COPD - Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
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Leitlinie<br />
e31<br />
BK−Nr. 4301<br />
BK−Nr. 4302<br />
BK−Nr. 1315<br />
BK−Nr. 4111<br />
¹Durch allergisierende Stoffe verursachte obstruktive Atemwegserkrankungen (einschließlich<br />
Rhinopathie), die zur Unterlassung aller Tätigkeiten gezwungen haben, die für die Entstehung,<br />
die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit ursächlich waren oder sein kön−<br />
nen“<br />
¹Durch chemisch−irritativ oder toxisch wirkende Stoffe verursachte obstruktive Atemwegser−<br />
krankungen, die zur Unterlassung aller Tätigkeiten gezwungen haben, die für die Entstehung,<br />
die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit ursächlich waren oder sein kön−<br />
nen“<br />
¹Erkrankungen durch Isocyanate, die zur Unterlassung aller Tätigkeiten gezwungen haben, die<br />
für die Entstehung, die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit ursächlich<br />
waren oder sein können“<br />
¹Chronische obstruktive Bronchitis oder Emphysem von Bergleuten unter Tage im Steinkoh−<br />
lenbergbau bei Nachweis der Einwirkung einer kumulativen Dosis von in der Regel 100 Fein−<br />
staubjahren [(mg/m 3 ) ” Jahre]“<br />
Tab. 15 Obstruktive Atem−<br />
wegserkrankungen nach der<br />
Liste der Berufskrankheiten in<br />
der Fassung der Berufskrankhei−<br />
ten−Verordnung (BKV) vom<br />
31.10.1997<br />
" inhalative Glukokortikoide [54,120,168,169] (Evidenzgrad A),<br />
" langwirksame â 2 −Sympathomimetika [54,125,168,169] (Evi−<br />
denzgrad A),<br />
" Patientenschulung (Evidenzgrad B).<br />
Appendix A<br />
!<br />
Berufsbedingte Bronchitis<br />
Im angloamerikanischen Sprachraum ist die ¹berufsbedingte<br />
Bronchitis“ (occupational bronchitis) ein feststehender Begriff<br />
und wird als Folge einer Exposition gegenüber irritativ wirken−<br />
den Stäuben und Gasen am Arbeitsplatz angesehen.<br />
Als gefährdend werden unter anderem Bergbautätigkeiten, Ar−<br />
beiten mit Rohbaumwolle und in der Getreideverladung,<br />
Schweiß−, Koksofen−, Isolier− und Feuerlöscharbeiten genannt,<br />
als Noxen quarzhaltige Stäube, Baumwollstäube, Getreidestäu−<br />
be, Schweißrauche, Mineralfasern und irritativ wirksame Gase<br />
wie Ozon, Stickstoffdioxid und Chlorgas [362]. Die beruflich ver−<br />
ursachte Bronchitis wird in der Regel als warnender Hinweis auf<br />
eine vermehrte Exposition gegenüber Irritantien des Atemtrak−<br />
tes anzusehen sein.<br />
Bronchitis im Unfall− und Berufskrankheitenrecht<br />
Die alleinige Bronchitis ohne obstruktive Lungenfunktionsein−<br />
schränkung erfüllt in Deutschland nicht die unfallversiche−<br />
rungsrechtlichen Voraussetzungen zur Anerkennung einer Be−<br />
rufskrankheit nach §9 Abs. 1 oder 2 des SGB 7. Dies liegt im We−<br />
sentlichen darin begründet, dass es für die nicht obstruktive<br />
Form der Bronchitis in arbeitsmedizinisch−epidemiologischen<br />
Studien bislang nicht ausreichend gelungen ist, ein Verdoppe−<br />
lungsrisiko zu belegen. Die Anerkennung einer obstruktiven<br />
Atemwegserkrankung als Berufskrankheit ist im Wesentlichen<br />
unter den BK−Nummern 4301, 4302, 1315 und 4111 möglich, wo−<br />
bei unter den erstgenannten drei Nummern die asthmatischen<br />
gegenüber den bronchitischen Erkrankungen im Vordergrund<br />
stehen [363]. Nach epidemiologischen Studien werden bei Be−<br />
schäftigungen mit langjähriger Untertage−Tätigkeit im Steinkoh−<br />
lenbergbau Erkrankungen an chronisch obstruktiver Bronchitis<br />
und Lungenemphysem signifikant gehäuft angetroffen. Dies<br />
trifft auch zu, wenn radiologische Zeichen einer eindeutigen Si−<br />
likose nicht vorliegen. Es gelang bei dieser Personengruppe, ein−<br />
deutige Dosis−Wirkungs−Beziehung zwischen Einatmen der<br />
Staubmenge und der Häufigkeit des Auftretens von chronisch<br />
obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem nachzuweisen<br />
[364].<br />
Zur Prüfung des Vorliegens der entsprechenden Berufskrankheit<br />
4111 [364, 365] bedarf es der Errechnung der kumulativen Fein−<br />
staubdosis.<br />
Die Dokumentation der Staubexposition im deutschen Steinkoh−<br />
lenbergbau ist seit den 60er Jahren praktisch lückenlos, so dass<br />
im Einzelfall nachvollziehbare Abschätzungen der kumulativen<br />
Feinstaubdosis möglich sind.<br />
Die kumulative Feinstaubdosis ergibt sich aus der Feinstaubkon−<br />
zentration in der Luft am Arbeitsplatz in mg/m 3 multipliziert mit<br />
der Anzahl der Expositionsjahre, bezogen auf jährlich 220 gefah−<br />
rene Schichten zu je 8 Stunden Dauer.<br />
Weiterhin kann eine Bronchitis Begleiterkrankung einer Pneu−<br />
mokoniose sein, also einer Lungenveränderung durch eingeat−<br />
meten (quarzhaltigen) Staub. Sofern die entsprechenden unfall−<br />
versicherungsrechtlichen Voraussetzungen gegeben sind, sind<br />
die funktionsanalytisch nachweisbaren obstruktiven Folge−<br />
zustände unter der jeweils für die Substanz zutreffenden BK−<br />
Nummer zu entschädigen. l " Tab. 15 enthält die obstruktiven<br />
Atemwegserkrankungen in der Fassung der Berufskrankheiten−<br />
Verordnung vom 31.10.1997, l " Tab. 16 mögliche Auslöser von<br />
Erkrankungen der Atemwege und Lunge, bei denen obstruktive<br />
Ventilationsstörungen vorkommen können.<br />
Eine Bronchitis kann Folge eines Arbeitsunfalles sein, z.B. nach<br />
lokalisierten Entzündungen, Kontusion, Verletzung der großen<br />
Atemwege, Inhalationsintoxikation oder nach unfallbedingten<br />
neurologischen Erkrankungen.<br />
Sofern haftungsbegründende und haftungsausfüllende Kausali−<br />
tät aus unfallversicherungsrechtlicher und gutachterlicher Sicht<br />
bejaht werden und ggf. die gefährdende Tätigkeit aufgegeben ist<br />
(BK 4302, 1315), ist die Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE)<br />
vom Gutachter einzuschätzen. Diese richtet sich nach anamnes−<br />
tischen, klinischen und funktionsanalytischen Kenngrößen. Von<br />
wesentlicher Bedeutung ist die Längsschnittbeurteilung der Er−<br />
krankung, d. h. es ist in aller Regel erforderlich, auf früher erstell−<br />
te Originalbefunde zurückzugreifen. Ein Vorschlag zur gutach−<br />
terlichen Wertung findet sich bei Kroidl u. Mitarb. [366].<br />
Bronchitis im sozialen Entschädigungsrecht und im<br />
Schwerbehindertenrecht<br />
Hinsichtlich des gutachterlichen Vorgehens im sozialen Ent−<br />
schädigungsrecht und im Schwerbehindertenrecht sei auf die<br />
Anhaltspunkte des Bundesministeriums für Arbeit− und Sozial−<br />
ordnung verwiesen [367].<br />
Prävention am Arbeitsplatz<br />
Als allgemeinen Staubgrenzwert hat die Senatskommission zur<br />
Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Forschungsgemeinschaft eine Konzentration des alveolengängi−<br />
Vogelmeier C et al. Leitlinie der <strong>Deutsche</strong>n Atemwegsliga ¼ <strong>Pneumologie</strong> 2007; 61: e1 ± e40