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Noxen aufspüren – und auf Distanz halten - ratgeber-fitness.de

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medizin<br />

Zertifizierte Fortbildung<br />

<br />

berufsbedingter irritativer Schädigung <strong>de</strong>s Hautorganes, entwickelt<br />

(differenzieller Irritationstest).<br />

A <strong>und</strong> O Der Therapie: Die Noxe mei<strong>de</strong>n!<br />

Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Behandlung von Kontaktekzemen steht die<br />

Meidung <strong>de</strong>r ekzemauslösen<strong>de</strong>n bzw. unter<strong>halten</strong><strong>de</strong>n irritativen<br />

o<strong>de</strong>r allergenen Noxe. Dies kann durch Elimination bzw. Austausch<br />

<strong>de</strong>r Noxe o<strong>de</strong>r – soweit möglich – Anwendung adäquater<br />

Hautschutzmaßnahmen geschehen. Bei Verdacht <strong>auf</strong> eine berufsbedingte<br />

Dermatose besteht für je<strong>de</strong>n Arzt die Verpflichtung<br />

<strong>de</strong>r Überweisung an einen Hautarzt gemäß § 41 <strong>de</strong>s Vertrages<br />

Ärzte/Unfallversicherungsträger. Das akute Kontaktekzem wird<br />

in <strong>de</strong>r Regel initial mit topischen Glucocorticosteroi<strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>lt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s hiermit verb<strong>und</strong>enen – je nach verwen<strong>de</strong>tem<br />

Präparat mehr o<strong>de</strong>r weniger ausgeprägten – Hautatrophierisikos<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beeinflussung <strong>de</strong>r epi<strong>de</strong>rmalen Barrierefunktion sollten<br />

diese lediglich kurzfristig im Intervall angewandt <strong>und</strong> von einer<br />

unkritischen Dauerbehandlung mit diesen Präparaten abgesehen<br />

wer<strong>de</strong>n. Keinesfalls sollten diese Externa angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn die schädigen<strong>de</strong> beruflichen Tätigkeit weiterhin besteht.<br />

Vonseiten <strong>de</strong>s behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Dermatologen ist nach Abklingen<br />

<strong>de</strong>r Akutphase eine stadiengerechte, möglichst nebenwirkungsarme<br />

antiinflammatorische Therapie einzuleiten. Wesentlicher<br />

Bestandteil <strong>de</strong>rartiger therapeutischer Optionen ist die Wahl einer<br />

stadiengerechten Externa-Gr<strong>und</strong>lage; so sollten z.B. bei akuten<br />

bläschenbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r nässen<strong>de</strong>n Ekzemen bevorzugt austrocknen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen wie <strong>de</strong>sinfizieren<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r gerbstoffhaltige<br />

Bä<strong>de</strong>r, Zink-Schüttel-Mixturen o<strong>de</strong>r fett-feuchte Umschläge zur<br />

Anwendung kommen. Bei chronifizierten, trocken-schuppen<strong>de</strong>n<br />

Ekzemen wer<strong>de</strong>n eher fettere Creme- o<strong>de</strong>r Salbengr<strong>und</strong>lagen<br />

eingesetzt. Lokalen UV-Bestrahlungskonzepten kommt eine<br />

Typische Allergene<br />

Friseur<br />

n Oxidationshaarfarben (p-Phenylendiamin,<br />

p-Toluylendiamin)<br />

n Ammoniumpersulfat<br />

n Glycerylmonothioglycolat („saure“ Dauerwelle“:<br />

Sensibilisierungen in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren <strong>de</strong>utlich rückläufig, da von <strong>de</strong>r Haarkosmetikindustrie<br />

weitgehend zurückgezogen)<br />

Zahntechniker<br />

n Acrylate, Methacrylate<br />

n Melaminformal<strong>de</strong>hydharz<br />

Florist, Gärtner<br />

n Sesquiterpenlactone (in Korbblütlern)<br />

n Primin, Geraniol u.v.m.<br />

n Cave: nicht selten aerogone allergische<br />

Kontakt<strong>de</strong>rmatitis!<br />

„Metallarbeiter“ (spanen<strong>de</strong> Fertigung<br />

<strong>und</strong> Umformung)<br />

n Konservierungsmittel in Kühlschmierstoffen<br />

(z.B. Formal<strong>de</strong>hyd[abspalter], Monoethanolamin,<br />

Kolophonium<strong>de</strong>rivate [Tallöl<strong>de</strong>stilate],<br />

Cave: Nickelallergie nicht<br />

berufstypisch!)<br />

medizinischer Ba<strong>de</strong>meister, Masseur<br />

n Konservierungsstoffe<br />

(z.B. Methyldibromoglutaronitril)<br />

n weitere Externainhaltsstoffe<br />

(z.B. Cetylstearylalkohol)<br />

n Desinfektionsmittel (z.B. Al<strong>de</strong>hy<strong>de</strong>)<br />

Krankenpfleger, Altenpfleger<br />

n Desinfektionsmittel (z.B. Al<strong>de</strong>hy<strong>de</strong>)<br />

n Konservierungsstoffe<br />

(z.B. Methyldibromoglutaronitril)<br />

n weitere Externainhaltsstoffe<br />

(z.B. Duftstoffe)<br />

Bäcker, Konditor<br />

n Mehl, Gewürze, Aromastoffe,<br />

Antioxidanzien<br />

Maurer, Fliesenleger (Bauberufe)<br />

n Kaliumdichromat (ten<strong>de</strong>nziell rückläufig<br />

wegen zunehmen<strong>de</strong>r Verbreitung chromatarmer<br />

Zemente)<br />

n Kobalt<br />

n Epoxidharzsysteme (Epoxidharze, Reaktivverdünner<br />

<strong>und</strong> -härter, zunehmend ent<strong>halten</strong><br />

in zementären Spachtelmassen)<br />

beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu: Durch immunmodulatorische Effekte<br />

wird ein Rückgang <strong>de</strong>r Entzündung bewirkt, zum an<strong>de</strong>ren führt<br />

UV-Bestrahlung aber auch zu einer Verdickung <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis<br />

(„Lichtschwiele“) <strong>und</strong> somit zu einer erhöhten Belastbarkeit z.B.<br />

gegenüber potenziellen Irritanzien. Nach Abheilung <strong>de</strong>r ekzematösen<br />

Hautverän<strong>de</strong>rungen ist stets eine stadiengerechte Nachbehandlung<br />

im Sinne einer optimalen Hautpflege z.B. mit harnstoffo<strong>de</strong>r<br />

gerbstoffhaltigen Externa angezeigt.<br />

Prävention – primär, sek<strong>und</strong>är, tertiär<br />

Zur Prävention berufsbedingter Hauterkrankungen stehen die<br />

Optionen <strong>de</strong>r primären, sek<strong>und</strong>ären <strong>und</strong> tertiären Prävention zur<br />

Verfügung. Hierbei kommen <strong>de</strong>r primären Prävention die Vorbeugung<br />

<strong>und</strong> Begrenzung von Krankheitsrisiken bei in erhöhtem<br />

Maße gefähr<strong>de</strong>ten Bevölkerungsgruppen zu, die sek<strong>und</strong>äre Prävention<br />

beinhaltet die Früherkennung <strong>und</strong> Einleitung entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Maßnahmen bei berufsbedingten Hauterkrankungen<br />

<strong>und</strong> die tertiäre Prävention dient <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r Erkrankung,<br />

<strong>de</strong>r Begrenzung <strong>de</strong>r Erkrankungsfolgen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vermeidung von<br />

Rezidiven. Im Folgen<strong>de</strong>n wird insbeson<strong>de</strong>re <strong>auf</strong> die Aspekte <strong>de</strong>r<br />

primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Prävention eingegangen.<br />

Primäre Prävention: Eine Möglichkeit <strong>de</strong>r primären Prävention<br />

stellen Berufseingangsuntersuchungen nach <strong>de</strong>m Jugendarbeitsschutzgesetz<br />

dar. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s zunehmend höheren Berufseinstiegsalters eine Vielzahl<br />

von Berufsanfängern nicht erfasst wird. Es besteht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

in diesem Rahmen die Möglichkeit, bei Zweifeln im Hinblick <strong>auf</strong><br />

die diagnostische Einordnung eine Ergänzungsuntersuchung, z.B.<br />

bei einem Dermatologen, zu veranlassen (§38 JuArbSchG). „Prophetische“<br />

Allergietestungen (z.B. Testung einer Jugendlichen vor<br />

Beginn einer Friseurausbildung mit <strong>de</strong>r Friseurallergenreihe) sind<br />

<strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s iatrogenen Sensibilisierungsrisikos<br />

kontraindiziert. Mit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Gefahrstoffverordnung (ab 01.01.2005) sind zu<strong>de</strong>m<br />

erstmals arbeitsmedizinische Untersuchungen bei<br />

Beschäftigten verpflichtend vorgeschrieben, die<br />

vier St<strong>und</strong>en o<strong>de</strong>r mehr Feuchtarbeit täglich verrichten.<br />

Beschäftigten, die zwei o<strong>de</strong>r mehr St<strong>und</strong>en<br />

Feuchtarbeit verrichten, müssen arbeitsmedizinische<br />

Untersuchungen seitens <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

angeboten wer<strong>de</strong>n. Es ist sinnvoll, dass die betriebsärztlichen<br />

Untersuchungen gemäß <strong>de</strong>s Berufsgenossenschaftlichen<br />

Gr<strong>und</strong>satzes 24 (G 24)<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m die atopische Hautdisposition<br />

berücksichtigt wird. Ein weiteres Mittel<br />

<strong>de</strong>r primären Prävention stellt die Bereitstellung<br />

hautschonen<strong>de</strong>r Arbeitsplätze dar; dies wird durch<br />

die Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS)<br />

geregelt, hervorzuheben ist hier die TRGS 410<br />

(„Gefährdung durch Hautkontakt“). In <strong>de</strong>n TRGS<br />

wird unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r gr<strong>und</strong>sätzliche Vorrang<br />

technischer <strong>und</strong> organisatorischer Maßnahmen<br />

(z.B. Automatisation, Kapselung von Maschinen<br />

etc.) vor persönlichen Schutzmaßnahmen geregelt.<br />

Da das häufig unerlässliche Tragen okklusiven<br />

Handschuhschutzes selbst zu einem feuchten Milieu<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Handschuhs führen kann, wird<br />

zu<strong>de</strong>m <strong>auf</strong> eine entsprechen<strong>de</strong> Arbeitsorganisation<br />

hingewiesen, bei <strong>de</strong>r möglichst Feucht- <strong>und</strong> Trockenarbeit<br />

im Wechsel vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Quellennachweis: Skudlik C., Schwanitz HJ (2002) Berufskrankheiten <strong>de</strong>r Haut; Trauma Berufskrankh. 4:151-162<br />

32 Der Kassenarzt Nr. 9 | Mai 2007

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