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toptHema : Kinder & die welt - Rappel-Post

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Hanau | Am Markt<br />

6 TOPTHEMA: Die Welt<br />

Peter Schneider im Interview<br />

Die Zahlen im Rhein-Main-Gebiet sprechen für sich. In Offenbach<br />

haben 50 Prozent der Menschen in der Stadt ihre Wurzeln außerhalb<br />

Deutschlands, in den Kitas haben 70 Prozent der <strong>Kinder</strong> einen Migrationshintergrund.<br />

Welche Folgen hat das für <strong>die</strong> Stadt und für <strong>die</strong> Arbeit<br />

in Kitas und Schulen?<br />

Peter Schneider: Das ist ein Indiz dafür, dass wir besonders mit dem Programm<br />

Integration und Chancengleichheit aufpassen müssen. Vor allen Dingen<br />

müssen wir <strong>die</strong> Chancengleichheit für <strong>Kinder</strong> gewähren, <strong>die</strong> Deutsch<br />

nicht als Muttersprache haben. Dazu müssen wir eine besondere Aufmerksamkeit<br />

auf <strong>die</strong> Sprachförderung legen, gleichzeitig müssen wir bei den Erziehern<br />

besondere Kompetenzen ausbilden. So gab es an unseren Kitas ein<br />

dreijähriges Weiterbildungsprogramm, um interkulturelle Kompetenzen zu<br />

fördern.<br />

Wie reagieren <strong>die</strong> Eltern darauf? Oder sind da mitunter dicke Bretter zu<br />

bohren?<br />

Peter Schneider: Für <strong>die</strong> Eltern gibt es Programme wie „Mama lernt<br />

Deutsch“, mit denen wir versuchen, <strong>die</strong> Eltern mit einem niederschwelligen<br />

Angebot ins Boot zu holen. Deutschland ist ein Einwanderungsland, das ist<br />

völlig klar. Und da sind Eltern ganz stark hinterher, dass ihre <strong>Kinder</strong> Chancen<br />

haben. Zudem setzt sich immer mehr durch, dass <strong>die</strong> Eltern dabei eine<br />

entscheidende Rolle spielen und sie ihre <strong>Kinder</strong> entsprechend motivieren.<br />

Wir kommen schon an <strong>die</strong> Eltern ran, aber es gibt Gruppen mit tra<strong>die</strong>rten<br />

Rollenbildern, gerade bei muslimischen Familien. Und da ist das Bild mit<br />

den dicken Bretten, <strong>die</strong> man bohren muss, nicht falsch. Es geht darum, nicht<br />

den anderen als Gegner zu sehen. Sondern darum, gemeinsam eine Kultur<br />

des Miteinanders herzustellen. Aber da sind wir in Offenbach schon ziemlich<br />

weit.<br />

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Peter Schneider, Jahrgang 1955,<br />

stammt aus Frankfurt, ist Lehrer,<br />

war zuletzt Leiter des Stu<strong>die</strong>nseminars<br />

für Gymnasien in<br />

Offenbach. Seit September vergangenen<br />

Jahres ist als Bürgermeister<br />

zuständig für Um<strong>welt</strong>,<br />

Energie, Nahverkehr, Jugend<br />

und Erziehung sowie für Sport<br />

und Gesundheit. Er ist verheiratet<br />

und hat zwei erwachsene<br />

<strong>Kinder</strong>.<br />

Die Bausteine im Bildungsleben sind Kita, Grund- und weiterführende<br />

Schulen? Wie sind <strong>die</strong> Einrichtungen miteinander verzahnt?<br />

Peter Schneider: Wir in Offenbach haben eine reiche Tradition der Zusammenarbeit.<br />

Ein Beispiel dafür ist unser Ganztagsklassenmodell. Das Jugendamt<br />

ist mit Sozialpädagogen in Grundschulen, um dort ein Ganztagsangebot<br />

anzubieten. Wir arbeiten sehr gut mit dem staatlichen Schulamt zusammen.<br />

Da hat man ein gemeinsames Verständnis dafür, was notwendig ist.<br />

Wie ist <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit den Vereinen, findet dort eine Einbindung<br />

statt?<br />

Peter Schneider: Es gibt viele Vereine, mit denen <strong>die</strong> Stadt ganz eng zusammenarbeitet.<br />

Sport ist jedoch ein ganz wichtiges Stichwort. Wir haben<br />

bei 120.000 Einwohnern 25.000 Menschen, <strong>die</strong> in Sportvereinen Mitglied<br />

sind. Gerade bei Fußballvereinen ist <strong>die</strong> Integrationsarbeit ganz enorm. Da<br />

kommen <strong>Kinder</strong> unterschiedlicher Herkunft zusammen und arbeiten gemeinsam<br />

auf ein Ziel hin – und das ist ja das entscheidende dabei – dass<br />

man Räume schafft, wo man sich kennenlernt.<br />

Die Offenbacher Bürgermeisterin Birgit Simon hatte mal davon gesprochen,<br />

sie wolle nichts mehr hören von Schulen mit hohem Migrationsanteil.<br />

Sie wolle, dass von internationalen Schulen gesprochen werde.<br />

Auf welchem Weg ist Offenbach?<br />

Peter Schneider: Wir haben 155 Nationen in Offenbach. Und viele leben<br />

schon in der zweiten und dritten Generation hier. Mir ist es ganz wichtig,<br />

das als eine Einheit zu sehen, als ein System, in dem alle gemeinsam leben.<br />

Der Blick aus der Distanz, der auf der einen Seite <strong>die</strong> Alteingesessenen<br />

sieht auf der anderen Seite <strong>die</strong> Hinzugekommen, der muss sich wandeln,<br />

hin zu dem Blick, dass wir alle in einer Stadt gemeinsam leben.<br />

Ist das nicht auch eine Frage der Generationen?<br />

Peter Schneider: Selbst in meiner Generation fällt es vielen schwerer als<br />

in der Generation meiner <strong>Kinder</strong>. Für sie ist <strong>die</strong>ses Zusammenleben völlig<br />

normal. Aber man muss natürlich immer aufpassen, wo man Weichen stellt<br />

und wo man Ressentiments abbaut und vermittelt.<br />

Welche Ressentiments?<br />

Peter Schneider: Gerade viele ältere Offenbacher aus den Stadtteilen Bieber,<br />

Bürgel oder Rumpenheim sagen häufig, dass es nicht mehr schön sei<br />

in der Innenstadt, weil da so viele Ausländer seien. Da muss man ganz entschieden<br />

und einfach fragen, wo denn das Problem ist. Aber wenn es denn<br />

Gruppen von jungen Männern gibt, <strong>die</strong> überall ihren Speichel hinterlassen,<br />

gilt es auch einzuhaken. Da gilt es sowohl in <strong>die</strong> eine wie in <strong>die</strong> andere<br />

Richtung deutliche Ansprachen zu halten.<br />

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LEGO®, das LEGO® Logo, <strong>die</strong> Konfiguration der Noppen und <strong>die</strong> Minifigur sind Marken der LEGO® Gruppe. ©2013 The LEGO® Group.<br />

Herr Schneider, wie sehen sie Offenbach in zwei Dekaden?<br />

Peter Schneider: Offenbach ist eine junge Stadt. Und wir haben keinen<br />

Schwund, sondern eine Zunahme. Wir haben aber auch von Frankfurt ausgehend<br />

einen Siedlungsdruck. Dennoch wird Offenbach profitieren. Es gibt<br />

einen Wandel in der Sozialstruktur, sie wird besser werden. Es werden Einkommensstärkere<br />

und bildungsnähere Menschen zu uns kommen. Dadurch<br />

wird sich das Konfliktpotenzial deutlich abgeschwächt haben in 20 Jahren.<br />

Klaus Kühlewind

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