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IST ENGLISCH GUT ODER SCHLECHT FÜR DIE ... - Plansprachen.ch

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verankert (Art. 70). 16 Der Bund hat mit seiner Spra<strong>ch</strong>enpolitik die Aufgabe, die<br />

Minderheitenspra<strong>ch</strong>en zu s<strong>ch</strong>ützen und zu fördern, eine Brücke der Verständigung<br />

zwis<strong>ch</strong>en den Spra<strong>ch</strong>en und Kulturen des Landes zu s<strong>ch</strong>lagen und so für den<br />

Zusammenhalt der fast mythis<strong>ch</strong> überwölbten „Willensnation“ S<strong>ch</strong>weiz zu sorgen. 17<br />

Die Spra<strong>ch</strong>– und Kulturgemeins<strong>ch</strong>aften haben beim Aufbau des föderativen Staates<br />

stets eine bedeutende Rolle gespielt. Hat also der S<strong>ch</strong>utz der Landesspra<strong>ch</strong>en mehr den<br />

eigentli<strong>ch</strong>en Zweck, den nationalen Zusammenhalt zu garantieren, bzw. die Gefahr des<br />

Auseinanderdriftens der Spra<strong>ch</strong>gemeins<strong>ch</strong>aften der Eidgenossens<strong>ch</strong>aft zu bannen? An<br />

entspre<strong>ch</strong>enden Vorstössen im S<strong>ch</strong>weizer Parlament hat es ni<strong>ch</strong>t gemangelt – zwis<strong>ch</strong>en<br />

1979 und 1999 gab es deren 26, die explizit das Englis<strong>ch</strong>e betrafen, wobei in 18 Fällen<br />

eine eher negative und in 8 eine neutrale oder eher positive Haltung gegenüber dem<br />

Englis<strong>ch</strong>en und dessen Platz in der S<strong>ch</strong>weizer Spra<strong>ch</strong>enlands<strong>ch</strong>aft eingenommen<br />

wurde. 18 So wollte Nationalrätin Vreni Hubmann (SP/ZH) in ihrer an den Bundesrat<br />

geri<strong>ch</strong>teten Interpellation (8.10.1997) wissen, wel<strong>ch</strong>e staats- und<br />

gesells<strong>ch</strong>aftspolitis<strong>ch</strong>en Konsequenzen zu erwarten sind, wenn das Englis<strong>ch</strong>e als<br />

Fremdspra<strong>ch</strong>e zunehmend eine zweite Landesspra<strong>ch</strong>e verdrängt. Der Bundesrat, bei<br />

dem si<strong>ch</strong> in dieser Frage eine eher pragmatis<strong>ch</strong>e Position ausma<strong>ch</strong>en lässt, beurteilte die<br />

Situation als ni<strong>ch</strong>t dramatis<strong>ch</strong> oder als eine Gefährdung der Spra<strong>ch</strong>envielfalt der<br />

S<strong>ch</strong>weiz, obwohl er zugab, dass die Verdrängung der Landesspra<strong>ch</strong>en aus den<br />

Bildungsprogrammen zugunsten des Englis<strong>ch</strong>en mit Si<strong>ch</strong>erheit eine na<strong>ch</strong>teilige<br />

Auswirkung auf die interkulturelle Verständigung in der S<strong>ch</strong>weiz haben könnte. Der<br />

Staat jedo<strong>ch</strong> müsse der Herausforderung mit Offenheit begegnen, da er den Bürgerinnen<br />

und Bürgern den Zugang zu den Informationen und Märkten der Welt ni<strong>ch</strong>t verwehren<br />

kann und will. Seine Aufgabe bestehe darin, geeignete Massnahmen zur Erhaltung und<br />

Förderung der Spra<strong>ch</strong>kompetenz in den Landesspra<strong>ch</strong>en zu treffen, ohne dabei dem<br />

Erlernen des Englis<strong>ch</strong>en als globaler Kommunikationsspra<strong>ch</strong>e grundsätzli<strong>ch</strong><br />

Hindernisse in den Weg zu legen. Mit seiner Motion (21.12.1999) forderte der einer<br />

extremre<strong>ch</strong>ten Partei angehörende Nationalrat Bernhard Hess (BE), der George W.<br />

Bush übrigens für einen mutmassli<strong>ch</strong>en Kriegsverbre<strong>ch</strong>er hält, vom Bundesrat, in<br />

Anlehnung an die Gesetze Frankrei<strong>ch</strong>s ein s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Gesetz zum S<strong>ch</strong>utz der<br />

Landesspra<strong>ch</strong>en zu erlassen, das gesetzli<strong>ch</strong>e Bestimmungen, insbesondere gegen die<br />

Flut englis<strong>ch</strong>er Begriffe, enthält. In seiner Begründung hielt der Motionär fest, dass die<br />

Spra<strong>ch</strong>en und Kulturen Europas in zunehmendem Masse von angloamerikanis<strong>ch</strong>em<br />

Spra<strong>ch</strong>- und Kulturgut beeinflusst würden. Dies habe letztli<strong>ch</strong> einen Identitätsverlust der<br />

betroffenen Völker und Volksgruppen zur Folge. In seiner Stellungnahme, in der der<br />

individuellen Mehrspra<strong>ch</strong>igkeit bislang (no<strong>ch</strong>) ni<strong>ch</strong>t getan wurde. (Die fünfte Landesspra<strong>ch</strong>e? Englis<strong>ch</strong> in<br />

der S<strong>ch</strong>weiz. S. 142 (Constantin Pits<strong>ch</strong>: Wieviel Mehrspra<strong>ch</strong>igkeit ist zumutbar?)<br />

18 ebd. S. 165 (Renata Coray: Englis<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz: Trojanis<strong>ch</strong>es Pferd oder Sprungbrett für die<br />

Zukunft). Bezügli<strong>ch</strong> der parteipolitis<strong>ch</strong>en Positionierung gegenüber dem Englis<strong>ch</strong>en lässt si<strong>ch</strong> aufgrund<br />

der untersu<strong>ch</strong>ten parlamentaris<strong>ch</strong>en Vorstössen keine eindeutige Aussage ma<strong>ch</strong>en. Die wenigen positiven<br />

Stimmen zum Englis<strong>ch</strong>en sind tendenziell jedo<strong>ch</strong> eher aus dem deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen linken<br />

Parteienspektrum zu vernehmen. Die SP-alt Bundesrätin jüdis<strong>ch</strong>er Herkunft Ruth Dreifuss befand, dass<br />

der Vormars<strong>ch</strong> des Englis<strong>ch</strong>en in der S<strong>ch</strong>weiz kein Zei<strong>ch</strong>en der Öffnung, sondern vielmehr der<br />

Unterordnung darstelle.<br />

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