12.02.2014 Aufrufe

kostenlos zum Download - Philosophie.ch

kostenlos zum Download - Philosophie.ch

kostenlos zum Download - Philosophie.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ma<strong>ch</strong>t in der Politik<br />

„Politik ist zwar ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> auf Umgang<br />

mit der Ma<strong>ch</strong>t, auf Ma<strong>ch</strong>thandeln reduzierbar,<br />

aber das Verfügen über Ma<strong>ch</strong>t gehört<br />

zu den Voraussetzungen politis<strong>ch</strong>en Wollens:<br />

als die Fähigkeit, sozial etwas dur<strong>ch</strong>zusetzen.<br />

Bertrand Russel vergli<strong>ch</strong> die<br />

Funktion der Ma<strong>ch</strong>t als bewegende Kraft<br />

der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit der Energie in der Physik.<br />

Und mit Hannah Arendt gespro<strong>ch</strong>en, ist<br />

Ma<strong>ch</strong>t (im Gegensatz zur Gewalt) die notwendige<br />

Bedingung aller sozialen und politis<strong>ch</strong>en<br />

Ordnungen und insofern weder gut<br />

no<strong>ch</strong> böse.“ (34) Mit diesen Worten beginnt<br />

Hans Spatzenegger sein Werk „Ma<strong>ch</strong>t und<br />

Moral“ aus dem Jahr 1987 und es lässt si<strong>ch</strong><br />

uns<strong>ch</strong>wer erkennen, dass das Thema ni<strong>ch</strong>t<br />

an Aktualität verloren hat.<br />

Wenn „Ma<strong>ch</strong>t“ im Sinne von Max Weber<br />

verstanden wird als „Chance, innerhalb einer<br />

sozialen Beziehung den eigenen Willen<br />

au<strong>ch</strong> gegen Widerstreben dur<strong>ch</strong>zusetzen,<br />

glei<strong>ch</strong>viel worauf diese Chance beruht“ (35),<br />

woher erhält die Politik dann Ma<strong>ch</strong>t?<br />

Im Falle einer Demokratie beruht die Ma<strong>ch</strong>t<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> auf folgenden zwei Voraussetzungen:<br />

Von: Joseph L. Parrish<br />

• Sämtli<strong>ch</strong>e Staatsgewalt geht vom<br />

Staatsvolk aus (Volkssouveränität).<br />

• Der Staatsgewalt sind gewisse Grenzen<br />

gesetzt (Ma<strong>ch</strong>tbegrenzung).<br />

„Aber warum muss die Volkssouveränität,<br />

der ‚Wille des Volkes‘ überhaupt bes<strong>ch</strong>ränkt<br />

werden? (...) Selbst in den übli<strong>ch</strong>erweise<br />

als Demokratien geltenden Staaten kommt<br />

die staatli<strong>ch</strong>e Gewalt dem ‚Volkswillen‘, das<br />

heisst dem Willen sämtli<strong>ch</strong>er Staatsangehörigen<br />

allenfalls mehr oder weniger nahe, er<br />

ist aber mit diesem niemals vollkommen deckungsglei<strong>ch</strong>.<br />

Die Identität von Herrs<strong>ch</strong>enden<br />

und Beherrs<strong>ch</strong>ten, wie sie der Demokratietheorie<br />

Jean-Jacques Rousseau<br />

zugrunde liegt, ist nur eine Fiktion. Aber nur<br />

wenn diese Identität Realität wäre, könnten<br />

Regelungen zur Ma<strong>ch</strong>tbegrenzung als<br />

überflüssig gelten. Ma<strong>ch</strong>tbegrenzung bedeutet<br />

also ni<strong>ch</strong>t die Begrenzung der Volkssouveränität,<br />

sondern eher die Begrenzung<br />

der Folgen ihrer Defizite in der Wirkli<strong>ch</strong>keit.“<br />

(36) Gemäss Jürgen Gross kann diese<br />

„Zähmung des Willens der Mehrheit“ auf<br />

folgende fünf unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Arten (37)<br />

erfolgen:<br />

1. Bes<strong>ch</strong>ränkung der Staatsgewalt gegenüber<br />

dem einzelnen Individuum<br />

2. Bes<strong>ch</strong>ränkung der Staatsgewalt gegenüber<br />

Minderheiten<br />

3. Bes<strong>ch</strong>ränkung des relativen Gewi<strong>ch</strong>ts<br />

staatli<strong>ch</strong>er Institutionen untereinander<br />

(institutionelle Gewaltenteilung)<br />

4. Personelle Gewaltenteilung<br />

5. Zeitli<strong>ch</strong>e Gewaltenteilung<br />

Abhängig bleibt die moralis<strong>ch</strong>e Werthaftigkeit<br />

der Ma<strong>ch</strong>t eines Staates s<strong>ch</strong>lussendli<strong>ch</strong><br />

aber von den Zielen, wel<strong>ch</strong>e die Politik<br />

verfolgt. Grundsätzli<strong>ch</strong> sollten, so s<strong>ch</strong>reiben<br />

Bahr/Mutz, alle Regierungen jedo<strong>ch</strong><br />

folgende Leistungen erbringen: „An erster<br />

Stelle zu nennen ist das Interesse an Si<strong>ch</strong>erheit,<br />

an zweiter Stelle das Interesse an<br />

ökonomis<strong>ch</strong>er und sozialer Wohlfahrt.“ (38)<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!