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IST ENGLISCH GUT ODER SCHLECHT FÜR DIE ... - Plansprachen.ch

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Erziehungsdirektorenkonferenz (SKA) dur<strong>ch</strong>setzen. 11 Na<strong>ch</strong> der Meinung Bus<strong>ch</strong>ors sei<br />

in seinem wirts<strong>ch</strong>aftsstarken Kanton die starke Na<strong>ch</strong>frage des immer bedeutenderen<br />

Englis<strong>ch</strong> zu befriedigen.<br />

So ist mit der stärkeren Gewi<strong>ch</strong>tung des Englis<strong>ch</strong>en in den kantonalen<br />

Bildungssystemen, insbesondere dur<strong>ch</strong> den Bes<strong>ch</strong>luss des Kantons Züri<strong>ch</strong>, das bis anhin<br />

weithin befolgte Gesamtspra<strong>ch</strong>enkonzept der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Konferenz der<br />

kantonalen Erziehungsdirektoren ins Wanken geraten. Medien und Bundesbehörden<br />

haben kritis<strong>ch</strong> auf die Unbehagen auslösenden Ents<strong>ch</strong>eide reagiert. Die Frage einer<br />

Wests<strong>ch</strong>weizer Journalistin, ob der Kanton Züri<strong>ch</strong> mit seinem Ents<strong>ch</strong>eid für das<br />

Frühenglis<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t den nationalen Zusammenhalt gefährde, erwiderte Bus<strong>ch</strong>or, dass<br />

das Französis<strong>ch</strong>e in seinem Kanton übrigens glei<strong>ch</strong>wertig im Verglei<strong>ch</strong> zum Englis<strong>ch</strong>en<br />

unterri<strong>ch</strong>tet werde, aber ni<strong>ch</strong>t vom selben Zeitpunkt an, und dass der<br />

Französis<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t zudem dur<strong>ch</strong> kulturelle Inhalte ergänzt werde.<br />

Dem absehbaren Zür<strong>ch</strong>er Bes<strong>ch</strong>luss ging 1998 ein vom Historiker Max Mittler<br />

herausgegebenes Bu<strong>ch</strong> 12 voraus, das prononcierte Beiträge zum Thema zugängli<strong>ch</strong><br />

ma<strong>ch</strong>te. So hält etwa der Lehrer und Journalist José Ribeaud das „S<strong>ch</strong>ulprojekt 21“ für<br />

uns<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong> und sieht das Problem im uneingestandenen Deuts<strong>ch</strong>komplex des<br />

alemannis<strong>ch</strong>en Landesteils: Der deuts<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e weder von Herzen zugetan no<strong>ch</strong> ihr<br />

wirkli<strong>ch</strong> mä<strong>ch</strong>tig, flü<strong>ch</strong>teten si<strong>ch</strong> die Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer zum Englis<strong>ch</strong>en, das sie servil<br />

vergötterten. Dies führe ni<strong>ch</strong>t nur zur S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Vierspra<strong>ch</strong>igkeit, sondern zu einer kulturellen „McDonaldisierung“, zu einer<br />

Provinzialisierung des Italienis<strong>ch</strong>en und zum weiteren Zurückdrängen des<br />

Französis<strong>ch</strong>en auf nationaler Bühne, s<strong>ch</strong>rieb Ribeaud und kam zum S<strong>ch</strong>luss, dass ein<br />

Zusammenleben der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Nation, die si<strong>ch</strong> des Englis<strong>ch</strong>en bedient, eigentli<strong>ch</strong><br />

keinen Sinn mehr ma<strong>ch</strong>t. Der Spra<strong>ch</strong>wissens<strong>ch</strong>aftler Georges Lüdi spra<strong>ch</strong> sogar von<br />

einer Misere, ja von einem S<strong>ch</strong>eitern der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulspra<strong>ch</strong>enpolitik, die der<br />

erwüns<strong>ch</strong>ten Zwei- und Mehrspra<strong>ch</strong>igkeit ni<strong>ch</strong>t genügend Re<strong>ch</strong>nung trage. Andere<br />

Autoren mo<strong>ch</strong>ten die rhetoris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ärfe Ribeauds und Lüdis zwar ni<strong>ch</strong>t teilen,<br />

spra<strong>ch</strong>en aber etwa von einem wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> bestimmten, utilitaristis<strong>ch</strong>en<br />

Spra<strong>ch</strong>verständnis bei den Zür<strong>ch</strong>ern (Marco Bas<strong>ch</strong>era). Man erkannte hinter der<br />

Verbreitung des Englis<strong>ch</strong>en, analog dem Dollar in den ökonomis<strong>ch</strong>en Kreisläufen, einen<br />

auf Uniformierung hinauslaufenden Hegemonieanspru<strong>ch</strong>. S<strong>ch</strong>limmer no<strong>ch</strong> sei ein<br />

voraussehbarer Vers<strong>ch</strong>leiss des Englis<strong>ch</strong>en zu prognostizieren, das si<strong>ch</strong> in unzählige<br />

lokal determinierte Varianten zersplittern werde. Dies würde der Traum von der<br />

Völkerverständigung wieder zuni<strong>ch</strong>te ma<strong>ch</strong>en, wird der Gymnasiallehrer und<br />

Literaturwissens<strong>ch</strong>aftler Bas<strong>ch</strong>era zitiert, der für die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Mehrspra<strong>ch</strong>igkeit<br />

plädiert. Der Wels<strong>ch</strong>land-Korrespondent der Neuen Zür<strong>ch</strong>er Zeitung, Roger Friedri<strong>ch</strong>,<br />

erinnerte daran, dass das Verhältnis zur jeweils anderen Landesspra<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> eine Frage<br />

des Verhältnisses zu den europäis<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>barstaaten der S<strong>ch</strong>weiz sei, also zu<br />

Frankrei<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>land, Italien und Österrei<strong>ch</strong>. Andere Autoren forderten eine<br />

verstärkte Aufmerksamkeit zugunsten des Französis<strong>ch</strong>en in der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz und des<br />

11 NZZ 15.9.2000<br />

12 Max Mittler (Hrgs.). Wieviel Englis<strong>ch</strong> brau<strong>ch</strong>t die S<strong>ch</strong>weiz? Unsere S<strong>ch</strong>ulen und die Not der<br />

Landesspra<strong>ch</strong>en. Frauenfeld, Stuttgart, Wien 1998.<br />

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