11.06.2014 Aufrufe

Inhalt 305 - Rheinaubund

Inhalt 305 - Rheinaubund

Inhalt 305 - Rheinaubund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Mensch und Umwelt<br />

Mensch und Umwelt<br />

Der Zürcher Heimatschutz mit seinen<br />

grossen Sektionen in der Stadt<br />

Zürich und in Winterthur, nebst den<br />

vielen Gruppierungen sowie Heimatschutzgesellschaften,<br />

hat vieles gerettet<br />

und wird auch in Zukunft noch einiges<br />

erhalten helfen. Dabei geht es vor allem<br />

darum, nebst Neuem auch Historisches<br />

beizubehalten. Beginnen wir bei der<br />

Technik,die Stadtzürcher Sektion setzte<br />

sich für das Weiterbestehen des Poly-<br />

Bähnlis (zur ETH) ein. Der kantonale<br />

Heimatschutz restauriert zur Zeit aktiv<br />

mit der kantonalen Denkmalpflege den<br />

letzten zürcherischen Gasometer in<br />

Schlieren als sehr mechanisches und<br />

dynamisch interessantes technisches<br />

Denkmal der Gas-Energiezeit von 1895<br />

bis 1972.<br />

Heimatschutz klingt oft ein bisschen altbacken.<br />

Ist der Schweizer Heimatschutz<br />

heute eine Organisation für ältere Menschen<br />

oder gelingt es Ihnen auch, junge<br />

Menschen für Ihre Anliegen zu gewinnen?<br />

Heimatschutz und Siedlungen sind<br />

ohnehin als ständig laufender Film von<br />

Veränderungen mit nachkommenden<br />

Generationen von Bauten, Kulturelementen<br />

und Menschen zu betrachten<br />

und zu verstehen. Hohe signifikante<br />

Werte gewährleisten dabei nachhaltig<br />

den identifizierenden Ortsbezug.<br />

Der Zürcher Heimatschutz hat ca.<br />

1993 mit finanzieller Unterstützung<br />

durch den örtlichen Gemeinderat die<br />

Hanfreibe in Hettlingen gekauft und<br />

wieder in Stand gesetzt. Ebenso aufgrund<br />

eines Servitutes hat er die Reismühle<br />

in Hegi zusammen mit dem Winterthurer<br />

Heimatschutz renoviert und<br />

wieder zum Laufen gebracht. Der sehr<br />

aktive eigenständige Betriebsverein<br />

Sagi Reismühle, umgehend gegründet<br />

auf den Impuls-Aufruf des Heimatschutzes<br />

gleich bei der Neueinweihung,<br />

arbeitet mit vielen jungen Menschen in<br />

Hegi, einem früheren Vorort von Winterthur,<br />

daran weiter und macht Vorführungen.Dasselbe<br />

tut mit Freude eine<br />

Gruppe von Gemeinderäten in Hettlingen<br />

mit der von uns restaurierten Hanfreibe.<br />

1990/1991 konnte die Stiftung des<br />

Zürcher Heimatschutzes die Restaurierung<br />

der Haumühle in Embrach samt<br />

Wohn- und Mühlhaus mit Scheune fertig<br />

stellen. Den Weiterbetrieb und<br />

Unterhalt der Haumühle besorgt ein<br />

grosser von uns mitgegründeter Betreiberverein,<br />

der sich vorwiegend aus<br />

jüngeren Handwerkern des Embracher<br />

Tales und zahlreichen interessierten Ergänzungsmitgliedern<br />

zusammensetzt.<br />

Auch die Renovation des erwähnten<br />

letzten Gasometers von Schlieren, es<br />

handelt sich dabei um einen hochfahrenden<br />

Teleskop-Niederdruckbehälter,<br />

spricht sehr viele an, vor allem junge<br />

Leute aus dem In- und Ausland und zeigt<br />

der Jugend,wie man vieles aus der früheren<br />

Technik abklären und erneuern<br />

kann.<br />

Im baulichen Bereich haben sowohl<br />

die Stiftung des Zürcher Heimatschutzes<br />

als auch der Zürcher Heimatschutz<br />

viele erhaltenswerte Häuser als<br />

Eigentum übernommen, renoviert und<br />

unterhalten diese fachgemäss. Solche<br />

Gebäude werden von uns gepflegt und<br />

verwaltet. Sie stellen eine Bereicherung<br />

ihrer Umgebung dar. Die meisten der<br />

über 20 Objekte sind bewohnt. Deren<br />

Wohnungen sind gesucht und sehr beliebt,<br />

dies auch wieder von jüngeren<br />

Leuten, die damit nun gegenwartsbezogene<br />

Heimatschutztätigkeit erleben.<br />

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten haben<br />

Umweltverbände oft grosse Schwierigkeiten,<br />

ihre Anliegen durchzusetzen.<br />

Gelten diese Probleme auch für den Heimatschutz?<br />

Bis jetzt sind die Schwierigkeiten für<br />

den Heimatschutz im baulichen Bereich<br />

einschliesslich der Freihaltung von<br />

Grünräumen wohl da, aber nicht unüberwindbar,<br />

weil die Bewohner eines<br />

Quartiers nicht primär alles ändern wollen,<br />

wie dies die Spekulanten den Politikern<br />

immer glaubhaft machen wollen.<br />

Viele Anwohnende ziehen harmonische<br />

Weiterentwicklungen dem Niederreissen<br />

und den vollen Veränderungen vor<br />

und stehen damit auf der Seite des<br />

Foto: SHS<br />

Heimatschutzes. Deutlich zeigt sich das<br />

z.B.in den Zürcher Stadtquartieren Wipkingen<br />

mit dem Bahnhof der 1930er<br />

Jahre und dem Gasthof Nordbrücke von<br />

1900 sowie in Seebach mit den ersten Genossenschaftssiedlungen<br />

aus den 1930/<br />

40er Jahren. Dann z.B. beim Projekt des<br />

200 m langen Bahnhofersatzes in Horgen<br />

oder in Wädenswil am bildhaften Teil<br />

der Luftstrasse mit den markanten alten<br />

Villen und dem alten Weinbauernhaus<br />

Grünhof im Seeuferbereich, um nur einige<br />

Beispiele zu nennen.<br />

Und was tun Sie gegen diese Schwierigkeiten?<br />

Erst einmal arbeiten wir mit den Bewohnern<br />

abbruchgefährdeter Gebiete<br />

oder Objekte zusammen.Wo Anwohner<br />

fehlen, leisten wir aber auch einen alleintätigen<br />

Beitrag für die Öffentlichkeit.<br />

So haben wir uns jetzt beim Landesmuseum<br />

Zürich gemeinsam mit der<br />

Schweizerischen Vereinigung für Gartenkultur<br />

für die Erhaltung des Parkes<br />

und des historisierenden Museumsgebäudes<br />

aus dem 19./20. Jh. (von Professor<br />

Gull, einem Mitbegründer unserer<br />

Vereinigung) eingesetzt sowie darüber<br />

hinaus für den Erhalt des Kongresshauses<br />

Zürich und verlangen moderne<br />

Neubauten für ein Kongresshaus oder<br />

Museum an geeigneten Orten.<br />

In den letzten Jahren hat man häufiger den<br />

Eindruck, Heimatschutz und Umweltschutz<br />

sind näher aneinandergerückt.<br />

Herr Kläusli, Sie sind ja auch Präsident<br />

des Zürcher Heimatschutzes und CO-<br />

Präsident des <strong>Rheinaubund</strong>es. Geht es in<br />

der Zukunft mehr um ein Miteinander?<br />

Natürlich verfolgen Heimatschutzund<br />

Umweltschützverbände gleiche<br />

Hauptziele, nämlich Wohnlichkeit und<br />

Gesundheit, Landschaft- und Naturschutz.<br />

Doch liegen die Schwerpunkte<br />

etwas verschieden und rechtfertigen<br />

deshalb eine Arbeitsteilung. Gute Bauten<br />

und Freiräume in den Siedlungen<br />

pflegt mehr der Heimatschutz, der vor<br />

100 Jahren noch alles auch den Naturschutz,<br />

die Mundart und Trachtenwesen<br />

Viele Anwohnende<br />

ziehen harmonische<br />

Weiterentwicklungen<br />

dem Niederreissen<br />

und den<br />

vollen Veränderungen<br />

vor, so auch<br />

am alten Bahnhof<br />

Wipkingen.<br />

12 natur + mensch 3 /2005<br />

natur + mensch 3 /2005 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!