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Philosophis<strong>ch</strong>es Themendossier<br />
Ma<strong>ch</strong>t<br />
Was ist Ma<strong>ch</strong>t? Hat der Mens<strong>ch</strong> „von Natur aus“ das Bedürfnis, na<strong>ch</strong> Ma<strong>ch</strong>t zu<br />
streben? Ist Ma<strong>ch</strong>t „s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t“, weil sie Ma<strong>ch</strong>tmissbrau<strong>ch</strong> ermögli<strong>ch</strong>t? Wieviele<br />
Aspekte das Thema Ma<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong> hat und ob Ma<strong>ch</strong>t beispielsweise au<strong>ch</strong> etwas<br />
mit Gewalt zu tun hat, erfährt man im vorliegenden Dossier.
Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />
• Einleitung................................................................................................................. 3<br />
• Philosophis<strong>ch</strong>e Begriffsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te........................................................................... 4<br />
• Formen der Ma<strong>ch</strong>t.................................................................................................... 6<br />
• Ma<strong>ch</strong>t in der Politik................................................................................................... 8<br />
• Ma<strong>ch</strong>t im internationalen System............................................................................. 9<br />
• Ma<strong>ch</strong>t über die Mens<strong>ch</strong>heit: Wasserknappheit...................................................... 10<br />
• Ma<strong>ch</strong>t und die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Natur.......................................................................... 12<br />
• Ma<strong>ch</strong>t in zwis<strong>ch</strong>enmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Beziehungen...................................................... 14<br />
• Ma<strong>ch</strong>t, Moral und <strong>Philosophie</strong>................................................................................ 16<br />
• Glossar................................................................................................................... 18<br />
• Quellen................................................................................................................... 19<br />
Aufbau des Themendossiers<br />
Um dem Leser die Herkunft der Fragestellungen<br />
dieses Themendossiers aufzuzeigen,<br />
wird dieses auf Seite 4 mit einem<br />
Blick in die Begriffsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te eröffnet.<br />
Ans<strong>ch</strong>liessend wird diskutiert, in wel<strong>ch</strong>en<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Formen Ma<strong>ch</strong>t auftreten<br />
kann. In den Kapiteln „Ma<strong>ch</strong>t in der Politik“<br />
sowie „Ma<strong>ch</strong>t im internationalen System“<br />
werden die Grundprinzipien der heutigen<br />
Begebenheiten untersu<strong>ch</strong>t.<br />
Auf Seite 10 und 11 wird die Frage gestellt,<br />
inwiefern Ma<strong>ch</strong>t über die Mens<strong>ch</strong>heit mögli<strong>ch</strong><br />
sein könnte.<br />
Da Ma<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> im privaten Rahmen<br />
einen festen Platz hat, wird in den Kapiteln<br />
„Ma<strong>ch</strong>t und die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Natur“ und<br />
„Ma<strong>ch</strong>t in zwis<strong>ch</strong>enmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Beziehungen“<br />
ebenfalls ein Augenmerk auf ni<strong>ch</strong>tpolitis<strong>ch</strong>e<br />
Ma<strong>ch</strong>tverhältnisse gelegt.<br />
Das abs<strong>ch</strong>liessende Kapitel „Ma<strong>ch</strong>t, Moral<br />
und <strong>Philosophie</strong>“ versu<strong>ch</strong>t, den Bogen zwis<strong>ch</strong>en<br />
legitimierter Ma<strong>ch</strong>t, moralis<strong>ch</strong>en Ansprü<strong>ch</strong>en<br />
gegenüber den Ma<strong>ch</strong>thabenden<br />
und – hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> all dieser Fragestellungen<br />
– der Aufgabe der heutigen <strong>Philosophie</strong> zu<br />
s<strong>ch</strong>lagen.<br />
Der Verein <strong>Philosophie</strong>.<strong>ch</strong><br />
Der Verein <strong>Philosophie</strong>.<strong>ch</strong> erstellt die Themendossiers<br />
unter dem Aspekt der Wissens<strong>ch</strong>aftskommunikation.<br />
Mehr Informationen<br />
zu <strong>Philosophie</strong>.<strong>ch</strong> finden Sie auf<br />
www.philosophie.<strong>ch</strong>/about.<br />
Es wird darauf Wert gelegt, die Herzstücke<br />
der philosophis<strong>ch</strong>en Debatten zu umreissen.<br />
Dabei werden z.T. einige Argumentationss<strong>ch</strong>ritte<br />
der einzelnen Theorien ausgelassen;<br />
der Lesers<strong>ch</strong>aft stehen jedo<strong>ch</strong><br />
mittels dem Quellenverzei<strong>ch</strong>nis und den Literaturtipps<br />
(online) beste Mögli<strong>ch</strong>keiten zur<br />
Verfügung, eigene Fragen zu den Theorien<br />
selbstständig weiterzuverfolgen.<br />
Das Themendossier steht online als PDF-<br />
<strong>Download</strong> auf www.philosophie.<strong>ch</strong>/themendossiers<br />
zur Verfügung.<br />
Die Reihe der philosophis<strong>ch</strong>en Themendossiers<br />
wird dur<strong>ch</strong> die freundli<strong>ch</strong>e Unterstützung<br />
der Dr. Charles Hummel Stiftung<br />
ermögli<strong>ch</strong>t.<br />
2
Einleitung<br />
Ma<strong>ch</strong>t ist überall! Aber was ist Ma<strong>ch</strong>t? Eltern haben z. B. Ma<strong>ch</strong>t über die Erziehung der<br />
eigenen Kinder, der Staat gegenüber anderen Staaten und über die Bürger, die Lehrperson<br />
über ihre S<strong>ch</strong>üler ... aber eigentli<strong>ch</strong> verfügt jeder Mens<strong>ch</strong> über Ma<strong>ch</strong>t, und zwar über<br />
si<strong>ch</strong> selbst. Das Themendossier zeigt, dass Ma<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> einen Informationsvorsprung<br />
gegeben sein kann und ni<strong>ch</strong>t mit Gewalt glei<strong>ch</strong>gesetzt werden kann.<br />
Viele Philosophen, darunter Aristoteles,<br />
Thomas von Aquin, Thomas Hobbes, Jean-<br />
Jacques Rousseau, John Dewey, Bertrand<br />
Russell, Karl Jaspers, Hannah Arendt und<br />
Mi<strong>ch</strong>el Foucault haben si<strong>ch</strong> mit dem Thema<br />
„Ma<strong>ch</strong>t“ bes<strong>ch</strong>äftigt. Do<strong>ch</strong> was ist Ma<strong>ch</strong>t<br />
genau? Ist Ma<strong>ch</strong>t jeweils unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />
<strong>ch</strong>arakterisierbar, je na<strong>ch</strong>dem von wem die<br />
Ma<strong>ch</strong>t ausgeht oder über wen sie ausgeübt<br />
wird? Mehr hierzu erfährt die Lesers<strong>ch</strong>aft<br />
in den ersten beiden Kapiteln. Die wohl bekannteste<br />
und allgemeinste Definition von<br />
„Ma<strong>ch</strong>t“ hat Max Weber in seinem Werk<br />
„Wirts<strong>ch</strong>aft und Gesells<strong>ch</strong>aft“ bes<strong>ch</strong>rieben:<br />
„Die Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung<br />
den eigenen Willen au<strong>ch</strong> gegen<br />
Widerstreben dur<strong>ch</strong>zusetzen, glei<strong>ch</strong>viel<br />
worauf diese Chance beruht.“ Dieser oft zitierte<br />
Gedanke erklärt jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, weshalb<br />
der Mens<strong>ch</strong> geradezu überall umgeben ist<br />
von Ma<strong>ch</strong>tstrukturen. Ist denn das Bedürfnis<br />
na<strong>ch</strong> Ma<strong>ch</strong>t dem Mens<strong>ch</strong>en angeboren?<br />
Oder lässt es si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> seinen Überlebenswillen<br />
erklären, wie dies Thomas Hobbes<br />
vors<strong>ch</strong>lug?<br />
Das vorliegende philosophis<strong>ch</strong>e Themendossier<br />
eröffnet dem Leser den Horizont auf<br />
die Breite der Ma<strong>ch</strong>t-Thematik.<br />
Dabei wird ni<strong>ch</strong>t nur untersu<strong>ch</strong>t, inwiefern<br />
die philosophis<strong>ch</strong>en Theorien die heutigen<br />
Staatskonzepte mit der ma<strong>ch</strong>tbegrenzenden<br />
Gewaltenteilung beeinflusst haben,<br />
sondern au<strong>ch</strong>, ob die heutige <strong>Philosophie</strong><br />
immer no<strong>ch</strong> eine Aufgabe in der Organisa-<br />
tion des politis<strong>ch</strong>en Lebens hat (siehe Seite<br />
16). Dass Ma<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> den Ma<strong>ch</strong>tmissbrau<strong>ch</strong><br />
ermögli<strong>ch</strong>t, liegt zwar auf der Hand,<br />
aber ob politis<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t grundsätzli<strong>ch</strong> mit<br />
moralis<strong>ch</strong>en Ansprü<strong>ch</strong>en verknüpft ist, ist<br />
hingegen erklärungsbedürftig.<br />
Wenn es jedo<strong>ch</strong> um lebensnotwendige<br />
Güter geht wie beispielsweise Trinkwasser<br />
s<strong>ch</strong>eint es intuitiv klar, dass die Ma<strong>ch</strong>thabenden<br />
definitiv eine Verantwortung<br />
tragen, die sie na<strong>ch</strong> bestem Wissen und<br />
Gewissen wahrzunehmen haben. Seitdem<br />
der Zugang zu Trinkwasser im Jahre 2010<br />
zu einem Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t erklärt wurde,<br />
stellt si<strong>ch</strong> überdies au<strong>ch</strong> die Frage, ob der<br />
Staat eine derartige Verantwortung besser<br />
als ein privatwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Unternehmen<br />
übernehmen kann, ni<strong>ch</strong>t zuletzt, weil dessen<br />
Ma<strong>ch</strong>t ganz anders legitimiert ist.<br />
Ma<strong>ch</strong>t existiert jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur auf einer<br />
politis<strong>ch</strong>en Ebene, sondern au<strong>ch</strong> in der<br />
privaten Sphäre. Könnte es sein, dass der<br />
Mens<strong>ch</strong> z.T. sehr froh ist, gewisse Verantwortung<br />
abgeben zu können und si<strong>ch</strong> dafür<br />
einer anderen Person unterordnet?<br />
Es lässt si<strong>ch</strong> an all diesen Fragen lei<strong>ch</strong>t<br />
erkennen, dass die Frage na<strong>ch</strong> der Ma<strong>ch</strong>t<br />
ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> zu beantworten und es daher<br />
kaum verwunderli<strong>ch</strong> ist, dass der Begriff<br />
au<strong>ch</strong> eine vieldeutige Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te aufweist.<br />
Mehr hierzu erfährt man auf den kommenden<br />
in die Thematik einführende Seiten in<br />
den Kapiteln „Philosophis<strong>ch</strong>e Begriffsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te“<br />
und „Formen der Ma<strong>ch</strong>t“.<br />
3
Philosophis<strong>ch</strong>e<br />
Begriffsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Begriffs „Ma<strong>ch</strong>t“ zeigt,<br />
dass dieses Phänomen – über alle te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Forts<strong>ch</strong>ritte hinweg – die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
geprägt hat. In jeder Epo<strong>ch</strong>e lässt<br />
si<strong>ch</strong> eine Vielzahl von S<strong>ch</strong>riften finden, die<br />
das gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Denken und teilweise<br />
au<strong>ch</strong> die politis<strong>ch</strong>e Entwicklungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
stark beeinflusst haben. An dieser Stelle<br />
können deshalb nur einige wenige Theorien<br />
vorgestellt werden, um die Begriffsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
grob darzustellen.<br />
Platon<br />
Gorgias vertritt in Platons glei<strong>ch</strong>namiger<br />
S<strong>ch</strong>rift, dass „Ma<strong>ch</strong>t“ mit dem hö<strong>ch</strong>sten Gut<br />
in Verbindung gebra<strong>ch</strong>t werden muss, und<br />
zwar mit der Freiheit. Diese ist dur<strong>ch</strong> Rhetorik<br />
(Kunst des Überzeugens) errei<strong>ch</strong>bar, weil<br />
sie ermögli<strong>ch</strong>t, beispielsweise vor Geri<strong>ch</strong>t,<br />
andere Personen zu überzeugen. Dur<strong>ch</strong><br />
diese Überzeugungskraft kann Ma<strong>ch</strong>t über<br />
andere Mens<strong>ch</strong>en ausgeübt werden, ohne<br />
dabei selbst von jemandem abhängig zu<br />
sein. (1) Sokrates wendet si<strong>ch</strong> gegen Gorgias‘<br />
Position und zeigt ihm auf, dass Freiheit<br />
nur auf der Fähigkeit beruhen könne,<br />
Re<strong>ch</strong>t und Unre<strong>ch</strong>t zu unters<strong>ch</strong>eiden, da ein<br />
Ma<strong>ch</strong>tmissbrau<strong>ch</strong> eine Ohnmä<strong>ch</strong>tigkeit si<strong>ch</strong><br />
und anderen gegenüber beweist. (2)<br />
Niccolò di Bernardo dei Ma<strong>ch</strong>iavelli<br />
Ma<strong>ch</strong>iavelli (1469–1527) lebte zur Zeit, als<br />
der französis<strong>ch</strong>e König Ludwig XII. regierte.<br />
Sein Werk „Il Principi“ (dt. Der Fürst),<br />
wel<strong>ch</strong>es 1531 ers<strong>ch</strong>ien, liess ihn zu einem<br />
bedeutenden staatsphilosophis<strong>ch</strong>en Denker<br />
der Neuzeit werden. (3) Ma<strong>ch</strong>iavelli versu<strong>ch</strong>te,<br />
„Ma<strong>ch</strong>t“ anhand dessen zu untersu<strong>ch</strong>en,<br />
was empiris<strong>ch</strong> feststellbar ist. Damit<br />
liess er die normative Perspektive – die Frage,<br />
wie etwas sein sollte – ausser A<strong>ch</strong>t. (4)<br />
Na<strong>ch</strong> Volker Reinhardt formulierte Ma<strong>ch</strong>iavelli<br />
hierbei die Staatsräson folgendermassen:<br />
„Der Herrs<strong>ch</strong>er, der dem Staat dient,<br />
muss die Gesetze der traditionellen Moral<br />
verletzen. S<strong>ch</strong>reckt er davor zurück, geht er<br />
zusammen mit seinem Staat unter, dessen<br />
elementare Bedürfnisse er fals<strong>ch</strong> verstanden<br />
hat.“ (5) Aus diesen Zeilen lässt si<strong>ch</strong><br />
klar herauslesen, dass Ma<strong>ch</strong>t bei Ma<strong>ch</strong>iavelli<br />
absolut von moralis<strong>ch</strong>en Ansprü<strong>ch</strong>en<br />
entkoppelt wurde. Reinhardt s<strong>ch</strong>rieb hierzu,<br />
dass genau hierdur<strong>ch</strong> Ma<strong>ch</strong>iavellis Werk regelre<strong>ch</strong>t<br />
einen S<strong>ch</strong>ock auslöste, indem „der<br />
Politik die Maske der Wohlanständigkeit<br />
heruntergerissen und Herrs<strong>ch</strong>aft als Inszenierung<br />
der Propaganda entlarvt wurde und<br />
(…) <strong>zum</strong> anderen, dass diese bestürzenden<br />
Fakten bes<strong>ch</strong>rieben, analysiert und ohne<br />
jeden Aufruhr zur ethis<strong>ch</strong>en Besinnung akzeptiert<br />
wurden.“ (6)<br />
Thomas Hobbes<br />
Neben John Locke und Jean-Jacques<br />
Rousseau gilt Hobbes als einer bedeutendsten<br />
Vertragstheoretiker überhaupt. Sein<br />
Hauptwerk „Leviathan oder Stoff, Form und<br />
Gewalt eines kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en und staatli<strong>ch</strong>en<br />
Gemeinwesens“, wel<strong>ch</strong>es im Jahre 1651 ers<strong>ch</strong>ien,<br />
stellt die theoretis<strong>ch</strong>e Grundlage der<br />
Politikwissens<strong>ch</strong>aft dar und ist weltberühmt.<br />
(7) Hobbes argumentiert in „Leviathan“ für<br />
einen sozialen Vertrag, wel<strong>ch</strong>er den Mens<strong>ch</strong>en<br />
aus dem Naturzustand des Krieges<br />
aller gegen alle herausführen kann. Dieser<br />
Naturzustand ist dur<strong>ch</strong> das mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Streben na<strong>ch</strong> Ma<strong>ch</strong>t <strong>ch</strong>arakterisiert: Um das<br />
eigene Leben zu s<strong>ch</strong>ützen, versu<strong>ch</strong>t der<br />
einzelne Mens<strong>ch</strong> über mögli<strong>ch</strong>st viel Ma<strong>ch</strong>t<br />
zu verfügen. Dementspre<strong>ch</strong>end ist im Naturzustand<br />
die Freiheit des Mens<strong>ch</strong>en, sein<br />
Leben mit allen mögli<strong>ch</strong>en Mitteln zu verteidigen,<br />
gemäss Hobbes als ein natürli<strong>ch</strong>es<br />
Re<strong>ch</strong>t zu verstehen. Wenn jedo<strong>ch</strong> alle Mens<strong>ch</strong>en<br />
vertragli<strong>ch</strong> vereinbaren, dieses natürli<strong>ch</strong>e<br />
Re<strong>ch</strong>t an einen Dritten (den Leviathan)<br />
zu übertragen, so ist ihm die Aufgabe des<br />
S<strong>ch</strong>utzes und somit die Verantwortung der<br />
Friedenssi<strong>ch</strong>erung übertragen. (8) Thomas<br />
Hobbes befasst si<strong>ch</strong> bei der Entwicklung<br />
4
seiner These explizit mit dem Begriff der<br />
Ma<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>e allgemein als das Mittel <strong>zum</strong><br />
Errei<strong>ch</strong>en eines Gutes zu verstehen ist. Er<br />
unters<strong>ch</strong>eidet hierbei zwis<strong>ch</strong>en natürli<strong>ch</strong>er<br />
und künstli<strong>ch</strong>er Ma<strong>ch</strong>t. (9) Die natürli<strong>ch</strong>e<br />
Ma<strong>ch</strong>t besteht für Hobbes in den körperli<strong>ch</strong>en<br />
und mentalen Eigens<strong>ch</strong>aften einer<br />
Person. Künstli<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t hingegen stellt all<br />
jene Faktoren dar, wel<strong>ch</strong>e zur Erweiterung<br />
der Ma<strong>ch</strong>t notwendig sind, worin beispielsweise<br />
Zufall, Glück oder au<strong>ch</strong> die erfolgrei<strong>ch</strong>e<br />
Anwendung der natürli<strong>ch</strong>en Ma<strong>ch</strong>t<br />
einges<strong>ch</strong>lossen sind. Hobbes erklärt dabei<br />
au<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aften Ma<strong>ch</strong>t ermögli<strong>ch</strong>en.<br />
Dabei geht er grundlegend davon<br />
aus, dass „jede sol<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aft, wel<strong>ch</strong>e<br />
viel Liebe oder viel Fur<strong>ch</strong>t erweckt, ja s<strong>ch</strong>on<br />
der blosse Ruf einer sol<strong>ch</strong>en Eigens<strong>ch</strong>aft“<br />
(10) Ma<strong>ch</strong>t bedeutet.<br />
Immanuel Kant<br />
In seinem Aufsatz „Kritik der Urtheilskraft“<br />
setzt Kant Ma<strong>ch</strong>t mit Gewalt glei<strong>ch</strong>, sobald<br />
si<strong>ch</strong> diese gegenüber anderen Mä<strong>ch</strong>ten<br />
dur<strong>ch</strong>setzen kann. Somit ist Ma<strong>ch</strong>t unabhängig<br />
von Personen geda<strong>ch</strong>t und dadur<strong>ch</strong><br />
entpersonalisiert. (11)<br />
Bertrand Russell<br />
Das 1938 veröffentli<strong>ch</strong>te Werk „Power: A<br />
New Social Analysis“ von Bertrand Russell<br />
versteht den Begriff Ma<strong>ch</strong>t als die Fähigkeit,<br />
Ziele zu errei<strong>ch</strong>en. (12) Das Bu<strong>ch</strong> gliedert<br />
si<strong>ch</strong> in vier Themenberei<strong>ch</strong>e: Die Natur von<br />
Ma<strong>ch</strong>t, Formen der Ma<strong>ch</strong>t, Strukturen von<br />
Organisationen und die Moral von Ma<strong>ch</strong>t.<br />
Gesamthaft ist sein Werk dur<strong>ch</strong> den Gedanken<br />
motiviert, die Gesells<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften<br />
neu zu verstehen. Gemäss Russell sind<br />
sie als Überprüfung der unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />
Formen von Ma<strong>ch</strong>t aufzufassen, wel<strong>ch</strong>e in<br />
der ökonomis<strong>ch</strong>en, militäris<strong>ch</strong>en, kulturellen<br />
und zivilen Ma<strong>ch</strong>tform bestehen. (13)<br />
Ein weiteres Ziel seiner Arbeit besteht darin,<br />
die Perspektive zu widerlegen, dass Ma<strong>ch</strong>t<br />
über die Gesells<strong>ch</strong>aft dur<strong>ch</strong> eine einzige<br />
Ursa<strong>ch</strong>e gegeben sein kann. Damit wendet<br />
si<strong>ch</strong> Russell gegen Karl Max, dessen<br />
wirts<strong>ch</strong>aftsdeterministis<strong>ch</strong>e These darin besteht,<br />
dass die Ma<strong>ch</strong>t über die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
allein dur<strong>ch</strong> die Wirts<strong>ch</strong>aft gegeben ist. (14)<br />
Gemäss Russell ist die Wirts<strong>ch</strong>aft abhängig<br />
von einem funktionierenden Re<strong>ch</strong>tssystem,<br />
wel<strong>ch</strong>es wiederum eine Ma<strong>ch</strong>t über<br />
Meinungen voraussetzt, wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong> Handel, Arbeit und Lohn<br />
erklärt werden kann. So bezieht er si<strong>ch</strong> beispielsweise<br />
au<strong>ch</strong> auf den wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Forts<strong>ch</strong>ritt und s<strong>ch</strong>reibt hierzu: „In former<br />
days, men sold themselves to the Devil<br />
to acquire magical powers. Nowadays they<br />
acquire those powers from science, and<br />
find themselves compelled to become devils.<br />
There is no hope for the world unless<br />
power can be tamed, and brought into the<br />
service, not of this or that group of fanatical<br />
tyrants, but of the whole human race... for<br />
science has made it inevitable that all must<br />
live or all must die.“ (15) Damit zeigt Russell<br />
au<strong>ch</strong> auf, dass dur<strong>ch</strong> den wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Forts<strong>ch</strong>ritt die Bändigung der Ma<strong>ch</strong>t,<br />
<strong>zum</strong> Dienst für die gesamte Mens<strong>ch</strong>heit, zu<br />
einer Notwendigkeit geworden ist.<br />
5
Formen der Ma<strong>ch</strong>t<br />
„Möge die Ma<strong>ch</strong>t mit dir sein“: Der berühmte<br />
Abs<strong>ch</strong>iedsgruss aus dem Star Wars Epos<br />
geniesst einen hohen Bekanntheitsgrad.<br />
Die Ma<strong>ch</strong>t, im englis<strong>ch</strong>en Original „the<br />
Force“, ist ein alles dur<strong>ch</strong>dringendes Prinzip,<br />
wel<strong>ch</strong>es die auserwählten Jedi-Ritter<br />
auf vers<strong>ch</strong>iedene Weise nutzen. Dabei besitzt<br />
die Ma<strong>ch</strong>t einen allumfassenden Charakter<br />
und eine spirituelle Dimension. (16)<br />
Wenn wir im Alltag von Ma<strong>ch</strong>t spre<strong>ch</strong>en,<br />
meinen wir normalerweise etwas anderes.<br />
Aber was? Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> meinen wir so<br />
etwas wie „das Vermögen, beabsi<strong>ch</strong>tigte<br />
Wirkungen hervorzubringen.“ (17) Im Folgenden<br />
soll in groben Zügen untersu<strong>ch</strong>t<br />
werden, worauf si<strong>ch</strong> dieses Vermögen bezieht,<br />
wel<strong>ch</strong>e Arten von Ma<strong>ch</strong>t es gibt und<br />
wel<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>tfaktoren bei Ma<strong>ch</strong>tstrukturen<br />
mitwirken. Dabei wird es ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> sein,<br />
alle Formen der Ma<strong>ch</strong>t anzuspre<strong>ch</strong>en, do<strong>ch</strong><br />
gilt es, den Ma<strong>ch</strong>tbegriff in seinem Facettenrei<strong>ch</strong>tum<br />
aufzufä<strong>ch</strong>ern.<br />
Priesterli<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t ist eng verwandt mit<br />
Magie und Religion, wobei die Ma<strong>ch</strong>t und<br />
Kraft der Priester hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> auf dem<br />
Beistand eines übermens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Wesens<br />
beruht. Ein berühmtes Beispiel für die Antike<br />
ist das Orakel von Delphi, dem nebst seiner<br />
priesterli<strong>ch</strong>en eine hohe politis<strong>ch</strong>e Bedeutung<br />
zukam. Die mä<strong>ch</strong>tigste und wohl<br />
bedeutendste priesterli<strong>ch</strong>e Organisation in<br />
der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist die katholis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e.<br />
Ihre Ma<strong>ch</strong>t basiert zu einem grossen Teil auf<br />
dem gemeinsamen Glauben und der moralis<strong>ch</strong>en<br />
A<strong>ch</strong>tung, die ihr entgegengebra<strong>ch</strong>t<br />
wird. Diese wurde vor allem dur<strong>ch</strong> heilige<br />
Männer wie Hildebrand, St. Bernhard<br />
und St. Franziskus genährt, die dur<strong>ch</strong> ihre<br />
selbstlosen Taten die Öffentli<strong>ch</strong>keit na<strong>ch</strong>haltig<br />
beeindruckten. (18)<br />
Königli<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t liegt traditionsgemäss bei<br />
einem Mann, der sie gewöhnli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Erbe<br />
erlangt. Ein König war zudem eine geheiligte<br />
Person, die, insofern sie ni<strong>ch</strong>t selbst<br />
ein Gott war, <strong>zum</strong>indest von einem göttli<strong>ch</strong>en<br />
Herrn eingesetzt worden war. Der<br />
berühmte Ausspru<strong>ch</strong> „L’état, c‘est moi“, der<br />
auf den absolutistis<strong>ch</strong>en Herrs<strong>ch</strong>er Ludwig<br />
XIV. zurückgeht, verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>t, wie sehr<br />
der Sonnenkönig die staatli<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t zu<br />
zentralisieren tra<strong>ch</strong>tete. Dabei wurde versu<strong>ch</strong>t,<br />
die Ents<strong>ch</strong>eidungen über Krieg und<br />
Frieden, die Gesetze, die Verwaltung und<br />
die Justiz allesamt dem König zu unterstellen.<br />
Das S<strong>ch</strong>loss Versailles in Frankrei<strong>ch</strong> ist<br />
ein besonders eindrückli<strong>ch</strong>es Beispiel dafür,<br />
wie zur Zeit des Absolutismus versu<strong>ch</strong>t wurde,<br />
die königli<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t gegen aussen hin<br />
zu zelebrieren. Die Pra<strong>ch</strong>t des Versailler<br />
Spiegelsaals, die perfekte Symmetrie seiner<br />
Fassade und seine riesigen Gärten waren<br />
Symbol für die Ma<strong>ch</strong>t des französis<strong>ch</strong>en<br />
Staates und seines Monar<strong>ch</strong>en. (19)<br />
Ma<strong>ch</strong>t kann auf sehr vers<strong>ch</strong>iedene Weise<br />
ausgeübt werden, etwa dur<strong>ch</strong> Überzeugungskraft,<br />
Drohungen, Beste<strong>ch</strong>ung oder<br />
dur<strong>ch</strong> rohe Gewalt. Vom antiken grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Philosophen Thukydides über die beiden<br />
Staatstheoretiker Ma<strong>ch</strong>iavelli und Hobbes<br />
bis hin zu Friedri<strong>ch</strong> Nietzs<strong>ch</strong>e und dem<br />
Soziologen Max Weber wurde Gewalt zu<br />
den Formen der Ma<strong>ch</strong>t gezählt. Dieser sehr<br />
verbreiteten Si<strong>ch</strong>tweise widerspra<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong><br />
die Philosophin Hannah Arendt. (20) Für sie<br />
sind Ma<strong>ch</strong>t und Gewalt Gegensätze: Gewalt<br />
tritt dann auf den Plan, wo si<strong>ch</strong> Ma<strong>ch</strong>tansprü<strong>ch</strong>e<br />
in Gefahr befinden. (21) Diese Auffassung<br />
kann an Hand der terroristis<strong>ch</strong>en<br />
6
Gewalt in Europa der 1970er-Jahre verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>t<br />
werden. Terroristis<strong>ch</strong>e Gruppen,<br />
wie beispielsweise die baskis<strong>ch</strong>e ETA,<br />
übten brutale Gewalt aus, entführten und<br />
ermordeten ihre Opfer, do<strong>ch</strong> an politis<strong>ch</strong>er<br />
Ma<strong>ch</strong>t fehlte es ihnen. (22) Ähnli<strong>ch</strong> argumentiert<br />
Niklas Luhmann, wenn er betont,<br />
dass Ma<strong>ch</strong>t je mä<strong>ch</strong>tiger sie ist, umso stiller<br />
wirke, und wo sie eigens auf si<strong>ch</strong> hinweisen<br />
müsse, zeuge sie von ihrer S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e. Wie<br />
Hannah Arendt hält er Gewaltanwendungen<br />
letztli<strong>ch</strong> für das S<strong>ch</strong>eitern der Ma<strong>ch</strong>t. (23)<br />
In einem Punkt sind si<strong>ch</strong> die meisten Theoretiker<br />
einig: Ohne Ma<strong>ch</strong>t kann es kein geregeltes,<br />
politis<strong>ch</strong>es Gemeinwesen geben.<br />
(24) Mi<strong>ch</strong>ael Foucault beispielsweise hält<br />
die Vorstellungen einer ma<strong>ch</strong>tfreien Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
für utopis<strong>ch</strong>, da Ma<strong>ch</strong>tbeziehungen<br />
bereits im Zwis<strong>ch</strong>enmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en wurzeln.<br />
(25) Für Hannah Arendt gibt es ohne Ma<strong>ch</strong>tverhältnisse<br />
überhaupt kein Gemeinwesen.<br />
So s<strong>ch</strong>reibt sie in ihrem Bu<strong>ch</strong> „Vita activa“<br />
(1960): „Was einen politis<strong>ch</strong>en Körper zusammenhält,<br />
ist sein jeweiliges Ma<strong>ch</strong>tpotenzial,<br />
und woran politis<strong>ch</strong>e Gemeins<strong>ch</strong>aften<br />
zugrunde gehen, ist Ma<strong>ch</strong>tverlust und<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Ohnma<strong>ch</strong>t.“ (26)<br />
Man hat si<strong>ch</strong> allgemein daran gewöhnt,<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t ohne kritis<strong>ch</strong>e Analyse<br />
anzuerkennen, was aber keineswegs<br />
über ihre Wirkkraft hinwegtäus<strong>ch</strong>en sollte.<br />
(27) Privaten Organisationen mit grosser<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Bedeutung stehen vers<strong>ch</strong>iedenste<br />
Mittel zur Verfügung, ihre Interessen<br />
gegebenenfalls au<strong>ch</strong> gegen Widerstand<br />
dur<strong>ch</strong>zusetzen. Dabei bewegen sie si<strong>ch</strong><br />
oft in einem gesetzli<strong>ch</strong> nur vage geregelten<br />
Raum. Bertrand Russell betont in seiner<br />
Analyse wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Ma<strong>ch</strong>t, dass<br />
diese zwar von Gesetzen und der öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Meinung abhänge, dass sie aber Gesetze<br />
dur<strong>ch</strong> Korruption und die öffentli<strong>ch</strong>e<br />
Meinung dur<strong>ch</strong> Propaganda und Werbung<br />
beeinflussen kann. Sie kann Politiker unter<br />
finanziellen Druck stellen und drohen,<br />
eine Finanzkrise zu verursa<strong>ch</strong>en. (28) Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Einflussnahme bedroht ihren<br />
Feind ni<strong>ch</strong>t direkt mit Ermordung, sondern<br />
nur mittelbar mit Aushungerung. Dur<strong>ch</strong> die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit des Boykotts kann sie über eine<br />
extreme Form der Eins<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>terung mitbes<strong>ch</strong>liessen.<br />
(29) Ein eindrückli<strong>ch</strong>es historis<strong>ch</strong>es<br />
Beispiel mä<strong>ch</strong>tiger Mens<strong>ch</strong>en, die<br />
si<strong>ch</strong> den Weg zu Ma<strong>ch</strong>t erkauften und diese<br />
vor allem dur<strong>ch</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e, statt beispielsweise<br />
dur<strong>ch</strong> militäris<strong>ch</strong>e Mittel hielten,<br />
ist die Handelsfamilie der Medici. (30)<br />
Die Ma<strong>ch</strong>t der Daten und Informationen war<br />
immer s<strong>ch</strong>on von ents<strong>ch</strong>eidender Wi<strong>ch</strong>tigkeit.<br />
Zum Beispiel wäre das Römis<strong>ch</strong>e Rei<strong>ch</strong><br />
kaum denkbar gewesen, hätte es ni<strong>ch</strong>t ein<br />
Strassennetz aufgebaut, auf dessen Wegen<br />
Informationen verhältnismässig ras<strong>ch</strong> aus<br />
entlegenen Gegenden na<strong>ch</strong> Rom gelangen<br />
konnten. (31) Heute pflegen wir ein oftmals<br />
blindes Vertrauen in Daten, in die Autorität<br />
der Zahlen, in Statistiken jegli<strong>ch</strong>er Art, aber<br />
au<strong>ch</strong> in die Informationsübermittlung der<br />
Medien. Zahlen sind klar, eindeutig, präzise<br />
– do<strong>ch</strong> sie reden ni<strong>ch</strong>t von selbst. Wer<br />
si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> von ihnen leiten lassen<br />
will, der sollte auf unkritis<strong>ch</strong>e Bewunderung<br />
und vorauseilenden intellektuellen Gehorsam<br />
im Umgang mit Zahlen verzi<strong>ch</strong>ten.<br />
Daten und Informationen sollten immer mit<br />
gesundem Mens<strong>ch</strong>enverstand interpretiert<br />
werden. Denn sie stellen keine unabhängigen<br />
und absoluten Wahrheiten dar, sondern<br />
sind von Mens<strong>ch</strong>en gebüs<strong>ch</strong>elte, ausgelegte<br />
und verarbeitete Informationen, wobei<br />
diese informierenden Personen gezielt oder<br />
unbewusst Absi<strong>ch</strong>ten verfolgen. (32)<br />
Nebst den genannten Ers<strong>ch</strong>einungsformen<br />
der Ma<strong>ch</strong>t gibt es no<strong>ch</strong> viele weitere. So <strong>zum</strong><br />
Beispiel die hierar<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Arbeitsorganisation<br />
in Spitälern oder Behörden, der Aufbau<br />
des Staates selbst und sogar die obligatoris<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>ulbildung wird dur<strong>ch</strong> Ma<strong>ch</strong>tstrukturen<br />
bestimmt. Von dem Moment an, da ein<br />
Kind ins s<strong>ch</strong>ulpfli<strong>ch</strong>tige Alter kommt, wird<br />
es jene Dinge lernen, von denen der Staat<br />
glaubt, dass jeder Bürger sie wissen müsse.<br />
(33) Wir bewegen uns im alltägli<strong>ch</strong>en Leben<br />
immer au<strong>ch</strong> in Ma<strong>ch</strong>tstrukturen, weshalb es<br />
umso spannender und lohnenswert ist, über<br />
diese na<strong>ch</strong>zudenken.<br />
7
Ma<strong>ch</strong>t in der Politik<br />
„Politik ist zwar ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> auf Umgang<br />
mit der Ma<strong>ch</strong>t, auf Ma<strong>ch</strong>thandeln reduzierbar,<br />
aber das Verfügen über Ma<strong>ch</strong>t gehört<br />
zu den Voraussetzungen politis<strong>ch</strong>en Wollens:<br />
als die Fähigkeit, sozial etwas dur<strong>ch</strong>zusetzen.<br />
Bertrand Russel vergli<strong>ch</strong> die<br />
Funktion der Ma<strong>ch</strong>t als bewegende Kraft<br />
der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit der Energie in der Physik.<br />
Und mit Hannah Arendt gespro<strong>ch</strong>en, ist<br />
Ma<strong>ch</strong>t (im Gegensatz zur Gewalt) die notwendige<br />
Bedingung aller sozialen und politis<strong>ch</strong>en<br />
Ordnungen und insofern weder gut<br />
no<strong>ch</strong> böse.“ (34) Mit diesen Worten beginnt<br />
Hans Spatzenegger sein Werk „Ma<strong>ch</strong>t und<br />
Moral“ aus dem Jahr 1987 und es lässt si<strong>ch</strong><br />
uns<strong>ch</strong>wer erkennen, dass das Thema ni<strong>ch</strong>t<br />
an Aktualität verloren hat.<br />
Wenn „Ma<strong>ch</strong>t“ im Sinne von Max Weber<br />
verstanden wird als „Chance, innerhalb einer<br />
sozialen Beziehung den eigenen Willen<br />
au<strong>ch</strong> gegen Widerstreben dur<strong>ch</strong>zusetzen,<br />
glei<strong>ch</strong>viel worauf diese Chance beruht“ (35),<br />
woher erhält die Politik dann Ma<strong>ch</strong>t?<br />
Im Falle einer Demokratie beruht die Ma<strong>ch</strong>t<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> auf folgenden zwei Voraussetzungen:<br />
Von: Joseph L. Parrish<br />
• Sämtli<strong>ch</strong>e Staatsgewalt geht vom<br />
Staatsvolk aus (Volkssouveränität).<br />
• Der Staatsgewalt sind gewisse Grenzen<br />
gesetzt (Ma<strong>ch</strong>tbegrenzung).<br />
„Aber warum muss die Volkssouveränität,<br />
der ‚Wille des Volkes‘ überhaupt bes<strong>ch</strong>ränkt<br />
werden? (...) Selbst in den übli<strong>ch</strong>erweise<br />
als Demokratien geltenden Staaten kommt<br />
die staatli<strong>ch</strong>e Gewalt dem ‚Volkswillen‘, das<br />
heisst dem Willen sämtli<strong>ch</strong>er Staatsangehörigen<br />
allenfalls mehr oder weniger nahe, er<br />
ist aber mit diesem niemals vollkommen deckungsglei<strong>ch</strong>.<br />
Die Identität von Herrs<strong>ch</strong>enden<br />
und Beherrs<strong>ch</strong>ten, wie sie der Demokratietheorie<br />
Jean-Jacques Rousseau<br />
zugrunde liegt, ist nur eine Fiktion. Aber nur<br />
wenn diese Identität Realität wäre, könnten<br />
Regelungen zur Ma<strong>ch</strong>tbegrenzung als<br />
überflüssig gelten. Ma<strong>ch</strong>tbegrenzung bedeutet<br />
also ni<strong>ch</strong>t die Begrenzung der Volkssouveränität,<br />
sondern eher die Begrenzung<br />
der Folgen ihrer Defizite in der Wirkli<strong>ch</strong>keit.“<br />
(36) Gemäss Jürgen Gross kann diese<br />
„Zähmung des Willens der Mehrheit“ auf<br />
folgende fünf unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Arten (37)<br />
erfolgen:<br />
1. Bes<strong>ch</strong>ränkung der Staatsgewalt gegenüber<br />
dem einzelnen Individuum<br />
2. Bes<strong>ch</strong>ränkung der Staatsgewalt gegenüber<br />
Minderheiten<br />
3. Bes<strong>ch</strong>ränkung des relativen Gewi<strong>ch</strong>ts<br />
staatli<strong>ch</strong>er Institutionen untereinander<br />
(institutionelle Gewaltenteilung)<br />
4. Personelle Gewaltenteilung<br />
5. Zeitli<strong>ch</strong>e Gewaltenteilung<br />
Abhängig bleibt die moralis<strong>ch</strong>e Werthaftigkeit<br />
der Ma<strong>ch</strong>t eines Staates s<strong>ch</strong>lussendli<strong>ch</strong><br />
aber von den Zielen, wel<strong>ch</strong>e die Politik<br />
verfolgt. Grundsätzli<strong>ch</strong> sollten, so s<strong>ch</strong>reiben<br />
Bahr/Mutz, alle Regierungen jedo<strong>ch</strong><br />
folgende Leistungen erbringen: „An erster<br />
Stelle zu nennen ist das Interesse an Si<strong>ch</strong>erheit,<br />
an zweiter Stelle das Interesse an<br />
ökonomis<strong>ch</strong>er und sozialer Wohlfahrt.“ (38)<br />
8
Ma<strong>ch</strong>t im internationalen System<br />
Wie bereits gezeigt wurde, ist der Begriff<br />
„Ma<strong>ch</strong>t“ keineswegs einfa<strong>ch</strong> zu fassen und<br />
kann äusserst unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> interpretiert<br />
werden. Bezieht man den Begriff auf die internationale<br />
Politik, liegt Folgendes nahe:<br />
1. „Erstens ers<strong>ch</strong>eint es (..) zweckmässig,<br />
die Ma<strong>ch</strong>t eines Akteurs mit seinen<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Dur<strong>ch</strong>setzung seiner<br />
jeweiligen Ziele in Beziehung zu setzen.<br />
2. Zweitens s<strong>ch</strong>eint am ehesten ein relationaler<br />
Ma<strong>ch</strong>tbegriff die Struktur des internationalen<br />
Systems mit seiner Vielzahl<br />
von Elementen und deren asymmetris<strong>ch</strong>en<br />
Beziehungen untereinander adäquat<br />
zu bes<strong>ch</strong>reiben, der Ma<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t als<br />
‚substanzielles Attribut eines Ma<strong>ch</strong>tträgers‘,<br />
das auf andere Objekte glei<strong>ch</strong>sam<br />
‚ausstrahlt‘, sondern vielmehr als situativ-spezifis<strong>ch</strong>e<br />
Relation zweier Akteure<br />
innerhalb dieses Systems begreift.“ (39)<br />
Das bedeutet somit, dass au<strong>ch</strong> hier die Definition<br />
von Max Weber (siehe auf der vorherigen<br />
Seite) dur<strong>ch</strong>aus treffend zu sein<br />
s<strong>ch</strong>eint. In anderen Worten geht es um den<br />
„Realisierungsgrad“ von Ma<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>er<br />
si<strong>ch</strong> in potentielle und aktuelle Ma<strong>ch</strong>t unters<strong>ch</strong>eiden<br />
lässt. Do<strong>ch</strong> woraus besteht diese<br />
Ma<strong>ch</strong>t? Der Friedensfors<strong>ch</strong>er Jürgen Gross<br />
stellte hierfür fünf Analyse-Ebenen (40) auf:<br />
Ma<strong>ch</strong>tfülle<br />
Das internationale System wird dur<strong>ch</strong> die<br />
unglei<strong>ch</strong>e Verteilung des realen Wirksamwerdens<br />
von Ma<strong>ch</strong>t beeinflusst: „Die Ma<strong>ch</strong>tfülle<br />
des Akteurs gegenüber einem anderen<br />
beeinflusst die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit, dass<br />
dieser eine Handlung vornimmt, die dem<br />
Willen des einen entspri<strong>ch</strong>t.“ (41)<br />
Ma<strong>ch</strong>tstärke<br />
Die Messung der Ma<strong>ch</strong>tstärke bezieht si<strong>ch</strong><br />
ebenfalls auf den Output der Ma<strong>ch</strong>t, lässt<br />
si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> nur in einem stark vereinfa<strong>ch</strong>ten<br />
System ermitteln.<br />
Ma<strong>ch</strong>tinstrumente<br />
Diese Input-Seiten sind dur<strong>ch</strong> die Handlungsoptionen<br />
eines Akteurs <strong>ch</strong>arakterisiert.<br />
Ma<strong>ch</strong>tmittel<br />
Bezei<strong>ch</strong>net die potentiell eingesetzten Mittel,<br />
wel<strong>ch</strong>e aber abhängig sind von den<br />
(s<strong>ch</strong>wer feststellbaren) Zielen der Akteure<br />
und daher kaum Aussagekraft besitzen.<br />
Ma<strong>ch</strong>tgrundlagen<br />
= Sanktions- und Informationsma<strong>ch</strong>t<br />
Foto: NASA/Goddard Space Flight Center<br />
9
Ma<strong>ch</strong>t über die Mens<strong>ch</strong>heit:<br />
Wasserknappheit<br />
Was unbestritten ist: „Ma<strong>ch</strong>t kann Widerstand<br />
anreizen. Weitergeda<strong>ch</strong>t liesse si<strong>ch</strong><br />
Widerstand dann als versu<strong>ch</strong>te Negierung<br />
von Ma<strong>ch</strong>t fassen. Widerstand findet statt,<br />
wenn der Versu<strong>ch</strong> unternommen wird, si<strong>ch</strong><br />
der Ma<strong>ch</strong>t zu entziehen und ihr die Gefolgs<strong>ch</strong>aft<br />
zu verweigern.“ (42) Bettina S<strong>ch</strong>orr<br />
s<strong>ch</strong>reibt im Weiteren: „Dieser Versu<strong>ch</strong> kann<br />
die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten Ausprägungen annehmen,<br />
kann individuell oder kollektiv sein,<br />
aktiv oder passiv ausfallen und sowohl friedli<strong>ch</strong><br />
ablaufen als au<strong>ch</strong> mit dem Einsatz von<br />
Gewalt verbunden sein. Widerstand kann<br />
ausserdem politis<strong>ch</strong> motiviert sein oder privaten<br />
Gründen folgen.“ (43) Ein Beispiel für<br />
den Widerstand einer sozialen Bewegung<br />
stellt der sogenannte „bolivianis<strong>ch</strong>e Wasserkrieg“<br />
dar, wel<strong>ch</strong>er mit der Privatisierung<br />
des Wassers 1999 und der einhergehenden<br />
exorbitanten Preiserhöhung startete. (44)<br />
In dieser Auseinandersetzung wurden u.a.<br />
folgende Fragen deutli<strong>ch</strong>: Wem gehört<br />
Wasser? Wer hat die Ents<strong>ch</strong>eidungsma<strong>ch</strong>t<br />
über Wasser? Gibt es ein „Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t“<br />
auf Wasser? Gibt es ein Gemeinre<strong>ch</strong>t auf<br />
Wasser?<br />
Do<strong>ch</strong> stellen si<strong>ch</strong> diese Fragen au<strong>ch</strong> im<br />
„Wassers<strong>ch</strong>loss S<strong>ch</strong>weiz“? Die Vereinten<br />
Nationen erre<strong>ch</strong>neten, dass im Jahr 2030<br />
47% der Weltbevölkerung in Regionen mit<br />
grossen Wasserproblemen leben werden.<br />
(45) Dabei bedeutet Wasserversorgung<br />
ni<strong>ch</strong>t nur das häusli<strong>ch</strong>e Trinkwasser und<br />
Sanitäranlagen, sondern beeinflusst alle<br />
Aspekte des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Lebens: Die<br />
Gesundheit, Lebensmittelproduktion und<br />
-si<strong>ch</strong>erheit, aber au<strong>ch</strong> die Energieversorgung<br />
sowie die industrielle und ökologis<strong>ch</strong>e<br />
Na<strong>ch</strong>haltigkeit. (46) Die Fragen, ob Wasser<br />
ein Gemeingut ist und wer die Ma<strong>ch</strong>t besitzt<br />
über dessen Verteilung und Verbrau<strong>ch</strong><br />
zu ents<strong>ch</strong>eiden, stellen somit ganz und gar<br />
existentielle Fragen für die Mens<strong>ch</strong>heit dar.<br />
Die Ergebnisse des europäis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsprojekts<br />
„ACQWA“, unter der Leitung<br />
der Universität Genf, zeigen auf, dass<br />
– bedingt dur<strong>ch</strong> den Klimawandel – au<strong>ch</strong><br />
die S<strong>ch</strong>weiz von Wasserknappheit betroffen<br />
sein könnte. (47) Liest man die bundesrätli<strong>ch</strong>e<br />
Strategie zur „Anpassung an den Klimawandel<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz“, fällt auf, dass<br />
die Sommertrockenheit sowie das Ho<strong>ch</strong>-<br />
10
wasserrisiko Anpassungen im Berei<strong>ch</strong> der<br />
Wasserwirts<strong>ch</strong>aft erforderli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en. (48)<br />
Auf diesem Hintergrund erlangt au<strong>ch</strong> die<br />
Thematik der Privatisierung des Wassers<br />
eine andere Dynamik. Das EU-Parlament<br />
hatte 2012 einen Bes<strong>ch</strong>luss gefasst, wel<strong>ch</strong>er<br />
die Privatisierung europaweit ermögli<strong>ch</strong>en<br />
sollte. Im Sommer 2013 wurde dieser<br />
Ents<strong>ch</strong>luss jedo<strong>ch</strong> rückgängig gema<strong>ch</strong>t,<br />
weil über 1,5 Millionen Europäer eine entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Bürgerinitiative unters<strong>ch</strong>rieben<br />
hatten. (49)<br />
Das blaue Gold versus das Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t<br />
auf Trinkwasser<br />
Wenn dur<strong>ch</strong> Umweltvers<strong>ch</strong>mutzung das<br />
Leitungswasser ni<strong>ch</strong>t mehr geniessbar ist,<br />
steigt jeder Mens<strong>ch</strong> gerne auf Flas<strong>ch</strong>enwasser<br />
um – sofern man si<strong>ch</strong> dies leisten kann.<br />
(50) Do<strong>ch</strong> steht ein Staat ni<strong>ch</strong>t in der Pfli<strong>ch</strong>t<br />
zu garantieren, dass das Grundbedürfnis an<br />
Wasser gewährleistet ist, wie dies der Chef<br />
von Nestlé Peter Brabeck vors<strong>ch</strong>lägt? (51)<br />
Die Gefahr besteht jedo<strong>ch</strong>, dass die Regierungen<br />
die Verantwortung für die Wasserversorgung<br />
an Firmen abgeben, insofern<br />
diese die Dienstleistungen günstiger anbieten,<br />
als dies staatli<strong>ch</strong>e Betriebe können.<br />
(52) Was aber ist so s<strong>ch</strong>limm an diesen Privatisierungstendenzen?<br />
Einerseits liegt die Zielsetzung eines privatwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Unternehmens primär in der<br />
Gewinnerzielung, weshalb es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t für<br />
diejenigen Kunden als verantwortli<strong>ch</strong> versteht,<br />
die kein Geld für das Produkt – in diesem<br />
Falle Trinkwasser – haben. Au<strong>ch</strong> geht<br />
eine Privatisierung meist mit einer Reduktion<br />
der eingesetzten Arbeitskräfte einher,<br />
wie dies in einem Beri<strong>ch</strong>t der Weltbank zu<br />
lesen ist: Öffentli<strong>ch</strong>e Versorgungsbetriebe<br />
bes<strong>ch</strong>äftigen pro 1000 Wasserans<strong>ch</strong>lüsse<br />
im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt 5 bis 10 Mitarbeitende, Privatunternehmen<br />
hingegen nur 2 bis 3. (53)<br />
Vandana Shiva, Preisträgerin des alternativen<br />
Nobelpreises, s<strong>ch</strong>reibt hierzu: „Auf<br />
der anderen Seite gibt es jedo<strong>ch</strong> keinerlei<br />
Hinweise, dass private Unternehmen in irgendeiner<br />
Weise verantwortungsbewusster<br />
[als öffentli<strong>ch</strong>e Betriebe] handeln würden.<br />
Faktis<strong>ch</strong> ist eher das Gegenteil der Fall. Von<br />
Erfolgen kann in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Privatisierung<br />
keine Rede sein, von unkalkulierbaren<br />
Risiken und Fehls<strong>ch</strong>lägen sehr wohl.<br />
Private Unternehmen verletzen vielfa<strong>ch</strong> die<br />
herkömmli<strong>ch</strong>en Versorgungsstandards und<br />
treiben die Preise in die Höhe, ohne Konsequenzen<br />
befür<strong>ch</strong>ten zu müssen.“ (54)<br />
So stellt der Durst der Bevölkerung au<strong>ch</strong><br />
eine si<strong>ch</strong>ere Einnahmequelle dar, die bei<br />
Wasserknappheit au<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>ende Produktpreise<br />
ermögli<strong>ch</strong>t.<br />
Da jedo<strong>ch</strong> seit Juli 2010 das Re<strong>ch</strong>t auf<br />
Zugang zu sauberem Wasser dur<strong>ch</strong> die<br />
Vereinten Nationen als Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t<br />
anerkannt ist, lässt si<strong>ch</strong> in der Resolution<br />
na<strong>ch</strong>lesen, dass die Staaten und die internationalen<br />
Organisationen aufgefordert<br />
sind, „im Wege der internationalen Hilfe und<br />
Zusammenarbeit Finanzmittel bereitzustellen,<br />
Kapazitäten aufzubauen und Te<strong>ch</strong>nologien<br />
weiterzugeben, insbesondere für die<br />
Entwicklungsländer, um die Anstrengungen<br />
zur Bereitstellung von einwandfreiem, sauberem,<br />
zugängli<strong>ch</strong>em und ers<strong>ch</strong>wingli<strong>ch</strong>em<br />
Trinkwasser und zur Sanitärversorgung für<br />
alle zu verstärken.“ (55)<br />
Ob die Wasserversorgung dur<strong>ch</strong> staatli<strong>ch</strong>e<br />
oder privatwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Dienstleister si<strong>ch</strong>ergestellt<br />
wird, beantwortet jedo<strong>ch</strong> die<br />
Frage ni<strong>ch</strong>t, inwiefern die Ma<strong>ch</strong>t über das<br />
Trinkwasser verantwortungsbewusst eingesetzt<br />
wird. Hat Ma<strong>ch</strong>t dementspre<strong>ch</strong>end<br />
do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> etwas mit Moral zu tun?<br />
11
Ma<strong>ch</strong>t und die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Natur<br />
Der Philosoph Bertrand Russell betont zu<br />
Beginn seines Bu<strong>ch</strong>es “Formen der Ma<strong>ch</strong>t“<br />
von 1938, dass es zwis<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en<br />
und Tieren einen grossen Unters<strong>ch</strong>ied<br />
gäbe. Sobald das Tier sein Bedürfnis wie<br />
beispielsweise Hunger gestillt hat, erlis<strong>ch</strong>t<br />
dieses für einige Zeit. Wenn hingegen der<br />
Mens<strong>ch</strong> sein Bedürfnis wie beispielsweise<br />
Nahrungsaufnahme befriedigt hat, so wird<br />
er anders als ein Tier ni<strong>ch</strong>t aufhören tätig<br />
zu sein.<br />
Während si<strong>ch</strong> Tiere mit Dasein und Fortpflanzung<br />
zufriedengeben, will der Mens<strong>ch</strong><br />
über sein eigenes Mass hinauswa<strong>ch</strong>sen.<br />
Seine Begierden sind dabei quasi grenzenlos.<br />
Von den unzähligen Begierden zielen,<br />
gemäss Russell, die wesentli<strong>ch</strong>en auf<br />
Ma<strong>ch</strong>t. Für ihn steht fest, dass die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Ma<strong>ch</strong>tliebe daher die Ursa<strong>ch</strong>e der gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
relevanten Handlungen ist.<br />
Für ihn ist „Ma<strong>ch</strong>t“ der Fundamentalbegriff<br />
in der gesamten Gesells<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aft.<br />
(56) Ma<strong>ch</strong>t wird in dieser Si<strong>ch</strong>tweise auf die<br />
mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e, das heisst anthropologis<strong>ch</strong>e<br />
Eigens<strong>ch</strong>aft der „Ma<strong>ch</strong>tliebe“ zurückgeführt.<br />
In der Tat ist es so, dass viele Theorien, die<br />
si<strong>ch</strong> auf die eine oder andere Art mit dem<br />
Phänomen der Ma<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>äftigen, si<strong>ch</strong> auf<br />
mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aften stützen. Dabei<br />
gehen sie von einer sogenannten „anthropologis<strong>ch</strong>en<br />
Grundannahme“ aus.<br />
So argumentierte in der Antike beispielsweise<br />
der Grie<strong>ch</strong>e Thukydides, dass eine<br />
Grossma<strong>ch</strong>t kleinere Städte beherrs<strong>ch</strong>en<br />
dürfe, weil es der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Natur entspre<strong>ch</strong>e,<br />
dass der Mindere si<strong>ch</strong> dem Mä<strong>ch</strong>tigeren<br />
fügen müsse. Im Folgenden werden<br />
beispielhaft weitere Thesen dargelegt werden,<br />
die si<strong>ch</strong> auf anthropologis<strong>ch</strong>e Annahmen<br />
stützen. (57)<br />
Ma<strong>ch</strong>ttrieb des Mens<strong>ch</strong>en<br />
Mit Blick auf den Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en<br />
mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Natur und Ma<strong>ch</strong>t stellt si<strong>ch</strong><br />
die Frage na<strong>ch</strong> einem „Ma<strong>ch</strong>ttrieb“. Dieser<br />
Ma<strong>ch</strong>ttrieb wurde lange Zeit als etwas<br />
S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes betra<strong>ch</strong>tet. Bereits Hobbes<br />
spra<strong>ch</strong> von dem unaufhörli<strong>ch</strong>en und rastlosen<br />
Verlangen von Ma<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Ma<strong>ch</strong>t,<br />
das erst im Tode ein Ende finde. (58)<br />
Der S<strong>ch</strong>weizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt<br />
vertrat die Meinung, dass Ma<strong>ch</strong>t eine<br />
unersättli<strong>ch</strong>e Gier darstelle und immer böse<br />
sei. (59) Er beeinflusste mit dieser Auffassung<br />
den Philosophen Friedri<strong>ch</strong> Nietzs<strong>ch</strong>e,<br />
der im Wintersemester 1870/71 bei Burckhardt<br />
die Vorlesung „Über das Studium<br />
der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te“ an der Universität Basel<br />
besu<strong>ch</strong>te. Au<strong>ch</strong> Nietzs<strong>ch</strong>e ging in seiner<br />
späteren <strong>Philosophie</strong> von einem Ma<strong>ch</strong>ttrieb<br />
aus. „Der Wille zur Ma<strong>ch</strong>t“ war für ihn die<br />
universelle Grundlage der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Existenz. In seinem Bu<strong>ch</strong> „Jenseits von Gut<br />
und Böse“, das 1886 ers<strong>ch</strong>ien, erklärt er<br />
unser gesamtes Triebleben als die Ausgestaltung<br />
und Verzweigung einer Grundform<br />
des Willens: des Willens zur Ma<strong>ch</strong>t. In seiner<br />
späten <strong>Philosophie</strong> verurteilt er diesen<br />
Trieb als das fur<strong>ch</strong>tbarste Verlangen des<br />
Mens<strong>ch</strong>en. (60) Für Sigmund Freud, der zu<br />
Nietzs<strong>ch</strong>e in einer ambivalenten Beziehung<br />
stand, ist der Ma<strong>ch</strong>ttrieb hingegen ein Nebentrieb,<br />
den er mit dem Destruktionstrieb<br />
im selben Atemzug nennt. (61)<br />
Wenn wir davon ausgehen, dass der<br />
Mens<strong>ch</strong> die Eigens<strong>ch</strong>aft besitzt, na<strong>ch</strong> immer<br />
mehr Ma<strong>ch</strong>t zu streben, dann hat dies<br />
häufig eine negative Auswirkung auf das<br />
soziale und politis<strong>ch</strong>e Zusammenleben. In<br />
der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te beoba<strong>ch</strong>tet man oft, wie absolute<br />
Ma<strong>ch</strong>t, beispielsweise bei Diktatoren,<br />
entartete Formen annimmt. Der britis<strong>ch</strong>e<br />
Historiker und Politiker Lord J. E. Acton<br />
s<strong>ch</strong>rieb 1887 diesbezügli<strong>ch</strong> den folgenden,<br />
oft zitierten Satz: „Power tends to corrupt<br />
and absolute power tends to corrupt absolutely.“<br />
Acton ist also der Ansi<strong>ch</strong>t, dass Mens<strong>ch</strong>en<br />
mit zunehmender Ma<strong>ch</strong>t zunehmend<br />
dazu tendieren zu korrumpieren, das heisst,<br />
moralis<strong>ch</strong> zu verderben.<br />
12
Foto: Teodor Ligeti<br />
Dahinter verbirgt si<strong>ch</strong> die anthropologis<strong>ch</strong>e<br />
Annahme, dass Mens<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> negativ verändern,<br />
wenn sie Ma<strong>ch</strong>t erhalten. Er betont,<br />
dass uns die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te lehre, absolute<br />
Ma<strong>ch</strong>tkonzentration zu verhindern. (62)<br />
Diesem Gedankengut folgte au<strong>ch</strong> der Franzose<br />
Montesquieu, als er 1748 in seinem<br />
Bu<strong>ch</strong> „De L’Esprit des lois“ eine erste Form<br />
der Gewaltenteilung entwickelte. Au<strong>ch</strong> Montesquieu<br />
ist skeptis<strong>ch</strong> gegenüber dem Mens<strong>ch</strong>en<br />
und befür<strong>ch</strong>tet, dass der Mens<strong>ch</strong>,<br />
sobald er über Ma<strong>ch</strong>t verfügt, diese missbrau<strong>ch</strong>t.<br />
Aus diesem Grund forderte er<br />
ein System, in dem die Ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> selbst<br />
bremst. (63) Das Prinzip der Gewaltenteilung,<br />
wel<strong>ch</strong>es si<strong>ch</strong>, ausgehend von Montesquieu,<br />
im weiteren Verlauf der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
in Europa entwickelte, wurde <strong>zum</strong> Kern der<br />
west-europäis<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en Identität.<br />
(64)<br />
Ma<strong>ch</strong>t kommt mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Bedürfnissen<br />
entgegen<br />
Warum ers<strong>ch</strong>eint vielen Ma<strong>ch</strong>t so attraktiv?<br />
Ist es s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t unsere Liebe zu Ma<strong>ch</strong>t, von<br />
wel<strong>ch</strong>er Russell spri<strong>ch</strong>t oder liegt die Attraktivität<br />
in den Vorteilen, die si<strong>ch</strong> aus der<br />
Ma<strong>ch</strong>t ergeben? Klare Ma<strong>ch</strong>tverhältnisse<br />
führen zu einer Entlastung von Ents<strong>ch</strong>eidungszwängen.<br />
Indem ni<strong>ch</strong>t immer von<br />
Grund auf neu verhandelt werden muss,<br />
wer was wem zu sagen hat, bes<strong>ch</strong>leunigt<br />
Ma<strong>ch</strong>t Ents<strong>ch</strong>eidungsprozesse und erlei<strong>ch</strong>tert<br />
Ents<strong>ch</strong>eidungen. Sie kommt daher den<br />
mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Bedürfnissen na<strong>ch</strong> Si<strong>ch</strong>erheit<br />
und Verbindli<strong>ch</strong>keit entgegen. Vereinfa<strong>ch</strong>t<br />
liesse si<strong>ch</strong> daher sagen: „Der Ma<strong>ch</strong>ttrieb<br />
der einen, entspri<strong>ch</strong>t dem Si<strong>ch</strong>erheitstrieb<br />
der anderen“. Wenn dem so ist, dann wäre<br />
eine ma<strong>ch</strong>tfreie Gesells<strong>ch</strong>aft unmögli<strong>ch</strong> und<br />
illusionär. (65)<br />
Zudem bleibt zu erwähnen, dass au<strong>ch</strong> derjenige,<br />
der si<strong>ch</strong> führen lässt, indirekt mehr<br />
Ma<strong>ch</strong>t anstrebt. Denn der Grund dafür, dass<br />
si<strong>ch</strong> jemand einem anderen unterordnet und<br />
diesem folgt, liegt oft in der Absi<strong>ch</strong>t, an dessen<br />
Erfolg und Ma<strong>ch</strong>terweiterung teilhaben<br />
zu wollen. Viele Mens<strong>ch</strong>en ziehen es vor,<br />
anstatt selbst eine Führungsrolle einzunehmen,<br />
einem anderen zu folgen, den sie für<br />
ausserordentli<strong>ch</strong> begabt halten. (66)<br />
13
Ma<strong>ch</strong>t in zwis<strong>ch</strong>enmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Beziehungen<br />
Ma<strong>ch</strong>t ist in sozialen Beziehungen ein allgegenwärtiges<br />
Phänomen, das in der <strong>Philosophie</strong><br />
häufig in einer Untersu<strong>ch</strong>ung gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />
Strukturen mündet. Eine<br />
der geläufigsten und naheliegenden Definitionen<br />
von Ma<strong>ch</strong>t in Beziehungen stammt<br />
vom Soziologen Max Weber (1864-1920).<br />
Wie bereits im Kapitel „Ma<strong>ch</strong>t in der Politik“<br />
angedeutet wurde, bedeutet Ma<strong>ch</strong>t ihm<br />
zufolge „jede Chance, innerhalb einer sozialen<br />
Beziehung den eigenen Willen au<strong>ch</strong><br />
gegen Widerstreben dur<strong>ch</strong>zusetzen, glei<strong>ch</strong>viel<br />
worauf dies Chance beruht“. (67) Das<br />
heisst, Ma<strong>ch</strong>t ist immer Ma<strong>ch</strong>t über etwas<br />
und zwar die Ma<strong>ch</strong>t von Mens<strong>ch</strong>en über<br />
unterlegene Akteure. (68) Sieht man si<strong>ch</strong><br />
diese Definition genauer an, können vier<br />
Elemente hervorgehoben werden. Mit dem<br />
Begriff der „Chance“ verweist Weber auf die<br />
Potentialität der Ma<strong>ch</strong>t, die „soziale Beziehung“<br />
weist auf den personalen Charakter<br />
der Ma<strong>ch</strong>tbeziehung hin, „der Wille“ deutet<br />
die Abhängigkeit der Ma<strong>ch</strong>t von unserem<br />
Willen an und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> verweist Webers<br />
Definition auf ein mögli<strong>ch</strong>es „Widerstreben“<br />
des Ma<strong>ch</strong>tunterworfenen. Weber zufolge<br />
entsteht Ma<strong>ch</strong>t aus Handeln und ist an Handeln<br />
gebunden. Sein Ma<strong>ch</strong>tbegriff ist auf<br />
die konkrete Handlungssituation bezogen,<br />
das heisst, auf die jeweilige soziale Beziehung,<br />
in wel<strong>ch</strong>er der eine seinen Willen<br />
gegenüber einem anderen dur<strong>ch</strong>zusetzten<br />
vermag. Problematis<strong>ch</strong>erweise erklärt Weber<br />
ni<strong>ch</strong>t näher, worauf die Chance, seinen<br />
Willen dur<strong>ch</strong>zusetzen, genau beruht – au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t im Bezug auf zwis<strong>ch</strong>enmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Beziehungen. Ist es <strong>ch</strong>arismatis<strong>ch</strong>e Autorität?<br />
Rationale Überzeugungskraft? S<strong>ch</strong>mei<strong>ch</strong>eleien<br />
oder Drohgebärden? Beste<strong>ch</strong>ung<br />
oder Gewaltanwendung? (69)<br />
Ein etwas ausdifferenzierterer Ansatz findet<br />
si<strong>ch</strong> bei Niklas Luhmann (1927-1998). Dieser<br />
ordnungsliebende Systemtheoretiker<br />
entwickelte sein Ma<strong>ch</strong>tverständnis im Rahmen<br />
einer allgemeinen Systemtheorie. Seiner<br />
Meinung na<strong>ch</strong> gilt es, Ma<strong>ch</strong>t primär als<br />
ein Kommunikationsmedium aufzufassen,<br />
wel<strong>ch</strong>es in erster Linie steuernde und stabilisierende<br />
Wirkung besitzt. Ohne Ma<strong>ch</strong>t<br />
und deren steuernde Wirkung wäre, so<br />
Luhmann, politis<strong>ch</strong>e Gemeins<strong>ch</strong>aftsbildung<br />
ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>. (70)<br />
In seinem Aufsatz über „Gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Grundlagen der Ma<strong>ch</strong>t“ knüpft er an Max<br />
Webers Definition an, do<strong>ch</strong> gibt er ihr eine<br />
ganz neue Ri<strong>ch</strong>tung. Ma<strong>ch</strong>t sei „eine soziale<br />
Beziehung, in der auf beiden Seiten anders<br />
gehandelt werden könnte“. (71) Das bedeutet,<br />
dass sowohl der Ma<strong>ch</strong>thabende als au<strong>ch</strong><br />
der Ma<strong>ch</strong>tunterworfene in einer derartigen<br />
Beziehung stehen müssen, dass beide anders<br />
handeln können. Für Luhmann handelt<br />
es si<strong>ch</strong> bei der Ma<strong>ch</strong>tbeziehung also ni<strong>ch</strong>t<br />
um ein asymmetris<strong>ch</strong>es Verhältnis, in dem<br />
der eine dem andern unterliegt. Er kritisiert,<br />
dass die Unterordnung eines Willens unter<br />
den Willen eines Anderen bei Weber bloss<br />
festgestellt wird, aber ni<strong>ch</strong>ts über das Motiv<br />
der Unterordnung gesagt wird. (72)<br />
Luhmann bemerkt, dass eines der häufig<br />
angeführten Motive, nämli<strong>ch</strong> Gewalt, keine<br />
Anwendung von Ma<strong>ch</strong>t ist, sondern Ausdruck<br />
ihres S<strong>ch</strong>eiterns. Obs<strong>ch</strong>on er zugibt,<br />
dass physis<strong>ch</strong>e Gewalt in gewisser Weise<br />
allen andern Ma<strong>ch</strong>tmitteln überlegen sei,<br />
ist sie für ihn ni<strong>ch</strong>t das ents<strong>ch</strong>eidende Charakteristikum<br />
von Ma<strong>ch</strong>t. Gemäss Luhmann<br />
sind Verhaltensverursa<strong>ch</strong>ungen nie voraussetzungslos<br />
mögli<strong>ch</strong>, sondern beruhen auf<br />
auswählenden Prozessen. Ma<strong>ch</strong>t als Kommunikationsmedium<br />
hat einen Einfluss auf<br />
diese Auswahl, das heisst, auf die Wahl der<br />
Handlungen, die wir in Beziehungen zu anderen<br />
ausführen. (73)<br />
Wie für Weber und au<strong>ch</strong> für Foucault kann<br />
man Ma<strong>ch</strong>t gemäss Luhmann ni<strong>ch</strong>t besitzen.<br />
Sie ist für Luhmann keine Eigens<strong>ch</strong>aft<br />
der Beziehungspartner, sondern ein komplexer<br />
Code, der die Kommunikation zwis<strong>ch</strong>en<br />
ihnen steuert. Die Zus<strong>ch</strong>reibung von<br />
Ma<strong>ch</strong>t an einen Ma<strong>ch</strong>thaber erfolgt dem-<br />
14
na<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t primär dur<strong>ch</strong> Gewalt, Gefügsamkeit<br />
oder derglei<strong>ch</strong>en, sondern dur<strong>ch</strong> diesen<br />
„Ma<strong>ch</strong>t-Code“, der soziale Situationen regelt.<br />
Zum Beispiel erhält der Chef einer Abteilung<br />
seine Ma<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> ein kompliziertes<br />
System von Funktionen. (74) Ma<strong>ch</strong>t ist für<br />
Luhmann ein sehr unklarer Begriff, dessen<br />
Wirkung s<strong>ch</strong>lussendli<strong>ch</strong> auf den Umständen<br />
beruht, die si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem „Ma<strong>ch</strong>t-Code“ bestimmen.<br />
Deshalb ist es für eine Person in<br />
Führungsposition so wi<strong>ch</strong>tig, die eigene Position<br />
mit Prestige zu pflegen. Dass Ma<strong>ch</strong>t<br />
in gewissem Masse an ihre si<strong>ch</strong>tbaren Manifestationen<br />
gebunden ist, zeigt si<strong>ch</strong> beispielsweise<br />
au<strong>ch</strong> im Bemühen der Barockfürsten,<br />
in grossartigen Bauten ihre Ma<strong>ch</strong>t<br />
„zu zeigen“. (75)<br />
Max Weber und Niklas Luhmann kommen<br />
beide zu dem Befund, dass die meisten<br />
Ma<strong>ch</strong>tverhältnisse ohne grossen Widerstand<br />
akzeptiert werden, Mi<strong>ch</strong>el Foucault<br />
(1926-1984) hingegen geht von Widerstand<br />
gegen Ma<strong>ch</strong>t aus. Foucault hat si<strong>ch</strong> zwar<br />
dem Thema Ma<strong>ch</strong>t in zahlrei<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riften<br />
zugewandt, <strong>zum</strong> Beispiel in „Der Wille<br />
<strong>zum</strong> Wissen“ (1976) oder „Überwa<strong>ch</strong>en<br />
und Strafen“ (1975). Do<strong>ch</strong> kann man bei<br />
ihm ni<strong>ch</strong>t bei einer Ma<strong>ch</strong>tdefinition ansetzen,<br />
denn Foucault unternahm zahlrei<strong>ch</strong>e<br />
Bes<strong>ch</strong>reibungsversu<strong>ch</strong>e, die si<strong>ch</strong> teils stark<br />
voneinander unters<strong>ch</strong>eiden. (76)<br />
Im Folgenden soll denno<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>t werden,<br />
die Position Foucaults kurz zu bes<strong>ch</strong>reiben:<br />
Für ihn ist Ma<strong>ch</strong>tausübung eine<br />
Form handelnder Einwirkung auf andere,<br />
genauer gesagt auf deren Handeln. (77)<br />
Wie die meisten Ma<strong>ch</strong>ttheoretiker steht für<br />
ihn fest, dass Ma<strong>ch</strong>t in Handlungen liegt und<br />
ni<strong>ch</strong>t wie eine Eigens<strong>ch</strong>aft „besessen“ werden<br />
kann. (78) Was ihn jedo<strong>ch</strong> auszei<strong>ch</strong>net<br />
ist sein Vorgehen ausgehend vom Widerstand<br />
gegen Ma<strong>ch</strong>t. Dieses mag daher rühren,<br />
dass er si<strong>ch</strong> intensiv mit der Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
von öffentli<strong>ch</strong>en Einri<strong>ch</strong>tungen wie<br />
Gefängnissen, Kliniken und Psy<strong>ch</strong>iatrien<br />
befasste. Die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t verortete<br />
er bei diesen Einri<strong>ch</strong>tungen. Er entwickelt<br />
ein Bild umfassender Bedrohung dur<strong>ch</strong> öffentli<strong>ch</strong>e<br />
Institutionen, die es ihm zufolge<br />
darauf abgesehen haben, den Einzelnen zu<br />
kontrollieren. (79) Dabei gilt: „Wenn wir von<br />
der Ma<strong>ch</strong>t der Gesetze, der Institutionen<br />
oder der Ideologien spre<strong>ch</strong>en, dann meinen<br />
wir immer damit, dass ‚man<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>en‘<br />
Ma<strong>ch</strong>t über andere ausüben“. (80) Das heisst,<br />
wir befinden uns indirekt auf der Ebene<br />
der zwis<strong>ch</strong>enmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Beziehungen.<br />
In seiner Auffassung, dass der Einzelne von<br />
aussen gelenkt wird, weist er Parallelen<br />
<strong>zum</strong> zeitgenössis<strong>ch</strong>en Philosophen Steven<br />
Lukes auf, der davon ausgeht, Ma<strong>ch</strong>t<br />
bewirke, dass Mens<strong>ch</strong>en ihre wirkli<strong>ch</strong>en Interessen<br />
verkennen: Obs<strong>ch</strong>on die meisten<br />
glauben, frei zu leben und über si<strong>ch</strong> selbst<br />
zu bestimmen, sind ihre Wüns<strong>ch</strong>e und Hoffnungen<br />
eigentli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> fremde Einflüsse<br />
manipuliert. (81) Foucault kritisiert in seiner<br />
S<strong>ch</strong>rift „Überwa<strong>ch</strong>en und Strafen“, dass<br />
die Gesells<strong>ch</strong>aft dur<strong>ch</strong> das massenhafte<br />
Einführen von Gefängnisstrafen im 19. Jh.<br />
si<strong>ch</strong> selbst in einen Kerker verwandelt habe.<br />
(82) Er greift dabei die Idee eines „Panopticons“<br />
auf; ein Begriff der ursprüngli<strong>ch</strong> vom<br />
britis<strong>ch</strong>en Philosophen Jeremy Bentham<br />
entstammte. (83) Mit „Panopticon“ meint<br />
Foucault lückenlose Überwa<strong>ch</strong>ung. Ihm<br />
zufolge hat das Überwa<strong>ch</strong>ungssystem das<br />
Gefängnis verlassen und si<strong>ch</strong> über die gesamte<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft ausgebreitet und si<strong>ch</strong><br />
zu einem System allgegenwärtiger Kontrolle<br />
entwickelt. (84) Obs<strong>ch</strong>on Foucault viel<br />
Kritik hervorgerufen hat, muss bemerkt werden,<br />
dass seine Vorstellung des Lebens in<br />
einem Panopticon (85) in Anbetra<strong>ch</strong>t der aktuellen<br />
Geheimdienstabhörskandale aktuell<br />
bleibt. (86)<br />
15
Ma<strong>ch</strong>t, Moral und <strong>Philosophie</strong><br />
Wie auf den vorangehenden Seiten gezeigt werden konnte, ist Ma<strong>ch</strong>t ein äusserst vielseitiges<br />
Thema, dessen Grundbegriffe je na<strong>ch</strong> Kontext unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> angewendet werden.<br />
Führt man si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals die Frage vor Augen, ob Ma<strong>ch</strong>t über ein lebensnotwendiges<br />
Gut wie beispielsweise Wasser mit moralis<strong>ch</strong>en Forderungen verknüpft werden muss,<br />
entsteht der Ans<strong>ch</strong>ein, dass Ma<strong>ch</strong>t stets au<strong>ch</strong> mit Verantwortung in Verbindung gebra<strong>ch</strong>t<br />
werden müsste.<br />
Dies setzt jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> voraus, dass Ma<strong>ch</strong>t mit wirksamen Handlungsweisen kombiniert<br />
und ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> Untätigkeit <strong>ch</strong>arakterisiert ist, wie dies Hans Strotzka bes<strong>ch</strong>reibt: „Wenn<br />
si<strong>ch</strong> nun der Bürger erstaunt fragt, wieso es eigentli<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong> ist, dass ganz klare Überlebensfragen<br />
ni<strong>ch</strong>t zu entspre<strong>ch</strong>enden Handlungskonsequenzen führen, dann muss eine bisher<br />
ni<strong>ch</strong>t bespro<strong>ch</strong>ene, aber au<strong>ch</strong> in fast allen anderen Szenen der Ma<strong>ch</strong>t wirksame Kraft<br />
erwähnt werden, nämli<strong>ch</strong> die Ma<strong>ch</strong>t der Trägheit!“ (87)<br />
Hannah Arendt hebt hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Ma<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> etwas Weiteres hervor: „Ma<strong>ch</strong>t entspri<strong>ch</strong>t<br />
der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Fähigkeit, ni<strong>ch</strong>t nur zu handeln oder etwas zu tun, sondern si<strong>ch</strong> mit anderen<br />
zusammenzus<strong>ch</strong>liessen und im Einvernehmen mit ihnen zu handeln. (...) Ma<strong>ch</strong>t bedarf<br />
keiner Re<strong>ch</strong>tfertigung, da sie allen mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gemeins<strong>ch</strong>aften immer s<strong>ch</strong>on inhärent ist.<br />
Hingegen bedarf sie der Legitimität. Ma<strong>ch</strong>t entsteht, wann immer Mens<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> zusammentun<br />
und gemeinsam handeln, ihre Legitimität beruht ni<strong>ch</strong>t auf den Zielen und Zwecken,<br />
die eine Gruppe si<strong>ch</strong> jeweils setzt; sie stammt aus dem Ma<strong>ch</strong>tursprung, der mit der Gründung<br />
der Gruppe zusammenfällt.“ (88)<br />
Aus diesen Zeilen lässt si<strong>ch</strong> herauslesen, dass es zu unters<strong>ch</strong>eiden gilt, ob die Ma<strong>ch</strong>t an<br />
si<strong>ch</strong> moralis<strong>ch</strong> bewertet wird oder die aus ihr hervorgegangenen Handlungen als moralis<strong>ch</strong><br />
gut angesehen werden oder ni<strong>ch</strong>t. Au<strong>ch</strong> die Legitimität der Ma<strong>ch</strong>t, von wel<strong>ch</strong>er Arendt<br />
spri<strong>ch</strong>t, spielt eine wesentli<strong>ch</strong>e Rolle: „Nur ethis<strong>ch</strong> legitimierte Ma<strong>ch</strong>t ist herrs<strong>ch</strong>aftsfähig<br />
und nur ethis<strong>ch</strong> legitimierte Ma<strong>ch</strong>t kann eine Herrs<strong>ch</strong>aft stürzen.“ (89)<br />
Ein legitimierter Politiker wird hierdur<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu einem moralis<strong>ch</strong> guten Ma<strong>ch</strong>thaber.<br />
Hans Spatzenegger s<strong>ch</strong>rieb dazu: „Denn selbst die ethis<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungen mit gesell-<br />
16
s<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Folgen fällt letztli<strong>ch</strong> der einzelne<br />
und ni<strong>ch</strong>t ‚das System‘. (...) Der politis<strong>ch</strong>en<br />
Moral – Teil des notwendigen Selbstbewusstseins<br />
einer Gesells<strong>ch</strong>aft – dient es auf<br />
die Dauer ni<strong>ch</strong>t, wenn man si<strong>ch</strong>, besonders<br />
bei der Bewältigung von Skandalen, alles<br />
von Gesetzen erwartet. Erzwingbar sind bekanntli<strong>ch</strong><br />
nur äussere Haltungen, und Gesetze<br />
lassen immer ‚S<strong>ch</strong>lupflö<strong>ch</strong>er‘ offen.<br />
Kritis<strong>ch</strong>es Bedenken einer tradierten Norm<br />
ist ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong> als Niedergang der Moral zu<br />
beklagen, sondern viellei<strong>ch</strong>t sogar als Voraussetzung<br />
ihrer mündigeren Ausübung zu<br />
verstehen. (...) Ni<strong>ch</strong>t Moralismus ist gefragt.<br />
Do<strong>ch</strong> ohne moralis<strong>ch</strong>e Positionsli<strong>ch</strong>ter wäre<br />
Politik (in Abwandlung eines Wortes von<br />
Polybios) ‚wie ein Gesi<strong>ch</strong>t ohne Augen‘ –<br />
nämli<strong>ch</strong> <strong>zum</strong> Für<strong>ch</strong>ten“. (90)<br />
Was haben Ma<strong>ch</strong>t und Moral nun mit<br />
<strong>Philosophie</strong> zu tun?<br />
Kondylis argumentierte in seinem Bu<strong>ch</strong> „Der<br />
Philosoph und die Ma<strong>ch</strong>t“ folgendermassen,<br />
um diese Frage zu beantworten: „Seit<br />
der Herausbildung von ethis<strong>ch</strong>-religiösen<br />
Vorstellungen und jedenfalls seit der Entstehung<br />
der Ho<strong>ch</strong>kulturen kann Ma<strong>ch</strong>t, Herrs<strong>ch</strong>aft<br />
und sogar organisierte Gewalt ni<strong>ch</strong>t<br />
langfristig und erfolgrei<strong>ch</strong> wirken, wenn sie<br />
der Legitimation entbehrt. Ist der Mens<strong>ch</strong><br />
ein Wesen, das si<strong>ch</strong> von den anderen Tieren<br />
dur<strong>ch</strong> jenes Vermögen unters<strong>ch</strong>eidet,<br />
das man von alters her den ‚Geist‘ nennt,<br />
so heisst dies ni<strong>ch</strong>t zuletzt, dass Sinn- und<br />
Ma<strong>ch</strong>tfrage auf vers<strong>ch</strong>iedenen Ebenen und<br />
in vers<strong>ch</strong>iedenen Formen miteinander vers<strong>ch</strong>melzen,<br />
dass also der Sinnstifter Ma<strong>ch</strong>t<br />
ausübt und dass der Ma<strong>ch</strong>thaber oder der<br />
Herrs<strong>ch</strong>er si<strong>ch</strong> auf Sinn beruft und Sinn instrumentalisiert.<br />
Als Produzenten oder Verwalter<br />
von Sinn sind au<strong>ch</strong> die Philosophen<br />
Produzenten und Verwalter von Ma<strong>ch</strong>t. Die<br />
teils tragis<strong>ch</strong>e und teils komis<strong>ch</strong>e Paradoxie<br />
ihrer Lage besteht darin, dass sie diese<br />
Ma<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t in eigene soziale Herrs<strong>ch</strong>aft<br />
umsetzen können und dementspre<strong>ch</strong>end<br />
eher davon träumen dürfen, dass die Herrs<strong>ch</strong>er<br />
eines Tages philosophieren, als davon,<br />
dass die Philosophen herrs<strong>ch</strong>en werden.“<br />
(91)<br />
Politis<strong>ch</strong>e Ethik, ein Teilgebiet der angewandten<br />
Ethik und der politis<strong>ch</strong>en <strong>Philosophie</strong>,<br />
befasst si<strong>ch</strong> mit moralis<strong>ch</strong>en Fragestellungen<br />
hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Politik, Demokratie<br />
und Ma<strong>ch</strong>t. So werden au<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz,<br />
beispielsweise vom Ethik-Zentrum der Universität<br />
Züri<strong>ch</strong>, Fors<strong>ch</strong>ungsthemen behandelt<br />
wie:<br />
• Gere<strong>ch</strong>tigkeit und Demokratie im Kontext<br />
multilateraler Integration (92)<br />
• Gibt es ein Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t auf Demokratie?<br />
– Eine moralphilosophis<strong>ch</strong>e und<br />
anerkennungstheoretis<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
(93)<br />
• Migrationsethik: Hinterfragung des normativen<br />
Fundamentes der europäis<strong>ch</strong>en<br />
re<strong>ch</strong>ts- und institutionellen Ordnung (94)<br />
• Identität und Institutionen im post-nationalen<br />
Europa (95)<br />
• Meinungsäusserungsfreiheit in privaten<br />
und öffentli<strong>ch</strong>en Kontexten (96)<br />
Die analytis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen der aktuellen<br />
Begebenheiten und deren moralis<strong>ch</strong>e<br />
Implikationen erweitern das Fundament der<br />
politis<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungsfindung. Hierbei<br />
stellt die von politis<strong>ch</strong> gefärbten Denkri<strong>ch</strong>tungen<br />
unabhängige Arbeitsweise ein wesentli<strong>ch</strong>es<br />
Merkmal der analytis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
dar: Die argumentative, mögli<strong>ch</strong>st<br />
objektive, und detailrei<strong>ch</strong>e, Auseinandersetzung<br />
steht dabei stets im Vordergrund.<br />
17
Glossar<br />
Quellen<br />
• Multilateral<br />
(von lat. multus „viel“; latus „Seite“) bedeutet „vielseitig“.<br />
In der Politik verwendet man den Begriff<br />
multilateral, wenn mehrere Staaten kooperativ, prinzipiell<br />
glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt gemeinsam handeln (Diplomatie<br />
betreiben). Beim Multilateralismus werden die<br />
Interessen aller Partner berücksi<strong>ch</strong>tigt und es gibt<br />
oft s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e, in Form von Verträgen, vereinbarte<br />
Regelungen, die alle Beteiligten binden.<br />
• Politis<strong>ch</strong>e Ethik<br />
Politis<strong>ch</strong>e Ethik analysiert und reflektiert die moralis<strong>ch</strong>e<br />
Seite der Politik, wobei unter Ethik diejenige<br />
philosophis<strong>ch</strong>e Teildisziplin (siehe au<strong>ch</strong> <strong>Philosophie</strong>)<br />
zu verstehen ist, die si<strong>ch</strong> methodis<strong>ch</strong> und systematis<strong>ch</strong><br />
mit dem sittli<strong>ch</strong> Guten und dem gelebten<br />
Ethos befasst. Geleitet wird die politis<strong>ch</strong>e Ethik von<br />
Zielen wie Frieden, Freiheit, Gere<strong>ch</strong>tigkeit, wobei<br />
sie in der Praxis diversen Interessen der beteiligten<br />
Individuen, dem Gemeinwohl und der realen Situation<br />
des Gemeinsinns unterworfen ist.<br />
• Volkssouveränität<br />
Das Prinzip der Volkssouveränität bestimmt das<br />
Volk <strong>zum</strong> souveränen Träger der Staatsgewalt.<br />
Die Verfassung als politis<strong>ch</strong>-re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundlage<br />
eines Staates beruht dana<strong>ch</strong> auf der verfassungsgebenden<br />
Gewalt des Volkes. Ni<strong>ch</strong>t ein Monar<strong>ch</strong>,<br />
sondern das Volk in seiner Gesamtheit steht einzig<br />
über der Verfassung.<br />
• Wasserverfügbarkeit<br />
Der Begriff Wasserverfügbarkeit, die UNESCO<br />
spri<strong>ch</strong>t von verfügbaren Süsswasserressourcen,<br />
bezei<strong>ch</strong>net die Menge an Süsswasser, die einer<br />
Person pro Jahr zur Verfügung steht. Je na<strong>ch</strong><br />
Größe dieser Menge definieren si<strong>ch</strong> die untergeordneten<br />
Begriffe Wasserknappheit, Wassermangel<br />
und Wassernotstand, bis hin zur Wasserkrise. Von<br />
den etwa 1,4 Milliarden Kubikkilometern Wasser,<br />
die si<strong>ch</strong> auf dem Planeten Erde befinden, sind 35<br />
Millionen Kubikkilometer Süsswasser (2,5 %). Nur<br />
etwa 213 Tausend Kubikkilometer davon sind relativ<br />
lei<strong>ch</strong>t für den Mens<strong>ch</strong>en zugängli<strong>ch</strong>, vor allem in<br />
Seen, Flüssen und in den rund 45.000 weltweiten<br />
Großtalsperren. Der Rest liegt in Form von<br />
Glets<strong>ch</strong>ern, S<strong>ch</strong>nee, Eis, Grundwasser, Grundeis,<br />
Dauerfrost, Bodenfeu<strong>ch</strong>tigkeit und Sumpfwasser<br />
vor, ist also ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t zugängli<strong>ch</strong>. Zur Bere<strong>ch</strong>nung<br />
der Wasserverfügbarkeit legt die UNESCO die<br />
gesamte Süsswassermenge zugrunde, unabhängig<br />
von deren Zugängli<strong>ch</strong>keit.<br />
Quellen: Gesamtes Glossar siehe (97)<br />
(1) Platon, Gorgias 449a–453a<br />
(2) ebenda, 456c–461b<br />
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Niccol%C3%B2_Ma<strong>ch</strong>iavelli#Ma<strong>ch</strong>iavelli_<br />
als_politis<strong>ch</strong>er_Philosoph<br />
(4) Herfried Münkler: Ma<strong>ch</strong>iavelli. Die Begründung des politis<strong>ch</strong>en<br />
Denkens der Neuzeit aus der Krise der Republik Florenz. Frankfurt<br />
am Main 2004, S. 40<br />
(5) Volker Reinhardt: Ma<strong>ch</strong>iavelli oder Die Kunst der Ma<strong>ch</strong>t. Eine Biographie,<br />
Mün<strong>ch</strong>en 2012, S. 254<br />
(6) ebenda, S. 262<br />
(7) Hobbes, Thomas, Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines<br />
kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en und bürgerli<strong>ch</strong>en Staates. Suhrkamp, Frankfurt 1966<br />
(8) ebenda, S. 136ff.<br />
(9) Thomas Hobbes, Leviathan. Erster und zweiter Teil. In: Reclams<br />
Universal-Bibliothek. 8348, Reclam, Stuttgart 1938, 1970, 1980,<br />
1996 (übersetzt von Jacob Peter Mayer), ISBN 3-15-008348-6,<br />
S. 79ff.<br />
(10) ebenda, S. 80<br />
(11) Immanuel Kant, Kritik der Urtheilskraft, Akademie-Ausgabe Bd. 5,<br />
De Gruyter, Berlin 1971, S. 260 ff.<br />
(12) Russell, Bertrand (1938). Power: A New Social Analysis. New York:<br />
Routledge. ISBN 0-203-50653-7. ISBN 0-7661-3569-1<br />
(13) ebenda, S. 4<br />
(14) ebenda, S. 95<br />
(15) ebenda, S. 22<br />
(16) Vgl. www.starwars.com.<br />
(17) Vgl. Bertrand Russell, Formen der Ma<strong>ch</strong>t, Anaconda Verlag, Köln<br />
2009, S. 34<br />
(18) Russell, S. 49-72, 145 ff.<br />
(19) Russell, S. 72-81; Atlas der Weltges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Hrsg. Gordon Cheers,<br />
Janet Parker, Tandem Verlag GmbH, 2009 Potsdam, S. 266 ff.;<br />
Tas<strong>ch</strong>enatlas Weltges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Europa und die Welt, Hrsg. H. U.<br />
Rudolf und V. Oswalt, Klett-Perthes Verlag, 2. Auflage, Gotha 2006,<br />
S. 106 ff.<br />
(20) Russell, S. 82-104; Andreas Anter, Theorien der Ma<strong>ch</strong>t zu Einführung,<br />
Junius Verlag, Berlin 2012, S. 96 ff.<br />
(21) Anter, S. 97 i.v.m. Hannah Arendt, Ma<strong>ch</strong>t und Gewalt, Piper Verlag,<br />
Mün<strong>ch</strong>en 1970<br />
(22) ebenda, S. 97<br />
(23) ebenda, S. 124-127<br />
(24) ebenda, S. 98 f.<br />
(25) ebenda, S. 108-110<br />
(26) ebenda, S. 98 f. i.v.m. Hannah Arendt, Vita activa oder Vom tägli<strong>ch</strong>en<br />
Leben, Piper Verlag, Mün<strong>ch</strong>en 1960<br />
(27) Russell, Formen der Ma<strong>ch</strong>t, S. 119-135<br />
(28) ebenda, S.119-127<br />
(29) ebenda, S.179-184<br />
(30) ebenda, S. 82-84<br />
(31) ebenda, S. 163-168<br />
(32) Uwe Saint-Mont, Die Ma<strong>ch</strong>t der Daten, wie Information unser Leben<br />
bestimmt, Springer Verlag, Berlin 2013, insb. S.13-21, 191-233;<br />
Siehe dazu au<strong>ch</strong>: Ignacio Ramonet, Die Kommunikationsfalle, Ma<strong>ch</strong>t<br />
und Mythen der Medien, 1. Auflage, Rotpunktverlag, Züri<strong>ch</strong> 199,<br />
insb. S. 49-65<br />
(33) Vgl. Russell, Formen der Ma<strong>ch</strong>t, S. 204-228<br />
(34) Hans Spatzenegger, Ma<strong>ch</strong>t und Moral – Zur politis<strong>ch</strong>en Kultur unserer<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft, Universitätsverlag Anton Pustet, Salzburg, 1987,<br />
Österrei<strong>ch</strong>, S. 8<br />
(35) Max Weber, Wirts<strong>ch</strong>aft und Gesells<strong>ch</strong>aft, Wunderkammer Verlag<br />
GmbH, Frankfurt am Main, 2010, S. 38<br />
(36) Jürgen Gross, <strong>Philosophie</strong> der Glei<strong>ch</strong>heit – Demokratie, Ma<strong>ch</strong>t und<br />
Frieden im internationalen System, Nomos Verlagsgesells<strong>ch</strong>aft,<br />
Baden-Baden 2009, S. 32<br />
18
(37) ebenda, S. 36-38<br />
(38) Egon Bahr, Reinhard Mutz, Deuts<strong>ch</strong>e Interessen und die Si<strong>ch</strong>erheit<br />
Europas – Zur militäris<strong>ch</strong>en Verengung eines politis<strong>ch</strong>en Begriffs, in:<br />
Reinhard Mutz/ Bruno S<strong>ch</strong>o<strong>ch</strong>/ Friedhelm Solms (Hrsg.), Friedensguta<strong>ch</strong>ten<br />
1998, Münster 1998, S. 240<br />
(39) Jürgen Gross, S. 50 und 51<br />
(40) ebenda, S. 52-63<br />
(41) ebenda, S. 55<br />
(42) Bettina S<strong>ch</strong>orr, Vom Widerstand zur Ma<strong>ch</strong>t – Erkenntnisse aus dem<br />
bolivianis<strong>ch</strong>en Wasserkrieg, in: Ma<strong>ch</strong>t und Widerstand in der globalen<br />
Politik, Nomos Verlag, Baden-Baden 2013, S. 74<br />
(43) ebenda<br />
(44) Walter Chavez, DER SUSPENDIERTE AUFSTAND IN BOLIVIEN,<br />
in: Le Monde Diplomatique, Nr. 7208 vom 14.11.2003. http://www.<br />
monde-diplomatique.de/pm/2003/11/14.mondeText.artikel,a0065.<br />
idx,16<br />
(45) Vgl. http://www.unwater.org/statistics_res.html<br />
(46) ebenda<br />
(47) ACQWA, A Summary for policy makers, Assessing Climate impacts<br />
on the Quantity and quality of Water, A large integrating project under<br />
EU Framework Programme 7 (FP7), coordinated by the University of<br />
Geneva, Switzerland (2008-2013), S. 4 online auf: http://www.acqwa.<br />
<strong>ch</strong>/docs/final/ACQWA_SPM.pdf<br />
(48) Bafu, Anpassung an den Klimawandel in der S<strong>ch</strong>weiz, 10.07.2012,<br />
online auf: www.bafu.admin.<strong>ch</strong>/ud-1055-d<br />
(49) Die Zeit, EU nimmt Wasserversorgung von Privatisierung aus, 21.<br />
Juni 2013, online auf: http://www.zeit.de/wirts<strong>ch</strong>aft/2013-06/barnierwasserversorgung-eu<br />
(50) Das Erste, Südafrika – Wem gehört das Wasser, http://www.<br />
daserste.de/information/politik-weltges<strong>ch</strong>ehen/weltspiegel/sendung/<br />
wdr/suedafrika-wasser-05052013-100.html<br />
(51) Blick, Es gibt kein Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t auf Wasser für Swimmingpool,<br />
Interview mit Peter Brabeck, 29.01.2012, http://www.blick.<strong>ch</strong>/news/<br />
wirts<strong>ch</strong>aft/es-gibt-kein-mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t-auf-wasser-fuer-swimmingpool-id1743192.html<br />
(52) Aus der Webpage von der Erklärung von Bern über WTO-Abkommen,<br />
http://www.evb.<strong>ch</strong>/p25002326.html<br />
(53) Emanuel Idelevit<strong>ch</strong> und Klas Ringkeg, Private Sector Participation<br />
in Water Supply and Sanitation in Latin Amerika, World Bank, 1995,<br />
S. 9<br />
(54) Vandana Shiva, Der Kampf um das Blaue Gold - Ursa<strong>ch</strong>en und Folgen<br />
der Wasserverknappung, Rotpunktverlag, Züri<strong>ch</strong> 2003, S. 135<br />
(55) Vollversammlung der Vereinten Nationen, 28.07.2010, Resolution<br />
64/292, http://www.un.org/depts/german/gv-64/band3/ar64292.pdf<br />
(56) Bertrand Russell, Formen der Ma<strong>ch</strong>t, Anaconda Verlag, 2009 Köln,<br />
S. 7-11<br />
(57) Andreas Anter, Theorien der Ma<strong>ch</strong>t zur Einführung, Junius Verlag,<br />
Hamburg 2012, S. 19 ff., 33 ff.<br />
(58) Vgl. Steven Lukes, Power a radical view, Oalgrave Macmillian,<br />
Hampshire und New York 2005, S. 62 ff. i.v.m. Thomas Hobbes,<br />
Leviathan, introduction by Mi<strong>ch</strong>ael Oakeshott, Oxford Brasil Blackwellpublishing,<br />
Oxford 1946.<br />
(59) Vgl. Anter, S. 35-38<br />
(60) Vgl. Anter, S. 35-41 i.v.m. Friedri<strong>ch</strong> Nietzs<strong>ch</strong>e, Jenseits von Gut und<br />
Böse, in: ders., Werke in drei Bänden, Bd II, Carl Hanser Verlag, 11.<br />
Auflage 1982, Mün<strong>ch</strong>en<br />
(61) Vgl. Anter, S. 35-39 i.v.m. Sigmund Freud, Jenseits des Lustprinzips<br />
(1920), in: ders.: Studienausgabe. Bd III: Psy<strong>ch</strong>ologie des Unterbewussten,<br />
Frankfurt/M. 1982, S. 217-272, 248<br />
(62) Anter, 41-48 i.v.m. Lord John Emeri<strong>ch</strong> Acton, Brief an Mandell<br />
Creighton vom 5. April 1887, in: ders., Essays on Freedom and<br />
Power, hrsg. Gertrude Himmelfarb, World Pub. Co, New York 1955<br />
(63) Anter, 41-48 i.v.m. Montesquieu, Vom Geist der Gesetze, hrsg. Kurt<br />
Weigand, Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 1994, Bu<strong>ch</strong> XI, Kap. 4<br />
(64) Anter 41-48 i.v.m. Peter Graf Kielmansegg, Kir<strong>ch</strong>e und Staat in Europa,<br />
in: Die Politis<strong>ch</strong>e Meinung, Nr. 461, April 2008, S. 13-18, 16<br />
(65) Anter, 48-52 i.v.m. Arnold Gehlen, Soziologie der Ma<strong>ch</strong>t, in: Handwörterbu<strong>ch</strong><br />
der Sozialwissens<strong>ch</strong>aften, hrsg. Erwin von Beckerath<br />
u.a., Bd 7, G. Fis<strong>ch</strong>er, Stuttgart / Mohr (Siebeck), Tübingen /<br />
Vandenhoeck & Rupre<strong>ch</strong>t, Göttingen 1961<br />
(66) Vgl. Anter, 48-52.; Russell, S. 15 ff.<br />
(67) Andreas Anter, Theorien der Ma<strong>ch</strong>t zur Einführung, Junius Verlag,<br />
Berlin 2012, S. 55-63<br />
(68) Nils Förster, Eine transdisziplinäre Konstruktion von Beziehung – Implikationen<br />
für Führung, Management und Organisationsentwicklung,<br />
Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2012, S. 153 f.; Anter, S. 55-58 f.<br />
(69) Anter S. 55-63, Förster, S. 153-155<br />
(70) Anter, S. 119-122<br />
(71) Anter, S. 122 i.v.m. Niklas Luhmann, Gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Grundlagen<br />
der Ma<strong>ch</strong>t: Steigerung und Verteilung, in: ders., Soziologis<strong>ch</strong>e<br />
Aufklärung, S. 4, 3. Aufl. Wiesbaden 2005, S. 117<br />
(72) Anter, S. 122 f. .v.m. Niklas Luhmann, Gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Grundlagen<br />
der Ma<strong>ch</strong>t: Steigerung und Verteilung, in: ders., Soziologis<strong>ch</strong>e<br />
Aufklärung, S. 4, 3. Aufl. Wiesbaden 2005<br />
(73) Anter S. 122-127, i.v.m. Niklas Luhmann, Ma<strong>ch</strong>t und System, Aufsätze<br />
zu Analyse von Ma<strong>ch</strong>t in der Politikwissens<strong>ch</strong>aft, in: Universitas<br />
32 (1977), S. 473-482.<br />
(74) Anter, S. 122-132<br />
(75) Anter, S. 122-132; Nils Förster, Eine transdisziplinäre Konstruktion<br />
von Beziehung – Implikationen für Führung, Management und Organisationsentwicklung,<br />
Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2012, S. 157-159<br />
(76) Anter, S.103-108<br />
(77) Anter, S. 105 i.v.m. Mi<strong>ch</strong>el Foucault, Subjekt und Ma<strong>ch</strong>t (1982), in:<br />
ders. Analytik der Ma<strong>ch</strong>t, hrsg. Daniel Defert und Françoise Ewald,<br />
Frankfurt am Main 2005<br />
(78) Anter 105, 122-132<br />
(79) Anter 103-117<br />
(80) Vgl. Förster, S. 155-157 i.v.m. Mi<strong>ch</strong>el Foucault, Analytik der Ma<strong>ch</strong>t,<br />
erste Ausgabe, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005, S. 252.<br />
Vgl. Steven Lukes, Power. A Radical View, 2. Auflage, Palgrave Macmillan,<br />
Houndmills/Basingstoke/Hampshire/New York 2005, S. 88-99<br />
(81) Anter, S. 108-109 i.v.m. Steven Lukes, Power. A Radical View, 2.<br />
Auflage, Palgrave Macmillan, Houndmills/ Basingstoke/Hampshire/<br />
New York 2005<br />
(82) Anter, S. 109 f.<br />
(83) Anter, S. 109 i.v.m. Jeremy Bentham, hrsg. Miran Božovič The<br />
Panopticon Writings (Radical Thinkers), Verso, Second Edition, London/New<br />
York 1995; Mi<strong>ch</strong>el Foucault, Seitter Walter, Überwa<strong>ch</strong>en<br />
und Strafen, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2010.<br />
(84) Anter, S. 109 f.<br />
(85) Siehe dazu: Philosophis<strong>ch</strong>es Themendossier „Digitale Welt“ (Pdf-<br />
Datei <strong>kostenlos</strong> unter www.philosophie.<strong>ch</strong>/td11).<br />
(86) Vgl. Anter, S. 110, 117 i.v.m. Charles Taylor, Foucault über Freiheit<br />
und Wahrheit, in: ders., Negative Freiheit? Zur Kritik des neuzeitli<strong>ch</strong>en<br />
Individualismus, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1992<br />
(87) Hans Strotzka, Ma<strong>ch</strong>t, Paul Zsolnay Verlag, Wien, 1985, S. 195<br />
(88) Hannah Arendt, Das gewaltlose Wesen der Ma<strong>ch</strong>t, in: Der Philosoph<br />
und die Ma<strong>ch</strong>t, Hrsg. Panajotis Kondylis, Junius Verlag, Hamburg<br />
1992, S. 237 und S. 244<br />
(89) ebenda, Panajotis Kondylis, Einleitung, S. 11<br />
(90) Hans Spatzenegger, Ma<strong>ch</strong>t und Moral - Zur politis<strong>ch</strong>en Kultur unserer<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft, Universitätsverlag Anton Pustet, Salzburg, 1987,<br />
Österrei<strong>ch</strong>, S. 8<br />
(91) Panajotis Kondylis, Der Philosoph und die Ma<strong>ch</strong>t, Hrsg. Panajotis<br />
Kondylis, Junius Verlag, Hamburg 1992, S. 10<br />
(92) Vgl. Fors<strong>ch</strong>ungsdatenbank der Universität Züri<strong>ch</strong>, http://www.<br />
resear<strong>ch</strong>-projects.uzh.<strong>ch</strong>/media/pdf/p7965.pdf<br />
(93) ebenda, http://www.resear<strong>ch</strong>-projects.uzh.<strong>ch</strong>/media/pdf/p18357.pdf<br />
(94) ebenda, http://www.resear<strong>ch</strong>-projects.uzh.<strong>ch</strong>/media/pdf/p14876.pdf<br />
(95) ebenda, http://www.resear<strong>ch</strong>-projects.uzh.<strong>ch</strong>/media/pdf/p4715.pdf<br />
(96) ebenda, http://www.resear<strong>ch</strong>-projects.uzh.<strong>ch</strong>/media/pdf/p17395.pdf<br />
(97) Alle Glossareinträge aus Wikipedia<br />
19
Impressum<br />
<strong>Philosophie</strong>.<strong>ch</strong><br />
Turnweg 6<br />
CH-3013 Bern<br />
Verfasst von Anja Leser<br />
Angela Krenger (Seiten 6-7, 12-15)<br />
info@philosophie.<strong>ch</strong><br />
Projektleitung: Dr. Philipp Blum<br />
© <strong>Philosophie</strong>.<strong>ch</strong>, 2013<br />
14. Themendossier, November 2013<br />
ISSN 1662937X Vol. 110<br />
Cartoon: Max Nöthiger<br />
Fotos: Martina Walder<br />
Zitiervors<strong>ch</strong>lag:<br />
„Ma<strong>ch</strong>t – Philosophis<strong>ch</strong>es Themendossier“,<br />
Swiss Philosophical Preprint<br />
Series #110, 27.11.2013, ISSN<br />
1662937X<br />
Die Reihe der philosophis<strong>ch</strong>en<br />
Themendossiers wird dur<strong>ch</strong> die<br />
freundli<strong>ch</strong>e Unterstützung der<br />
Dr. Charles Hummel Stiftung<br />
ermögli<strong>ch</strong>t.