Grund liegt<br />

darin, dass ein derartiges Tun bei den Behandelten<br />

den Eindruck erweckt, es ziele darauf ab, sie zu heilen<br />

oder ihnen Erleichterung zu verschaffen. Gerade<br />

der Glaube an angebliche übernatürliche Gewalt mit<br />

vermeintlichen oder vorgetäuschten übersinnlichen<br />

Kräften sei besonders gefährlich im Hinblick<br />

auf die Heilung tatsächlicher Krankheiten. Eine „Differenzialdiagnostik“<br />

erfolgt nicht.<br />

_ Geistheilung, Heilbehandlung mit dem Pendel,<br />

Heilmagnetismus<br />

_ Ausübung des USUI-Systems des Reki „Rekispende“<br />

_ Piercing<br />

1.2.2.2. Über die Auslegung des Begriffs Heilkunde<br />

entscheiden im Endeffekt die Gerichte, nicht etwa<br />

die berufsständischen Kammern. Wegen des erforderlichenen<br />

Patientenschutzes dürfte es aber sehr<br />

schwer werden, die Faltenunterspritzung und die<br />

Lippenaugmentation als rein kosmetische Behandlung<br />

anerkannt zu erhalten, die keiner Approbation<br />

oder keiner Heilpraktikererlaubnis bedarf.<br />

2. Abgrenzung Heilkunde/Zahnheilkunde<br />

Mit den obigen Ausführungen ist geklärt, dass Kosmetikerinnen<br />

grundsätzlich die Faltenunterspritzung<br />

etc. verboten ist, soweit sie keine Heilpraktiker -<br />

erlaubnis besitzen. Es ist damit aber nicht die Frage<br />

beantwortet, ob die Unterspritzung der Lippen, perioraler<br />

Falten oder der Naso-Labial-Falten von Zahnärzten<br />

erbracht werden darf oder nicht.<br />

2.1. Maßgebende Definitionsvorschrift ist § 1<br />

Abs. 3 ZHG:<br />

„Ausübung der Zahnheilkunde ist die berufsmäßige<br />

auf zahnärztlich-wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

gegründete Feststellung und Behandlung von<br />

Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten. Als Krankheit<br />

ist jede von der Norm abweichende Erscheinung im<br />

Bereich der Zähne, des Mundes und der Kiefer anzusehen,<br />

einschließlich der Anomalien der Zahnstellung<br />

und des Fehlens von Zähnen.“<br />

2.2. Im Gegensatz zu § 1 Abs. 2 HPG stellt § 1 Abs. 3<br />

ZHG auf die berufsmäßige auf zahnärztlich wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse gegründete Feststellung<br />

oder Behandlung ab. Wie oben dargestellt, unterscheidet<br />

sich aber der Anwendungsbereich des § 1<br />

Abs. 2 HPG durch die extensive Auslegung in der<br />

Rechtsprechung inhaltlich nicht mehr von der Formulierung<br />

in § 1 Abs. 3 ZHG. Auch im humanmedizinischen<br />

Bereich ist für die Ausübung der Heilkunde<br />

maßgebend, ob ärztliche Fachkunde erforderlich<br />

ist oder nicht.<br />

2.3. Genauso wenig wie eine rein kosmetische Nasenkorrektur<br />

als Heilung oder Linderung von Krankheiten,<br />

Leiden oder Körperschäden bei Menschen<br />

angesehen werden kann, kann die Unterspritzung<br />

der Lippe oder perioraler Falten als Behandlung von<br />

Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten angesehen<br />

werden.<br />

Als Krankheit ist in § 1 Abs. 3 Satz 2 ZHG jede von<br />

der Norm abweichende Erscheinung im Bereich der<br />

Zähne, des Mundes und der Kiefer definiert, einschließlich<br />

der Anomalien der Zahnstellung und<br />

des Fehlens von Zähnen. Genauso wie die Rechtsprechung<br />

beispielsweise die Entfernung von Warzen<br />

und Leberflecken in den Geltungsbereich des<br />

§ 1 Abs. 2 HPG „hineininterpretiert“, muss dies auch<br />

bei § 1 Abs. 3 ZHG der Fall sein. Der Krankheitsbegriff<br />

muss dahingehend erweitert werden, dass<br />

alles umfasst ist, was zahnärztliche Fachkunde<br />

erfordert.<br />

2.4. Fraglich ist, ob die Unterspritzung der Lippe als<br />

Zahn-, Mund- und Kieferkrankheit in diesem Sinne<br />

angesehen werden kann. Die Lippe ist in § 1 Abs. 3<br />

ZHG nicht ausdrücklich genannt. Diesbezüglich<br />

hat allerdings das OLG Zweibrücken unter Berufung<br />

auf die EWG-Richtlinie Nr. 78/687 entschieden,<br />

dass bspw. die chirurgische Behandlung von<br />

Naevi der Lippen zur Zahnheilkunde zu zählen sei.<br />

Nach Auffassung des Gerichts zählen auch die Lippen<br />

zum Bereich des Mundes und des dazu gehörigen<br />

Gewebes im Sinne der maßgeblichen gesetzlichen<br />

Bestimmungen.<br />

Berücksichtigt man die oben genannte Rechtsprechung<br />

des Bundesverwaltungsgerichts, wonach<br />

der Behandler insbesondere zu einer umfassenden<br />

Differenzialdiagnostik in der Lage sein muss, so<br />

dürfte unstreitig sein, dass diese Differenzialdiagnostik<br />

bei der Behandlung von Naevi durchaus eine<br />

entscheidende Rolle spielen kann, während dies bei<br />

der Unterspritzung der Lippen aus rein kosmetischen<br />

Gründen nicht der Fall ist.<br />

Hier ist nur die Kenntnis der anatomischen Strukturen,<br />

eventueller Nervenverläufe und der Handhabung<br />

einer Spritze erforderlich. Die Lippenunterspritzung<br />

ist aus Sicht des Patientenschutzes<br />

wesentlich unkritischer als die Naevi-Behandlung.<br />

Die Lippenunterspritzung ist deshalb vom Begriff<br />

der Zahnheilkunde umfasst und darf von Zahnärzten<br />

ausgeführt werden.<br />

2.5. Etwas kritischer, aber auch noch vom Zahnheilkundebegriff<br />

umfasst, ist die Unterspritzung<br />

von perioralen Falten und von Naso-Labial-Falten.<br />

Diese Körperregionen befinden sich im Bereich des<br />

Mundes, der schon nach § 1 Abs. 3 ZHG ausdrücklich<br />

von der Zahnheilkunde mit umfasst ist. Dass<br />

der Zahnarzt nicht ausschließlich intraoral, sondern<br />

auch extraoral tätig sein darf, ergibt sich bspw.<br />

aus Nr. 41 b BEMA bzw. der Nr. 011 GOZ, wonach<br />

auch eine extraorale Leitungsanästhesie selbstver-<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

ständlich zum zahnärztlichen Tätigkeitsbereich<br />

gehört.<br />

Stellt man – wie oben ausgeführt – in erster Linie<br />

auf den Patientenschutz ab, so ist dieser durch eine<br />

Unterspritzung perioraler Falten in keiner Weise<br />

mehr gefährdet als durch eine extraorale Leitungsanästhesie.<br />

In beiden Fällen ist die (zahn-)medizinische<br />

Kenntnis von anatomischen Strukturen, der<br />

Nervenverläufe etc. erforderlich.<br />

Es dürfte sogar die subkutane Unterspritzung<br />

deutlich weniger Risiken bieten als die extraorale<br />

Leitungsanästhesie, die perineural gesetzt werden<br />

muss. Es kann insoweit auch nochmals auf das OLG<br />

Zweibrücken verwiesen werden. Das Gericht hält<br />

unter anderem die extraorale Eröffnung von Abszessen<br />

und Phlegmonen als „Übergriffe in den unmittelbar<br />

angrenzenden Bereich“ für zulässig.<br />

Damit ist die Unterspritzung von perioralen Falten<br />

einschließlich der Naso-Labial-Falten (die den Bezug<br />

zur Lippe schon im Namen tragen) zulässig,<br />

nicht aber die Unterspritzung von weiter entfernt<br />

liegenden Falten, bspw. im Wangen- oder Augenbereich.<br />

_<br />

_Autor<br />

Dr. Stefan Stelzl<br />

cosmetic<br />

dentistry 4_2004<br />

Rechtsanwalt & Fachanwalt<br />

für Sozialrecht<br />

Rechtsanwalt seit 1992.<br />

Kanzlei Ratajczak Wellmann<br />

& Partner, Sindelfingen,<br />

Berlin, Köln<br />

Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

Kassen(zahn)arztrecht, Berufsrecht der Zahnärzte<br />

und Ärzte, (zahn)ärztliches Vertragsrecht<br />

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Kassenarztrecht<br />

e.V., der Arbeitsgemeinschaft Rechtsanwälte<br />

im <strong>Medizin</strong>recht e.V., der Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>Medizin</strong>recht im Deutschen Anwaltverein<br />

e.V. und der ARGE Sozialrecht im Deutschen Anwaltverein<br />

Tel.: 07031 9505-22<br />

E-Mail: stelzl@rpmed.de<br />

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eBook Faltenbehandlung im Gesicht


Information _ Recht<br />

Welche rechtlichen<br />

Besonderheiten muss der<br />

Zahnarzt bei Schönheitsbehandlungen<br />

beachten?<br />

Autor_ RA Dr. Thomas Ratajczak, Sindelfingen<br />

_Recht<br />

Zum Thema Schönheitsbehandlungen<br />

in der Zahnarztpraxis nehmen<br />

unsere Autoren, Rechtsanwalt<br />

Dr. Thomas Ratajczak und Rechtsanwältin<br />

Susanna Zentai, Stellung.<br />

_Schönheitsbehandlungensind in der Regel medizinisch<br />

nicht indizierte Maßnahmen. Eingriffe ohne<br />

medizinische Indikation nehmen rechtlich eine Ausnahmerolle<br />

mit besonderen Voraussetzungen ein,<br />

liegen aber im Trend der Zeit. Der medizinische Fortschritt<br />

und das steigende Anspruchsdenken der Gesellschaft<br />

lassen reine Schönheitseingriffe im Alltag<br />

des Zahnarztes immer mehr Platz greifen. Das führt<br />

dazu, dass sich der Zahnarzt zunehmend mit diesem<br />

Thema auseinander setzen und die rechtliche<br />

Sonderstellung von reinen Schönheitsbehandlungen<br />

kennen sollte.<br />

_Fehlende zahnmedizinische Indikation<br />

Der Bereich der „reinen“ Schönheitsbehandlung beginnt<br />

da, wo absolut keine zahnmedizinische Indikation<br />

für die zahnärztliche Maßnahme gegeben ist<br />

und endet dort, wo eine Kontraindikation vorliegt.<br />

Somit ist eine Unterscheidung zwischen medizinisch<br />

indizierten und medizinisch nicht indizierten<br />

Zahnbehandlungen erforderlich. Es gibt dabei<br />

durchaus Mischformen, bei denen die medizinische<br />

Notwendigkeit von leicht bis dringlich reichen kann.<br />

Daneben kommen Extremfälle vor, die wegen einer<br />

stark ausgeprägten psychischen Komponente des<br />

Patienten medizinisch indiziert erscheinen. In einem<br />

so gelagerten Fall sollte der behandelnde oder um<br />

Rat gefragte Zahnarzt aber aus Selbstschutz sehr<br />

skeptisch werden und die genauen Hintergründe<br />

des Patientenwunsches erfragen. Gegebenenfalls<br />

muss ein Psychologe in die Behandlungsplanung<br />

einbezogen werden; denn Schönheitsoperationen<br />

ersetzen nicht eine notwendige psy chi atrisch/<br />

psychotherapeutische Behandlung. Im Regelfall<br />

wird man in einem solchen Fall sogar von einer<br />

Kontraindikation ausgehen müssen. Diese Weichenstellung<br />

hat daher in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch<br />

im Vorfeld der Behandlung zu erfolgen.<br />

Bereits hierdurch erhalten Anamnese und<br />

Aufklärungsgespräch bei einer Schönheitsbehandlung<br />

entscheidende Bedeutung.<br />

_Besonders gründliche<br />

Aufklärung vor der Behandlung<br />

Die Rechtsprechung stellt bei medizinisch nicht indizierten<br />

Schönheitseingriffen die höchsten Anforderungen<br />

an die Aufklärung überhaupt. Dies ist<br />

nachvollziehbar. Mit jedem Eingriff in die körperliche<br />

Unversehrtheit sind Risiken für den Patienten<br />

verbunden. Diese nimmt der Patient immer aus einem<br />

bestimmten Grund in Kauf. Wenn seine Behandlung<br />

dringend notwendig ist, um eine Verschlimmerung<br />

seiner Erkrankung zu verhindern und<br />

weiteren Schäden vorzubeugen, wird ihm die Entscheidung<br />

für den Eingriff leichter fallen. Auch werden<br />

Risiken bei bestehender objektiver medizinischer<br />

Notwendigkeit eher in Kauf genommen. Anders<br />

hingegen bei einer geringeren oder gar keiner<br />

Indikation. Vor diesem Hintergrund haben die Gerichte<br />

den Grundsatz geprägt: Je weniger dringend<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

die Indikation, desto schwerer wiegt die Aufklärungspflicht!<br />

Neben dem Aspekt der rein sachlichen<br />

Dringlichkeit des Eingriffs ist auch die zeitliche<br />

Dringlichkeit für das Maß der erforderlichen Aufklärung<br />

zu berück sichtigen. Auch hier gilt: je mehr Zeit<br />

dem Patienten bleibt, sich für oder gegen einen Eingriff<br />

zu entscheiden, desto strengere Anforderungen<br />

sind an die Aufklärung zu stellen.<br />

Bei reinen Schönheitseingriffen muss dem Patienten<br />

folglich am meisten Zeit gelassen werden, sich<br />

mit den Vor- und Nachteilen auseinanderzusetzen.<br />

Dies hat der Bundesgerichtshof in einer Strafsache<br />

bereits im Jahre 1959 herausgestellt (Urteil vom<br />

10.02.1959 – 5 StR 533/58 –).<br />

Die gesamte Aufklärung muss besonders gründlich<br />

dokumentiert werden und möglichst jeden individuellen<br />

Aspekt der Vorstellung und Motivation des<br />

Patienten erfassen. Dies schützt den Zahnarzt bei einem<br />

möglichen Regress vor der Behauptung des Patienten,<br />

so habe er sich das Ergebnis nicht vorgestellt,<br />

obwohl er zuvor genau dies als Ziel des Eingriffs<br />

beschrieben hat.<br />

_Schwierigkeiten bei der<br />

Bewertung des Ergebnisses<br />

Kommt es nach einem Schönheitseingriff zum Behandlungsfehlervorwurf,<br />

kann es für den Zahnarzt<br />

schnell problematisch werden. Die Rechtsprechung<br />

betrachtet die Behandlungen mit einem gewissen<br />

Unverständnis, um nicht zu sagen Argwohn und ist<br />

schnell geneigt, optisch nicht zufrieden stellende<br />

Behandlungsergebnisse als Haftungsfall einzustufen.<br />

Das Ergebnis einer Schönheitsbehandlung ist<br />

bei überwiegend subjektiv motivierten Entscheidungen<br />

für eine optische Veränderung nur beschränkt<br />

objektivierbar. Jeder Mensch hat ein anderes<br />

Schönheitsideal und seine individuelle Vorstellung<br />

darüber, ob und wann er/sie selbst schön ist. Für<br />

Dritte, auch für Gutachter, sind die so unterschiedlich<br />

aufgestellten Kriterien im konkreten Fall oft<br />

nicht nachvollziehbar.<br />

Es gibt aber fraglos objektive Befunde, die einer Bewertung<br />

nach Ziel erreicht/nicht erreicht, Behandlungsfehler<br />

ja oder nein zugänglich sind. Eine objektiv<br />

nicht gerade Zahnreihe kann subjektiv nicht für<br />

„gerade“ befunden werden und eine nicht beseitigte<br />

Verfärbung eines Zahnes wird auch nicht im subjektiv<br />

geprägten Auge des jeweiligen Betrachters unabhängig<br />

von jeder Farbskala auf einmal „weiß“. Je weiter<br />

sich das Fachgebiet der kosmetischen Zahnheilkunde<br />

entwickelt, umso mehr objektivierbare Befunde<br />

werden sich ergeben, an denen dann die<br />

Erfüllung der Behandlungserwartungen rechtlich<br />

überprüft werden kann.<br />

Ein Eingriff darf aber unabhängig von allen ästhetischen<br />

Empfindungen dann nicht vorgenommen<br />

werden, wenn das von dem Patienten gewünschte<br />

Ziel mit ihm gar nicht erreicht werden kann (OLG<br />

Köln, Urteil vom 03.02.1999 – 5 U 118/98 –). Dann<br />

liegt in der Behandlung ein klarer Haftungsfall.<br />

_Fazit<br />

Bei der Durchführung von Behandlungsmaßnahmen<br />

zu reinen Schönheitszwecken sollte der Zahnarzt<br />

auf eine sehr intensive Aufklärung achten und<br />

diese akribisch dokumentieren, um hinterher die<br />

Wunschvorstellungen des Patienten genau belegen<br />

zu können._<br />

_Autor<br />

Dr. jur. Thomas<br />

Ratajczak<br />

cosmetic<br />

dentistry 4_2004<br />

Rechtsanwalt, Fachanwalt<br />

für Sozialrecht, Lehrbeauftragter<br />

an der FH Neu-<br />

Ulm, Seniorpartner einer<br />

auf <strong>Medizin</strong>recht spezialisierten<br />

Anwaltskanzlei.<br />

Impressum<br />

Verleger:<br />

Torsten R. Oemus<br />

Verlag:<br />

OEMUS MEDIA AG<br />

Holbeinstraße 29<br />

04229 Leipzig<br />

Tel.: 0341 48474-0<br />

Fax: 0341 48474-290<br />

E-Mail: kontakt@oemus-media.de<br />

Deutsche Bank AG Leipzig<br />

BLZ 860 700 00<br />

Kto. 150 150 100<br />

Verlagsleitung:<br />

Ingolf Döbbecke<br />

Dipl.-Päd. Jürgen Isbaner (V.i.S.d.P.)<br />

Dipl.-Betriebsw. Lutz V. Hiller<br />

ÄSTHETISCHE MEDIZIN<br />

Redaktion:<br />

Heike Isbaner<br />

Tel.: 0341 48474-221<br />

Claudia Schreiter<br />

Tel.: 0341 48474-325<br />

Korrektorat:<br />

Ingrid Motschmann/Frank Sperling<br />

Tel.: 0341 48474-125<br />

Helga Friedrich/Hans Motschmann<br />

Tel.: 0341 48474-126<br />

Herstellung:<br />

Dipl.-Des. Jasmin Hilmer<br />

Tel.: 0341 48474-118<br />

Stand: 16. März 2011<br />

Verlags- und Urheberrecht:<br />

Das eBook und die enthaltenen Bei trä ge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zu stimmung des Verlegers<br />

und Herausgebers unzulässig und strafbar. Dies gilt besonders für Ver viel -<br />

fältigungen, Über setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und<br />

Bearbeitung in elektronischen Sys temen. Nach druck, auch auszugsweise,<br />

nur mit Genehmigung des Verlages. Bei Ein sen dungen an die Redaktion wird<br />

das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung vorausgesetzt,<br />

sofern nichts anderes vermerkt ist. Mit Einsendung des Manuskriptes<br />

gehen das Recht zur Veröffentlichung als auch die Rechte zur Übersetzung,<br />

zur Vergabe von Nachdruckrechten in deutscher oder fremder Sprache,<br />

zur elektronischen Speicherung in Datenbanken, zur Herstellung von<br />

Sonderdrucken und Fotokopien an den Verlag über. Für unverlangt eingesandte<br />

Bücher und Manu skripte kann keine Gewähr übernommen werden.<br />

Mit anderen als den redaktionseigenen Signa oder mit Verfassernamen gekennzeichnete<br />

Beiträge geben die Auffassung der Verfasser wieder, die der<br />

Mei nung der Redaktion nicht zu entsprechen braucht. Der Verfasser dieses<br />

Beitrages trägt die Verant wortung. Gekennzeichnete Sonderteile und Anzeigen<br />

befinden sich außerhalb der Veran t wortung der Redaktion. Für Verbands-,<br />

Unternehmens- und Markt informa tionen, insbesondere Marktübersichten,<br />

kann keine Gewähr übernommen werden. Eine Haf tung für Folgen<br />

aus unrichtigen oder fehlerhaften Darstellungen wird in jedem Falle ausgeschlossen.<br />

Gerichtsstand ist Leipzig.<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Information _ Recht<br />

Lippenunterspritzung –<br />

wer darf was?<br />

Autor_ RA Dr. Thomas Ratajczak, Sindelfingen<br />

Zum Thema Lippenunterspritzung<br />

in der Zahnarztpraxis nimmt<br />

unser Autor, Rechtsanwalt<br />

Dr. Thomas Ratajczak, Stellung.<br />

_Autor<br />

_Recht<br />

Dr. jur. Thomas<br />

Ratajczak<br />

cosmetic<br />

dentistry 4_2004<br />

Rechtsanwalt, Fachanwalt<br />

für Sozialrecht, Lehrbeauftragter<br />

an der FH Neu-<br />

Ulm, Seniorpartner einer<br />

auf <strong>Medizin</strong>recht spezialisierten<br />

Anwaltskanzlei.<br />

_Bei der Lippenunterspritzung stellt sich wie bei vielen<br />

neu entwickelten Verfahren der ästhetisch/kosmetischen<br />

Behandlung primär die Frage, ob es sich dabei<br />

um Ausübung der Heilkunde handelt. Bejaht man<br />

dies, darf sie nur von Heilkundigen durchgeführt werden.<br />

Heilkunde ist nach der gesetzlichen Definition in<br />

§ 1 Abs. 2 Heilpraktikergesetz „jede Berufs- oder gewerbsmäßig<br />

vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung,<br />

Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden<br />

oder Körperschäden bei Menschen“.<br />

_Wer darf Lippen unterspritzen?<br />

Das Bundesminis terium für Gesundheit hatte in einer<br />

Stellungnahme vom 21.01.1998 an den Bundesverband<br />

Deutscher Kosmetikerinnen e.V. die Auffassung<br />

vertreten, es neige dazu, „die Behandlung altersbedingter<br />

Faltenbildungen, sofern sie lediglich kosmetischen<br />

Zwecken dient, dem Begriff der Ausübung der<br />

Heilkunde nicht zuzuordnen. Das Gleiche dürfte für<br />

das subkutane und intrakutane Spritzen gelten, wobei<br />

allerdings keine Arzneimittel Verwendung finden<br />

dürfen.“<br />

Dieser Auffassung ist das Verwaltungsgericht Trier in<br />

einer noch nicht rechtskräftigen Entscheidung vom<br />

23.01.2003 – 6 K 867/02 – entgegengetreten. Es hält<br />

die Faltenunterspritzung für eine erlaubnispflichtige<br />

Ausübung der Heilkunde, weil „neben dem Wissen um<br />

die bei der Verabreichung von Injektionen regelmäßig<br />

zu beachtenden Anforderungen an Desinfektion und<br />

Hygiene auch anatomische Kenntnisse über den Aufbau<br />

der Haut und den Verlauf der Nerven, Muskeln<br />

und Blutgefäße im Gesicht sowie die Durchführung<br />

einer Anamnese zur Vermeidung von Allergierisiken“<br />

erforderlich seien. „In praktischer Hinsicht muss die<br />

Befähigung zum sicheren Ansetzen und Führen der<br />

Spritzen bestehen, da eine subkutane Injektion angesichts<br />

der gerade im Gesichtsbereich sehr dünnen<br />

Haut eine ruhige Hand voraussetzt. Die Vornahme<br />

von Faltenunterspritzungen durch Unbefugte ist<br />

auch mit nicht unbeträchtlichen Gesundheitsgefährdungen<br />

für die Behandelten verbunden.“<br />

Das VG Trier hätte seine Entscheidung überzeugender<br />

mit Hinweis auf § 4 Abs. 1 und 3 des Lebensmittel- und<br />

Bedarfsgegenständegesetzes (LBMG) stützen können.<br />

Dieses Gesetz enthält auch die Definition kosmetischer<br />

Mittel. Es enthält zugleich die zentralen<br />

Normen zur Abgrenzung Arzneimittel – <strong>Medizin</strong>produkte<br />

– Kosmetika – Lebensmittel – Nahrungsergänzungsmittel.<br />

Kosmetische Mittel sind danach dazu<br />

bestimmt, „äußerlich am Menschen oder in seiner<br />

Mundhöhle zur Reinigung, Pflege oder zur Beeinflussung<br />

des Aussehens oder des Körpergeruchs oder zur<br />

Vermittlung von Geruchseindrücken angewendet zu<br />

werden“. Stoffe, die zur Beeinflussung von Körperformen<br />

bestimmt sind, gelten nicht als Kosmetika.<br />

Stoffe, die intra- oder subkutan gespritzt werden, sind<br />

m.E. auch dann nicht als Kosmetika anzusehen, wenn<br />

sie zu kosmetischen Zwecken eingesetzt werden. Was<br />

für die Faltenunterspritzung gilt, gilt erst recht für die<br />

Lippenunterspritzung. Sie ist Heilkundigen vorbehalten.<br />

Das sind nach dem Heilpraktikergesetz Ärzte und<br />

Heilpraktiker. Die Ausübung der Zahnheilkunde wird<br />

vom Heilpraktikergesetz nicht erfasst.<br />

_Dürfen Zahnärzte Lippen unterspritzen?<br />

Zahnärzte können alle Tätigkeiten durchführen, die<br />

Aus übung der Zahnheilkunde i.S. des Zahnheilkundegesetzes<br />

sind. Sie können aber nicht darüber hinaus<br />

alle Tätigkeiten durchführen, die Ausübung der Heilkunde<br />

i.S. des Heilpraktikergesetzes darstellen. Das<br />

wird leider ab und zu übersehen. Die Frage nach dem<br />

Tätigkeitsgebiet der Zahnärzte hatte in einem denkwürdigen<br />

Verfahren das Oberlandesgericht Zweibrücken<br />

mehrfach beschäftigt. In seiner abschließenden<br />

Entscheidung vom 21.08.1998 – 2 U 29/97 –<br />

schloss es sich der Auffassung an, dass Zahnheilkunde<br />

nicht auf den dento-alveolären Bereich beschränkt<br />

ist, sondern die Verhütung, Diag nose und<br />

Behandlung von Anomalien und Krankheiten der<br />

Zähne, des Mundes und der Kiefer und des dazugehörigen<br />

Gewebes erfasst. Letzteres ist entscheidend. Die<br />

Lippen sind dem Mund zuzurechnen, weshalb auch<br />

die Entfernung von Naevi der Lippen jedenfalls auch<br />

Ausübung der Zahnheilkunde ist.<br />

Die Lippenunterspritzung durch Zahnärzte ist damit<br />

durch das Zahnheilkundegesetz gedeckt. _<br />

Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“


Hinweis: Die Ware ist vom<br />

Umtausch ausgeschlossen.<br />

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