Graduiertenkurs Cours de formation doctorale - Philosophie.ch

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Nr./N°
Referent/Rapporteur
Koreferent/Corapporteur
verbundene Forschungsprojekt Arché in St. Andrews, Schottland, wissenschaftlich begleitet. Ihm zur Seite gestellt wird Ian Rumfitt (Oxford),
der wohl einflussreichste Kritiker des Neologizismus und profunder Kenner sowohl der Philosophie der Arithmetik als auch der
Schriften Freges.
In der zweiten Tagung geht es um Mengen. Eingeladen wurde der amerikanische Philosoph Gideon Rosen, Mitautor des bahnbrechenden
Buchs "A Subject with no Object: Strategies for Nominalistic Interpretations of Mathematics“ (Oxford UP 1998) und des Anhangs zum
in der Philosophie der Mengenlehre bahnbrechenden "Parts of Classes" (Oxford, Blackwell 1991) des kürzlich verstorbenen David Lewis.
Als sein Partner ist Alex Oliver von der Universität Cambridge eingeladen, der in seinen wichtigene Aufsätzen "The Metaphysics of
Singletons" und "Are Subclasses Parts of Classes" die Verschmelzung von Mereologie und Mengenlehre bei Lewis und Rosen kritisiert
hat.
Die dritte Tagung ist den Skeptikern gewidmet, insb. der metaphysischen Position Humescher Supervenienz (siehe dazu insb. den Band
"Reality and Humean Supervenience", ed. Preyer and Siebelt, Maryland: Rowman & Littlefield), derzufolge alle Wahrheiten durch die
Verteilung elementarer Eigenschaften auf Raumzeit-Punkte eindeutig festgelegt sind. Abstrakte Entitäten würden dann entweder nicht
existieren, oder aber sie hängten in zunächst erstaunlicher Weise von der Beschaffenheit der raumzeitlichen Welt ab. Dazu eingeladen
werden der wohl einflussreichste australische Philosoph, Frank Jackson von der Australian National University in Sydney, und John
Hawthorne von der Universität in Rutgers, USA.
Die vierte Tagung ist Eigenschaften gewidmet und der Frage, inwiefern ihr Status als abstrakte Gegenstände damit vereinbar ist, dass sie
eine konstitutive Rolle in Ereignissen spielen, die sich innerhalb der raumzeitlichen Welt abspielen und manchen zufolge diese sogar
konstituieren. Eingeladen werden Terence Parsons von der University of California in Los Angeles, der die moderne Diskussion um
Eigenschaften und Ereignisse massgeblich mitgeprägt hat, sowie Donald Mertz (University of St Louis, USA), der in seinem kürzlich
erschienenen Buch "Moderate Realism and its Logic" (New Haven: Yale University Press, 1996) ein gewichtiges Argument für partikuläre,
d.h. nicht-abstrakte Eigenschaften (sogenannte Tropen) vorgelegt hat.
Zu guter Letzt geht es um Zeit und Zeitauffassung, insbesondere um die Position des sog. Präsentismus, derzufolge es nicht bloss nur
Raumzeitliches gibt, sondern überhaupt nur das, was jetzt gerade existiert. Für Präsentisten sind demnach nicht nur Zahlen und Eigenschaften,
sondern überhaupt alle vergangenen und zukünftigen Ereignisse abstrakt. Die Stichhaltigkeit dieser Position verdient deshalb
umso grössere Aufmerksamkeit, als Präsentisten behaupten, die intuitiv richtige Analyse der Art und Weise zu liefern, wie wir über Vergangenheit
und Zukunft sprechen. Peter Ludlow (University of Michigan, Ann Arbor, USA) hat in "Semantics, Tense and Time" (Cambridge
MA: The MIT Press) diese Argumente genau analysiert. Ihm zur Seite gestellt ist einer der wichtigsten Exponenten der Metaphysik
der Zeit, Dean W. Zimmerman (Notre Dame, USA).
Zusammengefasst repräsentieren die Eingeladenen dieser fünf Tagungen die wichtigsten Themen und Positionen der zeitgenössischen
Diskussion abstrakter Entitäten. Die Diskussionen werden zusätzlich bereichert durch die Anwesenheit von Dr. Fabrice Correia (Universität
Genf) und Dr. Dan Lopez de Sa (Universität Barcelona), die sich beide intensiv mit abstrakten Entitäten befasst haben und der Diskussion
zweifellos wichtige Impulse verleihen können.
2.2 Hauptziel des Graduiertenkurses ist es, den unter 2.4 genannten Doktoranden aus erster Hand eine Vertiefung ihrer Kenntnisse der
Philosophie abstrakter Objekte zu bieten. Sie sollen die Gelegenheit erhalten, aus erster Hand den gegenwärtigen Stand der Forschung
kennenzulernen, ihre eigenen Arbeiten international renommierten Philosophen vorzustellen, sich von diesen kritisieren zu lassen, aber
auch selbst Fragen und kritische Anmerkungen anbringen können. Da es in vielen Universitäten der Schweiz üblich ist, internationale
Experten für Dissertationsprüfungen zu engagieren, werden die so geknüpften Kontakte den Doktoranden in vielerlei Hinsicht nützlich
sein. Bei der Auswahl der Sprecher wurde zudem darauf geachtet, Leute einzuladen, die sich nie oder sehr selten in der Schweiz aufhalten.
Da es sich ohne Ausnahme um international renommierte und für die Diskussion insgesamt zentrale Philosophen handelt, wird der
Graduiertenkurs es auch erlauben, die heutzutage für wissenschaftliche Karrieren unumgänglichen Kontakte zu knüpfen, aus erster Hand
einen Querschnitt aktuell diskutierter Themen zu erhalten und damit den Dissertationsprojekten der Doktoranden entscheidende Impulse
zu verleihen. Der Graduiertenkurs reiht sich ein in eine nun schon länger andauernde Schwerpunktsetzung in analytischer Philosophie
insbesondere, aber nicht nur, in der französischen Schweiz. Neben des vom Nationalfonds unterstützten Graduiertenkurses zur Philosophie
der Zeit und dem Iris-Projekt der Universitäten Lausanne und Genf sind in dieser Hinsicht insbesondere die ohne finanzielle Unterstützung
durchgeführten jährlichen nationalen Doktorandentreffen zu nennen, von denen nun schon das dritte diesen Herbst in Bern stattfinden
wird. Durch diese Anstrengungen ist es gelungen, den durch das Fehlen einer eigentlichen Doktorandenausbildung bewirkten
Wettbewerbsnachteil gegenüber den angelsächsischen Ländern auszugleichen. Der vorgeschlagene Graduiertenkurs würde auch in dieser
Hinsicht wichtige, vielleicht sogar entscheidende Impulse verleihen.