Bericht - Pädagogische Hochschule Weingarten
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Erfahrungsbericht zum Praktikum an der Amahlubi Highschool in<br />
Südafrika<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
e-mail:<br />
Heimathochschule:<br />
Studienfächer:<br />
Studienziel:<br />
Brielmaier<br />
Anna<br />
anna.brielmaier@gmx.de<br />
<strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Weingarten</strong><br />
Deutsch, Geografie, Geschichte<br />
Lehramt an Grund- und Hauptschulen<br />
Semester: 4<br />
Zeitpunkt: Wintersemesterferien 2012<br />
Geburtsdatum: 17.08.1990
Blockpraktikum an der Amahlubi Highschool<br />
Vorbereitungen:<br />
Zur Vorbereitung unseres Blockpraktika trafen wir uns einmal wöchentlich zu<br />
einem Vorbereitungskurs, der zum einen den Zweck hatte uns genügend<br />
Informationen über das Land zu geben, zum anderen uns kennen zu lernen<br />
und die wichtigsten formellen Dinge zu regeln, z.B Buchung der Flugtickets.<br />
Wir haben uns dann aber auch außerhalb dieses Vorbereitungskurses<br />
mehrmals getroffen um zu Planen. Davon gibt es quasi unendlich viel und man<br />
sollte es nicht auf den letzten Drücker machen.<br />
Transfer:<br />
Wir als Gruppe hatten uns von Anfang an Autos gemietet, was ich dringend<br />
weiter empfehlen will. Nicht nur einmal waren wir während unserer Zeit an der<br />
Schule froh an unseren Autos. Es gibt alternativ die Möglichkeit eines<br />
Bustransfers von Johannesburg/Durban nach Estcourt. Da müsste man die<br />
Autos nicht von Anfang an buchen, das spart Geld, aber wenn ich das selbe<br />
Praktikum noch einmal absolvieren würde, würde ich es nochmal genauso<br />
machen. Ohne Auto steckt man nämlich quasi mitten in der Einöde fest und<br />
kann weder einkaufen gehen noch sonst irgendwelche nötigen Besorgungen<br />
machen. Von den Ausflügen an den Wochenenden an denen ihr mit Sicherheit<br />
interessiert wärt ganz zu schweigen.<br />
Schulalltag:<br />
Vorausgreifend gilt hier zu sagen das wir in Kwazamakuhle an drei<br />
verschiedenen Schulen mitwirken dürfen: Der Amahlubi Highschool, der<br />
Ephangweni Primary School und der School for Physically Disabled Person. Hier<br />
kann jeder seinen Schwerpunkt selbst setzen und vielfältige Erfahrungen in<br />
den verschiedenen Klassenstufen machen.<br />
Das Kollegium an der Amahlubi Highschool besteht aus circa 35 Lehrkräften.<br />
Davon hat nur ein kleiner Teil eine <strong>Pädagogische</strong> Ausbildung.<br />
Der Unterricht verläuft vorwiegend frontal und aus dem Buch heraus. Wegen<br />
eines überraschend hohen Stoffpensum (von Fach zu Fach variierend), ist es<br />
für uns Studenten oft schwer gewesen Pädagogisch sinnvolle Methoden<br />
umzusetzen. Kurz gesagt blieb einfach keine Zeit. In Geografie bekamen wir<br />
unser Wissen aus dem Buch und eine Zeitspanne in der wir dieses vermitteln<br />
sollten, soviel das wir es ebenfalls oft nur vorlesen und abschreiben lassen<br />
konnten.<br />
Andere aus unserer Gruppe bekamen dagegen völlig freie Hand und konnten<br />
kreativ ihre eigenen Unterrichte planen, gestalten und durchführen. Wie es<br />
einen trifft ist einfach Zufall, es kommt drauf an welchen Lehrer man als<br />
Betreuer zugewiesen bekommt. Und es ist auch nicht so das das eine schlecht<br />
und das andere gut wäre. Es macht nur jeder sein eigenes Spektrum an<br />
Erfahrungen.<br />
Wichtig: Lasst euch von Anfang an nicht so viele Stunden geben. 1-2 pro Tag<br />
sind mehr wie genug da es ausserhalb des Unterrichtes noch genügend<br />
Projekte gibt, die ebenfalls am laufen gehalten werden müssen. (z.B.<br />
Zahnprojekt, Aids Projekt, Penfriend Projekt, Renovierungsprojekt,
Gartenprojekt ... (je nachdem was ihr für euch als sinnvoll erachtet<br />
weiterzuführen oder was ihr neu ins Leben rufen wollt.)<br />
Praktisch ist es sich am ersten Tag einen Lehrer zu suchen bei dem man<br />
hospitieren kann um Wind von den Lehrmethoden dort zu bekommen.<br />
Traut euch, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt, an Gruppenarbeiten. Das<br />
ganze läuft chaotisch ab aber die Schüler sind für die Abwechslung merklich<br />
dankbar. Nach so einer Stunde war man dann auch als Lehrkraft deutlich<br />
motivierter.<br />
Im Allgemeinen ist die Highschool furchtbar unorganisiert. Wenn man etwas<br />
dringend braucht, macht man es am besten selbst anstatt sich darauf zu<br />
verlassen das die Lehrer es wie verabredet erledigen. Allgemein sind viele,<br />
nicht alle, aber viele der Lehrer sehr langsam. Nehmt ihnen nicht alle Arbeit<br />
ab, sondern animiert die Lehrer mitzumachen, gerade bei so etwas wie dem<br />
Renovierungsprojekt. Leitet zur Selbsthilfe an.<br />
Erzählt auch was von euch, werdet persönlicher mit den Schülern, so knüpft ihr<br />
enge Kontakte zu der Kultur und könnt am meisten mitnehmen. Nachmittags<br />
waren die Schüler dann auch oft noch bei uns an der Unterkunft. Man hat sich<br />
unterhalten, gesungen, bei Hausaufgaben geholfen und auch mal die Haare<br />
einflechten lassen. Eigentlich sind alle Menschen die ihr dort treffen und<br />
kennen lernen werdet freundlich und offen, weit über Deutsche Verhältnisse<br />
hinweg. Dem begegnet man am besten mit derselben Freundlichkeit. Wir<br />
haben alle ein paar Grundlegende Wörter auf isiZulu gelernt, die uns den<br />
Einstieg in Gespräche immer sehr erleichtert haben, außerdem zeigt so etwas<br />
den Menschen dort, das ihr auch wirklich interessiert an ihnen seit. Dafür<br />
lassen sie sich auch nur zu gerne ein bisschen Deutsch beibringen.
In den ersten Wochen wird man an der Schule bejubelt, in jedem<br />
Klassenzimmer das man betritt löst man einen Tumult aus. Wir fühlten uns<br />
dadurch belustigt, haben uns gefreut so toll aufgenommen zu werden, aber<br />
nach einiger Zeit wollte man nicht mehr so gerne in Klassenzimmer, in denen<br />
andere Lehrer unterrichteten, weil deren Unterricht dadurch oft sehr gestört<br />
wurde.<br />
Dadurch das die männlichen Schüler uns weiblichen Studenten toll fanden,<br />
kam es das uns manche wenige weibliche Schülerinnen ablehnend begegnet<br />
sind, mal mehr mal weniger offensichtlich. Davon darf man dann nicht<br />
betroffen sein, ändern kann man es wohl kaum, sondern sich über die 98% der<br />
Schüler freuen die nicht so denken.<br />
Wir haben uns dieses Jahr vermehrt in der Highschool und in der Disabled<br />
School engagiert. Der Principal der Disabled School ist ein sehr freundlicher<br />
warmer Mann und auch wenn man im ersten Moment am Empfang eher<br />
desinteressierte Mitarbeiter antrifft, nicht aufgeben denn diese Schule hat sehr<br />
viel zu bieten. Schon wenn man sie betritt ist man in einer anderen Welt. Alles<br />
ist sehr sauber, schön, pädagogisch weit entwickelt. Jedes Kind dort bekommt<br />
die optimale Betreuung die es braucht. (z.B. Schreibbehinderter Junge<br />
bekommt Computer zur Hilfe)<br />
Mir persönlich kam es, da ich schon einmal ein Praktikum in einer<br />
Behindertenschule absolviert habe, in bestimmten Punkten besser vor als in<br />
Deutschland. Unter so viel Armut und einer völlig verlotterten Highschool ist es<br />
auch mal schön ein direktes Gegenteil geliefert zu bekommen. Interessant ist<br />
auch das ein großer Teil der Anlage erst durch Spenden aus Deutschland<br />
möglich gemacht wurde. Deshalb ist man als Deutscher dort gleich noch<br />
willkommener. Wer also Lust hat und sich interessiert klopft auch dort mal an<br />
und sieht was die Schule euch geben kann und was ihr den Schülern geben<br />
könnt.
<strong>Bericht</strong> über die Disabled School Kwazamokuhle<br />
Ein Besuch in der Disabled School lohnt sich auf jeden Fall, da die Schule über<br />
ausgezeichnete Lehrerinnen, sehr gutes Schulmaterial und<br />
behindertengerechte Einrichtungen verfügt, sowie ausgezeichnete<br />
Krankenversorgung und Physiotherapie.<br />
In den Klassenstufen von Klasse 1 bis 7 ist keine Gruppe größer als 12 Schüler<br />
und Schülerinnen, oft sind die Lehrerinnen auch zu zweit, was eine optimale<br />
Unterstützung der SuS gewährleistet.<br />
Es handelt sich um geistig sowie körperlich behinderte Kinder mit sehr<br />
verschiedenen Ausprägungen, was hohe Anforderungen an die Lehrerinnen und<br />
Betreuerinnen stellt.<br />
Die SuS werden ganztägig betreut und sind in Wohnhäusern bei der Schule<br />
untergebracht. Nachmittags werden verschiedene Spiele und ein<br />
Musikprogramm angeboten, bei dem man unbedingt einmal dabei sein sollte.<br />
Egal welche Behinderung die Kinder haben, ob sie nun im Rollstuhl sitzen oder<br />
Lernprobleme haben, am Mittag tanzen und musizieren alle gemeinsam mit<br />
den Lehrerinnen.<br />
Die Kinder helfen sich im Unterricht sowie in der Freizeit erstaunlich gut<br />
gegenseitig und sind sehr selbstständig.<br />
Wir haben an der Disabled School ein Zahnprojekt durchgeführt, da uns auffiel,<br />
dass die Kinder, trotz Rundumbetreuung oft sehr schlechte Zähne haben. Wir<br />
haben den Kindern in möglichst einfacher Sprache und oft auch durch eine<br />
Lehrerin, die in Zulu übersetzte, die Technik und Notwendigkeit des<br />
Zähneputzen erklärt, den Kinder ein kleines Zahngedicht beigebracht und<br />
Zahnbürsten, sowie Zahnpaste, welche wir aus Deutschland mitbrachten,<br />
geschenkt.<br />
Ein weiteres Projekt, das wir an den Nachmittagen mit den etwas älteren SuS<br />
angegangen sind, war eine Brieffreundschaft mit einer deutschen Grundschule.<br />
Wir haben 16 SuS Briefpapier und Umschläge gestellt, ihnen gezeigt, wie man<br />
einen Brief verfasst, was sie alles schreiben könnten und diese wirklich<br />
wundervollen Briefe dann mit nach Deutschland genommen.<br />
Wir hoffen, dass daraus eine kontinuierliche Brieffreundschaft entsteht, haben<br />
für Weihnachten aber schon geplant<br />
ein paar Geschenke an die Kinder zu<br />
schicken.<br />
Des weiteren war die<br />
Krankenschwester der Disabled<br />
School für uns auch immer<br />
Ansprechpartnerin bei Krankheit.<br />
Alles in Allem, hatten wir an der<br />
Disabled School eine fantastische<br />
und berührende, erlebnisreiche und<br />
spannende Zeit. Wir wurden optimal
durch den Rektor, die Lehrerinnen und die Krankenschwester unterstützt und<br />
hoffen, dass auch zukünftige Studenten ein wenig Zeit dort verbringen werden.<br />
Spendengelder:<br />
Sammelt noch daheim so viele Spenden wie ihr könnt, denn dort unten ist man<br />
dann um jeden Rand froh. Wir waren mit einer Lehrerin einen Nachmittag bei<br />
mehreren verschiedenen Schülern zuhause, und die Zustände sind zum Teil so<br />
schlimm, das es einem furchtbar ans Herz geht und man sich wünscht man<br />
hätte sich dafür noch zuhause mehr ins Zeug gelegt. Diese Eindrücke haben<br />
uns demütiger gemacht, die gesamte Zeit hat uns gezeigt wie toll wir leben,<br />
uns gezeigt wie man alltägliche und kleine Dinge wieder mehr würdigen und<br />
sich mehr daran erfreuen kann. Und vielleicht haben sie auch unser Verhalten<br />
ein klein bisschen verändert, die Art mit Gegenständen oder Essen/Wasser<br />
umzugehen zum Beispiel.<br />
Es muss aber auch nicht nur Geld sein, geht auch einfach nur zu eurem<br />
Zahnarzt und fragt ihn ob er abgelaufene Zahncremes oder ähnliches hat, was<br />
er nicht mehr verwenden kann. So etwas geht nicht kaputt und eignet sich toll<br />
als kleines Geschenk oder als Grundlage für Unterrichte.<br />
Wir als Gruppe haben uns anders als die ein oder andere Gruppe nach den<br />
Besuchen bei den Schülern dazu entschieden mit dem größeren Teil der<br />
Spenden einzelnen Familien zu helfen, statt nur der Schule. Schaut euch die<br />
Situation an und entscheidet dann selbst was ihr als das sinnvollste erachtet.<br />
Der letzte Tag:<br />
Am Tag des Abschieds flossen bei uns die ein oder anderen Tränen. Wir<br />
standen im Schulhof und mussten so viele Schüler umarmen und mit so vielen<br />
noch Fotos machen. Noch so eine Sache die in Deutschland nicht so ablaufen<br />
würde. Rückblickend ist es so als ob unsere ganze Zeit an der Schule nur auf<br />
diesen einen Abschiedstag hinlief. Der tollste Tag, der emotionsgeladenste Tag,<br />
der Tag an den man nie wieder vergessen kann, selbst wenn man wollte. Was<br />
dort das Programm ist, möchte ich hier nicht verraten. Das ist eine<br />
Überraschung. Macht euch nur genug Mühe und bereitet eurerseits auch etwas<br />
vor was ihr von euch geben könnt, denn als wir ankamen waren wir schockiert<br />
wie viel Mühe man sich unseretwegen gemacht hatte und man will dann<br />
natürlich auch nicht leer dastehen. Wir haben dann traditionelle Tänze<br />
vorgeführt (Diskofox, ChaChaCha und Jive).<br />
Unterkunft und Verpflegung:<br />
Die Unterkunft im Kwazamakuhle Diaconic Center, ist sauber aber schlicht für<br />
unsere Verhältnisse. Für afrikanische Verhältnisse ist sie dagegen schon von<br />
der besseren Klasse und man muss dankbar sein in so einem tollen Haus<br />
untergebracht zu werden. Das Essen, das dort für uns gekocht wird, war gut<br />
aber eben eintönig, aber auch hier muss dazu gesagt werden, das die anderen<br />
Gemeindemitglieder die dort gewohnt haben so etwas wie einen Salat nicht<br />
bekommen haben. Man macht sich also schon so einigen Aufriss um die<br />
verwöhnten Deutschen zufrieden zu stellen. Den Frauen aus der Küche und<br />
Miss Constance kann man dafür ebenfalls Dankbar sein. Und super günstig ist<br />
es obendrein gleich auch noch.
Als Letzen Tipp auf den Weg möchte ich folgendes sagen:<br />
This is Africa. Nicht so wie Deutschland. Die Europäer haben die Uhr, die<br />
Afrikaner die Zeit. Ihr macht dieses Blockpraktikum um etwas zu erleben, um<br />
eine andere Lebensweise kennen zu lernen. Hört für die Zeit die ihr da seit auf<br />
zu Eilen, hört auf alles so genau zu nehmen. Seit gechillt und Take it easy. Wer<br />
sich aufregt, z.B. über die permanente und teilweise echt extreme<br />
Unpünktlichkeit der Afrikaner, macht seinen Aufenthalt nicht besser und auch<br />
untereinander, ihr kennt euch ja noch kaum, können viele Probleme und<br />
Streitigkeiten vermieden werden indem man manche oder auch die meisten<br />
Dinge nicht so wichtig nimmt.<br />
Und geht ohne Erwartungen los, umso begeisterter seit ihr dann über das was<br />
ihr bekommt und umso zufriedener werdet ihr dann auch sein.<br />
Viel Spaß in dieser Zeit, in der man nur einmal das Auge schließt und schon<br />
etwas verpasst hat. Viel Spaß in dieser Zeit voller Eindrücke, die man so<br />
schnell gar nicht verarbeiten kann. Vielleicht übernehmt ihr den „This is Africa“<br />
Spruch ja, genau wie wir es getan haben :)<br />
Hiermit stimme Ich, Anna Brielmaier, der Veröffentlichung dieses <strong>Bericht</strong>es im<br />
Internet, zu.