HZ Halbwertszeit von Radon
HZ Halbwertszeit von Radon
HZ Halbwertszeit von Radon
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<strong>HZ</strong><br />
<strong>HZ</strong><br />
<strong>Halbwertszeit</strong> <strong>von</strong> <strong>Radon</strong><br />
1. Stichworte<br />
Stabilität der Atomkerne, Radioaktivität, Kernzerfälle, Zerfallsgesetz<br />
2. Literatur<br />
T. Mayer-Kuckuck, Kernphysik<br />
3. Motivation<br />
Jeder Naturwissenschaftler sollte mit einigen grundlegenden Fakten bezüglich der Radioaktivität<br />
vertraut sein. Wir sind ständig ionisierender Strahlung durch natürliche Quellen im<br />
Kosmos und in der Erde ausgesetzt (1-5 mSv/a), in geringerem Umfang durch medizinische<br />
Diagnostik und Therapie (ca. 1 mSv/a). Die Strahlenbelastung durch den Betrieb und die<br />
Entsorgung <strong>von</strong> Kernkraftwerken ist im Vergleich gering (
<strong>HZ</strong><br />
<strong>Halbwertszeit</strong> <strong>von</strong> <strong>Radon</strong><br />
Die <strong>Halbwertszeit</strong> ist also völlig unabhängig <strong>von</strong> der Zahl der instabilen Kerne. Durch Logarithmieren<br />
der Gleichung (??eq:hw8) sieht man, dass der Logarithmus der noch vorhandenen<br />
Zahl radioaktiver Kerne linear mit der Zerfallskonstanten λ abnimmt, das heißt aber auch,<br />
dass in einem Zeitintervall ∆t = t i+1 −t i weniger Kerne zerfallen als in einem gleich langen<br />
Zeitintervall ∆t = t i − t i−1 zuvor. Die Zahl der Kerne und deren Logarithmus, die in der<br />
Zeit ∆t zerfallen, ist<br />
∆N(t i ) = N(t i ) − N(t i+1 ) = N 0 (e −λt i<br />
− e −λt i+1<br />
)<br />
∆N(t i ) = N 0 e −λt i<br />
(1 − e −λ∆t )<br />
ln(∆N(t i )) = ln(N 0 ) + ln(1 − e −λ∆t ) − λt i<br />
ln(∆N(t i )) = −λt i + const. , (<strong>HZ</strong>.4)<br />
damit erhält man unabhängig <strong>von</strong> ∆t immer eine lineare Abnahme des Logarithmus der<br />
Zählrate in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Zeit.<br />
Die wichtigsten Zerfälle sind<br />
1. Der Betazerfall, der durch die schwache Wechselwirkung hervorgerufen wird. Aufgrund<br />
seiner größeren Masse ist z.B. das freie Neutron nicht stabil, sondern es zerfällt<br />
mit einer <strong>Halbwertszeit</strong> <strong>von</strong> etwa 10 min. in ein Proton, ein Elektron und ein Antineutrino.<br />
n → p + e − + ¯ν e (<strong>HZ</strong>.5)<br />
Dieser β − -Zerfall findet auch in Kernen statt, insbesondere bei neutronenreichen Kernen.<br />
Ist der Unterschied in der Masse eines Atomkerns A(Z, N) und dem Isobar<br />
A(Z − 1, N + 1) größer als die zweifache Ruhemasse des Elektrons (m e = 0.511<br />
MeV/c 2 ), so ist auch β + -Zerfall möglich; dabei werden ein Positron und ein Neutrino<br />
ausgesendet. Ebenso kann, statt der Aussendung eines Positrons, der Einfang eines<br />
Hüllenelektrons erfolgen, dies ist der sogenannte Elektroneneinfang.<br />
2. Beim α-Zerfall wird ein 4 He-Kern emittiert. Obwohl der Alphazerfall ab einer Ordnungszahl<br />
Z ∼ 65 für praktisch alle Kerne energetisch möglich ist, sind die <strong>Halbwertszeit</strong>en<br />
trotzdem extrem lang. Dies liegt an der Tatsache, dass die Alphateilchen<br />
eine Potentialbarriere durchtunneln müssen. In Abb. ??fig:berg ist der Potentialverlauf<br />
für ein Alphateilchen im Kern schematisch gezeigt. Obwohl die Energie des α-<br />
Teilchens im Kerninnern (I) positiv ist, kann es das Gebiet II, in dem das Potential V<br />
größer als die Energie E α ist, im Rahmen der klassischen Physik nicht durchqueren.<br />
In der Quantenmechanik kann man jedoch eine Wahrscheinlichkeit angeben, mit der<br />
das α-Teilchen in dem Gebiet außerhalb des Kerns (III) zu finden sein wird. Diese<br />
Wahrscheinlichkeit ist umso größer, je höher die Energie des α-Teilchens ist, da dann<br />
der ”<br />
Weg“ durch das klassisch verbotene Gebiet (<strong>von</strong> I nach III) kürzer ist.<br />
Bei schweren Kernen kommt es auch zur spontanen Spaltung. Dieser Vorgang ist ganz<br />
analog zum Alphazerfall, nur zerplatzt hier der Kern in zwei nahezu gleich schwere<br />
Teile.<br />
3. Nach einem β- oder α-Zerfall kann der Restkern energetisch angeregt sein. Genau wie<br />
in der Atomphysik wird diese Anregungsenergie in Form elektromagnetischer Strahlung<br />
(oder auch der Emission weiterer Teilchen) abgegeben. Diese Strahlung aus dem<br />
2
Grundlagen<br />
<strong>HZ</strong><br />
E [MeV]<br />
30<br />
20<br />
I II III<br />
E<br />
K<br />
( α )<br />
10<br />
α<br />
R<br />
n<br />
p<br />
R’<br />
r<br />
Abbildung <strong>HZ</strong>.1: Schematischer Verlauf <strong>von</strong> α-Teilchenbildung und α-Zerfall durch Tunneleffekt.<br />
Kern wird mit γ-Strahlung (im Gegensatz zur Röntgenstrahlung der Hülle) bezeichnet.<br />
In der Regel sind die Energien der γ-Strahlung im Bereich <strong>von</strong> 10 keV bis etwa<br />
10 MeV, und damit wesentlich höher als die Energie der Röntgenstrahlung.<br />
In vielen Fällen sind auch die Folgeprodukte eines Kernzerfalls nicht stabil. Insbesondere<br />
sind die Folgeprodukte der Kernspaltung neutronenreich und machen damit Betazerfall mit<br />
zum Teil sehr langen <strong>Halbwertszeit</strong>en.<br />
Die Einheit der Aktivität (siehe Gleichung ??eq:hw9) ist die Zahl der Zerfälle pro Sekunde<br />
A = − dN<br />
dt<br />
; [A] = 1 Bq = 1 Zerfall<br />
Sekunde<br />
; (Bq = Becquerel) . (<strong>HZ</strong>.6)<br />
Die Aktivität berücksichtigt jedoch nicht die Energie der Strahlung und damit die Wirkung<br />
auf die bestrahlte Materie. Ein Maß für die <strong>von</strong> ionisierender Strahlung übertragene Energie<br />
pro Masseneinheit bestrahlten Mediums ist die Energiedosis. Das ist die Energie dE, die <strong>von</strong><br />
der Strahlung in der Materie durch Ionisationsvorgänge oder weitere Kernumwandlungen<br />
pro Massenelement dm abgegeben wird.<br />
D = dE<br />
dm ; [D] = 1 Gy = 1 J kg<br />
; (Gy = Gray)) . (<strong>HZ</strong>.7)<br />
Entscheidend für den Menschen ist die biologische Wirkung der Strahlung. Hierzu verwendet<br />
man die äquivalentdosis, das ist das Produkt der Energiedosis D mit einem biologischen<br />
Bewertungsfaktor q, der die unterschiedliche biologische Wirksamkeit einzelner Strahlungsarten<br />
berücksichtigt. Es ist<br />
H = qD ; [H] = 1 Sv = 1 J kg<br />
; (Sv = Sievert) . (<strong>HZ</strong>.8)<br />
Der Faktor q ist so festgelegt, dass er für γ-Strahlung eins ergibt. Für schnelle Neutronen<br />
und Protonen ist q = 10 und für α-Teilchen und schwere Ionen ist q = 20. Die natürliche<br />
Strahlenbelastung durch terrestrische Quellen liegt in Deutschland zwischen < 1 und<br />
3
<strong>HZ</strong><br />
<strong>Halbwertszeit</strong> <strong>von</strong> <strong>Radon</strong><br />
3 mSv/Jahr, nur in einigen Regionen des Schwarzwalds und des Erzgebirges wird dieser<br />
Wert noch überschritten. Zum großen Teil wird die Belastung durch die Inhalation <strong>von</strong> <strong>Radon</strong><br />
verursacht, das durch die Kellerräume aus dem Erdreich in die Gebäude strömt. Durch<br />
regelmäßige Lüftung lässt sich die <strong>Radon</strong>konzentration deutlich reduzieren. Der Anteil der<br />
kosmischen Strahlung beträgt ca. 0.3 mSv/a, wobei die Strahlenbelastung in 10 km Höhe<br />
mit ca. 4-8 µSv/h wesentlich höher ist, wo<strong>von</strong> insbesondere Piloten und Vielflieger betroffen<br />
sind. Im Durchschnitt beträgt die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland 2.4 mSv, die<br />
mittlere zivilisatorische Belastung beträgt (2003) 2.1 mSv, wo<strong>von</strong> 2.0 mSv auf die Medizin<br />
(insbesondere Röntgendiagnostik und Nuklearmedizin) entfallen.<br />
Die biologische Strahlenwirkung ist unterhalb einer Schwellendosis <strong>von</strong> ca. 0.5 Sv rein stochastisch<br />
(ein zufällig <strong>von</strong> ionisierender Strahlung getroffener Zellkern ist immer zerstört),<br />
auf ca. 60 Sv rechnet man einen Krebstoten. Bezogen auf die mittlere Strahlenbelastung in<br />
Deutschland (2.4 mSv), heißt das, dass <strong>von</strong> 100000 Menschen pro Jahr 3-4 Personen an durch<br />
natürliche radioaktive Strahlung verursachtem Krebs sterben, das ist ca. 1 % der Gesamtkrebsrate.<br />
Erst oberhalb einer Schwellendosis <strong>von</strong> ca. 200-500 mSv (kurzzeitige Ganzkörperbestrahlung)<br />
zeigen sich deterministische Strahlenwirkungen, zunächst im Blutbild (Leukämie);<br />
oberhalb <strong>von</strong> 1 Sv wird auch Gewebe so angegriffen, dass Reparaturmechanismen zunehmend<br />
nicht mehr greifen. Es zeigt sich ein exponentieller Anstieg der Sterblichkeit, die bei<br />
einer (kurzzeitigen) Strahlenbelastung <strong>von</strong> 4 Sv in den folgenden 30 Tagen etwa 50% beträgt.<br />
5. Versuchsaufbau<br />
5.1. Radioaktive Quelle<br />
Bei der im Versuch verwendeten Quelle handelt es sich um ein sehr schwaches 228 Th (Thorium-<br />
228) Präparat. Der hier interessierende Teil der Zerfallsreihe ist in Abb. ??fig:kette<br />
gezeigt. Das schwere Edelgas <strong>Radon</strong> (Rn) sammelt sich<br />
in der Federbalgkammer (s. Abb. ??fig:kammer), in der<br />
Blei<br />
sich das Präparat befindet. Durch Drücken auf diesen<br />
Stempel<br />
Federbalg wird eine gewisse Menge des Gases in die<br />
Federbalg<br />
Kammer gepumpt, in der sich der Halbleiterzähler befindet.<br />
Aufgrund der kurzen <strong>Halbwertszeit</strong> des <strong>Radon</strong>gases<br />
Präparat<br />
Ventil<br />
klingt die α-Aktivität in der Zählkammer rasch ab, wie in<br />
Zähler<br />
Abb. ??fig:build gezeigt ist. Man erkennt, dass nach einer<br />
sehr kurzen Zeit die Aktivität des Folgeprodukts 216 Po im<br />
Gleichgewicht mit 220 Rn ist und die gesamte α-Aktivität mit Abbildung <strong>HZ</strong>.2: Aufbau der<br />
der Zerfallskonstanten des 220 Rn abnimmt.<br />
Thorium-Quelle.<br />
α α α α β −<br />
228<br />
90Th<br />
224 220<br />
88Ra<br />
86Rn<br />
216 Po<br />
212 84<br />
82Pb<br />
1.91 a 3.66 d 55.6 s 0.145 s 10.64 h<br />
Abbildung <strong>HZ</strong>.3: Zerfallskette <strong>von</strong> Thorium-228, unter den Pfeilen ist die jeweilige <strong>Halbwertszeit</strong><br />
angegeben.<br />
4
Versuchsaufbau<br />
<strong>HZ</strong><br />
Relative Aktivität<br />
3<br />
10 0 2<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
a<br />
Rn-Aktivität<br />
Po-Aktivität<br />
Gesamtaktivität<br />
3<br />
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0<br />
Zeit [s]<br />
Relative Aktivität<br />
10 1<br />
5<br />
2<br />
10 0 5<br />
2<br />
10 -1 5<br />
2<br />
10 -2<br />
b<br />
Gesamtaktivität<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Zeit [s]<br />
Abbildung <strong>HZ</strong>.4: Zeitlicher Verlauf der 220 Rn-, 216 Po- und Gesamtaktivität im Zählerraum.<br />
5.2. Halbleiterdetektor zum Teilchennachweis<br />
Die beim Alphazerfall freiwerdenden Teilchen werden mit einem Si-Oberflächensperrschichtdetektor<br />
nachgewiesen. Das Prinzip eines solchen Halbleiterdetektors ist in<br />
Abb. ??fig:sidet gezeigt. Zur Herstellung eines solchen Detektors<br />
geht man <strong>von</strong> einer dünnen Scheibe schwach n-<br />
leitenden Siliziums aus, das auf einer Seite der Oberfläche<br />
leicht oxidiert wird. Man hat somit einen p-n übergang bestehend<br />
aus einer p-leitenden Oberfläche auf n-leitendem<br />
p<br />
n<br />
+ + - -<br />
Grundmaterial. Auf der Eintrittsseite bringt man eine dünne<br />
+<br />
-<br />
(-) - + (+)<br />
-<br />
- + +<br />
Goldschicht und auf der Rückseite eine Aluminiumschicht<br />
+<br />
-<br />
zur Kontaktierung und zum Schutz der Diode auf. Durch<br />
+<br />
-<br />
Anlegen einer Sperrspannung wird der Bereich, in dem praktisch<br />
keine Ladungsträger vorhanden sind, stark vergrößert. Abbildung <strong>HZ</strong>.5: Schema eines<br />
Si-Teilchendetektors<br />
Durchquert nun ein ionisierendes Teilchen (auch Photon)<br />
diese Verarmungsschicht, so entstehen längs seiner Spur<br />
Elektron-Loch-Paare, die im elektrischen Feld zu den Kontakten hin abgesaugt werden und<br />
so zu einem messbaren Stromimpuls führen. In Silizium wird im Mittel eine Energie <strong>von</strong><br />
3.7 eV benötigt, um ein Elektron-Loch-Paar zu bilden, d.h. ein α-Teilchen einer Energie <strong>von</strong><br />
5 MeV erzeugt etwa 5 · 10 6 /3.7 = 1.7 · 10 6 Elektron-Loch-Paare. Die entsprechende Reichweite,<br />
bis die α-Teilchen gestoppt sind, beträgt dabei etwa 30 µm.<br />
5.3. Bedienung des Zählgeräts<br />
Es soll die Zählrate in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Zeit gemessen werden. Dazu wird ein Zählgerät<br />
verwendet, das periodisch die Impulse des Detektors über eine vorgebbare Zeitdauer misst.<br />
Für eine Messreihe sind folgende Schritte in der Bedienung nötig:<br />
1. Periodendauer einstellen (mit Taste ”<br />
Betriebsart“ anwählen, evtl. mit +/– Taste Voreinstellung<br />
<strong>von</strong> 6 s verändern)<br />
5
<strong>HZ</strong><br />
<strong>Halbwertszeit</strong> <strong>von</strong> <strong>Radon</strong><br />
Zählgerät<br />
Betriebsart<br />
Start<br />
Stop<br />
Löschen<br />
Messung<br />
Zählrate<br />
Periodendauer<br />
Zeit<br />
Zählerstand<br />
Meßdauer<br />
Periodisch messen<br />
Zählen<br />
--<br />
Verändern<br />
-<br />
+<br />
++<br />
Messung läuft<br />
Abbildung <strong>HZ</strong>.6: Frontansicht des Zählgeräts<br />
2. Messdauer einstellen (analog Periodendauer, Voreinstellung 5 s)<br />
3. Betriebsart ”<br />
Periodisch messen“ einstellen<br />
4. Start der Messung ( ”<br />
Start“-Knopf), danach Werte nach jedem Messintervall (akustisches<br />
Signal) notieren.<br />
5. Stop der Messung<br />
6. Messung und Auswertung<br />
Die Mess- und Periodendauer des Zählgeräts ist so einzustellen, dass das erste Messintervall<br />
einer Messreihe eine Zählrate <strong>von</strong> ca. 50 Ereignissen ergibt. Eine Messreihe ist so lange<br />
durchzuführen, bis die einzelnen Zählraten konstant (innerhalb statistischer Schwankungen)<br />
bleiben. Dieser asymptotische Wert ist durch den Untergrund bedingt.<br />
Es sind fünf Messreihen durchzuführen.<br />
Tragen sie die Ergebnisse in eine Tabelle folgenden Aussehens ein:<br />
Messreihe<br />
1. 2. 3. 4. 5. Summe Summe - Untergrund N/N 0<br />
1.0<br />
Die normierte Zählrate N/N 0 ist logarithmisch in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Zeit darzustellen;<br />
aus der Steigung der Geraden ist die Zerfallskonstante λ zu berechnen. Die <strong>Halbwertszeit</strong><br />
t 1/2 ist daraus zu berechnen.<br />
6