Ein Wasser, ein Mond. Walensee. - Peter Donatsch

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Moderne Zeiten. Auf Alp Schwaldis treibt der Hirte die Herde auf der Trialmaschine zum abendlichen Melken herbei. ein fernes Land voller Erinnerungen, Ausgangspunkt für eine Menge neuer Abenteuer. Im Hafen dümpeln Boote, darunter einige Quintner Weidlinge. Nicht mehr viele beherrschen den Bootsbau nach den alten Massen, Vorgaben und Richtlinien. Ein Quintner Weidling ist 7 m lang, am Boden 1 m breit und 0,75 m hoch und wiegt 300 kg. Früher waren die Weidlinge mit Ruder und Segel ausgerüstet, heute mit Aussenbordmotoren. Ich betrachte das farbige Bild am Wasser. Freiheit hängt über dem See. Unsichtbar. Stark genug für ein Gefühl von Abschied. Walenstadt – Weesen 44 besuchte ich die Quintnerinnen und Quintner oft und wir versuchten, uns in ihre besondere Situation jenseits des Postkarten- und Schlagzeilen-Sonderfalls einzufühlen. Ein Vorhaben, einem Tauchgang in die dunkle Tiefe des Walensees nicht unähnlich, manchmal wie eine Kletterei durch eine senkrechte Churfirstenwand sich anfühlend, und manchmal wie ein Spaziergang auf der breiten, gepflegten Chaussée des Lebens. Hans Bernhard Hobi schreibt: «Die Leute von Quinten wissen um den Sonderfall Quinten. Die relative Abgeschiedenheit, das der Natur ausgesetzte Leben, der Kampf um die Existenz, all das prägt. Ihr Selbstverständnis ist aber auch beeinflusst vom verführerischen Bild der Idylle, das die Besucher wahrnehmen, auf sie projizieren. Daneben sind die alltäglichen Erfahrungen, so gewöhnlich wie überall landauf, landab. Wie sich zurechtfinden auf dieser Schaukel von Bildern und Gefühlen?! Auch wenn pessimistische Geister über den ‹hoffnungslosen Fall› lamentieren, auch wenn Macher und Planer die grosse Perspektive vermissen, in Quinten hat man trotz allem einen geheimen Willen zum Überleben kultiviert. Man weiss aus jahrhundertalter Erfahrung, dass Kraft und Erfindungsgeist da ist, wenn es ans Wesentliche geht. Da wachsen Alleskönner heran, die clever und kreativ mit ihren Möglichkeiten umgehen, die Mut und Humor zusammenpacken zu einem ‹Jetzt erst recht›.» See Hans Bernhard stopfte dann jeweils seine Tabakpfeife und ich liess mich von dem vertrauten Duft des Rauches mitnehmen, in Das Kursschiff «Alvier» zeichnet mystische Muster von vergänglicher Ewigkeit ins Wasser. Walenstadt – Weesen 45
Walenstadt – Weesen Sehen und erleben Bickel und andere Künstler In den Räumlichkeiten der alten Weberei befindet sich das Museum Bickel. Das Museum trägt den Namen des Malers, Grafikers, Bildhauers und Briefmarkenstechers Karl Bickel (1886-1982), der auf Schrina Hochrugg lebte und arbeitete. Im Zentrum des privaten Museums steht die lebendige Vielfalt der Kunst der Gegenwart und zusätzlich werden kulturelle Veranstaltungen durchgeführt. Museumbickel, Walenstadt: +41 81 710 27 77. www.museumbickel.ch. Garadur: Selbstgebackenes am Weg Die Bauerngaststätte Garadur liegt idyllisch, von alten Obstbäumen umstanden, am Weg von Walenstadtberg nach Quinten. Sie ist ganzjährig und sieben Tage die Woche offen. Besonders sind die Suppen und hausgebackenen Kuchen, die Znüni- und Zvieriplättli. Bauerngaststätte Garadur, Walenstadtberg: Tel. +41 81 735 14 62. Verkehrs- und Lebensader Walensee Der östlichste nordalpine Randsee der Schweiz ist 15,6 km lang, 2 km breit und misst an seiner tiefsten Stelle 151 m. Die Wassertemperatur ist auch im heissesten Sommer verhältnismässig kühl, ganz zugefroren ist der See aber noch nie. Das Klima, vor allem am südlichen Rand, ist ausgesprochen mild. Bis zum Bau der Eisenbahnline war der See die Verbindungsader zwischen dem Unter- und dem Oberland. Auf dem See schippern «Nie ist der See gleich, kein Augenblick gleicht dem anderen», sagen die Kursschiffer, die sommers und winters den See befahren. Der Schiffsbetrieb Walensee betreibt eine Flotte von vier Schiffen mit 60 bis 270 Plätzen. Er bietet im Sommer neben den Kursschiffen auch zahlreiche Sonderfahrten, wie «Geo-Schiff», «Brunch-Schiff», und «Culinarium-Schiff». Schiffsbetrieb Walensee, Murg: Tel. +41 81 720 35 45, www.walenseeschiff.ch. Bio-Wein vom Walensee Seit 1982 lassen Esther und Bruno Bosshart sowie Esther Bossharts Schwester Romy Grimm ihre Mutterkühe auf einer Parzelle in Quinten weiden und tun das bis heute. In Berschis sind sie domiziliert und von dort aus bewirtschaften sie ihre Reben in Walenstadt, Flums, Sargans und Quinten. Sie experimentieren mit neuen Sorten (Baco Noir, DeChaunac, Maréchal Foch, Plantet, Rudelin, Seyval blanc) und alles biologisch. Auch die Mutterkuhhaltung. Zahnstocher für das Land 300 Hektaren Wald gehören der Ortsgemeinde Quinten, darunter auch der Serenwald, den man als letzten durchwandert, bevor man, von Quinten her, nach Betlis kommt. Der Serenwald ist ein aussergewöhnlich schöner Lindenmischwald, aus dessen schönsten Linden Zündhölzer und Zahnstocher hergestellt werden. Höchster Wasserfall der Schweiz Der imposante Seerenbachfall oberhalb von Betlis, ist mit 600 m Höhe der höchste Wasserfall der Schweiz und gehört zu den höchsten Wasserfällen Europas. Daneben, am Fuss des Seerenbachfalls, tritt Wasser aus dem Fels, manchmal als tosender Bach, der in rund 40 m hohem Schwall über die Felswand schiesst, manchmal als dünnes, kaum sichtbares Rinnsal, manchmal gar nicht: Die Rinquelle. Ihr Wasser kommt von ennet den Bergen, aus einem weit verzweigten Höhlensystem. Die am weitesten entfernten Einspeisegebiete des Wassers liegen rund 13,5 km von der Austrittstelle entfernt. Während Jahrtausenden hat sich das Wasser seine Wege in in den Kalkstein gegraben, indem weichere Bestandteile des Felsens aufgelöst und ausgeschwemmt wurden (Karst). Eine Aussichtsplattform mit Infotafel am Fuss der Rinquelle und der Seerenbachfälle ist in kurzem Aufstieg von Betlis her erreichbar. www.amden.ch. Besondere Badi Hinter dir die Felswand, Hitze strahlt von ihr ab, Sträucher wachsen daraus hervor. Vor dir der See, glitzernd, funkelnd, manchmal grau. Dazwischen ein schmaler Streifen ebenen Landes, einige Wiesen, Felsen. Das ist das Strandbad von Weesen am Walensee. Zu Fuss eine Viertelstunde von Weesen-Fly Richtung Betlis. www.amden.ch Innovation trotz Randregion Zwischen Walensee und Sargans besteht eine Anzahl von Firmen ganz gut im nationalen und internationalen Wettbewerb. Die Flumroc AG in Flums, mit 260 Mitarbeitenden ist eine der grössten Arbeitgeberinnen der Region. Die landesweit führende Herstellerin von Wärmedämmprodukten aus Steinwolle ging aus der um die Jahrhundertwende in Flums gegründeten Kalziumkarbidfabrik Schmelzwerke Spoerry AG hervor. Ein anderes erfolgreiches Unternehmen ist Spoerry in Flums. Es stellt ein Elektorsmog-Schutzgarn her: Ein hauchdünnes, in das Garn eingefügte Metall-Monofilament verleiht dem Spezialgewebe seine Abschirmwirkung gegen elektromagnetische Strahlung. Bis heute ist dieses Garn einzigartig. Die Firma besteht seit 1866, heute erarbeiten 145 Mitarbeitende rund 1400 Tonnen Garn jährlich. Flumroc AG, Flums: Tel. + 41 81 734 11 11,www.flumroc.ch; www.spoerry-yarn.ch. Nächste Doppelseite: im See hat es Albeli, Felchen, Seesaiblinge, Seeforellen, Trüschen, Hechte, Egli und Alois Giger fischt. Walenstadt – Weesen 46 47
Seite 1 und 2: Ein Wasser, ein Mond. Walensee. Wal
Seite 3 und 4: Eintauchen in den Sonderfall Quinte
Seite 5: Walenstadt - Weesen Die Aussicht mu

Ein Wasser, ein Mond. Walensee. - Peter Donatsch

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?