Ausgabe - 46 - 2013 - Produktion
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4 · Unternehmen & Märkte · <strong>Produktion</strong> · 14. November <strong>2013</strong> · Nr. <strong>46</strong><br />
Elektromobilität<br />
Andere Marken haben nichts vom Tesla-Netz<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. <strong>46</strong>, <strong>2013</strong><br />
Tesla baut für die Kunden seiner Elektroautos eine deutschlandweites<br />
Stromtankstellennetz auf. Das kann nicht von anderen Marken genutzt<br />
werden, da deren Fahrzeuge nicht 120 Kilowatt vertragen.<br />
Lansdberg (DJ/gk). Der kalifornische<br />
Hersteller von Edel-Elektroautos<br />
Tesla will in Deutschland<br />
ein Netz von Schnellladestationen<br />
bauen. „Bis Ende März 2014 soll die<br />
Hälfte Deutschlands mit Schnellladestationen<br />
abgedeckt sein, bis<br />
Ende 2014 das ganze Land. Das<br />
sind 40 bis 50 Stationen“, sagte<br />
Tesla-Chef Elon Musk der Welt am<br />
Sonntag. Wenn er dann noch Geld<br />
übrig habe, sei China dran. Musk<br />
hat für den Absatz auf Europas<br />
größtem Automarkt ehrgeizige Ziele.<br />
„Ich habe Vertrauen in den<br />
deutschen Verbraucher. Ich wette,<br />
dass wir hier ab Ende 2014 rund<br />
10 000 Autos pro Jahr verkaufen<br />
können.“ Bis Ende kommenden<br />
Jahres soll es hierzulande 25 Tesla-<br />
Niederlassungen geben.<br />
Die Stationen werden<br />
mit Solarstrom betrieben<br />
Die Ladestationen werden eine<br />
Leistung von 135 Kilowatt haben.<br />
Wenn der Akku nach 500 Kilometern<br />
leer ist, wird es etwa 20 Minuten<br />
dauern, bis er wieder voll ist.<br />
Die Stationen werden mit Sonnenkollektoren<br />
betrieben. „Unsere Devise<br />
lautet: Ein Tesla-Fahrer soll<br />
nicht mehr fürs Autofahren brau-<br />
Tesla will mit einem deutschlandweiten Stromtankstellennetz den hiesigen<br />
Markt erobern.<br />
Bild: Tesla<br />
chen als Sonnenlicht. Und selbst<br />
die daraus gewonnene Energie ist<br />
für unsere Kunden kostenlos“, kündigte<br />
Musk an.<br />
Bislang hat Tesla seit der Gründung<br />
vor zehn Jahren weltweit weniger<br />
als 2 500 Autos verkauft, der<br />
Durchbruch soll nun mit einem<br />
günstigeren Modell kommen.<br />
In drei Jahren will Musk einen<br />
kleineren Tesla auf den Markt bringen,<br />
der nur 35 000 Dollar kostet,<br />
was rund 25 000 Euro wären. Die<br />
kalifornische Autoschmiede hat<br />
mit Hilfe von Subventionen in diesem<br />
Jahr erstmals Gewinn gemacht.<br />
Im Interview wiederholte<br />
Musk sein Versprechen, im vierten<br />
Quartal dieses Jahres eine Bruttomarge<br />
von 25 % zu erreichen, wobei<br />
die staatlichen Hilfen nicht<br />
eingerechnet werden sollen.<br />
Tesla will die Kernmärkte auf<br />
dem europäischen Kontinent bis<br />
Ende 2014 mit einem flächendeckenden<br />
Ladenetz erobern. Das<br />
‚Supercharge‘ genannte System<br />
soll dabei der neuen Limousine<br />
Model S zum Erfolg verhelfen.<br />
In Norwegen, dem bisher absatzstärksten<br />
Markt der Kalifornier,<br />
könnten bereits 90 % der Bevölkerung<br />
eine Ladestation in einem<br />
Umkreis von 300 Kilometern erreichen.<br />
In dem skandinavischen<br />
Land werden seit kurzem die ersten<br />
Model S ausgeliefert. Die Märkte<br />
in Deutschland, Spanien und<br />
Belgien folgen laut Tesla zeitnah.<br />
Um mit den Auslieferungen<br />
Schritt zu halten, soll das Supercharge-Netz<br />
„aggressiv“ ausgebaut<br />
werden, sagte der Tesla-Verantwortliche<br />
für Geschäftsentwicklung,<br />
Diarmuid O’Connell. Der<br />
Aufbau solle aber gleichzeitig pragmatisch<br />
vonstatten gehen.<br />
Es gebe keinen Plan, wie viele<br />
Stationen errichtet werden sollen,<br />
teilte das Unternehmen noch kürzlich<br />
mit. Vielmehr orientiere sich<br />
das Unternehmen an dem Markt<br />
und der Verbreitung der Fahrzeuge.<br />
„Dort wo es bereits eine gewisse<br />
Dichte an Tesla-Fahrzeugen gibt,<br />
werden wir das Netzwerk strategisch<br />
erweitern“, sagte O’Connell.<br />
Von dem Ladenetz haben nur die<br />
Tesla-Kunden etwas: Die Kompatibilität<br />
der Ladesäulen zu anderen<br />
Herstellern sei derzeit kein Thema.<br />
Der Grund dafür liegt in der Batterietechnik:<br />
Das Fahrzeug wird<br />
mit 120 Kilowatt geladen – mehr als<br />
die Fahrzeuge anderer Hersteller<br />
verkraften könnten. Für die Tesla-<br />
Modelle und ihre Lithium-Ionen-<br />
Akkus, wie man sie auch aus Laptops<br />
kennt, sei diese Art der „Überladung“<br />
kein Problem. „Super-<br />
Mehr Fahrzeuge verkauft als<br />
<strong>2013</strong> lieferbar sind<br />
charging beschädigt nicht die Batterie“,<br />
sagte Tesla-Vice President<br />
Jerome Guillen. Details zu der<br />
Technologie wollte er allerdings<br />
nicht nennen. „Da steckt einiges an<br />
geistigem Eigentum drin.“ Das Unternehmen<br />
stehe aber zu den Akkus<br />
und gewähre acht Jahre Garantie<br />
auf die Technik. „Wir versuchen,<br />
so viele Fahrzeuge wie möglich<br />
zu verkaufen und unsere <strong>Produktion</strong>skapazitäten<br />
weiter auszuweiten“,<br />
sagte der Verkaufschef.<br />
Allerdings bremsen Lieferengpässe<br />
in Kalifornien derzeit die Aussichten<br />
von Tesla. „Wir haben<br />
heute schon mehr Fahrzeuge verkauft,<br />
als wir in diesem Jahr produzieren<br />
können“, sagte Guillen. Tesla<br />
schraubt die Fahrzeuge für den<br />
europäischen Markt im niederländischen<br />
Tilburg zusammen, bleibt<br />
dabei aber auf Teile aus Kalifornien<br />
angewiesen. Mit einer 60 Kilowattstunden-Batterie<br />
kommt die Basisvariante<br />
des Model S auf eine geschätzte<br />
Reichweite von 370 Kilometern<br />
bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 88 Kilometern<br />
pro Stunde. Eine Batterie mit 85<br />
Kilowattstunden bringt es auf geschätzte<br />
480 Kilometer Reichweite.<br />
Der Preis macht das Model S dennoch<br />
eher zu einem Fahrzeug für<br />
Enthusiasten: Die Basisvariante<br />
des Flitzers kostet 71 400 Euro.<br />
Deutscher Zukunftspreis: Konzept von Bosch, Trumpf und Uni Jena nominiert<br />
Ultrakurzpulslaser revolutionieren die <strong>Produktion</strong><br />
Sabine Leikep, <strong>Produktion</strong> Nr. <strong>46</strong>, <strong>2013</strong><br />
Bosch, Trumpf und der Uni Jena ist es gelungen, ultrakurze Laserpulse<br />
als erfolgreiches Werkzeug für die industrielle <strong>Produktion</strong> zu etablieren.<br />
Sie sind für den Deutschen Zukunftspreis nominiert.<br />
Ditzingen (gk). Ein sehr energiereicher<br />
Laserstrahl mit einer<br />
Reichweite von einem Millimeter<br />
eröffnet neue Dimensionen bei der<br />
Bearbeitung unterschiedlichster<br />
Materialien, vom Glas für Smartphonedisplays<br />
über medizinische<br />
Implantate bis zu Einspritzventilen.<br />
Dass der Ultrakurzpulslaser<br />
für die Mikrobearbeitung in der<br />
Serienfertigung eingesetzt werden<br />
kann, ist im Wesentlichen der<br />
gemeinsamen Forschungs- und<br />
Entwicklungsarbeit von Trumpf,<br />
Bosch und der Universität Jena zu<br />
verdanken. Deshalb wurden die<br />
drei Forscher Dr. Jens König, Robert<br />
Bosch GmbH, Dr. Dirk Sutter,<br />
Trumpf Laser GmbH + Co. KG, und<br />
Prof. Dr. Stefan Nolte, Friedrich-<br />
Schiller-Universität Jena, als Team<br />
für den Deutschen Zukunftspreis<br />
nominiert.<br />
Die Kunst, den Laserpuls auf<br />
das Werkstück zu bringen<br />
„Die Kunst liegt darin, den Laserpuls<br />
vernünftig auf das Werkstück<br />
zu bringen“ erklärt Professor Stefan<br />
Nolte. Obwohl der Laserstrahl<br />
heißer als die Sonne ist, sei durch<br />
den kurzen Kontakt eine kalte Bearbeitung<br />
möglich. „Das Werk-<br />
Ein Laser-Werkzeug<br />
muss robust sein<br />
stück merkt gar nicht, wie heiß es<br />
wird“, betont Nolte. „Die Entwicklung<br />
der Ultrakurzimpulse war eine<br />
unternehmerische Entscheidung<br />
der Herren Leibinger, und sie<br />
wurde unterstützt durch Fördermittel<br />
der Bundesregierung“, sagt<br />
Dr. Dirk Sutter. Damit konnte der<br />
Ultrakurzpulslaser seinen Weg aus<br />
dem Labor in die industrielle <strong>Produktion</strong><br />
antreten. „Ein wesentlicher<br />
Faktor ist die Produktivität.<br />
Mit dieser Technik können wir<br />
viele Produkte in kurzer Zeit und<br />
mit hoher Qualität bearbeiten“, so<br />
Dr. Jens König. Bosch setze diese<br />
Technologie beispielsweise für feine<br />
Öffnungen zur Benzindirekteinspritzung<br />
in Motoren ein, um eine<br />
effektive Wirkung zu erzielen. Auch<br />
bei Brennern für Heizöl ließe sich<br />
der Verbrauch reduzieren. Geplant<br />
seien weitere Anwendungen, zum<br />
Beispiel im Elektronikbereich oder<br />
zur Reduzierung von Reibung und<br />
Verschleiß. „Die Breite der Anwendungsgebiete<br />
ist noch nicht absehbar“,<br />
betont König.<br />
Aus unternehmerischer Sicht<br />
hält Dr. Peter Leibinger, Stellvertretender<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Trumpf GmbH<br />
+ Co. KG und Vorsitzender des<br />
Geschäfts bereichs Lasertechnik/<br />
Elektronik, die Orientierung an<br />
Leitmotiven für wichtig. Man benötige<br />
eine Grundüberzeugung<br />
und Hartnäckigkeit. So habe man<br />
im Hause Trumpf Mitte der 90er<br />
Jahre mit der Feinstbearbeitung<br />
begonnen. „Eine solche Entwicklung<br />
kann man nicht rechnen“, sagt<br />
er. „Man muss überzeugt sein, dass<br />
man es braucht“. Ein ROI-Ansatz<br />
könne hier nicht funktionieren.<br />
Ein weiteres Leitmotiv sei die<br />
Industrietauglichkeit: „Es muss robust<br />
sein, sonst ist auch ein faszinierendes<br />
Werkzeug wertlos“ betont<br />
Peter Leibinger.<br />
Und schließlich komme es auf<br />
die Kollaboration an. Alleine könne<br />
ein Unternehmen so etwas nicht<br />
leisten. Aus der Verbundforschung<br />
mit Bosch und der Universität Jena<br />
seien inzwischen 51 Patente entstanden.<br />
„Wir sind dabei, eine Tür<br />
aufzustoßen, in einen Raum, den<br />
wir noch gar nicht überblicken<br />
können“ – so formuliert Dr. Leibinger<br />
die ungeahnten Möglichkeiten,<br />
welche die neue Technologie<br />
eröffnet.<br />
Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Robert<br />
Bosch GmbH, freut sich, dass<br />
durch die Nominierung für den<br />
Zukunftspreis die Fertigungstechnologie<br />
rund um den Laser ins<br />
(Von links) Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert<br />
Bosch GmbH, Dr. Peter Leibinger, stellvertretender Vorsitzender der Trumpf<br />
GmbH + Co. KG, und Professor Stefan Nolte, Universität Jena, stellten ihren<br />
nominierten Ultrakurzpulslaser bei einem exklusiven Round-Table vor. <br />
<br />
richtige Licht gerückt wird. Hier<br />
habe man ein bisher konkurrenzloses<br />
Produkt. „Solche Kompetenz<br />
kann für die Industrie und den<br />
<strong>Produktion</strong>sstandort Deutschland<br />
entscheidend sein. Die Kooperation<br />
von Experten unterschiedlicher<br />
Disziplinen könne neue Horizonte<br />
eröffnen und Impulse für neue<br />
Forschungsthemen geben, so dass<br />
ein Mehrwert für alle entstehe.<br />
Lobend äußert er sich über die<br />
Zusammenarbeit mit Trumpf und<br />
der Universität Jena. Durch das<br />
Projekt sei die Innovationskraft des<br />
gesamten Standortes Deutschland<br />
gestärkt worden, weil es gelungen<br />
sei, die Technologie vom For-<br />
Bild: Sabine Leikep<br />
schungslabor in die Fertigung zu<br />
überführen.<br />
Der Deutsche Zukunftspreis –<br />
Preis des Bundespräsidenten für<br />
Technik und Innovation – ehrt seit<br />
1997 jährlich wissenschaftliche<br />
Höchstleistungen mit einem großen<br />
wirtschaftlichen Potenzial.<br />
„Genau diese Kombination macht<br />
die Innovationskraft unseres Landes<br />
aus und sichert unseren Wohlstand<br />
und unser Wohlergehen“,<br />
erklärte Bundespräsident Joachim<br />
Gauck im Vorfeld der Preisvergabe.<br />
Der Gewinner des Zukunftspreises<br />
wird am 4. Dezember bekanntgegeben.<br />
Zwei weitere Forscherteams<br />
sind mit im Rennen.