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Christophorus 330<br />
Christophorus 330<br />
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Historie<br />
Care-Pakete<br />
Wenn klassische Rennwagen eine Reise tun, und das tun<br />
sie im Auftrag des <strong>Porsche</strong>-Museums sehr häufig, dann gibt<br />
es was zu erzählen. Für den Anfang kommen wir mit einer<br />
Frage aus: Wie kommen sie überhaupt zu ihren Einsatzorten<br />
in der ganzen Welt?<br />
Text<br />
Michael Sönke<br />
Fotografie<br />
Uli Jooß
Seite 46<br />
Christophorus 330<br />
Der Härtetest geschieht noch auf heimischem Boden. „Alles dunkel!“<br />
ruft der Mann im Container. „In Ordnung!“ lautet die knappe<br />
Antwort. „Wenn ein Mitarbeiter im geschlossenen Container durch<br />
irgendeinen Spalt Licht sieht“, erklärt Klaus Bischof, der Leiter des<br />
<strong>Porsche</strong>-Museums, „dann taugt der Container nichts.“ Er wird ausgetauscht,<br />
bevor die wertvolle Fracht auf die Weltreise geht. Die<br />
historischen, aber stets einsatzbereiten Schätze aus dem Museumsfundus<br />
bleiben ein Weilchen im Dunkeln. Aber dann erstrahlen sie<br />
in vollem Glanz: in Australien, Mexiko, Indien, Dubai, Jordanien,<br />
Saudi-Arabien, Japan und Chile. Alles Länder, in denen das <strong>Porsche</strong>-<br />
Museum im gerade abgelaufenen Jahr einmalige und unersetzliche<br />
historische Fahrzeuge präsentiert hat. Ganz abgesehen von den zahlreichen<br />
Einsätzen quer durch Europa.<br />
Handle with care! Die zur Vorsicht mahnenden Aufkleber allein<br />
würden nicht reichen. Am liebsten ist es den Museumsleuten, wenn<br />
sie die Exponate in Stuttgart auf den Paletten verzurren können, die<br />
später auch so ins Flugzeug geladen werden. Der Transport erfolgt<br />
dann meist mit dem Lkw zu Drehkreuzen der Luftfracht wie Frankfurt,<br />
Luxemburg oder Paris. Stuttgart-Echterdingen steht als Heimat-<br />
Flughafen für diese Fracht nur selten zur Verfügung. Eine Ausnahme<br />
bildete das Jahr 1996, als zur Präsentation des Boxster in den USA<br />
eine Boeing 747 mit 50 Sportwagen beladen wurde. So viele Autos<br />
hatten bis dahin noch nie in einem Frachtflugzeug Platz gefunden.<br />
Und der Start eines voll beladenen „Jumbos“ in Stuttgart war nur<br />
möglich, weil die Startbahn kurz zuvor verlängert worden war.<br />
Millimeterarbeit:<br />
Auf einer Palette verzurrt geht es in den Lkw<br />
Vor dem Abheben eines Flugzeugs oder Ablegen eines Schiffes müssen<br />
<strong>Porsche</strong>s Logistiker fünf Tage für das Erstellen der Zollpapiere<br />
einkalkulieren. „Carnet ATA“ gehört zum Standard-Wortschatz – so<br />
lautet der Fachbegriff für eines der üblichen Papiere. Darin übernimmt<br />
die Bundesrepublik Deutschland eine Art Bürgschaft über<br />
Zölle und Steuern aller Art für den Fall, dass ein Fahrzeug entgegen<br />
der Ankündigung nicht mehr ausgeführt werden sollte. Schon mal<br />
vorgekommen? „Nein, nein, das Museum hat bisher letztlich noch<br />
jedes Fahrzeug zurückerhalten“, wehrt Hermann Kaiser ab, bei<br />
<strong>Porsche</strong> Sachbearbeiter in der Abteilung Logistik. Ein Jahr gilt ein<br />
Carnet in der Regel. Die zwölf Monate Laufzeit wurden zuletzt auf<br />
dem fünften Kontinent ausgeschöpft. Sieben <strong>Porsche</strong> befanden sich<br />
2006 ⁄ 2007 auf einer Tournee mit Auftritten bei der Autoshow in<br />
Sydney, der Rallye Classic Adelaide bis hin zur <strong>Porsche</strong>-Parade auf<br />
Phillip Island. Noch dazu waren sie in allen Showrooms der australischen<br />
<strong>Porsche</strong>-Händler begehrt.<br />
Klaus Bischof kann beim unerschöpflichen Thema Zollformalitäten<br />
auch manches aus früheren Tagen des <strong>Porsche</strong>-Rennsports beitragen.<br />
„Heute kann man es ja zugeben“, sagt der frühere Rennmechaniker,<br />
„zu Zeiten des <strong>Porsche</strong> 917 mussten wir bei den Fahrgestellnummern<br />
der Rennsportwagen flexibel sein.“ Damals standen nur vier Carnet-<br />
Papiere zur Verfügung, aber mindestens ein Dutzend 917 mussten<br />
zum Einsatz kommen. Da musste improvisiert werden.<br />
Traditionen werden beim <strong>Porsche</strong>-Museum auch hinsichtlich der<br />
Spediteure gepflegt. „Die Männer müssen wissen, wo man einem<br />
Rennwagen unter die Räder greifen kann“, sagt Hermann Kaiser und<br />
meint damit den (Mindest-)Anspruch an das Verpackungs-Personal.<br />
Er selbst und seine Mitarbeiter sind meist dabei, wenn in Stuttgart A
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Christophorus 330<br />
Übergabe:<br />
Transportlogistik vor der Kulisse moderner Karosserien<br />
Drunter und drüber:<br />
Generationenübergreifend wird die Reise angetreten<br />
oder auch in Weissach die jeweils 40 Fuß langen Normcontainer beladen<br />
werden. Zwei Fahrzeuge passen hinein. Richtig eng wird es allenfalls<br />
wegen der Breite von acht Fuß, das sind umgerechnet 2,438 Meter.<br />
Nur. Also ist beim <strong>Porsche</strong> 917-30 CanAm mit 2,25 Metern Breite<br />
Geschick und Augenmaß gefragt. Befestigt werden die Fahrzeuge an<br />
Rädern und Reifen, aber eben nicht an den Radaufhängungen. Kaiser:<br />
„Und wer unsere Leichtbau-Rennwagen am Abschlepphaken aus<br />
dem Container ziehen will, der hat schon verloren. Sie haben nämlich<br />
keinen …“<br />
Für den Logistiker ist die Entscheidung zwischen Luft- und Seefracht<br />
eine reine Zeit- und Geldfrage: „Die Luftfracht ist drei bis viermal so<br />
teuer wie die Seefracht.“ Das ist der Preis dafür, dass binnen drei<br />
Tagen jeder aktuelle <strong>Porsche</strong> in sein Zielland transportiert werden<br />
kann. So eilig haben es die verdienten Sportwagen in der Regel nicht.<br />
Im Jahr 2007wurden die Fahrzeuge nur bei zwei von 20Transporten<br />
nach Übersee geflogen. Das betraf die Typen Formel 1 und Formel 2<br />
der Baujahre 1962 und 1960. Sie mussten kurz nach flotten Runden<br />
auf der südfranzösischen Rennstrecke Le Castellet in Mexiko erneut<br />
an den Start gehen. Außerdem wurde die 356„Alubüchse“ aus dem<br />
Jahr 1951 nach dem <strong>Porsche</strong>-Fest in Frankreich umgehend nach Fuji<br />
in Japan zur „Classic Le Mans“ geflogen. Dort war der Le-Mans-<br />
Veteran zur Demonstrationsfahrt geladen – gemeinsam mit den Le-<br />
Mans-Siegern von1987 (<strong>Porsche</strong> 962 C) und von 1998 (911 GT1 ’98)<br />
sowie dem Targa-Florio-Sieger von 1973 (911 RSR). Immer unterwegs<br />
– ein typischer Einsatz für das in jeder Hinsicht rollende Museum. B