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SC Saccharimetrie

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<strong>SC</strong><br />

<strong>SC</strong><br />

<strong>Saccharimetrie</strong><br />

1. Stichworte<br />

Licht als Welle, Wellenlänge, Frequenz, elektrisches Feld, Polarisationsebene, Polarisation<br />

des Lichts (linear, zirkular und Überlagerungen), Dipol, Polarisator, Analysator, optische<br />

Aktivität, Polarimeter, <strong>Saccharimetrie</strong><br />

2. Literatur<br />

Bergmann-Schäfer Bd.3, Kap. 4, E. Hecht, Optik, Kap.8, Staudt Skript Bd.2, Kap.8<br />

3. Grundlagen<br />

3.1. Licht als Welle<br />

Die Geometrische Optik, bei der die Lichtausbreitung als Strahl beschrieben wird, ist insbesondere<br />

für die Beschreibung der (einfachen) optischen Abbildung sehr gut geeignet. Optische<br />

Effekte wie die Farbaufspaltung am Prisma, die Beugung am Gitter sowie die Polarisation<br />

lassen sich damit jedoch nicht erklären. Hier ist es nötig, auch die Welleneigenschaften<br />

des Lichtes zu berücksichtigen.<br />

Licht ist eine transversale elektromagnetische Welle. Transversal bedeutet, dass die Amplitude<br />

der Schwingung senkrecht zur Ausbreitungsrichtung stehen. Die Amplituden sind im<br />

Fall von Licht das elektrische und das magnetische Feld. Diese stehen wiederum senkrecht<br />

zueinander, wie in Abbildung <strong>SC</strong>.1 zu sehen ist.<br />

Da das elektrische und magnetische Feld an keine Materie gebunden sind, kann sich Licht<br />

auch im Vakuum ausbreiten. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit im Vakuum beträgt 299 792 458 m/s<br />

und wird als Lichtgeschwindigkeit bezeichnet. Der Wert ist exakt, da über ihn seit 1983 das<br />

Meter definiert ist. Die Geschwindigkeit des Lichtes in Materie ist geringer. Die Geschwindigkeit<br />

des Licht ist über die Frequenz f mit der Wellenlänge λ verknüpft.<br />

c = f ∗ λ<br />

(<strong>SC</strong>.1)<br />

Die Wellenlänge des Licht entscheidet darüber, welche Farbe das Licht hat. Das Spektrum<br />

des sichtbaren Lichts reicht von ca. 350 nm (blau) bis 750 nm (rot), das menschliche Auge<br />

ist also nur in einem kleinen Ausschnitt des elektromagnetischen Spektrums empfindlich.<br />

Aus der Amplitude des elektrischen Feldes ergibt sich die Intensität: I ∝ E 2 , die dem Helligkeitsempfinden<br />

des Auges (bei einer bestimmten Wellenlänge) entspricht.<br />

3.2. Polarisation<br />

Die Raumrichtung der Schwingung der elektrischen Feldstärke ⃗ E wird als Polarisationsrichtung<br />

bezeichnet. Da das magnetische Feld ⃗ B stets senkrecht zu ⃗ E schwingt, brauchen wir<br />

nur eines der Felder zu betrachten.<br />

1


<strong>SC</strong><br />

<strong>Saccharimetrie</strong><br />

E<br />

k<br />

B<br />

Abbildung <strong>SC</strong>.1: transversale elektro-magnetische Welle<br />

Würde Licht aus einer einzigen Welle bestehen, wäre die Schwingungsebene fix, das Licht<br />

wäre vollständig linear polarisiert. Licht besteht jedoch meist aus vielen kurzen Wellenzügen,<br />

die alle beliebige Schwingungsebenen haben und damit keine Polarisation aufweisen. Sonnenlicht<br />

oder das Licht einer Glühlampe sind ebenso wie Kerzenlicht unpolarisiert.<br />

Wählt man aus der gleichmäßigen Verteilung von Schwingungsrichtungen bestimmte Richtungen<br />

aus, so polarisiert man das Licht. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten.<br />

Unpolarisiertes Licht kann mit Hilfe eines Polarisationsfilters linear polarisiert werden. Die<br />

einfachsten Polarisatonsfilter basieren auf einer gereckten Polymerfolie. Das Polymer ist<br />

aus langen Ketten von Kohlenwasserstoffmolekülen aufgebaut. Durch das Recken der Folie<br />

werden die Ketten parallel ausgerichtet. An die Kohlenwasserstoffmoleküle wird Jod<br />

angelagert. Dieses Jod liefert Leitungselektronen, die sich längs der Ketten, jedoch nicht<br />

senkrecht zu diesen bewegen können. Dadurch entstehen gleichsam leitende ”<br />

Drähte“ längs<br />

der Molekülketten. Trifft nun Licht auf die Folie, so absorbieren die Drähte den Anteil des<br />

Lichts, dessen ⃗ E-Vektor parallel zu den Drähten schwingt, während die Komponente, deren<br />

⃗ E-Vektor senkrecht dazu schwingt, ungehindert passieren kann. Abbildung <strong>SC</strong>.2 zeigt<br />

schematisch die Wirkung eines Polarisators.<br />

In dieser Abbildung wird außerdem ein sehr wichtiges Prinzip deutlich. Es genügt, zwei<br />

senkrecht zueinander stehende lineare Polarisationen anzuschauen. Jede andere lineare Polarisationsrichtung<br />

kann durch korrekte Addition der beiden Polarisationen erzeugt werden.<br />

Genauso kann jede Polarisation wieder in diese zwei Anteile zerlegt werden. Eine Skizze zur<br />

graphischen Verdeutlichung ist Abbildung <strong>SC</strong>.3. Licht folgt also dem Superpositionsprinzip<br />

(ungestörte Überlagerung). Zur vollständigen Beschreibung von beliebig linear polarisier-<br />

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Grundlagen<br />

<strong>SC</strong><br />

✒<br />

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❆α<br />

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❆ ❄ ❄ ❄ Polarisationsfolie<br />

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Abbildung <strong>SC</strong>.2: Wirkung eines Polarisators<br />

tem Licht genügen also zwei Richtungen, senkrecht und horizontal polarisiert, um es zu<br />

beschreiben.<br />

senkrechter<br />

Anteil<br />

ursprünglicher<br />

Vektor<br />

Winkel<br />

paralleler<br />

Anteil<br />

Abbildung <strong>SC</strong>.3: Zerlegung der Polarisation<br />

Auch Reflektion an der Grenzfläche zweier Medien mit unterschiedlichem Brechungsindex<br />

ist eine andere Möglichkeit Licht linear zu polarisieren. Das reflektierte Licht ist vollständig<br />

linear polarisiert, wenn der transmittierte, gebrochene Strahl und der reflektierte Strahl unter<br />

einem Winkel von 90 ◦ zueinander stehen. Dies ist der Brewsterwinkel α B = arctan n wobei<br />

n Verhältnis der Brechungsindizes der Medien ist. Die Polarisationsrichtung steht senkrecht<br />

auf der von einfallendem und reflektiertem Strahl aufgespannten Ebene. Die Begründung für<br />

diesen Effekt liegt in der Abstrahlcharakteristik des Dipols. Auf diesen Sachverhalt wird hier<br />

3


<strong>SC</strong><br />

<strong>Saccharimetrie</strong><br />

aber nicht weiter eingegangen.<br />

Weitere Möglichkeiten, auf die hier auch nicht weiter eingegangen wird, sind Doppelbrechung<br />

und Streuung.<br />

Um festzustellen, ob Licht linear polarisiert ist, benutzt man einen zweiten Polarisator, den<br />

man in diesem Fall als Analysator bezeichnet. Steht die Vorzugsrichtung des Analysators<br />

parallel zu der des Polarisators, so geht das Licht ungehindert hindurch. Hat das Licht vor<br />

dem Analysator die Amplitude A 0 und bildet die Polarisationsrichtung des Lichts vor dem<br />

Analysator mit der Vorzugsrichtung des Analysators den Winkel α, so ist die Lichtamplitude<br />

hinter einem idealen Analysator<br />

A = A 0 cos α .<br />

(<strong>SC</strong>.2)<br />

Die Intensität nimmt beim Durchgang durch den Analysator, aufgrund des quadratischen<br />

Zusammenhangs mit dem elektrischen Feld, um den Faktor cos 2 α ab. Lässt man auf einen<br />

idealen Polarisator unpolarisiertes Licht fallen, so ist die Intensität des polarisierten Lichts<br />

hinter dem Polarisator gerade halb so groß wie die des einfallenden Lichts.<br />

3.3. Verschiedene Polarisationen<br />

Überlagert man zwei vollständig polarisierte Wellen gleicher Amplitude mit fester Phasenbeziehung<br />

aber mit zueinander senkrechten linearen Polarisationsrichtungen, und unterscheiden<br />

sich die Phasen der beiden Wellen um ± π/2, so erhält man eine zirkular polarisierte<br />

Welle. Sie hat dieselbe Amplitude wie jede der beiden linear polarisierten Wellen. In einer<br />

zirkular polarisierten Welle ist der Betrag der elektrischen Feldstärke konstant. Die Richtung<br />

rotiert aber mit der Winkelgeschwindigkeit ω = 2 π ν um die Ausbreitungsrichtung. Die<br />

Drehrichtung wird durch das Vorzeichen der Phasendifferenz bestimmt. Man spricht dann<br />

von einer rechts oder links zirkular polarisierten Welle.<br />

Umgekehrt kann eine linear polarisierte Welle durch Überlagerung zweier zirkular polarisierter<br />

Wellen mit entgegengesetztem Drehsinn zustande kommen. Die Polarisationsrichtung der<br />

resultierenden linear polarisierten Welle hängt von der Phasendifferenz der beiden, sie bildenden,<br />

zirkular polarisierten Wellen ab. Zur Veranschaulichung ist in Abbildung <strong>SC</strong>.4 oben<br />

eine linear polarisierte Welle, darunter je eine linkszirkular und eine rechtszirkular polarisierte<br />

Welle dargestellt. Die Vektorsumme der ⃗ E-Vektoren der beiden zirkular polarisierten<br />

Wellen ergibt einen Vektor, der in einer Ebene schwingt.<br />

3.4. Brechung<br />

Am Anfang der Anleitung haben wir schon den allgemein gehaltenen Begriff der Lichtgewschwindigkeit/Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

kennengelernt. Für das Phänomen der <strong>Saccharimetrie</strong><br />

und vielen anderen Sachverhalten ist es nötig einen genaueren Blick auf die<br />

Ausbreitung zu werfen. Dazu unterscheidet man zwei Geschwindigkeiten, die Gruppengeschwindigkeit<br />

und die Phasengeschwindigkeit. Die Gruppengeschwindigkeit ist diejenige,<br />

mit der sich der Schwerpunkt von vielen überlagerten Lichtwellen bewegt. Die Geschwindigkeit,<br />

mit der sich in einer Welle Flächen gleicher Phase ausbreiten, heißt hingegen Pha-<br />

4


Grundlagen<br />

<strong>SC</strong><br />

resultierende ebene Welle<br />

E<br />

linkszirkulare Welle<br />

E<br />

E<br />

rechtszirkulare Welle<br />

Abbildung <strong>SC</strong>.4: Vektor der elektrischen Feldstärke bei linear und zirkular polarisierten Wellen<br />

sengeschwindigkeit. Die Phasengeschwindigkeit unterscheidet sich für verschiedene Wellenlängen,<br />

dies ist unter dem Begriff der Dispersion bekannt. Das ist der Grund warum sich<br />

weißes Licht in einem Prisma in seine Spektralfarben zerlegt. In Stoffen wie Gläsern oder<br />

Flüssigkeiten ist die Phasengeschwindigkeit des Lichts in der Regel deutlich kleiner als im<br />

Vakuum. Das Verhältnis der Phasengeschwindigkeit des Lichts im Vakuum zur Phasengeschwindigkeit<br />

im Medium nennt man den Brechungsindex n des Mediums.<br />

Was ist die physikalische Ursache für die Verringerung der Phasengeschwindigkeit im Medium?<br />

Beim Durchgang von Licht durch ein Medium wird das Licht an den Atomen oder<br />

Molekülen des Mediums gestreut. Das Licht regt Elektronen der Atome oder Moleküle des<br />

Mediums zu Schwingungen an. Dadurch wird Lichtenergie von den Atomen oder Molekülen<br />

absorbiert und etwas später wieder reemittiert. Dieser Prozess benötigt natürlich Zeit, in der<br />

sich das Licht nicht weiter ausbreitet. Das reemittierte Licht ist gegenüber dem nicht gestreuten<br />

Licht also etwas verzögert. Diese neue Überlagerung von nicht gestreutem Licht<br />

und Streulicht verhält sich wie eine gegenüber der ursprünglichen Welle etwas verzöger-<br />

5


<strong>SC</strong><br />

<strong>Saccharimetrie</strong><br />

te Welle. Wie stark die Verzögerung der Welle ist bzw. wie stark überhaupt gestreut wird,<br />

hängt von der Resonanzfrequenzen der Atome ab und wie weit wir mit dem eingestrahlten<br />

Licht von der Resonazfrequenz entfernt sind. Als Folge davon steigt der Brechungsindex<br />

mit zunehmender Lichtfrequenz an. In seltenen Fällen kann der Brechungsindex auch mit<br />

steigender Frequenz fallen.<br />

In homogenen Medien hängt die Phasengeschwindigkeit des Lichts nicht von der Ausbreitungsrichtung<br />

und Polarisation ab. In Kristallen kann die Phasengeschwindigkeit und damit<br />

der Brechungsindex sowohl von der Polarisationsrichtung als auch von der Ausbreitungsrichtung,<br />

relativ zu seiner optischen Achse, abhängen. Diese Erscheinung nennt man ”<br />

Doppelbrechung“.<br />

Sie tritt beispielsweise bei Kalkspatkristallen (CaCO 3 ) auf. Man kann sie zur<br />

Herstellung von Polarisatoren nutzen, die zwar viel teurer als Polarisationsfolien sind, aber<br />

dafür auch dem idealen Polarisationsgrad von 100% wesentlich näher kommen und nicht auf<br />

der Absorption basieren.<br />

3.5. Optische Aktivität<br />

Einige Kristalle und viele Flüssigkeiten haben einen unterschiedlichen Brechungsindex für<br />

linkszirkular und rechtszirkular polarisierte Wellen. Man nennt sie ”<br />

optisch aktiv“. Quarz<br />

ist ein Beispiel für einen optisch aktiven Kristall, Zuckerlösungen sind Beispiele für optisch<br />

aktive Flüssigkeiten. Die Moleküle in der Lösung sind chiral aufgebaut bzw. die Moleküle<br />

an sich haben einen Drehsinn. Werden solche Substanzen mit linear polarisiertem<br />

Licht durchstrahlt, so drehen sie die Polarisationsrichtung. Dieser Effekt liegt wiederum an<br />

der unterschiedlichen Phasengeschwindigkeit für die verschiedenen Polarisationen. Die eingestrahlte,<br />

linear polarisierte Welle können wir wie oben gelernt in eine rechts und eine links<br />

zirkular polarisierte Welle zerlegen. In optisch aktiven Medien sind die Phasengeschwindigkeiten<br />

dieser Polarisationen anders, was durch die Struktur der Moleküle begründet ist. Nach<br />

dem Durchgang durch die Substanz sind die beiden Polarisationen gegeneinander verschoben<br />

worden. Dies hat zur Folge, dass die resultierende lineare Polarisation sich um einen<br />

bestimmten Winkel gedreht hat. Der Drehwinkel φ ist direkt proportional zur Länge l des<br />

Lichtwegs im optisch aktiven Medium, und bei Lösungen auch noch zur Konzentration k<br />

der optisch aktiven Substanz in der Lösung. Deshalb kann man den Drehwinkel in der Form<br />

φ = φ 0 · k · l<br />

(<strong>SC</strong>.3)<br />

darstellen. Der Proportionalitätsfaktor φ 0 heißt spezifisches Drehvermögen der Substanz.<br />

So wie der Brechungsindex hängt auch das spezifische Drehvermögen von der Lichtfrequenz<br />

ab. Diese Abhängigkeit heißt Rotationsdispersion.<br />

Bei bekannter Weglänge l kann man aus einem gemessenen Wert von φ bei bekanntem spezifischem<br />

Drehvermögen φ 0 auf die unbekannte Konzentration k schließen. Davon wird bei<br />

der ”<br />

<strong>Saccharimetrie</strong>“, der Messung von Zuckerkonzentrationen, Gebrauch gemacht.<br />

Wie kann man die Drehung der Polarisationsrichtung messen? Zunächst muss man sich mittels<br />

einer gewöhnlichen Lichtquelle, eines festen Polarisators und, um nicht durch die Rotationsdispersion<br />

gestört zu werden, eines Farbfilters monochromatisches linear polarisiertes<br />

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Grundlagen<br />

<strong>SC</strong><br />

Licht verschaffen. In einigem Abstand von der Lichtquelle stellt man einen drehbaren Analysator<br />

auf, dessen Drehwinkel an einer Winkelskala abgelesen werden kann, wie in Abb <strong>SC</strong>.6<br />

zu sehen. Nun wäre folgendes Vorgehen denkbar: Man blickt in den Analysator und stellt ihn<br />

durch Drehen auf minimale Intensität ein und notiert die dazu notwendige Winkelposition.<br />

Damit hat man den Nullpunkt des Messgeräts neu geeicht. Danach bringt man eine Küvette<br />

bekannter Länge zwischen Polarisator und Analysator. Wenn die Substanz in der Küvette die<br />

Polarisationsrichtung dreht, wird sich das Gesichtfeld des Analysators aufhellen. Man verdreht<br />

den Analysator, bis wieder Dunkelheit herrscht. Der Verdrehungswinkel, die Differenz<br />

zwischen der alten und der neuen Winkelposition des Analysators, ist dem gesuchten Drehwinkel<br />

φ gleich. Leider lässt sich die Lage eines Helligkeitsminimums oder auch Maximums<br />

nicht sehr genau feststellen. Tatsächlich wird in diesem Versuch (und auch in kommerziellen<br />

Saccharimetern) ein modifiziertes Verfahren, das sogenannte Halbschattenverfahren, angewendet.<br />

Beim Halbschattenverfahren wird der Analysator in zwei Hälften geteilt. Die Ausrichtung<br />

der beiden Hälften unterscheiden sich um einen kleinen Winkel. Alternativ kann man auch<br />

einer Hälfte ein Plättchen vorschalten, das eine kleine zusätzliche Drehung der Polarisationsrichtung<br />

bewirkt. Statt auf minimale Intensität stellt man den Analysatorwinkel auf gleiche<br />

Helligkeit der beiden Gesichtsfeldhälften ein. Man sucht also nicht das Minimum einer<br />

cos 2 -Funktion, sondern den zwei Intensitätsminima nahe gelegenen Schnittpunkt zweier ein<br />

wenig gegen einander verschobener cos 2 -Funktionen. Das ermöglicht erheblich genauere<br />

Resultate, da ein Relativwert einfacher zu bestimmen ist, als ein Absolutwert.<br />

Die Abbildung <strong>SC</strong>.5 zeigt das Prinzip eines kompletten Halbschatten-Saccharimeters.<br />

Polarisator<br />

Monochromator<br />

Küvette Analysator Fernrohr<br />

Lichtquelle<br />

Abbildung <strong>SC</strong>.5: Schematische Darstellung des Halbschattenpolarimeters<br />

Das Licht einer Glühlampe wird mit einem Interferenzfilter monochromatisch gemacht (λ =<br />

589 nm) und mit einem Polarisator linear polarisiert. Danach durchläuft es die Küvette mit<br />

der zu untersuchenden Lösung. Der Halbschattenanalysator ist drehbar angeordnet. Der Drehwinkel<br />

kann auf einer Skala mit Nonius auf 1/10 Grad genau abgelesen werden. Abgeglichen<br />

wird auf gleiche Helligkeit (jedoch in Nähe des jeweiligen Helligkeitsminimums!) in<br />

den beiden Gesichtsfeldhälften. Es ist genauso möglich auf gleiche Helligkeitsmaxima abzugleichen,<br />

diese liegen um 90 ◦ gedreht zu den Minima. Außerdem gibt es jede dieser Einstellungen<br />

zweifach, da der Analysator bei einer Drehung um 180 ◦ wieder in der gleichen<br />

Ausgangslage steht.<br />

Den Nonius liest man ab, indem man die Skalenstriche der Noniusskala mit der darüberliegenden<br />

Winkelskala vergleicht. Sie werden dabei genau ein Strichpaar finden, das in einer<br />

Linie steht. Jetzt lesen Sie ab, das wievielte Skalenteil der Noniusskala dies ist und haben<br />

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<strong>SC</strong><br />

<strong>Saccharimetrie</strong><br />

damit Ihre korrekte Nachkommastelle bestimmt. Was Sie dabei noch beachten müssen ist,<br />

dass Sie in beide Richtungen drehen können und die Noniusskala in beiden Richtungen angebracht<br />

ist. Es gilt die Skala in Drehrichtung. Eine solche Skala ist in Abbildung <strong>SC</strong>.6<br />

abgebildet.<br />

Abbildung <strong>SC</strong>.6: Winkelskala mit Nonius<br />

4. Versuchsdurchführung<br />

Als Warnung zu Beginn, seien Sie sogfältig bei der Dokumentation der Werte und notieren<br />

sie sich zu jedem Wert die Richtung in die Sie drehen.<br />

• Bestimmung des Nullpunkts des Saccharimeters mit fest eingebautem Farbfilter.<br />

• Messung des Drehwinkels für jeweils mindestens 4 verschiedene Konzentrationen der<br />

Fruktose- und Glukoselösungen. Der Winkel ist jeweils drei mal zu messen.<br />

• Messung des Drehwinkels von vier unbekannten Proben. Der Winkel ist auch hier drei<br />

mal zu messen.<br />

• Beobachtung der Rotationsdispersion an einer Probe mit hoher Konzentration bei drei<br />

Wellenlängen, mit dem Saccharimeter ohne eingebauten Farbfilter. Überprüfen Sie für<br />

jeden Filter ob Ihr zuvor bestimmter Nullpunkt auch für die neue Wellenlänge noch<br />

korrekt ist.<br />

5. Auswertung<br />

Die Länge der verwendeten Proben beträgt 20 cm.<br />

• Tragen Sie die auf den Nullpunkt bezogenen Drehwinkel in eine Tabelle ein und ermitteln<br />

sie für jede Probe den Mittelwert. Achten Sie auch hier auf das Vorzeichen ihres<br />

Drehwinkels.<br />

8


Auswertung<br />

<strong>SC</strong><br />

• Erstellen Sie für die Proben bekannter Konzentration ein Diagramm, in dem sie den<br />

Drehwinkel als Funktion der Konzentration auftragen. Ermitteln Sie aus der Steigung<br />

der Ausgleichsgeraden das spezifische Drehvermögen φ 0 für Glukose und Fruktose.<br />

• Mit diesen spezifischen Drehvermögen bestimmen sie Zuckerart und Konzentration<br />

der unbekannten Proben.<br />

• Ist das Ergebnis der Beobachtung der Rotationdispersion im Einklang mit der Abhängigkeit<br />

des Brechungsindexes n bei Stoffen wie Glas?<br />

9

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