COPD - Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
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Leitlinie<br />
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bezüglich liegen jedoch keine Studien an großen Patientenzah−<br />
len vor.<br />
Bei übergewichtigen Patienten führt eine Gewichtsreduktion zu<br />
einer Abnahme des Energiebedarfs bei körperlicher Belastung<br />
sowie zu einer Besserung der Atemmechanik und damit zu einer<br />
leichteren Bewältigung der im Alltag anfallenden körperlichen<br />
Aktivitäten. Diäten zur Gewichtsreduktion können mit einer Be−<br />
schränkung der täglichen Kalorienaufnahme auf 1200 ± 1500 Ka−<br />
lorien erfolgreich durchgeführt werden.<br />
Der Zusatz von Vitaminen oder Mineralstoffen ist bei ausgewo−<br />
gener Ernährung nicht erforderlich. Der Stellenwert der Gabe<br />
von Anabolika bei stark untergewichtigen <strong>COPD</strong>−Patienten kann<br />
noch nicht mit hinreichender Sicherheit beurteilt werden<br />
[266±268].<br />
Pneumologische Rehabilitation<br />
Die ambulante oder stationäre Rehabilitation [230] soll insbe−<br />
sondere bei <strong>COPD</strong>−Patienten ab einem Schweregrad II und auch<br />
in höherem Lebensalter als wirksame Komponente des langfris−<br />
tig ausgerichteten Managements der <strong>COPD</strong> durchgeführt wer−<br />
den. Die stationären Rehabilitationsmaßnahmen müssen dauer−<br />
haft durch weitere ambulante Maßnahmen ergänzt werden, z. B.<br />
den ambulanten Lungensport. Hauptziele der Rehabilitation<br />
sind die Linderung der physischen und psychischen Beeinträch−<br />
tigung des Patienten, die Steigerung der Lebensqualität mit Wie−<br />
derherstellung der bestmöglichen Leistungsfähigkeit sowie die<br />
Förderung der sozialen Reintegration.<br />
Um diese Ziele zu erreichen, bedarf es eines interdisziplinären<br />
und multimodalen Ansatzes unter Einbeziehung von Ärzten,<br />
Psychologen, Atemphysiotherapeuten, Sporttherapeuten und Er−<br />
nährungsberatern [269, 270].<br />
Komponenten der pneumologischen Rehabilitation<br />
Neben einer Optimierung der Pharmakotherapie sind weitere<br />
Inhalte der Rehabilitation:<br />
" Tabakentwöhnung,<br />
" körperliches Training,<br />
" Patientenschulung,<br />
" Atemphysiotherapie,<br />
" Ergotherapie,<br />
" Ernährungsberatung,<br />
" Hilfsmittelversorgung,<br />
" soziale Betreuung,<br />
" psychosoziale Diagnostik, Beratung und Therapie sowie<br />
" die sozialmedizinische Begutachtung.<br />
Effekte der pneumologischen Rehabilitation bei Patienten<br />
mit <strong>COPD</strong><br />
Die gesicherten Erfolge der Rehabilitation sind in l " Tab. 9 zu−<br />
sammengefasst. Hierbei wurden umfassende interdisziplinäre<br />
Rehabilitationsprogramme und deren Analysen berücksichtigt<br />
[221 ±223].<br />
Das regelhafte Einbeziehen der medikamentösen Therapie in die<br />
pneumologische Rehabilitation ± wie in Deutschland üblich ±<br />
kann den Rehabilitationserfolg insbesondere bezüglich der Bes−<br />
serung der Dyspnoe, der Belastbarkeit und der Lebensqualität<br />
zusätzlich steigern [138].<br />
Auswahl der Patienten<br />
Wesentlich für den Erfolg der pneumologischen Rehabilitation<br />
ist der motivierte Patient. Indiziert sind Rehabilitationsprogram−<br />
me insbesondere für <strong>COPD</strong>−Patienten der Schweregrade II ± IV<br />
Tab. 9 Gesicherte positive Effekte der pneumologischen Rehabilitation<br />
[2, 221 ± 223]<br />
Nutzen<br />
gesteigerte körperliche Leistungsfähigkeit<br />
Abnahme der Atemnot<br />
Steigerung der krankheitsspezifischen Lebens−<br />
qualität<br />
Reduktion der Anzahl und Dauer von Kranken−<br />
hausaufenthalten<br />
Abnahme von <strong>COPD</strong> assoziierter Angst und De−<br />
pression<br />
Kraft− und Ausdauertraining der oberen Extremi−<br />
tät verbessert die Funktion der Arme<br />
positive Effekte eines Trainingsprogramms über−<br />
dauern die Trainingsperiode<br />
Lebensverlängerung<br />
Atemmuskeltraining ist effektiv, insbesondere in<br />
Kombination mit einem allgemeinen körperli−<br />
chen Training<br />
psychosoziale Intervention ist hilfreich<br />
Evidenzgrad<br />
[2, 4] auch für Raucher [271] insbesondere dann, wenn sie an<br />
Entwöhnungsprogrammen teilnehmen.<br />
Erfahrungsgemäß nehmen Raucher seltener als Nichtraucher<br />
das komplette Angebot eines pulmonalen Rehabilitationspro−<br />
gramms in Anspruch [272].<br />
<strong>COPD</strong>−Patienten mit Z.n. Aufenthalt im Akutkrankenhaus infolge<br />
einer schweren Exazerbation sind mit einer hohen Morbidität<br />
und Mortalität belastet. So mussten in einer Studie [273] von<br />
1016 Patienten, die wegen einer <strong>COPD</strong> stationär aufgenommen<br />
wurden, 446 Patienten insgesamt 754−mal in den 6 Monaten<br />
nach Entlassung erneut stationär behandelt werden. Auch in ei−<br />
ner prospektiven Studie aus Spanien [274] mussten von 430<br />
konsekutiven <strong>COPD</strong>−Patienten, die wegen ihrer akuten Ver−<br />
schlechterung stationär behandelt wurden, 63% innerhalb eines<br />
mittleren Beobachtungszeitraums von 1,1 Jahren mindestens 1x<br />
erneut stationär behandelt werden, 29% verstarben innerhalb<br />
dieses Zeitraumes. Daher sollte speziell bei diesen Patienten die<br />
Indikation zur ambulanten und stationären Anschlussrehabilita−<br />
tion regelhaft geprüft werden, zumal es speziell für die Effizienz<br />
der pneumologischen Rehabilitation direkt nach Behandlung<br />
der akuten Exazerbation zunehmende Evidenz gibt [275±277].<br />
Generell besteht eine Indikation zur Rehabilitation, wenn trotz<br />
adäquater Krankenbehandlung körperliche oder psychosoziale<br />
Krankheitsfolgen [278] persistieren, welche alltagsrelevante Ak−<br />
tivitäten und die Teilhabe am normalen, privaten, öffentlichen<br />
oder beruflichen Leben behindern [105, 279].<br />
Wichtige spezielle Indikationen sind z.B.:<br />
" alltagsrelevante, persistierende <strong>COPD</strong>−Symptome [280],<br />
" Gefährdung der Erwerbsfähigkeit [281,282],<br />
" drohende Pflegebedürftigkeit [283],<br />
" alltagsrelevante psychosoziale Krankheitsfolgen (Depression,<br />
Angst, Rückzugstendenz),<br />
" Notwendigkeit von rehaspezifischen nichtmedikamentösen<br />
Therapieverfahren, wenn diese ambulant nicht im erforderli−<br />
chen Umfang erfolgen können, z. B. körperliches Training,<br />
Physiotherapie, Patientenschulung oder psychosoziale Hilfen.<br />
Organisation der pneumologischen Rehabilitation<br />
In der Bundesrepublik Deutschland ist die medizinische Rehabi−<br />
litation in das gegliederte System der sozialen Sicherung mit sei−<br />
nen unterschiedlichen Zuständigkeiten und Trägerstrukturen<br />
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Vogelmeier C et al. Leitlinie der <strong>Deutsche</strong>n Atemwegsliga ¼ <strong>Pneumologie</strong> 2007; 61: e1 ± e40