Ãsthetische Medizin - Park Klinik WeiÃensee
Ãsthetische Medizin - Park Klinik WeiÃensee
Ãsthetische Medizin - Park Klinik WeiÃensee
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ästhetische <strong>Medizin</strong><br />
eBook<br />
ARTIKELSAMMLUNG<br />
zum Thema<br />
„Faltenbehandlung im Gesicht“<br />
o n l i n e<br />
eBook<br />
www.zwp-online.info
1. Injektions-<br />
Therapien<br />
_Botulinumtoxin<br />
_Botulinumtoxin/Filler<br />
_Filler
Fachbeitrag _ Botox<br />
15 Jahre Erfahrungen<br />
mit Botulinumtoxin<br />
A-Behandlungen<br />
Autorin _ Dr. Doris Grablowitz, Wien<br />
_Die Wirkung von Botulinumtoxin A (BT A), um Falten<br />
zu unterspritzen, ist heute unumstritten. Trotzdem<br />
haben Befürchtungen um Antikörperbildung<br />
und systemische Nebenwirkungen, schlecht aus -<br />
gebildete Anwender sowie reißerische Artikel der<br />
Regenbogenpresse der BT-Faltenbehandlung einen<br />
schlechten Beigeschmack vermittelt. Ein Überblick<br />
über 15 Jahre BT-Behandlungen und alle BT A-Produkte<br />
soll über einen objektiven Status quo Aufschluss<br />
geben.<br />
_Einführung<br />
Als ich vor 15 Jahren mit den ersten BT A-Behandlungen<br />
in Österreich begann, stürzte sich die gesamte<br />
Laienpresse auf das „Gift gegen Falten“ und<br />
versuchte die Leserzahl durch unseriöse Artikel, wie<br />
„Faltentod durch Mascarpone verseuchtes Tiramisu“<br />
oder „Faltenglättung mit Schlangengift“, anzuheben.<br />
Nicht selten warnten unwissende Kollegen<br />
vor tödlichen Komplikationen, wenn BT A während<br />
des Injizierens in die Blutbahn gebracht wird.<br />
Als die ersten „Botoxpartys“ in London mit Champagner,<br />
Lachsbrötchen und Glabella-Injektionen<br />
die restlich verbliebene Seriosität der Subs tanz infrage<br />
stellten, verglich die Boulevardpresse das medizinische<br />
Präparat mit dem biologischen Kampfgift<br />
im Kriegseinsatz. Bei dieser Reputation war es<br />
kein Wunder, dass sich negative Pressegerüchte<br />
und schlechte Mundpropaganda so lange hartnäckig<br />
halten konnten.<br />
<strong>Medizin</strong>isch-wissenschaftlich gesehen wird BT seit<br />
1984 zur Behandlung von Dystonien, anderen Muskel-Überaktivitätssyndromen,<br />
lokaler Hyperhidrose<br />
sowie speziellen Schmerzsyndromen eingesetzt.<br />
1982 entdeckte das Ehepaar Carruthers, dass beim<br />
Einsatz von BT A gegen Schielen die Falten im lateralen<br />
Augenbereich reduziert wurden. Fünf Jahre später<br />
konnten beide schon auf mehr als 10.000 Eingriffe<br />
zurückblicken, bei denen weder systemische<br />
Reaktionen noch irreversible Nebenwirkungen aufgetreten<br />
sind.<br />
Diese Eigenschaft sowie der Umstand, endlich ein<br />
kostengünstiges Mittel zu besitzen, das kaum<br />
schmerzt, rasch einsetzenden Erfolg zeigt und dessen<br />
spärliche Nebenwirkungen in zwei bis 21 Tagen wieder<br />
gänzlich abgeklungen sind, ließ BT A sehr rasch einen<br />
wichtigen Platz in der Behandlung von Gesichtsfalten<br />
erobern (Tab. 1).<br />
_BT A-Effekte<br />
Ein sinnvoll ästhetischer Einsatz von BT A sollte sich<br />
auf übermäßige Schweißbeseitigung axillär, palmar<br />
und plantar sowie auf die Faltenreduktion<br />
im Gesicht, am Hals und Dekolleté beschränken. Im<br />
Besonderen sollten nur jene Muskeln miteinbezogen<br />
werden, deren einzelne Anteile nicht unterschiedliche<br />
Funktionen abdecken. Versuche, zum Beispiel an<br />
den Muskeln der Nasolabialfalte, wurden rasch wieder<br />
aufgegeben, weil sich die Muskeltätigkeiten in<br />
diesem Areal sehr vielfältig gestalten und deren teilweises<br />
Ausschalten zu einem unnatürlichen mimischen<br />
Bild führte.<br />
Andere Versuche, wie zum Beispiel Heben der Brust<br />
durch Injizieren des M. pectoralis m., scheiterten an<br />
der Wirkungslosigkeit und an den dadurch<br />
zu recht verärgerten Patienten.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Botox<br />
Tab.1_Anwendung von BT A in der<br />
klinischen Praxis, Nebenwirkungen<br />
bei 753 Eingriffen (Grablowitz D.,<br />
Studie 1996–1998). 1<br />
Tabelle 1<br />
European Academy of Cosmetic Surgery, Austrian Division<br />
Application of Botulinumtoxin in clinical office, side effects with 753 applications<br />
Number of patients 340<br />
Male 6<br />
Female 334<br />
Average age 47,6<br />
Oldest patient 87<br />
Youngest patient 17<br />
Number of treatments 753<br />
Average single dose<br />
0,45 ml<br />
Highest single dose<br />
1 ml<br />
Non responders 1<br />
Side effects 63<br />
Hematoma 4,91% 37<br />
Headache 1,32% 10<br />
Pressure forhead, upper eyelids 1,32% 10<br />
Ptosis 0,28% 2<br />
„diabolical eyebrows“ 0,53% 4<br />
_Botox® – Vistabel® –<br />
Dysport® – Xeomin®<br />
Für welches BT A-Produkt sich ein neuer Anwender<br />
entscheiden soll, hängt sicherlich nicht nur von der<br />
Qualität der einzelnen Präparate ab. Sowohl<br />
Botox® (Fa. Allergan) als auch Dysport® (Fa. Ipsen)<br />
eignen sich hervorragend für ästhetische Zwecke. In<br />
Kanada, USA und Brasilien wurde Botox unter dem<br />
Namen Botox Cosmetic®, bei uns unter dem Namen<br />
Vistabel® zugelassen. Vistabel® unterscheidet sich<br />
von Botox® nur in der Menge der BT-Einheiten<br />
pro Verpackungseinheit. Statt mit 100 IU, sind die<br />
Vistabel® Fläschchen nur mit der Hälfte, also mit<br />
50 IU ausgestattet.<br />
Auch das letzte am Markt erschienene BT A-Produkt<br />
Xeomin® (Fa. Merz) steht den anderen BT A-Produkten<br />
in keiner Weise nach. Meine im August 2007<br />
begonnene Vergleichsstudie lässt jetzt schon<br />
erkennen, dass die Erfolgsrate von Xeomin® den Ergebnissen<br />
der Konkurrenzpräparate mindest ebenbürtig<br />
ist. Die Herstellerfirma von Xeomin® weist vor<br />
allem auf die unkomplizierte Aufbewahrung bei<br />
Raumtemperatur, die hohe spezifische Aktivität und<br />
den minimalen bakteriellen Proteingehalt des ge -<br />
reinigten BT-Neurotoxins bei Entfernung seiner<br />
Komplexproteine hin.<br />
Im Gegensatz zu Vistabel®, Botox® und Xeomin® besitzt<br />
Dysport® ein anderes Zählsystem der BT-Einheiten,<br />
das nicht selten zu Verwechslungen führt. So besitzt<br />
das Fläschchen Dysport 500 IU, das Fläschchen<br />
Botox nur 100 IU, was aber nicht bedeutet, das<br />
Dysport 5x so stark wie Botox wirkt. Die Herstellerfirma<br />
beteuert trotzdem, dass ein Fläschchen<br />
Dysport dem Fläschchen Botox an Kraft und Erfolg<br />
überlegen ist (Tab. 2).<br />
_Herstellen der Lösungen<br />
Eine gewisse Unsicherheit haben auch die verschiedenen<br />
Lösungsvorschläge mit sich gebracht. Während<br />
die Carruthers (Kanada) 100 IU Botox® Trockenpulver<br />
in nur 1ml NaCl auflösen (sehr konzentriert,<br />
teuer für den Patienten), verwendet Keen<br />
(New York) für 100 IU BT 20ml NaCl (weniger Erfolg,<br />
große NaCl-Beulen nach der Unterspritzung). Ich<br />
ziehe die Menge von 2,5ml NaCl pro Flasche vor, da<br />
diese Lösung ausgezeichnete Resultate aufweist.<br />
Außerdem entspricht bei Verwendung von 1ml Insulinspritzen<br />
mit 40 Teilstrichen eine Einheit Insulin<br />
genau einer Einheit BT. Dies hat sich besonders für<br />
Anfänger bewährt, die ohne komplizierte Umrechnungen<br />
die gespritzten Einheiten direkt an der Skala<br />
ablesen können.<br />
Eine sehr interessante Studie meiner amerikanischen<br />
Arbeitsgruppe aus dem Jahre 1992 hat gezeigt, dass<br />
Lösungen bis zu 5 IU/ml NaCl sinnvoll sind, bei weniger<br />
IU/ml NaCl die Erfolgskurve jedoch steil abfällt<br />
(Tab. 3).<br />
_Aufregungen mit BT<br />
Aufregungen über die Behandlungen mit BT werden<br />
vor allem immer durch die Regenbogenpresse aus-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Botox<br />
Tabelle 2<br />
BTA A – Comparison<br />
Tab.2_Vergleich aller sich derzeit am<br />
Markt befindlichen BT A-Präparate.<br />
Pro Vial Botox ® Vistabel ® Dysport ® Xeomin ®<br />
100 U, ca. 5 ng 50 U, ca. 2,5 ng 500 U, ca. 5 ng 100 U, ca. 0,6 ng<br />
Komplex Komplex Komplex Neurotoxin<br />
Rekonstitutions- 0,9% NaCl- 0,9% NaCl- 0,9% NaCl- 0,9% NaClprep<br />
solution, steril solution, steril solution, steril solution, steril<br />
additionals NaCl NaCl Lactose Saccharose<br />
substances HSA HSA HSA HSA<br />
pH-value 5–7 5–7 5–7 5–7<br />
storage 2–8°C or 2–8°C 2–8°C roomtemperature<br />
freezing<br />
(25°C)<br />
duration 36 months 24 months 24 months 36 months<br />
after opening 24h, 2–8°C 24h, 2–8°C 24h, 2–8°C 24h, 2–8°C<br />
gelöst. Im April 2008 beschrieb ein Journalist eine<br />
Studie mit Ratten, die durch BT elendiglich dahindarben.<br />
Die Tatsache, dass bei dieser Studie nicht ein<br />
Standard BT verwendet wurde, sondern eine „Labor-<br />
Variante“, in einer, auf den Menschen umgerechneten<br />
87.500-fachen Dosis und diese außerdem noch<br />
direkt in das Hirn gespritzt wurde, hat die Leser nicht<br />
wirklich interessiert.<br />
Der neueste Schock: Laut Septemberausgabe einer<br />
bekannten Zeitschrift wurden der EMEA (Euro päische<br />
Arzneimittelbehörde) 600 Nebenwirkungen sowie 28<br />
Todesfälle gemeldet.<br />
Dass dieser EMEA-Bericht wahrscheinlich gar nicht<br />
existiert (bis jetzt gab es noch keine offizielle Bestätigung<br />
der EMEA), und manche Zahlen aus dem<br />
Buch: „Gute Pillen, Schlechte Pillen“ eines deutschen<br />
Pharmakritikers kommen, geht in der Aufregung<br />
unter. Auch, dass die Todesfälle überhaupt<br />
nichts mit Faltenunterspritzungen zu tun haben,<br />
sondern zum Beispiel mit schweren Erkrankungen,<br />
bei denen man nach der Todesursache forscht und<br />
in deren Krankengeschichte unter anderem auch BT<br />
gegen Krämpfe eingesetzt wurde. Die Schuld von<br />
BT ist übrigens in keinem der Fälle bewiesen.<br />
Tabelle 3<br />
European Academy of Cosmetic Surgery, Austrian Division<br />
Concentration<br />
100<br />
Tab.3_Die Auswirkung verschie -<br />
dener Mischungsverhältnisse auf<br />
die BT A-Erfolgsrate. Während<br />
Mischungen bis zu 10IU/ml noch<br />
in der Erfolgsgruppe konkurrieren<br />
können, fallen Mischungen ab<br />
5IU/ml deutlich nach unten ab.<br />
80<br />
% Denervation<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2 4 6 8 10 12 14<br />
Time (weeks)<br />
g 100 units/ml g 20 units/ml g 10 units/ml g 5 units/ml<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Botox<br />
Abb. 1a<br />
Abb. 1a–b_Erstmalige Behandlung:<br />
Injektion von zwei Einheiten, verteilt<br />
auf sieben Punkt, a before, b after.<br />
Abb. 1b<br />
_Unsicherheitsfaktor Arzt<br />
Da es keine übergeordnete Prüfungsinstanz und Qualitätskontrolle<br />
auf dem Gebiet der Ästhetischen <strong>Medizin</strong><br />
gibt, schlüpfen mehr denn je unwissende Kollegen<br />
nach kurzen halbtäglichen Workshops als angeblich<br />
professionelle Behandler durch. Da bekannterweise<br />
auch die schlimmsten Nebenwirkungen<br />
nach ein paar Wochen verschwunden sind, der zeitliche<br />
Aufwand gering und das Honorar befriedigend<br />
erscheint, ist das rasche Eingliedern von BT-<br />
Behandlungen in den täglich angebotenen Praxis -<br />
plan sehr verlockend. Mit einer neuen ästhetischen<br />
Behandlung sollte aber erst dann begonnen werden,<br />
wenn der Arzt über alle möglichen Nebenwirkungen<br />
Bescheid weiß, sie erkennt und schnell beseitigen<br />
kann. Dies setzt nicht nur gründliche theoretische<br />
Kenntnisse der Anatomie und Wirkungsweise von<br />
BT voraus, sondern auch eine seriöse praktische<br />
Grundausbildung, die mit einmaligen Wochenendkursen<br />
wenig zu tun hat.<br />
Bei professioneller Anwendung werden die BT-Injektionspunkte<br />
individuell auf das Muskelmuster des<br />
Patienten abgestimmt und nicht nach einem vorgefertigten<br />
Punkteschema eines Schnellwork shops<br />
eingespritzt (Abb.1).<br />
Entsprechend positiv schaut die letzte große 2007<br />
mit 4.103 Behandlungen abgeschlossene deutschösterreichische<br />
Studie von Rzany et al. aus, bei der<br />
sich viele erfahrene Ärzte beteiligt haben. Durch sie<br />
sollte die Wirksamkeit und Sicherheit von wiederholten<br />
Injektionen (mindest drei aufei nanderfolgende,<br />
dokumentierte Behandlungszyklen) mit BT A im oberen<br />
Gesichtsbereich zur Reduzierung von Falten beurteilt<br />
werden. In den meisten Fällen (93,9%) wurde<br />
die Glabella behandelt, wobei die Mehrzahl der Patienten<br />
(81,5%) eine Behandlung in mehr als einem<br />
Gesichtsbereich erhielt. Die Behandlung mit BT A<br />
wurde in 57,5% der Fälle mit anderen ästhetischen<br />
Eingriffen kombiniert, meist mit Füllsubstanzen<br />
(31,7%). Es gab keine Hinweise auf eine Tachyphylaxie:<br />
Die verabreichte Dosis, der Zeitraum zwischen<br />
den Behandlungen und die Zufriedenheit mit den Ergebnissen<br />
blieben über den Behandlungsverlauf stabil.<br />
Unerwünschte Ereignisse waren solche, die unter<br />
einer Behandlung mit BT A zu erwarten sind. Am häufigsten<br />
lokale Blutergüsse und eine Ptose, in allen Fällen<br />
nur leicht bis mittelschwer ausgeprägt. Es gab<br />
keine Hinweise auf kumulative Nebenwirkungen.<br />
Tatsächlich nahm die Rate an unerwünschten Ereignissen<br />
in späteren Behandlungszyklen ab.<br />
_Konklusion<br />
Langfristige wiederholte BT A-Injektionen zur Faltenreduktion<br />
im Gesichtsbereich liefern im realen <strong>Klinik</strong>alltag<br />
eine dauerhaft hohe Zufriedenheit und<br />
Wirksamkeit. 2 In der Hand des Erfahrenen eröffnet<br />
die Faltenbehandlung mit BT eine für den Patienten<br />
sichere, erschwingliche, schmerzfreie, effektive und<br />
nebenwirkungsarme Therapieform in der ambulanten<br />
ästhetischen <strong>Medizin</strong>._<br />
Literaturliste<br />
[1] Doris Grablowitz „Plastisch ästhetische Indikationen im Gesichtsbereich“,<br />
Kap. aus „Botulinumtoxin-Therapie im Kopf-<br />
Hals-Bereich“, Rainer Laskawi, Peter Roggenkämper, 2. Auflage<br />
2004, Urban&Vogel<br />
[2] Berthold Rzany, MD, ScM, Dorothee Dil-Müller, MD, Doris<br />
Grablowitz. MD et al. „Wiederholte Injektionen von Botuli -<br />
num Toxin A zur Behandlung von Falten im oberen Gesichts -<br />
bereich: Eine retrospektive Studie an 4.103 Behandlungen bei<br />
945 Patienten.“ Dermatologic Surgery, Volume 33, Nummer 1,<br />
Januar 2007<br />
_Kontakt<br />
Dr. Doris Grablowitz<br />
Facharzt für Dermatologie und Venerologie<br />
Präsidentin der European Academy of Cosmetic<br />
Surgery<br />
<strong>Medizin</strong>isch Ästhetisches Zentrum Wien<br />
Seilerstätte 7, III. Etage, 1010 Wien<br />
E-Mail: ordi.dg@grablowitz.at<br />
www.grablowitz.at<br />
face<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Studie<br />
Faltentherapie mit neuem<br />
komplexproteinfreien<br />
Botulinumtoxin A<br />
Autor_Dr. med. Ramin Khorram, Stuttgart<br />
_Einleitung<br />
Die Therapie von mimischen Falten mit Botulinumtoxin<br />
A ist ein etabliertes Verfahren. Seit dem<br />
1. Juli 2005 gibt es neben den beiden bereits etablierten<br />
Botulinumtoxinen vom Typ A Botox® (Vistabel®<br />
stellt die identische Präparationen dar) und Dysport®<br />
mit Xeomin® ein weiteres Botulinumtoxin A-Präparat.<br />
Botulinumtoxin A-Präparate weisen alle den<br />
gleichen Wirkmechanismus auf. Die Wirkung geht<br />
ausschließlich vom 150 Kilo Dalton Toxinmolekül aus<br />
und sie ist bei dem Allergan Produkt (Botox®) und<br />
dem Merz Produkt identisch, wie im Übrigen auch klinische<br />
Studien gezeigt haben. Aufgrund dieser Tatsache<br />
sollte auch der erzielbare Effekt und die Wirkdauer<br />
bei diesen Präparaten bei gleicher Dosierung<br />
vergleichbar sein.<br />
Das Ziel der im folgenden beschriebenen Untersuchung<br />
war es, zu klären, inwieweit mit dem neusten<br />
Botulinumtoxin A vergleichbare Ergebnisse in der<br />
Faltenbehandlung zu den bisher erhältlich Botulinumtoxin-Präparaten<br />
erreicht werden können. Es<br />
werden die Erfahrungen mit dem neuen Komplexproteinfreien<br />
Botulinumtoxin A (Xeomin®) bei 40<br />
Patienten vorgestellt. Xeomin® enthält als einziges<br />
Botulinumtoxin-Präparat nur das wirksame Neurotoxin<br />
und somit wird neben der guten Verträglichkeit<br />
ein geringes Risiko der Antikörperbildung als Vorteil<br />
postuliert. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass<br />
dieses Präparat bei Raumtemperatur gelagert und<br />
transportiert werden kann.<br />
_Methode<br />
40 Patienten (37 Frauen, 3 Männer) im Alter von<br />
40,8±8,6 Jahren wurden nach der Injektion über acht<br />
Monate beobachtet. Von diesen Patienten wurden<br />
bereits 29 schon früher mit Botox® behandelt. Wir<br />
wenden eine relativ hohe Verdünnung und eine Vielpunktetechnik<br />
der Botulinumtoxin-Injektion an. 100<br />
E (Einheiten) des bei Raumtemperatur gelagerten<br />
Xeomin® wurden mit 5 ml NaCl 0,9 Prozent aufgelöst.<br />
Für die Behandlung der Glabellafalten wurden 10 Injektionspunkte<br />
gewählt. Die Stirnquerfalten wurden<br />
mittels 8–10 Injektionspunkten, die seitlichen Orbitafalten<br />
je an 3–5 Injektionspunkten, die seitlichen<br />
Nasenwurzelfalten (Bunny Lines) an 2 Injektionspunkten<br />
und Oberlippenfalten mit 3 Injektionspunkten<br />
behandelt.<br />
Die Injektionen wurden immer durch den gleichen<br />
Behandler (Facharzt für Plastische und Ästhetische<br />
Chirurgie) durchgeführt. Wir injizierten an relativ<br />
vielen Injektionspunkten. So gingen wir sicher, dass<br />
wir das Medikament an die gewünschten Stellen eingebracht<br />
hatten und spekulierten auf keine Diffusion.<br />
Nach der Injektion mussten die Patienten die Injektionsstellen<br />
10–15 Minuten lang komprimieren<br />
und durften nicht massieren. Sportliche Betätigun-<br />
Injektionsschema von Xeomin ®<br />
nach Khorram<br />
Standarddosis: Glabella 20 E,<br />
Quere Stirnfalten 10–20 E,<br />
Krähenfüße 6–10 E je Seite.<br />
_Männer höhere Dosis.<br />
_Injektion intramuskulär.<br />
_Injektion Lachfalten am<br />
Orbitarand subcutan.<br />
_Besser mehr Injektionspunkte.<br />
_ Immer 1cm vom Orbitarand<br />
entfernt bleiben.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Studie<br />
Botulinumtoxin A-Präparate<br />
Xeomin ® Botox ® Dysport ®<br />
Hersteller Merz Allergan Ipsen<br />
Dosis pro Ampulle (MU Einheiten) 100 100 500<br />
Äquivalentdosis 1 1 3-4<br />
Komplexproteine nein ja ja<br />
Bakt. Proteingehalt 0,6 ng 4,8 ng 5 ng<br />
H-Albumin/Amp 1 mg 0,5 mg 0,25 mg<br />
Lagerung (°C) Raumtemp. 2–8 2–8<br />
Lösung haltbar 24 h 4 h 8 h<br />
Ergebnisse Xeomin ® bei 40 Patienten<br />
Glabella Stirn Orbita Nase Oberlippe<br />
quer<br />
seitlich<br />
Anzahl 37 31 28 5 1<br />
Behandlungen<br />
Dosis (E) 20,9 ± 2,6 14,6 ± 2,6 8,9 ± 2,2 5,2 ± 1,8 8<br />
Patienten- 1,36 ± 0,48 1,38 ± 0,49 1,96 ± 0,69 1,8 ± 0,44 1<br />
zufriedenheit<br />
Range 1–2 Range 1–2 Range 1–3 Range 1–2<br />
Nebenwirkungen/Komplikationen<br />
Schmerz nach der Therapie 0<br />
Schwellung > 6 Stunden 0<br />
Kleines Hämatom<br />
2 (Orbita)<br />
Rötung > 6 Stunden 0<br />
passagerer Kopfschmerz 2<br />
passagere störende Läh- 0<br />
mungen (z.B. Ptosis)<br />
Allergie 0<br />
Übelkeit 0<br />
Infekt 0<br />
Resistenz 0<br />
andere 0<br />
gen und Saunabesuche waren drei Tage nach der<br />
Behandlung untersagt. So wollten wir sichergehen,<br />
dass sich möglichst wenig Substanz unkontrolliert<br />
verteilt.<br />
Die Behandlungsdaten wurden in der Patientenakte<br />
dokumentiert. Bei der Wiedervorstellung zur nächsten<br />
Behandlung wurden die Patienten mittels Fragebogen<br />
bezüglich der Wirkung der Behandlung befragt.<br />
Die Zufriedenheit bezogen auf den Behandlungseffekt<br />
(d.h. Mimik und Faltenwirkung) beurteilten<br />
die Patienten nach dem Schulnotensystem. Es<br />
wurde der Behandlungseffekt für die verschiedenen<br />
Regionen und auch der Gesamteffekt beurteilt.<br />
Außerdem wurde nach Komplikationen gefragt. Zusätzlich<br />
sollten die Patienten Wünsche bezüglich einer<br />
Behandlungsoptimierung angeben. Hier sollten<br />
die Wirkdauer, der Schmerz und die Behandlungskosten<br />
beurteilt werden.<br />
_Ergebnisse<br />
Alle Patienten zeigten sich mit der Behandlung<br />
mittels Xeomin® sehr zufrieden und stellten sich wieder<br />
aus eigener Initiative im Mittel nach 136,5±49,4<br />
Tagen zur nächsten Behandlung vor. Bei keinem Patienten<br />
war eine frühe Nachinjektion zur Verbesserung<br />
des Ergebnisses erforderlich. Die schon früher<br />
mit Botox® behandelten Patienten (n=29) konnten<br />
keinen Unterschied zu ihren früheren Behandlungen<br />
feststellen.<br />
Die mittlere verabreichte Gesamtdosis von<br />
Xeomin® betrug 43±15 E pro Patient. Die häufigste<br />
Behandlungsregion (n=37) war die Glabella. Hier<br />
wurde im Mittel 20,9 E injiziert. Am zweithäufigsten<br />
behandelten wir Stirnquerfalten mit im Mittel 14,6 E.<br />
Bei 28 Patienten wurden Orbitafalten mit im Mittel<br />
8,9 E pro Seite behandelt. Seltener war die Behandlung<br />
von Falten an der Nasenseite und der Oberlippe<br />
(siehe Tabelle).<br />
Die höchste Zufriedenheit zeigte sich bei der Behandlung<br />
der Glabellafalten mit der mittleren Benotung<br />
von 1,36, gefolgt von den Stirnquerfalten mit<br />
1,38. Bei den Orbitafalten gab es als schlechteste Einzelbeurteilung<br />
auch die Note 3, im Mittel aber ergab<br />
sich eine 1,96.<br />
Es traten keine Komplikationen ein. Lediglich zwei<br />
Patienten berichteten über ein sehr kleines Hämatom<br />
an einem Orbitarand. Zwei Patienten berichteten<br />
über kurze Kopfschmerzen in der anfänglichen Wirkphase.<br />
Als positive Nebenwirkung berichteten dagegen<br />
fünf Patienten über die Besserung ihrer chronischen<br />
Kopfschmerzen. Bei vier Patienten wurde nach<br />
ausreichender Schwächung der Muskelaktion eine<br />
Faltenunterspritzung mit Hyaluronsäure (Belotero®)<br />
durchgeführt. Drei der Patienten gehörten zu der<br />
Gruppe der erwähnten fünf Kopfschmerzpatienten.<br />
35 Prozent der Patienten wünschten sich eine noch<br />
weniger invasive Behandlung und gaben an, unter<br />
den Injektionsnadelstichen zu leiden. 87,5 Prozent<br />
wünschten eine längere Wirkdauer der Faltenbehandlung.<br />
Unterschiede zu früheren Behandlungen<br />
konnten sie aber nicht feststellen. 95 Prozent der Patienten<br />
erhofften für die Zukunft geringere Behandlungskosten.<br />
Trotzdem waren alle Patienten sehr zufrieden<br />
und führten die Behandlung weiter, da sie<br />
keine Behandlungsalternativen für ihre ästhetischen<br />
Wunschvorstellungen sahen.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Studie<br />
_Diskussion<br />
Unterschiedliche Ergebnisse nach der Anwendung<br />
von Botulinumtoxin-Präparaten können sowohl mit<br />
der Injektionstechnik, der injizierten Menge des Toxins<br />
sowie dem Verdünnungsgrad zusammenhängen.<br />
Auch können Antikörper gegen das Botulinumtoxin,<br />
die auch nach ästhetischer Anwendung gebildet werden<br />
können, für ein schlechtes Ergebnis verantwortlich<br />
sein. Für ein erfolgreiches Behandlungskonzept<br />
sind ebenfalls die ausreichende Patientenaufklärung<br />
und das Versprechen eines realistischen Behandlungsergebnisses<br />
entscheidend.<br />
Bei der Behandlung mit Botulinumtoxin kann laut Literatur<br />
grundsätzlich nicht von einer 100-prozentigen<br />
Responderrate ausgegangen werden. Ebenso kann die<br />
Dauer der Wirkung variieren. Beschrieben ist dieser<br />
Sachverhalt zum Beispiel auch in der Fachinformation<br />
von Vistabel ® . Dort werden die erhobenen klinischen<br />
Daten u.a. folgendermaßen beschrieben: „30 Tage<br />
nach der Injektion hatten nach Auffassung der Prüfärzte<br />
80 Prozent (325 von 405) der mit Vistabel ® behandelten<br />
Patienten auf die Behandlung reagiert.“ 20<br />
Prozent der Patienten waren also nach Auffassung der<br />
Ärzte auch in dieser Studie Nonresponder. Die Ursache<br />
hierfür ist nicht genau bekannt, möglicherweise begründet<br />
sich die Nonresponse durch die Injektionstechnik<br />
oder auch durch eine Antikörperbildung.<br />
Im eigenen Patientengut haben wir noch keinen Therapieversager<br />
erlebt. Dies gilt für die Anwendung von den<br />
beiden bereits lang etablierten Botulinumtoxinen vom<br />
Typ A Botox ® und Dysport ® sowie ebenfalls für die Anwendung<br />
des neuen Botulinumtoxin A-Präparates Xeomin<br />
® . Nach unserer Meinung ist die Verteilung einer<br />
ausreichenden Menge der Substanz auf viele Injektionspunkte<br />
für eine erfolgreiche Therapie entscheidend.<br />
Die Verteilung der Substanz ist hiermit genauer<br />
möglich, da durch die aktive Verteilung auf viele Injektionspunkte<br />
der unkalkulierbare Faktor der Diffusion als<br />
Zufallsfaktor begrenzt wird. Eine relativ hohe Verdünnung<br />
vereinfacht hierbei die präzise Injektion.<br />
Die Therapie mit Xeomin ® kann erfolgreich analog unserem<br />
Behandlungskonzept mit Botox ® durchgeführt<br />
werden. Die Faltenbehandlung mit Xeomin ® zeigt sich<br />
mit unserem Therapieschema als sicher und zuverlässig.<br />
Die Lagerung und der Transport bei normalen<br />
Raumtemperaturen vereinfacht das Handling mit dem<br />
Präparat. Dass die gelöste Substanz laut den offi-<br />
Therapie der Stirnfalten mit<br />
16 E Xeomin ®<br />
Abb. 1<br />
Abb. 1_Vorher, maximale<br />
Anspannung.<br />
Abb. 2_Vorher, Entspannung.<br />
Abb. 3_Nach vier Wochen.<br />
Abb. 2 Abb. 3<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Studie<br />
Faltentherapie Glabella mit<br />
Xeomin ® und Filler (Belotero ® )<br />
Abb. 1–3_Vorher.<br />
Abb. 4–6_Nach 8 Wochen 26 E<br />
Xeomin ® /4 Wochen 0,5ml Belotero ® .<br />
Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3<br />
Abb. 4<br />
Abb. 5 Abb. 6<br />
ziellen Herstellerangaben bei einer Kühlung zwischen<br />
2–8 Grad Celsius über 24 Stunden anwendbar ist, hat<br />
sich ebenfalls als Vorteil herausgestellt. Vom 1. Juli<br />
2005 bis 31. März 2007 führten wir in unserer <strong>Klinik</strong><br />
über 350 Behandlungen mit Xeomin® durch. Bis heute<br />
konnten wir noch keine negativen Nebenwirkungen,<br />
Resistenzen oder Therapieversager beobachten. Ob<br />
langfristig die Tendenz zur Antikörperbildung verringert<br />
ist, muss in Langzeitstudien evaluiert werden._<br />
Literaturliste<br />
[1] Jost WH, Kohl A, Brinkmann S, Commes G (2005) Efficacy and<br />
tolerabiltiy of a botulinum toxin type A free of complexing proteins<br />
(NT 201) compared with commercially available botulinum<br />
toxin type A (Botox ® ) in healthy volunteers. J Neural<br />
Transm 112: 905–913<br />
[2] Dressler D (2006) Pharmakologische Aspekte therapeutischer<br />
Botulinumtoxin-Präparationen. Nervenarzt 77: 912–921<br />
[3] Truong DD, Jost WH (2006) Botulinum toxin: Clinical use. <strong>Park</strong>inson<br />
Disorders 12: 331 and Related – 355<br />
_Kontakt<br />
Dr. med. Ramin Khorram<br />
Leitender Facharzt für<br />
Plastische und Ästhetische Chirurgie<br />
c/o Apollo <strong>Klinik</strong> Stuttgart GmbH<br />
Hohenzollernstr. 7–9, 70178 Stuttgart<br />
E-Mail: plast@apollo-klinik.de<br />
www.apollo-klinik.de<br />
face<br />
Faltenbehandlung der Stirn<br />
mit Xeomin ®<br />
Abb. 1a–b_Vorher, maximale<br />
Anspannung.<br />
Abb. 1c_Vorher, Entspannung.<br />
Abb. 2a_Nach vier Wochen, maximale<br />
Anspannung.<br />
Abb. 2b_Nach vier Wochen, Entspannung.<br />
Abb. 1a<br />
Abb. 2a<br />
Abb. 1b<br />
Abb. 1c<br />
Abb. 2b<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Dentalfiller<br />
Entwicklung auf dem<br />
Dermalfillermarkt in den<br />
letzten 20 Jahren<br />
Autorin_Dr. med. Marianne Wolters, Frankfurt am Main<br />
_Schon seit weit über 100 Jahren versuchte man,<br />
Gesichtsfalten zu kaschieren und mit Füllmaterialien<br />
verschiedenster Art aufzufüllen. Neben menschlichem<br />
Fett wurde vor allem Paraffin Anfang des<br />
20. Jahrhunderts sehr populär. Mitte des Jahrhunderts<br />
wurde dann Silikonöl der häufigste Faltenfüller,<br />
aber extreme Nebenwirkungen führten 1965 zu<br />
einem Verbot des Silikonöls „medical grade“ der<br />
Firma Dow Corning durch die FDA. In den frühen<br />
70ern begannen die Forschungsarbeiten mit einem<br />
injizierbaren Implantat aus Rinderkollagen in<br />
Stanford/Kalifornien. Diese führten letztlich zur<br />
Entwicklung und Zulassung des ersten resorbierbaren<br />
Dermalfillers Zyderm® durch die FDA 1977. Die<br />
Kollageninjektion wurde laut Angaben der ASAPS<br />
1997 die häufigste minimalinvasive Prozedur weltweit.<br />
Seit 1981 wurden Kollagenfiller in Europa zugelassen<br />
und vertrieben und waren auch hier Goldstandard<br />
der Faltenbehandlung. Nachteil der Produkte<br />
war zum einen die erforderliche Vortestung<br />
wegen einer möglichen immunogenen Reaktion<br />
und zum anderen die relativ kurze Wirkdauer. Verschiedenste<br />
Präparate aus humanem Kollagen sollten<br />
die Allergenität der Dermalfiller reduzieren und<br />
machten eine Vortestung überflüssig, konnten sich<br />
aber dauerhaft nicht auf dem Dermalfillermarkt<br />
durchsetzen. 1 Injizierbare Kollagenprodukte hatten<br />
mit der Entwicklung und Vermarktung der porcinen<br />
KollagenfillerEvolence® und Evolence Breeze® von<br />
2004 bis 2009 noch einmal ein kurzes Comeback auf<br />
dem Fillermarkt. Aber trotz Zulassung durch die FDA<br />
in den USA 2007 und guter ästhetischer Ergebnisse<br />
ohne nennenswerte Komplikationen wurde dieses<br />
Produkt vom Markt genommen. Steigende Nachfrage<br />
nach Alternativprodukten, zunehmendes<br />
Interesse an minimalinvasiver Gesichtsverjüngung<br />
und letztendlich die BSE-Krise in den frühen 90ern<br />
haben dann letztendlich dazu geführt, dass Hyaluronsäurefiller<br />
den Markt eroberten.<br />
Hyaluronsäure (HA) ist neben dem Kollagen eine<br />
wesentliche Komponente des Bindewebes und im<br />
Gegensatz zu diesem kein Eiweiß, sondern ein Zuckerderivat<br />
und deshalb nicht immunogen. Bereits<br />
1934 wurde HA aus dem Glaskörper des Rinderauges<br />
isoliert, medizinische Anwendungen erfolgten<br />
zunächst in der Ophthalmochirurgie, später in verschiedenen<br />
Bereichen sowie vor allem in der Orthopädie<br />
zur intraartikulären Injektion bei Arthrosen<br />
(Synvisc®). Eine Pilotstudie zur Anwendung eines<br />
hyaluronsäurebasierten Produktes zur Behandlung<br />
altersbedingter Hautveränderungen mit einer Modifikation<br />
von Synvisc® wurde bereits 1990 von der<br />
Firma Biomatrix/Schweden durchgeführt und 1996<br />
kam unter dem Handelsnamen Hylaform® das erste<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Dentalfiller<br />
Hyaluronsäureprodukt auf Basis des Hylan B auf<br />
den Markt. 2<br />
Nachdem sich die wesentlich geringere Allergenität<br />
des hyaluronsäurebasierten Dermalfillers gegenüber<br />
der kollagenbasierten Produkte bestätigte und<br />
dazu noch eine deutlich bessere Haltbarkeit zeigte,<br />
erfolgte eine rasche Entwicklung weiterer Produkte<br />
auf HA-Basis. Neben dem aviären Ursprung aus<br />
dem Hahnenkamm, wie bei Hylaform®, wurde für<br />
die folgenden Produkte die HA aus bakterieller<br />
Quelle (Streptococcus equi) gewonnen und der<br />
Begriff NASHA (non animal stabilized hyaluronic<br />
acid) für die Produkte der schwedischen Firma Q-<br />
med wurde geprägt. Außerdem wurde der chemische<br />
Quervernetzer Divinylsulfon (DVS), der bei<br />
Hylaform® verwendet wurde, ersetzt durch 1,4-<br />
Butanediol-Diglycidylether (BDDE) und es resultierte<br />
ein injizierbares Hydrogel mit viskoelastischen<br />
Eigenschaften, das 1996 unter dem Handelsnamen<br />
Restylane® als Produkt der zweiten Generation<br />
auf den europäischen Markt kam. 2 Erst im<br />
Dezember 2003 wurde Restylane® als erster HA-Filler<br />
in den USA von der FDA zugelassen. Spätestens<br />
seit diesem Zeitpunkt wurden HA-Filler weltweit<br />
marktbeherrschend bei der minimalinvasiven Gesichts-<br />
und Körperbehandlung.<br />
Weitere Entwicklungen galten der Verbesserung der<br />
Verträglichkeit und der Verlängerung der Wirksamkeit<br />
der HA-Filler. Dazu wurden sowohl neue Quervernetzer<br />
als auch neue Vernetzungstechniken als<br />
auch steigende Hyaluronsäurekonzentrationen<br />
eingesetzt. Bei der dritten Generation der HA-Filler<br />
wurde z.B. wurde mit dem Quervernetzer 1,2,7,8<br />
Diepoxyoktan (DEO) die Stabilität erneut gesteigert<br />
durch zwei unterschiedliche chemische Brücken<br />
zwischen den HA-Ketten; diese Technik wird<br />
als doppelte Quervernetzung bezeichnet und<br />
kommt z.B. bei dem Produkt Puragen® zum Einsatz,<br />
das 2001 zugelassen wurde. Eine wesentliche Neuerung<br />
war dann zuletzt die Entwicklung eines<br />
monophasischen Gels, nachdem alle vorherigen aus<br />
HA-Partikeln in einer Lösung bestanden, also biphasisch<br />
waren. 2004 wurde diese vierte Generation der<br />
HA-Filler in der Schweiz entwickelt von der Firma<br />
Anteis S.A. Das monophasische Gel, BDDE-vernetzt,<br />
bildet durch eine spezielle Technik Zonen festerer<br />
und weniger fester Konsistenz, die sog. kohäsive<br />
polydense Matrix (CPM), die es auch im Gewebe<br />
beibehält. Vorteil dabei ist, dass das Gel deutlich<br />
geringere viskoelastische Eigenschaften hat als<br />
die Vorgänger und deshalb durch enge Kanülen injiziert<br />
werden kann, ohne vorher zerkleinert zu werden.<br />
In Deutschland und Europa wurde dieser erste<br />
monophasische Filler 2005 unter dem Handelsnamen<br />
Belotero® eingeführt. 2 In den USA erhielt 2006<br />
Juvederm® als erster monophasischer Filler die Zulassung<br />
durch die FDA.<br />
Mittlerweile ist eine unüberschaubare Palette an<br />
Produkten auf HA-Basis auf dem europäischen<br />
Markt erhältlich und jährlich kommen etliche neue<br />
Produkte dazu. Im Wesentlichen handelt es sich um<br />
Modifikationen der vier Generationen, die Unter-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Dentalfiller<br />
schiede aufweisen in Vernetzungsmittel, Vernetzungstechnik,<br />
Hyaluronsäurekonzentration und<br />
Viskoelastizität. 3 Eine Studie, die einen Vergleich anstellte<br />
zwischen den gängigsten quervernetzten Hyaluronsärefillern<br />
in den USA, zeigte, dass die klinische<br />
Effektivität, also die Fillerpersistenz, eng korrelierte<br />
mit der Konzentration der Hyaluronsäure und<br />
etwas weniger mit der prozentualen Elastizität. D.h.,<br />
dass bei der Entwicklung zukünftiger effektiverer,<br />
sprich langanhaltenderer HA-Filler die Steigerung<br />
der Konzentration und der Elastizität erfolgen<br />
muss. Das Produkt mit der höchsten HA-Konzentration<br />
ist zurzeit Vario Fill® Bodycontour mit 33 mg/ml<br />
der Firma Adoderm GmbH, das im Juli 2010 auf den<br />
Markt kam. Höhere HA-Konzentrationen sind zurzeit<br />
problematisch, ebenso wie die Erhöhung der<br />
Konzentration der gängigen Quervernetzer, da sie<br />
toxisch werden. Es müssen deshalb neue Techniken<br />
der Quervernetzung oder neue Vernetzungsmittel<br />
gefunden werden, um die Haltbarkeit der Produkte<br />
zu verlängern, ohne die Nebenwirkungen zu erhöhen.<br />
Zur Reduktion der Schmerzhaftigkeit beim Injizieren<br />
setzte die Firma Allergan 2008 seinen Juvederm®<br />
ultra-Produkten 0,3 % Lidocain zu. Dadurch<br />
wurde eine wesentlich komfortablere Behandlung<br />
vor allem sensibler Gesichtsareale möglich ohne<br />
vorherige Anästhesie und viele Patienten bevorzugen<br />
natürlich diese schmerzlosere Variante.Eine Beeinträchtigung<br />
der Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit<br />
der Präparate durch den Lidocainzusatz konnte<br />
nicht festgestellt werden, 10 sodass etliche andere<br />
Produkte zwischenzeitlich ebenso mit Lidocain versetzt<br />
wurden.<br />
Lange Jahre wurden unterschiedliche HA-Filler zur<br />
einfachen Faltenunterspritzung eingesetzt. Seit<br />
drei Jahren aber ist das ganzheitliche Behandlungskonzept<br />
mit Volumenrestaurierung und flächenhafter<br />
Hautverbesserung als minimalinvasive Behandlungsmethode<br />
des alternden Gesichtes auf<br />
dem Vormarsch. Die verbesserten Injektionstechniken<br />
mit abgerundeten Kanülen können großflächigen<br />
Ersatz des geschwundenen subkutanen Fettgewebes<br />
sowohl in der tiefen als auch in der oberflächlichen<br />
Weichteilschicht mit verschieden viskösen<br />
HA-Fillern schaffen und erstaunliche Erfolge<br />
erzielen. 11 Die Firma Q-med hat mit der Entwicklung<br />
der stumpfen, flexiblen Pix’L TM Kanüle gezeigt, dass<br />
sie sich nicht nur um die Produkte, sondern auch<br />
um neue Techniken und Konzepte kümmert. Das<br />
Nachziehen aller anderen Anbieter mit dieser<br />
Behandlungsmethode zeigt, dass dies der richtige<br />
Weg in die Zukunft ist.<br />
Jahrtausends kamen auch etliche nichtresorbierbare<br />
Fillersubstanzen auf den Markt, die durch Versprechungen<br />
über Unbedenklichkeit und Langlebigkeit<br />
vor allem um die Jahrtausendwende viele<br />
Behandler zu ihrer Anwendung verleiteten. Es handelte<br />
sich um nichtresorbierbare Grundsubstanzen<br />
oder aber um permanente Partikel, gelöst in Hyaluronsäure<br />
oder Kollagen, die vorwiegend im Gesicht<br />
angewendet wurden und z.T. verheerende Komplikationen<br />
auch noch nach Jahren hervorriefen.<br />
Zahlreiche Veröffentlichungen über Komplikationen<br />
mit permanenten Dermalfillern und der extrem<br />
schwierigen Behandlung der mit schwersten Entzündungen,<br />
Verhärtungen, Fistelbildungen und<br />
Materialverschiebung einhergehenden Entstellungen<br />
haben mittlerweile sämtliche ästhetischen<br />
Fachgesellschaften dazu veranlasst, sich gegen die<br />
Verwendung nichtresorbierbarer Dermalfiller auszusprechen.<br />
4, 5 Aufgrund der anhaltenden Komplikationen<br />
nach permanenten Dermalfillern wurden<br />
Anfang des Jahrtausends Zentralregister für Fillerkomplikationeneingerichtet,<br />
bei denen die Substanz,<br />
die die Komplikation auslöste, genau bestimmt<br />
werden konnte und die dadurch vor allem<br />
auch bei forensischen Fragestellungen wichtig<br />
wurden. Aber auch die resorbierbaren Filler verursachten<br />
in unterschiedlicher Häufigkeit Komplikationen,<br />
die durch diese Zentralregister allen zugänglich<br />
gemacht werden konnten und die Behandlung<br />
der Komplikationen wurde standardisiert.<br />
Vor allem C. Lenzen, der als erster ein Zentralregister<br />
aufbaute, gab frühzeitig einen breiten Überblick<br />
über die Möglichkeiten der Diagnostik, Behandlung<br />
und vor allem der Vermeidung solcher unerwünschter<br />
Nebenwirkungen 6 und machte auf die<br />
Existenz des BfArM und die Meldepflicht solcher<br />
Komplikationen aufmerksam. Mittlerweile können<br />
alle Anwender und Patienten sich an drei Stellen<br />
über Komplikationen und Therapiemöglichkeiten<br />
informieren und registrieren lassen:<br />
_Nichtresorbierbare Substanzen<br />
Mit dem steigenden Interesse nach nichtoperativen<br />
Prozeduren Ende des letzten und Anfang dieses<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Dentalfiller<br />
_ www.zentralregister-filler.de (Leiter Dr. Dr. med.<br />
C. Lenzen)<br />
_ www.derma-filler.de (Register für Füllmaterialnebenwirkungen,<br />
Charité-Universitätsmedizin<br />
Berlin, Leiter Prof. Dr. med. B. Rzany)<br />
_ www.fillerwelt.de (Portal der GÄCD)<br />
_Andere, nicht permanente<br />
Fillersubstanzen<br />
Obwohl HA-Filler mit Abstand am häufigsten weltweit<br />
zum Einsatz kommen, sollen einige wichtige<br />
Substanzen hier genannt werden, ohne dass eine<br />
weitere Aufzählung aller Produkte, wie in vielen Veröffentlichungen,<br />
erfolgen soll.<br />
Es handelt sich um synthetische Kollagenstimulanzien<br />
wie die Produkte Sculptra® und Radiesse®,<br />
die in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen<br />
haben und vermehrt eingesetzt werden.<br />
Sculptra® ist ein synthetisches Poly-L-Milchsäure-<br />
Produkt, das bereits seit 1999 in Europa auf dem<br />
Markt ist, damals unter dem Namen Newfill®. Es<br />
wurde zunächt zur Behandlung der fazialen Lipoatrophie<br />
bei HIV-Patienten eingesetzt und in mehreren<br />
Studien wurde die Neokollagenese des Produktes<br />
nachgewiesen. 7 Es handelt sich um ein Pulver,<br />
das rekonstituiert werden muss, und dessen<br />
Anwendung sowohl in der Vorbereitung als auch in<br />
der Verabreichung komplett anders erfolgen muss als<br />
bei den sogenannten Dermalfillern. 2004 erhielt das<br />
Produkt, nun unter dem Handelsnamen Sculptra®,<br />
die FDA Anerkennung in den USA und durch die Erkenntnis,<br />
dass Volumenverlust einen Hauptfaktor<br />
der Gesichtsalterung darstellt, gewann das Produkt<br />
nach sorgfältiger Überarbeitung der Anwendungsempfehlungen<br />
zunehmend an Bedeutung und Beliebtheit.<br />
8 Heute hat es seinen festen Platz in der<br />
Behandlung des alternden Gesichtes und wurde als<br />
erstes Produkt für das sog. „Liquid Lifting“ eingesetzt.<br />
Radiesse® ist ebenso ein synthetisches Kollagenstimulanz,<br />
das seit 2004 auf dem europäischen Markt<br />
ist und 2010 von der Firma Merz Aesthetics übernommen<br />
wurde. Das Produkt wurde 2006 von der<br />
FDA zur Behandlung von Gesichtsfalten zugelassen<br />
und der Vorbesitzer, die amerikanische Firma Bioform<br />
Medical, hatte in mehreren Studien die Wirksamkeit<br />
und Verträglichkeit von Radiesse nachgewiesen.<br />
9 Es handelt sich um synthetische Calciumhydroxylapatit-Mikrosphären<br />
in einem wässrigen<br />
Gelträger. Das Produkt gibt nach Injektion sofortiges<br />
Volumen, aber stimuliert zusätzlich die Kollagenneogenese<br />
und sorgt dadurch für einen länger<br />
anhaltenden Effekt. Ungeeignet ist Radiesse® für<br />
die Injektion ins Lippenrot und in die oberflächlichen<br />
Hautschichten.<br />
Zum Schluss einige Überlegungen: Die Situation<br />
auf dem Markt der dermalen Filler ist nach wie vor<br />
heiß umkämpft.<br />
Obwohl<br />
in den letzten zehn<br />
Jahren enorme Entwicklungen<br />
stattfanden, ist<br />
der ideale Filler noch nicht<br />
gefunden und vielleicht soll<br />
er auch gar nicht gefunden werden.<br />
Der immerwährende Wunsch<br />
nach weiterer Verbesserung, längerer Haltbarkeit<br />
und weniger Kosten wird immer neue Filler auf den<br />
Markt bringen. Dabei sind vor allem Versprechungen<br />
die Drahtzieher, die die Patienten und Anwender<br />
dazu bringen, neue Produkte zu testen. Es dauert<br />
mindestens ein Jahr, um einen Filler als Anwender<br />
ausreichend beurteilen zu können und ob ein<br />
Wechsel von einem guten vertrauten Produkt auf<br />
ein innovativeres gerechtfertigt ist. In der Vergangenheit<br />
wurden bekannte Substanzen oft in neuer<br />
Form und Funktion und unter neuem Namenpräsentiert,<br />
ohne dass nur die geringste Änderung am<br />
Produkt selbst stattgefunden hatte. Ebenso tauchten<br />
neue Namen für alte Substanzen auf, die sehr<br />
komplikationsbelastetwaren und erst nach längeren<br />
Recherchen konnte demonstriert werden, dass<br />
es sich um ein und dasselbe Produkt handelte. Durch<br />
Firmenaufkäufe und Fusionen wurden letzt-endlich<br />
etliche Namen miteinander vermischt und der<br />
Dschungel der Präparate wurde undurchschaubar.<br />
Es ist deshalb immer wieder verwunderlich, dass<br />
man als Behandler auf einem Kongress plötzlich mit<br />
neuen Produkten konfrontiert wird, die anhand von<br />
teuren Broschüren mit makellosen Gesichtern kostengünstige<br />
Faltenfreiheit und lange Haltbarkeit<br />
versprechen, aber keinerlei Angaben zu HA-Konzentration,<br />
Vernetzungsmittel oder -technik machen<br />
und die vor allem keinerlei klinische Studien<br />
nachweisen können. Kosten werden aber immer<br />
verursacht durch die Qualität und Konzentration<br />
der Inhaltsstoffe, sei es die Hyaluronsäure oder das<br />
Vernetzungsmittel und durch ein mögliches neues<br />
Vernetzungsverfahren, das entwickelt wurde. Und<br />
vor allem werden Kosten auch durch klinische Studien<br />
verursacht, die nur wenige Anbieter vorweisen<br />
können. Zu viele sogenannte „Trittbrettfahrer“ versuchen<br />
mit vielversprechenden Formulierungen<br />
und abgekupferten Phrasen solche Studien zu umgehen,<br />
um ihre Kunden durch kostengünstige Pro-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Dentalfiller<br />
dukte zu gewinnen. Seriöse Hersteller bieten ihren<br />
Anwendern „Hands-on“-Workshops mit ihren<br />
Produkten an, wo neben theoretischem Wissen von<br />
einem erfahrenen Anwender die produkteigene Injektionstechnik<br />
erlernt und erprobt werden kann. In<br />
den letzten Jahren nehmen auf allen ästhetischen<br />
Kongressen solche Workshops mit hoher Qualität<br />
einen beträchtlichen Teil des Programmes ein und<br />
neben der Fortbildungsmöglichkeit ist die Bezahlbarkeit<br />
der Kongresse durch den Einsatz der Industrie<br />
dadurch gewährleistet.<br />
Die Suche nach dem idealen Filler wird weitergehen.<br />
Es wird neue Substanzen geben, die erprobt<br />
werden und alte Substanzen werden modifiziert.<br />
Wie schwierig es ist, ein neues Produkt zu entwickeln<br />
und zu etablieren, zeigte die kurze „Karriere“<br />
des Novabel®, das von der Firma Merz Aesthetics im<br />
Januar 2010 auf den Markt gebracht wurde. Der<br />
vielversprechende Alginatfiller war seit 11/2007 in<br />
einer klinischen Studie getestet worden. In sieben<br />
Ländern Europas wurde der neue Filler nur in Hände<br />
von vorher geschulten Anwendern abgegeben. Aber<br />
bereits am 1. Juli 2010 wurden Verkauf und Marketing<br />
gestoppt, da Komplikationen vor allem im infraorbitalen<br />
Bereich aufgetreten waren. Es handelte<br />
sich zwar „nur“ um 70 Fälle bei 24.000 verkauften<br />
Ampullen, entsprechend 0,3 %, aber wirksame Behandlungsoptionen<br />
konnten nicht angeboten werden.<br />
Dieses schnelle Handeln ist der Firma Merz<br />
hoch anzurechnen. Es zeigt, dass der Umgang mit<br />
Komplikationen nicht mehr allein auf dem Rücken<br />
der Patienten ausgetragen wird wie bei den frühen<br />
Fällen vor allem mit Dermalife®, die heute noch in<br />
langwierigen Prozessen zu ihrem Recht kommen<br />
wollen, sondern dass auch die Hersteller Verantwortlichkeit<br />
zeigen.<br />
Die Behandlung mit Dermalfillern ist nicht mehr<br />
wegzudenken aus der ästhetischen Gesichtsbehandlung.<br />
Genau wie zum Erlernen einer operativen<br />
Maßnahme sind spezielle Voraussetzungen wie<br />
anatomische Kenntnisse, Kentnisse über die unterschiedlichen<br />
Füllmaterialien und die richtige Handhabung<br />
sowie Indikation erforderlich und ausreichend<br />
Kenntnisse beim Management unerwünschter<br />
Reaktionen. Die Gruppe um B. Rzany hat durch<br />
ihre Forschung in der Division of Evidence Based<br />
Medicine in der <strong>Klinik</strong> für Dermatologie, Charité-<br />
Universitätsmedizin Berlin, Richtlinien zur Fehlervermeidung<br />
bei der Anwendung von injizierbaren<br />
Füllmaterialien aufgestellt. 11 Darin wird allen Anwendern<br />
empfohlen, Füllmaterialien zu verwenden,<br />
deren Wirksamkeit und Sicherheit in guten klinischen<br />
Studien nachgewiesen wurde. Das sind bei<br />
den resorbierbaren Materialien Sculptra® und Radiesse®<br />
und bei den HA-Fillern Belotero®Basic,<br />
Emervel® Classic und Emervel® Deep, Restylane®,<br />
Restylane® Perlane und Teosyal® Deep Lines. Außerdem<br />
wird wenig erfahrenen Behandlern der Einstieg<br />
mit HA-Fillern empfohlen, weil im Falle einer Überkorrektur<br />
oder eines unerwünschten Ergebnisses<br />
mit Hyaluronidase ein „Gegenmittel“ zur Verfügung<br />
steht, 11 was bei den anderen Materialien nicht<br />
der Fall ist.<br />
_Fazit<br />
Hyaluronsäurebasierte Dermalfiller sind marktbeherrschend.<br />
In den letzten 20 Jahren hat sich die<br />
Qualität der Produkte enorm gebessert, die Einsatzmöglichkeiten<br />
vervielfältigt und die Komplikationsrate<br />
bei fachgerechter Anwendung minimiert. Vor<br />
allem in der Kombination mit BTX-A Behandlungen<br />
hat sich die breite Palette sicherer und effektiver<br />
Produkte zu einer optimalen minimalinvasiven Behandlungsmethode<br />
des alternden Gesichts entwickelt,<br />
die immer häufiger von unseren Patienten gewünscht<br />
wird. Die subdermale Platzierung der Produkte<br />
zum großflächigen Volumenaufbau muss<br />
sich noch in ihrer Langzeitwirkung bewähren, da<br />
hohe Sicherheitsstandards bisher vorwiegend<br />
durch intradermale Applikation festgestellt wurden.<br />
Bei dem unüberschaubaren Angebot der verschiedenen<br />
HA-Filler gibt es erhebliche Unterschiede<br />
in Konzentration, Vernetzungsart, Vernetzungsgrad,<br />
Kohäsivität, Viskoelastizität, Partikelgröße,<br />
Injektionstiefe, Injektionsdruck, Haltbarkeit<br />
und Verträglichkeit. Es wird empfohlen, Präparate<br />
mit klinischen Studien einzusetzen und sich ein umfassendes<br />
Wissen über die Techniken und Produkte<br />
anzueignen, um die Qualität und Sicherheit der Behandlungen<br />
zu gewährleisten._<br />
Literaturliste<br />
[1] Fagien, S., Klein, A.W. A brief overview and history of temporary fillers:<br />
evolution, advantages, and limitations, PRS, Vol. 120, 6S,<br />
8–16S, 2007<br />
[2] Reinmüller, J. Auf der Suche nach dem ultimativen Filler, J Ästhet.<br />
Chir 2009. 2: 9–14<br />
[3] Falcone SJ, Berg RA. Crosslinked hyaluronic acid dermal fillers: a<br />
comparison of rheological properties, J Biomed Mater Res 87A:<br />
264–271, 2008<br />
[4] Wiest, L.G. Spektrum der Komplikationen nach Behandlung mit injizierbaren<br />
Füllmaterialien, MKG-Chirurg 2009. 2:192–201<br />
[5] Montanari, M., Arens, A., Liebau, J. Komplikationen durch permanente<br />
Filler im Gesicht-Alternativen, Plast. Chir. 2010, 2: 109–114<br />
[6] Lenzen, C, Faltenunterspritzung im Gesicht, Arzt und Ästhetik<br />
2007, 2 : 6–13<br />
[7] Valantin MA, et al. Polylactic acid implants (Newfill) to correct facial<br />
lipoatrophy in HIV- infected patients: results oft the open-label study<br />
VEGA. AIDS 17 2003:2471–2477<br />
[8] Wolters, M. Volumenaufbau im Gesicht mit Poly-L-Milchsäure,<br />
Plast. Chir. 2008. 1: 38–42<br />
[9] Graivier, M.H. et al. Calcuimhydroxylapatite (Radiesse) for correction<br />
of the mid- and lower face: consensus recommendations, PRS,<br />
Vol.120, 6S, 55–66S, 2007<br />
[10] Raspaldo et al. Longevity of effects of hyaluronic acid plus lidocaine<br />
facial filler, J Cosmet Dermatol 2010; 9 (1):1–15<br />
[11] Hartmann, V., Bachmann, F., Erdmann, R., Rzany, B. Fehlervermeidung<br />
bei der Anwendung von injizierbaren Füllmaterialien, Kosmetische<br />
<strong>Medizin</strong> 2.11, 52–58, 2011<br />
_Kontakt<br />
face<br />
Dr. med.<br />
Marianne Wolters<br />
Plastische Chirurgin<br />
Privatarztpraxis<br />
Liebigstraße 8<br />
60323 Frankfurt am Main<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Minimalinvasive Therapien<br />
Botox, Filler, Chirurgie –<br />
wo sind die „Schnittstellen“<br />
Autor_Prof. Dr. Hans Behrbohm, Berlin<br />
Abb. 1_ Sagging of the face: Schematische<br />
Darstellung der Vektoren,<br />
die bei der Alterung des Gesichtes<br />
wirken und zu den typischen<br />
Veränderungen führen: Brauenptose,<br />
Blepharochalasis,Tränensäcke,<br />
Hängewangen, tiefe Nasolabialfalten,<br />
Marionetten- und Plissaefalten,<br />
Elastose, Platysmabanding.<br />
Abb. 2_ Hände einer 70-jährigen Patientin<br />
mit typischen Veränderungen<br />
einzelner Gewebetypen.<br />
Abb. 2<br />
Abb. 1<br />
Kräfte des<br />
Alterungsvorganges<br />
_Was hat die Zeit mit uns gemacht, was ist denn<br />
bloß aus uns geworden. Ein eisiger Wind treibt uns<br />
nach Norden … ich will da nicht hin …, so beschreibt<br />
es Udo L. in einer seiner Balladen von der letzten LP<br />
„Stark Wie Zwei“.<br />
Die sichtbaren Spuren des Alterns sind individuell<br />
sehr unterschiedlich und werden zugleich auch sehr<br />
verschieden wahrgenommen, bewertet und erlebt.<br />
Durch Selbstwahrnehmung und Selbstwertgefühl<br />
vieler junger Menschen, aber nicht nur dieser, werden<br />
retuschierte Bilder von phänotypisch idealisierten<br />
Personen beeinflusst. Nicht selten werden diese Bilder<br />
als Leitbild oder Maßstab angenommen. Daraus<br />
entstehen Zerrbilder von ewiger Jugend und Schönheit,<br />
denen immer mehr Menschen entsprechen<br />
möchten. Der Widerspruch zwischen jugendlichem<br />
Lebensgefühl und sichtbaren Zeichen des Alters bzw.<br />
des Alterns erzeugt eine Nachfrage an Maßnahmen,<br />
die die Zeichen des Alterungsprozesses aufhalten<br />
bzw. die „Zeit anhalten“. Neben den sichtbaren „morphologischen“<br />
Veränderungen führen z.B. Behandlungen<br />
mit Botulinumtoxin darüber hinaus bei neun<br />
von zehn Frauen nach aktuellen Studien zu einer signifikanten<br />
Verbesserung der Stimmungslage. 1 Dennoch<br />
sollte jedes Gesicht, ganz besonders im Alter,<br />
seine Fähigkeit bewahren, Stimmungen, Reaktionen<br />
und Gefühle auszudrücken. Als Spiegel der Seele ist<br />
Mimik zentraler Bestandteil von Gebärdenspiel und<br />
Körpersprache.<br />
Alter, Erlebnisse und Krankheiten verändern das Gesicht<br />
und den Gesichtsausdruck. Früher konnten<br />
Ärzte anhand autochthoner Zeichen im Gesichtsausdruck<br />
von Kranken, allein durch eine Analyse des Gesichtsausdrucks,<br />
zu konkreten Diagnosen kommen. 2<br />
Nicht zuletzt spiegelt sich ein Leben in einem Gesicht<br />
wider und hinterlässt in diesem Sinne „Spuren“ oder,<br />
wenn gar nicht, wird es Stoff von Romanen, wie im<br />
„Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde.<br />
Der Alterungsprozess betrifft das gesamte Gesicht<br />
mit allen verschiedenen Gewebetypen und erfordert<br />
immer ein sehr individuelles Konzept auf der Grundlage<br />
einer Analyse, die neben dem Haut- und Bindegewebstyp<br />
auch die Mimik und Motorik, den Typ und<br />
das Naturell des Patienten berücksichtigt. Typische<br />
Veränderungen während des Alterungsprozesses im<br />
Gesicht sind gekennzeichnet von einem Elastizitätsverlust<br />
der Haut, einer Umverteilung von subkutanem<br />
Fett und einem Dynamitätsverlust der Haut. Es<br />
resultiert das sog. „Sagging of the face“ (Abb. 1).<br />
Die Haut reagiert in Abhängigkeit vom Typ mit Texturveränderungen,<br />
Verlust von Turgor, Dehydratation<br />
und z.B. Elastose. Das Bindegewebe verliert an<br />
Elastizität, Knorpel ossifizieren und werden rigide,<br />
die Knochen demineralisieren und werden spröde,<br />
Gefäße sklerosieren (Abb. 2).<br />
Neben den Veränderungen der einzelnen Gewebe<br />
kommt es im Laufe des Alterungsprozesses zu deutlichen<br />
Gewebeverlagerungen und Proportionsveränderungen.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Minimalinvasive Therapien<br />
Abb. 3<br />
Trichion<br />
Nasion<br />
Rhinion<br />
Porion<br />
Pronasale<br />
Subnasale<br />
Pogonium<br />
In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach minimalinvasiven<br />
Verfahren der Anti-Aging-<strong>Medizin</strong> stark<br />
angestiegen.<br />
Anforderungen an minimalinvasive Verfahren<br />
der Anti-Aging-<strong>Medizin</strong><br />
Eine kurze Downtime<br />
Ein geringes Komplikationsrisiko<br />
Eine ambulante Durchführbarkeit<br />
Ein optimales und lang andauerndes Ergebnis<br />
Voraussetzung für jede gesichtskonturierende und<br />
rejuvenative Behandlung ist eine genaue Analyse des<br />
Gesichts als Gesamtheit. Es schließt sich ein Behandlungsplan<br />
an, der mit der/dem Patientin/en erörtert<br />
wird und alle individuellen morphologischen und<br />
psychologischen Gegebenheiten berücksichtigt. In<br />
der Regel stehen Behandlungen mit Botulinumtoxin<br />
und resorbierbaren Fillern verschiedener Vernetzungsgrade<br />
am Anfang der Behandlung. Sie haben<br />
bei sachgerechter Anwendung und Kenntnis der Eigenschaften<br />
der Filler und der Injektionstechniken<br />
ein sehr geringes Risiko. Während noch vor Jahren<br />
das Prinzip Relax, Refill und Redrape als chronologischer<br />
Fahrplan der Rejuvenation proklamiert wurde,<br />
stehen heute auch nach Empfehlung der Facial Aesthetic<br />
Consensus Group Faculty mehrdimensionale<br />
Konzepte mit dosierter muskulärer Entspannung,<br />
Volumenauffüllung und Rekonturierung des Gesichtes<br />
im Vordergrund. 3 Positive synergistische Effekte<br />
zwischen Botulinumtoxin und Fillern bestehen sowohl<br />
in der Beseitigung oder Verminderung von Falten<br />
durch Schwächung muskulärer Aktivität als auch<br />
in der Verlängerung der Wirkung der Filler an Orten<br />
verminderter Mobilität und Resorption.<br />
Der Wunsch nach Veränderung begegnet uns bereits<br />
bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.<br />
Abb. 3_ Für die Lippengröße gilt die<br />
im Profil messbare Formel: Abstand<br />
Lippenrot – Subnasale = Abstand<br />
Subnasale – Lobulus-<br />
Columella-Übergang. Grafik aus<br />
Behrbohm: Ästhetische Gesichtschirurgie<br />
– ein Ratgeber für Patienten,<br />
Endopress, Tuttlingen 2008.<br />
Abb. 4_ Augmentation des Volumens<br />
der Oberlippe und Aufrichten der<br />
Mundwinkel a) vor und b) unmittelbar<br />
nach Injektion der Hyaluronsäure,<br />
Belotero intense.<br />
Abb. 4a<br />
Abb. 4b<br />
Abb. 4c<br />
Abb. 4d<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _Minimalinvasive Therapien<br />
Hier stehen Nasen-, Kinn- oder komplexe Profilkorrekturen<br />
des Gesichtes an der Spitze. Über die Zeitpunkte<br />
der frühestmöglichen Operationen und die<br />
Voraussetzungen informieren die aktuellen<br />
AWMF-Leitlinien. 4<br />
_Minimalinvasive Verfahren<br />
Exemplarisch sollen einige minimalinvasive Verfahren<br />
dargestellt werden:<br />
Abb. 5a<br />
Abb. 6a<br />
Abb. 7a<br />
Abb. 5b<br />
Abb. 6b<br />
Abb. 7b<br />
• Lippenkorrekturen<br />
Auch jüngere Frauen wünschen immer häufiger<br />
Veränderungen von Lippenform und -volumen.<br />
Volle, schön geschwungene Lippen gehören zu den<br />
wichtigen Attributen des Gesichtes einer Frau.<br />
Absolute geometrische Regeln gibt es nur für die<br />
Größe der Lippen im Profil. Es muss im Kontext mit<br />
den benachbarten ästhetischen Einheiten bzw. des<br />
ganzen Gesichtes entschieden werden, ob und welche<br />
Veränderung der Lippe einen Gewinn darstellt<br />
(Abb. 3).<br />
Bevor andere Maßnahmen empfohlen werden,<br />
sollte die Augmentation der Lippen je nach Ausgangsbefund<br />
zunächst mit einem resorbierbaren<br />
Filler erfolgen. Es hat sich hier Hyaluronsäure Belotero<br />
intense als multiquervernetzte, monophasische<br />
Hyaluronsäure bzw. Belotero basic als multivernetzte<br />
Hyaluronsäure in Abhängigkeit vom Ausgangsbefund<br />
bewährt. In linearer Technik kann das<br />
Volumen selbst augmentiert und die obere Lippenrotkante<br />
gezielt aufgestellt werden (Abb. 4–6).<br />
Die Lippenaugmentation mit autologem Fettgewebe<br />
birgt die Chance eines dauerhaften Resultates, wenn<br />
ein Großteil der transplantierten Fellzellen wirklich<br />
integriert werden und „anwachsen“. Es ist durchaus<br />
mit einer teilweisen Resorption zu rechnen. Dann<br />
können Irregularitäten z.B. an der Lippenrotkante<br />
verbleiben.<br />
Tiefe Plissaefalten und Marionettenfalten in Kombination<br />
sind nicht selten. Auch hier kann die Ober-<br />
Abb. 5_ Volumenvergrößerung der<br />
Oberlippe a) vor und b) nach Injektion<br />
mit Belotero basic.<br />
Abb. 6_ Diskrete periorale Volumensubstitution<br />
a) vor und b) nach Injektion<br />
von Hyaluronsäure.<br />
Abb. 7_ Aufrichten der Lippenrotkante<br />
der Oberlippe, Augmentation des Philtrums<br />
und Unterspritzen der Nasolabialfalte<br />
bds. a) vor und b) drei Wochen<br />
nach der Augmentation.<br />
Abb. 8a–d_ Behandlung von typischen<br />
Platysmabandings a) und c) vor und b)<br />
und d) zwei Wochen nach Behandlung<br />
mit Xeomin. Einzeldosis 2 IE in die<br />
Stränge, Gesamtdosis 14 IE je Seite.<br />
Abb. 8a<br />
Abb. 8b<br />
Abb. 8c<br />
Abb. 8d<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Minimalinvasive Therapien<br />
Abb. 9a<br />
Abb. 9b<br />
Abb. 9_ Kombinationsbehandlung<br />
der Stirn und Glabellaregion<br />
mit Xeomin und Augmentation<br />
mit Belotero basic und soft zum<br />
Ausgleich von Falten, Plateaus und<br />
einer OP-Narbe.<br />
lippe augmentiert und die Lippenrotkante aufgestellt<br />
werden. Es empfiehlt sich immer, das Philtrum<br />
durch intradermale Injektionen zu modellieren und<br />
die Nasolabialfalte zu heben. Besonders wichtig ist<br />
das nasolabiale Dreieck. Es geht in dieser Region oft<br />
• Oberlidkorrektur /Kombinationsoperationen<br />
Die Haut der Lider ist besonders dünn, die Muskulatur<br />
zart. Schlupflider sind daher die ersten nur chirurgisch<br />
behandelbaren Zeichen des Alterungsprozesses<br />
und entstehen durch Elastizitätsverlust der<br />
Haut und Tonusverlust der Muskulatur. Je nach Befund<br />
verfolgt die Operation drei Ziele: Entfernen<br />
Abb. 10_ Kombinationsbehandlung<br />
Glabella mit Xeomin und der<br />
Nasolabialregion mit Belotero basic.<br />
Abb. 10c<br />
Abb. 10a<br />
Abb. 10b<br />
Abb. 10d<br />
nicht um das Glätten von Falten, sondern um den<br />
Ausgleich von „Plateau“-Bildungen mit Niveau-<br />
Unterschieden.<br />
• Platysmabanding<br />
Ein typisches Problem der Halsveränderung stellt das<br />
Platysmabanding dar. Gezielte Injektionen von jeweils<br />
2 IU Xeomin in die Stränge in ca. 2 cm Abständen<br />
führen zu deutlichen Effekten (Abb. 8).<br />
• Kombinationsbehandlung mit Botulinumtoxin<br />
und Hyaluronsäure<br />
Zunächst erfolgt die Behandlung der Zornes- und<br />
Sorgenfalten mit Botulinumtoxin. Im Intervall von<br />
7–10 Tagen erfolgt dann die Augmentation kleiner<br />
Falten der Stirn z.B. mit Belotero soft und die Augmentation<br />
der Nasolabialfalten mit Belotero basic<br />
(Abb. 9 und 10).<br />
Sind die minimalinvasiven Techniken der Rejuvenation<br />
„ausgereizt“, sind folgende wenig invasiven<br />
Operationen die ersten, die nach eigenen Erfahrungen<br />
in Betracht kommen:<br />
Oberlid-, je nach Befund mit Unterlidkorrektur,<br />
Mittelgesichtslifting, Stirn-Brauenlifting. Sehr häufig<br />
sind Kombinationsoperationen, in unserer<br />
Sprechstunde mit Nasenkorrekturen.<br />
überschüssiger Haut, „Straffen“ des Lidmuskels und<br />
das Abtragen von prolabiertem Fett (Abb. 11).<br />
• Midfacelift<br />
Das Absinken der Gesichtsweichteile der Wange<br />
kann zu typischen Hängewangen, Nasolabialfalten,<br />
hängenden Mundwinkeln und einer deutlichen Kon-<br />
Abb. 11<br />
Abb. 12<br />
Abb. 11_ Planung einer Blepharoplastik<br />
der Oberlider mit dem<br />
Planungszirkel n. Behrbohm, Storz.<br />
Abb. 12_ Prinzip und Zugänge zum<br />
minimalinvasiven Mittelgesichtslifting<br />
MGL. Grafik aus Behrbohm:<br />
Ästhetische Gesichts chirurgie,<br />
Endopress, 2007.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _Minimalinvasive Therapien<br />
Abb. 13a<br />
Abb. 13b<br />
Abb. 13c<br />
Abb. 13d<br />
Abb. 15<br />
Abb. 14a<br />
Abb. 13a–d_ 50-jährige Patientin<br />
mit Blepharochalasis beidseits und<br />
Höckernase a) und b) und ein Jahr<br />
c) und d) nach Blepharoplastik,<br />
Rhinoplastik und MGL ein Jahr nach<br />
dem Kombinationseingriff.<br />
Abb. 14_ Patientin vor a) und<br />
b) ein Jahr nach endoskopischem<br />
Brauen-Lifting.<br />
Abb. 15_ Prinzip der Gesichts-<br />
Rekonturierung durch Trimmen<br />
des SMAS, „dynamic SMAS“ und<br />
Konturierung des Fettgewebes.<br />
Abb. 16a–c_ a) Patientin präoperativ,<br />
b) ein Jahr postoperativ und<br />
c) zehn Jahre postoperativ.<br />
Abb. 14b<br />
turveränderung und Erschlaffung des Mittelgesichts<br />
führen (Abb. 12).<br />
Über die gezeigten Zugänge erfolgt eine Präparation<br />
entlang der Fascie des M. temporalis bis zum Arcus<br />
zygomaticus. Danach erfolgt entweder eine oberflächliche<br />
oder tiefe, endoskopische Präparation in<br />
Bezug zur Fascia temporoparietalis mit letztlich einem<br />
subperiostalen Zugang zum Wangenfettkörper.<br />
Unterstützt wird die Präparation, das Heben und<br />
Anschlingen duch je eine bukkale Inzision (Abb. 13).<br />
• Stirnbrauenlift<br />
Entscheidend ist oft bereits das Stellen der richtigen<br />
Indikation, z.B. zu einer Hebung der Brauen bzw. zu einem<br />
Stirnlifting. Viele Patienten stellen sich mit der<br />
festen Erwartung einer Lidkorrektur vor. Diese bringt<br />
allein nichts, wenn es durch ein Nachlassen der Dynamik<br />
der Stirnmuskulatur zu einem Absinken der<br />
Stirn-Brauen-Partie mit Pseudoblepharochalasis der<br />
Oberlider gekommen ist. Ob ein subkutaner Stirn-<br />
Brauen-Schläfen-Lift oder eine endoskopische Operation<br />
im Einzelfall von Vorteil ist, hängt von dem aktuellen<br />
Befund und den Erfahrungen des Operateurs<br />
mit der jeweiligen Technik ab. Eine weitere Indikation<br />
zum Stirnlift sind Zustände nach Fazialisparesen oder<br />
besondere anatomische Konstellationen (Abb. 14).<br />
• Wangen-Hals-Lifting<br />
Eine verstrichene Hals- und Unterkieferkontur mit<br />
deutlichen Erschlaffungszeichen von Gesichts- und<br />
Halsmuskulatur und Zeichen des „Sagging of the<br />
face“ ist eine Indikation zu einem Wangen-Hals-Liftings<br />
evtl. auch im Rahmen eines Face-Liftings. Die<br />
Methode der Wahl ist die Präparation des SMAS mit<br />
dynamischer Straffung und kontrollierter Reduktion<br />
und Formung des subkutanen Fettgewebes. 5 Dadurch<br />
lässt sich ein deutlicher Verjüngungseffekt<br />
erreichen mit allen psychologischen und psychosozialen<br />
Auswirkungen, die bei gelungener Operation<br />
besonders von Patientinnen oft ganz treffend als<br />
„geschenkte Jahre“ bezeichnet werden. Ab dem<br />
Zeitpunkt der Operation setzt natürlich erneut ein<br />
Alterungsprozess ein, jedoch um Jahre verschoben<br />
(Abb. 15 und16)._<br />
_Kontakt<br />
face<br />
Abb. 16a<br />
Abb. 16b<br />
Abb. 16c<br />
Prof. Dr. Hans Behrbohm<br />
Privatpraxis am Kurfürstendamm 61<br />
10707 Berlin<br />
www.ku61.de<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Dermafiller<br />
Hyaluronsäure mit<br />
Langzeiteffekt<br />
Autor _ Dr. Michael J. Weidmann, Augsburg<br />
_Einleitung<br />
Da die Patienten längere berufliche Ausfallszeiten<br />
zunehmend ablehnen, erfolgte in den letzten Jahren<br />
ein stetiger Wandel im Bereich der ästhetischen<br />
<strong>Medizin</strong> hin zu minimalinvasiven Eingriffen.<br />
Hierzu zählen: Die Anwendung von Augmentationsverfahren,<br />
Botulinumtoxin A, Peeling, Lasersysteme,<br />
Aptosfäden, kleine operative Korrekturen<br />
und die Anwendung der entsprechend ergänzenden<br />
Externa. Durch die individuelle<br />
Kombination der Verfahren<br />
können hier für den Patienten<br />
optimale Konzepte über<br />
Jahre erarbeitet werden, die in<br />
der Summe ähnliche Ergebnisse<br />
wie vormals große operative Eingriffe<br />
erbringen können. Dabei<br />
werden im Laufe des Alterungsprozesses<br />
die jeweils in der<br />
spezifischen Situation erforderlichen<br />
Therapieschritte angewandt,<br />
ohne dass für den Patienten<br />
z.B. durch einen invasiven<br />
operativen Eingriff eine endgültige<br />
Situation geschaffen wird.<br />
Der Patient kann dem Alterungsprozess<br />
mit sich ständig verbessernden<br />
Therapien begegnen.<br />
Hierzu ist es erforderlich, dass<br />
der betreuende Arzt alle Techniken<br />
beherrscht, um den Patienten<br />
optimal für die jeweilige Situation<br />
zu beraten. Aber auch<br />
die minimalinvasiven Methoden<br />
haben Nebenwirkungen und<br />
Kontraindikationen, die im Einzelfall<br />
Berücksichtigung finden<br />
und über die umfangreich aufgeklärt<br />
werden muss.<br />
_Filler im Vergleich<br />
Trotz jahrzehntelanger Anwendung<br />
von Fillersubstanzen und vielen<br />
Neuentwicklungen auf diesem Sektor<br />
scheint die ideale Substanz noch<br />
nicht gefunden. Die Permanentfiller<br />
mit Polyacrylatbestandteilen<br />
sind in den letzten Jahren aufgrund<br />
der Entwicklung von Granulomen<br />
zunehmend umstritten.<br />
Bovines Kollagen und reine Hyaluronsäure<br />
sind in der Anwendung<br />
sowie der Komplikationsrate weitgehend<br />
problemlos. Selbstverständlich<br />
ist bei der Anwendung<br />
von bovinem Kollagen eine Allergietestung<br />
erforderlich.<br />
Der Nachteil der Hyaluronsäuren<br />
liegt in einer kurzen bis<br />
sehr kurzen Wirkdauer. In Anwendungsbeobachtungen<br />
mit profilometrischen<br />
Auswertungen konn-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Dermafiller<br />
ten wir bei Hyaluronsäuren der ersten und zweiten<br />
Generation nur eine mittlere Wirkdauer von drei<br />
bis vier Monaten feststellen. In den letzten Jahren kam<br />
es daher zu einer nahezu unüberschaubaren Anzahl<br />
von „neuen Hyaluronsäuren“. Einerseits ergab sich hier<br />
aber häufig kein ersichtlicher Vorteil, andererseits<br />
wurde das Risiko durch Zusätze erhöht. Bei den bisher<br />
bekannten Hyaluronsäuren wurde ein mäßig bis<br />
mittelgradig vernetzter Anteil in nicht vernetzter Hyaluronsäure<br />
suspendiert, um eine Injektionsfähigkeit<br />
der Substanz zu erzielen. Die neuesten Entwicklungen<br />
haben es ermöglicht, eine hochgradig kreuzvernetzte<br />
Hyaluronsäure auch ohne Suspension zu injizieren.<br />
_Hyaluronsäure mit Langzeiteffekt<br />
Der Markt der Hyaluronsäuren ist mit über 60 Präparaten<br />
unübersichtlich und für den einzelnen Anwender<br />
nahezu nicht überschaubar. Insbesondere die Entscheidung,<br />
ob eine „neue“ Hyaluronsäure wirklich<br />
durch eine innovative Herstellungstechnik entstanden<br />
ist oder ob nur der Name oder die Firma sich geändert<br />
hat, ist für den Arzt häufig schwierig zu erkennen.<br />
Da die Permanentfiller, und hier insbesondere die<br />
Acrylate von den führenden Anwendern, aufgrund des<br />
Granulomrisikos zunehmend kritisch beurteilt werden,<br />
ist die Entwicklung von neuen Hyaluronsäuren<br />
mit Langzeiteffekt und gutem Sicherheitsprofil ein<br />
wichtiger Baustein im Bereich der Filler. Knötchen und<br />
Verhärtungen sind hier in der Regel durch fehlerhafte<br />
Injektionstechniken bedingt und histologisch keine<br />
Granulome. Eine Therapie kann hier mit der intranodalen<br />
Injektion von Hyaluronidase erfolgen. Der Einsatz<br />
von Steroiden mit einem entsprechenden Atrophierisiko<br />
ist nicht erforderlich. Insgesamt konnte mit<br />
Varioderm® (Fa. Adoderm) eine neuartige Hyaluronsäure<br />
mit gutem Volumeneffekt, guter Adaption an<br />
das Gewebe und lang anhaltender Augmentation und<br />
gutem Sicherheitsprofil getestet werden. Zur objektiveren<br />
Beurteilung sollten hier multizentrische Anwendungsbeobachtungen<br />
unter standardisierten Bedingungen<br />
stattfinden, wie sie von der Herstellungsfirma<br />
bereits eingeleitet wurden.<br />
_Klinische Anwendung<br />
Ab April 2006 bis Juni 2007 erfolgte die Anwendung des<br />
neuen Fillers Varioderm®. Insgesamt wurden 34 Patienten<br />
mit unterschiedlichsten Indikationsstellungen<br />
behandelt. Die Injektionstiefen waren Subkutis<br />
und tiefe Dermis. Als Injektionskanüle verwendeten<br />
wir eine 26G Nadel. Die Injektion von Varioderm® subkutan<br />
wurde hauptsächlich zur Behandlung von tiefen<br />
Nasolabial- und Marionettenfalten verwendet.<br />
Der Spritzendruck war angenehm und Akutreaktionen<br />
wie Schwellungen, Rötungen oder Schmerzen waren<br />
nur minimal oder gar nicht vorhanden. Auffällig waren<br />
der ausgeprägte Volumeneffekt und die gute Anpassung<br />
an das Gewebe, sodass auch sehr scharf konturierte<br />
Falten augmentiert werden konnten. Komplikationen<br />
traten weder kurzfristig noch bei den Kontrollen<br />
nach drei, sechs oder neun Monaten auf. Der<br />
Behandlungseffekt lag in der Regel bei neun Monaten.<br />
Im Bereich der mittleren Dermis sowie für die Lippenbehandlung<br />
erfolgte die Injektion (Varioderm®) mit einer<br />
30G Nadel. Die Injektion war ebenfalls technisch<br />
einfach, auffällig war eine geringgradig verstärkte lokale<br />
Entzündungsreaktion, die in Einzelfällen insbesondere<br />
bei der Lippenaugmentation stärker ausgeprägt<br />
sein konnte. Mittelfristige Komplikationen traten<br />
nur bei einer einzigen Patientin auf, hier kam es bei der<br />
Behandlung der Nasolabialfalten nach vier Wochen zu<br />
entzündlichen nodösen Hautveränderungen, die sich<br />
nach der Injektion von Hyaluronidase in zwei Sitzungen<br />
zurückbildeten. Insgesamt war bei dieser Patientin<br />
auffällig, dass multiple Vorbehandlungen erfolgt sind.<br />
Die Anwendung von Permanentfillern wurde jedoch<br />
verneint. Ansonsten zeigte sich bei der Anwendung ein<br />
hohes Sicherheitsprofil. Der Augmentationseffekt war<br />
kürzer als bei Varioderm® subkutan, bei den behandelten<br />
Patienten war jedoch nach sechs Monaten noch<br />
eine deutliche Augmentation nachweisbar.<br />
Varioderm® Fineline wurde oberflächlich (obere Dermis)<br />
mit einer 30G Nadel injiziert, bei verstärkter Lokalreaktion<br />
wurde Varioderm® Fineline auch zur Lippenaugmentation<br />
verwendet. Auffällig war hier, ein<br />
im Vergleich zu anderen Finelinpräparaten, ein deutlich<br />
erhöhter Spritzendruck, der bei späteren Chargen<br />
verbessert wurde. Initial zeigte sich bei einigen Patienten<br />
eine verstärkte Entzündungsreaktion, die sich jedoch<br />
innerhalb von ein bis zwei Stunden komplett zurückbildete.<br />
Die Anpassung an das Gewebe war sehr<br />
gut und sowohl im perioralen wie auch im periokulären<br />
Bereich war eine suffiziente Faltenbehandlung<br />
möglich. Der Behandlungseffekt hielt ca. vier bis fünf<br />
Monate an.<br />
_Fazit<br />
Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Produkt sind<br />
vielversprechend, zur objektiveren Beurteilung sollten<br />
hier multizentrische Anwendungsbeobachtungen<br />
unter standardisierten Bedingungen stattfinden, wie<br />
sie von der Herstellungsfirma bereits eingeleitet wurden._<br />
_Kontakt<br />
Dr. med. Michael J. Weidmann<br />
Praxisgemeinschaft/Ärztliche Leitung<br />
<strong>Klinik</strong> am Forsterpark in Partnerschaft<br />
Willy-Brandt-Platz 3<br />
86153 Augsburg<br />
face<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Dermafiller<br />
Monophasischer Hyaluronsäurefiller<br />
zur Faltenaugmentation<br />
Autorin_Dr. med. Sabine Zenker, München<br />
_Der Trendzu minimalinvasiven Eingriffen ist auch in<br />
der Ästhetischen Dermatologie ungebrochen: Hyaluronsäurepräparate<br />
zur Faltenbehandlung sind aufgrund<br />
ihrer hohen Biokompatibilität zur Injektionsbehandlung<br />
besonders geeignet. Jetzt steht eine neue<br />
Generation von Fillern auf Hyaluronsäurebasis zur<br />
Verfügung, mittels derer eine Augmentation mit weichen<br />
Übergängen zwischen behandeltem und nicht<br />
behandeltem Areal erzielt werden kann: Dank eines innovativen<br />
Herstellungsprozesses (CPM-Technologie®)<br />
wird ein monophasisches Gel gewonnen, welches<br />
sich aufgrund der durch diese Herstellung erreichbaren<br />
Konsistenz besonders gut an das zu augmentierende<br />
Gewebe anpasst und somit ein sehr<br />
natürliches kosmetisches Ergebnis gewährt.<br />
_Der Hyaluronsäureanteil in der Haut<br />
Hyaluronsäure (HA) ist bei Mensch und Tier identisch.<br />
Beim Menschen kommt sie in der höchsten Konzentration<br />
in der Haut vor. Hierbei handelt es sich um ein<br />
lineares Kettenmolekül mit repetitiven Disaccharid-<br />
Einheiten (N-Acetylglucosamin-Glucuronsäure). Im<br />
Laufe des Lebens nimmt der Hyaluronsäureanteil in der<br />
Haut ab, folglich nehmen Elastizität und Hautturgor ab.<br />
Der Wunsch nach Faltenaugmentation zur Unterstützung<br />
und/oder Wiederherstellung eines natürlichen<br />
Aussehens ist ungebrochen. Hierzu stehen uns vielfältige<br />
Materialien zur Verfügung: Die Vorreiter waren<br />
noch aviär hergestellte Hyaluronsäurepräparate, sehr<br />
langkettige Hyaluronsäuremoleküle aus dem Hahnenkamm,<br />
die durch Quervernetzung mit Vinylsulfon haltbarer<br />
gemacht wurden als die native, nicht vernetzte<br />
Hyaluronsäure. Diese langkettigen Moleküle mussten<br />
dann, um sie mit einer feinen Nadel in die Haut injizieren<br />
zu können, in Mikropartikel zerkleinert und in ein<br />
Lubricans von unvernetzter Hyaluronsäure eingebracht<br />
werden. So entstanden sogenannte biphasische<br />
Produkte wie zum Beispiel Hylaform®. 4<br />
Im Folgenden wurde Hyaluronsäure bakteriell-fermentativ<br />
gewonnen (Streptokokken) und mittels<br />
BDDE (1,4 Butandiol-Diglycidylether) quervernetzt<br />
und damit stabiler gemacht. Auch diese Hyaluronsäure<br />
musste, um injizierbar zu werden, fragmentiert<br />
und mit unvernetzter, nur kurz haltbarer Hyaluronsäure<br />
gemischt werden. Ein so entstandenenes Partikel-Produkt<br />
in unvernetzter Hyaluronsäure ist zum<br />
Beispiel Restylane®. Die Entwicklung schritt weiter<br />
voran und biphasische Hyaluronsäurepräparate wurden<br />
mithilfe der Doppelquervernetzung versucht<br />
haltbarer zu machen. Hier ist Puragen® zu nennen.<br />
Die Hyaluronsäurefiller der nun vierten Generation,<br />
dessen Vertreter Belotero® ist, stehen seit Kurzem zur<br />
Verfügung. Hierbei handelt es sich sowohl in der Herstellung<br />
als auch der Art des Fillers um eine komplett<br />
neue Technologie: Belotero® ist ein monophasischer<br />
Filler, das heißt nicht ein Partikel-Filler, sondern ein kohärentes<br />
Gel, welches sich aufgrund seiner besonderen<br />
Eigenschaften besonders gut an das natürliche<br />
Gewebe anpasst. Die CPM®-Technologie (CPM®: Cohesive<br />
Polydensified Matrix), mit der dieser neue Filler<br />
hergestellt wird, ermöglicht die Herstellung eines kohäsiven<br />
Gels. Im Unterschied zu den Partikelfillern<br />
wird dieses Hyaluronsäuregel in zwei Schritten mittels<br />
BDDE (1,4 Butandiol-Diglycidylether) quervernetzt.<br />
Hierdurch erhält man eine zusammenhängende Matrix<br />
mit Zonen unterschiedlicher Vernetzungsdichte, 2<br />
das heißt Anteile mit stärkerer und solche mit weniger<br />
starker Vernetzung. Das Resultat ist ein hoch elastisches<br />
Gel mit unterschiedlichen viskoelastischen<br />
Eigenschaften, das insbesondere durch die üblichen<br />
engen Kanülen leicht intradermal applizierbar ist.<br />
_Der Petrischalen-Test<br />
Den Unterschied zwischen mono- und biphasischen<br />
Hyaluronsäuregelen kann man in einem Petrischalen-<br />
Abb. 1 Abb. 2<br />
Abb. 1_Biphasische Filler. Ergebnis<br />
nach Schütteln mit einer Farbstofflösung:<br />
die unzusammenhängende<br />
Matrix zerfällt in Partikel.<br />
Abb. 2_Monophasisch dank CPM ® .<br />
Ergebnis nach Schütteln mit einer<br />
Farbstofflösung: Belotero ® bleibt in<br />
zusammenhängender Matrix stabil.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Dermafiller<br />
Abb. 3_Herkömmlicher Filler: Großschollige<br />
Verteilung eines herkömmlichen<br />
Implantates in der Dermis.<br />
Abb. 4_Belotero ® : Komplette Füllung<br />
der intradermalen Spalträume durch<br />
Belotero ® .<br />
Abb. 3 Abb. 4<br />
Test sichtbar machen: Gibt man jeweils 1ml der unterschiedlichen<br />
Präparate mit 10ml Wasser in eine Petrischale,<br />
so zerfallen biphasische Hyaluronsäurepräparate<br />
in multiple Teile, wohingegen monophasische<br />
Präparate wie Belotero® in ihrer Konsistenz intakt und<br />
in sich konsistent bleiben (Abb. 1 und 2).<br />
Somit verhält sich ein monophasischer Filler wie Belotero®<br />
dann auch in vivo anders als ein Partikelfiller.<br />
Durch seine hohe Viskoelastizität passt sich der Filler<br />
ideal den Gewebsspalten an, da die niedrig viskösen,<br />
gering quervernetzten Anteile auch die kleineren<br />
Spalträume füllen können, die höher viskösen die entsprechend<br />
größeren Spalträumen. Das Ergebnis ist<br />
eine gleichmäßige Verteilung des monophasischen<br />
Präparates im Gewebe. Das zusammenhängende Gel<br />
schafft weiche und natürliche Übergänge zwischen<br />
behandelten und nicht behandelten Arealen.<br />
Diese Kompetenz des monophasischen Fillers, sich optimal<br />
im Gewebe zu verteilen, konnte auch in histologischen<br />
Befunden menschlicher Haut durch Reinmüller<br />
nachgewiesen werden. 1 Während sich der Partikelfüller<br />
grobschollig ablagert, füllt der monophasische<br />
Füller die intradermalen Spalträume im Injektionsbereich<br />
gleichmäßig aus (Abb. 3 und 4).<br />
_Die Injektionseigenschaften<br />
Weiter zeigen sich deutliche Unterschiede in den<br />
Injektionseigenschaften. Auch ein biphasischer<br />
Filler verteilt sich natürlich in den Spalträumen des<br />
Bindegewebes der Dermis. Allerdings ist die Verteilung<br />
im Gewebe letztlich durch die Partikelgröße<br />
und die begrenzte Flexibilität der unregelmäßig<br />
geformten Partikel limitiert. Biphasische Filler<br />
kommen aufgrund dieser Eigenschaften typischerweise<br />
im Stichkanal zu liegen und heben somit<br />
die Hautoberfläche des behandelten Areals<br />
punktuell oder im kürzeren Verlauf an. Hingegen<br />
glätten monophasische Filler wie zum Beispiel Belotero®<br />
Oberflächen. Weiter kann ein monophasischer<br />
Filler mit wesentlich leichterem Stempeldruck<br />
intradermal platziert werden, da die Fließeigenschaften<br />
dieser Filler optimiert sind, das Material<br />
sich besser auch in kleinste Spalträume unter<br />
der Falte verteilt. Zudem muss bei Partikelfillern<br />
das Material im Stichkanal platziert werden. Diesen<br />
erhält man durch Tunnellieren mit der Kanüle;<br />
durch den anschließend erheblich höheren hydrostatischen<br />
Druck „knackt“ man mithilfe der injizierten<br />
Partikel sozusagen die interfibrillären<br />
Strukturen des Bindegewebes auf, was zudem<br />
schmerzhafter ist, als bei einem Material, das sich<br />
besser in die anatomischen Strukturen einpasst.<br />
Ein mittels CPM-Technologie® hergestellter Filler<br />
verteilt sich geschmeidiger wie ein „Hof“ im<br />
Gewebe (Abb. 5 und 6).<br />
_Zusammenfassung<br />
Neueste Markterhebungen, wie die aktuelle GfK-<br />
HealthCare-Studie aus dem Herbst 2006, bestätigten,<br />
dass sich Belotero® als innovativer Hyaluron-Filler der<br />
neuen Generation etabliert hat. 3 Sowohl in Bezug auf<br />
das kosmetische Ergebnis, das Handling als auch in Be-<br />
Abb. 5_Herkömmlicher Filler: Die<br />
Ausbreitung biplastischer Gele ist<br />
durch Größe und Unförmigkeit der<br />
Partikel limitiert.<br />
Abb. 6_Belotero ® : Die niedrig viskösen<br />
Anteile von Belotero ® füllen auch<br />
sehr enge Spalträume, höher visköse<br />
verbleiben in größeren Spalträumen.<br />
Abb. 5 Abb. 6<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Dermafiller<br />
Abb. 7 Abb. 8<br />
zug auf die Verträglichkeit schafft es mit seinem Nutzen-<br />
und Sicherheitsprofil Vertrauen. 5 Die befragten<br />
Dermatologen und plastischen Chirurgen bewerteten<br />
das Behandlungsergebnis nach Belotero® in 86,8%<br />
als kosmetisch sehr gut und gut. Gleich nach seiner Implantation<br />
war die Verträglichkeit bei 97% aller<br />
bewerteten Areale sehr gut und gut, nach drei Monaten<br />
war diese Verträglichkeit noch bei 92%.<br />
Es lässt sich feststellen, dass die alternde Haut mit den<br />
sich immer mehr einprägenden Gesichtszügen mit<br />
monophasischen Produkten wie Belotero® ideal auf<br />
natürliche Weise behandelt werden kann. Übergänge<br />
erscheinen nach der Behandlung weicher und natürlicher,<br />
Falten-Areale werden geglättet, Granulombildung<br />
ist nach dem momentanen Stand für Belotero®<br />
nicht beschrieben. Der Dermalfiller ist indessen sehr<br />
leicht zu applizieren und gut zu handhaben. Belotero®<br />
gibt es in zwei Varianten: erstens für mittlere bis tiefe<br />
Falten wie zum Beispiel Nasolabial-, Marionettenoder<br />
Glabellafalten sowie zur Volumen- beziehungsweise<br />
Lippenaugmentation und zweitens zur periorbitalen<br />
und perioralen Anwendung. Grundsätzlich lässt<br />
sich konkludieren, dass monophasische Filler biphasische<br />
Präparate nicht komplett ersetzen werden. Gerade<br />
zur Augmentation tieferer Falten, wo eine strangförmige<br />
Gewebeanhebung erwünscht ist, haben biphasische<br />
Präparate ihre Indikation. Im Rahmen des<br />
Kongresses der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft<br />
in Dresden (DDG) im April 2007 wurden die aktuellsten<br />
Studiendaten vorgestellt. Auf deren Veröffentlichung<br />
dürfen wir – auch insbesondere was die<br />
Haltbarkeit von Belotero® angeht – gespannt sein._<br />
Literaturliste beim Verlag erhältlich.<br />
_Autorin<br />
face<br />
Dr. med. Sabine Zenker<br />
Dermatologische<br />
Privatpraxis<br />
Maximilianstr. 32<br />
80539 München<br />
Tel.: 089 552769-0<br />
Fax: 089 552769-11<br />
E-Mail: kontakt@dr-zenker.de,<br />
www.dr-zenker.de<br />
Studium: Ludwig-Maximilians-Uni München.<br />
Staatsexamen: Okt. ’95. Promotion: Aug. ’97.<br />
Approbation als Ärztin in Bayern. Werdegang: Innere<br />
<strong>Medizin</strong> University College London Medical<br />
School; <strong>Medizin</strong>ische <strong>Klinik</strong> LMU München; Gynäkologie:<br />
Groupe Hospitaliér Pitié – Salpêtrière<br />
Paris; Chirurgie: Memorial Sloan-Kettering Cancer<br />
Center New York und Chirurgische <strong>Klinik</strong><br />
Nußbaumstraße LMU, München; Anästhesie<br />
und Rettungsdienst: Institut für Anästhesiologie<br />
LMU München; Unternehmensberatung: Ernst +<br />
Young München. Facharztausbildung: <strong>Klinik</strong> und<br />
Poliklinik für Dermatologie LMU München. April<br />
2003: Fachärztin Dermatologie. Ästhetische<br />
Dermatologie bei Dr. med. Luitgard Wiest, München.<br />
Januar 2004: Gründung Dermatologische<br />
Privatpraxis mit Schwerpunkt Ästhetische<br />
Dermatologie. Seit 2006: „Beratende Dermatologin<br />
L'Oréal Paris“.<br />
Abb. 7_Krähenfüße vor<br />
Belotero ® -Implantation.<br />
Abb. 8_Krähenfüße nach<br />
Belotero ® -Implantation.<br />
Abb. 9_Nasolabialfalte vor<br />
Belotero ® -Implantation.<br />
Abb. 10_Nasolabialfalte nach<br />
Belotero ® -Implantation.<br />
Abb. 9 Abb. 10<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Extraorale Ästhetik<br />
Extraorale Ästhetik –<br />
Ergänzung zur prothetischen<br />
Versorgung<br />
Autor_ Dr. Peter K. Filzmayer, Neu-Isenburg<br />
_Fallbeispiel<br />
Abb. 4<br />
Abb. 1_ Aspekt vor prothetischer<br />
Versorgung.<br />
Abb. 2_ Intraoraler Status.<br />
Abb. 3_ Aspekt nach prothetischer<br />
Versorgung.<br />
Abb. 4_ Frontalansicht nach extraoraler<br />
ästhetischer Therapie.<br />
Abb. 5_ Seitliche Ansicht vor<br />
extraoraler ästhetischer Therapie.<br />
Abb. 6_ Seitliche Ansicht nach<br />
extraoraler ästhetischer Therapie.<br />
Abb. 1<br />
Abb. 2<br />
Abb. 3<br />
Abb. 5<br />
Abb. 6<br />
_Die extraorale Ästhetik gewinnt<br />
immer mehr an Bedeutung. Die Behandlung<br />
von perioralen Falten und<br />
atrophischen Lippen mit sog. „Dermafillern“<br />
ist für den ästhetisch orientierten<br />
Zahnarzt ein zusätzliches Instrument<br />
zur kosmetischen Vervollständigung<br />
seiner prothetischen Arbeit.<br />
Wie eindrucksvoll die Ergebnisse einer<br />
Faltenunterspritzung und eines dezenten<br />
Lippenaufbaus sein können<br />
zeigen die Abbildungen. Eine erst 44-<br />
jährige Patientin blieb nach vollständigem<br />
Zahnverlust über mehrere<br />
Jahre unbehandelt (Abb. 1), bevor<br />
sie sich, mit mittlerweile stark atrophiertem<br />
Kiefer, zu einer prothetischen<br />
Versorgung (Abb. 2) entschließen<br />
konnte.<br />
Das gute Ergebnis (Abb. 3), man muss<br />
es „Zwischenergebnis“ nennen,<br />
konnte durch die anschließende Behandlung<br />
der perioralen Falten und<br />
der Oberlippe mit Hyaluronsäure<br />
noch ganz entscheidend verbessert<br />
werden. Das Auffüllen der Nasolabialfalten<br />
und das Anheben der<br />
Mundwinkel mit einer speziellen<br />
Technik vervollständigte hier eine<br />
umfangreiche Arbeit zu einem für<br />
Patient und Behandler sehr zu -<br />
friedenstellendem Ergebnis (Abb. 4<br />
bis 6).<br />
Auch ohne Zahnverlust tritt eine<br />
natürliche Alterung der Haut mit<br />
entsprechender Faltenbildung ein.<br />
Die Leistungen der Faltenunterspritzung<br />
werden gerade in Zahnarztpraxen<br />
vermehrt nachgefragt,<br />
das Vertrauen der Patienten in die<br />
manuelle Geschicklichkeit und die<br />
anatomischen Kenntnisse des Arztes<br />
besteht ja bereits.<br />
Der Autor ist niedergelassener<br />
Chirurg in Neu-Isenburg und leitet<br />
Seminare mit Workshops zur extraoralen<br />
Ästhetik. Kontakt per Fax:<br />
0 61 02/2 69 03 oder im Internet<br />
unter www.peridental.de_<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Extraorale Ästhetik<br />
Ästhetikvision für<br />
erfolgreiche Praxen<br />
Autor_ Dr. med. dent. Martin Jörgens, Düsseldorf<br />
_Das ästhetische Empfindendes Menschen hat sich<br />
in den letzten Jahren stark verändert. Während die<br />
geschmackliche Einordnung von Kunstwerken nach<br />
wie vor eher von universellen und zeitlosen Kriterien<br />
abhängig ist, steht die moderne Ästhetik in unserem<br />
täglichen Leben dagegen mehr und mehr unter dem<br />
Einfluss von gesellschaftlichen und kulturellen Faktoren.<br />
Das ästhetische Empfinden hat dementsprechend<br />
auch einen neuen Stellenwert im Zusammenhang<br />
von Schönheit und Gesundheit eingenommen.<br />
Das Bewusstsein für einen gesunden, schönen Körper<br />
wird zunehmend größer und steht daher unmittelbar<br />
im Zusammenhang mit den verbesserten<br />
medizinischen Voraussetzungen.<br />
Unter diesem Gesichtspunkt sollte die Ästhetik des<br />
Patienten auch bei zahnmedizinischen Behandlungen<br />
zentral mit einbezogen werden. Insbesondere bei<br />
der Planung von prothetischen Rekonstruktionen, im<br />
Bereich der Parodontologie, der konservierenden<br />
Zahnheilkunde und der Implantologie ist die Berück -<br />
sichtigung ästhetischer Faktoren unabdingbar.<br />
Ein Patient, der heute in die Praxis kommt, setzt nicht<br />
mehr allein auf die zahnärztliche Kompetenz seines<br />
Zahnarztes, sondern er sucht vielmehr einen vertrauensvollen<br />
Partner, der ihn fachübergreifend berät<br />
und neben der rein medizinischen Therapie auch ästhetische<br />
Vorschläge zur Verbesserungen und Optimierungen<br />
anbieten kann.<br />
Leider sind viele Kollegen mit diesem neu orientierten<br />
Patientenanspruch in der täglichen Praxis verständlicherweise<br />
überfordert, was nicht zuletzt damit zu<br />
tun hat, dass die eng gefassten Kassenrichtlinien zunächst<br />
einmal nur eine rein wirtschaftliche und<br />
zweckmäßige Behandlungsplanung zulassen.<br />
Die Frage ist nur, welcher mündige und selbstbe -<br />
wusste Patient möchte sich unter diesen Umständen<br />
heute überhaupt noch behandeln lassen und wie<br />
können wir diese überholten Strukturen aufbrechen,<br />
um die hervorragenden zahnmedizinischen Fortschritte<br />
endlich auch in vollem Umfang nutzen zu<br />
können.<br />
Der Patient hat auf jeden Fall ein Recht auf eine Komplettleistung,<br />
die auch seine ästhetische Erscheinung<br />
und Ausstrahlung um ein Vielfaches potenzieren<br />
kann. Insofern sollte der Patient mit seinen persönlichen<br />
und individuellen Wünschen im Mittelpunkt<br />
der Behandlung stehen.<br />
Erst wenn die Zielsetzung für seine ästhetische Gesamtrekonstruktion<br />
steht, geht man daran, entsprechend<br />
der individuellen Versicherungssituation Sanierungspläne<br />
zu schreiben,welche die medizinisch<br />
notwendigen Leistungen enthalten. Darüber hinausgehende,<br />
rein ästhetische Therapien sind natürlich<br />
als Verlangensleistungen nach § 2, Abs. 3 GOZ aufzuführen.<br />
Wer als Arzt oder Zahnarzt in Zukunft diese Bereiche<br />
der Ästhetik lapidar übergeht, wird übrigens auch<br />
mit erheblichen forensischen Problemen zu rechnen<br />
haben.<br />
Deshalb ist es zwingend notwendig, dass die Aufklärung<br />
über ästhetische Versorgungen und Behandlungsalternativen<br />
heute zur forensisch gesicherten<br />
Behandlungsplattform unbedingt dazu gehören.<br />
Bestes Beispiel hierfür sind die zahlreichen Urteile in<br />
jüngster Zeit gegen Kollegen, die Patienten nur nach<br />
gesetzlichen Kassenrichtlinien behandelt haben.<br />
Diesen Kollegen ist es wohl entgangen, dass jeder<br />
Arzt und Zahnarzt die Verpflichtung hat, seine Patienten<br />
umfassend und gänzlich über mögliche<br />
Alternativbehandlungen aufzuklären.<br />
Nach einer ausführlichen Information durch den jeweiligen<br />
Arzt kann der Patient dann selbst entscheiden,<br />
was ihm die Behandlung wert ist und ob er bereit<br />
ist, für eventuelle Sonderleistungen etwas tiefer<br />
in die eigene Tasche zu greifen oder nicht. Es kann<br />
aber nicht sein, dass der Patient aus Unwissenheit um<br />
diese Entscheidungsmöglichkeit gebracht wird.<br />
In einem solchen Fall macht sich der Arzt oder Zahnarzt<br />
schadensersatzpflichtig wegen nicht ausreichender<br />
Aufklärung über Behandlungsalternativen.<br />
Erwähnt sei hier das Urteil des Landgerichts Stuttgart,<br />
das einen Zahnarztkollegen zu Schmerzensgeld<br />
und Erstattung der Behandlungskosten verurteilte,<br />
da er es unterließ, einem gesetzlich versicherten Patienten<br />
bei der Fertigung von Zahnersatz funktionsanalytische<br />
Leistungen anzubieten.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Extraorale Ästhetik<br />
Abb. 1 _ Ästhetische Ausgangssitu -<br />
ation nach prothetischer Versorgung<br />
mit Coverdenture-Teleskopprothese<br />
im Unterkiefer nach zweimonatiger<br />
Tragezeit und einer Bisshebung von<br />
10 mm.<br />
Abb. 2 _ Individueller Aufbau der<br />
Vestibulumaußenkonturen zur Anprobe<br />
in Wachs.<br />
Abb. 3 _ Berücksichtigung der ausgeprägten<br />
muskulären Situation im<br />
direkten Seitenvergleich.<br />
Abb. 4 _ Individuelles Therapiekonzept<br />
für Eigenfettentnahme und<br />
-unterspritzung durch ästhetischen<br />
Chirurgen.<br />
Abb. 5 _ Präoperativer Situs mit<br />
deutlicher Restfaltenpersistenz.<br />
Abb. 6 _ Eigenfettentnahme aus der<br />
Innenknieregion beidseitig.<br />
Der gefertigte Zahnersatz entsprach nicht den funktionellen<br />
Vorstellungen des Patienten.<br />
Es kam zu zahlreichen Nachbesserungen in Form von<br />
Einschleifmaßnahmen.<br />
Aufgrund der persistierenden Beschwerden sah man<br />
sich letztendlich vor Gericht wieder.<br />
Der beauftragte Gutachter stellte fest, dass es bei<br />
entsprechenden funktionsanalytischen Leistungen<br />
im Vorfeld nicht zu diesem Beschwerdebild gekommen<br />
wäre.<br />
Der Zahnarzt führte aus, er hätte den Patienten nach<br />
den gültigen gesetzlichen Bestimmungen für gesetzlich<br />
Versicherte versorgt und es sei ihm kein Vorwurf<br />
zu machen.<br />
Dies sah das Gericht aber gänzlich anders. Es verurteilte<br />
den Kollegen rechtskräftig, da er auch als Kassenarzt<br />
die Pflicht hat, seine Patienten über Behandlungsalternativen<br />
und Therapien zur Vermeidung,<br />
beziehungsweise Linderung von Beschwerden aufzuklären.<br />
In einem anderen Fall erging das Urteil gegen eine<br />
Privatklinik, die dem Begehren eines männlichen Patienten<br />
stattgegeben hatte, das Lächeln von Tom<br />
Cruise nachzurekonstruieren. Die durchgeführte Arbeit<br />
entsprach letztendlich nicht den Vorstellungen<br />
des Patienten, und die Forderung sollte auf gerichtlichem<br />
Wege durchgesetzt werden.<br />
Der Gutachter musste feststellen, dass die Arbeit<br />
zwar perfekt gefertigt war, aber leider nicht viel mit<br />
Tom Cruise zu tun hatte. Daraufhin wurde trotz<br />
funktioneller Perfektion und auch ästhetischer Ausstrahlung<br />
die Forderung für nichtig erklärt.<br />
Ein weiteres aktuelles Beispiel aus der Praxis für die<br />
sich ändernden Voraussetzungen hinsichtlich Planung<br />
und Fertigung von prothetischen Rekonstruktionen.<br />
Abgesehen von der rein zahnärztlichen, ästhetischen<br />
Planung kann es in Zukunft nur durch die<br />
interdisziplinäre Kooperation im Spezialistenteam<br />
zu Topergebnissen kommen. Die Erwartungen der<br />
Patienten an eine Verbesserung der Gesamtästhetik<br />
_Fallbeispiel<br />
Abb. 4<br />
Abb. 1<br />
Abb. 2 Abb. 3 Abb. 5 Abb. 6<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Extraorale Ästhetik<br />
werden durch die gezielte Medienlancierung im Bereich<br />
der ästhetischen und plastischen Chirurgie zunehmend<br />
forciert. Diese Entwicklung ist durchweg als<br />
Chance auch für die Zahnmedizin zu sehen und daher<br />
sollte ihr jeder Arzt mit Professionalität begegnen.<br />
Der gut ausgebildete Zahnarzt kann sich dementsprechend<br />
in diesem Marktsegment in Zukunft als Spezialist<br />
für orale und periorale Ästhetik positionieren.<br />
Unter Berücksichtigung seiner erlernten Tätigkeitsfelder<br />
wie etwa Parodontologie, Prothetik, konservierender<br />
Zahnheilkunde, sollte er in Zukunft die Kollegen<br />
der Fachdisziplinen Kieferorthopädie, Implantologie<br />
und der Ästhetischen Chirurgie in seinen Planungsbestrebungen<br />
verstärkt mit einbeziehen.<br />
Erst diese interdisziplinäre Sicht- und Arbeitsweise<br />
kann etwas verändern und die Weichen für die Zukunft<br />
stellen. Teamkooperation unter Fachspezialis -<br />
ten ist das Stichwort für optimale medizinische und<br />
ästhetische Lösungen. Auch für den ästhetischen<br />
Chirurgen kann ein dem entsprechendes Umdenken<br />
neue Möglichkeiten hin zu besseren Endergebnissen<br />
bieten: Berücksichtigt dieser etwa bei Teil- oder Totalprothesenträgern<br />
in interdisziplinärer Beratung und<br />
Zusammenarbeit die möglichen Änderungen der<br />
Bisslage und deren Auswirkungen auf die Längenverhältnisse<br />
des Gesichts, kann er beim Facelift zu deutlich<br />
besseren Ergebnissen kommen. Ebenso spielen<br />
diese Faktoren eine Rolle bei Lippenkorrekturen,<br />
Spaltoperationen und allen chirurgischen Veränderungen<br />
an Nasolabialfalte und Nase.<br />
Gleiches gilt für die sinnvolle Kooperation des Zahnarztes<br />
mit einem Kieferorthopäden. Wie häufig treten<br />
beispielsweise Fälle überdicker Keramikveneers im<br />
Frontzahnbereich oder übergangener, möglicher<br />
Profiländerungen durch eine Verschiebung der Vertikalebene<br />
auf?<br />
Erst wenn der Behandlungsplan von beiden Seiten<br />
gemeinsam erarbeitet wird, können<br />
solche Probleme ausgeschlossen<br />
werden und ein optimales Ergebnis<br />
für den Patienten dabei herauskommen.<br />
Bei interdisziplinären Kooperationen ist es<br />
ratsam, die zeitliche Reihenfolge der einzelnen<br />
Behandlungsschritte festzulegen. Folgende<br />
Auflistung zeigt klar die möglichen Abfolgen:<br />
1. Zahnmedizinische Grobsanierung kariöser Defekte<br />
und Herdbeseitigung<br />
2. Parodontologische Therapie und Sicherung<br />
3. Änderungen der Zahnfarbe durch Bleaching<br />
4. Versorgung mit Langzeitprovisorien<br />
5. Bisslageänderungen<br />
6. Endodontisches Behandlungsintervall<br />
7. Ästhetisch-chirurgisches Behandlungsintervall<br />
8. Logopädisches Behandlungsintervall<br />
9. Kieferorthopädisches Behandlungsintervall<br />
10. Implantologisches Behandlungsintervall<br />
11. Eingliederung definitiver Rekonstruktionen.<br />
Erst nach Abschluss der gesamten oralen und peri -<br />
oralen Therapien und einer ausreichenden, sicheren<br />
Beurteilungsphase sollten die definitiven Rekons -<br />
truktionen und mögliche ästhetisch-chirurgische<br />
Abschlusskorrekturen vorgenommen werden.<br />
Das Endergebnis einer solchen Teamarbeit spricht in<br />
den meisten Fällen für sich:<br />
Das optimierte, ästhetische Gesamtbild führt in den<br />
meisten Fällen zu einer verblüffenden, positiven<br />
Veränderung des Patienten. Ein gestärktes Selbstbewusstsein,<br />
sicheres Auftreten und größere Kommunikationsbereitschaft<br />
sind die angenehmen<br />
und nicht zu unterschätzenden<br />
Randerscheinungen solcher<br />
interdisziplinären Behandlungen.<br />
Ein Ergebnis,<br />
das letzt endlich unbezahlbar<br />
und in keinem<br />
Verhältnis zum Aufwand<br />
steht.<br />
Gerade in den letzten<br />
Jahren ist immer wieder<br />
festzustellen, dass der Patient<br />
durchaus die Komplexität<br />
einer solchen interdisziplinären<br />
Kooperation zu schätzen<br />
weiß und somit auch bereit ist, diese<br />
Sonderleistungen entsprechend<br />
aufzubringen. Erfahrungs-<br />
Abb. 7_ Fettwaschung und Fetttrennung<br />
innerhalb der Entnahmespritze.<br />
Abb. 8 _ Begutachtung des<br />
Resultats.<br />
Abb. 9 _ Umfüllen auf kleinere<br />
Injektionsspritzen.<br />
Abb. 10 _ Injektion des Eigenfetts zur<br />
Faltenreduktion.<br />
Abb. 11 _ Injektion des Eigenfetts in<br />
die Lippen.<br />
Abb. 12 _ Patientin nach der Lippenunterspritzung<br />
mit Eigenfett.<br />
Abb. 8<br />
Abb. 7 Abb. 9 Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Extraorale Ästhetik<br />
_Autor<br />
cosmetic<br />
dentistry<br />
Dr. med. dent.<br />
Martin Jörgens<br />
Abb. 13<br />
Abb. 13 _ Behandlungsteam mit Patientin. ZTM Guido Wolters,<br />
Krefeld, die Patientin, ästhetischer Chirurg Dr. Afschin Fatemi,<br />
Kaiserswerth, Dr. Martin Jörgens, Kaiserswerth.<br />
werte zeigen deutlich, dass Patienten bei einer umfassenden<br />
Betreuung immer häufiger die Kosten für<br />
das bestmögliche Ziel auf sich nehmen, da die ästhetische<br />
Bedeutung heute immer mehr an Wert gewinnt.<br />
Mit konsequenter Integration dieser teamgesteuerten<br />
Maßnahmen ergeben sich für die Zukunft erstklassige<br />
Voraussetzungen für zufriedenere, schönere<br />
Patienten und zufriedenere Behandler.<br />
Der gezeigte Fall dokumentiert die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
zwischen Zahnarzt, Zahntechniker<br />
und ästhetischem Chirurgen._<br />
1989 Abschluss des Zahnmedizinstudiums<br />
an der<br />
WWU zu Münster, 1990 Promotion<br />
zum Dr. med. dent.<br />
an der WWU Münster, 1992<br />
Eröffnung einer eigenen<br />
Zahnarztpraxis in Düsseldorf-Kaiserswerth, 1995<br />
Referententätigkeiten in den Bereichen Lasermedizin,<br />
Bleaching, Esthetic Dentistry,Patientenkommunikation,<br />
Marketing, Abrechnung, 1997 Begleitarzttätigkeit<br />
für alle internationalen Landrover-Events,<br />
1999 Gastdozent für Aesthetic Laser Medicine der<br />
Universität Greifswald, 1999 Ausbildungspartner der<br />
Universität Greifswald für den postgraduierten Studiengang.<br />
Aesthetic Laser Medicine mit zahlreichen<br />
Laserkursen in der Praxis, 2002 Zahnmedizinische<br />
Konsiliartätigkeit für den WDR, 2003 Marketingpreis<br />
IBE 2003 für „Moderne Patientenkommunikation<br />
und hochspezialisierte Behandlungsmethoden in der<br />
Praxis“.<br />
ANZEIGE<br />
<br />
22,– €<br />
Jetzt<br />
bestellen!<br />
„Marketing in der Zahnarztpraxis“<br />
Teil 1<br />
„Nasenkorrekturen – Mikrochirurgie<br />
zwischen Ästhetik und Funktion“<br />
„Sinuslift“<br />
Senden Sie mein(e) Exemplar(e) an:<br />
Exemplar(e)<br />
Exemplar(e)<br />
Exemplar(e)<br />
Name, Vorname<br />
Straße<br />
PLZ, Ort<br />
„Knochenregeneration und<br />
Weichgewebsmanagement“<br />
Exemplar(e)<br />
„Der Zahnarzt als Unternehmer“<br />
Teil 1<br />
Exemplar(e)<br />
„Faltenbehandlung im Gesicht“<br />
Exemplar(e)<br />
*inkl. MwSt. und Versand<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
<br />
www.zwp-online.info<br />
Antwort per Fax an 03 41/4 84 74-2 90<br />
Oder bestellen Sie per Mail bei:<br />
grasse@oemus-media.de
2. Alternative<br />
Therapien<br />
_Radiofrequenztherapie<br />
_Lasertherapie<br />
_Mesotherapie<br />
_Nahrungsergänzungsmittel<br />
_Hormontherapie
Fachbeitrag _ Periorale Faltentherapie<br />
Periorale Falten –<br />
die Herausforderung eines<br />
jeden Plastischen Chirurgen<br />
Autor _ Dr. med. Jürgen Hermann Reus, Karlsruhe<br />
_Wenn man die periorale Zone inklusive der Lippen<br />
betrachtet, stehen volle, feuchte, wohlgeformte,<br />
weiche Lippen im Vordergrund, die durch<br />
ihre feine Randkonturierung sinnlich und weiblich<br />
wirken. Oft werden bereits kleine Abweichungen<br />
vom Schönheitsideal in Farbe, Form und Proportion<br />
als unschön und störend empfunden. Insbesondere<br />
ist eine vorgealterte Erscheinung des perioralen<br />
Hautgebietes Grund für die Konsultation<br />
beim Plastischen Chirurgen. Die Ästhetisch-Plastische<br />
Chirurgie kann mit gutem Erfolg durch moderne<br />
Techniken helfen dieses Erscheinungsbild zu<br />
verbessern. Grundlage einer jeden ästhetischen<br />
Maßnahme ist das klare Verständnis zwischen Arzt<br />
und Patient, welches durch ein ausführliches Beratungs-<br />
und Aufklärungsgespräch hergestellt werden<br />
sollte. Bestandteil dieses Gespräches muss<br />
auch die Abwägung unterschiedlicher Techniken<br />
und deren Risiken und Komplikationen sein.<br />
In der perioralen Region wirkt die vorgealterte<br />
Haut ergraut und volumenarm. Durch Rauchen<br />
und Mimik zeichnen sich unterschiedlich starke<br />
radiäre Fältchen ab. Das Volumen der Oberlippe<br />
nimmt ab. Ziel ist es, die typischen Lippenkonturen<br />
zu akzentuieren und Auffälligkeiten zu minimieren.<br />
Die ästhetische Korrektur der Haut von Gesichtsfalten,<br />
Altersflecken oder Sonnenschäden ist<br />
heute mehr als je zuvor gefragt. Außer Kosmetik,<br />
Botox, Laser, Facelift oder Hyaluronsäure stehen<br />
uns heute wirksame und nebenwirkungsarme<br />
technische Behandlungsverfahren zur Verfügung.<br />
Die fachkundige Auswahl des geeigneten Verfahrens<br />
und dessen routinierte Anwendung stellen<br />
die Kunst in der Plastischen Chirurgie dar. Eine<br />
sanfte Faltenbehandlung nach Stufenplan erspart<br />
in der Hand des Facharztes für Plastische Chirurgie<br />
und Ästhetische Chirurgie oftmals eine invasivere<br />
Maßnahme oder kann dieser ergänzend zugutekommen.<br />
Falten entstehen mit dem Alterungsprozess. Unsere<br />
Veranlagung und unser Lebensstil entscheiden<br />
über deren Ausprägung.<br />
Aktinische Falten sind Witterungsschäden, die<br />
hauptsächlich durch Licht bzw. Strahlung entstehen.<br />
Wir finden sie an lichtexponierten Stellen des<br />
Körpers: Gesicht, Hals, Dekolleté, Hände.<br />
Mimische Falten entstehen durch die Gesichtsmimik:<br />
Lachfalten, Krähenfüße, Zornesfalten,<br />
Stirnfalten, Nasolabialfalten, periorale Falten,<br />
Kinnfalten<br />
Schwerkraftinduzierte (orthostatische) Falten<br />
durch die nachlassende Festigkeit von Haut und<br />
Bindegewebe folgen diese Strukturen der Schwerkraft.<br />
Diese Falten erkennt man vor allem als „Hängebäckchen“,<br />
hängende Mundwinkel oder an Kinn<br />
und Hals.<br />
Die perioralen Falten stellen eine Mischform zwischen<br />
aktinischen Falten, mimischen Falten und<br />
der allgemeinen Altershaut dar. Die verantwortliche<br />
Mimik ist das Rauchen und das Küssen – deshalb<br />
werden sie auch Kussfalten oder Raucherfalten<br />
genannt. Ein weiterer Begriff beschreibt bildlich,<br />
wie die direkt unter der Haut liegende Muskulatur<br />
(M. periorbicularis) die Haut wie einen<br />
Tabaksbeutel zusammenzieht und dabei die entsprechenden<br />
Plisseefalten hinterlässt. Die bei die-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Periorale Faltentherapie<br />
sen Bewegungen entstehenden Falten, die sich als<br />
radiäre Fältchen sternförmig rund um die Oberund<br />
Unterlippe abbilden, werden dann problematisch,<br />
wenn man sie immer noch sieht, auch, wenn<br />
die dazugehörige Mimik nicht mehr ausgeübt<br />
wird.<br />
Diese Problematik kommt dann verstärkt zum Tragen,<br />
wenn auch noch die Haut durch Sonne, Solarium,<br />
Wind und Wetter vorgeschädigt ist, Nikotin<br />
zuverlässig über Jahre das Seine getan hat und das<br />
Alter sich durch den Verlust von Gluko s -<br />
aminoglykanen in der dermalen Matrix abzeichnet.<br />
Letztendlich kommt nicht selten noch ein<br />
Volumenverlust im Bereich der subkutanen Fettschicht<br />
als ungünstiger Faktor erschwerend hin -<br />
zu. Handelt es sich um postmenopausale Frauen<br />
mit Östrogenmangelfolgeerscheinungen, so ist<br />
das Szenario für die Entstehung von perioralen<br />
Falten perfekt.<br />
Oberlippe<br />
Unterlippe<br />
Philtrum<br />
Cupidusbogen<br />
Lichtreflex<br />
Lippenrot<br />
Was ist machbar –<br />
Welche Behandlungsoptionen gibt es?<br />
Die Patienten wünschen sich eine glatte, elastische<br />
voluminöse und jugendliche Haut. Jeder Faltentyp<br />
erfordert eine individuelle Behandlung. Zu<br />
den Möglichkeiten zählen: Kosmetik, Unterspritzung,<br />
Botox, Peeling, Microdermabrasion, Dermabrasion,<br />
Laser-Therapie, Radiofrequenz-Resurfacing,<br />
Straffungsoperationen.<br />
_Herkömmliche Techniken<br />
Kosmetische Techniken: Im Rahmen der Darstellung<br />
des schönen Mundes hat die Kosmetik vor allen<br />
anderen Techniken ihren Stellenwert. Vom Lipliner<br />
zum Lippenstift, über Gloss zum Volume-Maximizer<br />
ist jede dieser Alternativen weniger inva -<br />
siv als eine Injektion oder Operation. Permanent<br />
Make-up und Tätowiertechniken in Verbindung<br />
mit der richtigen Kosmetik können optisch große<br />
Erfolge landen.<br />
Techniken zur Lippenkorrektur und Perioralkorrektur:<br />
Eine Variante der Lippenkorrektur ist<br />
das Aufpolstern der Lippen und der Perioralregion<br />
durch Stoffe, die entweder körpereigen, biologische<br />
Substanzen oder Kunststoffe sind. Den biologischen<br />
Füllstoffen gemeinsam ist, dass sie über<br />
kurz oder lang vom Körper abgebaut werden.<br />
Dies hat allerdings den Vorteil, dass diese Präparate<br />
keine Langzeitfolgen nach sich ziehen. Die<br />
Füllmaterialien sind mit einer großen Produktpalette<br />
am Schönheitsmarkt vertreten. Je nach Art<br />
des unterspritzten Materials hält das Ergebnis ein<br />
halbes bis fünf Jahre lang. Ein Hyaluronsäurenimplantat<br />
hält etwa fünf bis sechs Monate, da der<br />
Körper das Material abbaut. Mit Eigenfett kann<br />
man länger anhaltende Ergebnisse erzielen.<br />
Operative Verfahren: Die meisten Lippenkorrekturen<br />
und Korrekturen der Perioralregion können<br />
ambulant vorgenommen werden. Sie dauern selten<br />
länger als eine Stunde. Lokalanästhesie ggf.<br />
in Kombination mit Dämmerschlaf sorgen für<br />
Schmerzfreiheit. Eine operative Korrektur der Lippen<br />
ist zwar dauerhaft und ein relativ ungefährlicher<br />
Eingriff, hinterlässt aber kleine Narben. Das<br />
ist in dieser Region des Gesichtes unerwünscht, da<br />
kleinste Unebenheiten bereits sehr auffällig sein<br />
können. Beispiele operativer Techniken sind der<br />
Lip Lift (Hochziehen der Oberlippe), Oberlippenverkürzung<br />
(„Bullhornexzision“ plus VY-Plastik),<br />
Mundwinkelanhebung, Dermabrasion.<br />
Radiofrequenz-Resurfacing zur Behandlung<br />
des perioralen Faltenproblems<br />
Operative und auch Injektionstechniken erzielen<br />
akzeptable Ergebnisse, erreichen aber nicht oder<br />
nur teilweise die Perioralregion. Diese Zone im Gesicht<br />
ist nur der Dermabrasion oder dem Laser oder<br />
der Radiofrequenzablation zugängig. Die Radiofrequenzablation<br />
im Einsatz beim Resur facing<br />
bietet eine neue Methode zur flächigen Korrektur.<br />
Material und Methoden<br />
Bei der Radiofrequenzchirurgie (RF-Chirurgie)<br />
handelt es sich um eine gewebeschonende Methode<br />
des Schneidens und Koagulierens von weichem<br />
Gewebe durch Radiowellen – der kalte<br />
Schnitt. Der Gewebewiderstand gegen die Ausbreitung<br />
von Radiowellen erzeugt Hitze im Zell -<br />
inneren, was eine Verdampfung der Zelle zur Folge<br />
hat. Im Gegensatz zu elektrochirurgischen Systemen,<br />
die eine niedrigere Frequenz entwickeln, ist<br />
die laterale Erhitzung minimal. Dadurch wird benachbartes<br />
Gewebe thermisch nicht geschädigt.<br />
Die Elektrode aus Wolframdraht selbst bleibt stets<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Periorale Faltentherapie<br />
Haake/Wehrheim). Diese Energie ist an der Elektrodenspitze<br />
konzentriert. Sobald Kontakt mit dem<br />
Gewebe hergestellt wird, verdampft die Zelle. Dies<br />
geschieht dadurch, dass sich die Zellflüssigkeit<br />
ausdehnt, die Zelle explodiert und verdampft. Der<br />
Schneid- oder Koagulationseffekt setzt bei Ge -<br />
räten, die im Megahertzbereich arbeiten, sehr<br />
schnell ein, das umgebende Gebiet wird deshalb<br />
thermisch nicht geschädigt. Die Elektrode selbst<br />
ist nur der Leiter für den Hochfrequenzstrom und<br />
erhitzt sich selbst nicht. Es stehen drei Energiequalitäten<br />
zur Verfügung:<br />
Schneiden: Mit diesem Strom arbeitet man alternativ<br />
zum Skalpell, um feine Schnitte zu erzielen.<br />
Schneiden und Koagulieren: Diese Energie<br />
schneidet und koaguliert zugleich, ohne nekrotische<br />
Veränderungen hervorzurufen. Da bei dieser<br />
Stromart etwas mehr laterale Hitze erzeugt wird,<br />
verdampfen etwas mehr Zellschichten als beim<br />
Schneidstrom.<br />
Koagulieren – monopolar und bipolar: Diese<br />
Energie ist zur Blutstillung geeignet und hat nur<br />
eine geringe Schneidfähigkeit. Eine weitere Option<br />
ist das Resurfacing bzw. das Abtragen sehr<br />
dünner Hautschichten, wie beispielsweise Altersflecken<br />
oder Hautfältchen.<br />
_Technik<br />
kalt, daher spricht man vom „cold knife“. Außer den<br />
Schneideigenschaften der RF ist es möglich, flächige<br />
Areale zu behandeln, indem durch plane<br />
Anwendung der Energie Oberflächen abgetragen<br />
werden.<br />
Radiofrequenz ist eine Energie, die im angewandten<br />
Fall mit einer Frequenz von 2,2 MHz<br />
erzeugt wird (radioSURG® 2200, Firma Meyer-<br />
Im Modus „Mono Coagulation“ ist es möglich, mit<br />
sanfter Einstellung Oberflächen zu planieren.<br />
Hierzu muss die Oberfläche stets feucht gehalten<br />
werden. An der monopolaren Elektrode treten die<br />
Wellen aus und dringen in das Gewebe ein. Die Ableitung<br />
der Wellen erfolgt über die Neutralelektrode.<br />
Die Einstellungen sind individuell unterschiedlich<br />
zu wählen. Die Vorgehensweise ist präzise<br />
und gleichmäßig. Die Prozedur erfolgt grundsätzlich<br />
in Leitungsanästhesie. Der Eingriff selbst<br />
erfolgt unter Applikation von Hautschutzgel, um<br />
Verbrennungen zu vermeiden.<br />
Vor der Resurfacingprozedur erfolgt die Vorbereitung<br />
im Sinne einer optimalen Hautfeuchte -<br />
regeneration und Aufsättigung durch die Kos -<br />
metikerin. Nach der Prozedur erfolgt zunächst die<br />
Behandlung mit einem Hautantibiotikum (Fuci -<br />
dinesalbe) für fünf Tage. Anschließend setzt die<br />
Kosmetik wie zur Vorbereitung erneut ein.<br />
_Vorteile von RF gegenüber Laser<br />
Der Laserstrahl entwickelt gewebeschädigende<br />
Hitze, die umliegendes Gewebe weiträumig zerstört.<br />
Dieser Vorgang wird Karbonisation genannt.<br />
Verbrennungen und erhöhte Vernarbungstendenz<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
sind die Folge. Die bei der RF-Chirurgie erreichten Temperaturen liegen bei guten<br />
Geräten um die 60 °C.<br />
_Ergebnisse<br />
Wir haben in den letzten 24 Monaten zwölf Patienten auf diese Art behandelt. Alle<br />
Patienten waren weiblich. Davon unterzogen sich fünf Patienten ein zweites Mal<br />
der Prozedur zur Ergebnisoptimierung. Eine Wiederholung des Verfahrens bis zu<br />
drei Sitzungen wird mit allen Patienten im Bezug auf das Erreichen des gewünschten<br />
Endergebnisses vorab besprochen.<br />
Es handelt sich um schwer messbare Endergebnisse. Eher ist die Ergebnisqualität<br />
aus Sicht der Patienten zu beurteilen. Alle Patienten berichteten über eine Veränderung.<br />
Neun von zwölf berichteten über eine Verbesserung. Darunter befanden<br />
sich auch die fünf Patienten, bei denen die Prozedur ein zweites Mal durchgeführt<br />
wurde. Unter diesen fünf Patienten befanden sich drei, die das Ergebnis als sehr<br />
gut bewerteten, und die übrigen zwei bewerteten sechs Monate nach der Behandlung<br />
das Ergebnis als gut. Bei einer Patientin mit extremem Faltenrelief kam<br />
es zu einem ungleichmäßigen Ergebnis mit Korrekturbedarf. Die sichtbaren Effekte<br />
beschreiben eine Reduzierung der Faltentiefe, eine Tiefengewebsstraffung<br />
mit Volumengewinn und eine Verbesserung des Hauterscheinungsbildes in Farbe<br />
und insgesamt ist die Patientenzufriedenheit als hoch zu bezeichnen.<br />
<br />
<br />
cosmetic<br />
ISSN 1612-7390 Entgelt bezahlt: 63398 Preis: € 10,00 zzgl. MwSt. 9. Jahrgang • Februar • 1/2011<br />
dentistry _ beauty & science<br />
1 2011<br />
_Fachbeitrag<br />
Keramische Veneers – Empfehlungen<br />
zur indikationsgerechten Präparation<br />
_Spezial<br />
Der interessante Patient – Teil V:<br />
Körperdysmorphophobie –<br />
Schönheitsfehler, die keiner sieht<br />
_Lifestyle<br />
Südgeorgien – zauberhafte Inselund<br />
Tierwelt im Südpolarmeer<br />
ANZEIGE<br />
_Ausblick<br />
Die Radiofrequenz-Technologie eignet sich nach unseren Erfahrungen auch hervorragend<br />
zur Tiefengewebsstraffung an Hals und Dekolleté. So bietet sie eine<br />
interessante Alternative oder Ergänzungstechnik zum Facelift und ähnlichen<br />
Straffungsoperationen.<br />
_Zusammenfassung<br />
Bei der Behandlung des perioralen Faltenproblems unter Anwendung von Radiofrequenz-Chirurgie<br />
handelt es sich um ein gut dosierbares sicheres Verfahren, welches<br />
aufgrund seiner Wiederholbarkeit auch für kompliziertere Situationen anwendbar<br />
ist. Die Positiveffekte bieten in ihrer Summe eine attraktive Methode zur<br />
Problemlösung zum akzeptablen Preis. Eine solche Anwendung kostet zwischen<br />
650 und 900 Euro zzgl. MwSt.<br />
Der gut ausgebildete Facharzt für plastische Chirurgie sollte außer exzellenten<br />
anatomischen Kenntnissen auch weitreichende technisch-physikalische Kenntnisse<br />
haben und sich wissenschaftlich stets auf der Höhe des „State of the Art“<br />
halten. Manuelles Geschick und klare Zielvorstellungen in der Anwendung lassen<br />
beste Ergebnisse mit minimaler Schädigung des Gewebes zu. Dies entspricht dem<br />
ersten Grundsatz der Chirurgie „nihil nocere“ – auf keinen Fall zu schaden. Diesem<br />
Grundsatz entspricht die Radiofrequenzablationstechnik._<br />
Bestellung auch online möglich unter:<br />
www.oemus.com/abo<br />
<br />
<br />
<br />
Ja, ich möchte das Probeabo beziehen. Bitte liefern Sie<br />
mir die nächste Ausgabe frei Haus.<br />
Soweit Sie bis 14 Tage nach Erhalt der kostenfreien Ausgabe<br />
keine schriftliche Abbe stellung von mir erhalten, möchte ich<br />
die cosmetic dentistry im Jahresabonnement zum Preis von<br />
44 EUR/Jahr inkl. gesetzl. MwSt. und Versandkosten beziehen.<br />
Das Abonnement verlängert sich automatisch um ein weiteres<br />
Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf des Bezugszeitraumes<br />
schriftlich gekündigt wird (Poststempel genügt).<br />
Name<br />
Vorname<br />
_Kontakt<br />
face<br />
Firma<br />
Straße<br />
Dr. med. Jürgen Hermann Reus<br />
Plastische Chirurgie Reus<br />
Gritznerstraße 11<br />
76227 Karlsruhe-Durlach<br />
Sekretariat: 0721 4091-7050<br />
Fax: 0721 4091-7059<br />
www.plastischechirurgiereus.de<br />
PLZ/Ort<br />
E-Mail<br />
Unterschrift<br />
Widerrufsbelehrung: Den Auftrag kann ich ohne Begründung innerhalb<br />
von 14 Tagen ab Bestellung bei der OEMUS MEDIA AG, Holbeinstr. 29,<br />
04229 Leipzig, schriftlich widerrufen. Rechtzeitige Absendung genügt.<br />
Unterschrift<br />
eBook Faltenbehandlung 2011<br />
OEMUS MEDIA AG<br />
Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig<br />
Tel.: 03 41/4 84 74-0<br />
Fax: 03 41/4 84 74-2 90<br />
E-Mail: grasse@oemus-media.de
Spezial _ Radiofrequenztherapie<br />
Radiage – Eine revolutionäre<br />
Radiofrequenztherapie zur<br />
nichtinvasiven Hautstraffung<br />
Autor _ Dr. med. Kai Rezai, Münster<br />
_Der Wunsch, so jung auszusehen wie man sich<br />
fühlt, ist so alt wie die Menschheit selbst. Schon im<br />
alten Ägypten gab es ausgedehnte ästhetische Anwendungen,<br />
um dieses zu erreichen. 1 Die heutige Generation<br />
ist bezüglich Gesundheit und des äußeren<br />
Erscheinungsbildes schon in frühen Jahren sehr sensibel.<br />
Hierbei stören häufig beginnende kleinere Fältchen<br />
im Gesicht und Halsbereich. Die meisten Patienten<br />
wünschen sich nichtinvasive und nichtoperative<br />
Behandlungsformen mit sehr geringen, oder besser<br />
keinen Ausfallzeiten und sichtbaren Nebenwirkungen.<br />
Das Ergebnis der Behandlung soll trotzdem eine<br />
eindeutige Verbesserung zeigen.<br />
Zu den wichtigsten Kriterien bei der Auswahl von ästhetischen<br />
Eingriffen, neben dem Erfolg selber, zählt<br />
heute immer häufiger die Zeitspanne, bis man wieder<br />
am sozialen Leben teilnehmen kann. 4 Seit ei nigen Jahren<br />
versucht die medizinische Laserindustrie Verfahren<br />
zu entwickeln, welche den Patienten diesen<br />
Wunsch erfüllen, ohne sichtbare Behandlungsspuren<br />
zu hinterlassen. Trotz verbesserter Systeme und Behandlungsformen<br />
wird ein ansprechendes Ergebnis<br />
trotzdem nur mit einigen Tagen Abheilungsphase erreicht.<br />
Auf diesem Gebiet hat die Radiofrequenztherapie<br />
in jüngster Zeit deutliche Fortschritte gemacht<br />
und stellt somit eine echte Alternative dar. 3<br />
_Behandlung<br />
Um ein gewünschtes Shrinking und somit die Straffung<br />
der Haut zu erreichen, muss die Schicht der tiefen<br />
Dermis (Abb. 1) auf mindestens 48°C erhitzt werden.<br />
Ultrakurze Erhitzungen auf 60°C verbessern nochmals<br />
das Ergebnis. Dabei werden zwei Prozesse der<br />
Verjüngung angestoßen: 1. Es kommt durch die Hitze<br />
zu einem Zusammenziehen (Shrinking) des Kollagens<br />
in dieser Schicht. Der Effekt ist sofort sichtbar. 2. Des<br />
Weiteren werden kontrolliert Mikronarben in der<br />
Fibroblastenschicht gesetzt, welche diese dann anregen<br />
neues Kollagen zu bilden. Dieser Effekt kann<br />
dann bis mehrere Monate nach der Therapie Ver -<br />
besserungen zeigen. Beides führt zur Straffung und<br />
Verjüngung der Haut. 2 Idealerweise sollte hierbei die<br />
Epidermis von Hitze nahezu verschont bleiben, um<br />
keinen Schaden zu nehmen.<br />
Laser benutzen für diese Prozedur energiereiches<br />
Licht, welches durch selektive Photothermolyse Energie<br />
an die Haut abgibt. Die Eindringtiefe wird durch<br />
Abb. 1_Hautmodell.<br />
Abb. 2_Surgitron 4,0 Dual RF<br />
der Firma Ellman.*<br />
Abb. 1 Abb. 2<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Radiofrequenztherapie<br />
Abb. 3_Schematische Darstellung<br />
der Radiage-Methode.*<br />
Abb. 3<br />
die Stärke der Energie des Lichtes, der Wellenlänge<br />
und der Einwirkzeit gesteuert.<br />
Bislang gibt es allerdings kein System, welches die<br />
Dermis erreicht, ohne einen großen Teil der Energie an<br />
die Epidermis abzugeben. Hierauf beruhen die meisten<br />
sichtbaren Nebenwirkungen der Lasertherapie.<br />
Die Radiofrequenztherapie basiert auf einem gänzlich<br />
anderen Behandlungsprinzip als die Lasertherapie.<br />
11 Sie nutzt die physikalische Eigenschaft von Radiowellen,<br />
die Energie und somit Hitze am Ort des<br />
höchsten Widerstandes freizusetzen. 7, 8<br />
Der höchste Widerstand ist an der Haut optimaler<br />
Weise die tiefe Dermis mit Grenze zur subkutanen<br />
Fettschicht. Also genau die Schicht, welche man selektiv<br />
auch zur Hautstraffung behandeln möchte.<br />
Zusätzlich kann die Eindringtiefe der Energie durch<br />
die Frequenz der Radiowellen und Größe der<br />
Elektrode gesteuert werden. Je höher die Frequenz<br />
und größer die Elektrode, desto tiefer ist die Eindringtiefe<br />
der Energie. Das Gerät Surgitron 4,0 Dual<br />
RF (Abb. 2) der Firma Ellman, mit der die Radiage TM<br />
durchgeführt wird, arbeitet mit der patentgeschützten<br />
optimalen Frequenz von 4 MHz. Diese Frequenz<br />
ist auf die Hitzeausbreitung an der unteren<br />
Dermis optimiert. In Abbildung 3 ist die Behandlung<br />
schematisch dargestellt. Konventionelle Elektrochirurgiegeräte<br />
arbeiten mit Frequenzen zwischen<br />
360kHz und 1,7MHz (Abb. 4). Sie sind durch ihre<br />
hohe Wärmeentwicklung direkt an der Elektrode bis<br />
hin zur Karbonisierung für eine optimale Wirkung<br />
nur an der Dermis ungeeignet.<br />
Der thermale Effekt der Behandlungen am Gewebe<br />
kann durch die Formeln in Abbildung 5 dargestellt<br />
14, 10<br />
werden.<br />
Die Radiage-Behandlung wird ambulant durchgeführt<br />
und erfordert praktisch keine Abheilungsphase.<br />
Radiage sollte ohne jegliche Anästhesie angewendet<br />
werden und wird von den Patienten sehr gut toleriert.<br />
Die Behandlung erfolgt mit speziellen Handstücken<br />
(Domes) (Abb. 6). Man fährt die zu behandelnden Areale<br />
in mehreren Pases langsam ab, wobei die Stärke der<br />
Energie und die Größe der Domes (Abb. 6) je nach Areal<br />
individuell gewählt werden. Bei der Behandlung fühlen<br />
die Patienten eine kurze moderate Erwärmung des<br />
behandelten Areals, welche durch ein patentiertes<br />
Kühlgel (Abb. 7) gleichzeitig gemildert wird und die<br />
Epidermis vor Überhitzung schützt.<br />
Nach der Behandlung sieht man einen sofortigen Effekt,<br />
welcher für etwa 36–72 Stunden anhält. 12 Nach<br />
etwa sieben bis zehn Tagen beginnt die Kontraktion des<br />
Elastins und die Neubildung von Kollagen 9 und somit<br />
eine weitere Straffung des Gewebes.<br />
Die Abbildung 8 zeigt ein typisches Anwendungsbeispiel.<br />
Hervorragende Ergebnisse werden im Gesicht und<br />
am Hals erzielt. Kleine Fältchen am Unterlid und Falten<br />
am Hals sind eine Domäne der Radiage, 5, 13 da<br />
Abb. 4_Frequenztabelle.*<br />
Abb. 4<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Radiofrequenztherapie<br />
Abb. 5_Formeln für thermale Effekte<br />
bei Anwendung von Elektrochirurgie.<br />
Abb. 6_Verschiedene Dome-<br />
Handstücke.*<br />
Abb. 7_Radiage-Gel.<br />
Abb. 8_Radiage-Anwendungsbeispiel.<br />
Abgegebene Energie (J) = I x R x T<br />
(I = Wärmestrom (Watt), R = Widerstand der Dermis,<br />
T = Zeit der Applikation)<br />
Laterale Hitze LH = T x I x W x S<br />
F<br />
Abb. 7<br />
(LH = laterale Hitze, T = Zeit, I = Intensität (Watt),<br />
W = Wellenform, S = Auflagefläche, F = Frequenz)<br />
Abb. 5<br />
Abb. 6<br />
Abb. 8<br />
Abb. 9_Patientin mit Wangenfalten<br />
vor der Behandlung.<br />
Abb. 10_Gleiche Patientin nach<br />
drei Radiage-Behandlungen.<br />
Abb. 11_Patientin mit Falten<br />
im Halsbereich.<br />
Abb. 12_Gleiche Patientin nach<br />
einer Radiage-Behandlung<br />
Abb. 13_Schnittkanten in<br />
Ab hängigkeit von der verwendeten<br />
Radiofrequenz.*<br />
diese mit anderen Therapien meist nur ungenügend<br />
erfolgreich behandelt werden können. Die Behandlung<br />
eignet sich auch hervorragend, um hängende<br />
Wangen zu straffen. Die Therapie kann aber auch an<br />
anderen Bereichen des Körpers, wie zum Beispiel am<br />
Bauch oder den Beinen eingesetzt werden.<br />
Nach der Behandlung ist praktisch keine Abheilung,<br />
wie es nach invasiven kosmetischen Operationen notwendig<br />
ist, erforderlich. Alle Aktivitäten können sofort<br />
wieder aufgenommen werden. Auch Sonnenlicht<br />
muss zum Beispiel nach der Therapie nicht gemieden<br />
werden. Leichte Rötungen sind meistens kürzer als<br />
eine Stunde, nie länger als ein bis zwei Tage, sichtbar.<br />
Es sollten zwei bis drei Behandlungen im Abstand von<br />
drei bis vier Wochen 9 erfolgen. Der volle Effekt der Behandlung<br />
entwickelt sich noch über einige Monate<br />
nach der Behandlung und hält ein bis drei Jahre an.<br />
Dieses variiert von Patient zu Patient. Wie bei allen ästhetischen<br />
Anwendungen schwindet der Effekt langsam<br />
über die Zeit. Weitere Behandlungen können nach<br />
Belieben zu jeder Zeit wiederholt werden. Die Abbildungen<br />
9–12 zeigen einige Behandlungs beispiele.<br />
_Fazit<br />
Radiage ist eine neue und sehr vielversprechende<br />
Alternative zur nichtinvasiven Hautstraffung. Die Ergebnisse<br />
sind teilweise mit chirurgischen Eingriffen<br />
vergleichbar. Das Procedere ist sowohl für den Arzt als<br />
auch für die Patienten sehr angenehm. Die meisten<br />
Patienten sind mit dem Ergebnis hochzufrieden. In der<br />
Hand eines geübten Anwenders ist es eine sehr sichere<br />
und effektive Methode zu Hautverjüngung und<br />
eingeschränkt zur Cellulite- und Striae-Behandlung.<br />
Ein Pluspunkt ist, dass das Gerät Surgitron 4,0 Dual RF<br />
auch zusätzlich ein vollwertiges Radiofrequenz<br />
Elektrochirurgie Gerät darstellt. Man kann sowohl per<br />
Radiofrequenz atraumatisch schneiden (Abb. 13) und<br />
Abtragungen vornehmen sowie mono polar als auch<br />
bipolar kauterisieren oder Blutstillungen vornehmen.<br />
360 KHz 1,7 MHz 4,0 MHz<br />
Abb. 9 Abb. 10<br />
50 100<br />
Hz Hz<br />
250 500 600<br />
KHz KHz KHz<br />
1,0 4,0 5,0 50<br />
MHz MHz MHz MHz<br />
2500<br />
MHz<br />
1 Photon<br />
GHz Energy<br />
RANGE OF FREQUENCIES<br />
Lateral Heat =<br />
TxIxWxE<br />
Frequency<br />
Abb. 11 Abb. 12 Abb. 13<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
ANZEIGE<br />
Somit kann das Gerät von chirurgisch tätigen Kollegen auch für zahlreiche andere Einsatzgebiete<br />
verwendet werden. 6 _<br />
Fußnote<br />
* Mit Dank an die Firma Ellman für die Bereitstellung der Illustrationen.<br />
Literaturliste<br />
[1] Ebbell B. (1937) The Papyrus Ebers: The Greatest Egyptian Medical Document. Copenhagen: Levin &<br />
Munksgaard 1937<br />
[2] England L.J.; Tan M.H.; Shumaker P.R.; Egbert B.M.; Pittelko K.; Orentreich D.; Pope K. (2005) Effects<br />
of mono polar radiofrequency treatment over soft tissue fillers in an animal model. Lasers. Surg. Med. Part<br />
1 37: 356–365<br />
[3] Gold M.H. (2007) Aesthetic Practice Trends: Tissue Tightening: A Hot Topic Utilizing Deep Dermal<br />
Heating J. of. Drugs in Dermatol. Vol. 6 Issue 12 Dez.: 1238–1242<br />
[4] Grund A. (2007) Hochfrequente Radiomikrochirurgie in der kosmetischen Gesichtschirurgie face 1/07:<br />
44–47<br />
[5] Javate R. (2006) Nonablative Radiofrequency Treatment for Periorbital Rhytides and Midface Laxity. Poster<br />
presented at Asian/Phillipine Academy of Ophthalmology Nov. 2006<br />
[6] Keefe M.W.; Rasouli A.; Telenkov S.A.; Karamzadeh A.M.; Milner T.E.; Crumley R.L.; Wong B.J.F. (2003)<br />
Radiofrequency Cartilage Reshaping Efficacy, Biophysical Measurements, and Tissue Viability Arch.<br />
Facial. Plast. Surg. 5: 46–52<br />
[7] Kalkwarf K.L.; Krejci R.F.; Edison A.R.; Reinhardt R.A. (1983) Subjacent heat production during tissue<br />
excision with electrosurgery. J. Oral Maxillofac. Surg. Vol. 4: 653–657<br />
[8] Krejci R.F.; Kalkwarf K.L.; Hohenstein K. (1987) Electrosurgery – a biological approach. J. Clin. Periodontol,<br />
Vol. 14: 557–563<br />
[9] Narins D.J.; Narins R.S. (2003) Non-surgical radiofrequency facelift. J. Drugs. Dermatol. 2(5) Okt.:<br />
495–500<br />
[10] Niamtu J. (2003) 4.0 MHZ Radio Wave Applications in Cosmetic Facial Surgery Cosm. Dermatol. Vol.<br />
16 Issue 11 Nov.: 33–46<br />
[11] Pollack S.V.; Carruthers A.; Grekin R.C. (2000) The history of electrosurgery. Dermatol. Surg. Vol. 26:<br />
904–908<br />
[12] Rusciani A.; Curinga G.; Menichini G.; Alfano C.; Rusciani L. (2007) Nonsurgical Tightening of Skin<br />
Laxity: A New Radiofrequency Approach J. of. Drugs in Dermatol. Vol. 6 Issue 12 Dez.: 1238–1242<br />
[13] Sappachang W.; Jerasutus S. (2006) Sucessful treatment of periorbital rhytides with non ablative technique<br />
using a simple radiosurgery device. Am. Acad. of Dermatol. 64 th Annual Meeting: March 3–7,<br />
2006<br />
[14] Tunnel J.W.; Pham I., Stern R.A., et al. (2002) Mathematical model of nonablative RF heating of skin.<br />
Lasers Surg Med 14 Suppl: 318<br />
<br />
<br />
Implantologie ab Seite 56<br />
Wirtschaft |<br />
Social Media für<br />
die Praxis – aber wie<br />
ab Seite 14<br />
17. Jahrgang • Februar 2011 1+2<br />
ISSN 1617-5077 • www.oemus.com • Preis: € 6,50 | sFr 10,– zzgl. MwSt.<br />
Zahnmedizin |<br />
Der Zahnarzt als<br />
Heilpraktiker<br />
ab Seite 104<br />
<br />
<br />
Das führende<br />
Wirtschafts magazin<br />
für den Zahnarzt<br />
Eine Ausgabe kostenlos! Sichern Sie<br />
sich jetzt Ihr Probeabo!<br />
Ja, ich möchte das Probeabo beziehen. Bitte liefern<br />
Sie mir die nächste Ausgabe frei Haus.<br />
Soweit Sie bis 14 Tage nach Erhalt der kostenfreien Ausgabe<br />
keine schriftliche Abbestellung von mir erhalten, möchte<br />
ich die ZWP im Jahres abon nement zum Preis von<br />
70 EUR/Jahr inkl. MwSt. und Versand beziehen. Das<br />
Abonne ment verlängert sich automatisch um ein weiteres<br />
Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf des Bezugszeitraumes<br />
schriftlich gekündigt wird (Poststempel genügt).<br />
_Kontakt<br />
Dr. med. Kai Rezai<br />
Institut für ästhetische Dermatologie Münster<br />
Windthorststraße 16<br />
48143 Münster<br />
Tel.: 0251 42052<br />
E-Mail: rezai@hautarzt-muenster.de<br />
www.hautarzt-muenster.de<br />
face<br />
Name<br />
Vorname<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon<br />
Fax<br />
<br />
Datum/Unterschrift<br />
E-Mail<br />
Widerrufsbelehrung: Den Auftrag kann ich ohne Begründung<br />
innerhalb von 14 Tagen ab Bestellung bei der OEMUS MEDIA<br />
AG, Holbeinstr. 29, 04229 Leipzig schriftlich widerrufen.<br />
Rechtzeitige Absendung genügt.<br />
<br />
Unterschrift<br />
OEMUS MEDIA AG<br />
Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig<br />
Tel.: 03 41/4 84 74-0, Fax: 03 41/4 84 74-2 90<br />
eBook Faltenbehandlung 2011
Fachbeitrag _ Lichtbasiertes Verfahren<br />
Hautverjüngung in 3-D<br />
Autorin_Dr. Dr. Christiane Gutsche, Düsseldorf<br />
_Immer mehr Patientenkommen mit dem Wunsch,<br />
durch minimalinvasive Behandlungsmethoden jünger<br />
und frischer auszusehen – ohne lange Ausfallzeiten.<br />
Mit zunehmendem Alter stellen die Imperfektionen<br />
des Hautbildes im wahrsten Sinne des Wortes ein<br />
vielschichtiges Problem dar. Diese „Mehrschichten-<br />
Herausforderung“ bedeutet die Therapie multipler<br />
Indikationen: Probleme der Hautoberfläche, der papillaren<br />
Dermis und der tiefen Dermis. Hautton,<br />
Hauttextur und Hautspannkraft, diese drei Indikatoren<br />
bestimmen, wie jugendlich die Haut aussieht.<br />
3-D heißt das Konzept, das sich der vielschichtigen<br />
Haut annimmt. Es vereint drei lichtbasierte Verfahren<br />
und führt so zu einer umfassenden Besserung<br />
verschiedenster Hautprobleme. Diese 3-D-Skin-<br />
Rejuvenation ist ein nichtablatives, schmerzfreies<br />
Verfahren, um eine sichtbare Verbesserung des<br />
Hauttonus, der Textur und der Hautstraffung zu<br />
erreichen.<br />
_Technologie und Anwendung<br />
Der 3-D-Effekt wird durch die Kombination von drei<br />
separaten, sich gegenseitig ergänzenden lichtbasierten<br />
Verfahren erzielt: Intelligent gepulstes Licht,<br />
Laser und Infrarot in einem Gerät. Jedes Handstück<br />
ist mit Echtzeitkalibrierung – jeder Puls wird in sei-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Lichtbasiertes Verfahren<br />
Abb. 1_Nichtinvasive und<br />
schmerzarme Behandlung zur<br />
Hautverjüngung.<br />
Abb. 1<br />
ner Ausgangsleistung genau überwacht – sowie einer<br />
integrierten Hautkühlung für konsistente und<br />
reproduzierbare Behandlungsergebnisse ausgestattet.<br />
Das Verfahren kann an Hals und Gesicht angewendet<br />
werden, aber auch an Händen, Armen, Bauch und<br />
anderen Körperstellen.<br />
_Fallbeschreibung<br />
Die fotografische Gegenüberstellung zeigt eine<br />
56-jährige Patientin vor und nach einer 3-D-Behandlung.<br />
Die Patientin wollte eine merkbare Hautauffrischung<br />
im Gesicht, insbesondere die Nasolabialfalten,<br />
Fältchen um den Mund sowie Rötungen<br />
sollten behandelt werden. Da sich die Patientin<br />
aus beruflichen Gründen keine lange Auszeit leisten<br />
kann, kommt für sie ein chirurgisches Lifting<br />
nicht infrage. Daher die Entscheidung für 3-D-Rejuvenation.<br />
Im ersten Behandlungsschritt wurden 15 Pulse mit<br />
dem IPL 560 (13 J/cm 2 ) appliziert und epidermale<br />
rote sowie braune Chromophore behandelt, wodurch<br />
eine Verbesserung des Hauttonus angestrebt<br />
wurde und vaskuläre und pigmentierte<br />
Hautveränderungen entfernt wurden. Die Patien-<br />
Fallbeispiel 1<br />
Abb. 1a–b_Patientin vor und nach<br />
3-D-Behandlung in drei Schritten.<br />
Abb. 1c_Ergebnis bei der Nachkontrolle<br />
nach acht Monaten.<br />
_Fallbeispiel 1<br />
Abb. 1a Abb. 1b Abb. 1c<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Lichtbasiertes Verfahren<br />
Fallbeispiel 2<br />
_Fallbeispiel 2<br />
Abb. 2a_Vorher.<br />
Abb. 2b_Nachher: Patientin direkt<br />
nach der ersten Therapie.<br />
Abb. 2a<br />
Abb. 2b<br />
tin spürte ein kurzes, leichtes Prickeln auf der Haut,<br />
wenn der Lichtpuls auf die Haut auftrifft, welches<br />
durch die Kühlung als angenehm empfunden<br />
wurde.<br />
Beim nächsten Schritt, der Laser Rejuvenation, findet<br />
ein Mikrosekunden gepulster 1.064nm Laser Anwendung,<br />
der 1,5cm oberhalb der Hautoberfläche<br />
geführt wird. Ziele sind Hämoglobin und Wasser in<br />
der papillaren Dermis. Die Absorption des Lichts im<br />
oberen vaskulären Plexus und die Wasserabsorption<br />
in der oberen Dermis stimulieren die Kollagenneogenese.<br />
Es kommt zur Verringerung der Porengröße, einer<br />
Reduktion diffuser Hautrötungen und einer Verbesserung<br />
der Hauttextur.<br />
Es wurde Energie von 13 J/cm 2 bei einer Pulsdauer<br />
von 0,3 ms und einer Spotgröße von 5mm verwendet.<br />
Die Frequenz beträgt 5 bis 10Hz. Diese Behandlung<br />
war sanft und wohltuend für die Patientin. Sie<br />
spürte während der Sitzung eine Reihe warmer Pulse<br />
auf der Haut.<br />
Im dritten Schritt wurde das Titan-Handstück eingesetzt.<br />
Es besitzt ein Infrarot-Spektrum mit Wellenlängen<br />
zwischen 1.100 und 1.800nm zur Behandlung<br />
erschlaffter Haut. Durch eine kontinuierliche<br />
Kühlung während des Behandlungszyklus wird die<br />
Hautoberfläche geschont. Auf einen kühlen Puls<br />
spürte die Patientin eine kurze Erwärmung, gefolgt<br />
von einer angenehmen Kühlung.<br />
Das Infrarot-Spektrum erzeugt eine gezielte Erhitzung<br />
in der Dermis (1–3mm Tiefe) aufgrund der Absorption<br />
des Lichts im Wasser. Hierdurch kommt es<br />
zu einer sofortigen Kollagenkontraktion und zu einer<br />
langzeitigen Kollagenstimulation (4–6 Monate). Die<br />
verwendete Energie beträgt in diesem Fall im Gesicht<br />
32 J/cm 2 , an anderen Körperarealen können 37–<br />
47 J/cm 2 eingesetzt werden.<br />
Nach der Behandlung hatte die Patientin eine leichte<br />
Hautrötung, die sofort abgedeckt werden kann und<br />
innerhalb weniger Stunden wieder vergeht. Sie berichtete<br />
von dem Gefühl eines leichten Sonnenbrandes.<br />
Hinsichtlich besonderer Verhaltensregeln nach<br />
der Therapie wird lediglich der Verzicht auf direkte<br />
Sonnenbestrahlung für zwei Wochen ausgesprochen.<br />
Bei dieser Patientin sind die Ergebnisse vier Wochen<br />
nach der Behandlung sehr gut sichtbar. Besonders<br />
Fallbeispiel 3<br />
_Fallbeispiel 3<br />
Abb. 3a_Vorher.<br />
Abb. 3b_Nachher: Patientin direkt<br />
nach der ersten Therapie.<br />
Abb. 3a<br />
Abb. 3b<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Fachbeitrag _ Lichtbasiertes Verfahren<br />
_Fallbeispiel 4<br />
Fallbeispiel 4<br />
Abb. 4a_Patientin vor und …<br />
Abb. 4b_… drei Wochen nach<br />
einer 3-D-Behandlung.<br />
(Fotos: Mary Boaglio, RN.)<br />
Abb. 4a<br />
Abb. 4b<br />
erfreulich sind weitere Verbesserungen, die sich<br />
auch noch im Laufe mehrerer darauffolgender Monate<br />
„wie von Zauberhand“ eingestellt haben und<br />
das Rad der Hautalterung zurückdrehen.<br />
_Autorin<br />
face<br />
Dr. Dr. Christiane Gutsche<br />
_Zusammenfassung<br />
Durch die multimodale Anwendung von drei lichtbasierten<br />
Verfahren können alle Hautschichten erreicht<br />
werden. Die synergistischen Effekte führen,<br />
gleichzeitig in einer Sitzung für den Patienten<br />
schmerzfrei und nichtablativ einsetzbar, zu einer<br />
Verbesserung des Hauttonus und der Hauttextur bei<br />
gleichzeitiger Reduktion rötlicher und pigmentierter<br />
Hautoberfläche.<br />
Das 3-D-Verfahren stellt keine Alternative zur chirurgischen<br />
Faltenbehandlung dar. Es nimmt eine Position<br />
zwischen einer Behandlung mit Fillern und<br />
dem chirurgischen Facelifting ein. Die 3-D-Skinrejuvenation<br />
(Cutera-Technologie) ist meines Erachtens<br />
eine sehr effektive und innovative Behandlungsmethode,<br />
die durch keinerlei Ausfallzeiten nach der Behandlung<br />
überzeugt._<br />
Gräulinger Straße 120<br />
40625 Düsseldorf<br />
Tel.: 0211 28003104<br />
E-Mail: ch.gutsche@<br />
kliniken-duesseldorf.de<br />
www.face-and-harmonie.de<br />
1985 <strong>Medizin</strong>studium. 1991<br />
Promotion Humanmedizin. 1997 Promotion Zahnmedizin.<br />
Praktisches Jahr und AIP im Krankenhaus Gerresheim<br />
sowie in <strong>Klinik</strong> in Johannesburg (Südafrika). Vor<br />
ihrer Rückkehr als leitende Ärztin der Abteilung für<br />
MKG-Chirurgie/Plastische und Ästhetische Operationen<br />
nach Gerresheim 2006 Oberärztin in Abt. MKG-<br />
Chirurgie/Plastische Operationen im St. Josefshospital<br />
Krefeld-Uerdingen. 2005: Anerkennung der Zusatzbezeichnungen<br />
„Plastische und ästhetische Operationen“<br />
und als Fachärztin für Oralchirurgie.<br />
_Fallbeispiel 5<br />
Fallbeispiel 5<br />
Abb. 5a_Patientin vor und …<br />
Abb. 5b_… vier Wochen nach einer<br />
3-D-Behandlung.<br />
Abb. 5a<br />
Abb. 5b<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
News _ Produktinformation<br />
Schönheit und Gesundheit<br />
durch ein nichtinvasives<br />
Verfahren<br />
Autorin _ Frau Dr. med. K. Komender-Spira, Darmstadt<br />
_Diese alternative und unterstützende Maßnahme<br />
der ästhetischen <strong>Medizin</strong> und Chirurgie basiert auf<br />
einem multiplen Verfahren zur Verschönerung der<br />
Haut und des Körpers. Frauen wollen sich in erster Linie<br />
selbst gefallen und ihrem Alter entsprechend gut<br />
aussehen, anstatt künstlich sexy zu wirken. Um diese<br />
Natürlichkeit zu erreichen, ziehen sie immer öfter<br />
nichtinvasive, sanfte Methoden einem operativen<br />
Eingriff vor. Denn entscheidend ist das Ergebnis: typgerecht,<br />
dezent und natürlich soll es in jedem Fall<br />
sein.<br />
Auf der Suche nach sanften Methoden und alternativen<br />
Techniken für Gesichts- und Körperbehandlungen<br />
hat Frau Dr. med. K. Komender-Spira mit dem SKIN<br />
JET MESOLASTIC®-Verfahren eine nichtinvasive, alternative<br />
und überzeugende Behandlungsmethode<br />
entwickelt. Dieses neue und hochtechnologische,<br />
pro- und postoperative Verfahren ist umfangreich<br />
und vielseitig anwendbar. Das multifunktionale Gesamtkonzept<br />
kann in folgenden Bereichen angewendet<br />
werden:<br />
Naturlifting, Mesotherapie, Anti-Falten-Behandlungen,<br />
Face- & Body-Treatment, spezielles Eye-<br />
Treatment, Problemhaut, Anti-Aging, Energy-Fit,<br />
Anti-Schmerz, pre- und postoperativ.<br />
Die nichtinvasive Methode ermöglicht eine intensive<br />
Skin-Rejuvenation mit dem Ergebnis glatter und<br />
straffender Effekte. Darüber hinaus kann es für die<br />
Fettreduktion sowie Körpermodellage und als Anti-<br />
Schmerz- und Anti-Stress-Methode angewendet<br />
werden.<br />
Das intelligente, kompatible präparative und apparative<br />
System basiert auf einem synergetischen Gesamtkonzept<br />
der SKIN JET-Gerätesysteme, die auf<br />
den Prinzipien des Sphäro-Meso-Transfers und der<br />
Micropulsation aufgebaut sind. Dem Behandlungserfolg<br />
zugrunde liegt die wissenschaftlich korrekte<br />
Handhabung der Gerätesysteme in Kombination mit<br />
SKIN JET-Cosmeceuticals. Dieses kombinierte Verfahren<br />
ist in der Kinesiotherapie, Osteopathie, Chiro -<br />
praktik, QI der Chinesischen <strong>Medizin</strong> und Akupunktur<br />
verankert.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
News _ Produktinformation<br />
_Vorbereitung<br />
Eine Indikationsgruppe für MESOLASTIC®-Behandlungen<br />
sind nicht krankhafte Erscheinungen, die jedoch<br />
für die Betroffenen oftmals belastend sind und<br />
daher einer Therapie bedürfen. Mit der Mesotherapie<br />
lassen sich Cellulite, Haarausfall, Bindegewebsschwäche<br />
und Falten behandeln. Bei der Therapie wird durch<br />
intensivierte Blut- und Lymphzirkulation, Gewebeentschlackung<br />
und Geweberegeneration ein verbessertes<br />
Erscheinungsbild ohne operative Eingriffe erreicht.<br />
Vor jedem therapeutischen Behandlungsbeginn ist es<br />
notwendig, die körperliche und seelische Verfassung<br />
des Patienten zu berücksichtigen. Das SKIN JET-Verfahren<br />
wird mit der Vorbereitung des Körpers und der<br />
Haut auf die optimierte Aufnahme von Wirkstoffen<br />
und der Tiefenreaktion durch eine Leberdetoxikation<br />
und Nierenaktivierung nach der Methode von Dr.<br />
med. K. Komender-Spira eingeleitet. Eine Maßnahme<br />
übrigens, die grundsätzlich vor jeder Behandlung<br />
stattfinden sollte, insbesondere auch bei Anti-Aging,<br />
um das Gewebe aufzulockern und weitere Behandlungsschritte<br />
positiv zu aktivieren.<br />
Diese Methode verläuft parallel zu den Behandlungen<br />
am Gesicht oder Körper. Gleichzeitig werden individuelle<br />
körperliche Leiden, viele Schmerzarten,<br />
Muskelverspannungen, auch Kopfschmerzen etc.<br />
der jeweiligen Person berücksichtig und optimal behandelt.<br />
Ganz nach dem Motto „Nur ein lockerer und<br />
vom Schmerz befreiter Körper kann positive Impulse<br />
aufnehmen“ werden die physikalischen Prozesse, die<br />
Chakrazentren und Energiefelder positiv beeinflusst<br />
und in der Reaktion verstärkt.<br />
Um die Aufnahme und den Transfer von Mole külen<br />
vorzubereiten, sollte jede Haut anschließend mit dem<br />
Microdermabrasio-System vorbereitet werden, um<br />
abgestorbene Hautzellen gleichmäßig und unblutig<br />
abzutragen.<br />
_Funktionsweise<br />
Aufgebaut auf die SKIN JET Sphäro-Meso-Transfer-<br />
Technologie mit der Unterstützung der Micro-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
ANZEIGE<br />
<br />
<br />
Dermaceuticals. Dabei werden aufgrund mehrerer systemisch abgestimmten Behandlungsschritte<br />
die Zellen gleichzeitig aktiviert, beeinflusst und in eine sogenannte<br />
„Schockphase“ versetzt.<br />
_Behandlung mit Micropulsen<br />
<br />
<br />
Bestellung auch online möglich unter:<br />
www.oemus.com/abo<br />
<br />
Name<br />
Ja, ich möchte das Probeabo beziehen. Bitte liefern Sie mir<br />
die nächste Ausgabe frei Haus.<br />
Soweit Sie bis 14 Tage nach Erhalt der kostenfreien Ausgabe<br />
keine schriftliche Abbestellung von mir erhalten,<br />
möchte ich im Jahresabonnement zum Preis von<br />
44 EUR/Jahr inkl. gesetzl. MwSt. und Versandkosten<br />
innerhalb Deutschlands bzw. 46 EUR/Jahr inkl. gesetzl.<br />
MwSt. und Versandkosten außerhalb Deutschlands beziehen.<br />
Das Abonnement verlängert sich automatisch um<br />
ein weiteres Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor<br />
Ablauf des Bezugszeitraumes schriftlich gekündigt wird<br />
(Poststempel genügt).<br />
Antwort per Fax +49-(0)3 41/4 84 74-2 90 an<br />
OEMUS MEDIA AG oder per<br />
E-Mail an grasse@oemus-media.de<br />
Vorname<br />
Firma<br />
Straße<br />
Während der kurzen Behandlungszeit mit MESOLASTIC®-Micropuls lockert sich das<br />
Gewebe im Bruchteil von Sekunden, was zur Verbesserung und Aktivierung der biochemischen<br />
und physiologischen Prozesse führt. Die dadurch erreichte intensive Stimulation<br />
der Lymphzirkulation sowie die Aktivierung der Mikrozirkulation in Arterien und<br />
Venen, der sofortige Schadstoffabtransport und die bessere Sauerstoffzufuhr bei<br />
gleichzeitiger Aktivierung der Angiogenese führen zur harmonischen Wiederher -<br />
stellung der Bindegewebsstruktur und fördern das Gleichgewicht der Zellen.<br />
Aufgrund der Kraft der transdermalen Schwingungsreaktionen und der Wirkung der<br />
horizontalen und diagonalen Impulse wird die Hautbarriere durchlässiger. Da die Transportkanäle<br />
geöffnet werden, entsteht ein sogenannter Porototionsprozess, wodurch<br />
das Feuchtigkeitspotenzial bei gleichzeitiger Muskelstimulation des Tonus intensiviert<br />
wird.<br />
_Ultraschall im Magnetfeld<br />
Der Quarz-Ultraschall im Magnetfeld mit Rot- und Blaulicht bietet parallel verlaufende<br />
und gegenseitig unterstützende multiplizierende Nieder- und Hochfrequenzen, was zur<br />
Verstärkung einer transdermalen Reaktion und dem Transfer der mikromolekularen<br />
Struktur mit speziellen Wirkstoffen führt. Dahinter verbergen sich gleichzeitig oberflächlich<br />
und tief wirksame multiplizierte Frequenzen, die lokal bzw. großflächig die gewünschten<br />
Reaktionen erzielen. Die Kombination aus Nieder- und Hoch frequenz kann<br />
aufgrund der Ionen-Verschiebung im menschlichen Organismus und der Aktivierung<br />
der Natrium-Kalium-Pumpe optimale Reaktionen bei unterschiedlichen Therapieformen<br />
aufweisen. Auch die sofortige und gleichzeitige Reaktion von Magnetfeldern und<br />
Quarz-US auf die Physiologie der Zellen weist schneller als bisher positive Ergebnisse auf.<br />
_Wirkstoffcocktail<br />
Ein dem Problem angepasster Derma-Wirkstoffcocktail unterstützt das apparative System<br />
und damit den Behandlungserfolg. Aufgrund von energetischen Schwingungen<br />
können die biologischen Informationen und die Wirkung der Botenstoffe auf Nerven<br />
und Immunsystem weitervermittelt werden.<br />
_Resümee<br />
Die Wirksamkeit dieses Verfahrens, basierend auf der Aktivierung der Lymphbahnen, des<br />
Schadstoff abtransports, der Öffnung der Kanäle, der sofortigen Entspannung des Gewebes<br />
und schließlich dem optimalen Transport von Molekülen ermöglicht die Behandlung<br />
auch schwieriger Gewebeareale wie Augenzone, Mimikfalten oder Lippenbereich.<br />
Darüber hinaus ist die SKIN JET-Wundheilungsmethode nicht nur im postoperativen Verfahren<br />
anwendbar._<br />
<br />
PLZ/Ort/Land<br />
E-Mail<br />
Unterschrift<br />
Widerrufsbelehrung: Den Auftrag kann ich ohne Begründung<br />
innerhalb von 14 Tagen ab Bestellung bei der OEMUS MEDIA AG,<br />
Holbeinstr. 29, 04229 Leipzig, schriftlich widerrufen. Rechtzeitige<br />
Absendung genügt.<br />
Unterschrift<br />
OEMUS MEDIA AG<br />
Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig<br />
Tel.: +49 341 48474-0<br />
Fax: +49 341 48474-290<br />
E-Mail: grasse@oemus-media.de<br />
_Kontakt<br />
Frau Dr. med. K. Komender-Spira<br />
Präsidentin, SKIN JET GmbH<br />
Holzhofallee 1, 64283 Darmstadt<br />
Tel.: 06151 39118-0<br />
Fax: 06151 39118-20<br />
E-Mail: info@skin-jet.com, www.skin-jet.com<br />
face
Spezial _ Haut und Ernährung<br />
Möglichkeiten und<br />
Grenzen für Nahrungsergänzungsmittel<br />
Autor_ Dr. Jürgen Reimann, München<br />
_Nahrungsergänzungsmittel werden gemäß<br />
Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung vom<br />
24.05.2004 wie folgt definiert: „Nahrungsergänzungsmittel“<br />
sind Lebensmittel, die dazu bestimmt<br />
sind, die normale Ernährung zu ergänzen<br />
und Konzentrat von Nährstoffen oder sonstigen<br />
Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer<br />
Wirkung allein oder in Zusammensetzung<br />
darstellen und in dosierter Form in den Verkehr<br />
gebracht werden, d.h. in Form von z.B. Kapseln,<br />
Pastillen, Tabletten, Pillen und anderen ähnlichen<br />
Darreichungsformen.<br />
Betrachten wir zunächst noch einmal die Wirkstoffgruppen,<br />
die für Nahrungsergänzungsmittel<br />
ganz allgemein geeignet sind:<br />
– Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente)<br />
– Öle (Fisch-, Pflanzenöle sowie die ungesättigten<br />
Fettsäuren)<br />
– Pro- und Präbiotika (diese sind im Augenblick von<br />
besonderem Interesse)<br />
– Aminosäuren<br />
– Pflanzenextrakte<br />
– Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe (Polyphenole<br />
allgemein, speziell Anthocyane und Procyanidine,<br />
sog. OPCs [z.B. aus Beeren, Wein und grünem<br />
Tee], Flavonole, Flavane, Catechine, Phytoöstrogene)<br />
– Algen (Jod).<br />
Folgende Funktionen stehen dabei im Vordergrund:<br />
_ Schutzschild des Körpers gegen die Umwelt<br />
_ Schutzschild vor Hitze und Kälte<br />
_ Schutzhülle gegen Krankheitserreger und Strahlung<br />
_ Speicher für Nährstoffe und Wasser<br />
_ Ausscheidungsorgan für Abbauprodukte des<br />
Stoffwechsels<br />
_ Sinnesorgan.<br />
Die Haut ist daher für den Menschen von besonderer<br />
Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden und sie<br />
wird daher nicht zu Unrecht häufig als der Spiegel der<br />
Seele bezeichnet. Redensarten wie: „das geht einem<br />
unter die Haut“, „vor Scham errötet“ oder „aus der Haut<br />
fahren“ zeigen, wie sehr Haut und Seele miteinander<br />
verbunden sind. Deshalb ist eine gesunde Haut für<br />
den Menschen von besonderer Bedeutung.<br />
Was kann oder muss man tun, um die Haut frisch und<br />
jugendlich zu erhalten, außer der täglichen Reinigung<br />
und Pflege? Lange Zeit glaubte man, dass weitere<br />
Maßnahmen nicht nötig und auch nicht möglich sind.<br />
Durch die Fortschritte in der Ernährungsmedizin<br />
_Die Haut: Spiegel der Seele<br />
Die Haut ist unser größtes und sicherlich mit<br />
das wichtigste Organ für den Menschen.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Haut und Ernährung<br />
Antioxidantien<br />
_ Vitamin E, Vitamin C, Carotinoide mit Beta-Carotin,<br />
Lutein, Lycopen Zeaxanthin und Astaxanthin,<br />
Selen, Coenzym Q10<br />
_ Zink: Dieses Spurenelement nimmt eine<br />
Sonderstellung für die Haut ein (insbesondere<br />
bei Akne).<br />
_ B Vitamine: Biotin, Folsäure, Nikotinamid und<br />
Dexpanthenol<br />
_ Vitamin A<br />
_ Silizium, Eisen, Mangan, Molybdän, Kupfer.<br />
Die ungesättigten Fettsäuren<br />
_ Omega-6-Fettsäuren wie z.B. in Borretschöl,<br />
Nachtkerzenöl<br />
_ Omega-3-Fettsäuren wie z.B. in Fischöl, Leinöl,<br />
Perillaöl.<br />
haben wir jedoch erfahren, wie wichtig eine gesunde<br />
ausgewogene Ernährung auch für eine gesunde,<br />
junge und frische Haut ist. Da aber eine ausgewogene<br />
Ernährung häufig nicht realisiert wird oder<br />
nicht möglich ist, spielen heute sinnvolle Nahrungsergänzungsmittel<br />
immer mehr eine Rolle. Neben<br />
der Ernährung kommen die zusätzlichen Belastungen<br />
der Haut durch:<br />
_ zu intensives und häufiges Reinigen mit Agentien,<br />
die die Haut schädigen können<br />
_ Umweltbelastungen durch Rauchen, Smog und<br />
Ozonbelastung<br />
_ erhöhte UV-Belastungen und vorzeitiges Photo-<br />
Ageing.<br />
Insbesondere mit dem Thema Photo-Ageing beschäftigen<br />
sich die Dermatologen und Ernährungswissenschaftler<br />
seit geraumer Zeit intensiv.<br />
Wir wissen heute, welche Auswirkungen eine erhöhte<br />
UV-Belastung auf unsere Haut haben kann.<br />
Neben der Tatsache, dass UV-Belastung zu Veränderungen<br />
der Lipidstruktur, Nukleoproteine, bestimmter<br />
Eiweißkörper und zu Veränderungen der<br />
Aminosäure-Strukturen führen können, sind eine<br />
Reihe weiterer schädigender Eigenschaften bekannt.<br />
_Die Bedeutung der Mikronährstoffe<br />
Zahlreiche Arbeitskreise (Packer, Thiele, Weber,<br />
Azzi, Biesalski, Gollnick, Gehrig und Sies) haben<br />
gezeigt, dass die Mikronährstoffe, wie Vitamine,<br />
Mineralstoffe und Spurenelemente, für gesunde<br />
Hautfunktionen von essenzieller Bedeutung sind<br />
und zudem ausgeprägte Schutzfunktionen ausüben<br />
können. Im Blickpunkt der Wissenschaft stehen<br />
dabei folgende Wirkstoffe:<br />
Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe<br />
Polyphenole, z.B. aus grünem Tee, Weintrauben<br />
(Kerne und Schalen), Kiefernrinde, Blaubeeren und<br />
die wichtigen Phytoöstrogene – Algen (Jodgehalt).<br />
_Welche Produktkonzepte<br />
gibt es bereits?<br />
Auf dem Markt gibt es bereits zahlreiche Produkte,<br />
die zum Teil durchaus sinnvoll zusammengesetzt<br />
sind. Entscheidend ist jedoch, ob dazu entsprechende<br />
Literatur oder wissenschaftliche Studien<br />
vorliegen, die die Wirksamkeit zum Beispiel bei vorzeitiger<br />
Hautalterung durch Photo-Ageing bestätigen.<br />
Leider ist dies häufig nicht der Fall.<br />
Ganz allgemein kann jedoch für die nachfolgend<br />
aufgeführten Nährstoffe eine positive Wirkung<br />
auf verschiedene Hautfunktionen und vorzeitige<br />
Hautalterung als gesichert angesehen werden:<br />
Vitamin A<br />
Vitamin reguliert Wachstum und Differenzierung<br />
verschiedenster Zellen und Gewebe. Besteht<br />
ein Vitamin A-Mangel über längere Zeit, so<br />
resultiert eine Plattenepithelmetablasie. Die<br />
wiederum als Präkanzerose angesehen wird. Für<br />
die Haut ist sicherlich der Einfluss von Vitamin A<br />
auf die Zelldifferenzierung von größter Bedeutung.<br />
Die typische Mangelerscheinung im fortgeschrittenen<br />
Vitamin A-Stadium ist die Xerophtalmie,<br />
bei der es zu Hornhauttrübungen, Nekrosen<br />
der Hornhaut und unbehandelt zur Erblindung<br />
kommt. Daneben können Veränderungen<br />
von Haut und Schleimhäuten auftreten, die sich<br />
in erhöhter Infektanfälligkeit äußern können.<br />
Weitere Anzeichen können trockene, schuppende<br />
Haut sein. Die tägliche Zufuhr an Vitamin<br />
A sollte bei etwa 3.000 Einheiten liegen, entsprechend<br />
1mg Retinoläquivalent (1 i.E. = 0,3µg<br />
Retinol).<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Haut und Ernährung<br />
Vitamin B2<br />
Auch hier ist ein isolierter Mangel relativ selten.<br />
Trotzdem gibt es, insbesondere bei älteren Menschen,<br />
Hinweise auf das sogenannte Oro-Oculo-<br />
Genital-Syndrom sowie<br />
_ eine Neigung zur Zungenatrophie,<br />
_ Mundwinkelrhagaden,<br />
_ Entzündungen der Mundschleimhaut und der<br />
Zunge und<br />
_ einem Bild, das dem seborrhoischen Ekzem sehr<br />
ähnlich ist.<br />
Riboflavin<br />
Riboflavin ist ein Baustein der Coenzyme Flavin,<br />
Adenin, Binucleotid (FAD) und Flavinmononucloitid<br />
(FMN = Riboflavinphosphat), die als Bestandteile<br />
von Dehydrogenasen und Oxigenasen eine<br />
zentrale Rolle im oxidativen Stoffwechsel spielen.<br />
Mit der Nahrung werden freies Riboflavin sowie<br />
FAD und FMN aufgenommen. Die beiden Coenzyme<br />
werden im proximalen Dünndarm aufgespalten.<br />
Absorbiert wird freies Riboflavin in niedriger<br />
Konzentration aktiv mit einer Sättigungskinetik<br />
und in höheren Konzentrationen durch<br />
passive Diffusion. Die Deutsche Gesellschaft für<br />
Ernährung empfiehlt eine Zufuhr von täglich<br />
1,3mg Riboflavin.<br />
Nicotinamid (Niacin)<br />
Niacin ist als Bestandteil der Coenzyme NAD (Nicotinamid–Adenindinucleotid)<br />
und NADP (Nicotinamid-Adenindinucleotid-Phosphat)<br />
am Hydridionentransfer<br />
zahlreicher Hydrogenasen beteiligt.<br />
In diesen biologischen Redox, Reaktionen,<br />
die in allen Zellen des Organismus ablaufen, wirken<br />
NAD und NADP als Wasserstoff-Donatoren<br />
oder Akzeptoren. Niacin ist auf diese Weise am<br />
Auf- und Abbau von Kohlenhydraten, Fettsäuren<br />
und Aminosäuren beteiligt. Darüber hinaus wird<br />
NAD in Nichtredoxreaktionen bei der DNA Replikation<br />
und Reparatur sowie der Kalziummobilisation<br />
benötigt. Die Deckung des Niacinbedarfs erfolgt<br />
nicht nur durch die Niacinaufnahme, sondern<br />
auch durch eine körpereigene Biosynthese<br />
aus der essenziellen Aminosäure Tryptophan in<br />
der Leber und der Niere. Dies ist bei den Empfehlungen<br />
und Zufuhrberechnungen zu berücksichtigen.<br />
Nicht benötigtes Tryptophan wird dabei<br />
im Organismus des Körpers zur Synthese von<br />
Nikotinsäureamid verwendet. Aus 60mg Tryptophan<br />
wird etwa 1 mg Niacin gebildet.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt<br />
eine tägliche Zufuhr von 15 mg Niacinäquivalent<br />
(1mg Niacinäquivalent entspricht 60mg Tryptophan).<br />
Vitamin B6<br />
In seinen Coenzymformen Pyridoxalphosphat<br />
(PLP) und Pyridoxaminphosphat (PNP) ist Vitamin<br />
B6 an über 50 enzymatischen Umsetzungen, vorwiegend<br />
im Stoffwechsel der Aminosäuren, beteiligt.<br />
Besonders erwähnenswert ist hier seine<br />
Rolle als Coenzym im Homocysteinstoffwechsel.<br />
Ein schwerer Vitamin B6-Mangel äußert sich<br />
in Form einer seborrhoischen Dermatitis im Nasen-,<br />
Augen-, Mundbereich, einer eisenresistenten<br />
Anämie sowie in neurologischen Störungen.<br />
Die Zufuhrempfehlung für Vitamin B6 liegt bei<br />
1,5mg pro Tag.<br />
Vitamin B12<br />
Als Vitamin B12 (Cobalamine) werden verschiedene<br />
Verbindungen zusammengefasst, die ein<br />
Kobaltatom im Zentrum eines porphyrinähnlichen<br />
Ringsystems enthalten. Die in der Nahrung<br />
vorkommenden oder als Medikamente zugeführten<br />
Cobalamine werden vom Organismus<br />
in die aktiven Coenzyme Adenosyl- und Methylcobalamin<br />
umgebaut, die für die intramolekulare<br />
Umlagerung von Acrylresten beim Abbau<br />
ungeradzahliger und verzweigt-kettiger Fettsäuren<br />
(Adenosylcobalamin) sowie für die (zum<br />
Teil folatabhängige) Übertragung von Methylgruppen<br />
verantwortlich sind. Dadurch spielt Vitamin<br />
B12 eine wesentliche Rolle bei der Überführung<br />
der Speicher- und Transportformen der<br />
Folsäure in ihre Wirkform. Beim älteren Menschen<br />
sind Vitamin B12-Mangelzustände als<br />
Folge von Schleimhautatrophien des Magens<br />
häufiger als bei jungen Menschen. Der ergiebigste<br />
Vitamin B12-Lieferant ist die Leber. Die<br />
Zufuhrempfehlung für Vitamin B12 beträgt 3µg<br />
pro Tag.<br />
Biotin<br />
Biotinabhängige Enzyme (Carboxylasen) haben<br />
Schlüsselfunktionen in der Glukomyogenese, im<br />
Abbau von vier essenziellen Aminosäuren (Methionin,<br />
Isoleucin, Threonin, Valin) und in der<br />
Fettsäurebiosynthese. Als typische Biotin-Mangelerscheinungen<br />
gelten eine seborrhoische Dermatitis,<br />
Konjunktivitis, Schwäche, Anorexie und<br />
Übelkeit. Da Biotin zu einem gewissen Prozentsatz<br />
auch intestinal gebildet werden<br />
kann, kann der alimentäre<br />
Biotinbedarf nach wie<br />
vor nicht zuverlässig<br />
angeben werden. Die<br />
Schätzwerte für<br />
eine angemessene<br />
Zufuhr liegen daher<br />
bei 30–60µg<br />
Biotin pro Tag.<br />
Pantothensäure<br />
Anzeichen eines<br />
Pantothensäure-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Haut und Ernährung<br />
mangels können Taubheit und Brennen in den<br />
Unterschenkeln und Fußgelenkschmerzen sein,<br />
aber auch ein Ausbleichen der Haarfarbe.<br />
Pantothensäure wird im Körper sofort in eine aktive<br />
Form verwandelt, das sogenannte Coenzym A.<br />
Pantothensäure spielt als Teil von Coenzym A eine<br />
zentrale Rolle im Energiemetabolismus der Zelle,<br />
da es an über 100 Reaktionen beteiligt ist, die den<br />
Abbau von Kohlehydraten und Fetten, und damit<br />
die Entstehung der Zellenergie bewirken. Die Zufuhr<br />
von Pantothensäure soll nach der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung bei 6 mg pro Tag liegen.<br />
Antioxidantien<br />
Die Zufuhr der Antioxidantien sollte mindestens<br />
in der Höhe von 10–30mg Vitamin E, 100mg Vitamin<br />
C, 2mg Beta-Carotin (aus rechtlichen Gründen<br />
nicht höher), 3–5mg Lycopen, Zeaxanthin<br />
und Astaxanthin und 30–50µg Coenzym Q10<br />
liegen.<br />
Zink<br />
Zink ist an über 100 zinkabhängigen enzymatischen<br />
Reaktionen beteiligt und ist damit unentbehrlich<br />
für den Nukleinsäure- und Proteinmetabolismus<br />
und damit für die normale Zellproliferation<br />
und ganz allgemein für Entwicklungs-,<br />
Wachstums- und Regenerationsprozesse. Zusätzlich<br />
zu den enzymkatalytischen und proteinstrukturellen<br />
Funktionen besitzt Zink antioxidative<br />
Eigenschaften. Für Haut, Haare und Nägel ist<br />
es essenziell.<br />
Zink ist für die dermalen Umwandlungsprozesse<br />
vom Stratum germinativum zum Stratum corneum<br />
erforderlich. Dazu gehört auch seine Beteiligung<br />
an der Dehydrierung von Linol zu Linolensäure,<br />
die für eine geregelte Verhornung der<br />
Haut von Bedeutung ist. Zink spielt eine wesentliche<br />
Rolle im Stoffwechsel des Cysteins, der<br />
wichtigsten Aminosäure für den Aufbau des<br />
Haarkeratins. Bei Zinkmangel ist das Haar häufig<br />
dünn, farblos und brüchig. An den Nägeln zeigen<br />
sich meist weiße Flecken. Eine ausreichende Proteinsynthese<br />
ist Voraussetzung für alle Zellteilungs-<br />
und Wachstumsvorgänge. Von einem<br />
Zinkmangel sind daher vor allem Zellsysteme mit<br />
hoher Zellteilungsrate wie Hautzellen, Haarwurzelzellen<br />
und immunkompetente Zellen betroffen.<br />
Einige Studien belegen die positive Wirkung einer<br />
oralen Zinktherapie bei der Behandlung von Akne.<br />
Zink und Vitamin A sind für eine normale Epithelisierung<br />
essenziell. Zudem ist Zink für den Vitamin<br />
A-Stoffwechsel unentbehrlich; es hemmt die<br />
Talksekretion und das Wachstum vom Propionibakterium<br />
Acnes und Staphylococcus aureus. Die<br />
5-Alpha-Reduktase in der Haut wird gehindert<br />
und damit die Umwandlung von Testosteron<br />
in das talgdrüsenstimulierende Hormon<br />
5-Dehydrotestosteron. Bei Neurodermitis und<br />
Psoriasis gilt der Einfluss von Zink als gesichert.<br />
Bei beiden Erkrankungen liegt eine Störung des<br />
Prostaglandinstoffwechsels vor. Die tägliche<br />
Zufuhr von Zink nach den Empfehlungen der<br />
Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte<br />
10mg betragen.<br />
Silizium<br />
Silizium ist ein notwendiger Bestandteil der Mukopolisaccharide<br />
in Epithelien und Bindegewebe.<br />
Orale Siliziumgaben verbessern die Dicke und den<br />
Turgor der Haut sowie die Beschaffenheit brüchiger<br />
Nägel und Haare.<br />
Im Tierversuch treten bei einem Siliziummangel<br />
Störungen an Knochen, Knorpel, Haut, Haaren,<br />
Nägeln und Bindegewebe auf. Da Silizium nicht<br />
als essenziell gilt, gibt es auch keine Schätzwerte<br />
für eine wünschenswerte Zufuhr. Berechnungen<br />
gehen jedoch davon aus, dass die tägliche Aufnahme<br />
zwischen 20 und 50mg liegt. Die tatsächlich<br />
resorbierte Menge wird auf ca. 9mg pro Tag<br />
geschätzt.<br />
Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren<br />
Die Wirkungsweise dieser Fettsäuren liegt sicherlich<br />
auch in der Beeinflussung des Prostaglandinstoffwechsels.<br />
Polyphenole<br />
Für die Polyphenole gibt es keine Zufuhrempfehlungen;<br />
100mg zum Beispiel eines Grünteeextraktes<br />
standardisiert auf Polyphenole erscheint jedoch<br />
durchaus sinnvoll.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Haut und Ernährung<br />
Phytoöstrogene<br />
Unter Phytoöstrogenen werden in erster Linie<br />
die Isoflavone aus Soja und Rotklee verstanden.<br />
Bei den Phytoöstrogenen handelt es sich um<br />
schwach wirkende Östrogene, deren Wirkung<br />
deutlich weniger stark ausgeprägt ist als die der<br />
körpereigenen Östrogene. Sie besetzen jedoch die<br />
gleichen Hormonrezeptoren.<br />
Bei einem Östrogenmangel wirken sie daher vergleichbar<br />
mit schwachen Hormonersatzpräparaten,<br />
die an den Rezeptoren ihre östrogenartige<br />
Wirkung entfalten. Bei übermäßig hohen Östrogenspiegeln<br />
wirken Phytoöstrogene dagegen wie<br />
Hormonblocker, die die Östrogenrezeptoren besetzt<br />
halten, sodass die wesentlich stärkeren körpereigenen<br />
Östrogene ihre Wirkung nicht entfalten<br />
können. Die positiven Wirkungen der Phytoöstrogene<br />
speziell auf die vorzeitig gealterte Haut<br />
bei Frauen sind durch zahlreiche Studien<br />
belegt. Die Zufuhr dieser Phytoöstrogene sollte<br />
jedoch nicht über 80mg pro Tag liegen.<br />
_Allgemeine Nährstoffzufuhrempfehlungen<br />
für Hautprobleme<br />
Trockene Haut<br />
Erhöhung der Zufuhr an Vitamin E und an Gamma<br />
Linolensäure (Omega-6 Fettsäuren): z.B. Nachtkerzenöl,<br />
Borretschöl.<br />
Akne<br />
Vitamin E, Zink, Gamma Linolensäure und Selen.<br />
Ekzeme<br />
Vitamin C, Zink, Gamma Linolensäure und Omega-3-<br />
Fettsäuren.<br />
Nägel<br />
Vitamin C, Calcium, Zink, Biotin und die Aminosäure<br />
L-Cystein.<br />
Haare<br />
Vitamin E, Vitamin C, Gamma Linolensäure, Biotin,<br />
Cystein, Bockshornsamen.<br />
Vorzeitige Hautalterung<br />
Antioxidantien wie die Cartinoide: Beta-Carotin, Lycopen,<br />
Astaxanthin und Zeaxanthin, Vitamin C, Vitamin<br />
E, die Spurenelemente Zink und Selen, die B Vitamine<br />
Biotin, Pantothensäure, Niacin, Vitamin B2 und<br />
speziell für Frauen die Phytoöstrogene auf der Basis<br />
von Soja- oder Rotklee-Konzentraten._<br />
Literatur (Auswahl)<br />
[1] Anne-Katrin Greul et al.; Photoprotection of UV-Iirridiated Human<br />
Skin: An Antioxidative Combination of Vitamins E and C, Carotenoids,<br />
Selenium and Proanthocyanidins; Skin Pharmacol Appl.<br />
Skin Physiol 2002, Karger AG Basel.<br />
[2] Wolf Nürnberg et al.; Einfluss von Vitalstoffen auf den Alterungsprozess<br />
der Haut; Ernährung & <strong>Medizin</strong> 2002.<br />
[3] Roberta Riccialrelli et al.; Age-Dependent Increase Of Collagenase<br />
Expression Can Be Reduced By -Tocopherol Via Protein Kinase<br />
C Inhibition; Free Radical Biology & Medicine, Vol.27, Nos.<br />
7/8 pp. 729–737, 1999.<br />
[4] Mauricio Podda et al.; UV-Irradiation Depletes Antioxidants and<br />
Causes Oxidative Damage In A Model Of Human Skin; Free Radical<br />
Biology & Medicine, Vol.24, No. 1, pp. 55–65, 1998.<br />
[5] Jens J. Thiele et al.; Depletion of Human Stratum Corneum Vitamin<br />
E: An Early and Sensitive In Vivo Marker of UV Induced Photo-<br />
Oxidation; Society for Investigative Dermatology, Inc. 1998.<br />
[6] Hans Konrad Biesalski et.al. ; Effects on Controlled Exposure of<br />
Sunlight on Plasma and Skin Levels of ß-carotene; Free Rad. Res.,<br />
Vol 24, No. 3 pp. 215–224.<br />
[7] Alois Kretz et al.; Vitamins; Copyright 2001 Marcel Dekker Inc.<br />
_Autor<br />
Dr. Jürgen Reimann<br />
Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger<br />
für Abgrenzung Arzneimittel/Lebensmittel,<br />
Nahrungsergänzungsmittel und diätetische<br />
Lebensmittel.<br />
Fachapotheker für Arzneimittelinformationen und<br />
pharmazeutische Analytik. Lehrbeauftragter an den<br />
Universitäten München und Regensburg.<br />
Pöckingerstr.12a<br />
81475 München<br />
Tel.: 089 7556662<br />
Fax: 089 74575456<br />
E-Mail: dr.juergen.reimann@t-online.de<br />
face<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Endokrinologie<br />
Ästhetische<br />
Endokrinologie<br />
Der topische Einsatz von Steroidhormonen zur<br />
Erzielung kosmetischer Effekte<br />
Autor _ Dr. med. Bernd Kleine-Gunk, Fürth<br />
Die positive Wirkung weiblicher Geschlechtshormone auf Haut, Schleimhäute und Haare ist seit Langem bekannt. Über viele<br />
Jahre hinweg waren diese Wirkungen jedoch allenfalls ein zwar erwünschter, jedoch keinesfalls primär intendierter Nebeneffekt<br />
einer systemischen Hormontherapie. Mit dem Aufkommen der Anti-Aging-<strong>Medizin</strong> und einer immer stärkeren Betonung<br />
ästhetischer Aspekte erlangt jedoch auch die topische Applikation von Steroidhormonen zur Erzielung kosmetischer<br />
Effekte (Hormonkosmetik) eine zunehmende Bedeutung.<br />
_Es gibt nicht wenige Kritiker, die in der allgegenwärtigen<br />
Propagierung kaum erreichbarer Schönheitsideale<br />
eine bedenkliche Entwicklung des Zeitgeistes<br />
sehen („Beauty-Terrorismus“). Auch Ärzte<br />
werden kritisiert, wenn sie ihre Kunst statt in die Behandlung<br />
von Erkrankungen in die Optimierung von<br />
Schönheit investieren. Bei allen sicherlich zu Recht<br />
angeprangerten Auswüchsen des gegenwärtigen<br />
Schönheitswahnes bleibt jedoch festzuhalten: Das<br />
Verlangen, insbesondere des weiblichen Teils der<br />
Menschheit, sich mithilfe externer Wirkstoffe (Kosmetika)<br />
zu verschönern, ist wahrscheinlich so alt wie<br />
die zivilisierte Menschheit selbst. So findet sich z.B.<br />
bereits im alten Ägypten ein geradezu exzessiver Gebrauch<br />
von Kosmetika. Und auch Ärzte haben sich<br />
schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt auf ästhetischem<br />
Gebiet engagiert. So findet sich bereits im<br />
4. Jahrhundert v. Chr. in den Abhandlungen des Hippokrates<br />
über Frauenkrankheiten ein umfangreiches<br />
Kapitel mit kosmetischen Rezepturen, u.a. „zur Glättung<br />
von Runzeln“ oder auch „um dem Gesicht ein<br />
schöneres Aussehen zu verleihen“. Auch der zweite<br />
Stammvater der antiken <strong>Medizin</strong>, Galenus von Pergamon<br />
(129–199 n.Chr.) beschäftigte sich intensiv<br />
mit kosmetischen Zubereitungen. Die berühmte<br />
„Kaltcreme“ (Unguentum refrigerans) des Begrün-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Als wichtigster Pathomechanismus des Photo-<br />
Agings gilt die Bildung von freien Radikalen in der<br />
Haut mit nachfolgender oxidativer Schädigung diverser<br />
Zellstrukturen. 3 Dies wirkt sich vor allem im<br />
Bereich der Dermis (Lederhaut) aus. Hier führt die<br />
oxidative Belastung zu einer Degeneration und Desintegration<br />
von dermalen, extrazellulären Fasern.<br />
Über die Induktion von Matrix-Metalloproteinasen<br />
(MMPs) kommt es zu einem übermäßigen Abbau<br />
hauptsächlich von Typ 1-Kollagen, aber auch zu einer<br />
Akkumulation und Ablagerung von pathologischem,<br />
„elastotischem“ Material. 4 Das typische klinische<br />
Bild einer extrinsischen Voralterung ist daher<br />
die „lederartige gegerbte Haut“ mit ihren tiefen Falten<br />
und Furchen. Das histologische Korrelat ist das<br />
einer Elastose.<br />
_Intrinsische Hautalterung<br />
ders der Galenik war wohl der erste kosmetische Verkaufserfolg<br />
der Antike. 1 Wir sehen: Lifestylemedizin<br />
und ästhetisches Anti-Aging sind durchaus keine<br />
Erfindung des ausgehenden 20. Jahrhunderts.<br />
Der Kampf gegen Falten, Fältchen und eine dünner<br />
werdende Haut ist letztlich ein Kampf gegen Alterungsprozesse,<br />
die an unserem größten Organ, der<br />
Haut, in besonderer Weise sichtbar werden. Fundierte<br />
Kenntnisse über den Alterungsprozess im Allgemeinen<br />
und den der Haut im Besonderen sind daher<br />
Voraussetzung für wirksame Therapieansätze.<br />
_Extrinsische Hautalterung<br />
Die Haut altert doppelt. Im Allgemeinen wird zwischen<br />
einer extrinsischen und einer intrinsischen<br />
Hautalterung unterschieden. Zu den äußeren Faktoren,<br />
die für die extrinsische Alterung verantwortlich<br />
sind, gehören UV-Strahlung, Rauchen, Umweltnoxen<br />
sowie Ernährungs- und Lebensstilfaktoren. Der<br />
bei Weitem wichtigste Faktor ist die UV-Strahlung,<br />
die für nahezu 80 Prozent der extrinsischen Hautalterungsprozesse<br />
verantwortlich gemacht wird. 2 Aus<br />
diesem Grund hat sich für die extrinsische Hautalterung<br />
auch der Begriff „Photo-Aging“ eingebürgert.<br />
Ganz anders verläuft der Mechanismus bei der intrinsischen<br />
Hautalterung. Sie wird bestimmt durch die genetische<br />
Veranlagung sowie durch diverse innere Einflüsse,<br />
wobei Veränderungen des Hormonhaushaltes<br />
die entscheidende Rolle spielen. Charakteristisch für<br />
die intrinsische Hautalterung ist eine Atrophisierung<br />
der Haut in allen drei Schichten (Epidermis, Dermis,<br />
Sucutis) einschließlich ihrer Hautanhangsgebilde<br />
(Haarfollikel, Talgdrüsen etc.) 5 (Abb. 1). Sowohl die<br />
Anzahl der Keratozyten der Epidermis als auch der<br />
Fibroblasten in der Dermis nehmen mit dem Alter ab.<br />
Die Tatsache, dass beide Zellarten sowohl Östrogenals<br />
auch Androgenrezeptoren aufweisen, deutet auf<br />
die Hormonabhängigkeit dieses Prozesses hin. 6<br />
Mehr noch als die Abnahme der zellulären Bestandteile<br />
sind jedoch Veränderungen der extrazellulären<br />
Matrix für das Erscheinungsbild der intrinsischen<br />
Hautalterung verantwortlich. So kommt es bereits in<br />
den ersten fünf Jahren nach der Menopause zu einer<br />
Abnahme der dermalen Kollagenfasern um etwa 30<br />
Prozent. 7 Auch andere Bestandteile der dermalen<br />
Grundsubstanz, wie z.B. die für die Wasserbindung<br />
entscheidende Hyaluronsäure, finden sich in<br />
einer Hormonmangelsituation deutlich vermindert<br />
(Tab. 1). 8 Die Folge ist das klinische Bild einer dünnen,<br />
eher trockenen Haut mit Ausbildung sehr viel feinerer<br />
Fältchen als sie bei der extrinsischen Hautalterung<br />
zu beobachten sind. 9<br />
Tabelle 1<br />
Folgen des Östrogenmangels für die Haut<br />
– Verdünnung der Haut<br />
– Feuchtigkeitsverlust<br />
– Verminderte Elastizität<br />
– Verminderte Vaskularisation<br />
– Verminderte Kollagenneosynthese<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Endokrinologie<br />
Wenn es um den Einsatz von Hormonen geht, ist jedoch<br />
nicht nur der Nachweis einer entsprechenden<br />
Wirkung von Bedeutung, sondern ebenso der Ausschluss<br />
unerwünschter Nebenwirkungen. So wissen<br />
wir aus der systemischen Hormonersatztherapie seit<br />
Langem, dass die Haut nicht nur Zielorgan von Östrogenen<br />
ist, sondern auch ein geeignetes Medium,<br />
diese zu inkorporieren – eine Tatsache, die man sich<br />
im Rahmen der transdermalen Hormonsubstitution<br />
seit Langem zunutze macht.<br />
Abb. 1a Abb. 1b Abb. 1c<br />
_Auswahl der richtigen<br />
Östrogene entscheidend<br />
Abb. 1a_Prämenopausale Haut.<br />
Abb. 1b_Peri- und<br />
postmenopausale Haut.<br />
Abb. 1c_Senile Haut.<br />
Die kosmetische Industrie hat in den letzten Jahren<br />
hohe Summen in die Erforschung der Hautalterung<br />
sowie in die Entwicklung neuer Hautpflegeprodukte<br />
und „Anti-Aging-Substanzen“ gesteckt. Das gilt für<br />
den Bereich von Feuchthaltesubstanzen (Moisturizern)<br />
ebenso wie für verbesserte topische Lichtschutzfaktoren<br />
und Antioxidantien. Für all diese Produkte<br />
gilt jedoch: Sie beeinflussen ausschließlich die<br />
extrinsische Hautalterung, das Photo-Aging. Die Tatsache,<br />
dass es so gut wie keine Präparate zur Behandlung<br />
der intrinsischen Hautalterung gibt, hat<br />
einen relativ einfachen Grund. Die intrinsische Hautalterung<br />
ist im Wesentlichen hormonmangelbedingt<br />
und lässt sich effektiv auch nur durch die Zufuhr der<br />
fehlenden Hormone behandeln. Hormone sind jedoch<br />
als medizinische Inhaltsstoffe klassifiziert und<br />
somit für die kosmetische Industrie nicht zugänglich.<br />
Ihre Verschreibung – auch in topischer Form – bleibt<br />
in der Hand des Arztes, die Zubereitung in der des<br />
Apothekers.<br />
_Wirkung von Östrogenen auf der Haut<br />
Der Beleg, dass die intrinsische Hautalterung durch<br />
den Einsatz von Steroidhormonen weitgehend reversibel<br />
ist, wurde inzwischen im Rahmen einer ganzen<br />
Reihe von Untersuchungen erbracht. So weisen postmenopausale<br />
Frauen unter einer systemischen Hormonersatztherapie<br />
gegenüber einer unbehandelten<br />
Vergleichsgruppe eine höhere Hautdicke undfeuchtigkeit<br />
sowie einen signifikant höheren Kollagen-<br />
und Elastingehalt der Haut auf. 10 Diese Veränderungen<br />
lassen sich nicht nur histologisch nachweisen,<br />
sondern haben einen sicht- und messbaren<br />
Effekt auf die Häufigkeit und Tiefe von Falten<br />
(Abb. 2). 11<br />
Ganz ähnliche Effekte lassen sich an der Haut aber<br />
auch im Rahmen einer topischen Behandlung mit<br />
den entsprechenden Hormonen erzielen. Auch hier<br />
konnte in mehreren Studien ein positiver Effekt auf<br />
die entscheidenden Faktoren der Hautalterung<br />
wie Kollagengehalt, Hyaluronsäurekonzentration,<br />
Hautdicke und Hornschichtfeuchtigkeit belegt werden.<br />
12<br />
Von außerordentlicher Wichtigkeit ist daher bei<br />
hormonkosmetischen Rezepturen die Auswahl des<br />
richtigen Östrogens. Die Verwendung von 17--<br />
Östradiol, wie sie noch immer in älteren Rezepturen<br />
für Hormonkosmetika empfohlen wird, muss heute<br />
als obsolet betrachtet werden. 17--Östradiol wird<br />
nach topischer Applikation in hohem Maße resorbiert<br />
und entfaltet systemische Wirkungen, vor allem<br />
auf das Endometrium. Die Auslösung irregulärer<br />
uteriner Blutungen kann aber nicht das Ziel einer<br />
hormonkosmetischen Behandlung sein. Die<br />
Substanz der Wahl im Rahmen der Hormonkosmetik<br />
ist daher das Östriol, das insgesamt gegenüber<br />
dem 17--Östradiol zwar eine deutlich geringere<br />
Wirkung aufweist, dessen Effekt auf die Haut jedoch<br />
nahezu gleichwertig ist. Allenfalls das 17--<br />
Östradiol, das ebenfalls keine proliferierende Wirkung<br />
auf das Endometrium ausübt, kann neben dem<br />
Östriol in topischen Präparaten zum Einsatz kommen.<br />
Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen:<br />
Wer 17--Östradiol topisch appliziert, betreibt<br />
keine Hormonkosmetik, sondern eine transdermale<br />
Hormonsubstitution. Das Ziel einer lokalen Therapie<br />
ist es aber gerade, keine systemischen Wirkungen<br />
hervorzurufen.<br />
_Wirkung der Gestagene<br />
Neben den Östrogenen weisen aber auch die Gestagene<br />
dermatotrope Effekte auf. Allerdings ist hier<br />
die Studienlage deutlich dünner. Die wohl interessanteste<br />
Wirkung der Gestagene ist ihre Beeinflussung<br />
der internen Regulation der Kollagenasen, die<br />
vor allem für das körpereigene Progesteron nachgewiesen<br />
werden konnte. 13<br />
Kollagenasen gehören zur Gruppe der Matrix-<br />
Metalloproteinasen (MMPs) einer Gruppe von proteolytischen<br />
Enzymen, die Kollagen, Elastin und<br />
weitere Bindegewebsproteine abbauen können und<br />
die somit essenziell für das Remodelling des dermalen<br />
Bindegewebes sind. 14 Dieses Remodelling ist ein<br />
physiologischer und notwendiger Prozess. Eine vermehrte<br />
Aktivität der MMPs, wie sie im Alter, aber<br />
auch induziert durch exogene Faktoren wie UV-Be-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Endokrinologie<br />
strahlung und Nikotinabusus gesehen wird, führt<br />
allerdings zu einem unphysiologischen Kollagenund<br />
Bindegewebsabbau. Als effektiver MMP-Hemmer<br />
ist das Progesteron somit ein wichtiger Bestandteil<br />
hormonkosmetischer Rezepturen. 15<br />
Unter den synthetischen Gestagenen sind vor allen<br />
jene mit antiandrogener Wirkung von Interesse. Der<br />
Einsatz im Rahmen von antiandrogenen Ovulationshemmern<br />
(Belara®, Diane 35®, Valette®) ist ein<br />
überaus wirksamer Behandlungsansatz der Akne<br />
vulgaris. Allerdings verbietet sich dieser Therapieansatz<br />
bei Frauen mit Kinderwunsch und natürlich<br />
bei Männern, die in ihrer Jugend ja häufig besonders<br />
intensiv von Akne betroffen sind. Antiandrogene<br />
Gestagene, wie z.B. das Cyproteronacetat, sind jedoch<br />
ebenfalls topisch wirksam, sodass ihre Anwendung<br />
in Form von Gelen auch in diesen Fällen<br />
möglich ist. 16 Als additive Maßnahme können sie<br />
darüber hinaus die Wirkung einer entsprechenden<br />
Ovulationshemmerbehandlung wirksam unterstützen.<br />
_Wirkung der Androgene<br />
Die Wirkung von Androgenen auf die weibliche<br />
Haut wird zumeist mit eher unerwünschten Effekten<br />
wie Seborrhoe, Akne oder Hypertrichose in Verbindung<br />
gebracht. Allerdings zeigen Androgene im<br />
dermalen Bereich durchaus auch erwünschte Wirkungen.<br />
So führen sie zu einer vermehrten Vernetzung<br />
des dermalen Bindegewebes und einer Beeinflussung<br />
der Mikroarchitektur des subkutanen Fettgewebes.<br />
Diesen Effekt macht man sich vor allem in<br />
der Behandlung der Cellulite zunutze.<br />
Die Cellulite (Dermopanniculosis deformans) ist<br />
eine typische geschlechtsspezifische Veränderung<br />
des subkutanen Fettgewebes. Die Tatsache, dass<br />
diese Veränderung ausschließlich Frauen (und eunuchoide<br />
Männer) betrifft, ist bedingt durch Unterschiede<br />
im Aufbau der bindegewebigen Septen der<br />
Subcutis. Während bei Männern die bindegewebigen<br />
Septen reichlich Quervernetzungen aufweisen,<br />
sind sie bei Frauen säulenartig angeordnet.<br />
Füllen sich die Kammern dieser Septen mit Fettzellen<br />
und kommt erschwerend noch ein Lipödem<br />
hinzu, so resultiert daraus das bekannte Phänomen<br />
einer Orangen- oder Matratzenhaut, hauptsächlich<br />
im Bereich der gluteofemoralen Region (Abb. 3).<br />
<strong>Medizin</strong>isch ist das zwar ohne jede Bedeutung, kosmetisch<br />
wird es jedoch von vielen Frauen als Makel<br />
empfunden.<br />
_Topisch wirksame Androgene<br />
Abb. 2a<br />
Abb. 2b<br />
Eine wirksame Behandlung besteht in der lokalen<br />
Anwendung von Androgenen, die zu einer Modifikation<br />
des subkuten Fettgewebes im Sinne einer<br />
vermehrten Quervernetzung führen und somit einen<br />
kausalen Therapieansatz darstellen. Aber auch<br />
hier ist die Auswahl des richtigen Androgens von<br />
entscheidender Bedeutung. Ähnlich wie das 17--<br />
Östradiol wird auch das Testosteron perkutan resorbiert<br />
und entfaltet dann systemische Wirkungen.<br />
Da die meisten Frauen mit Cellulite keine Zeichen<br />
eines allgemeinen Androgenmangels aufweisen,<br />
ist dieser Effekt eher unerwünscht. Ein<br />
weiterer Aspekt kommt hinzu: Die Androgene sollen<br />
vor allem im Bereich der Subcutis wirken. Subkutanes<br />
Fettgewebe enthält jedoch große Mengen<br />
an Fettgewebsaromatase, also jenem Enzym, das<br />
durch Aromatisierung Androgene in Östrogene<br />
weitermetabolisiert. Die topische Applikation von<br />
Testosteron führt so letztlich nur zu einer Erhöhung<br />
der Östrogenspiegel im behandelten Bereich,<br />
also dem genauen Gegenteil der intendierten Wirkung.<br />
Daraus folgt, dass die zur Therapie des männlichen<br />
Androgenmangels erhältlichen Testosterongele<br />
zur Behandlung der weiblichen Cellulite<br />
nicht geeignet sind. Das Androgen der Wahl ist vielmehr<br />
das Andros tanolon, dessen systemische Wirkung<br />
minimal ist und das zu den nicht aromatisierbaren<br />
Androgenen gehört. 17 Begleitende Maßnahmen<br />
wie eine allgemeine Fettgewebsreduktion und<br />
die gezielte Behandlung des Lipödems können den<br />
Erfolg einer hormonkosmetischen Therapie der<br />
Cellulite wirksam unterstützen.<br />
Wie bereits erwähnt dürfen Hormone in freiverkäuflichen<br />
Kosmetika nicht verwendet werden,<br />
da diese dadurch zu Arzneimitteln würden. Umgekehrt<br />
ist es allerdings durchaus möglich, Hormonkosmetika<br />
mit zusätzlichen Pflegestoffen anzureichern.<br />
Durch die Einarbeitung von topischen Antioxidanzien<br />
und Moisturizern ist somit auch eine<br />
Beeinflussung der extrinsischen Hautalterung<br />
möglich. Zu den topisch wirksamen Antioxidanzien<br />
gehören z.B. die Vitamine C und E sowie Vitamin A-<br />
Derivate (Retinol). Insbesondere die Wirkung der<br />
Vitamin A-Säure (Tretinoin, Retinsäure) ist wissenschaftlich<br />
gut untersucht und belegt. So gehört die<br />
Abb. 2a–b_Cellulite – Geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede in<br />
der Mikroarchitektur des subkutanen<br />
Fettgewebes (a: weiblich,<br />
b: männlich).<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Spezial _ Endokrinologie<br />
Abb. 3a<br />
Abb. 3a–b_Klinischer Effekt durch<br />
0,3% Östriolsalbe (a: Vor Therapie,<br />
b: Nach zwölf Wochen Behandlung).<br />
Retinsäure zu den wenigen Substanzen, die einen<br />
tatsächlichen Einfluss auf die Kollagenneosynthese<br />
haben. Bezüglich weiterer dermatokosmetischer<br />
Wirkstoffe sei auf die einschlägige Fachliteratur<br />
verwiesen. 18<br />
_Galenik entscheidet<br />
Für einen erfolgreichen Einsatz von Hormonkosmetika<br />
ist nicht zuletzt aber auch die Galenik von entscheidender<br />
Bedeutung. Natürliche Steroidhormone<br />
lösen sich am besten in Alkohol, Äther und<br />
Aceton oder auch in fetten Ölen. Beides ist unter<br />
hautpflegerischen Gesichtspunkten wenig ideal.<br />
Alkohol und Aceton trocknen die Haut aus, fettende<br />
Salben schmieren und verleihen der Haut ein unangenehmes<br />
Glänzen.<br />
Tabelle 2<br />
Abb. 3b<br />
Beispiel einer hormonkosmetischen Rezeptur<br />
– Progesteron . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,00<br />
– Androstanolon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,10<br />
– Estriol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,50<br />
– 17--Estradiol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,10<br />
– RonaCare ® VTA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,00<br />
– Emblica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,05<br />
– Allantoin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,00<br />
– Nachtkerzenöl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,00<br />
– Propylenglycol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,00<br />
– Jojobaöl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,00<br />
– Span 80 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,50<br />
– Tween 20 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,50<br />
– Tocopherolacetat . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,25<br />
– Hydrocotyl Extrakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,00<br />
– Ol. Carot. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,10<br />
– Aromaöl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . q.s.<br />
– Carbomer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,28<br />
– Hyaluronsäure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,03<br />
– D-Panthenol 50P . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,84<br />
– NaOH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,85<br />
– Phenoxyethanol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,21<br />
– Aqua purificata . . . . . . . . . . . . . . . . . ad 50,00<br />
M.f. Fluid<br />
Eine Möglichkeit, dieses zu vermeiden, bietet die<br />
Vorlösung der Hormone in dem für sie am besten geeigneten<br />
Öl. Für Östriol ist das Nachtkerzenöl gut<br />
geeignet, das Progesteron löst sich gut in Jojobaöl.<br />
Die optimale Grundlage für das Androstanolon sind<br />
Centella asiatica-Extrakte unter Zugabe von Protylenglycol.<br />
Die genannten Vorlösungen der Hormone<br />
passieren ohne Wärmezufuhr, also bei Raumtemperatur.<br />
Auf diese Weise wird eine Auskristallisation<br />
der Hormone beim Abkühlen verhindert und die<br />
chemische Stabilität der Hormonstrukturen bleibt<br />
erhalten. Die so vorgelösten natürlichen Steroidhormone<br />
werden dann sukzessive in die eigens für<br />
die Hormonkosmetik hergestellten Grundlagen eingearbeitet<br />
(Tab. 2).<br />
Schon aus diesen wenigen Ausführungen wird ersichtlich,<br />
wie anspruchsvoll die Galenik guter Hormonkosmetika<br />
ist. Aus diesem Grunde empfiehlt<br />
sich für den auf diesem Gebiet tätigen Arzt unbedingt<br />
die Zusammenarbeit mit einer entsprechend<br />
spezialisierten Apotheke. Das einfache Einrühren der<br />
entsprechenden Hormone in eine wie auch immer<br />
geartete „Basiscreme“ führt nicht zu Produkten, die<br />
Frauen auf Dauer als Pflegemittel akzeptieren.<br />
_Zukunftsmarkt Hormonkosmetik<br />
Der Bereich des ästhetischen Anti-Aging wird auch<br />
in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Da ein<br />
gesundes und jugendliches Aussehen vor allen über<br />
den Hautzustand kommuniziert wird, steigt die<br />
Nachfrage nach effektiven Maßnahmen zur Ver -<br />
besserung des Hautzustandes. Im Gegensatz zur<br />
kosmetischen Industrie haben Ärzte dabei die Möglichkeit,<br />
mit wesentlich wirksameren Inhaltsstoffen<br />
zu arbeiten und somit an der Haut Effekte zu erzielen,<br />
die mit klassischen Kosmetika niemals erreichbar<br />
sind._<br />
Literaturliste beim Verlag erhältlich.<br />
_Kontakt<br />
Dr. med. Bernd Kleine-Gunk<br />
Europaallee 1<br />
90763 Fürth<br />
www.kleine-gunk.de<br />
Weitere Informationen und Rezepturen:<br />
Apotheke Breitscheidstraße<br />
Rudolf-Breitscheid-Straße 41<br />
90762 Fürth<br />
www.a-b-f.de<br />
face<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
3. Recht<br />
Beiträge geordnet nach<br />
Erscheinungstermin<br />
(aktuelle Artikel vor älteren Beiträgen)
Information _ Recht<br />
Umsatzsteuerpflicht von<br />
Schönheitsoperationen<br />
Autorin _ RA Nadja Döscher, LL.M., Marlies Schreiber-Aderhold, Dipl.-Oec., Steuerberaterin, Chemnitz<br />
_Recht<br />
_Kontakt faceI 2_2008<br />
Nadja Döscher<br />
LL.M. Rechtsanwältin<br />
An der Markthalle 6<br />
09111 Chemnitz<br />
Tel.: 0371 66607-233<br />
Fax: 0371 66607-266<br />
E-Mail:<br />
info@kanzlei-doescher.de<br />
www.kanzlei-doescher.de<br />
Dipl.-Oec. Marlies<br />
Schreiber-Aderhold<br />
Steuerberaterin<br />
Activ Treuhand Chemnitz<br />
Steuerberatungsgesellschaft<br />
mbH<br />
An der Markthalle 6<br />
09111 Chemnitz<br />
_Grundsätzlich sind ärztliche Leistungen von der<br />
Umsatzsteuer befreit. Bekannt ist aber: Kein Grundsatz<br />
ohne Ausnahme. Als zweiter Schritt ist daher zu<br />
prüfen, ob tatsächlich alle Umsätze unter die Steuerbefreiung<br />
fallen.<br />
Unter Beachtung der Rechtsprechung des Euro -<br />
päischen Gerichtshofs (EuGH) sind Heilbehandlungen<br />
im Sinne des Artikels 132 Abs. 1 Buchstabe c der<br />
Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie Tätigkeiten, die zum<br />
Zweck der Vorbeugung, Diagnose, Behandlung und,<br />
soweit möglich, der Heilung von Krankheiten oder<br />
Gesundheitsstörungen bei Menschen vorgenommen<br />
werden. Die befreiten Leistungen müssen dem Schutz<br />
der Gesundheit des Betroffenen dienen (Urteile des<br />
EuGH vom 20. 11. 2003, Rechtssache C-212/01 sowie<br />
vom 20. 11. 2003, Rechtssache C-307/01).<br />
Auch das deutsche Umsatzsteuerrecht, dass „ärztliche<br />
Heilbehandlungen” bzw. „Heilbehandlungen im Bereich<br />
der Humanmedizin” von der Umsatzsteuer<br />
befreit, ist im Sinne der EuGH-Rechtsprechung auszulegen.<br />
Dies gilt unabhängig davon, um welche konkrete heilberufliche<br />
Leistung es sich handelt (Untersuchung,<br />
Attest, Gutachten etc), für wen sie erbracht wird (Patient,<br />
Gericht, Sozialversicherung etc.) und wer sie erbringt<br />
(freiberuflicher oder angestellter Arzt, Heilpraktiker,<br />
Physiotherapeut, Unternehmer, der ähnliche<br />
heilberufliche Tätigkeiten nach § 4 Nr. 14 Umsatzsteuergesetz<br />
ausübt sowie Krankenhäuser, <strong>Klinik</strong>en etc).<br />
Heilberufliche Leistungen sind daher nur steuerfrei,<br />
wenn bei der Tätigkeit ein therapeutisches Ziel im<br />
Vordergrund steht, wobei auch die Leistungen der vorbeugenden<br />
Gesundheitspflege zur Ausübung der<br />
Heilkunde gehören. Bei Schönheitsoperationen stellt<br />
sich daher die Frage, ob die Leistungen zur „Heilung<br />
oder Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden<br />
beim Menschen“ dienen. Ist diese Frage zu bejahen,<br />
handelt es sich um umsatzsteuerfreie Leistungen.<br />
Dient dieselbe Maßnahme lediglich ästhetischen oder<br />
kosmetischen Aspekten und ein therapeutisches Ziel<br />
steht nicht im Vordergrund, muss die Leistung mit<br />
Umsatzsteuer berechnet werden. Ein Indiz hierfür<br />
kann sein, dass die Kosten regelmäßig nicht durch<br />
Krankenversicherungen übernommen werden (Urteil<br />
des Bundesfinanzhofs vom 15.07. 2004, V R 27/03). Es<br />
ist jedoch immer nach den Umständen des Einzelfalls<br />
zu prüfen, ob eine medizinische Indikation vorliegt.<br />
Diese Sichtweise war nicht immer so. Auch die Finanzverwaltung<br />
hatte bundesweit keine einheitliche<br />
Rechtsauffassung. Noch in einer Verfügung der Oberfinanzdirektion<br />
Karlsruhe und Stuttgart von 2002<br />
wurden die Leistungen der Schönheitschirurgen generell<br />
als steuerbefreit behandelt, weil sie nur durch<br />
einen Arzt durchgeführt werden konnten; ohne<br />
Rücksicht auf ihre medizinische Indikation, also dem<br />
therapeutischem Ziel der ästhetisch-plastischen<br />
Leistung.<br />
Gegenwärtig muss jedoch zwingend davon aus -<br />
gegangen werden, dass für eine steuerfreie Leistung<br />
das therapeutische Ziel der Schönheitsoperation im<br />
Vordergrund stehen muss. Macht aber eine psychische<br />
Erkrankung (Depression oder Angst, sich vor Leuten zu<br />
zeigen) eine ästhetische Operation erforderlich, ist<br />
keine Umsatzsteuer fällig. Zu denken ist etwa an Hautprobleme,<br />
wie Akne oder Schwangerschaftsstreifen<br />
sowie unästhetisch aussehendes Narbengewebe, die<br />
schwere psychische Belastungen nach sich ziehen<br />
können. Auch die Entfernung von Krampfadern gehört<br />
zu Eingriffen, die neben dem ästhetischen Aspekt<br />
auch eine medizinische Indikation aufweisen. Die<br />
Grenze zwischen therapeutischen Leistungen und<br />
(reinen) Schönheitsoperationen bleibt dabei fraglich.<br />
Die Entscheidung, ob eine Schönheitsoperation oder<br />
-behandlung therapeutischen Zwecken dient oder<br />
nicht, muss letztlich aber der Arzt treffen. In der Finanzverwaltung<br />
gibt es hierzu keine klaren Aussagen,<br />
nach welchen Kriterien die Abgrenzung zwischen<br />
steuerfreien therapeutischen Leistungen und steuerpflichtigen<br />
Schönheitsoperationen gezogen werden<br />
kann. Aus diesem Grund wird empfohlen in der Patientenkartei<br />
genau zu dokumentieren, dass es sich im<br />
entsprechenden Fall um eine therapeutische Maßnahme<br />
gehandelt hat._<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
Faltenunterspritzung:<br />
Bundeszahnärztekammer versus<br />
europäisches Recht<br />
Autor_Dr. Thomas Ratajczak, Sindelfingen<br />
_Mit der Frage, was ein Zahnarzt kosmetisch tun<br />
darf, befassen sich zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen.<br />
Großer Beliebtheit erfreuen sich Kurse<br />
zur Lippen- und Faltenunterspritzung. Dabei werden<br />
– auch gezielt für Zahnärzte – Unterspritzungstechniken<br />
für den gesamten Gesichts- und Halsbereich<br />
gelehrt.<br />
Das Verwaltungsgericht (VG) Münster hat nun in einem<br />
wohl noch nicht rechtskräftigen Urteil vom<br />
19.04.2011 – 7 K 338/09 – das Unterspritzen von Falten<br />
oder zu anderen kosmetischen Maßnahmen im<br />
Gesicht außerhalb der Lippen als nicht durch die<br />
zahnärztliche Approbation gedeckt bezeichnet. Das<br />
Urteil hat zu einer Abmahnwelle seitens einer für<br />
diesen Bereich in Deutschland nicht bekannten<br />
Schweizer Firma über eine – für diesen Bereich auch<br />
nicht weiter bekannte – Freiburger Anwaltskanzlei<br />
geführt. Trat man dieser Abmahnung allerdings dezidiert<br />
entgegen, hörte man nichts mehr. Dabei hätte<br />
uns schon als Kanzlei gar zu sehr interessiert, was<br />
denn die Schweizer Abmahnfirma mit ihren deutschen<br />
Vertragspartnern für Verträge hat, wenn sie<br />
glaubt, daraus eigene Schadensersatzansprüche ableiten<br />
zu können.<br />
Der Ausgangspunkt des Urteils ist zweifellos richtig,<br />
wenn es feststellt, dass sich bei jeglichem zahnärztlichen<br />
Handeln die Frage stellt, ob es von der Approbation<br />
gedeckt ist. Das Urteil ist aber falsch, soweit<br />
es die Zahnheilkunde extraoral nur auf den Bereich<br />
der Lippen, also das Lippenrot erstrecken will.<br />
Die Zahnheilkunde wird durch europäisches Recht<br />
näher bestimmt. Nr. 22 Satz 2 der Erwägungen zur<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
Richtlinie 2005/36/EG vom 07.09.2005 erklärt (in<br />
leichter Abweichung von der deutschen Fassung<br />
der aufgehobenen Richtlinie 78/687/EWG vom<br />
25.07.1978 – dort verwendet Art. 5 Satz 1 den Begriff<br />
Gewebe im Singular):<br />
„Die Mitgliedstaaten sollten sicherstellen, dass dem<br />
Zahnarzt in seiner Ausbildung die erforderlichen Fähigkeiten<br />
zur Ausübung aller Tätigkeiten der Verhütung,<br />
Diagnose und Behandlung von Anomalien und<br />
Krankheiten von Zähnen, Mund und Kiefer sowie der<br />
dazugehörigen Gewebe vermittelt werden.“<br />
In der englisch- sowie der französischsprachigen<br />
Fassung der Richtlinie ist – übereinstimmend mit<br />
den entsprechenden Textfassungen der Richtlinie<br />
78/687/EWG – von „associated tissues“ bzw. „tissus<br />
attenants“, also von den „umgebenden Geweben“<br />
die Rede. Dieses umgebende Gewebe definiert sich<br />
also nach Zähnen, Mund und Ober- und Unterkiefer<br />
und meint damit den Gesichts- und nicht den Kauschädel.<br />
Umgebende Gewebe sind nicht nur „innen“,<br />
sondern auch „außen“.<br />
1950 gründete sich der „Facharztverband für Zahn,<br />
Mund- und Kieferkrankheiten“ wieder. Dieser Facharztverband<br />
beinhaltete die damaligen Mund- und<br />
Kieferchirurgen. In einem Aufsatz von Hoffmann-<br />
Axthelm, Die geschichtliche Entwicklung der Mund,<br />
Kiefer- und Gesichtschirurgie, veröffentlicht in dem<br />
von Karl Schuchhardt herausgegebenen Jahrbuch<br />
Fortschritte der Kiefer- und Gesichts-Chirurgie,<br />
Band 21, 1976, S. 1 [7] heißt es dazu:<br />
„Bereits auf der Tagung am 25. und 26. November<br />
1950 dieses Verbandes schlug daher ... Wassmund<br />
in einem ausführlichen Grundsatzreferat den Titel<br />
Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtskrankheiten<br />
vor.“ –„Die Nennung von Gesichtskrankheiten im<br />
Fachtitel“, so argumentierte er damals „ist berechtigt<br />
und notwendig, da die Mundhöhle und Kieferknochen<br />
sich nicht trennen lassen von den deckenden<br />
Weichteilen.“ Dies belegte er an den unspezifischen<br />
und spezifischen Entzündungen, bei Frakturen, Tumoren<br />
und Spaltbildungen. Letztere leiteten über<br />
zum Thema Gesichtsplastik. Diese „wird immer mehr<br />
zu einer unbestrittenen Domäne unseres Faches,<br />
schon deswegen, weil der Allgemeinchirurg und<br />
auch der Hals-, Nasen- und Ohrenarzt die zahnärztlich-orthopädischen<br />
Verbandsmittel und Stützapparaturen<br />
nicht beherrscht, ohne die man die Gesichtsplastik<br />
erfolgreich nicht ausführen kann“. Ausdrücklich<br />
stelle Prof. Dr. Dr. Wassmund fest, dass dieser<br />
Fachchirurg „aus der Zahnheilkunde gewachsen<br />
ist und auch weiterhin auf dem Mutterboden der<br />
Zahnheilkunde wachsen muss“.<br />
Die Bezeichnung Zahnheilkunde ist eine nicht ganz<br />
korrekte Verkürzung der zahnärztlichen Disziplinen<br />
auf den Mund(innen)bereich. Der Begriff der Zahnheilkunde<br />
umfasst die Krankheiten der Zähne, des<br />
Mundes und der Kiefer einschließlich der sich umgebenden<br />
bzw. der dazugehörenden Gewebe ohne Beschränkung<br />
auf die „unmittelbare“ Umgebung wie<br />
z.B. die Lippen.<br />
Zähne, Mund und Kiefer bilden den sog. Gesichtsschädel.<br />
Dieser umfasst jedenfalls die beiden Kieferbereiche<br />
Mandibula und Maxilla. Inwieweit die Orbita<br />
dazugehört, ist vor allem für die Frage von Bedeutung,<br />
welche Le-Fort-Operationen zur Zahnheilkunde<br />
gehören. M.E. wird man die Grenze mit dem<br />
Maxillaknochen ziehen müssen, sodass Faltenunterspritzungen<br />
der Naso-Labialfalte zur Zahnheilkunde<br />
gehören, Faltenunterspritzungen im Augenliderbereich<br />
aber nicht mehr, im Halsbereich nur<br />
sehr bedingt.<br />
Die Bundeszahnärztekammer vertritt allerdings in<br />
einem Beschluss vom 13.04.2011 eine restriktivere<br />
Ansicht:<br />
„Bei der Augmentation der Lippen und/oder perioraler<br />
Falten handelt es sich um kosmetische Eingriffe,<br />
die ärztliches, diagnostisches Fachwissen erfordern,<br />
um einer Gesundheitsgefährdung durch den Eingriff<br />
vorzubeugen. Die Eingriffe sind daher als Heilkunde<br />
anzusehen. Ausübung der Zahnheilkunde ist<br />
die berufsmäßige auf zahnärztlich-wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse gegründete Feststellung und Behandlung<br />
von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten.<br />
Der von der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde umfass-te<br />
Bereich erfasst das zum Mund gehörende<br />
Gewebe, d.h. den Mundinnenraum, begrenzt durch<br />
das Lippenrot. Die Lippenunterspritzung ist deshalb<br />
vom Begriff der Zahnheilkunde umfasst und darf<br />
von Zahnärzten ausgeführt werden. Die Behandlung<br />
der Gesichtsoberfläche, insbesondere der perioralen<br />
Falten oder der Naso-Labial-Falten gehört<br />
dagegen grundsätzlich nicht zu den der Zahnheilkunde<br />
zugewiesenen Körperbereichen.“<br />
Der Beschluss verkennt, dass das Lippenrot nicht die<br />
Zahnheilkunde begrenzt. Es bleibt abzuwarten, wie<br />
die Gerichte die Frage schlussendlich entscheiden<br />
werden._<br />
_Kontakt<br />
cosmetic<br />
dentistry<br />
Dr. Thomas Ratajczak<br />
Rechtsanwalt, Fachanwalt für <strong>Medizin</strong>recht,<br />
Fachanwalt für Sozialrecht, Justitiar des BDIZ EDI<br />
Kanzlei RATAJCZAK & PARTNER Rechtsanwälte<br />
Berlin · Düsseldorf · Essen · Freiburg im Breisgau ·<br />
Köln · Meißen · München · Sindelfingen<br />
Posener Str. 1<br />
71065 Sindelfingen<br />
Tel.: 07031 9505-18 (Frau Balda)<br />
Fax: 07031 9505-99<br />
E-Mail: ratajczak@rpmed.de<br />
www.rpmed.de<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
Botox – ein echtes<br />
Wettbewerbsgift?<br />
Autoren_Rechtsanwalt Dr. Sebastian Berg, Rechtsanwalt Dennis Hampe, LL.M., Friederike Stiller, Bielefeld<br />
_Im Bereich des Gesichtes wird es besonders deutlich:<br />
die Grenzen zwischen verschiedenen medizinischen<br />
Bereichen verschwimmen immer mehr und<br />
eine interdisziplinäre Arbeit wird für einen erfolgreichen<br />
Behandlungsverlauf zunehmend wichtig.<br />
Wo es früher eine klare Trennung zwischen dem<br />
ärztlichen Behandlungsspielraum und der zahnärztlichen<br />
Tätigkeit gab, sind solche Grenzen im<br />
Zeitalter von Plastischer Chirurgie, Implantologie<br />
und Oralchirurgie zunehmend verschwommen. Ein<br />
neues Urteil des Verwaltungsgerichts Münster hat<br />
dem versucht entgegenzuwirken und Behandlungsspielräume<br />
zwischen den verschiedenen Berufen<br />
klarer und damit im Einklang mit der zahnärztlichen<br />
und ärztlichen Berufsordnung zu definieren.<br />
Besonders für das Werberecht ist diese<br />
Unterscheidung zwischen den verschiedenen Fachbereichen<br />
von entscheidender Bedeutung. Im Folgenden<br />
soll daher die Relevanz des neuen Urteils für<br />
die tägliche Praxis sowohl von Zahnmedizinern als<br />
auch Plastischen Chirurgen aufgezeigt und mit weiteren<br />
praxisrelevanten Beispielen verdeutlicht wer-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
den. Insbesondere soll hierbei auf unerlaubte, irreführende<br />
Werbung im Bereich von kosmetischen<br />
Behandlungen hingewiesen werden.<br />
Die Musterberufsordnung für Zahnärzte sowie<br />
auch das Zahnheilkundegesetz (ZHG) schreiben vor,<br />
dass der Beruf des Zahnarztes kein Gewerbe ist und<br />
somit auch die Möglichkeiten für Werbung dementsprechend<br />
ausgerichtet sein müssen. Ähnliches<br />
gilt für die Musterberufsordnung der Ärzte. Zwar<br />
dürfen sowohl Ärzte als auch Zahnärzte prinzipiell<br />
alle Werbemedien nutzen, wie zum Beispiel Praxisschilder,<br />
Briefbögen, Rezeptaufdrucke oder Internetauftritte,<br />
es gelten hierfür jedoch strenge Regeln.<br />
So darf sowohl zahnärztliche als auch ärztliche<br />
Werbung nicht anpreisend, irreführend, herabsetzend<br />
oder vergleichend sein. Genaueres ist im<br />
Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)<br />
sowie im Heilmittelwerbegesetz (HWG) geregelt.<br />
Im Zeitalter des Internets, welches Ärzten und<br />
Zahnärzten die Möglichkeiten einer grafischen Darstellung<br />
ihrer Behandlungsräume- und -leistungen<br />
bietet, ist eine klare Trennung zwischen erlaubter<br />
und nicht erlaubter Werbung jedoch trotz der bestehenden<br />
Rechtsgrundlagen zunehmend problematisch<br />
geworden. Insbesondere das Verbot einer<br />
irreführenden Werbung hat bereits vermehrt zu<br />
langwierigen Rechtsstreitigkeiten geführt und ist<br />
daher in der Praxis unbedingt zu beachten. Als irreführende<br />
Werbung gilt solche, die Angaben enthält,<br />
die bei einem Patienten Fehlvorstellungen über die<br />
Person des Arztes, über die Praxis oder deren Behandlungsmethoden<br />
hervorrufen könnte. Dies geht<br />
sowohl aus der Berufsordnung der Zahnärzte und<br />
Ärzte als auch dem UWG hervor. Beispiele für irreführende<br />
Werbung reichen von der Darstellung einer<br />
Einzelpraxis als „<strong>Klinik</strong>“ bis zur Aufzählung von<br />
Therapiemöglichkeiten auf der Internetseite eines<br />
Arztes, die nicht dem tatsächlichen Therapiespektrum<br />
oder zugelassenen Leistungsangebot<br />
der Praxis entspricht. Solche Fälle<br />
können durchaus auch wettbewerbsrechtliche<br />
Konsequenzen haben, wie eine uns bekannte<br />
Abmahnwelle von in Deutschland tätigen,<br />
approbierten Zahnärzten durch eine<br />
Schweizer Firma zeigt. Der Abmahnwelle<br />
liegt ein Fall des Verwaltungsgerichts Münster<br />
zugrunde, in dem es sich mit der Frage,<br />
ob Zahnärzte kosmetische Behandlungen<br />
durchführen dürfen, beschäftigte. Der Fall<br />
gibt wichtige Aufschlüsse über die Grenzen<br />
zwischen der ärztlichen und zahnärztlichen<br />
Tätigkeit, sowohl im Werberecht als auch in<br />
der ärztlichen Praxis.<br />
Der am 19.04.2011 am Verwaltungsgericht<br />
Münster verhandelte Fall beschäftigte sich<br />
vor allem mit der Frage, inwiefern Zahnärzte<br />
im Rahmen ihrer Approbation kosmetische<br />
Behandlungen im Bereich des Gesichtes<br />
durchführen dürfen. Konkret hatte die behandelnde<br />
Zahnärztin bei einer Patientin im Mund- und Naso-<br />
Labialbereich Falten unterspritzt und dies mit ihrer<br />
Berechtigung, im Rahmen ihrer zahnärztlichen Zulassung<br />
Behandlungen im Bereich der Zähne, des<br />
Mundes und des Kiefers durchzuführen, begründet.<br />
Nach Ansicht der Zahnärztin sei der Behandlungsraum<br />
eines Zahnarztes nicht auf den intraoralen Bereich<br />
beschränkt, sondern lasse auch extraorale,<br />
kosmetische Behandlungen zu. Dem widersprach<br />
das Gericht und bestätigte damit die vom ZHG und<br />
der Musterberufsordnung der Zahnärzte auferlegten<br />
Grenzen der zahnärztlichen Behandlungstätigkeit.<br />
Zahnärzten ist zwar eine kosmetische Behandlung<br />
mit Botox oder ähnlichen Mitteln im Bereich<br />
der Zähne erlaubt, nicht aber eine weitergehende<br />
kosmetische Behandlung des Gesichtes, z.B. wie hier<br />
im Rahmen einer kosmetischen Faltenbehandlung.<br />
Diese erfordere eine gesonderte Qualifikation und<br />
Zulassung als Arzt oder Heilpraktiker.<br />
Das Urteil bestätigte damit unter anderem ein<br />
Urteil des Oberlandesgericht Zweibrücken vom<br />
21.08.1998, in dem das Gericht bereits auf die Grenzen<br />
zwischen der Heilpraktiker- und Zahnarzttätigkeit<br />
im Rahmen des ZHG hinwies. Das Gericht betonte<br />
hier, dass Zahnärzte allgemein zur Aufnahme<br />
und Ausübung der Tätigkeiten der Verhütung, Diagnose<br />
und Behandlung von Anomalien und Krankheiten<br />
der Zähne, des Mundes und des Kiefers sowie<br />
des dazugehörigen Gewebes berechtigt seien, nicht<br />
aber zur Versorgung von Gesichtswunden nach Unfällen,<br />
soweit diese nicht im Rahmen der Behandlung<br />
von Kieferbrüchen erfolgt. Einen ähnlichen<br />
Ansatz vertrat auch das Bundesverwaltungsgericht<br />
in einem Beschluss vom 25.06.2007, in welchem es<br />
darauf hinwies, dass die Einordnung der Faltenunterspritzung<br />
als Ausübung der Heilkunde im<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
Wesentlichen von der Einschätzung der mit dieser<br />
Tätigkeit verbundenen Risiken abhängt. Das Gericht<br />
stellte hier fest, dass das durch die Klägerin durchgeführte<br />
Faltenunterspritzen weit über das im Rahmen<br />
der zahnärztlichen Approbation zugelassene<br />
Aufspritzen der Lippen hinausging.<br />
Das neue Urteil des Verwaltungsgerichts Münster<br />
bestätigt diese Herangehensweise und betont, dass<br />
Zahnärzte eine kosmetische Behandlung, die über<br />
den unmittelbaren Bereich der Lippen hinausgeht,<br />
nur mit einer zusätzlich erworbenen Heilkundeausbildung<br />
durchführen dürfen. Es stehe jedem Zahnarzt<br />
frei, eine solche Zusatzqualifikation zu erwerben<br />
und im Rahmen dieser Qualifikation tätig zu<br />
werden. Anderes gilt für Mund,- Kiefer- und Gesichtschirurgen,<br />
die mit ihrer Doppelapprobation<br />
weiterhin sowohl ärztlich als auch zahnärztlich im<br />
Bereich des Gesichtes tätig sein dürfen. Indem das<br />
Urteil eine klare Trennung der zahnärztlichen und<br />
ärztlichen Tätigkeit zieht und dem Verschwimmen<br />
der verschiedenen Fachbereiche entgegenwirkt,<br />
leistet es somit einen wichtigen Beitrag zum rechtlichen<br />
Verständnis der medizinischen Praxis.<br />
Hervorzuheben sind besonders die werberechtlichen<br />
Konsequenzen dieses Urteils. Insbesondere<br />
geht aus dem Urteil deutlich hervor, dass Werbung<br />
von Zahnärzten für kosmetische Behandlungen, die<br />
über den unmittelbaren Bereich des Mundes, des<br />
Kiefers und der Zähne hinausgehen, nicht ZHGkonform<br />
ist und auch als solches geahndet wird. Es<br />
wirft somit ein neues Licht auf bisherige Werbepraktiken<br />
von Zahnärzten, wie insbesondere eine<br />
Reihe von auf dieses Urteil folgenden Fällen bezüglich<br />
der Werbeauftritte von verschiedenen deutschen<br />
Zahnärzten durch eine Schweizer Firma zeigt.<br />
Seit Urteilsverkündung im April 2011 gingen<br />
wiederholt Abmahnungen von einer Schweizer<br />
Firma bei einer Reihe von deutschen Zahnärzten ein,<br />
auf deren Internetseiten sich Hinweise auf Botoxbehandlungen<br />
finden lassen. Die Zahnärzte hatten in<br />
ihrem Internetauftritt einen Lexikoneintrag verwendet,<br />
der, so die Schweizer Firma, dem Patienten<br />
irreführend suggerierte, die Zahnärzte würden kosmetische<br />
Behandlungen wie das Unterspritzen von<br />
Falten im Gesicht durchführen und somit nicht im<br />
Sinne der zahnärztlichen Approbation handeln. Sich<br />
auf das Urteil vom Verwaltungsgericht stützend<br />
mahnte die Firma an, die Zahnärzte hätten sich nicht<br />
ZHG- und wettbewerbsrechtlich konform verhalten.<br />
Die Firma stellt infolgedessen Schadensersatzansprüche<br />
in nicht unerheblicher Höhe. Da die<br />
Sach- und Rechtslage bei solchen Abmahnungen<br />
stets von den Details im Einzelfall abhängt, ist betroffenen<br />
Zahnärzten zu raten, anwaltliche Hilfe zur<br />
Prüfung der Rechtslage herbeizuziehen und in jedem<br />
Fall von einer sofortigen Zahlung des geforderten<br />
Schadensersatzbetrages abzusehen.<br />
Sowohl das im April diesen Jahres erlassene Urteil<br />
des Verwaltungsgerichts Münster als auch die seit<br />
dem bei Zahnärzten eingegangene Abmahnwelle<br />
zeigen, dass der werberechtliche Rahmen der zahnärztlichen<br />
und kosmetischen ärztlichen Tätigkeit<br />
durchaus nicht immer klar für juristische Laien<br />
nachvollziehbar ist. Insbesondere im Bereich der<br />
kosmetischen Behandlung im Gesicht gibt es Überschneidungen<br />
zwischen den verschiedenen Fachbereichen,<br />
die aus den zuständigen Berufsordnungen<br />
und Gesetzestexten (ZHG, HWG) nicht immer<br />
eindeutig hervorgehen. Das Verwaltungsgericht<br />
Münster hat hier mit seinem Urteil zwar die Grenzen<br />
zwischen der zahnärztlichen und ärztlichen/heilkundlichen<br />
Tätigkeit bestätigt und vertieft, die Berührungspunkte<br />
werden jedoch im Zuge der zunehmenden<br />
Verschmelzung der Fachbereiche nicht abnehmen.<br />
Zahnärzten ist daher von Tätigkeiten abzuraten,<br />
die sich möglicherweise zu sehr in der<br />
Grauzone zur kosmetischen <strong>Medizin</strong> befinden. Es ist<br />
zu beachten, dass die Approbation Zahnärzte nur zu<br />
kosmetischen Behandlungen im unmittelbaren Bereich<br />
des Mundes, der Zähne und des Kiefers, einschließlich<br />
der Lippen, berechtigt. Dies sollte auch in<br />
der Werbung reflektiert werden. Neben dem weiterhin<br />
geltenden Verbot gegen anpreisende, vergleichende<br />
und irreführende Werbung ist deshalb darauf<br />
zu achten, dass Werbeprofile keinerlei Hinweise<br />
auf nicht zulassungskonforme Behandlungsmethoden<br />
beinhalten. Wie die beschriebene Abmahnwelle<br />
zeigt, sollten sowohl Ärzte als auch Zahnärzte<br />
werberechtlichen Grauzonen aus dem Weg gehen<br />
um unnötige und langwierige Rechtstreitigkeiten<br />
zu vermeiden. Auch eine vorherige Prüfung des<br />
Werbeauftrittes durch einen qualifizierten Anwalt<br />
ist durchaus ratsam._<br />
_Kontakt<br />
www.kwm-rechtsanwaelte.de<br />
Rechtsanwalt<br />
Dennis Hampe, LL.M.<br />
E-Mail:hampe@<br />
kwm-rechtsanwaelte.de<br />
Rechtsanwalt<br />
Dr. Sebastian Berg<br />
face<br />
E-Mail: berg@<br />
kwm-rechtsanwaelte.de<br />
kwm – kanzlei für wirtschaft<br />
und medizin<br />
Berlin, Münster, Hamburg,<br />
Bielefeld<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
Werbung für „Faltenbehandlung<br />
mit Botox“<br />
zulässig?<br />
Autor_ Christian Schuler, Hamburg<br />
_Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (Urteil<br />
vom 31.08.2006, Az: 6 U 118/05) hatte eine Werbeanzeige<br />
eines Arztes für „Faltenbehandlung mit Botox“<br />
für unzulässig, da wettbewerbswidrig, erachtet.<br />
Die Entscheidung dürfte den beklagten Arzt überrascht<br />
haben, so das Bundesverfassungsgericht<br />
(BVerfG) noch im Jahre 2004 (Az: 1 BvR 2334/03) entschieden<br />
hatte, dass im Regelfall eine Werbung mit<br />
dieser Faltenbehandlung zulässig ist.<br />
_Die Unterschiede der<br />
Entscheidungen sind fein<br />
Der Entscheidung des BVerfG lag der Fall zugrunde,<br />
dass ein Arzt auf seiner Homepage das von ihm<br />
durchgeführte „biologische Facelifting“ mit dem Präparat<br />
Botox vorstellte. Nach dem Heilmittelwerbegesetz<br />
(HWG) ist es jedoch verboten, mit verschreibungspflichtigen<br />
Arzneimitteln außerhalb der Fachkreise<br />
zu werben. Dieses grundsätzliche Werbeverbot<br />
ist jedoch mit dem gesetzlich geschützten Recht der<br />
Ärzte auf Selbstdarstellung durch Werbung in Einklang<br />
zu bringen. Dies ist zu erreichen, indem dem<br />
HWG, das eine Verleitung zur Selbstbehandlung bestimmter<br />
Krankheiten und Leiden entgegenwirken<br />
soll, im Bereich des Selbstdarstellungsrechts der Ärzte<br />
keine eigenständige Bedeutung beigemessen wird.<br />
Deswegen ist es zweifelhaft, ob dieses Werbeverbot<br />
auf die Selbstdarstellung eines Arztes, der über die Behandlung<br />
mit einem bestimmten Medikament informiert,<br />
Anwendung finden kann, solange der Arzt<br />
nicht den Erwerb bestimmter Mittel empfiehlt. Nur<br />
bei einem Einfluss auf das Kaufverhalten der Patienten<br />
durch eine Werbung ist diese als unzulässig einzustufen.<br />
Hierauf soll aber das Werbeverbot mit Arzneimitteln<br />
dann keine Anwendung finden, wenn<br />
sachangemessene Informationen, die den möglichen<br />
Patienten nicht verunsichern, die Darstellung einer<br />
Faltenbehandlung mit Botox prägen. Ein Arzt kann<br />
grundsätzlich seine Behandlung bewerben. Die Behandlung<br />
mit dem Wirkstoff Botulinumtoxin wird<br />
entschieden durch die Wahl des Wirkstoffes, nicht<br />
durch Besonderheiten einer Behandlungsmethode,<br />
geprägt. Verbietet man dem Arzt die Werbung mit<br />
dem Wirkstoff, wird ihm eine sinnvolle Darstellung<br />
der von ihm angebotenen Behandlung unmöglich gemacht.<br />
Außerdem hatte der Arzt im Internet geworben,<br />
also auf einer Plattform, die in der Regel nur von<br />
interessierten Personen auf der Suche nach ganz bestimmten<br />
Informationen aufgesucht wird. Die Wer-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
bung des Arztes hat sich daher nicht der<br />
breiten Öffentlichkeit unvorbereitet aufgedrängt.<br />
Letztendlich soll auch nicht die<br />
Gefahr einer Selbstmedikation bestehen, da<br />
es sich bei Botox um ein Präparat handelt,<br />
das ins Gesicht gespritzt wird.<br />
_Recht des Arztes zur Selbstdarstellung<br />
dadurch nicht eingeschränkt<br />
Das Bundesverfassungsgericht hat sich zu der<br />
Frage der Zulässigkeit der Werbung für eine<br />
Faltenbehandlung unter Nennung des Arzneimittels<br />
Botox nicht abschließend festgelegt<br />
und den Gerichten aufgegeben, anhand der genannten<br />
Grundsätze zu prüfen, in welcher Fallkonstellation<br />
nicht das Recht auf Selbstdarstellung<br />
gegenüber dem Zweck des Werbeverbots<br />
nach dem HWG überwiegt. Dieser Prüfungskompetenz<br />
ist das Oberlandesgericht Frankfurt am<br />
Main in dem von ihm zu entscheidenden Fall nachgekommen.<br />
In diesem Fall hatte der Arzt eine Werbeanzeige<br />
in einer Zeitschrift aufgegeben, in der er<br />
neben anderen Behandlungsmethoden eine „Faltenbehandlung<br />
mit Botox“ aufführte. Diese Art der<br />
Werbung ist nach Ansicht des Gerichtes unzulässig.<br />
Die Werbung ist darauf angelegt, die Aufmerksamkeit<br />
potenzieller Kunden zu erregen, deren Interesse<br />
zu wecken und damit den Absatz von Waren<br />
und Leistung zu fördern. Zwar ist Bezugspunkt der<br />
Werbung des Arztes nicht der Absatz des verschreibungspflichtigen<br />
Arzneimittels, da er eine Dienstleistung<br />
anbietet. Dennoch fördert er damit den<br />
Verbrauch und den Verkauf des Arzneimittels Botox,<br />
weil die angebotene Faltenbehandlung den<br />
Einsatz von Botox notwendig macht. Allein eine<br />
Maßnahme, die den Verbrauch und den Verkauf von<br />
Arzneimitteln fördert, fällt unter das Werbeverbot<br />
des § 10 Abs. 1 HWG.<br />
Gegen seine Entscheidung spricht nach Ansicht des<br />
Oberlandesgerichts Frankfurt am Main auch nicht<br />
die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />
aus dem Jahre 2004, da das Recht des Arztes auf<br />
Selbstdarstellung hierdurch nicht unverhältnismäßig<br />
eingeschränkt ist. Denn der Arzt hat sich in dieser<br />
Anzeige darauf beschränkt, plakativ einige Behandlungsmethoden<br />
mit unterschiedlichster Zielsetzung<br />
zu bewerben. Er hat es dabei unterlassen,<br />
seine Befähigung zur Durchführung dieser Behandlungen<br />
im Einzelnen darzulegen oder sachlich über<br />
die einzelnen Behandlungsmethoden zu informieren.<br />
Die Anzeige des Arztes enthielt abgesehen von<br />
der reinen Aufzählung verschiedenster Behandlungsformen<br />
keine Selbstdarstellung seiner Person.<br />
Deswegen überwiegt das Recht auf Selbstdarstellung<br />
nicht dem Zweck des Werbeverbots für Arzneimittel,<br />
das nicht nur darauf gerichtet ist, der Gefahr<br />
einer Selbstmedikation zu begegnen, sondern auch<br />
erreichen will, dass im Vertrauensverhältnis zwischen<br />
Arzt und Patient ein Konflikt wegen von der<br />
Werbung getragene Patientenwünsche vermieden<br />
wird.<br />
Der Arzt hat anders als in dem der Entscheidung des<br />
Bundesverfassungsgerichts zugrunde liegenden<br />
Fall die Faltenbehandlung mit Botox offensiv in einer<br />
Zeitungsanzeige beworben und ist damit an die<br />
breite Öffentlichkeit getreten und nicht nur auf zu<br />
diesem Thema Informationssuchende.<br />
Die Entscheidung des Oberlandesgerichtes wird im<br />
Hinblick auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />
nicht die letzte zu dieser Frage sein.<br />
Sicherlich kann der gleiche Fall auch vollständig anders<br />
entschieden werden, sodass es wünschenswert<br />
wäre, wenn der Bundesgerichtshof alsbald zu dieser<br />
Frage Stellung beziehen kann. Bis dahin gilt es, bei<br />
Werbung für eine Faltenbehandlung unter Nennung<br />
des Arzneimittels Botox Vorsicht walten zu<br />
lassen._<br />
_Kontakt faceI 2_2007<br />
Christian Schuler<br />
Rechtsanwalt, Fachanwalt für <strong>Medizin</strong>recht<br />
Kanzlei Roggelin/Witt/Wurm/Dieckert<br />
Hamburg, Schwerin, Berlin, Dresden,<br />
Frankfurt am Main<br />
Alte Rabenstraße 32<br />
20148 Hamburg<br />
E-Mail: christian.schuler@rwwd.de<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
Urteil des<br />
Bundesgerichtshofs<br />
Die Gebührenordnung für Ärzte<br />
gilt für kosmetische Eingriffe<br />
Autor_Dr. Maike Erbsen, Sindelfingen<br />
_Bislang war es im Bereich medizinisch nicht indizierter<br />
kosmetischer Eingriffe üblich, Pauschalhonorare<br />
zu verlangen. Dieser Praxis hat der III. Zivilsenat<br />
des Bundesgerichtshofs (BGH) in einem kürzlich verkündeten<br />
Urteil vom 23.03.2006 – III ZR 223/05 –<br />
einen Riegel vorgeschoben: Ein Arzt ist auch bei der<br />
Abrechnung rein kosmetischer Eingriffe an die Regelungen<br />
und das Gebührenverzeichnis der GOÄ<br />
gebunden.<br />
Der beklagte Facharzt für Chirurgie/plastische Chi -<br />
rurgie, der eine Privatklinik für kosmetische Operationen<br />
betreibt, hatte für eine Brustverkleinerung<br />
oder Bruststraffung einen Pauschalpreis von knapp<br />
9.500 € verlangt. Die Patientin, die – was in diesen<br />
Fällen die seltene Ausnahme ist – über eine Kostenzusage<br />
ihrer privaten Krankenversicherung verfügte,<br />
hatte den Betrag gezahlt und forderte im Nachhinein<br />
einen erheblichen Teil der Summe zurück, weil eine<br />
Berechnung nach den Regeln der GOÄ zu einem<br />
deutlich niedrigeren Rechnungsbetrag geführt<br />
hätte.<br />
Der BGH entschied, dass die GOÄ auch in Fällen medizinisch<br />
nicht notwendiger kosmetischer Operationen<br />
zwingend anzuwenden ist. Er begründet dies mit<br />
der Regelung in § 1 GOÄ, wonach sich die Vergütungen<br />
für „die beruflichen Leistungen der Ärzte“ nach<br />
dieser Verordnung bestimmen. Abweichungen hiervon<br />
seien nur in den engen Grenzen der GOÄ auf<br />
Grund einer Honorarvereinbarung nach § 2 GOÄ<br />
möglich. Der Begriff der „beruflichen Leistungen der<br />
Ärzte“ im Sinne von § 1 GOÄ sei weit zu verstehen und<br />
gehe inhaltlich über den Bereich der medizinisch indizierten<br />
Heilbehandlung hinaus. Er erfasse auch<br />
Maßnahmen „am gesunden Menschen“, wenn<br />
„diese“, so der BGH, „ihrer Methode nach der ärztlichen<br />
Krankenbehandlung gleichkommen und ärztliche<br />
Fachkenntnisse voraussetzen sowie gesundheitliche<br />
Schädigungen verursachen können“. Der<br />
BGH sieht die medizinische Notwendigkeit einer Behandlung<br />
nicht als zwingendes Erfordernis für den<br />
Anwendungsbereich der GOÄ an. Zur Begründung<br />
verweist er auf die Regelungen in § 1 Abs. 2 Satz 2 und<br />
§ 12 Abs. 3 Satz 5 GOÄ, die die Möglichkeit zur Berechnung<br />
von Leistungen, die über das Maß einer<br />
medizinisch notwendigen Versorgung hinausgehen,<br />
voraussetzten und diese lediglich von einem Verlangen<br />
des Patienten abhängig machten. Eine Unterscheidung<br />
zwischen medizinisch notwendigen und<br />
nur kosmetisch veranlassten Eingriffen zur Klärung<br />
der Abrechnungsmodalitäten würde, so der BGH,<br />
„vermeidbare Unsicherheiten in das Behandlungsverhältnis<br />
hineintragen, da die Übergänge unter Be-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
ISSN 1864-4279 Entgelt bezahlt: 74677 Preis: € 10,00 zzgl. MwSt. 5. Jahrgang • März • 1/2011<br />
<br />
ANZEIGE<br />
rücksichtigung auch der psychischen Befindlichkeit der Patienten fließend sind.“ Aus<br />
diesem Grund soll für alle beruflichen Leistungen der Ärzte, gleich ob sie medizinisch<br />
indiziert oder nicht indiziert sind, die gesetzliche Gebührenordnung gelten.<br />
Unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten – die durch das Grundgesetz geschützte<br />
Berufsfreiheit des Art. 12 Abs. 1 GG schützt auch die Freiheit, das Entgelt für<br />
berufliche Leistungen selbst festzusetzen oder mit dem Vertragspartner auszuhandeln<br />
– verteidigt der BGH die Einschränkung der freien Honorarvereinbarung mit Gesichtspunkten<br />
des Verbraucherschutzes. Die Abrechnung nach der GOÄ erhöhe im Interesse<br />
der zahlungspflichtigen Patienten die Transparenz privatärztlicher Liquidationen und<br />
ziele auf eine angemessene, leistungsgerechte Vergütung. Eine unverhältnismäßige<br />
Belastung des Arztes sei damit nicht verbunden. Dem Arzt stehe es frei, im Rahmen des<br />
§ 2 GOÄ eine abweichende Honorarvereinbarung zu treffen. Das erlaube zwar keinen<br />
Pauschalpreis, lasse aber Raum für eine Vervielfachung des Gebührensatzes.<br />
Die rechtliche Beurteilung des BGH ist angreifbar. Die GOÄ ist nach ihrem Wortlaut nur<br />
auf die Abrechnung medizinisch notwendiger (§ 1 Abs. 2 Satz 1) oder mehr als medizinisch<br />
notwendiger (§ 1 Abs. 2 Satz 2), nicht aber medizinisch nicht notwendiger Leis -<br />
tungen ausgerichtet. Kosmetische Leistungen sind gerade keine medizinisch notwendigen<br />
Leistungen und damit erst recht nicht „mehr als medizinisch notwendig“. Außerdem<br />
ist das Argument des Verbraucherschutzes nicht überzeugend. Warum besteht<br />
bei einem rein kosmetischen Eingriff das Bedürfnis nach einer transparenten und angemessenen<br />
Vergütung? Solche Eingriffe werden frei nach dem Wunsch des Patienten,<br />
der hier besser Kunde genannt werden sollte, ausgeführt. Dieser kauft sich eine<br />
Dienstleistung ein, die ihm wichtig erscheint, ohne dass irgendeine Notwendigkeit<br />
etwa in Form eines Leidensdrucks dazu bestünde.<br />
Man kann nur hoffen, dass der vom BGH zur Rückzahlung verurteilte Arzt gegen die<br />
Entscheidung Verfassungsbeschwerde einlegen wird. Ansonsten wird man mit dieser<br />
Entscheidung – bis zu einem anders lautenden BGH-Urteil – leben müssen und diese<br />
im Ergebnis sehr weitgehende Entscheidung des BGH auch auf das zahnärztliche Gebührenrecht<br />
übertragen müssen. Die Entscheidung führt dazu, dass die bisher im Bereich<br />
der kosmetischen Eingriffe üblichen Pauschalhonorarvereinbarungen unwirksam<br />
sind. Das kann innerhalb der gesetzlichen Verjährungsfrist von drei Jahren (ab<br />
Kenntnis der Patienten von der fehlerhaften Abrechnung!) eine Flut von Rückforderungsansprüchen<br />
der Patienten nach sich ziehen. Die (Zahn)Ärzte, die bisher (in gutem<br />
Glauben) Pauschalhonorare in Ansatz gebracht haben, sollten sich daher rasch überlegen,<br />
welche analogen Gebührenpositionen stattdessen zur Anwendung kommen<br />
können – und im Übrigen rigoros Honorarvereinbarungen abschließen. Der Weg,<br />
nachträglich über eine Faktorerhöhung über den 3,5-fachen Steigerungsfaktor hinaus<br />
zu einer angemessenen Vergütung zu kommen, ist versperrt, da die Voraussetzungen<br />
des § 2 Abs. 2 GOÄ/GOZ (Vereinbarung vor Erbringung der [zahn]ärztlichen<br />
Leistung) im Nachhinein nicht mehr geschaffen werden können.<br />
Die Bindung an die GOÄ gilt allerdings nur für den Fall, dass die (Zahn)Ärzte selbst abgerechnet<br />
haben. Wird die Behandlung als Leistung einer Privatklinik abgerechnet und<br />
ist der Behandlungsvertrag ausschließlich mit der <strong>Klinik</strong> abgeschlossen worden, gilt<br />
die GOÄ nicht, da die <strong>Klinik</strong> kein (Zahn)Arzt im Sinne des Gebührenrechts ist. In diesem<br />
Fall können nach wie vor Pauschalhonorare vereinbart und eine Behandlung von Vorauszahlungen<br />
(Vorkasse) abhängig gemacht werden. Das könnte zu einer Renaissance<br />
des <strong>Klinik</strong>gedankens führen._<br />
<br />
orofacial esthetics<br />
face<br />
international magazine of orofacial esthetics<br />
1 2011<br />
_Fachbeitrag<br />
Botox, Filler, Chirurgie –<br />
wo sind die „Schnittstellen“<br />
_Spezial<br />
Körperbildforschung im Rahmen<br />
der rekonstruktiven und ästhetischen<br />
Plastischen Chirurgie<br />
_Lifestyle<br />
Back to the Future –<br />
eine Reise ins Paradies<br />
Bestellung auch online möglich unter:<br />
www.oemus.com/abo<br />
Eine Ausgabe kostenlos!<br />
Sichern Sie sich jetzt Ihr<br />
Probeabo!<br />
Ja, ich möchte das Probeabo beziehen. Bitte<br />
liefern Sie mir die nächste Ausgabe frei Haus.<br />
Soweit Sie bis 14 Tage nach Erhalt der kostenfreien<br />
Ausgabe keine schriftliche Abbe stellung von mir<br />
erhalten, möchte ich das im Jahresabonnement<br />
zum Preis von 44 €/Jahr inkl. gesetzl. MwSt.<br />
und Versandkosten beziehen.<br />
Das Abonnement verlängert sich automatisch um<br />
ein weiteres Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor<br />
Ablauf des Bezugs zeitraumes schriftlich ge -<br />
kündigt wird (Poststempel genügt).<br />
Name<br />
Vorname<br />
Firma<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
_Kontakt<br />
Rechtsanwältin Dr. Maike Erbsen<br />
Kanzlei Ratajczak Wellmann & Partner<br />
Berlin · Sindelfingen · Köln<br />
Wegener Str. 5<br />
71063 Sindelfingen<br />
cosmetic<br />
dentistry 2_2006<br />
eBook Faltenbehandlung 2011<br />
E-Mail<br />
Unterschrift<br />
Widerrufsbelehrung: Den Auftrag kann ich ohne Begründung<br />
innerhalb von 14 Tagen ab Bestellung bei der<br />
OEMUS MEDIA AG, Holbeinstr. 29, 04229 Leipzig, schriftlich<br />
widerrufen. Rechtzeitige Absendung genügt.<br />
Unterschrift<br />
OEMUS MEDIA AG<br />
Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig<br />
Tel.: 03 41/4 84 74-0<br />
Fax: 03 41/4 84 74-2 90<br />
E-Mail: grasse@oemus-media.de
Information _ Recht<br />
Umsatzsteuerpflicht für<br />
Schönheitsoperationen<br />
Autoren_ Dr. Thomas Ratajczak, Birgitta Radermacher, Köln<br />
_Recht<br />
_Für die Umsatzsteuerfreiheit von Schönheitsoperationen<br />
nach § 4 Nr.14 UstG 1993 reicht es nicht<br />
mehr aus, dass die Operationen nur von einem Arzt<br />
ausgeführt werden können, vielmehr müssen sie der<br />
medizinischen Behandlung einer Krankheit oder einer<br />
anderen Gesundheitsstörung und damit dem<br />
Schutz der menschlichen Gesundheit dienen, also<br />
medizinisch indiziert sein. Dies hat nach dem Europäischen<br />
Gerichtshof nun auch der Bundesfinanzhof<br />
(BFH) am 15.07.2004 – V R 27/03 – entschieden. Bis<br />
zu der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs<br />
(EuGH) ging man in Deutschland davon aus, dass es<br />
für die Umsatzsteuerfreiheit ausreicht, dass die Behandlung<br />
durch einen Arzt durchgeführt wird.<br />
Geklagt hatte ein Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg.<br />
Im Rahmen von Privatliquidationen führt er<br />
medizinisch nicht indizierte Schönheitsoperationen<br />
durch. Weder berechnete er den Patienten die Mehrwertsteuer<br />
noch führte er Umsatzsteuer an das Finanzamt<br />
ab. Er ist nunmehr vom Finanzamt für drei<br />
volle Kalenderjahre nachversteuert worden. Der BFH<br />
bestätigte den Standpunkt des Finanzamtes.<br />
Grundsätzlich sind nach § 4 Nr. 14 Satz 1 UStG die<br />
Umsätze aus der Tätigkeit als Arzt, Zahnarzt etc. umsatzsteuerfrei.<br />
Diese Vorschrift wird mittlerweile res -<br />
triktiv ausgelegt, sodass nur medizinisch indizierte<br />
Tätigkeiten der Diagnose, Behandlung und Heilung<br />
von Krankheiten oder Gesundheitsstörungen umsatzsteuerfrei<br />
sind.<br />
Demnach fallen z.B. nicht unter die Steuerbefreiung:<br />
_ Untersuchungen in Vaterschaftsprozessen,<br />
_ Ausstellen von ärztlichen Bescheinigungen für<br />
Kriegsrentenansprüche,<br />
_ Erstellung von Gutachten für Haftungsfragen, bei<br />
ärztlichen Behandlungsfehlern etc.<br />
Dasselbe gilt nun auch für medizinisch nichtindizierte,<br />
sondern rein kosmetisch indizierte Schönheitsoperationen,<br />
deren Zweck also nicht zumindest auch der<br />
Schutz oder die Verbesserung der Gesundheit des Patienten<br />
ist. Dabei ist der Arzt in einem Dilemma. Rechnet<br />
er die Operation ohne weiteres nach GOÄ ab, bejaht<br />
er die medizinische Notwendigkeit und muss dafür<br />
keine Umsatzsteuer ansetzen. Will er lieber – wie dies<br />
bei Schönheitsoperationen üblich und nach unserer<br />
Auffassung zulässig ist – Honorarpauschalen abrechnen,<br />
muss er dafür Umsatzsteuer ansetzen.<br />
Die auf der neueren Rechtsprechung des EuGH basierende<br />
Rechtsauffassung der Finanzverwaltung ist<br />
nunmehr auch vom BFH bestätigt worden. Ästhetisch-plastische<br />
Leistungen eines Chirurgen sind<br />
steuerpflichtig, wenn nicht nach den Umständen des<br />
Einzelfalles eine medizinische Indikation vorliegt.<br />
Der Arzt muss gegenüber dem Finanzamt im Zweifel<br />
nachweisen, dass eine medizinisch indizierte Ausübung<br />
der Heilkunde vorliegt. Im zu entscheidenden<br />
Fall waren die Operationen nach Ansicht der Finanzverwaltung<br />
nicht medizinisch indiziert, was die Verwaltung<br />
schon daraus entnommen hatte, dass die<br />
Sozialversicherungsträger die Kosten nicht getragen<br />
haben.<br />
Letztlich findet durch dieses neue Urteil eine Umkehr<br />
der Beweislast statt, denn nun muss der Arzt die medizinische<br />
Indikation feststellen und dokumentieren<br />
und ggf. auch dem Patienten bei der Geltendmachung<br />
der Ersatzansprüche gegenüber der Krankenkasse<br />
oder privaten Krankenversicherung beistehen,<br />
um seine eigene Umsatzsteuerfreiheit zu erhalten<br />
oder es muss die die derzeit noch 16 % Umsatzsteuer<br />
dem Patienten in Rechnung stellen.<br />
Es gibt vielleicht einen Ausweg für die Vergangenheit:<br />
Wer vom Finanzamt für die Vergangenheit mit<br />
solchen Umsatzsteuernachforderungen konfrontiert<br />
wird, sollte nach § 163 AO (Abgabenordnung) einen<br />
Antrag auf Festsetzung der Umsatzsteuerschuld<br />
aus Billigkeitsgründen auf 0,– € (null Euro!) stellen.<br />
Nachdem die sog. herrschende Meinung lange Zeit<br />
davon ausging, dass diese Behandlungen umsatzsteuerfrei<br />
sind, trifft den Arzt die Nachversteuerung<br />
als unbillige Härte.<br />
Für die Zukunft gilt dagegen: Im Zweifel muss die<br />
Mehrwertsteuer aufgeschlagen werden._<br />
_Kontakt<br />
Birgitta Radermacher<br />
cosmetic<br />
dentistry 1_2008<br />
Rechtsanwältin,<br />
Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Köln<br />
Wiener Platz 4<br />
51065 Köln<br />
Tel.: 0221 962160<br />
Kanzlei Ratajczak Wellmann & Partner<br />
Berlin – Sindelfingen – Köln<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
Augmentation der Lippen<br />
und perioraler Falten<br />
für Zahnärzte zulässig<br />
Autor_ Dr. Stefan Stelzl, Sindelfingen<br />
_Eine Lippenaugmentation durch Zahnärzte ist<br />
zulässig. Gleiches gilt für die Unterspritzung von<br />
perioralen Falten, solange eine enge örtliche<br />
Grenzziehung vorgenommen wird.<br />
Die ergibt sich aus den folgenden Erwägungen: Es<br />
stellt sich zunächst die Frage, ob die oben genannten<br />
Maßnahmen „Heilkunde“ am Menschen darstellen<br />
oder rein kosmetischer Art sind. Liegt eine<br />
heilkundliche Behandlung vor, darf diese nur<br />
durch einen approbierten Arzt oder durch einen<br />
Heilpraktiker durchgeführt werden (§ 1 Abs. 1<br />
Heilpraktikergesetz, HPG). Handelt es sich dagegen<br />
um eine kosmetische Behandlung, darf diese<br />
grundsätzlich von jedermann durchgeführt werden.<br />
Liegt eine heilkundliche Tätigkeit vor, so stellt sich<br />
die Frage, ob die oben genannten Maßnahmen<br />
auch der „Zahnheilkunde“ gem. § 1 Abs. 3 Zahnheilkundegesetz<br />
(ZHG) zugerechnet werden können.<br />
Nur dann dürfen sie auch von Zahnärzten erbracht<br />
werden.<br />
1. Abgrenzung Heilkunde/kosmetischer Eingriff<br />
1.1. Der Heilkundebegriff ist (nur) in § 1 Abs. 2 HPG<br />
definiert:<br />
„Ausübung der Heilkunde im Sinne dieses Gesetzes<br />
ist jede berufs- oder gewerbsmäßig vorgenommene<br />
Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder<br />
Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden<br />
bei Menschen, auch wenn sie im Dienste<br />
von anderen ausgeübt wird.“<br />
Zahnärzte sind nicht berechtigt, in den Bereich der<br />
Heilkunde überzugreifen und Patienten etwa<br />
wegen angenommener Auswirkungen von Amalgam<br />
auf andere Körperbereiche auch insoweit<br />
diag nostisch oder therapeutisch zu behandeln.<br />
1.2. Das Gebiet der Kosmetik fällt grundsätzlich<br />
nicht unter die Legaldefinition der Heilkunde. Die<br />
aus rein kosmetischen Zwecken beseitigten „Ano -<br />
malien“ stellen weder eine Krankheit noch ein Leiden<br />
oder einen Körperschaden dar.<br />
1.2.1. Das Bundesverwaltungsgericht hat allerdings<br />
entschieden, dass § 1 Abs. 2 HPG auf kosmetische<br />
Behandlungen,<br />
_ die in die körperliche Integrität eingreifen,<br />
_ die ihrer Methode nach der ärztlichen Krankenbehandlung<br />
gleichkommen und ärztliche Fachkenntnisse<br />
voraussetzen,<br />
_ die gesundheitliche Schädigungen verursachen<br />
können,<br />
analog anzuwenden ist.<br />
Das Gericht hat deshalb „Schönheitsoperationen“<br />
wie Nasenkorrekturen und Brustplastiken als Heilkunde<br />
eingestuft.<br />
Wenig später hat das BVerwG den Anwendungsbereich<br />
des § 1 Abs. 2 HPG noch weiter ausgedehnt,<br />
und zwar auch auf kosmetische Eingriffe, bei denen<br />
die Behandlung selbst zwar keine medizinischen<br />
Kenntnisse voraussetzt, jedoch die Frage, ob sie im<br />
einzelnen Fall begonnen werden darf, ärztliches diagnostisches<br />
Fachwissen erfordert, um einer Gesundheitsgefährdung<br />
durch den Eingriff vorzubeugen.<br />
1.2.2. Man könnte nun der Auffassung sein, dass die<br />
Unterspritzung von Falten im Mundbereich oder die<br />
Lippenaugmentation weder so schwierig sind wie<br />
eine chirurgische Nasenkorrektur, noch eine besondere<br />
Differenzialdiagnostik erfordert und deshalb<br />
als kosmetische Behandlung ohne die Erlaubnis<br />
nach § 1 Abs. 2 HPG möglich sei.<br />
1.2.2.1. Betrachtet man allerdings, was in der Rechtsprechung<br />
ansonsten noch unter den Heilkundebegriff<br />
gefasst wird, so wird man wohl kaum umhinkommen,<br />
die Faltenunterspritzung und Lippenaugmentation<br />
als Heilkunde am Menschen bezeichnen<br />
zu müssen. Wegen mehr oder weniger großer Gefahrenmomente<br />
wurde die eigenverantwortlichselbstständige<br />
Anwendung folgender Verfahren als<br />
Ausübung der Heilkunde angesehen:<br />
_ die Chiropraktik<br />
_ Manuelle Therapie<br />
_ die Fuß-Reflexzonen-Massage<br />
_ Shiatsu/Akkupressur<br />
_ Psychotherapeutische Behandlungen<br />
_ „Wunderheilung“ durch Handauflegen oder Be-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
streichen eines kranken Körperteils. Der Grund liegt<br />
darin, dass ein derartiges Tun bei den Behandelten<br />
den Eindruck erweckt, es ziele darauf ab, sie zu heilen<br />
oder ihnen Erleichterung zu verschaffen. Gerade<br />
der Glaube an angebliche übernatürliche Gewalt mit<br />
vermeintlichen oder vorgetäuschten übersinnlichen<br />
Kräften sei besonders gefährlich im Hinblick<br />
auf die Heilung tatsächlicher Krankheiten. Eine „Differenzialdiagnostik“<br />
erfolgt nicht.<br />
_ Geistheilung, Heilbehandlung mit dem Pendel,<br />
Heilmagnetismus<br />
_ Ausübung des USUI-Systems des Reki „Rekispende“<br />
_ Piercing<br />
1.2.2.2. Über die Auslegung des Begriffs Heilkunde<br />
entscheiden im Endeffekt die Gerichte, nicht etwa<br />
die berufsständischen Kammern. Wegen des erforderlichenen<br />
Patientenschutzes dürfte es aber sehr<br />
schwer werden, die Faltenunterspritzung und die<br />
Lippenaugmentation als rein kosmetische Behandlung<br />
anerkannt zu erhalten, die keiner Approbation<br />
oder keiner Heilpraktikererlaubnis bedarf.<br />
2. Abgrenzung Heilkunde/Zahnheilkunde<br />
Mit den obigen Ausführungen ist geklärt, dass Kosmetikerinnen<br />
grundsätzlich die Faltenunterspritzung<br />
etc. verboten ist, soweit sie keine Heilpraktiker -<br />
erlaubnis besitzen. Es ist damit aber nicht die Frage<br />
beantwortet, ob die Unterspritzung der Lippen, perioraler<br />
Falten oder der Naso-Labial-Falten von Zahnärzten<br />
erbracht werden darf oder nicht.<br />
2.1. Maßgebende Definitionsvorschrift ist § 1<br />
Abs. 3 ZHG:<br />
„Ausübung der Zahnheilkunde ist die berufsmäßige<br />
auf zahnärztlich-wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
gegründete Feststellung und Behandlung von<br />
Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten. Als Krankheit<br />
ist jede von der Norm abweichende Erscheinung im<br />
Bereich der Zähne, des Mundes und der Kiefer anzusehen,<br />
einschließlich der Anomalien der Zahnstellung<br />
und des Fehlens von Zähnen.“<br />
2.2. Im Gegensatz zu § 1 Abs. 2 HPG stellt § 1 Abs. 3<br />
ZHG auf die berufsmäßige auf zahnärztlich wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse gegründete Feststellung<br />
oder Behandlung ab. Wie oben dargestellt, unterscheidet<br />
sich aber der Anwendungsbereich des § 1<br />
Abs. 2 HPG durch die extensive Auslegung in der<br />
Rechtsprechung inhaltlich nicht mehr von der Formulierung<br />
in § 1 Abs. 3 ZHG. Auch im humanmedizinischen<br />
Bereich ist für die Ausübung der Heilkunde<br />
maßgebend, ob ärztliche Fachkunde erforderlich<br />
ist oder nicht.<br />
2.3. Genauso wenig wie eine rein kosmetische Nasenkorrektur<br />
als Heilung oder Linderung von Krankheiten,<br />
Leiden oder Körperschäden bei Menschen<br />
angesehen werden kann, kann die Unterspritzung<br />
der Lippe oder perioraler Falten als Behandlung von<br />
Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten angesehen<br />
werden.<br />
Als Krankheit ist in § 1 Abs. 3 Satz 2 ZHG jede von<br />
der Norm abweichende Erscheinung im Bereich der<br />
Zähne, des Mundes und der Kiefer definiert, einschließlich<br />
der Anomalien der Zahnstellung und<br />
des Fehlens von Zähnen. Genauso wie die Rechtsprechung<br />
beispielsweise die Entfernung von Warzen<br />
und Leberflecken in den Geltungsbereich des<br />
§ 1 Abs. 2 HPG „hineininterpretiert“, muss dies auch<br />
bei § 1 Abs. 3 ZHG der Fall sein. Der Krankheitsbegriff<br />
muss dahingehend erweitert werden, dass<br />
alles umfasst ist, was zahnärztliche Fachkunde<br />
erfordert.<br />
2.4. Fraglich ist, ob die Unterspritzung der Lippe als<br />
Zahn-, Mund- und Kieferkrankheit in diesem Sinne<br />
angesehen werden kann. Die Lippe ist in § 1 Abs. 3<br />
ZHG nicht ausdrücklich genannt. Diesbezüglich<br />
hat allerdings das OLG Zweibrücken unter Berufung<br />
auf die EWG-Richtlinie Nr. 78/687 entschieden,<br />
dass bspw. die chirurgische Behandlung von<br />
Naevi der Lippen zur Zahnheilkunde zu zählen sei.<br />
Nach Auffassung des Gerichts zählen auch die Lippen<br />
zum Bereich des Mundes und des dazu gehörigen<br />
Gewebes im Sinne der maßgeblichen gesetzlichen<br />
Bestimmungen.<br />
Berücksichtigt man die oben genannte Rechtsprechung<br />
des Bundesverwaltungsgerichts, wonach<br />
der Behandler insbesondere zu einer umfassenden<br />
Differenzialdiagnostik in der Lage sein muss, so<br />
dürfte unstreitig sein, dass diese Differenzialdiagnostik<br />
bei der Behandlung von Naevi durchaus eine<br />
entscheidende Rolle spielen kann, während dies bei<br />
der Unterspritzung der Lippen aus rein kosmetischen<br />
Gründen nicht der Fall ist.<br />
Hier ist nur die Kenntnis der anatomischen Strukturen,<br />
eventueller Nervenverläufe und der Handhabung<br />
einer Spritze erforderlich. Die Lippenunterspritzung<br />
ist aus Sicht des Patientenschutzes<br />
wesentlich unkritischer als die Naevi-Behandlung.<br />
Die Lippenunterspritzung ist deshalb vom Begriff<br />
der Zahnheilkunde umfasst und darf von Zahnärzten<br />
ausgeführt werden.<br />
2.5. Etwas kritischer, aber auch noch vom Zahnheilkundebegriff<br />
umfasst, ist die Unterspritzung<br />
von perioralen Falten und von Naso-Labial-Falten.<br />
Diese Körperregionen befinden sich im Bereich des<br />
Mundes, der schon nach § 1 Abs. 3 ZHG ausdrücklich<br />
von der Zahnheilkunde mit umfasst ist. Dass<br />
der Zahnarzt nicht ausschließlich intraoral, sondern<br />
auch extraoral tätig sein darf, ergibt sich bspw.<br />
aus Nr. 41 b BEMA bzw. der Nr. 011 GOZ, wonach<br />
auch eine extraorale Leitungsanästhesie selbstver-<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
ständlich zum zahnärztlichen Tätigkeitsbereich<br />
gehört.<br />
Stellt man – wie oben ausgeführt – in erster Linie<br />
auf den Patientenschutz ab, so ist dieser durch eine<br />
Unterspritzung perioraler Falten in keiner Weise<br />
mehr gefährdet als durch eine extraorale Leitungsanästhesie.<br />
In beiden Fällen ist die (zahn-)medizinische<br />
Kenntnis von anatomischen Strukturen, der<br />
Nervenverläufe etc. erforderlich.<br />
Es dürfte sogar die subkutane Unterspritzung<br />
deutlich weniger Risiken bieten als die extraorale<br />
Leitungsanästhesie, die perineural gesetzt werden<br />
muss. Es kann insoweit auch nochmals auf das OLG<br />
Zweibrücken verwiesen werden. Das Gericht hält<br />
unter anderem die extraorale Eröffnung von Abszessen<br />
und Phlegmonen als „Übergriffe in den unmittelbar<br />
angrenzenden Bereich“ für zulässig.<br />
Damit ist die Unterspritzung von perioralen Falten<br />
einschließlich der Naso-Labial-Falten (die den Bezug<br />
zur Lippe schon im Namen tragen) zulässig,<br />
nicht aber die Unterspritzung von weiter entfernt<br />
liegenden Falten, bspw. im Wangen- oder Augenbereich.<br />
_<br />
_Autor<br />
Dr. Stefan Stelzl<br />
cosmetic<br />
dentistry 4_2004<br />
Rechtsanwalt & Fachanwalt<br />
für Sozialrecht<br />
Rechtsanwalt seit 1992.<br />
Kanzlei Ratajczak Wellmann<br />
& Partner, Sindelfingen,<br />
Berlin, Köln<br />
Tätigkeitsschwerpunkte:<br />
Kassen(zahn)arztrecht, Berufsrecht der Zahnärzte<br />
und Ärzte, (zahn)ärztliches Vertragsrecht<br />
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Kassenarztrecht<br />
e.V., der Arbeitsgemeinschaft Rechtsanwälte<br />
im <strong>Medizin</strong>recht e.V., der Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Medizin</strong>recht im Deutschen Anwaltverein<br />
e.V. und der ARGE Sozialrecht im Deutschen Anwaltverein<br />
Tel.: 07031 9505-22<br />
E-Mail: stelzl@rpmed.de<br />
ANZEIGE<br />
DEMO-DVD<br />
Unterspritzungstechniken<br />
zur Faltenbehandlung im Gesicht<br />
75€ *<br />
Unterspritzungstechniken<br />
jetzt auf DVD!<br />
Kontakt<br />
OEMUS MEDIA AG<br />
Holbeinstraße 29 | 04229 Leipzig<br />
Tel.: 03 41/4 84 74-3 08<br />
Fax: 03 41/4 84 74-2 90<br />
E-Mail: event@oemus–media.de<br />
www.oemus.com<br />
*zzgl. MwSt. und Versandkosten<br />
BESTELLFORMULAR.<br />
Hiermit bestelle ich die brandaktuelle Demo-DVD zum Preis von<br />
75 € zzgl. MwSt. und Versandkosten.<br />
Hinweis:<br />
Die Ware ist vom<br />
Umtausch ausgeschlossen.<br />
Spieldauer:<br />
60 Minuten<br />
Titel/Name/Vorname<br />
Praxisstempel<br />
Unterschrift<br />
eBook Faltenbehandlung im Gesicht
Information _ Recht<br />
Welche rechtlichen<br />
Besonderheiten muss der<br />
Zahnarzt bei Schönheitsbehandlungen<br />
beachten?<br />
Autor_ RA Dr. Thomas Ratajczak, Sindelfingen<br />
_Recht<br />
Zum Thema Schönheitsbehandlungen<br />
in der Zahnarztpraxis nehmen<br />
unsere Autoren, Rechtsanwalt<br />
Dr. Thomas Ratajczak und Rechtsanwältin<br />
Susanna Zentai, Stellung.<br />
_Schönheitsbehandlungensind in der Regel medizinisch<br />
nicht indizierte Maßnahmen. Eingriffe ohne<br />
medizinische Indikation nehmen rechtlich eine Ausnahmerolle<br />
mit besonderen Voraussetzungen ein,<br />
liegen aber im Trend der Zeit. Der medizinische Fortschritt<br />
und das steigende Anspruchsdenken der Gesellschaft<br />
lassen reine Schönheitseingriffe im Alltag<br />
des Zahnarztes immer mehr Platz greifen. Das führt<br />
dazu, dass sich der Zahnarzt zunehmend mit diesem<br />
Thema auseinander setzen und die rechtliche<br />
Sonderstellung von reinen Schönheitsbehandlungen<br />
kennen sollte.<br />
_Fehlende zahnmedizinische Indikation<br />
Der Bereich der „reinen“ Schönheitsbehandlung beginnt<br />
da, wo absolut keine zahnmedizinische Indikation<br />
für die zahnärztliche Maßnahme gegeben ist<br />
und endet dort, wo eine Kontraindikation vorliegt.<br />
Somit ist eine Unterscheidung zwischen medizinisch<br />
indizierten und medizinisch nicht indizierten<br />
Zahnbehandlungen erforderlich. Es gibt dabei<br />
durchaus Mischformen, bei denen die medizinische<br />
Notwendigkeit von leicht bis dringlich reichen kann.<br />
Daneben kommen Extremfälle vor, die wegen einer<br />
stark ausgeprägten psychischen Komponente des<br />
Patienten medizinisch indiziert erscheinen. In einem<br />
so gelagerten Fall sollte der behandelnde oder um<br />
Rat gefragte Zahnarzt aber aus Selbstschutz sehr<br />
skeptisch werden und die genauen Hintergründe<br />
des Patientenwunsches erfragen. Gegebenenfalls<br />
muss ein Psychologe in die Behandlungsplanung<br />
einbezogen werden; denn Schönheitsoperationen<br />
ersetzen nicht eine notwendige psy chi atrisch/<br />
psychotherapeutische Behandlung. Im Regelfall<br />
wird man in einem solchen Fall sogar von einer<br />
Kontraindikation ausgehen müssen. Diese Weichenstellung<br />
hat daher in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch<br />
im Vorfeld der Behandlung zu erfolgen.<br />
Bereits hierdurch erhalten Anamnese und<br />
Aufklärungsgespräch bei einer Schönheitsbehandlung<br />
entscheidende Bedeutung.<br />
_Besonders gründliche<br />
Aufklärung vor der Behandlung<br />
Die Rechtsprechung stellt bei medizinisch nicht indizierten<br />
Schönheitseingriffen die höchsten Anforderungen<br />
an die Aufklärung überhaupt. Dies ist<br />
nachvollziehbar. Mit jedem Eingriff in die körperliche<br />
Unversehrtheit sind Risiken für den Patienten<br />
verbunden. Diese nimmt der Patient immer aus einem<br />
bestimmten Grund in Kauf. Wenn seine Behandlung<br />
dringend notwendig ist, um eine Verschlimmerung<br />
seiner Erkrankung zu verhindern und<br />
weiteren Schäden vorzubeugen, wird ihm die Entscheidung<br />
für den Eingriff leichter fallen. Auch werden<br />
Risiken bei bestehender objektiver medizinischer<br />
Notwendigkeit eher in Kauf genommen. Anders<br />
hingegen bei einer geringeren oder gar keiner<br />
Indikation. Vor diesem Hintergrund haben die Gerichte<br />
den Grundsatz geprägt: Je weniger dringend<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
die Indikation, desto schwerer wiegt die Aufklärungspflicht!<br />
Neben dem Aspekt der rein sachlichen<br />
Dringlichkeit des Eingriffs ist auch die zeitliche<br />
Dringlichkeit für das Maß der erforderlichen Aufklärung<br />
zu berück sichtigen. Auch hier gilt: je mehr Zeit<br />
dem Patienten bleibt, sich für oder gegen einen Eingriff<br />
zu entscheiden, desto strengere Anforderungen<br />
sind an die Aufklärung zu stellen.<br />
Bei reinen Schönheitseingriffen muss dem Patienten<br />
folglich am meisten Zeit gelassen werden, sich<br />
mit den Vor- und Nachteilen auseinanderzusetzen.<br />
Dies hat der Bundesgerichtshof in einer Strafsache<br />
bereits im Jahre 1959 herausgestellt (Urteil vom<br />
10.02.1959 – 5 StR 533/58 –).<br />
Die gesamte Aufklärung muss besonders gründlich<br />
dokumentiert werden und möglichst jeden individuellen<br />
Aspekt der Vorstellung und Motivation des<br />
Patienten erfassen. Dies schützt den Zahnarzt bei einem<br />
möglichen Regress vor der Behauptung des Patienten,<br />
so habe er sich das Ergebnis nicht vorgestellt,<br />
obwohl er zuvor genau dies als Ziel des Eingriffs<br />
beschrieben hat.<br />
_Schwierigkeiten bei der<br />
Bewertung des Ergebnisses<br />
Kommt es nach einem Schönheitseingriff zum Behandlungsfehlervorwurf,<br />
kann es für den Zahnarzt<br />
schnell problematisch werden. Die Rechtsprechung<br />
betrachtet die Behandlungen mit einem gewissen<br />
Unverständnis, um nicht zu sagen Argwohn und ist<br />
schnell geneigt, optisch nicht zufrieden stellende<br />
Behandlungsergebnisse als Haftungsfall einzustufen.<br />
Das Ergebnis einer Schönheitsbehandlung ist<br />
bei überwiegend subjektiv motivierten Entscheidungen<br />
für eine optische Veränderung nur beschränkt<br />
objektivierbar. Jeder Mensch hat ein anderes<br />
Schönheitsideal und seine individuelle Vorstellung<br />
darüber, ob und wann er/sie selbst schön ist. Für<br />
Dritte, auch für Gutachter, sind die so unterschiedlich<br />
aufgestellten Kriterien im konkreten Fall oft<br />
nicht nachvollziehbar.<br />
Es gibt aber fraglos objektive Befunde, die einer Bewertung<br />
nach Ziel erreicht/nicht erreicht, Behandlungsfehler<br />
ja oder nein zugänglich sind. Eine objektiv<br />
nicht gerade Zahnreihe kann subjektiv nicht für<br />
„gerade“ befunden werden und eine nicht beseitigte<br />
Verfärbung eines Zahnes wird auch nicht im subjektiv<br />
geprägten Auge des jeweiligen Betrachters unabhängig<br />
von jeder Farbskala auf einmal „weiß“. Je weiter<br />
sich das Fachgebiet der kosmetischen Zahnheilkunde<br />
entwickelt, umso mehr objektivierbare Befunde<br />
werden sich ergeben, an denen dann die<br />
Erfüllung der Behandlungserwartungen rechtlich<br />
überprüft werden kann.<br />
Ein Eingriff darf aber unabhängig von allen ästhetischen<br />
Empfindungen dann nicht vorgenommen<br />
werden, wenn das von dem Patienten gewünschte<br />
Ziel mit ihm gar nicht erreicht werden kann (OLG<br />
Köln, Urteil vom 03.02.1999 – 5 U 118/98 –). Dann<br />
liegt in der Behandlung ein klarer Haftungsfall.<br />
_Fazit<br />
Bei der Durchführung von Behandlungsmaßnahmen<br />
zu reinen Schönheitszwecken sollte der Zahnarzt<br />
auf eine sehr intensive Aufklärung achten und<br />
diese akribisch dokumentieren, um hinterher die<br />
Wunschvorstellungen des Patienten genau belegen<br />
zu können._<br />
_Autor<br />
Dr. jur. Thomas<br />
Ratajczak<br />
cosmetic<br />
dentistry 4_2004<br />
Rechtsanwalt, Fachanwalt<br />
für Sozialrecht, Lehrbeauftragter<br />
an der FH Neu-<br />
Ulm, Seniorpartner einer<br />
auf <strong>Medizin</strong>recht spezialisierten<br />
Anwaltskanzlei.<br />
Impressum<br />
Verleger:<br />
Torsten R. Oemus<br />
Verlag:<br />
OEMUS MEDIA AG<br />
Holbeinstraße 29<br />
04229 Leipzig<br />
Tel.: 0341 48474-0<br />
Fax: 0341 48474-290<br />
E-Mail: kontakt@oemus-media.de<br />
Deutsche Bank AG Leipzig<br />
BLZ 860 700 00<br />
Kto. 150 150 100<br />
Verlagsleitung:<br />
Ingolf Döbbecke<br />
Dipl.-Päd. Jürgen Isbaner (V.i.S.d.P.)<br />
Dipl.-Betriebsw. Lutz V. Hiller<br />
ÄSTHETISCHE MEDIZIN<br />
Redaktion:<br />
Heike Isbaner<br />
Tel.: 0341 48474-221<br />
Claudia Schreiter<br />
Tel.: 0341 48474-325<br />
Korrektorat:<br />
Ingrid Motschmann/Frank Sperling<br />
Tel.: 0341 48474-125<br />
Helga Friedrich/Hans Motschmann<br />
Tel.: 0341 48474-126<br />
Herstellung:<br />
Dipl.-Des. Jasmin Hilmer<br />
Tel.: 0341 48474-118<br />
Stand: 16. März 2011<br />
Verlags- und Urheberrecht:<br />
Das eBook und die enthaltenen Bei trä ge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zu stimmung des Verlegers<br />
und Herausgebers unzulässig und strafbar. Dies gilt besonders für Ver viel -<br />
fältigungen, Über setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und<br />
Bearbeitung in elektronischen Sys temen. Nach druck, auch auszugsweise,<br />
nur mit Genehmigung des Verlages. Bei Ein sen dungen an die Redaktion wird<br />
das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung vorausgesetzt,<br />
sofern nichts anderes vermerkt ist. Mit Einsendung des Manuskriptes<br />
gehen das Recht zur Veröffentlichung als auch die Rechte zur Übersetzung,<br />
zur Vergabe von Nachdruckrechten in deutscher oder fremder Sprache,<br />
zur elektronischen Speicherung in Datenbanken, zur Herstellung von<br />
Sonderdrucken und Fotokopien an den Verlag über. Für unverlangt eingesandte<br />
Bücher und Manu skripte kann keine Gewähr übernommen werden.<br />
Mit anderen als den redaktionseigenen Signa oder mit Verfassernamen gekennzeichnete<br />
Beiträge geben die Auffassung der Verfasser wieder, die der<br />
Mei nung der Redaktion nicht zu entsprechen braucht. Der Verfasser dieses<br />
Beitrages trägt die Verant wortung. Gekennzeichnete Sonderteile und Anzeigen<br />
befinden sich außerhalb der Veran t wortung der Redaktion. Für Verbands-,<br />
Unternehmens- und Markt informa tionen, insbesondere Marktübersichten,<br />
kann keine Gewähr übernommen werden. Eine Haf tung für Folgen<br />
aus unrichtigen oder fehlerhaften Darstellungen wird in jedem Falle ausgeschlossen.<br />
Gerichtsstand ist Leipzig.<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Information _ Recht<br />
Lippenunterspritzung –<br />
wer darf was?<br />
Autor_ RA Dr. Thomas Ratajczak, Sindelfingen<br />
Zum Thema Lippenunterspritzung<br />
in der Zahnarztpraxis nimmt<br />
unser Autor, Rechtsanwalt<br />
Dr. Thomas Ratajczak, Stellung.<br />
_Autor<br />
_Recht<br />
Dr. jur. Thomas<br />
Ratajczak<br />
cosmetic<br />
dentistry 4_2004<br />
Rechtsanwalt, Fachanwalt<br />
für Sozialrecht, Lehrbeauftragter<br />
an der FH Neu-<br />
Ulm, Seniorpartner einer<br />
auf <strong>Medizin</strong>recht spezialisierten<br />
Anwaltskanzlei.<br />
_Bei der Lippenunterspritzung stellt sich wie bei vielen<br />
neu entwickelten Verfahren der ästhetisch/kosmetischen<br />
Behandlung primär die Frage, ob es sich dabei<br />
um Ausübung der Heilkunde handelt. Bejaht man<br />
dies, darf sie nur von Heilkundigen durchgeführt werden.<br />
Heilkunde ist nach der gesetzlichen Definition in<br />
§ 1 Abs. 2 Heilpraktikergesetz „jede Berufs- oder gewerbsmäßig<br />
vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung,<br />
Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden<br />
oder Körperschäden bei Menschen“.<br />
_Wer darf Lippen unterspritzen?<br />
Das Bundesminis terium für Gesundheit hatte in einer<br />
Stellungnahme vom 21.01.1998 an den Bundesverband<br />
Deutscher Kosmetikerinnen e.V. die Auffassung<br />
vertreten, es neige dazu, „die Behandlung altersbedingter<br />
Faltenbildungen, sofern sie lediglich kosmetischen<br />
Zwecken dient, dem Begriff der Ausübung der<br />
Heilkunde nicht zuzuordnen. Das Gleiche dürfte für<br />
das subkutane und intrakutane Spritzen gelten, wobei<br />
allerdings keine Arzneimittel Verwendung finden<br />
dürfen.“<br />
Dieser Auffassung ist das Verwaltungsgericht Trier in<br />
einer noch nicht rechtskräftigen Entscheidung vom<br />
23.01.2003 – 6 K 867/02 – entgegengetreten. Es hält<br />
die Faltenunterspritzung für eine erlaubnispflichtige<br />
Ausübung der Heilkunde, weil „neben dem Wissen um<br />
die bei der Verabreichung von Injektionen regelmäßig<br />
zu beachtenden Anforderungen an Desinfektion und<br />
Hygiene auch anatomische Kenntnisse über den Aufbau<br />
der Haut und den Verlauf der Nerven, Muskeln<br />
und Blutgefäße im Gesicht sowie die Durchführung<br />
einer Anamnese zur Vermeidung von Allergierisiken“<br />
erforderlich seien. „In praktischer Hinsicht muss die<br />
Befähigung zum sicheren Ansetzen und Führen der<br />
Spritzen bestehen, da eine subkutane Injektion angesichts<br />
der gerade im Gesichtsbereich sehr dünnen<br />
Haut eine ruhige Hand voraussetzt. Die Vornahme<br />
von Faltenunterspritzungen durch Unbefugte ist<br />
auch mit nicht unbeträchtlichen Gesundheitsgefährdungen<br />
für die Behandelten verbunden.“<br />
Das VG Trier hätte seine Entscheidung überzeugender<br />
mit Hinweis auf § 4 Abs. 1 und 3 des Lebensmittel- und<br />
Bedarfsgegenständegesetzes (LBMG) stützen können.<br />
Dieses Gesetz enthält auch die Definition kosmetischer<br />
Mittel. Es enthält zugleich die zentralen<br />
Normen zur Abgrenzung Arzneimittel – <strong>Medizin</strong>produkte<br />
– Kosmetika – Lebensmittel – Nahrungsergänzungsmittel.<br />
Kosmetische Mittel sind danach dazu<br />
bestimmt, „äußerlich am Menschen oder in seiner<br />
Mundhöhle zur Reinigung, Pflege oder zur Beeinflussung<br />
des Aussehens oder des Körpergeruchs oder zur<br />
Vermittlung von Geruchseindrücken angewendet zu<br />
werden“. Stoffe, die zur Beeinflussung von Körperformen<br />
bestimmt sind, gelten nicht als Kosmetika.<br />
Stoffe, die intra- oder subkutan gespritzt werden, sind<br />
m.E. auch dann nicht als Kosmetika anzusehen, wenn<br />
sie zu kosmetischen Zwecken eingesetzt werden. Was<br />
für die Faltenunterspritzung gilt, gilt erst recht für die<br />
Lippenunterspritzung. Sie ist Heilkundigen vorbehalten.<br />
Das sind nach dem Heilpraktikergesetz Ärzte und<br />
Heilpraktiker. Die Ausübung der Zahnheilkunde wird<br />
vom Heilpraktikergesetz nicht erfasst.<br />
_Dürfen Zahnärzte Lippen unterspritzen?<br />
Zahnärzte können alle Tätigkeiten durchführen, die<br />
Aus übung der Zahnheilkunde i.S. des Zahnheilkundegesetzes<br />
sind. Sie können aber nicht darüber hinaus<br />
alle Tätigkeiten durchführen, die Ausübung der Heilkunde<br />
i.S. des Heilpraktikergesetzes darstellen. Das<br />
wird leider ab und zu übersehen. Die Frage nach dem<br />
Tätigkeitsgebiet der Zahnärzte hatte in einem denkwürdigen<br />
Verfahren das Oberlandesgericht Zweibrücken<br />
mehrfach beschäftigt. In seiner abschließenden<br />
Entscheidung vom 21.08.1998 – 2 U 29/97 –<br />
schloss es sich der Auffassung an, dass Zahnheilkunde<br />
nicht auf den dento-alveolären Bereich beschränkt<br />
ist, sondern die Verhütung, Diag nose und<br />
Behandlung von Anomalien und Krankheiten der<br />
Zähne, des Mundes und der Kiefer und des dazugehörigen<br />
Gewebes erfasst. Letzteres ist entscheidend. Die<br />
Lippen sind dem Mund zuzurechnen, weshalb auch<br />
die Entfernung von Naevi der Lippen jedenfalls auch<br />
Ausübung der Zahnheilkunde ist.<br />
Die Lippenunterspritzung durch Zahnärzte ist damit<br />
durch das Zahnheilkundegesetz gedeckt. _<br />
Artikelreihe zum Thema „Faltenbehandlung im Gesicht“
Hinweis: Die Ware ist vom<br />
Umtausch ausgeschlossen.<br />
Schöne Zähne – Schönes Lächeln<br />
EXKLUSIVE<br />
HOCHGLANZPOSTER<br />
✂ Bestellformular<br />
Die Praxis aufpeppen – kein Problem! Die<br />
schönsten Titelmotive der Fachzeitschrift<br />
„cosmetic dentistry“ sind jetzt als exklusive<br />
Hochglanzposter für die Zahnarztpraxis<br />
erhältlich.<br />
Seit vielen Jahren besticht das Hochglanzcover<br />
der Fachzeitschrift „cosmetic<br />
dentistry“ durch außergewöhnlich ästhetische<br />
Titelmotive. Viele Zahnärzte haben<br />
die Bitte geäußert, diese Bilder auch für<br />
die Patientenkommunikation in der eigenen<br />
Praxis nutzen zu dürfen. Diesem<br />
Wunsch kommt der Verlag nach und bietet<br />
mit der Poster-Trilogie „Schöne Zähne –<br />
Schönes Lächeln“ die Möglichkeit, drei der<br />
schönsten Titelbilder als hochwertiges<br />
Poster im A1-Format zu bestellen.<br />
Das Einzelposter ist zum Preis von 29 €<br />
und die Poster-Trilogie für 69 € jeweils<br />
zzgl. MwSt. + Versandkosten erhältlich.<br />
Info: OEMUS MEDIA AG, Holbeinstr. 29,<br />
04229 Leipzig, Tel.: 0341 48474-200<br />
Bestellung auch online<br />
möglich unter:<br />
grasse@oemus-media.de<br />
Ja, ich möchte ein/mehrere Poster bestellen:<br />
(bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />
Name, Vorname<br />
Firma<br />
Straße<br />
ebook Faltenbehandlung 2012<br />
Motiv 1 Motiv 2 Motiv 3<br />
jeweils für 29 € zzgl. MwSt. + Versandkosten<br />
Poster-Triologie<br />
alle 3 Poster für 69 € zzgl. MwSt. + Versandkosten<br />
Antwort per Fax 0341 48474-290<br />
oder per Post an OEMUS MEDIA AG, Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig<br />
PLZ/Ort<br />
E-Mail<br />
Unterschrift