S e ie n S ie w ä h le r is c h - Gemeinde Kirchlengern
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08<br />
KULTUR<br />
Buchtipp<br />
Woodrell, Dan<strong>ie</strong>l: Winters Knochen<br />
München : L<strong>ie</strong>beskind, 222 S.<br />
ISBN 978-3-935890-76-2, 18,90 €<br />
Ree Dolly <strong>is</strong>t 17 Jahre alt und <strong>le</strong>bt unter<br />
<strong>ä</strong>rmlichen Verh<strong>ä</strong>ltn<strong>is</strong>sen in M<strong>is</strong>souri. Da<br />
ihre Mutter zum Pf<strong>le</strong>gefall geworden und<br />
ihr Vater selten zuhause <strong>is</strong>t, erz<strong>ie</strong>ht s<strong>ie</strong> al<strong>le</strong>ine<br />
ihren beiden jüngeren Geschw<strong>is</strong>ter.<br />
Als ihr Vater l<strong>ä</strong>ngere Zeit verschwunden<br />
<strong>is</strong>t, erh<strong>ä</strong>lt s<strong>ie</strong> Besuch von der Polizei, d<strong>ie</strong><br />
ihr eröffnet, dass d<strong>ie</strong>ser flüchtig <strong>is</strong>t, zuvor<br />
aber noch das Haus als Kaution hinterlassen<br />
hat. Sollte er nicht innerhalb weniger<br />
Tage auftauchen, stehen Ree und ihre<br />
Famil<strong>ie</strong> auf der Straße. So macht s<strong>ie</strong> sich<br />
auf, in der verschworenen Gemeinschaft<br />
von Rinderzüchtern, Ex-Knack<strong>is</strong> und<br />
Crystal-Meth-Dea<strong>le</strong>rn nach Hinwe<strong>is</strong>en<br />
zum Aufenthalt ihres Vaters zu suchen.<br />
In kr<strong>ä</strong>ftigen, poet<strong>is</strong>chen Bildern erschafft<br />
Dan<strong>ie</strong>l Woodrell eine Winterlandschaft,<br />
d<strong>ie</strong> nichts Romant<strong>is</strong>ches an sich hat, sondern<br />
deren E<strong>is</strong>esk<strong>ä</strong>lte einem förmlich in<br />
d<strong>ie</strong> Knochen kr<strong>ie</strong>cht. Als Leser <strong>is</strong>t man<br />
faszin<strong>ie</strong>rt von Ree Dolly, d<strong>ie</strong> in d<strong>ie</strong>ser<br />
Welt unbeirrt um ihr Zuhause und ihre<br />
Famil<strong>ie</strong> k<strong>ä</strong>mpft und sich so den widerwilligen<br />
Respekt ihrer Umgebung erarbeitet<br />
– nicht ohne einen hohen Pre<strong>is</strong> dafür zu<br />
bezah<strong>le</strong>n…<br />
100. Mitgl<strong>ie</strong>d<br />
Förderverein der Musikschu<strong>le</strong><br />
Etwas tun, nicht nur darüber reden, war der<br />
Grund für Famil<strong>ie</strong> Hotf<strong>ie</strong>l aus Kirch<strong>le</strong>ngern, um<br />
ihren Über<strong>le</strong>gungen Taten folgen zu lassen.<br />
Und so bescherte s<strong>ie</strong> dem Förderverein der<br />
Musikschu<strong>le</strong> Kirch<strong>le</strong>ngern e.V. ein besonderes<br />
Weihnachtsgeschenk. Tochter Lena (12 Jahre<br />
alt) <strong>is</strong>t nun das 100. Mitgl<strong>ie</strong>d des Vereins.<br />
Für den Förderverein der Musikschu<strong>le</strong> in<br />
Kirch<strong>le</strong>ngern haben wir uns nach dem Cand<strong>le</strong>light-Konzert<br />
im Oktober, welches vom<br />
Förderverein organ<strong>is</strong><strong>ie</strong>rt wurde, entsch<strong>ie</strong>den.<br />
Das hat uns so gut gefal<strong>le</strong>n, so Birgit Hotf<strong>ie</strong>l,<br />
d<strong>ie</strong> selbst Saxophon sp<strong>ie</strong>lt, dass wir dem Verein<br />
jetzt beigetreten sind. Zum einen, um ihn<br />
bei seiner Arbeit zu unterstützen, aber natürlich<br />
auch in der Hoffnung, so ein wunderbares<br />
Ereign<strong>is</strong> bald w<strong>ie</strong>der er<strong>le</strong>ben zu dürfen, erg<strong>ä</strong>nzt<br />
mit einem Augenzwinkern Hans Hotf<strong>ie</strong>l.<br />
Menschen, d<strong>ie</strong> sich ihrem Heimatort so verbunden<br />
füh<strong>le</strong>n, dass s<strong>ie</strong> sich ehrenamtlich engag<strong>ie</strong>ren,<br />
tragen dazu bei, dass ein <strong>le</strong>benswertes,<br />
kulturell reiches Umfeld gestaltet wird.<br />
D<strong>ie</strong>ses Engagement kann gar nicht hoch genug<br />
gesch<strong>ä</strong>tzt werden, so Sylvia Kersting, Vorsitzende<br />
des Fördervereins. Und so gab es für<br />
Lena, d<strong>ie</strong> bereits seit einigen Jahren Klav<strong>ie</strong>runterricht<br />
erh<strong>ä</strong>lt, als k<strong>le</strong>ines Dankeschön ein<br />
musikal<strong>is</strong>ches Pr<strong>ä</strong>sent.<br />
Wer auch den Verein, der d<strong>ie</strong> Aufgaben der<br />
Musikschu<strong>le</strong> ideell und mater<strong>ie</strong>ll unterstützt,<br />
st<strong>ä</strong>rken möchte, der wende sich te<strong>le</strong>fon<strong>is</strong>ch an<br />
Sylvia Kersting, 05223/85480 oder nutze d<strong>ie</strong> E-<br />
Mail-Kontaktaufnahme unter foerdervereinmusikschu<strong>le</strong>@web.de.<br />
„D<strong>ie</strong> B<strong>ä</strong>rengeschichte“<br />
In der Reihe „Kultur im Forum“<br />
Ein modernes M<strong>ä</strong>rchen mit Musik und szen<strong>is</strong>cher Darstellung<br />
pr<strong>ä</strong>sent<strong>ie</strong>rt Willi F<strong>le</strong>ddermann am Freitag, 24.<br />
Februar, um 20 Uhr in der Kirch<strong>le</strong>ngerner Veranstaltungsreihe<br />
„Kultur im Forum.“ Ort der Handlung <strong>is</strong>t w<strong>ie</strong><br />
immer das Forum der Erich K<strong>ä</strong>stner-Gesamtschu<strong>le</strong>. In<br />
„D<strong>ie</strong> B<strong>ä</strong>rengeschichte“ beschreibt F<strong>le</strong>ddermann das<br />
fr<strong>ie</strong>dliche Zusammen<strong>le</strong>ben des weißen und schwarzen<br />
B<strong>ä</strong>ren. B<strong>is</strong> der Fuchs ins Tal der B<strong>ä</strong>ren kommt. Angst <strong>is</strong>t<br />
kein Lebensgefühl, aus dem heraus es sich gut <strong>le</strong>ben<br />
l<strong>ä</strong>sst. Um den Teufelskre<strong>is</strong> zu durchbrechen, müsste es<br />
den B<strong>ä</strong>ren gelingen, einander zu vertrauen. Aber w<strong>ie</strong>?<br />
Und plötzlich sind wir mittendrin und drehen uns, w<strong>ie</strong><br />
d<strong>ie</strong> Geschichte selbst, im Kre<strong>is</strong>. Ein zeitgem<strong>ä</strong>ßes M<strong>ä</strong>rchen<br />
wird erz<strong>ä</strong>hlt, dazu d<strong>ie</strong> alte Parad<strong>ie</strong>sgeschichte<br />
aufgerufen mit all ihren Fragen nach Gut und Böse,<br />
nach Erkenntn<strong>is</strong>, nach Schuld und Scham. „D<strong>ie</strong> B<strong>ä</strong>rengeschichte“<br />
wird – beg<strong>le</strong>itet von einer stimmungsvol<strong>le</strong>n<br />
Inszen<strong>ie</strong>rung – vom Autor ge<strong>le</strong>sen, dazu erklingt live d<strong>ie</strong><br />
Musik von Bernd Hilke, der d<strong>ie</strong>se eigens dafür kompon<strong>ie</strong>rt<br />
hat. Außerdem werden aus dem Buch mitreißende<br />
Zeichnungen vom Bünder Museums<strong>le</strong>iter Michael<br />
Strauß und andere Bildmotive zum Thema gezeigt. D<strong>ie</strong><br />
Technik l<strong>ie</strong>gt in der Hand von Frank Eilbracht.<br />
Karten für d<strong>ie</strong> Veranstaltung gibt es an der Abendkasse<br />
ab 19 Uhr sow<strong>ie</strong> an folgenden Vorverkaufsstel<strong>le</strong>n: Bürgerbüro<br />
Rathaus, <strong>Gemeinde</strong>bücherei, Tankstel<strong>le</strong> Busse<br />
und Re<strong>is</strong>ebüro Heitkamp.<br />
Geldspende für Stiftspforte<br />
Denkmal soll bald errichtet werden<br />
Eine Geldspende in Höhe von 200 Euro für das geplante<br />
Denkmal Stiftspforte kommt vom Verein Kultur<br />
offensiv. Erster Vorsitzender Horst Hartmann übergab<br />
jetzt d<strong>ie</strong> Münzen, d<strong>ie</strong> in der Form des Stiftpfortendenkmals<br />
angeordnet waren, an d<strong>ie</strong> Vorsitzende und<br />
d<strong>ie</strong> zweite Vorsitzende der Werbegemeinschaft Stift-<br />
Quernheim-Klosterbauerschaft, Anke Brinker (im Foto<br />
rechts) und Monika Hotf<strong>ie</strong>l.<br />
In Stift Quernheim war im Herbst das erste Stiftspfortenfest<br />
gefe<strong>ie</strong>rt worden. Mit der Initiative, d<strong>ie</strong> Erinnerung<br />
an das h<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>che Nordtor des ehemaligen<br />
Damenstiftes wachzuhalten. 1147 wurde d<strong>ie</strong> Stiftspforte<br />
erstmals erw<strong>ä</strong>hnt. S<strong>ie</strong> stand b<strong>is</strong> zur Zerstörung<br />
durch einen Brand im Jahr 1913 etwa in Höhe des heutigen<br />
evangel<strong>is</strong>chen <strong>Gemeinde</strong>hauses. Das geplante<br />
Denkmal soll als Statue von 2,50 Meter Höhe aus<br />
Sandstein errichtet werden. W<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Vorstandsmitgl<strong>ie</strong>der<br />
der Werbegemeinschaft w<strong>ä</strong>hrend des Fototermins<br />
andeuteten, sind weitere Spenden „sehr herzlich willkommen.<br />
Wir möchten so früh w<strong>ie</strong> eben möglich mit<br />
dem Bauvorhaben beginnen.“<br />
W<strong>ä</strong>rmende<br />
Kl<strong>ä</strong>nge in<br />
der<br />
Lutherkirche<br />
D<strong>ie</strong> Musikschu<strong>le</strong> der Stadt<br />
Bünde l<strong>ä</strong>dt zu w<strong>ä</strong>rmenden<br />
Kl<strong>ä</strong>ngen in der kalten Jahreszeit<br />
mit dem consortium<br />
musicum am Sonntag, 12.<br />
Februar, um 17 Uhr in d<strong>ie</strong><br />
Lutherkirche Süd<strong>le</strong>ngern<br />
ein. Auf Blockflöten und<br />
Gamben erklingt Musik von<br />
Hass<strong>le</strong>r, Monteverdi, Mendelssohn<br />
Bartholdy u. a. D<strong>ie</strong><br />
Leitung des Konzerts hat<br />
Kerstin Aengeneyndt-Dittmar.<br />
Der Eintritt <strong>is</strong>t frei, eine<br />
Spende am Ausgang erfreut<br />
d<strong>ie</strong> Mitwirkenden.<br />
“Ich l<strong>ie</strong>be Euch”<br />
Erstes Solo-Video von JOKER-D<br />
Wer RAPLEKTION kennt, dem <strong>is</strong>t auch schon<br />
deren Gründer unter dem Alias JOKER-D begegnet.<br />
Anfang Januar hat der HipHopper<br />
Hermann Kedrich sein aktuel<strong>le</strong>s Soloprojekt<br />
„Ich l<strong>ie</strong>be Euch“ vorgestellt und im kommuna<strong>le</strong>n<br />
Kino LICHTBLICK war zum ersten Mal das<br />
Video öffentlich zu sehen.<br />
Stolz pr<strong>ä</strong>sent<strong>ie</strong>rt er sein sehr persönliches<br />
Stück über d<strong>ie</strong> L<strong>ie</strong>be zu seiner Famil<strong>ie</strong>, vor al<strong>le</strong>m<br />
zu seinen Geschw<strong>is</strong>tern, d<strong>ie</strong> ihm oft und<br />
in schw<strong>ie</strong>rigen Situationen Kraft und Hilfe gaben.<br />
D<strong>ie</strong> Aufnahme des Songs und der Videodreh<br />
sind dabei ein Teil seiner Emanzipation<br />
als Künst<strong>le</strong>r und der Versuch sich selbst auszuprob<strong>ie</strong>ren<br />
ohne dabei seiner Band RAPLEK-<br />
TION den Rücken zu kehren.<br />
Seine Ideen speichert JOKER-D laufend auf<br />
seinem Handy. Jeden Rhyme und jedes Detail<br />
„not<strong>ie</strong>rt“ er so, um s<strong>ie</strong> sp<strong>ä</strong>ter im Studio zu<br />
verarbeiten. Dabei geben ihm „seine Jungs“<br />
in der Gruppe das nötige Feedback und unterstützen<br />
ihn mit ihrer Meinung. Das Jugendcafé<br />
der Offenen Jugendarbeit der <strong>Gemeinde</strong><br />
Kirch<strong>le</strong>ngern <strong>is</strong>t Produktionsst<strong>ä</strong>tte und Ideenschm<strong>ie</strong>de<br />
nicht nur für d<strong>ie</strong> Hip Hopper um<br />
den sympath<strong>is</strong>chen Hermann.<br />
D<strong>ie</strong> Verantwortliche für Jugendarbeit in<br />
Kirch<strong>le</strong>ngern, Erika Nauhart, meint dazu: „Es<br />
<strong>is</strong>t schön zu sehen, w<strong>ie</strong> sich al<strong>le</strong>s entwickelt -<br />
w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Saat aufgeht, d<strong>ie</strong> wir gepf<strong>le</strong>gt haben.“<br />
Man kann gespannt sein, w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>ses und d<strong>ie</strong><br />
n<strong>ä</strong>chsten Projekte der jungen Künst<strong>le</strong>r vom<br />
Publikum aufgenommen werden. Zu sehen<br />
sind s<strong>ie</strong> im Netz unter www.RAPLEKTION.de<br />
ZWISCHEN LIEBE & ZORN<br />
KINO KINO KINO - Filmkunst im Lichtblick<br />
Kartenreserv<strong>ie</strong>rung & Programminfo: 05223 / 75 73 450<br />
Auch im Februar f<strong>ä</strong>llt es dem Filmfreund<br />
schwer, nur zwei interessante Streifen auszuw<strong>ä</strong>h<strong>le</strong>n,<br />
um s<strong>ie</strong> h<strong>ie</strong>r vorzustel<strong>le</strong>n, doch nur einen<br />
Papst dürfen d<strong>ie</strong> Kardin<strong>ä</strong><strong>le</strong> w<strong>ä</strong>h<strong>le</strong>n, bevor<br />
weißer Rauch aus der Sixtin<strong>is</strong>chen Kapel<strong>le</strong> aufsteigt<br />
und HABEMUS PAPAM verkündet wird.<br />
Doch der neue Papst, erdrückt von der Größe<br />
seiner Aufgabe, er<strong>le</strong>idet, kurz bevor er auf den<br />
Balkon treten und d<strong>ie</strong> Gl<strong>ä</strong>ubigen segnen kann,<br />
einen Nervenzusammenbruch. So beginnt der<br />
neue Film von Nanni Moretti.<br />
D<strong>ie</strong> Kur<strong>ie</strong> <strong>is</strong>t hilflos, für d<strong>ie</strong>se Situation gibt es<br />
keine Zeremon<strong>ie</strong>anwe<strong>is</strong>ung. Ein berühmter<br />
Psychoanalytiker soll den Papst aus seiner Verzweiflung<br />
befre<strong>ie</strong>n, aber der fl<strong>ie</strong>ht kurzerhand<br />
aus dem Vatikan. Der Heilige Vater, der nicht<br />
den Glauben an Gott, aber den an sich selbst<br />
verloren hat, irrt durch Rom und trifft schl<strong>ie</strong>ßlich<br />
eine Theatertruppe, d<strong>ie</strong> Tschechows<br />
„Möwe“ probt. Und outet sich als verhinderter<br />
Schausp<strong>ie</strong><strong>le</strong>r. Im Vatikan veranstaltet derweil<br />
der Psychotherapeut mit den Kardin<strong>ä</strong><strong>le</strong>n<br />
ein Vol<strong>le</strong>yballturn<strong>ie</strong>r. Am Ende verzichtet der<br />
Papst, w<strong>ie</strong> einst Coe<strong>le</strong>stin V., auf sein Amt.<br />
Es überrascht, dass der bekennende Linke<br />
und ausgew<strong>ie</strong>sene Berlusconi-Kritiker Moretti<br />
ausgerechnet mit einem Papstfilm aufwartet.<br />
Dazu noch mit einem, dem der Vatikan<br />
am Ende positiv gegenübersteht und der zum<br />
Sensationserfolg avanc<strong>ie</strong>rte. Es geht dem Reg<strong>is</strong>seur<br />
in HABEMUS PAPAM nicht um skandalöse<br />
Enthüllungen aus dem Innen<strong>le</strong>ben des<br />
Vatikans, pro oder kontra Papst b<strong>le</strong>ibt nebens<strong>ä</strong>chlich.<br />
V<strong>ie</strong>lmehr interess<strong>ie</strong>rt ihn das Verhalten<br />
eines Menschen, der d<strong>ie</strong> ihm zugedachte<br />
Rol<strong>le</strong> nicht annehmen kann. Damit greift der<br />
Film eine simp<strong>le</strong> Tatsache auf, d<strong>ie</strong> im media<strong>le</strong>n<br />
D<strong>is</strong>kurs in der Regel untergeht, aber gerade<br />
auch im augenblicklichen Skandal um Chr<strong>is</strong>tian<br />
Wulff w<strong>ie</strong>der zu Tage tritt: Auch in den höchsten<br />
Ämtern sitzen nur Menschen mit all ihren<br />
Unzul<strong>ä</strong>nglichkeiten und Feh<strong>le</strong>rn.<br />
Lichtblick<br />
Kommuna<strong>le</strong>s Kino<br />
Kirch<strong>le</strong>ngern<br />
Roland Emmerichs meiner Meinung nach b<strong>is</strong>her<br />
bester Film ANONYMUS spekul<strong>ie</strong>rt dramat<strong>is</strong>ch<br />
über den Ghostwriter hinter Shakespeare<br />
und d<strong>ie</strong> Tragöd<strong>ie</strong> eines sabot<strong>ie</strong>rten<br />
Künst<strong>le</strong>r<strong>le</strong>bens. Edward, Graf von Oxford, <strong>is</strong>t<br />
seit seiner Jugend vom Theater und der Macht<br />
des Wortes faszin<strong>ie</strong>rt, doch für einen Mann<br />
seines Standes z<strong>ie</strong>mt es sich nicht, Theaterstücke<br />
zu schreiben. Als um d<strong>ie</strong> alternde Königin<br />
Elizabeth I. d<strong>ie</strong> D<strong>is</strong>kussion um d<strong>ie</strong> Thronfolge<br />
aufkommt, versucht Edward das Volk mit seinen<br />
Stücken gegen d<strong>ie</strong> Konkurrenz am Hofe<br />
aufzubringen, um zu verhindern, dass König<br />
James von Schottland d<strong>ie</strong> Blutlin<strong>ie</strong> der Tudors<br />
unterbricht.<br />
In der Tat entwickelt sich ein spannender Thril<strong>le</strong>r<br />
um Machtpolitik, Intrigen und den Einsatz<br />
der Kunst als Waffe im Kampf um d<strong>ie</strong> Meinung<br />
des Volkes. Shakespeare <strong>is</strong>t h<strong>ie</strong>r im Film nur<br />
ein mittelm<strong>ä</strong>ßiger Schausp<strong>ie</strong><strong>le</strong>r und Dreiv<strong>ie</strong>rtelidiot,<br />
der al<strong>le</strong>rdings d<strong>ie</strong> Gunst der Stunde<br />
erkennt, als sich ihm d<strong>ie</strong> Möglichkeit auf<br />
Anerkennung und bescheidenen Wohlstand<br />
eröffnet. Mag d<strong>ie</strong> seriöse Forschung d<strong>ie</strong>sen<br />
abenteuerlichen Mix aus polit<strong>is</strong>chen Morden,<br />
il<strong>le</strong>gitimen Kindern und Inzest auch als pure<br />
Spekulation betrachten, so erz<strong>ä</strong>hlt Emmerich<br />
d<strong>ie</strong>ses Melodram so flüssig und in den Emotionen<br />
nachvollz<strong>ie</strong>hbar, dass man sich seiner<br />
Wirkung nicht entz<strong>ie</strong>hen kann.<br />
Der Film entwickelt vor al<strong>le</strong>m in der zweiten<br />
H<strong>ä</strong>lfte einen starken dramat<strong>is</strong>chen Sog, illustr<strong>ie</strong>rt<br />
d<strong>ie</strong> Macht des Wortes und d<strong>ie</strong> Ohnmacht<br />
eines Mannes, der sein künst<strong>le</strong>r<strong>is</strong>ches Gen<strong>ie</strong><br />
n<strong>ie</strong> outen durfte, zeigt in Ausstattung und Effekten,<br />
was das „Sp<strong>ie</strong>lberg<strong>le</strong>“ Emmerich und<br />
sein Team mit nur 30 Millionen Dollar in den<br />
Studios von Babelsberg zu <strong>le</strong><strong>is</strong>ten vermögen,<br />
und vor der Kamera eine idea<strong>le</strong> und beeindruckende<br />
M<strong>is</strong>chung aus bekannten Namen und<br />
ta<strong>le</strong>nt<strong>ie</strong>rten Newcomern.<br />
Mit einem für seine Verh<strong>ä</strong>ltn<strong>is</strong>se so lumpig<br />
budget<strong>ie</strong>rten Film, den Emmerich rein aus Passion<br />
gemacht habe, ohne sich selbst eine Gage<br />
auszuzah<strong>le</strong>n, hat der Mann, der sich als Master<br />
of Desaster seinen Weg nach Hollywood buchst<strong>ä</strong>blich<br />
freibombte, ein Erdbeben ausgelöst,<br />
w<strong>ie</strong> ihm das mit seinen Katastrophen-Filmen<br />
nicht gelungen <strong>is</strong>t. Eines aber kann der Film<br />
nicht erkl<strong>ä</strong>ren: Weshalb der Earl of Oxford, der<br />
tats<strong>ä</strong>chlich Literat war, ausgerechnet seine<br />
sch<strong>le</strong>chteren Arbeiten unter dem eigenen Namen<br />
veröffentlichte, d<strong>ie</strong> genia<strong>le</strong>n jedoch unter<br />
dem Pseudonym William Shakespeare?<br />
09<br />
KULTUR RATHAUS