COPD - Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
COPD - Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
COPD - Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Leitlinie<br />
e25<br />
keit von der Qualität der Störung medikamentöse und nichtme−<br />
dikamentöse Therapieverfahren zur Verfügung [318]. Die anal−<br />
getische Therapie auch eines <strong>COPD</strong>−Patienten orientiert sich an<br />
den WHO−Empfehlungen [319].<br />
Ausmaß und Zeitpunkt einer palliativen Therapie des kritisch<br />
kranken <strong>COPD</strong>−Patienten lassen sich heute noch nicht ausrei−<br />
chend sicher definieren. Ihre Bedeutung wird aber trotz weiterer<br />
Fortschritte der kausal ausgerichteten Basisbehandlung der<br />
<strong>COPD</strong> in den nächsten Jahren zweifelsfrei zunehmen.<br />
Management akuter Exazerbationen<br />
!<br />
Leitsätze<br />
" Akute Exazerbationen bedürfen einer zusätzlichen medika−<br />
mentösen Therapie. Hauptursachen sind Bronchialinfekte<br />
(Evidenzgrad B).<br />
" Medikamente der Wahl sind inhalative Bronchodilatatoren,<br />
insbesondere â 2 −Sympathomimetika und/oder Anticholiner−<br />
gika und systemisch applizierte Glukokortikoide (Evidenz−<br />
grad A), bei unzureichendem Effekt auch Theophyllin (Evi−<br />
denzgrad D).<br />
" <strong>COPD</strong>−Patienten mit Exazerbationen und den klinischen Zei−<br />
chen eines bakteriellen Atemwegsinfektes können von einer<br />
Behandlung mit Antibiotika profitieren [320] (Evidenzgrad<br />
B).<br />
" Bei Patienten mit respiratorischer Partialinsuffizienz ist die<br />
Sauerstoffgabe indiziert, bei respiratorischer Insuffizienz mit<br />
Hyperkapnie im Rahmen der akuten Exazerbation der Einsatz<br />
der nichtinvasiven Beatmung mit positivem Druck (NIPPV)<br />
(Evidenzgrad A).<br />
Definition<br />
Eine <strong>COPD</strong>−Exazerbation ist als ein Ereignis im Verlauf der Er−<br />
krankung definiert, das durch eine Änderung der Dyspnoe, des<br />
Hustens und/oder des Auswurfs charakterisiert ist. Diese Ände−<br />
rung geht über die täglichen Schwankungen der Symptome hi−<br />
naus, beginnt akut und macht eine Änderung der Medikation<br />
notwendig.<br />
Während in manchen Publikationen bereits die Erhöhung der<br />
Dosis der Bronchodilatatoren als Ausdruck einer Exazerbation<br />
gewertet wird, fordern andere Autoren eine systemische Gluko−<br />
kortikoid− und/oder eine Antibiotikatherapie. In anderen Unter−<br />
suchungen wird die Notwendigkeit einer Notarztbehandlung<br />
oder gar einer stationären Behandlung als Basis der Definition<br />
der Exazerbation gewählt. Wieder andere Definitionen orientie−<br />
ren sich an der Symptomatik. Diese unterschiedlichen Definitio−<br />
nen erschweren die vergleichende Bewertung von Studien er−<br />
heblich.<br />
Akute Verschlechterungen treten bei <strong>COPD</strong>−Patienten häufig auf<br />
[321 ±323]. Über die Prognose akuter Exazerbationen in Abhän−<br />
gigkeit vom Schweregrad liegen unterschiedliche Daten vor.<br />
Während ca. 50% der meist leichten Exazerbationen ohne ärztli−<br />
chen Kontakt von den betroffenen Patienten selbst bewältigt<br />
werden [48], liegt die Krankenhaussterblichkeit von <strong>COPD</strong>−Pa−<br />
tienten mit schweren Exazerbationen zwischen 3 % und 10%<br />
[324± 328]. Noch schlechter ist die Prognose bei Aufnahme auf<br />
die Intensivstation. Die Sterblichkeit erreicht etwa 40% inner−<br />
halb eines Jahres [325±328] und bei Patienten mit einem Alter<br />
von mehr als 65 Jahren sogar bis zu 59% [328].<br />
Häufigste Ursachen der Exazerbationen sind wahrscheinlich vi−<br />
rale und/oder bakterielle Atemwegsinfektionen. In ca. 30 % der<br />
Fälle kann die Ursache bislang nicht identifiziert werden<br />
[329 ± 331].<br />
Folgende Erreger werden als die häufigsten Verursacher einer<br />
Exazerbation angesehen:<br />
" H. influenzae,<br />
" S. pneumoniae,<br />
" M. catarrhalis,<br />
" Enterobakterien Species,<br />
" P. aeruginosa,<br />
" virale Erreger (Influenzaviren, Respiratory Syncitial Virus<br />
(RSV), Rhino−, Corona− und Adenoviren).<br />
Differenzialdiagnostisch abzugrenzen sind Pneumonien, Herz−<br />
insuffizienz, Pneumothorax, Pleuraergüsse, Lungenembolie, Ar−<br />
rhythmien oder ein Thoraxtrauma.<br />
Diagnostik<br />
Leitsymptom der akuten Exazerbation ist zunehmende Atemnot,<br />
häufig verbunden mit vermehrtem Husten, Zunahme von Menge<br />
und Viskosität des Sputums und/oder gelb−grüner Verfärbung<br />
des Auswurfs, Engegefühl im Brustraum und gelegentlich Fieber.<br />
Unspezifische Zeichen wie Bewusstseinstrübung bis hin zum<br />
Koma, Schlafstörungen, leichtere Ermüdbarkeit und Depressio−<br />
nen können hinzutreten.<br />
Für eine schwere akute Exazerbation sprechen eine neu aufge−<br />
tretene oder progrediente zentrale Zyanose, periphere Ödeme,<br />
der Einsatz der so genannten ¹Atemhilfsmuskulatur“ bei der In−<br />
spiration sowie eine hämodynamische Instabilität. Für die Ein−<br />
schätzung der Gefährdung des Patienten durch die Exazerbation<br />
wesentlich sind Kenntnisse über den Zustand des Patienten vor<br />
der Exazerbation, über Häufigkeit und Schweregrad früher<br />
durchgemachter Exazerbationen, über die bisherige Therapie<br />
und die Komorbiditäten. Wichtigstes diagnostisches Verfahren<br />
ist die Blutgasanalyse, die eine Einschätzung des Schweregrades<br />
der respiratorischen Insuffizienz sowie anhand des zusätzlich<br />
bestimmten Säure−Basen−Haushaltes auch der Gefährdung des<br />
Patienten erlaubt.<br />
Eine respiratorische Insuffizienz liegt bei einem arteriellen<br />
Sauerstoffpartialdruck von weniger als 60 mm Hg bzw. einer<br />
Sauerstoffsättigung von weniger als 90 % bei Atmung von Raum−<br />
luft vor.<br />
Im Falle einer respiratorischen Globalinsuffizienz bei Sauerstoff−<br />
partialdrücken von < 50 mm Hg, CO 2 −Partialdrücken > 70 mm Hg<br />
und pH−Werten < 7,30 muss von einer lebensbedrohlichen Situa−<br />
tion mit der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Be−<br />
handlung ausgegangen werden [332].<br />
Kenngrößen der Ventilation sind im Rahmen einer akuten Exa−<br />
zerbation, insbesondere bei älteren Patienten, häufig nicht kor−<br />
rekt zu bestimmen.<br />
Anhaltspunkte für eine schwere Exazerbation bieten Peak−Flow−<br />
Werte unter 100 l/min und eine FEV 1 < 1 l [333 ± 335]. Wichtiger<br />
als die Absolutwerte sind akute Verschlechterungen wesentli−<br />
cher Kenngrößen der Atemwegsobstruktion.<br />
Zur Labordiagnostik gehören: BSG, Blutbild, CRP, D−Dimere,<br />
Elektrolyte, Kreatinin und Blutzucker.<br />
Eine mikrobiologische Sputumuntersuchung (Gramfärbung und<br />
Bakterienkultur mit Resistenztestung) wird nur bei Patienten<br />
mit häufigen Exazerbationen (> 3 pro Jahr), Therapieversagen<br />
und/oder bei besonders schweren Erkrankungen mit Verdacht<br />
auf multiresistente Bakterien empfohlen. Voraussetzungen sind<br />
das Vorliegen eines makroskopisch purulenten Sputums und die<br />
Gewährleistung der notwendigen logistischen Voraussetzungen<br />
Vogelmeier C et al. Leitlinie der <strong>Deutsche</strong>n Atemwegsliga ¼ <strong>Pneumologie</strong> 2007; 61: e1 ± e40